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Einführung in die räumliche Struktur von Proteinen

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1<br />

<strong>E<strong>in</strong>führung</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>räumliche</strong> <strong>Struktur</strong> <strong>von</strong><br />

Prote<strong>in</strong>en<br />

Peter Güntert, Sommersemeter 2009<br />

Literatur<br />

C. Branden & J. Tooze, Introduction to Prote<strong>in</strong> Structure, Garland, 2 1999.<br />

T. E. Creighton, Prote<strong>in</strong>s, Structures and Molecular Properties, Freeman, 2 1993.<br />

J. S. Richardson et al., Look<strong>in</strong>g at Prote<strong>in</strong>s: Representations, Fold<strong>in</strong>g, Pack<strong>in</strong>g, and Design,<br />

Biophysical Journal 63, 1186–1209 (1992).<br />

Die Am<strong>in</strong>osäuresequenz bestimmt <strong>die</strong> dreidimensionale<br />

<strong>Struktur</strong><br />

Primärstruktur: Am<strong>in</strong>osäuresequenz.<br />

Sekundärstruktur: Nahordnung des Polypeptidrückgrats: Helices, Faltblätter, Turns, Loops<br />

Tertiärstruktur: dreidimensionale <strong>Struktur</strong> e<strong>in</strong>er kompletten Polypeptidkette (Faltung)<br />

Quartärstruktur: Anordnung mehrerer (nicht kovalent verbundener) Untere<strong>in</strong>heiten<br />

Die Primärstruktur bestimmt <strong>die</strong> Sekundär-, Tertiär- und Quartärstruktur.<br />

Die Faltung e<strong>in</strong>es Prote<strong>in</strong>s bezeichnet sowohl <strong>die</strong> dreidimensionale <strong>Struktur</strong> (engl. prote<strong>in</strong> fold)<br />

als auch den Prozess ihrer Ausbildung (engl. prote<strong>in</strong> fold<strong>in</strong>g).<br />

Prote<strong>in</strong>e mit signifikanter Sequenzhomologie (>25% Sequenzidentität) haben fast immer sehr<br />

ähnliche dreidimensionale <strong>Struktur</strong>en. Je grösser <strong>die</strong> Sequenzhomologie, um so ähnlicher <strong>die</strong><br />

dreidimensionale <strong>Struktur</strong>. Die Umkehrung gilt nicht: Zwei Prote<strong>in</strong>e können <strong>die</strong> gleiche<br />

dreidimensionale <strong>Struktur</strong> haben, ohne dass ihre Am<strong>in</strong>osäuresequenzen erkennbare Ähnlichkeit<br />

aufweisen.


2<br />

Die erste Kristallstruktur e<strong>in</strong>es Prote<strong>in</strong>s: ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fachen<br />

Regeln für <strong>die</strong> Faltung<br />

Die erste dreidimensionale <strong>Struktur</strong> e<strong>in</strong>es Prote<strong>in</strong>s, Myoglob<strong>in</strong>, wurde <strong>von</strong> John Kendrew 1958<br />

mit Hilfe der Röntgenkristallographie bestimmt. Die Faltung des Prote<strong>in</strong>s war weitaus<br />

komplizierter als <strong>von</strong> vielen angenommen und liess ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fachen, allgeme<strong>in</strong>en Regeln<br />

erkennen, wie <strong>die</strong>s im Fall der DNA Doppelhelix möglich war:<br />

“Vielleicht <strong>die</strong> bemerkenswerteste Eigenschaft des Moleküls ist se<strong>in</strong>e Komplexität und <strong>die</strong><br />

Abwesenheit <strong>von</strong> Symmetrie. Der Anordnung sche<strong>in</strong>en <strong>die</strong> Regelmässigkeiten, <strong>die</strong> man <strong>in</strong>st<strong>in</strong>ktiv<br />

erwartet, fast völlig zu fehlen, und sie ist komplizierter als <strong>von</strong> irgende<strong>in</strong>er Theorie der<br />

Prote<strong>in</strong>struktur vorhergesagt.” — John Kendrew, 1958<br />

Prote<strong>in</strong>e haben e<strong>in</strong>en hydrophoben Kern<br />

Hydrophobe Seitenketten zeigen vorwiegend nach <strong>in</strong>nen, hydrophile nach aussen. Das Innere<br />

e<strong>in</strong>es Prote<strong>in</strong>s ist dicht gepackt.<br />

Das Polypeptidrückgrat ist polar und hat Wasserstoffbrücken Donoren (NH) und Akzeptoren<br />

(CO), <strong>die</strong> im Inneren e<strong>in</strong>es Prote<strong>in</strong>s durch Bildung <strong>von</strong> <strong>in</strong>tramolekularen Wasserstoffbrücken<br />

“abgesättigt” werden sollten (→ Sekundärstrukturen). An der Prote<strong>in</strong>oberfläche können polare<br />

Gruppen H-Brücken mit dem Lösungsmittel (Wasser) bilden.<br />

Membranprote<strong>in</strong>e können auch hydrophobe Oberflächen haben, ebenso Untere<strong>in</strong>heiten <strong>von</strong><br />

Prote<strong>in</strong>komplexen.<br />

α-Helix<br />

Vorhergesagt <strong>von</strong> L<strong>in</strong>us Paul<strong>in</strong>g 1951.<br />

Die erste Kristallstruktur e<strong>in</strong>es Prote<strong>in</strong>s, Myoglob<strong>in</strong>, enthielt nur e<strong>in</strong>e Art <strong>von</strong> regelmässiger<br />

Sekundärstruktur: α-Helices.<br />

Rechtshändige Helix mit 3.6 Am<strong>in</strong>osäuren pro W<strong>in</strong>dung, Diederw<strong>in</strong>kel φ = −57°, ψ = −47°. Das<br />

l<strong>in</strong>kshändige Spiegelbild ist sterisch ungünstig (→ Chiralität des C α Atoms, L-Am<strong>in</strong>osäuren) und<br />

tritt nicht auf.<br />

Wasserstoffbrücken CO(i) — HN(i + 4).<br />

Seitenketten zeigen nach aussen.


