2. Wissenschaftstheorie - Temme
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<strong>Wissenschaftstheorie</strong> - 18 - Kapitel <strong>2.</strong><br />
Schematische Darstellung des Informationsgehaltes eines allgemeinen Gesetzes<br />
(vgl. Tietzel 1988):<br />
Anwendungsbereich:<br />
A(x) ∧ B(x)<br />
(Sachverhalte, die durch das<br />
allg. Gesetz postuliert werden<br />
≡ potentielle Konfirmatoren<br />
relevanter Bereich:<br />
A(x)<br />
Informationsgehalt:<br />
A(x) ∧ ¬B(x)<br />
(Sachverhalte, die durch das allg.<br />
Gesetz ausgeschlossen werden<br />
≡ potentielle Falsifikatoren)<br />
irrelevanter Bereich:<br />
¬A(x), also<br />
¬A(x) ∧ B(x) und<br />
¬A(x) ∧ ¬B(x)<br />
Der Informationsgehalt eines Gesetzes ist dabei um so größer, je allgemeiner A und je<br />
spezieller B formuliert ist. Wie die schematische Darstellung zeigt, wird nämlich durch eine<br />
Verallgemeinerung von A der relevante Bereich erweitert und durch eine Spezifikation von B<br />
der Anwendungsbereich relativ zum Informationsgehalt verringert, d.h. die Menge der potentiellen<br />
Konfirmatoren verkleinert sich zugunsten der Menge der potentiellen Falsifikatoren.<br />
Unter einer Theorie versteht man im Kritischen Rationalismus eine thematisch und logisch<br />
systematisierte Menge von Wenn-Dann-Aussagen, also von allgemeinen Gesetzen, die untereinander<br />
widerspruchsfrei sind, einen möglichst hohen Informationsgehalt haben und möglichst<br />
gut empirisch bewährt sind.<br />
<strong>2.</strong>1.4.2 Naiver und methodologischer Falsifikationismus<br />
Grundlage der Falsifikationslogik ist ein deduktives Argument. Durch logische Deduktion<br />
werden aus einem allgemeinen Gesetz (Hypothese) und einer Randbedingung Aussagen über<br />
singuläre Tatbestände (deskriptive Sätze) abgeleitet. Diese Form der Ableitung wird als deduktiv-nomologische-Erklärung<br />
bezeichnet (oder auch H-O-Schema nach Hempel und Oppenheim,<br />
die das Schema ausgearbeitet haben).<br />
Deduktiv-nomologische Erklärung (Erklärung als logische Deduktion aus Hypothesen und<br />
Randbedingungen):<br />
Erklärungen folgen dem bereits bekannten Prinzip der Deduktion, nach dem das zu Erklärende,<br />
das Explanandum, aus dem Erklärenden, dem Explanans, logisch abgeleitet wird. Das<br />
Explanandum ist in Form eines singulären deskriptiven Satzes oder mehrerer solcher Sätze<br />
repräsentiert. Das Explanans enthält 2 Aussagearten: