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China: Große Gefahren, trotz Absatzchancen<br />

Der WirtschaftsReport<br />

Nachrichten und Kommentare<br />

Juni 2010<br />

IPAD-FERTIGUNG in China offenbart Probleme <strong>de</strong>r chinesischen Wan<strong>de</strong>rarbeiter:<br />

Unangenehme Schlagzeilen um Erfolgskonzern Apple<br />

> Paul Wright, Shanghai<br />

Der vor allem in <strong>de</strong>utschen<br />

Medien hochgespielte China-Hype,<br />

mit <strong>de</strong>r angeblich<br />

alles umrennen<strong>de</strong>n Kraft<br />

<strong>de</strong>s aufstreben<strong>de</strong>n Riesenreiches, bekommt<br />

jetzt einen weiteren Dämpfer.<br />

Ausgerechnet das neue Apple-Produkt<br />

iPad wird mit <strong>de</strong>nkbar negativen Meldungen<br />

zum Produktionsstandort China<br />

konfrontiert. Dabei war <strong>de</strong>r Verkaufsstart<br />

für das iPad gera<strong>de</strong>zu berauschend.<br />

Vor wenigen Tagen stan<strong>de</strong>n in Deutschland<br />

die Apple-Fans bei <strong>de</strong>r Markteinführung<br />

<strong>de</strong>s Produktes Schlange und einige<br />

<strong>de</strong>r jungen Leute brachten gar ihren<br />

Schlafsack mit, damit sie bei <strong>de</strong>r Öffnung<br />

<strong>de</strong>r Geschäfte auf je<strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>n neuen<br />

Hoffnungsträger von Apple ergattern<br />

konnten. Auch in <strong>de</strong>n USA, dort war <strong>de</strong>r<br />

Verkaufsbeginn einige Wochen früher,<br />

wur<strong>de</strong> das Gerät, das in Deutschland ab<br />

499,00 Euro über <strong>de</strong>n La<strong>de</strong>ntisch geht,<br />

sofort ein Erfolg. Eine Million Geräte<br />

konnte Apple in <strong>de</strong>n Vereinigten Staaten<br />

allein in <strong>de</strong>n ersten 28 Tagen absetzen.<br />

Insgesamt will <strong>de</strong>r amerikanische Konzern<br />

bis zum Jahresen<strong>de</strong> 2010 bereits<br />

28,5 Millionen Geräte verkaufen. Keine<br />

Frage, das iPad schreibt ein neues Erfolgskapitel<br />

beim US-Konzern. Umso ärgerlicher<br />

sind jetzt aufkommen<strong>de</strong> Imageprobleme<br />

für die Kalifornier.<br />

Die Geräte wer<strong>de</strong>n in China im Auftrag<br />

von Apple bei Foxconn, hauptsächlich<br />

ein riesiger „Subunternehmer“ aus Taiwan,<br />

gefertigt. Foxconn beschäftigt in<br />

Südchina 300.000 Menschen. Apple ist<br />

nicht <strong>de</strong>r einzige Auftraggeber für die<br />

Taiwaner. Wie chinesischen Medien und<br />

<strong>de</strong>m Weltblatt „Neue Zürcher Zeitung“<br />

zu entnehmen ist, lassen auch Hewlett-<br />

Packard, Dell, Motorola, Nokia, Sony,<br />

Ericsson und weitere Unternehmen bei<br />

Foxconn produzieren. Für Apple fertigt<br />

das Unternehmen neben <strong>de</strong>m iPad auch<br />

Innerhalb von 28 Tagen setzte Apple allein in <strong>de</strong>n USA eine Million IPad’s ab. Auch in Deutschland war <strong>de</strong>r Ansturm riesig. © Apple<br />

