Transalp 2011 aaaaaax - beim LTV Kiel-Ost
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<strong>Transalp</strong> <strong>2011</strong> – Das Rennrad - Highlight über die Alpen<br />
ein Bericht von Andreas Chomatianos<br />
Nur eine Woche nach der Vätterntour in Schweden über 300 km mit Frank Lösel,<br />
Gerhard Lorengel und Jörg Hildebrandt aus Trittau machte ich mich am 24. Juni<br />
allein zur <strong>Transalp</strong> <strong>2011</strong> auf.<br />
Zunächst fuhr ich mit dem Wagen – das Rennrad auf dem Rücksitz – nach<br />
Zeulenroda in Thüringen um mich mit Lothar Lorbeer meinem diesjährigen <strong>Transalp</strong>-<br />
Partner zu treffen.<br />
Wir hatten uns über das Internet gefunden und ein gemeinsames Trainingslager auf<br />
Mallorca absolviert. Auch den Rudi-Bode-Rad-Marathon in Hamburg sind wir im April<br />
d.J. gemeinsam gefahren.<br />
Bei Thüringer Rostbratwurst und anderen Leckereien probierten wir unsere von<br />
Lothar gesponserten Team-Trikots „Hotel Goldener Löwe“, die „auf den letzten<br />
Drücker“ von einer Firma in Thüringen fertiggestellt worden waren, an.<br />
Mit dem „Team-Fahrzeug“ von Lothar, in dem wir beide Rennräder und alles<br />
„Gerödel“, das man meint, für eine Woche zu benötigen, unterbrachten, machten wir<br />
uns am Samstag, dem 25.Juni morgens auf den Weg nach Sonthofen, dem Startort<br />
der diesjährigen <strong>Transalp</strong>.<br />
Je weiter wir gen Süden kamen um so öfter sahen wir Fahrzeuge, die ebenfalls<br />
Rennräder an Bord und wohl dasselbe Ziel wie wir hatten.<br />
Im Allgäu grüßte uns schon von weitem der ca. 1.700 m hohe Hausberg von<br />
Sonthofen, der Grünten.<br />
Das erste Mal war ich ziemlich genau vor 40 Jahren in Sonthofen – damals in<br />
Marineuniform(!) als Lehrgangsteilnehmer an der Sportschule der Bundeswehr.<br />
Wenn mir damals jemand prophezeit hätte, dass ich als Pensionär versuchen würde,<br />
mit eigener Muskelkraft auf dem Rennrad die Alpen von Nord nach Süd zu überqueren,<br />
den hätte ich sicherlich für verrückt erklärt!<br />
In Sonthofen waren das „<strong>Transalp</strong>-Camp“, der „Bike-Park“ die „Pasta-Party“,<br />
Parkplätze etc. vorbildlich ausgeschildert.<br />
In der Eissporthalle akkreditierten wir uns, d.h. wir erhielten unsere Teilnehmerausweise<br />
mit Lichtbild, eine Sporttasche mit Startnummer für alles Gepäck und Bons für<br />
Frühstück und Pasta-Party jeweils für die sieben Etappenorte. Wir buchten sofort<br />
Massagen für alle Tage, weil in den Etappenorten erfahrungsgemäß alle Termine<br />
ausgebucht sind.<br />
Das Camp für die erste Nacht war in einer der Sonthofener Kasernen und zwar in der<br />
Turnhalle der ABC-Schule. Überraschenderweise waren Lothar und ich so ziemlich
die ersten Teilnehmer, die hier um ca. 12.15 Uhr ihre Luftmatratze und ihren Schlaf-<br />
Schlafsack ausbreiten wollten. Natürlich nahmen wir die Fügung dieses Glücks gern<br />
an und bereiteten unser Nachtlager auf einer der beiden dicken Sportmatten, die in<br />
einer Ecke der Sporthalle lagerten.<br />
Wir trafen die üblichen Vorbereitungen wie Anbringen von Transponder am Rad und<br />
Befestigen der Startnummer an Trikot, Helm und Lenker.<br />
In der Innenstadt von Sonthofen war ein mächtiger Auftrieb, weil neben den Vorbereitungen<br />
für die <strong>Transalp</strong> der örtliche Radsportverein am Samstag auch noch ein<br />
Radrennen in Sonthofen veranstaltete. Weiterhin fand ein einwöchiges Volksfest<br />
unweit des Startgeländes statt.<br />
Nach einem Rundgang über die Expo mit Präsentationsständen der Sponsoren<br />
begaben wir uns um 18.00 Uhr in die Eissporthalle, wo die Pasta-Party stattfand.<br />
Immer wieder traf ich Bekannte von der <strong>Transalp</strong> 2010 und von früheren. Radveranstaltungen.<br />
Der Rennleiter Uli Stanciu stellte nach der Begrüßung die <strong>Transalp</strong> <strong>2011</strong> mit ihren 7<br />
Etappen allgemein und die 1. Etappe von Sonthofen nach Imst insbesondere vor.<br />
Per Computer-Beamer erhielten alle Teilnehmer/innen ein Briefing für den folgenden<br />
Tag mit der präzisen GPS-Route .Eine Computer-Animation zeigte den Verlauf der<br />
Strecke am Sonntag über 121 km aus der Luft.<br />
Das Reglement wurde nochmals erörtert und das Rescue-Team mit 15 Notärzten<br />
und ebenso vielen Rettungsassistenten auf Motorrädern („die schnellsten Krankenschwestern<br />
Deutschlands“) vorgestellt. Außerdem wurde daraufhin gewiesen, dass<br />
zur Sicherheit aller auch zwei voll ausgestattete Ambulanz-Fahrzeuge im Feld mitfahren.<br />
In der Innenstadt gönnten wir uns noch ein „Erdinger“ als Schlaftrunk und schauten<br />
den Helfern noch bei den letzten Aufbauarbeiten im Startbereich zu, bevor wir uns<br />
um kurz vor 22.00 Uhr in das Fahrer-Camp begaben.<br />
Die Nacht im Camp verlief relativ unruhig. Das war wohl auf die allgemeine Anspannung<br />
so kurz vor dem Start zurückzuführen.<br />
Nach einem vielfältigen und kräftigen Frühstück in einem der Speisesäale in der<br />
ABC-Schule holten wir unsere Räder aus dem bewachten Bike-Park und begaben<br />
uns zur Startaufstellung in der Innenstadt.<br />
Das Wetter war fast etwas zu warm, die Stimmung aber bestens. Bei fetziger Musik,<br />
Ansprachen von Bürgermeister, Ehrengästen, Vorjahressiegern und launiger Moderation<br />
in mehreren Sprachen warteten wir in unserem Startblock auf den Start um<br />
10.00 Uhr.<br />
Endlich war es dann so weit: Lothar und ich klatschten uns nochmal ab und<br />
wünschten uns eine pannen - und sturzfreie Etappe. Was sollte schon schief gehen<br />
- mit mehr als 5.000 Trainings-Kilometern in den Beinen? Lothar hatte sogar noch
mehr und davon viele Berg-Kilometer! Außerdem hatte ich die <strong>Transalp</strong> 2010 schon<br />
geschafft. Trotzdem blieb ein mulmiges Gefühl in der Magengegend.<br />
Das gemeinsame Herunterzählen der 1.200 – 1.300 Teilnehmer/innen von 10 bis<br />
zum Startschuß klappte mehr schlecht als recht, weil viele noch letzte Worte mit<br />
Verwandten, Bekannten oder Freunden wechselten oder einfach nur noch losfahren<br />
wollten.<br />
1.Etappe Sonthofen – Imst<br />
Es dauerte fast fünf Minuten bis wir aus unserem Startblock „D“ über die Startlinie<br />
rollen konnten. Aber dann pedalierten wir immer schneller an den zahlreichen<br />
Zuschauern vorbei aus dem Stadtgebiet von Sonthofen hinaus.<br />
Es ging lange im großen Feld Richtung Bad Hindelang und das Oberjoch (1.156 m),<br />
das noch keine große Herausforderung darstellte. An einer Baustelle zog ich es vor,<br />
die unbefestigte Strecke zu schieben, weil ich diesbezüglich schlechte Erfahrungen<br />
gesammelt und mir fast immer einen „Plattfuß“ eingefangen habe, wenn ich im Sattel<br />
blieb. Die anderen Fahrer/innen wurden ordentlich durchgeschüttelt und nicht wenige<br />
Trinkflaschen, Brillen und sonstige Utensilien lagen entlang dieser Strecke.<br />
Ich fand ganz schnell wieder ein „Grupetto“ und wir jagten mit bis zu 40 km/h<br />
Richtung „Alter Gaichtpass“ (1.082 m) und nach Reutte. Nach weiteren Kilometern<br />
auf der gut ausgebauten Straße bogen wir dann Richtung Berwang ab. Zu diesem<br />
Zeitpunkt fuhr ich an zweiter Stelle einer ca. 20 Fahrer umfassenden Gruppe. Der vor<br />
mir fahrende Teilnehmer wollte sich umblicken, geriet dabei mit dem Rad an den<br />
Bordstein und stürzte. Im letzten Moment konnte ich gerade noch ausweichen.<br />
Berwang ist bei Schifahrern als „Schneeloch“ bekannt. Hier gab es jetzt den ersten<br />
„knackigen“ Anstieg durch den Ort. Hier zog mein Team-Partner Lothar zum ersten<br />
Mal an mir vorbei. Jetzt zahlten sich seine mehrfachen Trainingslager mit Bergfahrten<br />
aus.<br />
Durch das Lechtal pedalierten wir anschließend zu dem gefürchteten Hahntennjoch<br />
(1.894 m) mit 19 % Steigung –und das gleich am ersten Tag!<br />
Es hatte gegenüber den letzten Tagen einen erheblichen Temperaturanstieg<br />
gegeben. Es war schwül, der Tacho zeigte 35 Grad und die Sonne brannte unbarmherzig<br />
vom Himmel. Schatten gab es so gut wie keinen.<br />
Erschwerend kam hinzu, dass im Süden durch „Fronleichnam“ ein Feiertag zu einem<br />
langen Wochenende lockte. Hunderte von Motorradfahrern kamen uns entgegen<br />
oder überholten uns. Auf der Strecke fand weiterhin an diesem Tag eine Oldtimerrallye<br />
statt und der Wirtschaftsaufschwung auf Rädern, sprich zahllose Sportwagen<br />
und Cabrios wie Porsche, Ferrari, Maserati, BMW, usw. machten uns das „Überleben“<br />
am Berg zusätzlich schwer.
Eigentlich hatte ich hier schon den „Angriff“ von Bernd und Karl (Team „Mosella“)<br />
erwartet, zwei Bekannten von einer Tour durch die Pyrenäen in 2009, die damals<br />
beide einen Tick besser gefahren waren als ich. Später erfuhr ich, dass Karl dem<br />
Hahntennjoch mit Wadenkrämpfen Tribut zollen mußte.<br />
Anstelle von Bernd und Karl pedalierten auf einmal „Die Grauen Wölfe“ an mir vorbei.<br />
Das ist deshalb bemerkenswert, weil diesem Team mit 74 Jahren der älteste<br />
Teilnehmer der <strong>Transalp</strong> <strong>2011</strong> angehörte! Ich muß zugeben, ich hatte an diesem<br />
ersten Tag nichts entgegenzusetzen und mußte die beiden ziehen lassen.<br />
Stattdessen gönnte ich mir auf dem Weg zur Passhöhe zweimal eine kurze Pause<br />
von je zwei, drei Minuten im Schatten, um aus der Abgas geschwängerten Luft<br />
herauszukommen.<br />
Auf der Passhöhe standen links und rechts der Straße u.a. ein Ferrari mit weit geöffneter<br />
Motorhaube – offensichtlich um die Maschine abzukühlen. Dieser Anblick<br />
beflügelte mich für die anschließende Abfahrt in Richtung des Etappenzieles nach<br />
Imst. 2008 war ich bei einem Schweizer in die „Schule“ für das Bergabfahren gegangen.<br />
Das zahlte sich jetzt wieder einmal aus. Ich holte meinen Team-Partner<br />
Lothar wieder ein und war als erster von uns beiden an der Zeitnahme ca. 6 km vor<br />
Imst.<br />
Weil es auf dem letzten Teilstück der Abfahrt vom Hahntennjoch in den letzten Jahren<br />
viele Unfälle gegeben hatte, gab es diesmal die behördliche Auflage, die Teilnehmer<br />
nach der Zeitnahme zu stoppen und in Pulks mit Motorrad-Eskorte in das Ziel<br />
nach Imst zu geleiten.<br />
Leider war bei dieser Abfahrt auch der erste Unfall zu beklagen, ein Rennrad-Fahrer<br />
war wohl in einer Kurve zu schnell und wurde über die Böschung getragen.<br />
An diesem ersten Tag der <strong>Transalp</strong> <strong>2011</strong> belegten wir (Team „Hotel Goldener Löwe“)<br />
in der Klasse „Grand Masters“ (zusammen 100 Jahre) von 111 gestarteten Teams<br />
Platz 75 und im Gesamtklassement den 502. Platz.<br />
Die Gesamtstrecke betrug 121 km mit 2.447 Höhenmetern (Hm) bergauf und 2.409<br />
Hm bergab. Hierfür benötigten wir eine Netto-Fahrzeit von 5.26.21 Std. Gewertet<br />
wird der zweite in das Ziel kommende Fahrer des Teams.<br />
Zum Vergleich :<br />
Schnellstes Team „Grand Masters“:<br />
Schnellstes Team „Masters“ (zusammen 80 Jahre)<br />
Schnellstes „Mixed“-Team<br />
Schnellstes Damen – Team ( von 24 Teams )<br />
Schnellstes Herren-Team<br />
3.37 Std.<br />
3.33 Std.<br />
3.53 Std.<br />
4.03 Std.<br />
3.22 Std.<br />
Das langsamste Team in unserer Klasse „Grand Masters“ benötigte für dieselbe<br />
Strecke 7.55.57 Std.
