Hofbrief 2012 - auf dem Schepershof - Home
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<strong>2012</strong>/13<br />
<strong>Hofbrief</strong> Nr. 52
Liebe Freunde des <strong>Schepershof</strong>es,<br />
wir sind glücklich, in der neuen Zusammensetzung<br />
der Betriebsgemeinschaft einen gesamten<br />
Jahreskreisl<strong>auf</strong> <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Schepershof</strong><br />
durchl<strong>auf</strong>en zu haben. So wie wir gemeinsam<br />
die Aussaaten haben keimen sehen, konnten<br />
wir das Wachsen der Pflanzen beobachten,<br />
konnten sehen, welche Pflanzen sich schwer<br />
mit den Wetter- oder Schädlingsbedingungen<br />
taten.<br />
Anderen Pflanzen gelang es dagegen gut,<br />
gerade weil das Wetter so war, wie es war.<br />
Am Ende stand die Ernte – in ihrem Ergebnis<br />
abhängig von den Bedingungen beim Wachsen.<br />
Vieles kann man daraus erkennen, weiter<br />
lernen, sich bestätigt sehen und sich freuen<br />
an <strong>dem</strong>, was man durch seine Arbeit von der<br />
Erde, der Natur zurückbekommen hat.<br />
Ebenso sind die Monate in der kalten Jahreszeit<br />
eine gute Zeit, all die Menschen in<br />
unsere Gedanken einzuschließen, die <strong>auf</strong> so<br />
vielfältige Weise zu einer guten „Ernte“ <strong>auf</strong><br />
<strong>dem</strong> <strong>Schepershof</strong> beitragen. An dieser Stelle<br />
möchten wir uns bei all diesen Helfern, Mitdenkern,<br />
Unterstützern, Förderern bedanken<br />
und freuen uns über jeden, der enger mit <strong>dem</strong><br />
<strong>Schepershof</strong> verbunden sein möchte.<br />
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen des<br />
52. <strong>Hofbrief</strong>es.<br />
Jetzt deckt sich der herannahende Winter<br />
über die Felder und Ruhe kehrt ein, auch in<br />
vielen Arbeitsbereichen. Ruhe, die notwendig<br />
ist zum Innehalten, zum Nachdenken, die wir<br />
benötigen, um über unser inneres Wachsen<br />
in der Betriebsgemeinschaft nachzudenken<br />
und uns auszutauschen. Wie viele Parallelitäten<br />
treten in diesem Nachdenken zu <strong>dem</strong><br />
Wachstum der Pflanzen <strong>auf</strong>.<br />
Auch wir haben manches erreicht, was wir im<br />
übertragenen Sinne ernten können. Auf der<br />
anderen Seite entdecken wir Bereiche, die<br />
noch besonders gehegt und gepflegt werden<br />
müssen, um zu voller Schönheit heranzuwachsen.
Inhaltsverzeichnis<br />
Grußwort 2<br />
Betriebsspiegel <strong>Schepershof</strong> 4<br />
Die Landwirtschaftsgemeinschaft<br />
<strong>Schepershof</strong> 8<br />
Ich verabschiede mich 11<br />
Hofprodukte und vieles mehr im Hofladen 12<br />
Das Gemüse – eine vielfältige Geschichte 14<br />
27 Tage im Bauwagen 17<br />
Der neue Schweinestall 18<br />
Einladung zum Spaziergang 20<br />
Fanpost 22<br />
Nachrichten vom Ackerbau 23<br />
„Von der Hand in den Mund“ 26<br />
Ansichten eines Hofhundes 28<br />
Liebe Käsefreunde 31<br />
Landkommunenhippieträume, Teil 2 33<br />
Kürbis 34<br />
Bericht der<br />
<strong>Schepershof</strong>-Windenergie GbR 36<br />
Die neugierigen Füchse 37<br />
Landwirtschaft geht jeden an 39<br />
Termine 43<br />
3
Betriebsspiegel <strong>Schepershof</strong><br />
1978 wurde der <strong>Schepershof</strong> vom Verein „Gemeinnützige Gesellschaft für praktische<br />
Naturwissenschaft, Pädagogik und Sozialtherapie <strong>Schepershof</strong> e.V.“ gek<strong>auf</strong>t und wird<br />
seit<strong>dem</strong> biologisch-dynamisch bewirtschaftet und ist <strong>dem</strong> Demeter-Verband angeschlossen.<br />
Flächen<br />
Hof, Wege, Hecken, Wasser<br />
Wald<br />
Dauergrünland<br />
Ackerland<br />
Landwirtschaftliche Nutzfläche<br />
Hoffläche gesamt<br />
2,1 ha<br />
6,0 ha<br />
24,9 ha<br />
27,5 ha<br />
52,4 ha<br />
60,5 ha<br />
Tierhaltung<br />
– 20 Milchkühe und deren weibliche<br />
Nachzucht sowie zwei Zuchtbullen<br />
– Ab Frühjahr 2013 die ersten Schweine im<br />
neuen Schweinestall<br />
– 2 Schafe<br />
– 200 Legehennen<br />
– 40 Gänse über Sommer<br />
Davon 36 ha im Vereinsbesitz, der Rest<br />
gepachtet<br />
Ackerbau<br />
Kleegras, Back- und Futtergetreide, Kartoffeln<br />
4<br />
Betriebsspiegel <strong>Schepershof</strong>
Weiterverarbeitung und<br />
Kooperationsbetriebe<br />
Milchverarbeitung: Sämtliche Milch wird<br />
ge meinsam mit der Milch vom Örkhof in der<br />
Käserei zu Frisch-, Weich-, Schnitt- und Hartkäse,<br />
Joghurt, Quark und pasteurisierter Trinkmilch<br />
verarbeitet.<br />
Getreideverarbeitung: In der Talbäckerei <strong>auf</strong><br />
<strong>dem</strong> Hof Fahrenscheidt wird unser Getreide<br />
gemeinsam mit <strong>dem</strong> Getreide der anderen<br />
Demeter-Höfe zu Brot und Brötchen veredelt.<br />
Gemüsebau<br />
Feldgemüse und seit 2011 wieder Feingemüse<br />
im Folienhaus und im Freiland<br />
Fleischverarbeitung: Zu unregelmäßigen<br />
Terminen werden Schweine, Rinder oder Kühe<br />
bei der Bio-Schlachterei Berg und Mark geschlachtet<br />
und für den Hofladen verarbeitet.<br />
Vermarktung<br />
Hofladen: Es werden eigene sowie Produkte<br />
von anderen Bio-Höfen und Waren vom Bio-<br />
Großhandel verk<strong>auf</strong>t.<br />
Talhandel: Regionale Vermarktung an Wiederverkäufer<br />
gemeinsam mit den anderen<br />
Demeter-Höfen im Windrather Tal.<br />
5
Die Verantwortlichen<br />
Zwei Menschen führen den <strong>Schepershof</strong> in<br />
Form einer Betriebsgemeinschaft (GbR):<br />
Tobias Schlevogt: Milchverarbeitung, Gänse,<br />
Schülerpraktikanten/innen, Veranstaltungen,<br />
drei Kinder<br />
Karla Ulber: Feingemüse und Feldgemüse,<br />
Veranstaltungen<br />
Tobias und Stephanie Schlevogt und Kinder<br />
Zwar nicht in der GbR, aber verantwortlich:<br />
Stephanie Schlevogt: Laden, Buchführung,<br />
Veranstaltungen, drei Kinder<br />
Yvonne Bergmann: Kuhstall, Weidenmanagement,<br />
Futterwerbung, Schweine, ein Kind<br />
Oliver Kornrumpf, Yvonne Bergmann und Emilia<br />
Oliver Kornrumpf: Ackerbau, Futterwerbung,<br />
Hühner, Schweine, Maschinen, Haustechnik,<br />
ein Kind<br />
Karla Ulber<br />
6
Mitarbeiter und Ehrenamtliche<br />
In der Käserei<br />
Kerstin Kellermann und Verena Gummersbach<br />
in der Milchverarbeitung<br />
Bis April <strong>2012</strong> Doreen Helm in der Käsepflege<br />
Auf <strong>dem</strong> Hof<br />
Katharina Krebs, Christian Hofmann, Annika<br />
Roth als Auszubildende in der Landwirtschaft<br />
Regelmäßig Praktikanten aus Schule und Uni<br />
von April bis Oktober<br />
Dirk und Liesel Lücke als Altenteiler<br />
Im Alltag <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Hof helfen uns regelmäßig:<br />
Inge und Hans Hornberger, Ingrid Jörgens,<br />
Anja Leu, Dragana und Markus Mechmann,<br />
Jürgen Neuhaus und Regine Neunzig<br />
Sozialer Bereich<br />
Verein: Der Verein ist Eigentümer von Grund<br />
und Boden, Gebäuden, Maschinen und des<br />
lebenden Inventars (mit einem Festwert). Die<br />
<strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Hof tätige Betriebsgemeinschaft verwirklicht<br />
die Aufgaben des Vereins: praktische<br />
Naturwissenschaft, Pädagogik und Sozialtherapie.<br />
Landwirtschaftsgemeinschaft: Mitgliedschaft<br />
durch unterschiedliche Arten von Beteiligungen,<br />
Einlagen und Mithilfe möglich.<br />
Die LWG ist gemeinsam verantwortlich für den<br />
Hof bis ins Wirtschaftliche (Überschussverwendung,<br />
Gewinn-und-Verlust-Beteiligung).<br />
Michael Stock, Emilia, Oliver Kornrumpf, Christian Hofman, Yvonne Bergmann, Stephanie, Piet und<br />
Tobias Schlevogt, Liesel Lücke, Regine Neunzig, Dirk Lücke, Karla Ulber (es fehlen Annika Roth,<br />
Katharina Krebs, Marla und Mathis Schlevogt)<br />
7
Die Landwirtschaftsgemeinschaft <strong>Schepershof</strong><br />
Gründung: 1979 – danach mehrfach Änderung der Rechtsform<br />
Heutige Rechtsform: Gesellschaft mit „Stillen Beteiligten“<br />
Mitgliederzahl: 23 (inkl. engagierter Partner)<br />
Die Grundidee war, Nichtlandwirten die Möglichkeit zu geben, sich mitverantwortlich zusammen<br />
mit den <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Hof lebenden und arbeitenden Bauern um die Erzeugung der von<br />
ihnen benötigten Nahrungsmittel zu kümmern.<br />
Der kurz zuvor durch die GLS-Treuhand und<br />
einem zu diesem Zweck gegründeten gemeinnützigen<br />
Verein erworbene <strong>Schepershof</strong><br />
bot dazu die Möglichkeit.<br />
In der Anfangsphase, als die ersten Pionier-<br />
Landwirte gefunden waren und versuchten,<br />
den damals total heruntergewirtschafteten<br />
Hof wieder zu beleben, war die engagierte<br />
Mithilfe der Mitglieder unverzichtbar.<br />
In der Phase der Stabilisierung entwickelte<br />
sich der Hof im Verl<strong>auf</strong> von 33 Jahren zu <strong>dem</strong>,<br />
was heute allen sichtbar ist und wohl an dieser<br />
Stelle nicht weiter erläutert werden muss. Immerhin<br />
14 Landwirte/innen haben über längere<br />
oder kürzere Zeiträume ihren Idealismus<br />
für die Verwirklichung biologisch-dynamischer<br />
Landwirtschaft hier eingebracht – verbunden<br />
mit viel Arbeit und Schweiß! Nicht zu<br />
vergessen die zahllosen Lehrlinge und Praktikanten,<br />
die ihre jugendliche Kraft in vielfältige<br />
Lebenserfahrung umsetzen konnten.<br />
Die Begleitung und Unterstützung der Mitglieder<br />
der Landwirtschaftsgemeinschaft mit<br />
engagierten Menschen von außerhalb haben<br />
zu der positiven Entwicklung wesentlich beigetragen.<br />
Viele von ihnen haben den Hof als<br />
Mitglieder im gemeinnützigen Verein <strong>Schepershof</strong><br />
e. V. auch durch kleine und größere<br />
Spenden unterstützt. Das war dringend nö-<br />
8 Die Landwirtschaftsgemeinschaft <strong>Schepershof</strong>
tig, denn die Aufgaben des Vereins erfordern,<br />
zusätzlich zum Arbeitsalltag in der Landwirtschaft,<br />
viel Zeit und auch Räumlichkeiten. So<br />
wurde in letzter Zeit z. B. die Käserei so gebaut,<br />
dass dort auch Menschen mit Einschränkungen<br />
einen guten Arbeitsplatz finden können.<br />
Einer der wichtigsten Aspekte der Grundidee<br />
<strong>Schepershof</strong> war und ist immer noch der<br />
Gedanke, dass wir Vielfalt wollen. Das ist einerseits<br />
der Demeter-Gedanke des geschlossenen<br />
Hofkreisl<strong>auf</strong>s mit Tieren, Getreide und<br />
Feldfrüchten, Gemüseanbau und Veredelung<br />
der Nahrungsmittel (z. B. Käse und Brot).<br />
Das ist andererseits der damit verbundene<br />
Wunsch, <strong>auf</strong> einem Bauernhof vielen Menschen<br />
Arbeitsmöglichkeiten zu bieten – völlig<br />
entgegen <strong>dem</strong> allgemeinen Trend zu einer<br />
immer mehr mechanisierten Landwirtschaft.<br />
Und nun kommen wir zu einer Problematik,<br />
die auch eine Erklärung darstellt für die oben<br />
