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ein Leben zwischen Judentum, Literatur und Politik

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so auch die DDR von der B<strong>und</strong>esrepublik aufgesogen werden wird. 33<br />

Beckers Personenpanorama ist damit komplett. Da ist die recht abstoßende Gestalt der<br />

Vera Zobel, die ihrer Tochter die untergehende Welt des Kapitalismus ersparen will. 34 Da ist<br />

Ludwig Weniger, dem es darum geht, den Sohn vor der zur Republikflucht entschlossenen<br />

<strong>und</strong> zudem hysterischen Mutter zu bewahren. 35 Der kühne Fritz Hetmann dagegen beurteilt<br />

den Unterschied <strong>zwischen</strong> Sozialismus <strong>und</strong> real existierendem Sozialismus nach<br />

wirtschaftlichen Kriterien. Und da ist schließlich Amanda, die wie Becker selbst die Koffer<br />

packt, jedoch ohne zu triumphieren, eher melancholisch.<br />

Amanda herzlos läßt sich als Panorama der letzten DDR-Jahre lesen, die von den<br />

Protagonisten erlebt, erlitten <strong>und</strong> kommentiert werden, wobei der Autor selbst darauf<br />

verzichtet, über die privaten oder politischen Schicksale zu urteilen. Becker, der <strong>ein</strong>mal das<br />

Bedürfnis nach Stellungnahme als den wesentlichsten Antrieb zum Schreiben bezeichnet<br />

hat 36 , nimmt in diesem s<strong>ein</strong>em letzten Roman <strong>ein</strong>e Position super partes <strong>ein</strong>: Er enthält sich<br />

der Stellungnahme als allwissender Autor <strong>und</strong> macht sich auch nicht die Stimme <strong>ein</strong>er s<strong>ein</strong>er<br />

Figuren zueigen. Dadurch ist <strong>ein</strong> ”Wende-Buch” der besonderen Art entstanden, das die<br />

Folgeereignisse antizipiert, ohne sie wertend darzustellen: Es gibt weder Jubel über den<br />

Untergang der DDR, noch deren rückblickende Verklärung, noch die Beschäftigung mit den<br />

eigentlichen “Wende”-Geschehnissen. Im Mittelpunkt steht vielmehr <strong>ein</strong> fragiler,<br />

möglicherweise zum Scheitern verurteilter Selbstbehauptungswille.<br />

Juerk Becker ist im März 1997 verstorben.<br />

MARIA ANGELA MAGNANI<br />

33 Vgl. I. Heidelberger-Leonard, Fragen an Amanda, in JB, S. 310<br />

34 J. Becker, Ah, S. 318.<br />

35 Ibid., S. 358-359.<br />

36 Vgl. J. Becker, Warnung vor dem Schriftsteller, Frankfurt a.M. 1990, S. 13.

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