PDF herunterladen - Sulzerareal Winterthur Stadt
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Vom Abbruchobjekt<br />
zum Zeitzeugen<br />
Zu Beginn der 1980er Jahre musste Sulzer Kurzarbeit einführen. Von den einst 14 000 Mitarbeitern<br />
blieben bis zu Beginn der 1990er Jahre nur noch rund 600 sowie ein leeres, 22 Hektaren grosses Industrieareal<br />
an zentraler städtischer Lage. Sulzer schlug bei der Umnutzung ihrer «verbotenen <strong>Stadt</strong>»<br />
einen Weg der kleinen, aber feinen Schritte ein. Mit vielen Um- und Anbauten, mit intelligenten Zwischen-<br />
und Umnutzungen, mit eleganten Neubauten und sorgfältigen Sanierungen nutzte das<br />
Unternehmen das <strong>Sulzerareal</strong> sukzessive um. Das Resultat: Ein Büromöbelhaus in der Giesserei von<br />
1896, Architekturstudenten in der Kesselschmiede von 1924 oder ein Technopark im Schreinereiund<br />
Magazingebäude von 1906.<br />
Alt und Neu ergänzen sich auf dem ehemaligen Industrieareal zu einem schweizweit wohl einzigartigen,<br />
stimmigen Ganzen. Dass der Totalabbruch nicht stattfand, lag nicht nur an der Sensibilisierung<br />
breiter Kreise für Industriearchitektur, die in den neunziger Jahren stattfand, sondern auch an der<br />
damaligen Immobilienkrise. Die gesunkenen Preise führten dazu, dass sowohl das Überbauungsprojekt<br />
«Winti-Nova» von Burckhardt Partner als auch das sensiblere Folgeprojekt «Megalou» des französischen<br />
Stararchitekten Jean Nouvel nicht realisiert wurden. Sulzer machte aus der Not eine Tugend<br />
und damit den Weg frei für Zwischennutzungen. Über 160 Klein- und Kleinstfirmen, oft aus dem<br />
Kreativ-Bereich, locken tagsüber immer mehr Menschen aufs Areal. Die vielen Ateliers, kleinen Läden<br />
und Büros sorgen heute dafür, dass die Industriebrache lebt und zur festen Adresse für eine breite<br />
Bevölkerungsschicht wurde. Wohnen, einkaufen, arbeiten, Bildung und Freizeit – alle diese «lebenswichtigen»<br />
Funktionen einer <strong>Stadt</strong> sind auf dem Areal versammelt. Und die ehemalige Brache<br />
lebt nicht nur von 9 bis 18 Uhr: Nachts hat sich das Areal mit seinen Bars und Clubs zum Aus geh-<br />
Geheimtipp über die <strong>Stadt</strong>grenzen hinaus gemausert. So ist das <strong>Sulzerareal</strong> mit der Zeit eine für jedermann<br />
zugängliche, architektonisch eigenständige <strong>Stadt</strong> in der <strong>Stadt</strong> geworden. Die Indus triearchitektur<br />
hat ein einzigartiges Erscheinungsbild mit attraktiven Plätzen und stimmigen Strassenbildern<br />
geprägt – eine lebendige Industrie-Architekturausstellung.