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Masterarbeit - Hochschule Hannover

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Fachhochschule <strong>Hannover</strong><br />

Fachbereich Wirtschaft<br />

<strong>Masterarbeit</strong><br />

Wertschöpfungsprozesse der Informationsgenerierung<br />

bei der Sammlung und Auswertung von botanischem<br />

Belegmaterial<br />

zur Erlangung des Grades<br />

Master of Science<br />

im Studiengang<br />

Unternehmensentwicklung am<br />

Fachbereich Wirtschaft der Fachhochschule <strong>Hannover</strong><br />

vorgelegt von:<br />

Stefan Wendehorst<br />

Birkenweg 29<br />

31226 Peine<br />

Matrikelnummer: 10 75 74 6<br />

Erstgutachter: Prof. Dr. Dr. Thomas Jaspersen<br />

Zweitgutachter: Prof. Dr. Manfred Krause<br />

Abgabedatum: 26.02.2009


Vorbemerkung<br />

Vorbemerkung<br />

Die vorliegende <strong>Masterarbeit</strong> enthält Inhalte einer Befragung, die in acht verschiedenen<br />

Herbarien in Deutschland durchgeführt wurde. Für die Bereitschaft<br />

zur Teilnahme an dieser Umfrage möchte ich mich bei allen beteiligten botanischen<br />

Einrichtungen und deren Mitarbeitern bedanken.<br />

Bei allen Einrichtungen stieß ich auf aufgeschlossene Mitarbeiter, die sich Zeit<br />

nahmen, um alle Fragen zu beantworten. Zudem stellten sie mir die jeweilige<br />

Einrichtung vor und führten mich durch das Herbar. Teilweise wurden zu<br />

Demonstrationszwecken einzelne Prozesse veranschaulicht.<br />

Die Fülle der neuen Informationen, gerade in Folge der offenen Fragestellung<br />

zeigte deutlich, wie die Befragten Interesse daran haben, mithilfe ihres Fachwissens<br />

neue Erkenntnisse zu generieren.<br />

Auch für mich persönlich führten die Befragungen zu zahlreichen neuen Erkenntnissen<br />

aus dem Bereich der Botanik, die mir bisher nicht erschlossen waren.<br />

Die erhobenen Inhalte und Erfahrungen aus der Befragung konnten nicht nur<br />

wesentlich zum Entstehen dieser Arbeit beitragen, sondern helfen auch, das<br />

botanische Material in den Herbarien für zukünftige Generationen durch neuartige<br />

Prozesse und Entwicklungen zu erhalten.<br />

Peine, Februar 2009<br />

Stefan Wendehorst<br />

II


Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Vorbemerkung.................................................................................................. II<br />

Abkürzungsverzeichnis ...................................................................................V<br />

Abbildungsverzeichnis ...................................................................................VI<br />

Tabellenverzeichnis ......................................................................................VIII<br />

Kurzfassung.....................................................................................................IX<br />

Abstract.............................................................................................................X<br />

1 Einleitung....................................................................................................... 1<br />

1.1 Zielsetzung der Arbeit........................................................................ 2<br />

1.2 Aufbau der Arbeit ............................................................................... 2<br />

2 Methodische Vorgehensweise ..................................................................... 4<br />

2.1 Ausgangshypothese .......................................................................... 5<br />

2.2 Erstellung des Erhebungsinstruments............................................. 6<br />

2.2.1 Aufbau des Erhebungsinstruments................................................. 6<br />

2.2.2 Vorgehensweise der Datenerhebung.............................................. 7<br />

2.3 Empirische Befragung ....................................................................... 7<br />

2.3.1 Ausgewählte Herbarien in Deutschland.......................................... 8<br />

2.3.2 Die gewählte Stichprobe................................................................. 8<br />

2.4 Auswertung der Befragung und Hypothesenprüfung..................... 9<br />

3 Theoretische Grundlagen........................................................................... 10<br />

3.1 Begründung des Erhebungsinstrumentes zur Ist-Stand-Analyse11<br />

3.1.1 Die qualitative Datenerhebung...................................................... 13<br />

3.1.2 Das Leitfadeninterview.................................................................. 16<br />

3.2 Wertschöpfungsprozesse im botanischen Umfeld ....................... 17<br />

3.3 Referenzmodellierung...................................................................... 21<br />

3.3.1 Grundlagen und Techniken der Referenzmodellierung................. 25<br />

3.3.2 Die sechs Grundsätze ordnungsmäßiger Modellierung ................ 26<br />

3.4 Geschäftsprozessabbildung ........................................................... 30<br />

3.4.1 Begriffsabgrenzung....................................................................... 32<br />

3.4.2 Verschiedene Modellierungswerkzeuge ....................................... 32<br />

3.4.2.1 ARIS................................................................................ 34<br />

3.4.2.2 Ereignisgesteuerte Prozessketten in der Modellierung ... 38<br />

3.5 Technisches- und Erkenntnisinteresse.......................................... 43<br />

3.5.1 Die internationale Forschungszusammenarbeit der GBIF ............ 43<br />

III


Inhaltsverzeichnis<br />

3.5.2 Kurzvorstellung der Andrew W. Mellon Foundation ...................... 44<br />

4 Ergebnispräsentation.................................................................................. 46<br />

4.1 Allgemeine Ergebnispräsentation .................................................. 46<br />

4.1.1 Herbarium Göttingen..................................................................... 47<br />

4.1.2 Überseemuseum Bremen............................................................. 48<br />

4.1.3 Herbarium Marburg....................................................................... 50<br />

4.1.4 Herbarium Halle............................................................................ 51<br />

4.1.5 Herbarium Dresden....................................................................... 52<br />

4.1.6 Herbarium München ..................................................................... 54<br />

4.1.7 Herbarium Berlin........................................................................... 56<br />

4.1.8 Herbarium Hamburg ..................................................................... 59<br />

4.2 Erstellung des Referenzmodells..................................................... 62<br />

4.2.1 Referenzprozess der Sammlung................................................... 63<br />

4.2.2 Referenzprozess der Bestimmung................................................ 69<br />

4.2.3 Referenzprozess der Digitalisierung ............................................. 74<br />

4.2.4 Referenzprozess der Lagerung .................................................... 80<br />

4.2.5 Referenzprozess der Auswertung................................................. 85<br />

4.3 Darstellung der Prozesse in Wertschöpfungsketten .................... 91<br />

4.4 Hypothesenprüfung ......................................................................... 92<br />

5 Zusammenfassung und Ausblick .............................................................. 93<br />

5.1 Zusammenfassung........................................................................... 93<br />

5.2 Ausblick ............................................................................................ 95<br />

Anhang............................................................................................................ 97<br />

Anhang A Fragebogen des Leitfadeninterviews ................................. 97<br />

Anhang B Interviewergebnisse........................................................... 102<br />

Anhang C Verwendete Notationsformen in der Modellierung.......... 132<br />

Anhang D Mindmapausschnitt zur Fragebogenausarbeitung.......... 133<br />

Anhang E Digitalisierungskosten der Mellon-Foundation................ 134<br />

Quellenverzeichnis....................................................................................... 135<br />

Eidesstattliche Erklärung / Statutory Declaration ..................................... 143<br />

IV


Abkürzungsverzeichnis<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

ARIS<br />

BGBM<br />

BPR<br />

BSM<br />

BWL<br />

DNA<br />

DV<br />

eEPK<br />

EPK<br />

FHH<br />

GBIF<br />

GoB<br />

GoM<br />

GPO<br />

GPS<br />

LAPI<br />

LIAS<br />

MTB<br />

NPO<br />

WKD<br />

WSK<br />

Architektur Integrierter Informationssysteme<br />

Botanischer Garten Botanisches Museum Berlin-Dahlem<br />

Business Process Reengineering<br />

Botanische Staatssammlung München<br />

Betriebswirtschaftslehre<br />

Deoxyribonucleic Acid<br />

Datenverarbeitung<br />

Erweiterte Ereignisgesteuerte Prozesskette<br />

Ereignisgesteuerte Prozesskette<br />

Fachhochschule <strong>Hannover</strong><br />

Global Biodiversity Information Facility<br />

Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung<br />

Grundsätze ordnungsmäßiger Modellierung<br />

Geschäftsprozessoptimierung<br />

Global Positioning System<br />

Latin American Plant Initiative<br />

A Global Information System for Lichenized and Non-Lichenized<br />

Ascomycetes<br />

Messtischblatt<br />

Non-Profit-Organisation<br />

Wertschöpfungskettendiagramm<br />

Wertschöpfungskette<br />

V


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Die Wertschöpfungskette nach Porter......................................... 18<br />

Abbildung 2: Darstellung botanischer Wertschöpfungsprozesse...................... 19<br />

Abbildung 3: Regelkreis zur Referenzmodellierung nach Schütte.................... 24<br />

Abbildung 4: Sechs Grundsätze ordnungsmäßiger Modellierung .................... 27<br />

Abbildung 5: Drei Generationen von Modellierungswerkzeugen...................... 33<br />

Abbildung 6: Darstellung der Referenzmodellierung im ARIS-Haus................. 37<br />

Abbildung 7: Grundform einer erweiterten ereignisgesteuerten Prozesskette.. 39<br />

Abbildung 8: Logische Operatoren................................................................... 41<br />

Abbildung 9: Darstellung einer Wertschöpfungskette....................................... 42<br />

Abbildung 10: Andrew W. Mellon ..................................................................... 44<br />

Abbildung 11: Der Herbscan zur Digitalisierung von Herbarbelegen................ 48<br />

Abbildung 12: Botanische Informationswand.................................................... 49<br />

Abbildung 13: Zusätzliche interaktive Information über einen Schlauchpilz ..... 49<br />

Abbildung 14: Trüffelsammlung in Marburg...................................................... 50<br />

Abbildung 15: Erfasste Typusbelege................................................................ 52<br />

Abbildung 16: Verbreitungsatlas für Farn- und Samenpflanzen ....................... 53<br />

Abbildung 17: Ausschnitt aus dem Informationssystem LIAS........................... 56<br />

Abbildung 18: Digitalisierter Herbarbeleg aus dem Willdenow-Herbar............. 57<br />

Abbildung 19: Zusammenarbeit des BGBM mit der GBIF ................................ 58<br />

Abbildung 20: Digitalisierte Typenbelege aus dem Herbarium Hamburg ......... 60<br />

Abbildung 21: Referenzmodell der Sammlung von Herbarmaterial (Teil I)....... 67<br />

Abbildung 22: Referenzmodell der Sammlung von Herbarmaterial (Teil II)...... 68<br />

Abbildung 23: Ordnung in der Biologie ............................................................ 71<br />

Abbildung 24: Referenzmodell der Bestimmung von Herbarmaterial (Teil I).... 72<br />

Abbildung 25: Referenzmodell der Bestimmung von Herbarmaterial (Teil II)... 73<br />

Abbildung 26: Eine Kapsel mit handschriftlichen Daten ................................... 76<br />

Abbildung 27: Referenzprozess der Digitalisierung (Teil I)............................... 78<br />

Abbildung 28: Referenzprozess der Digitalisierung (Teil II).............................. 79<br />

Abbildung 29: Referenzprozess der Lagerung (Teil I)...................................... 83<br />

Abbildung 30: Referenzprozess der Lagerung (Teil II)..................................... 84<br />

Abbildung 31: Referenzprozess der Auswertung (Teil I) .................................. 89<br />

Abbildung 32: Referenzprozess der Auswertung (Teil II) ................................. 90<br />

Abbildung 33: Wertschöpfungskettendiagramm der Referenzprozesse........... 91<br />

VI


Abbildungsverzeichnis<br />

Anhang A: Abbildung 34: Fragebogen des Leitfadeninterviews ..................... 101<br />

Anhang B: Abbildung 35: Eigene Aufzeichnung zur Ordnung in der Biologie. 114<br />

Anhang B: Abbildung 36: Eigene Aufzeichnung zur Kapseldigitalisierung ..... 121<br />

Anhang C: Abbildung 37: Verwendete Notationsformen in der Modellierung. 132<br />

Anhang D: Abbildung 38: Mindmapausschnitt zur Fragebogenausarbeitung. 133<br />

Anhang E: Abbildung 39: Digitalisierungskosten der Mellon-Foundation ....... 134<br />

VII


Tabellenverzeichnis<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Übersicht der besuchten Herbarien ................................................... 8<br />

Tabelle 2: Übersicht der GBIF-Knotenpunkte in Deutschland .......................... 43<br />

Tabelle 3: Digitalisierungskostenberechnung der Mellon-Foundation .............. 61<br />

VIII


Kurzfassung<br />

Kurzfassung<br />

Autorenname:<br />

Titel der Arbeit:<br />

Stefan Wendehorst<br />

Wertschöpfungsprozesse der Informationsgenerierung<br />

bei der Sammlung und<br />

Auswertung von botanischem Belegmaterial<br />

Erstellungsjahr: WS 2008/2009<br />

Studienfach:<br />

Unternehmensentwicklung<br />

Betreuender Professor: Prof. Dr. Dr. Thomas Jaspersen<br />

Zweitgutachter:<br />

Prof. Dr. Manfred Krause<br />

Eine steigende Effizienz von Geschäftsprozessen in Unternehmen und öffentlichen<br />

Einrichtungen wird durch zunehmenden Wettbewerbsdruck und sinkenden<br />

Budgets immer bedeutender.<br />

In der vorliegenden Arbeit werden Wertschöpfungsprozesse der Sammlung,<br />

Bestimmung, Digitalisierung, Lagerung und Auswertung in Herbarien anhand<br />

einer persönlichen Befragung und Beobachtung erfasst.<br />

Ziel dieser Datenerhebung ist es, ein Referenzmodell der zentralen Prozesse<br />

der Wertschöpfung zu modellieren. In diesem Modell ist die optimale Vorgehensweise<br />

aufgezeigt, um eine möglichst hohe Effizienz des jeweiligen Prozesses<br />

zu erreichen. Darüber hinaus besitzt das entwickelte Modell Empfehlungscharakter<br />

für weitere botanische Einrichtungen, um eine ganzheitliche, effiziente<br />

Wertschöpfung im Bereich der Herbarien zu schaffen.<br />

IX


Abstract<br />

Abstract<br />

Author:<br />

Topic:<br />

Stefan Wendehorst<br />

Wertschöpfungsprozesse der Informationsgenerierung<br />

bei der Sammlung und<br />

Auswertung von botanischem Belegmaterial<br />

Year of creation: WS 2008/2009<br />

Field of study:<br />

Unternehmensentwicklung<br />

First Examinant:<br />

Prof. Dr. Dr. Thomas Jaspersen<br />

Second Examinant: Prof. Dr. Manfred Krause<br />

A cumulative efficiency of business processes in enterprises and public institutions<br />

gets more important because of increasing competitive pressure and declining<br />

budgets.<br />

In the present work value-added processes of the collection, identification, digitalization,<br />

storage and evaluation in herbaria are gathered through personal interviews<br />

and observations.<br />

The aim of this data collection is to create a reference model of value added<br />

processes. In this model the optimal procedure to maximize the efficiency of the<br />

respective process is shown. In addition, the developed model has recommendation<br />

character for further botanic facilities to create an integral, efficient added<br />

value in the field of herbaria.<br />

X


1 Einleitung<br />

1 Einleitung<br />

Für eine Effizienzsteigerung in Unternehmen wurden in der Vergangenheit ausschließlich<br />

die zu leistenden Tätigkeiten und einzelnen Arbeitsabläufe untersucht.<br />

Seit dem verstärkten Aufkommen der Geschäftsprozessmodellierung in<br />

den letzten Jahren stehen jedoch längere und zusammenhängende Folgen von<br />

Tätigkeiten, die zur Erledigung von Aufgaben vorgesehen sind, im Mittelpunkt<br />

der Optimierung im Unternehmen. 1<br />

Nicht nur im wirtschaftlichen Umfeld, bei dem die Erzielung eines Gewinns im<br />

Mittelpunkt steht, werden Geschäftsprozesse analysiert. Auch im öffentlichen<br />

Bereich muss verstärkt auf die Effizienz geachtet werden, insbesondere durch<br />

verstärkten Kostendruck infolge von verringerten Budgets. Herausforderungen<br />

stellen dabei beispielsweise steigende Anforderungen an Funktionalität, Qualität<br />

und Service eines Produktes oder einer Dienstleistung dar, aber auch leistungsfähigere<br />

Informationssysteme zur Unterstützung müssen bei der Geschäftsprozessoptimierung<br />

berücksichtigt werden. Insbesondere neue Möglichkeiten,<br />

die durch die Nutzung des Internets erschlossen werden, sind bei der<br />

Modellierung zu beachten. 2<br />

In der vorliegenden Arbeit, die das Thema "Wertschöpfungsprozesse der Informationsgenerierung<br />

bei der Sammlung und Auswertung von botanischem Belegmaterial"<br />

behandelt, werden Wertschöpfungsprozesse 3 in Herbarien untersucht.<br />

Die Notwendigkeit dieser Aufgabenstellung ist aus dem Projekt Herbar<br />

Digital 4 der Fachhochschule <strong>Hannover</strong> (FHH) hervorgegangen. Das Forschungsprojekt<br />

hat das Ziel, die Digitalisierung von Herbarbelegen 5 um eine<br />

Zehnerpotenz auf 2 US-Dollar pro Beleg zu senken.<br />

Im Rahmen von Arbeiten innerhalb des Projektes hat sich gezeigt, dass eine<br />

Optimierung des Digitalisierungsprozesses nicht isoliert betrachtet werden<br />

1 Vgl. Staud 1999, S. 5.<br />

2 Vgl. Allweyer 2005, S. 4-7.<br />

3 Vgl. Kap. 3.2, Wertschöpfungsprozesse im botanischen Umfeld.<br />

4 Vgl. Jaspersen et al. 01.10.2006, o. S.<br />

5 Ein Herbarbeleg ist ein Bogen aus festem Karton, auf dem eine getrocknete Pflanze durch<br />

Klebestellen befestigt ist.<br />

1


1 Einleitung<br />

kann, da verschiedene Wertschöpfungsprozesse ineinandergreifen, über welche<br />

bisher kaum Untersuchungen stattgefunden haben. Zudem wurden bisher<br />

ausschließlich Prozesse im Botanischen Garten Botanischen Museum Berlin-<br />

Dahlem (BGBM) analysiert.<br />

1.1 Zielsetzung der Arbeit<br />

Um die einzelnen Prozesse, die zur Wertschöpfung in Herbarien beitragen,<br />

ganzheitlich zu untersuchen, wird im Rahmen dieser Arbeit eine Befragung in<br />

verschiedenen Herbarien in Deutschland durchgeführt, um unterschiedliche<br />

Wertschöpfungsprozesse und möglichst viele Eindrücke zu erhalten.<br />

Die verschiedenen Ergebnisse und die Beobachtungen vor Ort liefern die<br />

Grundlage, um alle Prozesse zu analysieren. Anhand dieser Analyse wird ermöglicht,<br />

ein Referenzmodell zu modellieren, welches aufzeigt, wie die einzelnen<br />

Prozesse optimaler und effizienter durchzuführen sind. Es stellt dazu die<br />

grundlegenden Schritte in jedem Prozess dar. Bei der Entwicklung des Modells<br />

für jeden Wertschöpfungsprozess wurden zudem die vorhandenen Randbedingungen<br />

und relevante Aspekte der befragten Herbarien berücksichtigt.<br />

1.2 Aufbau der Arbeit<br />

Die vorliegende Arbeit stellt im zweiten Kapitel die methodische Vorgehensweise<br />

vor, in der die dieser Arbeit zugrunde liegende Ausgangshypothese aufgeführt<br />

wird. Des Weiteren werden die Vorgehensweise der Datenerhebung und<br />

die besuchten Einrichtungen vorgestellt.<br />

Das dritte Kapitel beinhaltet theoretische Grundlagen, auf denen diese Arbeit<br />

aufbaut. Zunächst wird die ausgewählte Befragungsform begründet. Im Anschluss<br />

werden Wertschöpfungsprozesse im botanischen Umfeld anhand eines<br />

theoretischen Modells herausgestellt. Um diese in dem späteren Modell abbilden<br />

zu können, werden die zum Verständnis notwendigen Grundlagen der Referenzmodellierung<br />

aufgeführt. Zum Abschluss des Kapitels werden die GBIF<br />

und die Andrew W. Mellon Foundation, zwei international bedeutende Forschungsprojekte<br />

vorgestellt, die zur Wissensgenerierung im botanischen Umfeld<br />

beitragen.<br />

2


1 Einleitung<br />

Im vierten Kapitel wird das Ergebnis präsentiert. Dazu werden die besuchten<br />

Herbarien vorgestellt, um einen kompakten Überblick dieser Einrichtungen zu<br />

erhalten. Neben Schwerpunkten in der Forschung werden auch Besonderheiten<br />

und Alleinstellungsmerkmale aufgeführt.<br />

Im Anschluss daran wird ein Referenzmodell für jeden Prozess, der zur Wertschöpfung<br />

beiträgt, ausgearbeitet und begründet. Des Weiteren wird eine grafische<br />

Darstellung der elementaren Prozessschritte gezeigt. Abschließend nimmt<br />

dieses Kapitel die Überprüfung der Ausgangshypothese vor.<br />

Im fünften Kapitel werden die wesentlichen Erkenntnisse dieser Arbeit zusammengefasst<br />

und ein Ausblick geliefert, welche Aspekte zukünftig Beachtung<br />

finden müssen.<br />

3


2 Methodische Vorgehensweise<br />

2 Methodische Vorgehensweise<br />

Die methodische Vorgehensweise stellt die angewandten Techniken vor, die<br />

zur Datenerhebung in dieser Arbeit genutzt wurden. Das Kapitel gliedert sich<br />

wie folgt:<br />

Punkt 2.1 stellt die dieser Arbeit zugrunde liegende Ausgangshypothese vor.<br />

Anschließend wird die induktive und deduktive Vorgehensweise erläutert, um<br />

die Bildung der Ausgangshypothese zu begründen.<br />

Darauf folgend in Punkt 2.2 wird das Instrument zur Datenerhebung vorgestellt<br />

und der grundlegende Aufbau erläutert. Anschließend wird die Vorgehensweise<br />

der durchgeführten Befragung aufgezeigt.<br />

Punkt 2.3 begründet den Umfang und die Auswahl der besuchten botanischen<br />

Einrichtungen. Eine Übersicht zeigt die Herbarien mit der jeweiligen botanischen<br />

Sammlung.<br />

Der abschließende Punkt erläutert die Methodik der Auswertung der Befragung<br />

und die Darstellung der Ergebnisse.<br />

4


2 Methodische Vorgehensweise<br />

2.1 Ausgangshypothese<br />

Hypothesen werden oftmals für wissenschaftliche Erklärungen oder Voraussagen<br />

angenommen. Um die Wertschöpfungsprozesse bei der Sammlung und<br />

Auswertung von botanischem Belegmaterial zu untersuchen und zu beurteilen,<br />

wurde daher eine Hypothese getroffen. Für die vorliegende Arbeit beruht diese<br />

auf der Annahme, dass wenn in verschiedenen Herbarien unabhängige Prozesse<br />

zur Sammlung oder Digitalisierung von Belegmaterial stattfänden, diese<br />

dann unterschiedlich durchgeführt würden. Aufgrund dieser Hypothese wurden<br />

in Herbarien persönliche Befragungen durchgeführt, um die einzelnen Prozesse<br />

bei der Informationsgenerierung zu erfassen und aus den gewonnenen Erkenntnissen<br />

ein anschließendes Referenzmodell modellieren zu können.<br />

Die vorgestellte Hypothese dient dazu, Übereinstimmungen von theoretischen<br />

Aussagen mit der Realität zu überprüfen. Aus diesem Grund wurde eine Vermutung<br />

über Zusammenhänge zwischen Sachverhalten, sogenannten "wenndann"-Aussagen<br />

gebildet. Dies bedeutet, es kann normalerweise keine Aussage<br />

darüber getroffen werden, ob die zu untersuchenden Prozesse in der Realität<br />

tatsächlich alle unabhängig stattfinden und daher auch unterschiedlich<br />

durchgeführt werden und somit einen Informationsgewinn bedeuten. Eine Hypothese<br />

gilt erst dann als bewährt, wenn nachgewiesen worden ist, dass eine hinreichende<br />

Übereinstimmung zwischen der Hypothese und der entsprechenden<br />

Beobachtung der Erfahrungswelt besteht. Die empirische Forschung, die der<br />

Kritische Rationalismus vertritt, hat die Aufgabe, Theorien über die Realität aufzustellen<br />

und diese mit dem Ziel zu überprüfen, Zusammenhänge systematisch<br />

zu erfassen. Ein Schluss von allgemeinen Vorstellungen auf einzelne Beobachtungen<br />

bezeichnet die Deduktion, und stellt damit den Schluss vom Generellen<br />

zum Speziellen dar. Der Kritische Rationalismus schreibt diese Vorgehensweise<br />

zwingend vor. In weiteren Wissenschaftsrichtungen, beispielsweise der qualitativen<br />

Sozialforschung 6 , wird der umgekehrte Weg beschritten, also der<br />

Schluss vom Speziellen auf das Generelle, der als Induktion bezeichnet wird. 7<br />

6 Vgl. Kap. 3.1.1, Die qualitative Datenerhebung.<br />

7 Vgl. Mayer 2008, S. 16-20.<br />

5


2 Methodische Vorgehensweise<br />

In der vorliegenden Arbeit wurde aus bisher bekannten Prozessen aus dem<br />

BGBM induktiv die obige Hypothese gebildet, die in dieser Arbeit untersucht<br />

wird.<br />

2.2 Erstellung des Erhebungsinstruments<br />

Für die Erstellung des dieser Arbeit zugrunde liegenden Fragebogens wurde<br />

eine klare Formulierung der Fragestellung vorgenommen. Eine Sammlung<br />

wichtiger Aspekte wurde mithilfe des Mindmap-Programms "FreeMind" 8 erstellt,<br />

welches der freien Nutzung unterliegt. Mit dieser Methode sollte erreicht werden,<br />

alle relevanten Aspekte zu erfassen. Ein Ausschnitt aus dem erstellten<br />

Mindmap ist im Anhang D zu finden.<br />

2.2.1 Aufbau des Erhebungsinstruments<br />

Die Befragung mit dem Titel "Umfrage zu bestehenden Wertschöpfungsprozessen<br />

in ausgewählten botanischen Einrichtungen Deutschlands" gliedert sich,<br />

nachdem eine Befragung nach Prozessen vorgesehen und die Inhalte des<br />

Mindmaps ausgewertet wurden, in sechs Themengebiete. Das Instrument ist<br />

wie folgt ausgebaut:<br />

• Befragung nach allgemeinen Informationen zum jeweiligen Herbarium<br />

• Befragung zum Prozess der Sammlung<br />

• Befragung zum Prozess der Bestimmung<br />

• Befragung zum Prozess der Digitalisierung<br />

• Befragung zum Prozess der Lagerung<br />

• Befragung zum Prozess der Auswertung 9<br />

Die Befragung wurde in jedem Herbar 10 als Leitfadeninterview 11 durchgeführt.<br />

Einzelne Prozesse, beispielsweise der Prozess der Digitalisierung, fanden nicht<br />

in jedem Herbar statt 12 . In diesen Fällen wurde auf diesen speziellen Prozess<br />

nicht näher eingegangen, jedoch wurden die nachfolgenden Prozesse dessen<br />

unbeachtet erfasst.<br />

8 Vgl. Softonic 03.01.2009, o. S.<br />

9 Vgl. Anhang A, Fragebogen des Leitfadeninterviews.<br />

10 Vgl. Tab. 1, Übersicht der besuchten Herbarien.<br />

11 Vgl. Kap. 3.1.2, Das Leitfadeninterview.<br />

12 Vgl. Kap. 4.2.3, Referenzprozess der Digitalisierung.<br />

6


2 Methodische Vorgehensweise<br />

2.2.2 Vorgehensweise der Datenerhebung<br />

Bevor der erstellte Fragebogen in den einzelnen Herbarien zur Anwendung<br />

kam, wurde dieser nach der ersten Befragung leicht verändert und einige Fragen,<br />

beispielsweise ob es sich bei dem jeweiligen Prozess um einen Teil- oder<br />

Hauptprozess handelt, wieder entfernt, um für die übrigen Einrichtungen einen<br />

optimalen Fragebogen zu erhalten. Diese Möglichkeit wurde als Alternative genutzt,<br />

da ein vorgesehener Pretest mit einem Experten auf diesem Gebiet unerwartet<br />

nicht stattfinden konnte. Für die persönliche Befragung in den einzelnen<br />

Einrichtungen, vorwiegend Herbarien an Universitätsinstituten, wurde zuvor<br />

mit dem potenziellen Ansprechpartner das Anliegen telefonisch abgeklärt und<br />

ein Termin vereinbart. Bei einigen, kleineren Herbarien (< 100.000 Herbarbelege)<br />

stellte sich heraus, dass diese lediglich als "totes" Herbar fungieren, da dort<br />

kein Leihverkehr mehr stattfindet oder sonstige Tätigkeiten durchgeführt werden.<br />

Andere Herbarien, beispielsweise in Berlin, sind mit der größten botanischen<br />

Einrichtung, dem Botanischen Garten Botanischen Museum Berlin-<br />

Dahlem (BGBM) zusammengelegt, da dieses aus kostenrechnerischen Gründen<br />

den Verantwortlichen sinnvoller erscheint als der Betrieb weiterer, kleinerer<br />

Herbarien. Aus diesen Gründen wurden für die Befragung die nach Möglichkeit<br />

größten Herbarien in Deutschland ausgewählt, um möglichst alle vorgesehenen<br />

Wertschöpfungsprozesse erfassen zu können.<br />

2.3 Empirische Befragung<br />

Um für die vorliegende Arbeit die notwendigen Informationen zu erhalten, ist<br />

eine empirische Befragung 13 unumgänglich. Dabei wurde hierbei eine qualitative<br />

Befragung 14 durchgeführt. Die Begründung findet sich darin, dass in<br />

Deutschland maximal 19 Herbarien zur Verfügung stehen, in denen entsprechende<br />

Prozesse zur Befragung stattfinden. Von dieser Grundgesamtheit ausgehend<br />

wurden als Stichprobe die acht größten Herbarien ausgewählt, um entsprechende<br />

Informationen zu erhalten.<br />

13 Vgl. Kap. 3.1, Begründung des Instruments zur Ist-Stand-Analyse.<br />

14 Vgl. Kap. 3.1.1, Die qualitative Datenerhebung.<br />

7


2 Methodische Vorgehensweise<br />

2.3.1 Ausgewählte Herbarien in Deutschland<br />

Für die Auswahl der Herbarien zur Befragung stand als primäres Merkmal der<br />

Bestand an Herbarbelegen im Vordergrund. Der größte Bestand an Herbarbelegen<br />

lagert in Deutschland im BGBM. In ihrer Gesamtzahl erreichen diese<br />

nach einer aktuellen Schätzung die Zahl von ca. 3,8 Millionen Stück. 15 Neben<br />

dem BGBM existieren weitere sehr bedeutende botanische Gärten und Institute<br />

mit angeschlossenem Herbarium, die im Rahmen dieser Arbeit befragt wurden.<br />

Die folgende Tabelle stellt diese dar. Die Reihenfolge der aufgeführten Einrichtungen<br />

richtet sich nach ihrem Besuch.<br />

Einrichtung Ort Umfang der Sammlung<br />

(Anzahl in Stück)<br />

Herbarium Göttingen 800.000<br />

Überseemuseum Bremen 400.000<br />

Herbarium Marburg 500.000<br />

Herbarium Halle (Saale) 500.000<br />

Herbarium Dresden 350.000<br />

Herbarium München 3.000.000<br />

Herbarium Berlin 3.800.000<br />

Herbarium Hamburg 1.400.000<br />

Tabelle 1: Übersicht der besuchten Herbarien 16<br />

2.3.2 Die gewählte Stichprobe<br />

Die im vorigen Kapitel aufgeführte Stichprobe wurde, wie bereits erwähnt, primär<br />

aufgrund der Menge an Herbarbelegen ausgewählt, da bei kleineren Herbarien,<br />

beispielsweise dem Herbarium am Institut für Pflanzenbiologie in Braunschweig<br />

17 keinerlei Leihverkehr oder eine Inventarisierung erfolgen. Ein Verleih<br />

findet hier, wenn überhaupt, nur sporadisch und universitätsintern statt. Die<br />

Sammlungen des Haussknecht Herbariums in Jena mit über drei Millionen<br />

Sammlungsstücken oder das Senckenberginstitut in Frankfurt mit über einer<br />

Million Exemplaren konnten nicht in den Stichprobenumfang einfließen, da aufgrund<br />

von Zeitmangel der Verantwortlichen keine Befragung stattfinden konnte.<br />

15 Vgl. Kap. 4.1.7, Herbarium Berlin.<br />

16 Vgl. Kap. 4.1, Allgemeine Ergebnispräsentation.<br />

17 Vgl. Weber, Stricker 19.05.2008, o. S.<br />

8


2 Methodische Vorgehensweise<br />

2.4 Auswertung der Befragung und Hypothesenprüfung<br />

Die Auswertung der Befragung gliedert sich in einen allgemeinen Teil und einen<br />

Hauptteil, in dem Informationen über die einzelnen Prozesse in den Herbarien<br />

gesammelt werden.<br />

Die Auswertung der gesammelten Daten wurde nach der letzten Befragung<br />

durchgeführt, indem die Inhalte aus den jeweiligen Prozessen miteinander verglichen<br />

wurden.<br />

Abschließend wurde die bereits vorgestellte Ausgangshypothese anhand der<br />

Ergebnisse der Befragung überprüft.<br />

9


3 Theoretische Grundlagen<br />

3 Theoretische Grundlagen<br />

Die theoretischen Grundlagen zur Ermittlung und Gestaltung von Wertschöpfungsprozessen<br />

der Informationsgenerierung bei der Sammlung und Auswertung<br />

von botanischem Belegmaterial sind in fünf Punkten gebündelt.<br />

In Punkt 3.1 wird das Erhebungsinstrument, welches bei der durchgeführten<br />

Befragung in einzelnen Herbarien Anwendung fand, erläutert. Zudem wird begründet,<br />

warum sich dieses Instrument besonders für die Datenerhebung im<br />

botanischen Umfeld eignet.<br />

Punkt 3.2 stellt mögliche Wertschöpfungsprozesse im botanischen Umfeld, insbesondere<br />

in Herbarien dar. Nach einer kurzen Definition der Begrifflichkeiten<br />

wird ein Modell der Wertschöpfung auf die Prozesse in Herbarien übertragen,<br />

um die konzeptionelle Vorgehensweise darzustellen.<br />

Der darauf folgende Punkt 3.3 behandelt die Theorie der Referenzmodellierung.<br />