Übrigens: Zielschluß ist um 18.00 Uhr gewesen.<br />
In Imst (10.000 Einwohner) im Oberinntal/Tirol, das auch als Wintersportort bekannt<br />
ist, befand sich das Ziel in unmittelbarer Nähe eines Sportzentrums, das u.a. eine<br />
Kletterhalle und eine Kletterwand im Freien umfasste. Sportzentren bieten den Vorteil<br />
kurzer Wege, d.h. nach den Strapazen der Etappe sind es immer nur wenige Schritte<br />
zu Bike-Park, Fahrer-Camp, Pasta-Party etc..<br />
Nach Zieldurchfahrt gönnten Lothar und ich mir immer als erstes ein „Einlaufbier“.<br />
Nach Versorgen der Räder, ging es in das Camp. Hier brauchte man am Eingang nur<br />
seine Startnummer nennen und schon wurde man von einem freundlichen Helfer im<br />
Camp zu seiner Tasche geführt, d.h. man brauchte nicht erst lange danach zu suchen.<br />
Dies wäre auch schwierig, weil alle Taschen gleich aussehen und sich nur<br />
durch die Startnummer unterscheiden.<br />
Nach Duschen und Aufbau der Luftmatratze und des Schlafsackes, wurden an der<br />
Info-Wand die Ergebnisse des Tages studiert und geprüft, wer am nächsten Tag<br />
unsere „Gegner“ sein würden.<br />
Die Pasta-Party fand in Imst in der Kletterhalle statt. Anschließend wurden die<br />
Tagessieger der verschiedenen Klassen geehrt und die Bilder des Tages (ein Film-<br />
Team und ein Fotograf auf einem Motorrad begleitet die <strong>Transalp</strong>) präsentiert.<br />
Zur Siegerehrung wird den Pasta-Party-Teilnehmern/innen eine kleine <strong>Transalp</strong>-<br />
Zeitung „Gazetta“ mit den wichtigsten Meldungen und Themen des Tages überreicht.<br />
Der Rennleiter Uli Stanciu stellte die Etappe des nächsten Tages vor und zeigte sie<br />
anhand eines Simultanfluges.<br />
Pünktlich um 22.00 Uhr war „Ruhe im Schiff“. Alle lagen erschöpft und reglos auf<br />
ihren Luftmatratzen. Die Nacht war im Vergleich zum Vortag ausgesprochen ruhig!<br />
2.Etappe Imst – Ischgl<br />
Ich weiß nicht, ob es die <strong>Transalp</strong>-Routine oder einfach nur innere Anspannung vor<br />
der nächsten Etappe ist, ich wachte während der Tour fast immer gegen 05.00 Uhr<br />
morgens auf. Unbestritten hat dies den Vorteil, dass man vor den sanitären Anlagen<br />
um diese Zeit noch nicht Schlange stehen muß. Und <strong>beim</strong> Frühstück, das es ab<br />
06.00 Uhr gibt, kann man sich bedienen ohne ebenfalls anstehen zu müssen.<br />
Das Frühstück war reichhaltig und vielfältig, es ließ nichts zu wünschen übrig. Am<br />
Büffet eines Sponsors wurden sogar „basenüberschüssige“ Lebensmittel angeboten.<br />
Man konnte sich auch ruhig ein Brötchen für unterwegs fertigmachen, obwohl<br />
das nicht nötig war, weil auf jeder Etappe mindestens zwei Verpflegungsstände<br />
bereitstanden.<br />
Das Wetter war an diesem zweiten Tag wieder sehr gut: Blauer Himmel und Sonne<br />
pur. Und rundum ein Alpen-Panorama wie aus dem Bilderbuch.<br />
Am Stand des neuen Haupt-Sponsors „Schwalbe“ holten wir uns einen Sticker für die<br />
Rad-Querstange. Der Sticker zeigt das Profil der jeweiligen Etappe, d.h. ein Blick
darauf verrät sofort z.B. wo man sich befindet und welche Strecke noch vor einem<br />
liegt.<br />
Heute am Montag war bereits um 09.00 Uhr Start, eine Stunde früher als in<br />
Sonthofen. Aber auch diese Zeit reichte locker für Aufstehen, Morgentoilette,<br />
Frühstücken, Tasche packen und abgeben sowie für das Radholen aus dem Bike-<br />
Park und das Aufstellen in dem – nach Vortagesergebnis - zugewiesenen Startblock.<br />
Die 2. Etappe von Imst nach Ischgl hielt für uns 148 km mit 2.793 Hm bergauf,<br />
2.218 Hm bergab und 2 Pässe, den Arlbergpass (1.793 m) und die „Bieler Höhe“<br />
(2.024 m) bereit.<br />
Zwar stand unser Ziel „gesund in Arco am Gardasee ankommen“ nach wie vor ganz<br />
oben auf unserer Prioritätenliste, trotzdem hatten wir uns an der Info-Tafel informiert,<br />
welche Teams mit ihrer Platzierung unmittelbar vor uns liegen. Vielleicht konnten wir<br />
uns ja verbessern und insbesondere die Scharte vom Vortag gegen „Die Grauen<br />
Wölfe“ auswetzen?<br />
Der Arlbergpass stellte keine allzu große Herausforderung dar. An Landeck und St.<br />
Anton vorbei pedalierten wir zur Passhöhe. Lothar erreichte sie vor mir. Wir hatten<br />
ausgemacht, dass wir unsere weitere „Taktik“ dort oben am ersten Verpflegungsstand<br />
absprechen, d.h. aufeinander warten wollten. Ich erreichte aber die Passhöhe<br />
bzw. den Verpflegungsstand in dem Moment, als Lothar kurz im Gebüsch verschwunden<br />
war und ich ihn deshalb nicht sah. Ich füllte deshalb nur kurz meine<br />
Getränkeflasche auf, griff mir ein paar Nüsse, Riegel etc. und nahm die vermeintliche<br />
Verfolgung jetzt den Arlbergpass hinab nach Bludenz auf. In der Ebene, d.h. im<br />
Montafon angekommen, versuchte ich erfolglos per Handy Kontakt zu Lothar zu<br />
bekommen.<br />
In einer größeren Gruppe von ca. 20 – 30 Fahrern/innen fuhren wir Richtung Silvretta<br />
Hochalpenstraße. Es war ständig Bewegung, d.h. Unruhe in der Gruppe. Das erforderte<br />
hohe Aufmerksamkeit. An Trinken oder z.B. einen Riegel zu sich nehmen war<br />
in dieser Phase nicht zu denken.<br />
Über eine Nebenstraße gelangten wir an eine kleine Holzbrücke. Wenige Meter<br />
davor war die Zufahrt unbefestigt, so dass ich es wiederum vorzog, abzusteigen und<br />
zu schieben, um einem „Plattfuß“ vorzubeugen. Diese kurze Strecke des Schiebens<br />
reichte aus, um den Anschluß an die o.a. Gruppe zu verlieren. Die Hoffnung, dass<br />
von hinten weitere Fahrer aufkommen würden, denen ich mich anschließen konnte,<br />
erfüllte sich nicht.<br />
Ein Ambulanzwagen mit Martinshorn und Blaulicht überholte mich plötzlich. Dann<br />
kam der Verkehr in beiden Richtungen zum Erliegen. Ich schlängelte mich an den<br />
wartenden Fahrzeugen vorbei und wurde an der Unfallstelle vorbei gewunken.<br />
Offensichtlich hatte es – auf gerader Strecke - einen Sturz gegeben. Ein Rennrad-<br />
Fahrer lag noch auf der Fahrbahn umringt von Helfern. Einer spendete dem Unfallopfer<br />
mit einer Decke Schatten.
Bei der Weiterfahrt holte ich nach und nach andere Fahrer/innen ein, die offensichtlich<br />
in den Unfall verwickelt waren, aber „nur“ Schürfwunden davon getragen hatten.<br />
Auf Nachfrage konnte keiner sagen, wie es zu dem Sturz gekommen war. Tage später<br />
erfuhr ich, dass in der Gruppe ein Mixed-Team mitfuhr. Der Fahrer, der seine<br />
Partnerin mit einer Hand unterstützen wollte, kam in`s Schlingern, stürzte und riss<br />
dabei mehrere andere Teilnehmer mit bzw. es stürzten diese über ihn. Der Teilnehmer,<br />
der auf der Straße liegen geblieben war, mußte mit dem Rettungshubschrauber<br />
in eine Klinik geflogen werden.<br />
Ich wähnte mich in Alleinfahrt schon längst auf der Silvretta – Hochalpenstraße, als<br />
plötzlich ein Schild darauf hinwies, dass sie erst jetzt beginne.<br />
Die Temperaturen waren wie am Vortag wieder jenseits der 30 Grad - Marke. Der<br />
Schweiß floß mir trotz Tuch unter dem Helm in die Augen und auch an den Waden<br />
herab. Ich fühlte mich schlapp und überlegte mir, ob es vielleicht doch nicht so eine<br />
tolle Idee war, eine Woche vor der <strong>Transalp</strong> 300 km um den Vätternsee in Schweden<br />
zu fahren.<br />
Auf dem Weg zur „Bieler Höhe“ zog jetzt wieder der gesamte Verkehr, der sich im Tal<br />
wegen des Unfalles aufgestaut hatte, an mir vorbei. Somit mußte ich ganz rechts<br />
fahren und konnte nicht die etwas flacheren Außenkurven nehmen. Auf dem Weg<br />
nach oben ohne jeden Schatten gönnte ich mir wieder zwei kurze Pausen von jeweils<br />
nur 2 – 3 Minuten neben der Straße im Schatten. Oftmals animiert das auch andere<br />
Teilnehmer gleiches zu tun.<br />
Plötzlich kam auch Lothar und holt mich ein. Er hatte am Arlbergpass auf mich gewartet<br />
und ebenfalls versucht, mich per Handy zu erreichen. Nachdem er von meinem<br />
letztjährigen <strong>Transalp</strong>-Partner Michael gehört hatte, dass dieser mich nicht gesehen<br />
hatte, hatte Lothar zum Glück nicht länger gewartet und war weiter gefahren.<br />
Die Erfahrung zeigt, dass insbesondere am Berg jeder seinen eigenen Rhythmus<br />
fahren muß. Ich schickte deshalb Lothar, der jetzt zunächst bei mir bleiben wollte, auf<br />
die Strecke nach oben. Möglicherweise würde ich ihn auf der Abfahrt nach Ischgl<br />
wieder einholen und wir könnten etwa zeitgleich durch das Ziel fahren – so meine<br />
Überlegung.<br />
Endlich erschien auch für mich die Staumauer des in 2.000 m Höhe gelegenen<br />
Stausees. Bis zur Passhöhe, der „Bieler Höhe“ war es jetzt etwas flacher. Einige<br />
Teilnehmer machten vor dem entsprechenden Hinweisschild auf die Passhöhe<br />
Erinnerungsfotos. Ich machte mich jedoch sofort weiter auf die Abfahrt zum Etappenziel<br />
Ischgl.<br />
Auf der Abfahrt überholten mich plötzlich die Teilnehmer mit der Startnummer 278 A<br />
und B, angeführt von einem dritten Fahrer. Das Team 278 lag in der gestrigen<br />
Tageswertung ca. 2 Minuten vor Lothar und mir. Ich begab mich sofort in ihren<br />
Windschatten und überlegte, wie ich es anstellen könnte, dass ich vor ihnen in das<br />
Ziel komme. Ein Ausreißversuch allein gegen drei war sinnlos.<br />
Vor uns tauchte in einer langgezogenen übersichtlichen Rechtskurve ein Postbus
auf, der wegen eines Heuwagens langsam fahren mußte. Von vorn kamen drei<br />
hintereinander fahrende Motorräder. Ich überholte meine drei Konkurrenten, den<br />
Postbus und bog in die Lücke zwischen Bus und Heuwagen, um die Motorradfahrer<br />
vorbeizulassen. Als ich nun den Heuwagen überholte, bemerkte ich zu spät, dass<br />
rechts ein Ordner stand, der alle <strong>Transalp</strong>-Teilnehmer von der Umgehungsstraße in<br />
den Zielort Ischgl und in den Zielkanal dirigierte. Überrascht, dass der Zielort so<br />
schnell da war, fuhr ich zunächst einfach weiter.<br />
Nach ca. 200 – 300 m befand sich eine weitere Zufahrt in den Ort Ischgl, die mit<br />
Gittern gesperrt war. Dort stand ebenfalls ein Ordner. Ich weiß nicht, ob die Ordner<br />
über Funk Kontakt hatten oder ob der zweite Ordner einfach „mitdachte“. Er schob<br />
als er mich kommen sah, das Gitter beiseite und ohne abzubremsen konnte ich mich<br />
vor meinen drei Konkurrenten wieder einfädeln und erreichte schließlich vor ihnen<br />
das Ziel in der Talstation der Bergbahn von Ischgl.<br />
Lothar war schon im Ziel und wir tranken das obligatorische „Einlaufbier“.<br />
Für die zweite Etappe Imst – Ischgl über 148 km mit 2.793 Hm bergauf und 2.218<br />
Hm bergab benötigten wir 6.16 Std. Fahrzeit netto, dies entspricht einem Schnitt von<br />
24,25 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit betrug an diesem Tag 81 km/h. Wir sind lt.<br />
Tacho/Computer u.a. 60 km bergauf gefahren und haben hierfür 3.42 Std. benötigt.<br />
Dies entspricht einem Schnitt von 16,13 km/h. Die durchschnittliche Steigung betrug<br />
7%, die maximale Steigung 15%.<br />
Zielschluß war an diesem Tag um 18.00 Uhr.<br />
Ischgl (1.250 Einwohner) auf 1.377 m Höhe gelegen, ist vor allem als Wintersportort<br />
bekannt. Es gilt als das Ibiza der Alpen und ist ein Eldorado insbesondere für Mountain-Biker.<br />
Wer dort Ruhe sucht, ist andernorts besser aufgehoben.<br />
Das Fahrer - Camp war hier in Ischgl in einer Tennishalle mit fünf (!) Spielfeldern. Der<br />
bewachte Bike-Park befand sich in der Tiefgarage der Bergbahn und die Pasta-Party<br />
fand im Saal eines großen Hotels statt. Im Gegensatz zu Imst galt es hier also mit<br />
müden Beinen doch einige Wege zurückzulegen.<br />
In der Tageswertung verbesserten wir uns auf dieser zweiten Etappe um einen Platz<br />
in der Klasse „Grand Masters“. Danach hatte es im Anstieg tagsüber auf der Silvretta<br />
Hochalpenstraße zur Bieler Höhe hinauf überhaupt nicht ausgesehen.<br />
Zu der täglichen Routine nach der Zielankunft gehört auch die „Kleine Wäsche“:<br />
Radhose , Trikot, etc. müssen durchgewaschen werden, um sie anschließend in der<br />
Spätnachmittagssonne noch möglichst trocken zu bekommen. Wohl dem, der ein<br />
paar Klammern in seinem Gepäck hat.<br />
Die zweite Etappe hatte wieder alles gefordert. Noch in der Warteschlange zur<br />
Pasta-Party kippte vor mir ein jüngerer Teilnehmer plötzlich um. Über Lautsprecher<br />
konnte sofort ein Arzt herbeigerufen werden. Zum Glück handelte es sich offensichtlich<br />
nur um eine vorübergehende Kreislaufschwäche.
