Masterarbeit - Hochschule Hannover
Masterarbeit - Hochschule Hannover
Masterarbeit - Hochschule Hannover
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Fachhochschule <strong>Hannover</strong><br />
Fachbereich Wirtschaft<br />
<strong>Masterarbeit</strong><br />
Wertschöpfungsprozesse der Informationsgenerierung<br />
bei der Sammlung und Auswertung von botanischem<br />
Belegmaterial<br />
zur Erlangung des Grades<br />
Master of Science<br />
im Studiengang<br />
Unternehmensentwicklung am<br />
Fachbereich Wirtschaft der Fachhochschule <strong>Hannover</strong><br />
vorgelegt von:<br />
Stefan Wendehorst<br />
Birkenweg 29<br />
31226 Peine<br />
Matrikelnummer: 10 75 74 6<br />
Erstgutachter: Prof. Dr. Dr. Thomas Jaspersen<br />
Zweitgutachter: Prof. Dr. Manfred Krause<br />
Abgabedatum: 26.02.2009
Vorbemerkung<br />
Vorbemerkung<br />
Die vorliegende <strong>Masterarbeit</strong> enthält Inhalte einer Befragung, die in acht verschiedenen<br />
Herbarien in Deutschland durchgeführt wurde. Für die Bereitschaft<br />
zur Teilnahme an dieser Umfrage möchte ich mich bei allen beteiligten botanischen<br />
Einrichtungen und deren Mitarbeitern bedanken.<br />
Bei allen Einrichtungen stieß ich auf aufgeschlossene Mitarbeiter, die sich Zeit<br />
nahmen, um alle Fragen zu beantworten. Zudem stellten sie mir die jeweilige<br />
Einrichtung vor und führten mich durch das Herbar. Teilweise wurden zu<br />
Demonstrationszwecken einzelne Prozesse veranschaulicht.<br />
Die Fülle der neuen Informationen, gerade in Folge der offenen Fragestellung<br />
zeigte deutlich, wie die Befragten Interesse daran haben, mithilfe ihres Fachwissens<br />
neue Erkenntnisse zu generieren.<br />
Auch für mich persönlich führten die Befragungen zu zahlreichen neuen Erkenntnissen<br />
aus dem Bereich der Botanik, die mir bisher nicht erschlossen waren.<br />
Die erhobenen Inhalte und Erfahrungen aus der Befragung konnten nicht nur<br />
wesentlich zum Entstehen dieser Arbeit beitragen, sondern helfen auch, das<br />
botanische Material in den Herbarien für zukünftige Generationen durch neuartige<br />
Prozesse und Entwicklungen zu erhalten.<br />
Peine, Februar 2009<br />
Stefan Wendehorst<br />
II
Inhaltsverzeichnis<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Vorbemerkung.................................................................................................. II<br />
Abkürzungsverzeichnis ...................................................................................V<br />
Abbildungsverzeichnis ...................................................................................VI<br />
Tabellenverzeichnis ......................................................................................VIII<br />
Kurzfassung.....................................................................................................IX<br />
Abstract.............................................................................................................X<br />
1 Einleitung....................................................................................................... 1<br />
1.1 Zielsetzung der Arbeit........................................................................ 2<br />
1.2 Aufbau der Arbeit ............................................................................... 2<br />
2 Methodische Vorgehensweise ..................................................................... 4<br />
2.1 Ausgangshypothese .......................................................................... 5<br />
2.2 Erstellung des Erhebungsinstruments............................................. 6<br />
2.2.1 Aufbau des Erhebungsinstruments................................................. 6<br />
2.2.2 Vorgehensweise der Datenerhebung.............................................. 7<br />
2.3 Empirische Befragung ....................................................................... 7<br />
2.3.1 Ausgewählte Herbarien in Deutschland.......................................... 8<br />
2.3.2 Die gewählte Stichprobe................................................................. 8<br />
2.4 Auswertung der Befragung und Hypothesenprüfung..................... 9<br />
3 Theoretische Grundlagen........................................................................... 10<br />
3.1 Begründung des Erhebungsinstrumentes zur Ist-Stand-Analyse11<br />
3.1.1 Die qualitative Datenerhebung...................................................... 13<br />
3.1.2 Das Leitfadeninterview.................................................................. 16<br />
3.2 Wertschöpfungsprozesse im botanischen Umfeld ....................... 17<br />
3.3 Referenzmodellierung...................................................................... 21<br />
3.3.1 Grundlagen und Techniken der Referenzmodellierung................. 25<br />
3.3.2 Die sechs Grundsätze ordnungsmäßiger Modellierung ................ 26<br />
3.4 Geschäftsprozessabbildung ........................................................... 30<br />
3.4.1 Begriffsabgrenzung....................................................................... 32<br />
3.4.2 Verschiedene Modellierungswerkzeuge ....................................... 32<br />
3.4.2.1 ARIS................................................................................ 34<br />
3.4.2.2 Ereignisgesteuerte Prozessketten in der Modellierung ... 38<br />
3.5 Technisches- und Erkenntnisinteresse.......................................... 43<br />
3.5.1 Die internationale Forschungszusammenarbeit der GBIF ............ 43<br />
III
Inhaltsverzeichnis<br />
3.5.2 Kurzvorstellung der Andrew W. Mellon Foundation ...................... 44<br />
4 Ergebnispräsentation.................................................................................. 46<br />
4.1 Allgemeine Ergebnispräsentation .................................................. 46<br />
4.1.1 Herbarium Göttingen..................................................................... 47<br />
4.1.2 Überseemuseum Bremen............................................................. 48<br />
4.1.3 Herbarium Marburg....................................................................... 50<br />
4.1.4 Herbarium Halle............................................................................ 51<br />
4.1.5 Herbarium Dresden....................................................................... 52<br />
4.1.6 Herbarium München ..................................................................... 54<br />
4.1.7 Herbarium Berlin........................................................................... 56<br />
4.1.8 Herbarium Hamburg ..................................................................... 59<br />
4.2 Erstellung des Referenzmodells..................................................... 62<br />
4.2.1 Referenzprozess der Sammlung................................................... 63<br />
4.2.2 Referenzprozess der Bestimmung................................................ 69<br />
4.2.3 Referenzprozess der Digitalisierung ............................................. 74<br />
4.2.4 Referenzprozess der Lagerung .................................................... 80<br />
4.2.5 Referenzprozess der Auswertung................................................. 85<br />
4.3 Darstellung der Prozesse in Wertschöpfungsketten .................... 91<br />
4.4 Hypothesenprüfung ......................................................................... 92<br />
5 Zusammenfassung und Ausblick .............................................................. 93<br />
5.1 Zusammenfassung........................................................................... 93<br />
5.2 Ausblick ............................................................................................ 95<br />
Anhang............................................................................................................ 97<br />
Anhang A Fragebogen des Leitfadeninterviews ................................. 97<br />
Anhang B Interviewergebnisse........................................................... 102<br />
Anhang C Verwendete Notationsformen in der Modellierung.......... 132<br />
Anhang D Mindmapausschnitt zur Fragebogenausarbeitung.......... 133<br />
Anhang E Digitalisierungskosten der Mellon-Foundation................ 134<br />
Quellenverzeichnis....................................................................................... 135<br />
Eidesstattliche Erklärung / Statutory Declaration ..................................... 143<br />
IV
Abkürzungsverzeichnis<br />
Abkürzungsverzeichnis<br />
ARIS<br />
BGBM<br />
BPR<br />
BSM<br />
BWL<br />
DNA<br />
DV<br />
eEPK<br />
EPK<br />
FHH<br />
GBIF<br />
GoB<br />
GoM<br />
GPO<br />
GPS<br />
LAPI<br />
LIAS<br />
MTB<br />
NPO<br />
WKD<br />
WSK<br />
Architektur Integrierter Informationssysteme<br />
Botanischer Garten Botanisches Museum Berlin-Dahlem<br />
Business Process Reengineering<br />
Botanische Staatssammlung München<br />
Betriebswirtschaftslehre<br />
Deoxyribonucleic Acid<br />
Datenverarbeitung<br />
Erweiterte Ereignisgesteuerte Prozesskette<br />
Ereignisgesteuerte Prozesskette<br />
Fachhochschule <strong>Hannover</strong><br />
Global Biodiversity Information Facility<br />
Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung<br />
Grundsätze ordnungsmäßiger Modellierung<br />
Geschäftsprozessoptimierung<br />
Global Positioning System<br />
Latin American Plant Initiative<br />
A Global Information System for Lichenized and Non-Lichenized<br />
Ascomycetes<br />
Messtischblatt<br />
Non-Profit-Organisation<br />
Wertschöpfungskettendiagramm<br />
Wertschöpfungskette<br />
V
Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung 1: Die Wertschöpfungskette nach Porter......................................... 18<br />
Abbildung 2: Darstellung botanischer Wertschöpfungsprozesse...................... 19<br />
Abbildung 3: Regelkreis zur Referenzmodellierung nach Schütte.................... 24<br />
Abbildung 4: Sechs Grundsätze ordnungsmäßiger Modellierung .................... 27<br />