erwähnten 14 Landwirte/innen: Wir wollten<br />
nie einen „Boss“ mit Angestellten, wir wollten<br />
immer eine Unternehmergemeinschaft<br />
Gleichberechtigter. Natürlich gibt es für jeden<br />
dabei Arbeitsbereiche mit ganz eigener Verantwortung,<br />
aber der Hof ist eine Ganzheit,<br />
für die jedes Mitglied die volle Verantwortung<br />
trägt. Jeder Leser dieser Zeilen weiß aus eigener<br />
Erfahrung, dass dies sehr schwer zu verwirklichen<br />
ist und ein großes Glück, wenn es<br />
über Jahre hinweg funktioniert. Vor allem ist<br />
es tägliches Üben, denn die Arbeitsbereiche<br />
eines so vielfältigen Hofes sind stark verzahnt<br />
und erfordern immer eine enge Zusammenarbeit,<br />
was zu den Anforderungen des Arbeitsalltags<br />
hinzukommt.<br />
Aus oben geschilderten Gründen haben im<br />
L<strong>auf</strong>e der 33 Jahre <strong>Schepershof</strong>-Unternehmergemeinschaft<br />
viele Menschen diese Gemeinschaft<br />
eine Zeit lang mitgetragen, aber<br />
aus den unterschiedlichsten Gründen auch<br />
wieder verlassen. „Tägliche Kündigung“ ist<br />
und war immer möglich. Das hat natürlich<br />
Folgen, die im Einzelnen hier nicht erläutert<br />
werden können, aber am besten kann man<br />
sich das Bild eines leichten, mittleren oder<br />
starken Erdbebens dabei vorstellen! Und hier<br />
9
kommt das Umfeld der den Hof „mittragenden“<br />
Menschen ins Spiel: Ohne die gemeinsame<br />
Arbeit und Hilfe des Initiativkreises, der<br />
aus Mitgliedern der Landwirtschaftsgemeinschaft,<br />
des gemeinnützigen Vereins und der<br />
Betriebs(Unternehmer-)gemeinschaft besteht,<br />
wäre mancher Wechsel viel weniger<br />
glatt verl<strong>auf</strong>en.<br />
Inzwischen ist aber nicht nur der <strong>Schepershof</strong>,<br />
sondern auch die Menschen der ersten Stunde<br />
sind um 33 Jahre gealtert – mit all den Folgen,<br />
die das Schicksal bereitet … Von anfänglich<br />
fast 6o Mitgliedern sind 24 nach wie vor<br />
dabei. Im L<strong>auf</strong>e der Jahre wurde es schwierig,<br />
neue Mitglieder in der „Stillen Gesellschaft“ zu<br />
gewinnen. Das liegt auch an ihrer Struktur, sie<br />
ist buchhalterisch kompliziert und entspricht<br />
vielleicht auch nicht mehr <strong>dem</strong> Zeitgeist.<br />
Gleichzeitig ist die Zahl der Menschen, die<br />
„von außen“ helfen, wenn die Hofgemeinschaft<br />
Hilfe braucht, durchaus gewachsen!<br />
Seit 2010 hat sich nun wieder eine ganz neue<br />
Unternehmergemeinschaft gefunden, die<br />
nach neuen Formen der Zusammenarbeit<br />
sucht bis hin zu den Strukturen des Hofes als<br />
Ganzes. Das erstreckt sich auch <strong>auf</strong> die Landwirtschaftsgemeinschaft,<br />
verbunden mit <strong>dem</strong><br />
Wunsch nach neuen Formen für das Umfeld.<br />
Wir erleben, dass viele Menschen, die uns als<br />
Kunden im Hofladen <strong>auf</strong>suchen, das Leben<br />
<strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Hof an schönen Tagen genießen<br />
und ihren Kindern neue Erfahrungsfelder eröffnen,<br />
eigentlich oft noch ein bisschen mehr<br />
wollen – ohne dies immer genau in Worte<br />
fassen zu können. Da möchten wir sozusagen<br />
einhaken und überlegen, was wir, außer<br />
mehr Informationen über die Idee <strong>Schepershof</strong>,<br />
noch anbieten können. Wir sind natürlich<br />
nach wie vor überzeugt: „Landwirtschaft geht<br />
jeden an“, wie es im allerersten Rundbrief vor<br />
30 Jahren hieß. Bei den vielen Skandalen und<br />
Ungereimtheiten der Nahrungsmittelindustrie<br />
ist dieser Satz sogar aktueller geworden!<br />
Wir suchen also nach einer neuen Form für<br />
gemeinschaftliches Landwirtschaften – ohne<br />
das jetzt wörtlich zu nehmen. Vielleicht<br />
fällt Ihnen, liebe/r Leser/in, dazu etwas ein.<br />
Schließlich richtet sich dieser Bericht an Sie!<br />
Neue Ideen können gerne auch im Initiativkreis<br />
diskutiert werden, der sich an je<strong>dem</strong> letzten<br />
Montag trifft, hier <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Schepershof</strong><br />
um 20 Uhr.<br />
Dirk Lücke<br />
E-Mail: d-l.luecke@t-online.de<br />
oder auch:<br />
Betriebsgemeinschaft E-Mail:<br />
info@schepershof.de<br />
10 Die Landwirtschaftsgemeinschaft <strong>Schepershof</strong>
Ich verabschiede mich<br />
Vor etwa vier Jahren bin ich <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Schepershof</strong><br />
eingezogen und bekam bald dar<strong>auf</strong> die<br />
Chance, an der freien Ausbildung zum landwirtschaftlichen<br />
Werker teilzunehmen.<br />
Ich beende jetzt zum Frühjahr 2013 meine<br />
Ausbildung und damit geht auch mein<br />
Lebensabschnitt <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Schepershof</strong> zu<br />
Ende.<br />
Ich habe sehr gerne <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Hof gelebt und<br />
gearbeitet und konnte in allen Bereichen der<br />
Arbeit und des Zusammenlebens in der Hofgemeinschaft<br />
Erfahrungen sammeln.<br />
Am liebsten war ich „im Holz“ oder in der Käserei<br />
und <strong>dem</strong> Gemüseanbau.<br />
Ich danke Euch allen für die gute Zeit <strong>auf</strong> <strong>dem</strong><br />
<strong>Schepershof</strong> und die viele Unterstützung, die<br />
ich erfahren habe.<br />
Ich finde es toll, dass der <strong>Schepershof</strong> offen ist<br />
auch für Menschen mit Einschränkungen und<br />
mir diese große Chance für mein Weiterkommen<br />
geboten hat.<br />
Ich sage einfach „<strong>auf</strong> Wiedersehen“!<br />
Christian Hofmann<br />
Ich verabschiede mich<br />
11
Hofprodukte und vieles mehr im Hofladen<br />
Als Andrea Caspers 1985 vor 27 Jahren den Laden<br />
<strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Schepershof</strong> wirklich als Geschäft<br />
etablierte, ging es ihr primär um eine Möglichkeit,<br />
die <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Schepershof</strong> erzeugten<br />
Lebensmittel (Gemüse, Getreide, Kartoffeln,<br />
Fleisch, Milch und Eier) direkt zu vermarkten.<br />
Dadurch konnte gezielter <strong>auf</strong> Qualität und<br />
nicht <strong>auf</strong> Quantität gesetzt werden. Es konnten<br />
auch Produkte angebaut werden, für die<br />
die Böden hier im Windrather Tal eigentlich<br />
nicht geeignet sind, betrachtet man es aus<br />
rein betriebswirtschaftlicher Sicht.<br />
Ziel sollte doch eigentlich sein, sich komplett<br />
von einem Stück Land ernähren zu können.<br />
Brot und Gebäck aus <strong>dem</strong> Getreide, das alleine<br />
oder zu Nudeln verarbeitet neben der<br />
Kartoffel eine sättigende Beilage zu <strong>dem</strong> je<br />
nach Jahreszeit zubereiteten Gemüse bietet.<br />
Ab und zu gibt es einen Braten oder ein Stück<br />
Wurst <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Brot. Käse und Milch, Quark,<br />
Joghurt und Eier erweitern das Spektrum der<br />
Möglichkeiten. Aber natürlich fehlen die Orangen<br />
und Zitronen und vieles andere mehr.<br />
Und es fehlt zunehmend die Zeit, aus den<br />
Urprodukten die Endprodukte wie Kartoffelknödel,<br />
Nudeln, Mehl, Brot, Getreidebratlinge,<br />
Apfelmus, Tomatensauce etc. herzustellen.<br />
Durch die Direktvermarktung im Laden konnte<br />
eine Vielfalt <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Schepershof</strong> erhalten<br />
bleiben, die den Charme und den Reiz zum<br />
großen Teil ausmachen – in meinen Augen<br />
aber auch den Sinn einer gesunden Landwirtschaft.<br />
12 Hofprodukte und vieles mehr im Hofladen
So blieb der <strong>Schepershof</strong>laden nicht nur den<br />
Hofprodukten vorbehalten, sondern erweiterte<br />
und veränderte mit jeder neuen Ladnerin,<br />
die seit Andrea Caspers den Laden geführt<br />
hat, seine Produktpalette. Als ich – Stephanie<br />
Schlevogt – 2010 hinzugekommen bin, war<br />
der <strong>Schepershof</strong>laden <strong>auf</strong>grund der Leistungen<br />
und des Einsatzes aller meiner Vorgängerinnen<br />
ein gut sortierter und etablierter Laden<br />
<strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Schepershof</strong>.<br />
Mithilfe meiner Mitarbeiterinnen (Tanja<br />
Schlag, Saskia Gorzolla, Susanne Peschkes,<br />
Franziska Buschmann, Kerstin Flügel, Nina<br />
Riediger im Vordergrund und Lucia Anastassias,<br />
Ingrid Jörgens, Inge Hornberger, Anja Leu<br />
im Hintergrund) bemühen wir uns, all unseren<br />
Kundinnen und Kunden einen Ort zu bieten,<br />
an <strong>dem</strong> sie sich wohlfühlen und an <strong>dem</strong> sie<br />
die Lebensmittel finden, die sie zum täglichen<br />
Wohl benötigen.<br />
Seit <strong>dem</strong> Ausbau der Gärtnereiflächen durch<br />
Karla Ulber wird die hofeigene Vielfalt immer<br />
mehr gesteigert. Durch die Beliebtheit unserer<br />
Produkte spüren wir im Laden, wie wichtig<br />
es Ihnen – liebe Kundinnen und Kunden – ist,<br />
den „<strong>Schepershof</strong>“ mit nach Hause zu nehmen.<br />
So fühlen wir uns in manchen Entscheidungen<br />
gestärkt, uns wieder mehr <strong>auf</strong> die eigenen<br />
oder zumindest regionalen Produkte<br />
zu konzentrieren und das eine oder andere<br />
Obst und Gemüse oder Fertigprodukt nicht<br />
zu führen. Bei all <strong>dem</strong> liegt mir ein reger Austausch<br />
mit Ihnen als Kunde/in am Herzen. Wir<br />
freuen uns <strong>auf</strong> Ihren Besuch – ab <strong>dem</strong> Frühjahr<br />
hoffentlich auch in unserem neuen Hofcafé.<br />
Ihre Stephanie Schlevogt<br />
13
Das Gemüse – eine vielfältige Geschichte<br />
Auf <strong>dem</strong> Acker unterm Windrad steht in herbstlich schwachem Sonnenschein, grauem Nieselregen<br />
oder morgendlichem Raureif der Grünkohl und reckt seine dunkelgrünen Blattkronen<br />
empor – ein letzter Gruß der vergangenen Sommerüppigkeit. Alle anderen Kulturen<br />
sind abgeerntet, es ist die Zeit der braunen Äcker. Nun ist die Jahreszeit, wo sich alles mehr<br />
nach drinnen verlagert und die Gärtner und Landwirte Zeit haben, Rückschau <strong>auf</strong> das vergangene<br />
Jahr zu halten.<br />
Was hat das Jahr mit sich gebracht, was ist wie<br />
gewachsen, was hat gut funktioniert, was ist<br />
nicht so gut gelungen, welche Aspekte davon<br />
waren witterungsbedingt und wo sind Ansatzpunkte<br />
für eine Verbesserung <strong>auf</strong>seiten der<br />
arbeitenden Menschen in der kommenden Saison?<br />
Viele Gesichtspunkte, die es zu bedenken<br />
gilt, wenn nun im Winter die Anbauplanung<br />
gemacht wird und dafür viele erdbefingerte<br />
Seiten des Erntebuchs ausgewertet werden.<br />
(Wie viel Stück Salat bekommen wir von einem<br />
Beet, wie viel Prozent der ausgepflanzten Menge<br />
sind das? Wie viel Kilogramm Tomaten sind<br />
in die Bäuche der Kunden gewandert und wie<br />
viel in die der Hofgemeinschaft …?)<br />
