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Artikel für das Adelsblatt (ca. 7000 Zeichen)<br />

Ein Beitrag von Christian v. Witzleben, Geschäftsführer und Vorstand der Stiftung <strong>Klosterschule</strong><br />

Roßleben.<br />

Die <strong>Klosterschule</strong> Roßleben : 455 Jahre gelebte Tradition in der<br />

Verantwortung einer Familie<br />

Als mein Vorfahre, Heinrich v. Witzleben, die <strong>Klosterschule</strong> 1554 als Knabenschule in einem<br />

ehemaligen Kloster gründete, konnte er nicht ahnen, dass er damit den Impuls für eine 455-<br />

jährige Verbindung meiner Familie mit dieser Schule setzen würde. Seither ist unsere<br />

Familiengeschichte geprägt vom Engagement für die Bildung junger Menschen – und zwar<br />

unabhängig von ihrer sozialen Herkunft. Die <strong>Klosterschule</strong> Roßleben ist aus unserem Leben<br />

nicht mehr wegzudenken – und der stille malerische Ort mit seinem wunderschönen<br />

Campusgelände und seinen jungen, engagierten Bewohnern ist uns sehr eng ans Herz<br />

gewachsen. Es ist immer wieder ein schönes Gefühl, die Lebendigkeit und Leidenschaft zu<br />

spüren, die von den hier lernenden Schülern ausgeht. Damit verbinden sich in den<br />

altehrwürdigen Mauern auf beispiellose Weise Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Aber<br />

bis dahin war es ein weiter Weg, die <strong>Klosterschule</strong> Roßleben blickt auf eine bewegte<br />

Geschichte zurück.<br />

Über vier Jahrhunderte haben die Erbadministratoren – die rechtmäßigen Nachfolger<br />

Heinrich v. Witzlebens – die Schule in ihrer ereignisreichen Geschichte begleitet. Um 1140<br />

gründeten Graf Ludwig von Wippra und seine Gemahlin Mechthildis ein Kloster am<br />

Westrand des Dorfes Rusteleve, dem heutigen Roßleben, welches am 22. Februar 1142 die<br />

Bestätigungsurkunde durch Papst Innozenz II. und am 24. Februar 1174 den Schutzbrief von<br />

Friedrich Barbarossa erhielt. In der Folge des Thüringer Grafenkrieges (1341-45) erhielt der<br />

landgräfliche Hofrichter Kristan v. Witzleben 1355 die Burg Wendelstein als erbliches Lehen.<br />

Damit war auch die Vogtei über das Kloster verbunden.<br />

In Folge der Reformation im Kurfürstentum Sachsen wurde um 1540 das Kloster in Roßleben<br />

aufgehoben. Der damalige Schirmvogt, Ritter und Doktor beider Rechte, Heinrich v.<br />

Witzleben auf Wendelstein, beauftragte 1549 den Schüler Melanchtons und Rektor der<br />

Fürstenschule Sankt Afra, Georg Fabricius, mit der Einrichtung einer Knabenschule in dem<br />

1


aufgelösten Kloster. Nachdem am Karfreitag des Jahres 1686 ein Großfeuer die Schulanlage<br />

fast völlig zerstörte, brachte der Erbadministrator Wolf-Dietrich Arnold v. Witzleben die<br />

Mittel auf, um die Schule in ihrer heutigen architektonischen Gestalt wieder aufzubauen. Am<br />

02. Januar 1742 konnte der Schulbetrieb wieder aufgenommen werden. Infolge des Wiener<br />

Kongress und der sich anschließenden Neuordnung Europas wurde Roßleben am 18. Januar<br />

1815 vom Königreich Sachsen an das Königreich Preußen abgetreten.<br />

Die erschütternden Erfahrungen des 1. Weltkrieges vertieften die traditionellen christlichhumanistischen<br />

Wertvorstellungen, welche an der <strong>Klosterschule</strong> vermittelt wurden. Auf<br />

Basis dieser geistigen Grundlage wurden die schweren Stürme in der Zeit der Weimarer<br />

Republik überstanden. Das gewachsene Wertegerüst ließ die Familie v. Witzleben und das<br />

geistige Umfeld der Schule in kritische Position, ja teilweise in den offenen Widerstand zum<br />

Nationalsozialismus gehen. Zwölf ehemalige Absolventen der <strong>Klosterschule</strong> sowie eines der<br />

Familienmitglieder der Stiftungsträger, Generalfeldmarschall Erwin v. Witzleben, waren<br />

aktiv am Widerstand gegen das Hitler-Regime beteiligt - einige von Ihnen wurden im<br />