Abbildung 5: Drei Generationen von Modellierungswerkzeugen...................... 33<br />
Abbildung 6: Darstellung der Referenzmodellierung im ARIS-Haus................. 37<br />
Abbildung 7: Grundform einer erweiterten ereignisgesteuerten Prozesskette.. 39<br />
Abbildung 8: Logische Operatoren................................................................... 41<br />
Abbildung 9: Darstellung einer Wertschöpfungskette....................................... 42<br />
Abbildung 10: Andrew W. Mellon ..................................................................... 44<br />
Abbildung 11: Der Herbscan zur Digitalisierung von Herbarbelegen................ 48<br />
Abbildung 12: Botanische Informationswand.................................................... 49<br />
Abbildung 13: Zusätzliche interaktive Information über einen Schlauchpilz ..... 49<br />
Abbildung 14: Trüffelsammlung in Marburg...................................................... 50<br />
Abbildung 15: Erfasste Typusbelege................................................................ 52<br />
Abbildung 16: Verbreitungsatlas für Farn- und Samenpflanzen ....................... 53<br />
Abbildung 17: Ausschnitt aus dem Informationssystem LIAS........................... 56<br />
Abbildung 18: Digitalisierter Herbarbeleg aus dem Willdenow-Herbar............. 57<br />
Abbildung 19: Zusammenarbeit des BGBM mit der GBIF ................................ 58<br />
Abbildung 20: Digitalisierte Typenbelege aus dem Herbarium Hamburg ......... 60<br />
Abbildung 21: Referenzmodell der Sammlung von Herbarmaterial (Teil I)....... 67<br />
Abbildung 22: Referenzmodell der Sammlung von Herbarmaterial (Teil II)...... 68<br />
Abbildung 23: Ordnung in der Biologie ............................................................ 71<br />
Abbildung 24: Referenzmodell der Bestimmung von Herbarmaterial (Teil I).... 72<br />
Abbildung 25: Referenzmodell der Bestimmung von Herbarmaterial (Teil II)... 73<br />
Abbildung 26: Eine Kapsel mit handschriftlichen Daten ................................... 76<br />
Abbildung 27: Referenzprozess der Digitalisierung (Teil I)............................... 78<br />
Abbildung 28: Referenzprozess der Digitalisierung (Teil II).............................. 79<br />
Abbildung 29: Referenzprozess der Lagerung (Teil I)...................................... 83<br />
Abbildung 30: Referenzprozess der Lagerung (Teil II)..................................... 84<br />
Abbildung 31: Referenzprozess der Auswertung (Teil I) .................................. 89<br />
Abbildung 32: Referenzprozess der Auswertung (Teil II) ................................. 90<br />
Abbildung 33: Wertschöpfungskettendiagramm der Referenzprozesse........... 91<br />
VI
Abbildungsverzeichnis<br />
Anhang A: Abbildung 34: Fragebogen des Leitfadeninterviews ..................... 101<br />
Anhang B: Abbildung 35: Eigene Aufzeichnung zur Ordnung in der Biologie. 114<br />
Anhang B: Abbildung 36: Eigene Aufzeichnung zur Kapseldigitalisierung ..... 121<br />
Anhang C: Abbildung 37: Verwendete Notationsformen in der Modellierung. 132<br />
Anhang D: Abbildung 38: Mindmapausschnitt zur Fragebogenausarbeitung. 133<br />
Anhang E: Abbildung 39: Digitalisierungskosten der Mellon-Foundation ....... 134<br />
VII
Tabellenverzeichnis<br />
Tabellenverzeichnis<br />
Tabelle 1: Übersicht der besuchten Herbarien ................................................... 8<br />
Tabelle 2: Übersicht der GBIF-Knotenpunkte in Deutschland .......................... 43<br />
Tabelle 3: Digitalisierungskostenberechnung der Mellon-Foundation .............. 61<br />
VIII
Kurzfassung<br />
Kurzfassung<br />
Autorenname:<br />
Titel der Arbeit:<br />
Stefan Wendehorst<br />
Wertschöpfungsprozesse der Informationsgenerierung<br />
bei der Sammlung und<br />
Auswertung von botanischem Belegmaterial<br />
Erstellungsjahr: WS 2008/2009<br />
Studienfach:<br />
Unternehmensentwicklung<br />
Betreuender Professor: Prof. Dr. Dr. Thomas Jaspersen<br />
Zweitgutachter:<br />
Prof. Dr. Manfred Krause<br />
Eine steigende Effizienz von Geschäftsprozessen in Unternehmen und öffentlichen<br />
Einrichtungen wird durch zunehmenden Wettbewerbsdruck und sinkenden<br />
Budgets immer bedeutender.<br />
In der vorliegenden Arbeit werden Wertschöpfungsprozesse der Sammlung,<br />
Bestimmung, Digitalisierung, Lagerung und Auswertung in Herbarien anhand<br />
einer persönlichen Befragung und Beobachtung erfasst.<br />
Ziel dieser Datenerhebung ist es, ein Referenzmodell der zentralen Prozesse<br />
der Wertschöpfung zu modellieren. In diesem Modell ist die optimale Vorgehensweise<br />
aufgezeigt, um eine möglichst hohe Effizienz des jeweiligen Prozesses<br />
zu erreichen. Darüber hinaus besitzt das entwickelte Modell Empfehlungscharakter<br />
für weitere botanische Einrichtungen, um eine ganzheitliche, effiziente<br />
Wertschöpfung im Bereich der Herbarien zu schaffen.<br />
IX
Abstract<br />
Abstract<br />
Author:<br />
Topic:<br />
Stefan Wendehorst<br />
Wertschöpfungsprozesse der Informationsgenerierung<br />
bei der Sammlung und<br />
Auswertung von botanischem Belegmaterial<br />
Year of creation: WS 2008/2009<br />
Field of study:<br />
Unternehmensentwicklung<br />
First Examinant:<br />
Prof. Dr. Dr. Thomas Jaspersen<br />
Second Examinant: Prof. Dr. Manfred Krause<br />
A cumulative efficiency of business processes in enterprises and public institutions<br />
gets more important because of increasing competitive pressure and declining<br />
budgets.<br />
In the present work value-added processes of the collection, identification, digitalization,<br />
storage and evaluation in herbaria are gathered through personal interviews<br />
and observations.<br />
The aim of this data collection is to create a reference model of value added<br />
processes. In this model the optimal procedure to maximize the efficiency of the<br />
respective process is shown. In addition, the developed model has recommendation<br />
character for further botanic facilities to create an integral, efficient added<br />
value in the field of herbaria.<br />
X
1 Einleitung<br />
1 Einleitung<br />
Für eine Effizienzsteigerung in Unternehmen wurden in der Vergangenheit ausschließlich<br />
die zu leistenden Tätigkeiten und einzelnen Arbeitsabläufe untersucht.<br />
Seit dem verstärkten Aufkommen der Geschäftsprozessmodellierung in<br />
den letzten Jahren stehen jedoch längere und zusammenhängende Folgen von<br />
Tätigkeiten, die zur Erledigung von Aufgaben vorgesehen sind, im Mittelpunkt<br />
der Optimierung im Unternehmen. 1<br />
Nicht nur im wirtschaftlichen Umfeld, bei dem die Erzielung eines Gewinns im<br />
Mittelpunkt steht, werden Geschäftsprozesse analysiert. Auch im öffentlichen<br />
Bereich muss verstärkt auf die Effizienz geachtet werden, insbesondere durch<br />
verstärkten Kostendruck infolge von verringerten Budgets. Herausforderungen<br />
stellen dabei beispielsweise steigende Anforderungen an Funktionalität, Qualität<br />
und Service eines Produktes oder einer Dienstleistung dar, aber auch leistungsfähigere<br />
Informationssysteme zur Unterstützung müssen bei der Geschäftsprozessoptimierung<br />
berücksichtigt werden. Insbesondere neue Möglichkeiten,<br />
die durch die Nutzung des Internets erschlossen werden, sind bei der<br />
Modellierung zu beachten. 2<br />
In der vorliegenden Arbeit, die das Thema "Wertschöpfungsprozesse der Informationsgenerierung<br />
bei der Sammlung und Auswertung von botanischem Belegmaterial"<br />
behandelt, werden Wertschöpfungsprozesse 3 in Herbarien untersucht.<br />
Die Notwendigkeit dieser Aufgabenstellung ist aus dem Projekt Herbar<br />
Digital 4 der Fachhochschule <strong>Hannover</strong> (FHH) hervorgegangen. Das Forschungsprojekt<br />
hat das Ziel, die Digitalisierung von Herbarbelegen 5 um eine<br />
Zehnerpotenz auf 2 US-Dollar pro Beleg zu senken.<br />
Im Rahmen von Arbeiten innerhalb des Projektes hat sich gezeigt, dass eine<br />
Optimierung des Digitalisierungsprozesses nicht isoliert betrachtet werden<br />
1 Vgl. Staud 1999, S. 5.<br />
2 Vgl. Allweyer 2005, S. 4-7.<br />
3 Vgl. Kap. 3.2, Wertschöpfungsprozesse im botanischen Umfeld.<br />
4 Vgl. Jaspersen et al. 01.10.2006, o. S.<br />
5 Ein Herbarbeleg ist ein Bogen aus festem Karton, auf dem eine getrocknete Pflanze durch<br />
Klebestellen befestigt ist.<br />
1
1 Einleitung<br />
kann, da verschiedene Wertschöpfungsprozesse ineinandergreifen, über welche<br />
bisher kaum Untersuchungen stattgefunden haben. Zudem wurden bisher<br />
ausschließlich Prozesse im Botanischen Garten Botanischen Museum Berlin-<br />
Dahlem (BGBM) analysiert.<br />
1.1 Zielsetzung der Arbeit<br />
Um die einzelnen Prozesse, die zur Wertschöpfung in Herbarien beitragen,<br />
ganzheitlich zu untersuchen, wird im Rahmen dieser Arbeit eine Befragung in<br />
verschiedenen Herbarien in Deutschland durchgeführt, um unterschiedliche<br />
Wertschöpfungsprozesse und möglichst viele Eindrücke zu erhalten.<br />
Die verschiedenen Ergebnisse und die Beobachtungen vor Ort liefern die<br />
Grundlage, um alle Prozesse zu analysieren. Anhand dieser Analyse wird ermöglicht,<br />
ein Referenzmodell zu modellieren, welches aufzeigt, wie die einzelnen<br />
Prozesse optimaler und effizienter durchzuführen sind. Es stellt dazu die<br />
grundlegenden Schritte in jedem Prozess dar. Bei der Entwicklung des Modells<br />
für jeden Wertschöpfungsprozess wurden zudem die vorhandenen Randbedingungen<br />
und relevante Aspekte der befragten Herbarien berücksichtigt.<br />
1.2 Aufbau der Arbeit<br />
Die vorliegende Arbeit stellt im zweiten Kapitel die methodische Vorgehensweise<br />
vor, in der die dieser Arbeit zugrunde liegende Ausgangshypothese aufgeführt<br />
wird. Des Weiteren werden die Vorgehensweise der Datenerhebung und<br />
die besuchten Einrichtungen vorgestellt.<br />
Das dritte Kapitel beinhaltet theoretische Grundlagen, auf denen diese Arbeit<br />
aufbaut. Zunächst wird die ausgewählte Befragungsform begründet. Im Anschluss<br />
werden Wertschöpfungsprozesse im botanischen Umfeld anhand eines<br />
theoretischen Modells herausgestellt. Um diese in dem späteren Modell abbilden<br />
zu können, werden die zum Verständnis notwendigen Grundlagen der Referenzmodellierung<br />
aufgeführt. Zum Abschluss des Kapitels werden die GBIF<br />
und die Andrew W. Mellon Foundation, zwei international bedeutende Forschungsprojekte<br />
vorgestellt, die zur Wissensgenerierung im botanischen Umfeld<br />
beitragen.<br />
2
1 Einleitung<br />
Im vierten Kapitel wird das Ergebnis präsentiert. Dazu werden die besuchten<br />
Herbarien vorgestellt, um einen kompakten Überblick dieser Einrichtungen zu<br />
erhalten. Neben Schwerpunkten in der Forschung werden auch Besonderheiten<br />
und Alleinstellungsmerkmale aufgeführt.<br />
Im Anschluss daran wird ein Referenzmodell für jeden Prozess, der zur Wertschöpfung<br />
beiträgt, ausgearbeitet und begründet. Des Weiteren wird eine grafische<br />
Darstellung der elementaren Prozessschritte gezeigt. Abschließend nimmt<br />
dieses Kapitel die Überprüfung der Ausgangshypothese vor.<br />
Im fünften Kapitel werden die wesentlichen Erkenntnisse dieser Arbeit zusammengefasst<br />
und ein Ausblick geliefert, welche Aspekte zukünftig Beachtung<br />
finden müssen.<br />
3
2 Methodische Vorgehensweise<br />
2 Methodische Vorgehensweise<br />
Die methodische Vorgehensweise stellt die angewandten Techniken vor, die<br />
zur Datenerhebung in dieser Arbeit genutzt wurden. Das Kapitel gliedert sich<br />
wie folgt:<br />
Punkt 2.1 stellt die dieser Arbeit zugrunde liegende Ausgangshypothese vor.<br />
Anschließend wird die induktive und deduktive Vorgehensweise erläutert, um<br />
die Bildung der Ausgangshypothese zu begründen.<br />
Darauf folgend in Punkt 2.2 wird das Instrument zur Datenerhebung vorgestellt<br />
und der grundlegende Aufbau erläutert. Anschließend wird die Vorgehensweise<br />
der durchgeführten Befragung aufgezeigt.<br />
Punkt 2.3 begründet den Umfang und die Auswahl der besuchten botanischen<br />
Einrichtungen. Eine Übersicht zeigt die Herbarien mit der jeweiligen botanischen<br />
Sammlung.<br />
Der abschließende Punkt erläutert die Methodik der Auswertung der Befragung<br />
und die Darstellung der Ergebnisse.<br />
4
2 Methodische Vorgehensweise<br />
2.1 Ausgangshypothese<br />
Hypothesen werden oftmals für wissenschaftliche Erklärungen oder Voraussagen<br />
angenommen. Um die Wertschöpfungsprozesse bei der Sammlung und<br />
Auswertung von botanischem Belegmaterial zu untersuchen und zu beurteilen,<br />
wurde daher eine Hypothese getroffen. Für die vorliegende Arbeit beruht diese<br />
auf der Annahme, dass wenn in verschiedenen Herbarien unabhängige Prozesse<br />
zur Sammlung oder Digitalisierung von Belegmaterial stattfänden, diese<br />
dann unterschiedlich durchgeführt würden. Aufgrund dieser Hypothese wurden<br />
in Herbarien persönliche Befragungen durchgeführt, um die einzelnen Prozesse<br />
bei der Informationsgenerierung zu erfassen und aus den gewonnenen Erkenntnissen<br />
ein anschließendes Referenzmodell modellieren zu können.<br />
Die vorgestellte Hypothese dient dazu, Übereinstimmungen von theoretischen<br />
Aussagen mit der Realität zu überprüfen. Aus diesem Grund wurde eine Vermutung<br />
über Zusammenhänge zwischen Sachverhalten, sogenannten "wenndann"-Aussagen<br />
gebildet. Dies bedeutet, es kann normalerweise keine Aussage<br />
darüber getroffen werden, ob die zu untersuchenden Prozesse in der Realität<br />
tatsächlich alle unabhängig stattfinden und daher auch unterschiedlich<br />
durchgeführt werden und somit einen Informationsgewinn bedeuten. Eine Hypothese<br />
gilt erst dann als bewährt, wenn nachgewiesen worden ist, dass eine hinreichende<br />
Übereinstimmung zwischen der Hypothese und der entsprechenden<br />
Beobachtung der Erfahrungswelt besteht. Die empirische Forschung, die der<br />
Kritische Rationalismus vertritt, hat die Aufgabe, Theorien über die Realität aufzustellen<br />
und diese mit dem Ziel zu überprüfen, Zusammenhänge systematisch<br />
zu erfassen. Ein Schluss von allgemeinen Vorstellungen auf einzelne Beobachtungen<br />
bezeichnet die Deduktion, und stellt damit den Schluss vom Generellen<br />
zum Speziellen dar. Der Kritische Rationalismus schreibt diese Vorgehensweise<br />
zwingend vor. In weiteren Wissenschaftsrichtungen, beispielsweise der qualitativen<br />
Sozialforschung 6 , wird der umgekehrte Weg beschritten, also der<br />
Schluss vom Speziellen auf das Generelle, der als Induktion bezeichnet wird. 7<br />
6 Vgl. Kap. 3.1.1, Die qualitative Datenerhebung.<br />
7 Vgl. Mayer 2008, S. 16-20.<br />
5
2 Methodische Vorgehensweise<br />
In der vorliegenden Arbeit wurde aus bisher bekannten Prozessen aus dem<br />
BGBM induktiv die obige Hypothese gebildet, die in dieser Arbeit untersucht<br />
wird.<br />
2.2 Erstellung des Erhebungsinstruments<br />
Für die Erstellung des dieser Arbeit zugrunde liegenden Fragebogens wurde<br />
eine klare Formulierung der Fragestellung vorgenommen. Eine Sammlung<br />
wichtiger Aspekte wurde mithilfe des Mindmap-Programms "FreeMind" 8 erstellt,<br />
welches der freien Nutzung unterliegt. Mit dieser Methode sollte erreicht werden,<br />
alle relevanten Aspekte zu erfassen. Ein Ausschnitt aus dem erstellten<br />
Mindmap ist im Anhang D zu finden.<br />
2.2.1 Aufbau des Erhebungsinstruments<br />
Die Befragung mit dem Titel "Umfrage zu bestehenden Wertschöpfungsprozessen<br />
in ausgewählten botanischen Einrichtungen Deutschlands" gliedert sich,<br />
nachdem eine Befragung nach Prozessen vorgesehen und die Inhalte des<br />
Mindmaps ausgewertet wurden, in sechs Themengebiete. Das Instrument ist<br />
wie folgt ausgebaut:<br />
• Befragung nach allgemeinen Informationen zum jeweiligen Herbarium<br />
• Befragung zum Prozess der Sammlung<br />
• Befragung zum Prozess der Bestimmung<br />
• Befragung zum Prozess der Digitalisierung<br />
• Befragung zum Prozess der Lagerung<br />
• Befragung zum Prozess der Auswertung 9<br />
Die Befragung wurde in jedem Herbar 10 als Leitfadeninterview 11 durchgeführt.<br />
Einzelne Prozesse, beispielsweise der Prozess der Digitalisierung, fanden nicht<br />
in jedem Herbar statt 12 . In diesen Fällen wurde auf diesen speziellen Prozess<br />
nicht näher eingegangen, jedoch wurden die nachfolgenden Prozesse dessen<br />
unbeachtet erfasst.<br />
8 Vgl. Softonic 03.01.2009, o. S.<br />
9 Vgl. Anhang A, Fragebogen des Leitfadeninterviews.<br />
10 Vgl. Tab. 1, Übersicht der besuchten Herbarien.<br />
11 Vgl. Kap. 3.1.2, Das Leitfadeninterview.<br />
12 Vgl. Kap. 4.2.3, Referenzprozess der Digitalisierung.<br />
6
2 Methodische Vorgehensweise<br />
2.2.2 Vorgehensweise der Datenerhebung<br />
Bevor der erstellte Fragebogen in den einzelnen Herbarien zur Anwendung<br />
kam, wurde dieser nach der ersten Befragung leicht verändert und einige Fragen,<br />
beispielsweise ob es sich bei dem jeweiligen Prozess um einen Teil- oder<br />
Hauptprozess handelt, wieder entfernt, um für die übrigen Einrichtungen einen<br />
optimalen Fragebogen zu erhalten. Diese Möglichkeit wurde als Alternative genutzt,<br />
da ein vorgesehener Pretest mit einem Experten auf diesem Gebiet unerwartet<br />
nicht stattfinden konnte. Für die persönliche Befragung in den einzelnen<br />
Einrichtungen, vorwiegend Herbarien an Universitätsinstituten, wurde zuvor<br />
mit dem potenziellen Ansprechpartner das Anliegen telefonisch abgeklärt und<br />
ein Termin vereinbart. Bei einigen, kleineren Herbarien (< 100.000 Herbarbelege)<br />
stellte sich heraus, dass diese lediglich als "totes" Herbar fungieren, da dort<br />
kein Leihverkehr mehr stattfindet oder sonstige Tätigkeiten durchgeführt werden.<br />
Andere Herbarien, beispielsweise in Berlin, sind mit der größten botanischen<br />
Einrichtung, dem Botanischen Garten Botanischen Museum Berlin-<br />
Dahlem (BGBM) zusammengelegt, da dieses aus kostenrechnerischen Gründen<br />
den Verantwortlichen sinnvoller erscheint als der Betrieb weiterer, kleinerer<br />
Herbarien. Aus diesen Gründen wurden für die Befragung die nach Möglichkeit<br />
größten Herbarien in Deutschland ausgewählt, um möglichst alle vorgesehenen<br />
Wertschöpfungsprozesse erfassen zu können.<br />
2.3 Empirische Befragung<br />
Um für die vorliegende Arbeit die notwendigen Informationen zu erhalten, ist<br />
eine empirische Befragung 13 unumgänglich. Dabei wurde hierbei eine qualitative<br />
Befragung 14 durchgeführt. Die Begründung findet sich darin, dass in<br />
Deutschland maximal 19 Herbarien zur Verfügung stehen, in denen entsprechende<br />
Prozesse zur Befragung stattfinden. Von dieser Grundgesamtheit ausgehend<br />
wurden als Stichprobe die acht größten Herbarien ausgewählt, um entsprechende<br />
Informationen zu erhalten.<br />
13 Vgl. Kap. 3.1, Begründung des Instruments zur Ist-Stand-Analyse.<br />
14 Vgl. Kap. 3.1.1, Die qualitative Datenerhebung.<br />
7
2 Methodische Vorgehensweise<br />
2.3.1 Ausgewählte Herbarien in Deutschland<br />
Für die Auswahl der Herbarien zur Befragung stand als primäres Merkmal der<br />
Bestand an Herbarbelegen im Vordergrund. Der größte Bestand an Herbarbelegen<br />
lagert in Deutschland im BGBM. In ihrer Gesamtzahl erreichen diese<br />
nach einer aktuellen Schätzung die Zahl von ca. 3,8 Millionen Stück. 15 Neben<br />
dem BGBM existieren weitere sehr bedeutende botanische Gärten und Institute<br />
mit angeschlossenem Herbarium, die im Rahmen dieser Arbeit befragt wurden.<br />
Die folgende Tabelle stellt diese dar. Die Reihenfolge der aufgeführten Einrichtungen<br />
richtet sich nach ihrem Besuch.<br />
Einrichtung Ort Umfang der Sammlung<br />
(Anzahl in Stück)<br />
Herbarium Göttingen 800.000<br />
Überseemuseum Bremen 400.000<br />
Herbarium Marburg 500.000<br />
Herbarium Halle (Saale) 500.000<br />
Herbarium Dresden 350.000<br />
Herbarium München 3.000.000<br />
Herbarium Berlin 3.800.000<br />
Herbarium Hamburg 1.400.000<br />
Tabelle 1: Übersicht der besuchten Herbarien 16<br />
2.3.2 Die gewählte Stichprobe<br />
