Nr. 43 - Hochschul-Segelclub Freiburg eV
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WELLEN BRECHER<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>43</strong> - Oktober 2001<br />
Vereinszeitung des HSCF<br />
<strong>Hochschul</strong> - <strong>Segelclub</strong> <strong>Freiburg</strong> e.V. <strong>Nr</strong>. <strong>43</strong> 2001/3<br />
Schwarzwaldstr.175, 79117 <strong>Freiburg</strong><br />
Schutzgebühr 2,- DM
Inhalt:<br />
AHOI, LIEBE VEREINSMITGLIEDER! ...........................................................................................3<br />
HSCF-KALENDER ..........................................................................................................................4<br />
SPRÜCHEKLOPFER ......................................................................................................................4<br />
NEUE KURSE IN DER PLANUNG .................................................................................................5<br />
NEUER SKS –KURS IM HERBST ..................................................................................................6<br />
30. INTERNATIONALE AUERHAHNREGATTA ............................................................................7<br />
JOLLENSEGELN ALS SCHULPROJEKT .....................................................................................8<br />
SKS-AUSBILDUNGSTÖRN DES HSCF.......................................................................................11<br />
BRUDDEL BRUMMBÄR...............................................................................................................31<br />
IMPRESSUM .................................................................................................................................32<br />
Titelbild: Auerhahnregatta, Bild: pm<br />
Für zugesandte Artikel, die namentlich gekennzeichnet sind, sowie für<br />
hier veröffentlichte Anzeigen, übernimmt die Redaktion, was Inhalt<br />
und Form anbetreffen, keine Haftung!<br />
WELLEN BRECHER <strong>43</strong> 2
Ahoi, liebe Vereinsmitglieder!<br />
Nach langer Sommerpause wieder<br />
ein neuer WELLEN BRECHER. Hoffentlich<br />
sind alle heil und gesund und um<br />
viele Erfahrungen reicher aus den<br />
Sommerferien zurückgekommen. Sicherlich<br />
war auch der ein oder andere<br />
von Euch auf See unterwegs und<br />
hätte was zu erzählen. Hierzu böte<br />
sich unser Stammtisch an, bei dem<br />
man/frau gerne von bestandenen<br />
Abenteuern erzählen darf.<br />
Die Jollenabteilung ist zur Zeit der<br />
aktivste Teil unseres Clubs. Was die<br />
Jungs und Madels alles organisiert<br />
und abgewickelt haben ist schon toll!<br />
Dazu kam dann noch der Erwerb einer<br />
neuen Jolle, nun sind es insgesamt<br />
drei Ponants, die der Club am<br />
Schluchsee liegen hat. Die Auslastung<br />
der Boote hat sich in diesem<br />
Jahr um dreihundert Prozent gesteigert.<br />
Gratulation!<br />
Der RefÖff hat im Juli während der<br />
Projekttage des GoetheGymnasiums<br />
die Gelegenheit genutzt und mit einem<br />
Präsentationstisch auf dem<br />
Marktplatz Werbung für den Verein<br />
gemacht. Die Resonanz des Publikums<br />
war aber eher verhalten – sind<br />
halt doch eher Landratten hier im<br />
Badischen.<br />
Mit neuem Schwung geht die Ausbildungsabteilung<br />
in den Herbst. Dr.<br />
Klaus Biehler mit seinen fleißigen<br />
Helfern startet den neuen SKS – Kurs<br />
Ende Oktober. Näheres hier im Heft.<br />
Sollte irgendein LeserIn Anfragen<br />
oder Anregungen oder auch Kritik zu<br />
äußern wünschen, dann darf er das<br />
gerne in Form eines Leserbriefes tun.<br />
Die Redaktion startet den Versuch,<br />
eine Leserbriefecke im WBR einzurichten<br />
und wartet auf ein Echo. Wer<br />
möchte, der darf Resonanz üben!<br />
Die Verwaltung läuft auf Hochtouren<br />
nachdem unsere neue Verwaltungsangestellte<br />
ins keyboard greift. Denkt<br />
bitte alle noch mal an die geänderte<br />
Adresse und Anrede, wenn Ihr was<br />
an die Verwaltung schickt, Näheres<br />
im Impressum.<br />
Soweit für heute und jetzt die<br />
lastnews aus der Szene, viel Spass<br />
beim Schmökern im neuen WBR<br />
wünscht Euch<br />
Euer Peer Millauer<br />
3 WELLEN BRECHER <strong>43</strong>
HSCF-Kalender<br />
Datum Veranstaltung Ort<br />
Uhrzeit<br />
Info<br />
Seite<br />
23.10. Anmeldung SKS, SBF-Kurs 19.00 **<br />
30.10. Beginn SKS, SBF-Kurs 19.00 **<br />
01.11. Stammtisch, noch ohne Programm 20.00*<br />
17.11. Deutscher Seglertag des DSV, Gunzenhausen Ganztags Verw.<br />
15.od.22.<br />
11.<br />
Skippertreffen<br />
GoldStern Rund<br />
mail<br />
06.12 Stammtisch für „Neue“ Roundtabelinfos zum Club 20.00*<br />
10.01.02 Seglerstunde: Signalmittel, Ref: Peer Millauer<br />
Stammtisch: Spassregatta Sommerfest Jollies<br />
19.00<br />
20.00<br />
* : Veranstaltungsort: Gaststätte Goldener Sternen (Nebenraum),<br />
Emmendinger Str.1 / Tennenbacher Platz.<br />
**: Ort: .............................HS 1 Sportzentrum der Uni, Schwarzwaldstraße 175<br />
Sprücheklopfer<br />
"Sei lieb", gurrte sie und biss mich zärtlich ins Knie, "Mach mir die Halse!!"<br />
"Die waas?!?", fragte ich entsetzt. Sie kicherte und flüsterte mir etwas ins Ohr.<br />
Ich stutzte, nickte erregt, und was dann geschah, war so unglaublich, dass bis<br />
zur totalen Erschöpfung eine Halse die nächste jagte!<br />
Warst Du mal auf dem Mittelmeer,<br />
hast Du bald keine Mittel mehr!<br />
Zieht's den Segler in der Lende,<br />
ist der Sommer schnell zu Ende.<br />
Steht der Segler voll im Schweiss,<br />
ist's August und sakrisch heiß.<br />
Auch stille Wassel sein naß<br />
(Chinesische Seglerweisheit)<br />
Steigt im Segelschiff das Wasser,<br />
wird der Skipper naß und nasser<br />
.<br />
aus: www.esys.org von P.Walter<br />
WELLEN BRECHER <strong>43</strong> 4
Neue Kurse in der Planung<br />
Interessenten gesucht!<br />
Liebe HSCFler<br />
So langsam neigt sich die Segelsaison<br />
dem Ende zu. Vielleicht die<br />
Gelegenheit sich ein wenig mit Theorie<br />
zu beschäftigen. Kurse über<br />
Dieselmotor, Wetter, Skipperhaftpflicht<br />
und Segelmaterial sind in der<br />
Planung und könnten starten, sobald<br />
sich genügend Interessenten<br />
gemeldet haben.<br />
Der Motorkurs fand in diesem Frühjahr<br />
bereits unter der Aegide von<br />
Armin Hellstern statt, kann aber wegen<br />
der großen Nachfrage noch mal<br />
ablaufen.<br />
Interessant vielleicht für alle , die<br />
damals keine Zeit hatten und oder<br />
ihr Wissen auffrischen wollen. Möglich<br />
wäre aber auch ein Aufbaukurs<br />
mit spezielleren Themen. Die beiden<br />
Referenten von Daimler Benz sind<br />
jedenfalls für alles offen und auch<br />
Armin würde seine Werkstatt wieder<br />
zur Verfügung stellen.<br />
Die anderen Kurse sind in dieser<br />
Form noch nicht abgelaufen, würden<br />
aber auf jeden Fall von Profis abgehalten<br />
werden.<br />
Wer also Lust und Laune oder vielleicht<br />
auch andere Vorschläge hat,<br />
setze sich bitte mit mir in Verbindung,<br />
damit konkret geplant werden<br />
kann.<br />
Viele Grüsse<br />
Klaus Biehler<br />
5 WELLEN BRECHER <strong>43</strong>
Neuer SKS –Kurs im Herbst<br />
Informationen zu Konzept und Durchführung<br />
Im Winterhalbjahr bieten wir wieder<br />
in Zusammenarbeit mit dem Allgemeine<br />
<strong>Hochschul</strong>sport der Universität<br />
einen Kurs zur Einführung in das<br />
Yachtsegeln an. Der Kurs vermittelt<br />
die grundlegenden theoretischen<br />
Kenntnisse, die für das verantwortliche<br />
Führen von Segelyachten im<br />
Küstenbereich benötigt werden (Navigation,<br />
Gezeiten, Wetterkunde,<br />
Seemannschaft, Rechtskunde).<br />
Der Inhalt des Kurses orientiert sich<br />
an den Erfordernissen für den amtlichen<br />
Sportküstenschifferschein (SKS)<br />
des Verkehrsministeriums. Dieser<br />
Schein entspricht ungefähr dem alten<br />
BR-Schein des Deutschen Segler-<br />
Verbandes. Die Inhalte sind jedoch<br />
auf einen aktuellen Stand gebracht<br />
worden, vor allem was neuere technische<br />
Entwicklungen angeht. Die<br />
Prüfungsanforderungen sind daher<br />
auch deutlich höher als beim alten<br />
BR-Schein. Dafür handelt es sich um<br />
einen amtlichen Führerschein, der<br />
überall im Ausland uneingeschränkt<br />
anerkannt wird. Für Interessenten<br />
wird nach Abschluss des Kurses im<br />
Frühjahr 2002 eine theoretische Prüfung<br />
sowie eine Prüfung für den<br />
amtlichen Sportbootführerschein See<br />
organisiert. Im Sommerhalbjahr<br />
werden dann Ausbildungstörns mit<br />
anschließender praktischer Prüfung<br />
angeboten.<br />
Voraussetzungen:<br />
HSCF-Mitglied oder eingeschriebener<br />
Student bzw. <strong>Hochschul</strong>angehöriger;<br />
weiterhin A-Schein des DSV bzw.<br />
Sportbootführerschein Binnen "Segeln"<br />
oder mindestens gleichwertige<br />
Befähigung; alternativ: Ausbildung<br />
im Yachtsegeln im Umfang von mindestens<br />
einer Woche<br />
Termin:<br />
Di. 19 bis 22 Uhr im Hörsaal l des<br />
IfSS, Beginn: 30. Oktober<br />
Segeltörns:<br />
Im Sommerhalbjahr 2002 sind Ausbildungs-<br />
und Prüfungstörns sowie<br />
Urlaubs- und Fahrtentörns in verschiedenen<br />
europäischen Revieren<br />
geplant. Weitere Informationen sind<br />
auf den Internetseiten des <strong>Hochschul</strong>-<strong>Segelclub</strong><br />
<strong>Freiburg</strong> zu finden:<br />
www.hscf.de<br />
Informationsveranstaltung:<br />
Di. 23. Oktober, 19:00 Uhr im Hörsaal<br />
l.<br />
Bei dieser Informationsveranstaltung<br />
werden nähere Einzelheiten über<br />
Kosten, Kursverlauf, Prüfungen, Ausbildungstörns,<br />
etc. mitgeteilt. An diesem<br />
Termin findet auch die Anmeldung<br />
statt.<br />
WELLEN BRECHER <strong>43</strong> 6
30. Internationale Auerhahnregatta<br />
Der HSCF erstmals mit fünf Jollen dabei!<br />
Beim 30. Regattajubiläum der Seglerkameradschaft<br />
<strong>Freiburg</strong> war der<br />
HSCF mit sage und schreibe 5 Jollen<br />
am Start! Kurz zuvor wurde ja noch<br />
der Kauf der neuen Ponantjolle perfekt<br />
und da Michael Kienzler sein Regattaboot<br />
auch noch zur Verfügung<br />
stellte (er selbst war leider verhindert),<br />
konnte man mit fünf Zweiercrews<br />
an den Start gehen. Es wurden<br />
drei Wettfahrten durchgeführt,<br />
allesamt bei schönstem Sonnenschein<br />
aber sehr wenig Wind, was<br />
diejenigen Boote bevorteilte, die das<br />
beste Material, oder die besten Revierkenntnisse,<br />
oder, last not least,<br />
das meiste Glück hatten. Leider war<br />
keines der HSCF-Boote unter den<br />
Siegern. Einzig Andi Killer und Gabriele<br />
