Zunder #3: Mut - Red Pepper
Zunder #3: Mut - Red Pepper
Zunder #3: Mut - Red Pepper
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Magazin für Markenkommunikation<br />
AUSGABE: 01 | 2010 · THEMA: MUT · PREIS: SCHWINDELERREGEND<br />
ZUNDER<br />
www.redpepper.de<br />
Seite 1
»ICH HABE<br />
DAMIT<br />
GERECHNET,<br />
DASS ICH<br />
MIR EIN<br />
TIER UM DEN<br />
HALS HÄNGEN<br />
MUSS.«<br />
Auflösung<br />
GLÜCKWUNSCH!<br />
Es war schon eine harte Nuss. An unserem Bilderrätsel<br />
aus dem letzten ZUNDER zum Thema »Deutsch« haben<br />
sich viele Leser sinnsuchend die Zähne ausgebissen. Einige<br />
Genies haben es dennoch geknackt. Trommelwirbel!<br />
Das sind die Lösungen:<br />
1. Berlin ist der Hammer.<br />
2. Deutsche Frauen sind heiß.<br />
3. Die Deutschen sind umweltrettende Ökofritzen.<br />
Dorena Reckow hat uns die richtigen Lösungen zugeschickt<br />
und es so auf unseren Titel geschafft. Die kaufmännische<br />
Angestellte arbeitet beim 1883 gegründeten<br />
Chemieunternehmen »Büsing & Fasch«. Von ihren<br />
Kollegen wird Dorena Reckow gerne mal die »CI-<br />
Wächterin« genannt, denn sie schaut ganz genau hin,<br />
ob die Richtlinien der Corporate Identity auch konsequent<br />
in den vier Unternehmen der BÜFA-Gruppe<br />
eingehalten werden. <strong>Mut</strong> bedeutet für die 44-Jährige,<br />
zu ihrer eigenen Meinung zu stehen und Entscheidungen<br />
zu treffen, die auch mal unbequem sind. Über das<br />
Fotoshooting mit Marcus Meyer sagt sie: »Es war gar<br />
nicht so schlimm. Ich habe damit gerechnet, dass ich<br />
mir ein Tier um den Hals hängen muss.«<br />
www.buefa.de<br />
Seite 2 Seite 3
INHALT<br />
Seite 5<br />
Seite 6<br />
Seite 10<br />
Seite 12<br />
Seite 14<br />
Seite 17<br />
Seite 19<br />
Seite 27<br />
Editorial<br />
MIT FRISCHEM MUT AUS DER<br />
KRISE! VERGESSEN SIE’S.<br />
Wagemut<br />
DRESSED FOR SUCCESS:<br />
FASHIONLOGISTIKER MEYER & MEYER BEWEIST MUT ZUR MARKE<br />
Freimut<br />
MUT ZUR KONSEQUENZ:<br />
FRoSTA – EIN UNTERNEHMENSPORTRAIT<br />
Unmut<br />
RAUS AUS DER KOMFORTZONE:<br />
WIE COACHING ZUM ZIEL FÜHRT<br />
Helmut<br />
WARUM IMMER MEHR UNTERNEHMEN EINEN VOGEL HABEN:<br />
OB MARKEN TWITTERN SOLLTEN<br />
<strong>Mut</strong>wille<br />
WER WAGT, SAHNT EINEN KÖRPEREIGENEN RAUSCHZUSTAND AB:<br />
MUT AUS SICHT DER NEUROWISSENSCHAFTEN<br />
Anmut<br />
»AB EINEM GEWISSEN PREIS DARF MAN AUCH SEINEN MUND AUFMACHEN«:<br />
INTERVIEW MIT STARFOTOGRAF DET KEMPKE<br />
Übermut<br />
VON JUNGEN WILDEN UND VERRÜCKTEN VISIONÄREN:<br />
MUTIGE MARKENGESCHICHTEN<br />
Editorial<br />
MIT FRISCHEM MUT AUS DER<br />
KRISE! VERGESSEN SIE’S.<br />
Diesen langweiligen Einstieg bekommen Sie hier nicht.<br />
Wer <strong>Mut</strong> zum Thema macht, muss auch selbst etwas wagen.<br />
Wir wagten ein Experiment. Im letzten Jahr hatten<br />
sich viele knietief in der Krise steckend am Thema »<strong>Mut</strong>«<br />
versucht. Wir haben uns stattdessen durch die Komposita<br />
von <strong>Mut</strong> inspirieren und reizen lassen – zum Beispiel von<br />
Anmut, Unmut, Übermut und, ja, auch von Helmut.<br />
Dieser ZUNDER steckt voller Adrenalin. Wir berichten<br />
über Menschen, die nicht nach links und rechts geschaut,<br />
sondern ihren eigenen Weg gegangen sind – mit<br />
allen Konsequenzen. Das motiviert, auch mal die eigene<br />
Komfortzone zu verlassen. Ab Seite 30 lernen Sie erstmals<br />
unser Team kennen und erfahren, was wir schon alles<br />
<strong>Mut</strong>iges und <strong>Mut</strong>maßliches auf dem Kerbholz haben.<br />
Denn in dieser Ausgabe lügen wir Sie zum ersten (und<br />
selbstverständlich zum letzten) Mal an.<br />
Wir wurden schon oft gefragt, wo man den ZUNDER<br />
eigentlich bekommen kann. Gar nicht. Es sei denn, wir<br />
haben Sie in den Verteiler unserer streng limitierten Auflage<br />
aufgenommen. Unter zunder@redpepper.de können Sie<br />
sich an- und abmelden.<br />
Wir freuen uns natürlich nach wie vor über freimütige<br />
Kritik und noch mehr über Lob – auch auf das Risiko<br />
hin, dass uns das übermütig machen könnte.<br />
Bleiben Sie neugierig!<br />
Seite 30<br />
<strong>Mut</strong>maßlich<br />
NACKT DURCH DIE EINKAUFSSTRASSE MIT RED PEPPER:<br />
EIN GEWINNSPIEL<br />
Seite 41<br />
<strong>Mut</strong>proben<br />
AUSGEWÄHLTE TERMINE<br />
Seite 42<br />
<strong>Mut</strong> zur ...<br />
EIGENWERBUNG<br />
Seite 44<br />
Impressum<br />
DAS SIND WIR<br />
Dayen Hegemann, Geschäftsführer bei red pepper, reist gerne<br />
abenteuerlich, zertifizierter Business-Coach, ist waghalsige 2 Meter<br />
groß, spielt trotzdem kein Basketball, rudert lieber<br />
Seite 5
Wagemut<br />
DRESSED<br />
FOR<br />
Mit seiner Handschrift gab Starfotograf Det Kempke [Interview ab<br />
Seite 19] der neuen Markenwelt von Fashionlogistiker Meyer & Meyer einen<br />
glanzvollen Look. Ab März können Sie das ganze »Nachher« unter<br />
www.meyermeyer.de begutachten – oder jetzt gleich das »Vorher«.<br />
SUCCESSWährend sich viele<br />
Unternehmen nach<br />
dem Krisenjahr in<br />
Stillstand üben, startet<br />
red pepper-Kunde<br />
Meyer & Meyer mit<br />
strategisch überarbeiteter<br />
und innovativ<br />
kommunizierter<br />
Corporate Identity<br />
neu durch. >><br />
Seite 6 Seite 7
»FÜR ERFOLG AM MARKT MÜSSEN<br />
WIR ETWAS ANDERES<br />
MACHEN ALS DER REST.«<br />
Das kostet <strong>Mut</strong>. Michael Meyer, Geschäftsführer von<br />
Meyer & Meyer, bewies Schneid und ebnete damit den Weg für eine einzigartige<br />
Markenwelt zwischen Diesel und Fashion.<br />
weiter von Seite 7 >><br />
Als einer der größten Fashionlogistik-Experten Europas<br />
begleitet Meyer & Meyer Unternehmen wie Windsor,<br />
Gerry Weber, Puma und Hugo Boss entlang der gesamten<br />
textilen Wertschöpfungskette – vom weltweiten Transport<br />
der Rohstoffe über das Warehousing bis hin zur<br />
Auslieferung der Ware in den Handel. Meyer & Meyer<br />
ist bereits seit 1902 im Logistikgeschäft und seit über 50<br />
Jahren auf Fashionlogistik spezialisiert. Seitdem ist das<br />
Unternehmen mit Hauptsitz in Osnabrück, sechs weiteren<br />
nationalen und 13 internationalen Standorten kontinuierlich<br />
gewachsen und hat sich verändert. Die Veränderung<br />
kam auch bei der Unternehmensstrategie an: Sie musste<br />
hinterfragt, neu aufgerollt und auf einen aktuellen Stand<br />
gebracht werden, um die Corporate Identity und damit<br />
auch die Kommunikation auf die Zukunft vorzubereiten.<br />
Dabei hat Meyer & Meyer einen mutigen Schritt gewagt,<br />
weg von der für Logistiker gängigen technisch-sterilen<br />
Anmutung hin zu einer emotionalen Verknüpfung von<br />
Logistik und Fashion.<br />
Prof. Dr. Christoph Burmann, Inhaber des Lehrstuhls<br />
für innovatives Markenmanagement an der Universität<br />
Bremen, entwickelte mit seinem Team eine umfassende<br />
Strategie für den Logistik-Riesen. red pepper sattelte darauf<br />
auf und gestaltete eine innovative und charakterstarke<br />
neue Markenwelt für das Unternehmen. Sie markiert<br />
einen absoluten Neustart für das Traditionsunternehmen.<br />
Darauf musste sich Meyer & Meyer-Geschäftsführer<br />
Michael Meyer erstmal einlassen: »Seit 30 Jahren lebe ich<br />
in der Speditionswelt, die nach Diesel riecht. Durch die<br />
Arbeit mit Professor Burmann wissen wir, dass wir für<br />
den Erfolg am Markt etwas Anderes machen müssen als<br />
der Rest. Wir müssen zwei Welten zusammenschweißen:<br />
die kühle technokratische Logistikwelt und die emotionale,<br />
aufregende Fashionwelt. Das haben wir ja auch<br />
konzeptionell getan. Jetzt kommt die Umsetzung da<br />
draußen ...«<br />
»WIR HABEN UNS INTENSIV MIT<br />
DER WELT DER ZIELGRUPPEN BE-<br />
SCHÄFTIGT: WAS BEWEGT DIE FA-<br />
SHION-BRANCHE?«<br />
Erik Wankerl, Creative Director red pepper<br />
red pepper erarbeitete das Konzept für die Kommunikation<br />
und bringt das neue Antlitz nun raus in die Welt. »Zuerst<br />
haben wir uns intensiv mit der Welt der Zielgruppen<br />
beschäftigt. Mit welcher Art von Kommunikation sind sie<br />
vertraut? Was bewegt die Fashion-Branche? Themen wie<br />
Trends, Innovation und Kreativität standen ganz oben auf<br />
der Liste dessen, was die neue Markenwelt von Meyer &<br />
Meyer verinnerlichen und auf emotionale Weise kommunizieren<br />
musste. Darüber hinaus kam es uns darauf an,<br />
diese Themen mit wichtigen Werten der B2B-Kommunikation,<br />
wie Sicherheit, Zuverlässigkeit und Qualität, zu<br />
kombinieren«, beschreibt Creative Director Erik Wankerl<br />
die Herangehensweise. Das Team verschaffte sich bei den<br />
ebenfalls in der Fashion-Branche tätigen Wettbewerbern<br />
einen Überblick und sah austauschbare Erscheinungsbilder,<br />
kühle Blau- und Grautöne und technische Logistik-<br />
Bildwelten – von Fashion-Atmosphäre keine Spur. Auch<br />
bei Meyer & Meyer fand sich die Positionierung als Fashionlogistiker<br />