Die im vorigen Kapitel aufgeführte Stichprobe wurde, wie bereits erwähnt, primär<br />
aufgrund der Menge an Herbarbelegen ausgewählt, da bei kleineren Herbarien,<br />
beispielsweise dem Herbarium am Institut für Pflanzenbiologie in Braunschweig<br />
17 keinerlei Leihverkehr oder eine Inventarisierung erfolgen. Ein Verleih<br />
findet hier, wenn überhaupt, nur sporadisch und universitätsintern statt. Die<br />
Sammlungen des Haussknecht Herbariums in Jena mit über drei Millionen<br />
Sammlungsstücken oder das Senckenberginstitut in Frankfurt mit über einer<br />
Million Exemplaren konnten nicht in den Stichprobenumfang einfließen, da aufgrund<br />
von Zeitmangel der Verantwortlichen keine Befragung stattfinden konnte.<br />
15 Vgl. Kap. 4.1.7, Herbarium Berlin.<br />
16 Vgl. Kap. 4.1, Allgemeine Ergebnispräsentation.<br />
17 Vgl. Weber, Stricker 19.05.2008, o. S.<br />
8
2 Methodische Vorgehensweise<br />
2.4 Auswertung der Befragung und Hypothesenprüfung<br />
Die Auswertung der Befragung gliedert sich in einen allgemeinen Teil und einen<br />
Hauptteil, in dem Informationen über die einzelnen Prozesse in den Herbarien<br />
gesammelt werden.<br />
Die Auswertung der gesammelten Daten wurde nach der letzten Befragung<br />
durchgeführt, indem die Inhalte aus den jeweiligen Prozessen miteinander verglichen<br />
wurden.<br />
Abschließend wurde die bereits vorgestellte Ausgangshypothese anhand der<br />
Ergebnisse der Befragung überprüft.<br />
9
3 Theoretische Grundlagen<br />
3 Theoretische Grundlagen<br />
Die theoretischen Grundlagen zur Ermittlung und Gestaltung von Wertschöpfungsprozessen<br />
der Informationsgenerierung bei der Sammlung und Auswertung<br />
von botanischem Belegmaterial sind in fünf Punkten gebündelt.<br />
In Punkt 3.1 wird das Erhebungsinstrument, welches bei der durchgeführten<br />
Befragung in einzelnen Herbarien Anwendung fand, erläutert. Zudem wird begründet,<br />
warum sich dieses Instrument besonders für die Datenerhebung im<br />
botanischen Umfeld eignet.<br />
Punkt 3.2 stellt mögliche Wertschöpfungsprozesse im botanischen Umfeld, insbesondere<br />
in Herbarien dar. Nach einer kurzen Definition der Begrifflichkeiten<br />
wird ein Modell der Wertschöpfung auf die Prozesse in Herbarien übertragen,<br />
um die konzeptionelle Vorgehensweise darzustellen.<br />
Der darauf folgende Punkt 3.3 behandelt die Theorie der Referenzmodellierung.<br />
Diese stellt die Grundlage für die im Praxisteil dieser Arbeit stattfindende Referenzmodellierung<br />
einzelner Prozesse in Herbarien.<br />
In Punkt 3.4 werden Geschäftsprozesse vorgestellt, die bei der Modellierung<br />
eines Referenzmodells einen elementaren Bestandteil darstellen. Dabei wird<br />
neben aktuellen Werkzeugen für die Geschäftsprozessmodellierung insbesondere<br />
auf das angewendete Modellierungswerkzeug und die Notation eingegangen.<br />
Abschließend finden aktuelle Forschungsprojekte Beachtung, die in den besuchten<br />
Herbarien durchgeführt werden oder mit denen einzelne Einrichtungen<br />
zusammenarbeiten. Einzelne dieser Projekte prägen zudem sehr stark den<br />
Arbeitsalltag der Herbarien und finden sich auch in der späteren Modellierung<br />
wieder.<br />
10
3 Theoretische Grundlagen<br />
3.1 Begründung des Erhebungsinstrumentes zur Ist-Stand-<br />
Analyse<br />
Für die Informationsgewinnung zu Wertschöpfungsprozessen in Herbarien stellt<br />
sich die Frage nach geeigneten Datenerhebungsinstrumenten. Im Folgenden<br />
werden die Beobachtung und die Befragung vorgestellt und ihre Bedeutung für<br />
den praktischen Einsatz erläutert.<br />
Die wissenschaftliche Beobachtung wird zielgerichtet, systematisch und methodisch<br />
kontrolliert durchgeführt. Eine zielgerichtete Beobachtung dient einem<br />
bestimmten Forschungszweck und es findet eine Selektion der zu beobachtenden<br />
Aspekte der Realität statt, die sich nach dem einer Beobachtung zugrunde<br />
liegenden Erkenntnisinteresse richtet. Es wird das beobachtet, was sich im definierten<br />
und abgegrenzten Kontext der Fragestellung als relevant erweist. 18<br />
In der vorliegenden Arbeit wurde die Beobachtung ergänzend zur Befragung als<br />
Erhebungsinstrument genutzt, da beispielsweise einzelne Prozesse erst durch<br />
Beobachtung der praktischen Durchführung beurteilt, erfasst und abgegrenzt<br />
werden konnten. Dieses Vorgehen setzt allerdings für den Beobachtungsgegenstand<br />
zumindest eine Hypothese voraus. 19<br />
Das zweite Erhebungsinstrument, welches im Rahmen dieser Arbeit genutzt<br />
wurde, stellt die Befragung dar. Die Flexibilität und die Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten<br />
haben zu unterschiedlichen Formen der Befragung geführt.<br />
Allen Formen der Befragung ist gemein, dass sie durch gesteuerte Kommunikation<br />
mit Personen Informationen gewinnen, die andernfalls nur mit größerem<br />
Aufwand vermittelt oder ermittelt werden könnten. 20<br />
Neben der persönlichen Befragung kann diese auch schriftlich oder telefonisch<br />
erfolgen. Die Möglichkeiten einer Befragung sind im Gegensatz zu einer reinen<br />
Beobachtung oder Inhaltsanalyse wesentlich vielfältiger und entwickelter. Um<br />
Informationen zu erhalten, erscheint es recht einfach, Fragen zu stellen. Jedoch<br />
18 Vgl. Stier 1996, S. 169-173.<br />
19 Vgl. Kap. 2.1, Ausgangshypothese.<br />
20 Vgl. Stier 1996, S. 173.<br />
11
3 Theoretische Grundlagen<br />
ist die Sprache als Instrument der Informationsübermittlung teilweise problematisch,<br />
da häufig für ein und dieselbe Frage ein unterschiedliches Verständnis<br />
oder eine unterschiedliche Deutung zwischen Interviewer und Befragten existieren<br />
kann. In diesem Fall kann eine persönliche Befragung, durch die Möglichkeit<br />
des sofortigen Rückfragens, zum Verständnis beitragen. 21<br />
Die Vorteile einer persönlichen Befragung als Erhebungsinstrument in Herbarien<br />
stellen sich wie folgt dar:<br />
• Eine persönliche Befragung bietet die Möglichkeit von Rückfragen.<br />
Insbesondere im speziellen Fachgebiet der Botanik, in der komplexe<br />
Strukturen vorherrschen und Fachwissen erforderlich ist, sind Rückfragen<br />
für das Verständnis unumgänglich.<br />
• Zudem bietet eine persönliche Befragung die Möglichkeit, Anschauungsmaterial<br />
zu nutzen. So wurden für den Prozess der Digitalisierung 22<br />
beispielsweise Fotos angefertigt, um Besonderheiten bei der Digitalisierung<br />
festzuhalten. Daneben konnten auch technische Systeme 23 , die für<br />
diesen Prozess notwendig sind, festgehalten werden. 24<br />
• Die Möglichkeit, neben der Befragung Informationen aus der Beobachtung<br />
einfließen zu lassen, ermöglichte eine ganzheitliche Datenerhebung<br />
mit umfangreichem Detailwissen. Bei einer ausschließlichen Befragung<br />
bestände die Gefahr, prozesskritische Aktivitäten nicht zu erfassen bzw.<br />
zu versäumen, diese festzuhalten.<br />
Aus den genannten Gründen heraus wurde für die durchgeführte Befragung im<br />
Rahmen dieser Arbeit die persönliche Befragung gewählt, um mögliche Beeinträchtigungen<br />
zu verhindern. Dazu wurden zuvor telefonische Termine vereinbart,<br />
um geeignete Ansprechpartner für die Befragung zu gewinnen. Zudem war<br />
der Termin von den Befragten frei wählbar, um sicherzustellen, dass genügend<br />
21 Vgl. Kromrey 2000, S. 335-337.<br />
22 Vgl. Kap. 4.2.3, Referenzprozess der Digitalisierung.<br />
23 Vgl. Kap. 4.1.1, Herbarium Göttingen.<br />
24 Vgl. Stier 1996, S. 173.<br />
12
3 Theoretische Grundlagen<br />
Zeit für die umfangreiche Befragung zur Verfügung steht. Nach einer kurzen<br />
telefonischen Vorstellung des Vorhabens wurden für die einzelnen Prozesse,<br />
beispielsweise dem Prozess der Digitalisierung oder der Lagerung, entsprechende<br />
Mitarbeiter für die Befragung gewonnen, die täglich in diese Prozesse<br />
involviert sind. Insbesondere in den größeren Einrichtungen konnte die Befragung<br />
so aus verschiedenen Sichtweisen mit verschiedenen Mitarbeitern durchgeführt<br />
werden, die über das nötige Fachwissen für den entsprechenden Prozess<br />
verfügen.<br />
3.1.1 Die qualitative Datenerhebung<br />
Im Gegensatz zur quantitativen Forschung, in der ein Modell die Grundlage für<br />
Falsifikationsversuche darstellt, ist bei der qualitativen Forschung die ständige<br />
Überprüfung und Anpassung eines Modells ein Teil des Forschungsprozesses.<br />
25<br />
Qualitative Methoden sind geeignet, bislang nicht untersuchte Forschungsfelder<br />
zu erkunden. Aus diesen Grund bietet sich diese Methode zur Erhebung im botanischen<br />
Umfeld an, da Untersuchungen von botanischen Prozessen im Fachbereich<br />
der <strong>Hochschule</strong> ein noch junges Themengebiet darstellen.<br />
Insbesondere bei neuen Herausforderungen und Konstellationen von Prozessen<br />
sind offene und interpretative Methoden der Erkenntnisgewinnung unabdingbar.<br />
Die Erforschung neuer Sachverhalte erfolgt dabei überwiegend in<br />
Form unsystematischer und intuitiver kognitiver Strukturierungen. Die qualitative<br />
Methodik bietet damit eine Möglichkeit, die gewonnenen Erkenntnisse in höherer<br />
Qualität und mit einem höheren Grad an Nachvollziehbarkeit voranzutreiben.<br />
26 Sie ist damit bestens geeignet, sich mit neuen Phänomenen, wie<br />
beispielweise der Digitalisierung von Herbarbelegen oder der Erstellung eines<br />
allgemeingültigen Referenzmodells 27 zu befassen. Zudem bieten qualitative<br />
Methoden die Chance, Einsichten und Erkenntnisse zu generieren, die im<br />
Rahmen komplexer Bedingungslagen auftreten. Beispielsweise ist es damit<br />
möglich, individuelle Prozesse zu erschließen. 28<br />
25 Vgl. Mayer 2008, S. 26-29.<br />
26 Vgl. Buber, Holzmüller 2007, S. 9-10.<br />
27 Vgl. Kap. 4, Ergebnispräsentation.<br />
28 Vgl. Buber, Holzmüller 2007, S. 9-10.<br />
13
3 Theoretische Grundlagen<br />
Die qualitative Datenanalyse bietet zudem die Möglichkeit, unterschiedliche Arten<br />
von Erfahrungen und Fertigkeiten von Mitarbeitern, die in entsprechenden<br />
