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JOHN HENRY NEWMAN (1801 - 1890) EIN ... - Theologie heute

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Glauben angenommen, in Freude gelebt, mit Freimut verkündet und nach besten Kräften<br />

verteidigt werden muss“ 58 .<br />

So sehr Newman die Bedeutung der Gemeinschaft der Kirche hervorhebt, so wenig fehlt ihm<br />

das Gespür für die Würde des je einzelnen Menschen. Schon in jungen Jahren hat er „Ruhe“<br />

gefunden in dem Gedanken, „dass es zwei und nur zwei Wesen gebe, die absolut und von<br />

einleuchtender Selbstverständlichkeit sind: ich selbst und mein Schöpfer“ 59 („myself and my<br />

Creator“). Dementprechend kommt der Wirklichkeit der Seele, in der die unaustauschbare<br />

Personalität des je Einzelnen verwurzelt ist, ein überragende Bedeutung in der <strong>Theologie</strong><br />

Newmans zu. Der Würde des Einzelmenschen entspricht die starke Betonung des Gewissens<br />

bei ihm. In seinem berühmten Brief an den Herzog von Norfolk erklärt er: „Wenn ich genötigt<br />

wäre, bei den Trinksprüchen nach dem Essen ein Hoch auf die Religion auszubringen (was<br />

freilich nicht ganz das Richtige zu sein scheint), dann würde ich trinken - freilich auf den<br />

Papst, jedoch zuerst auf das Gewissen und dann erst auf den Papst“ 60 . Dabei betont Newman,<br />

dass das Gewissen nicht normsetzend ist, dass es sich vielmehr an objektiven Normen ausrichten<br />

muss, dass der Gehorsam gegen das Gewissen zum Gehorsam gegen das Evangelium<br />

führt 61 . Was das Gewissen für den Einzelmenschen ist, das ist das dogmatische Prinzip für die<br />

Kirche 62 .<br />

Stark betont Kardinal Newman die Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes. In prophetischer Vorahnung<br />

kritisiert er damit die Tendenz des gegenwärtigen Christentums, sich als eine ausschließlich<br />

liebenswürdige Religion darzustellen, ohne alle Strenge, eine Religion, die auf<br />

sentimentale Gefühle reduziert wird. Nachdrücklich stellt Kardinal Newman die Strafgerechtigkeit<br />

Gottes heraus 63 . Diese Tendenz hat ihren Ursprung im New Age, das <strong>heute</strong> beinahe all-<br />

58 Hermann Geissler, Kardinal John Henry Newman - Streiter für die Wahrheit wider den Zeitgeist, in: Die<br />

Tagespost vom 26 Juni 2004.<br />

59 John Henry Newman, Apologia pro vita sua (Ausgewählte Werke, I), Mainz 1951, 22.<br />

60 Ders., Polemische Schriften. Abhandlungen zu Fragen der Zeit und der Glaubenslehre (Ausgewählte Werke,<br />

IV), Mainz 1959, 171.<br />

61 Ders., Entwurf einer Zustimmungslehre (Ausgewählte Werke, VII), Mainz 1961, 163. Vgl. auch Hermann<br />

Geißler „Der Heilige in ihm wird überleben“. John Henry Newman als Mensch und Christ: ein Wegweiser für<br />

unsere Zeit, in: Die Tagespost.- Allgemeine Sonntagszeitung Dezember 2000, S. 5.<br />

62 John Henry Newman, Über die Entwicklung der Glaubenslehre (Ausgewählte Werke, VIII), Mainz 1969, 312.<br />

63 John Henry Newman, Predigten. Gesamtausgabe (Deutsche Predigten, IV: Pfarr- und Volkspredigten),<br />

Stuttgart 2 1961, 120; ders., Zur Philosophie und <strong>Theologie</strong> des Glaubens (Ausgewählte Werke, VI), Mainz 1964;<br />

109. 126; ders., Entwurf einer Zustimmungslehre (Ausgewählte Werke, VII) Mainz 1961, 294; ders.,<br />

Betrachtungen und Gebete, München 1952, 217-220.

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