Nach der Pasta-Party, der Ehrung der Tagessieger und dem Briefing für die dritte<br />
Etappe schlenderten wir durch Ischgl. Um 20.00 Uhr stand für Lothar und mich<br />
Massage an. In Zelten inmitten der Expo stehen ca. 10 -12 Massage-Liegen. Die<br />
Masseure/Masseusen sind Physiotherapeuten, die übers Jahr in einer entsprechenden<br />
Praxis arbeiten, für die <strong>Transalp</strong> dann aber Urlaub nehmen. Ein Teil von Ihnen<br />
ist schon Jahre dabei.<br />
Neben mir auf der Liege bat ein <strong>Transalp</strong>-Teilnehmer aus Hamburg seinen Masseur<br />
„nur leicht“ zu massieren. Der erklärte, dass es das bei ihm nicht gäbe. Zugleich<br />
forderte er den Hamburger auf, das nächste Mal zwei Handtücher mitzubringen.<br />
Dieser fragte erstaunt: „Weshalb zwei Handtücher?“ „Das zweite Handtuch ist für<br />
Deine Tränen!“ antwortetet der Masseur.<br />
Lachen konnte ich nicht, weil auch bei mir gerade Oberschenkel-Muskeln entdeckt<br />
und geknetet wurden, von deren Existenz mir bis jetzt nichts bekannt war und ich die<br />
Zähne zusammen beißen mußte.<br />
Anschließend gönnten wir uns als Belohnung noch ein „Erdinger“ als Schlaftrunk.<br />
Alle Hotel-Terrassen waren von <strong>Transalp</strong>-Teilnehmern/innen besetzt. Mit zwei Teilnehmern<br />
aus Würzburg und Heilbronn fachsimpelten wir noch, ehe wir kurz vor 22.00<br />
Uhr den Rückweg bergauf zum Camp antraten.<br />
3. Etappe Ischgl – Naturns<br />
Nach 121 km am ersten und 148 km am 2. Tag der <strong>Transalp</strong> <strong>2011</strong> standen für die<br />
3. Etappe 159,5 km mit 2.662 Hm bergauf, 3.478 Hm bergab und 3 Pässe (Tobadill<br />
mit 1.147 m, Norbertshöhe mit 1.407m und Vinschgauer Höhenstraße mit 1.575 m)<br />
im Road-Book.<br />
Zunächst gab es einen neutralisierten Start über ca. 21 km, was aber keinesfalls<br />
„bummeln“ bedeutete. Im Gegenteil : Hinter dem Führungsfahrzeug mit dem Renn-<br />
Direktor folgten die vier Startgruppen, angeführt von jeweils zwei Motorrad-Marschalls.<br />
Mit 35 – 40 km/h glitten wir im Peleton mit 600- 650 Teams in der noch<br />
morgendlichen Frische dahin. Zuschauer am Straßenrand winkten uns freundlich zu.<br />
Das Wetter war wie an den Vortagen, d.h. blauer Himmel, Sonne und Temperaturen<br />
die sich im Lauf des Tages bis über 30 Grad entwickelten.<br />
Die Strecke war an diesem Tag mit meist flacheren Anstiegen für mich angenehm zu<br />
fahren. Immer wieder erwischte ich auch gute „Züge.“ Auch kam wieder einmal Glück<br />
hinzu: Auf einer Neubaustrecke rauschten wir in einer 12er –Gruppe in Zweierreihe<br />
dahin, ich hatte gerade nach hinten durchgewechselt. An einer Abzweigung wedelte<br />
ein Ordner mit Kelle und Fahne, was die vorn in der Gruppe Fahrenden veranlasste,<br />
von der Hauptstraße nach rechts in einen Ort abzubiegen. Der Ordner fuchtelte<br />
deshalb nun noch wilder mit Kelle und Fahne. Nur mir und dem neben mir fahrenden<br />
Teilnehmer gelang es gerade noch geradeaus zu fahren – und nicht wie die anderen<br />
der Gruppe rechts abzubiegen.
Jetzt hieß es aber nach einer neuen Gruppe Ausschau zu halten, um nicht allein im<br />
Wind zu stehen.<br />
Mir ging es jetzt am dritten Tag wesentlich besser als auf den ersten beiden Etappen<br />
und es gelang mir immer wieder zu anderen Gruppen aufzuschließen. Die ca. 40 km<br />
lange Abfahrt in den Vinschgau war der Traum eines jeden Rennradfahrers: Man fuhr<br />
in einem warmen Luftstrom und erreichte mit leichtem Treten locker Geschwindigkeiten<br />
jenseits der 40 km/h, langgezogene übersichtliche Kurven … das hätte bis in<br />
das Ziel so weitergehen können.<br />
Vorbei an Landeck gelangten wir nach Pfunds, überquerten die Kajetans – Brücke,<br />
eine imposante Brücke, die mit einem einzigen weiten Bogen das Tal überspannt.<br />
Später konnten wir die Brücke nochmal aus der Höhe herab bewundern. Auf dem<br />
Weg über den Reschenpass hatten wir zur Rechten einen phantastischen Blick auf<br />
die Gletscherwelt des Ortler (Heimat des Reinhold Messner). Dann aber begann<br />
plötzlich die „Vinschgauer Höhenstraße“ mit einem schmalen und steilen Anstieg, der<br />
ordentlich „Körner“ kostete. Im weiteren Verlauf wurde sie etwas flacher und es gab<br />
dort kaum Verkehr.<br />
Mein Wunsch, dass nach der nächsten Kehre die Passhöhe zu sehen sein möge<br />
erfüllte sich lange nicht. Ich war froh, dass ich mich für die Dreifach- und nicht für die<br />
Kompaktkurbel an meinem Rad entschieden hatte.<br />
So mancher Teilnehmer hatte sich schon nach der ersten Etappe mit der 19%<br />
Steigung am „Hahntennjoch“ am Service-Stand von „Rose“ ein anderes Ritzelpaket<br />
montieren lassen.<br />
Der Sponsor SRAM bot Teilnehmern/innen sogar an, ihr SRAM-ausgestattetes Rad<br />
auf ein „WiFLi- Climbers Kit“ (bestehend aus Mid Cage Schaltwerk und 11 – 32<br />
Cassette und Kette) umzurüsten. Das „Climbers Kit“ macht es möglich, auch am<br />
Rennrad eine 11- 32 Cassette fahren zu können und damit auch die steilsten<br />
Rampen locker zu fahren, die sich die <strong>Transalp</strong>-Organisatoren ausgesucht haben.<br />
Irgendwann habe ich dann doch den Scheitelpunkt der „Vinschgauer Höhenstraße“<br />
erreicht und es ging durch kleinere idyllische Orte mit z.T. engen und gepflasterten<br />
Straßen bergab Richtung Naturns. Vor gefährlichen Stellen warnten uns wie immer<br />
Ordner mit Signal-Flaggen. Die letzten Kilometer ging es auf Wirtschafts-/Radwegen<br />
durch weite Obstgärten in einem lieblichen Tal mit mediterraner Landschaft.<br />
An einem von zwei Bahnübergängen stand ich mit meiner Gruppe vor geschlossenen<br />
Schranken. Aber dies soll ja auch schon bei der Tour de France vorgekommen<br />
sein, dass die Bahn ein Radrennen stoppt .<br />
Nach der Zieldurchfahrt in Naturns (5.100Einwohner) kühlte ich - wie schon andere<br />
Finisher vor mir - als erstes meine Füße in einem Brunnen, die nach über 6 Std.<br />
Druck-Belastung immer an der gleichen Stelle mächtig brannten.<br />
Noch im Zielbereich gab es Apfelschorle, Bananen und u.a. „Vinschgerl“, d.h. dunkle<br />
mit Mehl bestäubte runde fladenförmige Brötchen, die mit einer örtlichen Spezialität,<br />
luftgetrocknetem dünn geschnittenen Fleisch bzw. Schinken belegt waren.
Lothar war vor mir im Ziel. Auf dieser dritten Etappe verbesserten wir uns in der<br />
Klasse „Grand Masters“ um sage und schreibe 11 Plätze, d.h. wir kamen als 63.<br />
Team in das Ziel. Wir hatten die fast 160 km lange Strecke mit 2.662 Hm bergauf und<br />
3.478 m bergab in 6.33.51 Std., d.h. mit einem Schnitt von 24,099 km/h zurückgelegt!<br />
Zielschluß war um 18.00 Uhr.<br />
Nach diesem für uns tollen Ergebnis schmeckte das „Einlaufbier“ noch mal so gut.<br />
Anschließend machten wir es uns bei dem Sponsor „Sigma“ bequem, der u.a. mit<br />
einem Spezialfahrzeug vertreten war, von dem aus er gegen entsprechende Gutscheine<br />
die unterschiedlichsten Kaffee-Spezialitäten ausschenkte. Auf riesigen<br />
Knautsch-Kissen sitzend oder liegend konnte man einen doppelten Espresso oder<br />
einen Capuccino im Schatten genießen. Allerdings kam man wegen der aufsteigenden<br />
Müdigkeit um so schlechter von den quietsch-roten Kissen wieder hoch je länger<br />
man liegen blieb.<br />
In Naturns hatten wir zwischen Ziel, Bike-Park, Pasta-Party- und Camp wieder einige<br />
wenn auch kurze Wege zurückzulegen, die aber nach einer Etappe von 160 km ganz<br />
schön schwer fallen können.<br />
Nach der üblichen Abend-Routine aus „Kleiner Wäsche“, Pasta-Party etc. bereiteten<br />
wir um 22.00 Uhr unser Lager in einer Schulturnhalle. Wegen der immer noch hohen<br />
Temperatur zog es Lothar – wie manch andere Teilnehmer – vor, sein Nachtlager im<br />
Freien aufzuschlagen.<br />
Naturns wirbt mit 315 Sonnentagen für sich als die niederschlagärmste Gemeinde in<br />
den <strong>Ost</strong>alpen. Die Fahrrad-Saison beginnt hier im März und endet im November.<br />
Zwei weitere <strong>Transalp</strong>-Teilnehmer verunglückten auf dieser 3. Etappe und mußten lt.<br />
Aussage des Chefs des Rescue-Teams in ein Krankenhaus eingeliefert werden, weil<br />
sie bei der Fahrt durch die Obstgärten einem Trecker, der unerwartet einbog und<br />
ihnen die Vorfahrt nahm, nicht mehr ausweichen konnten.<br />
4. Etappe Naturns - Livigno<br />
War die dritte Etappe die nach Kilometern längste, so sollte die vierte Etappe von<br />
Naturns (554 m) über 2.200 Höhenmeter am Stück auf das Dach der <strong>Transalp</strong>, das<br />
„Stilfser Joch“ (2.753 m) führen.<br />
Das „Stilfser Joch“, „das man einfach mal gefahren sein muß“, war ein ganz entscheidender<br />
Punkt für meine Entscheidung, auch in diesem Jahr wieder die <strong>Transalp</strong><br />
zu fahren.<br />
Das „Stilfser Joch“ mit seinen 48 Kehren ist der höchste und faszinierendste Pass<br />
der zentralen Alpen.<br />
Hinweis: Das doppelseitige Foto auf Seite 16/17 der Zeitschrift „Tour“ Ausgabe
6/<strong>2011</strong> zeigt nur etwa ein Drittel der 48 Kehren!<br />
Auch am 4. Tag herrschte wie an den drei Tagen zuvor bestes Wetter. Allerdings<br />
sollte es am Nachmittag ab ca. 16.00 Uhr zu Gewitterschauern kommen.<br />
Der Renn-Direktor Uli Stanciu hatte uns am Vorabend deshalb den Tipp gegeben,<br />
möglichst vor den Gewitterschauern in das Ziel zu kommen(?!)<br />
Vorsichtshalber nahm ich eine Regenjacke und einen Gürtel mit ausrollbarem<br />
Regenschutz für die Oberschenkel mit. Mit Überschuhen wollte ich mich nicht<br />
belasten.<br />
Vor dem Start brach einer meiner beiden Flaschenhalter. Aber das war kein Problem.<br />
Die freundlichen und versierten Helfer am Rose-Stand, der allerdings dicht umlagert<br />
war, sorgten für Ersatz. Die Wartezeit wurde durch die kurzweilige Unterhaltung der<br />
beiden Tour-Moderatoren verkürzt. U.a. führten sie an diesem Morgen Interviews mit<br />
Teilnehmern eines Höhentraining-Camps deutscher Eisschnell-Läufer/innen. Unter<br />
Ihnen auch Jenny Wolf. Der Leistung aller <strong>Transalp</strong>teilnehmer/innen zollten die<br />
Kufen-Sprinter ihren höchsten Respekt!<br />
Als Einzelfahrer schloss sich dem Peleton für diese 4.Etappe über das „Stilfser Joch“<br />
auch einer der beiden Fahrer aus dem letztjährigen Siegerteam „Herren“ an. Wegen<br />
einer Bandscheiben-Erkrankung des zweiten Partners konnten Göttsch(Italien)/<br />
Obwaller(Österreich) ihren Titel in diesem Jahr nicht verteidigen.<br />
Nach einer relativ flachen Anfahrt bis zu dem Ort Prad ging es an diesem 29. Juni zur<br />
Sache. Von Anfang an war vorn kleinstes Kettenblatt und hinten das größte Ritzel<br />
angesagt.<br />
Ich habe mich gleich erst mal verschaltet und mußte rechts ran fahren und absteigen,<br />
was in so einem großen Feld nicht „ganz ohne“ ist, wenn nachfolgende Fahrer<br />
„pennen“. Außer schwarzen Fingern, die ich mir holte, ist aber nichts passiert und der<br />
Aufstieg bei Kehre 48 konnte beginnen.<br />
Das Fahrerfeld zog sich schnell auseinander. Jedes weitere Schild , das man im<br />
Scheitelpunkt einer Kehre passierte, war ein kleiner Erfolg. Wenn es der Verkehr<br />
zuließ, fuhr ich die flachere Außenkurve und schaltete dabei in einen größeren Gang.<br />
Das entlastete kurz die Oberschenkelmuskeln und ich konnte so sogar etwas<br />
Schwung in die nächste Steigung mitnehmen. Wechselweises Ziehen an den<br />
Pedalen statt Treten oder einige Umdrehungen im Wiegetritt, ein Schluck aus der<br />
Trinkflasche nach der übernächsten Kehre als Belohnung…alles war recht, was<br />
mich weiter nach oben brachte und nicht absteigen ließ! An das Verzehren eines<br />
Riegels war nicht zu denken, weil das schwere Atmen über Nase und Mund nicht<br />
auch noch das Kauen zuläßt. Zum Glück hatte ich mir ein Power-Gel in eine und<br />
Magnesium in eine zweite Trinkflasche gemischt.<br />
Gedanken wie die Frage, wie wohl mein Plöner Nachbar Cay, der eine Woche zuvor<br />
im Rahmen des Drei -Länder-Giro das „Stilfser Joch“ bezwungen hat, gingen mir<br />
