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Interview 2 mit Prof. <strong>Stefan</strong> <strong>Schulz</strong><br />

JG: Ich finde, beim Vergleich Deiner beiden CDs „Berlin“<br />

Recital“ und „Around the World“ gibt es insofern einen<br />

charakterlichen Unterschied, dass „Berlin“ – wenn man<br />

von „Sub Zero“ vielleicht ein bisschen absieht – eine sehr<br />

klangorientierte Platte ist, und „Around the World“ – rein<br />

hörempfunden – sehr virtuos. Beabsichtigt oder Zufall?<br />

StS: Ich wollte zwei ganz unterschiedliche Platten machen.<br />

Und ich würde gerne, wenn ich in den nächsten<br />

Jahren noch weitere Projekte umsetzen kann, mit anderen<br />

Ideen und Farben experimentieren. Ich selbst sehe<br />

„Around the World“ gar nicht so virtuos, muss ich sagen,<br />

auch wenn mit den beiden Kernstücken, der Suite oder<br />

auch dem Sub Zero, technisch anspruchsvolle Stücke auf<br />

der Platte vertreten sind. Mein Ziel war eine abwechslungsreiche<br />

Platte. „Donne Variations“ als Klavierwerk,<br />

Vivaldi, Bach..., diese CD soll nicht als „<strong>Posaunen</strong>platte“<br />

antreten, sondern für jedermann interessant sein. Das ist<br />

es, was ich mir wünsche.<br />

JG: Ich als Musiker kann mir vorstellen, was Du für einen<br />

Aufwand betreiben musst, um so ein Stück wie „Rotor“<br />

oder „SubZero“ einzustudieren. Kannst Du sagen, wie<br />

viel Zeit Du brauchst z.B. für „Sub Zero“? Und musst Du<br />

Dich zum Üben prügeln oder fällt Dir das nicht schwer?<br />

StS: Naja, es gibt schon Tage, da sehe ich den blauen<br />

Himmel und denke: „Heute müsste nicht unbedingt geübt<br />

werden“, also es ist nicht so, dass ich jeden Tag freudig<br />

in den Keller zum Üben springe. Aber wie Hans Doms<br />

so schön sagte: „Üben hilft!“ Jeder macht das anders. Ich<br />

setze mir Ziele, auf die ich hinarbeiten muss. Dann fällt<br />

es mir leichter. Und was den Aufwand betrifft – die Frage<br />

ist immer, wann ist man fertig? Das ist man ja nie!<br />

SubZero zum Beispiel habe ich das erste Mal geübt, da<br />

dachte ich noch, was habe ich mir denn jetzt aufgehalst?<br />

Dann spielst du das Stück das erste Mal im Konzert, dann<br />

hörst du dir das erste Mal das Band an und denkst, jetzt<br />

spielst du halt die Noten, aber .... So ein Stück wächst ja<br />

„Unzufriedenheit setzt Energie frei –<br />

Perfektion gibt es nicht!“<br />

über die Jahre. Insofern ist da nie ein Ende des Übens.<br />

Wenn ich das Stück in einem Monat wieder spiele, werde<br />

ich es auch wieder üben müssen. Da gibt es eben nie so<br />

einen richtigen Schlussstrich, es gibt nie dieses Erlebnis:<br />

„Jetzt habe ich`s drauf.“ Klar, technisch gesehen, wird es<br />

einfacher, aber die musikalische Energie, die muss man<br />

sich jedes Mal neu erarbeiten. Insofern kann ich das mit<br />

Stunden gar nicht beziffern.<br />

JG: Das heißt aber auch, dass für Dich keineswegs der<br />

Punkt erreicht ist, in einer musikalischen Sackgasse zu<br />

stehen, sondern Du siehst immer noch Möglichkeiten zu<br />

sagen, da gibt es noch andere Wege..<br />

StS: Ich habe selten einen Moment, in dem ich sage: „Das<br />

ist jetzt aber gelungen.“ Wenn ich die erste CD anhöre,<br />

würde ich jetzt sogar am liebsten das ganze „Berlin Recital“<br />

noch einmal neu aufnehmen. Und bei der „Around<br />

the World“ – CD werde ich möglicherweise auch wieder<br />

eines Tages an diesen Punkt kommen. Ich glaube aber,<br />

dass genau das das Schöne an der Musik ist. Wenn man<br />

irgendwann den Zustand einer Zufriedenheit erreicht hätte<br />

– was käme denn dann? Diese Unzufriedenheit mit unserer<br />

Leistung und Arbeit gehört bei uns Musikern doch<br />

dazu, denke ich. Es ist anstrengend - auf der anderen Seite<br />

setzt die Unzufriedenheit auch die Energie frei, doch<br />

nochmal anzugreifen, zu hinterfragen, weiter an sich zu<br />

arbeiten.<br />

JG: Gilt das denn für Dich und Deine <strong>Posaunen</strong>gruppe<br />

auch für den Dienst im Orchester? Dass das auch sozusagen<br />

nie einen Abschluss findet? Und gilt das für Dich<br />

auch als Professor an der UdK? Dass Du also Wege findest,<br />

um Deinen Schülern einen besseren Zugang zur Musik<br />

zu ermöglichen?<br />

StS: Meinen Studenten sage ich immer: Perfektion gibt<br />

es nicht. Und das ist es auch, was ich denke. Perfektion<br />

existiert nicht, in keiner Weise. Was man versuchen kann,<br />

ist eigentlich nur, jeden Tag auch in musikalischer Hinsicht<br />

so zu gestalten, wie es am besten geht an diesem<br />

Tag- idealerweise immer etwas besser. Und jetzt rede ich<br />

über Musik, und nicht über technische Perfektionen. Ich<br />

rede über Seele, über „Etwas Reingeben in die Musik“.<br />

Und das versuche ich zu vermitteln. Die Technik hat heute<br />

einen immensen Stellenwert. Das ist leider oft wie im<br />

Sport und der Druck diesbezüglich wird höher und höher.<br />

Ist das immer im Dienst der Musik? Ich möchte das bezweifeln.<br />

Die Frage für mich ist – spielt hinter dem Instrument<br />

ein Musiker? Was die Philharmonie betrifft – in<br />

der Gruppe, in der ich bin – ich glaube, wir ticken da alle<br />

sehr gleich. Auch die anderen Kollegen meiner Gruppe<br />

sind sehr aktiv, als Kammermusiker, Lehrer oder auch<br />

solistisch. Das finde ich das Schöne, weil sich dort jeder<br />

seine Energie und seine Motivation holt, aber auch seine<br />

Eigenständigkeit – und die fließt natürlich im Orchester<br />

wieder zusammen. Da steht ein Dirigent vorne; und da<br />

müssen wir uns dem Orchesterklang unterordnen. Aber<br />

das wird gefördert dadurch, dass jeder aktiv an und mit<br />

sich selbst arbeitet.<br />

JG: Wie fängst Du Deine Übungseinheit an? Yoga, Atmung,<br />

Buzzing? Gibt es ein Warm-up, das Dich sicher<br />

durch den Tag bringt?<br />

StS: Ich habe eine Übe-Routine, die ich täglich absolviere<br />

und die mir auch sehr wichtig ist. Atemübungen und Buzzen<br />

fehlen nie.<br />

IPV-Printjournal Nr. 23, Herbst 2011, 6. Jahrgang 27

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