Diese stellt die Grundlage für die im Praxisteil dieser Arbeit stattfindende Referenzmodellierung<br />

einzelner Prozesse in Herbarien.<br />

In Punkt 3.4 werden Geschäftsprozesse vorgestellt, die bei der Modellierung<br />

eines Referenzmodells einen elementaren Bestandteil darstellen. Dabei wird<br />

neben aktuellen Werkzeugen für die Geschäftsprozessmodellierung insbesondere<br />

auf das angewendete Modellierungswerkzeug und die Notation eingegangen.<br />

Abschließend finden aktuelle Forschungsprojekte Beachtung, die in den besuchten<br />

Herbarien durchgeführt werden oder mit denen einzelne Einrichtungen<br />

zusammenarbeiten. Einzelne dieser Projekte prägen zudem sehr stark den<br />

Arbeitsalltag der Herbarien und finden sich auch in der späteren Modellierung<br />

wieder.<br />

10


3 Theoretische Grundlagen<br />

3.1 Begründung des Erhebungsinstrumentes zur Ist-Stand-<br />

Analyse<br />

Für die Informationsgewinnung zu Wertschöpfungsprozessen in Herbarien stellt<br />

sich die Frage nach geeigneten Datenerhebungsinstrumenten. Im Folgenden<br />

werden die Beobachtung und die Befragung vorgestellt und ihre Bedeutung für<br />

den praktischen Einsatz erläutert.<br />

Die wissenschaftliche Beobachtung wird zielgerichtet, systematisch und methodisch<br />

kontrolliert durchgeführt. Eine zielgerichtete Beobachtung dient einem<br />

bestimmten Forschungszweck und es findet eine Selektion der zu beobachtenden<br />

Aspekte der Realität statt, die sich nach dem einer Beobachtung zugrunde<br />

liegenden Erkenntnisinteresse richtet. Es wird das beobachtet, was sich im definierten<br />

und abgegrenzten Kontext der Fragestellung als relevant erweist. 18<br />

In der vorliegenden Arbeit wurde die Beobachtung ergänzend zur Befragung als<br />

Erhebungsinstrument genutzt, da beispielsweise einzelne Prozesse erst durch<br />

Beobachtung der praktischen Durchführung beurteilt, erfasst und abgegrenzt<br />

werden konnten. Dieses Vorgehen setzt allerdings für den Beobachtungsgegenstand<br />

zumindest eine Hypothese voraus. 19<br />

Das zweite Erhebungsinstrument, welches im Rahmen dieser Arbeit genutzt<br />

wurde, stellt die Befragung dar. Die Flexibilität und die Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten<br />

haben zu unterschiedlichen Formen der Befragung geführt.<br />

Allen Formen der Befragung ist gemein, dass sie durch gesteuerte Kommunikation<br />

mit Personen Informationen gewinnen, die andernfalls nur mit größerem<br />

Aufwand vermittelt oder ermittelt werden könnten. 20<br />

Neben der persönlichen Befragung kann diese auch schriftlich oder telefonisch<br />

erfolgen. Die Möglichkeiten einer Befragung sind im Gegensatz zu einer reinen<br />

Beobachtung oder Inhaltsanalyse wesentlich vielfältiger und entwickelter. Um<br />

Informationen zu erhalten, erscheint es recht einfach, Fragen zu stellen. Jedoch<br />

18 Vgl. Stier 1996, S. 169-173.<br />

19 Vgl. Kap. 2.1, Ausgangshypothese.<br />

20 Vgl. Stier 1996, S. 173.<br />

11


3 Theoretische Grundlagen<br />

ist die Sprache als Instrument der Informationsübermittlung teilweise problematisch,<br />

da häufig für ein und dieselbe Frage ein unterschiedliches Verständnis<br />

oder eine unterschiedliche Deutung zwischen Interviewer und Befragten existieren<br />

kann. In diesem Fall kann eine persönliche Befragung, durch die Möglichkeit<br />

des sofortigen Rückfragens, zum Verständnis beitragen. 21<br />

Die Vorteile einer persönlichen Befragung als Erhebungsinstrument in Herbarien<br />

stellen sich wie folgt dar:<br />

• Eine persönliche Befragung bietet die Möglichkeit von Rückfragen.<br />

Insbesondere im speziellen Fachgebiet der Botanik, in der komplexe<br />

Strukturen vorherrschen und Fachwissen erforderlich ist, sind Rückfragen<br />

für das Verständnis unumgänglich.<br />

• Zudem bietet eine persönliche Befragung die Möglichkeit, Anschauungsmaterial<br />

zu nutzen. So wurden für den Prozess der Digitalisierung 22<br />

beispielsweise Fotos angefertigt, um Besonderheiten bei der Digitalisierung<br />

festzuhalten. Daneben konnten auch technische Systeme 23 , die für<br />

diesen Prozess notwendig sind, festgehalten werden. 24<br />

• Die Möglichkeit, neben der Befragung Informationen aus der Beobachtung<br />

einfließen zu lassen, ermöglichte eine ganzheitliche Datenerhebung<br />

mit umfangreichem Detailwissen. Bei einer ausschließlichen Befragung<br />

bestände die Gefahr, prozesskritische Aktivitäten nicht zu erfassen bzw.<br />

zu versäumen, diese festzuhalten.<br />

Aus den genannten Gründen heraus wurde für die durchgeführte Befragung im<br />

Rahmen dieser Arbeit die persönliche Befragung gewählt, um mögliche Beeinträchtigungen<br />

zu verhindern. Dazu wurden zuvor telefonische Termine vereinbart,<br />

um geeignete Ansprechpartner für die Befragung zu gewinnen. Zudem war<br />

der Termin von den Befragten frei wählbar, um sicherzustellen, dass genügend<br />

21 Vgl. Kromrey 2000, S. 335-337.<br />

22 Vgl. Kap. 4.2.3, Referenzprozess der Digitalisierung.<br />

23 Vgl. Kap. 4.1.1, Herbarium Göttingen.<br />

24 Vgl. Stier 1996, S. 173.<br />

12


3 Theoretische Grundlagen<br />

Zeit für die umfangreiche Befragung zur Verfügung steht. Nach einer kurzen<br />

telefonischen Vorstellung des Vorhabens wurden für die einzelnen Prozesse,<br />

beispielsweise dem Prozess der Digitalisierung oder der Lagerung, entsprechende<br />

Mitarbeiter für die Befragung gewonnen, die täglich in diese Prozesse<br />

involviert sind. Insbesondere in den größeren Einrichtungen konnte die Befragung<br />

so aus verschiedenen Sichtweisen mit verschiedenen Mitarbeitern durchgeführt<br />

werden, die über das nötige Fachwissen für den entsprechenden Prozess<br />

verfügen.<br />

3.1.1 Die qualitative Datenerhebung<br />

Im Gegensatz zur quantitativen Forschung, in der ein Modell die Grundlage für<br />

Falsifikationsversuche darstellt, ist bei der qualitativen Forschung die ständige<br />

Überprüfung und Anpassung eines Modells ein Teil des Forschungsprozesses.<br />

25<br />

Qualitative Methoden sind geeignet, bislang nicht untersuchte Forschungsfelder<br />

zu erkunden. Aus diesen Grund bietet sich diese Methode zur Erhebung im botanischen<br />

Umfeld an, da Untersuchungen von botanischen Prozessen im Fachbereich<br />

der <strong>Hochschule</strong> ein noch junges Themengebiet darstellen.<br />

Insbesondere bei neuen Herausforderungen und Konstellationen von Prozessen<br />

sind offene und interpretative Methoden der Erkenntnisgewinnung unabdingbar.<br />

Die Erforschung neuer Sachverhalte erfolgt dabei überwiegend in<br />

Form unsystematischer und intuitiver kognitiver Strukturierungen. Die qualitative<br />

Methodik bietet damit eine Möglichkeit, die gewonnenen Erkenntnisse in höherer<br />

Qualität und mit einem höheren Grad an Nachvollziehbarkeit voranzutreiben.<br />

26 Sie ist damit bestens geeignet, sich mit neuen Phänomenen, wie<br />

beispielweise der Digitalisierung von Herbarbelegen oder der Erstellung eines<br />

allgemeingültigen Referenzmodells 27 zu befassen. Zudem bieten qualitative<br />

Methoden die Chance, Einsichten und Erkenntnisse zu generieren, die im<br />

Rahmen komplexer Bedingungslagen auftreten. Beispielsweise ist es damit<br />

möglich, individuelle Prozesse zu erschließen. 28<br />

25 Vgl. Mayer 2008, S. 26-29.<br />

26 Vgl. Buber, Holzmüller 2007, S. 9-10.<br />

27 Vgl. Kap. 4, Ergebnispräsentation.<br />

28 Vgl. Buber, Holzmüller 2007, S. 9-10.<br />

13


3 Theoretische Grundlagen<br />

Die qualitative Datenanalyse bietet zudem die Möglichkeit, unterschiedliche Arten<br />

von Erfahrungen und Fertigkeiten von Mitarbeitern, die in entsprechenden<br />

Prozessen beteiligt sind, in die Analyse einzubringen. Auch Kontextwissen kann<br />

genutzt werden, beispielsweise persönliche Erfahrungen, obwohl dies in der<br />

vorherrschenden Lehrmeinung umstritten ist, da persönliche Erfahrungen und<br />

Daten zur Subjektivität führen können. Dennoch kann das Kontextwissen einen<br />

wesentlichen Datenfundus darstellen, da nicht nur die Theoriebildung erhöht<br />

wird, sondern auch eine Fülle von Möglichkeiten geliefert wird, um Vergleiche<br />

anzustellen oder Variationen aufzuzeigen. Insgesamt kann es dazu beitragen,<br />

dass eine dichte und sorgfältig aufgebaute Theorie formuliert werden kann. 29<br />

Um die qualitative Forschung ihrer Güte nach zu beurteilen, kann sie an einzelnen<br />

Qualitätskriterien beschrieben werden. Dabei wird zwischen der Indikation<br />

der Methode, der empirischen Verankerung, der Verallgemeinerbarkeit und der<br />

intersubjektiven Nachvollziehbarkeit unterschieden. Im Folgenden werden die<br />

vier Kriterien für die Qualitätssicherung in der qualitativen Forschung in Bezug<br />

auf die durchgeführte Befragung kurz vorgestellt.<br />

• Indikation der Methode<br />

Bei der Indikation der Methode wird die Angemessenheit der Methodenwahl<br />

fokussiert. Dabei wird geprüft, inwieweit subjektive Perspektiven, Relevanzsetzungen<br />

und Handlungsweisen der Untersuchten nicht zu stark eingeschränkt<br />

werden. Um dieser Forderung gerecht zu werden, wurde bei der<br />

durchgeführten Befragung die Reihenfolge der Fragen dem Gesprächsfluss<br />

angepasst. Auch überraschend aufgetretene Themen, die zur Erhellung des<br />

Untersuchungsgegenstandes beigetragen haben, wurden durch Erzählen<br />

lassen des Befragten oder Nachfragen weiterverfolgt. Dadurch hat sich in<br />

den einzelnen Gesprächen unter anderem gezeigt, dass viele der befragten<br />

Herbarien in den gleichen Forschungsprojekten 30 zusammenarbeiten. Auch<br />

29 Vgl. Strauss, Hildenbrand 1991, S. 35-37.<br />

30 Vgl. Kap. 3.5.2, Kurzvorstellung der Andrew W. Mellon Foundation.<br />

14


3 Theoretische Grundlagen<br />

die Vor- und Nachteile dieser Projekte wurden in der Befragung erfasst, da<br />

so bestehende Schwächen und Stärken dieser Projekte sichtbar wurden. 31<br />

• Empirische Verankerung<br />

Die empirische Verankerung soll sicherstellen, dass die Ergebnisse der empirischen<br />

Studie kein Wildwuchs oder frei erfunden sondern in den Daten<br />

begründet sind. Entsprechende Erkenntnisse aus den einzelnen Herbarien,<br />

die in dieser Arbeit Verwendung finden, sind durch Fußnoten gekennzeichnet.<br />

Damit kann nachvollzogen werden, welche Informationen aus welchem<br />

Herbarium stammen. 32<br />

• Verallgemeinerbarkeit<br />

Die Verallgemeinerbarkeit überprüft, inwieweit die entwickelte Theorie aus<br />

dem Forschungsprozess auf andere Herbarien übertragbar ist. Es wird damit<br />

aufgezeigt, wofür die Analyseergebnisse repräsentativ sind und wo<br />

Grenzen in der Gültigkeit der generierten Theorie bestehen. Insbesondere in<br />

Hinsicht des zu erstellenden Referenzmodells findet dieser Punkt der qualitativen<br />

Güte besondere Beachtung. 33<br />

• Interaktive Nachvollziehbarkeit<br />

Die interaktive Nachvollziehbarkeit schafft die Voraussetzung für die Bewertung<br />

der Forschung durch Dritte. Im Vordergrund steht dabei das dokumentieren<br />

des Vorgehens. Die in dieser Arbeit realisierten Methoden zur Erhebung,<br />

Auswertung und methodischen Entscheidung wurden daher im Anhang<br />

B dokumentiert. Des Weiteren fordert die interaktive Nachvollziehbarkeit,<br />

das theoretische Vorverständnis zu dokumentieren, beispielsweise dadurch,<br />

dass der Forscher vor dem Start der empirischen Erhebung die vermuteten<br />

Ergebnisse formuliert. Dies wurde für diese Arbeit in Form der Ausgangshypothese<br />

vorgenommen. 34<br />

31 Vgl. Kuckartz et al. 2007, S. 181-183.<br />

32 Vgl. Kuckartz et al. 2007, S. 183-185.<br />

33 Vgl. Kuckartz et al. 2007, S. 185-186.<br />

34 Vgl. Kuckartz et al. 2007, S. 180-187.<br />

15


3 Theoretische Grundlagen<br />

Die vorigen Qualitätskriterien zeigen, dass verschiedene Überprüfungsmöglichkeiten<br />

der qualitativen Forschung existieren. Es kann zudem auch eine Orientierung<br />

an quantitativen Kriterien erfolgen, auf die aber aufgrund des Umfangs<br />

dieser Arbeit und der weniger starken Relevanz in Bezug auf die durchgeführte<br />

Untersuchung nicht weiter eingegangen werden soll.<br />

3.1.2 Das Leitfadeninterview<br />

Die Befragung als Interview existiert in verschiedenen Formen. Im Folgenden<br />

wird ausschließlich die Ausprägung als Leitfadeninterview behandelt, da diese<br />

für die Befragung Anwendung fand. Beim Leitfadeninterview besteht die Möglichkeit<br />

sogenannte "Schlüsselfragen" zu stellen, die bei jedem Interview notwendig<br />

sind und "Eventualfragen", die je nach Gesprächsverlauf relevant werden<br />

können. In der durchgeführten Befragung wurden jeweils spezielle Fragen<br />

zu jedem der fünf Prozesse 35 vorgesehen. Im Vorfeld wurde bereits davon ausgegangen,<br />

dass einzelne Prozesse nicht in jedem Herbarium durchgeführt werden,<br />

beispielsweise der Prozess der Digitalisierung. Fragen, die diesen Prozess<br />

betreffen, wurden daher als "Eventualfragen" vorgesehen. Daneben ist es beim<br />

Leitfadeninterview auch möglich, die präzise Formulierung und die Reihenfolge<br />

der Fragen dem Interviewer zu überlassen.<br />

Beim Leitfadengespräch wurde eine offene Gesprächsführung angestrebt, um<br />

den Bezugsrahmen der Befragten bei der Fragebeantwortung mitzuerfassen.<br />

Mithilfe dieses Vorgehens konnte ein Einblick in die Relevanzstruktur und die<br />

Erfahrungshintergründe der Befragten erlangt werden. Allerdings stellt das Leitfadengespräch<br />

wesentlich höhere Anforderungen an den Interviewer als standardisierte<br />

Interviews, da die Interviewfragen erst im Gespräch formuliert werden<br />

können. Forschungsfragen mussten so während des Gesprächs in Interviewfragen<br />

übersetzt werden. Zudem existieren wenige Antwortvorgaben in<br />

Form von geschlossenen Fragen, wodurch die Dokumentation der Antworten<br />

und Auswertung ungleich schwieriger und aufwendiger ist als beim standardisierten<br />

Interview. Theoretisch lassen sich solche Schwierigkeiten durch Ton-<br />

35 Vgl. Kap. 2.2.1, Aufbau des Erhebungsinstruments.<br />

16


3 Theoretische Grundlagen<br />

bandaufzeichnungen umgehen, jedoch kann sich der Interviewpartner dadurch<br />

anders ausdrücken oder verhalten. 36<br />

3.2 Wertschöpfungsprozesse im botanischen Umfeld<br />

Die durchgeführte Befragung fokussiert die Prozesse der Sammlung, Bestimmung,<br />

Digitalisierung, Lagerung und Auswertung. Jeder dieser Prozess unterliegt<br />

einer eigenen Wertschöpfung. Im Allgemeinen wird unter der Wertschöpfung<br />

die Wertsteigerung eines Produktes oder einer Dienstleistung verstanden.<br />

Zu beachten ist dabei, dass diese Wertsteigerung nicht den Kostenanteil wiedergibt,<br />

der in einem Produkt enthalten ist, sondern den Wert, den beispielsweise<br />

ein Herbarbeleg nach der Digitalisierung für die wissenschaftliche Gemeinde<br />

darstellt. 37<br />

Die Theorie der betrieblichen Wertschöpfung soll helfen, die unübersichtliche<br />

Vielfalt realer Produktionsprozesse anschaulicher darzustellen. Sie soll sowohl<br />

einen Erklärungswert als auch Prognose- und Gestaltungsmöglichkeiten bieten.<br />

38 Als Grundlage für eine Strukturierung von Unternehmensprozessen auf<br />

oberster Ebene kann die Wertschöpfungskette nach Porter herangezogen werden.<br />

Diese beruht auf der Überlegung, dass jedes Unternehmen durch seine<br />

Tätigkeit einen Mehrwert für den Kunden schaffen muss. Diesen generiert ein<br />

Unternehmen beispielsweise dadurch, dass es die Ressourcen Rohstoffe, Maschinen<br />

und Personal so kombiniert, dass ein Kunde bereit ist, für das entstandene<br />

Produkt mehr zu zahlen, als für die eingesetzten Rohstoffe. Die Differenz<br />

stellt den Gewinn dar. Porter gliedert die einzelnen Aktivitäten des Unternehmens<br />

nach ihrem Beitrag zur Wertschöpfung, die der folgenden Abbildung zu<br />

entnehmen sind. 39<br />

36 Vgl. Stier 1996, S.190-191.<br />

37 Vgl. Hering et al. 1997, S. 96.<br />

38 Vgl. Dyckhoff 1998, S. 9.<br />

39 Vgl. Allweyer 2005, S. 73-74.<br />

17


3 Theoretische Grundlagen<br />

Abbildung 1: Die Wertschöpfungskette nach Porter 40<br />

Die Aktivitäten der obigen Wertschöpfungskette werden in primäre und unterstützende<br />

Aktivitäten gegliedert. Primäre Aktivitäten sind dabei beispielsweise<br />

die Erstellung und der Vertrieb eines Produktes. Unterstützende Aktivitäten sind<br />

nicht direkt an der Produkterstellung beteiligt. Sie sind jedoch notwendig, um<br />

primäre Aktivitäten durchzuführen. Die Wertschöpfungskette wurde als Grundlage<br />

für die strategische Analyse eines Unternehmens entwickelt. Die einzelnen<br />

Aktivitäten eines Unternehmens werden dabei untersucht, ob sie im Vergleich<br />

zum Wettbewerb kostengünstiger durchgeführt werden können oder ob Möglichkeiten<br />

bestehen, eine höherwertige Leistung zu erzielen. 41<br />

Aufgrund des Ansatzes, alle Aktivitäten der Wertschöpfungskette mit dem<br />

Wettbewerb zu vergleichen und damit ihre Effektivität zu messen, wurden die<br />

Ansätze des Modells von Porter auf stattfindende Prozesse in Herbarien übertragen.<br />

Das Ziel besteht darin, nicht eine Gewinnspanne, sondern die Effektivität<br />

aller zusammenwirkenden, grundlegenden Prozesse abzubilden. Aus diesem<br />

Grund wird im Folgenden nicht weiter auf die einzelnen Aktivitäten der<br />

Wertschöpfungskette nach Porter eingegangen. Vielmehr wird eine angepasste<br />

theoretische Darstellung in Bezug auf die einzelnen Prozesse im wissenschaft-<br />

40 Vgl. Schmidt 2005, o.S.<br />

41 Vgl. Allweyer 2005, S. 74-75.<br />

18


3 Theoretische Grundlagen<br />

lichen Betrieb, den Herbarien vorgenommen. Die folgende Abbildung zeigt die<br />

Wertschöpfung in Herbarien, angelehnt an das vorhergehende Modell.<br />

Unternehmensinfrastruktur<br />

Personal<br />

Technologie und Theoriebildung<br />

Sammlung<br />

Bestimmung<br />

Digitalisierung<br />

Lagerung /<br />

Speicherung<br />

Auswertung<br />

Unterst. Aktivitäten<br />

Primäre Aktivitäten<br />

Abbildung 2: Darstellung botanischer Wertschöpfungsprozesse 42<br />

Die obige Darstellung zeigt die primären Aktivitäten in roter Farbe und die unterstützenden<br />

Aktivitäten in Blau. Alle diese Aktivitäten sind darauf ausgerichtet,<br />

die Effizienz in den Herbarien zu steigern.<br />

Als unterstützende Aktivität wird ebenfalls wie im Originalmodell die Unternehmensinfrastruktur<br />

benötigt. Zu nennen sind hier beispielsweise ausreichende<br />

Räumlichkeiten um die Digitalisierung durchzuführen oder um entsprechende<br />

Herbarbelege während der Digitalisierung zwischenzulagern. Auch ausreichende<br />

und optimale Lagerungsmöglichkeiten sind notwendig, um die vorhandenen<br />

und zukünftigen Bestände für nachfolgende Generationen zu archivieren. Bei<br />

der durchgeführten Befragung hat sich beispielsweise gezeigt, dass eine grundlegende<br />

Infrastruktur zur Archivierung teilweise gar nicht oder nur rudimentär<br />

vorhanden ist. So wurden erhebliche Mengen an Herbarbelegen weder klimatisiert<br />

oder inventarisiert aufgrund von Platzmangel gelagert. Ein Auffinden bestimmter<br />

Belege war daher praktisch unmöglich. 43<br />

42 Vgl. Eigene Darstellung in Anlehnung an die Wertschöpfungskette von Michael Porter.<br />

43 Vgl. Kapitel 4.1.5, Herbarium Dresden.<br />

19


3 Theoretische Grundlagen<br />

Auch die IT-Infrastruktur zählt zur Unternehmensinfrastruktur. Hierzu wurde<br />

beispielsweise bereits im Rahmen des Forschungsprojektes Herbar Digital 44 im<br />

BGBM die Netzwerkauslastung durch den Prozess der Digitalisierung analysiert,<br />

um der zukünftig zunehmenden Belastung der IT-Infrastruktur durch die<br />

Digitalisierung von Herbarbelegen gerecht zu werden. 45<br />

Das Personal stellte eine weitere unterstützende Aktivität dar. Hierzu wurde im<br />

BGBM beispielsweise ein Cost Center "Herbarbeleg Digitalisierung" eingerichtet,<br />

um die Kosten für die Virtualisierung von Herbarbelegen bewerten zu können.<br />

Dafür wurde neben den Kosten der Hard- und Software auch der Personaleinsatz<br />

bewertet. Aus betriebswirtschaftlicher Überlegung heraus wurden<br />

zudem kalkulatorische Abschreibungen für die zusätzliche Hard- und Software<br />

vorgenommen, um eine vollständige Erfassung der entstandenen Kosten zu<br />

erhalten. 46<br />

Die letzte Ausprägung der unterstützenden Aktivitäten stellt die Technologie<br />

und Theoriebildung dar. Insbesondere der Prozess der Digitalisierung von Herbarbelegen<br />

stellt zurzeit einerseits hohe Herausforderungen an die Herbarien<br />

zur Unterstützung, andererseits aber auch an die Möglichkeiten der IT-<br />

Technologie. Daher wird zurzeit in nationalen Projekten, beispielsweise dem<br />

Projekt Herbar Digital, an innovativen Technologien zur effizienten Digitalisierung<br />

geforscht. Auch internationale Projekte, wie die Mellon-Foundation 47 , forschen<br />

zurzeit an einer effizienteren Digitalisierung und führen sie bereits in verschiedensten<br />

Herbarien durch. Im Verlauf dieser Arbeit wird darauf weiterführend<br />

eingegangen.<br />

Die unterstützenden Aktivitäten sind wie bereits erwähnt, nicht direkt an der<br />

Produkterstellung beteiligt, sie sind jedoch notwendig, um die primären Aktivitäten<br />

durchführen zu können. 48 Im Rahmen dieser Arbeit stellen insbesondere die<br />

primären Aktivitäten einen Großteil der Wertschöpfung dar, da diese noch er-<br />

44 Vgl. Jaspersen et al. 01.10.2006, o. S.<br />

45 Vgl. Krause et al. 2007, S. 21 ff.<br />

46 Vgl. Wendehorst 29.01.2008, S. 32 ff.<br />

47 Vgl. Kap. 3.5.2, Kurzvorstellung der Andrew W. Mellon Foundation.<br />

48 Vgl. Allweyer 2005, S. 75.<br />

20


3 Theoretische Grundlagen<br />

hebliches Optimierungspotenzial 49 besitzen und sich teilweise noch in der Entwicklung<br />

50 befinden. Die primären Aktivitäten stellen die untersuchten Prozesse<br />

dar. Das Wissen, welches durch die Herbarbelege für die Forschungsgemeinschaft<br />

generiert wird, stellt in diesem Modell das Produkt dar.<br />

Die einzelnen Tätigkeiten, die in den verschiedenen Prozessen stattfinden, sind<br />

im vierten Kapitel zu finden. Daher wird im Folgenden eine Beschränkung auf<br />

eine überblickartige Darstellung einiger Aktivitäten der Prozesse vorgenommen.<br />

• Sammlung von höheren Pflanzen, Pilzen, Flechten, Farne und Moosen.<br />

• Bestimmung des gesammelten Materials mithilfe klassischer und digitaler<br />

Möglichkeiten.<br />

• Digitalisierung von botanischen Materialien nach unterschiedlichen Ansätzen.<br />

• Lagerung anhand botanischer Systematik und neuesten Schwerpunkten.<br />

• Möglichkeiten zur weltweiten Auswertung. 51<br />

Das Kapitel hat gezeigt, welche Wertschöpfungsprozesse in Herbarien stattfinden.<br />

Zudem wurde ersichtlich, dass neben den einzelnen Prozessen weitere<br />

Aktivitäten notwendig sind, um einen ganzheitlichen Wertschöpfungsprozess zu<br />

erreichen.<br />

3.3 Referenzmodellierung<br />

Für die Darstellung der ausgewählten Wertschöpfungsprozesse in Herbarien<br />

wird im Praxisteil ein Referenzmodell entwickelt und vorgestellt. Für das weitere<br />

Verständnis werden einige notwendige Begrifflichkeiten erläutert und das allgemeine<br />

Vorgehen der Referenzmodellierung beschrieben.<br />

Der Begriff der Referenz beinhaltet sprachgeschichtlich einen Befähigungsnachweis<br />

oder eine Empfehlung. 52 Der Modellbegriff ist durch folgende drei<br />

Merkmale gekennzeichnet:<br />

49 Vgl. Kap. 4, Ergebnispräsentation.<br />

50 Vgl. Jaspersen 02.02.2007; Jaspersen et al. 01.10.2006, o. S.<br />

51 Vgl. Kap. 4.2.5, Referenzprozess der Auswertung.<br />

21


3 Theoretische Grundlagen<br />

• Abbildung: Ein Modell stellt immer ein Abbild von etwas dar, eine Repräsentation<br />

natürlicher oder künstlicher Originale, die selbst wieder Modell<br />

sein können.<br />

• Verkürzung: Ein Modell beinhaltet nur die dem Modellschaffer relevant<br />

erscheinenden Attribute des Originals.<br />

• Pragmatismus: Ein Modell wird vom Modellschaffenden innerhalb einer<br />

bestimmten Zeitspanne und zu einem bestimmten Zweck stellvertretend<br />

für ein Original eingesetzt. Das Modell wird daher vom Benutzer interpretiert.<br />

53<br />

Ein Referenzmodell kann als ein Modell mit Empfehlungscharakter verstanden<br />

werden oder als ein Modell, auf das Bezug genommen wird. 54 Der Begriff "Referenzmodell"<br />

wird für unterschiedliche Sachverhalte, beispielsweise für das<br />

ISO/OSI-Schichtenmodell verwendet, dass als Designgrundlage für Kommunikationsprotokolle<br />

entwickelt wurde. Zudem besteht auch die Möglichkeit, betriebswirtschaftliche<br />

Sachverhalte mit Referenzmodellen zu dokumentieren. Die<br />

Kernidee der Referenzmodellierung besteht darin, induktiv durch die Konsolidierung<br />

von Wissen aus vorhanden Modellen, Anwendungssystemdokumentationen,<br />

Fachkonzepten, Expertenbefragungen und Ähnlichem oder deduktiv auf<br />

der Basis theoretischer Erkenntnisse qualitativ hochwertige Modelle zu erstellen.<br />

Dabei sollte ein solches Modell sowohl fachliches als auch modellierungstechnisches<br />

Wissen beinhalten. Fachliches Wissen beinhaltet das Wissen über<br />

Best-practices einer Problemdomäne. Modellierungstechnisches Wissen beinhaltet<br />

dabei die Erfahrungen hinsichtlich der Erstellung von Informationsmodellen.<br />

Durch die Ableitung unternehmensspezifischer Modelle aus Referenzmodellen<br />

wird das gespeicherte Wissen auf diese Modelle übertragen. Diese<br />

Möglichkeit kann sich positiv auf die modellierungstechnische und inhaltliche<br />

Qualität der Modelle auswirken. Zudem besteht die Möglichkeit, den Modellerstellungsprozess<br />

durch die Wiederverwendung von Modellen zu beschleunigen.<br />

55<br />

52 Vgl. Delfmann 2006, S. 45.<br />

53 Vgl. Karer 2007, S. 21.<br />

54 Vgl. Delfmann 2006, S. 45.<br />

55 Vgl. Schwegmann 1999, S. 53-54.<br />

22


3 Theoretische Grundlagen<br />

Referenzinformationsmodelle, verkürzt Referenzmodelle, nehmen in der betrieblichen<br />

Praxis einen hohen Stellenwert ein. Dabei repräsentieren sie gemeingültiges<br />

Wissen oder verfolgen den Zweck, nach einer Adaption des Referenzmodells<br />

in einem individuellen Kontext eingesetzt zu werden. Ein elementares<br />

Ziel des Modells besteht darin, zu erheblichen zeitlichen und kostenmäßigen<br />

Ersparnissen zu führen. Begrifflich werden zwei Arten von Referenzmodellen<br />

unterschieden: das Referenzanwendungssystemmodell und das Referenzorganisationsmodell.<br />

Ein Beispiel für ein Referenzanwendungssystemmodell<br />

liefert beispielsweise das SAP R/3-Referenzmodell, da es ein konkretes Standardanwendungssystem<br />

repräsentiert. Referenzorganisationsmodelle bilden<br />

betriebliche Strukturen und Abläufe ab, wie sie für eine Unternehmensklasse<br />

typisch sind. 56<br />

Für die Erstellung eines Referenzmodells im botanischen Kontext ist ein wissenschaftlich<br />

begründetes Vorgehen zur Erreichung des Gesamtziels unerlässlich.<br />

Die folgende Abbildung zeigt die einzelnen Phasen anhand eines Regelkreises<br />

zur Referenzmodellierung. Anhand derer wird das Vorgehen der Modellierung<br />

des späteren Referenzmodells für botanische Prozesse veranschaulicht.<br />

56 Vgl. Maicher, Scheruhn 1998, S. 63-64.<br />

23


3 Theoretische Grundlagen<br />

Abbildung 3: Regelkreis zur Referenzmodellierung nach Schütte 57<br />

Das obige Vorgehensmodell besteht aus fünf Phasen und beginnt mit der Phase<br />

der Problemdefinition.<br />

• Die Problemdefinition basiert auf der eingangs formulierten Ausgangshypothese<br />

58 . Besonders die jeweiligen Prozesse in den einzelnen Herbarien<br />

stehen dabei im Mittelpunkt. Bei der Modellierung wird großen Wert<br />

auf die Darstellungsart gelegt, um möglichst allen Adressaten des Modells<br />

gerecht zu werden. 59<br />

• Der Referenzmodellrahmen erstreckt sich über jeden einzelnen Prozess,<br />

der in der Befragung durchgeführt wird. Dabei wird jeder Prozess im Referenzmodell<br />

abgebildet, jedoch nur insoweit, wie es für das grundlegende<br />

Verständnis erforderlich ist. Auch geht die Darstellung der Prozesse<br />

nur so weit in die Tiefe der einzelnen Tätigkeiten, inwieweit es für das<br />

Verständnis notwendig ist, da es für alle Adressaten (Botaniker, Betriebswirtschaftler,<br />

Wirtschaftsinformatiker) verständlich sein muss.<br />

57 Vgl. Schütte, in Leitmann 14.04.2007, S. 29.<br />

58 Vgl. Kap. 2.1, Ausgangshypothese.<br />

59 Vgl. Kap. 3.3.2, Grundsatz der Klarheit.<br />

24


3 Theoretische Grundlagen<br />

• Die Konstruktion einer einheitliche Modellstruktur wird als Ordnungsrahmen<br />

bezeichnet und eignet sich besonders für Referenzmodelle in ausgewählten<br />

Domänen. 60 Die Prozesse und Strukturen der botanischen<br />

Gärten stellen die Domäne in dieser Arbeit dar.<br />

• Die vierte Phase sieht die Komplettierung der Referenzmodellstruktur<br />

vor. Um eine konsistente Anwendung des entwickelten Referenzmodells<br />

zu ermöglichen, müssen Querverbindungen innerhalb des Referenzmodells<br />

geschaffen werden, die sogenannte Intra-<br />

Referenzmodellkonsistenz. Querverbindungen, die zwischen den einzelnen<br />

Referenzmodellen bestehen, bezeichnet die Inter-<br />

Referenzmodellkonsistenz. So besteht beispielsweise zwischen den einzelnen<br />

Prozessen der Bestimmung und Lagerung, die in dieser Arbeit<br />

modelliert werden, eine Inter-Referenzmodellkonsistenz.<br />

• Die Anwendung des Referenzmodells stellt die abschließende Phase<br />

des Vorgehensmodells dar. Es wird auf die vorigen Phasen und die erarbeiteten<br />

Ergebnisse zurückgegriffen. Die fünf Komponenten des<br />

Vorgehensmodells werden zu einem Regelkreis verknüpft. Damit wird<br />

durch die Anwendung des ersten Modells ein Überarbeitungszyklus angestoßen.<br />