3<br />

Weil alle Wasserstoffbrücken <strong>in</strong> <strong>die</strong> gleiche Richtung und parallel zur Helixachse zeigen, weisen<br />

α-Helices e<strong>in</strong> Dipolmoment auf.<br />

Gewisse Am<strong>in</strong>osäuren treten häufig <strong>in</strong> α-Helices auf, z.B. Ala, Glu, Leu, Met; andere z.B. Pro,<br />

Gly, Tyr, Ser s<strong>in</strong>d seltener (→ Sekundärstrukturvorhersage).<br />

Die Anordnung der Am<strong>in</strong>osäuren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er α-Helix kann mit Hilfe des “Helixrads,” e<strong>in</strong>er<br />

Projektion der Positionen der C α Atome auf e<strong>in</strong>e Ebene senkrecht zur Helixachse, veranschaulicht<br />

werden. Helices, deren e<strong>in</strong>e Seite dem Lösungsmittel zugewandt ist, weisen oft e<strong>in</strong>e<br />

charakteristische Verteilung der hydrophilen und hydrophoben Am<strong>in</strong>osäuren auf; sie s<strong>in</strong>d<br />

“amphipathisch.”<br />

Helix im Prote<strong>in</strong><strong>in</strong>neren amphipathische Helix Wasser ausgesetzte Helix<br />

β-Blätter bestehen aus parallelen oder antiparallelen β-<br />

Strängen<br />

Im Gegensatz zur α-Helix, <strong>die</strong> aus e<strong>in</strong>em zusammenhängenden Stück der Am<strong>in</strong>osäuresequenz<br />

gebildet wird, setzen sich β-Blätter aus mehreren getrennten Teilen der Primärstruktur zusammen.<br />

Die e<strong>in</strong>zelnen Teile e<strong>in</strong>es β-Blatts s<strong>in</strong>d β-Stränge, deren Polypeptidrückgrat ausgestreckt ist.<br />

Diederw<strong>in</strong>kel φ ≈ −130°, ψ ≈ 125°.<br />

Wasserstoffbrücken bilden sich zwischen den CO- und NH-Gruppen des Polypeptidrückgrats<br />

nebene<strong>in</strong>anderliegender β-Stränge.


4<br />

Antiparalleles β-Blatt<br />

Paralleles β-Blatt<br />

Benachbarte β-Stränge können parallel oder antiparallel zue<strong>in</strong>ander verlaufen. β-Blätter können<br />

e<strong>in</strong>heitlich aus parallel oder antiparallel gepaarten β-Strängen aufgebaut se<strong>in</strong> oder, wenn auch<br />

weniger häufig (ca. 20% der β-Stränge <strong>in</strong> bekannten Prote<strong>in</strong>strukturen), gemischt<br />

parallel/antiparallele Architektur aufweisen.<br />

Die C α Atome benachbarter Am<strong>in</strong>osäuren liegen abwechslungsweise leicht ober- bzw. unterhalb<br />

der Ebene des β-Blatts, dessen Aussehen dem e<strong>in</strong>es Wellblechs gleicht (→ β-Faltblatt).<br />

Ebenso zeigen <strong>die</strong> Seitenketten benachbarter Am<strong>in</strong>osäuren abwechslungsweise nach beiden<br />

Seiten der β-Blattebene.<br />

Gemischt antiparallel/paralleles β-Blatt<br />

im Prote<strong>in</strong> Thioredox<strong>in</strong><br />

Loops<br />

Die allermeisten Prote<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d aus Komb<strong>in</strong>ationen <strong>von</strong> regelmässigen Sekundärstrukturelementen<br />

– α-Helices und β-Strängen – aufgebaut, <strong>die</strong> durch Loopregionen variabler Länge und irregulärer<br />

Form verbunden s<strong>in</strong>d. Viele <strong>die</strong>ser Loops bef<strong>in</strong>den sich an der Prote<strong>in</strong>oberfläche.<br />

Insertionen und Deletionen <strong>in</strong> den Am<strong>in</strong>osäuresequenzen homologer Prote<strong>in</strong>e treten fast<br />

ausschliesslich <strong>in</strong> Loopregionen auf.


5<br />

Kurze Loops, <strong>die</strong> zwei aufe<strong>in</strong>anderfolgende antiparallele β-Stränge verb<strong>in</strong>den (→ β-Haarnadel),<br />

werden als “Tight Turns” oder “Reverse Turns” bezeichnet. Liegt zwischen der letzten<br />

Am<strong>in</strong>osäure des e<strong>in</strong>en β-Strangs und der ersten des anderen β-Strangs e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Am<strong>in</strong>osäure,<br />

spricht man <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em γ-Turn; liegen zwei Am<strong>in</strong>osäuren dazwischen, <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em β-Turn. γ-Turns<br />

s<strong>in</strong>d selten, weil sie e<strong>in</strong>e ungünstige Geometrie der letzten Wasserstoffbrücke des β-Blatts<br />

bed<strong>in</strong>gen. β-Turns s<strong>in</strong>d sehr häufig und können aufgrund der Rückgratkonformation der beiden<br />

mittleren Am<strong>in</strong>osäuren <strong>in</strong> verschiedene Typen klassifiziert werden:<br />

1<br />

2<br />

1<br />

In vielen <strong>die</strong>ser Typen <strong>von</strong> Reverse Turns muss m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>e Am<strong>in</strong>osäure e<strong>in</strong>e<br />

aussergewöhnliche Konformation annehmen, z.B. e<strong>in</strong>en Diederw<strong>in</strong>kel φ > 0 oder e<strong>in</strong>e cis-<br />

Peptidb<strong>in</strong>dung. Aus <strong>die</strong>sem Grund treten gewisse Am<strong>in</strong>osäuren, <strong>in</strong>sbesondere Gly besonders<br />

häufig <strong>in</strong> Turns auf.


6<br />

Exkurs: Visualisierung und Archivierung <strong>von</strong><br />

Prote<strong>in</strong>strukturen<br />

E<strong>in</strong>e Prote<strong>in</strong>struktur ist <strong>die</strong> Anordnung <strong>von</strong> Hunderten oder Tausenden <strong>von</strong> Atomen im dreidimensionalen<br />

Raum. Sie ist komplex und wird im allgeme<strong>in</strong>en nicht durch Symmetrien<br />

vere<strong>in</strong>facht. Ihre Visualisierung ist daher nicht e<strong>in</strong>fach.<br />

Methoden:<br />

1. Dreidimensionale Modelle aus Metall, Kunststoff etc.: Guter 3D E<strong>in</strong>druck, aber sehr<br />

aufwendig zu bauen. Unflexibel.<br />

2. Interaktive Computergrafik mit Stereoeffekt: Guter 3D E<strong>in</strong>druck, aufwendige Technik.<br />

3. 2D Computergrafik: 3D E<strong>in</strong>druck durch Drehung des Moleküls <strong>in</strong> Echtzeit, Tiefenstaffelung,<br />

Schattierung, Perspektive usw.<br />

4. Zweidimensionale Darstellungen auf Papier: Statisch. Stereoeffekt möglich mit Hilfe zweier<br />

nebene<strong>in</strong>ander stehender Bilder, <strong>von</strong> denen e<strong>in</strong>es vom rechten, das andere vom l<strong>in</strong>ker Auge<br />

betrachtet wird.<br />

Was wird dargestellt?<br />

1. CPK Modell: Atome als Kugeln mit Radius, der dem van der Waals Radius entspricht. Guter<br />

E<strong>in</strong>druck für Raumfüllung und Oberflächen, aber ke<strong>in</strong> E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong>s Innere des Prote<strong>in</strong>s;<br />

Verlauf der Polypeptidkette ist schwierig bis unmöglich zu verfolgen.<br />

2. Ball-and-Stick Modell: Atome als kle<strong>in</strong>e Kugeln, chemische B<strong>in</strong>dungen als dünne Zyl<strong>in</strong>der.<br />

Detailgenauigkeit, wenn e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil des Prote<strong>in</strong>s dargestellt wird; für ganze Prote<strong>in</strong>e zu<br />

komplexe Bilder.<br />

3. L<strong>in</strong>ienmodell: Chemische B<strong>in</strong>dungen als L<strong>in</strong>ien.<br />

E<strong>in</strong>fach, “durchsichtig” (Prote<strong>in</strong><strong>in</strong>neres sichtbar), bei Darstellung aller Atome unübersichtlich,<br />

s<strong>in</strong>nvoll z.B. bei Darstellung nur des Rückgrats, geeignet für Überlagerungen bei<br />

<strong>Struktur</strong>vergleichen.<br />

4. Schematische Diagramme: z.B. Helices als Spiralen oder Zyl<strong>in</strong>der, β-Stränge als flache Pfeile,<br />

Loops als “Schläuche”.<br />

E<strong>in</strong>geführt <strong>von</strong> Jane Richardson 1981; ursprünglich <strong>von</strong> Hand gezeichnet, heute mit dem<br />

Computer herstellbar. Guter Überblick über <strong>die</strong> Sekundärstruktur und <strong>die</strong> Faltung auch ohne<br />

Stereoeffekt.