das iPhone und <strong>de</strong>n iPod. Dies alles wäre<br />

– abgesehen davon, dass es für so<br />

manch einen Käufer eine Überraschung<br />

ist, dass die Produkte eben nicht in <strong>de</strong>n<br />

USA hergestellt wer<strong>de</strong>n – nicht das<br />

hauptsächliche Problem, aber auch,<br />

<strong>de</strong>nn ein „chinesisches Produkt“ wollen<br />

nicht alle Käufer. Schlimmer ist, dass die<br />

Arbeitsbedingungen bei Foxconn jetzt<br />

zum weltweiten Medienthema wur<strong>de</strong>n.<br />

Hintergrund dafür ist eine Selbstmordserie<br />

junger chinesischer Wan<strong>de</strong>rarbeiter,<br />

die offenbar bei Foxconn keine Perspektive<br />

mehr sahen. Die jungen Leute,<br />

so Korrespon<strong>de</strong>nten und chinesische<br />

Medien wie die „South China Morning“,<br />

durften noch nicht einmal während ihrer<br />

langen täglichen Arbeitszeit einige Worte<br />

sprechen, wie Betroffene übereinstimmend<br />

sagten. In einem offenen Brief haben<br />

jetzt mehrere chinesische Sozialwissenschaftler<br />

das auch allgemein unmenschliche<br />

Problem <strong>de</strong>r jungen Wan<strong>de</strong>rarbeiter,<br />

aus <strong>de</strong>nen sich ganz wesentlich<br />

auch die Beschäftigtenanzahl bei<br />

Foxconn rekrutiert, ver<strong>de</strong>utlicht. Auch<br />

Sven Hansen hat in einem Kommentar<br />

in <strong>de</strong>r „taz“ darauf hingewiesen, dass die<br />

sich häufen<strong>de</strong>n Selbstmor<strong>de</strong> ein Indiz<br />

dafür seien, dass „die Ausbeutung von<br />

rund 150 Millionen rechtlosen Wan<strong>de</strong>rarbeitern<br />

an ihre Grenzen stößt“.<br />

Inzwischen hat auch eine Aktivistengruppe<br />

Sacom, auf die in <strong>de</strong>r Tat unerträglichen<br />

Zustän<strong>de</strong> hingewiesen. Dass<br />

die Dinge keineswegs übertrieben dargestellt<br />

wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>monstriert Apple<br />

selbst. Bereits in <strong>de</strong>r Vergangenheit hat<br />

<strong>de</strong>r amerikanische Konzern eingeräumt,<br />

dass man Kin<strong>de</strong>rarbeit bei Foxconn abstellen<br />

musste. Auch jetzt haben die<br />

Amerikaner <strong>de</strong>n Druck ganz erheblich<br />

auf Foxconn erhöht, mit <strong>de</strong>m Ziel, bessere<br />

Arbeitsbedingungen zu erreichen.<br />

Prompt hat jetzt <strong>de</strong>r taiwanesische Riesenkonzern<br />

die Löhne ab sofort um 30%<br />

erhöht, wie <strong>de</strong>r „Neuen Zürcher Zeitung“<br />

zu entnehmen war.<br />

Derzeit rumort es beson<strong>de</strong>rs bei <strong>de</strong>n chinesischen<br />

Arbeitern. Apple ist nicht allein<br />

betroffen. Mit Vorwürfen, in China<br />

unter fragwürdigen Bedingungen produzieren<br />

zu lassen, wur<strong>de</strong> auch Puma und<br />

jetzt aktuell auch Adidas konfrontiert.<br />

So ganz nebenbei relativieren die unangenehmen<br />

Nachrichten aus China auch<br />

<strong>de</strong>ren angebliche Exportkraft. Diese basiert<br />

in Wirklichkeit zu zwei Drittel auf<br />

Exporten westlicher Firmen, die in China<br />

produzieren.<br />

KURZFRISTIG AUFTRÄGE – spätere Konkurrenz:<br />

China will <strong>de</strong>utsches Knowhow mit unfairen Metho<strong>de</strong>n<br />

