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12.04.2013 24. Fortbildungstagung Der ältere Patient ... - Lzk-bw.de

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menten. Deshalb raten wir sehr dazu, dass sich Zahnärzte bei einzusetzen<strong>de</strong>n<br />

Medikamenten im Zweifelsfall mit <strong>de</strong>m behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Arzt abstimmen.<br />

Nicht nötig ist das für die Lokalanästhetika und Penicillin, soweit<br />

keine Allergien bekannt sind.<br />

Besser als die RKI-Hinweise <strong>de</strong>m aktuellen Wissensstand wie auch <strong>de</strong>n<br />

Notwendigkeiten in <strong>de</strong>r Praxis angepasst, ist das gemeinsame Positionspapier<br />

<strong>de</strong>r Deutschen AIDS Gesellschaft (DAIG) und <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Gesellschaft nie<strong>de</strong>rgelassener Ärzte in <strong>de</strong>r Versorgung HIV-Infizierter<br />

(DAGNÄ) vom Oktober 2010 (z. B. über www.dagnae.<strong>de</strong>/fachthemen/<br />

stellungnahmen/hivzahnmedizin).<br />

Viren sind unvorstellbar klein. Eine menschliche CD4-Zelle, von <strong>de</strong>r es ca.<br />

1.000 in je<strong>de</strong>m Kubikmillimeter Blut gibt, kann von mehreren hun<strong>de</strong>rt Viren<br />

befallen sein. Wenn HIV-<strong>Patient</strong>en neu zu uns kommen, haben sie meist<br />

zwischen 10.000 und 1 Million Viren in je<strong>de</strong>m Milliliter Blut. Mit dieser Viruslast<br />

haben sie mitunter schon jahrelang gelebt und sind auch überall<br />

als „Normalpatienten“ behan<strong>de</strong>lt wor<strong>de</strong>n. Es gibt nur drei relevante Infektionswege:<br />

• Penetrieren<strong>de</strong> Sexualität,<br />

• Blutübertragung wie bei gemeinsamem intravenösen Drogengebrauch,<br />

• Mutter-zu-Kind-Übertragung, vor allem bei <strong>de</strong>r Geburt.<br />

Davon macht die Sexualität <strong>de</strong>n Löwenanteil (ca. 90 Prozent) aus. Intravenöser<br />

Drogengebrauch als Infektionsursache ist durch Aufklärung und<br />

Methadonbehandlungen stark zurückgegangen. Infektionen durch Blutprodukte<br />

und Transfusionen kommen praktisch überhaupt nicht mehr vor.<br />

Ähnliches gilt für die Mutterzu- Kind-Übertragungen. Durch konsequente<br />

Therapie können sie praktisch vollständig verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Gros <strong>de</strong>r HIV-<strong>Patient</strong>en wird heute antiretroviral behan<strong>de</strong>lt. In <strong>de</strong>n<br />

letzten Jahren gibt es in <strong>de</strong>r Fachwelt eine stark abnehmen<strong>de</strong> Ten<strong>de</strong>nz,<br />

HIV-<strong>Patient</strong>en unbehan<strong>de</strong>lt zu lassen, weil wir wissen, dass die Infektiosität<br />

durch die Behandlung entschei<strong>de</strong>nd abnimmt und quasi gegen Null<br />

geht.<br />

Deshalb sind Menschen, die wissen und angeben, dass sie eine HIVInfektion<br />

haben, durchschnittlich ungleich weniger infektiös als ein <strong>Patient</strong>,<br />

<strong>de</strong>r vielleicht vorher in Behandlung war und nichts von seiner Infektion<br />

wusste.<br />

Durch die Haut, z. B. beim Kontakt <strong>de</strong>r Haut mit Blut, passiert keine Infektion,<br />

praktisch auch nicht bei minimalen Wun<strong>de</strong>n. Die Infektionsgefahr ist<br />

selbst bei Spritzern auf die Schleimhäute und ins Auge extrem unwahrscheinlich.<br />