7<br />

5. Topologiediagramme: Zweidimensionale Darstellung der β-Blatt Topologie.<br />

E<strong>in</strong>fache, schematische Wiedergabe des Aufbaus <strong>von</strong> β-Blättern: Anzahl β-Stränge, deren<br />

relative Richtung, parallel oder antiparallel, und deren Verknüpfung untere<strong>in</strong>ander. Ke<strong>in</strong>e<br />

Information über <strong>die</strong> dreidimensionale <strong>Struktur</strong>.<br />

Es existieren viele Computerprogramme für <strong>die</strong> Visualisierung <strong>von</strong> Prote<strong>in</strong>strukturen. Ausgehend<br />

<strong>von</strong> e<strong>in</strong>er Liste der Atomkoord<strong>in</strong>aten können verschiedene Darstellungen am Bildschirm erzeugt<br />

bzw. ausgedruckt werden.<br />

Vielseitig ist z.B. das Programm MOLMOL. Es läuft auf PCs und L<strong>in</strong>ux Workstations und ist frei<br />

erhältlich (www.mol.biol.ethz.ch/wuthrich/software/molmol).<br />

Die Bestimmung e<strong>in</strong>er Prote<strong>in</strong>struktur mit Hilfe der Röntgenkristallographie oder NMR-<br />

Spektroskopie ist zeitaufwendig und nimmt oft Monate bis Jahre <strong>in</strong> Anspruch. Solange <strong>die</strong><br />

dreidimensionale <strong>Struktur</strong> e<strong>in</strong>es Prote<strong>in</strong>s nicht aus dessen Sequenz abgeleitet werden kann, bildet<br />

<strong>die</strong> Menge aller bisher bestimmten Prote<strong>in</strong>strukturen <strong>die</strong> Grundlage fur das strukturelle<br />

Verständnis der Prote<strong>in</strong>e.<br />

Es ist daher sehr wichtig, dass <strong>die</strong>se Informationen fur alle Interessierten e<strong>in</strong>fach erreichbar s<strong>in</strong>d.<br />

Zu <strong>die</strong>sem Zweck werden <strong>die</strong> Atomkoord<strong>in</strong>aten (und e<strong>in</strong>ige weitere Daten) jeder Prote<strong>in</strong>struktur<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er zentralen Datenbank, der Prote<strong>in</strong> Data Bank (PDB), gespeichert und über das Internet<br />

zugänglich gemacht (www.rcsb.org).<br />

Am 21. April 2009 enthielt <strong>die</strong> PDB 57133 Prote<strong>in</strong>strukturen, wobei allerd<strong>in</strong>gs auch Prote<strong>in</strong>e<br />

durch mehrere E<strong>in</strong>träge vertreten s<strong>in</strong>d (z.B. mehrere Stufen der <strong>Struktur</strong>verfe<strong>in</strong>erung, andere<br />

Bed<strong>in</strong>gungen, Komplexe mit Liganden).


8<br />

Sekundärstrukturelemente s<strong>in</strong>d zu e<strong>in</strong>fachen Motiven<br />

verknüpft<br />

Gewisse Komb<strong>in</strong>ationen regelmässiger Sekundärstrukturelemente zu e<strong>in</strong>er spezifischen<br />

geometrischen Anordnung kommen oft <strong>in</strong> Prote<strong>in</strong>en vor: Motive bzw. Supersekundärstrukturen.<br />

Das Motiv ist e<strong>in</strong> struktureller Begriff. E<strong>in</strong>igen Motiven kann e<strong>in</strong>e bestimmte biologische<br />

Funktionen zugeordnet werden, andere wurden bisher lediglich als Teile grösserer struktureller<br />

und funktioneller E<strong>in</strong>heiten erkannt.<br />

Das e<strong>in</strong>fachsten Motive mit spezifischer Funktion bestehen aus zwei α-Helices, <strong>die</strong> durch e<strong>in</strong>en<br />

Loop verbunden s<strong>in</strong>d. Es existieren zwei solcher Motive, jedes mit charakteristischer Geometrie<br />

und bestimmten Anforderungen an <strong>die</strong> Am<strong>in</strong>osäuresequenz, <strong>die</strong> <strong>in</strong> vielen Prote<strong>in</strong>strukturen<br />

vorkommen. Das e<strong>in</strong>e, Helix-Turn-Helix Motiv, ist spezifisch für DNA-B<strong>in</strong>dung, während das<br />

andere, <strong>die</strong> EF-Hand, spezifisch für Kalziumb<strong>in</strong>dung ist.<br />

Das e<strong>in</strong>fachste Motiv mit β-Strängen ist das β-Haarnadel Motiv (β-Hairp<strong>in</strong>), bestehend aus zwei<br />

antiparallelen β-Strängen, <strong>die</strong> durch e<strong>in</strong>en Loop verbunden s<strong>in</strong>d. Dieses Motiv triff <strong>in</strong> sehr vielen<br />

Prote<strong>in</strong>strukturen auf. β-Haarnadeln können alle<strong>in</strong> oder als Teil e<strong>in</strong>es grösseren β-Blatts<br />

vorkommen.


9<br />

Vier antiparallele β-Stränge bilden oft e<strong>in</strong> Greek Key Motiv, dessen Aufbau e<strong>in</strong>em verbreiteten<br />

Ornament der griechischen Kunst ähnelt. Natürlich ist das Greek Key Motiv nicht <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zige<br />

Möglichkeit, aus vier antiparallelen β-Strängen e<strong>in</strong> β-Blatt zu formen. Se<strong>in</strong> häufiges Auftreten <strong>in</strong><br />

Prote<strong>in</strong>strukturen folgt möglicherweise daraus, dass es sich leicht durch Verformung aus e<strong>in</strong>er<br />

längeren β-Haarnadel erzeugen lässt; e<strong>in</strong> Vorgang, der <strong>die</strong> Faltung des Prote<strong>in</strong>s erleichtern könnte.<br />

Antiparallele β-Stränge können sehr e<strong>in</strong>fache Motive bilden, weil das Ende e<strong>in</strong>es β-Strangs und<br />

der Anfang des nächsten β-Strangs nahe beie<strong>in</strong>ander auf der gleichen Seite des β-Blatts liegen. Im<br />