Ebner mit dem Ponant von Michael<br />
Kienzler gelang es auf den 20.<br />
Platz von 35 gestarteten Booten vorzufahren.<br />
Die anderen HSCFler fanden<br />
sich im hinteren Teil des Feldes<br />
wieder, von wo sie jedenfalls zu jeder<br />
Zeit dasselbe kontrollieren konnten,<br />
wenn auch nicht aufrollen. Trotz<br />
perfektester Spimanöver und ausgefeiltestem<br />
Trimm war es unserem<br />
RefÖff mit Steuermann Claudia in<br />
der letzten Wettfahrt nicht möglich,<br />
in der vorgeschriebenen Zeit (30 Minuten<br />
nach dem Ersten) ins Ziel zu<br />
kommen, die Zieltonne wurde direkt<br />
vor seinem Bug abgeborgen! Dies<br />
wiederum versetzte ihn derart in Rage,<br />
dass er um ein Haar den Jollenkreuzer<br />
der Regattaleitung gerammt<br />
und den Wettkampfleiter kielgeholt<br />
hätte, wenn er nur schnell genug<br />
gepaddelt wäre!! Der Schampus für<br />
die Letzten bei der Siegerehrung<br />
stimmten ihn dann allerdings wieder<br />
etwas versöhnlicher. Der Seglerkameradschaft<br />
ist für die Organisation,<br />
Unterbringung, Unterhaltung und<br />
Verpflegung der Jollies aus Belgien,<br />
Luxemburg, Österreich, Frankreich,<br />
Italien und Deutschland höchstes<br />
Lob zu zollen. Dank und Anerkennung<br />
dieser Leistung auch seitens<br />
des HSCF. Bis zum nächsten Mal!<br />
Ergebnisse:<br />
20.Platz: A.Killer/G.Ebner<br />
27.Platz: T.Klump/D.Bauer<br />
30.Platz: G.Törber/C.Kohler<br />
34.Platz: P.Seifert/B.Wölk<br />
35.Platz: P.Millauer/C.Fiedler<br />
7 WELLEN BRECHER <strong>43</strong>
Jollensegeln als Schulprojekt<br />
Schüler des Goethe-Gymnasiums Emmendingen lernen segeln<br />
Das Projekt<br />
Warum nicht das Angenehme mit<br />
dem Nützlichen verbinden? Gesagt<br />
getan: Zu den Projekttagen des GGE<br />
meldeten sich 8 Schüler zu einem<br />
Einführungskurs „Jollensegeln“ unter<br />
der Leitung ihrer Lehrer Peer Millauer<br />
und Eler Damß. Das Projekt war für<br />
drei Tage ausgeschrieben, Donnerstag<br />
und Freitag, 19.und 20. Juli, sowie<br />
Montag, den 23. Juli. An diesen<br />
drei Tagen sollte den Jugendlichen<br />
die Grundzüge des Jollensegelns beigebracht<br />
werden. Die zwei Ponants<br />
des HSCF wurden ordnungsgemäß<br />
reserviert und auch per Jollenbons<br />
bezahlt, die Anfahrt erfolgte per<br />
Bahn und für die Unterbringung war<br />
auf dem Campingplatz Schluchsee<br />
gesorgt. Jede Lehrkraft übernahm im<br />
Wechsel einmal die 4 Älteren und<br />
dann die 4 Jüngeren in je einem Ponant<br />
und ließ bei den Manövern in<br />
bestimmten zeitlichen Intervallen die<br />
Positionen im Boot durchwechseln,<br />
damit jeder einmal die unterschiedlichen<br />
Fertigkeiten durchprobieren<br />
konnte. Zu Beginn wurden zwei<br />
Stunden Theorie im Crashkurs<br />
durchgezogen, um den Schülern<br />
mindestens eine Ahnung von Seemannschaft<br />
zu vermitteln. Dank der<br />
kleinen Gruppen machten die Teilnehmer<br />
schnelle Fortschritte, so dass<br />
schon am ersten Abend der Umgang<br />
mit Schoten und Pinne ganz gut von<br />
der Hand ging. Am zweiten Tage<br />
stand das Manövertraining im Vordergrund<br />
– alle wichtigen Manöver<br />
wurden erklärt und praktisch nachvollzogen<br />
bis sie saßen. Leider war<br />
das Wetter an diesem Freitag sehr<br />
stürmisch und nass, was bei manchen<br />
schon ein heftiges Bibbern hervorrief,<br />
nicht nur wegen der Kälte.<br />
So kam es auch zu einem echten<br />
Mann-über-Bord-Manöver, als nach<br />
einer Wende schlicht vergessen wurde<br />
Gegenruder zu legen und die Bö<br />
den Rest besorgte: der Kahn kenterte<br />
durch! Ganz das Gegenteil dann<br />
der Montag: Flaute und Sonnenschein!<br />
So wurde halt mehr Badesegeln<br />
veranstaltet, aber auch das<br />
will gelernt sein. Die drei Tage haben<br />
allen Teilnehmern inklusive Ausbildern<br />
viel Spaß gemacht und man<br />
kann sagen, dass der Erfolg der<br />
Kurzausbildung sehr respektabel war,<br />
immerhin waren die Schüler danach<br />
alleine in der Lage, eine Jolle alleine<br />
zu steuern und zu manövrieren, korrekte<br />
Kommandos zu geben und bei<br />
angemessener Übung würden sie sicher<br />
zünftige Jollenskipper abgeben<br />
WELLEN BRECHER <strong>43</strong> 8
Die Präsentation<br />
Am Samstag, den 21 Juli war die<br />
Präsentation der Projektergebnisse<br />
auf dem Marktplatz in Emmendingen<br />
vorgesehen. Gegen 10.00 vormittags<br />
hatten sich in einer bunten Runde 21<br />
Projekte des GGE auf Tischen und<br />
an Ständen aufgebaut, um ihre Arbeit<br />
einem interessierten Publikum zu<br />
präsentieren. Alles vom Lateinamerikanischen<br />
Tanz bis zur Dokumentation<br />
des schuleigenen Biotops war da<br />
zu sehen – und auch ein Stand des<br />
HSCF war präsent: Mit rasch ausgedruckten<br />
Fotos vom Segelprojekt,<br />
einer eigens gebastelten Knotentafel<br />
mit Übungstauenden für Zuschauer,<br />
Plakaten, die den HSCF als Club vorstellten,<br />
das Kursangebot skizzierten,<br />
die Aktivitäten beschrieben, einige<br />
Exemplare ausgewählter Segelliteratur,<br />
und auch mehrere Exemplare<br />
des WELLEN BRECHERS waren vorhanden,<br />
die jedoch schnell vergriffen<br />
waren. Auf der extra aufgestellten<br />
Informationstafel wehten die Clubstander<br />
des HSCF. Die zahlreichen<br />
Zuschauer zeigten sich vorsichtig interessiert,<br />
äußerten stellenweise<br />
Verwunderung über das Projektthema,<br />
konnte man sich doch nicht vorstellen,<br />
wie ein solches Projekt hier<br />
in Südbaden überhaupt durchführbar<br />
war. Der RefÖff gab an Informationen<br />
alles, was er zu geben fähig war,<br />
versuchte, das Publikum für die Sache<br />
des Hochseesegelns zu gewinnen,<br />
schilderte den Schluchsee in<br />
den schönsten Farben, allein, dem<br />
Emmendinger das Segeln als Freizeitsport<br />
näher zu bringen gleicht<br />
einer Quadratur des Kreises. Immerhin<br />
blieb Anerkennung und verhaltenes<br />
Lob dem erschöpften Referenten<br />
als Lohn der Mühe.<br />
Der HSCF – Stand in Emmendingen<br />
Zwei Tage später wurden dann die<br />
Projekttage in der Aula des Goethe-<br />
Gymnasiums Emmendingen mit einer<br />
gemeinsamen Feier abgeschlossen.<br />
Dort wurden dann alle Projekte vorgestellt<br />
und man konnte zwischen<br />
Livedarbietungen und Kulinarischem,<br />
Informationsständen und Verkaufsbühnen<br />
eine schwierige Wahl treffen.<br />
Auch die Schülercrew des Segelprojektes<br />
baute einen Infostand auf. Fotos,<br />
Knotentafel mit einem Knotenwettbewerb<br />
für die Zuschauer, bei<br />
dem es ein T-shirt des HSCF und eine<br />
Segelmütze zu gewinnen gab, Literatur<br />
und Ausrüstungsgegenstände<br />
wurden dem Publikum geboten.<br />
Auch hier wurden wieder durch Tafeln<br />
und Flugblätter die Aktivitäten<br />
9 WELLEN BRECHER <strong>43</strong>
des HSCF herausgestellt. Alle, die<br />
sich interessierten, konnten Broschüren<br />
und Infomaterial mitnehmen.<br />
Die Überraschung war die Gewinnerin<br />
des Knotenwettbewerbs: eine 13<br />
– jährige Schülerin, die die 4 Knoten<br />
Webeleinstek, Palstek, Schotstek und<br />
Kreuzknoten in sage und schreibe 24<br />
Sekunden korrekt binden konnte! Auf<br />
die Frage, wo sie denn das gelernt<br />
hatte, erwiderte sie cool: „ Von Papa,<br />
mit dem geh ich immer segeln, der<br />
ist in der Seglerkameradschaft <strong>Freiburg</strong>!“<br />
Den RefÖff konnte danach<br />
nur ein eiskaltes Tannenzäpfle und<br />
der feste Vorsatz die Jugendabteilung<br />
des HSCF mehr zu fördern helfen,<br />
sich von diesem Schock zu erholen!<br />
Die Schülercrew am Projektstand des<br />
HSCF im Goethe-Gymnasium<br />
WELLEN BRECHER <strong>43</strong> 10
SKS-Ausbildungstörn des HSCF<br />
vom 26.08. – 08.09.2000 in der Ostsee<br />
Das Boot<br />
Ein richtiges Dickschiff: Bénéteau<br />
Océanis 461 "Benthe", Baujahr 1987,<br />
14m lang, 4,25m breit (war die dick<br />
Mann!), Masthöhe 18,30m, Tiefgang<br />
1,75m bei 9,5t Verdrängung, 60PS-<br />
Perkins Diesel, Rollgenua sowie konventionelles<br />
Großsegel mit 2 Patentreffs<br />
und Lazyjacks.<br />
Die Crew<br />
Die Seebären:<br />
Wolf Wicke (Skipper)<br />
Fischers Bernd (Coskipper, LI & Mutter<br />
der Crew)<br />
Die Prüflinge:<br />
Zdenek Belohlavek (1. Smutje)<br />
Stephan Pelser (Quartiermeister)<br />
Alexander Walter & Bodo Wiedmann<br />
(Bordkasse), von den alten Säcken<br />
an Bord auch "die Buben" genannt<br />
Und als Gast: Michael Stern (Navigations-,<br />
Tonnen-, Funk- & Duschgast)<br />
Der Törn<br />
Anreise<br />
Ursprünglich sollten wir zu siebt sein,<br />
deshalb auch der große Kahn und<br />
von Anfang an die Frage, wie wir uns<br />
und unseren Krempel so billig und<br />
mühelos wie möglich in den hohen<br />
Norden schaffen sollen. Privat fuhr<br />
leider keiner von uns ein entsprechendes<br />
Fahrzeug. Die Bundesbahn<br />
fiel wegen viel zu teuer & unpraktisch<br />
aus. Die meisten Autovermieter<br />
bieten keine Kleinbusse für One-<br />
Way-Fahrten an, und das Teil zwei<br />
Wochen auf dem Parkplatz stehen zu<br />
lassen, während die Uhr läuft, kam<br />
auch nicht in Frage.<br />
Schließlich hatten Wolf und ich das<br />
Glück, über unseren Arbeitgeber bei<br />
Europcar zu Sonderkonditionen zwei<br />
One-Way-Fahrten im 9-Sitzer buchen<br />
zu können, wobei wir im voraus nicht<br />
wußten, was für ein Auto wir schließlich<br />
kriegen würden. Dafür lagen wir<br />
preislich dann doch deutlich unter<br />
der Bundesbahn und konnten dazu<br />
noch die gesamte Ausrüstung bis an<br />
den Steg fahren.<br />
11 WELLEN BRECHER <strong>43</strong>
Nochmal Glück im Unglück hatten wir<br />
dann, als sich herausstellte, daß ein<br />
ursprünglich angemeldeter Mitsegler<br />
noch in Afrika festhing und daß unsere<br />
Studenten Bodo & Alexander<br />
erst in Laboe zu uns stoßen würden<br />
– in den Fiat Scudo, den ich statt der<br />
erhofften Caravelle in Empfang nehmen<br />
durfte, paßten wir mit fünf Leuten,<br />
Gepäck und Ausrüstung mit gefalteten<br />
Beinen gerade mal so rein.<br />
Unsere erste Nachtfahrt fand im Auto<br />
statt. Am Freitag um 22Uhr ging es<br />
in <strong>Freiburg</strong> los, bei Karlsruhe kam<br />
unser LI an Bord, im Morgengrauen<br />
überquerten wir die Elbe bei Hamburg<br />
und Samstag morgen um 8<br />
konnten wir im Café Fördeblick direkt<br />
am Laboer Gewerbehafen, wo unser<br />
Boot liegen sollte, frühstücken und<br />
auf Alex & Bodo warten, die (wie<br />
immer, wenn es was zu essen gab)<br />
auch bald auftauchten.<br />
Einschiffen<br />
Hier unterlief unserem ansonsten<br />
völlig souveränen Skipper sein einziger<br />
schwerwiegender Fehler auf diesem<br />
Törn – er teilte die Crew so ein,<br />
daß Alex & Bodo mit ihrem Campingbus<br />
den noch fehlenden Proviant<br />
besorgen sollten, während er und<br />
Bernd das Boot übernahmen. Die<br />
anderen sollten sich zum Stauen bereithalten,<br />
während ich unser Mietauto<br />
nach Kiel brachte. An Proviant<br />
fehlte vor allem Bier, und das sollte<br />
möglichst noch hier und in ausreichender<br />
Menge für zwei Wochen gebunkert<br />
werden, weil ein Nachkauf in<br />
Dänemark teuer geworden wäre.<br />
Schade, dass niemand Wolfs entgleiste<br />
Gesichtszüge fotografiert hat<br />
(im weiteren Verlauf des Törns gab<br />
es keine Gelegenheit mehr dazu), als<br />
die Buben mit einem wirklich großzügig<br />
bemessenen Vorrat feinsten<br />
ALDI-Biers zurückkamen. Nachdem<br />
die Crew ihn mit vereinten Kräften<br />
WELLEN BRECHER <strong>43</strong> 12
und großer Überredungskunst davon<br />
abgehalten hatte, sich sofort in den<br />
nächsten Zug nach Hause zu setzen,<br />
gab er die Devise aus, daß dieses<br />
kaum seetaugliche Bier so schnell<br />
wie möglich vernichtet werden müsse,<br />
damit wir recht bald auf etwas<br />
Besseres umsteigen könnten. Außerdem<br />
ließ er unter der Hand durchblicken,<br />
daß wer immer sich ihn, den<br />
Skipper, zum Freund machen oder<br />
seinen Zorn über unseemännisches<br />
Verhalten besänftigen wolle, besser<br />
eine Flasche Qualitätsbier zur Hand<br />
hätte.<br />
Um es kurz zu machen, die Laune<br />
des Skippers wurde mit der einen<br />
oder anderen abendlichen Flasche<br />
Luxusøl (so heißt das in Dänemark)<br />
gesponsort, und die Buben hatten so<br />
hervorragend kalkuliert, daß wir trotz<br />
aller Bemühungen, das Zeug wechzuhauen<br />
(wobei Zdenek als Nicht-<br />
Alkoholtrinker ausfiel), die letzten<br />
Dosen ALDI-Bier beim Ausschiffen<br />
leerten. Auch Rasmus nahm die Plörre,<br />
die wir ihm manchmal zumuteten,<br />
anscheinend nicht weiter krumm,<br />
sonst hätten wir nicht so viel Wetterglück<br />
gehabt...<br />
Einchecken und Stauen verliefen dagegen<br />
wie am Schnürchen. Das<br />
Schiff war für einen Charterkahn in<br />
einem hervorragenden Zustand und<br />
die um einen Mann reduzierte Crew<br />
hatte keine Mühe, Menschen, Gepäck<br />
und Vorräte unter Deck zu verteilen.<br />
Erste Schritte übers Wasser<br />
Von der Seeluft und leckeren Fischbrötchen<br />
unternehmungslustig geworden,<br />
gingen wir nach dem Einschiffen<br />
gleich zur Sache: nach einer<br />
einstündigen technischen und Sicherheitseinweisung<br />
ging es für zwei<br />
Stunden bei 4-5 Windstärken in die<br />
Kieler Förde, damit die Crew noch<br />
"vor der Haustür" ein erstes Gefühl<br />
für das Boot und füreinander entwickeln<br />
konnte. Am Ende dieses langen<br />
Tages hatte trotz Eingewöhnungsphase<br />
wohl keiner von uns Probleme<br />
mit dem Einschlafen...<br />
Am Sonntagmorgen gab's zum<br />
Frühstück feinstes, praktisch wolkenloses<br />
Segelwetter mit 3-4 Windstärken.<br />
Trotzdem setzten wir zunächst<br />
die sehr gründliche Sicherheitseinweisung<br />
fort und verließen dann kurz<br />
nach Mittag von weiteren Fischbrötchen<br />
gestärkt Laboe.<br />
Bei vorwiegend östlichen Winden mit<br />
4 Windstärken und einem mäßigen<br />
Seegang von ebenfalls 4 hatten wir<br />
optimale Bedingungen für die Vertiefung<br />
unserer Bekanntschaft mit dem<br />
Boot. Wir inspizierten die Reffanlage,<br />
banden das 1. Reff ein und refften<br />
später wieder aus. Ansonsten war<br />
Manövertraining angesagt, wobei wir<br />
uns langsam die Küste entlang nach<br />
Norden vorarbeiteten und immer<br />
schön den Sperrgebieten auswichen,<br />
die zwischen Kiel und Flensburg<br />
recht häufig sind. Beim Halsen stellten<br />
wir fest, daß die Großschot etwas<br />
zu kurz war, um das Groß für stark<br />
raume oder Vorwindkurse optimal<br />
einzustellen – das war (neben der<br />
fehlenden separaten Beleuchtung für<br />
den Navtisch) auch schon der<br />
schwerwiegendste Mangel, der während<br />
des gesamten Törns am Boot<br />
auftrat. Dafür lief unsere Benthe<br />
wirklich schön schnell (Länge läuft<br />
13 WELLEN BRECHER <strong>43</strong>
eben), so daß wir trotz der vielen<br />
Vollkreise in 6 Stunden bis nach<br />
Maasholm an der Schlei kamen, wo<br />
wir für die Nacht festmachten. Ich<br />
kannte Maasholm von früheren Ostseetörns<br />
her und ging mit Stephan<br />
und den Buben in das hübsche Hafenstädtchen,<br />
um mit Scholle &<br />
Speckkartoffeln, Jever vom Faß &<br />
Aquavit Abschied von Deutschland zu<br />
feiern, was die anderen lieber an<br />
Bord taten.<br />
Maasholm – Alssund – Kleiner<br />
Belt<br />
Die 7-8-9-Routine wollte sich morgens<br />
noch nicht so recht einstellen<br />
(eigentlich blieb das bis ans Törnende<br />
so). Dafür konnte ich in Maasholm<br />
noch wasserlösliches Klopapier<br />
auftreiben, das für Seetoiletten besonders<br />
geeignet ist. Manche schwören<br />
auf die Plastiktüte für's Gebrauchte,<br />
damit nicht einmal die<br />
Möglichkeit einer Verstopfung besteht,<br />
andere ziehen aus hygienischen<br />
Gründen das Wasserlösliche<br />
vor, das zumindest auf diesem Törn<br />
auch keinerlei Ärger verursachte. In<br />
jedem Fall ist niemand, der's schon<br />
mal gemacht hat, wild darauf, ein<br />
zweites Mal eine verstopfte Klopumpe<br />
auseinanderzunehmen und zu<br />
reinigen – deshalb empfiehlt es sich,<br />
dieses Thema, so unappetitlich es<br />
sein mag, im Rahmen der Bordeinweisung<br />
ausdrücklich zu behandeln<br />
und ggf. wasserlösliches Papier mit<br />
auf die Ausrüstungsliste zu nehmen.<br />
Statt des vorausgesagten Südosts<br />
mit 5 abnehmend 4 hatten wir meistens<br />
Südwind mit 3 abnehmend 2,<br />
der gelegentlich kräftig zeiselte und<br />
gegen Abend ganz einschlief. So fuhren<br />
wir weiter, von gelegentlichen<br />
Manövereinlagen unterbrochen, die<br />
Küste entlang über den Breitengrund<br />
Richtung Dänemark. Die Sonne war<br />
tagsüber selten zu sehen, es regnete<br />
immer wieder ein wenig. Wir beschlossen,<br />
abends in Sønderborg anzulegen<br />
und, da der Wind weiter aus<br />
den südlichen Quadranten kommen<br />
sollte und Gewitterböen angesagt<br />
waren, durch den Alssund weiterzufahren,<br />
der fast so geschützt wie ein<br />
Binnengewässer liegt und trotzdem<br />
genug Raum zum Manövrieren und<br />
Tonnen zum Navigieren bietet. In<br />
Sichtweite von Sønderborg übten wir<br />
noch 2 Stunden intensiv Boje-über-<br />
Bord-Manöver, zunächst unter Segeln<br />
und dann, als der Wind ganz<br />
wegblieb, unter Motor. Als wir<br />
schließlich kurz vor 20 Uhr im Stadthafen<br />
zwischen Schloß und Klappbrücke<br />
anlegten, riß die Bewölkung<br />
auf und wir konnten einen echten &<br />
verdienten Sundowner auf unseren<br />
ersten Tag in dänischen Gewässern<br />
nehmen.<br />
Sønderborg ist ein malerisches<br />
Städtchen, das auf jeden Fall einen<br />
Landgang lohnt. Auf dem kleinen<br />
Marktplatz an der Kirche fielen uns<br />
vor allem die vielen gleich aussehenden<br />
Großraumkinderwagen auf, bis<br />
wir darauf kamen, daß sie zu einer<br />
Kinderkrippe gehören mußten, an<br />
der wir auch prompt vorbeikamen.<br />
Ein typischer und schöner erster Eindruck<br />
von Dänemark - allerdings<br />
auch, was die Kneipen betrifft. Vielleicht<br />
ist es ja in Kopenhagen anders,<br />
aber überall, wo ich bisher per Boot<br />
WELLEN BRECHER <strong>43</strong> 14
hinkam, waren dänische Kneipen<br />
immer teuer und meistens leer, und<br />
wenn sie nicht leer waren, waren die<br />
deutschen Segler unter sich. Man<br />
richtet sich also besser darauf ein, in<br />
Deutschland nochmal richtig gut essen<br />
zu gehen (s.o.) und in Dänemark<br />
das Bordleben so komfortabel und<br />
unterhaltsam wie möglich zu gestalten,<br />
weshalb die Qualität des Bordbiers<br />
auch so wichtig ist...<br />
Zum Ausgleich erstanden wir in<br />
Sønderborg unsere erste Flasche<br />
Høkersnaps, ein relativ milder<br />
(32%), sehr aromatischer Aquavit,<br />
der auf dem Etikett als "Hverdagssnaps"<br />
angepriesen wurde, was wohl<br />
soviel wie "Alltagsschnaps" oder<br />
"Schnaps für jede Gelegenheit" bedeutet<br />
und von uns prompt zu<br />
"Werktagsschnaps" verballhornt<br />
wurde. Daraus folgte messerscharf,<br />
daß wir fürs kommende Wochenende<br />
noch einen "Sonntagsschnaps" besorgen<br />
mußten. Außer einem gelegentlichen<br />
Sonderopfer für Rasmus,<br />
das von den Ungläubigen an Bord<br />
(das waren mehr, als unser Wetterglück<br />
vermuten ließ) als Verschwendung<br />
gebrandmarkt wurde, gab es<br />
Schnaps natürlich wie sich das gehört<br />
erst abends nach dem Anlegen.<br />
Nach einer Nacht in Schußweite der<br />
Düppeler Schanzen ging es am<br />
nächsten Morgen tatsächlich schon<br />
um kurz nach10 Uhr (die Brückenöffnungszeiten<br />
übten da einen gewissen<br />
Zwang aus) durch Brücke und<br />
Industriehafen in den Alssund, der<br />
anfangs nicht sehr breit ist, so daß<br />
wir erstmals Gelegenheit hatten, unter<br />
Segeln bei regem Sport- und gelegentlichem<br />
Berufsverkehr in einem<br />
der für Dänemark typischen relativ<br />
engen Fahrwasser zu manövrieren,<br />
wobei wir wegen des zeiselnden<br />
Windes und der kurzen Großschot<br />
mal am und auch mal vor dem Wind<br />
kreuzen mußten. Dabei wurde<br />
schnell klar, daß man in Dänemark<br />
als Ortsfremder ohne Detailkarten<br />
und nur mit GPS völlig verratzt wäre.<br />
Die zum Teil leidenschaftlich geführten<br />
Diskussionen über das Für und<br />
Wider von GPS versus terrestrischer<br />
Navigation begleiteten den ganzen<br />
Törn und lassen sich meines Erachtens<br />
nur durch ein klares und leidenschaftsloses<br />
"Sowohl als auch" zufriedenstellend<br />
beantworten. Als Segler<br />
sollte man beides beherrschen<br />
und sich nie allein auf eine Methode<br />
verlassen, solange man beide zur<br />
Verfügung hat und gegeneinander<br />
abgleichen kann.<br />
Gegen Mittag begann es wieder zu<br />
regnen, gleichzeitig wurde der Wind<br />
schwächer und drehte von Südwest<br />
nach Nordwest. Um 13 Uhr herrschte<br />
Flaute, gleichzeitig baute sich um<br />
uns herum sichtbar ein Gewitter auf,<br />
worauf Wolf und Bernd in einer echt<br />
zackigen Aktion die Crew das erste<br />
Reff einbinden ließen und selbst einen<br />
Blitzableiter montierten, der auf<br />
dem Schiff noch fehlte. Das Material<br />
dazu hatten sie aus Erfahrung dabei<br />
und die zahlte sich jetzt aus. Kaum<br />
waren sie fertig, fing es auch an zu<br />
rummsen. Doch bis auf ein paar kurze<br />
heftige Schauer und ebenso kurze,<br />
aber dank der geschützten Lage<br />
des Alssunds weniger heftige Böen<br />
bekamen wir nichts ab.<br />
Das Gewitter ging, doch der Wind<br />
wollte nicht wiederkommen, und so<br />
15 WELLEN BRECHER <strong>43</strong>
fuhren wir schließlich unter Maschine<br />
weiter. Dafür wartete er schon auf<br />
uns, als wir gegen 16:30 Uhr aus<br />
dem Nordende des Alssunds wieder<br />
auf offeneres Wasser kamen und<br />
frischte bei gleichzeitig abnehmender<br />
Bewölkung auf 4-5 Windstärken auf,<br />
so daß wir, nachdem wir uns bei<br />
Lynby Radio nach dem dortigen<br />
Schießgebiet erkundigt hatten, im<br />
Seeraum zwischen Åbenrå, Barsø<br />
und dem eigentlichen kleinen Belt<br />
noch gut zwei Stunden lang bei optimalem<br />
Wetter intensives Manövertraining<br />
mit Boje-über-Bord für alle<br />
bis zum Abwinken treiben konnten.<br />
Danach setzten wir uns nach Norden<br />
in Richtung Årøsund ab, um dort im<br />
Inselhafen von Årø anzulegen, der<br />
genau gegenüber des Festlandshafens<br />
Årøsund liegt, aber viel ruhiger<br />
und idyllischer ist und hervorragende<br />
sanitäre Einrichtungen bis hin zur<br />
Waschmaschine bietet.<br />
Alles in allem nur knapp 22 Seemeilen<br />
Etmal aber dafür jede Menge<br />
Spaß und Kurzweil mit Prüfungsrelevanz<br />
und zur Belohnung ein wunderschöner<br />
Sonnenuntergang am kleinen<br />
Strand von Årø.<br />
Kleiner Belt – Nord Fyn<br />
So langsam begannen auch die Mittelmeerfans,<br />
die bei uns eindeutig in<br />
der Überzahl waren, sich in dem für<br />
sie ungewohnten und im Vergleich<br />
doch etwas anderen Revier recht<br />
wohl zu fühlen, das sich bislang vorwiegend<br />
von seinen besten Seiten<br />
gezeigt hatte. Das war mir sehr<br />
recht, denn ich war einer der "Anstifter"<br />
des Ostseetörns und hatte darunter<br />
zu leiden, daß mir immer mal<br />
wieder für den Fall, daß das Wetter<br />
so schlecht würde, wie man das von<br />
der Ostsee schon oft gehört habe,<br />
Schläge & Kielholen angedroht wurden,<br />
was mich auf diesem Törn zu<br />
einem noch devoteren Rasmusjünger<br />
als sonst machte, der im Gegensatz<br />
zu den Ungläubigen an Bord so gut<br />
wie keinen Anlaß zum Opfern ausließ.<br />
Außerdem hatten die Prüflinge bei<br />
aller Urlaubsstimmung doch etwas<br />
Blut geleckt, und so kamen wir bei<br />
weiterhin schönem Wetter diesmal<br />
ganz ohne Brückenzwang um 10 Uhr<br />
aus dem Hafen. Der Wind war um<br />
diese Zeit noch nicht so fit wie wir<br />
und ließ es langsam angehen, steigerte<br />
sich aber bis zum frühen<br />
Nachmittag von einer mickrigen auf<br />
fünf knackige Windstärken aus westlichen<br />
bis nordwestlichen Richtungen.<br />
Wir mußten also fast den ganzen<br />
Weg durch den kleinen Belt hinauf<br />
nach Fredericia kreuzen und dabei<br />
ab und zu die Genua reffen. Für<br />
einen Wochentag am Saisonende<br />
fuhren sehr viele andere Segler mit<br />
uns den kleinen Belt hinauf oder kamen<br />
uns teils mit geblähten Segeln<br />
entgegen. Einige unserer Mitläufer<br />
mogelten sich mit Dieselpower um<br />
das lästige Kreuzen herum, mit anderen<br />
lieferten wir uns schöne Duelle<br />
um den besten Schlag und Alex, der<br />
gestern seine Liebe zu Amwindkursen<br />
entdeckt hatte, durfte nach Herzenslust<br />
die Keule schwingen.<br />
Um das Ganze noch etwas abwechslungsreicher<br />
zu gestalten, gab es<br />
immer wieder Boje-über-Bord-<br />
Einlagen. Das Mittagessen, das wie<br />
so oft tagsüber von unserem Co-<br />
WELLEN BRECHER <strong>43</strong> 16
Skipper und Co-Smutje Bernd zubereitet<br />
wurde, weil die Prüflinge ja<br />
genug zu tun hatten und ich mit Erfolg<br />
(und zu recht) vor meiner Kocherei<br />
gewarnt hatte, bot dann eine<br />
prima Gelegenheit, das Beidrehen<br />
zum Beiliegen zu üben.<br />
Um kurz nach 16 Uhr fuhren wir am<br />
oberen Ende des kleinen Belts in die<br />
Meerenge von Snævringen ein, die<br />
zwischen Fredericia und Middelfart<br />
Jütland von Fünen trennt, wobei wir<br />
die Segel oben behielten und deshalb<br />
auf sehr engem Raum um einige Untiefen<br />
wie Inselchen, Landzungen<br />
und scheinbare Durchfahrten, die<br />
aber viel zu flach für unseren Pott<br />
waren, herumkreuzen mußten. Dafür<br />
ging der Wind unter soviel Land von<br />
beiden Seiten auf 2-3 Beaufort zurück.<br />
Also waren genaue Kartenarbeit,<br />
zügige Wendemanöver und immer<br />
ein Auge für die Nachbarn und<br />
alles, was sonst noch so an Sportund<br />
Berufsschiffahrt plötzlich vor einem<br />
um die Ecke käme, angesagt.<br />
Man merkte dabei auch, daß die<br />
Crew so langsam ein Gefühl für's<br />
Schiff bekam, während es mit dem<br />
Gefühl füreinander noch etwas haperte,<br />
so daß Skipper und Coskipper<br />
Schotleute und Rudergänger gelegentlich<br />
verbal synchronisieren mußten.<br />
Aber das sollte ja bis zur Prüfung<br />
noch zu Genüge geübt werden.<br />
Als wir Middelfart von der Nordseite<br />
der Landzunge aus "zum zweiten<br />
Mal" sahen, war Schluß mit der<br />
Kreuzerei, und wir konnten im wesentlichen<br />
auf Halbwindkursen in<br />
Richtung Osten an der Nordküste<br />
Fünens entlangrauschen, weil der<br />
Wind wieder ganz ordentlich blies,<br />
seit wir aus der Abdeckung heraus<br />
waren.<br />
In Sichtweite von Bogense legten wir<br />
auf Alex' Bitte hin noch eine Extrarunde<br />
Keulen am Wind ein, was bei<br />
einzelnen etwas gesetzteren Herren<br />
an Bord (na gut, bei mir), die sich<br />
auf den eigentlich schon verdienten<br />
Anleger-Werktagsschnaps freuten,<br />
leichten Unmut hervorrief, der verständlicherweise<br />
von Ausbildern und<br />
Prüflingen überstimmt wurde. Dafür<br />
durfte der Nölkopf des Tages sich<br />
noch mal nützlich machen, als es<br />
galt, im Dämmerlicht die ohnehin<br />
ziemlich mickrige Ansteuerungsbetonnung<br />
von Bogense auszumachen.<br />
Einfach auf die gut sichtbare Hafeneinfahrt<br />
zuhalten und gib ihm wäre<br />
hier wie so oft in Dänemark wegen<br />
der allgegenwärtigen Untiefen fatal.<br />
Nach einigen Hafenmanövern war<br />
endlich eine Box gefunden, in die<br />
auch ein Dickschiff wie unseres paßte.<br />
Dabei bot sich im Hafenbecken<br />
noch ein Schauspiel, das ich bestimmt<br />
nicht so schnell vergessen<br />
werde: ein größeres Rudel Optis mit<br />
lauter kleinen Wikingern an Bord<br />
kam von zwei Begleitbooten flankiert<br />
wie ein Entenzug aus dem letzten<br />
Rest des Sonnenuntergangs heraus<br />
in den Hafen gefahren und wuselte<br />
um uns herum, während Wolf den<br />
Pott quasi auf Zehenspitzen von Box<br />
zu Box manövrierte.<br />
Schließlich gingen die Leinen über<br />
und der Quirl aus, der Høkersnaps<br />
kam auf den Tisch und unser erster<br />
Smutje Zdenek machte sich wie an<br />
den meisten Abenden daran, die<br />
rechtschaffen hungrige Crew abzufüttern,<br />
die nach über zehn Stunden<br />
17 WELLEN BRECHER <strong>43</strong>
auf dem Wasser und knapp 45 Seemeilen<br />
(und Alex' Keulerei) nicht<br />
sonderlich alt wurde. So langsam<br />
forderte die viele Frischluft eben ihren<br />
Tribut...<br />
Bogense verfügt über eine relativ<br />
neue, gut ausgestattete Marina mit<br />
vorzüglichen sanitären Einrichtungen,.<br />
die in Dänemark allerdings in<br />
fast allen neueren Marinas Standard<br />
sind. Nur in alten Industrie-, Fährund<br />
Gewerbehäfen findet man gelegentlich<br />
Relikte aus früheren Zeiten,<br />
die zwar manchmal etwas zugig und<br />
ungeheizt aber fast immer ebenso<br />
sauber sind.<br />
Hieran und an den meist hervorragenden<br />
Steganlagen merkt man allerdings<br />
auch, wieviel Geld die EU<br />
und der dänische Staat in zum Teil<br />
recht große Marinas gepumpt hat,<br />
die wohl nur zur Hochsaison einigermaßen<br />
ausgelastet sein dürften,<br />
um die vielerorts sterbende Fischereiindustrie<br />
und die von den Fortschritten<br />
im Brückenbau angeschlagene<br />
Fährschiffahrt sozial abzufedern<br />
und so verlorengegangene Arbeitsplätze<br />
durch am Ort neu geschaffene<br />
zu ersetzen. Dagegen sollte man als<br />
Segler eigentlich wenig einzuwenden<br />
haben.<br />
Ganz folgerichtig finden sich in Bogense<br />
außer einer Werft und einer<br />
Fischereigenossenschaft mit eigener<br />
Imbißbude auch mehrere Geschäfte<br />
für Proviant, Schiffsbedarf und Bekleidung<br />
am oder in Sichtweite des<br />
Sportboothafens. Selbst die beiden<br />
Hafenkneipen wirken so, als ob sich<br />
gelegentlich Kundschaft dorthin verirrt.<br />
Nord Fyn – Samsø<br />
Wir wollten am heutigen Donnerstag<br />
nach dem starken Etmal von gestern<br />
(45nm) nur bis Kørshavn kommen<br />
und dort ankern. Dies, weil ich den<br />
Ort von einem früheren Törn her<br />
kannte und deshalb genau wie unser<br />
Vercharterer und einige andere Segler,<br />
die wir unterwegs trafen, der<br />
Schiffsführung und den Mitseglern<br />
nahegelegt hatten, dort auf jeden<br />
Fall Station zu machen, wenn sich<br />
die Gelegenheit böte – und außerdem<br />
wollten wir sowieso mindestens<br />
eine Nacht vor Anker verbringen und<br />
dabei möglichst alles üben, was damit<br />
so in Verbindung steht. Also nutzen<br />
wir den Luxus der Zeit und der<br />
gut ausgestatteten Marina und stellten<br />
(na gut, ich stellte) neue Rekorde<br />
im Dauerduschen auf, gingen Einkaufen,<br />
erstanden wie sich das gehört<br />
Ersatz für die gestern im Eifer<br />
des Gefechts verlorengegangene<br />
Gastlandflagge und wälzten nautische<br />
Bücher.<br />
Nach einer leckeren Stärkung an der<br />
genossenschaftlichen Imbißbude verließen<br />
wir kurz nach Mittag diesen<br />
gastlichen Ort in Richtung einsame<br />
Wildnis. Auf dem Weg dorthin bekamen<br />
zunächst die Prüflinge wieder<br />
allerhand zu tun: nach einer Stunde<br />
Kurs- und Manöverübungen bei 4<br />
Windstärken zum Aufwärmen ging es<br />
in die nächste Runde Boje-über-<br />
Bord, wobei diesmal als modernere<br />
Varianten der Quickstop und das<br />
Münchner Manöver zur Anwendung<br />
kamen. Dem Wind ging heute dabei<br />
leider die Puste schneller aus als uns.<br />
Bevor er ganz einschlief, gab es als<br />
WELLEN BRECHER <strong>43</strong> 18
Betthupferl noch eine dreiviertel<br />
Stunde lang meinen Lieblingskurs:<br />
sobald der Wind auf dem Weg von<br />
Nordwest nach Südwest ein Weilchen<br />
genau von hinten kam, wurde das<br />
Groß mit einem Bullenstander gesichert<br />
und die Genua geschiftet.<br />
Trotz des schwächelnden Windes<br />
waren auf einmal wieder um die 5<br />
Knoten drin und das praktisch ohne<br />
fühlbaren Fahrtwind, wobei der Rudergänger<br />