nicht in der Kommunikation wieder. Jetzt<br />
sieht das ganz anders aus. Dafür sorgen das farbenfrohe<br />
Corporate Design und die neue Bildwelt. »Um Meyer &<br />
Meyer aufsehenerregend zu inszenieren, haben wir Starfotograf<br />
Det Kempke ins Boot geholt«, erzählt Wankerl.<br />
Der Hamburger ist bekannt für seine Portraits von Persönlichkeiten<br />
wie Til Schweiger und durch Fotostrecken<br />
für Magazine wie Vanity Fair oder Instyle. Für Meyer &<br />
Meyer setzte er Models zu verschiedenen Themen in den<br />
Lager- und Transportumgebungen zweier deutscher Meyer<br />
& Meyer-Standorte, Peine und Osnabrück, in Szene.<br />
Ein rundum gelungenes Projekt wurde das Shooting auch<br />
dank der anderen Protagonisten: Die ELITE-Models<br />
Emily Lambe und Ulrike Theuser, Stylist Marcell Neubert<br />
und Make-Up-Artist Jochen Pahrs.<br />
»WER WAGT, GEWINNT:<br />
IM FALL VON MEYER & MEYER<br />
EINE EINDRUCKSVOLLE<br />
CORPORATE IDENTITY UND EIN<br />
KLAR MARKIERTES REVIER.«<br />
Prof. Dr. Christoph Burmann<br />
Den Schritt zum Fashionlogistiker mit Haut und Haaren<br />
auch in der Kommunikation zu gehen, kostete <strong>Mut</strong> zur<br />
Entschlossenheit. »Wie der Name schon sagt, sind wir ja<br />
zwei Meyers. Natürlich gab es Abstimmungsbedarf und<br />
Reibungen, das ist auch notwendig«, sagt Michael Meyer.<br />
Prof. Dr. Burmann weiß die letztendlich bewiesene Entschlussfreude<br />
zu schätzen: »Das Ziel, die Positionierung<br />
als Fashionlogistiker zum augenscheinlichen Alleinstellungsmerkmal<br />
zu machen, ließ sich nur mit einer konsequenten<br />
Strategie und einer ebenso konsequenten Kommunikation<br />
erreichen. Klar Stellung zu beziehen, erfordert<br />
<strong>Mut</strong> und richtungsweisende Entscheidungen seitens der<br />
Geschäftsführung. Wer wagt, gewinnt: im Fall von Meyer<br />
& Meyer eine eindrucksvolle Corporate Identity und ein<br />
klar markiertes Revier.« Jetzt erscheinen neben der neuen<br />
Webseite sukzessive verschiedene Medien wie Broschüren<br />
oder Anzeigen. »Cornelia Böckmann, die Leiterin unserer<br />
PR- und Marketing-Abteilung, hat mir verboten, mit dem<br />
neuen Konzept schon vorab an die Öffentlichkeit zu gehen.<br />
Ich habe mich aber nicht ganz daran gehalten und im<br />
privaten Bereich schon mal etwas gezeigt«, gibt Michael<br />
Meyer zu, »und die Resonanz war ausschließlich gut.« ↙<br />
www.meyermeyer.de<br />
Seite 8 Seite 9
Freimut<br />
MUT ZUR KONSEQUENZ<br />
EIN<br />
UNTERNEHMENSPORTRAIT<br />
Finden Sie es mutig, die Strategie eines über Jahrzehnte erfolgreichen Unternehmens zu<br />
ändern und trotz Millionenverlusten an ihr festzuhalten? Wir jedenfalls<br />
machen einen Knicks vor dieser konsequenten Haltung und haben Felix Ahlers,<br />
Vorstandsvorsitzender der FRoSTA AG, gefragt: Wie fühlt sich so eine<br />
Entscheidung an? Er antwortete und beeindruckte uns – durch seine Offenheit.<br />
FELIX AHLERS<br />
studierte und schwang<br />
mehrere Jahre den Kochlöffel<br />
in Paris, Erfinder des<br />
Thai Green Curry von FRoSTA,<br />
hatte eigentlich nicht vor,<br />
das Familienunternehmen<br />
zu übernehmen, Blog-Pionier,<br />
spricht an der Kühltruhe<br />
im Supermarkt gerne<br />
mit Kunden, baut nebenbei<br />
in Äthiopien Kaffee<br />
an [Solino Coffee]<br />
Mononatriumglutamat und Hexamethylentetramin: Das<br />
klingt nicht lecker und schon gar nicht gesund. Felix<br />
Ahlers bohrte eines Tages bei seinem Vater, Firmengründer<br />
Dirk Ahlers, nach, was die künstlichen Zusatzstoffe<br />
in den Fertiggerichten des Familienunternehmens – dem<br />
Tiefkühlkonzern FRoSTA – verloren hätten. »Warum<br />
kochen wir in der Fabrik anders als zuhause?«: Die<br />
Frage lag auf der Hand. Doch bislang hatte sie sich kein<br />
Produzent je ernsthaft gestellt. Alle waren zu sehr mit<br />
dem erbitterten Wettstreit um die längste Haltbarkeit, das<br />
delikateste Aussehen und die billigste Produktion beschäftigt.<br />
Gekämpft wurde mit harten Mitteln – Geschmacksverstärkern<br />
sowie Farb- und Konservierungsstoffen. Dem<br />
gelernten Koch Felix Ahlers schwebte etwas anderes vor:<br />
Tiefkühlgerichte aus frischen Zutaten und völlig frei von<br />
Chemie. Mit seiner Idee überzeugte er bald auch andere.<br />
Im Jahr 2003, als die Zielgruppe der LOHAS (Lifestyle<br />
of Health und Sustainability) noch relativ unbekannt<br />
und Nachhaltigkeit noch kein Modewort war, brachte<br />
FRoSTA Pasta, Paella und Bami Goreng ohne Zusatzstoffe<br />
auf den Markt und schlüsselte alle Zutaten vollständig<br />
auf der Verpackungsrückseite auf. Der Haken: Die neue<br />
Qualität der Produkte ließ sich nicht zum alten Preis<br />
erreichen. Deshalb erhöhte FRoSTA die Preise um 10<br />
Prozent – mit Folgen.<br />
»Wir haben nicht gesagt, wir machen jetzt etwas ganz<br />
<strong>Mut</strong>iges. Es war einfach eine gute Idee«, erklärt Felix<br />
Ahlers rückblickend. Die Begeisterung für das »FRoSTA-<br />
Reinheitsgebot« ließ bei der neuen ernährungsbewussten<br />
Zielgruppe jedoch auf sich warten. Die Preiserhöhung<br />
vergraulte gleichzeitig die Käufer, denen es nicht um ihre<br />
Gesundheit ging, sondern darum, sich möglichst günstig<br />
satt zu essen. Die neue Marketingstrategie tat ihr Übriges.<br />
»WIR HABEN NICHT GESAGT,<br />
WIR MACHEN JETZT ETWAS<br />
GANZ MUTIGES. ES WAR EINFACH<br />
EINE GUTE IDEE.«<br />
Um überzeugend darzustellen, dass jetzt alles neu war,<br />
machte FRoSTA einen klaren Schnitt mit der Vergangenheit.<br />
Das Unternehmen setzte die beliebte Werbefigur<br />
»Peter« ab – genau wie den Jingle und Slogan »FRoSTA<br />
ist für alle da«. Ein teurer TV-Spot sollte die neue Qualität<br />
der FRoSTA-Gerichte überzeugend kommunizieren.<br />
»Obwohl wir das Doppelte für Marketing ausgegeben<br />
haben, waren die Imagewerte am Ende des Jahres katastrophal«,<br />
erinnert sich Ahlers: »Die Menschen konnten die<br />
Werbung gar nicht mehr mit der Marke FRoSTA in Verbindung<br />
bringen.« Statt darauf aufzubauen, was in den<br />
Köpfen der Verbraucher schon aktiviert war, fing FRoSTA<br />
in punkto Marke wieder bei Null an. »Wenn Unternehmen<br />
neue Marketingleiter einstellen, wollen die erst mal<br />
alles anders machen. Ist ja auch menschlich, aber aus meiner<br />
Erfahrung heraus macht das die Marke kaputt«, ist<br />
Ahlers überzeugt. Nicht nur das Image von FRoSTA litt,<br />
sondern auch das Geschäft: Der Umsatz ging um satte<br />
44 Prozent zurück, das Unternehmen machte erstmals in<br />
seiner Geschichte millionenschwere Verluste. Felix Ahlers<br />
übernahm in dieser kritischen Phase die Verantwortung<br />
für Marketing und Vertrieb. »Natürlich hatten wir Zweifel.<br />
Aber wir haben nie gesagt, wir drehen das Rad zurück<br />
und machen alles wie vorher«, erklärt der Volkswirt.<br />
»WIR HABEN ZUM<br />
GLÜCK NUR EIN JAHR<br />
LANG ALLES<br />
FALSCH GEMACHT.«<br />
Vorstand und Mitarbeiter waren fest davon überzeugt,<br />
dass es der richtige Weg sei und sie durchhalten müssten.<br />
War es nicht besonders mutig, vor diesem Hintergrund<br />
am Reinheitsgebot festzuhalten? Felix Ahlers zuckt nur<br />
mit den Schultern. <strong>Mut</strong>ig findet er das eigentlich nicht,<br />
eher ganz logisch und konsequent. »Wir haben zum Glück<br />
nur ein Jahr lang alles falsch gemacht«, gibt Felix Ahlers<br />
offen zu. FRoSTA bewies langen Atem und lernte aus den<br />
eigenen Fehlern. Mit der Rückkehr von »Peter« sowie dem<br />
Jingle und Slogan drehte das Unternehmen im Marketing<br />
das Rad dann doch zurück, am Reinheitsgebot wurde<br />
allerdings nicht gerüttelt. Vielmehr machte es FRoSTA<br />
in der Kommunikation konsequent zum Thema. Den<br />
Umschwung brachte vor allem die Entscheidung, die Verpackung<br />
zu verkleinern und den Preis unter die magische<br />
Grenze von drei Euro zu setzen. »Wir haben den Faktor<br />
Zeit unterschätzt, den eine Re-Positionierung braucht«, so<br />
Ahlers. Das Reinheitsgebot und die verbesserte Qualität<br />
der Tiefkühlprodukte machte langsam, aber sicher von sich<br />
reden. Mit den neuen ernährungsbewussten Kunden kam<br />
auch der Erfolg. Heute ist FRoSTA Marktführer im Bereich<br />
Tiefkühlkost und erwirtschaftet 50 Millionen Euro Umsatz<br />
pro Jahr. Felix Ahlers hat noch viele Ideen für die Zukunft<br />
– aber in nächster Zeit keine neue Revolution geplant. Im<br />
Jahr 2010 führt FRoSTA die 900-Gramm-Familienpackung<br />
ein und bringt sein Nachhaltigkeitsprojekt, den CO 2<br />
-<br />
Fußabdruck, weiter voran. In nächster Zeit stehe vor allem<br />
Kontinuität auf dem Plan. Allein auf Sicherheit zu spielen,<br />
das kann sich der Unternehmer aber nicht vorstellen:<br />
»Ohne <strong>Mut</strong> wäre das Leben doch ziemlich langweilig.« ↙<br />
www.frosta.de,<br />
www.frostablog.de,<br />
www.solino-coffee.com<br />
Seite 10 Seite 11
Unmut<br />
RAUS AUS DER<br />
KOMFORTZONE<br />