Eine Weiterentwicklung des erstmalig erstellten Referenzmodells<br />

im Sinne einer Modellüberarbeitung erfolgt primär aufgrund festgestellter<br />

Abweichungen zwischen dem Referenzmodell und den in der<br />

Anwendung festgestellten Anpassungsbedürfnissen. 61<br />

3.3.1 Grundlagen und Techniken der Referenzmodellierung<br />

Bis Ende der achtziger Jahre war die Erstellung, Nutzung und Wartung von Informationsmodellen<br />

vorwiegend Softwareentwicklern vorbehalten. Es wurden<br />

Informationsmodelle entworfen, die primär der Entwicklung von Anwendungssystemen<br />

dienten. Damit waren die Verwendungszwecke und der Adressatenkreis<br />

der Modelle sehr eingeschränkt. Die in späteren Jahren verstärkte Auseinandersetzung<br />

mit der Frage des Prozessmanagements ging einher mit der<br />

60 Vgl. Mengue, Clement 2006, S. 80.<br />

61 Vgl. Mengue, Clement 2006, S. 81.<br />

25


3 Theoretische Grundlagen<br />

Notwendigkeit, die Geschäftsprozesse in einer Form zu dokumentieren, die für<br />

Vertreter aller Fachbereiche verständlich und anschaulich zu sein hatten. Diese<br />

Anforderungen führten zu sogenannten Upper-CASE-Tools, zu denen unter<br />

anderen das ARIS-Toolset 62 zählt. Durch diese Entwicklung wurde die Erstellung<br />

semiformaler Modelle ermöglicht, wodurch anschauliche Modelle realisiert<br />

werden konnten. Diese Entwicklung trug dazu bei, dass in zahlreichen Unternehmen<br />

für eine Vielzahl an Verwendungszwecken eine Vielzahl an Modellen<br />

erstellt wurde. Dies führte zwangsweise zu einer Zunahme der Komplexität der<br />

Informationsmodelle sowie der Prozesse der Informationsmodellierung. Aus<br />

diesem Grund wurde die konsistente Pflege der Modelle sowie deren grundlegende<br />

Akzeptanz vorerst zunehmend erschwert. 63<br />

3.3.2 Die sechs Grundsätze ordnungsmäßiger Modellierung<br />

Durch die hohen Freiheitsgrade der Informationsmodellierung entstanden sowohl<br />

qualitative als auch quantitative Probleme in der Modellierung. Aus den<br />

erwähnten Gründen des vorigen Kapitels wird ersichtlich, dass es weitergehende<br />

Gestaltungsempfehlungen zur Informationsmodellierung bedarf. Entsprechende<br />

Ziele sind in den Grundsätzen ordnungsmäßiger Modellierung (GoM)<br />

vereinbart. Die GoM stellen eine Analogie zu den Grundsätzen ordnungsmäßiger<br />

Buchführung (GoB) dar, da diese in ähnlicher Weise die Freiheitsgrade bei<br />

der Erstellung des Jahresabschlusses eingrenzen. In der dadurch verstärkten<br />

Gleichgestaltung von Informationsmodellen werden hohe Nutzenpotentiale gesehen.<br />

Im Folgenden wird eine Übersicht über die sechs Grundsätze ordnungsmäßiger<br />

Modellierung gezeigt und anschließend kurz erläutert. 64<br />

62 Vgl. Kap. 3.4.2.1, ARIS.<br />

63 Vgl. Maicher, Scheruhn 1998, S. 2-4.<br />

64 Vgl. Maicher, Scheruhn 1998, S. 2-4.<br />

26


3 Theoretische Grundlagen<br />

Abbildung 4: Sechs Grundsätze ordnungsmäßiger Modellierung 65<br />

• Grundsatz der Richtigkeit<br />

Der erste Grundsatz behandelt die syntaktische und die semantische Richtigkeit.<br />

Die syntaktische Richtigkeit fordert die Konsistenz und Vollständigkeit<br />

eines Informationsmodells. Dabei ist es möglich, bei gängigen Modellierungsmethoden,<br />

beispielsweise durch ereignisgesteuerte Prozessketten 66 , Metamodelle<br />

zu erstellen, um die syntaktische Richtigkeit zu überprüfen. 67 Gegen die<br />

Konsistenz wird beispielsweise verstoßen, wenn im Datenmodell Attribute definiert<br />

werden, im Metamodell ein Attribut aber nicht vorgesehen ist. 68<br />

Bei der semantischen Richtigkeit handelt es sich um eine Modellsystem-<br />

Objektsystem-Relation. Diese fordert eine struktur- und verhaltenstreue Beschreibung<br />

der Realwelt. 69 Die Einhaltung der Namenskonventionen ist beispielsweise<br />

eine wesentliche Forderung des Grundsatzes der Richtigkeit. So<br />

werden Erscheinungen in der Realität aufgrund der Eindeutigkeit und Einheitlichkeit<br />

der jeweils benannten Informationsobjekte in gleicher Weise benannt.<br />

Dieser Forderung wird in der vorliegenden Arbeit beim Erstellen des Referenz-<br />

65 Vgl. Becker et al. 1999, S. 74.<br />

66 Vgl. Kap. 3.4.2.2, Ereignisgesteuerte Prozessketten in der Modellierung.<br />

67 Vgl. Maicher, Scheruhn 1998, S. 6-7.<br />

68 Vgl. Becker et al. 1999, S. 13.<br />

69 Vgl. Maicher, Scheruhn 1998, S. 6-7.<br />

27


3 Theoretische Grundlagen<br />

modells nachgekommen, indem beispielsweise Online-Bibliotheken 70 im Referenzmodell<br />

die gleichen Bezeichnungen wie in der Realität erhielten. 71<br />

• Grundsatz der Relevanz<br />

Der Grundsatz der Relevanz beantwortet die Frage, ob alle relevanten Aspekte<br />

der Realität in dem Modell wiederzufinden sind. Das Modell sollte auch keine<br />

Bestandteile enthalten, die ohne Informationsverlust entfernt werden könnten.<br />

Zudem zählt zu diesem zweiten Grundsatz auch die Betrachtung, ob die gewählte<br />

Modellierungsmethode und das Modellierungstool für den Verwendungszweck<br />

als auch für den Modelladressaten geeignet sind. 72 So ist beispielsweise<br />

die Ablauflogik eines Anwendungssystems als untergeordnetes<br />

Interesse anzusehen, wenn ein Informationsmodell für die Gestaltung der organisatorischen<br />

Abläufe erstellt wird. 73<br />

• Grundsatz der Wirtschaftlichkeit<br />

Dieser Grundsatz behandelt die betriebswirtschaftliche Wirtschaftlichkeitsforderung.<br />

Aus dieser Sichtweise kann es legitim sein, auf die Bereinigung irrelevanter<br />

Modellbestandteile oder auf die Erhöhung der Modellklarheit zu verzichten.<br />

Ferner kann sich die Verwendung von Referenzmodellen, die Wiederverwendung<br />

von Modellbausteinen und die Nutzung eines effizienten<br />

Modellierungstools aufwandsreduzierend auswirken. 74<br />

• Grundsatz der Klarheit<br />

Unter der Klarheit wird verstanden, dass ein Modell für seine Adressaten zugänglich,<br />

verständlich und für die jeweilige Zielsetzung verwendbar ist. Eine<br />

nicht zu unterschätzende Problematik besteht in der Beziehung zwischen Modell<br />

und Modellnutzer. Die Klarheit ist sehr stark adressatenindividuell, da beispielsweise<br />

ein Modellnutzer ein syntaktisch falsches oder sehr redundantes<br />

Modell als anschaulich empfinden kann, wenn er es selbst erstellt hat, wohingegen<br />

ein Dritter dieses als unübersichtlich bezeichnen würde. Eine adressa-<br />

70 Vgl. Kap. 4.2.2, Referenzprozess der Bestimmung.<br />

71 Vgl. Becker et al. 1999, S. 13.<br />

72 Vgl. Maicher, Scheruhn 1998, S. 7-8.<br />

73 Vgl. Becker et al. 1999, S. 14.<br />

74 Vgl. Maicher, Scheruhn 1998, S. 8.<br />

28


3 Theoretische Grundlagen<br />

tengerechte Modellaufbereitung kann so als eine Erhöhung der Kundenorientierung<br />

bei der Informationsmodellierung angesehen werden. Neben den erwähnten<br />

Kriterien zählen auch ästhetische Strukturiertheit, intuitive Zugänglichkeit,<br />

Übersichtlichkeit und Lesbarkeit zu den Grundsätzen der Klarheit. 75<br />

Insbesondere bei der Modellierung des Referenzmodells in dieser Arbeit wurde<br />

Wert darauf gelegt, dass alle Modellbetrachter (Botaniker, Wissenschaftler, Betriebswirtschafter,<br />

Studierende) ein Verständnis über die modellierten Prozesse<br />

erlangen können.<br />

• Grundsatz der Vergleichbarkeit<br />

Die Vergleichbarkeit bezieht sich auf die identische Anwendung vorgegebener<br />

Konventionen bei der Erstellung von in Beziehung zueinanderstehenden Modellen.<br />

Die Referenzmodellierung in dieser Arbeit wird mit dem Modellierungswerkzeug<br />

ARIS 76 vorgenommen, um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten, da<br />

hochschulintern vorwiegend mit diesem modelliert wird und weiterführende<br />

Arbeiten effektiv mit dem Referenzmodell zusammenarbeiten könnten. 77 Dies<br />

ist auch hinsichtlich verstärkter arbeitsteiliger Modellierungsarbeit unabdingbar.<br />

Zudem ist zu gewährleisten, dass sich die getrennt voneinander entwickelten<br />

Modelle einfach konsolidieren lassen. 78<br />

• Grundsatz des systematischen Aufbaus<br />

Der letzte Grundsatz geht auf die Sichten bei der Modellierung ein. Da in getrennten<br />

Sichten modelliert wird, muss ein systematischer Aufbau vorgenommen<br />

werden. Dazu ist ein sichtenübergreifendes Metamodell erforderlich. 79 Die<br />

Modellierung in dieser Arbeit beschränkt sich auf eine ausgewählte Sichtweise,<br />

die im Kapitel ARIS mithilfe einer Abbildung erläutert wird. 80<br />

75 Vgl. Maicher, Scheruhn 1998, S. 8-9.<br />

76 Vgl. Kap. 3.4.2.1, ARIS.<br />

77 Vgl. Kap. 4, Ergebnispräsentation.<br />

78 Vgl. Maicher, Scheruhn 1998, S. 9-10.<br />

79 Vgl. Maicher, Scheruhn 1998, S. 10.<br />

80 Vgl. Kap. 3.4.2.1, ARIS.<br />

29


3 Theoretische Grundlagen<br />

3.4 Geschäftsprozessabbildung<br />

Geschäftsprozesse stellen eine zusammenhängende Folge von Tätigkeiten dar,<br />

die zur Erreichung der Unternehmens- bzw. Organisationsziele notwendig<br />

sind. 81 Dabei basieren sie auf der sachlich und zeitlich logischen Abfolge der<br />

betrieblichen oder organisatorischen Aktivitäten. Ein Geschäftsprozess erbringt<br />

kundenorientiert und durchgängig verantwortlich die Wertschöpfung, in welchem<br />

auch die Steuerung der Wertschöpfung integriert ist. 82 Das Ergebnis<br />

eines Geschäftsprozesses ist eine Leistung, die von einem internen oder externen<br />

Kunden angefordert und abgenommen wird. 83 Da in der Literatur keine eindeutige<br />

Definition für einen Geschäftsprozess definiert ist, werden im Folgenden<br />

einige Gemeinsamkeiten der zahlreichen Definitionen angeführt.<br />

• Geschäftsprozesse haben ein Ziel, das sich aus dem Unternehmensziel ableitet.<br />

• Die Gesamtaufgabe eines Geschäftsprozesses kann in Teilaufgaben zerlegt<br />

werden.<br />

• Die Aufgaben werden von Aufgabenträgern wahrgenommen, die Inhaber<br />

von Stellen sind.<br />

• Die Aufgaben werden manuell, teil-automatisiert oder automatisch erfüllt.<br />

• Ein Geschäftsprozess kann mehrere Abteilungen betreffen.<br />

• Für die Erfüllung der Aufgaben werden Unternehmensressourcen benötigt. 84<br />

Ein Geschäftsprozess im botanischen Bereich der Herbarien kann die Digitalisierung<br />

von Herbarbelegen, das Verschicken von Ausleihmaterial an andere<br />

Einrichtungen oder die Einlagerung von neuen Belegmaterial darstellen. In der<br />

Vergangenheit repräsentierte die einzelne Tätigkeit, ihr Stelleninhaber und die<br />

Einbettung der Tätigkeit in die Abläufe den Ausgangspunkt. Zunehmend wird<br />

jedoch verstärkt der gesamte Ablauf als Ausgangspunkt angesehen, bei dem<br />

die klassischen Grenzen durch die Organisationsstruktur keine Rolle mehr einnehmen.<br />

So werden beispielsweise Geschäftsprozesse für das BGBM erarbeitet,<br />

in denen die Digitalisierung, Bestimmung und Lagerung Beachtung findet.<br />

81 Vgl. Staud 2006, S. 6.<br />

82 Vgl. Suter 2004, S. 83.<br />

83 Vgl. Scheer 1998, S. 3.<br />

84 Vgl. Staud 2006, S. 7.<br />

30


3 Theoretische Grundlagen<br />

Bei der Modellierung von Geschäftsprozessen können die zu leistenden Aufgaben<br />

auf unterschiedlichem Aggregationsniveau betrachtet werden. Für die Prozessmodellierung<br />

bedeutet dies, dass die Ebene, in denen Aufgaben und Tätigkeiten<br />

betrachtet werden ein subjektiver Faktor ist, der durch den Modellierer<br />

oder auch durch den Zweck der Modellierung festgelegt werden kann. Auch in<br />

der Länge von Geschäftsprozessen liegt eine Subjektivität vor, da ein Geschäftsprozess<br />

als Ganzes betrachtet werden kann oder seine einzelnen Abschnitte.<br />

Die Festlegung erfolgt auch hier nur durch den Modellierer oder den<br />

Zweck der Modellierung. 85<br />

Die untersuchten Prozesse im Rahmen dieser Arbeit sollen dazu beitragen, ein<br />

Referenzmodell für alle Herbarien in Deutschland zu entwickeln. Die Befragung<br />

zeigte, dass fast jeder Prozess in dem jeweils befragten Herbar unterschiedlich<br />

durchgeführt wird. Zudem wurden unterschiedliche Prioritäten auf den jeweiligen<br />

Prozess gelegt. Um ein allgemeingültiges Referenzmodell für alle Herbarien<br />

zu entwickeln, darf ein solches Modell nicht verwirrend wirken. Vielmehr<br />

muss es dem Betrachter Klarheit und Transparenz bieten. 86 Aus diesem Grund<br />

stellen die Geschäftsprozesse im Referenzmodell das grundlegende Vorgehen<br />

dar, und nicht jeden einzelnen Arbeitsschritt oder jede einzelne Tätigkeit. Die<br />

Modellierung würde ansonsten zu einem unübersichtlichen Ausmaß führen, der<br />

Charakter einer Referenz wäre nicht mehr gegeben. Daher haben sich die fünf<br />

beschriebenen Prozesse herauskristallisiert, die grundlegend in jedem Herbar<br />

stattfinden und Optimierungspotenzial bieten.<br />

Ein Ziel der Geschäftsprozessmodellierung besteht in der Bestandsaufnahme<br />

und der Feststellung, welche Geschäftsprozesse in welcher Form ablaufen. Ein<br />

weiteres Ziel besteht in der Beseitigung von Schwachstellen, die bei der Beschreibung<br />

erkannt wurden. In der vorliegenden Arbeit wurden beispielsweise<br />

Schwachstellen beim Prozess der Sammlung aufgedeckt. So fehlen oftmals<br />

geeignete Arbeitsmittel für eine optimale Sammlung von botanischen Material. 87<br />

85 Vgl. Staud 2006, S. 5-6.<br />

86 Vgl. Kap. 3.3.2, Die sechs Grundsätze ordnungsmäßiger Modellierung-Grundsatz der<br />

Klarheit.<br />

87 Vgl. Kap. 4.2, Referenzprozess der Sammlung.<br />

31


3 Theoretische Grundlagen<br />

Des Weiteren kann die Geschäftsprozessmodellierung hilfreich zum Optimieren<br />

organisatorischer Veränderungen im Rahmen des Business Process Reengineering<br />

(BPR) 88 sein oder auch für die Berechnung der Kosten von Geschäftsprozessen,<br />

beispielsweise für den Prozess der Digitalisierung. Für den BGBM<br />

wurde eine solche Berechnung im Rahmen des Projektes Herbar Digital durchgeführt.<br />

89 Zudem kann die Geschäftsprozessmodellierung auch zur Speicherung<br />

von Organisationswissen genutzt werden. 90<br />

3.4.1 Begriffsabgrenzung<br />

In Abgrenzung zum Geschäftsprozess stellt ein Prozess eine hierarchie-,<br />

funktions- und standortübergreifende Folge von Aktivitäten zur Erfüllung einer<br />

betrieblichen Aufgabe gegenüber unternehmensinternen Stellen dar. Das Ergebnis<br />

eines Prozesses ist für die Erbringung eines Geschäftsprozesses oder<br />

eines anderen Prozesses wertvoll. Die erbrachte Leistung eines Prozesses ist<br />

messbar, dabei kann es sich beispielsweise um ein Produkt oder eine Dienstleistung<br />

handeln. 91<br />

Im Rahmen dieser Arbeit stellt beispielsweise der digitalisierte Herbarbeleg mit<br />

allen zur Verfügung stehenden Metadaten ein optimales digitales Produkt dar,<br />

wenn dieser in hinreichender Qualität digitalisiert wurde. Ein Geschäftsprozess,<br />

der die Auswertung von digitalen Herbarmaterial vornimmt, kann beispielsweise<br />

erst dann stattfinden, wenn das Produkt, der digitalisierte Herbarbeleg, zuvor<br />

virtualisiert wurde.<br />

3.4.2 Verschiedene Modellierungswerkzeuge<br />

Für die Unterstützung der Geschäftsprozessmodellierung existieren verschiedene<br />

Modellierungstools, die zur Geschäftsprozessoptimierung (GPO) genutzt<br />

werden können. Insbesondere bei komplexen GPO-Projekten stellen diese eine<br />

zentrale Rolle dar. Ihre Vorteile bestehen unter anderen in der Visualisierung<br />

von Prozessen, der Wiederverwendbarkeit der Arbeitsergebnisse 92 , in der sys-<br />

88 BPR bezeichnet die Geschäftsprozessneugestaltung, in der ein grundlegendes Überdenken<br />

des Unternehmens und seiner Geschäftsprozesse stattfindet.<br />

89 Vgl. Wendehorst 29.01.2008, S. 69 ff.<br />

90 Vgl. Scheer 1998, S. 3.<br />

91 Vgl. Delp, S. 40.<br />

92 Vgl. Kap. 4.2, Erstellung des Referenzmodells.<br />

32


3 Theoretische Grundlagen<br />

tematischen Vorgehensweise und der einfachen, flexiblen Aktualisierbarkeit.<br />

Nach dem Funktionsumfang können drei Generationen von Modellierungswerkzeugen<br />

unterschieden werden. Diese werden in der folgenden Abbildung dargestellt.<br />

Abbildung 5: Drei Generationen von Modellierungswerkzeugen 93<br />

Die erste Generation der Modellierungswerkzeuge waren reine Zeichenprogramme<br />

mit Symbolbibliotheken zur Dokumentation der Prozesse.<br />

Die zweite Generation bieten eine datenbankgestützte Beschreibung von<br />

Daten, Funktionen und Prozessen und die Erstellung von konsistenten Modellen<br />

sowie die Berechnung von Prozesskennzahlen. Zu dieser Generation zählt<br />

beispielsweise auch das Modellierungswerkzeug ARIS, welches im folgenden<br />

Kapitel angesprochen wird. 94<br />

Die dritte Generation bietet Modellbibliotheken, mehrere Detaillierungsebenen<br />

und Prozesssimulationen an. 95 Mit der Software AENEIS kann beispielsweise<br />

ein Modell des gesamten Unternehmens mit allen Arbeitsabläufen, Informationsflüssen<br />

und Geschäftsprozessen erstellt werden. Zudem können auch An-<br />

93 Vgl. Seidlmeier 2006, S. 6.<br />

94 Vgl. Kap. 3.4.2.1, ARIS.<br />

95 Vgl. Seidlmeier 2006, S. 6-7.<br />

33


3 Theoretische Grundlagen<br />

forderungen eines Qualitäts- oder Umweltmanagementsystems in die Prozesse<br />

eingebunden werden. 96<br />

3.4.2.1 ARIS<br />

Die Architektur integrierter Informationssysteme (ARIS) beschreibt die Art, die<br />

funktionalen Eigenschaften und das Zusammenwirken einzelner Bausteine<br />

eines Informationssystems. Es wurde von der IDS Prof. Scheer AG 97 entwickelt.<br />

In der Vergangenheit wurden mit ARIS Rahmenkonzepte zur ganzheitlichen<br />

Modellierung computergestützter Informationssysteme vom Fachkonzept bis hin<br />

zur Implementierung entwickelt. Über diesen Bereich ist die Modellierung zwischenzeitlich<br />

herausgewachsen, weshalb heute auch rein betriebswirtschaftliche<br />

Themen wie die Prozesskostenrechnung, die Ablauforganisation oder das<br />

Qualitätsmanagement mit Geschäftsprozessmodellen nach dem ARIS-Konzept<br />

arbeiten. Die Geschäftsprozessmodellierung wird verstärkt als eine Spracherweiterung<br />

der Betriebswirtschaftslehre (BWL) verstanden. Die für<br />

Entscheidungs- und Planungsprobleme in der BWL verwendete mathematische<br />

Sprache ist zwar exakter aber nicht für alle Probleme geeignet. Die Modellierungsmethoden<br />

in ARIS fügen deshalb halbformale Beschreibungsmöglichkeiten<br />

für ablauforganisatorische Problemstellungen hinzu, die eng an das betriebswirtschaftliche<br />

Fachverständnis angelehnt und auch exakt genug sind, um<br />

eine Ausgangsbasis für die formale Umsetzung in computergestützte Informationssysteme<br />

zu bieten. Im Gegensatz zu halbformalen grafischen Methoden<br />

wie beispielsweise Organigramme oder Netzpläne bietet das ARIS-Konzept<br />

einen Rahmen für die systematische und vollständige Geschäftsprozessmodellierung.<br />

Es hilft grundsätzlich, die vielfältigen Beschreibungsaspekte von Geschäftsprozessen<br />

zu erfassen, ihnen Methoden zuzuordnen und offene Beschreibungsfelder<br />

zu identifizieren. 98<br />

Das ARIS-Konzept beinhaltet als Softwarewerkzeug 99 das ARIS-Toolset, welches<br />

das Rahmenwerk zur Beschreibung von Unternehmen und betriebswirtschaftlichen<br />

Anwendungssystemen bietet. Zur Herleitung einer Architektur dient<br />

96 Vgl. Huber, S. 2.<br />

97 Vgl. IDS Scheer AG 2008.<br />

98 Vgl. Scheer 1998, S. 1-2.<br />

99 Vgl. Kap. 3.4.2, Verschiedene Modellierungswerkzeuge.<br />

34


3 Theoretische Grundlagen<br />

ein Modell für Unternehmensprozesse, welches alle wesentlichen Merkmale zur<br />

Beschreibung von Geschäfts- und Unterstützungsprozessen beinhaltet. Die IDS<br />

Prof. Scheer AG hat zur Visualisierung dazu das ARIS-Haus entwickelt, welches<br />

am Ende dieses Kapitels visualisiert ist. 100 Die dabei entstehende Komplexität<br />

der Modelle wird in einzelnen Beschreibungssichten und Beschreibungsebenen<br />

reduziert. Hierbei muss beachtet werden, dass die Beziehungen<br />

innerhalb der Schichten sehr hoch sind und die Beziehungen zwischen den<br />

Schichten relativ einfach und lose gekoppelt sind. Bei den Sichten wird zwischen<br />

den folgenden Unterschieden:<br />

• Organisationssicht<br />

• Datensicht<br />

• Funktionssicht<br />

• Steuerungssicht 101<br />

• Die Organisationssicht enthält die Bearbeiter und Organisationseinheiten.<br />

Sie können beispielsweise durch Organigramme dargestellt werden.<br />

• Die Datensicht zeigt Zustände und Ereignisse, die durch Daten repräsentiert<br />

werden.<br />

• Geschäftsprozesse und deren Zusammenhang werden in der Funktionssicht<br />

dargestellt. Sie beinhaltet die Beschreibung der Funktion, die Aufzählung<br />

einzelner Teilfunktionen, welche zu dem Gesamtzusammenhang gehören,<br />

sowie die zwischen den Funktionen bestehenden Anforderungsbeziehungen.<br />

• Die Steuerungssicht stellt die Verbindung zwischen den übrigen Schichten<br />

dar. In dieser ist die Geschäftstätigkeit als zentraler Punkt angeführt. Diese<br />

dient den übrigen Ressourcen. Hier erfolgt die Modellierung durch die Verwendung<br />

der Ereignisgesteuerten Prozesskette 102 (EPK). 103<br />

Durch die Zerlegung in einzelne Sichten wird einerseits die Komplexität reduziert,<br />

andererseits geht dabei auch die Beschreibung der Zusammenhänge zwi-<br />

100 Vgl. Scheer 1995, S. 13.<br />

101 Vgl. Scheer 1995, S. 13.<br />

102 Vgl. Kap. 3.4.2.2, Ereignisgesteuerte Prozessketten in der Modellierung.<br />

103 Vgl. Scheer 1995, S. 13; Staud 2006, S. 27.<br />

35


3 Theoretische Grundlagen<br />

schen den Schichten verloren. Um diesen entgegenzuwirken, wird mit der<br />

Steuerungssicht die Verbindung zwischen den Komponenten wiederhergestellt.<br />

104<br />

Das Fachkonzept beschreibt die Semantik eines Anwendungsbereiches. Das<br />

betriebswirtschaftliche Anwendungskonzept wird in einer formalisierten Sprache<br />

beschrieben, um den Ausgangspunkt für eine konsistente Umsetzung in die<br />

Informationstechnik darzustellen. Das Fachkonzept ist nach Scheer von großer<br />

Bedeutung, da es langfristiger Träger des betriebswirtschaftlichen Gedankengutes<br />

ist. 105<br />

Im Datenverarbeitungskonzept wird das Fachkonzept in die Kategorien der<br />

Datenverarbeitungsumsetzung übertragen. Aus den Funktionen werden ausführende<br />

Modelle oder Benutzertransaktionen, um eine Anpassung der<br />

Fachbeschreibungen an die generellen Schnittstellen der Informationstechnik<br />

zu erhalten. 106<br />

In der Phase der Implementierung wird das DV-Konzept durch Hard- und Softwarekomponenten<br />

realisiert. Zusätzlich gehören in diese Ebene auch Unterweisungen<br />

und Schulungen der beteiligten Mitarbeiter sowie die Übergabe an den<br />

Benutzer. 107<br />

Die Beschreibungsebenen sind durch verschiedene Änderungszyklen gekennzeichnet.<br />

Auf der Ebene der Informationstechnik sind diese am höchsten, auf<br />

der Ebene der Fachkonzepte am geringsten. Die technische Implementierung<br />

ist sehr eng an die Entwicklung der Informationstechnik gekoppelt und unterliegt<br />

durch die Entwicklung beispielsweise neuer Datenbanksysteme, Netze und<br />

Hardware ständigen Änderungen. 108<br />

104 Vgl. Staud 2006, S. 27.<br />

105 Vgl. Staud 2006, S. 28.<br />

106 Vgl. Staud 2006, S. 28-29.<br />

107 Vgl. Seidlmeier 2006, S. 24.<br />

108 Vgl. Scheer 1995, S. 16.<br />

36


3 Theoretische Grundlagen<br />

Um darzustellen, in welcher Schicht die Referenzmodellierung in dieser Arbeit<br />

stattfindet, zeigt die folgende Abbildung die Referenzmodellierung innerhalb der<br />

Steuerungssicht auf der Fachkonzeptebene.<br />

Referenzmodellierung<br />

Abbildung 6: Darstellung der Referenzmodellierung im ARIS-Haus 109<br />

Da die Fachkonzeptebene stark durch betriebswirtschaftliche Inhalte geprägt<br />

und Träger von langfristigem betriebswirtschaftlichen Gutes ist, wird die Referenzmodellierung<br />

auf dieser Ebene durchgeführt. Da die Steuerungssicht die<br />

Geschäftstätigkeit und die Verbindung zu den übrigen Schichten wiedergibt,<br />

muss eine Modellierung nach dem ARIS-Konzept in dieser Schicht stattfinden.<br />

Für die Analyse und Beschreibung von Geschäftsprozessen sind EPK's ein<br />

sehr verbreitetes Werkzeug. Im Rahmen der Modellierung finden diese Anwendung<br />

und werden im folgenden Kapitel mit den dazugehörigen Notationen vorgestellt.<br />

109 Vgl. In Anlehnung an Neher, o. S.<br />

37


3 Theoretische Grundlagen<br />

3.4.2.2 Ereignisgesteuerte Prozessketten in der Modellierung<br />

Die Methode und die grafische Notation für Geschäftsprozesse wurde ebenfalls<br />

von der IDS Prof. Scheer AG im Rahmen des ARIS-Konzepts entwickelt. Diese<br />

Methodik kommt nicht nur bei der Modellierung von Unternehmensstrukturen<br />

und -abläufen sondern darüber hinaus auch in Projekten der Geschäftsprozessoptimierung<br />

zum Einsatz. 110 Ereignisgesteuerte Prozessketten (EPK) stellen<br />

eine semi-formale Methode dar, da sie nicht den Anspruch der formalen<br />

Methoden wie beispielsweise der Prädikatenlogik unterliegen. Trotz des nicht<br />

vollständigen Charakters der EPK's kann von einer Syntax gesprochen werden,<br />

da beispielsweise der Kontrollfluss, Nebenläufigkeiten, Schleifen und Datenfluss<br />

formal abbildet werden. 111 EPK's repräsentieren eine zeitliche und logische<br />

Abfolge einzelner Funktionen, die zur Bearbeitung im betriebswirtschaftlichen<br />

Umfeld notwendig sind, als Informationsmodell. In diesem werden sowohl<br />

Ereignisse als ablaufrelevante Zustände beschrieben als auch konzeptionelle<br />

Grundlagen durch Funktionen abgebildet. Ereignisse lösen Funktionen aus oder<br />

sind das Ergebnis der Funktionsausführung. Ereignisse und Funktionen werden<br />

in streng alternierender Reihenfolge durch gerichtete Kontrollflusskanten 112 verbunden.<br />

Die Alternierung kann durch Verknüpfungsoperatoren unterbrochen<br />

werden, die dem Verzweigen oder Zusammenführen von Prozessen dienen.<br />

Diese Logik kann in Form von drei Ausprägungen vorkommen. Der Konjunktion<br />

(logisches UND), Adjunktion (logisches inklusives ODER) und Antivalenz (logisches<br />

exklusives ODER). Durch die Verwendung von Ereignissen in Kombination<br />

mit den Verknüpfungsoperatoren können Kontrollflussregeln in leicht verständlicher<br />

Art veranschaulicht werden. Dies ist der Grund, warum den EPK's<br />

eine hohe Anschaulichkeit auch in der Anwendungssystem- und Organisationsmodellierung<br />

zugesprochen wird. Mithilfe der EPK's wird der verlorene Gesamtzusammenhang<br />

durch die ARIS-Sichtentrennung wiederhergestellt. Neben<br />

der zeitlichen und sachlogischen Abfolge können auch Verweise auf Informationsobjekte<br />

und Organisationseinheiten abgebildet werden, die für die Ausführung<br />

der Funktionen erforderlich sind. Diese Prozessketten werden als erweiter-<br />

110 Vgl. Kap. 3.4, Geschäftsprozessabbildung.<br />

111 Vgl. Staud 2006, S. 59-60.<br />

112 Kontrollflusskanten verbinden einzelne Knoten und spezifizieren, dass eine Aktion, auf die<br />

die Kante zeigt nicht ausgeführt werden kann, bevor die vorherige Aktion beendet ist.<br />

38


3 Theoretische Grundlagen<br />

te ereignisgesteuerte Prozessketten (eEPKs) bezeichnet. 113 Die folgende Abbildung<br />

zeigt eine erweiterte ereignisgesteuerte Prozesskette.<br />

Abbildung 7: Grundform einer erweiterten ereignisgesteuerten Prozesskette<br />

114<br />

In der obigen Abbildung werden die Grundelemente bei der Modellierung von<br />

eEPK abgebildet. Neben den Funktionen, Ereignissen, Informationsobjekten<br />

und Organisationseinheiten können noch beteiligte Anwendungssysteme und<br />

zahlreiche weitere Elemente abgebildet werden. Aus Platzgründen sind diese<br />

im Anhang C zu finden. Zusammenfassend im Folgenden eine kurze Definition<br />

der wichtigsten Elemente.<br />

113 Vgl. Delfmann 2006, S. 84-86.<br />

114 Vgl. Seidlmeier 2006, S.78.<br />

39


3 Theoretische Grundlagen<br />

• Funktion<br />

In einer Funktion werden die zu leistenden Tätigkeiten erfasst. Sie umfasst<br />

einen betriebswirtschaftlichen Vorgang, beispielsweise kann das<br />

überprüfen oder digitalisieren von Herbarmaterial eine Funktion darstellen.<br />

Zudem ist es möglich, Funktionen zu zerlegen.<br />

• Ereignis<br />

Ein Ereignis stellt ein betriebswirtschaftlich relevantes Ereignis dar, beispielsweise<br />

die Notwendigkeit der Digitalisierung von Herbarmaterial. Es<br />

steuert die Abläufe im Unternehmen. Die Durchführung einer Funktion<br />

muss immer zu einem oder mehreren Ereignissen führen und ein Ereignis<br />

löst wiederum eine Funktion aus.<br />

• Organisationseinheit<br />

Eine Organisationseinheit kann beispielsweise eine wissenschaftliche<br />

Abteilung oder ein Forschungsprojekt repräsentieren. Damit wird festgehalten,<br />

wo die in einer Funktion erfasste Aufgabe getätigt wird. Organisationseinheiten<br />

sind den Funktionen zugeordnet.<br />

• Informationsobjekte<br />

Die bei Funktionen nötigen oder entstehenden Informationen werden in<br />

diesen Objekten angegeben. Funktionen benötigen Informationen aus Informationsobjekten<br />

oder erzeugen diese. Die Verknüpfung von Informationsobjekten<br />

zu Funktionen geschieht durch Pfeillinien, die den zugrunde<br />

liegenden Informationsfluss abbilden. Beispielsweise kann eine Funktion,<br />

die die Bestimmung von Herbarmaterial umfasst, Informationen aus<br />

einem Informationsobjekt, beispielsweise einer Datenbank oder einer<br />

Stelle erhalten. Eine Stelle ist durch eine Person besetzt. Diese übernimmt<br />

beispielsweise die Bestimmung von Herbarmaterial.<br />

Grundsätzlich kann jede Information auf jedem Informationsträger berücksichtigt<br />

werden. Wenn keine Pfeilrichtung abgegeben ist, ist das System<br />

oder die Stelle an die Funktion angebunden und damit richtungslos.<br />

Damit wird die Funktion durch das angebundene System und der Stelle<br />

erledigt. 115<br />

115 Vgl. Staud 2006, S.60-65.<br />

40


3 Theoretische Grundlagen<br />

Da in Geschäftsprozessen oftmals mehrere Tätigkeiten parallel ausgeführt werden<br />

oder nur die eine oder die andere Tätigkeit zum Erfolg führt, existieren zur<br />