durch den Kopf oder die, warum die Firma, die unsere Team-Trikots hergestellt hat,<br />
ausgerechnet bei meinem Trikot nur einen kurzen Reißverschluß eingesetzt hat? Mit
einem durchgehenden Reissverschluß gäbe es jetzt wenigstens etwas mehr<br />
Kühlung!<br />
Ich glaube bei knapp der Hälfte der 48 Kehren, zwischen den Kehren 23 und 22<br />
erreichten wir die erste Verpflegungsstation auf der „Franz-Josef-Höhe“. Hier steht<br />
auch das gleichnamige Grand-Hotel.<br />
Hier gönnte ich mir eine längere Verpflegungspause als sonst und stopfte und trank<br />
alles in mich hinein, was Power für den weiteren Aufstieg geben könnte:<br />
Melonenstücke, Gurkenscheiben mit Salz ( „Ehec“? Nie gehört!), Bananenstücke,<br />
„Studentenfutter“, Energie-Drink und Wasser becherweise. Ich vergaß auch nicht, die<br />
leeren Trinkflaschen am Rad aufzufüllen.<br />
Gerade als ich wieder auf mein Rad steigen wollte, kam ein sichtlich entkräfteter<br />
Teilnehmer an, fiel mehr vom Rad als dass er abstieg und ließ sich auf eine kleine<br />
Bank plumpsen.<br />
Ich fragte ihn, ob ich ihm etwas vom Verpflegungsstand holen solle. Er wollte nur<br />
zwei Becher Wasser und stammelte etwas von „Aussteigen“. Ich füllte ihm dann noch<br />
seine beiden Trinkflaschen auf und holte ihm ebenfalls Melonenscheiben, Bananenstücke,<br />
etc..<br />
Von der „Franz-Josef-Höhe“ hat man einen absoluten Traumblick zum Ortler, den wir<br />
schon am Vortag von seiner anderen Seite bewundert hatten. Wenn man aber den<br />
Blick weiter über Schneefelder nach oben Richtung „Stilfser Joch“ schweifen läßt,<br />
kann es eigentlich nur eine Erkenntnis geben: ..“da kommst Du nie an!“<br />
Die Sonne brannte gegen Mittag immer unbarmherziger auf uns hernieder.<br />
Schatten…Fehlanzeige jenseits der Baumgrenze!<br />
Die Geschwindigkeits-(?) Anzeige auf dem Tacho war schon seit Beginn des<br />
Anstieges bei Kehre 48 einstellig!<br />
Irgendwann wurden auch die Kehrenbezeichnungen endlich einstellig. Das gab<br />
wieder etwas mehr Mut, das „Stilfser Joch“ doch zu schaffen.<br />
Und irgendwann war es dann doch endlich da, das Joch! Es herrschte hier oben fast<br />
ein wenig Volksfest-Stimmung. Freudentänze, weil man es geschafft hatte. Viele<br />
machten gegenseitig Erinnerungsfotos und zogen sich dann Westen oder Jacken für<br />
die Abfahrt über. Motorradfahrer und andere Ausflügler liefen zwischen den Kiosken<br />
und Parkplätzen hin und her, so dass ich bei dem Trubel hier oben aufpassen mußte,<br />
unbeschadet durch das Gewimmel hindurch zu kommen. Ich wollte keinerlei Zeit<br />
verlieren, weil mich Lothar im Aufstieg ein- und überholt hatte und ich befürchtete,<br />
dass evtl. das Team „Die Grauen Wölfe“ lauerte.<br />
Völlig durchgeschwitzt und ohne Zeitung als Kälteschutz unter dem Trikot machte ich<br />
mich auf die Abfahrt. Bei dem Briefing am Vorabend war vor fünf unübersichtlichen<br />
und unbeleuchteten engen Tunnel, die noch aus Pionier- bzw. Kriegszeiten<br />
stammen, gewarnt worden, weil es darin in den Vorjahren immer wieder Unfälle<br />
gegeben hatte.
Aber auch hier oben standen jeweils rechtzeitig Ordner, die zum Abbremsen aufforderten.<br />
In den finsteren Tunnelröhren kam man sich wie in den Kassematten einer<br />
alten Burg vor.<br />
Nach Passieren dieser Gefahrenstellen genoss ich die kilometerlange Abfahrt nach<br />
Bormio: unter dem linken Arm hindurch nach hinten schauen, ob von hinten ein<br />
anderer Rennradfahrer oder ein Motorrad kommt (Pkw`s sind unwahrscheinlich, weil<br />
zu langsam!), ganz an den linken Fahrbahnrand fahren, anbremsen, nach innen<br />
Richtung Scheitelpunkt der Kurve kippen, rechtes Knie zur Schwerpunktverlagerung<br />
nach außen abknicken, durch den Scheitelpunkt der Kurve ziehen und mit dem<br />
großen Kettenblatt aus der Kurve beschleunigen…Fahrbahn nach Steinen , evtl.<br />
Längsrinnen und sonstigen Gefahren (z.B. Kühe!) „abscannen“ und das gleiche<br />
Manöver nur diesmal umgekehrt für die nächste Linkskehre.<br />
Von mir aus hätten es jetzt vom „Stilfser Joch“ bergab ruhig mehr als 48 Kehren sein<br />
dürfen! Viel zu schnell erreichten wir Bormio/Italien.<br />
Hinweis: In Bormio wurde Anfang der 80er-Jahre Markus Wasmeier u.a. Schi-<br />
Abfahrts-Weltmeister.<br />
Meine Beine hatten sich auf der langen Abfahrt ganz gut erholt. Um nicht völlig<br />
auszukühlen und um Laktat in der Muskulatur abzubauen hatte ich auch bergab<br />
locker weiter getreten. Im flacheren Teil der Abfahrt konnte ich mich zunächst zwei<br />
Mitfahrern anschließen. Kurz darauf erreichten wir gemeinsam eine größere Gruppe,<br />
mit der wir den zweiten Verpflegungsstand der Etappe erreichten.<br />
Am zweiten Verpflegungsstand dieser 4. Etappe rief plötzlich jemand:“Hier landet<br />
gleich ein Ufo“ und wies dabei Richtung Himmel. Dort war ein äußerst seltenes<br />
Schauspiel zu sehen. Rund um die Sonne war ein riesiger kreisrunder Regenbogen<br />
zu sehen.<br />
Lt. Aussagen eines Einheimischen dort bedeutet dies in Kürze schlechtes Wetter.<br />
Nochmals gestärkt fuhren wir zunächst noch im Tal weiter. Auf einem Schild war<br />
„Livigno 29 km“ zu lesen. Das würde zu Hause, d.h. im flachen Schleswig-Holstein<br />
ca. eine Stunde Fahrzeit bedeuten. Bei diesem Gedanken verdrängte ich die Tatsache,<br />
dass bis zum heutigen Etappenziel in Livigno noch zwei Pässe zu meistern<br />
waren.<br />
Bergauf konnte ich das Tempo meiner zwei Begleiter nicht halten. Langsam verschwanden<br />
sie am Horizont. Von hinten kamen andere Mitfahrer auf, schoben sich<br />
langsam vorbei und verschwanden ebenfalls am Horizont. Die Strecke war weniger<br />
interessant: ziemlich breite Straße, lange Streckenabschnitte nach oben, die gelegentlich<br />
von einer Biegung unterbrochen wurden.<br />
Die Fußsohlen brannten mir wie Feuer. Als ich plötzlich an einem kleinen Gebirgsbach<br />
vorbeikam, war es wie ein Reflex: Rad abstellen, Schuhe und Strümpfe aus, in<br />
das kalte Wasser stellen ….und genießen, wie das Brennen der Fußsohlen nachließ.
So erfrischt kämpfte ich mich weiter den „Passo Foscagno“ hoch. Bis in die frühen<br />
80er- Jahre vor allem im Winter ein von Auto-Fahrern gefürchteter Pass!<br />
Der ADAC warnte damals: Nachts gesperrt! Für Lkw`s und Gespanne verboten!<br />
Schneekettenpflicht!<br />
Entlang der gesamten Pass-Straße gab es damals nicht einen Meter Leitplanke, die<br />
vor dem Absturz in die Tiefe geschützt hätte.<br />
Weil in Bormio damals kein Schnee lag, bin ich zusammen mit meiner Frau den<br />
Passo Foscagno während unseres Schi-Urlaubes fast täglich hin- und zurück<br />
gefahren, um in Livigno, wo im Gegensatz zu Bormio jede Menge Schnee lag, Schi<br />
zu fahren.<br />
All dies ging mir jetzt bei meinem Kampf mit dem Rennrad zur Passhöhe durch den<br />
Kopf. Ich hätte mir jetzt nur ein wenig der damaligen winterlichen Kälte gewünscht.<br />
Aber Fehlanzeige! Dafür schützte jetzt durchgehend eine Leitplanke vor dem Sturz in<br />
die Tiefe.<br />
Auf einmal standen ein Ambulanzwagen und ein Rennrad am rechten Straßenrand.<br />
Auf der anderen Straßenseite wurde ein <strong>Transalp</strong>-Teilnehmer, gestützt von zwei<br />
Helfern aus dem Bergwald heraus – wo er wohl Schatten gesucht hatte – zu dem<br />
Rettungsfahrzeug geführt.<br />
Ich versuchte, mich an die Streckenführung der Pass-Straße zu erinnern. Mußte<br />
nicht gleich die Passhöhe kommen? Stechmücken und Bremsen belästigten mich.<br />
Das ständige Geplapper des weiblichen Teils eines Mixed-Teams das langsam aber<br />
stetig von hinten aufkam, ging mir auf den Nerv. Sie fuhr etwa fünf Meter vor<br />
ihrem Partner, der im Gegensatz zu ihr fast nichts sagte oder vor Anstrengung nichts<br />
sagen konnte . Was sie ständig erzählte, war nicht zu verstehen – offensichtlich handelte<br />
es sich bei den beiden um Schwaben. Trotzdem heftete ich mich an ihre Hinterräder.<br />
Nach einer Galerie (zum Tal hin offener Tunnel) erschien auf 2.295 m die Passhöhe<br />
mit einer kleinen Siedlung.<br />
Es folgte eine kleine Abfahrt, die in den Aufstieg zum „Passo Eira“ mündete. Langsam<br />
brauten sich dunkle Gewitterwolken zusammen. Trotz der Höhe war es schwül<br />
und stickig. Ich biss mich am Hinterrad des Schwaben-Mixed-Teams fest und erreichte<br />
mit ihnen zusammen auch die letzte Passhöhe für den heutigen Tag. Ich<br />
hätte nicht gedacht, dass 29 km von Bormio nach Livigno so endlos werden können!<br />
Ich ergriff sofort die Flucht in die Abfahrt in das 1.800 m hoch gelegene Livigno. Sie<br />
wurde durch zahlreiche Kurven und eine lange Schlange Pkw`s hinter einem langsam<br />
fahrenden Lkw gebremst.<br />
Irgendwann gelang es mir Schlange und Lkw zu überholen und freundliche Ordner<br />
winkten mich durch den Ort Richtung Ziel. Dieses lag oberhalb des Ortes an einem<br />
Berghang, es handelte sich sozusagen um eine Bergankunft. Das nach dem „Stilfser<br />
Joch“ und zwei weiteren Pässen an diesem Tag! Der Anstieg erfolgte nach einer 90
Grad-Kurve, so dass man keinerlei Schwung holen konnte.<br />
Eine Blöse wollte ich mir aber auch nicht geben und die zwei-/dreihundert Meter bis<br />
in`s Ziel schieben. Ich riss mich noch ein letztes Mal auf dieser 4. Etappe zusammen<br />
und pedalierte durch den Ziel-Bogen. M.E. hätte auch ein neutraler Beobachter zumindest<br />
den Ansatz meines „Spurts“ erkennen müssen!<br />
Lothar war trotz einer gebrochenen Speiche schon im Ziel und wir warteten gemeinsam<br />
auf einer Wiese liegend und schon mal unsere Energie-Speicher an den Verpflegungsständen<br />
auffüllend auf das heutige Ergebnis:<br />
Die 118,5 km über das Dach der Tour bewältigten wir in 7.02.52 Std. und belegten<br />
an diesem Tag in unserer Klasse „Grand Masters“ den 62. Rang, d. h. wir verbesserten<br />
uns wiederum um einen Platz.<br />
Aber „Die Grauen Wölfe“ (das Team mit dem ältesten Teilnehmer) …. waren an<br />
diesem Tag ca. 17 Minuten vor uns als 56. Team der Klasse „Grand Masters“ im Ziel.<br />
Chapeau!<br />
Wir beide waren trotzdem zufrieden und ich meldete per Handy wie alle Tage zuvor<br />
nach Hause, dass ich heil im Ziel angekommen bin, was nicht selbstverständlich ist,<br />
angesichts der zahlreichen Aus- und leider auch Unfälle.<br />
Allein in unserer Klasse „Grand Masters“ erreichten von in Sonthofen zur 1. Etappe<br />
gestarteten 111 Teams nach der 4. Etappe nach Livigno nur 80 Teams das Ziel<br />
innerhalb des vom Veranstalter vorgegebenen Zeitfensters von 8 Stunden.<br />
13 Teams überschritten dieses Zeitfenster. Für zwei Teams wurden 10 Std. gewertet,<br />
d.h. sie sind offensichtlich mit dem Besenwagen in das Ziel gefahren. Dies ist während<br />
der <strong>Transalp</strong> lt. Reglement nur einmal möglich, um nicht aus der Wertung genommen<br />
zu werden und um doch noch das begehrte Finisher-Shirt zu erhalten.<br />
9 Teams sind in der Ergebnisliste für die 4. Etappe mit 11 Std. aufgeführt, d.h. diese<br />
Teams haben offensichtlich Zeitstrafen erhalten.<br />
8 Teams sind in der Klasse „Grand Masters“ ausgeschieden oder nicht mehr<br />
angetreten.<br />
In Livigno war alles in einem riesigen modernen Sport- und Kongress-Zentrum<br />
untergebracht: Der bewachte Bike-Park befand sich in der Tiefgarage des Zentrums.<br />
Die Pasta-Party fand in der im alpenländischen Stil mit viel Holz gehaltenen und mit<br />
vielen bunten Länder-Fahnen geschmückten Kongress- und Veranstaltungshalle<br />
statt.<br />
In der Halle fand auch eine kleine Ausstellung über das „Stilfser Joch“ statt. Leider<br />
waren die Texte dazu nur in italienischer Sprache. Aber die Bilder bzw. Fotos aus der<br />
Zeit als sich unvergessene Rennrad-Größen wie Fausto Coppi und Co bei Schnee<br />
mit den damaligen Rennrädern(!) über das Joch kämpften und Zuschauer den<br />
Schnee vor ihnen wegschaufelten, damit sie überhaupt vorwärts kommen konnten,<br />
waren beeindruckend.