Ich möchte Sie ein Stück mitnehmen <strong>auf</strong> die<br />
Rückschaureise:<br />
Für mich als Gärtnerin begann das neue Gemüsejahr<br />
mit der Anbauplanung im Januar/<br />
Februar, in<strong>dem</strong> ich meine Erfahrungen aus<br />
<strong>dem</strong> ersten Jahr hier begutachtete und daraus<br />
meinen neuen Aussaatkalender erstellte,<br />
Saatgut, Steckzwiebeln und Pflanzgut bestellte<br />
und voll Ungeduld <strong>auf</strong> die ersten Aussaaten<br />
wartete. Da unser Folienhaus als ein<br />
sogenanntes Kalthaus nicht beheizt werden<br />
kann, fanden die ersten Aussaaten von Salaten,<br />
Kräutern, Mangold und vor allem den<br />
wärmeliebenden Tomaten Asyl in der Küche<br />
der grünen Hütte. Rund um die lichtbringenden<br />
Fenster geschart und beheizt, wuchsen<br />
diese ersten Pflänzchen heran, zogen jedoch<br />
mit zunehmender Menge und Größe ins Folienhaus,<br />
um dort nach und nach abgehärtet<br />
zu werden. Die späteren Aussaaten starteten<br />
14<br />
Das Gemüse – eine vielfältige Geschichte
gleich im Folienhaus. Unsere Art der Jungpflanzenanzucht<br />
ist noch recht improvisiert<br />
und so mancher Kollege wird sich fragen, warum<br />
wir nicht mehr Jungpflanzen von anderen,<br />
besser ausgestatteten Betrieben zuk<strong>auf</strong>en.<br />
Nun, wahrscheinlich werde ich für die ersten<br />
Sätze der Frühjahreskulturen 2013 einen Teil<br />
der Pflanzen bestellen, aber der Großteil der<br />
Anzucht soll weiterhin mit den bescheidenen<br />
Möglichkeiten <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Hof geschehen,<br />
birgt es doch die Möglichkeit, unsere kleinen<br />
Mengen mit den Sorten anzuziehen, wie wir<br />
sie geplant haben und unserem Ideal des geschlossenen<br />
Hoforganismus ein Stück näherzukommen.<br />
Den März und April verbrachten wir Gärtner<br />
mit Anzucht, Bodenbearbeitung zur Vorbereitung<br />
der Äcker für die verschiedenen Gemüsekulturen,<br />
Düngung und Bodenvorbereitung<br />
im Folienhaus, gründlicher Rekultivierung eines<br />
Staudenbeetes und es wurden die Steckzwiebeln<br />
und im Ackerbau die Pflanzkartoffeln<br />
geliefert. So richtig warm wollte es nicht<br />
werden, sodass wir schließlich die Zwiebeln<br />
und Kartoffeln bei sehr kalten, windigen Bedingungen<br />
in der ersten April-Hälfte pflanzten.<br />
Gegen Ende April begann dann im Gemüse<br />
mehr und mehr die intensive Zeit. Dann gilt<br />
es, immer mehr Pflanzen zu säen, großzuziehen,<br />
in möglichst gerade Reihen zu pflanzen<br />
und zu Beginn mit dünnem Vlies gegen die<br />
Witterung zu schützen und auch gleich schon<br />
gegen die ersten Beikräuter vorzugehen. Die<br />
erste Aktion in den Zwiebeln war dann auch,<br />
sie zweimal mit einem Gasbrenner abzuflammen,<br />
wodurch die Beikräuter im beginnenden<br />
Wachstum im Idealfall so geschädigt werden,<br />
dass sie nicht weiterwachsen.<br />
Der Mai kam, brachte erste Wärme, einiges<br />
an Regen und – als schon die wärmeliebenden<br />
Kürbisse und Zucchini in den Startlöchern<br />
standen – auch noch mal Nachtfröste<br />
bis zum 17. des Monats! Da hatten sich die<br />
Eisheiligen ein bisschen im Datum vertan …<br />
Danach konnte es dann jedoch so richtig losgehen:<br />
Der Kürbis wurde gepflanzt (und zweimal<br />
angegossen: immer dann, wenn man Regen<br />
brauchen könnte, bleibt er aus), Möhren<br />
und Rote Bete gesät, im Feingemüse fanden<br />
weitere Sätze Salat, Mangold, Radieschen,<br />
Buschbohnen, Kräuter <strong>auf</strong> unterschiedliche<br />
Weise ihren Weg in den Boden. Parallel dazu<br />
begann die erste Aktion im Unkraut, wo es<br />
galt, die Zwiebeln freizuhalten. Und wie das<br />
so ist, kaum ist man mit einer Sache fertig,<br />
geht’s in der nächsten weiter, sodass Gärtner,<br />
Landwirte, Schüler- und Uni-Praktikanten<br />
und andere freiwillige Helfer viele Stunden<br />
<strong>auf</strong> Knien durch die Beete krochen, um kleine,<br />
zarte Möhrchen und Rote Bete von all den<br />
stärkeren Wildkräutern zu befreien und ihnen<br />
einen Vorsprung zu verschaffen. Und dass bei<br />
allen Witterungen, ob heiß und sonnenbrandgefährdet<br />
oder nass mit frierenden Fingern.<br />
Der beginnende Sommer ist die Jahreszeit,<br />
in der die Gärtner dann spätestens alle Arten<br />
ihrer Arbeit gleichzeitig tun: im Feingemüse<br />
wird fleißig geerntet, die Jungpflanzenanzucht<br />
für die späteren Sätze läuft weiter,<br />
letzte Feldgemüsekulturen werden gepflanzt<br />
und das Unkraut drängt an allen Ecken, das<br />
Folienhaus ist bepflanzt und es gilt nun, die<br />
dort wachsenden anspruchsvollen Kulturen<br />
(Tomaten, Melonen und Basilikum) regelmäßig<br />
zu pflegen, in die Höhe zu leiten, Wässerung<br />
und Lüften nicht zu vergessen. Die Zeit<br />
der längsten (Arbeits-)Tage benötigt klare<br />
Wochenpläne und vermehrte Helfer. Und den<br />
Schlepper vom Nachbarhof nicht zu vergessen,<br />
der immer wieder hackend im Unkraut<br />
tätig war!<br />
15
Der Sommer eilte dahin, brachte viele nasse<br />
Phasen und große Temperaturschwankungen<br />
(Mitte Juli kalt, Ende Juli und Teile vom August<br />
sehr heiß) mit sich, was nicht immer zum optimalen<br />
Wachstum der Kulturen führte. Und<br />
doch konnten viele Kisten Sommergemüse<br />
und später die ersten Kartoffeln in den Laden<br />
wandern.<br />
Ein besonderes Sommerhighlight begann mit<br />
der Ernte der ersten Tomaten Ende Juli. Schon<br />
die Namen sagen bei manchen Sorten, wie sie<br />
aussehen, es wurde eine sehr bunte Mischung,<br />
und immer wieder staunten wir selber über<br />
die Formen- und Farbenvielfalt: Berner Rose,<br />
Black Cherry, Goldene Königin, Green Zebra,<br />
Grüne Traube, Yellow Submarine, um nur ein<br />
paar der vielen Sorten zu nennen.<br />
Die erste Ahnung vom nahenden Herbst bekommt<br />
man als Gärtner, wenn es neben all<br />
der Ernte im Feingemüse mit der Zwiebelernte<br />
im August und nach und nach mit der<br />
Ernte in den Lagerkulturen (Möhren, Rote<br />
Bete, Kürbis, Kohl) losgeht. Die Zwiebeln<br />
waren scheinbar sehr zufrieden mit <strong>dem</strong><br />
<strong>2012</strong>er Wetter, viel und groß konnten wir sie<br />
zu Beginn der heißen Augustwochen ernten<br />
und ganz entspannt <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Feld trocknen<br />
lassen, bevor sie in schweißtreibenden Aktionen<br />
ihren Weg in viele, viele, viele kleine<br />
Kisten fanden, aus denen wir sie nun im<br />
Herbst und Winter nach und nach wieder<br />
rausputzen.<br />
Der August und September standen dann ganz<br />
im Zeichen der Kartoffel. Vor der Haupternte<br />
holten wir viele Reihen schon mit <strong>dem</strong> kleinen<br />
Roder raus, verlangte doch der Talhandel und<br />
der Laden nach Verk<strong>auf</strong>sware. Da das Jahr nicht<br />
ganz optimal für die Kartoffeln war, mussten<br />
wir von Anfang an einige Knollen aussortieren,<br />
was immer wieder unsere Zeit beanspruchte.<br />
Neben den Kartoffeln lief das Feingemüse<br />
immer weiter, der Zuckermais wurde – lang<br />
ersehnt – endlich reif. Unsere Arbeit ist immer<br />
wieder sehr geprägt durch Erlebnisse mit allen<br />
Sinnen, sei es den Duft von Melonen, Tomaten,<br />
den bunten Blühstreifen zu erleben, morgens<br />
im intensiven Farbenspiel des Sonnen<strong>auf</strong>gangs<br />
„zu baden“ oder das Auge einfach<br />
an den bunten Blüten zu erfreuen, die Hände<br />
in trocken-rissiger, nass-matschiger oder<br />
feucht-krümeliger Erde zu betätigen.<br />
Kommt dann mit <strong>dem</strong> September der Herbst<br />
ins Land, geht es für die Gärtner an die<br />
Herbsternte. Da wir immer montags fleißige<br />
Unterstützung von einer Gruppe aus Essen<br />
hatten, konnten wir die vielen Kürbisse in<br />
mehreren kleinen Aktionen unter Dach bringen<br />
und den Großteil der Möhrenernte an<br />
einem wunderbar sonnigen Tag per Hand<br />
erledigen. Auch die Rote Bete, der Kohl und<br />
der Sellerie wanderten dann bis Mitte Oktober<br />
in die Großkisten. Auf <strong>dem</strong> Acker hielt die<br />
Farbe Braun wieder Einzug – nach der Ernte<br />
gilt es, die Flächen baldmöglichst wieder zu<br />
bearbeiten, damit Ernterreste vom Bodenleben<br />
gut umgesetzt werden und der Regen<br />
wieder gut versickern kann. Auch die Tomaten<br />
zogen dann im Oktober vom Folienhaus<br />
<strong>auf</strong> den Kompost um, sodass nun Platz ist für<br />
Folgekulturen wie diverse Salate.<br />
Ein ereignisreiches Jahr geht zu Ende und ich<br />
möchte die Gelegenheit nutzen, allen Menschen<br />
zu danken, die durch ihre fleißige Mitarbeit<br />
in allen Jahreszeiten zum Gedeihen der<br />
großen Gemüsevielfalt beigetragen haben.<br />
Karla Ulber<br />
16 Das Gemüse – eine vielfältige Geschichte
27 Tage im Bauwagen<br />
Mein Landwirtschaftspraktikum <strong>auf</strong> <strong>dem</strong><br />
<strong>Schepershof</strong><br />
Vier Sommerwochen <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Schepershof</strong><br />
habe ich im Bauwagen gewohnt, bei den<br />
Schweinen Schlamm gesch<strong>auf</strong>elt, Frühstück<br />
gemacht, in strömen<strong>dem</strong> Regen in den Roten<br />
Beten gejätet, Milch abgefüllt, Kälber gefüttert,<br />
Gänseküken davon abgehalten, in Pfützen<br />
zu springen, verrückte Rinder eingefangen,<br />
mit bis zu 17 Personen essen, zusammen<br />
mit der Hofgemeinschaft Fußball geschaut,<br />
ganz viele neue Menschen kennengelernt,<br />
beim Spülen geholfen, nachts das Windrad<br />
gehört, bei strahlen<strong>dem</strong> Sonnenschein Baldrian<br />
gesammelt, Kühe rausgetrieben, und,<br />
und, und …<br />
Ich habe den <strong>Schepershof</strong>, als Hof mit vielen<br />
unterschiedlichen Menschen kennengelernt,<br />
die diesen gemeinsam bewirtschaften, erhalten<br />
und bewohnen. Ich wurde freundlich<br />
<strong>auf</strong>genommen und fühlte mich schon nach<br />
<strong>dem</strong> zweiten Tag, als ob ich mindestens schon<br />
eine Woche da wäre. Durch die festen Abläufe<br />
der Tage und die immer gleichen „Rituale“<br />
gewöhnte ich mich schnell an das Leben<br />
außerhalb von Schule, Stadt und bekanntem<br />
Umfeld, vieles wurde bald zur Gewohnheit …<br />
… das quer über den Hof zum Badezimmer<br />
l<strong>auf</strong>en, Milch aus der Molkerei holen, Gänse<br />
rauslassen, die lebhaften Unterhaltungen<br />
während des Mittagessens und das Schweigen<br />
beim Nachtisch, in den Kartoffeln zu arbeiten,<br />
meine Wäsche waschen und einen<br />
Platz zum Aufhängen zu suchen, Abendessen<br />
mit den anderen Praktikanten und Auszubildenden,<br />
Eier einsammeln, Milch warm<br />
machen für die Kälber, Dinkelbrei für das<br />
Frühstück zu kochen, Gemüse für den Laden<br />
ernten und waschen, der Regen und die nasse<br />