Prozessen beteiligt sind, in die Analyse einzubringen. Auch Kontextwissen kann<br />
genutzt werden, beispielsweise persönliche Erfahrungen, obwohl dies in der<br />
vorherrschenden Lehrmeinung umstritten ist, da persönliche Erfahrungen und<br />
Daten zur Subjektivität führen können. Dennoch kann das Kontextwissen einen<br />
wesentlichen Datenfundus darstellen, da nicht nur die Theoriebildung erhöht<br />
wird, sondern auch eine Fülle von Möglichkeiten geliefert wird, um Vergleiche<br />
anzustellen oder Variationen aufzuzeigen. Insgesamt kann es dazu beitragen,<br />
dass eine dichte und sorgfältig aufgebaute Theorie formuliert werden kann. 29<br />
Um die qualitative Forschung ihrer Güte nach zu beurteilen, kann sie an einzelnen<br />
Qualitätskriterien beschrieben werden. Dabei wird zwischen der Indikation<br />
der Methode, der empirischen Verankerung, der Verallgemeinerbarkeit und der<br />
intersubjektiven Nachvollziehbarkeit unterschieden. Im Folgenden werden die<br />
vier Kriterien für die Qualitätssicherung in der qualitativen Forschung in Bezug<br />
auf die durchgeführte Befragung kurz vorgestellt.<br />
• Indikation der Methode<br />
Bei der Indikation der Methode wird die Angemessenheit der Methodenwahl<br />
fokussiert. Dabei wird geprüft, inwieweit subjektive Perspektiven, Relevanzsetzungen<br />
und Handlungsweisen der Untersuchten nicht zu stark eingeschränkt<br />
werden. Um dieser Forderung gerecht zu werden, wurde bei der<br />
durchgeführten Befragung die Reihenfolge der Fragen dem Gesprächsfluss<br />
angepasst. Auch überraschend aufgetretene Themen, die zur Erhellung des<br />
Untersuchungsgegenstandes beigetragen haben, wurden durch Erzählen<br />
lassen des Befragten oder Nachfragen weiterverfolgt. Dadurch hat sich in<br />
den einzelnen Gesprächen unter anderem gezeigt, dass viele der befragten<br />
Herbarien in den gleichen Forschungsprojekten 30 zusammenarbeiten. Auch<br />
29 Vgl. Strauss, Hildenbrand 1991, S. 35-37.<br />
30 Vgl. Kap. 3.5.2, Kurzvorstellung der Andrew W. Mellon Foundation.<br />
14
3 Theoretische Grundlagen<br />
die Vor- und Nachteile dieser Projekte wurden in der Befragung erfasst, da<br />
so bestehende Schwächen und Stärken dieser Projekte sichtbar wurden. 31<br />
• Empirische Verankerung<br />
Die empirische Verankerung soll sicherstellen, dass die Ergebnisse der empirischen<br />
Studie kein Wildwuchs oder frei erfunden sondern in den Daten<br />
begründet sind. Entsprechende Erkenntnisse aus den einzelnen Herbarien,<br />
die in dieser Arbeit Verwendung finden, sind durch Fußnoten gekennzeichnet.<br />
Damit kann nachvollzogen werden, welche Informationen aus welchem<br />
Herbarium stammen. 32<br />
• Verallgemeinerbarkeit<br />
Die Verallgemeinerbarkeit überprüft, inwieweit die entwickelte Theorie aus<br />
dem Forschungsprozess auf andere Herbarien übertragbar ist. Es wird damit<br />
aufgezeigt, wofür die Analyseergebnisse repräsentativ sind und wo<br />
Grenzen in der Gültigkeit der generierten Theorie bestehen. Insbesondere in<br />
Hinsicht des zu erstellenden Referenzmodells findet dieser Punkt der qualitativen<br />
Güte besondere Beachtung. 33<br />
• Interaktive Nachvollziehbarkeit<br />
Die interaktive Nachvollziehbarkeit schafft die Voraussetzung für die Bewertung<br />
der Forschung durch Dritte. Im Vordergrund steht dabei das dokumentieren<br />
des Vorgehens. Die in dieser Arbeit realisierten Methoden zur Erhebung,<br />
Auswertung und methodischen Entscheidung wurden daher im Anhang<br />
B dokumentiert. Des Weiteren fordert die interaktive Nachvollziehbarkeit,<br />
das theoretische Vorverständnis zu dokumentieren, beispielsweise dadurch,<br />
dass der Forscher vor dem Start der empirischen Erhebung die vermuteten<br />
Ergebnisse formuliert. Dies wurde für diese Arbeit in Form der Ausgangshypothese<br />
vorgenommen. 34<br />
31 Vgl. Kuckartz et al. 2007, S. 181-183.<br />
32 Vgl. Kuckartz et al. 2007, S. 183-185.<br />
33 Vgl. Kuckartz et al. 2007, S. 185-186.<br />
34 Vgl. Kuckartz et al. 2007, S. 180-187.<br />
15
3 Theoretische Grundlagen<br />
Die vorigen Qualitätskriterien zeigen, dass verschiedene Überprüfungsmöglichkeiten<br />
der qualitativen Forschung existieren. Es kann zudem auch eine Orientierung<br />
an quantitativen Kriterien erfolgen, auf die aber aufgrund des Umfangs<br />
dieser Arbeit und der weniger starken Relevanz in Bezug auf die durchgeführte<br />
Untersuchung nicht weiter eingegangen werden soll.<br />
3.1.2 Das Leitfadeninterview<br />
Die Befragung als Interview existiert in verschiedenen Formen. Im Folgenden<br />
wird ausschließlich die Ausprägung als Leitfadeninterview behandelt, da diese<br />
für die Befragung Anwendung fand. Beim Leitfadeninterview besteht die Möglichkeit<br />
sogenannte "Schlüsselfragen" zu stellen, die bei jedem Interview notwendig<br />
sind und "Eventualfragen", die je nach Gesprächsverlauf relevant werden<br />
können. In der durchgeführten Befragung wurden jeweils spezielle Fragen<br />
zu jedem der fünf Prozesse 35 vorgesehen. Im Vorfeld wurde bereits davon ausgegangen,<br />
dass einzelne Prozesse nicht in jedem Herbarium durchgeführt werden,<br />
beispielsweise der Prozess der Digitalisierung. Fragen, die diesen Prozess<br />
betreffen, wurden daher als "Eventualfragen" vorgesehen. Daneben ist es beim<br />
Leitfadeninterview auch möglich, die präzise Formulierung und die Reihenfolge<br />
der Fragen dem Interviewer zu überlassen.<br />
Beim Leitfadengespräch wurde eine offene Gesprächsführung angestrebt, um<br />
den Bezugsrahmen der Befragten bei der Fragebeantwortung mitzuerfassen.<br />
Mithilfe dieses Vorgehens konnte ein Einblick in die Relevanzstruktur und die<br />
Erfahrungshintergründe der Befragten erlangt werden. Allerdings stellt das Leitfadengespräch<br />
wesentlich höhere Anforderungen an den Interviewer als standardisierte<br />
Interviews, da die Interviewfragen erst im Gespräch formuliert werden<br />
können. Forschungsfragen mussten so während des Gesprächs in Interviewfragen<br />
übersetzt werden. Zudem existieren wenige Antwortvorgaben in<br />
Form von geschlossenen Fragen, wodurch die Dokumentation der Antworten<br />
und Auswertung ungleich schwieriger und aufwendiger ist als beim standardisierten<br />
Interview. Theoretisch lassen sich solche Schwierigkeiten durch Ton-<br />
35 Vgl. Kap. 2.2.1, Aufbau des Erhebungsinstruments.<br />
16
3 Theoretische Grundlagen<br />
bandaufzeichnungen umgehen, jedoch kann sich der Interviewpartner dadurch<br />
anders ausdrücken oder verhalten. 36<br />
3.2 Wertschöpfungsprozesse im botanischen Umfeld<br />
Die durchgeführte Befragung fokussiert die Prozesse der Sammlung, Bestimmung,<br />
Digitalisierung, Lagerung und Auswertung. Jeder dieser Prozess unterliegt<br />
einer eigenen Wertschöpfung. Im Allgemeinen wird unter der Wertschöpfung<br />
die Wertsteigerung eines Produktes oder einer Dienstleistung verstanden.<br />
Zu beachten ist dabei, dass diese Wertsteigerung nicht den Kostenanteil wiedergibt,<br />
der in einem Produkt enthalten ist, sondern den Wert, den beispielsweise<br />
ein Herbarbeleg nach der Digitalisierung für die wissenschaftliche Gemeinde<br />
darstellt. 37<br />
Die Theorie der betrieblichen Wertschöpfung soll helfen, die unübersichtliche<br />
Vielfalt realer Produktionsprozesse anschaulicher darzustellen. Sie soll sowohl<br />
einen Erklärungswert als auch Prognose- und Gestaltungsmöglichkeiten bieten.<br />
38 Als Grundlage für eine Strukturierung von Unternehmensprozessen auf<br />
oberster Ebene kann die Wertschöpfungskette nach Porter herangezogen werden.<br />
Diese beruht auf der Überlegung, dass jedes Unternehmen durch seine<br />
Tätigkeit einen Mehrwert für den Kunden schaffen muss. Diesen generiert ein<br />
Unternehmen beispielsweise dadurch, dass es die Ressourcen Rohstoffe, Maschinen<br />
und Personal so kombiniert, dass ein Kunde bereit ist, für das entstandene<br />
Produkt mehr zu zahlen, als für die eingesetzten Rohstoffe. Die Differenz<br />
stellt den Gewinn dar. Porter gliedert die einzelnen Aktivitäten des Unternehmens<br />
nach ihrem Beitrag zur Wertschöpfung, die der folgenden Abbildung zu<br />
entnehmen sind. 39<br />
36 Vgl. Stier 1996, S.190-191.<br />
37 Vgl. Hering et al. 1997, S. 96.<br />
38 Vgl. Dyckhoff 1998, S. 9.<br />
39 Vgl. Allweyer 2005, S. 73-74.<br />
17
3 Theoretische Grundlagen<br />
Abbildung 1: Die Wertschöpfungskette nach Porter 40<br />
Die Aktivitäten der obigen Wertschöpfungskette werden in primäre und unterstützende<br />
Aktivitäten gegliedert. Primäre Aktivitäten sind dabei beispielsweise<br />
die Erstellung und der Vertrieb eines Produktes. Unterstützende Aktivitäten sind<br />
nicht direkt an der Produkterstellung beteiligt. Sie sind jedoch notwendig, um<br />
primäre Aktivitäten durchzuführen. Die Wertschöpfungskette wurde als Grundlage<br />
für die strategische Analyse eines Unternehmens entwickelt. Die einzelnen<br />
Aktivitäten eines Unternehmens werden dabei untersucht, ob sie im Vergleich<br />
zum Wettbewerb kostengünstiger durchgeführt werden können oder ob Möglichkeiten<br />
bestehen, eine höherwertige Leistung zu erzielen. 41<br />
Aufgrund des Ansatzes, alle Aktivitäten der Wertschöpfungskette mit dem<br />
Wettbewerb zu vergleichen und damit ihre Effektivität zu messen, wurden die<br />
Ansätze des Modells von Porter auf stattfindende Prozesse in Herbarien übertragen.<br />
Das Ziel besteht darin, nicht eine Gewinnspanne, sondern die Effektivität<br />
aller zusammenwirkenden, grundlegenden Prozesse abzubilden. Aus diesem<br />
Grund wird im Folgenden nicht weiter auf die einzelnen Aktivitäten der<br />
Wertschöpfungskette nach Porter eingegangen. Vielmehr wird eine angepasste<br />
theoretische Darstellung in Bezug auf die einzelnen Prozesse im wissenschaft-<br />
40 Vgl. Schmidt 2005, o.S.<br />
41 Vgl. Allweyer 2005, S. 74-75.<br />
18
3 Theoretische Grundlagen<br />
lichen Betrieb, den Herbarien vorgenommen. Die folgende Abbildung zeigt die<br />
Wertschöpfung in Herbarien, angelehnt an das vorhergehende Modell.<br />