Im Übrigen auch an diesem Abend das procedere as every evening.<br />
Aber nur fast! Lothar mußte am Service-Stand wegen seiner gebrochenen Speiche<br />
sehr lange anstehen. Eine Ersatzspeiche gleichen Typs hatten die Service-Techniker<br />
nicht dabei. Stattdessen bekam Lothar für die noch ausstehenden Etappen der Tour<br />
ersatzweise ein komplettes hinteres Laufrad.<br />
Anders als an allen übrigen Tagen mußte in Livigno die Massage ausfallen. Die<br />
Physiotherapeuten konnten gegen 20.00 Uhr gerade noch rechtzeitig vor einem<br />
aufkommenden starken Wind und nachfolgendem Gewitterschauer ihre Zelte und<br />
Liegen in Sicherheit bringen.<br />
Vor dem Bistro in der Halle bildete sich nach Pasta-Party und Siegerehrung eine<br />
lange Schlange nach Getränken. Als Lothar und ich endlich an der Reihe waren, war<br />
fast alles „aus“. Ein örtliches Brauerei-Produkt, ein Pils der Marke „1886“, das wir<br />
notgedrungen orderten, war fast ungenießbar.<br />
Von Lothar, der außer Rennradfahrer auch Inhaber eines 4 Sterne Hotels in Zeulenroda/Thüringen<br />
nahe des „Schleizer Dreiecks“ ist, wo regelmäßig Jedermann-<br />
Radrennen stattfinden, bekam ich eine kurze „Unterweisung“, wie er den Getränkeverkauf<br />
für ca. 1.200 ausgedörrte <strong>Transalp</strong>-Fahrer organisieren würde.<br />
Um 22.00 Uhr lagen wir auf unseren dünnen aber selbst aufblasenden Luftmatratzen.<br />
Andere Teilnehmer hatten komfortable einen halben Meter hohe „Gäste“-<br />
Betten dabei, die sie mit einem kleinen Motor aufpumpten. Kein Wunder, dass die<br />
schwerste von den <strong>Transalp</strong>-Helfern von Ort zu Ort zu transportierende Tasche 36 kg<br />
gewogen haben soll, obwohl das Gewicht auf 15 kg limitiert war.<br />
5. Etappe Livigno - Ponte Di Legno<br />
Am Morgen des 30. Juni regnete es. Die Berge waren wolkenverhangen wie ich bei<br />
einem Blick aus der Halle oberhalb Livignos vor dem Frühstück feststellen mußte.<br />
Die Hitze der letzten 4 Tage hatte nicht nur mir zugesetzt. Wir hätten sie aber gern<br />
auch weiterhin in Kauf genommen, wenn die Straßen dafür trocken gewesen wären.<br />
Diesen Wunsch muß Petrus wohl gehört haben. Gegen 08.30 Uhr hörte es auf zu<br />
regnen und als wir um 09.00 zur 5 Etappe starteten, waren die Straßen sogar weitestgehend<br />
abgetrocknet.<br />
Trotzdem hatte ich wegen der Kühle an diesem Morgen meine Regenjacke angezogen<br />
und mir vorsichtshalber den Regenschutz-Gürtel für die Oberschenkel umgebunden.<br />
Weil Lothar und ich am Vortag 2 Sekunden schneller waren als das nächste Team,<br />
durften wir heute statt aus Block „D“ erstmals aus Block „C“ starten. Das baute uns<br />
zusätzlich auf.
Nach den guten Wünschen der Offiziellen von Livigno für die heutige Etappe und<br />
dem Startschuß absolvierten wir einen kleinen Umweg durch den Ort und drehten<br />
dort eine Ehrenrunde. Die offensichtlich Rad- begeisterten Einwohner/innen von<br />
Livigno säumten zahlreich beide Seiten der Straßen und machten mit großen Kuhglocken<br />
mächtig Stimmung.<br />
Für die 5. Etappe hielt das Road-Book 111,57 km mit 2.748 Hm bergauf, 3.372 Hm<br />
bergab mit drei Pässen, dem „Passo d Èira“ (2.203 m), dem „Passo Foscagno“<br />
(2.295 m) und dem „Passo Mortirolo“ (1.852 m) bereit. Zielschluss sollte nach 8<br />
Stunden um 17.00 Uhr sein.<br />
Wir fuhren also die zwei letzten Pässe, die wir uns am Vortag hinauf gequält hatten,<br />
heute zurück. Ein paar letzte Regentropfen fielen noch, aber zugleich versuchte die<br />
Sonne durch die Wolken zu dringen. Die noch kühle Temperatur war sehr angenehm.<br />
Das Feld fuhr aufgelockert und unaufgeregt bergab Richtung Valposchiavo/Schweiz.<br />
Plötzlich hauchte neben mir der Reifen des Hinterrades eines neben mir fahrenden<br />
<strong>Transalp</strong>-Teilnehmers mit einem lauten Knall sein aufgeblasenes Gummi-Leben aus.<br />
Im ersten Moment glaubte ich, es hätte mal wieder mich erwischt. Zum Glück war es<br />
aber nicht so und auch der Unglückliche hatte Glück, weil er sein Rad trotz der relativ<br />
hohen Geschwindigkeit den Pass hinunter ohne Sturz zum Stehen bringen<br />
konnte.<br />
Nach dem kurzen Abstecher in die Schweiz kehrten wir auf italienisches Terrain<br />
zurück. Bereits bei der ersten leichten Steigung des Tages hielt ich wie viele andere<br />
Teilnehmer kurz an um z.B. die als Kälteschutz am Morgen für die Abfahrt angezogene<br />
Regenjacke wieder in einer der Trikottaschen zu verstauen.<br />
Im weiteren Verlauf der heutigen Etappe mit mehreren Ortsdurchfahrten sammelte<br />
sich ein Teil des Feldes vor der roten Ampel an einer gigantischen Baustelle, die<br />
mehr oder weniger ein ganzes Tal umfasste. Nach Aussage der Rennleitung hatte es<br />
hier vor einiger Zeit einen gewaltigen Bergrutsch mit vielen Toten gegeben. Aus<br />
diesem Grund mußte auch von der ursprünglich geplanten <strong>Transalp</strong>-Strecke abgewichen<br />
werden.<br />
Um die Mittagszeit, die Sonne hatte sich gegen alle Wolken am Morgen durchgesetzt,<br />
stand uns ein berüchtigter Pass, der „Mortirolo“ im Weg. Beim Briefing am Vorabend<br />
hatte mir der Name „Mortirolo“ zunächst noch nichts gesagt. Aber als dann die<br />
Erklärung kam, hier habe der „Pirat“ Marco Pantani vor Jahren der Welt-Elite des<br />
Radsports gezeigt, „wo der Hammer hängt“, wußte ich sofort Bescheid und konnte<br />
mich an die entsprechenden Fernsehbilder mit dem sagenhaften Antritt von Pantani<br />
an dieser Steigung damals erinnern.<br />
Bei einer Steigung von bis zu 20 % und nie unter 10% war von Anfang an wieder<br />
vorn kleinstes Kettenblatt und hinten größtes Ritzel angesagt. Die Pass-Straße in
Form eines asphaltierten schmalen Wirtschaftsweges schlängelte sich durch einen<br />
Bergwald, der gegen die inzwischen wieder scheinende Sonne einigermaßen<br />
Schatten bot, in engen Spitzkehren auf die Passhöhe.<br />
Am „Stilfser Joch“ begann das Leiden bei Kehre 48 und endete bei Kehre 1 auf der<br />
Passhöhe. Am „Mortirolo“ begann das Leiden umgekehrt mit Kehre 1 und man wußte<br />
deshalb nicht, wie viele Kehren noch kommen würden und man dann endlich auf der<br />
Passhöhe ist!<br />
Gespräche unter den Fahrern verstummten wegen der Anstrengungen nach oben<br />
sehr schnell. Auf dem schmalen Weg mit kurzen geraden Passagen mußte man<br />
auch ständig aufpassen, dass einem andere Mitfahrer oder man selbst diesen nicht<br />
in die Quere kam. Auch durfte man auf dem Sattel nicht zu weit nach hinten rutschen,<br />
weil sonst Gefahr bestand, dass das Vorderrad den Kontakt zum Boden<br />
verlor. Man mußte eher wie ein Triathlet auf der Sattelspitze sitzen. Und das mit einer<br />
ohnehin schon durch vier harte Etappen malträtierten Sitzfläche!<br />
Mein Tacho zeigte als niedrigste Geschwindigkeit(?) den“ Mortirolo“ hinauf 5,8 km/h<br />
an. Vielleicht wäre es sogar Kräfte sparender gewesen, abzusteigen und zu schieben.<br />
Einige Teilnehmer/innen machten das auch oder waren nach vier anstrengenden<br />
Tagen <strong>Transalp</strong> kräftemäßig sogar dazu gezwungen.<br />
An ein Wiederaufsteigen wäre nicht zu denken gewesen, weil es dazu zu steil war<br />
und ein kurzes Stück Querfahren wie auf einer breiteren Straße ebenfalls unmöglich<br />
war.<br />
Bei Kehre 11 kam das von einem Künstler gestaltete „Pantani-Denkmal“ an der<br />
Felswand. Verehrer/innen haben darunter zahlreiche Trinkflaschen, Trikots, Spruchbänder<br />
etc. wie Devotionalien deponiert oder angebracht.<br />
Die gesamte Strecke des „Mortirolo“ nach oben ist im übrigen mit Erinnerungen an<br />
gewesene Radgrößen (z.B. „sempre presente e Coppi“) oder mit Namen aktueller<br />
Profis (z.B. „Basso“) bemalt. Trotz nicht endender Doping-Diskussionen und anderer<br />
Skandale im Rennrad-Sport ging nicht nur mir auf dieser Original Giro d´ Italia -<br />
Strecke trotz der Anstrengungen für jeden Meter auf dem Weg zur Pass-Höhe die<br />
eine oder andere Gänsehaut über den Rücken.<br />
Meine Beine fühlten sich von Tag zu Tag besser an und ich kam den „Mortirolo“ ohne<br />
jegliche Pause ganz gut hoch. An der Verpflegungsstelle auf der Passhöhe verweilte<br />
ich nur kurz und begab mich schnell auf die Abfahrt: „Die Grauen Wölfe“ waren bis<br />
dahin an diesem Tag noch nicht aufgetaucht.<br />
Auch für die Abfahrt vom „Mortirolo“ verzichtete ich – obwohl völlig durchgeschwitzt –<br />
auf das Überziehen der Regenjacke. Das hätte bedeutet, dass ich im Tal wieder<br />
hätte anhalten müssen, um sie auszuziehen. Diese wenigen Sekunden können aber<br />
erfahrungsgemäß ausreichen um einen guten Zug für die Ebene zu verpassen und<br />
man steht dann allein im Wind.<br />
Die kurvenreiche Abfahrt absolvierte ich ohne dass ich selbst überholt wurde. Auch<br />
ich selbst überholte nur wenige Teilnehmer. Es ging durch den Bergwald, über<br />
Brücken, unter denen Bäche zu Tal rauschten, durch kleine Bergdörfer mit schmalen
und z.T. gepflasterten Durchfahrten. Bergbauern waren auf den steilen Almen und<br />
machten Heu. Der Duft – ein in unseren Breiten wegen des meist eintönigen Grünlandes<br />
(wo gibt es noch Blumenwiesen?) - ein seltener Genuß! Das Geläut der<br />
Glocken der auf den Bergwiesen weidenden Kühe war neben gelegentlichem Bachrauschen<br />
das einzige Geräusch hier oben.<br />
Im Briefing am Vorabend hatte der Renndirektor gemahnt, nicht alle „Körner“ am<br />
„Mortirolo“ aufzubrauchen, weil es nach der Abfahrt zwar nur mit geringer, aber doch<br />
mit stetiger Steigung noch einige Kilometer bis zum Etappenziel Ponte Di Legno<br />
gehen sollte.<br />
Im Vorjahr war ich auf einer solchen Strecke zum Etappen-Ziel Kaltern eingebrochen.<br />
Diesmal ging es gut. Ich erwischte immer wieder Gruppen, streckenweise<br />
konnte ich sogar selbst das Tempo machen.<br />
Und als wir nicht direkt nach Ponte Di Legno hinein- sondern halb um den Ort herum<br />
fuhren, konnte ich mich sogar von der letzten Gruppe absetzen und fuhr allein durch<br />
den Zielbogen.<br />
Lothar hatte nach eigenen Worten „einen nicht so guten Tag“ erwischt und kam ausnahmsweise<br />
nach mir in das Ziel.<br />
Heute gönnte ich mir als erstes nach Zieldurchfahrt bei dem Sponsor Jentschura<br />
International, „Entwickler und Hersteller basischer Körperpflegeprodukte und basen<br />
überschüssiger Lebensmittel“ ein Fußbad. – Den dazugehörigen Vortrag bzw. den<br />
Presenter Jentschura muß man erlebt haben!<br />
Genüßlich verzehrte ich dabei eine ganze Schale mit verschiedenem Obst und mehrere<br />
belegte Brötchen, die von freundlichen Helfern/innen im Ziel verteilt wurden. Der<br />