> Günter Spahn<br />

Im Imitieren und im bewussten Aneignen<br />

von frem<strong>de</strong>n Innovationen<br />

sind die Chinesen Meister. Als die<br />

BASF mit einer Milliar<strong>de</strong>ninvestition<br />

in <strong>de</strong>n Chemie-Verbundstandort<br />

Nanjing ein 50:50 Joint-Venture mit <strong>de</strong>m<br />

chinesischen Erdgaskonzern Sinopec<br />

einging, bestan<strong>de</strong>n die Behör<strong>de</strong>n auf die<br />

vorherige Preisgabe <strong>de</strong>r Blaupausen!<br />

Und auch Siemens bekam jetzt die chinesische<br />

Übersetzung für das Wort Partnerschaft<br />

zu spüren. Noch vor einem<br />

Jahr feierten die Münchener einen Großauftrag<br />

für Hochgeschwindigkeitszüge,<br />

nach<strong>de</strong>m Siemens bereits seinen<br />

Hightech-Zug Velaro für die Strecke Peking-Tianjin<br />

erfolgreich im Einsatz hat.<br />

Jetzt bauen die Chinesen <strong>de</strong>n Zug bereits<br />

nach und wollen ihn <strong>de</strong>n USA,<br />

preiswert versteht sich, anbieten. Es wird<br />

dazu vermutlich nicht kommen.<br />

Wie die Praktiken in Wahrheit im Reich<br />

Der Siemens Hochgeschwindigkeitszug Velaro in China.<br />

<strong>de</strong>r Mitte sind, beschreibt auch die amerikanische<br />

Kommission „United Staats China<br />

Economic and Security“. China zwinge<br />

ausländische Gesellschaften, ihre Technologien<br />

preiszugeben. Das Land verzögere<br />

„laufend das Durchsetzen internatio-<br />

© Siemens<br />

naler Gesetze zum Schutze geistigen Eigentums.<br />

Die Regierung <strong>de</strong>r Vereinigten<br />

Staaten und private Organisationen bezeichnen<br />

China als die weltweit größte<br />

Quelle solcher Diebstähle“, so die Kommission<br />

in einem Bericht für <strong>de</strong>n amerikanischen<br />

Kongress. Auch die <strong>de</strong>utschen Firmen<br />

müssen aufpassen, damit sie ihr Wissen<br />

und die enormen Entwicklungskosten<br />

für neue Produkte nicht verspielen. So verlockend<br />

die zugegebenermaßen großen<br />

Absatzchancen für die <strong>de</strong>utsche Industrie<br />

sind, so gefährlich ist es für die Firmen, ihren<br />

technischen Vorsprung zu gefähr<strong>de</strong>n.<br />

Natürlich will <strong>de</strong>r Westen (dazu gehört<br />

auch die Hightech-Nation Japan) China<br />

helfen, seine katastrophalen Umweltbedingungen,<br />

die mangelhafte Trinkwasserversorgung<br />

und die nach wie vor völlig<br />

ungenügen<strong>de</strong> Infrastruktur in <strong>de</strong>n Griff zu<br />

bekommen. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite muss<br />

aber die politische Führung, die Kommunistische<br />

Partei, gegenüber <strong>de</strong>n westlichen<br />

Unternehmen fairer wer<strong>de</strong>n.<br />

Fortsetzung auf Seite 2<br />

2. Jahrgang<br />

Exporte als Subunternehmer<br />

Durch die jetzt bekannt gewor<strong>de</strong>nen Vorgänge<br />

um die iPad-Fertigung in China,<br />

wird jetzt auch die vermeintliche Position eines<br />

„Exportweltmeisters“ Chinas in einem<br />

an<strong>de</strong>ren Licht gesehen. Wie bereits im WirtschaftsReport-Letter<br />

Mai 2010 (www.zielgruppen-<strong>medien</strong>.<strong>de</strong><br />

unter <strong>de</strong>m Link Kommentare<br />

und News), <strong>de</strong>r aus Anlass <strong>de</strong>r Expo in<br />

Shanghai erschien, ausgeführt, spiegelt die<br />

Glitzerwelt von Shanghai und Peking in keinster<br />

Weise die wirkliche Situation Chinas wi<strong>de</strong>r,<br />

wie auch unsere Korrespon<strong>de</strong>nten aus<br />

<strong>de</strong>m Land berichten.<br />

Bei <strong>de</strong>n „Glanz und Gloria“-Meldungen einiger<br />

<strong>de</strong>utscher Medien geht völlig unter,<br />

woher die Erfolgsmeldungen <strong>de</strong>r nur angeblichen<br />

Wirtschafts-Supermacht China<br />

kommen. China lebt vor allem durch Investitionen<br />

von Firmen außerhalb <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s.<br />

Gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>utsche Firmen wie die BASF haben<br />

in Anlagen und Fabriken investiert und<br />

Arbeitsplätze geschaffen. Selbst das China<br />

benachbarte und <strong>de</strong>m Westen zuzuordnen<strong>de</strong><br />

Taiwan, von <strong>de</strong>r Volksrepublik immer<br />

wie<strong>de</strong>r verbal bedroht, hat in China 10,7<br />

Milliar<strong>de</strong>n Euro allein 2008 investiert. Und<br />

wie das Auswärtige Amt <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik<br />