Arbeitskleidung, Fugenkratzen für das Bildfest,<br />
mit Weberknechten duschen, das blitzartige<br />
Verschwinden der Erdbeermarmelade<br />
beim Frühstück …<br />
Mein Landwirtschaftspraktikum <strong>auf</strong> <strong>dem</strong><br />
<strong>Schepershof</strong> war eine tolle, vielseitige, anstrengende,<br />
interessante und lehrreiche Zeit,<br />
an die ich mich immer wieder gerne zurückerinnere.<br />
Anna Andres<br />
Goetheschule Freie Waldorfschule, Pforzheim<br />
27 Tage im Bauwagen<br />
17
Der neue Schweinestall<br />
Warum gibt es eigentlich momentan keine<br />
Schweine <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Schepershof</strong>? Weil wir<br />
einen neuen Stall für sie bauen müssen und<br />
wollen.<br />
Die <strong>Schepershof</strong>schweine sind vor einiger<br />
Zeit aus ihrem ehemaligen Stall (unter einem<br />
Dach mit der Gemüse- und Getreidescheune)<br />
ausgezogen, um Platz zu machen für das neue<br />
Hofcafé. Die am Kuhstall improvisierte Haltung<br />
in Hütten mit wenig begrüntem Ausl<strong>auf</strong><br />
erwies sich als nicht schweinegerecht, sodass<br />
wir im Winter 2011/<strong>2012</strong> angefangen haben,<br />
einen neuen Stall für die Schweine zu planen.<br />
Nach einer langen Zeit des Denkens, Zeichnens,<br />
Überdenkens, Diskutierens … fanden<br />
wir den Platz für den neuen Stall, einigten uns<br />
<strong>auf</strong> seine Ausgestaltung, fanden eine fähige<br />
Statikerin und Architektin, warteten lange <strong>auf</strong><br />
die Baugenehmigung, mussten Bodenanalysen<br />
machen lassen … Jetzt kann es dann<br />
bald mit der sichtbaren Baustelle losgehen,<br />
und damit alle Besucher des Hofes erahnen<br />
können, was sich da tut, hier die ersten ganz<br />
offiziellen Infos:<br />
Der neue Stall soll:<br />
• ungefähr so aussehen wie <strong>auf</strong> den Plänen<br />
• die Haltung von bis zu 30 Mastschweinen,<br />
später vielleicht auch einiger weniger Muttersauen<br />
mit Ferkeln ermöglichen<br />
• den Schweinen eine ihren Bedürfnissen angemessene<br />
Umgebung bieten (z. B. Schlafkiste<br />
mit Stroh, unüberdachter Ausl<strong>auf</strong>,<br />
witterungsabhängiger Weide-, Wühl- und<br />
Suhlgang)<br />
• für uns Bauern ein „artgerechtes“ Arbeitsumfeld<br />
schaffen<br />
• den Besuchern Einblicke ins lustige Schweineleben<br />
gewähren<br />
• sich in das Gesamtbild des Hofes und der<br />
Landschaft einfügen (Holzständer mit Lärchenverschalung,<br />
Komplettierung des Hofplatzes<br />
ohne den Blick zu versperren, Integration<br />
ins Landschaftsbild durch Gründach)<br />
18 Der neue Schweinestall
Warum brauchen wir überhaupt Schweine<br />
<strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Schepershof</strong>?<br />
Platz für den neuen Schweinestall<br />
Neben den wirtschaftlichen Aspekten einer<br />
hofeigenen Schweinehaltung (Vermarktung<br />
eigenen Schweinefleischs) bringen uns<br />
Schweine <strong>dem</strong> Ideal des „geschlossenen Betriebskreisl<strong>auf</strong>s“<br />
ein Stück näher: Wir können<br />
sie mit Molke (Restprodukt der Käseherstellung,<br />
das momentan in die Jauchegrube geleitet<br />
wird), aussortierten Kartoffeln, Gemüseresten,<br />
etwas Getreide, Gras, Heu, Stroh und<br />
Silage fantastisch und fast umsonst ernähren.<br />
So viel zum Bauprojekt Schweinestall. Wenn<br />
Sie Fragen haben, Ihre Unterstützung in Form<br />
von gedanklicher, tatkräftiger oder finanzieller<br />
Hilfe anbieten oder uns einfach nur viel<br />
„Schwein“ beim Bauen wünschen wollen,<br />
melden Sie sich im Hofladen, im Stall bei<br />
Yvonne Bergmann oder per E-Mail an info@<br />
schepershof.de.<br />
Grundriss<br />
Lageplan<br />
Stallansicht Ost<br />
19
Einladung zum Spaziergang <strong>auf</strong> <strong>dem</strong><br />
Wir wollen Euch/Sie auch in diesem Jahr herzlich einladen zu einem Spaziergang <strong>auf</strong> <strong>dem</strong><br />
<strong>Schepershof</strong>. Neben Hofgelände, Stall und Gästebereich bieten die Grünland- und Ackerflächen<br />
rund um den Hof zu jeder Jahreszeit spannende Ein- und Ausblicke. Damit sich jeder<br />
selbstständig zurecht finden kann, gibt es hier, in der Mitte des <strong>Hofbrief</strong>s, sehr praktisch auch<br />
zum Heraustrennen, eine Übersichtskarte des <strong>Schepershof</strong>s. Grünland-, Acker- und Gartenflächen<br />
sind mit ihren Eigennamen und <strong>dem</strong>, was aktuell im Jahr 2011/<strong>2012</strong> dort angebaut wird,<br />
verzeichnet. Wir wünschen gute Beobachtungen im L<strong>auf</strong>e des Jahres und hoffen, Euer/Ihr Interesse<br />
an der Fruchtfolge <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Schepershof</strong>, an den Anbaumethoden geweckt zu haben.<br />
Für Fragen und Anregungen zu diesem Thema sowie vertiefende Gespräche sind wir offen.<br />
Die Fruchtfolge <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Schepershof</strong><br />
Eine Fruchtfolge heißt in der Landwirtschaft,<br />
die Kulturen <strong>auf</strong> einem Acker im Wechsel anzubauen.<br />
Hiermit wird versucht, den Druck<br />
durch Pflanzenkrankheiten zu verringern,<br />
Unkräutern die Etablierung zu erschweren,<br />
die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten, im Idealfall<br />
zu erhöhen und Pflanzen, die nicht selbstverträglich<br />
sind, in einem unproblematischen<br />
zeitlichen Abstand wieder <strong>auf</strong> derselben<br />
Fläche anzubauen.<br />
Auf <strong>dem</strong> <strong>Schepershof</strong> gibt es eine fünfjährige<br />
Fruchtfolge, die sich wie folgt gliedert:<br />
1. Jahr: Kleegras<br />
2. Jahr: Kleegras<br />
3. Jahr: Kartoffeln/Triticale<br />
4. Jahr: Weizen/Dinkel<br />
5. Jahr: Roggen/Hafer<br />
Das zweijährige Kleegras dient als Ackerfutter,<br />
welches in der Regel zwei bis drei Mal im Jahr<br />
gemäht und siliert (in Folie eingewickelte Ballen)<br />
und den Rindern gefüttert wird. Wächst<br />
es <strong>auf</strong> Flächen, die für die Kühe gut zu erreichen<br />
sind, wird es auch beweidet.<br />
Das Kleegras dient aber nicht nur der Futtergewinnung,<br />
sondern trägt wesentlich zur<br />
Verbesserung der Bodenstruktur bei, weil der<br />
Klee den Boden stark und tief durchwurzelt.<br />
20<br />
Einladung zum Spaziergang
<strong>Schepershof</strong><br />
Außer<strong>dem</strong> erhöht der Klee den Stickstoffgehalt<br />
im Boden, da er dank seiner Knöllchenbakterien<br />
in der Lage ist, Luftstickstoff zu<br />
binden. Dieser verbleibt nach <strong>dem</strong> Umbruch<br />
im Boden, mineralisiert zum Teil, und steht folgenden<br />
Kulturpflanzen zur Verfügung.<br />
Dem Kleegras folgen die Kartoffeln, die über<br />
den Hofladen und den Talhandel von Winni<br />
Winter vermarktet werden. Aussortierte Kartoffeln<br />
dienen den Schweinen und Kühen<br />
als Futter. Triticale wird als Futtergetreide für<br />
Kühe und Schweine gequetscht oder vermahlen.<br />
Nach den Kartoffeln wird je nach Bedarf Weizen<br />
und Dinkel angebaut, welche über den<br />
Hofladen und an die Talbäckerei von Enrique<br />
Rosales verk<strong>auf</strong>t werden.<br />
Im fünften Jahr bilden dann Roggen und Hafer<br />
den Abschluss. Roggen gehört zu den Getreidearten,<br />
die verk<strong>auf</strong>t werden, während der<br />
Hafer an die Milchkühe verfüttert wird.<br />
Auf unseren Ackerflächen wird 2011/<strong>2012</strong><br />
Folgendes angebaut:<br />
Baumschulacker I – Weizen<br />
Baumschulacker II – Kleegras im 1. Jahr<br />
Sondermann – Kleegras im 1. Jahr<br />
Brauner Acker – Gemüse<br />
An den Bucken – Kleegras im 2. Jahr<br />
An der Heeg – Roggen und Hafer<br />
Nicht <strong>auf</strong> der Hofkarte abgebildete<br />
Ackerflächen:<br />
Emde – Kartoffeln, Triticale und Kleegras<br />
im 1. Jahr<br />
Sondern – Dinkel und Hafer<br />
21
Fanpost<br />
Lieber Tim, das Holz benötigen wir für das Heizen des Wohnhauses und die Warmwasser<strong>auf</strong>bereitung.<br />
Wenn der Schweinestall gebaut ist, können maximal 30 Schweine im Jahr dort leben.<br />
22 Fanpost
Nachrichten vom Ackerbau<br />
Nun bin ich schon über ein Jahr mit <strong>dem</strong><br />
Ackerbau hier <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Schepershof</strong> betraut,<br />
habe im August 2011 mit der Getreideernte<br />
meine Stelle angetreten, was für mich eine<br />
bleibende Erinnerung ist.<br />
Ackerrettich genannt, den gesamten Kartoffelbestand<br />
überwucherte. Wir haben mit vielen<br />
Helfern versucht, den Kartoffeln wieder<br />
Licht und Luft zu verschaffen, aber leider ist<br />
Das Jahr, das dann folgte, gestaltete sich spannend,<br />
da nach der Herbstbestellung 2011 ein<br />
zum Teil sehr kalter Winter fast ohne Schnee<br />
folgte. Diese Kombination kann für das Wintergetreide<br />
und das neu gesäte Kleegras zu<br />
Problemen durch Auswinterung führen. Hier<br />
<strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Schepershof</strong> hatten wir ziemliches<br />
Glück, da nur ein kleiner Teil des Dinkels erfror,<br />
wobei der Weizen im Frühjahr auch nicht<br />
mehr perfekt in Gang gekommen ist. Beim<br />
Kleegras musste etwas Klee nachgesät werden,<br />
ansonsten hat es den Winter gut überstanden.<br />
Die Kartoffeln folgten <strong>dem</strong> Kleegras <strong>auf</strong> <strong>dem</strong><br />
Hof im Sondern, wo wir sie dank des trockenen<br />
und milden Wetters schon Mitte April<br />
pflanzen konnten. Der frühe Termin hatte<br />
aber leider zur Folge, dass der Hederich, auch<br />
Nachrichten vom Ackerbau<br />
23
uns dies <strong>auf</strong>grund der alltäglich anfallenden<br />
Arbeiten, die auch unsere Aufmerksamkeit<br />
verlangten, nicht ganz gelungen. Da es in diesem<br />
Jahr dann lange kühl und relativ trocken<br />
blieb, kamen die Kartoffeln nicht so recht ins<br />
Wachstum, was die bescheidene Ernte erklärt.<br />
Die Ausbeute an vermarktungsfähiger Ware<br />
wurde noch durch Drahtwurmfraß erheblich<br />
gemindert.<br />
Die Erträge beim Kleegras entsprachen <strong>dem</strong><br />
des Vorjahres und sind, was die Qualität des<br />
in Silageballen verpackten Futters angeht,<br />
durchaus gut, was man auch deutlich an <strong>dem</strong><br />
Fressverhalten der Kühe erkennen kann.<br />
Die Getreideernte verlief im Vergleich zum<br />
Vorjahr etwas schleppend, da die einzelnen<br />
Getreidearten unterschiedlich abgereift sind<br />
und die Witterung für Anfang August eher<br />
wechselhaft und kühl war, die Erntemengen<br />
waren zufriedenstellend, bis <strong>auf</strong> den Weizen,<br />
24 Nachrichten vom Ackerbau
den der Winter doch zu sehr geschwächt hatte.<br />
Auch das Stroh, welches wir als Einstreu<br />
für die Tiere benötigen, fiel in ausreichender<br />
Menge an.<br />
Nach der Ernte konnten wir dank der trockenen<br />
