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Referat von Nils Jent - Profil

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Managing Diversity –<br />

ein neuer Umgang mit der Vielfalt<br />

<strong>von</strong> Mitarbeitenden<br />

Einführungsreferat<br />

<strong>von</strong> Dr. <strong>Nils</strong> <strong>Jent</strong><br />

I.FPM / Universität St.Gallen


Betrachten wir die Gesellschaften Europas und der Schweiz, so stellt sich die<br />

Frage nach den Werthaltungen und Einstellungen sowie nach dem Paradigma, auf<br />

dem diese Werthaltungen und Einstellungen basieren. Untersucht man dazu die<br />

hiesigen Unternehmen, so kristallisiert sich heraus, dass fast einhellig dem<br />

Paradigma des „Defizit orientierten Ansatzes“ Folge geleistet wird. Die Problematik<br />

dieses „Defizit orientierten Ansatzes“ ist seinethnozentrisches Verständnis, ähnlich<br />

jenem der „Equal-Opportunity-Bewegung“ aus den USA, wonach formelhaft gilt:<br />

„Gleichwertig ist, wer Gleichartig ist“ oder mit Georg Orwell’s Worten in „Animal-<br />

Farm“: „Alle Tiere sind gleich. Aber einige sind gleicher.“<br />

Mit einem solchen Verständnis wird unwillkürlich eine Zweiteilung in eine Idealtypologie<br />

und eine Nichtidealtypologie vollzogen. Drei Phänomene sind im<br />

Zusammenhang mit Personen, oder Mitarbeitenden, der nichtidealtypischen<br />

Gruppe <strong>von</strong> Bedeutung:<br />

· In Gesellschaften, und noch eklatanter in Unternehmungen, ist die Summe aller<br />

nichtidealtypischen Personen in der Regel grösser als die Zahl der idealtypischen<br />

Personen.<br />

· Nichtidealtypische Personen unterliegen häufig einem erheblichen Anpassungsdruck.<br />

Dadurch entsteht zusätzlicher Stress und natürliche Ressourcen werden<br />

unterdrückt.<br />

· Die stereotypische Abgrenzung, wer einem idealtypischen <strong>Profil</strong> entspricht und<br />

wer eben nicht, ist zumindest überdenkenswert.<br />

Zu diesem dritten und letzten Phänomen möchte ich mit Ihnen zur Verdeutlichung<br />

gerne eine kleine, verblüffende Übung machen.<br />

(Übung mit den Brillenträgern)<br />

Behinderung, oder besser, Gesundheitsstatus, Nationalität, Alter, Geschlecht, usw.<br />

sind so genannte soziale Daten eines Menschen. Die Typologisierung geschieht<br />

also nicht auf der individuellen Ebene der Persönlichkeitsdaten eines Menschen,<br />

sondern eben auf der Ebene seiner „Sozialen Daten“. Diese Ebene definieren wir<br />

in der Betriebswirtschaftslehre als die Ebene der Mitarbeiterkategorien.<br />

Halten wir also fest: Die innerbetrieblich neue und zusätzliche Personalführungs-<br />

Ebene der Mitarbeiterkategorien ist eng auf die sozialen Daten fokussiert.<br />

Wie Unternehmen – oder auch Gesellschaften, die dem traditionellen „Defizit<br />

orientierten Ansatz“ verpflichtet sind, sich im Zusammenhang mit ihren Mitarbeiterkategorien<br />

verhalten, lässt sich anhand der Zielscheibengraphik veranschaulichen.<br />

© by <strong>Nils</strong> <strong>Jent</strong> 1


Nr. 1<br />

Das Zielscheibenprinzip<br />

Das Zielscheibenprinzip veranschaulicht das traditionelle Verfahren im Umgang mit sozialen<br />

Daten in Unternehmungen. Je „exotischer“ das soziale Datum, desto nicht idealtypischer die<br />

betreffenden Mitarbeitenden und desto unan gepasster sind die Werkzeuge der Personalarbeit.<br />

Bei der Rekrutierung sind die idealtypischen Mitarbeitenden die Erstgesuchten, die nichtidealtypischsten<br />

Mitarbeitenden die Letztgesuchtesten.<br />

Beim Outplacement verhält es sich entsprechend umgekehrt.<br />

Die Zielscheibengrafik verdeutlicht, dass es sich beim „Defizitorientierten Ansatz“<br />

um einen typischen Vertreter der konjunkturell bedingten „Schönwetter-/<br />

Schlechtwetter-Philosophie“ handelt. Dieser defizitorientierte Ansatz diskriminiert<br />

nicht nur bestimmte soziale Daten, sondern berücksichtigt ebenso wenig<br />

die auf dem jeweiligen sozialen Datum beruhenden besonderen Befähigungen.<br />

Diese besonderen Befähigungen bezeichnen wir in der Betriebswirtschaftslehre<br />

als die so genannten „Komparativen Kompetenzen“ eines Menschen.<br />

© by <strong>Nils</strong> <strong>Jent</strong> 2


Was die „Komparative Kompetenz“ einzelner sozialer Daten ist, zeigen Ihnen<br />

auszugsweise die folgenden zwei Abbildungen.<br />

Nr. 2<br />

Altersdiversity<br />

Nr. 3<br />

Genderdiversity nach Fisher<br />

Durch die mangelnde Berücksichtigung dieser „sozialdatengebundenen“ komparativen<br />

