SICHERHEITS- BREMSEN - Mayr
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EINKAUFSFÜHRER<br />
Die Aufgabenstellung an Bremsen hat sich seit<br />
dem Siegeszug der geregelten Antriebe grundlegend<br />
geändert. Früher mussten Bremsen in<br />
aller Regel die Antriebe aus der Bewegung bis<br />
zum Stillstand abbremsen, unter Umständen auch noch<br />
möglichst genau positionieren. Bei der Dimensionierung<br />
wurden hohe Sicherheitsmerkmale angesetzt, damit sich<br />
eventuelle Schwankungen des Bremsmomentes nicht auswirken.<br />
Heute ist alles anders. Die Maschinen- und Anlagenhersteller<br />
arbeiten mit erheblich geringeren Sicherheitsfaktoren,<br />
alle Komponenten werden stärker<br />
ausgelastet. Durch die hohe Leistungsdichte moderner<br />
geregelter Antriebe sind Temperaturen von 80 °C bis<br />
120 °C an den Bremsen-Anbauflanschen keine Seltenheit<br />
mehr. Dazu kommen häufig neue Umweltschutzanforderungen,<br />
welche bei den Reibbelägen den Einsatz gewisser<br />
Inhaltsstoffe verbieten beziehungsweise zu einer Modifikation<br />
des Herstellverfahrens von Belägen führen. Die<br />
Bremsenhersteller müssen heute mit einer größeren Varianz<br />
in den Belagqualitäten und den Lieferchargen zu<br />
Recht kommen.<br />
Die heutigen Anforderungen an Bremsen differieren<br />
abhängig vom jeweiligen Einsatzfall sehr stark. Dementsprechend<br />
hat sich in den letzten Jahren das Marktangebot<br />
entwickelt. Der Trend geht verstärkt zu branchen- beziehungsweise<br />
anwendungsoptimierten Lösungen. Die klassischen<br />
Positionierbremsen werden zunehmend von Haltebremsen<br />
mit Not-Stopp-Funktion verdrängt. Für die<br />
Aufzugs- und Bühnentechnik und andere geräuschempfindliche<br />
Anwendungen stehen heute eine breite Palette<br />
geräuschgedämpfter, redundanter Bremsen zur Verfügung.<br />
Auch andere sicherheitsrelevante Applikationen mit<br />
Personengefährdung, wie beispielsweise rotierende Messer<br />
oder vertikale Achsen in Werkzeugmaschinen beziehungsweise<br />
Handling- und Montageeinrichtungen, forcieren<br />
die Entwicklung neuer Bremsenbaureihen.<br />
Die Auswahl und Dimensionierung einer Bremse ist<br />
heute wesentlich komplexer als in der Vergangenheit. Aufgrund<br />
der Vielzahl unterschiedlicher Anwendungen und<br />
Rahmenbedingungen ist eine fachkundige Beratung<br />
durch den Bremsenhersteller nahezu unerlässlich. Der<br />
Hersteller sollte eine breite Palette an anwendungsorientierten<br />
Bremsen, umfassende Felderfahrung und fundierte<br />
tribologische Kenntnisse vorweisen können. Er sollte<br />
auch über entsprechende Laboreinrichtungen verfügen,<br />
um gegebenenfalls Versuche mit entsprechenden Anwendungsparametern<br />
durchführen zu können.<br />
Zulässige Reibarbeiten in Bezug setzen<br />
Eine erste Abschätzung ist sicher nach wie vor über die in<br />
Katalogen angegebenen Bremsmomente möglich. Danach<br />
ist aber eine exakte Betrachtung aller Parameter, die auf das<br />
Reibsystem einwirken, unbedingt erforderlich. Gefahr einer<br />
falschen Auswahl und Dimensionierung besteht besonders<br />
dann, wenn die Bremse „eigentlich“ als reine Haltebremse<br />
konzipiert ist, aber durchaus auch bei Not-Aus-Situationen<br />
aus der Bewegung abbremsen muss. Die Angaben in Bremsenkatalogen<br />
zu den zulässigen Reibarbeiten sind häufig<br />
nicht ausreichend zur Klärung, ob die vorgesehene Bremse<br />
auch solchen Not-Aus-Situationen gewachsen ist. Zulässige<br />
Reibarbeiten werden in Katalogen häufig ohne Bezug zu<br />
Drehzahl und Gleitgeschwindigkeit angegeben oder sie beziehen<br />
sich auf eine Gleitgeschwindigkeit von 1 m/s. Höhere<br />
Gleitgeschwindigkeiten beeinflussen jedoch die zulässige<br />
Reibarbeit, den zu erwartenden Verschleiß sowie auch Reibwertniveau<br />
und Reibwertperformance.<br />
Nicht jeder Bremsenanbieter ist in der Lage, exakte und<br />
fundierte Rückschlüsse auf das Bremsverhalten bei veränderten<br />
Reibarbeiten und Reibleistungen zu ziehen. Viele<br />
haben dafür nicht die nötige langjährige Anwendungserfahrung.<br />
Das gilt besonders für Anbieter, die keine eigene<br />
Fertigung haben. Erfahrung allein ist aber auch nicht alles.<br />
Drei Fragen an Igor Bozovic, Stöber Antriebstechnik<br />
Welche Bremsen für welche Produkte kaufen Sie ein?<br />
Wir kaufen hauptsächlich ROBA-topstop-Sicherheitsbremsen in Stöber-spezifischer Ausführung für den<br />
Direkteinbau an Stöber Servogetriebe ServoFit ein. Diese Getriebebremsen verhindern zuverlässig ungewolltes<br />
Absinken oder Abstürzen von schwerkraftbelasteten Achsen, auch bei demontiertem Motor.<br />
Wie wählen Sie die passende Bremse aus?<br />
Entsprechend der Kundenanwendung und Antriebsauslegung wird die passende Bremse ausgewählt.<br />
Hauptanforderungen sind das benötigte statische/dynamische Bremsmoment, die Ansteuerung der<br />
Bremse auch in Hinblick auf die Einfall- und Lüftzeiten und die Bremsenspannung. Die Bremsleistung<br />
der ROBA-topstop wird in Abstimmung mit der Motorbremse bestimmt, damit das Maximalbremsmoment<br />
von Motor und ROBA-topstop das zulässige Getriebemoment nicht übersteigt.<br />
Welche Dinge sind bei der Auswahl der Lieferanten noch zu beachten?<br />
Da wir Systemanbieter für die industrielle Antriebstechnik sind und die an uns gestellten Kundenerwartungen<br />
übertreffen wollen, benötigen wir qualifizierte und innovative Lieferanten, mit denen wir<br />
gemeinsam die Wettbewerbsfähigkeit sichern können. Durch unseren Lieferanten-Qualifizierungsund<br />
Bewertungsprozess stellen wir sicher, dass die für uns wichtigsten Kriterien, wie z. B. eine hohe<br />
Produktqualität und Lieferzuverlässigkeit gewährleistet sind. Zudem ist eine schnelle Reaktionsfähigkeit<br />
und die Kompetenz der Ansprechpartner ein wichtiges Kriterium bei der Lieferantenauswahl.<br />
Igor Bozovic ist Gruppenleiter Strategischer<br />
Einkauf bei der Stöber Antriebstechnik GmbH<br />
& Co. KG in Pforzheim.<br />
Bild: Stöber Antriebstechnik<br />
02 / 2013 15