Modellierung die bereits angesprochenen drei Operatoren, die im Folgenden<br />

abgebildet sind:<br />

XOR<br />

Abbildung 8: Logische Operatoren 116<br />

• Der erste Operator zeigt eine UND-Verknüpfung. Ein Ereignis kann<br />

so beispielsweise zwei Funktionen parallel anstoßen.<br />

• Der zweite Operator stellt eine ODER-Verknüpfung dar und bietet<br />

parallele und alternative Abläufe an, bei denen mindestens eine<br />

Funktion oder ein Ereignis eintreten muss.<br />

• Die XOR-Verknüpfung steht für das "exklusive ODER". Für diesen<br />

Operator und der ODER-Verknüpfung muss beachtet werden, dass<br />

nach einem Ereignis keine solche Verknüpfung auftreten darf, da Ereignisse<br />

keine Entscheidungen treffen. Nur durch eine Funktion kann<br />

dies geschehen. 117<br />

Für die Modellierung von eEPK's existieren entsprechende Modellierungsregeln,<br />

die im Folgenden nicht weiter ausgeführt werden, da dies den Rahmen<br />

dieser Arbeit überschreiten würde. Nachstehend wird ausschließlich auf eine<br />

Besonderheit bei der späteren Modellierung mit eEPK's verwiesen. Zu Beginn<br />

dieses Kapitel wurden EPK's unter anderen durch eine streng alternierende<br />

Reihenfolge charakterisiert. Diese strenge Folge aus "Ereignis-Funktion-<br />

Ereignis" trägt wesentlich zu einer korrekten und vollständigen Modellierung bei,<br />

da bei jeder Funktion die Frage aufgeworfen wird, welche Ereignisse als Voraussetzungen<br />

für eine Funktion notwendig sind und welche Konsequenzen<br />

durch sie ausgelöst werden. Dies führt jedoch häufig zu sogenannten Trivialereignissen,<br />

die beispielsweise folgende Gestalt annehmen könnten: "Herbarmaterial<br />

prüfen", "Herbarmaterial ist geprüft", "Herbarmaterial suchen", "Herbarma-<br />

116 Vgl. Baumgartner et al. 2002, S. 6.<br />

117 Vgl. Seidlmeier 2006, S. 79-84.<br />

41


3 Theoretische Grundlagen<br />

terial ist gesucht". Bei der Modellierung kann auf eine solche Darstellung im<br />

linearen Prozessverlauf verzichtet werden. 118 In der späteren Modellierung der<br />

vorliegenden Arbeit wird bei linearen Prozessverläufen von der Darstellung solcher<br />

Trivialereignisse abgesehen, wenn sie nicht wesentlich zur Erkenntnis beitragen.<br />

Um verschiedene EPK's abzubilden, die inhaltlich zusammengehören, kann<br />

eine Darstellung mit Hilfe von Wertschöpfungsketten 119 (WSK) genutzt werden.<br />

Jedes Element einer Wertschöpfungskette repräsentiert inhaltlich zusammengehörige<br />

EPK's und stellt sie miteinander in Beziehung. Dabei wird jedes Element<br />

einer WSK durch ein Symbol mit Pfeilen dargestellt, die der Verknüpfung<br />

von vor- und nachgelagerten Bereichen dienen. Die folgende Abbildung zeigt<br />

eine Wertschöpfungskette, in der Geschäftsszenarien verdichtet dargestellt<br />

werden.<br />

Abbildung 9: Darstellung einer Wertschöpfungskette 120<br />

Mithilfe der WSK ist es möglich, eine Übersicht in einem betriebswirtschaftlichen<br />

Bereich zu schaffen, in dem eine große Zahl von EPK's enthalten sind.<br />

Prozesse eines Szenarios können so schrittweise erschlossen werden. Wertschöpfungsketten<br />

bieten damit die Möglichkeit, einen verdichteten Ablauf anzugeben.<br />

Zudem wird eine einheitliche Sicht auf die Unternehmensprozesse angeboten.<br />

In ARIS ist es dabei möglich, von den einzelnen Symbolen auf die<br />

entsprechenden Szenarioprozesse zuzugreifen. Im Rahmen dieser Arbeit werden<br />

für die einzelnen Prozesse EPK's genutzt, um die elementaren Geschäftsprozesse<br />

für jeden Prozess abzubilden. Um eine Übersicht aller modellierten<br />

Prozesse zu erhalten, werden die WSK genutzt. 121<br />

118 Vgl. Seidlmeier 2006, S. 84-85.<br />

119 Vgl. Kap. 3.2, Wertschöpfungsprozesse im botanischen Umfeld.<br />

120 Vgl. SAP AG 05.07.2007, o. S.<br />

121 Vgl. Allweyer 2005, S. 220; Staud 1999, S. 204-206;<br />

42


3 Theoretische Grundlagen<br />

3.5 Technisches- und Erkenntnisinteresse<br />

Dieses Kapitel stellt zwei bedeutende, globale Projekte vor. Bei einer Vielzahl<br />

der befragten Einrichtungen hat sich ergeben, dass diese in internationalen<br />

Netzwerken zusammenarbeiten. Daher wird eine kurze Übersicht über die globale,<br />

technische Forschungszusammenarbeit gegeben, an der sich auch einige<br />

der größeren botanischen Einrichtungen in Deutschland beteiligen. Des Weiteren<br />

wird auf das Erkenntnisinteresse einer Stiftung eingegangen, welche im<br />

botanischen Umfeld weltweite Digitalisierungen durchführt.<br />

3.5.1 Die internationale Forschungszusammenarbeit der GBIF<br />

Die Global Biodiversity Information Facility (GBIF) wurde 2001 gegründet. Diese<br />

internationale Einrichtung der Forschungszusammenarbeit hat das Ziel, wissenschaftliche<br />

Daten und Informationen zur Biodiversität 122 über das Internet<br />

weltweit zur Verfügung zu stellen. Dazu wird von der GBIF ein dezentral organisiertes,<br />

weltumspannendes Netzwerk aus webbasierten Datenbanken verknüpft<br />

und über ein zentrales Portal frei zugänglich angeboten. An dem Aufbau dieses<br />

Netzwerkes sind bereits über 47 Staaten und 31 internationale Organisationen<br />

beteiligt. Dadurch ist es aktuell möglich, über 100 Millionen Biodiversitätsdaten<br />

abzufragen, die von 188 Datenanbietern bereitgestellt werden. In Deutschland<br />

besteht das GBIF-Knotensystem aus sieben Knoten, die im Folgenden aufgeführt<br />

sind:<br />

Knoten Taxonomische Gruppen Standort<br />

Prokaryonten/Viren z.B. Prokaryonten, Viren Braunschweig<br />

Mykologie z.B. Pilze und Flechten München 123<br />

Botanik z.B. Gefäßpflanzen, Moose, Algen Berlin 124<br />

Evertebraten I Insekten Stuttgart<br />

Evertebraten II z.B. Mollusken, Spinnen, Myriapoden München<br />

Evertebraten III z.B. Marine Wirbellose, Krebse Frankfurt<br />

Vertebraten z.B. Fische, Amphibien, Reptilien Bonn<br />

Tabelle 2: Übersicht der GBIF-Knotenpunkte in Deutschland 125<br />

Durch die sieben GBIF-Knotenpunkte in Deutschland werden derzeit über 5,3<br />

Millionen Biodiversitätsdaten beigesteuert. Mithilfe der Bereitstellung der vor-<br />

122 Biodiversität bezeichnet die Vielfalt der Arten auf der Erde.<br />

123 Vgl. Kap. 4.1.6, Herbarium München.<br />

124 Vgl. Kap. 4.1.7, Herbarium Berlin.<br />

125 Vgl. Berendsohn 18.04.2006, o. S.<br />

43


3 Theoretische Grundlagen<br />

handenen Daten zur biologischen Vielfalt über das Internet kann die Effizienz<br />

der Biodiversitätsfoschung gesteigert werden. Zudem können Prioritäten bei<br />

Forschungs- und Naturschutzvorhaben gesetzt werden. Des Weiteren kann ein<br />

umfassender Daten- und Informationsaustausch einen großen Beitrag beispielsweise<br />

zur effektiven Umsetzung multilateraler Abkommen beitragen. 126<br />

3.5.2 Kurzvorstellung der Andrew W. Mellon Foundation<br />

Die Andrew W. Mellon Foundation, eine private Non-Profit-Organisation (NPO)<br />

wurde am 30. Juni 1969 in New York gegründet. Sie entstand durch die Zusammenlegung<br />

zweier Stiftungen, der Avalon-Stiftung und der Old Dominion-<br />

Stiftung. Die Avalon-Stiftung wurde 1940 durch Ailsa Mellon Bruce, der Tochter<br />

von Andrew W. Mellon gegründet, die Old Dominion-Stiftung wurde 1941 durch<br />

Paul Mellon, den Sohn von Andrew Mellon zu Ehren seines Vaters gegründet.<br />

127 Die Stiftung umfasst nach heutigem Stand ein Vermögen von 6,6 Milliarden<br />

US-Dollar. Die folgende Abbildung zeigt Andrew W. Mellon. Zu seiner Lebzeit<br />

von 1855-1937 galt er als einer der Menschen<br />

in Amerika, die ähnlich viel Vermögen<br />

geschaffen haben wie Rockefeller, Ford oder<br />

Morgan. Schon zu Lebzeiten spendete er<br />

annährend 10 Millionen US-Dollar, meistens an<br />

Bildungs- und karitative Einrichtungen. Nach<br />

seinem Tod gründeten die Kinder ihm zu Ehren<br />

die Mellon-Foundation. 128 Das Ziel dieser Stiftung<br />

besteht darin, finanzielle Zuschüsse und<br />

Unterstützung im Bereich der Bildung,<br />

Abbildung 10: Andrew W. Mellon 129<br />

Forschung oder dem Umweltschutz zu leisten. Derzeit bietet die Andrew W.<br />

Mellon Foundation Zuschüsse in sechs Bereichen an:<br />

126 Vgl. Berendsohn 30.07.2008, o. S.<br />

127 Vgl. The Andrew W. Mellon Foundation 2003-2009b, o. S.<br />

128 Vgl. The Andrew W. Mellon Foundation 2003-2009a, o. S.<br />

129 Vgl. The Andrew W. Mellon Foundation 2003-2009a, o. S.<br />

44


3 Theoretische Grundlagen<br />

• Höhere Bildung und Wissenschaft<br />

• Wissenschaftliche Kommunikation<br />

• Forschung in der Informationstechnologie<br />

• Museen und Kunst<br />

• Darstellende Kunst<br />

• Umwelt- und Naturschutz 130<br />

Auch in Deutschland finden zurzeit verschieden Projekte statt, die mithilfe oder<br />

ausschließlich durch die Mellon-Foundation gefördert werden. Im Bereich der<br />

höheren Wissenschaft finanziert die Stiftung die Digitalisierung spezieller Herbarbelege,<br />

den Typusbelegen. Ein Typusbeleg ist ein spezieller Herbarbeleg,<br />

der einen Referenzbeleg einer Pflanze darstellt und einen Wissenschaftler für<br />

die Beschreibung einer neuen Art dient.<br />

So findet beispielsweise im BGBM eine Digitalisierung von Typusbelegen statt,<br />

die durch 294.000 US-Dollar der Mellon-Foundation gefördert wird. Damit ist es<br />

dem BGBM möglich, 15.000 Typusbelege zu digitalisieren. 131 Auch in anderen<br />

botanischen Gärten bzw. Herbarien werden, zumeist Typusbelege, mit Geldern<br />

aus der Mellon-Foundation digitalisiert. Die digitalisierten Typusbelege werden<br />

mithilfe der GBIF weltweit zugänglich, das Urheberrecht der botanischen Materialien<br />

bleibt jedoch bei der jeweiligen Einrichtung.<br />

130 Vgl. The Andrew W. Mellon Foundation 2003-2009c, o. S.<br />

131 Vgl. Boldt 15.05.2008, o. S.<br />

45


4 Ergebnispräsentation<br />

4 Ergebnispräsentation<br />

Das Kapitel gliedert sich in zwei Punkte. In Punkt 4.1 wird eine allgemeine Ergebnispräsentation<br />

vorgenommen, bei der die einzelnen befragten botanischen<br />

Einrichtungen überblicksartig vorgestellt werden. Beispielsweise werden<br />

Schwerpunkte in der Forschung aufgeführt oder Besonderheiten und Alleinstellungsmerkmale<br />

der jeweiligen Einrichtung hervorgehoben.<br />

In Gliederungspunkt 4.2 erfolgt die Referenzmodellierung anhand der untersuchten<br />

Prozesse. Dabei wird mithilfe der gesammelten Informationen aus den<br />

einzelnen Befragungen und Beobachtungen jeweils ein Referenzmodell für jeden<br />

untersuchten Prozess entwickelt.<br />

4.1 Allgemeine Ergebnispräsentation<br />

In dem folgenden Kapitel werden Ergebnisse aus der durchgeführten Befragung<br />

verwendet. Ein Musterfragebogen ist im Anhang A zu finden. Die Befragungsergebnisse<br />

des jeweiligen Herbariums finden sich im Anhang B und sind dort<br />

nach der Reihenfolge des Besuches der Herbarien mit römischen Ziffern von I-<br />

VIII aufgeführt. Die vorangestellte Zahl vor den einzelnen Ergebnissen bezeichnet<br />

die Nummer aus dem Fragebogen.<br />

Befragungsergebnisse, die direkt einem Herbar zuzuordnen sind, finden sich im<br />

folgenden Text in runden Klammern am Satzende. Dabei gibt die römische Ziffer<br />

das Herbarium wieder. Die Zahl, die darauf folgt, ist die Nummer der Frage<br />

aus dem Musterfragebogen. In der dazugehörigen Fußnote ist die entsprechende<br />

Seitenzahl vermerkt, auf der das Befragungsergebnis aufgeführt ist.<br />

Aufgrund des Leitfadeninterviews wurde eine offene Gesprächsführung erreicht,<br />

die dazu beigetragen hat, Erfahrungshintergründe des Befragten mit den verschiedenen<br />

Prozessen zu erhalten. Die Dokumentation der offenen Fragen hat<br />

sich komplexer dargestellt als die der geschlossenen Fragen. Jedoch konnten<br />

durch diese Befragungsart die individuellen Erkenntnisse durch Aufzeichnungen,<br />

Fotos und Mitschriften ergänzt werden.<br />

46


4 Ergebnispräsentation<br />

4.1.1 Herbarium Göttingen<br />

Das Herbarium in Göttingen ist dem Albrecht von Haller Institut für Pflanzenwissenschaften<br />

zugeordnet und gehört der Georg-August-Universität Göttingen an.<br />

Zurzeit 132 sind ca. 800.000 Herbarbelege archiviert. Die größten Einrichtungen<br />

in Deutschland beherbergen bis zu 3,8 Millionen Herbarbelege. 133 Es existieren<br />

jedoch auch Einrichtungen mit ca. 10.000 Herbarbelegen, beispielsweise das<br />

Herbarium der Universität Münster 134 . Damit gehört das Göttinger Herbarium zu<br />

den mittelgroßen Einrichtungen in Deutschland. Zurzeit sind im botanischen<br />

Garten zehn Mitarbeiter beschäftigt und zusätzlich zwei Mitarbeiter im Herbarium.<br />

Durch das im Folgenden beschriebene Projekt sind temporär weitere zwei<br />

halbe Stellen geschaffen worden.(I, 1-3) 135<br />

Das Göttinger Herbarium ist ein "lebendiges" Herbar, das sich dadurch auszeichnet,<br />

dass noch aktive Arbeit stattfindet, beispielsweise werden im Rahmen<br />

von Doktorarbeiten Exkursionen vorgenommen und botanisches Belegmaterial<br />

gesammelt. Das Herbarium hat sich hierbei auf Südamerika als Forschungsgebiet<br />

spezialisiert.(I, 4) 136 Wie bedeutend die Forschungsarbeit der Einrichtung<br />

ist, zeigt sich darin, dass zurzeit im Rahmen des Aluka Projektes 137 , die Latin<br />

American Plant Initiative (LAPI) eine Digitalisierung von Typusbelegen aus Lateinamerika<br />

im Göttinger Herbarium durchführt. Die LAPI wird mit finanzieller<br />

Unterstützung der Mellon-Foundation durchgeführt. 138<br />

Dabei wird vom Royal Botanical Garden in Kew 139 ein Scanner bereitgestellt,<br />

der die Herbarbelege lateinamerikanischer Herkunft in möglichst allen Herbarien<br />

und botanischen Gärten weltweit digitalisiert. Das folgende Foto zeigt den<br />

sogenannten "Herbscan" vor dem Einsatz in Göttingen.<br />

132 Stand: 13.11.2008.<br />

133 Vgl. Tabelle 1, Übersicht der besuchten Herbarien.<br />

134 Vgl. Hövelmann 02.03.2006, o. S.<br />

135 Vgl. Anhang B, S. 102.<br />

136 Vgl. Anhang B, S. 102.<br />

137 Das ALUKA-Projekt hat das Ziel, eine digitale Bibliothek wissenschaftlicher Ressourcen über<br />

Afrika zu erstellen. Im Rahmen dessen werden auch lateinamerikanische Typen digitalisiert.<br />

138 Vgl. Kap. 3.5.2, Kurzvorstellung der Andrew W. Mellon Foundation.<br />

139 Vgl. Morley, o. S.<br />

47


4 Ergebnispräsentation<br />

Abbildung 11: Der Herbscan zur Digitalisierung von Herbarbelegen 140<br />

Der Herbscan erreicht eine Auflösung von 600 dpi 141 mit einer Farbtiefe von 24<br />

Bit. 142 Die Herbarbelege werden auf die untere waagerechte Fläche des Scanners<br />

platziert. In der horizontalen Ebene befindet sich die Scannereinheit, mit<br />

der die Herbarbelege digitalisiert werden. Eine Digitalisierung im Göttinger Herbarium<br />

geschieht vorwiegend im Rahmen des LAPI-Projektes, da für weitere<br />

Digitalisierungsvorgänge keine finanziellen Mittel zur Verfügung stehen.<br />

4.1.2 Überseemuseum Bremen<br />

Das Herbarium in Bremen ist eine Abteilung des Überseemuseums. Zurzeit<br />

sind dort ca. 400.000 Herbarbelege archiviert. Im Museum sind ca. 40-50 Mitarbeiter<br />

beschäftigt, wobei das Herbarium von einer halben Stelle betreut wird.<br />

Zusätzlich sind 2 ehrenamtliche Mitarbeiter dort tätig.(II,1-2) 143<br />

Ein Großteil der Herbarbelege stammt aus der Region Nord-West Deutschland<br />

und den nordfriesischen Inseln. Ab dem 19. Jahrhundert entstand diese Sammlung<br />

durch Tausch und Kauf von Herbarmaterial. Eine Besonderheit gegenüber<br />

140 Eigene Fotografie im Herbarium Göttingen.<br />

141 Ein dpi entspricht einen Punkt pro Zoll.<br />

142 Vgl. Ithaka Harbors Inc. 14.05.2007, S. 6.<br />

143 Vgl. Anhang B, S. 106.<br />

48


4 Ergebnispräsentation<br />

anderen besuchten Herbarien dieser Größenordnung besteht darin, dass<br />

zahlreiche Exemplare des Herbars öffentlich im angeschlossenen Museum<br />

ausgestellt und mit entsprechenden Informationen versehen werden. Neben<br />

dem Pflanzenmaterial werden auch Tierskelette und weitere Fundstücke im<br />

Museum ausgestellt.(II, 4) 144 In der botanischen Sammlung, die öffentlich zugänglich<br />

ist, sind Algen, Moose, Gefäßsporenpflanzen, Nackt- und Bedecktsamer<br />

sowie Pilze und Flechten enthalten. Die folgende Abbildung zeigt eine botanische<br />

Informationswand im Überseemuseum Bremen.<br />

Abbildung 12: Botanische<br />

Informationswand 145<br />

Abbildung 13: Zusätzliche interaktive<br />

Information über einen Schlauchpilz 146<br />

Durch Verweise an den Informationswänden kann der Besucher neben dem<br />

Herbarbeleg weitere Informationen an einzelnen interaktiven Informationsterminals<br />

im Museum erhalten, die oftmals den gezeigten Herbarbeleg im natürlichen<br />

Lebensraum als Farbfoto zeigen.<br />

144 Vgl. Anhang B, S. 106.<br />

145 Vgl. Ahrndt 2006a, o. S.<br />

146 Vgl. Ahrndt 2006b, o. S.<br />

49


4 Ergebnispräsentation<br />

4.1.3 Herbarium Marburg<br />

Das Herbarium Marburgense gehört zur Philipps-Universität Marburg. Es zählt<br />

mit ca. 400.000-500.000 Herbarbelegen zu den mittelgroßen Herbarien in<br />

Deutschland. Von dieser Zahl sind ca. 300.000 höhere Pflanzenbelege und<br />

100.000 Flechten-, Moos,- und Pilzbelege. Das Herbarium ist mit einer 25- und<br />

einer 30-Prozent-Stelle besetzt. Zusätzlich finden noch sporadische Praktikanteneinsätze<br />

statt. Neben den bereits aufgeführten Bestand existiert eine separate<br />

Sammlung von Herbarbelegen im angeschlossenen botanischen Garten, die<br />

einen Umfang von ca. 30.000-40.000 Belegen umfasst. Diese Sammlung ist<br />

historisch gewachsen, eine Zusammenlegung mit dem Herbarium würde einen<br />

unverhältnismäßigen Aufwand bedeuten. Abgesehen von den personellen Engpässen<br />

stellt auch die Lagerung ein Problem dar, da die dortige Systematik<br />

nicht der des Herbars entspricht.(III, 1-3; 25) 147<br />

Neben der botanischen Sammlung existiert eine einzigartige Alkoholsammlung<br />

von Trüffelpilzen, die unersetzliche Typusbelege enthält. Die nebenstehende<br />

Abbildung zeigt einen Teil dieser Sammlung.<br />

Über diese wissenschaftlich bedeutsame<br />

Sammlung hinaus bietet das Hespe'sche Moosherbar<br />

detailgenaue Zeichnungen<br />

mikroskopischer Merkmale, die aufgrund<br />

ästhetischer Aspekte von großer Bedeutung<br />

sind. 148 Das Herbarium umfasst zudem eine<br />

Lokalflora und die Flora Hessens und Nassaus.<br />

149<br />

Abbildung 14: Trüffelsammlung in Marburg 150<br />

147 Vgl. Anhang B, S. 109; Anhang B, S. 110.<br />

148 Vgl. von Soosten 02.12.2008, o. S.<br />

149 Vgl. Dieteric 01.11.2005, o. S.<br />

150 Vgl. Kost 2004, S. 22.<br />

50


4 Ergebnispräsentation<br />

4.1.4 Herbarium Halle<br />

Das Herbarium Halle am Institut für Biologie gehört der Martin-Luther-<br />

Universität Halle-Wittenberg an. Das Jahr der Gründung wird mit ca. 1816/1817<br />

durch den Ankauf der Sammlung des Botanikers Schkuhr 151 angenommen. Mit<br />

500.00 Herbarbelegen höherer Pflanzen, Moosen, Pilzen und Flechten zählt es<br />

ebenfalls zu den mittelgroßen Herbarien in Deutschland. Im Herbarium arbeiten<br />

zwei Mitarbeiter mit jeweils einer vollen Stelle und zusätzlich sind im Rahmen<br />

des LAPI-Projektes 152 momentan zwei Mitarbeiter mit jeweils einer halben Stelle<br />

beschäftigt. Innerhalb der höheren Pflanzen existiert eine Heimatsammlung aus<br />

den Gebieten des Harzes, Sachsens und Thüringen. Zudem beherbergt das<br />

Herbarium eine Mongoleisammlung, welche die zweitgrößte Sammlung außerhalb<br />

der Mongolei neben der in Petersburg darstellt. Der erste Direktor des botanischen<br />

Gartens in Halle fertigte Dubletten von Herbarbelegen aus dem<br />

BGBM an und archivierte sie in Halle. Dadurch konnten zahlreiche Herbarbelege<br />

nach dem Brand im BGBM im Zweiten Weltkrieg wiederbeschafft werden.(IV,<br />

1-3) 153<br />

Eine Besonderheit des Herbars dieser Größe stellt die hohe Anzahl an Typenbelegen<br />

154 dar. Für das Herbarium Halle werden 6.000-7.000 Typenbelege angenommen,<br />

die zukünftig digitalisiert und der wissenschaftlichen Gemeinschaft<br />

online zur Verfügung gestellt werden. Unter den Typenbelegen befinden sich<br />

zudem auch historisch bedeutsame Belege, beispielsweise von Alexander von<br />

Humboldt. Aufgrund der hohen Anzahl an Typenbelegen werden auch in Halle<br />

im Rahmen des Projektes LAPI entsprechende Typen digitalisiert. Die folgende<br />

Abbildung zeigt einen Teil herausgesuchter, kontrollierter, bestimmter, inventarisierter<br />

und digitalisierter Typenbelege aus dem Herbarium in Halle.(IV, 17) 155<br />

151 Vgl. Braun 22.01.2009, o. S.<br />

152 Vgl. Kap. 4.1.1, Herbarium Göttingen.<br />

153 Vgl. Anhang B, S. 112.<br />

154 Vgl. Kap. 3.5.2, Kurzvorstellung der Andrew W. Mellon Foundation.<br />

155 Vgl. Anhang B, S. 113.<br />

51


4 Ergebnispräsentation<br />

Abbildung 15: Erfasste Typusbelege 156<br />

Sobald alle Typen mithilfe des Projektes LAPI erfasst sind, ist das Projekt erfolgreich<br />

beendet und die digitalisierten Herbarbelege sind online abrufbar. Der<br />

Vorteil der weltweiten Digitalisierung durch die Mellon-Foundation 157 besteht<br />

größtenteils in der finanziellen Förderung. Aufgrund der derzeitigen und auf absehbare<br />

Zeit anhaltenden negativen finanziellen Situation der meisten besuchten<br />

Herbarien würde der überwiegende Teil der vorhandenen Herbarbelege<br />

physisch nicht neu bestimmt oder inventarisiert werden. Bereits die Inventarisierung<br />

neuer Herbarbelege stellt oft eine personelle und finanzielle Überforderung<br />

dar. Somit wäre auch eine Bestandsermittlung vorhandener Typusbelege nicht<br />

möglich. Erst durch das Vorhaben der Digitalisierung von Typusbelegen und<br />

der finanziellen Förderung durch die LAPI wird ein Auffinden dieser Belege und<br />

eine Bestimmung durch zusätzliche Personenstunden ermöglicht.<br />

4.1.5 Herbarium Dresden<br />

Das Herbarium Dresdense archiviert ca. 350.000 Herbarbelege. Es gehört der<br />

Technischen Universität Dresden an. Im Herbarium ist ein Wissenschaftler mit<br />

einer 10-Prozent-Stelle beschäftigt. Aufgrund dieser geringen personellen Besetzung<br />

sind von den 350.000 Herbarbelegen erst 50 Prozent inventarisiert und<br />

etikettiert. Ein Großteil der Sammlung lagert im Kellergeschoss des Gebäudes,<br />

allerdings weder in einem klimatisierten Lagerraum noch in geeigneten Schränken<br />

oder sonstigen Magazinen oder Archiven. Ein Grund für diese Situation<br />

156 Eigene Fotografie im Herbarium Halle.<br />

157 Vgl. Kap. 3.5.2, Kurzvorstellung der Andrew W. Mellon Foundation.<br />

52


4 Ergebnispräsentation<br />

besteht darin, dass der Fachbereich Biologie zu DDR-Zeiten 1968 aufgelöst<br />

und die bestehende Herbarbelege in den botanischen Garten ausgelagert wurden.<br />

1993 wurde der Studiengang Biologie an der Technischen Universität wieder<br />

aufgenommen, im Zuge dieser Entwicklung bekam das Herbarium auch<br />

dort seinen heutigen Standort. Seitdem sind die Herbarbelege dort gelagert.<br />

Externe Leihanfragen müssen oftmals kurzzeitig aufbereitet werden, um sie zu<br />

versenden. Im Gegensatz zum vorigen besuchten Herbarium in Halle werden in<br />

Dresden höchstens einige hundert Typusbelege erwartet. Aufgrund dessen ist<br />

es zukünftig eher unwahrscheinlich, dass durch ein drittmittelgefördertes Projekt<br />

wie der LAPI ein Teil der Inventarisierung finanziell übernommen wird.<br />

Bei den höheren Pflanzen stellen<br />

die sächsischen Herbarbelege<br />

einen Schwerpunkt des Herbariums<br />

dar. Diese sind im Gegensatz zu<br />

den übrigen höheren<br />

Herbarbelegen vollständig montiert,<br />

etikettiert und inventarisiert. Sie<br />

werden oftmals für regionale<br />

Projekte, beispielsweise zur<br />

Darstellung von Verbreitungsgebieten<br />

genutzt.(V, 1-3, 22) 158 Die<br />

nebenstehende Abbildung zeigt<br />

einen Verbreitungsatlanten, der<br />

durch die Herbarbelege des<br />

Herbariums Dresdense entstanden<br />

Abbildung 16: Verbreitungsatlas für Farn- und Samenpflanzen 159<br />

ist. Die Darstellung auf dem Buchumschlag zeigt die Verbreitungsgebiete einer<br />

bestimmten Pflanzengattung in Sachsen. Anhand dieser können Entwicklungen<br />

verschiedener Arten und Rückgänge bestimmter Populationen über verschiedene<br />

Jahrzehnte erkannt werden.(V, 26) 160<br />

158 Vgl. Anhang B, S. 116-117.<br />

159 Eigene Fotografie im Herbarium Dresden.<br />

160 Vgl. Anhang B, S. 118.<br />

53


4 Ergebnispräsentation<br />

4.1.6 Herbarium München<br />

Das Herbarium in München findet sich in der Botanischen Staatssammlung<br />

München (BSM) und wurde 1813 von Maximilian I Joseph von Bayern, den König<br />

von Bayern gegründet um das königliche Herbarium für die Zukunft zu bewahren.<br />

161<br />

Im Herbarium sind ca. 3 Millionen Herbarbelege archiviert. 162 Davon sind ca. 2<br />

Millionen höhere Pflanzen, ca. 350.000 Pilze, ca. 350.000 Flechten, ca. 150.000<br />

Algen und ca. 150.000 Moose. Im Herbarium sind 10 Mitarbeiter in Vollzeitstellen<br />

beschäftigt. Sie setzen sich aus Wissenschaftlern, Kuratoren und technischen<br />

Angestellten zusammen.(VI, 1-3) 163 Neben der Herbariumstätigkeit werden<br />

zahlreiche Projekte durchgeführt und betreut. Im Folgenden eine Übersicht<br />

der laufenden Projekte.<br />

• Flora (Flora von Bayern, China, Malesien, Sonora Wüste und Thailand)<br />

• Online Datenbanken (Sammlungen Online, Sammler Online, Exsikkat<br />

164 Online und DALI 165 )<br />

• Informationssysteme (GLOPP 166 , LIAS 167 und Melastomatacea.net 168 )<br />

• Eingerichtete Informationsportale (GBIF 169 , The Mycology.net 170 , The<br />

Phycology.net 171 )<br />

• Informationsportale mit Daten der BSM (GBIF, Aluka 172 , BioCASE 173 ,<br />

GBIF-Deutschland Botanik 174 ) 175<br />

161 Vgl. Triebel 11.10.2006a, o. S.<br />

162 Stand: 15.12.2008.<br />

163 Vgl. Anhang B, S. 119.<br />

164 Ein Exsikkat stellt einen getrockneten und beschriebenen Pilzbeleg dar.<br />

165 Diese Datenbank enthält Nachweise von systematischen und taxonomischen Studien über<br />

Ascomyceten, den Schlaupilzen.<br />

166 Die Abkürzung steht für Global Information System für die Biodiversität der Pflanzen und<br />

Pilze.<br />

167 Die Abkürzung steht für das Global Information System für Lichenized und Nicht<br />

Lichenized Ascomycetes (Flechtenartige Schlauchpilze).<br />

168 Dieses Informationssystem stellt Informationen über die Biodiversität der Melastomataceae,<br />

den Schwarzmundgewächsen, bereit.<br />

169 Vgl. Kap. 3.5.1, Die internationale Forschungszusammenarbeit der GBIF<br />

170 Ein Informationsportal für Wissenschaftler mit Informationen über die Vielfalt der Pilze.<br />

171 Ein Informationsportal für Wissenschaftler mit Informationen über die Vielfalt der Algen.<br />

172 Das ALUKA-Projekt hat das Ziel, eine digitale Bibliothek wissenschaftliche Ressourcen<br />

über Afrika zu erstellen.<br />

173 Beim Biocase-Projekt bilden 30 nationale Zentren ein Metadatennetzwerk, die Meta-<br />

Informationen über Sammlungen in Europa zusammentragen.<br />

54


4 Ergebnispräsentation<br />

Für eine ausführliche Beschreibung der jeweiligen Projekte muss auf die im Anhang<br />

aufgeführten Quellen verwiesen werden. Aus Platzgründen kann ausschließlich<br />

auf die bereits erwähnten Projekte, die bei der späteren Modellierung<br />

Beachtung finden, näher eingegangen werden.<br />

Von den beschriebenen Projekten ist die BSM besonders aktiv beim Unterhalten<br />

des GBIF-Knotens Mykologie 176 und beim Ausbau des globalen Informationssystems<br />

LIAS für Flechten und Pilze. Bisher sind dort ca. 60.000 Namenseinträge<br />

von Pilzen zu einem einzigen Datenbestand zusammengefasst und<br />

durch Deduplikation auf 20.000 reduziert. Der Großteil dieser Namen ist gültig<br />

beschrieben und akzeptiert. Zusätzlich wird ein WIKI 177 für das Glossar und die<br />

Optimierung entwickelt. Damit ist es möglich, das nach einer Autorisierung der<br />

Nutzer Einträge editiert und eine dynamische Überarbeitung der Begriffe somit<br />

ermöglicht wird. 178 Die nachfolgende Abbildung zeigt einen Ausschnitt aus dem<br />