Arbeiten kann ja so gemütlich sein! Alles läuft nach Plan – die<br />
gleichen Abläufe, die gleichen Fragen und meilenweit vorhersehbare<br />
Entscheidungen. Da kann man sich ruhig mal mit einer<br />
Tasse Kaffee (mit Milch und Zucker, wie immer!) in den bequemen<br />
Sessel fläzen. Wenn da nicht die innere Stimme wäre, die uns<br />
wie eine kaputte Sprungfeder die Komfortzone madig macht:<br />
Was ist, wenn ich bei aller Bequemlichkeit gerade eine wichtige<br />
Chance verpasse?<br />
»Bequem – ich doch nicht!« Da müssen wir Sie enttäuschen. Jeder Mensch hat eine Komfortzone<br />
und das ist grundsätzlich auch nichts Schlechtes. Tief in uns wohnt das Bedürfnis nach<br />
Sicherheit, Geborgenheit und Ordnung – ob im Privaten oder im Beruf. Das Balance-System,<br />
so der neuropsychologische Fachbegriff, schützt uns vor Gefahren und sichert das Überleben<br />
– von uns und von unserem Unternehmen. Die Komfortzone bezeichnet also den individuellen<br />
Bereich, in dem wir uns pudelwohl und sicher fühlen. Jeder Mensch steckt dabei bewusst<br />
oder unbewusst sein Revier ab: So kann eine Führungskraft eine Entscheidung, ohne<br />
mit der Wimper zu zucken, fällen. Dem Mitarbeiter würde die gleiche Entscheidung hingegen<br />
den Schweiß auf die Stirn treiben. Die Komfortzone ist unser Schutzwall, und das ist auch der<br />
Haken an der Sache: Sie fesselt uns an das Gewohnte. Wir begrenzen uns selbst und stehen<br />
sogar der Entwicklung unseres Unternehmens im Weg. Das Schlimmste daran: Wir merken<br />
es oft nicht einmal.<br />
DIE KOMFORTZONE ZEMENTIERT<br />
UNS IM MITTELMASS.<br />
»Wer zum Teufel will denn Schauspieler sprechen hören?«, wehrte sich Harry Warner, Mitbegründer<br />
von Warner Brothers, im Jahr 1927 noch mit Händen und Füßen gegen den Tonfilm.<br />
Schließlich kannte er sich mit Stummfilmen prima aus. Die Produktion lief wie geschmiert<br />
und das Unternehmen spielte Gewinne ein. Die Idee, einen Tonfilm zu machen, bedeutete,<br />
ein Wagnis einzugehen, technisches Neuland zu betreten und die Komfortzone zu verlassen –<br />
aber auch eine millionenschwere Chance beim Schopf zu packen, bevor es andere taten. »Das<br />
kauft der Kunde nie« oder »Das hat doch in den letzten 5 Jahren auch gut funktioniert«:<br />
Jeder kennt die Totschießargumente, die gute Ideen im Keim ersticken. Unser Unterbewusstsein<br />
feuert sie heraus, damit wir schön gemütlich in unserer Komfortzone weiter vor<br />
uns hindösen können. Von <strong>Mut</strong> keine Spur. Der Unmut aber wächst, weil jeder halbwegs<br />
ehrgeizige Mensch auf lange Sicht das Gefühl bekommt, auf der Stelle zu treten. Die eigene<br />
Komfortzone zementiert uns im Mittelmaß. Das Potenzial, sich selbst und sein Unternehmen<br />
weiterzuentwickeln, ist vorhanden, es bleibt jedoch auf der Strecke.<br />
DAS UNMÖGLICHE IST DAS, WAS ICH<br />
NOCH NIE VERSUCHT HABE.<br />
Ein Umsatzwachstum von 30 Prozent oder die Innovationsführerschaft: Es ist besser nach<br />
den Sternen zu greifen, als sich selbst und seinem Team nichts zuzutrauen. Das Unmögliche<br />
ist eben das, was ich noch nie versucht habe. Dieses Selbstbewusstsein gewinnen Führungskräfte<br />
unter anderem durch Coaching. Bei der Arbeit mit dem Coach lernen sie ihre persönlichen<br />
Grenzen kennen, können gelernte Muster ändern und ihren Aktionsradius Schritt für<br />
Schritt erweitern. Im Unternehmen erkennt man diese Menschen daran, dass sie vor Herausforderungen<br />
nicht zurückschrecken, sondern sie suchen. Sie gehen kalkulierte Risiken ein,<br />
statt Chancen zu verpassen. Zum Schluss die unbequeme Wahrheit: Die eigene Komfortzone<br />
zu verlassen, ist harte Arbeit. Doch es lohnt sich. Da draußen warten viele Chancen. Man<br />
muss nur den Arsch hochkriegen! ↙<br />
COACHING:<br />
WAS WAR DAS GLEICH NOCH?<br />
Wer beim Coaching gleich an Fußball denkt, kommt der Sache schon ziemlich nahe. Coaching weckt die eigenen Potenziale, steigert die<br />
Motivation und ermöglicht, die gesteckten Ziele zu erreichen. Kein Wunder, dass heute kein DAX-30-Unternehmen mehr auf Business-<br />
Coaching verzichtet. Denn die Beratungsform verhilft Führungskräften zu mehr Erfolg. Das kann Dayen Hegemann, Geschäftsführer von<br />
red pepper und zertifizierter Business-Coach, nur bestätigen: »Es geht beim Coaching nicht darum, nett zusammenzusitzen und bei einer<br />
Tasse Kaffee über Probleme im Unternehmen zu lamentieren. Coaching ist ganz klar auf Lösungen und Ziele ausgerichtet. Das Tempo, um<br />
diese Ziele zu erreichen, ist sportlich. Das bedeutet eben auch oft, die eigene Komfortzone zu verlassen.«<br />
Seite 12 Seite 13
GLOSSAR<br />
Twitter: Mikro-Blog, in dem<br />
angemeldete Nutzer regelmäßig<br />
Text-Botschaften für ein großes<br />
Publikum veröffentlichen.<br />
Twittern: Englisch für »zwitschern«,<br />
die Tätigkeit des Schreibens auf<br />
Twitter. Tweets: Textnachrichten<br />
von bis zu 140 Zeichen, die auf<br />
einer Twitter-Seite veröffentlicht<br />
werden. Follower: Benutzer, die<br />
sich bewusst die Tweets von Privatpersonen<br />
oder Marken täglich<br />
auf ihrer Seite anzeigen lassen.<br />
Twittelator: Software für das<br />
iPhone, über die Nutzer mobil<br />
twittern können. TwitterBerry:<br />
EntsprechendeSoftware für den<br />
Blackberry. Twitter-Suche: Über<br />
ein Suchfeld können Nutzer einen<br />
Begriff eingeben und werden<br />
so zu den entsprechenden Tweets<br />
weitergeleitet.<br />
Hel<strong>Mut</strong><br />
WARUM<br />
IMMER MEHR<br />
UNTERNEHMEN<br />
EINEN VOGEL<br />
HABEN<br />
TWITTER IST IN ALLER MUNDE. Gibt es ja auch schon seit<br />
2006. Selbst Helmut Schmidt twittert (wenn es sich nicht<br />
um ein »Fake« handelt, wie es im Netz durchaus mal<br />
üblich ist), hier eine Kostprobe: »Der Zigaretten-Automat<br />
gegenüber ist weg. Wirtschaftskrise? Loki tobt. Wäre vermeidbar<br />
gewesen, wäre vermeidbar gewesen!«. Fast schon<br />
peinlich, jetzt erst drauf zu kommen. Heißt das, der<br />
ZUNDER sollte twittern? Oder nicht? Welche Unternehmen<br />
und Marken twittern überhaupt? Was haben sie<br />
davon? Und wie zur Hölle geht man da am besten vor?<br />
Wer sich ernsthaft mit Marketing beschäftigt, kommt<br />
an diesen Fragen nicht vorbei. Social Media einfach<br />
ignorieren – das sollten Marketer und Unternehmer gut<br />
abwägen. Gerade Marken, die eben erst das Licht der<br />
Konsumwelt erblicken, können sich im Social Web schön<br />
austoben: »Die meisten Marketingleute haben nie daran<br />
gedacht, dass das Internet ein wunderbarer Platz ist, um<br />
eine Marke zu bilden. Sie müssen ihre Meinung ändern,<br />
wenn ihre Marken im digitalen Zeitalter relevant bleiben<br />
sollen«, warnte kürzlich Garrick Schmitt von Razorfish,<br />
einer der weltweit größten Agenturen für digitales Marketing.<br />
In Amerika, der Heimat von Razorfish, ist Twitter<br />
bereits ein etablierter Kanal für die Kommunikation und<br />
den Vertrieb großer Marken. Dell beispielsweise verkauft<br />
Computer über Twitter und gibt Followern exklusive<br />
Rabatte. In Deutschland zögern viele Marken noch – mit<br />
gutem Beispiel gehen aber auch hierzulande einige voran,<br />
etwa Mymuesli (zum jetzigen Zeitpunkt mehr als 2.300<br />
Follower) oder Lufthansa (knapp 19.000 Follower).<br />
US-Präsident Barack Obama hatte bei <strong>Red</strong>aktionsschluss<br />
schon an die 3,2 Millionen Follower. Die Social-Web-<br />
Inszenierung bietet jede Menge Potenzial – wenn man sich<br />
nicht Hals über Kopf in den virtuellen Dschungel stürzt,<br />
sondern ein sauberes Konzept ausklügelt.<br />
FÜR WELCHE<br />
MARKEN LOHNT SICH<br />
TWITTER?<br />
»Wenn ich als Marke erkenne, dass auch meine Zielgruppe<br />
bei Twitter unterwegs ist, ist twittern sinnvoll. Wenn<br />
ich zum Beispiel Edelzigarren verkaufe, dann ist meine<br />
Zielgruppe wahrscheinlich älter und twittert nicht unbedingt.<br />
Aber von Marken wie Puma oder Adidas erwarten<br />
die Nutzer das sogar«, sagt Thorben Fasching, Bereichsleiter<br />
Agentur beim hmmh-Multimediahaus. Die Agentur<br />
erstellt unter anderem Web-Präsenzen und Onlineshops<br />
und berät Marken wie Lancôme, Otto oder Tchibo in<br />
Sachen digitales Marketing. Ob Twitter für eine Marke<br />
interessant ist oder nicht, entscheidet also vor allem die<br />
Nutzerstruktur. Eine im Frühling 2009 durchgeführte<br />
Online-Twitterumfrage ergab: Deutsche Twitter-Nutzer<br />
Seite 14 Seite 15
sind durchschnittlich 32 Jahre alt, zu 74 Prozent männlich<br />
und 78 Prozent von ihnen haben Abitur. 50 Prozent der<br />
Nutzer stammen laut dieser Studie aus der Medien- und<br />
Marketingbranche, zu 25 Prozent handelt es sich um<br />
Führungskräfte und Unternehmer. Vielleicht sagen Sie sich<br />
jetzt schon: Für mein Unternehmen ist das nichts. Oder<br />
Sie werden hellhörig und spielen mit dem Gedanken, sich<br />
anzumelden. Das ist ganz leicht.<br />
