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Humanismus und Ein Kurs in Wundern - psychosophie.org

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kann ich mir gar nicht vorstellen, obwohl ich diesen Weg <strong>in</strong> umgekehrter Richtung<br />

gegangen b<strong>in</strong>, um das Ganze zu manifestieren. Das ist me<strong>in</strong> Lehren, das <strong>in</strong> der Ursache so<br />

weit zurückliegt, dass ich mich gar nicht mehr er<strong>in</strong>nern kann. Aber: Me<strong>in</strong> Lernen ist das,<br />

was ich mit dem Körper erlebe, <strong>und</strong> dieses Lernen, der Körper, kann mir als Lernhilfe, als<br />

Kommunikationsmittel dienen; denn alles, was der Körper mir zeigt, jede Situation, ist<br />

das, was ich <strong>in</strong> der Vergangenheit e<strong>in</strong>mal gelehrt hatte. Also brauche ich nur <strong>in</strong> me<strong>in</strong>en<br />

Geist zu schauen, dann f<strong>in</strong>de ich die Idee, die ich gelehrt hatte, <strong>und</strong> sie ist e<strong>in</strong>s mit dem,<br />

was ich hier erlebe. Es ist dieselbe Idee, <strong>und</strong> die brauche ich nur zu berichtigen, dann<br />

f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>en Moment Erlösung statt. Und was ist dann mit dem anderen?<br />

Es sieht eigentlich noch genauso aus wie vorher, aber <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Geist ist e<strong>in</strong>e Ursache<br />

berichtigt worden, <strong>und</strong> dann kann die Situation allmählich vergehen. Das Gefühl ist nicht<br />

mehr so dom<strong>in</strong>ant, der Ärger ist nicht mehr so brutal, der Schmerz wird nicht mehr als<br />

so <strong>in</strong>tensiv empf<strong>und</strong>en, die Angst ist nicht mehr so groß – ich komme <strong>in</strong> e<strong>in</strong> anderes<br />

Gewahrse<strong>in</strong>. Das konnte ich mir nicht vorstellen. Ich komme aber wieder allmählich <strong>in</strong><br />

das Gewahrse<strong>in</strong>, <strong>in</strong> dem ich war, bevor ich das begonnen habe zu lehren. Und zwar<br />

immer wieder <strong>in</strong> der Situation b<strong>in</strong> ich frei von der Situation. Ich kann auf sie schauen.<br />

Und dann kann ich auf den anderen e<strong>in</strong>en Augenblick wieder so schauen, wie er war,<br />

bevor er zu dem wurde, zu dem Spieler wurde. <strong>E<strong>in</strong></strong>en Augenblick sehe ich ihn vielleicht<br />

nur als e<strong>in</strong>en Menschen, nicht gleich als me<strong>in</strong>e Mutter oder als me<strong>in</strong>en Partner, sondern<br />

nur als e<strong>in</strong>en Menschen, als e<strong>in</strong>en Mitmenschen. Ich kann auch sagen, als e<strong>in</strong>en Bruder.<br />

Aber der <strong>Kurs</strong> ist <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Begrifflichkeit nicht festgelegt, ich kann auch sagen, „me<strong>in</strong><br />

Mitmensch“, wenn ich e<strong>in</strong>en anderen Begriff benütze, den ich genauso hilfreich<br />

benützen kann. Ich kann auch <strong>in</strong> der Sprache des <strong>Kurs</strong>es bleiben <strong>und</strong> „Bruder“ sagen.<br />

Aber wenn der Begriff „Mitmensch“ <strong>in</strong>haltlich dasselbe me<strong>in</strong>t, kann ich genauso gut<br />

„Mitmensch“ sagen, oder? Dann ist er nicht gleich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Rolle festgelegt, als Partner,<br />

als K<strong>in</strong>d, als Fre<strong>und</strong>, als Vater, irgendjemand, als Arzt … Dann könnte ich allmählich <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e wirklich (nehmen wir e<strong>in</strong>fach diese Idee) humanistische Psychologie kommen, <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>en <strong>Humanismus</strong>, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Mitmenschlichkeit, aber das s<strong>in</strong>d Begriffe, die haben<br />

anderen kurze Zeit gute Dienste geleistet, <strong>und</strong> dann s<strong>in</strong>d sie wieder verkrustet zu<br />

Ideologien, zu Wissenschaften, zu Theorien <strong>und</strong> dienen nicht mehr. Aber am Anfang<br />

der humanistischen Psychologie gab es diese Aufbruchsstimmung, genauso wie am<br />

Anfang der Acht<strong>und</strong>sechziger-Generation oder am Anfang der Grünen (eventuell ist es<br />

jetzt am Anfang der Piraten auch wieder so) oder am Anfang der Emanzipation. Da gibt<br />

es immer e<strong>in</strong>en Moment, wo e<strong>in</strong> Mensch se<strong>in</strong> Bedürfnis <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen sieht <strong>und</strong> sich<br />

von alten Mustern befreien will, von alten Rollen-Zuweisungen. Das haben die Frauen<br />

ja ganz klar versucht. Du musst nur aufpassen, dass du nicht gleich wieder <strong>in</strong>s Urteil<br />

gehst, dass du e<strong>in</strong>en neuen Traum verursachen willst, <strong>in</strong> dem die Rollen neu verteilt<br />

werden. Ne<strong>in</strong>, das sollen sie eben nicht! Es bräuchte den re<strong>in</strong>en <strong>Humanismus</strong>, die re<strong>in</strong>e<br />

Brüderlichkeit, e<strong>in</strong>e Liebe, die nicht gleich auf e<strong>in</strong>em Rollenverständnis beruht (me<strong>in</strong>e<br />

weibliche Liebe, me<strong>in</strong>e mütterliche, me<strong>in</strong>e erotische Liebe, me<strong>in</strong>e männliche Liebe,<br />

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