Witterung in Ruhe Mist streuen und<br />
Jauche <strong>auf</strong> die Ackerflächen bringen und im<br />
nächsten Schritt die Stoppel mit <strong>dem</strong> Grubber<br />
bearbeiten. Dann folgte bald die Kartoffelernte,<br />
die bei besten Rodebedingungen<br />
stattfand.<br />
Die Aussaat von Kleegras und Wintergetreide<br />
verlief unter ähnlich guten Bedingungen, und<br />
die Saat ist auch gut <strong>auf</strong>gel<strong>auf</strong>en.<br />
Ich bin sehr froh über dieses erste gelungene<br />
Jahr <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Schepershof</strong> als Ackerbauer,<br />
freue mich <strong>auf</strong> viele weitere und bin gespannt<br />
<strong>auf</strong> die Herausforderungen, die die Zukunft in<br />
diesem Bereich für mich bereithält.<br />
Oliver Kornrumpf<br />
25
„Von der Hand in den Mund“<br />
Die Diakonie Essen <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Schepershof</strong><br />
Seit August fahren wir mit sieben Bewohner/<br />
innen des psychiatrischen Übergangswohnheims<br />
„Haus Laarmannstraße“ der Diakonie<br />
Essen einmal wöchentlich zum Arbeitseinsatz<br />
<strong>auf</strong> den Hof. Wir, das sind die Ergotherapeutin,<br />
ihr Mann und der Bewegungstherapeut der<br />
Einrichtung. Vorab: Es macht sehr viel Spaß!!!<br />
Die Idee dazu kam uns nach <strong>dem</strong> letzten gemeinsamen<br />
Projekt „Alle Sinne beisammen“<br />
– eine achtsame Reise durch alle Sinne.<br />
Die Spiele, Experimente, die intensiven Wahrnehmungen<br />
mit allen Sinnen bringen einen<br />
klaren und unmittelbaren Bezug zur Realität,<br />
schärfen die Wahrnehmung dessen, was IST.<br />
Eine oft fehlende Eigenschaft als Symptom<br />
der psychiatrischen Erkrankung. Und bei den<br />
Leuten kam das gut an.<br />
Warum also nicht heraus aus <strong>dem</strong> „Labor“<br />
und all das verbinden mit Natur, Bewegung<br />
(die hat Mann/Frau beim Ernten genug), einer<br />
tollen Atmosphäre, direkten Erfolgen,<br />
sinnhaftem Schaffen, Teamwork und was der<br />
Dinge mehr sind.<br />
Und was gibt es Sinnlicheres, als mit den Händen<br />
Gemüse aus der Erde zu ziehen, die wilde<br />
Kamille, Gräser, den Acker … zu riechen, das<br />
Wetter zu spüren, den Körper in Aktion zu<br />
erleben, zu schmecken, was man erntet, das<br />
Schöne um einen herum zu sehen. Es ist für einen<br />
Moment weit weg von der Entfremdung<br />
in einem.<br />
Auch wollten wir die Situation kreieren, ohne<br />
Umweg über Essensgeld, Catering, Aldi …<br />
direkt für sein Essen zu sorgen. Dazu bekommen<br />
wir als Lohn für unsere fleißigen Arbeit<br />
Naturalien, die wir in der Einrichtung teilweise<br />
zusammen ein- und verkochten.<br />
So lernen wir, wo die Dinge wachsen, das sie<br />
in Bioqualität um so viel besser schmecken als<br />
beim Discounter und was für eine Arbeit dahintersteht.<br />
Wir erfahren & erleben den Wert.<br />
Karla, unsere gut organisierte „Chefin des<br />
Grüns“ überrascht uns jeden Montag mit<br />
neuen Herausforderungen. Und das Schöne:<br />
es gibt für alle Energielevel etwas zu tun, was<br />
auch alle in ihren Möglichkeiten tun!<br />
Wir sch<strong>auf</strong>elten Mist und Hühnerfutter, ernteten<br />
Bohnen, Kartoffeln, Möhren, Rote Bete,<br />
26<br />
„Von der Hand in den Mund“
Sellerie, Mais, Zwiebeln, Kürbisse, Kürbisse,<br />
Kürbisse, wir gruben um und putzten Käsebretter,<br />
sammelten Blumensamen, schrubbten<br />
Zwiebeln, zupften Basilikum, kochten<br />
Weinbergpfirsiche ein.<br />
Wir haben auch das Glück, zusammen mit allen<br />
<strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Hof Lebenden und Arbeitenden<br />
Mittag zu essen. Ein schönes Gefühl für uns:<br />
Teil eines Ganzen zu sein, ungewöhnlich für<br />
unsere Geschmacksnerven (sehr gesund!)<br />
und sehr lecker, bekocht zu werden, das Gebet<br />
am Anfang und das Danken am Ende, die<br />
Arbeitsbesprechung für den Nachmittag, die<br />
gemeinsame Pause nach <strong>dem</strong> gemeinsamen<br />
Arbeiten.<br />
Das Gemeinsame schafft auch einen Zusammenhalt,<br />
der über die Arbeit <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Hof<br />
hinausgeht und auch noch im Wohnheim<br />
trägt. Durch das lange Zusammensein und<br />
Arbeiten, durch das Ungeschminkte dabei, die<br />
dreckigen Klamotten, die gleiche Ebene in der<br />
Arbeit … lernt man sich auch untereinander<br />
noch einmal anders kennen. Und das ist auch<br />
für alle eine schöne und wichtige Erfahrung.<br />
Im nächsten Jahr planen wir eine „Fortsetzung“<br />
des Projekts in einer früheren Pflanzperiode.<br />
Um zu sehen, wie das, was wir jetzt<br />
ernten, heranwächst und um dabei zu helfen.<br />
Zitate der Bewohner/innen <strong>auf</strong> die Frage,<br />
was denn gut ist <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Hof:<br />
„Die Arbeit <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Hof“, „man macht viel mit<br />
den eigenen Händen“, „die Fahrt dahin ist so<br />
schön, wie in den Urlaub“, „weil man da Sachen<br />
essen kann“, „es gibt keinen Druck, dass<br />
wir was schaffen, und deshalb schaffen wir<br />
viel“, „man sieht sofort, was man geschafft<br />
hat“, „es ist sinnvolle Arbeit“, „abwechselnde<br />
Arbeit ist möglich, es sei denn, man entscheidet<br />
sich dagegen“, „die Landschaft, die<br />
frische Luft und die Atmosphäre“, „wenn man<br />
so normal arbeitet, tut man das ja, um sich zu<br />
versorgen. Also ist es toll, sich direkt selbst zu<br />
versorgen“, „nette Gesellschaft und lockere<br />
Atmosphäre“.<br />
Zu guter Letzt noch der Dank für die Förderung<br />
durch die Aktion Mensch!!!<br />
Dadurch konnten wir „unsere“ Leute mit Arbeitskleidung<br />
und Gummistiefeln ausrüsten,<br />
eine Gefriertruhe für die Bevorratung anschaffen<br />
und den Organisatoren und <strong>dem</strong> Hof ein<br />
kleines Honorar auszahlen.<br />
27
Ansichten eines Hofhundes<br />
Bericht vom Stall aus anderer Perspektive<br />
Die Menschen haben erstaunlich wenig Zeit,<br />
deshalb beschreibe ich das vergangene Stalljahr,<br />
mein erstes Jahr <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Schepershof</strong>,<br />
und meine Eindrücke vom Leben <strong>auf</strong> diesem<br />
Bauernhof.<br />
Ich bin Fynn, der Hofhund, 10 Jahre alt, also ein<br />
Hund in den besten Jahren. Vergangenen September<br />
zog ich mit meiner Familie (Oliver Kornrumpf,<br />
Yvonne Bergmann, Emilia Bergmann und<br />
Katze) <strong>auf</strong> den <strong>Schepershof</strong>. Der damalige Hun<strong>dem</strong>angel,<br />
außer<strong>dem</strong> wurden neue Bauern gesucht,<br />
hatte uns überzeugt, hierherzukommen.<br />
Ich bin kein einfacher „Hofhund“, ich verfüge<br />
über einige Lebenserfahrung, in meiner Jugend<br />
habe ich ganz Europa bereist, lange Zeit<br />
war ich im Sommer in der Schweiz als Hütehund<br />
tätig, studierte im Winter und hütete eine Zeit<br />
lang 60 Kühe mit Nachzucht <strong>auf</strong> einem anderen<br />
Demeter-Hof.<br />
Meine Aufgaben <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Schepershof</strong> sind abwechslungsreich<br />
und ich erfülle sie mit großer<br />
Begeisterung: Kundenbetreuung – Stöckchen<br />
und andere Wurfmaterialien organisieren, Besucher<br />
so lange hypnotisieren, bis sie egal was für<br />
mich werfen, Geworfenes zurückbringen – steht<br />
für mich an erster Stelle. Den großen Menschen<br />
macht es Freude, sich körperlich zu betätigen,<br />
und die kleinen Menschen lernen dabei, dass sie<br />
vor mir keine Angst haben müssen. Meine Bäuerin<br />
mischt sich leider bei diesen Vergnügungen<br />
allzu oft ein, bindet mich stattdessen an und<br />
erklärt den Besuchern, ich dürfe wegen meines<br />
Hüftleidens nicht so viel und so wild spielen.<br />
Unfug! Vernünftige <strong>Schepershof</strong>besucher nutzen<br />
dann die Gelegenheit, mich ausgiebig zu<br />
streicheln.<br />
Meine zweitwichtigste Leidenschaft ist die Jagd<br />
<strong>auf</strong> Nagetiere. Seit ich hier bin, konnte ich die<br />
Rattenpopulation in Stall, Scheune und unter<br />
der grünen Hütte fast vollständig dezimieren.<br />
Der Kammerjäger ist weit weniger erfolgreich,<br />
und sogar Nele, meine Kollegin, hat schon viel<br />
von mir gelernt. Manchmal verwechsle ich allerdings<br />
eine der Katzen mit einer Ratte, was die<br />
Menschen sehr <strong>auf</strong>regend finden, sie rufen mir<br />
dann sehr laut und <strong>auf</strong>munternd hinterher. Die<br />
28 Ansichten eines Hofhundes
Gärtnerinnen würde ich gern mehr beim Umgraben<br />
und Ernten unterstützen. Sie sind jedoch<br />
pedantisch, was Beetgrenzen, Neuansaaten und<br />
perforiertes Gemüse angeht, und scheuchen<br />
mich weg.<br />
Ab und zu finde ich in meiner Freizeit Gelegenheit,<br />
völlig selbstständig Hühnern, Gänsen oder<br />
Schafen den Weg nach Hause zu zeigen.<br />
Mein eigentlicher Arbeitsbereich ist natürlich<br />
der Kuhstall: Von April bis November treibe ich<br />
die 19 Kühe morgens kurz vor sechs Uhr zum<br />
Melken in den Stall und nach <strong>dem</strong> Frühstück<br />
wieder zurück <strong>auf</strong> die Weide. Die Herde hat<br />
mittlerweile Respekt vor mir. Nur in seltenen<br />
Fällen muss ich bellen oder ein Tier in die Füße<br />
zwicken. Auch die Rinder habe ich beim Umtreiben<br />
<strong>auf</strong> frische Weiden voll im Griff. Unser<br />
Bulle „Willi“ hat ab und zu versucht, mich zu<br />
jagen. Solche Unverschämtheiten lasse ich mir<br />
selbstverständlich nicht gefallen. Durch gezieltes<br />
Nase- und Beinebeißen habe ich ihm das<br />
schnell wieder abgewöhnt. Nach<strong>dem</strong> „Willi“<br />
jetzt auch noch unseren Lehrling Katharina quer<br />
über die Weide gescheucht hat und mit seinem<br />
dicken Hals nicht mehr ins Fressgitter passt, redet<br />
meine Bäuerin immer häufiger von „Sicherheitsrisiko“<br />
und „Zuchtfortschritt“. Das bedeutet<br />
wohl, dass „Willi“ bald geschlachtet wird und<br />
für uns Hunde einiges an Knochen abfällt. Die<br />
beiden Jungbullen „Rilke“ und „Zacharias“ sind<br />
mir auch viel sympathischer, denn sie sind so<br />
friedlich wie Kälber. Kälber sind überhaupt die<br />
besten Rinder, weil sie in ihren Tränkeeimern<br />
immer etwas Milch für mich übrig lassen und<br />
ich ansonsten keine Arbeit mit ihnen habe.<br />
Den ganzen Sommer sind wir mit den Schleppern<br />
durch die Gegend gefahren, haben gemäht,<br />
gewendet, geschwadet … Silage und<br />
29
Heu für die Winterfütterungszeit gemacht.<br />
Das war ein ziemlicher Aufwand. Kein Wunder,<br />
dass die Bäuerin mit allen Mitteln versucht, die<br />
Menschen vom Klettern <strong>auf</strong> den eingewickelten<br />
Ballen und <strong>dem</strong> Zerreißen der Heuballen abzuhalten,<br />