Deutschland mitteilt, wer<strong>de</strong>n aktuell<br />

rund zwei Drittel <strong>de</strong>r chinesischen Exportgüter<br />

von ausländisch investierten Unternehmen<br />

hergestellt, wie eben iPad. China<br />

ist weitgehend ein Subunternehmer <strong>de</strong>s<br />

Westens. Darauf wies auch <strong>de</strong>r Londoner<br />

Think Tanks „The Work Foundation“ hin.<br />

Gut die Hälfte <strong>de</strong>r chinesischen Patente<br />

wür<strong>de</strong> von ausländischen Firmen angemel<strong>de</strong>t,<br />

die fast für <strong>de</strong>n gesamten Export im<br />

Technologiesektor verantwortlich seien.<br />

Tatsächlich gibt es in China, von staatlich<br />

gelenkten Unternehmen <strong>de</strong>r Energiewirtschaft<br />

abgesehen, kein einziges innovatives<br />

Unternehmen mit einer internationalen<br />

Strahlkraft vom Zuschnitt Intel, Siemens,<br />

BASF, Philips, Toshiba, Hitachi, Nestlé o<strong>de</strong>r<br />

GlaxoSmithKline. Dadurch besteht aber<br />

auch die große Gefahr mit <strong>de</strong>n nach wie vor<br />

vorhan<strong>de</strong>nen Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r fragwürdigen<br />

Technologie- und Wissensbeschaffung<br />

durch China.<br />

Trotz gelegentlicher chinesischer Prahlereien<br />

wären ohne die von westlichen Firmen<br />

geschaffenen Investitionen soziale Spannungen<br />

vor allem im Lan<strong>de</strong>sinneren unvermeidlich.<br />

Deshalb muss das Engagement<br />

westlicher Firmen in China keineswegs aus<br />

einer Position <strong>de</strong>r Angst, etwa chinesische<br />

Aufträge nicht zu erhalten, gesehen wer<strong>de</strong>n.<br />

Im Gegenteil – die westlichen Firmen<br />

müssen o<strong>de</strong>r sollten selbstbewusster auftreten,<br />

<strong>de</strong>nn die Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n<br />

Chinesen ist ein Interessenspiel. Westliche<br />

Firmen brauchen <strong>de</strong>n chinesischen Markt.<br />

Aber ohne Hilfe durch westliche Firmen und<br />

<strong>de</strong>ren Exporte aus China – Stichwort iPad –<br />

wird es das Land sehr schwer haben.<br />

Denn immer noch, von einigen „abgekupferten“<br />

Produkten abgesehen, sind echte<br />

chinesische Waren mit enormen Qualitätsproblemen<br />

behaftet. Ob es Babylätzchen<br />

mit zu hohen Bleiwerten, Kin<strong>de</strong>rkleidung<br />

mit einer zu hohen Konzentration von<br />

Formal<strong>de</strong>hyd o<strong>de</strong>r einfache elektrische<br />

Haushaltsgeräte waren o<strong>de</strong>r sind: oft mussten<br />

die Behör<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Verbraucherverbän<strong>de</strong><br />

vor <strong>de</strong>n Produkten warnen. Dies hat<br />

auch <strong>de</strong>r TÜV-Süd festgestellt, <strong>de</strong>r eine<br />

überdurchschnittliche Mängelquote bei<br />

chinesischen Erzeugnissen registrierte. Zu<br />

erinnern ist auch an kontaminierte Babynahrung.<br />

Jüngst wur<strong>de</strong> von giftigen Gipsplatten,<br />

Ma<strong>de</strong> in China, berichtet. SP


WirtschaftsReport<br />

2 Juni 2010<br />

Deutschland überlebt <strong>de</strong>n Wirtschaftskonkurrenten China<br />

Planung, Stahlbau, innovative Beleuchtung und das futuristische Dach <strong>de</strong>r Arena in Durban (Südafrika) <strong>de</strong>monstrieren <strong>de</strong>utsches Knowhow.<br />