Informationssystem LIAS.<br />

174 Vgl. Kap. 3.5.1, Die internationale Forschungszusammenarbeit der GBIF.<br />

175 Vgl. Triebel 11.10.2006b, o. S.<br />

176 Die Mykologie ist die Wissenschaft von den Pilzen.<br />

177 Ein WIKI ist ein Online-System, in welchem Benutzer Inhalte lesen und online ändern<br />

können. Ziel eines WIKI ist es, Erfahrungen und Wissen der Autoren zu teilen.<br />

178 Vgl. Triebel et al. 2006, S. 47-48.<br />

55


4 Ergebnispräsentation<br />

Abbildung 17: Ausschnitt aus dem Informationssystem LIAS 179<br />

Bei dieser interaktiven Karte besteht die Möglichkeit, über einen Kontinenten,<br />

beispielsweise Europa, ein Land auszuwählen und damit eine möglichst vollständige<br />

Übersicht über Pilzbelege eines Landes zu erhalten. So ist es denkbar,<br />

beispielsweise Informationen über Pilze in Deutschland zu erhalten, sortiert<br />

nach der Gattung und Art. Aufgeführt sind diese Informationen nach dem jeweiligen<br />

Herbarium, in welchem die Belege physisch archiviert sind. Eine Bestimmung<br />

wird damit vereinfacht und Datensätze, die nachträglichen Änderungsbedarf<br />

benötigen, können über den Webzugang aktualisiert werden.<br />

4.1.7 Herbarium Berlin<br />

Das Herbarium Berlin ist im Botanischen Garten Botanischen Museum Berlin-<br />

Dahlem (BGBM), der einen der drei bedeutendsten botanischen Gärten der<br />

Welt darstellt. Das Herbarium ist das Größte in Deutschland mit ca. 3,8 Millionen<br />

Herbarbelegen, von denen ca. 2 Millionen Flechten, Pilze und Algen darstellen.<br />

Weitere 1,5 Millionen Herbarbelege sind höhere Pflanzen und 300.000<br />

Moose. Das Herbarium ist im Kellergeschoss über zwei unterirdischen Etagen<br />

verteilt und geht aus einer ehemaligen Bunkeranlage aus dem Jahre 1987 her-<br />

179 Vgl. Rambold 23.11.2005, o. S.<br />

56


4 Ergebnispräsentation<br />

vor.(VII, 1-2) 180 Im Herbarium sind ca. 45 Mitarbeiter als Wissenschaftler, technische<br />

Angestellte und IT-Fachkräfte beschäftigt. 181<br />

Zurzeit findet neben zahlreichen Projekten, bei denen auch die LAPI eine Digitalisierung<br />

vornimmt, eine Digitalisierung von Herbarbelegen von Alexander von<br />

Humboldt aus dem Willdenow-Herbar statt. Diese Belege sind teilweise über<br />

200 Jahre alt und in einem<br />

separaten Herbar mit einer<br />

eigenen Systematik archiviert.(VII,<br />

3, 22) 182 Neben den<br />

erwähnten Projekten wird im<br />

Herbarium in Berlin die umfangreichste<br />

Digitalisierung<br />

aller besuchten Einrichtungen<br />

von Herbarbelegen vorgenommen.<br />

Dabei werden von<br />

höheren Pflanzen sowohl die<br />

Metadaten der Herbarbelege,<br />

beispielsweise die Pflanzenfamilie<br />

und die Bezeichnung,<br />

als auch der Beleg an sich<br />

mit dem physischen Belegmaterial<br />

digitalisiert. Die<br />

nebenstehende Abbildung<br />

zeigt einen vollständig<br />

Abbildung 18: Digitalisierter Herbarbeleg aus dem Willdenow-Herbar 183<br />

digitalisierten Herbarbeleg aus dem Willdenow-Herbar. 184 Neben diesen Projekten<br />

stellt der BGBM ähnlich wie die BSM in München für die GBIF einen Knoten<br />

für die Botanik bereit.<br />

180 Vgl. Anlage B, S. 124.<br />

181 Vgl. Hildebrandt, Berendsohn 16.12.2008, o. S.<br />

182 Vgl. Anlage B, S. 124; Anlage B, S. 126.<br />

183 Vgl. Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem 13.08.2007b, o. S.<br />

184 Die Abbildung zeigt die Centaurea sordida Willd aus der Familie der Compositae, den Korb-<br />

blütlern.<br />

57


4 Ergebnispräsentation<br />

Die Digitalisierung von Herbarbelegen im BGBM in Zusammenarbeit der GBIF<br />

kann zur Veranschaulichung<br />

Herbarbeleg<br />

Digitalisierung<br />

GBIF-Portal<br />

wie folgt skizziert werden: Der<br />

BGBM digitalisiert im Herbarium<br />

befindliche Herbarbelege<br />

und speichert diese auf eine<br />

lokale Datenbank, die mit der<br />

GBIF verknüpft ist. Dieses Informationsportal<br />

stellt der Forschungsgemeinschaft<br />

Abbildung 19: Zusammenarbeit des BGBM mit der GBIF 185<br />

Informationen aller beteiligten Herbarien weltweit bereit. Forschungsanfragen<br />

über bestimmtes digitalisiertes Material findet damit über einen zentralen Anlaufpunkt<br />

statt. Dieser verweist auf das entsprechende Herbarium, welches den<br />

Herbarbeleg in einer Datenbank abgespeichert hat. Die Rechte an dem digitalisierten<br />

Beleg bleiben zudem bei der botanischen Einrichtung. Aus diesem Beispiel<br />

wird ersichtlich, wie effektiv eine Digitalisierung im internationalen Rahmen<br />

erfolgen kann.<br />

Prozess<br />

Zurzeit sind über 70.000 digitale Bilder aus 208 Ländern in der Datenbank des<br />

BGBM archiviert. Den größten Teil digitalisierter Herbarbelege stellen Spermatophyten<br />

186 dar. Von diesen sind bereits annährend 47.000 Herbarbelege digitalisiert.<br />

Neben diesen sind bereits über 11.000 Herbarbelege aus dem<br />

Willdenow-Herbar online verfügbar. Von Pteridophyten 187 sind über 8.000 Belege<br />

digitalisiert. 188 Pilze, Flechten und Früchte sind nahezu nicht digitalisiert. Die<br />

Begründung hierzu findet sich im Prozess der Digitalisierung wieder. 189<br />

Im Rahmen des Projektes Herbar Digital an der Fachhochschule <strong>Hannover</strong><br />

(FHH) wird an dem Prozess der Virtualisierung von Herbarbelegen geforscht.<br />

185 Eigene Darstellung.<br />

186 Spermatophyten sind Blüten- und Samenpflanzen.<br />

187 Pteridophyten sind Farnpflanzen.<br />

188 Vgl. Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem 13.08.2007a, o. S.<br />

189 Vgl. Kap. 4.2.3, Referenzprozess der Digitalisierung.<br />

58


4 Ergebnispräsentation<br />

Ziel dieses Vorhabens ist es, die Kosten der Digitalisierung zu senken, um somit<br />

für möglichst alle musealen Objekte Referenzlösungen abzuleiten. 190<br />

4.1.8 Herbarium Hamburg<br />

Mit ca, 1,8 Millionen Herbarbelegen ist in Hamburg das viertgrößte Herbarium in<br />

Deutschland anzutreffen. Neben den höheren Pflanzen sind Pilze, Moose und<br />

Flechten archiviert. Zudem existiert eine geringe Alkoholsammlung. Im Herbarium<br />

sind insgesamt elf Mitarbeiter beschäftigt, davon sind acht halbe Stellen,<br />

wovon wiederum zwei von der Mellon-Foundation finanziert werden. Bei Bedarf<br />

werden ein- bis zwei ABM-Stellen angeboten.(VIII, 1-2) 191<br />

Neben Nachlässen, die dem Herbarium angeboten werden, gelangt das Herbarium<br />

über Arbeitsgruppen in Südafrika und Marokko an neues Herbarmaterial.<br />

Zusätzlich zur Finanzierung der Digitalisierung durch die Mellon-Foundation<br />

werden im Rahmen des GBIF-Projektes Orchideen, Moostypen und die gesammelten<br />

Herbarbelege aus den südafrikanischen Pflanzengruppen, die Mittagsblumengewächse,<br />

digitalisiert. Ähnlich wie bei der Mellon-Foundation werden<br />

auch im GBIF-Projekt nur die Typusbelege digitalisiert. Die Mittagsblumensammlung<br />

in Hamburg stellt die größte Sammlung dieser Art weltweit dar.(VIII,<br />

3-4) 192<br />

Die folgende Abbildung zeigt digitalisiertes Herbarmaterial, welches aus dem<br />

Herbarium Hamburgense stammt und im Rahmen der Mellon-Foundation digitalisiert<br />

wurde. Mithilfe der GBIF wird die Digitalisierung im Internet veröffentlicht.<br />

190 Vgl. Jaspersen 02.02.2007, o. S.<br />

191 Vgl. Anhang B, S. 128.<br />

192 Vgl. Anhang B, S. 128.<br />

59


4 Ergebnispräsentation<br />

Abbildung 20: Digitalisierte Typenbelege aus dem Herbarium Hamburg 193<br />

Die Abbildung zeigt in der linken oberen Ecke eine digitalisierte Kapsel 194 mit<br />

Moosbelegen. Der Inhalt, also das jeweilige botanische Material, wird dabei<br />

nicht digitalisiert. Die handschriftlichen Angaben werden nach der Digitalisierung<br />

von einem Mitarbeiter abgelesen und in die Datenbank übertragen. So<br />

kann in der Datenbank anhand des Namens, in diesem Beispiel<br />

Acanthocladium albescens neben den handschriftlichen Aufzeichnungen auf<br />

dem Beleg auch der Fundort, der Typ oder verschiedene Bemerkungen abgerufen<br />

werden.<br />

Um eine Vorstellung über die Kosten der Digitalisierung von Typenbelegen<br />

nach dem Verfahren der Mellon-Foundation zu erhalten, wird im Folgenden<br />

eine Berechnung der Stiftung gezeigt. Die Kosten beziehen sich auf die Digitali-<br />

193 Vgl. Herbarium Hamburgense, o. S.<br />

194 Eine Kapsel enthält beispielsweise Moose oder Flechten. Sie stellt das Behältnis für<br />

Herbarmaterial dar, welches nicht auf dem Herbarbeleg fixiert werden kann und besteht aus<br />

Kartonpapier.<br />

60


4 Ergebnispräsentation<br />

sierung von insgesamt 18.500 Typenbelegen im Herbarium Hamburgense.<br />

Dabei geht die Stiftung davon aus, dass abzüglich Urlaubs- und Feiertage 10,5<br />

Monate reine Arbeitszeit zum Digitalisieren zur Verfügung stehen.<br />

Erfahrungsgemäß kann eine Person im Jahr 2.940 Typenbeleg digitalisieren,<br />

wenn sie ganztags beschäftigt ist. Die Stiftung rechnet gerundet mit 2.900<br />

Typenbelge pro Mann-Jahr 195 . Da in Hamburg 18.500 Typenbelege zur Digitalisierung<br />

zur Verfügung stehen, sind 6,4 Mann-Jahre notwendig. Die jährlichen<br />

Kosten für die Digitalisierung berechnen sich nach der Methode der Mellon-<br />

Foundation wie folgt:<br />

Kostenpunkt<br />

Summe (Euro)<br />

Halbe technische Arbeitsstelle 19.200<br />

Halbe wissenschaftliche Arbeitsstelle 58.800<br />

Barcode Material mit Label 1000<br />

Speichermedien 1500<br />

Support 1500<br />

IT-Support 750<br />

Reisen, Meetings 4000<br />

Summe jährliche Kosten 86.750<br />

Gesamtsumme (jährl. Kosten * 6,4) 555.200<br />

Kosten pro Herbarbeleg ~30<br />

Tabelle 3: Digitalisierungskostenberechnung der Mellon-Foundation 196<br />

Wie aus der obigen Tabelle ersichtlich wird, sind für die gesamte Digitalisierung<br />

der Herbarbelege im Herbarium Hamburgense 555.200 Euro notwendig. Dies<br />

entspricht gerundet 30 Euro pro Typusbeleg. Auf eine Umrechnung in US-Dollar<br />

wurde aufgrund der Übersichtlichkeit verzichtet. In den vorab vorgestellten Herbarien,<br />

in denen ebenfalls die Mellon-Foundation diese Digitalisierung durchführt,<br />

werden die Kosten mit den gleichen Faktoren berechnet.<br />

Bei diesem Digitalisierungsverfahren muss beachtet werden, dass die Stiftung<br />

keine Digitalisierung des gesamten Herbarbeleges vornimmt, sondern nur die<br />

Metadaten, also beispielsweise den Typennamen, die Familie, die Gattung etc.<br />

festhält. Handschriftlich bestimmtes Material wird durch die Digitalisierung erfasst,<br />

aber nicht digital analysiert. Es muss zusätzlich von einem Mitarbeiter<br />

195 Ein Mann-Jahr bezeichnet rechnerisch eine Vollzeitstelle.<br />

196 Vgl. Anhang E: Digitalisierungskosten der Mellon-Foundation.<br />

61


4 Ergebnispräsentation<br />

abgelesen und in die Datenbank nachgetragen werden.(VIII, 14) 197 Damit wird<br />

dem Forscher die Möglichkeit geboten, nach entsprechenden Belegen in einer<br />

Datenbank zu suchen und die Information zu erhalten, in welchem Herbarium<br />

der Beleg physisch aufzufinden ist.<br />

Auch im Rahmen des Forschungsprojektes Herbar Digital wurden die Kosten<br />

für die Digitalisierung eines Herbarbeleges berechnet. Bei dieser Berechnung<br />

fanden beispielsweise die tatsächlichen Personalkosten, Materialkosten, kalkulatorischen<br />

Abschreibungen und Investitionen Berücksichtigung, die aufgrund<br />

der Digitalisierung anfallen. Ohne eine Optimierung des Prozesses der Digitalisierung<br />

würde die Digitalisierung eines Herbarbeleges ca. 15 Euro kosten 198 . Im<br />

Gegensatz zum Prozess wie ihn die Mellon-Foundation durchführt, wird im<br />

Rahmen des Projekts Herbar Digital eine Digitalisierung des gesamten Herbarbeleges<br />

mit montierten botanischen Material durchgeführt. Das Forschungsprojekt<br />

sieht vor, den Durchsatz von digitalisierten Herbarbelegen von bisher 6 auf<br />

60 pro Stunde bis zum Abschluss des Projektes im Jahre 2011 zu steigern. 199<br />

Infolge dessen würden die Kosten auf ca. 1,40 Euro pro Herbarbeleg sinken.<br />

Um dieses Ziel zu erreichen, arbeiten derzeit drei verschiedene Fakultäten gemeinsam<br />

an einer automatisierten Digitalisierung.<br />

4.2 Erstellung des Referenzmodells<br />

Die Ausarbeitung des Referenzmodells erfolgte anhand der während der Befragung<br />

erfassten Daten. Die gewonnenen Eindrücke aus den einzelnen, untersuchten<br />

Prozessen boten dabei Anregungen und zum Teil Optimierungspotenzial,<br />

um ein effizientes Referenzmodell für den jeweiligen Wertschöpfungsprozess<br />

zu erschaffen.<br />

Dazu wurden für jeden zu modellierenden Prozess die gesamten Informationen<br />

aller befragten Einrichtungen selektiert, um eine Übersicht aller Tätigkeiten, die<br />

bei einem Prozess notwendig sind, zu erlangen. Entsprechende Hinweise auf<br />

innovative Prozessschritte wurden dabei genauso berücksichtigt wie Hinweise<br />

auf vorhandene Schwierigkeiten bei der Prozessdurchführung.<br />

197 Vgl. Anhang B, S. 129.<br />

198 Vgl. Wendehorst 29.01.2008, S. 39.<br />

199 Vgl. Wendehorst 29.01.2008, S. 71.<br />

62


4 Ergebnispräsentation<br />

Die Modellierung erfolgte mithilfe des ARIS-Toolsets 200 , welches im Theorieteil<br />

erläutert wurde. Die Geschäftsprozesse werden durch eEPK's 201 dargestellt,<br />

vereinzelt werden ARIS-spezifische Notationsmöglichkeiten verwendet, die im<br />

Theorieteil aufgrund der breiten Vielfalt nicht behandelt werden konnten. Aus<br />

diesem Grund befindet sich eine vollständige Übersicht aller in der Modellierung<br />

verwendeten ARIS-eEPK-Notationen im Anhang C. Die Modellierung erfolgte<br />

an der FHH und ist in der ARIS-Systemumgebung abgespeichert, um aufbauenden<br />

Arbeiten eine Erweiterung der Prozesse zu ermöglichen. Jeder der<br />

untersuchten Prozesse wird einzeln als Referenzmodell veranschaulicht, um<br />

eine übersichtliche Darstellung zu ermöglichen. Die vorangehende Beschreibung<br />

des Prozesses dient jedoch ausschließlich dem Verständnis, daher werden<br />

nur elementare Ereignisse, Funktionen und Informationen angesprochen,<br />

da Details den entsprechenden EPK's entnommen werden können. Im Anschluss<br />

an die Referenzmodellierung wird das Zusammenwirken der einzelnen<br />

Prozesse anhand einer Wertschöpfungskette dargestellt.<br />

Parallel zu dieser Arbeit wird im Rahmen einer Diplomarbeit ein ARIS-<br />

Prozessmuster für die Produktion von digitalen Herbarbelegen entwickelt. 202<br />

Dabei werden die Prozesse der Digitalisierung, Lagerung und Auswertung detailliert<br />

und speziell für den BGBM veranschaulicht. Während der Ausarbeitung<br />

dieses Prozessmusters hat sich gezeigt, dass auch bei dieser speziellen Untersuchung<br />

keine Widersprüche zum Referenzmodell auftreten und dieses vom<br />

Referenzmodell abgedeckt wird.<br />

4.2.1 Referenzprozess der Sammlung<br />

Im Folgenden wird der Referenzprozess der Sammlung von botanischem Belegmaterial<br />

erläutert. Informationen zu diesem Prozess konnte jedes Herbar<br />

liefern, da in allen Einrichtungen noch Sammeltätigkeiten stattfinden und kein<br />

"totes" Herbar in der Befragung enthalten war. Obwohl die Sammlung einen<br />

grundlegenden und etablierten Prozess in Herbarien darstellt, waren dennoch<br />

unterschiedliche Vorgehensweisen anzutreffen.<br />

200 Vgl. Kap. 3.4.2.1, ARIS.<br />

201 Vgl. Kap. 3.4.2.2, Ereignisorientierte Prozessketten in der Modellierung.<br />

202 Vgl. Wallenreiter 22.02.2009.<br />

63


4 Ergebnispräsentation<br />

Ein Referenzprozess der Sammlung beginnt damit, dass nachdem die Sammlung<br />

vorbereitet ist, eine Auswahl geeigneter Arbeitsmittel erfolgen muss. Viele<br />

Sammlungsprozesse, insbesondere die von ehrenamtlichen- und Hobbysammlern,<br />

finden noch ohne Global Positioning System (GPS)- Modul statt. Die Beschreibung<br />

des Fundortes wird beispielsweise mit rudimentären Angaben wie<br />

"Lüneburger Heide, nähe Soltau" vorgenommen. Eine Nutzung der Sammlungstätigkeit,<br />

beispielsweise durch die Erstellung eines Verbreitungsatlanten,<br />

wird damit erheblich erschwert. Zudem wird ein erneutes Auffinden des Fundortes<br />

sehr schwierig.(V, 6; VIII, 5) 203 Mithilfe des GPS werden beispielsweise<br />

Längen- und Breitengrade oder die Höhe über dem Meeresspiegel festgehalten<br />

und somit Daten schnell und präzise erfasst. Mit der vorherigen Auswahl allgemeiner<br />

Arbeitsmittel im Referenzmodell werden die angesprochenen Schwächen<br />

vermieden. Zusätzlich zu den erwähnten Arbeitsmitteln wird auch eine<br />

Sammlernummer vergeben, anhand derer eine spätere Suche in einer Datenbank<br />

ermöglicht wird, um beispielsweise Herbarbelege eines bestimmten<br />

Sammlers im Archiv aufzufinden.<br />

Im Folgenden wird eine Unterscheidung nach dem jeweiligen Sammlungsmaterial<br />

vorgenommen. Eine weitere Unterscheidungsmöglichkeit nach Algen wurde<br />

nicht durchgeführt, da diese in keinem Herbar mehr gesammelt werden. Zudem<br />

stellen bestehende Algensammlungen zumeist Schenkungen dar, die separat<br />

gelagert werden. Aufgrund der geografischen Gegebenheiten wird auch zukünftig<br />

von keinem Herbar die Ausweitung der Sammlung auf Algen vorgesehen.(VI,<br />

2) 204 Daher werden diese auch in den folgenden Prozessen nicht weiterführend<br />

behandelt.<br />

Bei der Befragung hat sich herausgestellt, dass je nach Sammlungsvorhaben<br />

teilweise zusätzliche Arbeitsmittel notwendig sind. Da in den meisten Fällen<br />

eine Sammlung nur für eine bestimmte Art vorgenommen wird und unnötige<br />

Ausrüstung den Sammler belastet, wird im Referenzmodell vorab eine Unterscheidung<br />

nach zusätzlichen Arbeitsmitteln vorgenommen. Beispielsweise benötigen<br />

botanische Einrichtungen, die sich auf die Untersuchung von Pilzen<br />

203 Vgl. Anhang B, S. 116; Anhang B, S. 128.<br />

204 Vgl. Anhang B, S. 119.<br />

64


4 Ergebnispräsentation<br />

spezialisiert haben, immer einen "Frischebeleg" des Pilzes. Der Grund liegt darin,<br />

dass Pilze nach der Sammlung ihre Farbe sehr stark verändern bzw. teilweise<br />

verlieren und eine Bestimmung von Pilzen aufgrund fehlender<br />

Bestimmungsflore 205 ohnehin sehr aufwendig ist. Daher wird im Referenzmodell<br />

als zusätzliches Arbeitsmittel die Digitalkamera vorgesehen, um ein Foto im<br />

"Frischezustand" festhalten zu können.(III, 6,7) 206 Für höhere Pflanzen oder<br />

Moosen besteht diese Problematik nicht, da diese ihre Farbe beim Trocknen<br />

nicht zu stark verändern. Aus diesem Grund kann bei der Wahl der Arbeitsmittel<br />

darauf verzichtet werden.<br />

Daneben muss beachtet werden, dass eine zeitnahe Trocknung von Pilzen für<br />

eine optimale Bestimmung notwendig ist. Demzufolge ist im Referenzmodell als<br />

zusätzliches Arbeitsmittel ein mobiler Trockner, z. B. für Dörrobst, vorgesehen.(III,<br />

5) 207 Die Alufolie dient dabei zum Frischhalten des Pilzes. Mit diesen<br />

Anforderungen stellt die Sammlung von Pilzen den aufwendigsten Prozess in<br />

diesem Referenzmodell dar. Nach der Auswahl der Arbeitsmittel kann die<br />

Sammlung durchgeführt werden.<br />

Die folgenden Metadaten sind als Muss-Kriterien im Referenzmodell identifiziert<br />

und können durch die vorab ausgewählten Arbeitsmittel erfasst werden:<br />

Kriterium (Muss)<br />

• Fundort (II, 6; IV, 6) 208<br />

• Sammlername (II, 6; IV, 6) 209<br />

• Sammeldatum (II, 6; IV, 6) 210<br />

• GPS-Bestimmung (III, 6) 211<br />

• Farbe (III, 6,7) 212<br />

• Vegetation (III, 6,7) 213<br />

205 Bestimmungsfloren werden benötigt, um Pflanzen anhand bestimmter Merkmale<br />

systematisch einordnen zu können und ihren wissenschaftlichen Namen in Erfahrung zu<br />

bringen.<br />

206 Vgl. Anhang B, S. 109.<br />

207 Vgl. Anhang B, S. 109.<br />

208 Vgl. Anhang B, S. 106; Anhang B, S. 112.<br />

209 Vgl. Anhang B, S. 106; Anhang B, S. 112.<br />

210 Vgl. Anhang B, S. 106; Anhang B, S. 112.<br />

211 Vgl. Anhang B, S. 109.<br />

212 Vgl. Anhang B, S. 109.<br />

213 Vgl. Anhang B, S. 109.<br />

65


4 Ergebnispräsentation<br />

Die Modellierung dieser Daten als Muss-Kriterien begründet sich darin, dass<br />

diese Angaben für den späteren Prozess der Bestimmung elementare Informationen<br />

darstellen. 214<br />

Neben diesen Pflichtangaben sind je nach Sammlungsart für ein optimales Ergebnis<br />

weitere Angaben notwendig. Bei Pilzen ist das anfangs erwähnte Digitalfoto<br />

anzufertigen und der Geruch des Pilzes muss beschrieben werden.(III,<br />

6,7) 215 Zudem muss das Substrat 216 aufgesammelt werden. Bei höheren Pflanzen<br />

und Flechten sind weitere spezifische Informationen für eine optimale<br />

Sammlung nötig.(III, 5) 217 Nachdem diese Informationen zu dem jeweiligen<br />

Sammlungsstück notiert sind, müssen die Fundstücke in Kunststofftüten oder<br />

Zeitungspapier für den Transport ins Herbarium verpackt werden. Anschließend<br />

muss das gesammelte Material getrocknet und durchgefroren werden. Im Anschluss<br />

daran kann das Material auf dem Herbarbeleg montiert werden. Damit<br />

ist der Prozess der Sammlung abgeschlossen. Die folgende eEPK veranschaulicht<br />

den Prozess der Sammlung mit allen notwendigen Informationsobjekten.<br />

214 Vgl. Kap. 4.2.2, Referenzprozess der Bestimmung.<br />

215 Vgl. Anhang B, S. 109.<br />

216 Das Substrat stellt das Material dar, auf welches der Pilz wächst.<br />

217 Vgl. Anhang B, S. 109.<br />

66


4 Ergebnispräsentation<br />

Abbildung 21: Referenzmodell der Sammlung von Herbarmaterial (Teil I) 218<br />

218 Eigene Darstellung.<br />

67


4 Ergebnispräsentation<br />

Abbildung 22: Referenzmodell der Sammlung von Herbarmaterial (Teil II) 219<br />

219 Eigene Darstellung.<br />

68


4 Ergebnispräsentation<br />

4.2.2 Referenzprozess der Bestimmung<br />

Die Bestimmung von botanischem Material stellt den wissenschaftlich anspruchsvollsten<br />

Prozess dar. Bei der durchgeführten Befragung hat sich gezeigt,<br />

dass eine Bestimmung von Moosen, Flechten, Pilzen und Farne weitaus<br />

komplexer ist als die von höheren Pflanzen. Der Grund liegt darin, dass im<br />

europäischen Raum die höheren Pflanzen bis zu ca. 90 Prozent beschrieben<br />

sind, d.h., sie sind durch Literatur vergleichsweise schnell und präzise bestimmbar.<br />

Pilze sind beispielsweise nur ca. 5 Prozent beschrieben. Es existieren<br />

so gut wie keine Bestimmungsfloren und Literatur. So müssen Pilze beispielsweise<br />

aufgeschnitten werden, um sie zu bestimmen und Moose und<br />

Flechten müssen teilweise mit dem Mikroskop untersucht werden.(III, 12) 220<br />

Auch für die Berechnung von Projektkosten darf der Zeitfaktor für die Bestimmung<br />

nicht vernachlässigt werden.<br />

Bei der Ausarbeitung des Referenzmodells wird aus diesen Gründen, nachdem<br />

die Bestimmung vorbereitet wurde, eine Aufspaltung des Kontrollflusses vorgenommen.<br />

Es wird dabei zwischen den höheren Pflanzen und dem übrigen botanischen<br />

Material unterschieden. Bei den höheren Pflanzen wird des Weiteren<br />

eine nochmalige Aufspaltung in nationale- und internationale Pflanzen vorgenommen.<br />

Eine Bestimmung internationaler Pflanzen benötigt im Gegensatz zur<br />

nationalen Bestimmung Informationen aus einem Nationalherbar des jeweiligen<br />

Landes.(VIII, 8) 221 Dabei muss bedacht werden, dass in einigen Ländern eine<br />

Informationsrecherche sehr zeitaufwendig sein kann. Bei der nationalen Bestimmung<br />

können zahlreiche Bestimmungsflore genutzt werden. Zudem können<br />

Messtischblätter (MTB) 222 dazu beitragen, die Umgebungsflora des zu bestimmenden<br />

Materials zu erkennen, da diese auf dem MTB erkennbar ist. Mithilfe<br />

dieser können Schlüsse auf die zu bestimmende Art gezogen werden.(V, 6) 223<br />

Aufgrund der sehr aufwendigen Bestimmung von Moosen, Flechten, Farne und<br />

Pilzen werden im Referenzmodell alle ermittelten Informationsquellen abgebildet,<br />

die zur Informationsfindung nützlich sein könnten. Neben den Typusbelegen<br />

als Vergleichsmaterial sind beispielsweise ein Mikroskop und das Substrat<br />

220 Vgl. Anhang B, S. 110.<br />

221 Vgl. Anhang B, S. 128.<br />

222 Ein MTB stellt eine detaillierte, topografische Karte dar.<br />

223 Vgl. Anhang B, S. 116.<br />

69


4 Ergebnispräsentation<br />

erforderlich.(III, 12) 224 Eine Internetverbindung ist dabei für die Online-<br />

Datenbank LIAS für die Bestimmung von Pilzen notwendig.(VI, 9) 225 Auch das<br />

Digitalfoto aus dem Prozess der Sammlung wird für die Bestimmung von Pilzen<br />

benötigt. 226<br />

Nach der Auswahl der speziellen Arbeitsmittel folgt im Referenzmodell die<br />

Auswahl allgemeiner Arbeitsmittel in Form von Informationsquellen, unabhängig<br />

vom botanischen Material. Diese sind für jede Bestimmung von Bedeutung.<br />

Dabei können Bestimmungsflore ebenso aufschlussreich sein wie entsprechende<br />

Nomenklaturen 227 .(VIII, 9) 228 Neben diesen Informationen existieren "virtuelle<br />

Herbare". Das Umfangreichste in Deutschland bietet das BGBM an.(VII, 20) 229<br />

Auch auf Informationen der GBIF kann für eine umfassende Bestimmung zurückgegriffen<br />

werden. 230<br />

Sobald alle genannten Informationsquellen vorhanden sind, kann die Bestimmung<br />

durchgeführt werden. Als Ergebnis dieser Funktion sollten zusätzlich zu<br />

den bereits vorliegenden Informationen aus dem Prozess der Sammlung 231 die<br />

Familie, die Gattung und die Art von botanischem Material durch das Wissen<br />

der Sammler und Taxonome bestimmt sein. Auch ob das Material einen Typus<br />

darstellt, muss geklärt werden. Eine anschließende Überprüfung erfolgt auf folgende<br />

Mindestkriterien:<br />

• Sammlername<br />

• Sammeldatum<br />

• Familie<br />

• Gattung<br />

• Art (IV, 24) 232<br />

224 Vgl. Anhang B, S. 110.<br />

225 Vgl. Anhang B, S. 119.<br />

226 Vgl. Kap. 4.2.1, Referenzprozess der Sammlung.<br />

227 Eine Nomenklatur ist ein Regel- und Empfehlungswerk zur Namensgebung.<br />

228 Vgl. Anhang B, S. 128-129<br />

229 Vgl. Anhang B, S. 126.<br />

230 Vgl. Kap. 3.5.1, Die internationale Forschungszusammenarbeit der GBIF.<br />

231 Vgl. Kap. 4.2.1, Referenzprozess der Sammlung.<br />

232 Vgl. Anhang B, S. 114.<br />

70


4 Ergebnispräsentation<br />

Zusätzlich zu der Familie, Gattung und Art muss der Sammlername und das<br />

Sammeldatum erfasst werden. Nahezu alle befragten Herbarien hielten diese<br />

weiteren Informationen für relevant, beispielsweise um Herbarbelege von einem<br />

bestimmten Sammler aufzufinden oder um das notwendige Alter eines Herbarbeleges<br />

für DNA-Untersuchungen zu erhalten.<br />

Sollten die Kriterien nicht erfüllt sein, muss überprüft werden, ob es sich dabei<br />

um einen Pilz oder sonstiges Herbarmaterial handelt. Wenn ein Pilzbeleg nicht<br />

den oben genannten Mindestkriterien entspricht, reicht der Sammlername, das<br />

Sammeldatum, die Familie und die Gattung aus. Wie bereits erwähnt ist eine<br />

Bestimmung für Pilze aufgrund der geringen Bestimmungsflore und der Literatur<br />

äußerst schwierig und es herrscht bisher keine feste Bezeichnung von Artennamen<br />

in der Literatur. Daher werden im Referenzmodell die Pilze als Ausnahme<br />

behandelt. Bei diesen reicht eine Bestimmung bis zur Gattung aus, um<br />

eine erfolgreiche Bestimmung durchzuführen.(VI, 17) 233 Die folgende Abbildung<br />

zeigt die Möglichkeiten der Bestimmung in der Ordnung der Biologie auf. Für<br />

höhere Pflanzen ist eine Bestimmung bis zur Art möglich, und im Referenzmodell<br />

als Mindestkriterium<br />

verpflichtend, um<br />

Familie Familie Familie<br />

bei dem Referenzprozess<br />

der Lagerung die<br />

Gattung Gattung Gattung nötige Systematik zu<br />

erreichen. Sollte eine<br />

Bestimmung bei Pilzen<br />

und bei höheren<br />

Art I Art II Art III<br />

Pflanzen nicht den<br />

Mindestkriterien<br />

Abbildung 23: Ordnung in der Biologie 234<br />

entsprechen, werden diese Herbarbelege als teilbestimmt etikettiert und nicht<br />

für die Lagerung vorbereitet.(VII, 8) 235 Nach diesem letzten Schritt ist der Prozess<br />

der Bestimmung abgeschlossen.<br />

233 Vgl. Anhang B, S. 120-121.<br />

234 Vgl. Eigene Darstellung, in Anlehnung an Anhang B, S. 114.<br />

235 Vgl. Anhang B, S. 124.<br />

71


4 Ergebnispräsentation<br />

Abbildung 24: Referenzmodell der Bestimmung von Herbarmaterial<br />

(Teil I) 236<br />

236 Eigene Darstellung.<br />

72


4 Ergebnispräsentation<br />

Abbildung 25: Referenzmodell der Bestimmung von Herbarmaterial<br />

(Teil II) 237<br />

237 Eigene Darstellung.<br />

73


4 Ergebnispräsentation<br />

4.2.3 Referenzprozess der Digitalisierung<br />

Eine Digitalisierung von Herbarmaterial fand bis auf die Herbarien in Marburg<br />

und Dresden in jedem Herbar statt. Im Herbarium in Hamburg, Halle und Göttingen<br />

werden ausschließlich im Rahmen der Mellon-Foundation die Typenbelege<br />

digitalisiert. Im Überseemuseum Bremen wird eine Digitalisierung für die<br />

Ausstellung im anschließenden Museum durchgeführt. In München und Berlin<br />

wird sowohl für die Mellon-Foundation als auch eine zusätzliche Digitalisierung<br />

vorgenommen. Dabei waren sehr unterschiedliche Ansätze zu beobachten.<br />

Im nachfolgenden Referenzmodell wird vor dem Prozess der Digitalisierung<br />

eine Strategie festgelegt, nach der die Digitalisierung vorgenommen werden<br />

soll. Obwohl in dieser Arbeit großen Wert darauf gelegt wurde, ein allgemeingültiges<br />