schließlich ist das sehr wertvolles Futter.<br />
Wenn ich in meinen Zwangspausen während<br />
der Melkzeiten im Stall liege und den Kühen<br />
beim Fressen zuschaue, bin ich immer wieder<br />
sehr beeindruckt, wie viel sie von diesem Futter<br />
in sich hineinstopfen können. Außer<strong>dem</strong> haben<br />
sie sich dieses Jahr durch sämtliche Erntereste<br />
aus <strong>dem</strong> Garten gefressen: Zuckermaispflanzen<br />
am Stück, Rote-Bete-Blätter, Möhrengrün und<br />
Kohl, die fressen echt alles!<br />
Im Spätsommer habe ich geholfen, alle Liegeflächen<br />
im Kuhstall auszumisten. Zuerst wurden<br />
die Tretmistboxen der Rinder leergemacht und<br />
mit Sammelpräparat präpariert, das soll die<br />
Mistrotte noch verbessern. Die Renovierung<br />
der Kuhliegeboxen kam anschließend: Zusammen<br />
mit Praktikanten von der Christian Morgenstern<br />
Schule und einem Presslufthammer<br />
habe ich den alten, betonharten Lehm aus den<br />
Boxen gegraben. Die Menschen transportierten<br />
ihn dann weg, und <strong>auf</strong>gefüllt wurden die Kuhbetten<br />
mit gut gerottetem Rindermist, weiteren<br />
Kompostpräparaten, Kalk und Stroh. Von meinen<br />
täglichen Misth<strong>auf</strong>enkontrollgängen kann<br />
ich bestätigen, dass unser Mist sehr gut kompostiert<br />
und von ausgezeichneter diätetischer<br />
Wirkung ist. Leider wurde der gesamte Mist <strong>auf</strong><br />
die Flächen ausgebracht, aber die Tiere produzieren<br />
glücklicherweise täglich Nachschub. Die<br />
Liegeboxen der Kühe sind jetzt <strong>auf</strong> jeden Fall<br />
so gemütlich, dass die Kühe morgens gar nicht<br />
mehr <strong>auf</strong>stehen wollen, so gern liegen sie <strong>auf</strong><br />
ihren neuen Strohmistmatratzen.<br />
Wirklich vermisst habe ich seit Mitte des Sommers<br />
die Schweine. Plötzlich waren alle weg und<br />
es kamen keine kleinen! Ich weiß jetzt auch, warum:<br />
Von meinem privaten Feierabendsofa aus –<br />
die Bäuerin und ich teilen uns ein Büro – konnte<br />
ich beobachten, wie sie sich mit Plänen für einen<br />
neuen Stall und Telefonaten abgemüht hat. Ich<br />
hoffe, dieser Stall wird bald gebaut, es macht<br />
nämlich enorm viel Spaß, Schweine zu erschrecken,<br />
sie beim Fressen in die Nase zu zwicken<br />
und ab und zu einen Schluck von ihrer Molke<br />
zu trinken.<br />
Ich werde es mir in der weniger arbeitsintensiven<br />
Zeit <strong>auf</strong> meinem Sofa gemütlich machen<br />
und freue mich über jeden Besucher, der trotz<br />
Kälte, Regen und hoffentlich Schnee den Weg<br />
zu uns <strong>auf</strong> den <strong>Schepershof</strong> und zu einem Spielchen<br />
mit mir findet.<br />
Bis <strong>dem</strong>nächst, Fynn<br />
30 Ansichten eines Hofhundes
Liebe Käsefreunde,<br />
auch das Käsejahr neigt sich <strong>dem</strong> Ende und<br />
es gibt einiges zu berichten.<br />
Zunächst konnte ich meine zweijährige Fortbildung<br />
beim Verband für handwerkliche<br />
Milchverarbeitung abschließen und bin sehr<br />
dankbar, dass ich dort viele gute theoretische<br />
und praktische Hinweise zur Herstellung von<br />
Käse und Milchprodukten vermittelt bekam.<br />
Ich bin sicher, dass das auch unseren Kunden<br />
zugute kommt und die Qualität unserer Produkte<br />
steigert.<br />
Ein erster Erfolg war die Auszeichnung durch<br />
den VHM für unseren Bergkäse. Dort konnten<br />
wir uns über einen Qualitätspreis in Silber<br />
freuen, also über den zweitbesten Hartkäse<br />
in diesem Wettbewerb.<br />
Trotz zunehmender Milchmenge, wir sind zurzeit<br />
bei 3.000 Liter pro Woche, vermarkten wir<br />
unsere Milchprodukte sehr gut. Zu verdanken<br />
haben wir dies hauptsächlich Winnie Winter,<br />
die mit <strong>dem</strong> Talhandel seit einiger Zeit auch<br />
unsere pasteurisierte Milch vertreibt, und<br />
zwar ca. 500 Liter die Woche!<br />
Ein Urlaub in der Schweiz hat mich zusätzlich<br />
motiviert. Meine Frau und ich kennen <strong>auf</strong> einer<br />
Alm im Wallis den Senn und ich beobachte<br />
dort seit Jahren mit großer Begeisterung seine<br />
Liebe Käsefreunde<br />
31
urige Art, den berühmten Raclette herzustellen.<br />
Danach habe ich mir in der Schweiz Formen<br />
besorgt und mit Erlaubnis des Senns sein<br />
Rezept importiert. So können wir seit November<br />
„originalen Raclette“ aus <strong>dem</strong> Windrather<br />
Tal anbieten.<br />
An meinem Weichkäse, der entweder Troll<br />
oder Charmeur genannt wird, arbeite ich<br />
noch. Besonders die Rindenbildung gefällt<br />
mir nicht immer. Sie ist oft zu fest oder ungleichmäßig.<br />
Aber auch hier sehe ich zuversichtlich<br />
in die Zukunft.<br />
Zwei neue Sorten Frischkäse habe ich exklusiv<br />
für unseren Hofladen entwickelt. Sobald<br />
wir Namen und eine passende Verpackung<br />
gefunden haben, wird auch der Frischkäse in<br />
größerem Stil vermarktet.<br />
Für das nächste Jahr wünsche ich mir einen<br />
neuen Mitarbeiter oder Mitarbeiterin in der<br />
Käserei zur Unterstützung, um die Verantwortung<br />
zu teilen. Erste Kontakte werden gerade<br />
geknüpft und Gespräche geführt.<br />
Vielmals möchte ich mich bei all meinen fleißigen<br />
Helfern bedanken, die mir tatkräftig<br />
unter die Arme greifen: Kerstin Kellermann,<br />
die ein bis zwei Mal die Woche kommt und<br />
nicht müde wird, mit mir auch ihre langjährige<br />
Erfahrung zu teilen. Bis April <strong>2012</strong> hat Doreen<br />
Helm neben der Käsepflege bzw. <strong>dem</strong> Affinieren<br />
auch für strahlende Sauberkeit in der Käserei<br />
gesorgt. Durch Verena Gummersbach, die<br />
für mich sporadisch wochenweise einspringt<br />
und dann die Käserei komplett übernimmt, ist<br />
auch ein erholsamer Urlaub für mich und die<br />
Familie ab und zu möglich. Natürlich möchte<br />
ich unsere Lehrlinge Christian und Katharina<br />
nicht vergessen, die sich super stundenweise<br />
in der Käserei einbringen und mir den Rücken<br />
für vieles andere freihalten.<br />
Vielen Dank auch an Yvonne und ihr Stallteam<br />
für die tolle Milchqualität, die sehr gestiegen<br />
und natürlich die Voraussetzung für alles Weitere<br />
ist!<br />
Vielen Dank für Ihr Interesse an unserem Käse<br />
und allen übrigen Milchprodukten.<br />
Herzliche Grüße, Euer Käser<br />
Tobias Schlevogt<br />
32<br />
Liebe Käsefreunde
Landkommunenhippieträume, Teil 2<br />
Die kleinen Pausen zwischendurch<br />
Früher – so wurde uns erzählt – gab es jeden Tag <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Schepershof</strong> um elf Uhr die traditionelle<br />
Kaffeepause, wichtiger täglicher Treffpunkt für gemeinsamen Austausch, warm<br />
werden im Winter und Flüssigkeitszufuhr im Sommer.<br />
Und auch die Nachbarn kamen häufig – rein<br />
zufällig versteht sich – justament gegen elf<br />
Uhr <strong>auf</strong> den Hof, wenn sie etwas fragen, leihen<br />
oder besprechen wollten.<br />
Wir haben mit dieser festen Tradition gebrochen,<br />
wurde die Pause doch in den letzten<br />
Jahren oft zeitlich ausufernd, sodass man<br />
je nach Mann- und Frauschaft gefühlt eine<br />
ganze statt einer viertel Stunde Arbeitszeit<br />
„verlor“.<br />
Und doch gibt es sie, die kleinen Momente<br />
Pause in der Arbeitszeit. Sie sind wichtig für<br />
kurze Erholung und Motivation, um z. B. in<br />
den endlosen Möhrenreihen beim Jäten nicht<br />
zu verzagen, zwischendurch den Rücken zu<br />
strecken, die Füße wieder zu beleben, etwas<br />
zu trinken … und wie schön ist es, wenn dann<br />
einer mit Getränken vom Hof kommt und eine<br />
Kleinigkeit zum Schnabulieren mitbringt. Sei<br />
es eine Tafel Schokolade, ein paar Kekse, ein<br />
Stück Kuchen. Ein Lächeln huscht über die<br />
Gesichter und man freut sich über die kleine<br />
Geste. Da geht dann das Jäten, Hacken, Kartoffeln<br />
sortieren … danach gleich doppelt so<br />
schnell von der Hand, Gespräche l<strong>auf</strong>en neu<br />
an, es öffnet sich der Raum zum gegenseitigen<br />
Kennenlernen.<br />
Fazit: Klein, aber oho, nicht jeden Tag, aber<br />
enorm wichtig!<br />
Landkommunenhippieträume, Teil 2<br />
33
Kürbis<br />
Als wärme- und feuchtigkeitsliebende Pflanze hat es der Kürbis <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Schepershof</strong> nicht<br />
immer leicht. Das mit der Feuchtigkeit ist ja meist nicht so das Problem, schließlich sind wir<br />
hier im Bergischen Land mit 1.000–1.200 mm Jahresniederschlag recht gut „beregnet“.<br />
Nur leider fehlt so manches Mal, wie z. B. dieses<br />
Frühjahr, der Regen genau dann, wenn<br />
der Kürbis frisch gepflanzt in der Erde steht<br />
und zum Anwachsen gut mit Wasser versorgt<br />
sein will. Na, und mit der Wärme, das ist auch<br />
so eine Sache, das will nicht in jeden Sommer<br />
passen. Die Mischung macht’s! Und den Bauern<br />
kann man es ja (fast) nie recht machen mit<br />
<strong>dem</strong> Wetter.<br />
Die Wärmeliebhaberei betreibt der Kürbis<br />
schon von klein <strong>auf</strong>. Die ideale Keimtemperatur<br />
liegt um die 20 °C mit möglichst wenig<br />
Nachtabsenkung … in unserem Folienhaus<br />
schwer zu schaffen. Deshalb dürfen die Kürbisaussaaten<br />
<strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Hof im Sondern in der<br />
kuschelig warmen Anzucht des Gewächshauses<br />
keimen. Nach ca. 14–20 Tagen sind die<br />
Pflanzen dann bereit, ins harte Ackerleben<br />
zu starten und werden in einem Abstand von<br />
1,5 x 0,8 m gepflanzt. Dieses Jahr mussten wir<br />
uns dann zweimal mit <strong>dem</strong> Kuhtränkefass behelfen,<br />
um die kleinen Pflanzen anzugießen.<br />
Andernfalls hätten wir sie in der Spätmai-Trockenphase<br />
gleich wieder umpflügen können.<br />
Mit der zunehmenden Sommernässe wuchsen<br />
die Hokkaidos, Butternuts, Rondinis und<br />
wie sie alle heißen gut an. Nur dann war das<br />
<strong>auf</strong> einmal mit der Wärme ein Problem. Während<br />
die Gärtner im Hochsommer die Wollpullis<br />
und Regensachen wieder hervorholten,<br />
stand der Kürbis da und mag sich gedacht haben:<br />
ich will in den Urlaub, ich brauch Sonne!<br />
Die kam zum Glück dann auch, besser spät<br />
als nie, sodass unsere Kürbispflanzen allen<br />
Unbillen zum Trotz doch noch gute Früchte<br />
ansetzten, die wir mit vielen fleißigen Händen<br />
ernten konnten.<br />
Und was kann man nicht alles Leckeres daraus<br />
zubereiten! Schon so manches Mal erfreuten<br />
34 Kürbis
Ofenkürbis, Kürbissuppe, Kürbis-Chutney<br />
oder andere Variationen unsere Gaumen. Für<br />
mich kam dieses Jahr neu ein Kürbiskuchen<br />
dazu, dessen Rezept ich Ihnen sehr ans Herz<br />
legen möchte, am Erntedankfest war er viel<br />
zu schnell alle!<br />
Kürbiskuchen<br />
Zutaten<br />
3 Eier<br />
400 g Zucker mit evtl. etwas Vanille<br />