Unternehmensinfrastruktur<br />
Personal<br />
Technologie und Theoriebildung<br />
Sammlung<br />
Bestimmung<br />
Digitalisierung<br />
Lagerung /<br />
Speicherung<br />
Auswertung<br />
Unterst. Aktivitäten<br />
Primäre Aktivitäten<br />
Abbildung 2: Darstellung botanischer Wertschöpfungsprozesse 42<br />
Die obige Darstellung zeigt die primären Aktivitäten in roter Farbe und die unterstützenden<br />
Aktivitäten in Blau. Alle diese Aktivitäten sind darauf ausgerichtet,<br />
die Effizienz in den Herbarien zu steigern.<br />
Als unterstützende Aktivität wird ebenfalls wie im Originalmodell die Unternehmensinfrastruktur<br />
benötigt. Zu nennen sind hier beispielsweise ausreichende<br />
Räumlichkeiten um die Digitalisierung durchzuführen oder um entsprechende<br />
Herbarbelege während der Digitalisierung zwischenzulagern. Auch ausreichende<br />
und optimale Lagerungsmöglichkeiten sind notwendig, um die vorhandenen<br />
und zukünftigen Bestände für nachfolgende Generationen zu archivieren. Bei<br />
der durchgeführten Befragung hat sich beispielsweise gezeigt, dass eine grundlegende<br />
Infrastruktur zur Archivierung teilweise gar nicht oder nur rudimentär<br />
vorhanden ist. So wurden erhebliche Mengen an Herbarbelegen weder klimatisiert<br />
oder inventarisiert aufgrund von Platzmangel gelagert. Ein Auffinden bestimmter<br />
Belege war daher praktisch unmöglich. 43<br />
42 Vgl. Eigene Darstellung in Anlehnung an die Wertschöpfungskette von Michael Porter.<br />
43 Vgl. Kapitel 4.1.5, Herbarium Dresden.<br />
19
3 Theoretische Grundlagen<br />
Auch die IT-Infrastruktur zählt zur Unternehmensinfrastruktur. Hierzu wurde<br />
beispielsweise bereits im Rahmen des Forschungsprojektes Herbar Digital 44 im<br />
BGBM die Netzwerkauslastung durch den Prozess der Digitalisierung analysiert,<br />
um der zukünftig zunehmenden Belastung der IT-Infrastruktur durch die<br />
Digitalisierung von Herbarbelegen gerecht zu werden. 45<br />
Das Personal stellte eine weitere unterstützende Aktivität dar. Hierzu wurde im<br />
BGBM beispielsweise ein Cost Center "Herbarbeleg Digitalisierung" eingerichtet,<br />
um die Kosten für die Virtualisierung von Herbarbelegen bewerten zu können.<br />
Dafür wurde neben den Kosten der Hard- und Software auch der Personaleinsatz<br />
bewertet. Aus betriebswirtschaftlicher Überlegung heraus wurden<br />
zudem kalkulatorische Abschreibungen für die zusätzliche Hard- und Software<br />
vorgenommen, um eine vollständige Erfassung der entstandenen Kosten zu<br />
erhalten. 46<br />
Die letzte Ausprägung der unterstützenden Aktivitäten stellt die Technologie<br />
und Theoriebildung dar. Insbesondere der Prozess der Digitalisierung von Herbarbelegen<br />
stellt zurzeit einerseits hohe Herausforderungen an die Herbarien<br />
zur Unterstützung, andererseits aber auch an die Möglichkeiten der IT-<br />
Technologie. Daher wird zurzeit in nationalen Projekten, beispielsweise dem<br />
Projekt Herbar Digital, an innovativen Technologien zur effizienten Digitalisierung<br />
geforscht. Auch internationale Projekte, wie die Mellon-Foundation 47 , forschen<br />
zurzeit an einer effizienteren Digitalisierung und führen sie bereits in verschiedensten<br />
Herbarien durch. Im Verlauf dieser Arbeit wird darauf weiterführend<br />
eingegangen.<br />
Die unterstützenden Aktivitäten sind wie bereits erwähnt, nicht direkt an der<br />
Produkterstellung beteiligt, sie sind jedoch notwendig, um die primären Aktivitäten<br />
durchführen zu können. 48 Im Rahmen dieser Arbeit stellen insbesondere die<br />
primären Aktivitäten einen Großteil der Wertschöpfung dar, da diese noch er-<br />
44 Vgl. Jaspersen et al. 01.10.2006, o. S.<br />
45 Vgl. Krause et al. 2007, S. 21 ff.<br />
46 Vgl. Wendehorst 29.01.2008, S. 32 ff.<br />
47 Vgl. Kap. 3.5.2, Kurzvorstellung der Andrew W. Mellon Foundation.<br />
48 Vgl. Allweyer 2005, S. 75.<br />
20
3 Theoretische Grundlagen<br />
hebliches Optimierungspotenzial 49 besitzen und sich teilweise noch in der Entwicklung<br />
50 befinden. Die primären Aktivitäten stellen die untersuchten Prozesse<br />
dar. Das Wissen, welches durch die Herbarbelege für die Forschungsgemeinschaft<br />
generiert wird, stellt in diesem Modell das Produkt dar.<br />
Die einzelnen Tätigkeiten, die in den verschiedenen Prozessen stattfinden, sind<br />
im vierten Kapitel zu finden. Daher wird im Folgenden eine Beschränkung auf<br />
eine überblickartige Darstellung einiger Aktivitäten der Prozesse vorgenommen.<br />
• Sammlung von höheren Pflanzen, Pilzen, Flechten, Farne und Moosen.<br />
• Bestimmung des gesammelten Materials mithilfe klassischer und digitaler<br />
Möglichkeiten.<br />
• Digitalisierung von botanischen Materialien nach unterschiedlichen Ansätzen.<br />
• Lagerung anhand botanischer Systematik und neuesten Schwerpunkten.<br />
• Möglichkeiten zur weltweiten Auswertung. 51<br />
Das Kapitel hat gezeigt, welche Wertschöpfungsprozesse in Herbarien stattfinden.<br />
Zudem wurde ersichtlich, dass neben den einzelnen Prozessen weitere<br />
Aktivitäten notwendig sind, um einen ganzheitlichen Wertschöpfungsprozess zu<br />
erreichen.<br />
3.3 Referenzmodellierung<br />
Für die Darstellung der ausgewählten Wertschöpfungsprozesse in Herbarien<br />
wird im Praxisteil ein Referenzmodell entwickelt und vorgestellt. Für das weitere<br />
Verständnis werden einige notwendige Begrifflichkeiten erläutert und das allgemeine<br />
Vorgehen der Referenzmodellierung beschrieben.<br />
Der Begriff der Referenz beinhaltet sprachgeschichtlich einen Befähigungsnachweis<br />
oder eine Empfehlung. 52 Der Modellbegriff ist durch folgende drei<br />
Merkmale gekennzeichnet:<br />
49 Vgl. Kap. 4, Ergebnispräsentation.<br />
50 Vgl. Jaspersen 02.02.2007; Jaspersen et al. 01.10.2006, o. S.<br />
51 Vgl. Kap. 4.2.5, Referenzprozess der Auswertung.<br />
21
3 Theoretische Grundlagen<br />
• Abbildung: Ein Modell stellt immer ein Abbild von etwas dar, eine Repräsentation<br />
natürlicher oder künstlicher Originale, die selbst wieder Modell<br />
sein können.<br />
• Verkürzung: Ein Modell beinhaltet nur die dem Modellschaffer relevant<br />
erscheinenden Attribute des Originals.<br />
• Pragmatismus: Ein Modell wird vom Modellschaffenden innerhalb einer<br />
bestimmten Zeitspanne und zu einem bestimmten Zweck stellvertretend<br />
für ein Original eingesetzt. Das Modell wird daher vom Benutzer interpretiert.<br />
53<br />
Ein Referenzmodell kann als ein Modell mit Empfehlungscharakter verstanden<br />
werden oder als ein Modell, auf das Bezug genommen wird. 54 Der Begriff "Referenzmodell"<br />
wird für unterschiedliche Sachverhalte, beispielsweise für das<br />
ISO/OSI-Schichtenmodell verwendet, dass als Designgrundlage für Kommunikationsprotokolle<br />
entwickelt wurde. Zudem besteht auch die Möglichkeit, betriebswirtschaftliche<br />
Sachverhalte mit Referenzmodellen zu dokumentieren. Die<br />
Kernidee der Referenzmodellierung besteht darin, induktiv durch die Konsolidierung<br />
von Wissen aus vorhanden Modellen, Anwendungssystemdokumentationen,<br />
Fachkonzepten, Expertenbefragungen und Ähnlichem oder deduktiv auf<br />
der Basis theoretischer Erkenntnisse qualitativ hochwertige Modelle zu erstellen.<br />
Dabei sollte ein solches Modell sowohl fachliches als auch modellierungstechnisches<br />
Wissen beinhalten. Fachliches Wissen beinhaltet das Wissen über<br />
Best-practices einer Problemdomäne. Modellierungstechnisches Wissen beinhaltet<br />
dabei die Erfahrungen hinsichtlich der Erstellung von Informationsmodellen.<br />
Durch die Ableitung unternehmensspezifischer Modelle aus Referenzmodellen<br />
wird das gespeicherte Wissen auf diese Modelle übertragen. Diese<br />
Möglichkeit kann sich positiv auf die modellierungstechnische und inhaltliche<br />
Qualität der Modelle auswirken. Zudem besteht die Möglichkeit, den Modellerstellungsprozess<br />
durch die Wiederverwendung von Modellen zu beschleunigen.<br />
55<br />
52 Vgl. Delfmann 2006, S. 45.<br />
53 Vgl. Karer 2007, S. 21.<br />
54 Vgl. Delfmann 2006, S. 45.<br />
55 Vgl. Schwegmann 1999, S. 53-54.<br />
22
3 Theoretische Grundlagen<br />
Referenzinformationsmodelle, verkürzt Referenzmodelle, nehmen in der betrieblichen<br />
Praxis einen hohen Stellenwert ein. Dabei repräsentieren sie gemeingültiges<br />
Wissen oder verfolgen den Zweck, nach einer Adaption des Referenzmodells<br />
in einem individuellen Kontext eingesetzt zu werden. Ein elementares<br />
Ziel des Modells besteht darin, zu erheblichen zeitlichen und kostenmäßigen<br />
Ersparnissen zu führen. Begrifflich werden zwei Arten von Referenzmodellen<br />
unterschieden: das Referenzanwendungssystemmodell und das Referenzorganisationsmodell.<br />
Ein Beispiel für ein Referenzanwendungssystemmodell<br />
liefert beispielsweise das SAP R/3-Referenzmodell, da es ein konkretes Standardanwendungssystem<br />
repräsentiert. Referenzorganisationsmodelle bilden<br />
betriebliche Strukturen und Abläufe ab, wie sie für eine Unternehmensklasse<br />
typisch sind. 56<br />
Für die Erstellung eines Referenzmodells im botanischen Kontext ist ein wissenschaftlich<br />
begründetes Vorgehen zur Erreichung des Gesamtziels unerlässlich.<br />
Die folgende Abbildung zeigt die einzelnen Phasen anhand eines Regelkreises<br />
zur Referenzmodellierung. Anhand derer wird das Vorgehen der Modellierung<br />
des späteren Referenzmodells für botanische Prozesse veranschaulicht.<br />
56 Vgl. Maicher, Scheruhn 1998, S. 63-64.<br />
23
3 Theoretische Grundlagen<br />
Abbildung 3: Regelkreis zur Referenzmodellierung nach Schütte 57<br />
Das obige Vorgehensmodell besteht aus fünf Phasen und beginnt mit der Phase<br />
der Problemdefinition.<br />
• Die Problemdefinition basiert auf der eingangs formulierten Ausgangshypothese<br />
58 . Besonders die jeweiligen Prozesse in den einzelnen Herbarien<br />
stehen dabei im Mittelpunkt. Bei der Modellierung wird großen Wert<br />
auf die Darstellungsart gelegt, um möglichst allen Adressaten des Modells<br />
gerecht zu werden. 59<br />