WIE NUTZEN MARKEN<br />
TWITTER SINNVOLL?<br />
Viel schwieriger ist es, sich ein Konzept für die Tweets zu<br />
überlegen. »Bei 140 Zeichen Markenbotschaften auszusenden,<br />
halte ich für relativ schwierig. Man kann auch<br />
nicht ständig seinen Claim posten. Twitter hat ja vor allem<br />
etwas mit Neuigkeitswerten zu tun, mit Voyeurismus<br />
auf der einen Seite und Extrovertiertheit auf der anderen<br />
Seite«, weiß Thorben Fasching. Warum sollte ich mir<br />
regelmäßig die Tweets eines Unternehmens durchlesen?<br />
Weil ich als Follower unterhalten werde und exklusive<br />
Informationen, spannende Links, eine Vorschau auf kommende<br />
Produkte oder Dienstleistungen und im Idealfall<br />
auch Sonderangebote bekomme. Sehr erfolgreich ist zum<br />
Beispiel das Twitter-Outlet von Dell, in dem Follower<br />
über Verlinkungen auf Dell-Seiten Discounts und besondere<br />
Angebote bekommen. 1,5 Millionen Follower wissen<br />
das zu schätzen – da nimmt das Marketing über Twitter<br />
ganz neue Dimensionen an. »Wichtig ist einfach, dass ich<br />
einen Mehrwert finde. Dell hat ein stark absatz orientiertes<br />
Modell. Das funktioniert zum Beispiel auch bei Airlines.<br />
Wenn ich dem Tweet von German Wings, TuiFly oder Air<br />
Berlin folge, dann erfahre ich von speziellen Angeboten,<br />
zum Beispiel: Übermorgen haben wir noch drei freie<br />
Plätze von Hamburg nach Frankfurt um 8:15 Uhr. Dann<br />
kann ich über den Tweet diese Restplätze bekommen«, so<br />
Thorben Fasching. Die hmmh-Tweets gehen mit spannendem<br />
Beispiel voran: Interessant sind vor allem die dort geposteten<br />
Verlinkungen zu Highlights im wirren Informationsdschungel<br />
Internet, wie folgender Tweet: »Verkauf<br />
nah am Kunden – fünf Ideen für Facebook« und dazu der<br />
entsprechende Link. Ein Informationsservice, den Follower<br />
dankbar annehmen dürften.<br />
LUKRATIVE ANGELEGENHEIT ODER<br />
VERSCHWENDETE ZEIT?<br />
Wie kann ich mit Twitter Geld verdienen? Diese Frage<br />
hört Thorben Fasching oft, wenn es um Twitter geht.<br />
»Imagebildende Marketingmaßnahmen kann man nicht<br />
kurzfristig quantitativ messen. Langfristig aber qualitativ!<br />
Die Frage sollte nicht sein: Was kann ich damit<br />
verdienen? Sondern: Was kann ich damit erreichen?«<br />
Neben dem Potenzial für Imagekommunikation und<br />
Vertrieb bietet Twitter noch ganz andere Möglichkeiten:<br />
Marktforschung. Über www.tweetcloud.com zum Beispiel<br />
kann man herausfinden, über welche Themen derzeit<br />
gesprochen wird und welche Trends sich abzeichen. Die<br />
»Tweetcloud« ist eine Darstellung der in Tweets am<br />
häufigsten genannten Begriffe, Marken, Persönlichkeiten,<br />
Unternehmen und so weiter. Es lohnt sich, Social Media<br />
wie Twitter ganz konkret als Quelle für Consumer<br />
Insights zu nutzen. »Man kann Leute in eine geschlossene<br />
Benutzergruppe einladen, um über bestimmte Produkte<br />
zu diskutieren oder zu fragen: Was wünscht ihr Euch im<br />
nächsten Jahr an neuen Produkten? In bestimmten Foren<br />
können die Leute dann sagen, was sie vom Hersteller<br />
haben wollen. Genial. Ich brauche keine Marktforschung<br />
mehr. Apple macht das seit Jahren so, die kennen die Foren,<br />
in denen die Leute sich austauschen. Apple setzt die<br />
Wünsche eins zu eins in neuen Produkten um. Man muss<br />
seinen Kunden einfach viel besser zuhören.«<br />
FAZIT: DER ZUNDER<br />
TWITTERT JETZT AUCH.<br />
Wir resümieren: Es kommt darauf an, einen Mehrwert für<br />
den Follower zu generieren. Die Tweets müssen nützlich<br />
und interessant sein, sonst hört niemand hin. Twitter<br />
eignet sich bestens dafür, den gesamten Markt zu beobachten.<br />
Im Idealfall hört man ganz genau zu und reagiert<br />
direkt auf Bedürfnisse und Anregungen. Fraglich bleibt<br />
allerdings, wie lange es Twitter überhaupt noch macht –<br />
Thorben Fasching hält die Lebensdauer von Twitter für<br />
begrenzt: »Wahrscheinlich kommt ein anderer Dienst, der<br />
alle Informationen subsumiert, dann findet man die Twitter-Informationen<br />
eben zum Beispiel auf seinem Google-<br />
Mail-Account.« Bis dahin kann es aber noch dauern.<br />
Wenn sogar Helmut Schmidt twittert, bleibt uns natürlich<br />
nichts anderes übrig, als ebenfalls zu twittern. Was dabei<br />
herauskommt? Follow us on Twitter! ↙<br />
www.tweetedbrands.com:<br />
Dieser Dienst nennt täglich die 50 am häufigsten bei<br />
Twitter genannten Marken.<br />
www.tweetcloud.com:<br />
Hier gibt es täglich neue »Wortwolken«, die zeigen,<br />
über welche gesellschaftlichen und politischen Themen,<br />
Marken, Events usw. sich die Nutzer weltweit<br />
austauschen.<br />
www.twitter-trends.de:<br />
Dieses Portal bildet die beliebtesten Themen der<br />
deutschen Twitter-Community ab und zeigt, welche<br />
Konsum- und Gesellschaftstrends sich abzeichnen.<br />
www.twitterbeep.com:<br />
Über diesen Dienst werden Nutzer stündlich darüber<br />
informiert, wer bei Twitter was über ihre Marke, ihr<br />
Produkt oder ihre Dienstleistung sagt.<br />
www.twitpic.com:<br />
Hier laden Nutzer Bilder hoch, um sie auf<br />
Twitter zu posten.<br />
www.freetwitterdesigner.com:<br />
Mit dieser Online-Hilfe gestalten Nutzer ihr Twitter-<br />
Account individuell.<br />
<strong>Mut</strong>wille<br />
In unserem Gehirn hat <strong>Mut</strong> einen festen Platz: Das Dopamin-System scannt unsere Welt nach Belohnungs- und Expansionsmöglichkeiten ab.<br />
Dagegen macht uns das Angstsystem auf drohende Gefahren aufmerksam. Wer es mutig überwindet, wird mit jeder Menge berauschendem<br />
Dopamin belohnt.<br />
Seite 16 Seite 17
Erkenntnissen aus der Hirnforschung positioniert<br />
red pepper Marken und entwickelt wirksame Kommunikationslösungen.<br />
Denn aus neuropsychologischer Sicht lassen sich Emotionen und<br />
Handlungsmotive von Zielgruppen wunderbar beschreiben – auch <strong>Mut</strong><br />
wird so zu einem erstaunlich greifbaren<br />
Ob Sie den Löwen aus sich heraus lassen oder doch<br />
lieber kneifen, entscheiden Sie blitzschnell, denn zwischen<br />
Wahrnehmung und Handlung laufen rasante Prozesse im<br />
Gehirn ab. Eine Schlüsselrolle spielt dabei das Gespann<br />
aus limbischem System und präfrontalem Kortex. Dieser<br />
empfängt sensorische Signale, gleicht sie mit Gedächtnisinhalten<br />
ab, fügt die emotionale Bewertung aus dem<br />
limbischen System hinzu und initiiert auf dieser Basis die<br />
Handlung. Auch in Sachen <strong>Mut</strong> entscheidet das limbische<br />
System, welches Verhalten einer Situation angemessen ist<br />
und leitet die entsprechende Reaktion ein. Säbelzahntiger.<br />
Angst. Kampf oder Flucht? Rauf auf den Baum! Genauer<br />
gesagt funktioniert das so: Die Amygdala im limbischen<br />
System bewertet die Wahrnehmung (Säbelzahntiger = Gefahr)<br />
und anschließend entsteht die emotionale Reaktion<br />
(Angst). Der anregende Teil des vegetativen Nervensystems,<br />
der Symphatikus, reagiert: Schweißperlen laufen<br />
die Stirn herunter, der Puls schlägt. Der Symphatikus<br />
setzt aber auch Energien in Form von Noradrenalin und<br />
Cortisol frei. Sie sind plötzlich hellwach und mobilisieren<br />
ungeahnte Kräfte: »So schnell war ich noch nie auf einem<br />
Baum!«<br />
Botenstoff berauscht Sie regelrecht und versetzt Sie in<br />
einen euphorischen Zustand. <strong>Mut</strong> kann durchaus süchtig<br />
machen. So wie Erfolg. Oder durch <strong>Mut</strong> herbeigeführter<br />
Erfolg. Im Falle des Säbelzahntigers werden Sie sich<br />
höchstwahrscheinlich für die Flucht entscheiden und das<br />
ist auch gut so. Geht es aber darum, bei der Entwicklung<br />
und der Kommunikation einer Corporate Identity<br />
etwas Unkonventionelles, aber Erfolgversprechendes zu<br />
wagen, sollten Sie nicht kneifen und auf die Belohnung<br />
verzichten. Deswegen ist das Fazit dieser Ausgabe und<br />
unsere Botschaft an alle Unternehmer, Marketing-Verantwortliche<br />
und Kollegen in der Kreativwirtschaft: Wagen<br />
Sie etwas, schwimmen Sie auch mal gegen den Strom und<br />
verlassen Sie sich auf Ihr Bauchgefühl! ↙<br />
Anmut<br />
»AB EINEM<br />
GEWISSEN PREIS<br />
DARF MAN<br />
AUCH SEINEN<br />
MUND<br />
AUFMACHEN.«<br />
Det Kempke gehört zu den gefragtesten Fotografen Deutschlands. Meist findet man<br />
ihn hinter seiner Hasselblad, denn er ist ein leidenschaftlicher Workaholic. Nur so schafft<br />
man’s. Aufgewachsen im beschaulichen Ummeln bei Bielefeld inszeniert der Wahl-Hamburger<br />
heute Celebrities wie Til Schweiger oder Hape Kerkeling. Wir haben ihn bei einem<br />
Shooting mal hinter seiner Kamera hervorgeholt, ihn zum Objekt unserer Neugierde<br />
gemacht und festgestellt: Der smarte Mann hat einiges zu erzählen.<br />
Wer einmal die Angst<br />
hat, wird süchtig nach mehr.<br />
Das Säbelzahntiger-Beispiel zeigt: Angst spielt ein zentrale<br />
Rolle bei der wissenschaftlichen Erklärung des Phänomens.<br />
<strong>Mut</strong> als Handeln im Widerspruch zur empfundenen<br />
Angst – was vielen spontan als Definition einfällt, ist<br />
neuropsychologisch gesehen ein Volltreffer, so wie die<br />
von der ZUNDER-<strong>Red</strong>aktion postulierte Annahme »<strong>Mut</strong><br />
lohnt sich«. Nach der Überwindung einer Angstblockade<br />
schüttet Ihr Gehirn Unmengen Dopamin aus. Dieser<br />
Neuromarketing-Experte Dr. Hans-Georg Häusel entwickelte die Limbic<br />
Map. Sie bildet die verschiedenen Motivsysteme unseres Gehirns ab.<br />
Auf der »Landkarte der Emotionen« lassen sich zum Beispiel Marken<br />
positionieren – oder wie hier das Phänomen »<strong>Mut</strong>«. Es entfaltet sich<br />
zwischen Risikofreude, Rebellion und Autonomie, strahlt aber auch<br />
auf andere emotionale Aspekte aus, etwa Kreativität und Durchsetzungsvermögen.<br />
Gerade in der Markenstrategie hat <strong>Mut</strong> viel damit zu<br />
tun, ausgetretene Pfade zu verlassen und Standpunkte auch gegen<br />
Widerstände zu verfechten.<br />
Seite 18<br />
Seite 19
HERR KEMPKE, NATÜRLICH<br />
HABEN WIR ERSTMAL<br />
GESUCHMASCHINELT, UM ZU<br />
SEHEN, OB ES REISSERISCHE<br />
INTERVIEWS MIT IHNEN<br />
GIBT UND NICHTS GEFUNDEN ...<br />
Oh doch, da gibt es etwas. Zum Beispiel die Podiumsdiskussion<br />
von Kodak auf der Photokina 2008 in Köln zum<br />
Thema analoge Fotografie. Zwei Dinge daran waren mutig.<br />
Erstens, dass ich zugesagt habe. Ich hasse es auf der Bühne<br />
zu stehen. Zweitens musste das auch noch auf Englisch<br />
sein, da ich ja mit internationalen Kollegen diskutiert habe.<br />
Aber Englisch können Sie gut, das haben wir doch<br />
vorhin gehört ...<br />
Ja. Aber auf der Bühne. Angeleuchtet. Jetzt spricht der<br />
Deutsche Englisch. Daneben einer aus New York, einer<br />
aus New Mexico ... Gott sei Dank war noch jemand aus<br />
Spanien dabei. Erzähl’ mal in Kurzform auf Englisch was<br />
über Dein Leben, ins Mikro, vor 500 bis 600 Leuten.<br />
Sie haben Fotografie studiert? Sind also auf ganz klassischem<br />
Weg zu Ihrem Beruf gekommen?<br />
Im Prinzip ja. Nur habe ich mich mit Händen und<br />
Füßen gegen meine Eltern durchsetzen müssen. Ich<br />
war das einzige Kind in der Familie, das Abitur hatte.<br />
In Ummeln bei Bielefeld aufgewachsen, war natürlich<br />
Fotografie weit entfernt im Denken der Leute.<br />
Was sollten Sie werden?<br />
Na idealerweise Arzt oder Jurist. Ich hatte auch noch<br />
ein super Abitur, da kam der Spruch: »Kind, wirf Deine<br />
Bildung nicht weg«. Drei Jahre habe ich gebraucht, um<br />
mich durchzusetzen. Ich wollte das unbedingt machen.<br />
Heute noch denke ich, wenn Assistenten keine Überzeugungstäter<br />
sind, dann sind sie ganz falsch bei mir.<br />
»EIGENTLICH WAR DAS GAR<br />
NICHT MUTIG, DENN DIE ELEFAN-<br />
TEN WAREN JA DRESSIERT.«<br />
Sie sind Überzeugungstäter und zwar einer mit<br />
einem unverwechselbaren Stil. Wie würden Sie den<br />
beschreiben?<br />
Ich glaube, dass ein Bild eine Geschichte erzählen muss.<br />
Es muss cinematografisch sein. Wann fange ich an zu<br />
träumen? Also entweder lese ich ein gutes Buch, das ist<br />
Kino im Kopf, oder ich gehe ins Kino. Dann wird mir eine<br />
Geschichte sauber inszeniert vorgeführt. Sie nimmt mich<br />
mit. Wenn ein Bild meinen Kunden nicht mitnimmt, ist es<br />
ein schlechtes Bild.<br />
Schwimmen Sie damit gegen den Strom?<br />
Keine Ahnung. Dafür habe ich mich nie interessiert. Ich<br />
wollte immer meine Art von Fotos machen. Ich habe ganz<br />
bestimmt so ein paar Mäander im Leben gemacht, zu sehr<br />
auf andere gehört, mich zu sehr nach dem Markt gerichtet.<br />
Aber heute kann ich sagen, ich weiß, was ich will.<br />
Leute schlagen eine Zeitschrift auf und sagen: Das muss<br />
ein Kempke-Foto sein. Das ist so und so inszeniert, das<br />
Licht ist so und so.<br />
Gibt es Situationen mit Kunden, in denen Sie mutig in<br />
die Auseinandersetzung gehen, um konsistent in Ihrem<br />
Stil zu bleiben?<br />
Das gibt es, glaube ich, jedes Mal. Ich gehe immer so weit,<br />
wie der Kunde das zulässt. Wenn der Kunde dann partout<br />
nicht mitgehen will, dann bin ich Dienstleister. Aber dann<br />
hat er einen Belichter gekauft und nicht mich. Früher war<br />
ich da weniger mutig. Aber heute habe ich natürlich das<br />
Glück, dass ich früher in die Konzeption eingebunden<br />
werde. Das ist natürlich auch eine Preisfrage. Ab einem<br />
gewissen Preis darf man auch den Mund aufmachen.<br />
Lassen Sie uns mal über <strong>Mut</strong> im wörtlichsten Sinn reden.<br />
Sie haben zum Beispiel das berühmte Foto von Richard<br />
Avedon mit den zwei Elefanten als Hommage an den<br />
Künstler neu in Szene gesetzt. War das gefährlich?<br />
Eigentlich war das gar nicht mutig, denn die Elefanten<br />
waren ja dressiert. Da gibt es ganz andere Sachen. Aber<br />
wenn ich hinter meiner Kamera stehe, bin ich sowieso<br />
komplett in meiner Welt. In Amerika bin ich für Fotos<br />
alleine herumgeklettert. Danach habe ich mal nach unten<br />
geschaut, mein Gott, da stand ich nur Millimeter vom<br />
Abgrund entfernt und hab das gar nicht wahrgenommen!<br />
Wirklich mutig sind für mich andere Sachen. Ich hatte<br />
mal ein ganz wichtiges Kundenmeeting. Das Konzept war<br />
super, es ging um Kaffeemaschinen. Aber der Kunde hatte<br />
Maschinen mit einem ganz schlimmen Design. Irgendwann<br />
bin ich aufgestanden und habe vor der ganzen<br />
Runde gesagt: »Sagt mal Leute, findet Ihr denn nicht,<br />
dass diese Maschine scheiße aussieht?« und habe so ein<br />
ganzes Meeting gesprengt.<br />
Ab und zu muss auch der Kunde <strong>Mut</strong> aufbringen. Gerade<br />
haben Sie für den Fashionlogistiker Meyer & Meyer<br />
fotografiert, der den großen Schritt zu einer ganz neuen<br />
von der Fashionfotografie inspirierten Markenwelt wagt<br />
– wohlgemerkt als Logistiker. Geht Ihrer Arbeit oft ein<br />
mutiger Schritt seitens des Kunden voraus?<br />
Manchmal hat man ein Konzept auf dem Tisch und<br />
denkt: »Oh ja, ganz toll. <strong>Mut</strong>ig.« Und dann geht die<br />
Mühle des Nivellierens los. Zum Schluss ist nichts übrig<br />
geblieben. <strong>Mut</strong>ige Konzepte funktionieren nur, wenn alle<br />
mitziehen und am Ende sagen: »Ja, da waren wir mutig<br />
und konsequent.« So wie Meyer & Meyer.<br />
Haben Sie da ein paar Beispiele auf Lager?<br />
Ja, zwei immer noch herausragende Beispiele. Das eine ist<br />
Amazon. Ich bekam graue Flächen und einen Slogan. Wir<br />
haben uns dann mit dem Kunden hingesetzt und konsequent<br />
das ganze Ding glattgezogen. Geändert wurde nichts. Das<br />
fand ich mutig. Großartige Bilder, die ich zehn Jahre lang in<br />
meiner Mappe hatte.<br />
Und wie genau sah das Ganze aus?<br />
Ein schönes Beispiel war das Motiv zum Slogan »Shop<br />
Games«. Auf der grauen Fläche stand: Zwei Jugendliche<br />
sitzen zu Hause, haben gerade ein Paket von Amazon<br />
bekommen und spielen Playstation. Klar war gleich: Ich<br />
zeige nicht den braven deutschen Jungen und das brave<br />
deutsche Mädchen in ihrem Jugendzimmer. Die müssen<br />
glaubwürdig szenig sein und nicht schön gecastet. Die<br />
sind wirklich von der Straße. Zusammen sollten sie das<br />
Tingeltangel-Barock-Wohnzimmer ihrer Eltern rocken.<br />
Das war ein Bild, das glaubwürdig Kino war.<br />
Das war mutig, weil es ganz neu war?<br />
Das war total neu. Das war sensationell. Wenn Werbung<br />
sagt, da sitzen Jugendliche am Tisch, dann hab ich da in<br />
der Regel Geföhnte und Geschönte sitzen, den blonden<br />
Jüngling, der eigentlich permanent durchgeprügelt würde,<br />
und irgendein Mädchen, das gesichtslos daneben sitzt.<br />
Das will doch keiner sehen.<br />
»GOTT, DA STAND ICH<br />
NUR MILLIMETER<br />
VOM ABGRUND ENTFERNT!«<br />
Und das zweite Beispiel?<br />
Das war noch mutiger und großartiger. 2003. Weltweit-<br />
Kampagne für Lacoste. Ich traf Maurice Betite von der<br />
Agentur BY. Er war damals der Creative Director in Paris<br />
und arbeitete für Labels wie Louis Vuitton. Er schaut<br />
in meine Mappe, sieht ein Bild und sagt: »Das finde ich<br />
super, hast Du Lust meine Kampagne zu fotografieren?<br />
Ich habe hier ein paar Filmszenen aus ›Der unsichtbare<br />
Dritte‹. Wie findest Du die?« Ich sage: »Finde ich super.«<br />
Er: »Wie findest Du die Mädchen?« Ich sage: »Die finde<br />
ich besser.« Er: »Ok, dann buche ich die. Wir sehen uns<br />
in Los Angeles.« Dann haben wir fünf Tage lang die<br />
Kampagne fotografiert. Heraus kam ein sensationeller<br />
Katalog. Filmische Szenen mit einer gewissen Hitchcockartigen<br />
Spannung, ein bisschen düster, eigentlich überhaupt<br />
nicht Lacoste. Das war das erste Mal, dass ich ganz<br />
klar für meinen cinematografischen Stil gebucht wurde<br />
und niemand reingeredet hat.<br />
»IRGENDWANN BIN ICH<br />
AUFGESTANDEN UND HABE VOR<br />
