ARmut gEht unS AllE An - Arge für Obdachlose
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Psychiatrie-Erfahrungen<br />
Nie hätte ich mir gedacht, so<br />
schnell im "Guglhupf" zu landen.<br />
Heute kann ich darüber schmunzeln,<br />
aber damals...<br />
Es geschah knapp vor Weihnachten. Ich arbeitete<br />
als DJ in einem Kleinstädtchen. Zwei<br />
Tage vor dem Heiligen Abend riss meine Geduld,<br />
da mir mein Chef das mir zustehende<br />
Weihnachtsgeld nicht wie üblich ausgemacht<br />
per 10. Dezember ausbezahlt hatte. Voller<br />
Frust, Enttäuschung, Wut und schon einigen<br />
Gläschen in der Birne stellte ich ihn abends<br />
zur Rede. Nach seinem „Nein“ verließ ich<br />
wütend sein Lokal. Ich fühlte mich im Recht,<br />
doch ich hatte mir vorgenommen (trotz Alkoholeintrübung),<br />
vernünftig zu bleiben. Also<br />
begab ich mich schnurstracks zum Gendarmerieposten,<br />
um dort <strong>An</strong>zeige gegen den Diskobesitzer<br />
zu erstatten. Ohne mir etwas dabei zu<br />
denken, machte ich einen großen Fehler. Bei<br />
der Protokollaufnahme erwähnte ich einen<br />
schwerwiegenden und <strong>für</strong> mich folgenschweren<br />
Satz: „Wenn der Hund nicht zahlt, knüpf<br />
ich ihn am nächsten Ast auf.“ Ehe ich mich<br />
versah, saß ich im Rettungsauto, ein Polizist<br />
und der Arzt waren meine Begleitung und ab<br />
ging es Richtung Linz mit Ziel Landesnervenklinik<br />
Wagner-Jauregg. „Na Bumm“, ging es<br />
mir durch den Kopf. Ich vermied es, die Beherrschung<br />
zu verlieren. Cool und sachlich<br />
bleiben, dachte ich mir. Ich hatte mal gehört,<br />
wenn man ein auffälliges Verhalten zeigt, wird<br />
man niedergespritzt, im Fachjargon „ruhiggestellt“.<br />
Die Aufnahmeärztin lachte, als ich ihr<br />
beim Aufnahmegespräch meine Sorge mitteilte.<br />
Trotz allem kam ich vorübergehend in<br />
die geschlossene Abteilung. Da der Oberarzt<br />
erst nach den Weihnachtsfeiertagen wieder<br />
erreichbar war, war mir klar, dass ich in jenem<br />
Jahr vom „Zwangsjacken-Christkindl“ beschenkt<br />
werde. Für mich galt die Devise: „Ruhig<br />
bleiben, kooperativ sein mit den Ärzten<br />
und dem Pflegepersonal, nicht den Eindruck<br />
eines Depressiven machen. Dies gelang mir.<br />
Ich half dem Personal sogar bei diversen Arbeiten.<br />
Dadurch verging zu meinen Gunsten<br />
die Zeit schneller. Alle waren nett, freundlich<br />
und auch das Essen war reichlich und gut. Die<br />
Klomuschel fütterte ich mit meinen Tabletten,<br />
denn im Grunde genommen fehlte mir gesundheitlich<br />
ja nichts. Auch hatte ich reichlich<br />
12 4/2009