BERICHT ÜBER DIE WERKWOCHE ›ETUDES‹ - PACT Zollverein
BERICHT ÜBER DIE WERKWOCHE ›ETUDES‹ - PACT Zollverein
BERICHT ÜBER DIE WERKWOCHE ›ETUDES‹ - PACT Zollverein
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Beim morgendlichen Warm-up gab Schad zunächst bestimmte Bewegungsrichtungen<br />
und die Fokussierung auf bestimmte Körperteile<br />
vor. Bei Einzel-, Paar- und Gruppenübungen am Boden oder im Stehen<br />
sollten die Teilnehmer ihren eigenen Körper und den der jeweiligen<br />
Partner durch Berührungen erkunden und innere Energien freisetzen. Im<br />
Folgenden entwarfen die Teilnehmer eigene Bewegungsabläufe, über<br />
die sie zu anderen Gruppenmitgliedern in Kontakt traten. »Es wäre übertrieben<br />
zu sagen, dass sich in einer einzigen Woche das Körpergefühl<br />
ändert«, sagte eine Schülerin. »Ich habe aber viele neue Möglichkeiten<br />
entdeckt, meinen Körper zu bewegen.« Schads Methode basiert darauf,<br />
dass sich die Tänzer einerseits lockern, eine innere Balance finden und<br />
sich ihren Partnern annähern. Andererseits sollen sie durch gegenläufige<br />
Bewegungen auch Spannung aufbauen. Jeder Tänzer, so Schad,<br />
müsse eigenverantwortlich Entscheidungen treffen und zugleich mit den<br />
anderen in der Gruppe kommunizieren. Eine übertriebene, dramatische<br />
Selbstinszenierung des Einzelnen soll zugunsten eines schlichten,<br />
authentischen Ausdrucks innerhalb der Gruppe vermieden werden.<br />
Ausgehend von Schads Leitlinien erarbeiteten die Teilnehmer ihrer Workshops rhythmische Improvisationen zu den beiden<br />
Ligeti-Etüden. Mit der Musik Ligetis hatten sich die Schüler vorher nicht beschäftigt. Ihr erster Eindruck war geteilt:<br />
Viele fanden die Struktur der Stücke chaotisch und vermissten einen roten Faden. Im Laufe der Woche wurde ihnen die<br />
Musik aber sichtlich vertrauter, und es gelang ihnen, neue Bewegungsabläufe dazu zu entwerfen. Die Polyrhythmik in<br />
›L’escalier du diable‹ vermittelt den Eindruck von einer Treppe, die sich ins Unendliche fortsetzt. Schad regte die Tänzer<br />
dazu an, zu der Musik rhythmische Gegengewichte zu schaffen. Demnach sollte Choreografie die Partitur nicht Note für<br />
Note illustrieren, sondern auch widersprüchliche Akzente setzen. Daraus resultierte eine spannungsgeladene Wechselbeziehung<br />
zwischen Individuen und Gruppe: Die Tänzer bildeten beispielsweise einen durch den Raum zirkulierenden<br />
Schwarm, aus dem Einzelne ausbrachen, um später wieder zur Gruppe zu stoßen. In die Choreografie wurden außerdem<br />
Bewegungselemente aus dem brasilianischen Kampftanz Capoeira und Karatesprünge aufgenommen. Auch Ligetis Etüde<br />
›Fém‹ spielt mit rhythmischen Kontrasten. Dem harten Charakter von Metall (ungarisch ›Fém‹) wird die Vorstellung von<br />
Licht (ungarisch ›Fény‹) gegenübergestellt. Bei der tänzerischen Umsetzung des Stücks gruppierten sich die Schüler in<br />
wechselnden Trios und Quartetten, wobei sie durch unterschiedliche Rhythmen Widerstände ausübten und variierende<br />
Bewegungsmuster entstehen ließen.<br />
b) Musikworkshops<br />
Vassos Nicolaou hielt während der Werkwoche täglich einen anderthalbstündigen Musik-Workshop ab, in dem neun<br />
Schülerinnen und Schüler sowie ein angehender Student mit verschiedenen Instrumenten Improvisationen erarbeiteten.<br />
Darüber hinaus bot Nicolaou allen Teilnehmern Einzelunterricht im Komponieren an, der jeden Nachmittag im Anschluss