versuchte, mit kleinsten<br />
Ausschlägen das Boot auf Kurs und<br />
die Segel gefüllt zu halten, was mit<br />
der Zeit immer besser gelang. Auch<br />
wenn Alex irgendwas von "langweilig",<br />
"nix los hier" und "viel lieber am<br />
Wind" maulte - ein schöner Schmetterling<br />
fühlt sich an, als ob ein Engel<br />
schiebt. Das sah unser Skipper wohl<br />
auch so und gönnte sich auf der<br />
Heckplattform eine Photonendusche<br />
(für Nicht-Trekkies: Sonnenbad), bevor<br />
der Wind meinte, für heute genug<br />
für uns getan zu haben und wir<br />
mit dem Sonnenuntergang im Rücken<br />
in Richtung Ankerbucht motorten.<br />
Auf dem Weg dorthin wurde die<br />
Mannschaft gründlich gebrieft, so<br />
daß gegen 20 Uhr in der Bucht von<br />
Kørshavn unser Anker beim zweiten<br />
Versuch faßte und wir den Diesel<br />
wieder abstellen konnten. Anschließend<br />
nahmen wir per Peilfernglas,<br />
Handpeilkompaß und GPS Ankerpeilungen,<br />
die sich eher bestätigten als<br />
widersprachen und nach denen das<br />
Schiff auch nicht driftete. Währenddessen<br />
wurde an der Kimm immer<br />
noch der längste und ansichtskartenmäßigste<br />
Sonnenuntergang des<br />
ganzen Törns gegeben. Wir packten<br />
den Werktagsschnaps aus und sahen<br />
uns den letzten Akt aus der ersten<br />
Reihe an.<br />
Nachdem das Wasser in der Bucht<br />
spiegelglatt war und auch für die<br />
Nacht kein Wind angesagt war, wurden<br />
keine festen Ankerwachen eingeteilt<br />
– schließlich war da noch der<br />
eingebaute Ankeralarm des Skippers.<br />
Es wurde eine sehr ruhige Nacht, in<br />
der keinerlei Straßenlärm, kein Wind,<br />
kein Seegang und keine Brandung<br />
sondern nur gelegentlich ein paar<br />
Seevögel oder ein weit entfernter<br />
Hund zu hören waren. Am nächsten<br />
Morgen gab es nach dem Frühstück<br />
zunächst noch eine Extraportion<br />
Theorie zum Thema "Ankermanöver",<br />
bevor wir unter nahezu idealen<br />
Bedingungen ein intensives Ankertraining<br />
durchführten, bei dem kein<br />
Handschuh sauber blieb. Nachdem<br />
alle mehrmals das Ankermanöver unter<br />
Maschine gefahren und kommandiert<br />
hatten, gab es als Zugabe noch<br />
eine Runde Ankern unter Segeln, bei<br />
der der Großbaum jedesmal von<br />
mindestens drei starken Jungs unter<br />
vollem Körpereinsatz ausgebaumt<br />
wurde, damit das Boot den Anker<br />
rückwärts einrucken konnte.<br />
Um 13:40 Uhr gingen wir endgültig<br />
ankerauf und verließen dieses wunderschöne<br />
nördlichste Stück Fünen.<br />
Bei gemächlichen 3 Windstärken aus<br />
südöstlichen Richtungen segelten wir<br />
uns erst einmal ein gutes Stück nach<br />
Norden von Fynshoved frei. Ab 15<br />
Uhr waren dann wieder Boje-über-<br />
Bord-Manöver aller Art angesetzt,<br />
wobei die Schufterei immerhin von<br />
einem späten Mittagessen unterbrochen<br />
wurde, das wir im Beiliegen an<br />
19 WELLEN BRECHER <strong>43</strong>
Deck einnahmen, weil es immer noch<br />
angenehm sonnig war und wir dabei<br />
den "Schwerverkehr" vom Samsø<br />
Belt in Richtung Fredericia besser im<br />
Auge behalten konnten.<br />
Gegen 17:30 nahmen wir Kurs auf<br />
Samsø, was bei auffrischendem, zunehmend<br />
östlichem und etwas böigem<br />
Wind, auf einen Amwindkurs<br />
ganz nach dem Geschmack unseres<br />
Keulenhebers Alex hinauslief, der<br />
sich auch prompt am Ruder einfand,<br />
während sich die Sonne zunehmend<br />
hinter die immer dichtere Bewölkung<br />
verzog. Hinsichtlich der Törnplanung<br />
hatten wir zu entscheiden, ob wir<br />
eher Kolby Kås an der Westküste o-<br />
der Ballen an der Ostküste Samsøs<br />
anlaufen wollten. Unsere Wahl fiel<br />
gegen 18 Uhr nach Konsultation diverser<br />
Reiseführer und im Hinblick<br />
auf die größere Nähe zum Großen<br />
Belt auf Ballen, das wir nach zwei<br />
langen Kreuzschlägen gegen 20:30<br />
erreichten.<br />
Am nächsten Morgen - es war mittlerweile<br />
Samstag und somit Halbzeit<br />
– stellten wir fest, daß es zwar wie<br />
im Wetterbericht angekündigt ausgesprochen<br />
diesig und feucht war, daß<br />
aber von den vorausgesagten 3-4<br />
Windstärken jede Spur fehlte. Wir<br />
beschlossen, einen Hafentag einzulegen,<br />
was ich sofort für eine besonders<br />
ausgiebige Dusche und das Ergänzen<br />
unserer Vorräte (einschließlich<br />
Sonntagsschnaps – ein Jubilæums-Aquavit<br />
mit <strong>43</strong>% Frustschutz<br />
erschien angemessen) nutzte,<br />
bevor Skipper & Coskipper der sich<br />
allgemein breitmachenden Tendenz<br />
zum Abhängen energisch entgegentraten,<br />
indem sie die Crew zusammentrommelten<br />
und Hafenmanöver<br />
ansetzten.<br />
Der Hafen von Ballen ist ein kleiner<br />
Fischerei- und Fährhafen mit relativ<br />
wenigen Boxen für Gastlieger und<br />
einer langen Pier ohne Boxen an der<br />
Südseite des Hafenbeckens. Dank<br />
der Flaute hatten wir daher optimale<br />
Bedingungen, um vorwärts und<br />
rückwärts An- und Ablegemanöver<br />
von baltisch (in der Box mit dem Bug<br />
zum Steg) über römisch-katholisch<br />
(in der Box mit dem Heck zum Steg)<br />
bis hin zu lang und dreckig (längsseits<br />
an der Pier) zu üben, wobei wir<br />
genug Platz hatten, um nicht zu sehr<br />
auf Tuchfühlung mit anderen Booten<br />
gehen zu müssen. Ergänzt wurde<br />
das Ganze durch Spezialitäten wie<br />
Eindampfen in die Vorspring und<br />
Drehen auf der Platte sowie kleine<br />
Einlagen wie z.B. "stellt Euch vor, die<br />
Lücke reicht nur von hier bis da und<br />
neben dem Boot da vorne liegt noch<br />
ein zweites im Päckchen". Wer nicht<br />
am Ruder stand, durfte eifrig mit Leinen<br />
und Fendern arbeiten, so daß<br />
wir trotz des kühlen und nieseligen<br />
Wetters nicht zum Frieren kamen.<br />
Gegen 15 Uhr wurde in einer späten<br />
Mittagspause der letzte Saisontag<br />
der Fischbude am Hafen genutzt,<br />
bevor es frisch gestärkt in die zweite<br />
Runde ging. Hafenmanöver mit Anfängern<br />
sind für Charterskipper wie<br />
Eigner immer eine besondere nervliche<br />
Herausforderung, aber Wolf hielt<br />
eisern durch und beschloß erst kurz<br />
nach halb sieben, daß er für heute<br />
genug graue Haare dazugewonnen<br />
hatte. Alles in allem kein Etmal, aber<br />
jede Menge Übung und keine Schäden<br />
am Boot – trotz des miesen Wet-<br />
WELLEN BRECHER <strong>43</strong> 20
ters hatten wir den Tag optimal genutzt.<br />
Samsø - Langeland<br />
Der Wetterbericht für den Sonntag<br />
schien meine Befürchtungen zu bestätigen,<br />
daß Rasmus so langsam die<br />
Geduld mit den Ungläubigen an Bord<br />
ausging: von den sieben vorausgesagten<br />
Windstärken waren um 8 Uhr<br />
früh schon gute sechs vollzählig versammelt<br />
und bliesen aus Nord genau<br />
den großen Belt hinunter, so daß<br />
auch die angekündigten 1,5m Seegang<br />
nicht lange auf sich warten lassen<br />
würden, was im Mittelmeer eine<br />
bessere Dünung wäre, auf der Ostsee<br />
wegen der insgesamt wesentlich<br />
kürzeren Welle aber schon einen<br />
ziemlichen Hack darstellt, wobei die<br />
Abstände zwischen den Kämmen im<br />
Großen Belt aufgrund des relativ langen<br />
Anlaufs und der einigermaßen<br />
tiefen Fahrrinne noch verhältnismäßig<br />
groß sind. Dabei war es weiter<br />
diesig und regnerisch, und außer uns<br />
schien niemand ernsthaft den Sonntag<br />
unter solchen Bedingungen auf<br />
See verbringen zu wollen.<br />
Auch bei uns gab es Diskussionen,<br />
wobei ich eher dem Grundsatz zuneigte,<br />
daß es besser sei, im Hafen<br />
zu liegen und sich zu wünschen,<br />
draußen zu sein, als umgekehrt. Allerdings<br />
hatte die Mehrheit der Crew<br />
die besseren Argumente: kein echter<br />
Sturm, nur Starkwind aus für uns<br />
günstiger Richtung, ein seetüchtiges<br />
Boot, die Tatsache, daß Segeln bei<br />
solchem Wetter erst recht gelernt<br />
sein will und der Drang, nach einem<br />
Hafentag und verstrichener Halbzeit<br />
nicht länger zu trödeln sondern möglichst<br />
schnell ins Prüfungsgebiet zu<br />
gelangen, um dort noch ausgiebig<br />
üben zu können.<br />
Wir rödelten also komplett mit Ölzeug,<br />
Westen und Lifebelts auf und<br />
zogen gegen 11:15 aus, um den E-<br />
lementen zu trotzen, wobei wir keine<br />
unnötigen Risiken ein- und mit dem<br />
Tuch eher sparsam umgingen – das<br />
Groß blieb unten, was uns bei den<br />
vorherrschenden stark raumen Kursen<br />
zusätzlich den Bullenstander ersparte,<br />
und die Genua wurde nur bis<br />
zum dritten Reffpunkt ausgerollt, so<br />
daß wir trotz Wind von hinten mit<br />
"Frontantrieb" fuhren, was das Kurshalten<br />
unter diesen Bedingungen<br />
deutlich erleichterte. Trotzdem lagen<br />
selten unter 5 Knoten durchs Wasser<br />
an, und als wir tiefer in den Großen<br />
Belt vorstießen, konnten wir merken,<br />
wie stark der Wind das Wasser vor<br />
sich hertrieb: das GPS zeigte selten<br />
unter 8 und in Spitzen bis zu 10 Knoten<br />
Geschwindigkeit über Grund an.<br />
Wie praktisch, daß wir heute nicht in<br />
Gegenrichtung unterwegs waren –<br />
bei solchem Wetter hätte womöglich<br />
sogar Alex irgendwann genug davon<br />
bekommen, gegen Wind und Strömung<br />
anzukeulen und dabei wegmäßig<br />
bestenfalls auf der Stelle zu treten...<br />
Trotz des anscheinend an Sonntagen<br />
sehr dünnen Berufsverkehrs hielten<br />
wir uns so lange wie möglich außerhalb<br />
des Deep Water Ways, der<br />
durch die auffälligen Racon-Türme,<br />
die gleichzeitig grüne Tonnen sind,<br />
trotz der mäßigen Sicht gut zu erkennen<br />
war. Sprogø an Backbord liegen<br />
zu lassen, kam allerdings nicht in<br />
21 WELLEN BRECHER <strong>43</strong>
Frage, da wir mit unseren 18,30m<br />
Masthöhe bei diesem Seegang die<br />
Frage, ob wir unter der kleineren<br />
Brücke zwischen Nyborg und Sprogø<br />
durchgekommen wären, bestenfalls<br />
mit "vielleicht" beantworten konnten.<br />
Also verholten wir uns kurz vor<br />
Sprogø dann doch ins Fahrwasser<br />
und meldeten uns vorschriftsmäßig<br />
per Funk bei Great Belt Traffic an.<br />
Von dieser Verkehrsleitstelle wurden<br />
wir nach Position, Kurs und Geschwindigkeit<br />
gefragt und auf einen<br />
mitlaufenden Frachter aufmerksam<br />
gemacht, der für uns noch hinter der<br />
Kimm lag, uns aber tatsächlich noch<br />
kurz vor der Großen Brücke überholte.<br />
Überhaupt die Brücke über den großen<br />
Belt: es ist schon ungeheuer beeindruckend,<br />
wie weit sie selbst bei<br />
diesigem Wetter zu sehen ist und<br />
wie sehr man sich, während sie immer<br />
größer und gewaltiger wird, mit<br />
der Entfernung bis zur tatsächlichen<br />
Durchfahrt verschätzt. Dank GPS und<br />
ständiger Kreuzpeilungen wußten wir<br />
allerdings zu jedem Zeitpunkt genau,<br />
wo wir waren und konnten uns daher<br />
ohne Gefahr dieser optischen Täuschung<br />
hingeben.<br />
Kurz vor der Brücke wurde es nochmal<br />
spannend, weil wir an dieser<br />
engsten Stelle des Fahrwassers an<br />
Backbord den Überholer hatten, das<br />
Fahrwasser nicht verlassen konnten,<br />
weil es außerhalb schnell flach wird<br />
und uns außerdem von den Brückenpfeilern<br />
freihalten mußten, in<br />
deren Nähe es bei diesen Wind- und<br />
Strömungsverhältnissen nicht gerade<br />
koscher gewesen wäre. Gleichzeitig<br />
versuchte der Wind, uns beim<br />
aktuellen Kurs von 130° nach Steuerbord<br />
aus dem Fahrwasser auf den<br />
nächsten Brückenpfeiler zu schieben,<br />
so daß wir kräftig vorhalten mußten.<br />
In dieser Hinsicht half uns der Ü-<br />
berholer (ein Frachter, der uns wie<br />
ein Wohnblock überragte) sogar, indem<br />
er uns zeitweise nach Backbord<br />
abschirmte, so daß wir ein Stück weit<br />
"unter Land" fahren und besser<br />
durch die Lücke flutschen konnten.<br />
Da wir bereits vor der Brücke nach<br />
kurzer Diskussion entschieden hatten,<br />
jetzt noch nicht schlappzumachen<br />
und Korsør anzulaufen, sondern<br />
mit dem günstigen Wind, der inzwischen<br />
nur noch mit 5 Beaufort blies,<br />
noch ein gutes Stück weiter "Richtung<br />
Heimat" zu segeln, gingen wir<br />
auf 190° KK, sobald wir unter der<br />
Brücke durch waren. Dann überlegten<br />
wir, ob wir den Svendborgsund<br />
an Steuerbord liegen lassen und<br />
durch die Rudkøbing-Rinne weiter<br />
Richtung Rudkøbing oder sogar in<br />
die Nacht hinein bis Marstal fahren<br />
sollten oder ob wir lieber vorher anhalten,<br />
uns eine verdiente Pause<br />
gönnen und morgen durch den landschaftlich<br />
äußerst reizvollen und<br />
auch bei Starkwind relativ abgeschirmten<br />
Svendborgsund weiter in<br />
Richtung Dänische Südsee ziehen<br />
sollten. Was schließlich eher als touristische<br />
Vorzüge den Ausschlag für<br />
die Svendborg-Route gab, war deren<br />
größere Variabilität. Von Marstal aus<br />
wäre nur noch der Sprung über 28-<br />
35nm offenes Wasser in Richtung<br />
Schleimünde, Damp oder Kieler Förde<br />
sinnvoll gewesen und bei richtig<br />
schlechtem Wetter hätte man nur<br />
abwarten oder sich durch die Däni-<br />
WELLEN BRECHER <strong>43</strong> 22
sche Südsee, die man eigentlich<br />
schon hinter sich gelassen hatte,<br />
nördlich um Ærø herummogeln können<br />
und dabei mindestens einen Tag<br />
verloren. Dagegen ist der Svendborgsund<br />
bei fast jedem Wetter ein<br />
interessantes und zugleich recht geschütztes<br />
Revier, das von uns aus<br />
gesehen direkt in die Dänische Südsee<br />
mündete, die für ihre ebenfalls<br />
relativ geschützte Lage und ihr überdurchschnittlich<br />
gutes Wetter bekannt<br />
ist und jede Menge Anlaufmöglichkeiten<br />
bietet, so daß sich der<br />
Weg ganz nach Wind, Wetter und<br />
Übungsthemen flexibel gestalten<br />
läßt. Dazu kam, daß dieser Weg mit<br />
seinen vielen Fahrrinnen, Inseln, Inselchen,<br />
Untiefen und Seezeichen<br />
aller Art der navigatorisch wesentlich<br />
anspruchsvollere ist.<br />
Also ließen wir die Nordspitze von<br />
Langeland an Backbord und fuhren<br />
in die im Vergleich zum Langelands-<br />
Belt relativ flache Rudkøbing-Rinne<br />
ein, deren nördliche Hälfte der Länge<br />
nach von einem Riff durchzogen<br />
wird, das im flachen Winkel auf die<br />
Westküste von Langeland zuläuft,<br />
meist völlig unter Wasser liegt und<br />
außer der nördlichen Einfahrt nur<br />
zwei sparsam betonnte Durchfahrten<br />
bietet. Dazwischen würde man beim<br />
Versuch, das Riff zu queren, mit einer<br />
Kielyacht unweigerlich hängenbleiben,<br />
weshalb man besser genau<br />
auf Echolot und Tonnen achtet.<br />
Der Wind hatte zwar ein wenig<br />
nachgelassen, drückte uns aber zusammen<br />
mit dem Wasser aus dem<br />
Großen Belt so in die flachere Rinne,<br />
daß die See hier eher heftiger hackte<br />
als "draußen" und wir quasi mit<br />
quietschenden Reifen um die Ecke in<br />
die enge Ansteuerung von Lohals<br />
einbogen. Der Sportboothafen schien<br />
uns nach meiner Erinnerung und den<br />
Angaben im Hafenhandbuch etwas<br />
zu flach für unser Dickschiff zu sein,<br />
so daß wir die noch engere Einfahrt<br />
in den Fischereihafen wählten, wo<br />
allerdings schon fast alle günstigen<br />
Liegeplätze durch ähnliche bzw. wesentlich<br />
größere Dampfer belegt waren,<br />
so daß wir noch am Ende der<br />
Einfahrt mit ordentlich Leistung und<br />
gegen den Wind an die etwas morsche<br />
Pier an der Innenmole gingen,<br />
da wir im Hafen unter den herrschenden<br />
Bedingungen kaum Platz<br />
zum Manövrieren oder gar zum<br />
Wenden gehabt hätten. Das Anlegen<br />
klappte trotzdem ohne Bums auf den<br />
Punkt, allerdings hatten wir anschließend<br />
eine gute halbe Stunde zu tun,<br />
bis wir unsere diversen Leinen und<br />
Fender so auf die wenigen einigermaßen<br />
vertrauenerweckenden Fixpunkte<br />
verteilt hatten, daß Wolf &<br />
Bernd zufrieden waren und die<br />
Nachbarn vor uns sich beruhigt in<br />
ihren sicher gut geheizten Deckssalon<br />
zurückzogen.<br />
Was uns vielleicht unschöner- aber<br />
doch verständlicherweise ziemlich<br />
bauchpinselte, war, daß eine feiste<br />
Bavaria-Yacht, die kurz nach<br />
Abschluß unseres Anlegemanövers<br />
ebenfalls mit viel Schwung in der Hafeneinfahrt<br />
auftauchte, größte Mühe<br />
hatte, ohne Schäden hinter uns anzukommen,<br />
wobei es in mehrfacher<br />
Hinsicht lauter, hektischer und gefährlicher<br />
zuging als auf unserem<br />
schwimmenden Klassenzimmer und<br />
zeitweise sogar ein Crewmitglied an<br />
23 WELLEN BRECHER <strong>43</strong>
Land zurückblieb, das nach dem<br />
zweiten mißglückten Anleger den<br />
Sprung zurück aufs Schiff verpaßt<br />
hatte und nur hoffen konnte, daß der<br />
Rest der Truppe den dritten Anlauf<br />
hinkriegen und ihn wieder einsammeln<br />
würde. Dabei war auf unserer<br />
Seite wohlgemerkt keinerlei Schadenfreude<br />
im Spiel (warum auch?),<br />
und wir halfen so gut es ging mit<br />
den Leinen, aber als Zuschauer lernt<br />
man eben auch eine Menge, ohne<br />
selbst im Streß zu sein...<br />
Während in Richtung Fünen unter<br />
der immer noch fast geschlossenen<br />
Wolkendecke ein flammender Restsonnenuntergang<br />
Wasser und Wolken<br />
in unirdischen Farben lodern<br />
ließ, erkundeten wir den Hafen bis<br />
zur Hauptstraße, die mit einem häßlichen<br />
Hotel und einigen ausgesprochen<br />
hübschen Häusern eine recht<br />
reizvolle, an den Ecken etwas angegammelte<br />
Seebadatmosphäre verbreitete<br />
und stellten fest, daß nur ein<br />
Teil der sanitären Einrichtungen a-<br />
bends zugänglich und für dänische<br />
Verhältnisse in keinem sehr guten<br />
Zustand war. Der Ort schien schon<br />
bessere Tage gesehen zu haben,<br />
wirkte aber trotzdem nicht unromantisch.<br />
Außerdem war Schlag heute die Saison<br />
zu Ende und damit tote Hose<br />
angesagt. Auch das Hafenmeisterbüro<br />
war geschlossen, was schade war,<br />
weil nach der Schufterei im Ölzeug<br />
diesmal (ausnahmsweise;-) nicht nur<br />
ich scharf auf ein paar Duschmarken<br />
war. Einer der Fischer, die ich im Hafen<br />
traf, wollte den Hafenvogt (so<br />
die extra-wörtliche Übersetzung aus<br />
dem Dänischen) gerade netterweise<br />
per Handy anrufen, als der auch<br />
schon, durch eine wirklich beeindruckende<br />
Dienstmütze zweifelsfrei als<br />
solcher kenntlich gemacht, im Auto<br />
um die Ecke bog und mich mit in<br />
sein Büro nahm, Duschmarken ausgab<br />
und die Hafengebühr kassierte.<br />
Daß wir mit unserem Kahn seine ohnehin<br />
enge Hafeneinfahrt noch etwas<br />
schmäler machten, störte ihn nicht<br />
weiter. Wenn ich mich recht erinnere,<br />
bekamen wir sogar einen Schlüssel<br />
für den nichtöffentlichen Teil des<br />
Klo- und Duschhäuschens, und das<br />
alles von einem Gemeindebeamten<br />
am Sonntagabend – wenn einem<br />
sowas in Deutschland (oder auf Korsika,<br />
wenn wir schon dabei sind) jemals<br />
passierte, würde es wahrscheinlich<br />
kein Schwein glauben.<br />
Nachdem die ganze Crew diesen anstrengenden<br />
Tag laut Logbucheintrag<br />
des Skippers wacker überstanden<br />
und dabei in unter 9 Stunden ein<br />
Etmal von 45nm ersegelt hatte, durften<br />
wir uns schon die eine oder andere<br />
Lage Sonntagsschnaps gönnen,<br />
uns in unserer wettergegerbten Haut<br />
wohlfühlen und das Erlebte Revue<br />
passieren lassen, bevor wir das Licht<br />
ausknipsten.<br />
Langeland – Svendborgsund –<br />
Ærø<br />
Der Restsonnenuntergang von gestern<br />
abend sollte sich als vielversprechend<br />
erweisen, und so verließen wir<br />
Lohals am nächsten Morgen schon<br />
um halb zehn bei schönstem Rückseitenwetter<br />
und nutzten den anders<br />
als vorhergesagt fast schon zu zahmen<br />
Wind, um nach der Durchfahrt<br />
WELLEN BRECHER <strong>43</strong> 24
durch das Riff zum ersten Mal ausgiebig<br />
auf See zu frühstücken, während<br />
es eher gemächlich zusammen<br />
mit etlichen weiteren Sportbooten,<br />
die nach dem Starkwind von gestern<br />
aus allen Löchern zu kommen schienen<br />
(vielleicht hatten sie die Saison<br />
nicht in ihren Heimathäfen beenden<br />
können), weiter die Rudkøbing-Rinne<br />
hinunter in Richtung Thurø zum Osteingang<br />
des Svendborgsunds ging.<br />
Damit uns bei diesem Kaffeefahrtwetter<br />
nicht langweilig wurde, gab es<br />
gegen Mittag eine Unterrichtseinheit<br />
zum Thema Sicherheit an Bord, bei<br />
dem der gefürchtete Wassereinbruch<br />
und diverse Maßnahmen zu seiner<br />
Bekämpfung eine zentrale Rolle<br />
spielten. Gegen 13 Uhr bogen wir um<br />
die Beinahe-Halbinsel Thurø, steuerten<br />
die Einfahrt in den Svendborgsund<br />
an und hatten etwa eine halbe<br />
Stunde später das Waldemarsschloß<br />
backbord querab.<br />
Anschließend wechselten wir angesichts<br />
des weiterhin schwächelnden<br />
Windes, der hier trotzdem einige interessante<br />
Kapeffekte zeigte, ein,<br />
zwei mal zwischen Maschine und Segeln<br />
und beschlossen dann, es gut<br />
sein zu lassen und unter Motor weiterzulaufen,<br />
so daß wir uns besser<br />
auf den Verkehr im engen Fahrwasser<br />
und die Navigation nach den hier<br />
reichlich vorhandenen Tagzeichen<br />
konzentrieren konnten. Wir übten,<br />
möglichst aufs Grad genau den<br />
Richtbaken zu folgen und mußten<br />