DER GANZEN RUNDE GESAGT:<br />
SAGT MAL LEUTE, FINDET IHR<br />
DENN NICHT, DASS DIESE<br />
MASCHINE SCHEISSE AUSSIEHT?«<br />
War das damals für Fashionfotografie sehr ungewöhnlich?<br />
Ja. Und nicht nur das. Ich als deutscher Fotograf ganz<br />
neu in Paris und er entscheidet sich für mich. Das war<br />
Seite 20<br />
Seite 21
mutig. Ich musste auch mutig sein: Ich hatte plötzlich<br />
über 25 Leute Publikum beim Shooting und mir ging<br />
der Arsch auf Grundeis. Heute ist das für mich harmlos,<br />
aber damals habe ich ganz schön geschwitzt. Die ersten<br />
beiden Tage waren Bungee-Jumping pur, danach habe<br />
ich mich gefangen und es hat Spaß gemacht.<br />
»MANCHMAL HAT MAN<br />
EIN KONZEPT AUF DEM TISCH UND<br />
DENKT: OH JA, GANZ<br />
TOLL. MUTIG. UND DANN GEHT<br />
DIE MÜHLE DES<br />
NIVELLIERENS LOS.«<br />
Shooting für Amazon, Kempke:<br />
»DEN BLONDEN JÜNGLING,<br />
DER EIGENTLICH<br />
PERMANENT DURCH-<br />
GEPRÜGELT WÜRDE, UND<br />
IRGENDEIN MÄDCHEN,<br />
DAS GESICHTSLOS<br />
DANEBEN SITZT: DAS WILL<br />
DOCH KEINER SEHEN.«<br />
Wird <strong>Mut</strong> belohnt?<br />
Ja. Ich habe schon Fotos in einem Booklet versendet,<br />
da haben mir meine Freunde total davon abgeraten<br />
und gesagt: »Das willst Du wegschicken? Bist Du<br />
wahnsinnig? Das bringt Dich um.« Witzigerweise hatte<br />
ich noch nie so viel positives Feedback wie auf diese<br />
Aussendung. Die war überhaupt nicht mainstreamig,<br />
sondern komplett gegen den Strich gebürstet. Aber<br />
danach habe ich zum Beispiel Amazon gemacht und<br />
bekam tatsächlich einige Jobs, die auch mit mir zu<br />
tun hatten. Die einzig wahre Entscheidung ist, das zu<br />
machen, was du wirklich willst. Alles andere wird dich<br />
nur verwässern.<br />
Gibt es eine Persönlichkeit, die Sie als besonders mutig<br />
und gradlinig empfinden?<br />
Ich war von Daniel Richter sehr beeindruckt. Der<br />
hat in besetzten Häusern gemalt und sich um nichts<br />
geschert und jetzt ist er plötzlich berühmt. Er hat sein<br />
Ding gemacht, und das fand ich sehr mutig.<br />
Welche besonders mutige Frage könnten<br />
wir Ihnen stellen?<br />
Ich kann nur sagen, mutige Fragen werden überschätzt.<br />
Ich lebe mit der Philosophie, dass es fast nichts gibt,<br />
über das ich nicht sprechen kann. Darum fällt mir keine<br />
mutige, mich entblößende Frage ein. Ich habe kein<br />
Problem damit, mich zu entblößen. Ich glaube, in dem<br />
Moment, in dem ich ganz bei mir bin, gibt es kaum<br />
noch Unsicherheiten, die ich nicht zulassen kann. Weil<br />
ich mich nicht verstellen muss.<br />
Was <strong>Mut</strong> für Sie als Person relativiert.<br />
<strong>Mut</strong> ist in dem Fall wirklich nur echte Offenheit. <strong>Mut</strong>ig<br />
ist, zu akzeptieren: Ich bin fehlbar, ich bin nicht großartig,<br />
ich habe Ängste und ich lasse sie auch zu. ↙<br />
DET KEMPKE<br />
setzte sich gegen seine Eltern durch und studierte Fotodesign,<br />
portraitiert jede Menge Stars und Sternchen, behält trotzdem die<br />
Bodenhaftung, Markenzeichen: cinematografische Inszenierungen<br />
www.detkempke.com<br />
Seite 22
Weltweit-Kampagne für Lacoste, Kempke:<br />
»ICH HATTE PLÖTZLICH ÜBER<br />
25 LEUTE PUBLIKUM BEIM<br />
SHOOTING UND<br />
MIR GING DER ARSCH AUF<br />
GRUNDEIS.«
Übermut<br />
Es liegt doch klar auf der Hand. Markenmacher, die etwas wagen,<br />
scheitern oder werden mit Erfolg belohnt. Andere treten auf der Stelle<br />
und die Gesellschaft um sie herum gleich mit. Oder was glauben Sie:<br />
Könnten Sie jetzt mit Ihrem iPhone ein ganz neues Leben leben, wenn<br />
Steve Jobs die Hosen voll gehabt hätte? Übermut macht Vieles möglich.<br />
Die Erfolgsgeschichte von Apple ist ja weitgehend geläufig, deshalb<br />
haben wir vier ganz andere Namen herausgesucht, die mutig waren und<br />
(Marken-) Geschichte schrieben.<br />
Seite 26 Seite 27
Comme de garcon<br />
bliebt<br />
Wie<br />
nie stehen<br />
die Jungfrau zum<br />
Wie<br />
Kinde:<br />
die Jungfrau<br />
Und<br />
zum<br />
dann<br />
Kinde:<br />
kam<br />
bliebt nie stehenSO STARK UND DANN KAM<br />
BILLYBOY<br />
Virgin<br />
Virgin<br />
WIE FRÜHER<br />
Billy Boy<br />
BLEIBT NIE STEHEN<br />
COMME DE GARÇON<br />
SO STARK WIE FRÜHER<br />
AFRI<br />
UND DANN KAM<br />
BILLY BOY<br />
WIE DIE JUNGFRAU ZUM KINDE<br />
VIRGIN<br />
Die Mode von Comme de Garçon ist nicht schön. Sie ist<br />
radikal und innovativ im besten Sinne. Sie positioniert<br />
sich in großer Distanz zu europäischen Erfolgsrezepten<br />
und gesellschaftlichen Idealen. Damit weicht das japanische<br />
Label mutig von jeglicher Norm ab und trotzdem,<br />
oder gerade deswegen, ist Rei Kawakubo – Designerin<br />
und Gründerin – ein Star der Modebranche. »Immer<br />
schneller sein als der Rest der Welt« scheint das Konzept<br />
für Selbstverständnis, Design und Kommunikation von<br />
Comme de Garçon zu sein. Dafür arbeitet Kawakubo<br />
immer wieder mit Querdenkern wie der Fotokünstlerin<br />
Cindy Sherman oder der eigensinnigen Sängerin Björk<br />
zusammen.<br />
Die Motive für Plakate und Anzeigen sind legendär. So<br />
wie der PR-Coup »Guerilla Store«: Im puristischen Ambiente<br />
alter Gebäude fernab von belebten Einkaufsstraßen<br />
präsentierte und verkaufte Comme de Garçon seine<br />
begehrten Kollektionen, lediglich durch virale Werbung<br />
angekündigt. 2004 eröffnete in Berlin der erste Guerilla<br />
Store des Labels, weitere kamen in ganz Europa dazu.<br />
Unabhängig vom Erfolg schloss jeder Store nach einem<br />
Jahr. Comme de Garçon bleibt eben nie stehen, sondern<br />
prescht mit Lichtgeschwindigkeit nach vorne – für manche<br />
zu schnell: Auf www.guerilla-store.com ist jetzt quer<br />
über den Bildschirm in roten Versalien »disappeared«<br />
zu lesen.<br />
Börsencrash, Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit: Als Karl<br />
Flach 1931 die Geschäftsführung eines Unternehmens<br />
übernimmt, das Schnaps, Liköre und Limonaden produziert,<br />
riecht es in Deutschland noch lange nicht nach<br />
Wirtschaftswunder. Trotzdem wagt er das Unterfangen.<br />
Für gewinnversprechende Ideen hat er ein Näschen:<br />
Auf Reisen in den USA erkennt er das Potenzial von<br />
Coca-Cola und des Franchise-Systems. Schnell macht er<br />
die Afri-Cola als deutsches Pendant zur beliebten Brause<br />
und erfolgreichen Marke. Afri behaupten sich gegen<br />
den Goliath Coca-Cola – in den 40er Jahren halten<br />
beide ungefähr die gleichen Marktanteile.<br />
1952 hat Flach wieder den richtigen Riecher: Er bringt<br />
die Bluna-Limonade auf den Markt. Afri und Bluna<br />
werden zu charakteristischen Marken des deutschen<br />
Wirtschaftswunders und zum Kassenschlager in den<br />
60ern und 70ern. Waghalsige Kampagnen lassen den<br />
Umsatz der Marke kometenhaft in die Höhe rauschen.<br />
Berühmt geworden ist vor allem der von Werbepionier<br />
Charles Wilp inszenierte Spot mit Afri-Cola trinkenden<br />
Nonnen. Mit dem Ausklingen der Flower-Power<br />
Bewegung verhallt auch der Erfolg von Afri. Plötzlich<br />
ist die leckere Cola in der Design-Flasche out, überlebt<br />
aber in den Bars und Clubs von Subkulturen wie der<br />
Technoszene der 90er. 2002 belebten der Song »Everytime«<br />
von den Flames und der dazu gedrehte Spot die<br />
Markenbekanntheit. Seit 2006 gibt es Afri-Cola wieder<br />
so stark wie früher: nach altem Rezept mit 25 mg Koffein<br />
pro 100 Milliliter hergestellt und auf Erfolgskurs<br />
in deutschen Kehlen. Heute ist Afri-Cola ein absolutes<br />
Kultgetränk. Zwar lange nicht so absatzstark wie Coca-<br />
Cola, aber mit Sicherheit nicht unterzukriegen.<br />
Möglichst diskret und dabei wahrscheinlich doch peinlich<br />
berührt – so kauften Deutsche bis in die 90er Jahre hinein<br />
ihre Kondome. In der Apotheke, versteht sich. Dann kam<br />
Billy Boy und zeigte, wie Marken nicht nur den Markt,<br />
sondern auch die Gesellschaft revolutionieren können.<br />
Mit provokativer Strategie und laszivem Namen schrieb<br />
sich Billy Boy auf die Fahnen, was nun salonfähig wurde:<br />
eine neue, freie, gesunde und humorvolle Einstellung zum<br />
Thema Sexualität.<br />
Damit hat Billy Boy den Gebrauch von Kondomen<br />
gesteigert und jungen Leuten das Thema Ansteckungsgefahr<br />
näher gebracht. Die mutige Strategie ist also nützlich<br />
und lohnt sich auch noch wirtschaftlich: Billy Boy ist das<br />
meistverkaufte Kondom in Deutschland.<br />
Wer braucht denn schon einen Schulabschluss oder gar<br />
ein Studium, dachte Richard Branson, mit 21 kann man<br />
schließlich in der vor Konkurrenz nahezu berstenden<br />
Londoner Oxford Street einen Plattenladen eröffnen und<br />
mit 22 ein eigenes Label nachschieben, das den großen<br />
Musikkonzernen auch noch ernsthaft Sorgen macht. Aber<br />
warum dabei bleiben? Man kann schließlich auch eine<br />
Fluggesellschaft gründen, mit 33, und mit 44 endlich mal<br />