200 ml Bratöl (geschmacksneutral!)<br />
2 TL Zimt<br />
½ TL frische, geriebene Zitronen- oder<br />
Orangenschale<br />
600 g Kürbisfleisch<br />
(Sorten: Hokkaido, Butternut, Buttercup)<br />
500 g Mehl (Vollkorn oder 1050er)<br />
150 g gemahlene Haselnüsse<br />
(oder Mandeln)<br />
1 Päckchen Backpulver<br />
½ TL Salz<br />
Puderzucker zum Bestäuben<br />
Die Eier trennen. Das Eiweiß steif schlagen<br />
und kalt stellen. Eigelb, Öl, Zucker, Zimt, Zitronen-<br />
oder Orangenschale verrühren, dann<br />
das eher fein geraspelte Kürbisfleisch hinzugeben<br />
und unterheben. Das Mehl mit den gemahlenen<br />
Nüssen, <strong>dem</strong> Backpulver und Salz<br />
vermengen und unter den Teig rühren. Dieser<br />
Teig ist recht fest. Mit einem Löffel vorsichtig<br />
den Eischnee unterheben.<br />
Ein tiefes Blech (Fettpfanne) gut fetten, den<br />
Teig gleichmäßig dar<strong>auf</strong> verstreichen und im<br />
vorgeheizten Ofen bei 180 °C 40–50 Minuten<br />
backen.<br />
Nach <strong>dem</strong> Auskühlen mit Puderzucker bestreuen.<br />
Guten Appetit!<br />
35
Bericht der <strong>Schepershof</strong>-Windenergie GbR<br />
Im l<strong>auf</strong>enden Jahr hat unsere inzwischen 20<br />
Jahre alte Windkraftanlage am Ende nur sechs<br />
Monate gearbeitet! Das kam so:<br />
Ab Mitte Dezember 2011 hatten wir einen vollständigen<br />
Anlagenausfall. Erst war es die komplette<br />
Anlagensteuerung, die nach Dänemark<br />
eingeschickt werden musste zur Reparatur und<br />
Monate später wieder eingebaut werden konnte.<br />
Dann riss ein Drahtseil für die Betätigung der Flügelspitzenbremse.<br />
Das ist eine Art Notbremse für<br />
den seltenen Fall, dass in einem Orkan die normale<br />
Bremse zur automatischen Abschaltung der<br />
Anlage bei zu hoher Windgeschwindigkeit nicht<br />
ausreicht. Die Behebung dieses Fehlers erforderte<br />
den Einsatz von Spezialmonteuren, die dann zunächst<br />
das falsche Seil mitbrachten – was wiederum<br />
Zeit kostete … Alles in allem Gesamtkosten<br />
von 5.500 € – wovon die Maschinenschadensversicherung<br />
allerdings fast die Hälfte getragen hat.<br />
Dazu kommt natürlich der Ertragsausfall, der bei<br />
mindestens 2.000 € liegt.<br />
Gott sei Dank dreht sich unser Windrad nun wieder<br />
seit Ende Juni und produziert Einnahmen.<br />
Trotz<strong>dem</strong> wird das Jahr <strong>2012</strong> ein Verlustjahr werden.<br />
Wir wollen aber noch einmal eine Fachfirma,<br />
die sich mit der Wartung dieser Altanlagen auskennt,<br />
mit einer Generalwartung be<strong>auf</strong>tragen –<br />
sicher ist sicher, und auch das wird noch mal Geld<br />
kosten! Die Frage, wie lange sich das alles noch<br />
lohnt, stellt sich immer stärker.<br />
Andererseits ist auch das „Repowering“ (Austausch<br />
gegen eine neue Anlage) immer noch Thema.<br />
Wir konnten bekanntlich kein neues Windrad<br />
der gleichen Größenordnung finden, und <strong>auf</strong><br />
<strong>dem</strong> <strong>Schepershof</strong> besteht keine Möglichkeit zur<br />
Errichtung einer größeren Anlage. Das liegt daran,<br />
dass heute Neuanlagen einen definierten<br />
Abstand zu Wohngebäuden einhalten müssen.<br />
Dieser beträgt die 3-fache Gesamthöhe der Anlage<br />
(inkl. Rotorblatt). Da die Windräder der neuen<br />
Generation eine Höhe von 120 bis 150 Metern<br />
haben, ist ein Austausch <strong>auf</strong> einer <strong>Schepershof</strong>-<br />
Fläche wegen der Nähe zu bebauten Nachbargrundstücken<br />
unmöglich.<br />
Es gibt dazu einige Ideen, die aber alle noch nicht<br />
spruchreif sind – und deshalb freuen wir uns<br />
umso mehr, wenn unser Wahrzeichen, das Windrad,<br />
weiter eine gute Windernte einfährt!<br />
Dirk Lücke<br />
36 Bericht der <strong>Schepershof</strong>-Windenergie GbR
Die neugierigen Füchse<br />
Im „verfuchsten“ siebten Jahr <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Schepershof</strong> haben die <strong>Schepershof</strong>-Füchse der<br />
NAturschutzJUgend des NABU mal wieder so einiges Spannendes und Schönes erlebt.<br />
Neben den sich alljährlich wiederholenden<br />
Arbeiten, wie Nistkästenpflege, Amphibienschutzzaunbetreuung,<br />
Vogelzählung im<br />
Frühling und Winter sowie den Hoffesten<br />
mit Blumenwiese pflanzen und Windlichter<br />
malen, gab es dieses Jahr gleich mehrere Höhepunkte<br />
für die Füchse.<br />
Noch im Winter haben die Füchse nun ihr<br />
drittes „Vogelhotel“ gebaut, diesmal mit fünf<br />
Halbhöhlennisthilfen für Hausrotschwanz,<br />
Bachstelze, Grauschnäpper und Zaunkönig,<br />
und im Hofbereich <strong>auf</strong>gehängt.<br />
Anfang Juni haben die Füchse einen tollen<br />
Tagesausflug bei sonnigem Wetter zu den<br />
„Dülmener Wildpferden“ gemacht, der einzigen<br />
Wildpferdeherde in Deutschland.<br />
Im Sommer hatten wir auch wieder eine<br />
abenteuerliche Übernachtung <strong>auf</strong> <strong>dem</strong><br />
<strong>Schepershof</strong> mit Grillabend, Nachtwanderung,<br />
Lagerfeuer und Spielen. Geschlafen<br />
haben wir im Strohlager <strong>auf</strong> einem Hänger<br />
im Kuhstall.<br />
Als wenn die Übernachtung nicht schon<br />
spannend genug genug gewesen wäre, so<br />
hat uns am frühen Morgen die hochträchtige<br />
Kuh Santiago <strong>auf</strong> Trab gehalten. Während<br />
einige von uns Füchsen noch verschlafen im<br />
Schlafsack in den Morgen chillten, fiel einem<br />
Früh<strong>auf</strong>steherfuchs <strong>auf</strong>, dass da was mit einer<br />
Kuh nicht stimmen konnte.<br />
Schnell Yvonne herbeigeholt, die uns mitteilte,<br />
dass gleich ein Kälbchen geboren<br />
werden würde. Das zog sich zwar noch<br />
einige Zeit hin, aber so konnten die Füchse<br />
die unmittelbare und spannende Phase<br />
bis zur Geburt miterleben. Yvonne übertrug<br />
uns liebenswerterweise die Aufgabe,<br />
einen Namen für das kleine süße Kälbchen<br />
zu finden, und nach etwa 99 Vorschlägen<br />
einigten wir uns <strong>auf</strong> „Solaris“, geboren am<br />
Morgen des 30. Juni. <strong>2012</strong>. Danach haben<br />
wir mit Freude für die liebe Mutterkuh<br />
zur Stärkung eine Futterkarre frisches Gras<br />
gesenst.<br />
Die neugierigen Füchse<br />
37
Am Sommerhoffest des <strong>Schepershof</strong>es haben<br />
die Füchse ein Projekt vorgestellt, bei<br />
<strong>dem</strong> die Füchse <strong>dem</strong> Golfclub Bergisch Land<br />
in Neviges dabei unterstützen wollen, den<br />
Golfplatz etwas naturnaher zu gestalten, in<strong>dem</strong><br />
die Füchse gemeinsam mit der Golfclubjugend<br />
Nisthilfen baut und an geeigneten<br />
Orten <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Golfplatz <strong>auf</strong>hängt.<br />
Besonders schön ist, dass die Füchse Hauke,<br />
Katrin, Pauline und Robin schon ein bzw. zwei<br />
von drei Gruppenleiter-Ausbildungsmodulen<br />
erfolgreich absolviert haben.<br />
Dies ist auch deshalb besonders hervorzuheben,<br />
da sich nach <strong>dem</strong> Wegfall der anderen<br />
Gruppenleiter bisher keine Erwachsenen für<br />
die regelmäßige ehrenamtliche Kindergruppenleitung<br />
gefunden haben.<br />
So können wir vielleicht in der näheren Zukunft<br />
wieder eine neue NAJU Gruppe für die<br />
Jüngeren am <strong>Schepershof</strong> gründen, um unsere<br />
schöne Füchsehütte mit noch mehr Leben<br />
zu füllen und mit den vielen interessierten anderen<br />
Kindern die Freude und den Spaß am<br />
Natur- und Umweltschutz zu erleben.<br />
Es war mal wieder ein tolles :-) Jahr <strong>auf</strong> <strong>dem</strong><br />
<strong>Schepershof</strong> …<br />
Und wir freuen uns <strong>auf</strong>s kommende Jahr.<br />
Und die „neugierigen Füchse“ Anna, Hauke,<br />
Katrin, Natalie, Paulina, Pauline und Robin sagen<br />
dafür einen RIESEN-Dank an die Hofgemeinschaft<br />
und den <strong>Schepershof</strong>-Verein.<br />
Boris H. Isfort<br />
Die Naturschutzjugend im NABU<br />
<strong>Schepershof</strong>-NAJU Velbert<br />
„Die neugierigen Füchse“<br />
38 Die neugierigen Füchse
Landwirtschaft geht jeden an<br />
Nun jährt sich das erste Jahr in meiner Rolle als Sprecher des <strong>Schepershof</strong> e.V.<br />
Allein in diesem Jahr ist sehr viel passiert, was den Gründervätern des <strong>Schepershof</strong>s absolut<br />
recht gibt – vielleicht heute mehr denn je.<br />
Heute sichtbare Eurokrise und stetig weiterwachsende<br />
Globalisierung sind nach meinem<br />
Verständnis Ergebnisse/Effekte, die zu den<br />
Anfängen und Motivation des <strong>Schepershof</strong>s<br />
geführt haben.<br />
Es ist jedoch aber auch ein „Wachwerden“ in<br />
unserer Gesellschaft zu spüren und mit immer<br />
bekannter werdenden Konzepten, wie<br />
beispielsweise CSA (= community supported<br />
agriculture), zeigen sich Ansätze, die dazu<br />
führen können, dass Regionalität und Bio-<br />
Dynamik nicht nur attraktiv sind, sondern<br />
auch ihren berechtigten Wert erlangt haben.<br />
Im Sinne des Mottos „Landwirtschaft<br />
geht jeden an“ handelten Ende der späten<br />
1970er und frühen 1980er Jahre eine<br />
Reihe hoch motivierter, begeisterter und<br />
visionär-realistisch denkender Menschen<br />
(wesentlich der Region entstammend), die<br />
sich <strong>auf</strong>machten, Landwirtschaft und Landbau<br />
neu zu begreifen.<br />
Die Gründerväter des <strong>Schepershof</strong>s um Ernst<br />
Wilhelm Barkhoff hatten sich zur Aufgabe gemacht,<br />
eine neue Landbaukultur zu definieren<br />
und diese Vision zu realisieren. Damals stand<br />
<strong>dem</strong> Abklingen des konventionellen Landbaus<br />
eine rasante Industrialisierung gegenüber.<br />
So sehen wir heute – mehr als 30 Jahre<br />
später – sehr vieles dieser Vision umgesetzt.<br />
http://www.schepershof.de/index.php/<br />
home/geschichte)<br />
Man könnte sogar noch weitergehen und sagen<br />
„Landwirtschaft hilft allen und allem“. In<br />
dieser Aussage verbirgt sich nicht nur die Verantwortung<br />
in der Gesellschaft, sondern auch<br />
konkretem Begegnen von gesellschaftlichen<br />
Bedürfnissen. Ich begreife den <strong>Schepershof</strong> in<br />
seiner Arbeit sehr konkret und begegne dort<br />
durchweg sehr viel Enthusiasmus, der eine ansteckende<br />
Begeisterung in sich trägt.<br />
In der Herausnahme von Hof und Boden aus<br />
Privateigentum – letztlich allem Gut – ergibt<br />
Landwirtschaft geht jeden an<br />
39
sich bis heute ein wesentlicher Vorteil für die<br />
Fortführung und das Bestehen des <strong>Schepershof</strong>s.<br />
In der Entkopplung von Land und Boden<br />
einerseits sowie Zielen der Gemeinnützigkeit,<br />
des biologisch-dynamisch Landbaus andererseits,<br />
ergibt sich überhaupt erst eine Möglichkeit<br />
die sozialtherapeutischen, kulturellen<br />
Aufgaben und Vorhaben mit Leben zu füllen,<br />