Referenzmodell zu erstellen, muss vor dem Digitalisieren eine Priorität<br />

für das jeweilige Herbar festgelegt werden. Im Folgenden werden die einzelnen<br />

Überlegungen zusammenfassen vorgestellt:<br />

• Priorität auf Typus<br />

Bei dieser Wahl werden nur die Typusbelege digitalisiert. Die Mellon-<br />

Foundation digitalisiert beispielsweise nur diese, um die wertvollsten Belege<br />

eines jeden Herbars erfasst zu haben.(VIII, 14) 238<br />

• Priorität auf Vollständigkeit<br />

Dabei werden alle Herbarbelege digitalisiert, unabhängig, ob der Beleg ein Typus<br />

ist oder nicht.(VII, 17) 239 Ein sukzessives Vorgehen bietet sich an, um<br />

nacheinander alle Belege zu digitalisieren, um aufgrund der Menge an Herbarbelegen<br />

keine Lagerungsprobleme zu generieren.<br />

• Priorität auf Effizienz<br />

Da die Priorität auf Vollständigkeit sehr arbeitsaufwendig und personalintensiv<br />

ist, können auch geschlossene Gruppen im Herbar gebildet werden.<br />

Beispielsweise die Herbarbelege eines bestimmten Sammlers oder einer bestimmten<br />

Art oder Gattung. Damit ist es möglich, in kürzerer Zeit ein bestimm-<br />

238 Vgl. Anhang B, S. 129.<br />

239 Vgl. Anhang B, S. 125.<br />

74


4 Ergebnispräsentation<br />

tes Fachgebiet komplett digitalisiert der wissenschaftlichen Gemeinde zur Verfügung<br />

zu stellen.(VI, 17) 240<br />

Eine Entscheidung darüber sollte jedes Herbar selbst treffen, da neben der personellen<br />

und finanziellen Situation auch weitere Punkte Berücksichtigung finden<br />

müssen. Beispielsweise sind im Herbarium Dresden bisher noch nicht einmal<br />

alle Herbarbelege des Herbars bekannt.(V, 2) 241 Daher ist eine allgemeingültige<br />

Strategie zum Digitalisieren als "Kochrezept" nicht empfehlenswert.<br />

Nachdem die Strategie festgelegt ist, muss zwischen dem Herbarmaterial, welches<br />

digitalisiert werden soll, unterschieden werden. Handelt es sich beispielsweise<br />

um eine höhere Pflanze, ist eine vollständige Digitalisierung des Herbarbeleges,<br />

wie diese im Rahmen des Projektes Herbar Digital durchgeführt wird,<br />

vorgesehen.(VII, 17) 242 Dabei werden nicht nur die Metadaten des Herbarbeleges<br />

erfasst, sondern auch das botanische Material wird digitalisiert. 243 Der<br />

Grund besteht darin, dass eine Digitalisierung höherer Pflanzen als sinnvoll erachtet<br />

wird. Die zur Auswertung nötigen Härchen oder Punkte einer Pflanze<br />

können auch mit einem digitalisierten Herbarbeleg untersucht werden.(III, Anmerkungen)<br />

244<br />

Bei Moosen, Farnen, Pilzen und Flechten wird eine vollständige Digitalisierung<br />

des botanischen Materials auf dem Herbarbeleg als nicht sinnvoll erachtet. Dies<br />

begründet sich darin, dass bei diesem Material zur Auswertung ein digitalisiertes<br />

Bild der Pflanze nicht ausreicht. Moose müssen zum Auswerten beispielsweise<br />

physisch vorliegen, bei Pilzen sind Schnitte in den Fruchtkörper notwendig<br />

und oftmals zusätzliche Aufnahmen mit dem Mikroskop. Für eine Auswertung<br />

von Referenzmaterial ist daher immer der gegenständliche Herbarbeleg<br />

notwendig.(III, Anmerkungen; V, 13) 245 Daher wird im Referenzmodell eine<br />

Teildigitalisierung vorgesehen, die ausschließlich die Metadaten der Belege<br />

digitalisiert und nicht das Herbarmaterial. Damit können die Bestände eines<br />

240 Vgl. Anhang B, S. 120.<br />

241 Vgl. Anhang B, S. 116.<br />

242 Vgl. Anhang B, S. 125.<br />

243 Vgl. Abb. 18, Digitalisierter Herbarbeleg aus dem Willdenow-Herbar.<br />

244 Vgl. Anhang B, S. 111.<br />

245 Vgl. Anhang B, S. 111; Anhang B, S. 117.<br />

75


4 Ergebnispräsentation<br />

Herbariums schneller erfasst werden und interessierte Forscher bekommen<br />

Kenntnis darüber, in welchem Herbar diese lagern, um diese im klassischen<br />

Sinne zu entleihen.<br />

Entsprechend des botanischen Materials wird daher eine Teildigitalisierung<br />

oder vollständige Digitalisierung vorbereitet. Für jedes dieser Verfahren ist sowohl<br />

ein Scanner als auch ein Computerarbeitsplatz notwendig. Um die Effizienz<br />

beim Digitalisieren erheblich zu steigern, wird zudem ein Wechseltisch<br />

empfohlen. 246 Vor dem Digitalisierungsprozess muss zudem ein Barcode befestigt<br />

werden, der beim Digitalisieren mit erfasst wird. Er dient der digitalen Zuordnung<br />

der Metadaten zum Herbarbeleg. Nach diesem Schritt wird bei höheren<br />

Pflanzen eine vollständige grafische Digitalisierung des botanischen Materials<br />

durchgeführt und eine anschließende Kontrolle der Qualität.<br />

Wenn der Beleg keine höhere Pflanze darstellt, werden ausschließlich die<br />

Metadaten mit der vollständigen Kapsel digitalisiert. Sowohl beim Herbarbeleg<br />

einer höheren Pflanze als auch beim Herbarbeleg von Moosen, Flechten, Farne<br />

und Pilzen wird nach der<br />

Digitalisierung nur eine<br />

temporäre Speicherung<br />

vorgenommen.(VII, 17) 247<br />

Der Grund besteht darin,<br />

dass handschriftliche<br />

Daten ergänzt werden<br />

müssen. Die nebenstehende<br />

Abbildung zeigt eine<br />

Kapsel, bei der entsprechende<br />

Daten nach<br />

Abbildung 26: Eine Kapsel mit handschriftlichen Daten 248<br />

der Digitalisierung ergänzt werden müssen. Zudem sind ältere Herbarbelege<br />

beispielsweise mit Sütterlinschrift beschriftet, die bisher nicht mit Schrifterken-<br />

246 Wendehorst 29.01.2008, S. 72.<br />

247 Vgl. Anhang B, S. 125-126.<br />

248 Eigene Fotografie im Herbarium München.<br />

76


4 Ergebnispräsentation<br />

nungstechniken automatisiert erfasst werden kann. Des Weiteren sind<br />

zahlreiche Herbarbeleg vom Tintenfraß 249 befallen und schwer lesbar.(VI, 17) 250<br />

Die aus dem Prozess der Bestimmung festgelegten Mindestkriterien sind auch<br />

hier für den digitalen Beleg zu erfassen.<br />

Nachdem auch die handschriftlichen Daten ergänzt sind, können eine abschließende<br />

Speicherung des Datensatzes und eine Freigabe für die GBIF erfolgen.<br />

Der Prozess der Digitalisierung ist damit abgeschlossen.<br />

249 Tintenfraß bezeichnet in diesem Zusammenhang die Zersetzung des Herbarbeleges durch<br />

die getrocknete Tinte.<br />

250 Vgl. Anhang B, S. 120-121.<br />

77


4 Ergebnispräsentation<br />

Abbildung 27: Referenzprozess der Digitalisierung (Teil I) 251<br />

251 Eigene Darstellung.<br />

78


4 Ergebnispräsentation<br />

Abbildung 28: Referenzprozess der Digitalisierung (Teil II) 252<br />

252 Eigene Darstellung.<br />

79


4 Ergebnispräsentation<br />

4.2.4 Referenzprozess der Lagerung<br />

Der Prozess der Lagerung beschreibt die physikalische Lagerungstechnik von<br />

Herbarbelegen und beinhaltet damit auch die bereits bzw. zukünftig digitalisierten<br />

Herbarbelege. Aufgrund der Tatsache, dass bereits digitalisierte Herbarbelege<br />

aus Platzgründen am geeignetsten in die bestehenden Herbarien eingelagert<br />

und nicht alle Belege auf einmal digitalisiert werden können, werden diese<br />

anhand der nachfolgend beschriebenen Systematik wie die übrigen Belege<br />

archiviert. Zudem würden verschiedene Magazine bzw. Archive für beispielsweise<br />

Moose oder Pilze bei der physikalischen Auswertung zu erheblichem<br />

Mehraufwand führen.<br />

Bei dem Prozess der Lagerung waren in fast jedem besuchten Herbar verschiedene<br />

Vorgehensweisen anzutreffen. Innerhalb der Vorgehensweisen waren<br />

wiederum verschiedene Systematiken anzutreffen. So wurde beispielsweise<br />

im Überseemuseum Bremen vor Kurzen auf die alphabetische Sortierung im<br />

Herbarium umgestellt. Die einzelnen Herbarbögen sind in die jeweilige Pflanzenfamilie<br />

alphabetisch einsortiert. Eine weitere Untergliederung der Herbarbögen<br />

erfolgt nicht.(II, 25) 253<br />

Andere Herbarien bevorzugen eine Lagerungstechnik, wie sie in Abbildung 23<br />

auf Seite 71 gezeigt wurde, die sich an die Systematik der Biologie orientiert.<br />

Dabei wird zwischen der Familie, der Gattung und der Art unterschieden.<br />

Beide Techniken zeichnen sich durch bestimmte Vor- und Nachteile aus. Eine<br />

alphabetische Archivierung bietet den Vorteil, dass einzelne Herbarbelege auch<br />

von Laien im Herbar aufgefunden werden können.(II, 25) 254 Anhand der Familie<br />

können die Belege alphabetisch aufgefunden werden. Der Nachteil dieser Sortierung<br />

besteht darin, dass beispielsweise bei einer Anzahl von 500.000 oder<br />

mehr Herbarbelegen eine alphabetische Sortierung schnell unübersichtlich und<br />

sehr zeitaufwendig wird. Eine Pflanzensortierung anhand der Ordnung der Biologie<br />

bietet den Vorteil, dass wenn beispielsweise die Art eines Herbarbeleges<br />

bekannt ist, einzelne Herbarbelege durch diese Aufteilung schneller aufgefun-<br />

253 Vgl. Anhang B, S. 108.<br />

254 Vgl. Anhang B, S. 108.<br />

80


4 Ergebnispräsentation<br />

den werden. Zudem bietet diese Systematik einen weiteren Vorteil. Wenn sich<br />

innerhalb der Gattung eine Art ändert, d.h. neu bestimmt wird, was in der Biologie<br />

des Öfteren vorkommt, so sind die zu ändernden Arten innerhalb einer Gattung<br />

einfacher auffindbar.(V, 25) 255 Wenn nur alphabetisch nach Familien sortiert<br />

ist und innerhalb dieser auch eine alphabetische Sortierung vorliegt, ist<br />

eine Neubestimmung sehr aufwendig. Aus diesen Gründen heraus wurde als<br />

Referenz für die Lagerung eine EPK entworfen, die auf der systematischen Lagerung<br />

basiert. Diese Vorgehensweise zur Lagerung ist insbesondere für Herbarien<br />

wie Dresden interessant, da eine abschließende Lagerungssystematik<br />

hier noch nicht eingeführt ist.<br />

Die folgende EPK dient zur Veranschaulichung dieses Prozesses und stellt in<br />

diesem Zusammenhang auch die Besonderheit von Pilzen und Flechten dar.<br />

Bei einer neuen Lagerung in einem Herbar oder Magazin wird hierfür im Referenzmodell,<br />

wie beispielsweise im Herbarium Berlin vorgefunden, eine Unterscheidung<br />

nach Großgruppen (Höhere Pflanzen, Moose, Farne, Pilze oder<br />

Flechten) vorgenommen.(VII, 25) 256 Je nach Großgruppe werden die Herbarbelege<br />

einem Magazin bzw. einem Herbar zugeordnet. Anschließend muss eine<br />

Systematik ausgewählt werden, nach der die Sortierung im Herbar erfolgen soll.<br />

Verschiedenste Systematiken sind dabei denkbar, beispielsweise nach<br />

Schmeil-Fitschen. 257 Es können in der Praxis auch noch weitere Systematiken<br />

existieren, da fast jedes Herbar eine andere Systematik bevorzugt, die historisch<br />

bedingt ist.(VI, 21; VII, 25) 258 Aus diesem Grund wird an dieser Stelle keine<br />

Systematik bestimmt, da eine Umstellung auf eine bestimmte Systematik für<br />

alle Herbarien nicht nur die vollständige Umsortierung eines Herbars bedeuten<br />

würde, sondern auch dem jeweiligen Herbar keinen Mehrwert bieten würde. Es<br />

soll lediglich gezeigt werden, dass eins von mehreren möglichen Exkursionsfloren<br />

im Referenzmodell ausgewählt werden muss.<br />

Innerhalb einer Gruppe, beispielsweise den höheren Pflanzen, muss geprüft<br />

werden, ob der Herbarbeleg einer Familie zugeordnet ist. Dies sollte immer der<br />

255 Vgl. Anhang B, S. 117-118.<br />

256 Vgl. Anhang B, S. 126.<br />

257 Der Schmeil-Fitschen ist ein Exkursionsflor zur Bestimmung von höheren Pflanzen. Nach<br />

diesem kann eine Lagerung im Herbar durchgeführt werden.<br />

258 Vgl. Anhang B, S. 122; Anhang B, S. 126.<br />

81


4 Ergebnispräsentation<br />

Fall sein, da im Prozess der Bestimmung dieser ansonsten als "teilbestimmt"<br />

nicht zur Lagerung vorgesehen werden sollte. 259 Aus Gründen der Vollständigkeit<br />

wird eine Prüfung im Folgenden dennoch vorgenommen. Ist der Beleg mit<br />

der entsprechenden Familie bestimmt, wird er alphabetisch in die entsprechende<br />

Familie einsortiert. Ist die entsprechende Familie gefunden, wird der Beleg<br />

auf seine Gattung untersucht. Innerhalb der Familie wird der Beleg alphabetisch<br />

in die entsprechende Gattung sortiert. Sollte die Familie und die Gattung nicht<br />

bestimmt sein, so wird bei keinem Beleg eine Einlagerung vorgenommen. Der<br />

Grund besteht darin, dass für alle Herbarbelege eine Bestimmung bis zur Gattung<br />

als Mindestkriterium vorgesehen wurde. 260 Nach diesem Schritt erfolgt die<br />

Sortierung nach der Art innerhalb der Gattung. Sollte diese nicht bekannt sein,<br />

muss geprüft werden, ob es sich um einen Pilzbeleg handelt. Ist dies der Fall,<br />

kann eine Einsortierung im Pilzherbar erfolgen, da bei Pilzen eine Zuordnung<br />

zur Art selten möglich ist und eine Zuordnung bis zur Gattung daher ausreicht.(VI,<br />

17) 261 Sollte es kein Pilzbeleg sein, so kann keine Einlagerung stattfinden<br />

und eine weitere abschließende Bestimmung muss vorgenommen werden.<br />

Wenn die Art bekannt ist, kann eine alphabetische Einsortierung in diese<br />

geschehen und damit ist im Referenzmodell die Lagerungstechnik für höhere<br />

Pflanzen, Moose, Farne und Pilze veranschaulicht.<br />

Lediglich für Flechten gilt eine Ausnahme. Im Flechtenherbar wird ausschließlich<br />

eine alphabetische Sortierung anhand der Bezeichnung vorgenommen, da<br />

sich durch die Befragung ergeben hat, dass für Flechten bis heute noch keine<br />

eindeutige Familienzuordnung existiert.(V, 25; VI, 21) 262<br />

Die dargestellte Lagerungssystematik stellt damit die zugrunde liegende Systematik<br />

als Referenzprozess dar. Abweichende Schritte aufgrund speziellen<br />

botanischen Materials oder auch farbliche Markierungen am Herbarmaterial für<br />

lokales Sammelmaterial oder für Typenbelege sind zusätzlich denkbar.(VII,<br />

24) 263 Aus Übersichtlichkeitsgründen wurde darauf im Modell verzichtet.<br />

259 Vgl. Kap. 4.2.2, Referenzprozess der Bestimmung.<br />

260 Vgl. Kap. 4.2.2, Referenzprozess der Bestimmung.<br />

261 Vgl. Anhang B, S. 121.<br />

262 Vgl. Anhang B, S. 117-118; Anhang B, S. 122.<br />

263 Vgl. Anhang B, S. 126.<br />

82


4 Ergebnispräsentation<br />

Abbildung 29: Referenzprozess der Lagerung (Teil I) 264<br />

264 Eigene Darstellung.<br />

83


4 Ergebnispräsentation<br />

Abbildung 30: Referenzprozess der Lagerung (Teil II) 265<br />

265 Eigene Darstellung.<br />

84


4 Ergebnispräsentation<br />

4.2.5 Referenzprozess der Auswertung<br />

Bei der durchgeführten Befragung hat sich gezeigt, dass eine wissenschaftliche<br />

Auswertung im Herbarium selbst, welches einen entsprechende Beleg archiviert,<br />

sehr selten oder gar nicht vorgenommen wird.(I, 26; II, 26; VII, 26;) 266<br />

Vielmehr halten die einzelnen Herbarien Belege vor, um eine Bestimmung gezielter<br />

durchführen zu können, beispielsweise als Typusbeleg(IV, 10) 267 oder sie<br />

verschicken auf Anforderung von anderen Herbarien oder Forschern die Herbarbelege<br />

physisch oder teilweise digital.(VI, 29) 268 Aus diesem Grunde zeigt<br />

das Referenzmodell im Folgenden wie mit einer Auswertungsanforderung optimal<br />

umgegangen werden muss, um den Aufwand für eine solche Anfrage möglichst<br />

gering zu halten. Zudem wird berücksichtigt, wie beispielsweise besonders<br />

bedeutendes botanisches Material möglichst schonend und sicher zur<br />

Auswertung gelangt.<br />

Der Referenzprozess wird durch eine Auswertungsanforderung angestoßen.<br />

Aufgrund dessen wird geprüft, ob das Material im jeweiligen Herbar vorhanden<br />

ist. Eine effiziente Prüfung kann beispielsweise mithilfe virtueller Herbare geschehen,<br />

in denen möglichst alle digitalisierten Herbarbelege, zumindest mit<br />

Metadaten, aus einer Datenbank abrufbar sind. 269 Ansonsten muss im Magazin<br />

oder Herbarium angefragt werden, ob das angeforderte Material physisch vorhanden<br />

ist. Falls das Material nicht vorliegt, bekommt der Anforderer eine entsprechende<br />

Information per E-Mail oder in Briefform. Ist das angeforderte Material<br />

vorhanden, muss aufgrund des Anforderungsschreibens und der Erfahrung<br />

der Wissenschaftler entschieden werden, ob eine Digitalisierung zur Auswertung<br />

von botanischem Material ausreicht. Diese Prüfung erfolgt im Referenzmodell<br />

bereits am Anfang, da eine Bereitstellung der Digitalisierung eines Herbarbeleges<br />

das Risiko des Verlustes ausschließt und Versandkosten, Verpackungskosten<br />

und die Zeit für das Heraussuchen des Herbarbogens aus dem<br />

Herbarium bzw. Magazin entfallen kann.<br />

266 Vgl. Anhang B, S. 105; Anhang B, S. 108; Anhang B, S. 126.<br />

267 Vgl. Anhang B, S. 112.<br />

268 Vgl. Anhang B, S. 123.<br />

269 Vgl. Kap. 4.2.3, Referenzprozess der Digitalisierung.<br />

85


4 Ergebnispräsentation<br />

Sollte eine Digitalisierung des Materials ausreichen, so kann aus der eingehenden<br />

Prüfung darauf geschlossen werden, ob das Material in der Datenbank<br />

vorhanden ist oder nicht. Sollte es vorhanden sein, erfolgt ein Hinweis an den<br />

Anforderer, dass dieses online zur Verfügung steht. In Spezialfällen kann das<br />

digitalisierte Material auch auf CD verschickt werden, sofern der Anforderer keinen<br />

Internetzugang besitzen sollte oder die Datenmenge für ihn zu groß ist.(I,<br />

17) 270<br />

Wenn eine Digitalisierung ausreicht und für den angeforderten Beleg diese<br />

noch nicht durchgeführt wurde, so wird im Zuge dessen eine Digitalisierung<br />

vorgenommen. 271 Der Anforderer erhält in daraufhin einen Hinweis, dass der<br />

Herbarbeleg nun online zur Auswertung zur Verfügung steht. Der Anforderer<br />

kann in seinem Ermessen eine Nachbestimmung vornehmen, falls er beispielsweise<br />

die Art für einen Pilz nachbestimmen kann. 272 Entsprechende Online-<br />

Änderungsmöglichkeiten, beispielsweise im LIAS 273 , sind nach einer Authentifizierung<br />

möglich. Der Prozess der Auswertung, wenn eine Digitalisierung von<br />

Herbarmaterial möglich ist, ist damit abgeschlossen.<br />

Sollte eine Digitalisierung des Materials nicht ausreichen, beispielsweise auch<br />

aus den Gründen, die im Prozess der Digitalisierung aufgeführt wurden, muss<br />

weiterhin eine physische Ausleihe ermöglicht werden.<br />

Allerdings erfolgt dafür im Referenzmodell vorab eine Prüfung auf das Zielland.<br />

Innerhalb Europas kann eine physische Ausleihe immer erfolgen. Bei Anfragen<br />

aus dem europäischen Ausland muss anhand einer Länderliste mit gesperrten<br />

Ländern geprüft werden, ob in dieses Land Herbarbelege verschickt werden<br />

dürfen. Bei der Befragung hat sich gezeigt, dass beispielsweise das Herbarium<br />

in Berlin keine Belege nach Lateinamerika oder in Ländern nach Afrika verschickt,<br />

da aufgrund politischer und wirtschaftlicher Unruhen die Gefahr des<br />

Abhandenkommens der teilweise einzigartigen Herbarbelege zu hoch eingestuft<br />

270 Vgl. Anhang B, S. 103.<br />

271 Vgl. Kap. 4.2.3, Referenzprozess der Digitalisierung.<br />

272 Vgl. Kap. 4.2.2, Referenzprozess der Bestimmung.<br />

273 Vgl. Kap. 4.1.6, Herbarium München.<br />

86


4 Ergebnispräsentation<br />

ist.(VII, 30) 274 Sollte eine Auswertungsanforderung aus diesem Land erfolgen,<br />

kann nur der Hinweis auf die mögliche Digitalisierung an den Anforderer erfolgen.<br />

Die Auswertungsanforderung ist damit für diesen Fall beendet.<br />

Ist eine Überprüfung des Ziellandes positiv abgeschlossen, muss der Zweck der<br />

Auswertung untersucht werden. Dabei haben sich in der Befragung zwei unterschiedliche<br />

Auswertungsverfahren herauskristallisiert.(III, 29; VII, 29) 275 Zum<br />

einen die Auswertung, die anhand des Beleges vorgenommen wird und dieser<br />

dabei als Referenzbeleg dient und zum Anderen die Auswertung für<br />

Desoxyribonucleic Acid (DNA) -Untersuchungen. 276<br />

Durch die in den letzten Jahren verstärkt zunehmenden Möglichkeiten der DNA-<br />

Untersuchung wird eine Prüfung auf diese Auswertungsmethode im Referenzmodell<br />

vorgenommen. Der Grund besteht darin, dass für DNA-Untersuchungen<br />

Material von dem Herbarbeleg entnommen werden muss. Daher muss zu dieser<br />

Untersuchung, insbesondere bei Typusbelegen und bedeutsamen Material,<br />

eine Einwilligung erfolgen. Sollte diese nicht möglich sein, beispielsweise weil<br />

nicht genügend Material nach dieser Untersuchung am Herbarbeleg übrig bleibt<br />

oder der Herbarbeleg für eine DNA-Untersuchung zu alt ist, erfolgt ein Hinweis<br />

an den Anforderer, dass eine Auswertung auf molekularer Basis nicht möglich<br />

ist.(VIII, 29) 277<br />

Ist eine Ausleihe zur DNA-Auswertung dennoch möglich, müssen Auflagen verfasst<br />

werden, die schon als vorformulierte Form vorliegen können. Diese Auflagen<br />

werden aus Sicherheitsgründen auch bei der Auswertung als Referenzbeleg<br />

angefügt, da auch hier teilweise Schnitte am Material vorgenommen werden<br />

müssen.<br />

Diese werden an den Anforderer des Herbarmaterials verschickt und beinhalten<br />

beispielsweise, wie viel Material am Untersuchungsstück entnommen werden<br />

darf und das Pflanzenreste in einer Kapsel beigelegt werden müssen.<br />

274 Vgl. Anhang B, S. 127.<br />

275 Vgl. Anhang B, S. 111; Anhang B, S. 127.<br />

276 DNA ist eine Bezeichnung für den chemischen Aufbau der Erbinformationen. DNA-<br />

Untersuchungen stellen molekularbiologische Verfahren dar.<br />

277 Vgl. Anhang B, S. 130.<br />

87


4 Ergebnispräsentation<br />

Anschließend wird die Ausleihanforderung an das Herbar weitergeleitet, um den<br />

Beleg herauszusuchen. Nachdem der Herbarbeleg herausgesucht und verpackt<br />

ist, wird der Empfänger in eine Ausleihdatenbank eingetragen, um gegebenenfalls<br />

Mahnungen an entsprechende Ausleihende zu verschicken. Anschließend<br />

kann durch den Ausleihanforderer eine weitere Bestimmung erfolgen, wie er im<br />

Referenzprozess der Bestimmung 278 erläutert wurde. Mit diesem letzten Prozessschritt<br />

sind alle Möglichkeiten der Auswertung betrachtet und der Auswertungsprozess<br />

damit abgeschlossen.<br />

278 Vgl. Kap. 4.2.2, Referenzprozess der Bestimmung.<br />

88


4 Ergebnispräsentation<br />

Abbildung 31: Referenzprozess der Auswertung (Teil I) 279<br />

279 Eigene Darstellung.<br />

89


4 Ergebnispräsentation<br />

Abbildung 32: Referenzprozess der Auswertung (Teil II) 280<br />

280 Eigene Darstellung.<br />

90


4 Ergebnispräsentation<br />

4.3 Darstellung der Prozesse in Wertschöpfungsketten<br />

Die im vorigen Kapitel gezeigten Wertschöpfungsprozesse in Herbarien erfolgen<br />

in der Regel in einer bestimmten Reihenfolge. Nachdem die Sammlung von<br />

botanischem Material stattgefunden hat, kann eine Bestimmung erfolgen.<br />

Anschließend ist die Digitalisierung vorgesehen, der sich die Lagerung und die<br />

Auswertung anschließt. Einen optimalen Verlauf zeigt der mittlere Prozess in<br />

dem folgenden Wertschöpfungskettendiagramm.<br />

Abbildung 33: Wertschöpfungskettendiagramm der Referenzprozesse 281<br />

Es kann jedoch der Fall eintreten, dass eine Digitalisierung nicht sofort stattfindet<br />

oder das botanische Material noch nicht für Digitalisierung vorgesehen ist,<br />

beispielsweise wenn eine Digitalisierung nach geschlossenen Gruppen vorgenommen<br />

wird. 282 In diesem Fall kann die Lagerung vorgezogen werden, an welcher<br />

sich auch die Auswertung anschließen kann und erst am Schluss eine Digitalisierung<br />

stattfindet. Diese Möglichkeit beschreibt die Obere der drei abgebildeten<br />

Verläufe der Wertschöpfungsketten.<br />

Sollte eine Auswertungsanforderung vorliegen, welche eine Digitalisierung benötigt,<br />

die noch nicht erfolgt ist, so kann der Prozess der Auswertung vor dem<br />

Prozess der Digitalisierung eintreten, da diese erst durch den Prozess der Auswertung<br />

angestoßen wird. 283 Diese Möglichkeit wird durch den unteren Verlauf<br />

der Wertschöpfungskette abgebildet.<br />

281 Vgl. Eigene Darstellung.<br />

282 Vgl. Kap. 4.2.3, Referenzprozess der Digitalisierung.<br />

283 Vgl. Kap. 4.2.5, Referenzprozess der Auswertung.<br />

91


4 Ergebnispräsentation<br />

4.4 Hypothesenprüfung<br />

Im Folgenden wird die Überprüfung der Hypothese vorgenommen, die zu Beginn<br />

dieser Arbeit aufgestellt wurde. 284 Anhand der durchgeführten Befragung<br />

zu den Wertschöpfungsprozessen der Sammlung, Bestimmung, Digitalisierung,<br />

Lagerung und Auswertung in den besuchten Herbarien 285 konnten Informationen<br />

gesammelt werden, um für jeden Prozess ein Referenzmodell zu modellieren.<br />

Bei der Befragung hat sich gezeigt, dass jeder Prozess in jedem Herbarium individuell<br />

durchgeführt wird. Die größten Gemeinsamkeiten fanden sich bei der<br />

Sammlung, da dieser Prozess seit Jahrhunderten stattfindet und sich somit immer<br />

stärken angleichen konnte. Dennoch fand sich auch hier Optimierungspotenzial,<br />

beispielsweise durch die Nutzung digitaler Hilfsmittel oder durch das<br />

Festhalten von spezifischen Informationen, die bei der späteren Bestimmung<br />

unabdingbar sind.<br />

Dennoch war mit der Digitalisierung von botanischem Material ein Prozess anzutreffen,<br />

der nicht in jedem Herbarium sondern nur in sechs von acht Herbarien<br />

durchgeführt wird. Doch insbesondere bei der Digitalisierung waren deutliche<br />

Unterschiede und Vorgehensweisen zu finden, die im Referenzmodell Beachtung<br />

gefunden haben.<br />

Insgesamt hat sich gezeigt, dass durch die angetroffenen unterschiedlichen<br />

Vorgehensweisen bei der Durchführung der jeweiligen Prozesse, die eingangs<br />

gestellte Hypothese bestätigt wurde. Aus den einzelnen Interviews konnte für<br />

jeden Prozess ein Modell mit Empfehlungscharakter entworfen werden, in welches<br />

die Erfahrung vieler der befragten Einrichtungen einfließen konnte.<br />

284 Vgl. Kap. 2.1, Ausgangshypothese.<br />

285 Vgl. Kap. 2.3.1, Ausgewählte Herbarien in Deutschland.<br />

92


5 Zusammenfassung und Ausblick<br />

5 Zusammenfassung und Ausblick<br />

Die Ergebnisse dieser Arbeit werden im Folgenden zusammenfassend dargestellt.<br />

Im Anschluss wird ein Ausblick vorgenommen, der zukünftige Herausforderungen<br />

im Bereich der weiteren Forschung aufzeigt.<br />

5.1 Zusammenfassung<br />

Das zweite Kapitel dieser Arbeit hat gezeigt, dass bestimmte Kriterien, beispielsweise<br />

die Größe des Herbariums oder die Anzahl an archivierten Herbarbelegen<br />

elementare Kriterien für die Auswahl der befragten Herbarien darstellten.<br />

Im dritten Kapitel wurden die theoretischen Grundlagen erläutert. Neben den<br />

Befragungs- und Erhebungsmöglichkeiten wurden die erkannten Wertschöpfungsprozesse<br />

aus den Herbarien mit denen in Unternehmen anhand der Wertschöpfungskette<br />

von Michael Porter verglichen. Hierbei wurde deutlich, dass<br />

die grundlegenden Strukturen der Wertschöpfung in Herbarien mit denen in<br />

Unternehmen vergleichbar sind, wenn entsprechende Anpassungen vorgenommen<br />

werden. Lediglich die im Modell dargestellte Gewinnerzielungsabsicht<br />

aus dem privatwirtschaftlichen Bereich unterscheidet sich von den Zielen im<br />

wissenschaftlichen Betrieb. Im Rahmen dieser Arbeit wird diese durch die angestrebte<br />

Effizienzsteigerung vertreten.<br />

Neben den Grundsätzen der Referenzmodellierung, welche elementar für die<br />

spätere Modellentwicklung waren, wurden unterschiedliche Modellierungswerkzeuge<br />

vorgestellt. Neben den erwähnten Vorteilen, die die ARIS-Architektur<br />

durch die verschiedenen Sichten bietet, sprach auch die Anschaulichkeit und<br />

die Möglichkeit der Erweiterbarkeit der entworfenen Modelle, für mögliche aufbauende<br />

Arbeiten, für die Modellierung mit ARIS. Um die entwickelten Modelle<br />

in der Ergebnispräsentation nachvollziehen zu können, wurden neben den notwendigen<br />

Funktionen und Ereignissen die grundlegenden EPK-Symboliken erläutert.<br />

Zum Abschluss des Theorieteils wurde die GBIF und die Mellon-<br />

Foundation vorgestellt. Es wurde deutlich, wie diese internationalen Projekte<br />

dazu beitragen, die Digitalisierung in vielen der befragten Einrichtungen zu fi-<br />

93


5 Zusammenfassung und Ausblick<br />

nanzieren. Zudem bekunden sie großes Interesse an botanischem Belegmaterial<br />

und ermöglichen damit auch zukünftig weitere Forschungen.<br />

Die Ergebnispräsentation im vierten Kapitel veranschaulichte, wie die Resultate<br />

der durchgeführten Befragung dazu geführt haben, neue Erkenntnisse zu generieren.<br />

Anhand der breiten Vielfalt der Ergebnisse wurde deutlich, dass die gesammelten<br />

Informationen und Erfahrungen im Rahmen eines standardisierten<br />

Interviews nicht hätten erfasst werden können.<br />

So hat die Ergebnispräsentation der befragten Einrichtungen aufgezeigt, dass<br />

in den einzelnen Herbarien unterschiedliche Standards bei den einzelnen Prozessen<br />

vorherrschen. Überraschenderweise waren teilweise gegensätzliche<br />

Entwicklungen anzutreffen. In einzelnen Herbarien zeigte sich, dass eine finanzielle<br />

und personelle Unterstützung des Landes zum Erhalt des Herbars so gut<br />

wie gar nicht erfolgt. Die bereitgestellten Mittel reichen weder für eine hinreichende<br />