Durst war trotz zahlreicher Fruchtsäfte kaum zu bändigen.<br />
Lothar war kurz nach mir eingetroffen und wir waren gespannt auf die Ergebnisse am<br />
Info-Board:<br />
Die in der Streckenführung gegenüber dem Road-Book geänderte 5. Etappe<br />
bewältigten wir in 5.35.14 Std. und belegten an diesem Tag in unserer Klasse<br />
„Grand Masters“ den 60. Rang, d. h. wir verbesserten uns auch diesmal wieder und<br />
zwar um zwei Plätze.<br />
Aber „Die Grauen Wölfe“ (das Team mit dem ältesten Teilnehmer) …. waren ca. 7<br />
Minuten vor uns als 58. Team der Klasse „Grand Masters“ im Ziel.<br />
In Ponte Di Legno ( 1.850 Einwohner) auf 1.250 m Höhe, eingerahmt von der Ortlergruppe<br />
im Norden und der Adamellogruppe im Süden, waren wir wieder in einem<br />
Sportzentrum untergebracht, d.h. es gab nur kurze Wege.<br />
In einer für so einen relativ kleinen Ort ungewöhnlich großen Sporthalle mit Sitzplätzen<br />
für schätzungsweise 3.000 – 4.000 Zuschauern befand sich das Fahrer-<br />
Camp. Oberhalb des obersten Ranges breiteten wir unsere Nachtlager vor. Nach
dem Duschen in den „Katakomben“ gönnten Lothar und ich uns in der Gaststätte des<br />
benachbarten Tenniszentrums das obligatorische „Einlaufbier“.<br />
Pasta-Party, Ehrung der Etappensieger und Briefing für die 6. Etappe fanden auf<br />
dem Spielfeld der Halle statt.<br />
An diesem Abend wurde der mehrmalige Paralympics-Teilnehmer und -sieger<br />
Wolfgang Sacher mit seinem Buch „ Der einarmige Bandit“ vorgestellt, das er auf<br />
Wunsch auch signierte.<br />
Er fährt selbst auch schon wiederholt die <strong>Transalp</strong> mit und natürlich interessierte das<br />
Publikum insbesondere, wie er mit einem Arm/einer Hand bremst. Er erklärte, dass<br />
er eine speziell konstruierte Cross-Bremsanlage an seinem Rad habe und das Bremsen<br />
damit kein Problem sei.<br />
Nach dem Studium der „Gazetta“ reichte die Zeit gerade noch für einen kurzen Abstecher<br />
in den Ort verbunden mit einem „Schlaftrunk“ auf der Terrasse eines nahe<br />
gelegenen kleinen Lokales.<br />
Lothar zog es wiederum vor, im Freien zu nächtigen. Da die Halle am Hang stand<br />
bzw. teilweise in ihm stand, konnte man von dem obersten Rang der Halle direkt<br />
nach draußen auf den mit Gras bewachsenen Hang gelangen, wo wir auch am Spätnachmittag<br />
unsere „kleine Wäsche“ getrocknet hatten.<br />
Problematisch kann das Aufladen von Akkus für Handy, Fotoapparat, Laptop etc.<br />
werden, wenn man nicht wie erfahrene <strong>Transalp</strong>teilnehmer auch eine Verlängerungsschnur<br />
mit einer Steckdosenleiste im Gepäck hat! In den Hallen sind immer viel zu<br />
wenige Steckdosen. Dort bilden sich dann immer „wilde“ Steckverbindungen: zwei<br />
Steckdosen der Leiste für eigene Zwecke, die dritte Steckdose für eine weitere<br />
fremde Verlängerungsschnur mit Steckdosenleiste, usw.! Offensichtlich hat aber<br />
bisher jeder seine Akkus in dem „Gewirr“ aus Verlängerungsschnüren, Steckdosen,<br />
etc. wiedergefunden.<br />
6. Etappe Ponte Di Legno – Kaltern<br />
Am Morgen der 6. Etappe der <strong>Transalp</strong> herrschte von Anfang an wieder blauer<br />
Himmel. Ponte Di Legno lag im Tal noch im Schatten, aber die z.T. schneebedeckten<br />
Bergspitzen rundum waren schon in gleisenden Sonnenschein getaucht.<br />
Lothar und ich standen schon in unserem Startblock „C“ als mir einfiel, dass ich eigentlich<br />
mal nach dem Zustand meiner Reifen schauen könnte. Ich hatte vor dem<br />
Start der <strong>Transalp</strong> zwar Mäntel und Schläuche erneuert, aber die Beanspruchung<br />
des Materials war während der bisherigen fünf von insgesamt sieben Etappen nicht<br />
unerheblich.<br />
Ursprünglich hatte ich sogar überlegt, nach der Hälfte der Tour die Bereifung routine-
mäßig zu erneuern. Schon auf dem Weg zum Arlbergpass, als wir in einer Baustelle<br />
auf einer noch heißen Verschleißschicht bergan fuhren und sich Material des frisch<br />
aufgebrachten Asphalts an unsere schmalen Reifen klebte, überlegte ich, ob das insbesondere<br />
auf den schnellen Abfahrten, auf denen man locker Geschwindigkeiten<br />
über 80 km/h erreicht, gut gehen könne.<br />
.<br />
Der Mantel des Vorderrades war in Ordnung, aber am Hinterrad entdeckte ich eine<br />
kleine nicht mal stecknadelkopfgroße Beschädigung.<br />
Aus dem Startblock zurück zum Servicewagen - wie von Lothar vorgeschlagen –<br />
dafür war es jetzt 10 Minuten vor dem Start zu spät. Sicherlich hatten die Service-<br />
Mechaniker auch alles eingepackt und standen ebenfalls für die 6.Etappe mit dem<br />
Service-Wagen startbereit. Es blieb mir also nichts anderes übrig als zu hoffen, dass<br />
der Mantel hält.<br />
Meine Hoffnung währte genau 20 Minuten!<br />
Nach einer Runde durch Ponte Di Legno bog das noch dicht zusammen fahrende<br />
Peleton auf die erste Pass-Straße, als ich in der Kurve merkte, wie das Hinterrad<br />
„schwamm“. Ich gab an die hinter mir Fahrenden Zeichen, fuhr vorsichtig an den<br />
rechten Straßenrand und machte mich daran, das Hinterrad herauszunehmen und<br />
den Schlauch zu wechseln.<br />
Ich hatte gerade den neuen Schlauch eingezogen und mit einer CO ² - Patrone etwas<br />
aufgepumpt, als ein Service-Fahrzeug kam.<br />
Ich hatte beobachtet, dass der Fahrer vor der Kurve bereits einen anderen „gestrandeten“<br />
<strong>Transalp</strong>teilnehmer samt Rad eingeladen hatte. Dieser hatte sich an den Tagen<br />
vorher schon die Sitzfläche wundgefahren und hatte es nochmals probieren<br />
wollen, dann aber aufgegeben.<br />
Kay von der Firma Rose untersuchte den Mantel meines Hinterrades und stellte fest,<br />
dass sich ein Steinchen in die von mir am Morgen festgestellte Beschädigung gesetzt<br />
und wahrscheinlich für den „Plattfuß“ gesorgt hatte. Sicherlich wäre ich mit einem<br />
neuen Schlauch , d.h. ohne auch den Mantel zu ersetzen, am heutigen Tag nicht<br />
weit gekommen. Der im Mantel sitzende Stein hätte vermutlich erneut für eine Panne<br />
gesorgt. Kay schlug mir deshalb vor, beides, d.h. Schlauch und Mantel zu erneuern.<br />
Diesen Vorschlag nahm ich gern an, zumal er sich sofort selbst mit einer traumwandlerischen<br />
Sicherheit und Geschwindigkeit an die Arbeit machte und mein Rad<br />
binnen kürzester Zeit wieder fahrbereit vor mich hinstellte.<br />
Nicht nur das gesamte Fahrerfeld auch sämtliche Begleitfahrzeuge einschließlich<br />
„Besenwagen“ waren durch diese Zwangspause längst außer Sicht. Das blieb auch<br />
noch nach einigen Kehren auf dem Weg zum ersten Pass des Tages dem „Passo<br />
Tonale“ auf über 1.800 m so.<br />
Ich ärgerte mich über meinen Anfängerfehler, die Reifen nicht rechtzeitig geprüft zu<br />
haben. Alle fünf bisherigen <strong>Transalp</strong> - Etappen hatten wir uns jetzt verbessert. Sollte<br />
ich ausgerechnet auf der sogenannten Königsetappe die für Lothar und mich guten<br />
bisherigen Platzierungen „verspielen?“
Ich machte mich auf die Verfolgung. Nach vier, fünf Kehren konnte ich erst einzelne<br />
Fahrer/innen, dann auch zunehmend kleinere Grüppchen überholen.<br />
Mir fiel ein, dass mir schon als kleinem Jungen in den 1950er Jahren der Vater meines<br />
Onkels, der mit der Kavallerie in Deutsch-Südwest- Afrika war, den Spruch “Erst<br />
das Pferd und dann der Reiter“ mit auf den Weg gegeben hatte.<br />
Ich nahm mir vor, ab sofort nach Ankunft an mein Rad und erst dann z.B. an das<br />
„Einlaufbier“ zu denken!<br />
Ich überlegte mir auch, wie lange meine für meine Verhältnisse bergauf forsche<br />
Fahrweise gut gehen könne – ohne vorzeitig zu ermüden. Die Königsetappe ging<br />
über 140,8 km mit 3.092 m bergauf und beinhaltete insgesamt 4 Pässe. Allerdings<br />
verzeichnete das Road-Book auch 3.933m bergab – Möglichkeit für die Beine, sich<br />
zu erholen.<br />
Ich wollte auch möglichst schnell wieder Anschluß gewinnen, um nicht den Besenwagen<br />
auf mich aufmerksam zu machen.<br />
Immer wieder wechselte ich in den Wiegetritt.<br />
Auf der Pass-Höhe des „Tonale“ hatte ich schon einige Mitfahrer/innen ein- und<br />
überholt. Das baute mich natürlich auch auf. In gewisser Weise war es für mich auch<br />
mal interessant zu sehen, wie hinten, d.h. mit dem Besenwagen im Nacken gefahren<br />
wird. Das erinnerte mich – ohne die Leistung dieser Teilnehmer schmälern zu wollen<br />
- eher an eine RTF als an ein Rennen. Irgendwie schien es hier etwas gemütlicher<br />
zuzugehen.<br />
Vor der Abfahrt vom „Passo Tonale“ standen mein letztjähriger Partner Michael und<br />
Jörg, den ich ebenfalls von der <strong>Transalp</strong> 2010 kenne, am Straßenrand. Jörg „lud“<br />
mich ein, mit ihnen abzufahren. Das hörte ich aber schon fast nicht mehr, weil ich<br />
gedanklich schon auf der langen Abfahrt in das „Valle di Sole“ war. Nach Passage<br />
einiger Ortschaften wie z.B. an Ossana, Dimaro und Male‘ vorbei erfolgte erneut ein<br />
nicht zu steiler gut zu fahrender Anstieg durch Obst- und Weingärten rund um die<br />
Orte Livo und Rumo. Irgendwann überholte ich in einer Abfahrt auch Bernd und Karl<br />
vom Team „Mossella“, mit denen ich 2009 eine Pyrenäen- Tour gemacht hatte.<br />
Die Sonne brannte wieder ziemlich auf uns herunter. Ich war froh, wenn ich in ein<br />
schattiges Waldstück kam oder auch nur ein einzelner großer Baum seinen Schatten<br />
auf die Fahrbahn warf.<br />
Plötzlich stand die <strong>Transalp</strong>-Teilnehmerin am Straßenrand, die mich auf dem Aufstieg<br />
nach Livigno durch ihr ständiges Reden mit schwäbischem Dialekt etwas<br />
genervt hatte. Sie deutete auf ihr Trikot und fragte mich, ob ich „ihr zweites Trikot“<br />
gesehen hätte. Sie hatte wohl ihren Partner verloren. Ich verneinte und war auch<br />
schon weg.<br />
Manche Teams haben eigene Helfer/innen, durch die sie auf den Etappen zusätzlich
versorgt und auch angefeuert werden. Vielleicht habe ich schon einen abgekämpften<br />
Eindruck gemacht, als mich eine dieser Helferinnen ansprach, ob ich etwas zu trinken<br />
haben möchte.<br />
Ich hatte eine meiner Trinkflaschen schon leer und nahm das Angebot gern an. Auf<br />
den bisherigen fünf Etappen hatte ich immer nur Iso oder Wasser getrunken, da war<br />
Cola jetzt eine echte Alternative.<br />
Auf einer weiteren relativ schmalen Abfahrt stand in einer Kehre plötzlich ein<br />
Sattelzug quer und blockierte die gesamte Fahrbahn. Das Führerhaus stand im<br />
spitzen Winkel zu dem Auflieger. Es roch stark nach verbranntem Gummi während<br />
der Fahrer mit verzweifeltem Gesichtsausdruck versuchte, sein Ungetüm wieder flott<br />
zu bekommen.<br />