Kompetenzen können diese <strong>von</strong> den Unternehmungen schliesslich auch<br />

nicht erfolgswirksam genutzt werden. Genau hier setzt der konstruktive Umgang<br />

mit Diversity an.<br />

© by <strong>Nils</strong> <strong>Jent</strong> 3


Nr. 4<br />

Definition „Managing Diversity“<br />

„Managing Diversity“ ist der konstruktive Umgang mit der Vielfalt und Verschiedenartigkeit<br />

<strong>von</strong> Menschen“ zum Nutzen aller Anspruchsgruppen, die für ein System bedeutend sind.<br />

Diversity ist also ein sozialpolitisches Werteverständnis zur gezielten Nutzung der Verschiedenartigkeit<br />

<strong>von</strong> Menschen sowie der Unterschiedlichkeit ihrer sozialen Daten.<br />

„Managing Diversity“ ist der konstruktive Umgang mit der Vielfalt und Verschiedenartigkeit<br />

<strong>von</strong> Menschen“ zum Nutzen aller Anspruchsgruppen, die für ein<br />

System bedeutend sind. Damit dieser Nutzen aus der Vielfalt und Verschie denartigkeit<br />

<strong>von</strong> Menschen gleichsam extrahiert werden kann, ist ein völlig neues<br />

Verständnis des Grundsatzes zur Antidiskriminierung unerlässlich. Soll der<br />

Grundsatz zur Antidiskriminierung im Sinne des „Managing Diversity“ greifen,<br />

ist die Tendenz zur Uniformität – beruhend auf dem Axiom „gleichwertig = gleichartig“<br />

– aufzuheben. Es muss ohne jegliche Diskriminierung absolut selbstverständlich<br />

werden, als Frau, Senior, Ausländer oder ebenso auch als Behinderter,<br />

nicht mit Vorbehalten konfrontiert zu werden.<br />

Allerdings behebt der gesellschaftspolitische Quantensprung der selbstverständlichen<br />

Antidiskriminierung <strong>von</strong> Vielfalt und Verschiedenartigkeit noch immer<br />

nicht die ebenso zum Diskriminierungsphänomen gehörende materielle Benachteiligung<br />

resp. Übervorteilung ganzer Gruppen bestimmter sozialer Daten.<br />

Noch immer bleibt beispielsweise die Umsetzung <strong>von</strong> „gleicher Lohn für gleiche<br />

Arbeit resp. Leistung“ für Frauen häufig blosses Wunschdenken. Und dies,<br />

obwohl die Gleichberechtigung <strong>von</strong> Frau und Mann angeblich längst vollzogen<br />

ist. Dies macht deutlich, dass ein neuer, dem konstruktiven Umgang mit Vielfalt<br />

und Verschiedenartigkeit verpflichteter Grundsatz zur Antidiskriminierung<br />

endlich zweidimen sional auszugestalten ist.<br />

© by <strong>Nils</strong> <strong>Jent</strong> 4


Nr. 5<br />

Die Zweidimensionalität des Diskriminierungsphänomens<br />

Legende<br />

X-Achse: Besserstellungsgrad<br />

Y-Achse: Privilegierungsgrad<br />

Quadrant 1: Privilegierung mit Übervorteilungstendenz<br />

Quadrant 2: Privilegierung aber mit Benachteiligungstendenz<br />

Quadrant 3: Diskriminierung mit Benachteiligungstendenz<br />

Quadrant 4: Diskriminierung aber mit Übervorteilungstendenz<br />

(Vorteil durch Mitleids- oder Sozialgefühl)<br />

A = Lenkungstyp A baut die Diskriminierung ab<br />

B = Lenkungstyp B baut die Benachteiligung ab<br />

C = Lenkungstyp C baut die Übervorteilung ab<br />

D = Lenkungstyp D baut die Privilegierung ab<br />

Eine moderne, zweidimensionale Ausgestaltung der Antidiskriminierung greift<br />

also nicht nur auf der immateriellen Ebene der Gleichberechtigung sondern<br />

gleichzeitig auch auf der Ebene der materiellen Gleichstellung. Lebt dieses neue,<br />

zweidimensionale Verständnis der Antidiskriminierung, und greifen seine<br />

Lenkungsinstrumente im Bemühen zu einem dynamischen Gleichgewicht hin zur<br />

Gleichberechtigung und Gleichstellung, so ist eine <strong>von</strong> drei Voraussetzungn<br />

geschaffen für ein erfolgswirksames „Managing Diversity“.<br />

© by <strong>Nils</strong> <strong>Jent</strong> 5


Halten wir fest: Während beim „Defizitorientierten Ansatz“ ein möglichst sozialverträgliches<br />

Nebeneinander der Unterschiedlichkeit angestrengt wird, so konzentrieren<br />

sich sämtliche Strategien und Instrumente des „Managing Diversity“<br />

auf den Nutzen – oder Mehrwert – gezielten Miteinanders der Vielfalt und Verschiedenartigkeit.<br />

Mit dem Wechsel unserer Gesellschaft hin zur Konzeption des „Managing<br />

Diversity“ erhalten auch die vormals nichtidealtypischen Mitglieder, wie z.B. ich<br />

als Mensch mit Behinderung, die Chance, ihre komparativen Kompetenzen<br />

weitgehend ohne Barrieren und strukturelle Hemmnisse einzubringen. Dies zum<br />

Nutzen aller, wie auch zum eigenen Nutzen, zur eigenen Zufriedenheit und<br />

Motivation.<br />

© by <strong>Nils</strong> <strong>Jent</strong> 6

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