Gegensatz dazu lassen sich zwei <strong>in</strong> der Sequenz aufe<strong>in</strong>anderfolgende parallele β-Stränge nicht so<br />

e<strong>in</strong>fach verknüpfen, weil ihre Verb<strong>in</strong>dung das β-Blatt überbrücken muss. Diese<br />

Brükkenfunktionen wird <strong>in</strong> Prote<strong>in</strong>en oft <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er α-Helix wahrgenommen. Das e<strong>in</strong>fachste<br />

Motiv mit parallelen β-Strängen, das β−α−β-Motiv, besteht der Reihe nach aus folgenden Elementen:<br />

dem ersten β-Strang, e<strong>in</strong>em Loop, e<strong>in</strong>er α-Helix, e<strong>in</strong>em weiteren Loop und schliesslich<br />

dem zweiten β-Strang.<br />

Im β−α−β-Motiv verläuft <strong>die</strong> α-Helix im allgeme<strong>in</strong>en etwa (anti)parallel zu den β-Strängen. Interessanterweise<br />

ist der Loop zwischen dem ersten β-Strang und der α-Helix oft Teil der B<strong>in</strong>dungsstelle<br />

oder des aktiven Zentrums des Prote<strong>in</strong>s, während der andere Loop <strong>die</strong>se Funktion nicht<br />

hat.<br />

Das β−α−β-Motiv kann <strong>in</strong> zwei Händigkeiten auftreten, je nach Lage der α-Helix relativ zur<br />

Ebene des β-Blatts. In Prote<strong>in</strong>en kommt fast nur <strong>die</strong> rechtshändige Form vor. Der Grund dafür ist<br />

nicht bekannt.<br />

Rechtshändiges β-α-β Motiv<br />

L<strong>in</strong>kshändiges β-α-β Motiv


10<br />

Die Domäne als grundlegende E<strong>in</strong>heit der Tertiärstruktur<br />

E<strong>in</strong>e Domäne ist e<strong>in</strong>e Polypeptidkette oder e<strong>in</strong> Teil e<strong>in</strong>er Polypeptidkette, der unabhängig (<strong>von</strong><br />

anderen Teilen des Prote<strong>in</strong>s) e<strong>in</strong>e stabile dreidimensionale <strong>Struktur</strong> ausbilden kann. Sehr oft s<strong>in</strong>d<br />

Domänen auch funktionelle E<strong>in</strong>heiten.<br />

Dagegen bezeichnet e<strong>in</strong>e Untere<strong>in</strong>heit e<strong>in</strong>e (<strong>von</strong> mehreren) Polypeptidketten, <strong>die</strong> zusammen e<strong>in</strong>e<br />

Prote<strong>in</strong>struktur bilden (→ Quartärstruktur)<br />

Multifunktionelle Prote<strong>in</strong>e haben meist e<strong>in</strong>en modularen Aufbau, bestehend aus mehreren<br />

Domänen, <strong>von</strong> denen jede für e<strong>in</strong>e Funktion verantwortlich ist. Prote<strong>in</strong>e können aus e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen<br />

Domäne oder aus bis zu Dutzenden <strong>von</strong> Domänen bestehen.<br />

In struktureller H<strong>in</strong>sicht besteht ke<strong>in</strong> fundamentaler Unterschied zwischen e<strong>in</strong>er Domäne und<br />

e<strong>in</strong>er Untere<strong>in</strong>heit, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e Domäne bildet. Es gibt viele Beispiele dafür, dass <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Spezies<br />

mehrere biologische Funktionen <strong>von</strong> verschiedenen Polypeptidketten ausgeführt werden, wogegen<br />

<strong>in</strong> anderen Spezies dafür e<strong>in</strong>e Polypeptidkette, <strong>die</strong> mehrere Domänen ausbildet, verantwortlich<br />

ist. Solche Unterschiede s<strong>in</strong>d nicht auf strukturelle Erfordernisse zurückzuführen<br />

sondern widerspiegeln vielmehr den Aufbau des Genoms.<br />

Domänen entstehen durch Komb<strong>in</strong>ation <strong>von</strong> Sekundärstrukturelementen und Motiven.<br />

Drei Hauptklassen <strong>von</strong> Prote<strong>in</strong>strukturen<br />

Die meisten Prote<strong>in</strong>strukturen (genauer: Domänenstrukturen) fallen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>von</strong> drei Klassen:<br />

1. α-Domänen: Der Kern wird ausschliesslich <strong>von</strong> Helices gebildet.<br />

2. β-Domänen: Der Kern besteht aus antiparallelen β-Blättern, typischerweise zwei<br />

gegene<strong>in</strong>ander gepackten β-Blättern.<br />

3. α/β-Domänen:Sie s<strong>in</strong>d aus β−α−β-Motiven zusammengesetzt, <strong>die</strong> vorwiegend parallele β-<br />

Blätter, umgeben <strong>von</strong> α-Helices, bilden.<br />

Daneben treten auch Mischformen und kle<strong>in</strong>e, an Disulfidbrücken oder Metallionen reiche<br />

Prte<strong>in</strong>e auf, <strong>die</strong> sich nicht ohne weiteres e<strong>in</strong>er der drei Hauptklassen zuordnen lassen.<br />

α-Domänenstrukturen<br />

Die <strong>Struktur</strong>en <strong>von</strong> α-Domänen bestehen aus e<strong>in</strong>em Bündel <strong>von</strong> α-Helices, <strong>die</strong> an der<br />

Prote<strong>in</strong>oberfläche durch Loops mite<strong>in</strong>ander verbunden s<strong>in</strong>d. Die α-Helices s<strong>in</strong>d im allgeme<strong>in</strong>en<br />

paarweise gegene<strong>in</strong>ander gepackt, so dass e<strong>in</strong>e Seite jeder α-Helix hydrophobe Seitenketten für<br />

den Kern des Prote<strong>in</strong>s bereitstellt und <strong>die</strong> andere Seite zum Lösungsmittel zeigt.


11<br />

α-Helices können <strong>in</strong> gewissen wenigen Anordnungen <strong>in</strong> besonders günstige Wechselwirkung<br />

mite<strong>in</strong>ander treten. Die α-Domänen bilden <strong>die</strong> zahlenmässig kle<strong>in</strong>ste der drei Hauptklassen <strong>von</strong><br />

Prote<strong>in</strong>strukturen.<br />

Zwei <strong>in</strong> der Sequenz aufe<strong>in</strong>anderfolgende Helices lassen sich am e<strong>in</strong>fachsten antiparallel<br />

zue<strong>in</strong>ander anordnen, wobei e<strong>in</strong> kurzer Loop <strong>die</strong> beiden Helices verb<strong>in</strong>det. Diese Anordnung tritt<br />