Links und rechts der Straße gingen die Böschungen gleich steil bergan. Es half<br />
nichts, ich mußte mein Rad, mit dem ich glücklicherweise rechtzeitig zum Stehen<br />
gekommen war, schultern und über eine der Böschungen klettern. Auf der anderen<br />
Seite versperrte ein Reisebus die Straße.<br />
Irgendwie kam ich an den Ungetümen vorbei. Nach nur etwa einem Kilometer bremste<br />
eine Baustelle und eine rote Ampel meine Aufholjagd.<br />
Ein Ordner stand hier und achtete darauf, dass auch keiner der <strong>Transalp</strong>-Fahrer die<br />
Ampel mißachtete. Natürlich kamen jetzt auch andere Teilnehmer, die ich bereits<br />
überholt hatte, wieder heran.<br />
Als die Ampel auf „grün“ umsprang, traten sie sogar so in die Pedale, dass mir nichts<br />
anderes blieb als hinterher zu fahren.<br />
Irgendwann setzte sich mein in 15 Jahren trainiertes gleichmäßiges Marathon-Tempo<br />
dann doch wieder durch und ich konnte meinerseits wieder überholen.<br />
Ich fühlte mich ausgesprochen gut auf dieser Königsetappe. Die nicht allzu steilen<br />
Pässe kamen mir entgegen. Immer wieder auch Abfahrten oder fast ebene Abschnitte,<br />
die die Möglichkeit zu etwas Erholung gaben. Ich bildete mir ein, dass mir auch<br />
die „milde Gabe“ der Helferin am Straßenrand, die Coca-Cola zusätzlich Power gab.<br />
Ich versuchte immer den kürzesten Weg, d.h. Innenkurve zu fahren, wechselte ein<br />
noch weit vor mir fahrender Teilnehmer in den Wiegetritt, erhob ich mich ebenfalls<br />
aus dem Sattel und versuchte etwas länger als mein „Gegner“ im Wiegetritt zu<br />
bleiben. War niemand zu sehen, fuhr ich wiederholt Serien von 4 mal 10 im Wiegetritt.<br />
Merkte ich, dass jemand von hinten aufkam, versuchte ich hinter der nächsten<br />
bis hinter die übernächste Kurve etwas zu beschleunigen, damit mich der „Verfolger“,<br />
wenn er um die erste Kurve kam, möglichst nicht mehr sah. Mit solchen oder<br />
ähnlichen „Spielchen“ versuchte ich immer wieder mich selbst zu motivieren.<br />
Irgendwann erreichte ich die ersten größeren Gruppen, in deren Windschatten ich<br />
etwas Kräfte sparen konnte. Allerdings sprang mir <strong>beim</strong> Schalten an einem Anstieg
die Kette vom vorderen Kettenblatt, so dass ich anhalten, die Kette wieder auflegen<br />
und mich erneut an die Gruppe heran kämpfen mußte.<br />
In wechselnden Gruppen überquerte ich das relativ steile „Brezer Joch“ und kämpfte<br />
mich auf den etwas flacheren Gampenpass hoch.<br />
Bei den Abfahrten war ich jeweils in meinem Metier und fuhr meist voraus.<br />
Nach einer Kurve auf der Abfahrt vom Gampenpass wurde ich dann jäh gebremst.<br />
Ein Fahrerfeld von mehreren hundert <strong>Transalp</strong>teilnehmern stand vor einer Galerie<br />
(= Tunnel zur Talseite offen) in einer Rechtskurve auf der bergabführenden Pass-<br />
Straße. Auch der gesamte sonstige Verkehr sowohl bergauf als auch bergab war<br />
zum Erliegen gekommen.<br />
Ich erkannte in dem Pulk auch sofort meinen Teampartner Lothar an unserem Team-<br />
Trikot „Hotel Goldener Löwe“.<br />
Er erklärte mir, dass es in der Galerie einen schweren Sturz gegeben habe und<br />
eben ein Notarzt aus dem Rettungshubschrauber abgeseilt worden sei, weil es wegen<br />
des schwierigen Geländes für den Hubschrauber keine Möglichkeit zur Landung<br />
gegeben habe. Das Rennen wurde daraufhin zunächst neutralisiert.<br />
Zwei Motorrad-Marshalls fuhren jetzt mit etwa 35 - 40 km/h bergab vor dem Feld her.<br />
Einer der beiden Marshalls fuhr etwas vorgezogen dicht an der Mittel-Linie und<br />
forderte mit Flaggen-Signalen entgegenkommende Motorräder und Pkw’s auf<br />
langsam und ganz rechts zu fahren.<br />
So mancher Verkehrsteilnehmer verstand die Zeichen jedoch nicht oder wollte sie<br />
offensichtlich nicht verstehen und fuhr unbeeindruckt weiter.<br />
Ich selbst fuhr dicht an der Mittelmarkierung langsam aber stetig an dem gesamten<br />
Pulk vorbei bis ich direkt hinter den Motorrad-Marshalls war.<br />
Hier schien es mir am sichersten. Man konnte hier besser als im dicht fahrenden Feld<br />
die Fahrbahn, d.h. z.B. gefährliche Längsrillen, Steine etc. sehen. Ferner mußte man<br />
nach fast sechs schweren Etappen mit Ermüdungserscheinungen oder zumindest<br />
nachlassender Aufmerksamkeit des einen oder anderen Teilnehmers rechnen. Ich<br />
wollte meine erfolgreiche Aufholjagd nicht durch die Verwicklung in einen Sturz gefährden.<br />
Ich muß auch sagen, dass es zudem ein ungewohntes aber tolles Gefühl war, hinter<br />
den Marshalls auf ihren schweren Maschinen und einem Feld von schätzungsweise<br />
300- 400 Rennrad-Fahrern im Nacken bergab zu rauschen.<br />
Irgendwann waren wir dann im Tal und Richtung Kaltern, dem heutigen Etappen-Ziel<br />
unterwegs. Zunächst blieb auch hier das Rennen noch neutralisiert, d. h. die Marshalls<br />
fuhren vor uns und wir durften sie keinesfalls überholen. Auch in der Ebene<br />
glitten wir mit 35 bis knapp über 40 km/h dahin. Nur in den engen und teils winkligen
und gepflasterten Ortsdurchfahrten wurde notgedrungen langsamer gefahren.<br />
Außerhalb ging es durch typisch Südtiroler Landschaft mit Obst-und Weingärten.<br />
Kaltern war der einzige Ort der diesjährigen <strong>Transalp</strong>, der auch schon 2010 Etappenort<br />
war. Ich stellte mir also vor, dass wir wie im Vorjahr ca. 5 – 6 km vor dem Ziel<br />
durch einen Kreisverkehr kommen und dann auf einer mit 1 – 2% leicht ansteigenden<br />
Straße nach Kaltern kommen würden.<br />
Aber weit gefehlt! Der Renn-Direktor hatte sich gezwungenermaßen, weil die zuständigen<br />
Behörden die „Weinstraße“ nicht für die <strong>Transalp</strong> freigegeben hatten, etwas<br />
Neues einfallen lassen:<br />
Nach einigen Kilometern im Tal mit einem Tempo hinter den Marshalls als ob wir<br />
gerade einmal 10 Kilometer und nicht schon 130 Km mit rd. 3.100 Hm in den Beinen<br />
hätten, gaben die Marshalls das Rennen wieder frei und beschleunigten ihre Motorräder<br />
nach vorn weg.<br />
Meine Beine hatten sich auf der Abfahrt vom Gampenpass und im Windschatten der<br />
Marshalls zwar ganz gut erholt, aber plötzlich voll im Wind konnte ich das Tempo<br />
natürlich nicht halten und gab Zeichen, links heraus zu wollen. Zunächst machte aber<br />
niemand aus dem Feld Anstalten seinerseits nach vorn zu fahren.<br />
Je weiter wir Richtung Kaltern kamen ging es bei niedrigerem Tempo auf engen<br />
Wegen mit dieser und jener heftigen Rampe durch Obstgärten und Weinberge.<br />
Das Feld löste sich deshalb schon bald wieder in Gruppen, Grüppchen und<br />
Einzelfahrer auf. Ich fühlte mich mental gut, aber kräftemäßig wünschte ich mir<br />
endlich das Ziel herbei: Nach der nächsten Kurve … der Zielbogen? Wieder nicht!<br />
Wie lautete einer der „Ohrwürmer“ der <strong>Transalp</strong>? „Never give up…...!“<br />
Statt in die Stadt bogen wir auf den Anstieg zum Mendelpass! Nochmal ein paar<br />
Serien 4 mal 10 im Wiegetritt. Ich bin noch nie so viel im Wiegetritt gefahren wie auf<br />
dieser 6. Etappe! Ein Schluck warmes Iso aus der fast leeren Getränkeflasche zur<br />
„Belohnung“.<br />
Inzwischen fuhren wir schon wieder oberhalb Kalterns mit einem tollen Panorama auf<br />
Stadt und gleichnamigen See. Aber dafür hatte jetzt keine(r) mehr einen Blick. Dann<br />
ein Hinweisschild „ 300 m Abzweig Kaltern“ – Endlich! – Und dann nur noch bergab<br />
durch den Zielbogen- so meine Assoziation.<br />
Aber in Höhe des Abzweigs ein roter <strong>Transalp</strong>-Richtungspfeil: Geradeaus!!<br />
So sehr die roten Richtungspfeile dem irrenden Auge des <strong>Transalp</strong>teilnehmers sonst<br />
willkommene Orientierung sind, so sehr hätte ich diesen geradeaus weiter bergan<br />
weisenden Pfeil heute verfluchen können. Sollte ich absteigen und ihn in Richtung<br />
Kaltern drehen und einfach in die Stadt abfahren?<br />
Ich versprach mir selbst, mich nur noch dieses eine Mal am heutigen Tage zusam-
men zu reißen und pedalierte dem verhassten Pfeil widerwillig gehorchend<br />
geradeaus.<br />
Dann kamen mir andere <strong>Transalp</strong>-Teilnehmer ihr Rad schiebend entgegen, die mich<br />
(mitleidig?) anschauten. Sie waren vermutlich schon durch das Ziel gefahren und<br />
nun unterwegs zu ihrem Hotel. Ich verkniff es mir, zu fragen, ob es zum Ziel noch<br />
weit sei. Vielleicht war ich inzwischen auch nur zu schwach, um zu fragen.<br />
Endlich dann der ersehnte rote Pfeil nach links von der Mendel – Pass - Straße weg<br />
in Richtung Stadtgebiet Kaltern. Inzwischen waren wir gefühlt einmal fast ganz<br />
oberhalb um die Stadt herumgefahren. Über enge und gepflasterte Altstadtgäßchen<br />
wurden wir noch einmal ordentlich durchgeschüttelt. Ordner warnten vor spitzwinkligen<br />
Kurven. Dann die letzten hundert Meter auf breiter Piste durch den Zielkanal.<br />
Ich fühlte mich, nach diesem Pech am Morgen und wegen meiner erfolgreichen<br />
Aufholjagd – und nicht nur weil die 6. Etappe „Königs“-Etappe hieß – jetzt als<br />
solcher !<br />
Lothar war nicht wie ich unmittelbar hinter den Marshalls sondern im Peleton vom<br />
Gampen-Pass heruntergefahren. Er kam kurz nach mir in das Ziel auf dem Gelände<br />
einer Weinkellerei in Kaltern.<br />
In der Klasse „Grand Masters“ belegten wir heute nach 6.42.41 Std. für 140,8 km mit<br />
3.092 Hm bergauf und 3.933 Hm bergab über insgesamt vier Pässe den 49. Platz.<br />
Das war einfach sensationell! Trotz des Malheurs am Morgen 11 Plätze besser als<br />
am Vortag. Mit unserer Zeit wären wir sogar in der „Herren“-Wertung 126. von insgesamt<br />
148 Teams geworden.<br />
Das schnellste Herren-Team bewältigte die Königs-Etappe in 4.27.52 Std. mit einem<br />
Schnitt von 31,5 km/h.<br />
Das „Einlaufbier“ vor der Weinkellerei schmeckte an diesem Tag ganz besonders.<br />
…und „Die Grauen Wölfe“? Der älteste Teilnehmer war auf dieser Etappe leider<br />
gestürzt. Mit 11.00 Std. kam das Team an diesem Tag nur auf Rang 96.<br />
In Kaltern sind die Strapazen mit der Zielankunft nicht zu Ende. Das Fahrer-Camp<br />
samt Duschen ist etwa 1 km entfernt in einer Schule untergebracht, die an einem<br />
Berg liegt.<br />
Nachdem Lothar und ich mich etwas erholt hatten, gaben wir unsere Velos nicht im<br />
Bike-Park ab, sondern nahmen sie mit zum Camp. So mußten wir am nächsten<br />
Morgen nicht zu Fuß zum Frühstück in die Weinkellerei laufen, sondern konnten<br />
uns auf den Rädern einfach bergab rollen lassen.<br />
Zum Duschen hieß es im Camp anstehen und es gab auch nur kaltes Wasser<br />
(Schulferien!) .Aber heute hätte fast nichts unsere gute Stimmung beeinträchtigen<br />
können.