Lagerung des botanischen Materials, noch für eine komplette Inventarisierung<br />

aus. Im Gegensatz dazu forschen einzelne Einrichtungen an neuesten<br />

Prozessen zur Digitalisierung, auch in Zusammenarbeit mit der Mellon-<br />

Foundation und dem Projekt Herbar Digital. Zudem erhalten einzelne Herbarien<br />

teilweise zusätzliche Budgets zum Ankaufen von Sammlungen.<br />

Aufgrund der umfassenden Ergebnisse aus den jeweiligen Befragungen konnte<br />

jeweils ein Referenzmodell entwickelt werden, um aufzuzeigen, wie die stattfindenden<br />

Wertschöpfungsprozesse in Herbarien möglichst effizient durchzuführen<br />

sind. Dabei wurden auch relevante und gemeinsame Anforderungen der<br />

befragten Herbarien berücksichtigt und abgebildet.<br />

Bei der Modellierung hat sich gezeigt, dass insbesondere für den Prozess der<br />

Digitalisierung eine weitere Effizienzsteigerung möglich ist. So kann beispielsweise<br />

der Prozess, wie er von der Mellon-Foundation für die Digitalisierung<br />

durchgeführt wird, nicht allgemeingültig für das gesamte botanische Material<br />

angewendet werden. Der Prozess würde keine optimalen Ergebnisse für die<br />

Forschungsgemeinschaft liefern können. Vielmehr muss für einen optimalen<br />

und effizienten Prozess für unterschiedliche botanische Materialien ein unter-<br />

94


5 Zusammenfassung und Ausblick<br />

schiedliches Vorgehen bei der Digitalisierung vorgenommen werden.<br />

Insbesondere für höhere Pflanzen wird daher im Referenzmodell eine grundlegende<br />

Unterscheidung gegenüber dem übrigen botanischen Material vorgenommen.<br />

Ähnliche Erkenntnisse waren auch bei dem Prozess der Auswertung<br />

zu finden.<br />

Abschließend wurde die im Kapitel der methodischen Vorgehensweise aufgestellte<br />

Ausgangshypothese überprüft. Die getroffene Annahme, dass die Prozesse<br />

zur Wertschöpfung in Herbarien unterschiedlich durchgeführt werden,<br />

konnte aufgrund der zahlreichen, unterschiedlichen Befragungsergebnisse bestätigt<br />

werden. Damit hat die durchgeführte Befragung mit ihren Ergebnissen<br />

erheblich zum Informationsgewinn beigetragen.<br />

5.2 Ausblick<br />

Neben den gewonnenen Erkenntnissen müssen aber auch erkannte Chancen<br />

und Risiken Beachtung finden. So bietet der Prozess, den die Mellon-<br />

Foundation zur Digitalisierung durchführt, für die Forschungsgemeinschaft zukünftig<br />

die Möglichkeit, Herbarbelege aus allen Herbarien der Welt online aufzufinden<br />

und damit einen vollständigen Bestand zu überschauen und anzufordern.<br />

Diese Methode bietet damit die Aussicht, auch Belege kleinerer Herbarien aufzufinden.<br />

Bei der klassischen Forschungsreise, bei der die Wissenschaftler persönlich<br />

anreisen, um bestimmte Belege im Herbar aufzusuchen, besteht die<br />

Gefahr, dass große Herbarien aufgrund der reichhaltigen Auswahl an Herbarbelegen<br />

bevorzugt werden.<br />

Jedoch besteht gleichermaßen die Gefahr, Herbarbelege erster und zweiter<br />

Klasse zu generieren. Die Möglichkeit, verhältnismäßig einfach und schnell an<br />

Herbarbelege zu gelangen, kann dazu verleiten, nicht digitalisierte Belege, die<br />

von der Mellon-Foundation als weniger bedeutsam angesehen werden, nicht<br />

als Referenzmaterial heranzuziehen. Aus diesen Beweggründen heraus wurde<br />

der Grundgedanke der Mellon-Foundation im Referenzmodell zwar aufgegriffen,<br />

jedoch Unterscheidungen bei dem botanischen Material vorgenommen.<br />

95


5 Zusammenfassung und Ausblick<br />

Zudem wurde der Prozess ausgeweitet, verändert und mit den Erkenntnissen<br />

aus dem Projekt Herbar Digital in den Gesamtprozess eingepasst.<br />

Dennoch muss abschließend beachtet werden, dass die entworfenen Referenzmodelle<br />

aufgrund der aktuellen Erkenntnisse aus der durchgeführten Befragung<br />

modelliert sind. Die Modelle müssen daher einer ständigen Überarbeitung<br />

unterliegen, um aktuellen Anforderungen, beispielsweise zukünftigen Möglichkeiten<br />

der DNA-Analyse oder fortschreitenden Entwicklungen bei der Digitalisierung<br />

aus dem Projekt Herbar Digital gerecht zu werden.<br />

96


Anhang<br />

Anhang<br />

Anhang A Fragebogen des Leitfadeninterviews<br />

UMFRAGE ZU BESTEHENDEN<br />

WERTSCHÖPFUNGSPROZESSEN IN AUSGEWÄHLTEN<br />

BOTANISCHEN EINRICHTUNGEN DEUTSCHLANDS<br />

Guten Tag, mein Name ist Stefan Wendehorst.<br />

Ich bin Student an der Fachhochschule <strong>Hannover</strong> (FHH) und führe im Rahmen meiner<br />

<strong>Masterarbeit</strong> eine Befragung in acht Herbarien in Deutschland durch.<br />

Das Ziel dieser Befragung ist es, die Wertschöpfungsprozesse in den unterschiedlichen<br />

Einrichtungen zu erfassen, auszuwerten und zu analysieren.<br />

INTERN: NAME DES HERBARIUMS UND BEFRAGUNGSDATUM<br />

•<br />

BEGINNEN MÖCHTE ICH MIT EINIGEN ALLGEMEINEN FRAGEN ZU DEM HERBARIUM.<br />

1. Wie viele Mitarbeiter sind in diesem Herbarium beschäftigt?<br />

PERSONEN (AUCH TEILZEITBESCHÄFTIGTE)<br />

2. Wie viele Herbarbelege sind in Ihrer Einrichtung zurzeit archiviert?<br />

•<br />

3. Wird in dieser Einrichtung auch über die reine Botanik hinaus<br />

Forschungsarbeit geleistet? Beispielsweise in Projekten oder bei<br />

Prozessen zur Sammlung/Lagerung/Verbreitung von Informationen?<br />

•<br />

DIE FOLGENDEN FRAGEN BEZIEHEN SICH AUF EINZELNE TEILPROZESSE DES GESAMTEN<br />

WERTSCHÖPFUNGSPROZESSES IM BOTANISCHEN UMFELD.<br />

ALS ERSTES WIRD BEZUG AUF DEN TEILPROZESS DER SAMMLUNG VON BOTANISCHEM<br />

BELEGMATERIAL GENOMMEN.<br />

4. In wie weit gelangt Ihre Einrichtung an botanisches Belegmaterial?<br />

Durch wissenschaftliche Mitarbeiter<br />

Zusammenarbeit mit Hobbysammlern<br />

Durch die Zusammenarbeit mit weiteren Forschungseinrichtungen<br />

Nachlässe<br />

Sonstiges: ____________________________________________<br />

97


Anhang<br />

5. Welche Arbeitsmittel werden bei der Sammeltätigkeit genutzt?<br />

Karton<br />

Papier<br />

Digitale Hilfsmittel<br />

Sonstiges: ____________________________________________<br />

6. Welche Informationen werden bei der Sammlung vor Ort festgehalten?<br />

•<br />

7. Können Sie den Prozess der Sammlung beschreiben?<br />

(Stichworte, Aufzeichnungen, Diagramm etc.)<br />

•<br />

IM FOLGENDEN WIRD BEZUG AUF DEN TEILPROZESS DER BESTIMMUNG VON<br />

BOTANISCHEM MATERIAL GENOMMEN.<br />

8. Von wem wird die Bestimmung des botanischen Materials<br />

vorgenommen?<br />

Wissenschaftler<br />

Studenten<br />

Angestellten<br />

Sonstiges: ____________________________________________<br />

9. Welche Arbeitsmittel werden zur Bestimmung des botanischen<br />

Materials eingesetzt?<br />

Computer<br />

Interne Datenbanken<br />

Implizites Wissen der Mitarbeiter<br />

Interne Fachliteratur/Veröffentlichungen<br />

Interne Forschungsergebnisse<br />

Externe Forschungsergebnisse<br />

Internet (Fachbibliotheken, Suchkataloge)<br />

Sonstiges:____________________________________________<br />

10. Wie wird die Bestimmung vorgenommen?<br />

Direkt am Arbeitsstück<br />

Durch Referenzobjekte<br />

Sonstiges:____________________________________________<br />

98


Anhang<br />

11. Welche Informationen werden bei der Bestimmung benötigt?<br />

Fundstück<br />

Fundort<br />

Datum des Fundes<br />

Name des Sammlers<br />

Sonstiges: ____________________________________________<br />

12. Können Sie den Prozess der Bestimmung beschreiben? (Stichworte,<br />

Aufzeichnungen, Diagramm etc.)<br />

•<br />

13. Wird bei Ihnen eine Digitalisierung von botanischem Material<br />

durchgeführt?<br />

JA<br />

NEIN<br />

DIE FOLGENDEN FRAGEN WERDEN NUR ANGESPROCHEN, WENN AUCH EINE<br />

DIGITALISIERUNG STATTFINDET, BZW. SICH EINE IN PLANUNG BEFINDET.<br />

14. Wer übernimmt bei Ihnen den Vorgang der Digitalisierung?<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiter<br />

Sonstiges Angestellte<br />

Studentische Hilfskräfte<br />

Angelernte Hilfskräfte<br />

Vollständig automatisierter Vorgang<br />

Teilweise automatisierter Vorgang<br />

Sonstiges:____________________________________________<br />

15. Welche Arbeitsmittel werden zur Digitalisierung eingesetzt?<br />

PC<br />

Scanner<br />

Technische Einrichtung (Wechseltisch)<br />

Automatische Einrichtung<br />

Fremdvergabe (Externer Dienstleister)<br />

Sonstiges:____________________________________________<br />

16. Welche Informationen sind- zusätzlich zur Bestimmung- für die Digitalisierung<br />

notwendig?<br />

Barcode<br />

RFID-Tag<br />

Fortlaufende Nummerierung<br />

Sonstiges:______________________________________________<br />

99


Anhang<br />

17. Können Sie den Prozess der Digitalisierung beschreiben?<br />

(Stichworte, Aufzeichnungen, Diagramm etc.)<br />

•<br />

18. Können Sie die Höhe der Gesamtkosten für die Digitalisierung eines<br />

Herbarbeleges einschätzen? (Möglichst die Gesamtkosten)<br />

•<br />

19. Wie viele Herbarbelege werden in einem Jahr bzw. einen bestimmten<br />

Zeitraum in Ihrer Einrichtung digitalisiert?<br />

•<br />

20. Wie viel Prozent alle Herbarbelege sind bereits digitalisiert bzw. wie<br />

viele Herbarbelege werden in ihrer Einrichtung digitalisiert?<br />

•<br />

IM FOLGENDEN WIRD BEZUG AUF DEN TEILPROZESS DER LAGERUNG VON BOTANISCHEM<br />

BELEGMATERIAL GENOMMEN.<br />

21. Wer übernimmt, bzw. organisiert in Ihrer Einrichtung die Lagerung?<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiter<br />

Sonstige Angestellte<br />

Studentische Hilfskräfte<br />

Angelernte Hilfskräfte<br />

Sonstiges:____________________________________________<br />

22. Welche Arbeitsmittel werden zur Lagerung eingesetzt?<br />

•<br />

23. Wie ist das Arbeitsstück bei der Lagerung beschaffen?<br />

•<br />

24. Welche Informationen sind für die Lagerung des botanischen Materials<br />

notwendig?<br />

•<br />

25. Können Sie den Prozess der Lagerung beschreiben? (Stichworte,<br />

Aufzeichnungen, Diagramm etc.)<br />

•<br />

100


Anhang<br />

IM FOLGENDEN WIRD BEZUG AUF DEN TEILPROZESS DER AUSWERTUNG VON<br />

BOTANISCHEM BELEGMATERIAL GENOMMEN.<br />

26. Wer übernimmt die Auswertung von botanischem Belegmaterial?<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiter<br />

Sonstige Angestellte<br />

Studentische Hilfskräfte<br />

Sonstiges:____________________________________________<br />

27.Welche Arbeitsmittel werden bei der wissenschaftlichen Auswertung<br />

benötigt?<br />

PC<br />

Interne Datenbanken<br />

Interne Fachliteratur<br />

Externe Forschungsergebnisse<br />

Implizites Wissen der Mitarbeiter<br />

Internet (Fachbibliotheken, Suchkataloge)<br />

Sonstiges:_____________________________________________<br />

28. Wie ist das Arbeitsstück bei der Auswertung beschaffen?<br />

Im Originalzustand<br />

Getrocknet<br />

Gefroren<br />

Digitalisiert<br />

Sonstiges:____________________________________________<br />

29. Welche Informationen sind bei der wissenschaftlichen Auswertung<br />

notwendig?<br />

•<br />

30. Können Sie den Prozess der Auswertung beschreiben? (Stichworte,<br />

Aufzeichnungen, Diagramm etc.)<br />

•<br />

INTERN: INFORMATION ÜBER DEN/ DIE BEFRAGTE(N) (NAME, POSITION ETC.)<br />

•<br />

ANMERKUNGEN<br />

•<br />

31. Vielen Dank für Ihre Mithilfe!<br />

Anhang A: Abbildung 34: Fragebogen des Leitfadeninterviews<br />

101


Anhang<br />

Anhang B Interviewergebnisse<br />

I Herbarium Göttingen<br />

Frage 1:<br />

Zwei Mitarbeiter in Halbtagsstellen<br />

Frage 2:<br />

800.000 Herbarbelege<br />

Frage 3:<br />

LAPI-Projekt, Digitalisierung innerhalb des Projektes<br />

Frage 4:<br />

Durch wissenschaftliche Mitarbeiter, Zusammenarbeit mit Hobbysammlern, Zusammenarbeit<br />

mit weiteren Forschungseinrichtungen<br />

Sonstiges: Mit Lehrern, Austausch mit Herbarien untereinander<br />

Im Rahmen von Doktorarbeiten wird aktive Arbeit geleistet, beispielsweise<br />

Sammlungen in Südamerika.<br />

Frage 5:<br />

Trockenbuch<br />

Sonstiges: Pflanzenpresse, Silikate<br />

Frage 6:<br />

Fundort, Standort, Meereshöhe wenn möglich, Sammlername, Bestimmer,<br />

Sammlernummer, Nach Möglichkeit GPS-Daten<br />

Frage 7:<br />

Keine nähere Beschreibung erfolgt<br />

Frage 8:<br />

Sonstiges: Die Bestimmung wird vom Sammler vorgenommen oder der Sammler<br />

sucht für die Bestimmung einen Spezialisten bzw. Wissenschaftler.<br />

Ansonsten wird Herbarmaterial im Herbarium Göttingen nicht angenommen.<br />

(Kostengründe). Eine Bestimmung wird vom Herbarium nicht vorgenommen.<br />

Frage 9:<br />

Computer, Interne Datenbanken, Implizites Wissen der Mitarbeiter, Interne<br />

Fachliteratur, Interne Forschungsergebnisse, Externe Forschungsergebnisse,<br />

Internet<br />

Sonstiges: DNA, Vergleich mit anderen Herbarbelegen, Sequenzierungen<br />

102


Anhang<br />

Frage 10:<br />

Direkt am Arbeitsstück<br />

Frage 11:<br />

Alle aufgeführten Möglichkeiten<br />

Sonstiges: Alle Informationen die bei der Sammlung notwendig waren.<br />

Frage 12:<br />

Oftmals kann die Bestimmung nicht von einem Sammler übernommen werden,<br />

dann muss diese ein Spezialist übernehmen.<br />

Frage 13:<br />

Ja, Digitalisierung wird durchgeführt.<br />

Frage 14:<br />

Sonstiges: Meist im Rahmen von Projekten, zurzeit im Rahmen des Projektes<br />

LAPI. Ansonsten werden nur sporadisch Digitalisierungen durchgeführt.<br />

Frage 15:<br />

PC, Scanner, Wechseltisch<br />

Frage 16:<br />

Barcode wird aufgeklebt<br />

Frage 17:<br />

Typenfotos werden als *.jpg-Datei in einer Oracle-Datenbank gespeichert. Ein<br />

Foto ist ca. 500 MB groß, eine Digitalisierung erfolgt mit ca. 600 dpi Auflösung.<br />

Ein Verleih der digitalisierten Bilder erfolgt auf CD, da über das Internet die<br />

Dateimenge zu groß ist. Nicht alle Bilder, die online zur Verfügung stehen, haben<br />

ein Foto.<br />

GBIF digitalisiert im Projekt LAPI. Dort werden nur die Metadaten digitalisiert,<br />

nicht die Abbildung. Auf der Webseite des Herbariums kann nach der Gattung<br />

gesucht werden. Anhand des Alters kann so beispielsweise das Jahr des Fundes<br />

ausfindig gemacht werden, um die Möglichkeiten einer DNA-Analyse zu<br />

überprüfen.<br />

Exkurs Vorteile und Nachteile beim Digitalisieren:<br />

Nachteile:<br />

Oftmals ist ein Querschnitt des botanischen Materials notwendig. Dieser wird<br />

jedoch beim Digitalisieren nicht erfasst. Zudem reicht die angebotene Qualität<br />

aus dem Internet nicht aus, da sie runtergerechnet wird. Die bisherige Dateigröße<br />

ist zu groß. Die Digitalisierung ersetzt nicht den physischen Austausch,<br />

103


Anhang<br />

sie erleichtert jedoch die physische Suche. Beim Digitalisieren fehlen oftmals<br />

die Details für entsprechende Studien. Diese liefert dann nur der Originalbeleg.<br />

Die Bestimmung verändert sich im Laufe der Zeit. Beispielsweise erfolgen neue<br />

Zuordnungen und diese Informationen müssen auch beim digitalisierten Beleg<br />

nachgepflegt werden.<br />

Vorteile:<br />

Die Suche über GBIF erleichtert das Auffinden, da hier bisher zahlreiche Belege<br />

abgespeichert sind. Zudem erfolgt eine Speicherung dezentral im jeweiligen<br />

Herbarium. Eine Suche nach Herbarmaterial ist weltweit möglich. In dem Herbarium,<br />

wo entsprechende Belege aufgefunden werden, kann der Forscher hinreisen<br />

und vor Ort Untersuchungen am Material durchführen.<br />

Frage 18:<br />

Kosten können bisher nicht geschätzt werden. Schwierig in Göttingen zu klären.<br />

Frage 19:<br />

Zurzeit werden ca. 1-2 Herbarbelege pro Stunde digitalisiert. Im Durchschnitt<br />

werden ca. 10 Herbarbelege digital erfasst. Wenn Moose digitalisiert werden, ist<br />

der Durchsatz höher.<br />

Frage 20:<br />

Bisher sind ca. 10.000 Typen in der Datenbank erfasst. Davon sind ca. 30 Prozent<br />

mit Herbarmaterial digitalisiert.<br />

Frage 21:<br />

Moose werden in Kapseln gelagert<br />

Frage 22:<br />

Kühlraum und Schränke<br />

Frage 23:<br />

Getrocknet, auf einem Herbarbeleg oder in Kapseln, Eine Alkoholsammlung ist<br />

sehr selten.<br />

Frage 24:<br />

Familie, Gattung, Art<br />

Frage 25:<br />

Verschiedene Sortierungen sind möglich. Beispielsweise eine systematische<br />

Sortierung nach Schmeil-Fitschen. Dabei wird das natürliche System beibehalten.<br />

Problematisch ist dabei, dass sich Familien und Gattungen ändern können.<br />

104


Anhang<br />

Eine Umstellung der Lagerung im Herbarium ist sehr schwierig. Jedes Herbarium<br />

hat dort eine andere Strategie.<br />

Frage 26:<br />

Sonstiges: Eine Auswertung wird nicht vorgenommen.<br />

Frage 27:<br />

Keine Angaben<br />

Frage 28:<br />

Keine Angaben<br />

Frage 29:<br />

Keine Angaben<br />

Frage 30:<br />

Keine Angaben<br />

Name des Befragten:<br />

Herr Dr. Jochen Heinrichs, Kurator des Herbariums<br />

Anmerkungen:<br />

Nach Ländern, beispielsweise Argentinien, werden keine Herbarbelege verschickt.<br />

105


Anhang<br />

II Überseemuseum Bremen<br />

Frage 1:<br />

Zwei ehrenamtliche Mitarbeiter und eine halbe Stelle mit Frau Dr. Monika<br />

Steinhoff.<br />

Frage 2:<br />

Es sind ca. 400.000 Herbarbelege archiviert.<br />

Frage 3:<br />

Keine Forschungsarbeit oder Projektarbeit.<br />

Frage 4:<br />

Durch wissenschaftliche Mitarbeiter. Sonstiges: Tausch in der Region Nord-<br />

West-Deutschland und den Inseln. Ab dem 19. Jahrhundert wurden Herbarbelege<br />

teilweise zugekauft und getauscht.<br />

Frage 5:<br />

Sonstiges: Pflanzenpresse, ansonsten sehr individuell, teilweise nahezu ohne<br />

weitere Arbeitsmittel<br />

Frage 6:<br />

Fundort, Datum, Sammler, Bestimmung vor Ort<br />

Frage 7:<br />

Keine näheren Angaben<br />

Frage 8:<br />

Vom Sammler selbst, beispielsweise von Mitgliedern des naturwissenschaftlichen<br />

Vereins.<br />

Frage 9:<br />

Keine Angabe<br />

Frage 10:<br />

Direkt am Arbeitsstück, Durch Referenzobjekte<br />

Sonstiges: Durch GBIF-Datenbank<br />

Frage 11:<br />

Fundstück, Fundort, Datum, Name des Sammlers<br />

Frage 12:<br />

Der Schlüssel zur Bestimmung ist regional unterschiedlich und damit nur mit<br />

regionaler Literatur möglich. Beispielsweise existieren unterschiedliche Bestimmungsschlüssel<br />

für Australien und Deutschland. Australische Pflanzen sind<br />

106


Anhang<br />

nur mit australischem Schlüssel bestimmbar. Ansonsten ist nur die grobe Pflanzenfamilie<br />

bestimmbar.<br />

Frage 13:<br />

Ja, Digitalisierung wird durchgeführt.<br />

Frage 14:<br />

Sonstiges: Fotografin aus dem Museum<br />

Frage 15:<br />

Wechseltisch<br />

Sonstiges: Repro-Anlage, Digitalkamera.<br />

Frage 16:<br />

Bei der Digitalisierung wird nur eine laufende Nummer vergeben, kein Barcode<br />

Frage 17:<br />

Pflanzen werden systematisch aus dem Archiv gesucht. Es wird geprüft, ob die<br />

notwendigen Daten auf dem Herbarbeleg vorhanden sind. Ohne Fundort und<br />

Sammler erfolgt keine Digitalisierung.<br />

Eine Sammlungsdatenbank wurde angelegt. An dieser wird das Foto verknüpft.<br />

Das Foto ist ca. 20 MB groß. Die Datenbank enthält zusätzlich noch Tiere,<br />

Pflanzen, Skelette und völkerkundliche Objekte. Das Ziel der Datenbank ist es,<br />

alle Objekte des Museums zu beinhalten. Die Herbarbelege stellen dabei nur<br />

einen Teil dar. Ein Online-Zugriff für Herbarbelege ist nicht vorgesehen. Ein Teil<br />

der Datenbank ist für das Museum frei gestaltbar, beispielsweis können Farbfotos<br />

von Pflanzen und Töne von Tieren hinzugefügt werden. Im Museum können<br />

diese Informationen von den Besuchern abgerufen werden.<br />

Frage 18:<br />

Die Höhe der Digitalisierungskosten kann nicht angegeben werden.<br />

Frage 19:<br />

Da erst im Sommer 2008 damit begonnen sind noch keine Angaben möglich.<br />

Frage 20:<br />

Keine Angabe.<br />

Frage 21:<br />

Frau Dr. Steinhoff übernimmt die Lagerung im Herbarium.<br />

Frage 22:<br />

Ein klimatisiertes Magazin mit Kompaktanlage, zur Vorbereitung der Lagerung<br />

wird eine 20 m 3 große Stickstoffschleuse genutzt. Damit können beispielsweise<br />

107


Anhang<br />

auch Tierskelette für das Museum behandelt werden. Zur Einlagerung des Materials<br />

werden Kartons, Herbarbögen und Klebestreifen genutzt.<br />

Frage 23:<br />

Mit Stickstoff behandelt und vorher getrocknet.<br />

Frage 24:<br />

Der Pflanzenname, die Pflanzenfamilie. Optimalerweise eine komplette Bestimmung<br />

des Materials.<br />

Frage 25:<br />

1. Vier Wochen Einlagerung in der Stickstoffkammer<br />

2. Einlagerung nach Pflanzenfamilien (A-Z)<br />

3. Innerhalb der Pflanzenfamilien auch (A-Z)<br />

Die Umstellung des Herbars auf eine alphabetische Sortierung ist fast abgeschlossen.<br />

Bisher herrschte eine systematische Lagerungstechnik vor, die<br />

Pflanzen waren dabei nach Entwicklungsständen sortiert. Der Vorteil der alphabetischen<br />

Lagerung besteht darin, dass sich auch Laien zurechtfinden können.<br />

Frage 26:<br />

Es wird keine Auswertung durchgeführt.<br />

Frage 27:<br />

Keine Angaben<br />

Frage 28:<br />

Keine Angaben<br />

Frage 29:<br />

Oftmals wird der Querschnitt einer Pflanze benötigt. Für DNA-Untersuchungen<br />

ist die Lagerungstechnik entscheidend: Keine Erhitzung darf stattfinden, da die<br />

DNA infolge dessen zerstört wird. Auch eine mögliche Giftbehandlung aus der<br />

Vergangenheit verfälscht die DNA-Ergebnisse.<br />

Frage 30:<br />

Keine Angabe<br />

Name der Befragten:<br />

Frau Dr. Steinhoff, Kuratorin<br />

Anmerkungen:<br />

Keine<br />

108


Anhang<br />

III Herbarium Marburg<br />

Frage 1:<br />

Eine 30-Prozent-Stelle und eine 25-Prozent-Stelle eines technischen Angestellten.<br />

Zusätzlich erfolgen sporadische Praktikanteneinsätze.<br />

Frage 2:<br />

Es sind ca. 400.000-500.000 Herbarbelege archiviert. Davon ca. 300.000 höhere<br />

Pflanzen, 100.000 Flechten, Moose und Pilze.<br />

Frage 3:<br />

Es findet keine weitere Forschung oder Projektarbeit statt.<br />

Frage 4:<br />

Durch wissenschaftliche Mitarbeiter, Zusammenarbeit mit Hobbysammlern<br />

Sonstiges: Forschungsprojekte, Exkursionen, Forschungskooperationen.<br />

Frage 5:<br />

Pflanzenpresse für höhere Pflanzen, Zeitungspapier zum Trocknen, Kunststofftüten<br />

und Messer für alle Materialen, Hammer und Meißel bei Flechten und<br />

Moosen, Spaten, Schaufel und Trockner für Pilze. Eine Trocknung muss dabei<br />

sehr schnell geschehen, ansonsten sind die Pilzstrukturen zerstört.<br />

Frage 6 und 7:<br />

Bei Pilzen müssen der Geruch und die Farbe festgehalten werden. Es muss ein<br />

"Bild des Geruches" erfolgen. Ein Frischebeleg ist bei Pilzen sehr hilfreich, beispielsweise<br />

als Foto. Zudem muss auch das Substrat aufgesammelt werden.<br />

Auch bei Flechten ist das Substrat notwendig. Nach Möglichkeit sind GPS-<br />

Daten zur optimalen Bestimmung des Standortes anzugeben.<br />

Frage 8:<br />

Ausschließlich von Wissenschaftlern um eine korrekte Bestimmung zu ermöglichen.<br />

Bei eigener Sammlung muss eigene Bestimmung erfolgen. Wenn Wissen<br />

nur bis zur Gattung reicht und die Art fehlt, ist fremde bzw. zusätzliche Hilfe notwendig.<br />

Frage 9:<br />

Interne Fachliteratur, Öffentliche Literatur<br />

Sonstiges: Binokularvergrößerung<br />

Frage 10:<br />

Direkt am Arbeitsstück<br />

109


Anhang<br />

Frage 11:<br />

Fundstück, Fundort, Datum des Fundes, Name des Sammlers<br />

Sonstiges: Bestimmungsflore, Publikationen, Nomenklatur<br />

Frage 12:<br />

Das Ziel der Bestimmung besteht darin, die Gattung bzw. Art zu bestimmen.<br />

Die Pflanzenfamilie ist meistens bereits vom Sammeln her bestimmbar. Bei höheren<br />

Pflanzen ist diese Bestimmung meist einfacher als bei Flechten, Pilze,<br />

Farne und Moose, da wesentlich mehr Literatur zur Verfügung steht.<br />

Beispielsweise sind erst 5 Prozent aller Pilze beschreiben, aber gut 90-95 Prozent<br />

aller höheren Pflanzen.<br />

Bei Flechten, Pilze, Moose und Farne ist ein Mikroskop, das Substrat zur Bestimmung<br />

und nach Möglichkeit ein Typusbeleg sinnvoll. Bei Pilzen ist ein Foto<br />

vom Frischezustand sehr hilfreich und dessen Geruch.<br />

Frage 13:<br />

Eine Digitalisierung wird nicht durchgeführt daher weiter bei Frage 21.<br />

Frage 21:<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiter, Studentische Hilfskräfte<br />

Sonstiges: Technische Angestellte<br />

Frage 22:<br />

Holz und Stahlschränke, keine Klimatisierung<br />

Frage 23:<br />

Herbarbeleg auf Karton, zumindest jedoch in Zeitungspapier, Pilze in Kunststofftüten,<br />

Flechten in Kapseln, oft auch mit Substrat, beispielsweise mit Stein<br />

daran<br />

Frage 24:<br />

Pflanzenfamilie und mindestens die Gattung<br />

Frage 25:<br />

Bestimmung des Frischematerials vorweg, danach konservieren und präparieren,<br />

anschließend einsortieren ins Lager (systematisch)<br />

Zudem existiert noch ein separates Lager mit ca. 30-40.000 Belegen, historisch<br />

gewachsen<br />

Frage 26:<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

Frage 27:<br />

110


Anhang<br />

Keine Angabe<br />

Frage 28:<br />

Getrocknet<br />

Frage 29:<br />

Der physische Herbarbeleg für nicht offensichtliche Merkmale. Dazu sind beispielsweise<br />

Schnitte in das Material erforderlich, ebenso für DNA-<br />

Auswertungen.<br />

Frage 30:<br />

Bei der Auswertung von botanischem Material werden die Informationen aus<br />

der Bestimmung benötigt.<br />

Name des Befragten:<br />

Herr Dr. Karlheinz Rexer<br />

Anmerkungen:<br />

Anmerkungen zur Digitalisierung:<br />

Die Digitalisierung kann die Suche erleichtern, beispielsweise welches Material<br />

in welchem Herbar zu finden ist. Eine Vorab-Auswahl ist möglich.<br />

Eine Digitalisierung von Pilzen ist beispielsweise nicht sinnvoll, da einerseits<br />

immer Proben vom Inneren der Pilze notwendig sind und andererseits auch<br />

anatomische Merkmale. Zudem verändert ein Pilz seine Farben nach der<br />

Trocknung. Auch bei Moosen ist eine Digitalisierung nur als Vorab-Information<br />

als sinnvoll anzusehen, da sie beispielsweise zum Bearbeiten im Wasser aufquellen<br />

müssen, um die Blattstruktur zu erkennen.<br />

Bei höheren Pflanzen ist eine Digitalisierung sinnvoller, da weitere zusätzliche<br />

Kriterien zu erkennen sind, beispielsweise Punkte, Härchen, Sporn etc. Diese<br />

bieten so genügen Zählmöglichkeiten zur Auswertung. Bei Pflanzen bleibt zudem<br />

meistens die Farbe nach der Trocknung erhalten.<br />

111


Anhang<br />

IV Herbarium Halle<br />

Frage 1:<br />

Der Kurator und eine Präparatorin sind im Herbar ganztags beschäftigt.<br />

Zusätzlich sind zurzeit zwei halbe Stellen im Rahmen eines Projektes geschaffen.<br />

Frage 2:<br />

Im Herbarium lagern ca. 500.000 Herbarbelege. Die Sammlung umfasst Moose,<br />

Pilze, Flechten und höhere Pflanzen. Zudem beherbergt das Herbarium eine<br />

Heimatsammlung aus dem Harz, Sachsen und Thüringen<br />

Ehemaliger Kuskus aus Berlin hatte Dubletten im BGBM angefertigt und diese<br />

nach Halle gebracht. Dadurch konnten viele Belege nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

wiederbeschafft werden.<br />

Frage 3:<br />

Projekt LAPI, Zudem beherbergt das Herbarium die zweitgrößte Mongoleisammlung<br />

außerhalb der Mongolei<br />

Frage 4:<br />

Durch wissenschaftliche Mitarbeiter, Zusammenarbeit mit Hobbysammlern, Zusammenarbeit<br />

mit weiteren Forschungseinrichtungen<br />

Sonstiges: Geobotanikern, Projekten, Nachlässen<br />

Frage 5:<br />

Sonstiges: Sammelpresse, Gitterpresse (Pflanzenpressen), Zeitungspapier<br />

Frage 6:<br />

Fundort, Fundstück, Kartenmaterial, Datum, Sammler, evtl. Sammeltagebuch,<br />

GPS-Daten bei Bedarf<br />

Frage 7:<br />

Keine Angabe<br />

Frage 8:<br />

Wissenschaftler<br />

Sonstiges: Literatur, Flore<br />

Frage 9:<br />

Implizites Wissen der Mitarbeiter<br />

Frage 10:<br />

Direkt am Arbeitsstück, Durch Referenzobjekte aus dem Herbar<br />

112


Anhang<br />

Typusbeleg insbesondere für Moose, Farn, Flechten und Pilze<br />

Frage 11:<br />

Fundstück, Fundort, Datum des Fundes, Name des Sammlers<br />

Sonstiges: Bestimmungsflore<br />

Frage 12:<br />

Keine Angabe<br />

Frage 13:<br />

Ja, eine Digitalisierung wird durchgeführt<br />

Frage 14:<br />

Studentische Hilfskräfte, Teilweise automatisierter Vorgang<br />

Sonstiges: Doktoranden, jeweils eine halbe Stelle<br />

Frage 15:<br />

PC, Scanner (600 dpi Auflösung)<br />

Sonstiges: Eigens entworfener Scanner für das Projekt LAPI<br />

Frage 16:<br />

Sonstiges: Inventarnummer<br />

Frage 17:<br />

Es werden zur Digitalisierung nur die Typusbelege aus dem Herbar genutzt.<br />

Das Ziel ist eine Datenbank nur mit Typen. Dazu muss jeder Herbarbogen separat<br />

angeschaut und entschieden werden, ob dieser einen Typus darstellt.<br />

Dazu sind Kenntnis und Erfahrung nötig. Das Problem besteht darin, dass im<br />

Herbar alle Typen verstreut sind. Sie müssen alle nacheinander herausgesucht<br />

werden. Bis heute ist nicht bekannt, wie viele Typen in Halle lagern, es wird von<br />

mindestens 6.000-7.000 Typen ausgegangen. Gefundene Typen kommen in<br />

Halle in entsprechende Schränke, nicht wieder ins Lager. Bis heute müssen die<br />