• Der Referenzmodellrahmen erstreckt sich über jeden einzelnen Prozess,<br />
der in der Befragung durchgeführt wird. Dabei wird jeder Prozess im Referenzmodell<br />
abgebildet, jedoch nur insoweit, wie es für das grundlegende<br />
Verständnis erforderlich ist. Auch geht die Darstellung der Prozesse<br />
nur so weit in die Tiefe der einzelnen Tätigkeiten, inwieweit es für das<br />
Verständnis notwendig ist, da es für alle Adressaten (Botaniker, Betriebswirtschaftler,<br />
Wirtschaftsinformatiker) verständlich sein muss.<br />
57 Vgl. Schütte, in Leitmann 14.04.2007, S. 29.<br />
58 Vgl. Kap. 2.1, Ausgangshypothese.<br />
59 Vgl. Kap. 3.3.2, Grundsatz der Klarheit.<br />
24
3 Theoretische Grundlagen<br />
• Die Konstruktion einer einheitliche Modellstruktur wird als Ordnungsrahmen<br />
bezeichnet und eignet sich besonders für Referenzmodelle in ausgewählten<br />
Domänen. 60 Die Prozesse und Strukturen der botanischen<br />
Gärten stellen die Domäne in dieser Arbeit dar.<br />
• Die vierte Phase sieht die Komplettierung der Referenzmodellstruktur<br />
vor. Um eine konsistente Anwendung des entwickelten Referenzmodells<br />
zu ermöglichen, müssen Querverbindungen innerhalb des Referenzmodells<br />
geschaffen werden, die sogenannte Intra-<br />
Referenzmodellkonsistenz. Querverbindungen, die zwischen den einzelnen<br />
Referenzmodellen bestehen, bezeichnet die Inter-<br />
Referenzmodellkonsistenz. So besteht beispielsweise zwischen den einzelnen<br />
Prozessen der Bestimmung und Lagerung, die in dieser Arbeit<br />
modelliert werden, eine Inter-Referenzmodellkonsistenz.<br />
• Die Anwendung des Referenzmodells stellt die abschließende Phase<br />
des Vorgehensmodells dar. Es wird auf die vorigen Phasen und die erarbeiteten<br />
Ergebnisse zurückgegriffen. Die fünf Komponenten des<br />
Vorgehensmodells werden zu einem Regelkreis verknüpft. Damit wird<br />
durch die Anwendung des ersten Modells ein Überarbeitungszyklus angestoßen.<br />
Eine Weiterentwicklung des erstmalig erstellten Referenzmodells<br />
im Sinne einer Modellüberarbeitung erfolgt primär aufgrund festgestellter<br />
Abweichungen zwischen dem Referenzmodell und den in der<br />
Anwendung festgestellten Anpassungsbedürfnissen. 61<br />
3.3.1 Grundlagen und Techniken der Referenzmodellierung<br />
Bis Ende der achtziger Jahre war die Erstellung, Nutzung und Wartung von Informationsmodellen<br />
vorwiegend Softwareentwicklern vorbehalten. Es wurden<br />
Informationsmodelle entworfen, die primär der Entwicklung von Anwendungssystemen<br />
dienten. Damit waren die Verwendungszwecke und der Adressatenkreis<br />
der Modelle sehr eingeschränkt. Die in späteren Jahren verstärkte Auseinandersetzung<br />
mit der Frage des Prozessmanagements ging einher mit der<br />
60 Vgl. Mengue, Clement 2006, S. 80.<br />
61 Vgl. Mengue, Clement 2006, S. 81.<br />
25
3 Theoretische Grundlagen<br />
Notwendigkeit, die Geschäftsprozesse in einer Form zu dokumentieren, die für<br />
Vertreter aller Fachbereiche verständlich und anschaulich zu sein hatten. Diese<br />
Anforderungen führten zu sogenannten Upper-CASE-Tools, zu denen unter<br />
anderen das ARIS-Toolset 62 zählt. Durch diese Entwicklung wurde die Erstellung<br />
semiformaler Modelle ermöglicht, wodurch anschauliche Modelle realisiert<br />
werden konnten. Diese Entwicklung trug dazu bei, dass in zahlreichen Unternehmen<br />
für eine Vielzahl an Verwendungszwecken eine Vielzahl an Modellen<br />
erstellt wurde. Dies führte zwangsweise zu einer Zunahme der Komplexität der<br />
Informationsmodelle sowie der Prozesse der Informationsmodellierung. Aus<br />
diesem Grund wurde die konsistente Pflege der Modelle sowie deren grundlegende<br />
Akzeptanz vorerst zunehmend erschwert. 63<br />
3.3.2 Die sechs Grundsätze ordnungsmäßiger Modellierung<br />
Durch die hohen Freiheitsgrade der Informationsmodellierung entstanden sowohl<br />
qualitative als auch quantitative Probleme in der Modellierung. Aus den<br />
erwähnten Gründen des vorigen Kapitels wird ersichtlich, dass es weitergehende<br />
Gestaltungsempfehlungen zur Informationsmodellierung bedarf. Entsprechende<br />
Ziele sind in den Grundsätzen ordnungsmäßiger Modellierung (GoM)<br />
vereinbart. Die GoM stellen eine Analogie zu den Grundsätzen ordnungsmäßiger<br />
Buchführung (GoB) dar, da diese in ähnlicher Weise die Freiheitsgrade bei<br />
der Erstellung des Jahresabschlusses eingrenzen. In der dadurch verstärkten<br />
Gleichgestaltung von Informationsmodellen werden hohe Nutzenpotentiale gesehen.<br />
Im Folgenden wird eine Übersicht über die sechs Grundsätze ordnungsmäßiger<br />
Modellierung gezeigt und anschließend kurz erläutert. 64<br />
62 Vgl. Kap. 3.4.2.1, ARIS.<br />
63 Vgl. Maicher, Scheruhn 1998, S. 2-4.<br />
64 Vgl. Maicher, Scheruhn 1998, S. 2-4.<br />
26
3 Theoretische Grundlagen<br />
Abbildung 4: Sechs Grundsätze ordnungsmäßiger Modellierung 65<br />
• Grundsatz der Richtigkeit<br />
Der erste Grundsatz behandelt die syntaktische und die semantische Richtigkeit.<br />
Die syntaktische Richtigkeit fordert die Konsistenz und Vollständigkeit<br />
eines Informationsmodells. Dabei ist es möglich, bei gängigen Modellierungsmethoden,<br />
beispielsweise durch ereignisgesteuerte Prozessketten 66 , Metamodelle<br />
zu erstellen, um die syntaktische Richtigkeit zu überprüfen. 67 Gegen die<br />
Konsistenz wird beispielsweise verstoßen, wenn im Datenmodell Attribute definiert<br />
werden, im Metamodell ein Attribut aber nicht vorgesehen ist. 68<br />
Bei der semantischen Richtigkeit handelt es sich um eine Modellsystem-<br />
Objektsystem-Relation. Diese fordert eine struktur- und verhaltenstreue Beschreibung<br />
der Realwelt. 69 Die Einhaltung der Namenskonventionen ist beispielsweise<br />
eine wesentliche Forderung des Grundsatzes der Richtigkeit. So<br />
werden Erscheinungen in der Realität aufgrund der Eindeutigkeit und Einheitlichkeit<br />
der jeweils benannten Informationsobjekte in gleicher Weise benannt.<br />
Dieser Forderung wird in der vorliegenden Arbeit beim Erstellen des Referenz-<br />
65 Vgl. Becker et al. 1999, S. 74.<br />
66 Vgl. Kap. 3.4.2.2, Ereignisgesteuerte Prozessketten in der Modellierung.<br />
67 Vgl. Maicher, Scheruhn 1998, S. 6-7.<br />
68 Vgl. Becker et al. 1999, S. 13.<br />
69 Vgl. Maicher, Scheruhn 1998, S. 6-7.<br />
27
3 Theoretische Grundlagen<br />
modells nachgekommen, indem beispielsweise Online-Bibliotheken 70 im Referenzmodell<br />
die gleichen Bezeichnungen wie in der Realität erhielten. 71<br />
• Grundsatz der Relevanz<br />
Der Grundsatz der Relevanz beantwortet die Frage, ob alle relevanten Aspekte<br />
der Realität in dem Modell wiederzufinden sind. Das Modell sollte auch keine<br />
Bestandteile enthalten, die ohne Informationsverlust entfernt werden könnten.<br />
Zudem zählt zu diesem zweiten Grundsatz auch die Betrachtung, ob die gewählte<br />
Modellierungsmethode und das Modellierungstool für den Verwendungszweck<br />
als auch für den Modelladressaten geeignet sind. 72 So ist beispielsweise<br />
die Ablauflogik eines Anwendungssystems als untergeordnetes<br />
Interesse anzusehen, wenn ein Informationsmodell für die Gestaltung der organisatorischen<br />
Abläufe erstellt wird. 73<br />
• Grundsatz der Wirtschaftlichkeit<br />
Dieser Grundsatz behandelt die betriebswirtschaftliche Wirtschaftlichkeitsforderung.<br />
Aus dieser Sichtweise kann es legitim sein, auf die Bereinigung irrelevanter<br />
Modellbestandteile oder auf die Erhöhung der Modellklarheit zu verzichten.<br />
Ferner kann sich die Verwendung von Referenzmodellen, die Wiederverwendung<br />
von Modellbausteinen und die Nutzung eines effizienten<br />
Modellierungstools aufwandsreduzierend auswirken. 74<br />
• Grundsatz der Klarheit<br />
Unter der Klarheit wird verstanden, dass ein Modell für seine Adressaten zugänglich,<br />
verständlich und für die jeweilige Zielsetzung verwendbar ist. Eine<br />
nicht zu unterschätzende Problematik besteht in der Beziehung zwischen Modell<br />
und Modellnutzer. Die Klarheit ist sehr stark adressatenindividuell, da beispielsweise<br />
ein Modellnutzer ein syntaktisch falsches oder sehr redundantes<br />
Modell als anschaulich empfinden kann, wenn er es selbst erstellt hat, wohingegen<br />
ein Dritter dieses als unübersichtlich bezeichnen würde. Eine adressa-<br />
70 Vgl. Kap. 4.2.2, Referenzprozess der Bestimmung.<br />
71 Vgl. Becker et al. 1999, S. 13.<br />
72 Vgl. Maicher, Scheruhn 1998, S. 7-8.<br />
73 Vgl. Becker et al. 1999, S. 14.<br />
74 Vgl. Maicher, Scheruhn 1998, S. 8.<br />
28
3 Theoretische Grundlagen<br />
tengerechte Modellaufbereitung kann so als eine Erhöhung der Kundenorientierung<br />
bei der Informationsmodellierung angesehen werden. Neben den erwähnten<br />
Kriterien zählen auch ästhetische Strukturiertheit, intuitive Zugänglichkeit,<br />
Übersichtlichkeit und Lesbarkeit zu den Grundsätzen der Klarheit. 75<br />
Insbesondere bei der Modellierung des Referenzmodells in dieser Arbeit wurde<br />
Wert darauf gelegt, dass alle Modellbetrachter (Botaniker, Wissenschaftler, Betriebswirtschafter,<br />
Studierende) ein Verständnis über die modellierten Prozesse<br />
erlangen können.<br />
• Grundsatz der Vergleichbarkeit<br />
Die Vergleichbarkeit bezieht sich auf die identische Anwendung vorgegebener<br />
Konventionen bei der Erstellung von in Beziehung zueinanderstehenden Modellen.<br />
Die Referenzmodellierung in dieser Arbeit wird mit dem Modellierungswerkzeug<br />
ARIS 76 vorgenommen, um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten, da<br />
hochschulintern vorwiegend mit diesem modelliert wird und weiterführende<br />
Arbeiten effektiv mit dem Referenzmodell zusammenarbeiten könnten. 77 Dies<br />
ist auch hinsichtlich verstärkter arbeitsteiliger Modellierungsarbeit unabdingbar.<br />
Zudem ist zu gewährleisten, dass sich die getrennt voneinander entwickelten<br />
Modelle einfach konsolidieren lassen. 78<br />
• Grundsatz des systematischen Aufbaus<br />
Der letzte Grundsatz geht auf die Sichten bei der Modellierung ein. Da in getrennten<br />