dieser pseudoübermächtigen Coca-Cola mit einer neuen<br />
Cola Konkurrenz machen.<br />
Touristen ins All zu befördern, ist Bransons aktuelles<br />
Projekt, zwei Raumschiffe hat er schon. Zum Geschäft<br />
kam der Brite wie die Jungfrau zum Kinde, deswegen<br />
schlägt eine Mitarbeiterin »Virgin« als Markennamen vor.<br />
Grafiker Trevor Key kritzelt das Logo auf eine Serviette,<br />
Branson zahlt und packt es ein – wozu auch lange<br />
fackeln. Richard Bransons Lebenslauf lässt sich einzig mit<br />
einem Zitat des 2,7 Milliarden Pfund schweren Gottes<br />
der Selbstinszenierung gebührend zusammenfassen: »Die<br />
<strong>Mut</strong>igen mögen nicht ewig leben, aber die Vorsichtigen<br />
leben gar nicht.« ↙<br />
Seite 28 Seite 29
<strong>Mut</strong>maßlich<br />
GESTERN BIN ICH<br />
ZUERST NACKT DURCH<br />
EINE EINKAUFSTRASSE<br />
Fotos: Marcus Meyer, rückte die Köpfe<br />
von red pepper und unser Titelmodell<br />
in heldenhaftes Licht, umwerfend<br />
kreativ (und gutaussehend), schießt<br />
für die Werbung und die Kunst, seine<br />
Bilder zierten auch schon die »Neon«<br />
oder die »Süddeutsche Zeitung«, ist<br />
mit der Fotoetage Bremen verbandelt<br />
www.marcusmeyer.co.uk<br />
Erik<br />
GERANNT,<br />
HABE<br />
DANACH EINEN<br />
ENTFLOHENEN TIGER IN<br />
SEINEN ZOO<br />
ZURÜCK-<br />
GEBRACHT<br />
UND DANN MEINER<br />
SCHWIEGERMUTTER GE-<br />
SAGT, SIE SEI EINE FETTE<br />
ZICKE!<br />
SCHWEDEN 2008. ICH BIN AUF EINER GRUPPEN-WILDWASSERTOUR. MIT DEM<br />
KAJAK SOLL ICH EINEN VIER METER HOHEN WASSERFALL HINUNTERFAHREN. DIE<br />
ERSTE ÜBERWINDUNG IST, ÜBERHAUPT IN DIE STRÖMUNG ZU FAHREN. DANACH<br />
GILT ES, SCHNELL UND KONZENTRIERT IM TOSENDEN WASSER DIE RICHTIGEN BE-<br />
WEGUNGEN ZU MACHEN. ALLES IST SCHNELL VORBEI – DIE BELOHNUNG BE-<br />
STEHT AUS ADRENALIN UND DEM GUTEN GEFÜHL, NICHT GEKNIFFEN ZU HABEN.<br />
Haben Sie schon mal etwas richtig <strong>Mut</strong>iges gemacht? Wir haben uns den Kopf zerbrochen und spannende Geschichten<br />
aus dem Dunkel unserer Erinnerung gegraben. Die Gelegenheit nutzen wir, um das mutige Team von<br />
red pepper mal vorzustellen – samt mutmaßlicher Geschichten. Es klingelt? Tja, manche von uns haben etwas<br />
geflunkert. Wenn Sie zwei von uns beim Lügen erwischen, schreiben Sie die Namen in einer E-Mail an<br />
zunder@redpepper.de und Sie gewinnen ein erstklassig gestaltetes sowie getextetes Plakat in Ihrem Wunschformat,<br />
mit dem Sie machen können, was Sie wollen! Das ist ein Deal? Auf die Plätze, enttarnen, los!<br />
Seite 30 Seite 31
Thomas<br />
Aneka<br />
ALS PSYCHOLOGE IN DIE WERBUNG! MIT 23 JAHREN HABE<br />
ICH MUT BEWIESEN UND ZUSAMMEN MIT DAYEN IM KRI-<br />
SENJAHR 2000 MEIN EIGENES UNTERNEHMEN GEGRÜNDET.<br />
DAVOR HATTE ICH EIN HALBES JAHR AUF EINER PSYCHIATRI-<br />
SCHEN TRAUMASTATION GEARBEITET.<br />
ICH, STOSSSTANGE AN STOSSSTANGE MIT DEM NACHBARAU-<br />
TO, WILL VORWÄRTS FAHREN. ICH GEBE GAS UND NICHTS<br />
PASSIERT. ALSO GEBE ICH MEHR GAS ... PLÖTZLICH MACHT<br />
MEIN (GELIEHENES) AUTO EINEN SPRUNG RÜCKWÄRTS UND<br />
DAS NACHBARAUTO KNALLT AN EIN TOR. DAS HECK DES AU-<br />
TOS WAR ZIEMLICH VERBEULT. FLUCHT? NEE. ICH STEIGE<br />
AUS UND GEHE SCHNURSTRACKS ZU DEN NACHBARN UND<br />
BEICHTE. HEUTE GRÜSSEN WIR UNS AUCH WIEDER.<br />
Julia<br />
Felix<br />
BEIM LETZTEN UMZUG DURFTE ICH MEIN HANDWERK-<br />
LICHES GESCHICK SO RICHTIG UNTER BEWEIS STELLEN.<br />
BIS JETZT LEUCHTEN ALLE LAMPEN, DIE REGALE HÄNGEN<br />
NOCH AN DER WAND UND DIE WASCHMASCHINE HAT<br />
DIE KÜCHE AUCH NOCH NICHT ÜBERFLUTET – ICH HATTE<br />
NÄMLICH KEINEN BLASSEN SCHIMMER, WIE ICH DIE AN-<br />
SCHLIESSEN SOLLTE, UND HAB ES EINFACH GEWAGT.<br />
IN DEN LETZTEN JAHREN HABE ICH EINIGE MUTIGE DINGE<br />
GEMACHT. ICH BIN DEN JAKOBSWEG GEGANGEN, HABE<br />
MIT 24 JAHREN EINE AUSBILDUNG BEGONNEN, WAR IN<br />
8 METERN HÖHE IN EINEM HOCHSEILGARTEN KLETTERN –<br />
UND DAS BEI ABSOLUTER HÖHENANGST – UND HABE AN<br />
EINEM KARTRENNEN TEILGENOMMEN. WAS DAS MUTIGSTE<br />
WAR, KANN ICH NICHT SAGEN. JEDER SCHRITT WAR RIESIG<br />
FÜR MICH.<br />
Seite 32 Seite 33
Marei<br />
Emina<br />
IN NEW YORK HABE ICH LEONARDO DICAPRIO GESEHEN<br />
UND DIREKT ANGEQUATSCHT: LÄSST DU DICH MIT MIR<br />
FOTOGRAFIEREN? ER WIRKTE ZWAR ETWAS GENERVT,<br />
ABER MEIN BILD HABE ICH BEKOMMEN! IST ER NICHT<br />
ENTZÜCKEND?<br />
Jan<br />
MIT ANFANG 20 ÜBERTRAFEN MEIN KUMPEL SVEN UND<br />
ICH UNS GEGENSEITIG MIT SCHWACHSINNSAKTIONEN. WIE<br />
IM DEZEMBER 1994 IN KIEL. ICH LIESS DEN KOMMENTAR<br />
FALLEN, BEI DEN MINUSGRADEN MÜSSTE MAN EIGENTLICH<br />
MAL' NE RUNDE IN DER OSTSEE SCHWIMMEN. SVEN SPRANG<br />
SOFORT AUF DEN ZUG AUF. UND ICH MUSSTE MIT. WIR ALSO<br />
DICK VERMUMMT AN DEN STRAND, KLAMOTTEN BIS AUF DIE<br />
BOXERSHORTS AUS (DIE LEUTE HABEN UNS WIE AUSSERIR-<br />
DISCHE ANGESCHAUT) UND REIN INS WASSER. ICH SCHLUG<br />
10 VOLLE SCHWIMMZÜGE VOR. SVEN ERHÖHTE AUF 20.<br />
ICH HABE IN MEINEM LEBEN NIE WIEDER SO GEFROREN.<br />
NEULICH HAT MICH DER HUND VON UNSEREM NACHBARN, EIN BULLIGER BOXER,<br />
PLÖTZLICH ANGESPRUNGEN UND MIR IN DIE HAND GEBISSEN. DA BIN ICH TIERISCH<br />
WÜTEND GEWORDEN UND HABE IHN EINFACH ZURÜCKGEBISSEN. ALS MIR KLAR<br />
WURDE, WAS ICH DA EIGENTLICH GERADE GEMACHT HABE, WAR DER HUND SCHON<br />
ÜBER ALLE BERGE. ICH HABE NUR NOCH EIN LAUTES WINSELN GEHÖRT.<br />
Seite 34 Seite 35
Dayen<br />
Sabrina<br />
WEIHNACHTEN MIT ROLF ZUCKOWSKI, JA, DAS WAREN ZEI-<br />
TEN. ALS KIND HABE ICH ZUSAMMEN MIT IHM AM TELEFON<br />
»DANKE LIEBER TANNENBAUM« GESUNGEN. DAS WURDE<br />
DANN AUFGEZEICHNET UND LIEF AN WEIHNACHTEN IM RA-<br />
DIO AUF NDR 1. SO VIELE OHREN – GANZ SCHÖN AUFREGEND!<br />
Nils<br />
DIE LETZTE MUTIGE ENTSCHEIDUNG HABE ICH GERADE GETROFFEN: ICH HABE MICH<br />
ENTSCHIEDEN, DIESES JAHR IN NEPAL WANDERN ZU GEHEN. ICH KANN NUR ERAH-<br />
NEN, WAS MICH IN NEPAL UND DEM HIMALAYA-GEBIRGE ERWARTET.<br />
VOR KURZEM HABEN ICH AM BAHNHOF ZIVILCOURAGE BE-<br />
WIESEN: EIN BETRUNKENER RANDALIERTE, SCHLUG WILD<br />
UM SICH UND GING AUF JEDEN LOS, DER IN DER NÄHE<br />
STAND. MEIN KUMPEL JONAS UND ICH BRACHTEN DEN TY-<br />
PEN UNSANFT ZU BODEN, WENDETEN DEN POLIZEIGRIFF AN<br />
(MEIN BRUDER IST SECURITY-MITARBEITER BEIM HURRICA-<br />
NE FESTIVAL UND BRINGT MIR SO ETWAS BEI) UND SASSEN<br />
DANN AUF IHM DRAUF, BIS DIE POLIZEI KAM.<br />
Seite 36 Seite 37
Lisa<br />
Juliane<br />
IN MEINER FREIZEIT BIN ICH MÄDCHEN FÜR VIELES IM THE-<br />
ATER. BEI DER LETZTEN AUFFÜHRUNG EINES STÜCKES VER-<br />
SUCHT DAS TEAM IMMER, DIE SCHAUSPIELER MIT KLEINEN<br />
GEMEINHEITEN AUS DEM KONZEPT ZU BRINGEN, INDEM SIE<br />
ZUM BEISPIEL ECHTEN ALKOHOL IN FLASCHEN FÜLLEN ODER<br />
NACKTBILDER IN BÜCHER KLEBEN. BEI EINEM STÜCK SOLLTE<br />
ICH DEN SCHAUSPIELER IN PERSONA VERWIRREN. »JOSEF«<br />
ERZÄHLT IN DEM EIN-MANN-STÜCK VON HEIDI. ER IST TRAU-<br />
RIG, DASS SIE SICH AN DIESEM TAG NICHT VON IHM VER-<br />
ABSCHIEDET HAT, ALS IHR FREUND SIE MIT DEM MOTORRAD<br />
ABHOLTE. HEIDI TRITT IN DEM STÜCK EIGENTLICH NICHT AUF,<br />
AUSSER EBEN BEI DIESER LETZTEN AUFFÜHRUNG. DAS WAR<br />
ICH! VOR AUFREGUNG BIN ICH FAST GESTORBEN – TROTZ-<br />
DEM, EINE SCHÖNE ERFAHRUNG.<br />
Sabine<br />
DARÜBER KANN ICH NICHT SPRECHEN. ICH WILL SCHLIESSLICH SCHON NOCH MAL IN<br />
DIE USA EINREISEN ...<br />
ICH MUSS MICH JEDEN MORGEN RASIEREN, DENN ICH<br />
HABE EINEN SCHNURRBART. UNGLAUBLICH? LEIDER WAHR.<br />
FÜR DEN ZUNDER ZUM THEMA »MUT« HABE ICH IHN MIR<br />
WACHSEN LASSEN. JA, SCHAUT HER!<br />
Seite 38 Seite 39
<strong>Mut</strong>proben<br />
AUSGEWÄHLTE TERMINE<br />
BUSINESS PUNK,<br />
WORK HARD.<br />
PLAY HARD. WIRT-<br />
SCHAFTS- UND LIFE-<br />
STYLE-MAGAZIN<br />
»Punks und schlaue Unternehmer haben<br />
viel gemeinsam. Nicht die Haare,<br />
nicht die Hose – sondern den <strong>Mut</strong>, etwas<br />
anders zu machen.« So beschrieb<br />
die <strong>Red</strong>aktion von »Business Punk«<br />
ihre Zielgruppe in der ersten Ausgabe.<br />
Das Magazin berichtet über Männer,<br />
die sich waghalsig ins Geschäfts- und<br />
gleich danach ins Nachtleben stürzen,<br />
die leidenschaftlich gerne und viel arbeiten<br />
und die mindestens genauso<br />
intensiv leben, weil schlafen was für<br />
Langweiler ist. Im »Business Punk«<br />
geht es um Geld, um Ruhm und die<br />
unwiderstehliche Anziehungskraft bei<br />
Frauen, die der Erfolg so nach sich<br />
zieht. Der Schuss Selbstironie macht<br />
das Magazin lesenswert – auch für<br />
Business Punkerinnen.<br />
www.business-punk.com<br />
FÜR MENSCHEN<br />
UND RECHTE STARK<br />
MACHEN: PETITION<br />
VON AMNESTY<br />
INTERNATIONAL<br />
Würden Sie sich das Wort verbieten lassen,<br />
wenn es um wichtige politische Themen<br />
oder gar Menschenrechtsverletzungen<br />
geht? Eben. In Ägypten könnte Sie<br />
Ihre Meinung geradewegs hinter Gitter<br />
bringen. Ein Student wurde hier zu vier<br />
Jahren Haft verurteilt, weil er in seinem<br />