China ist, glaubt man <strong>de</strong>n Medien,<br />

auf <strong>de</strong>m Vormarsch.<br />

Jetzt wur<strong>de</strong>n sogar schon die<br />

Bälle für die Fußballweltmeisterschaft<br />

in Südafrika im Auftrag von<br />

Adidas in China hergestellt. Beim Shopping<br />

ist „Ma<strong>de</strong> in China“ allgegenwärtig<br />

– ob Bratpfanne o<strong>de</strong>r Schuhlöffel bei<br />

IKEA, Zusatzgeräte für Kenwood-Küchenmaschinen<br />

o<strong>de</strong>r Sportschuhe – China<br />

ist Bestandteil unseres Alltages. Kann<br />

das Reich <strong>de</strong>r Mitte die Riege <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n<br />

Wirtschaftsnationen anführen?<br />

Viele halten bereits heute die Frage falsch<br />

gestellt; das Land sei real auf vielen Gebieten<br />

bereits vorn und selbst Hightech-<br />

Produkte wie Hochgeschwindigkeitszüge<br />

biete China bereits auch außerhalb<br />

<strong>de</strong>r asiatischen Märkte an.<br />

Ist die Überschrift dieses Beitrages ein<br />

Wi<strong>de</strong>rspruch, wenn ganz aktuell VW riesige<br />

Investitionen über 6 Milliar<strong>de</strong>n Euro<br />

in China ankündigt, die <strong>de</strong>m Heimatstandort<br />

<strong>de</strong>s Mobilitätskonzerns, Deutschland,<br />

verloren gehen? Hat <strong>de</strong>r Standort<br />

China schon wie<strong>de</strong>r vernichtend zugeschlagen?<br />

Nun könnte man ja beruhigend<br />

sagen, dass es immerhin <strong>de</strong>utsche<br />

Investitionen sind und dass <strong>de</strong>r VW-Konzern<br />

<strong>de</strong>m neuen Projekt die Auflage mitgegeben<br />

hat, von China aus nicht zu exportieren.<br />

Immerhin sind ja zwei Drittel<br />

<strong>de</strong>r chinesischen Exporte von westlichen<br />

Firmen getrieben, die in China selbst<br />

produzieren bzw. produzieren lassen.<br />

Die Wahrheit über China liegt in <strong>de</strong>r Mitte.<br />

Ja, sie sind eine Gefahr auch für die<br />

<strong>de</strong>utsche Industrie, wenn sie weiterhin<br />

ungestraft <strong>de</strong>utsche Technologien via<br />

Technologieklau über Blaupausen „abkupfern“.<br />

Dennoch wird das Land<br />

Deutschland substanziell nicht gefähr<strong>de</strong>n<br />

können. In <strong>de</strong>r Tat ist China – siehe<br />

auch WirtschaftsReport-Letter Mai 2010<br />

unter www.zielgruppen-<strong>medien</strong>.<strong>de</strong> –<br />

noch insgesamt sehr weit zurück und<br />

muss ganz im Gegenteil befürchten, dass<br />

es innere Unruhen gibt, wenn die Zuwachsraten<br />

auch nur geringfügig zurückgehen.<br />

Die Millionenheere <strong>de</strong>r weitgehend<br />

rechtlosen Wan<strong>de</strong>rarbeiter sind<br />

ein gewaltiges Pulverfass. Wenn sich dieses<br />

entzün<strong>de</strong>t, und erste Anzeichen <strong>de</strong>uten<br />

darauf hin, kann China seinen Aufholprozess<br />

vergessen. Auch <strong>de</strong>shalb muss<br />

das Regime in Peking trotz <strong>de</strong>r <strong>de</strong>monstrativ<br />

zur Schau gestellten Macht eigentlich<br />

<strong>de</strong>n ausländischen Investoren dankbar<br />

sein und noch stärker weiter darauf<br />

hoffen, dass die Nachfrage, etwa aus <strong>de</strong>n<br />

USA, nicht sinkt. Geschieht dies, vielleicht<br />

auch durch bewusste Drosselungen,<br />

hat China sofort Probleme.<br />

Aber – und auch dies ist richtig – die<br />

Kommunistische Partei und die von ihr<br />

diktierten Behör<strong>de</strong>n fühlen sich dann<br />

stark, wenn westliche Firmen in <strong>de</strong>r<br />

übertriebenen Angst, mit Aufträgen nicht<br />

bedacht zu wer<strong>de</strong>n, zu viele Vorgaben<br />

und auch Schikanen <strong>de</strong>s Regimes in Peking<br />

akzeptieren. Es wur<strong>de</strong> bereits auch<br />

in einem an<strong>de</strong>ren Beitrag dieser Son<strong>de</strong>rseiten<br />