Sogar bei Na<strong>de</strong>lstichen ist eine Infektion extrem selten.<br />

Vielleicht wer<strong>de</strong>n Sie so vage Begriffe wie „unwahrscheinlich“ und „extrem<br />

selten“ stören. Tatsächlich sehen wir diese Infektionen in unserem Zentrum<br />

bisher nie, o<strong>bw</strong>ohl Sorgen-Situationen häufig vorkommen. Trotz<strong>de</strong>m<br />

ist <strong>de</strong>r wichtigste Schutz eine generelle Vorsorge. Alle Vorsichtsmaßnahmen,<br />

die wir für <strong>de</strong>n Fall erwägen wür<strong>de</strong>n, dass uns bei einem <strong>Patient</strong>en<br />

eine HIV-Infektion bekannt ist, sind unsinnig, wenn wir sie nicht immer<br />

anwen<strong>de</strong>n. Denn es muss immer mit viralen Infektionen gerechnet wer<strong>de</strong>n<br />

und die Infektiosität ist meist dann am höchsten, wenn die Betroffenen<br />

davon gar nichts wissen. Wenn etwas passiert ist, das eine Infektionsangst<br />

auslöst, kann dieses Wissen um die Unwahr schein lichkeit einer<br />

beruflichen Infektion bereits zu einer ersten Beruhigung beitragen. Selbstverständlich<br />

muss eine 100-prozentige Klärung ange strebt wer<strong>de</strong>n und<br />

es muss möglichst umgehend gehan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n: Je früher, <strong>de</strong>sto besser,<br />

möglichst innerhalb <strong>de</strong>r ersten Stun<strong>de</strong>n. Theoretisch kann man noch bis<br />

zu vier Tagen mit einer so genannten Postexpositions prophylaxe (PEP),<br />

also <strong>de</strong>r Verordnung von HIV-Medikamenten für einen Monat, eingreifen.<br />

Aber am sinnvollsten ist <strong>de</strong>r Start in <strong>de</strong>r ersten Stun<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n ersten<br />

Stun<strong>de</strong>n.<br />

Na<strong>de</strong>lstichverletzungen o<strong>de</strong>r Schleimhautkontakt mit Blut eines <strong>Patient</strong>en<br />

sollten, egal ob HIV+ o<strong>de</strong>r HIV-, immer als Arbeitsunfall behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n<br />

(D-Arzt-Verfahren). Vor allen Formalitäten sollte als erstes sofort ein HIV-<br />

Schwerpunktarzt o<strong>de</strong>r eine Klinik, möglichst mit HIV-Behandlungszentrum,<br />

kontaktiert wer<strong>de</strong>n. Es ist gut, wenn je<strong>de</strong> Zahnarztpraxis solche Adressen<br />

in <strong>de</strong>r Nähe weiß. Erste Maßnahmen (möglichst kräftig ausbluten lassen)<br />

und vermei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Arbeitsabläufe sollten im Team geübt sein. Außer<strong>de</strong>m<br />

muss je<strong>de</strong>r Unfall ein Anlass zur Optimierung von Arbeits- und Bewegungsabläufen<br />

sein.<br />

Bei Fragen jedwe<strong>de</strong>r Art stehen Ihnen die HIV-Schwerpunktärzte gerne<br />

zur Verfügung.<br />

Dr. med. Albrecht Ulmer, Schwabstr. 26, 70197 Stuttgart<br />

Tel. 0711/62 63 08, E-Mail: albrecht.ulmer@gmx.<strong>de</strong><br />

Info<br />

Die Arbeitsgruppe Aids und STI (sexually transmitted infection) Prävention<br />

ist beim Ministerium für Arbeit und Soziales, Familie, Frauen und Senioren<br />

angesie<strong>de</strong>lt. Die Zahnärzteschaft ist seit 2010 durch <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Praxisführungsausschusses, Dr. Norbert Struß, in <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

vertreten. Die Arbeitsgruppe hat eine gemeinsame Publikationsreihe angeregt,<br />

um die oftmals vorhan<strong>de</strong>nen Ängste bei <strong>de</strong>r Behandlung von<br />

HIV-<strong>Patient</strong>en auszuräumen. <strong>Der</strong> Allgemeinmediziner Dr. Albrecht Ulmer<br />

betreibt eine HIV-Schwerpunktpraxis in Stuttgart und ist Mitglied in <strong>de</strong>r<br />

Lan<strong>de</strong>sarbeitsgruppe Aids und STI-Prävention. Er hat die Publikationsreihe<br />

mit seinem Beitrag eröffnet. In <strong>de</strong>r nächsten Ausgabe wird die Reihe<br />

mit einem Beitrag von Dr. Struß fortgesetzt.<br />

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