Auf der Pasta-Party gab es – trotz Ehec-Epedemie in Deutschland – u.a. Salat und<br />
wegen des tagelangen „Entzuges“ zu Hause gönnte ich mir eine zweite Portion.<br />
Hinweis: Auf der <strong>Transalp</strong> 2010 gab es viele Ausfälle wegen Magen-/Darm-<br />
Erkrankungen. <strong>2011</strong> wurde diesbezüglich nichts bekannt.<br />
Nach der Pasta-Party und dem Briefing für die letzte Etappe am nächsten Tag,<br />
schlenderten wir auf dem Weg zurück in das Camp durch die Altstadt von Kaltern.<br />
Auf dem großen Marktplatz in südländischem Stil mit schönem Brunnen saßen viele<br />
Einheimische und Gäste vor den zahlreichen Cafes und sonstigen gastronomischen<br />
Betrieben. Ein Ziehharmonika-Spieler unterhielt die verweilenden Menschen mit<br />
seiner Musik.<br />
Lothar und ich setzten uns ebenfalls in`s Freie vor einem der Lokale. Später gesellten<br />
sich Michael, mein letztjähriger <strong>Transalp</strong>-Partner, sein Sohn Matthias und dessen<br />
<strong>Transalp</strong>-Partner sowie Jörg hinzu.<br />
Wir gönnten uns wegen des heutigen besonderen Erfolges außer dem obligatorischen<br />
„Erdinger“ den größten, buntesten und schönsten Eisbecher (mit Sahne!)<br />
der in dem Lokal zu bekommen war.<br />
Kurz vor 22.00 Uhr kehrten wir gemeinsam in das <strong>Transalp</strong>-Camp zurück.<br />
Lothar schnappte sich seine Luftmatratze und Schlafsack und verbrachte die Nacht<br />
wiederum im Freien.<br />
7. Etappe Kaltern – Arco/Gardasee<br />
Die 7. und letzte Etappe ist m.E. mehr noch als die Königsetappe eine besondere<br />
Etappe:<br />
Man hat seit der Startplatz-Zusage am 1. Dezember ein halbes Jahr auf den Start der<br />
<strong>Transalp</strong> gefiebert. Dann endlich der Start-Tag mit allen aufkommenden Fragen wie<br />
z.B. „schaffst Du das überhaupt?“ - Dann so „Weisheiten“ wie „wer den dritten Tag<br />
schafft, schafft auch die ganze <strong>Transalp</strong>!“ – Aber erst mal den ersten, den zweiten,<br />
den dritten langen Tag „überleben“!<br />
Die Tage der <strong>Transalp</strong> sind eine wirkliche „Auszeit“. Nur Radfahren und überlegen,<br />
was es jeweils zu bedenken gilt, um „durchzukommen“. Wie geht es dem Team-<br />
Partner? Volle Konzentration insbesondere auf den Abfahrten. Da ist kein Platz für<br />
andere (Alltags-)Gedanken. Darüber vergisst man schon mal, welcher Wochentag<br />
gerade ist. Die mannigfachen auf einen einstürmenden unterschiedlichen Eindrücke,<br />
Landschaften, Gerüche, Temperaturwechsel, die vielen Menschen etc. tun ein<br />
Übriges.<br />
Endlich ist am Morgen vor der letzten Etappe ein Ende absehbar.<br />
Abschiedsstimmung im Startblock bei den Hinweisen des Renndirektors für die letzte<br />
Etappe und seinen Wünschen auf ein gesundes Wiedersehen am Nachmittag in
Arco am Gardasee. Ein letztes Mal heute Berge hochquälen, dann der erste Blick auf<br />
den Gardasee und Arco. Von da nur noch bergab rollen und dort ein letztes Mal<br />
durch den großen Zielbogen. Dann nur noch Partystimmung. Nach Hause fahren und<br />
nach 8 Nächten auf einer – allerdings sich selbst aufblasenden - Luftmatratze wieder<br />
in einem bequemen frisch bezogenen Bett liegen.<br />
Nachdem der Startschuß in dem auf 426 m Höhe gelegenen Kaltern (7.250 Einwohner)<br />
ein letztes Mal auf der diesjährigen 9. <strong>Transalp</strong> verhallt war, ging es auch<br />
hier auf einer „Ehrenrunde“ durch die von Zuschauern gesäumten Straßen der<br />
Altstadt. Aber sofort danach ging es ohne langes Einfahren gleich bergan auf den<br />
knapp 1.400 m hohen Mendelpass.<br />
Lothar und ich hatten uns ein letztes Mal abgeklatscht. Unsere heutige Devise lautete:<br />
Nichts mehr riskieren und heil in Arco ankommen.<br />
Weil die Zeitnahme in Arco schon einige Kilometer vor dem Ziel erfolgt und wir gemeinsam<br />
durch den Zielbogen fahren wollten, sprachen wir ab, dass der erste von<br />
uns an der Zeitnahme dort auf den Team-Partner wartet.<br />
„Nur“ 117,4 km mit 2.239 Hm bergauf und 2.552 Hm bergab mit 3 Pässen lagen am<br />
letzten Tag bei blauem Himmel und strahlender Sonne vor uns.<br />
Lothar setzte sich schon gleich auf dem Mendelpass Richtung Ziel ab. Ich trat<br />
meinen Rhythmus Richtung Passhöhe. Je weiter wir nach oben kamen, umso<br />
grandioser wurde der Blick auf das Tal, den Ort Kaltern und den Kalterer See, den<br />
wärmsten Badesee der Alpen. Wegen des mediterranen Klimas wachsen an seinen<br />
Ufern und im gesamten Tal auch Olivenbäume, Palmen, Weingärten und Apfelplantagen.<br />
Etwa einen Kilometer vor der Passhöhe kam plötzlich das Team „Die Grauen Wölfe“<br />
von hinten auf und machten sich daran, an mir vorbei zu ziehen.<br />
Der Sturz des ältesten Teilnehmers auf der gestrigen Etappe war zum Glück nicht so<br />
schlimm gewesen. Er konnte die <strong>Transalp</strong> zu Ende fahren.<br />
Trotzdem wollte ich nach Möglichkeit vor den „Grauen Wölfen“ in Arco sein.<br />
Die heutige erste Verpflegungsstation war aus organisatorischen Gründen bereits<br />
nach 16 km, d.h. vor der Abfahrt vom Mendelpass.<br />
Als ich sah, dass „Die Grauen Wölfe“ hier anhielten, ergriff ich die Flucht und fuhr<br />
weiter ohne an dem Verpflegungsstand anzuhalten. Diese Möglichkeit hatte ich mir<br />
auf dem letzten Kilometer bergauf am Hinterrad der „Grauen Wölfe“ schon überlegt.<br />
Nach langer Abfahrt auf meist lang geschwungenen Kurven in das Trentino hatte<br />
sich eine große Gruppe gebildet, die sich aber auf moderater Steigung in das<br />
italienische Schigebiet von Andalo sich wegen mehr oder minder schwindender<br />
Kräfte sehr schnell wieder auseinander zog.
Von Andalo abwärts fuhren wir kilometerlang – wieder in einer Gruppe von 14 – 15<br />
Fahrern - direkt auf der Uferstraße an dem traumhaft gelegenen Molvenosee entlang.<br />
Der Zufall fügte es, dass hier gerade ein einheimischer Rennradfahrer sein<br />
Training absolvierte und sich vor unseren Zug spannte. Mit 38 – 42 km/h rauschten<br />
wir dahin.<br />
Als die Kräfte des Tempomachers nachließen und sich die beiden nächstfolgenden<br />
Fahrer aus dem Zug lösten, schloß ich mich diesen sofort an. Der Rest des Zuges<br />
konnte oder mochte unser Tempo nicht mehr mitgehen.<br />
Wir drei kamen schließlich an die zweite Verpflegungsstation der Etappe. An die<br />
Örtlichkeit konnte ich mich aus dem Vorjahr erinnern und somit die verbleibende<br />
Strecke bis zum Ziel in Arco einschätzen. Ich nahm deshalb hier im Vorbeifahren nur<br />
einen Wasserbecher. Das hatte auch den Vorteil, dass ich zumindest einen kleinen<br />
Schwung mit in die unmittelbar danach beginnende Steigung mitnehmen konnte.<br />
Bis zum „Passo Ballino“ ging es immer wieder etwas bergauf, aber der vom Gardasee<br />
herauf wehende Wind blies ziemlich kräftig.<br />
Es war nicht so heiß wie im letzten Jahr auf diesem Streckenabschnitt und ich war in<br />
diesem Jahr auch nicht so erschöpft, aber es machte mir schon Mühe an von hinten<br />
aufkommenden schnelleren Fahrern daran zu bleiben. Immer wieder mußte ich abreißen<br />
lassen. Wahrscheinlich mußte ich nun auch dem Kräfteverschleiß durch meine<br />
gestrige Aufholjagd Tribut zollen.<br />
Durch die Streckenkenntnis aus dem Vorjahr wußte ich, dass es ab dem „Passo<br />
Ballino“ nur nach abwärts Richtung Ziel geht. Im Vorjahr mußte ich immer noch die<br />
Befürchtung haben, dass vielleicht doch noch irgendeine vom Renndirektor im<br />
Strecken-Briefing für nicht erwähnenswert gehaltene Steigung kommt.<br />
Dann der erste Blick aus der Höhe auf den Gardasee, der nach einer Kurve hinter<br />
einem Fels-Massiv erschien. Nicht mehr so grandios wie im Vorjahr, aber heiß ersehnt!<br />
Ich konzentrierte mich auf die letzte ca. 15 – 17 km lange Abfahrt der diesjährigen<br />
<strong>Transalp</strong> und genoß nochmals die „Leichtigkeit des Seins“ durch die Serpentinen<br />
Richtung Arco.<br />
An der Zeitnahme in Arco saß schon mein Team-Partner Lothar auf einer kleinen<br />
Mauer und wartetet genüßlich eine Zigarette rauchend auf mich.<br />
„Die Grauen Wölfe“ – die wahrscheinlich gar nicht wußten, dass sie von uns zu<br />
unseren „Gegnern“ auserkoren waren - hatte weder Lothar noch ich auf dieser<br />
letzten Etappe nochmals gesehen.<br />
Wir schwangen uns auf unsere Velos und trudelten die Allee vor dem ehemaligen<br />
Spielcasino in der Altstadt von Arco dem Ziel entgegen. Uns die Hände reichend
überquerten wir glücklich und zufrieden die Ziellinie.<br />
Die vielen <strong>Transalp</strong>-Teilnehmer/innen, die bereits vor uns „gefinished“ hatten,<br />
bevölkerten die Tische vor den zahlreichen Lokalen und bevölkerten in Grüppchen<br />
und oft auch mit der mit- oder nachgereisten Familie, mit Freunden und /oder<br />
Bekannten den gegenüberliegenden Park und feierten ihren ganz persönlichen<br />
„Sieg“.<br />
Das Freibier, das es im Ziel gab, war bei der Ankunft von Lothar und mir selbstredend<br />
längst aus. Aber das Geld für mindestens ein Einlaufbier haben wir immer in<br />
einer der Trikot-Taschen.<br />
Nachdem uns die obligatorische Medaille umgehängt worden war, holten wir uns auf<br />
einer Bühne das offizielle Finisher-Trikot ab und machten Erinnerungsfotos.<br />
Schließlich gelang es uns sogar vor einem Lokal zwei Sitzgelegenheiten zu<br />
ergattern. Plötzlich sahen wir auch Marco und Thomas zwei Thüringer <strong>Transalp</strong>-<br />
Fahrer aus der „Masters-Klasse“ mitten in der feiernden Menge. Marco kannte ich<br />
schon vom Vorjahr und wir vier saßen während der diesjährigen <strong>Transalp</strong> immer<br />
wieder einmal zusammen. Lothar und ich winkten die beiden an unseren Tisch und<br />
genossen das hoch verdiente „Einlaufbier.“<br />
Die 7. und letzte Etappe der <strong>Transalp</strong> <strong>2011</strong> bendeten wir in der Klasse „Grand<br />
Masters“ als 52. von 97 Teams, die die <strong>Transalp</strong> beendeten. Gestartet waren in<br />
Sonthofen 111 Teams.<br />
Noch am gleichen Tag wurden die Räder für den Rücktransport nach Sonthofen auf<br />
Lkw verladen. Dazu mußten Pedale, Tacho etc. entfernt werden.<br />
Danach begaben wir uns u.a. durch die „Via Segantini“ in das <strong>Transalp</strong>-Camp in<br />
Arco.<br />
Am Abend fand auf der Kletter-Anlage „Rock-Master“ die abschließende Pasta-Party<br />
und die Ehrung der Gesamtsieger/innen statt. Zur Feier des Tages gab es u.a. ein<br />
halbes Grill-Hähnchen und Rotwein. Lothar und ich saßen nochmal mit<br />
„Leidensgefährten“ zusammen, die wir gemeinsam auf dieser <strong>Transalp</strong> oder ich allein<br />
im letzten Jahr kennen gelernt hatte(n).<br />
Sogar ein <strong>Transalp</strong>teilnehmer , der auf der letzten Etappe in die Frontscheibe eines<br />
Pkw`s gestürzt und diese zertrümmert hatte, kam rechtzeitig zur Pasta-Party aus<br />
dem Krankenhaus zurück. Er hatte sich glücklicherweise nur eine tiefe Fleischwunde<br />
am Knie zugezogen.<br />
Als „Special Guest“ war zur Ehrung der Gesamtsieger der <strong>Transalp</strong> <strong>2011</strong>der Fußball-<br />
Weltmeister von 1974 Paul Breitner anwesend. Bayern München hielt sich zu einem<br />
einwöchigen Trainingslager in Riva, einem Nachbarort am Gardasee auf. Paul<br />
Breitner hatte am selben Tag mit einer Traditionsmannschaft des FC Bayern ein<br />
Benefizspiel ausgetragen.
Das schnellste Herren-Team (von 149 Teams im Ziel) legte die Gesamtstrecke von<br />
914 km mit 19.453 Hm bergauf in 28.04.36 Std., d.h. einem Schnitt von über 32<br />
km/h zurück.<br />
Die langsamsten Herren benötigten für dieselbe Strecke 56.35.18 Std., d.h. einem<br />
Schnitt von nicht ganz 17 km/h.<br />
Das schnellste Damen –Team (insgesamt 23 Teams im Ziel) bewältigte die 7<br />
Etappen in 32.18.33 Std. mit einem Schnitt von fast 29 km/h.<br />
Die langsamsten Damen ließen sich 56.23.05 Std. Zeit, das entspricht einem Schnitt<br />
von nicht ganz 17 km/h. Sie hätten also auch mit den langsamsten Herren „Mixed“<br />
fahren können.<br />
Das schnellste Mixed-Team (von 85 Teams im Ziel) hat die 9. <strong>Transalp</strong> in 31.37.58<br />
Std. bewältigt. Das entspricht einem Schnitt von fast 30 km/h.<br />
Das langsamste Mixed-Team war 55.41.52 Std. mit einem Schnitt von 16 – 17 km/h<br />
unterwegs.<br />
Das schnellste Master-Team (von 203 Teams im Ziel) absolvierte die 7 Etappen in<br />
28.14.42 Std. also kaum langsamer als die schnellsten Herren mit einem Schnitt von<br />
ebenfalls über 32 km/h.<br />
Das langsamste Master-Team konnte ich wegen mir fehlender Unterlagen nicht<br />
ermitteln.<br />
Das schnellste Grand Master-Team (von 97 Teams im Ziel) benötigte 29.59.21 Std. ,<br />
fuhr also auch einen Schnitt von knapp über 30 km/h.<br />
Das langsamste Grand Masters –Team war 69.30.00 Std. unterwegs. Dies bedeutet<br />
einen Schnitt von etwas mehr als 13 km/h.<br />
Lothar und ich benötigten als „Grand Masters“ 43.00.38 Std., was einem Schnitt von<br />
etwas mehr als 21 km/h entspricht.<br />
Unsere Platzierungen in der Klasse „Grand Masters“ und „Gesamt“:<br />
1.Etappe Sonthofen – Imst 75 503<br />
2.Etappe Imst -Ischgl 74 489<br />
3. Etappe Ischgl-Naturns 63 476<br />
4. Etappe Naturns - Livigno 61 450
5. Etappe Livigno – Ponte Di Legno 60 433<br />
6. Etappe Ponte Di Legno -Kaltern 49 421<br />
7. Etappe Kaltern – Arco 52 414<br />
Man kann die unterschiedlichen Strecken der <strong>Transalp</strong> 2010 und <strong>2011</strong> schlecht<br />
miteinander vergleichen. Deshalb hat die Tatsache dass ich im letzten Jahr einen<br />
Schnitt von unter 20 km/h fuhr keine Aussagekraft im Vergleich zu dem Schnitt <strong>2011</strong>.<br />
Nach der offiziellen Siegerehrung begab ich mich mit Marco, Thomas und Lothar<br />
noch in die Altstadt, wo wir bei warmer Witterung und dieser und jener Flasche<br />
Rotwein noch bis weit nach Mitternacht im Freien unseren Erfolg feierten.<br />
Vom Balkon aus am Altstadthaus gegenüber sollte angeblich noch ein Gesangsauftritt<br />
einer gewissen mir unbekannten Ute Freudenberg stattfinden. Meine<br />
thüringischen Freunde hätten sich vor allem den Titel „Jugendliebe“ gewünscht und<br />
hielten für alle Fälle ihr <strong>Transalp</strong>-Finisher-Trikot für ein Autogramm bereit! Aber<br />
wahrscheinlich ist die Dame an diesem Tag im Gegensatz zu uns im wahrsten Sinne<br />
des Wortes „auf der Strecke“ geblieben!<br />
Na ja, vielleicht im nächsten Jahr! …… see you in Arco 2012!