<strong>in</strong> Prote<strong>in</strong>en oft auf.<br />

Die beiden am häufigsten auftretenden α-<strong>Struktur</strong>en, das Vierhelixbündel und <strong>die</strong> Glob<strong>in</strong>faltung,<br />

werden im folgenden besprochen.<br />

Vierhelixbündel<br />

Vier antiparallele Helices, verbunden mit kurzen Loops. Das Bündel kann mit zwei Händigkeiten<br />

gebildet werden.<br />

Alle vier Helices tragen zum hydrophoben Kern bei.<br />

E<strong>in</strong> Vierhelixbündel kann <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er Polypeptidkette gebildet werden oder als Dimer, bestehend<br />

aus zwei identischen Ketten, <strong>die</strong> jeweils zwei Helices bilden, auftreten.<br />

Beispiele:<br />

1. Rop-Prote<strong>in</strong>: 2 Ketten mit je 63 Am<strong>in</strong>osäuren. B<strong>in</strong>det an RNA.<br />

2. Myohämerithr<strong>in</strong>: 1 Polypeptidkette. Sauerstofftransport/speicherung <strong>in</strong> gewissen Würmern.<br />

Enthält 2 Eisenatome, aber ke<strong>in</strong>e Hämgruppe.<br />

3. Cytochrom b 562 : 1 Polypeptidkette, Hämgruppe. Elektronentransport.<br />

Weil Vierhelixbündel sehr e<strong>in</strong>fach aufgebaut s<strong>in</strong>d, bilden sie e<strong>in</strong> wichtiges Testsystem für das<br />

Prote<strong>in</strong>design, d.h. den Entwurf <strong>von</strong> Am<strong>in</strong>osäuresequenzen, <strong>die</strong> zu e<strong>in</strong>er vorgegeben <strong>Struktur</strong><br />

führen, obgleich sie ke<strong>in</strong>e Homologie mit den Sequenzen existierender, natürlicher Prote<strong>in</strong>e<br />

haben.<br />

Rop-Prote<strong>in</strong> (Dimer)


12<br />

Glob<strong>in</strong>faltung<br />

Dieser wichtigste Faltungstyp für α-Domänen tritt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er grösseren Gruppe <strong>von</strong> verwandten<br />

Prote<strong>in</strong>en auf. Beispiele:<br />

1. Myoglob<strong>in</strong>, Hämoglob<strong>in</strong>: Prote<strong>in</strong>e für Sauerstoffspeicherung bzw. -transport.<br />

2. Phycocyan<strong>in</strong>e: Lichtempf<strong>in</strong>dliche Prote<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Algen.<br />

Die <strong>Struktur</strong> besteht aus 8 Helices A–H, verbunden durch kurze Loops, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e Tasche für <strong>die</strong><br />

aktive Stelle bilden, welche z.B. <strong>in</strong> Myoglob<strong>in</strong> und Hämoglob<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Hämgruppe ist, <strong>die</strong> im<br />

Zentrum e<strong>in</strong> Eisenatom enthält.<br />

Es gibt viele Wechselwirkungen zwischen sequentiell nicht benachbarten Helices.<br />

Die Glob<strong>in</strong>faltung tritt <strong>in</strong> vielen Domänen <strong>von</strong> Prote<strong>in</strong>en aus Säugetieren, Insekten, Pflanzen usw.<br />

auf, deren paarweise Sequenzhomologie zwischen 16 und 99% liegt. Die wesentlichen Eigenschaften<br />

der Glob<strong>in</strong>struktur s<strong>in</strong>d erhalten, selbst wenn <strong>die</strong> Sequenzhomologie sehr tief ist. Es<br />

stellt sich <strong>die</strong> Frage: Wie können stark unterschiedliche Am<strong>in</strong>osäuresequenzen auf <strong>die</strong> gleiche<br />

dreidimensionale <strong>Struktur</strong> führen?<br />

Die Antwort ist komplexer, als man zunächst vermuten würde, denn:<br />

1. Für 59 Am<strong>in</strong>osäuren, <strong>die</strong> <strong>in</strong> Helix-Hämkontakten (28 Am<strong>in</strong>osäuren) oder Wechselwirkungen<br />

zwischen zwei Helices (31 Am<strong>in</strong>osäuren) <strong>in</strong>volviert s<strong>in</strong>d, ist <strong>die</strong> Sequenzhomologie nicht<br />

grösser als für den Rest des Moleküls.<br />

2. Auch das Volumen der Seitenketten im hydrophoben Kern ist oft nicht erhalten. Der Ersatz<br />

e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Seitenkette durch e<strong>in</strong>e grosse wird nicht notwendigerweise durch e<strong>in</strong>en<br />

umgekehrten Austausch <strong>in</strong> der unmittelbaren Umgebung kompensiert.<br />

3. Dagegen bleibt im allgeme<strong>in</strong>en der hydrophobe Charakter e<strong>in</strong>er Seitenkette im Kern erhalten,<br />

nicht aber auf der Prote<strong>in</strong>oberfläche, wo Austausche zwischen hydrophoben und hydrophilen<br />

Seitenketten häufig s<strong>in</strong>d.<br />

Das heisst, <strong>die</strong> Art der Packung der Helices gegene<strong>in</strong>ander bleibt grundsätzlich gleich, aber <strong>die</strong><br />

<strong>Struktur</strong> muss sich durch Verschiebungen der relativen Position und Orientierung der Helices an<br />

<strong>die</strong> unterschiedlichen Grössen der Seitenketten im Kern anpassen. Um zu vermeiden, dass sich<br />

<strong>die</strong> Verschiebung e<strong>in</strong>er Helix auf den Rest der <strong>Struktur</strong> auswirkt, s<strong>in</strong>d Änderungen <strong>in</strong> den<br />

Loopregionen notwendig. Solche Verschiebungen können allerd<strong>in</strong>gs nur toleriert werden, solange<br />

<strong>die</strong> Geometrie der Hämtasche erhalten bleibt.<br />

Hämoglob<strong>in</strong><br />

Hämoglob<strong>in</strong>fibrillen bei Sichelzellanämie<br />

Mutationen an der Prote<strong>in</strong>oberfläche, bei denen e<strong>in</strong>e hydrophile Am<strong>in</strong>osäure durch e<strong>in</strong>e hydrophobe<br />

ersetzt wird, können fatale Folgen haben, wie das Beispiel der Sichelzellanämie, e<strong>in</strong>er<br />

vererbten Krankheit zeigt:


13<br />

Die Mutation Glu 6 → Val erzeugt an der Oberfläche des Hämoglob<strong>in</strong>moleküls e<strong>in</strong>e hydrophobe<br />

Stelle, <strong>die</strong> dazu führt, dass <strong>die</strong> Prote<strong>in</strong>moleküle zu Fibrillen aggregieren, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Funktion der<br />

roten Blutkörperchen bee<strong>in</strong>trächtigen. Die Mutation ist tödlich, wenn sie homozygot vorliegt. Ist<br />

dagegen nur e<strong>in</strong> Allel <strong>von</strong> der Mutation betroffen, ist <strong>die</strong> Tendenz zur Aggregation schwach.<br />

Ausserdem verleiht <strong>die</strong> Mutation dem Träger e<strong>in</strong>e höhere Resistenz gegen Malaria. Sie tritt daher<br />

gehäuft <strong>in</strong> malariabefallenen Gebieten auf.<br />

Geometrisch bed<strong>in</strong>gte günstige α-Helixpackungen<br />

Die gegenseitige Anordnung der α-Helices <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vierhelixbündel unterscheidet sich stark <strong>von</strong><br />

derjenigen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Glob<strong>in</strong>struktur:<br />