die zu Beginn mit Gründung des Vereins <strong>Schepershof</strong><br />
e.V. manifestiert wurden.<br />
Die bio-dynamischen Höfe im Windrather<br />
Tal haben insgesamt eine gesellschaftlichkulturelle<br />
Verpflichtung. Die Höfe verbindet<br />
die Bereitstellung eines Rahmens bzw. Umfeldes,<br />
der eben <strong>dem</strong> visionären Ansatz eine<br />
Grundlage bietet, aber gleichermaßen auch<br />
die Möglichkeit bietet, Landbau <strong>auf</strong> sehr hohem<br />
Niveau zu betreiben.<br />
Diese Abstraktion führt in ihrer Umsetzung<br />
zu einer gesellschaftlichen Freiheit und Unabhängigkeit.<br />
Das öffentliche Leben erlangt ein immer größer<br />
werdendes Bewusstsein darin, dass es offensichtlich<br />
nicht ohne Belang ist, zu wissen<br />
und nachvollziehen zu können, woher unser<br />
tägliches Brot und unsere täglichen Nahrungsmittel<br />
stammen.<br />
Die gesellschaftliche Freiheit besteht mitunter<br />
also darin, seinen eigenen Beitrag leisten zu<br />
können, Selbstbestimmung darüber zu erlangen<br />
und diese zu erhalten, einen Einfluss dar<strong>auf</strong><br />
zu haben, woher wir unsere Lebensmittel<br />
beziehen, wie diese hergestellt werden oder<br />
unter welchen Voraussetzungen bzw. Beweggründen.<br />
So wird ein Unternehmen, das im Wesentlichen<br />
<strong>auf</strong> Profit und Umsatzsteigerung ausgerichtet<br />
ist, wahrscheinlich eher konventionelle<br />
und <strong>auf</strong> Masse ausgerichtete Ziele verfolgen<br />
bzw. ihnen unterliegen, weniger aber denen,<br />
die gesellschaftliche Freiheit im Blick haben.<br />
Dies dürfte <strong>auf</strong> Dauer zu globalen Verzerrungen<br />
führen, denn ich kann mir nur schwerlich<br />
vorstellen, wie beispielsweise Transporte über<br />
internationale Landesgrenzen hinweg oder<br />
gar Landbau mit fossil gewonnenem Wasser<br />
in eigentlichem Sinn wertvoll und nachhaltig<br />
sein können.<br />
Im Vergleich dazu betrachten Demeter-Höfe<br />
(und so eben auch der <strong>Schepershof</strong>) die Wertschöpfung<br />
ganzheitlich, sowohl das Streben<br />
hin <strong>auf</strong> einen in sich geschlossenen Kreisl<strong>auf</strong><br />
des Lebens (siehe Rudolf Steiner) als auch<br />
sehr deutlich den Faktor Mensch mit seinen<br />
40 Landwirtschaft geht jeden an
Bedürfnissen. Das Betreiben von bio-dynamischer<br />
Landwirtschaft im Demeterverbund<br />
zeigt sehr deutlich, dass ‚Bio‘, wie es mitunter<br />
aus den Supermärkten bekannt ist, anderen<br />
Maßstäben unterliegt. Der Kreisl<strong>auf</strong> über die<br />
Jahreszeiten, unabhängig sein von Futterzukäufen<br />
für die Kühe und die sinnvolle Nutzung<br />
des umliegenden Waldes sind nur ein Teilausschnitt<br />
dessen, was die Betriebsgemeinschaft<br />
an Bandbreite nutzt, um einen ganzheitlich,<br />
wertschöpfenden Landbau zu betreiben.<br />
Wie sieht aber eine derart abstrakte Vision in<br />
der Realität aus und ist diese umsetzbar?<br />
Wenn auch die Umsetzung der Vision „<strong>Schepershof</strong>“<br />
in die Realität augenscheinlich einer<br />
gelebten Utopie nahekommt, so meine ich ja.<br />
Auch der <strong>Schepershof</strong> ist insgesamt ein Betrieb,<br />
der wirtschaftlich handeln muss.<br />
Steht hier aber die konsequente Gewinnmaximierung<br />
im Vordergrund, wie beispielsweise<br />
bei einem an der Börse notierten Unternehmen?<br />
Die zuvor genannte Begeisterung vieler Menschen<br />
– direkt <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Hof lebend oder aus<br />
<strong>dem</strong> Umfeld entstammend – setzt diese Vision<br />
mit konsequentem Enthusiasmus um.<br />
Sehr deutlich zeigt sich die Passion und das<br />
außerordentlich hohe Niveau, <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> der<br />
<strong>Schepershof</strong> Landwirtschaft betreibt, in der<br />
Tatsache, dass in diesem Jahr eine Silbermedaille<br />
für eines der Käseprodukte der Windrather<br />
Bauernkäserei erreicht werden konnte.<br />
(http://www.schepershof.de/index.php/<br />
kaeserei/windrather-bergkaese)<br />
Zweifelsohne lassen sich derartige Ergebnisse<br />
nur schwerlich erreichen, wenn nicht die<br />
gesamte Kette bzw. das Zusammenspiel aller<br />
Beteiligten nahtlos ineinandergreift. In dieser<br />
Hinsicht ist der <strong>Schepershof</strong> ohnehin ein Phänomen,<br />
die große Anzahl an Freunden, Begeisterten<br />
im Umfeld des Hofes betrachtend.<br />
Dies sei nur ein Beispiel, wie Passion und Hingabe<br />
zur Sache zu real werdenden Visionen<br />
werden.<br />
Nun, Enthusiasmus ist hier nur ein Parameter,<br />
ein weiterer wesentlicher dürfte sein, dass die<br />
Betriebsgemeinschaft mit großem Know-how<br />
und handwerklichem Können biologisch-dynamische<br />
Landwirtschaft betreibt.<br />
Die einzelnen Teilbereiche des Hofes wirken<br />
in einer einzigartigen Weise zusammen – ein<br />
Beispiel:<br />
So wird kontinuierlich sehr hochwertige Milch<br />
produziert.<br />
Bei der Bearbeitung von Landflächen wird dar<strong>auf</strong><br />
geachtet, dass das Heu <strong>auf</strong> den Weideflä-<br />
41
chen ausgewogen ertragreich und hochwertig<br />
ist, denn schlussendlich, was am Ende zu<br />
einer zuvor genannten Silbermedaille geführt<br />
hat, ist <strong>auf</strong> der Weiden-/Ackerfläche als Gras/<br />
Heu/Kleegras gestartet.<br />
An dieser Stelle möchte ich sowohl Lob als<br />
auch Dank aussprechen – nicht nur die Betriebsgemeinschaft<br />
verrichtet eine phänomenale<br />
Arbeit, sondern auch alle Freunde<br />
und <strong>Schepershof</strong>-Begeisterten tragen dazu<br />
bei, dass all dies überhaupt möglich wird.<br />
Für mich wird dies immer wieder direkt spürbar,<br />
wenn ich über den Hof gehe und eine gewisse,<br />
positive Aura wahrnehmen kann.<br />
In gleicher Weise und Freude lässt sich auch<br />
der Gartenbereich betrachten.<br />
Folienhaus und Gartenland haben in diesem<br />
Jahr wiederum die gesellschaftlichen Aufgaben<br />
in Zusammenhang mit biologisch-dynamischem<br />
Landbau deutlich erfüllt, meine<br />
ich. Es wurde mehr Fläche in die Fruchtfolge<br />
einbezogen, was eine zunächst handwerklichlogistische<br />
Aufgabe darstellt. Verschiedenen<br />
sozial-therapeutischen Einrichtungen bot der<br />
<strong>Schepershof</strong> abermals ein Umfeld, welches sehr<br />
erfolgreich und mit deutlich positiver Resonanz<br />
für alle Beteiligten genutzt werden konnte.<br />
Ich bin sicher, auch im kommenden Jahr wird<br />
es wiederum spannend und viele tolle Herausforderungen<br />
und Begegnungen unterstreichen<br />
abermals den Platz des <strong>Schepershof</strong>s in<br />
der Gesellschaft.<br />
Sie werden sicherlich schon die Arbeiten zum<br />
Hofcafé entdeckt haben.<br />
Daneben wird in Kürze die Arbeit zum Schweinestallneubau<br />
<strong>auf</strong>genommen.<br />
Wer hier und da den Wegweisern über den<br />
Hof folgt und so vielleicht auch schon den<br />
ein oder anderen Rundgang unternehmen<br />
konnte, wird sehen, wie sich der Hof über die<br />
Jahreszeiten stetig verändert.<br />
Falls nicht, lade ich sehr gern ein, einfach mal<br />
<strong>dem</strong> Weg hoch zum Windrad zu folgen und<br />
<strong>auf</strong> diesem nach und nach zu entdecken und<br />
innezuhalten bzw. wahrzunehmen.<br />
Auf eine Zukunft insgesamt blickend, wird<br />
die gesellschaftliche Verantwortung von<br />
Demeter-Höfen, bzw. biologisch-dynamisch<br />
arbeitenden Höfen wie <strong>dem</strong> <strong>Schepershof</strong>,<br />
weiter an Bedeutung gewinnen, denn die<br />
stetig voranschreitende Kommerzialisierung<br />
und Globalisierung bedingt Gegenpole, die in<br />
der Lage sind, einen freiheitlichen Beitrag in<br />
der Gesellschaft darstellen zu können, um so<br />
auch Balance definieren zu können.<br />
Schlussendlich kann jeder seinen eigenen<br />
Beitrag leisten und muss hierzu nicht gleich<br />
Landwirt werden. Sicheinbringen kann hier<br />
sehr vielfältig sein: beispielsweise die Landschaftsgruppe<br />
unterstützen und so neben<br />
„Fitness“ einen sehr konkreten Beitrag zu<br />
Hof umfeld und Hofgestaltung leisten (jeden<br />
dritten Samstag im Monat, 9.30–12.30 Uhr).<br />
Gern lade ich Sie ein, über Verein und Initiativkreis<br />
mehr zu erfahren. So trifft sich der Verein<br />
einmal pro Monat, um Initiativen zu besprechen<br />
und weiterzuführen und so in ständigem,<br />
nahem Austausch mit der Betriebsgemeinschaft<br />
zu bleiben.<br />
Bei Interesse kontaktieren Sie die Betriebsgemeinschaft<br />
bzw. den Verein unter<br />
info@schepershof.de<br />
oder telefonisch unter 0 20 53/23 06.<br />
42 Landwirtschaft geht jeden an
Termine<br />
Frühlingsfest<br />
Samstag, 27. April 2013<br />
Herbstfest<br />
Samstag, 14. September 2013<br />
Wegen eventueller Änderungen achten<br />
Sie bitte vorher <strong>auf</strong> die Ankündigungen im<br />
Hofladen, <strong>auf</strong> der <strong>Home</strong>page, in der Abokiste,<br />
der Umgebung und in der örtlichen<br />
Presse.<br />
Im Januar findet jedes Jahr unsere Jahreshauptversammlung<br />
statt. An diesem Tag<br />
gibt es einen umfangreichen Einblick in die<br />
Geschehnisse und die Finanzen <strong>auf</strong> <strong>dem</strong><br />
Hof. Wer Interesse hat, kann sich im Hofladen<br />
kurz vorher nach <strong>dem</strong> genauen Termin<br />
erkundigen.<br />
Wer die Arbeit des Trägervereins und der<br />
Hofgemeinschaft das ganze Jahr über begleiten<br />
und unterstützen möchte, ist herzlich<br />
eingeladen, in unserem Initiativkreis<br />
mitzumachen. Dieser trifft sich immer am<br />
letzten Montag im Monat um 20.00 Uhr.<br />
Ansonsten gibt es noch die Landschaftsgruppe,<br />
die sich einmal im Monat trifft, um<br />
den Hof und seine Umgebung pflegerisch<br />
zu bearbeiten. Termin ist jeweils der dritte<br />
Samstag im Monat von 9.30 bis 13.00 Uhr.<br />
43
<strong>Schepershof</strong> e.V.<br />
Gemeinnützige Gesellschaft für<br />
praktische Naturwissenschaft,<br />
Pädagogik und Sozialtherapie e.V.<br />
Windrather Straße 134, 42553 Velbert<br />
Konto: 12 753 800<br />
BLZ: 430 609 67, GLS Bochum<br />
Betriebsgemeinschaft <strong>Schepershof</strong><br />
Windrather Straße 134, 42553 Velbert<br />
Telefon: 02053-2306<br />
Telefax: 02053-3339<br />
Konto: 26 152 322<br />
BLZ: 334 500 00, Sparkasse Velbert<br />
<strong>Schepershof</strong>laden GbR<br />
Windrather Straße 134, 42553 Velbert<br />
Telefon/Telefax: 02053-504744<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mittwoch & Donnerstag: 15.00 Uhr – 18.00 Uhr<br />
Freitag: 9.00 Uhr – 18.00 Uhr<br />
Samstag: 9.00 Uhr – 13.00 Uhr<br />
Windrather Bauernkäserei GbR<br />
Windrather Straße 134, 42553 Velbert<br />
<strong>Schepershof</strong> Windenergie GbR<br />
Windrather Straße 134, 42553 Velbert