Blog »karam903.blogspot.com« über<br />
religiöse Unruhen in Alexandria berichtete.<br />
Sein <strong>Mut</strong>, sich das Recht auf Meinungsfreiheit<br />
zu nehmen, kostete Abd<br />
al-Karim Nabil Suleiman (Internetname<br />
Karim Amer) seine Freiheit. Was für<br />
eine Ironie! Amnesty International deutet<br />
die Verurteilung des 22-Jährigen als<br />
eine Warnung an die Bloggerszene, die<br />
via Internet immer öfter die eigene Regierung<br />
kritisiert und über Menschenrechtsverletzungen<br />
informiert. Mit einer<br />
Petition fordert Amnesty International<br />
den ägyptischen Präsidenten auf, Karim<br />
Amer sofort freizulassen und alle Gesetze<br />
abzuschaffen, die freie Meinungsäußerungen<br />
mit Haftstrafen bedrohen.<br />
Statt jetzt nur laut zu schlucken und die<br />
Ungerechtigkeit in dieser Welt zu verdammen,<br />
können Sie selbst etwas tun:<br />
zum Beispiel die Petition unterschreiben.<br />
www.amnesty.de<br />
DER TEUERSTE SATZ DER<br />
WELT, KOSTEN: 5.050<br />
EURO, MIT GESTEN: BIS<br />
ZU 9.350 EURO<br />
Sie hatten einen echt miesen Tag, es<br />
stinkt Ihnen gewaltig und Sie könnten<br />
so richtig losbrüllen? Schimpfen<br />
Sie sich den Frust von der Seele. Attackieren<br />
Sie zum Beispiel lauthals einen<br />
Polizeibeamten mit den Worten »Am<br />
liebsten würde ich jetzt Arschloch zu<br />
Dir sagen, Du Trottel in Uniform,<br />
Dir hat wohl die Sonne das Hirn verbrannt,<br />
deshalb piept’s bei Dir auch so<br />
gewaltig!« Dieser Satz allein könnte Sie<br />
5.050 Euro kosten, inklusive »Duzen«<br />
5.250 Euro. Jede einzelne Beleidigung<br />
ist mit einem amtlichen Bußgeld hinterlegt.<br />
Wenn Sie Ihre Worte zusätzlich<br />
mit einer Geste würzen und zum Beispiel<br />
die Zunge rausstrecken (150 bis<br />
300 Euro) oder den Stinkefinger präsentieren<br />
(600 bis 4.000 Euro), kostet<br />
Sie diese spontane Entladung von Wut<br />
schlappe 9.350 Euro. <strong>Mut</strong> ist, etwas<br />
zu tun und die Konsequenzen in Kauf<br />
zu nehmen. Wir haben jetzt aber nicht<br />
gesagt, dass das besonders clever ist.<br />
www.geld-kompakt.de<br />
»MIT NEUEM MUT«.<br />
EUROPÄISCHES JAHR<br />
ZUR BEKÄMPFUNG VON<br />
ARMUT UND SOZIALER<br />
AUSGRENZUNG<br />
Was haben Sie sich als Unternehmen für<br />
das Jahr 2010 vorgenommen? Wie wäre<br />
es mit Corporate Social Responsibility?<br />
So nennt sich das Phänomen, das verantwortungsbewusstes<br />
unternehmerisch es<br />
Handeln beschreibt – im sozialen und<br />
ökologischen Sinne. Die Europäische<br />
Kommission hat für 2010 ein Aktionsjahr<br />
zur Bekämpfung von Armut<br />
und sozialer Ausgrenzung ausgerufen.<br />
Von Januar bis Dezember sollen Projekte,<br />
Veranstaltungen und eine eigens<br />
dafür entwickelte Website das öffentliche<br />
Bewusstsein für die Ursachen und<br />
Auswirkungen von Armut schärfen.<br />
Ein erklärtes Ziel ist, Unternehmen zu<br />
ermutigen, gesellschaftliche Verantwortung<br />
zu übernehmen und sich »freiwillig«<br />
zu engagieren. Am 21. Januar fand<br />
die europäische Auftaktveranstaltung<br />
in Madrid statt. National startet das<br />
Aktionsjahr am 25. Februar in Berlin.<br />
www.mit-neuem-mut.de<br />
MUT, STADT IN<br />
DER TÜRKEI<br />
Sie können im nächsten Urlaub mit<br />
blassen Pauschaltouristen um eine Liege<br />
am Hotelpool kämpfen – oder Sie verlassen<br />
die überrannten Pfade des Massentourismus<br />
und fahren nach <strong>Mut</strong>. Die<br />
Stadt in der türkischen Provinz Mersin<br />
hat viel zu bieten: ländliche Ruhe, gutes<br />
Wetter und Wälder voller borstiger<br />
Wildscheine. Mischen Sie sich unter die<br />
29.477 Einwohner und naschen Sie<br />
»<strong>Mut</strong> Sekerparesi« – eine Variante der<br />
Aprikose, für die <strong>Mut</strong> bekannt ist. Also:<br />
Gleich den Flug nach Mallorca stornieren<br />
und auf nach <strong>Mut</strong>!<br />
www.oeger.de, www.mut.bel.tr<br />
Seite 40 Seite 41
<strong>Mut</strong> zur ...<br />
EIGENWERBUNG<br />
Uns blüht was!<br />
Mit uns ist gut Kirschen essen: Deshalb<br />
hat Landgard, Deutschlands führende<br />
Vermarktungsorganisation für den<br />
Gartenbau, sich im Pitch zwischen vier<br />
Agenturen für red pepper entschieden.<br />
Überzeugt hat unser Ansatz, Markenstrategie<br />
und Markenkommunikation auf<br />
Grundlage von Neuromarketing zu entwickeln.<br />
Landgard erwirtschaftet mit der<br />
Vermarktung von Blumen und Pflanzen<br />
sowie Obst und Gemüse einen Umsatz<br />
von rund 1,6 Milliarden Euro pro Jahr.<br />
Wir wollen trotzdem noch einen draufsetzen<br />
und durch unsere Markenstrategie<br />
und Markenkommunikation für einen<br />
Wachstumsschub sorgen.<br />
Wir stellen Spiehser ein<br />
Wir konnten gar nicht anders: Mit einer<br />
herrlich selbstironischen Bewerbung<br />
und spitzenmäßigen Referenzen klopfte<br />
André Spiehs bei uns an. Wir freuen uns,<br />
dass der Diplom-Designer seit Januar<br />
unser neuer Art Director ist. Für diese<br />
Ausgabe illustrierte er die Seiten 27 bis<br />
29. Sind sie nicht einfach schön?<br />
www.der-langhaarige.de<br />
und teilt sich die Geschäftsführung mit<br />
Thomas Loest (Geschäftsführer Strategie)<br />
und Dayen Hegemann (Kaufmännischer<br />
Geschäftsführer). Spontane Gratulationen<br />
kommen hier gut an:<br />
jw@redpepper.de oder Telefon: 0421<br />
240 330 21.<br />
Stadtwerker tragen Kutten<br />
Als wir mit der Idee aufschlugen, die<br />
Nähe und Verbundenheit zur Region<br />
über das Thema Fußball zu kommunizieren,<br />
waren die Schleswiger Stadtwerke<br />
gleich Feuer und Flamme. Auf dem Kampagnenmotiv<br />
ist eine Kutte zu sehen, die<br />
über und über mit Aufnähern – Symbole<br />
aus der Energiebranche und das Logo<br />
der Stadtwerke als Vereinswappen – bestickt<br />
ist. Den Schleswigern war das noch<br />
nicht genug: Sie bestellten gleich einige<br />
Kutten, um sie im Kundenzentrum zu<br />
tragen. »So etwas haben wir noch nicht<br />
gesehen«, lautete die Reaktion der Zeitschrift<br />
für kommunale Wirtschaft (ZfK),<br />
die unsere Imagekampagne prompt zur<br />
»Kampagne des Monats Januar« machte.<br />
www.zfk.de<br />
Die Marke macht’s!<br />
Gesundheit Nord schreibt schwarze<br />
Zahlen! Warum wir uns über den<br />
Erfolg des Bremer Klinikverbundes<br />
so freuen: Weil Gesundheit Nord einen<br />
harten Sanierungskurs hinter sich<br />
hat – und weil ein Stück weit auch die<br />
Marke dafür verantwortlich ist, dass<br />
es wieder aufwärts geht. Wir machen<br />
uns seit 2004 für die Markenführung<br />
von Deutschlands drittgrößtem Klinikverbund<br />
stark. Das erklärt dann wohl<br />
auch die vor Stolz geschwellte Brust.<br />
www.gesundheitnord.de<br />
Hoch hinaus!<br />
Während der erste Arbeitstag im neuen<br />
Jahrzehnt für viele im üblichen Trott verlief,<br />
trieben wir es auf die Spitze – besser<br />
gesagt: auf die Zugspitze. Unsere Chefs<br />
stellten uns auf Deutschlands höchstem<br />
Gipfel die Ziele der Zukunft vor. Morgens<br />
wussten wir übrigens noch nicht,<br />
wohin die Reise gehen sollte. Mittags<br />
waren wir schon auf dem Weg nach<br />
oben. In 2.962 Metern Höhe präsentierten<br />
unsere Geschäftsführer uns mit Blick<br />
auf die Alpen unsere Unternehmensstrategie.<br />
Die Essenz: Bis zum Jahr 2015<br />
wollen wir uns unter die führenden CI/<br />
CD-Agenturen in Deutschland einreihen<br />
und weiter wachsen. Apropos: Wir<br />
suchen noch Kollegen – Markenberater<br />
und Art-Direktoren – sowie engagierte<br />
Nachwuchstalente, die sich mit uns gemeinsam<br />
in luftige Höhen aufmachen<br />
wollen. Nur Fliegen ist schöner!<br />
www.redpepper.de<br />
Glückwunsch Chef!<br />
Er hat in unserer Agentur schon lange<br />
viel zu sagen. Jetzt ist es offiziell: Jan<br />
Weller ist seit dem 1. Januar 2010 Geschäftsführer<br />
bei red pepper. Der Diplom-<br />
und Industriekaufmann kümmert<br />
sich auch weiterhin um unsere Kunden<br />
Seite 42
Das sind wir<br />
IMPRESSUM<br />
red pepper Bremen GmbH<br />
Markenstrategie. Markenkommunikation.<br />
Am Speicher XI / 7<br />
28217 Bremen<br />
T 0421 240 330 0<br />
F 0421 240 330 99<br />
M zunder@redpepper.de<br />
www.redpepper.de<br />
<strong>Red</strong>aktionsleitung: Thomas Loest<br />
<strong>Red</strong>aktion / Text: Emina Seiffert, Sabine Weier<br />
Gestaltung: Christina Loock<br />
Projektmanagement: Juliane Grzonka<br />
Illustration: André Spiehs<br />
DRAUFGÄNGERISCH<br />
GEDRUCKT<br />
BerlinDruck<br />
www.berlindruck.de<br />
FORSCH<br />
FOTOGRAFIERT<br />
Fotoetage<br />
www.fotoetage.de<br />
TAPFER<br />
VERFEINERT<br />
Papier Union<br />
ZANDERS medley plus gloss 170g/m²<br />
ZANDERS medley plus velvet 115g/m²<br />
www.papierunion.de<br />
limitierte Auflage<br />
Sie wollen ZUNDER? Dann schreiben Sie uns<br />
unter: zunder@redpepper.de<br />
Thema der nächsten Ausgabe:<br />
»Süßigkeiten«