Im Vierhelixbündel liegen <strong>die</strong> Helices annähernd antiparallel, und ihre Achsen bilden e<strong>in</strong>en<br />

W<strong>in</strong>kel <strong>von</strong> ca. 20°. In der Glob<strong>in</strong>struktur ist <strong>die</strong>ser W<strong>in</strong>kel im allgeme<strong>in</strong>en grösser und liegt um<br />

50°, wobei <strong>die</strong> Helices eher parallel ausgerichtet s<strong>in</strong>d.<br />

Dass <strong>die</strong>se beiden Anordnungen besonders günstige Wechselwirkungen zwischen zwei α-Helices<br />

erlauben, lässt sich verstehen, wenn man berücksichtigt, dass <strong>die</strong> Seitenketten der Am<strong>in</strong>osäuren<br />

geometrisch gesehen Erhebungen auf der Oberfläche der Helix darstellen, <strong>die</strong> optimalerweise <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e entsprechende Furche der anderen Helix e<strong>in</strong>gepasst werden sollten. Aufgrund des Aufbaus<br />

e<strong>in</strong>er α-Helix ist <strong>die</strong>se Bed<strong>in</strong>gung für W<strong>in</strong>kel zwischen den Helixachsen <strong>von</strong> 20° bzw. 50° gerade<br />

erfüllt.<br />

Helixanordnung <strong>in</strong> der Glob<strong>in</strong>struktur<br />

Helixanordnung <strong>in</strong> Vierhelixbündeln<br />

α/β <strong>Struktur</strong>en<br />

Die am häufigsten vorkommenden und regulärsten Domänenstrukturen s<strong>in</strong>d α/β <strong>Struktur</strong>en. Alle<br />

glykolytischen Enzyme s<strong>in</strong>d <strong>von</strong> <strong>die</strong>sem <strong>Struktur</strong>typ, ebenso viele weitere Enzyme und Prote<strong>in</strong>e,<br />

<strong>die</strong> Metaboliten b<strong>in</strong>den oder transportieren.<br />

Es gibt zwei Hauptklassen <strong>von</strong> α/β <strong>Struktur</strong>en:<br />

1. α/β Zyl<strong>in</strong>der: E<strong>in</strong> Kern, bestehend aus 8 parallelen β-Strängen, <strong>die</strong> zu e<strong>in</strong>em Zyl<strong>in</strong>der (Barrel)<br />

gewunden s<strong>in</strong>d, ist umgeben <strong>von</strong> α-Helices. Dieser <strong>Struktur</strong>typ wird oft als TIM-Barrel<br />

bezeichnet, weil er zuerst im Enzym Triosephophatisomerase gefunden wurde.<br />

2. Offene α/β <strong>Struktur</strong>en: E<strong>in</strong> offenes (d.h. nicht zu e<strong>in</strong>em Zyl<strong>in</strong>der gewundenes) paralleles<br />

oder gemischtes β-Blatt, auf beiden Seiten umgeben <strong>von</strong> Helices.


14<br />

Triosephophatisomerase<br />

Dehydrogenase<br />

Sowohl zyl<strong>in</strong>derförmige als auch offene parallele β-Blätter s<strong>in</strong>d aus rechtshändigen β−α−β<br />

Motiven aufgebaut. In zyl<strong>in</strong>drischen <strong>Struktur</strong>en stehen <strong>die</strong> β−α−β Motive <strong>in</strong> gleicher<br />

Orientierung nebene<strong>in</strong>ander, so dass alle α-Helices auf der gleichen Seite des β-Blatts liegen. Die<br />

Reihenfolge der Stränge im dadurch entstehenden β-Blatt ist: 1 2 3 4, d.h. <strong>in</strong> der Sequenz<br />

aufe<strong>in</strong>anderfolgende β-Stränge liegen auch im β-Blatt nebene<strong>in</strong>ander. In offenen α/β <strong>Struktur</strong>en<br />

s<strong>in</strong>d β−α−β Motive oft <strong>in</strong> umgekehrter Orientierung nebene<strong>in</strong>ander gesetzt, wodurch das zentrale<br />

β-Blatt auf beiden Seiten durch α-Helices abgeschirmt wird. Die Reihenfolge der β-Stränge ist: 4<br />

3 1 2.<br />

Diese Regeln ergeben sich daraus, dass β−α−β Motive rechthändig s<strong>in</strong>d.<br />

α/β Zyl<strong>in</strong>der<br />

Damit e<strong>in</strong> geschlossener Zyl<strong>in</strong>der entstehen kann, muss e<strong>in</strong> paralleles β-Blatt aus mehr als vier<br />

Strängen bestehen. In fast allen α/β Zyl<strong>in</strong>dern s<strong>in</strong>d es acht Stränge, wobei der achte mit dem<br />

ersten Strang Wasserstoffbrückenb<strong>in</strong>dungen e<strong>in</strong>geht.<br />

Die achtsträngige α/β Zyl<strong>in</strong>derstruktur kommt <strong>in</strong> vielen Prote<strong>in</strong>en <strong>von</strong> völlig unterschiedlicher<br />

Am<strong>in</strong>osäuresequenz und Funktion vor. M<strong>in</strong>destens 200 Am<strong>in</strong>osäuren werden benötigt, um e<strong>in</strong>e<br />

achtsträngige α/β Zyl<strong>in</strong>derstruktur zu formen. Vergleicht man verschiedene <strong>Struktur</strong>en <strong>die</strong>ses<br />

Typs, so zeigt sich, dass etwa 160 Am<strong>in</strong>osäuren, <strong>die</strong> <strong>die</strong> acht β-Stränge und α-Helices bilden,<br />

strukturell äquivalent s<strong>in</strong>d. Die übrigen Am<strong>in</strong>osäuren bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> Loops verschiedener Länge<br />

und Konformation, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Sekundärstrukturelemente verb<strong>in</strong>den.


15<br />

Die acht β-Stränge umschliessen e<strong>in</strong>en dicht gepackten hydrophoben Kern, der aus drei Lagen<br />

<strong>von</strong> jeweils vier hydrophoben Seitenketten besteht, <strong>die</strong> zu alternierenden β-Strangen gehören.<br />

Dies ergibt sich daraus, dass <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em β-Strang <strong>die</strong> Seitenketten abwechslungsweise nach beiden<br />

Seiten zeigen.<br />

Glykolatoxidase<br />

Auch der Raum zwischen der Aussenseite des β-Barrels und den α-Helices wird <strong>von</strong> hydrophoben<br />

Seitenketten aufgefüllt, wobei besonders <strong>die</strong> verzweigten Am<strong>in</strong>osäuren Val, Leu und Ile<br />

e<strong>in</strong>e wichtige Rolle spielen.<br />

In fast allen α/β Zyl<strong>in</strong>derstrukturen liegt <strong>die</strong> aktive Stelle am<br />

gleichen Ort<br />

Die aktive Stelle liegt <strong>in</strong> fast allen α/β Zyl<strong>in</strong>derstrukturen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er trichterförmigen Vertiefung auf<br />

der C-term<strong>in</strong>alen Seite des Zyl<strong>in</strong>ders, <strong>die</strong> <strong>von</strong> Am<strong>in</strong>osäuren <strong>in</strong> den acht Loops, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Enden der<br />

