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II - Die frühen Krematoriumsbauten: Planung, Technik und ...

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Frühe Krematorien 06.05.2008 16<br />

Auf der einen Seite verfocht man eine gr<strong>und</strong>legende Reform im<br />

Bestattungswesen, auf der anderen Seite musste man mehr oder weniger<br />

auf traditionelle Pietätsvorstellungen anpassen, wollte man nicht in der<br />

gesellschaftlichen Isolation verharren. Auch sah man sich genötigt,<br />

tatsächlichen oder vermeintlichen Angriffen von konservativer,<br />

insbesondere von kirchlicher Seite schon im Vorwege durch einen<br />

Rückgriff auf das Arsenal bekannter Ausdrucksformen zu begegnen.<br />

Wie sich in der Zukunft zeigen sollte, blieb dies eines der Hauptprobleme<br />

der Feuerbestattungskultur. <strong>Die</strong> Verbannung der Verbrennungstechnik in<br />

das nicht öffentlich zugängliche Untergeschoss, die auch bei späteren<br />

Bauten immer wieder verfolgt wurde, sollte die Trennung zwischen<br />

Trauer <strong>und</strong> <strong>Technik</strong> zementieren. Insofern lässt sich auch festhalten, dass<br />

die – sicherlich völlig neue – Bauaufgabe „Krematorium“ mit einer<br />

gewissen Inkonsequenz bewältigt wurde. Das zentrale Element der neuen<br />

Bestattungsart, der Leichenverbrennungsapparat, wurde regelrecht<br />

versteckt. Inhalt <strong>und</strong> Form traten auseinander, das Arsenal historistischer<br />

Architektur wurde zum bloßen Dekor, das der veränderten Realität<br />

äußerlich blieb. Gesellschaftlich wurde der technische Trakt des<br />

Krematoriums <strong>und</strong> insbesondere der Verbrennungsapparat damit zum<br />

„Arkanum“ – zu einem geheimen Ort, den man gern verdrängte.<br />

Wie dem auch sei: Über mangelnde öffentliche Aufmerksamkeit konnten<br />

sich weder das Hamburger Krematorium noch die anderen Bauten<br />

beklagen. Immer wieder wurden sie in der Presse vorgestellt. Das<br />

Hamburger Krematorium zählte nach seiner Fertigstellung zu den<br />

Sehenswürdigkeiten der Hansestadt. Man konnte Ansichtskarten von<br />

dem Gebäude erwerben oder es gegen 50 Pfennig Eintritt besichtigen –<br />

letzteres sogar dann, wenn eine Trauerfeier stattfand (sofern es die<br />

Hinterbliebenen gestatteten).<br />

<strong>Die</strong> geschilderte Trennung von Trauer <strong>und</strong> <strong>Technik</strong> fanden sich in mehr<br />

oder weniger modifizierter Gestalt auch in vielen späteren<br />

<strong>Krematoriumsbauten</strong> wieder. Im 1901 eröffneten Mannheimer

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