Botaniker zu Auswertungszwecken unzählige Herbarien anschreiben, um zu<br />

prüfen, welche Typen wo vorhanden sind. Teilweise sind Herbarbeleg von Alexander<br />

von Humboldt in Halle gelagert.<br />

Frage 18:<br />

Bisher wurde erst sehr wenig digitalisiert. Daher schwer einzuschätzen.<br />

Frage 19:<br />

Im Herbarium Halle werden nur die Typen digitalisiert. Es wird davon ausgegangen,<br />

dass in den kommenden zwei Jahren 6.000-7.000 Typen digitalisiert<br />

sind. Die Typen sind die wichtigsten Belege im Herbar.<br />

113


Anhang<br />

Frage 20:<br />

Keine Angaben, kann nicht geschätzt werden<br />

Frage 21:<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

Sonstiges: Ausschließlich ein Wissenschaftler, da ansonsten die Gefahr besteht,<br />

dass Herbarbelege falsch einsortiert werden und so nie wieder auffindbar<br />

sind.<br />

Frage 22:<br />

A3-Scanner, Scanner aus dem Projekt LAPI, Holz- und Metallschränke<br />

Frage 23:<br />

Getrocknet<br />

Frage 24:<br />

Mindestens der Gattungsname ist notwendig<br />

Optimalerweise Bestimmung der Familie, Gattung und der Art und vollständige<br />

Etikettdaten. Mindestens Sammlername und Datum.<br />

Anhang B: Abbildung 35: Eigene Aufzeichnung zur Ordnung in der Biologie.<br />

Frage 25:<br />

Sortierung im Lager nach der Endlicher-Systematik. Dabei sind alle Gattungen<br />

systematisch nach den Familien sortiert. Innerhalb der Familien sind Gattungen<br />

114


Anhang<br />

auch systematisch sortiert. Unterhalb der Gattungen sind die Arten alphabetisch<br />

sortiert<br />

Frage 26:<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

Sonstiges: Studenten, Doktoren, Floristen, weltweite Gruppen, beispielsweise<br />

für Vergleichsgruppen-Bestimmung<br />

Frage 27:<br />

Keine Angaben<br />

Frage 28:<br />

Getrocknet<br />

Frage 29:<br />

Bei der Auswertung werden Schnitte oder molekulare Untersuchungen vorgenommen,<br />

allerdings nur nach vorheriger Absprache. Material muss dazu reichlich<br />

genug vorhanden sein. Der Rest muss insbesondere bei Typen zurückgegeben<br />

werden. Beim Aufkochen und Erhitzen von Blüten müssen diese in der<br />

Kapsel beigelegt werden.<br />

Frage 30:<br />

Auswertung anhand der Informationen aus der Bestimmung, von Digitalbildern<br />

und dem physischen Herbarbeleg.<br />

Name des Befragten:<br />

Herr Dr. Uwe Braun<br />

Anmerkungen:<br />

Keine<br />

115


Anhang<br />

V Herbarium Dresden<br />

Frage 1:<br />

Ein Mitarbeiter ist im Herbarium mit einer 10-Prozent-Stelle beschäftigt.<br />

Frage 2:<br />

Es sind ca. 350.000 Herbarbeleg archiviert. Davon sind allerdings erst 50 Prozent<br />

inventarisiert, etikettiert und einsortiert. Die finanzielle Situation im Herbar<br />

ist sehr angespannt, es sind keine weiteren finanziellen Mittel für weiteres Personal<br />

oder Material vorhanden. Die sächsischen Belege aus dem Herbar sind<br />

jedoch vollständig archiviert (Fundort, Sammler, Etikett, etc.)<br />

Frage 3:<br />

Es wird klassische Forschung mit Moosen betrieben, Sammeltätigkeiten während<br />

der Dienstreise werden durchgeführt, Schwerpunkt liegt auf sächsische<br />

Belege. Externe Anforderungen werden oftmals erst vorher aufbereitet.<br />

Frage 4:<br />

Durch wissenschaftliche Mitarbeiter, Zusammenarbeit mit Hobbysammlern,<br />

Nachlässe<br />

Sonstiges: Auflösungen privater Herbarien, beispielsweise von Apothekern<br />

Frage 5:<br />

Papier<br />

Frage 6:<br />

Fundort, Sammler, Sammeldatum, Standort<br />

Sonstiges: Bei exotischen Pflanzen hilft der Hoch- und Rechtswert aus möglichen<br />

GPS-Daten. Bei einheimischen Pflanzen auch das MTB, welches beispielsweise<br />

für Verbreitungsatlanten interessant ist. Bisher wird oftmals ausschließlich<br />

eine Beschreibung der Fundstelle vorgenommen.<br />

Frage 7:<br />

Keine Angaben<br />

Frage 8:<br />

Wissenschaftlern<br />

Sonstiges: Normalerweise von Sammler<br />

Frage 9:<br />

Sonstiges: Meist Literatur, Vergleichsmaterial, bei Moosen beispielsweise der<br />

Blattquerschnitt<br />

116


Anhang<br />

Frage 10:<br />

Direkt am Arbeitsstück<br />

Sonstiges: Bei Bedarf Taxonomen fragen<br />

Frage 11:<br />

Fundstück, Fundort, Datum des Fundes, Name des Sammlers<br />

Frage 12:<br />

Bestimmung ist zumindest für Art notwendig. Bei Pilzen ist 1000-fache Vergrößerung<br />

notwendig. Bei Moosen und Flechten sind Schnitt durch den Fruchtkörper<br />

für Sporen und der Blattquerschnitt nötig. Bei Moosen, Flechten, Farn und<br />

Pilzen ist oftmals ein Typusbeleg notwendig, die die Literatur sehr dünn ist und<br />

bisherige Beschreibungen nicht ausreichen. Bei höheren Pflanzen reicht Literatur<br />

aus, sie ist für jedes Land verfügbar. Hier ist kein Typus notwendig. Ein Typus<br />

ist notwendig, wenn man sich kein Bild von der Beschreibung aus der Literatur<br />

machen kann.<br />

Frage 13:<br />

Nein, es wird keine Digitalisierung vorgenommen. Höchsten ein Foto für Präsentationen<br />

im Rahmen der <strong>Hochschule</strong>. Hinweis: Bei Moosen, Flechten, Fahnen<br />

und Pilzen macht Digitalisierung keinen Sinn.<br />

Da keine Digitalisierung stattfindet weiter bei Frage 21.<br />

Frage 21:<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

Frage 22:<br />

Holzschränke, allerdings zerfallen diese langsam<br />

Mindestens die Hälfte der Sammlung lagert im Keller der Universität, weder klimatisiert<br />

noch aufbereitet in normalen Holzregalen.<br />

Frage 23:<br />

Getrocknet<br />

Frage 24:<br />

Ein Stapel von Herbarbelegen wird für die Einlagerung abgearbeitet.<br />

Anschließend einsortiert nach Nummer. Anschließend nach Gattung und Art.<br />

Einzelne Herbarbelege einsortieren ist sehr zeitaufwendig.<br />

117


Anhang<br />

Frage 25:<br />

Sortierung erfolgt nach Familien. Jede Familie hat eine Nummer, diese im Register<br />

nachschlagen. Bei Anfragen nach Anfangsbuchstaben "B" im Register<br />

nachschlagen, welche Nummer dazugeordnet ist.<br />

Der Vorteil der systematischen Sortierung besteht darin, dass alle verwandten<br />

Arten nah zusammen in einer Mappe sind. In einer Mappe sind so Familie, Gattung<br />

und Art. Wenn die Gattung sich ändert, ist die Mappe zum Suchen die<br />

gleiche.<br />

Pilze, Moose, Farne und höhere Pflanzen sind nach Familien sortiert. Flechten<br />

sind in der Bestimmungsliteratur alphabetisch sortiert. Dies ist zwar unüblich,<br />

aber da Familien selten bekannt sind, stellt dies die geeignetste Lösung dar.<br />

Für Familieneinordnung existiert keine gängige Systematik bei Flechten.<br />

Frage 26:<br />

Durch wissenschaftliche Mitarbeiter<br />

Sonstiges: Für Kartierungsprojekte, z.B. Moosatlanten für Sachsen<br />

Frage 27:<br />

Sonstiges: Molekulare Untersuchungen sind möglich, Blattmengen werden entnommen,<br />

es wird geschnitten und mikroskopiert. Zudem werden die Informationen<br />

aus der Bestimmung benötigt.<br />

Frage 28:<br />

Zumeist ist das Material auf dem Herbarbeleg fixiert.<br />

Frage 29:<br />

Die Informationen aus der Bestimmung.<br />

Frage 30:<br />

Keine Angaben, wird nicht durchgeführt.<br />

Name des Befragten:<br />

Herr Dr. Frank Müller<br />

Anmerkungen:<br />

Keine<br />

118


Anhang<br />

VI Herbarium München<br />

Frage 1:<br />

Im Herbarium sind 13 Mitarbeiter beschäftigt.<br />

Frage 2:<br />

Zurzeit sind ca. 3,0 Millionen Herbarbelege archiviert.<br />

Davon sind ca 350.000 Pilze, 350.000 Flechten, 150.000 Algen und 150.000<br />

Moose. Algen werden in einer geringen Menge aus Schenkungen oder Nachlässen<br />

archiviert, allerdings wurden sie nie gesammelt, da kein Meer in der Nähe<br />

ist.<br />

Frage 3:<br />

Folgende Projekte finden statt:<br />

München stellt den GBIF-Knoten für Mykologie, die Mellon-Foundation digitalisiert<br />

Herbarbelege, zudem finden weitere Projekte statt. Verweis auf die Webseite<br />

der BSM.<br />

Frage 4:<br />

Durch Zusammenarbeit mit Hobbysammlern<br />

Sonstiges: Tausch, Geschenke, "Arnoldie"-Tauschprogramm, Kauf von Herbarbelegen<br />

(Etat beträgt ca. 3.000 Euro)<br />

Frage 5:<br />

Sonstiges: GPS<br />

Frage 6:<br />

Fundort, Sammler, Sammeldatum, nach Möglichkeit GPS-Daten<br />

Frage 7:<br />

Keine Angaben<br />

Frage 8:<br />

Sonstiges: Vom Sammler oder Wissenschaftler<br />

Frage 9:<br />

Sonstiges: Literatur, online Möglichkeit LIAS<br />

Frage 10:<br />

Direkt am Arbeitsstück<br />

Sonstiges: Online mit LIAS<br />

Frage 11:<br />

Fundstück, Fundort, Datum des Fundes, Name des Sammlers<br />

119


Anhang<br />

Sonstiges: Substrat, außer bei höheren Pflanzen, GPS bzw. MTB-Daten<br />

Frage 12:<br />

Die Bestimmung wird nach Möglichkeit auch online durchgeführt.<br />

Frage 13:<br />

Ja, eine Digitalisierung wird durchgeführt<br />

Frage 14:<br />

Sonstige Angestellte, Studentische Hilfskräfte, Angelernte Hilfskräfte, Teilweise<br />

automatisierter Vorgang<br />

Frage 15:<br />

Laptop, Scanner<br />

Sonstiges: Separater Tastenblock zum Drehen des Bildes<br />

Frage 16:<br />

Barcode<br />

Sonstiges: Barcode wird vor der Digitalisierung auf die Kapsel geklebt. Barcode<br />

ist vorher höchstens Projekt zugeordnet<br />

Frage 17:<br />

Digitalisierung von Flechten/Moosen/Pilzen geschieht nicht nach den wertvollsten<br />

Belegen, da zu viel Aufwand dieser zu suchen im Herbar.<br />

(Im Gegensatz zu Halle)<br />

Es wird nach geschlossenen Gruppen vorgegangen z.B. nur Steinpilze, der<br />

Umfang beträgt hier ca. 20.000 oder Mehltaupilze, der Umfang beträgt 6.000<br />

(regional um München).<br />

Vorteil: Ist eine Gruppe komplett digitalisiert, besteht eine komplette, digitale<br />

Verfügbarkeit dieser. Beispiel: Schwarzwaldflechten um Berlin: Nach drei Jahren<br />

ist das Vorhaben beendet, da der Sammler H. Lettau verstorben ist. Aus der<br />

Gegend folgen keine Herbarbelege mehr.<br />

Typenbildung ist bei Pilzen schwer, daher besser Gruppen, Typen sind hier<br />

auch nicht fest bezeichnet, Pilze sind sehr heterogen, bei höheren Pflanzen ist<br />

dies einfacher. Flechtentypen sind etwas besser beschrieben. Typen sind nur<br />

für Biodiversitätsforschung interessant. Historische Vergleiche sind so nicht<br />

möglich, auch nicht in Umweltfragen.<br />

Prozess: Digitalisierung der Daten der Kapsel mit Barcode und Text auf einem<br />

Flachbettscanner. Eine Software speichert automatisch den Barcode.<br />

120


Anhang<br />

Der Barcode ist, wenn überhaupt, nur Projekt zugeordnet<br />

Abspeicherung des Barcode mit Uhrzeit, manuelles drehen der Bilder, zum mobilen<br />

Erfassen USV am Schiebetisch.<br />

Weiteres Vorgehen<br />

Frontend "Diversity Collection" Etikett- Infos ablesen und eingeben<br />

Verknüpfung zu Pflanzennamen, Koordinaten werden als GPS-Daten aus<br />

Fundort übernommen<br />

Importieren der einzelnen Dateien<br />

Mussfelder: Familie, Gattung, Art, Sammler und Sammeldatum. Bei Pilzen ist<br />

die Art kein Muss, da hier die Art sehr selten bestimmbar ist.<br />

Zusammenfassend:<br />

1. Schritt: Barcode und Text einscannen<br />

2. Schritt: Entsprechende Daten nachtragen anhand des Ablesens der Schrift<br />

der gespeicherten Kapsel, Problem durch Tintenfraß, Import in DB, Informationen<br />

der Etiketten am Bildschirm ablesen. Dies erfolgt in der BSM durch eine<br />

angelernte Hilfskraft.<br />

Bei Flechten, Pilzen etc. ist Tiefenschärfe und die Struktur notwendig, dies ist<br />

sehr aufwendig zu digitalisieren, daher wird nur die Kapsel erfasst.<br />

Anhang B: Abbildung 36: Eigene Aufzeichnung zur Kapseldigitalisierung<br />

Frage 18:<br />

Die Mellon-Foundation finanziert die Digitalisierung, die Urheberrechte bleiben<br />

beim Herbarium. Die Kosten für die Digitalisierung sind nicht bestimmbar.<br />

121


Anhang<br />

Frage 19:<br />

Ca. 400 Herbarbelege können an einen Tag digitalisiert werden. Allerdings umfasst<br />

diese Digitalisierung nur das Abspeichern der Kapsel mit der Handschrift,<br />

nicht des botanischen Materials.<br />

Die Auflösung beträgt 600 dpi. Die hohe Auflösung ist notwendig, da so Handschriften<br />

besser erkennbar sind. Ein Herbarbeleg ist ca. 20 MB groß.<br />

Frage 20:<br />

Schätzungsweise ein bis zwei Prozent aller Belge sind bereits archiviert.<br />

Frage 21:<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Angelernte Hilfskraft<br />

Sonstiges: Systematisch sortiert nach Krempelhuber. Nur das Flechtenherbar<br />

ist alphabetisch sortiert. (Siehe auch Dresden Frage 25) Nahe verwandte Gattungen<br />

sind daher im Herbar nicht beisammen.<br />

Frage 22:<br />

Kompaktanlage zur Archivierung<br />

Unterschiedliche Herbarbelegfarben für Bayern und den Rest der Welt.<br />

Kunststofftüten, um vor Schädlingen zu schützen.<br />

Frage 23:<br />

Getrocknet, teilweise mit Substrat, in Kapseln oder als Herbarbeleg. Große Belege<br />

mit Rinde und Baumstamm in Kartons.<br />

Frage 24:<br />

Keine Angaben<br />

Frage 25:<br />

Grüne Herbarbelege stammen aus Bayern und Rote sind Typenbelege.<br />

Exkurs: Auf Typen beruht der Artenname, als Referenz ist Typusbeleg wichtig.<br />

Das Typusmaterial ist das wertvollste Material. Wenn allerdings nur dieser digitalisiert<br />

wird, besteht die Gefahr, dass andere Belege bei Anfragen nicht beachtet<br />

werden.<br />

Drei Tage gefrieren von botanischem Material vor der Bestimmung reichen aus.<br />

Flechten und Moose sind nicht so anfällig für Schädlinge. Pilze und höhere<br />

Pflanzen sind wesentlich gefährdeter. Höhere Pilze und Pflanzen werden alle 2-<br />

3 Jahre durchgefroren. Plastikbeutel reichen dazu nicht aus.<br />

Frage 26:<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiter<br />

122


Anhang<br />

Frage 27:<br />

Sonstiges: 130 Pakte werden pro Jahr an andere Einrichtungen verschickt.<br />

Dies entspricht ca. 40-150 Blütenpflanzenbelegen pro Monat. Pilze und Flechten<br />

werden wesentlich seltener ausgeliehen, da eine Auswertung viel aufwendiger<br />

ist (Mikroskopieren, Schneiden, Aufquellen etc.)<br />

Pilze und Flechten sind jedoch für Umweltproblematiken sehr interessant zu<br />

untersuchen.<br />

Frage 28:<br />

Digitalisiert<br />

Sonstiges: Als Herbarbeleg<br />

Frage 29:<br />

LIAS, GBIF, Original-Herbarbelege<br />

Frage 30:<br />

Keine Angaben<br />

Namen der Befragten:<br />

Frau Dr. Dagmar Triebel (Allgemeiner Teil, Sammlung, Bestimmung und Auswertung)<br />

Herr Dr. Andreas Beck (Lagerung)<br />

Herr Dr. Markus Weiss (Digitalisierung)<br />

Anmerkungen:<br />

Keine<br />

123


Anhang<br />

VII Herbarium Berlin<br />

Frage 1:<br />

Aktuelle Zahlen siehe Webseite<br />

Das Herbar ist auf zwei unterirdische Etagen verteilt und eine ehemalige Bunkeranlage<br />

aus den Zeiten des Kalten Krieges. (BJ: 1987)<br />

Frage 2:<br />

Es sind ca. 3,8 Millionen Herbarbelege archiviert. (Höhere Pflanzen, Pilze,<br />

Flechten, Fahne und Moose)<br />

Davon sind ca. 1,5 Millionen höhere Pflanzen, 2 Millionen Flechten, Pilze und<br />

Algen und 300.000 Moose.<br />

Frage 3:<br />

Projekt LAPI<br />

Das Max-Planck-Institut digitalisiert zur Zeit Herbarbelege aus dem Willdenow-<br />

Herbar<br />

Frage 4:<br />

Zusammenarbeit mit Hobbysammlern, Nachlässe<br />

Sonstiges: Sporadische Sammelreisen<br />

Frage 5:<br />

Klassische Arbeitsmittel, ohne nähere Beschreibung<br />

Frage 6:<br />

Fundort, Vorläufige Feldbestimmung, Geografische Daten, Sammelnummer,<br />

Sammeldatum<br />

Frage 7:<br />

Keine genaueren Angaben zum Prozess<br />

Frage 8:<br />

Wissenschaftler<br />

Sonstiges: Wenn keine präzise Bestimmung erfolgen kann, wird das gesammelte<br />

Material als teilbestimmt/unbestimmt temporär vorgehalten (Beispielsweise<br />

wenn Material nur bis zur Gattung bekannt ist)<br />

Frage 9:<br />

Interne Fachliteratur<br />

124


Anhang<br />

Sonstiges: Virtuelles Herbar zum Abrufen der Bilder und der digitalen Ausleihe.<br />

Eine Bestimmung neuer Belege ausschließlich durch digitalisiertes Material ist<br />

möglich, allerdings meist nur bei höheren Pflanzen.<br />

Frage 10:<br />

Direkt am Arbeitsstück, Durch Referenzobjekte<br />

Sonstiges: Spezialisten könnten auch am digitalisierten Objekt die Bestimmung<br />

vornehmen.<br />

Frage 11:<br />

Fundstück, Fundort, Datum des Fundes, Name des Sammlers<br />

Sonstiges: Floren, die gezielt Informationen über ein bestimmtes Gebiet liefern,<br />

Teilweise Monografien<br />

Frage 12:<br />

Keine Angaben<br />

Frage 13:<br />

Ja, eine Digitalisierung wird durchgeführt<br />

Frage 14:<br />

Sonstige Angestellte<br />

Teilweise automatisierter Vorgang<br />

Frage 15:<br />

PC, Scanner, Wechseltisch<br />

Frage 16:<br />

Barcode, Fortlaufende Nummerierung vom Sammler<br />

Frage 17:<br />

Für den Ausleihprozess:<br />

1. Barcode auf Fundstück<br />

2. Diesen Barcode einscannen bzw. aufrufen<br />

3. Grunddaten eingeben, beispielsweise Land/Sammler/Belegname<br />

4. Eingabe der Daten für Ausleih- und Digitalisierungsdatenbank, um Ziel des<br />

Herbarbeleges festzuhalten.<br />

Digitalisierungsprojekt:<br />

1. Barcode auf Fundstück kleben<br />

2. Einscannen des Barcodes und des Pflanzennamens<br />

3. Restdaten werden später nachgepflegt<br />

125


Anhang<br />

Eine vollständige Digitalisierung findet nur bei höheren Pflanzen statt. Bei Pilzen,<br />

Moosen, Flechten findet dafür keine Digitalisierung statt.<br />

Frage 18:<br />

Verweis auf das Projekt Herbar-Digital, in dem die Digitalisierungskosten berechnet<br />

wurden.<br />

Frage 19:<br />

Schätzungsweise 2.000 Stück pro Jahr für die Ausleihe<br />

Frage 20:<br />

Bisher sind ca 70.000 Herbarbelege digitalisiert<br />

Frage 21:<br />

Sonstiges: Zwei technische Angestellte und teilweise auch wissenschaftliche<br />

Mitarbeiter.<br />

Frage 22:<br />

Kompaktanlage mit klimatisierten Umfeld, Lagerung teilweise in Metallschränken.<br />

Eine Besonderheit stellt das Willdenow-Herbar dar, hier herrscht eine separate<br />

Lagerungstechnik. Zusätzlich befindet sich auf dem Dachboden des Herbariums<br />

nicht aufbereitetes Material.<br />

Frage 23:<br />

Auf Herbarbögen, in Kapseln, In Schubladen (Früchte)<br />

Frage 24:<br />

Farbkennzeichnungen für Moose je nach Herkunftsland (blau/grau etc.)<br />

Pilze, Flechten, Moose lagern in getrennten Räumen.<br />

Teilweise Verweise für Samen am Herbarbeleg.<br />

Frage 25:<br />

Systematische Sortierung nach der Engler-Systematik. Zuordnung der Gattungen<br />

zu Familien. In Berlin findet zudem eine Sortierung nach Großgruppen<br />

statt. (Fahne, Moose, Flechten etc.)<br />

Innerhalb der Gruppen werden die Familien alphabetisch sortiert. Innerhalb der<br />

der Familien werden die Gattungen alphabetisch sortiert usw.<br />

Frage 26:<br />

Sonstiges: Fast ausschließlich extern.<br />

Frage 27:<br />

Sonstiges: Je nach Auswertung beispielsweise DNA oder Mikroskop<br />

126


Anhang<br />

Frage 28:<br />

Getrocknet, teilweise digitalisiert<br />

Frage 29:<br />

Informationen über das Fundstück. Zumeist klassisch auf dem Postweg. Bei<br />

DNA-Sequenzierungen muss vorher um Erlaubnis gefragt werden. Für dessen<br />

Qualität ist eine schnelle Trocknung des Materials nötig, da nur so die DNA<br />

bestmöglichst erhalten bleibt. Um Verwandtschaftsbeziehungen zu analysieren,<br />

sind GPS oder MTB-Daten der Herbarbelege notwendig.<br />

Frage 30:<br />

Eine klassische Auswertung über den Postweg ist in Ländern wie beispielsweise<br />

Europa oder Nordamerika möglich. In Lateinamerika oder Afrika werden nur<br />

digitalisierte Ausleihen vergeben.<br />

Name des Befragten:<br />

Herr Dr. Ludwig Martins<br />

Anmerkungen:<br />

Keine<br />

127


Anhang<br />

VIII Herbarium Hamburg<br />

Frage 1:<br />

Elf Mitarbeiter sind im Herbarium Hamburg beschäftigt, davon acht Mitarbeiter<br />

in Teilzeitstellen, wovon wiederum zwei Stellen projektabhängig sind. Bei Bedarf<br />

werden bis zu zwei ABM-Stellen angeboten.<br />

Frage 2:<br />

Es sind ca 1,8 Millionen Herbarbelege archiviert (Pilze, Moose, Flechten und<br />

höhere Pflanzen)<br />

Frage 3:<br />

Projekt der Mellon-Foundation (dazu die erwähnten projektabhängigen Stellen)<br />

GBIF-Projekte (Orchideen, Mittagsblumengewächse)<br />

GBIF stellt die Datenbank zur Digitalisierung bereit.<br />

Frage 4:<br />

Zusammenarbeit mit Hobbysammlern, Nachlässe<br />

Sonstiges: Arbeitsgruppen in Südafrika<br />

Frage 5:<br />

Sonstiges: Heutzutage wird GPS genutzt, dies muss den Hobbysammlern erklärt<br />

werden. In Deutschland wird auch mit dem MTB gearbeitet. Bis vor 20 Jahren<br />

wurden Aquarelle angefertigt, beispielsweise von Pilzen und klassischen<br />

Sammeltätigkeiten<br />

Frage 6:<br />

Fundort, Sammler, GPS-Daten, Bei Bedarf Substrat, Höhe von höheren Pflanzen<br />

ist wichtig, schätzen reicht dabei allerdings aus.<br />

Frage 7:<br />

Keine Angaben, übliches Vorgehen<br />

Frage 8:<br />

Sonstiges: Bei Tropenpflanzen sind Informationen aus dem jeweiligen Nationalherbar<br />

oftmals sehr hilfreich.<br />

Frage 9:<br />

Interne Fachliteratur, Implizites Wissen der Mitarbeiter, Internet (Online wenn<br />

Quellen vorhanden)<br />

128


Anhang<br />

Sonstiges: Spezialisten, Bibliothek, Nomenklatur, Floren, private Sonderdrucke<br />

von Professoren, Experten für bestimmte Gebiete (Bsp: Experte notwendig für<br />

unbekannten parasitischen Pilz auf einer Flechte)<br />

Frage 10:<br />

Direkt am Arbeitsstück<br />

Frage 11:<br />

Fundstück, Fundort, Datum des Fundes, Sammlername<br />

Sonstiges: Herbarium zum Vergleich (Insbesondere bei Pilzen etc.)<br />

Frage 12:<br />

Eine Neubestimmung bzw. überarbeitende Bestimmung findet nicht statt, da<br />

diese zu zeitaufwendig ist. Eine Möglichkeit dazu bietet die Digitalisierung. Hier<br />

kann ein Experte dieses nochmal durchführen.<br />

Frage 13:<br />

Ja, eine Digitalisierung wird durchgeführt<br />

Frage 14:<br />

Sonstiges: Teilzeitkräfte, die für das Mellon-Projekt abgestellt sind, übernehmen<br />

die Digitalisierung. Der Beleg wird dabei nur mit den Labeldaten digitalisiert.<br />

Eine zusätzliche Digitalisierung findet nicht statt. Labeldaten werden mit 600 dpi<br />

digitalisiert. Die Mellon-Foundation digitalisiert nur Typusbelege und historisch<br />

Bedeutsame. Sie werden vom Herbar selber ausgewählt. Der Vorteil der Digitalisierung<br />

besteht darin, dass durch die Digitalisierung ermöglicht wird, alle vorhandenen<br />

Herbarbelege zur Verfügung zu stellen.<br />

Frage 15:<br />

Sonstiges: Scanner der Mellon-Foundation<br />

Frage 16:<br />

Barcode<br />

Frage 17:<br />

Eine selbst entwickelte My-SQL-Datenbank speichert die digitalisierten Herbarbelege.<br />

GBIF hat dafür einen Wrapper entwickelt, um Zugriff auf diese Datenbank<br />

zu erlangen. Die Vorgaben für Schnittstellen etc. stammen von GBIF.<br />

Durch die Finanzierung der Mellon-Foundation wird das Auffinden von Typusbelegen<br />

erst ermöglicht.<br />

Frage 18:<br />

Berechnung durch die Mellon-Foundation.<br />

129


Anhang<br />

Frage 19:<br />

Das Ziel besteht darin, ca. 2.000-3.000 Herbarbelege im Jahr zu digitalisieren.<br />

Frage 20:<br />

Keine Angaben<br />

Frage 21:<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiter<br />

Frage 22:<br />

Zentralmagazin, darin Kartons zur Aufbewahrung<br />

Neue Belege lagern in Kompaktanlage, eine Klimatisierung erfolgt<br />

Frage 23:<br />

Getrocknet, in Kapseln, geteilt (z. B. bei Palmenblättern), teilweise zwei Flechten<br />

auf einem Bogen<br />

Frage 24:<br />

Sonstiges: Nach Familien, Gattungen und Art<br />

Frage 25:<br />

Digitalisiertes Material erhält einen Barcode. Material, welches ausgeliehen<br />

bzw. ausgewertet werden soll, insbesondere Typen, soll zuvor digitalisiert werden.<br />

Vor der Lagerung erfolgt eine Gefrierung mit fahrbarer Kühlanlage.<br />

Frage 26:<br />

Durch studentische Hilfskräfte<br />

Sonstiges: Durch Entleihungen, Anfragen nach Molekularuntersuchungen.<br />

Beispiel: Bei Kartoffeln wird nach Viren gesucht und versucht, diese zu isolieren.<br />

Um an das notwendige Material zu gelangen sind Schnitte notwendig. Das<br />

Material muss daher physisch ausgeliehen werden.<br />

Frage 27:<br />

Sonstiges: Der physische Herbarbeleg, Teilweise ein DNA-Strang<br />

Frage 28:<br />

Getrocknet, Digitalisiert<br />

Frage 29:<br />

Für DNA-Untersuchungen das Alter des Beleges und Referenzmaterial. Ein bis<br />

zehn Jahre sind problemlos möglich. Die wissenschaftliche Entwicklung ermöglicht<br />

immer ältere DNA-Untersuchungen.<br />

Frage 30:<br />

Keine Angabe<br />

130


Anhang<br />

Namen der Befragten:<br />

Herr Dr. Hans-Helmut Poppendieck<br />

Herr Dr. Matthias Schultz<br />

Anmerkungen:<br />

Keine<br />

131


Anhang<br />

Anhang C Verwendete Notationsformen in der Modellierung<br />

Anhang C: Abbildung 37: Verwendete Notationsformen in der Modellierung<br />

132


Anhang<br />

Anhang D Mindmapausschnitt zur Fragebogenausarbeitung<br />

Anhang D: Abbildung 38: Mindmapausschnitt zur Fragebogenausarbeitung<br />

133


Anhang<br />

Anhang E Digitalisierungskosten der Mellon-Foundation<br />

Anhang E: Abbildung 39: Digitalisierungskosten der Mellon-Foundation<br />

134


Quellenverzeichnis<br />

Quellenverzeichnis<br />

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zuletzt geprüft am 23.01.2009.<br />

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(BGBM). Online verfügbar unter http:// http://www.gbif.de/gbifde/Knotensystem/,<br />

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am 22.01.2009.<br />

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Staatssammlung München. Online verfügbar unter<br />

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11.10.2006, zuletzt geprüft am 24.01.2009.<br />

Triebel, Dagmar; Agerer, Reinhard; Begerow, Dominik; Boyle, Herbert; Deml,<br />

Günther; Hagedorn, Gregor et al. (2006): GBIF-Deutschland Mykologie.<br />

Schlussbericht. Botanische Staatssammlung München. München.<br />

Wallenreiter, Dominik (22.02.2009): Entwicklung und Einsatz eines ARIS- Prozessmusters<br />

für die Produktion von digitalen Herbarbelegen im Botanischen<br />

Garten/Botanischen Museum Berlin-Dahlem. Diplomarbeit. Betreut<br />

von Manfred Krause und Thomas Jaspersen. <strong>Hannover</strong>. Fachhochschule<br />

<strong>Hannover</strong>, Fachbereich Wirtschaft.<br />

Weber, Cornelia; Stricker, Martin (2008): Herbarium am Institut für Pflanzenbiologie.<br />

Universitätsmuseen und -Sammlungen in Deutschland. Technische<br />

Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig. Online verfügbar unter<br />

http://publicus.culture.hu-berlin.de/sammlungen/detail.php?dsn=567, zu<br />

letzt aktualisiert am 19.05.2008, zuletzt geprüft am 04.01.2009.<br />

Wendehorst, Stefan (29.01.2008): Organisation und IT-Controlling von Cost-<br />

Centern im wissenschaftlichen Betrieb. Diplomarbeit. Betreut von Thomas<br />

Jaspersen und Manfred Krause. <strong>Hannover</strong>. Fachhochschule <strong>Hannover</strong>,<br />

Fachbereich Wirtschaft.<br />

142


Eidesstattliche Erklärung / Statutory Declaration<br />

Eidesstattliche Erklärung / Statutory Declaration<br />

Ich versichere eidesstattlich, dass die vorliegende Arbeit mit dem Titel<br />

Wertschöpfungsprozesse der Informationsgenerierung bei der Sammlung und<br />

Auswertung von botanischem Belegmaterial<br />

von mir selbstständig, ohne Hilfe Dritter und ausschließlich unter Verwendung<br />

der angegebenen Quellen angefertigt wurde. Alle Stellen, die wörtlich oder<br />

sinngemäß aus Veröffentlichungen entnommen sind, habe ich als solche kenntlich<br />

gemacht.<br />

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form, auch nicht in Teilen,<br />

keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch nicht veröffentlicht.<br />

I declare that I have developed and written the enclosed thesis entitled<br />

Wertschöpfungsprozesse der Informationsgenerierung bei der Sammlung und<br />

Auswertung von botanischem Belegmaterial<br />

entirely by myself and have not used sources or means without declaration in<br />

the text. Any thoughts or quotations which were inferred from these sources are<br />

clearly marked as such.<br />

This thesis was not submitted in the same or in a substantially similar version,<br />

not even partially, to any other authority to achieve an academic grading and<br />

was not published elsewhere.<br />

Peine, 26.02.2009<br />

Stefan Wendehorst<br />

143

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