β-Stränge mit den α-Helices verb<strong>in</strong>den, begrenzt wird. Prote<strong>in</strong>e mit α/β Zyl<strong>in</strong>derstrukturen<br />

können ganz verschiedene enzymatische Funktionen haben, aber immer ist <strong>die</strong> aktive Stelle am<br />

gleichen Ort und wird <strong>von</strong> Seitenketten gebildet, <strong>die</strong> ke<strong>in</strong>e strukturelle Aufgabe haben. Die<br />

strukturelle Stabilität <strong>die</strong>ser Prote<strong>in</strong>e wird durch e<strong>in</strong> <strong>Struktur</strong>gerüst – den α/β Zyl<strong>in</strong>der –<br />

sichergestellt. Die Trennung <strong>von</strong> strukturellen und funktionellen Aufgaben br<strong>in</strong>gt evolutionäre<br />

Vorteile, <strong>in</strong>dem sich <strong>die</strong> Funktion e<strong>in</strong>es Prote<strong>in</strong>s während der Evolution ändern kann, ohne dass<br />

sich das <strong>Struktur</strong>gerüst anpassen müsste.<br />

Beruht <strong>die</strong> Ähnlichkeit der <strong>Struktur</strong> und der Lage des aktiven Zentrums darauf, dass α/β Zyl<strong>in</strong>derdomänen<br />

<strong>von</strong> e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Vorgänger abstammen? Obwohl e<strong>in</strong>e Antwort nicht mit<br />

letzter Sicherheit gegeben werden kann, gibt es verschiedene H<strong>in</strong>weise, <strong>die</strong> gegen e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen<br />

Vorgänger sprechen:<br />

1. Es gibt ke<strong>in</strong>e universelle Sequenzhomologie unter den Prote<strong>in</strong>en mit α/β Zyl<strong>in</strong>derstruktur.<br />

2. Die Lage der Am<strong>in</strong>osäuren des aktiven Zentrums bezüglich der Primärstruktur ist nicht<br />

erhalten, d.h. <strong>die</strong> katalytischen Gruppen können aus verschiedenen Loops zwischen den Enden<br />

der β-Stränge und den α-Helices stammen.<br />

Das deutet darauf h<strong>in</strong>, dass <strong>die</strong> α/β Zyl<strong>in</strong>derstruktur im Verlauf der Evolution mehrfach unabhängig<br />

<strong>von</strong>e<strong>in</strong>ander gefunden wurde (→ konvergente Evolution). <strong>Struktur</strong>elle Übere<strong>in</strong>stimmung<br />

ist nicht <strong>in</strong> jedem Fall e<strong>in</strong> Folge geme<strong>in</strong>samer evolutionärer Herkunft.


16<br />

RuBisCo<br />

Offene α/β <strong>Struktur</strong>en<br />

Die zweite Klasse <strong>von</strong> α/β <strong>Struktur</strong>en ist dadurch charakterisiert, dass α-Helices auf beiden<br />

Seiten des zentralen β-Blatts liegen. Damit kann kaum noch e<strong>in</strong>e geschlossene, zyl<strong>in</strong>derförmige<br />

β-Blatt <strong>Struktur</strong> entstehen, denn <strong>die</strong>se müsste m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>e α-Helix <strong>in</strong> ihrem Inneren e<strong>in</strong>schliessen<br />

und folglich sehr viele Stränge umfassen. Das β-Blatt ist also offen, und es gibt m<strong>in</strong>destens<br />

e<strong>in</strong> Paar nebene<strong>in</strong>ander liegender β-Stränge, deren Verb<strong>in</strong>dungen zum nächsten β-Strang<br />

sich auf verschiedenen Seiten der β-Blattebene bef<strong>in</strong>den.<br />

Offene α/β <strong>Struktur</strong>en zeigen viel mehr Variation als α/β Zyl<strong>in</strong>der: Für das offene β-Blatt gibt es<br />

ke<strong>in</strong>e geometrischen E<strong>in</strong>schränkungen bezüglich der Anzahl der β-Stränge, <strong>die</strong> zwischen vier und<br />

zehn variiert. Ausserdem können auch gemischt parallel/antiparallele β-Blätter auftreten.<br />

Flavodox<strong>in</strong><br />

Adenylakt<strong>in</strong>ase


17<br />

Hexok<strong>in</strong>ase<br />

Phosphoglyceratmutase<br />

Die Lage der aktiven Stelle kann <strong>in</strong> offenen α/β <strong>Struktur</strong>en<br />

vorhergesagt werden<br />

Wendet sich <strong>die</strong> Polypeptidkette an den Enden zweier nebene<strong>in</strong>ander liegender β-Stränge nach<br />

verschiedenen Seiten (→ topologischer Wendepunkt), so entsteht e<strong>in</strong>e Furche auf der C-<br />

term<strong>in</strong>alen Seite des parallelen β-Blatts, <strong>die</strong> <strong>in</strong> fast allen <strong>Struktur</strong>en <strong>die</strong>ses Typs <strong>die</strong><br />

B<strong>in</strong>dungsstelle bildet. Aufgrund <strong>die</strong>ser Beobachtung kann <strong>die</strong> Lage der B<strong>in</strong>dungsstelle aus der<br />

dreidimensionalen <strong>Struktur</strong> abgeleitet werden. Die aktive Stelle wird hauptsächlich <strong>von</strong><br />

Seitenketten <strong>in</strong> den Loops an den C-term<strong>in</strong>alen Enden der beiden β-Stränge gebildet.<br />

Im Enzym Adenylatk<strong>in</strong>ase, das <strong>die</strong> Umwandlung AMP + ATP → 2 ADP katalysiert, gibt es zwei<br />

topologische Wendepunkte. Entsprechend entstehen zwei Furchen, <strong>die</strong> der B<strong>in</strong>dung <strong>von</strong> AMP bzw.<br />

ATP <strong>die</strong>nen.<br />

Die Lage der aktiven Stelle kann nur <strong>in</strong> α/β Domänen aufgrund der dreidimensionalen <strong>Struktur</strong><br />

bzw. der β-Blatt Topologie vorhergesagt werden; für α-helikale und antiparallele β-Blatt Prote<strong>in</strong>e<br />

gibt es ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Regel.<br />

Antiparallele β-Blattstrukturen<br />

Antiparallele β-Blattstrukturen bilden <strong>die</strong> dritte Klasse <strong>von</strong> Domänenstrukturen. Funktionell<br />

sehrvielseitig, können antiparallele β-Blattstrukturen zum Beispiel als Enzyme, Transportprote<strong>in</strong>e,<br />

Antikörper oder Virushüllenprote<strong>in</strong>e <strong>die</strong>nen.<br />

Den Kern <strong>die</strong>ser <strong>Struktur</strong> bilden zwischen vier und über zehn β-Stränge, <strong>die</strong> vorwiegend<br />

antiparallel zue<strong>in</strong>ander angeordnet s<strong>in</strong>d. Oft handelt es sich um zwei gegene<strong>in</strong>ander gepackte<br />

antiparallele β-Blätter, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>en deformierten Zyl<strong>in</strong>der erzeugen.


