PDF - mattes verlag heidelberg
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8 Bettina Alavi<br />
durch ein Nebeneinander von wissenschaftlichen, halbwissenschaftlichen,<br />
journalistischen und privaten Elementen bestimmt ist. Erinnerungen sind<br />
zwar per se virtuell und lassen sich nur an Erinnerungsobjekten wie Fotos<br />
„festmachen“, gleichwohl mischen sich in ihnen reale und fiktive Elemente,<br />
als dass erzählte Erinnerungen im Zeitverlauf ausgeschmückt und modifiziert<br />
werden. Die fiktiven Elemente enthalten dann die Verarbeitungen, medialen<br />
Überblendungen und Versicherungen der erinnernden Person. Schon<br />
dieses Verhältnis zeigt, dass real und fiktiv keinen Gegensatz darstellen,<br />
sondern Wirkliches und Nicht-Wirkliches aufeinander bezogen werden.<br />
Gleiches gilt für das virtuelle Medium, in dem z.B. Avatare nicht nur als<br />
fiktiv, sondern in ihrer Gemeinsamkeit und Unterschiedlichkeit zu lebenden<br />
Personen wahrgenommen werden.<br />
Ob diese Eigenschaft auch von allen Rezipient/innen wahrgenommen<br />
wird, sei in Frage gestellt. Dies betrifft gerade auch Schüler/innen, die sich<br />
als sogenannte „digital Natives“ scheinbar mühelos der digitalen Medien<br />
bedienen, sich dabei aber häufig auf bestimmt Elemente wie Twitter oder<br />
soziale Netzwerke beschränken, von einer „historische Online-Kompetenz“,<br />
die z.B. eine kritische Haltung zu den Angeboten beinhaltet, aber noch weit<br />
entfernt sind. Gleichzeitig hat sich das schulische Arbeiten, z.B. im Hinblick<br />
auf Referate zu historischen Themen, verändert, insofern diese häufig aus<br />
Internetfunden bestehen, die aus dem immer verfügbaren Netz heruntergezogen<br />
werden. Auch über diese Veränderungen des historischen Lernens<br />
wird in diesem Band – und wahrscheinlich noch weit darüber hinaus – zu<br />
sprechen sein, gerade weil empirische Befunde dazu noch weitgehend fehlen.<br />
Dieser Band „Historisches Lenen im virtuellen Medium“ dokumentiert<br />
die Ergebnisse einer im März 2009 an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg<br />
durchgeführten Tagung und enthält die überarbeiteten und teilweise<br />
erweiterten Vorträge der Tagung. Diese reiht sich ein in eine Tradition spezifischer<br />
geschichtsdidaktischer Tagungen zu den Neuen Medien, wie sie 2004<br />
in Frankfurt/M., 2006 in Flensburg und 2007 in Berlin stattfanden. Die<br />
Flensburger Tagung setzte ihren Schwerpunkt auf das „Digital storytelling“<br />
und damit auf die Veränderung der historischen Narrationen im Internet,<br />
während die Berliner Tagung eine Verbindung zwischen Zeitgeschichte und<br />
multimedialen Lernumgebungen herstellte. Auf der Heidelberger Tagung<br />
stand die Frage im Mittelpunkt, welche Lernchancen sich in den neuen Medien<br />
für das historische Lernen ergeben und wie diese bereits von den Lernenden<br />
(Schülerinnen und Schülern) genutzt werden. „Historisches Lernen<br />
im virtuellen Medium“ fokussiert damit auf die Lernchancen und untersucht<br />
schwerpunktmäßig unterschiedliche neue Medien mit historischer Ausrichtung<br />
auf ihr geschichts- wie mediendidaktisches Potential. Zu den mit den<br />
Lernchancen verbundenen Fragestellungen publizieren hier Medienexperten<br />
und/oder Geschichtsdidaktiker/innen, etablierte Wissenschaftler/innen wie<br />
Nachwuchskräfte. Diese Mischung ist zum einen dem Thema geschuldet,