Nachklang des Attentats vom 20. Juli 1944 hingerichtet.<br />

Im Zuge der Bodenreform wurde die Stiftung zum 1. Januar 1948 rechtswidrig enteignet und<br />

aufgehoben. Die Stiftung agierte daher ab 1955 mit einer Interimssatzung von München aus<br />

und diente bis 1990 gemeinnützigen Zwecken durch Vergabe von Stipendien.<br />

Die Schule wurde zunächst als Landesheim- Oberschule, später als Erweiterte Oberschule<br />

(EOS) Roßleben weitergeführt. Ab dem 28. August 1949 trug sie den Namen Goetheschule.<br />

Nach der Deutschen Wiedervereinigung wurde das Schulgelände wieder an die Stiftung<br />

unter Leitung von Friedrich-Karl v. Witzleben übertragen, die ehemalige Landwirtschaft blieb<br />

hingegen Teil der Bodenreform. Die Gebäude wurden von Grund auf restauriert und dem<br />

heutigen Nutzen entsprechend ausgebaut. Das Gymnasium verblieb in staatlicher<br />

Trägerschaft, während das Internat in die ursprüngliche Trägerschaft der Stiftung überführt<br />

wurde.<br />

Mit Beginn des neuen Schuljahres 2009/2010 wird an der <strong>Klosterschule</strong> Roßleben im Herzen<br />

Thüringens ein neues Kapitel der 455-jährigen Schulgeschichte geschrieben: Das<br />

2


Traditionsinternat mit Gymnasium wird zum 1. August in eine staatlich anerkannte<br />

Privatschule überführt.<br />

Das Engagement unserer Familie für die <strong>Klosterschule</strong> ist aus der Überzeugung geboren, dass<br />

Bildung das wichtigste und wertvollste Gut ist, das Eltern einem Kind mit auf den Lebensweg<br />

geben können.<br />

Die <strong>Klosterschule</strong> ist eine Schule, die Kinder und Jugendliche nicht nur nach Ihrer Leistung<br />

beurteilt, sondern deren ganze Persönlichkeit als Mensch wahrnimmt und fördert. Ein Ort,<br />

an dem christliche Werte, Persönlichkeit und Verantwortung in der Gemeinschaft zu tragen<br />

eine ebenso wichtige Rolle spielen, wie die Bereitschaft jedes Einzelnen, motiviert und<br />

zielstrebig an seine ganz persönlichen Leistungsgrenzen zu gehen. Es ist aber auch das Ziel,<br />

individuelle Talente und Neigungen gezielt und erfolgreich zu entdecken oder<br />

weiterzuentwickeln.<br />

Bei der Vermittlung der Lerninhalte setzen unsere Lehrer nicht nur auf den Unterricht im<br />

Klassenzimmer. Auf Basis von Erkenntnissen der Hirnforschung verfolgt unser pädagogischer<br />

Ansatz zum Beispiel das Ziel, durch gemeinsame, emotionale Erlebnisse den Erinnerungswert<br />

des Gelernten deutlich zu erhöhen. In Roßleben bieten wir daher im neuen Schuljahr Kurse<br />

der Erlebnispädagogik an, bei denen unsere Schüler zum Beispiel im Rahmen von<br />

Naturexkursionen mit dem Kanu sowohl etwas über den menschlichen Stoffwechsel bei<br />

körperlicher Belastung lernen, als auch über die geologischen Entwicklungen der<br />

Gesteinsformen in der Region, die ihnen bei der Reise begegnen.<br />

Bei der Neuausrichtung unserer Schule werden wir unseren Jugendlichen eine stärkere<br />

christlich-humanistische Bildung ermöglichen. Diese basiert aber nicht auf dogmatischen<br />

Religionsabgrenzungen als vielmehr auf der Vermittlung einer toleranten und praktisch<br />

erfahrbaren Religionslehre. Unsere Schüler leisten so im Rahmen sozialer Dienste, wie<br />

Schülernachhilfe, Altenbetreuung, Sanitätsdiensten oder der örtlichen Feuerwehr eine sehr<br />

reale Form von christlicher Solidarität. Die <strong>Klosterschule</strong> verfügt zudem über eine kleine<br />

Kapelle, die als besinnlicher Ruheplatz auf dem weitläufigen grünen Campusgelände genutzt<br />

wird.<br />

3


Die Familie v. Witzleben wird sich auch in den kommenden Jahrhunderten weiter für die<br />

<strong>Klosterschule</strong> Roßleben engagieren, um sie auch zukünftig als Kristallisationspunkt aus<br />

gelebter Tradition und innovativer Pädagogik unter den deutschen Bildungsangeboten zu<br />

etablieren. Mit dem Engagement erhält die Familie die älteste Privatschule in Deutschland<br />

und ist ein sehenswertes Beispiel für wiedergeschaffenes Unternehmertum in Thüringen.<br />

Weitere Informationen findet man unter www.klosterschule.de, Besuchstermine können<br />

unter 034672/98-200 vereinbart werden.<br />

4

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