darauf hingewiesen, dass die Metho<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Technologiediebstahls nicht<br />

akzeptierbar sind. Wenn aber <strong>de</strong>utsche<br />

Firmen einknicken und an<strong>de</strong>rerseits China<br />

die Spielregeln eines geordneten fairen<br />

Welthan<strong>de</strong>ls nicht einhalten will,<br />

dann, aber nur dann, ist tatsächlich eine<br />

Gefahr auch für <strong>de</strong>utsche Positionen auf<br />

<strong>de</strong>n Weltmärkten gegeben.<br />

Rezepte gegen Technologiediebstahl<br />

China ist nur <strong>de</strong>shalb eine „billige Werkbank“,<br />

weil die Menschen dort zu Bedingungen<br />

arbeiten, die hier auch nicht<br />

ansatzweise vorstellbar sind. Und das<br />

Land kann nur <strong>de</strong>shalb mit Nachahmungen<br />

im höherwertigen Sektor günstiger<br />

anbieten, weil die enormen Entwicklungskosten,<br />

etwa für Hochgeschwindigkeitszüge,<br />

über die Blaupausen<br />

von Siemens „beschafft“ wur<strong>de</strong>n. Es<br />

gibt aber durchaus Rezepte, um <strong>de</strong>m<br />

Technologiediebstahl zu begegnen.<br />

Schlüsselkomponenten, z.B. komplizierte<br />

elektronische Antriebssteuerungen,<br />

dürfen im Interesse <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Wettbewerbsfähigkeit<br />

nicht in China hergestellt<br />

wer<strong>de</strong>n. Deutschland ist ja nach<br />

wie vor – bereinigt – mit großem Abstand<br />

Exportweltmeister, wenn man die<br />

„chinesischen“ Exporte (rechnerisch<br />

zählt dazu ganz aktuell das iPad von<br />

Apple) <strong>de</strong>r westlichen Firmen herausrechnet.<br />

Real ist in einigen Branchen und Bereichen<br />

<strong>de</strong>r westliche Vorsprung, etwa in<br />

<strong>de</strong>r forschen<strong>de</strong>n Pharmaindustrie, <strong>de</strong>rart<br />

groß, dass es noch Jahrzehnte dauert, bis<br />

China aufgeschlossen hat. Weitere Gebiete<br />

wären etwa die Messtechnik, die<br />

bildgeben<strong>de</strong> Diagnostik und vor allem<br />

Nischenprodukte, <strong>de</strong>ren Wissen in<br />

Deutschland bei familiengeführten Firmen<br />

liegt. Was nützen alle spektakulären<br />

Hochhäuser in Shanghai, wenn in <strong>de</strong>r<br />

Bauphase etwa die Firma Putzmeister<br />

mit ihren Spitzentechnologien und Spezialpumpen<br />

<strong>de</strong>n Beton nicht auf eine<br />

Höhe von etwa 500 Meter bringt? Einfache<br />

Schiffe bauen kann heute je<strong>de</strong><br />

neue chinesische Werft. Wenn es aber<br />

darauf ankommt, Reibungswi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong><br />

beim Schiffsrumpf per Windkanal zu justieren,<br />

dann ist auch hier <strong>de</strong>utsches<br />

Knowhow auch über die Antriebe gefragt.<br />

Es ist kein Zufall, dass bei Meyer<br />

in Papenburg Schiffe sozusagen als Luxusliner<br />

am „Fließband“ produziert<br />

wer<strong>de</strong>n, trotz asiatischer Konkurrenz. Es<br />

wur<strong>de</strong> einleitend beklagt, dass jetzt<br />

schon die Bälle für die Fußball-WM<br />

2010 in China produziert wur<strong>de</strong>n, aber<br />

genau für die WM hat die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft<br />

