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Ausgrenzen Erfassen Vernichten - Johann-August-Malin-Gesellschaft

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in Wien, Max Leidesdorf, was als weiterer Hinweis auf sein gutes Fachwissen<br />

gelten kann.<br />

Im übrigen ging er von dem Grundsatz aus, daß jeder psychischen Erkrankung<br />

"eine somatische, und zwar eine primäre oder sekundäre Gehirnerkrankung<br />

zugrundeliege" (11), und untersuchte daher seine Kranken<br />

physisch sehr genau, wie er auch Obduktionen vornahm.<br />

Unter diesen Voraussetzungen war der Aufenthalt in der Irrenanstalt,<br />

verglichen mit dem Schicksal eines gewöhnlichen Armen, gewiß nicht<br />

unangenehm. Dr. Wachter hatte im ersten Jahr einen Simulanten entlarvt,<br />

der wohl in den Genuß dieser offensichtlichen Vorteile zu kommen gedachte.<br />

"Der Fall war deswegen interessant, weil der noch junge Mann nicht<br />

etwa ein Verbrecher war, der sich auf diese Weise der Strafe entziehen<br />

wollte, sondern ein Vagabund, der in einer Armenanstalt des Landes<br />

untergebracht durch Simulation von Tobsucht ... und Wahnsinn sich seine<br />

Lage zu verbessern suchte, indem er hoffte in der Irrenanstalt<br />

gemächliche Tage verleben zu können" (12).<br />

Interessant ist vielleicht noch ein Blick in die berufliche Zusammensetzung<br />

der Kranken: Sie entstammten mit Ausnahme der wenigen Kranken<br />

in der "besseren" Verpflegsklasse - 1871 waren dies drei katholische<br />

Geistliche, ein Arzt und ein Student - ausschließlich dem Stande der<br />

Handwerker und Bauern; es ist auffällig, daß Arbeiter in den ersten<br />

Jahren der Anstalt nicht einmal erwähnt werden.<br />

12.2. Die Verwaltung und wirtschaftliche Kontrolle der · Anstalt<br />

Als· Verwalter der Anstalt scheint zunächst J ohann Bertschler auf, wahrscheinlich<br />

der Landtagsabgeordnete aus Altenstadt bis 1869; von ihm<br />

stammt noch die Abrechnung für das Jahr 1870 (13). Es folgt dann offensichtlich<br />

eine Zeit ohne Verwalter, da Dr. Wachter als Begründung für<br />

seine Gehaltsforderung auch die Tätigkeit als Verwalter anführte. Wahrscheinlich<br />

im Laufe des Jahres 1871 hat der Rankweiler Hechtwirt Franz<br />

Mayerden Verwalterposten übernommen (14).<br />

Rechnungsprüfer für den Landesausschuß war <strong>Johann</strong> Thurnher. Er<br />

fand zwar verschiedene buchhalterische Mängel in den Abrechnungen<br />

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