dabei feststellen, daß unser Magnetkompaß<br />
nicht sonderlich gut kompensiert<br />
war, da wir je nach Fahrtrichtung<br />
bis zu 15° Abweichung vom<br />
durch Richtzeichen exakt gepeilten<br />
Kurs zum Kompaßkurs verzeichneten,<br />
was wir zum künftigen Gebrauch<br />
(z.B. auf Nachtfahrten) als Tabelle im<br />
Logbuch festhielten.<br />
Während die Tonnen gut zu erkennen<br />
waren und die Richtbaken bei<br />
Tag genauso genutzt werden können<br />
wie die zugehörigen Richtfeuer bei<br />
Nacht, waren von den Sektorenfeuern,<br />
die nachts zusammen mit den<br />
Richtfeuern die Fahrwassertonnen<br />
(die man aber auch mit dem Handscheinwerfer<br />
suchen kann) ersetzen<br />
können, naturgemäß meist nur die<br />
Gehäuse zu sehen.<br />
Inzwischen zog eine waldige, für Dänemark<br />
relativ hügelige Landschaft<br />
mit einigen der hübschesten Sommerhäuschen,<br />
die ich kenne, an uns<br />
vorbei. Die Idylle wurde mit Ausnahme<br />
des Industriehafens von<br />
Svendborg nur durch eine gelegentliche<br />
Marina unterbrochen und jeder<br />
von uns hatte Gelegenheit, sich sein<br />
eigenes kleines Anwesen mit oder<br />
ohne Türmchen und Erkerchen auszusuchen,<br />
zu denen fast immer ein<br />
Landungssteg mit mindestens einem<br />
Motor-(zum Einkaufen) und einem<br />
Segelboot (für die Freizeitgestaltung)<br />
sowie ein kleiner Schuppen in Ufernähe<br />
gehörte, der wohl das Bootszubehör<br />
und manchmal auch, dem<br />
Schornstein nach zu urteilen, einen<br />
Räucherofen enthielt, nach Stephans<br />
Worten aber vor allem dazu da war,<br />
um sich im hier sicher recht langen,<br />
dunklen und feuchten Winter mit der<br />
Schrotflinte das Gehirn 'rauszublasen.<br />
Kurz vor Svendborg konnten wir<br />
wieder Segel setzen und dann tischte<br />
Bernd an Deck ein spätes Mittages-<br />
25 WELLEN BRECHER <strong>43</strong>
sen auf, das wir nach der Brückendurchfahrt<br />
in Svendborg um 16 Uhr<br />
wieder abbackten, um am Ausgang<br />
des Sundes in Richtung Südwesten<br />
auf das westlich von Drejø verlaufende<br />
Fahrwasser in die Dänische<br />
Südsee zuzuhalten. Dort angekommen,<br />
machten wir uns ab 17 Uhr bei<br />
wieder etwas lebhafterem Wind zwischen<br />
Drejø, Birkholm und Ærø ans<br />
Manöverüben. Diesmal stand fast<br />
das ganze Repertoire vom Kursefahren<br />
über Wenden & Halsen zum Vollkreis,<br />
gefolgt von Q-Wenden, Quickstops<br />
und weiteren Boje-über-Bord-<br />
Manövern auf dem Programm. Dabei<br />
wurden immer wieder die Stationen<br />
gewechselt, um einer zu starken<br />
Spezialisierung vorzubeugen und die<br />
Crew besser aufeinander abzustimmen.<br />
Schließlich konnte niemand im<br />
voraus ahnen, wen die Prüfer am<br />
Tag X wohin beordern würden.<br />
Darüber wurde es langsam Nacht,<br />
und der Wind ging auch auf die Matratze.<br />
Wir machten unverdrossen unter<br />
Maschine weiter, da sich immer<br />
klarer abzeichnete, daß dies die Vorbereitung<br />
für eine Nachtfahrt werden<br />
würde, die uns am nächsten Tag von<br />
Ærø, wo wir uns nochmal ausschlafen<br />
wollten, möglichst weit in die<br />
Nähe unseres Prüfungsreviers, der<br />
Kieler Förde, bringen sollte. Am interessantesten<br />
waren sicherlich die<br />
nun folgenden Versuche zur Sichtbarkeit<br />
von persönlichen Rettungsmitteln<br />
bei Nacht. Obwohl mich der<br />
eine oder andere bei diesem Thema<br />
versonnen ansah, setzten wir keine<br />
Crewmitglieder sondern selbstgebaute<br />
Schwimmer aus, um dann die verschiedenen<br />
Alternativen wie Reflektoren,<br />
Taschenlampen und Blitzlichter<br />
möglichst lange im Auge zu behalten<br />
und anschließend wieder aufzunehmen.<br />
Außerdem wurde neben<br />
dem klassischen Ausguck die MOB-<br />
Funktion des GPS zum Wiederauffinden<br />
der Schwimmer genutzt.<br />
Dabei wurde schnell klar, daß das<br />
GPS bei Nacht zu ungenau für eine<br />
exakte Rückkehr zum Ort des "Reinfalls"<br />
ist, zumal schon eine mittelprächtige<br />
Strömung dafür sorgt, daß<br />
dort schon längst nichts mehr ist,<br />
wenn man sich für die entsprechenden<br />
Manöver zu viel Zeit läßt. Hier<br />
helfen nur wachsame Augen (vier<br />
sehen mehr als zwei usw.) und Blitzlichter,<br />
die allen anderen Möglichkeiten<br />
in puncto Reichweite und Sichtbarkeit<br />
trotz Seegangs haushoch ü-<br />
berlegen sind. Ein solches Blitzlicht,<br />
das sich bei Wasserkontakt automatisch<br />
aktiviert, sollte in keinem kleinen<br />
Chartergepäck fehlen.<br />
Um halb elf war schließlich Schluß<br />
und wir liefen kurz und bündig Søby,<br />
das die ganze Zeit in Sichtweite gelegen<br />
hatte, an. Dabei lernten wir<br />
noch, daß es oft gar nicht so einfach<br />
ist, nachts eine Hafeneinfahrt anhand<br />
ihrer Befeuerung inmitten der<br />
ganzen "Landlichter" auszumachen.<br />
Gegen 23 Uhr machten wir in Søby<br />
fest und kauten nach dem buchstäblichen<br />
Nachtessen noch eine Weile<br />
die Eindrücke des Tages wieder.<br />
Nachtfahrt nach Kiel<br />
Der nächste Tag fing langsam an, da<br />
wir uns vor der Nachtfahrt nicht so<br />
sehr verausgaben wollten. Es gab<br />
allerlei Verrichtungen, für die der<br />
WELLEN BRECHER <strong>43</strong> 26
letzte Tag in dänischen Gewässern<br />
letzte Gelegenheit bot: die nötigsten<br />
Vorräte auffüllen, soweit das nicht<br />
bis Deutschland warten konnte, ganze<br />
Postkartenpäckchen bekleben und<br />
einwerfen, damit das erledigt und<br />
wenigstens noch dänische Briefmarken<br />
drauf waren, kleine Andenken &<br />
Mitbringsel for friends & family besorgen<br />
usw. Sogar ein Internetcafé,<br />
das gar kein Café, sondern ein Wolladen<br />
war, gab es in Søby (versucht<br />
mal, bei uns auf dem Land sowas<br />
aufzutreiben...), das die Postkartenmuffel<br />
für elektronische Grüße an die<br />
daheimgebliebene arbeitende Bevölkerung<br />
nutzte.<br />
Nach dem Mittagessen beschloss die<br />
Schiffsführung, daß jetzt genug gegammelt<br />
war und setzte Motorenkunde<br />
mit unserem LI Bernd sowie<br />
die theoretische Vorbereitung der<br />
Nachtfahrt mit zusätzlicher Sicherheitseinweisung<br />
und Leuchtfeuerkunde<br />
auf den Stundenplan, was uns<br />
die nächsten 3-4 Stunden gut<br />
beschäftigte.<br />
Gegen 19 Uhr legten wir schließlich<br />
komplett aufgerödelt und bereitgehaltenen<br />
Lifebelts ab und mußten<br />
uns bei schwächelndem Nordwestwind<br />
erst mühsam von Skoldnæs<br />
freikreuzen, bevor wir ab 21:30 Uhr<br />
zunächst auf Südsüdwest abfallen<br />
und schließlich gegen 23 Uhr ganz<br />
auf Südkurs gehen konnten. Der<br />
Wind blieb weiterhin deutlich hinter<br />
der Vorhersage zurück und erreichte<br />
auf dieser Fahrt statt der angekündigten<br />
5 zu keinem Zeitpunkt mehr<br />
als 3 Windstärken, drehte aber wie<br />
angekündigt im Laufe der Nacht immer<br />
mehr auf Südwest. Die zunächst<br />
sehr dichte Bewölkung riß nach der<br />
Hundewache immer mehr auf, so<br />
daß wir zusätzlich zur recht guten<br />
horizontalen Sicht auch noch Sterne<br />
zu sehen bekamen.<br />
Als wir querab der Flensburger Förde<br />
in deutsche Gewässer kamen, wollte<br />
ich als noch schlafloser Funkgast uns<br />
bei Kiel Radio anmelden und einen<br />
Travel Report absetzen, mußte aber<br />
feststellen, daß der deutsche Küstenfunk<br />
seit seiner Privatisierung äußerst<br />
abweisend auf nichtregistrierte<br />
User reagiert. Das neue Seefunksystem<br />
mag ja ein nicht einmal unangemessen<br />
teurer Nachfolger für<br />
Bootseigner sein, aber als Charterer<br />
kommt man sich doch mehr als früher<br />
als Segler zweiter Klasse vor, da<br />
die Registrierung nicht am Mann<br />
sondern am Boot hängt und ich noch<br />
kein Charterboot gesehen habe, das<br />
registriert war. Hier wäre doch noch<br />
etwas Lobbyarbeit von DSV und<br />
Kreuzerabteilung vonnöten.<br />
Insgesamt waren die Bedingungen<br />
für die Navigation bei Nacht optimal:<br />
das Boot machte bei dem Wind nicht<br />
viel Arbeit und sämtliche Leuchtfeuer,<br />
Tonnen und Positionslichter waren<br />
gut zu erkennen. Vor allem die<br />
großen Leuchtfeuer von Keldsnor<br />
und Kiel trugen so weit, daß ihr<br />
Schein viel früher als erwartet zu sehen<br />
war, obwohl sie noch gar nicht<br />
über der Kimm aufgetaucht waren.<br />
Wir hielten uns etwas östlich der<br />
Hauptschifffahrtsrouten, um den<br />
Verkehr besser beobachten zu können<br />
und möglichst niemand in die<br />
Quere zu kommen. Die beiden Bohrinseln<br />
vor Damp dienten uns neben<br />
den Leuchtfeuern von Eckernförde<br />
27 WELLEN BRECHER <strong>43</strong>
und Bülk zur Kontrolle unsere Fortschrittes<br />
nach Süden und wurden<br />
immer wieder durch Kreuz- und<br />
Dreieckspeilungen ergänzt, wobei<br />
sich ein Peilfernglas mit beleuchtetem<br />
Kompass wieder einmal gut bewährte.<br />
Das GPS wurde gelegentlich<br />
zur Kontrolle hinzugezogen und zog<br />
es vor, unseren Peilungen nicht zu<br />
widersprechen.<br />
Am wenigsten Schlaf bekamen sicher<br />
der Skipper, der zwar gelegentlich<br />
einen Moment zum Ausruhen unter<br />
Deck ging, sich aber nie außer Hörweite<br />
des Cockpits aufhielt und<br />
Bernd, der die Nachtfahrt offensichtlich<br />
ebenso faszinierend fand, wie<br />
der Rest der Crew, die sich im großen<br />
und ganzen an die Wacheinteilung<br />
hielt. Im Morgengrauen zog sich<br />
der Himmel wieder zu und es wurde<br />
sehr diesig. Wir fädelten uns schließlich<br />
gegen 6 Uhr früh in den Kiel-<br />
Fehmahrnsund-Weg ein und liefen<br />
anhand dessen Betonnung in die Kieler<br />
Bucht. Je näher die Kieler Förde<br />
kam, desto dichter wurde der Verkehr,<br />
so daß wir schließlich beschlossen,<br />
uns unter diesen Bedingungen<br />
ganz vom Verkehrstrennungsgebiet<br />
und den großen Koffern freizuhalten<br />
und statt Laboe den Olympiastützpunkt<br />
Schilksee anzulaufen, der ja<br />
auch zum Prüfungsgebiet gehörte.<br />
Nachdem wir uns noch um zwei<br />
Schiffe der Bundesmarine, die uns<br />
völlig ignorierten (wahrscheinlich waren<br />
die gerade am Frühstücken),<br />
herummanövriert hatten, bargen wir<br />
die Segel, suchten uns im Südhafen<br />
einen Liegeplatz für Kahn und Crew,<br />
den beide mehr als verdient hatten,<br />
und gingen nach einem improvisierten<br />
Frühstück auf die Matratzen.<br />
Prüfungsvorbereitungen<br />
Man merkt besonders in Schilksee,<br />
daß man wieder in Deutschland ist:<br />
die Hafenordnung umfaßt über<br />
zwanzig Seiten DIN A4 und die Duschen<br />
wirken wie Gaskammern.<br />
Schilksee ist eine häßliche Betonwüste<br />