Flagge gezeigt.<br />

Referenz für <strong>de</strong>utsches Knowhow:<br />

Stadion Durban in Südafrika<br />

Ein Beispiel dafür lässt sich vielleicht am<br />

vermutlich schönsten Stadion im südafrikanischen<br />

Durban festmachen. Mit einem<br />

futuristischen 2.700 Tonnen schweren<br />

Stahlbogen, in Höhe eines 30-stöckigen<br />

Hauses, <strong>de</strong>r ein ebenso spektakuläres<br />

Dach in Seiltechnologie trägt, ist<br />

das Stadion bereits das Wahrzeichen <strong>de</strong>r<br />

WM. Es strahlt durch 15.000 innovative<br />

Leuchtdio<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Siemens-Tochter<br />

Osram. Die Planung, <strong>de</strong>r Stahlbau und<br />

die Seiltechnik <strong>de</strong>monstriert herausragend<br />

„Ma<strong>de</strong> in Germany“. Man könnte<br />

weitere Beispiele bringen, in <strong>de</strong>nen die<br />

<strong>de</strong>utsche Wirtschaft chinesische Konkurrenz<br />

nicht fürchten muss. Dazu gehört<br />

die Beschichtungs- und Strömungstechnik,<br />

neue Materialien (aber auch<br />

Hightech-Stahl für <strong>de</strong>n Kraftwerke- o<strong>de</strong>r<br />

© www.stahl-info.<strong>de</strong><br />

U-Boot-Bau) und schlussendlich natürlich<br />

intelligente Netze, Hochspannungs-<br />

Gleichstrom-Übertragungen (HGÜ) über<br />

lange Entfernungen (z.B. für China), und<br />

natürlich Technologien für mehr Energieeffizienz.<br />

Ein Exportschlager Deutschlands<br />

wer<strong>de</strong>n wohl künftig auch Kraftwerke mit<br />

<strong>de</strong>r Abscheidung von CO 2 durch die CCS-<br />

Technik (hier spielt die Lin<strong>de</strong> AG eine wesentliche<br />

Rolle) sein.<br />

Deutscher Erfin<strong>de</strong>r- und Tüftlergeist, bei<br />

aller Anerkennung <strong>de</strong>s Fleißes und <strong>de</strong>r<br />

Tüchtigkeit junger chinesischer Ingenieure,<br />

wird wohl auch künftig für die Qualität<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Wirtschaft stehen. Sie<br />

wird, dies gilt auch für die Wirtschaft <strong>de</strong>r<br />

Schweiz, noch Jahrzehnte die Maßstäbe<br />

setzen. Die Vereinigten Staaten wer<strong>de</strong>n –<br />

um wenige Beispiele zu nennen – mit Intel,<br />

Apple, IBM, Texas Instruments, Microsoft<br />

o<strong>de</strong>r Google, die Welt <strong>de</strong>r Informatik<br />

und <strong>de</strong>s Internets weiterhin bestimmen.<br />

Resümee: Es besteht für übertriebene<br />

Zukunftsängste gegenüber China kein<br />

Grund, wenngleich man <strong>de</strong>n Ehrgeiz <strong>de</strong>s<br />

Lan<strong>de</strong>s, eine maßgebliche Rolle zu spielen,<br />

anerkennen muss. Wenn China sich<br />

partnerschaftlich in die Weltwirtschaft<br />

einfügt, wird das Land an echter Be<strong>de</strong>utung<br />

noch zulegen können.<br />

Fortsetzung von Seite 1<br />

Das Land muss energischer<br />

gegen <strong>de</strong>n Technologiediebstahl<br />

vorgehen und unterbin<strong>de</strong>n.<br />

China – siehe<br />

Beitrag Exporte als Subunternehmer auf<br />

<strong>de</strong>r Titelseite – ist viel stärker auf <strong>de</strong>n<br />