18<br />

Obgleich es topologisch gesehen viele Möglichkeiten gibt, aus β-loop-β E<strong>in</strong>heiten e<strong>in</strong> grösseres<br />

antiparalleles β-Blatt aufzubauen, kommen <strong>in</strong>teressanterweise <strong>in</strong> der Natur nur wenige<br />

Topologien häufig vor. Es s<strong>in</strong>d <strong>die</strong>s <strong>in</strong>sbesondere:<br />

1. Auf/ab Zyl<strong>in</strong>der (up-and-down barrels)<br />

2. Greek Key Zyl<strong>in</strong>der<br />

3. Jelly Roll Zyl<strong>in</strong>der<br />

Auf/ab Zyl<strong>in</strong>der<br />

Die e<strong>in</strong>fachste Topologie liegt vor, wenn sequentiell benachbarte Abschnitte der Polypeptidkette<br />

sich zu antiparallelen β-Strängen paaren. Die entstehende <strong>Struktur</strong> hat e<strong>in</strong>e gewisse Ähnlichkeit<br />

zur α/β Zyl<strong>in</strong>derstruktur. β-Stränge s<strong>in</strong>d durch Hairp<strong>in</strong> Loops mite<strong>in</strong>ander verbunden.<br />

Beispiele:<br />

1. Ret<strong>in</strong>olb<strong>in</strong>dendes Prote<strong>in</strong> (RBP): Achtsträngiger auf/ab β-Zyl<strong>in</strong>der. Das Prote<strong>in</strong> ist für den<br />

Transport <strong>von</strong> Vitam<strong>in</strong> A (Ret<strong>in</strong>ol) <strong>von</strong> der Leber zu verschiedenen Orten im Organismus<br />

zuständig. Ret<strong>in</strong>ol wird im Inneren des β-Barrels gebunden.<br />

Ret<strong>in</strong>olb<strong>in</strong>dendes Prote<strong>in</strong> (RBP)<br />

2. Neuram<strong>in</strong>idase: Dieses Prote<strong>in</strong> des Influenza Virus besteht aus sechs kle<strong>in</strong>en β-Blättern, jedes<br />

bestehend aus vier antiparallelen β-Strängen <strong>in</strong> auf/ab Topologie. Die sechs β-Blätter s<strong>in</strong>d zu<br />

e<strong>in</strong>em Superzyl<strong>in</strong>der angeordnet.


19<br />

Greek Key Zyl<strong>in</strong>der<br />

In e<strong>in</strong>er zyl<strong>in</strong>derförmigen antiparallelen β-Blatt <strong>Struktur</strong> gibt es nur wenige Arten, <strong>die</strong> Stränge<br />

e<strong>in</strong>fach mite<strong>in</strong>ander zu verknüpfen. Sollen Überkreuzungen der Verb<strong>in</strong>dungsloops vermieden<br />

werden, so bietet sich neben der auf/ab-Verknüpfung (Reihenfolge der β-Stränge: 1 2 3 4) vor<br />

allem <strong>die</strong> Reihenfolge 1 4 3 2 an, wie sie aus dem Greek Key Motiv bekannt ist. Diese Anordnung<br />

tritt sehr häufig auf. Es ist <strong>in</strong>teressant, dass <strong>die</strong> gespiegelte Situation, <strong>die</strong> der Reihenfolge 4 1 2 3<br />

entspricht und ebenfalls e<strong>in</strong> Greek Key Motiv darstellt, <strong>in</strong> der Natur nicht auftritt.<br />

Zwei ane<strong>in</strong>andergereihte Greek Key Motive ergeben acht β-Stränge, <strong>die</strong> zu e<strong>in</strong>em Zyl<strong>in</strong>der<br />

zusammengebogen se<strong>in</strong> können.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel ist das Prote<strong>in</strong> γ-Kristall<strong>in</strong> aus der L<strong>in</strong>se des Auges. Es besteht aus zwei Domänen,<br />

deren Am<strong>in</strong>osäuresequenzen ca. 40% identisch s<strong>in</strong>d und <strong>die</strong> sehr ähnliche dreidimensionale<br />

<strong>Struktur</strong>en vom Typ des Greek Key Barrels aufweisen. Die hohe Sequenzhomologie deutet darauf<br />

h<strong>in</strong>, dass <strong>die</strong> beiden Domänen evolutionär verwandt und durch Genverdoppelung entstanden s<strong>in</strong>d.<br />

Man kann sich vorstellen, dass auch <strong>die</strong> beiden Greek Key Motive <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Domäne durch<br />

Genverdoppelung zusammengefügt wurden.<br />

γ -Kristall<strong>in</strong><br />

Die <strong>Struktur</strong> e<strong>in</strong>er Domäne <strong>von</strong> γ-Kristall<strong>in</strong> besteht genau betrachtet aus zwei getrennten β-<br />

Blättern. Das erste β-Blatt wird <strong>von</strong> den Strängen 1 2 4 7, das zweite <strong>von</strong> den Strängen 3 5 6 8<br />

gebildet. Zwischen den β-Strängen 2 und 3 sowie 6 und 7 gibt es ke<strong>in</strong>e Wasserstoffbrücken.


20<br />

Idealisiert man jedoch <strong>die</strong> <strong>Struktur</strong> als (etwas deformierten) Zyl<strong>in</strong>der, wird der Aufbau aus zwei<br />

Greek Key Motiven pro Domäne offensichtlich.<br />

γ -Kristall<strong>in</strong><br />

Jelly Roll Zyl<strong>in</strong>der<br />

Das Jelly Roll Motiv ist e<strong>in</strong>e andere Art, acht β-Stränge zu e<strong>in</strong>er zyl<strong>in</strong>drischen <strong>Struktur</strong> anzuordnen.<br />

Den grundsätzlichen Aufbau <strong>die</strong>ses <strong>Struktur</strong>typs kann man sich veranschaulichen,<br />

wenn man sich e<strong>in</strong>e lange Haarnadel mit vier β-Strängen auf jeder Seite vorstellt, <strong>die</strong> um e<strong>in</strong>en<br />

Zyl<strong>in</strong>der gewunden wird.<br />

Der Grund, warum <strong>die</strong> Jelly Roll <strong>Struktur</strong> häufig vorkommt, könnte dar<strong>in</strong> liegen, dass <strong>die</strong> lange<br />

antiparallele Haarnadel als günstige Zwischenstufe auf dem Faltungsweg <strong>die</strong> Bildung der <strong>Struktur</strong><br />

vere<strong>in</strong>facht.<br />

Beispiele für Prote<strong>in</strong>e mit Jell Roll Domänen: Hüllenprote<strong>in</strong>e vieler kugelförmiger Viren,<br />

Concanaval<strong>in</strong> A, Hemagglut<strong>in</strong><strong>in</strong> Prote<strong>in</strong> des Influenza Virus, DNA-b<strong>in</strong>dendes Prote<strong>in</strong> CAP.

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