mit guten aber relativ teuren Versorgungsmöglichkeiten<br />
und freundlichen<br />
Hafenmeistern, aber abends<br />
verkriecht man sich lieber aufs Boot,<br />
weil es an Land so ungemütlich ist.<br />
Vielleicht war auch das miese, nieselige<br />
Wetter schuld an diesem Eindruck.<br />
Die in zwei Tagen bevorstehende<br />
Prüfung brachte uns aber<br />
schnell wieder auf andere Gedanken.<br />
Nach dem Ruhen und einer Art Putzund<br />
Flickstunde verbrachten die Prüflinge<br />
noch einige Zeit mit Selbststudium,<br />
während sich die "Freiwache"<br />
um Hafengebühren und Einkaufen<br />
kümmerte. Der Wind war nicht der<br />
Rede wert, die Sicht auch nicht, so<br />
daß wir von 16 bis 19:30 Uhr noch<br />
intensiv Hafenmanöver übten, bevor<br />
wir in den Nordhafen wechselten, wo<br />
wir für die Nacht einen besseren Liegeplatz<br />
mit Stromanschluß ergatterten.<br />
Auch am nächsten Tag war das Wetter<br />
nicht besser und der Wind eher<br />
noch schwächer, so daß wir (die Prüfung<br />
dräute) diesmal immerhin schon<br />
um 10 Uhr wieder mit Hafenmanövern<br />
aller Art anfingen. Um 15 Uhr<br />
hatten wir schließlich genug Wind,<br />
um uns sinnvoll unter Segeln bewegen<br />
zu können, worauf wir ausliefen<br />
WELLEN BRECHER <strong>43</strong> 28
und das ganze Prüfungsprogramm<br />
reihum ohne Pause durchspielten.<br />
Während Wolf und Bernd die Prüflinge<br />
seglerisch drillten, gab ich gelegentlich<br />
Informationen zu Tonnen<br />
und anderen Seezeichen im Prüfungsgebiet<br />
zum Besten, da sich solche<br />
Revierkenntnisse bei der Prüfung<br />
als nützlich erweisen hätten können.<br />
Nach dem Anlegen gegen 20 Uhr<br />
wurde noch lange über theoretische<br />
Fragen diskutiert, der Werktagsschnaps<br />
blieb im Schrank, und der<br />
eine oder andere Ungläubige wird<br />
vor dem Schlafen zu Rasmus gebetet<br />
haben, wohl wissend, daß auch nach<br />
zwei Wochen Törn trotz des nahezu<br />
optimalen Verlaufs die Prüfung alles<br />
andere als reine Formsache sein<br />
würde.<br />
Der längste Tag<br />
begann wieder mit Nieseln und ohne<br />
Wind, weshalb wir uns erstmal unter<br />
Motor nach Strande verholten. Der<br />
Hafen liegt fast in Rufweite von<br />
Schilksee, verfügt aber im Gegensatz<br />
zum Olympiastützpunkt über eine<br />
Tankstelle (Olympioniken motoren<br />
nicht!). Mehr als 40 Liter wollten sich<br />
nicht nachfüllen lassen, bei insgesamt<br />
27 Motorstunden also ein sehr<br />
günstiger Verbrauch. Rasmus hatte<br />
dann doch ein Einsehen: das Nieseln<br />
wurde weniger, die Sicht besser, und<br />
bis Mittag kamen auch die bestellten<br />
4 Windstärken auf.<br />
Wir begaben uns gleich nach dem<br />
Tanken ins Prüfungsgebiet und setzten<br />
den Drill mit Vollkreisen sowie<br />
Ein- und Ausreffen fort. Am frühen<br />
Nachmittag gingen wir in Schilksee<br />
wieder an Land, um uns zur Prüfung<br />
anzumelden und auf die Prüfer zu<br />
warten. Ich wünschte der Crew viel<br />
Glück und verabschiedete mich Richtung<br />
Kiel, um den Mietwagen für die<br />
Rückfahrt abzuholen und für das<br />
Ausschiffen, das noch am gleichen<br />
Nachmittag erfolgen sollte, nach Laboe<br />
zu bringen.<br />
Die Prüfung konnte ich also nicht<br />
mitfahren, aber als die Benthe gegen<br />
17:30 endlich in Laboe einlief, waren<br />
keine schwarzen Segel oder Rauchzeichen<br />
zu sehen. Alle hatten bestanden,<br />
den Erzählungen nach mal<br />
mit mehr, mal mit weniger Glück und<br />
bei einer insgesamt sehr wohlwollenden<br />
Prüferin, und so konnten wir<br />
mit dem letzten ALDI-Bier den ersten<br />
Toast auf die frischgebackenen SKS-<br />
Inhaber und den gelungenen Törn<br />
ausbringen. Ausschiffen und Rückgabe<br />
an den Vercharterer verliefen<br />
ohne Zwischenfälle.<br />
Anstatt nun gleich den Anker Richtung<br />
Heimat zu lichten, was sich die<br />
meisten von uns nach diesem Tag<br />
nicht mehr zumuten wollten, fuhren<br />
wir nach Kiel, wo unser Quartiermeister<br />
Stephan zusammen mit einem<br />
dort lebenden Freund eine kleine<br />
Abschlußfeier in der "Traumfabrik",<br />
einer wirklich empfehlenswerten<br />
Kneipe (mit Kino & Disco), organisiert<br />
hatte. Anschließend machten<br />
sich die Buben, die ja jünger und fitter<br />
waren als der Rest der Crew und<br />
sich auf diesem Törn anscheinend<br />
noch nicht so richtig verausgabt hatten,<br />
mit ihrem Campingbus in Richtung<br />
Heimat auf. Die übrige Gang<br />
begab sich ins von Stephan's Freund<br />
netterweise zur Verfügung gestellte<br />
29 WELLEN BRECHER <strong>43</strong>
Nachtquartier, wo es auch noch eine<br />
ganze Weile dauerte, bis alle im Bett<br />
bzw. Schlafsack landeten.<br />
Am nächsten Morgen machten wir<br />
uns früh und leise aus dem Staub,<br />
um unseren Gastgeber nicht über<br />
Gebühr zu beanspruchen und besorgten<br />
in Kiel noch etwas Reiseproviant.<br />
Dabei gab es als echten Lichtblick<br />
den ersten anständigen Espresso<br />
seit der Abfahrt in <strong>Freiburg</strong> – im<br />
Norden muß man dafür anscheinend<br />
immer noch zum "Italiener" gehen.<br />
Powered by Segafredo ging es anschließend<br />
auf Strecke.<br />
Schon kurz hinter Kiel war ein Nothalt<br />
angesagt, weil die kombinierte<br />
Öldruck- und Ölstandsanzeige unseres<br />
MB Vito rot leuchtete. Die Kontrolle<br />
durch unseren KFZ-<br />
Sachverständigen Bernd ergab mindestens<br />
1 Liter zuwenig Motoröl. Ein<br />
Rückruf bei Europcar ergab, daß wir<br />
frühestens in Hamburg mit einem<br />
Ersatzfahrzeug rechnen konnten. Da<br />
das Auto kein Öl zu verlieren schien,<br />
verließen wir die Autobahn an der<br />
nächsten Ausfahrt und fanden auch<br />
bald eine Tankstelle, wo wir 1,5 Liter<br />
Öl nachfüllten.<br />
Im weiteren Verlauf der Fahrt mußte<br />
Bernd bei einem Zwischenstop auf<br />
einem Autobahnparkplatz noch einer<br />
nagelneuen A-Klasse erste Hilfe wegen<br />
eines undichten Kühlsystems<br />
leisten. Trotz des mit 80 PS deutlich<br />
untermotorisierten Fahrzeugs und<br />
der ausgeleierten Stoßdämpfer kamen<br />
wir vor Mitternacht wieder<br />
wohlbehalten in <strong>Freiburg</strong> an, nachdem<br />
wir unseren LI bei Karlsruhe<br />
abgesetzt hatten. Außer einer Erstattung<br />
der Ölrechnung und ein paar<br />
lahmen Ausreden hatte Europcar in<br />
<strong>Freiburg</strong> am nächsten Morgen dazu<br />
nichts zu sagen. Anscheinend mußten<br />
wir froh sein, überhaupt ein<br />
Fahrzeug entsprechend unserem<br />
Vorhaben erhalten zu haben. Soviel<br />
zum Thema Dienstleistungsgesellschaft<br />
und Qualität bei Mercedes-<br />
Benz.<br />
Epilog<br />
Alles in allem war der Törn mit 346<br />
Seemeilen in einem auch für eingefleischte<br />
Mittelmeerfans faszinierendem<br />
Revier und vier bestandenen<br />
Prüfungen ein voller Erfolg, was sich<br />
auch beim Nachtreffen, zu dem sich<br />
die ehemalige Crew einige Wochen<br />
später bei Wolf vollzählig versammelte,<br />
im Rückblick nochmals bestätigte.<br />
Das Schicksal des SKS-Törns von<br />
Armin Hellstern, der nur eine Woche<br />
nach uns im gleichen Seegebiet unterwegs<br />
war, machte auch deutlich,<br />
wieviel Glück wir mit Wetter & Boot<br />
hatten, aber diese Geschichte müssen<br />
andere erzählen...<br />
Michael Stern<br />
WELLEN BRECHER <strong>43</strong> 30
Bruddel Brummbär<br />
Im letzten WELLEN BRECHER habe ich<br />
über zwischenmenschliche Komplikationen<br />
an Bord gesprochen. Solche<br />
Komplikationen sind es, die einen<br />
Skipper, bzw. ein Crewmitglied sehr<br />
vorsichtig machen, bei der Auswahl<br />
des nächsten Törns. Man/Frau (!)<br />
sucht sich nach den entsprechenden<br />
Erfahrungen wohlweislich seine Leute<br />
aus, mit denen man noch mal segeln<br />
geht. Zitat:„Ich gehe nur noch<br />
segeln mit Leuten, die ich kenne!“<br />
(Zitat Ende) Die Bereitschaft, mit<br />
neuen Crewmitgliedern zu segeln unterliegt<br />
der Vorsicht vor unliebsamen<br />
Erfahrungen mit diesen „Neuen“.<br />
Vermeidung von unkalkulierbaren<br />
Risiken – man hat Erholung gebucht<br />
und keinen Stress.<br />
Okay, doch wohin führt dies? Insidertörn,<br />
Familientrip, Stammtischsegeln,<br />
Seilschaftcrew?<br />
Das „H“ im Namen unseres Clubs<br />
steht für „Hochsee“ und damit ist das<br />
Meer gemeint und nicht die Lage des<br />
Schluchsees, obwohl dies in letzter<br />
Zeit eher zutreffen würde. Nichts gegen<br />
das Jollensegeln, im Gegenteil,<br />
aber müssen wir unser Selbstverständnis<br />
neu definieren? Es gibt kein<br />
einziges Törnangebot mehr im Internet<br />
und im WELLEN BRECHER. Kein Vereinstörn<br />
und schon gar kein Privattörn.<br />
Sicher gehen die Skipper des<br />
Vereins nach wie vor auf Törn, doch<br />
in den allermeisten Fällen sind die<br />
Crews handverlesen, wegen s.o. Das<br />
Hochseesegeln im Club ist also mehr<br />
oder weniger zu einem Privatunternehmen<br />
mutiert. Nun steht wieder<br />
ein SKS-Kurs an und auch die praktische<br />
Ausbildung. Um aber die Attraktivität<br />
unseres Clubs für die Kursabsolventen<br />
weiter aufrecht zu halten,<br />
brauchen wir auch ein Angebot an<br />
Törns, das über die Ausbildung zum<br />
Schein hinausgeht, gerade nach der<br />
bestandenen Prüfung brauchen die<br />
angehenden Skipper eine Möglichkeit,<br />
auf eigenen Seemannsbeinen<br />
Erfahrungen zu sammeln. Hier bietet<br />
sich die Törnbörse als ideale Plattform<br />
an, um Gleichgesinnte zu finden<br />
zum gemeinsamen Dickschiffsegeln.<br />
Der Tendenz, nach erworbenem<br />
Schein dem Club den Rücken zu kehren<br />
(purer Opportunismus!) könnte<br />
mit attraktiven Törnangeboten Einhalt<br />
geboten werden, bei der Stange<br />
bleiben ist angesagt! Nur fehlt es<br />
noch an den mutigen Jungskippern<br />
(und Alt...?) die bereit sind mit anderen<br />
und nicht unbedingt NUR mit den<br />
Busenfreunden in See zu stechen,<br />
damit der „See“ in HSCF wieder seinem<br />
Namen gerecht wird<br />
Bruddel<br />
31 WELLEN BRECHER <strong>43</strong>
Impressum<br />
Der WELLEN BRECHER ist die Vereinszeitung des <strong>Hochschul</strong>-<strong>Segelclub</strong><br />
<strong>Freiburg</strong> e.V., gegründet 1989. Der<br />
Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Der<br />
nächste WELLEN BRECHER erscheint im Dezember<br />
2001. Beiträge bitte bis spätestens 15. Dezember<br />
2001 an die Redaktion.<br />
Redaktion<br />
Peer Millauer, Burgstrasse 7<br />
79312 Emmendingen, Tel: 07641-935092<br />
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bevorzugt auf Datenträger/eMail im *.txt Format.<br />
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