Westen angewiesen, als man hierzulan<strong>de</strong><br />

in <strong>de</strong>n Medien glaubt. Ohne unsere<br />

Hilfe, ohne die Exporte westlicher Firmen<br />

aus China, bricht immer noch die<br />

wirtschaftliche Struktur Chinas zusammen.<br />

Es besteht daher für westliche Firmen<br />

überhaupt keinen Grund, im Lan<strong>de</strong><br />

ängstlich um Aufträge zu buhlen. Es gibt<br />

nur einen vernünftigen Rat: Notfalls auf<br />

Aufträge verzichten, China braucht <strong>de</strong>n<br />

Westen, <strong>de</strong>r Westen nicht China.<br />

Wenn die politische Führung nicht fairer<br />

wird, müssen bestimmte strategische Innovationen<br />

<strong>de</strong>s Westens über Instrumente<br />

<strong>de</strong>r Außenhan<strong>de</strong>lsgesetze auf die<br />

Chip-Technologie von Intel.<br />

© Intel<br />

„Watch-List“ genommen wer<strong>de</strong>n, d.h.<br />

insbeson<strong>de</strong>re die USA, die EU, die<br />

Schweiz und Japan müssen ihren Firmen<br />

auferlegen, China mit ausgesuchten Technologien<br />

nicht mehr zu beliefern. Was mit<br />

<strong>de</strong>r „Watch-List“ gemeint ist, lässt sich<br />

am Beispiel <strong>de</strong>s neuen chinesischen Superrechners<br />

Nebulae skizzieren.<br />

Dieser Computer <strong>de</strong>s chinesischen Herstellers<br />

Dawning rechnet mit Intel x5650<br />

Prozessoren und 4640 Testa-Karten von<br />

Nvidia (bei<strong>de</strong> US-Firmen haben ihren<br />

Sitz in Santa Clara in Kalifornien). Ohne<br />

die Komponenten von Intel und Nvidia<br />

ist China noch lange nicht in <strong>de</strong>r Lage,<br />

eine „Computermacht für Großrechner“<br />

zu wer<strong>de</strong>n. Dieses Wissenspotenzial<br />

und die Überlegenheit in <strong>de</strong>r<br />

Schlüsseltechnologie Prozessoren <strong>de</strong>r<br />

neuesten Generation, wie sie eben Intel<br />

hat, darf <strong>de</strong>r Westen nicht preisgeben. Intel<br />

stellt daher auch ganz bewusst die<br />

neuesten Entwicklungen in seinen Chip-<br />

Fabriken in <strong>de</strong>n USA her. Da spielen in<br />

<strong>de</strong>r Tat sicherheitsstrategische und wirtschaftliche<br />

Überlegungen eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Rolle. Auch aus diesen Grün<strong>de</strong>n<br />

prüfen die Vereinigten Staaten <strong>de</strong>rzeit,<br />

ob China noch mit bestimmten innovativen<br />

Technologien beliefert wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Es ist – auch daran müssen die Verantwortlichen<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Industrie unter<br />

Berücksichtigung <strong>de</strong>r langfristigen<br />

Entwicklung <strong>de</strong>r Märkte <strong>de</strong>nken – im<br />

Zweifelsfalle besser, auf temporäre Verkaufschancen<br />

in China zu verzichten<br />

und dafür neue und dankbare Absatzgebiete<br />

zu entwickeln. Dazu gehört etwa<br />

<strong>de</strong>r afrikanische Kontinent, mit bereits<br />

einer Milliar<strong>de</strong> Menschen. Wir dürfen in<br />

<strong>de</strong>r westlichen Hemisphäre inklusive Japan<br />

<strong>de</strong>n Chinesen nicht <strong>de</strong>n berühmten<br />

Strick liefern …<br />

Freier Welthan<strong>de</strong>l ja, aber die Spielregeln<br />

müssen eingehalten wer<strong>de</strong>n und dies<br />

machen die Chinesen, je<strong>de</strong>nfalls <strong>de</strong>rzeit,<br />

lei<strong>de</strong>r noch nicht.<br />

Einige <strong>de</strong>utsche Firmen gehen an<strong>de</strong>re<br />

Wege in China. Sie grün<strong>de</strong>n Joint-Ventures<br />

ausschließlich für die Belieferung<br />

<strong>de</strong>s lokalen Marktes wie etwa <strong>de</strong>r Ludwigshafener<br />

Chemieriese BASF. Einige<br />

Produkte lassen sich im Übrigen auch<br />

nicht mehr in einem kostenintensiven<br />

Land wie Deutschland herstellen. Dazu<br />

gehören etwa Produkte <strong>de</strong>r Sportartikel-Konzerne<br />

Adidas und Puma. Bei<strong>de</strong><br />

Unternehmen lassen Textilien und<br />

Schuhe in China und in benachbarten<br />

Län<strong>de</strong>rn herstellen. Allerdings müssen<br />

hier soziale und ethische Prinzipien beachtet<br />

wer<strong>de</strong>n. Eine kostengünstige<br />

Produktion darf nicht unter einer Vernachlässigung<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsbedingungen<br />

vonstatten gehen.

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