Sichten modelliert wird, muss ein systematischer Aufbau vorgenommen<br />
werden. Dazu ist ein sichtenübergreifendes Metamodell erforderlich. 79 Die<br />
Modellierung in dieser Arbeit beschränkt sich auf eine ausgewählte Sichtweise,<br />
die im Kapitel ARIS mithilfe einer Abbildung erläutert wird. 80<br />
75 Vgl. Maicher, Scheruhn 1998, S. 8-9.<br />
76 Vgl. Kap. 3.4.2.1, ARIS.<br />
77 Vgl. Kap. 4, Ergebnispräsentation.<br />
78 Vgl. Maicher, Scheruhn 1998, S. 9-10.<br />
79 Vgl. Maicher, Scheruhn 1998, S. 10.<br />
80 Vgl. Kap. 3.4.2.1, ARIS.<br />
29
3 Theoretische Grundlagen<br />
3.4 Geschäftsprozessabbildung<br />
Geschäftsprozesse stellen eine zusammenhängende Folge von Tätigkeiten dar,<br />
die zur Erreichung der Unternehmens- bzw. Organisationsziele notwendig<br />
sind. 81 Dabei basieren sie auf der sachlich und zeitlich logischen Abfolge der<br />
betrieblichen oder organisatorischen Aktivitäten. Ein Geschäftsprozess erbringt<br />
kundenorientiert und durchgängig verantwortlich die Wertschöpfung, in welchem<br />
auch die Steuerung der Wertschöpfung integriert ist. 82 Das Ergebnis<br />
eines Geschäftsprozesses ist eine Leistung, die von einem internen oder externen<br />
Kunden angefordert und abgenommen wird. 83 Da in der Literatur keine eindeutige<br />
Definition für einen Geschäftsprozess definiert ist, werden im Folgenden<br />
einige Gemeinsamkeiten der zahlreichen Definitionen angeführt.<br />
• Geschäftsprozesse haben ein Ziel, das sich aus dem Unternehmensziel ableitet.<br />
• Die Gesamtaufgabe eines Geschäftsprozesses kann in Teilaufgaben zerlegt<br />
werden.<br />
• Die Aufgaben werden von Aufgabenträgern wahrgenommen, die Inhaber<br />
von Stellen sind.<br />
• Die Aufgaben werden manuell, teil-automatisiert oder automatisch erfüllt.<br />
• Ein Geschäftsprozess kann mehrere Abteilungen betreffen.<br />
• Für die Erfüllung der Aufgaben werden Unternehmensressourcen benötigt. 84<br />
Ein Geschäftsprozess im botanischen Bereich der Herbarien kann die Digitalisierung<br />
von Herbarbelegen, das Verschicken von Ausleihmaterial an andere<br />
Einrichtungen oder die Einlagerung von neuen Belegmaterial darstellen. In der<br />
Vergangenheit repräsentierte die einzelne Tätigkeit, ihr Stelleninhaber und die<br />
Einbettung der Tätigkeit in die Abläufe den Ausgangspunkt. Zunehmend wird<br />
jedoch verstärkt der gesamte Ablauf als Ausgangspunkt angesehen, bei dem<br />
die klassischen Grenzen durch die Organisationsstruktur keine Rolle mehr einnehmen.<br />
So werden beispielsweise Geschäftsprozesse für das BGBM erarbeitet,<br />
in denen die Digitalisierung, Bestimmung und Lagerung Beachtung findet.<br />
81 Vgl. Staud 2006, S. 6.<br />
82 Vgl. Suter 2004, S. 83.<br />
83 Vgl. Scheer 1998, S. 3.<br />
84 Vgl. Staud 2006, S. 7.<br />
30
3 Theoretische Grundlagen<br />
Bei der Modellierung von Geschäftsprozessen können die zu leistenden Aufgaben<br />
auf unterschiedlichem Aggregationsniveau betrachtet werden. Für die Prozessmodellierung<br />
bedeutet dies, dass die Ebene, in denen Aufgaben und Tätigkeiten<br />
betrachtet werden ein subjektiver Faktor ist, der durch den Modellierer<br />
oder auch durch den Zweck der Modellierung festgelegt werden kann. Auch in<br />
der Länge von Geschäftsprozessen liegt eine Subjektivität vor, da ein Geschäftsprozess<br />
als Ganzes betrachtet werden kann oder seine einzelnen Abschnitte.<br />
Die Festlegung erfolgt auch hier nur durch den Modellierer oder den<br />
Zweck der Modellierung. 85<br />
Die untersuchten Prozesse im Rahmen dieser Arbeit sollen dazu beitragen, ein<br />
Referenzmodell für alle Herbarien in Deutschland zu entwickeln. Die Befragung<br />
zeigte, dass fast jeder Prozess in dem jeweils befragten Herbar unterschiedlich<br />
durchgeführt wird. Zudem wurden unterschiedliche Prioritäten auf den jeweiligen<br />
Prozess gelegt. Um ein allgemeingültiges Referenzmodell für alle Herbarien<br />
zu entwickeln, darf ein solches Modell nicht verwirrend wirken. Vielmehr<br />
muss es dem Betrachter Klarheit und Transparenz bieten. 86 Aus diesem Grund<br />
stellen die Geschäftsprozesse im Referenzmodell das grundlegende Vorgehen<br />
dar, und nicht jeden einzelnen Arbeitsschritt oder jede einzelne Tätigkeit. Die<br />
Modellierung würde ansonsten zu einem unübersichtlichen Ausmaß führen, der<br />
Charakter einer Referenz wäre nicht mehr gegeben. Daher haben sich die fünf<br />
beschriebenen Prozesse herauskristallisiert, die grundlegend in jedem Herbar<br />
stattfinden und Optimierungspotenzial bieten.<br />
Ein Ziel der Geschäftsprozessmodellierung besteht in der Bestandsaufnahme<br />
und der Feststellung, welche Geschäftsprozesse in welcher Form ablaufen. Ein<br />
weiteres Ziel besteht in der Beseitigung von Schwachstellen, die bei der Beschreibung<br />
erkannt wurden. In der vorliegenden Arbeit wurden beispielsweise<br />
Schwachstellen beim Prozess der Sammlung aufgedeckt. So fehlen oftmals<br />
geeignete Arbeitsmittel für eine optimale Sammlung von botanischen Material. 87<br />
85 Vgl. Staud 2006, S. 5-6.<br />
86 Vgl. Kap. 3.3.2, Die sechs Grundsätze ordnungsmäßiger Modellierung-Grundsatz der<br />
Klarheit.<br />
87 Vgl. Kap. 4.2, Referenzprozess der Sammlung.<br />
31
3 Theoretische Grundlagen<br />
Des Weiteren kann die Geschäftsprozessmodellierung hilfreich zum Optimieren<br />
organisatorischer Veränderungen im Rahmen des Business Process Reengineering<br />
(BPR) 88 sein oder auch für die Berechnung der Kosten von Geschäftsprozessen,<br />
beispielsweise für den Prozess der Digitalisierung. Für den BGBM<br />
wurde eine solche Berechnung im Rahmen des Projektes Herbar Digital durchgeführt.<br />
89 Zudem kann die Geschäftsprozessmodellierung auch zur Speicherung<br />
von Organisationswissen genutzt werden. 90<br />
3.4.1 Begriffsabgrenzung<br />
In Abgrenzung zum Geschäftsprozess stellt ein Prozess eine hierarchie-,<br />
funktions- und standortübergreifende Folge von Aktivitäten zur Erfüllung einer<br />
betrieblichen Aufgabe gegenüber unternehmensinternen Stellen dar. Das Ergebnis<br />
eines Prozesses ist für die Erbringung eines Geschäftsprozesses oder<br />
eines anderen Prozesses wertvoll. Die erbrachte Leistung eines Prozesses ist<br />
messbar, dabei kann es sich beispielsweise um ein Produkt oder eine Dienstleistung<br />
handeln. 91<br />
Im Rahmen dieser Arbeit stellt beispielsweise der digitalisierte Herbarbeleg mit<br />
allen zur Verfügung stehenden Metadaten ein optimales digitales Produkt dar,<br />
wenn dieser in hinreichender Qualität digitalisiert wurde. Ein Geschäftsprozess,<br />
der die Auswertung von digitalen Herbarmaterial vornimmt, kann beispielsweise<br />
erst dann stattfinden, wenn das Produkt, der digitalisierte Herbarbeleg, zuvor<br />
virtualisiert wurde.<br />
3.4.2 Verschiedene Modellierungswerkzeuge<br />
Für die Unterstützung der Geschäftsprozessmodellierung existieren verschiedene<br />
Modellierungstools, die zur Geschäftsprozessoptimierung (GPO) genutzt<br />
werden können. Insbesondere bei komplexen GPO-Projekten stellen diese eine<br />
zentrale Rolle dar. Ihre Vorteile bestehen unter anderen in der Visualisierung<br />
von Prozessen, der Wiederverwendbarkeit der Arbeitsergebnisse 92 , in der sys-<br />
88 BPR bezeichnet die Geschäftsprozessneugestaltung, in der ein grundlegendes Überdenken<br />
des Unternehmens und seiner Geschäftsprozesse stattfindet.<br />
89 Vgl. Wendehorst 29.01.2008, S. 69 ff.<br />
90 Vgl. Scheer 1998, S. 3.<br />
91 Vgl. Delp, S. 40.<br />
92 Vgl. Kap. 4.2, Erstellung des Referenzmodells.<br />
32
3 Theoretische Grundlagen<br />
tematischen Vorgehensweise und der einfachen, flexiblen Aktualisierbarkeit.<br />
Nach dem Funktionsumfang können drei Generationen von Modellierungswerkzeugen<br />
unterschieden werden. Diese werden in der folgenden Abbildung dargestellt.<br />
Abbildung 5: Drei Generationen von Modellierungswerkzeugen 93<br />
Die erste Generation der Modellierungswerkzeuge waren reine Zeichenprogramme<br />
mit Symbolbibliotheken zur Dokumentation der Prozesse.<br />
Die zweite Generation bieten eine datenbankgestützte Beschreibung von<br />
Daten, Funktionen und Prozessen und die Erstellung von konsistenten Modellen<br />
sowie die Berechnung von Prozesskennzahlen. Zu dieser Generation zählt<br />
beispielsweise auch das Modellierungswerkzeug ARIS, welches im folgenden<br />
Kapitel angesprochen wird. 94<br />
Die dritte Generation bietet Modellbibliotheken, mehrere Detaillierungsebenen<br />
und Prozesssimulationen an. 95 Mit der Software AENEIS kann beispielsweise<br />
ein Modell des gesamten Unternehmens mit allen Arbeitsabläufen, Informationsflüssen<br />
und Geschäftsprozessen erstellt werden. Zudem können auch An-<br />
93 Vgl. Seidlmeier 2006, S. 6.<br />
94 Vgl. Kap. 3.4.2.1, ARIS.<br />
95 Vgl. Seidlmeier 2006, S. 6-7.<br />
33
3 Theoretische Grundlagen<br />
forderungen eines Qualitäts- oder Umweltmanagementsystems in die Prozesse<br />
eingebunden werden. 96<br />
3.4.2.1 ARIS<br />
Die Architektur integrierter Informationssysteme (ARIS) beschreibt die Art, die<br />
funktionalen Eigenschaften und das Zusammenwirken einzelner Bausteine<br />
eines Informationssystems. Es wurde von der IDS Prof. Scheer AG 97 entwickelt.<br />
In der Vergangenheit wurden mit ARIS Rahmenkonzepte zur ganzheitlichen<br />
Modellierung computergestützter Informationssysteme vom Fachkonzept bis hin<br />
zur Implementierung entwickelt. Über diesen Bereich ist die Modellierung zwischenzeitlich<br />
herausgewachsen, weshalb heute auch rein betriebswirtschaftliche<br />
Themen wie die Prozesskostenrechnung, die Ablauforganisation oder das<br />
Qualitätsmanagement mit Geschäftsprozessmodellen nach dem ARIS-Konzept<br />
arbeiten. Die Geschäftsprozessmodellierung wird verstärkt als eine Spracherweiterung<br />
der Betriebswirtschaftslehre (BWL) verstanden. Die für<br />
Entscheidungs- und Planungsprobleme in der BWL verwendete mathematische<br />
Sprache ist zwar exakter aber nicht für alle Probleme geeignet. Die Modellierungsmethoden<br />
in ARIS fügen deshalb halbformale Beschreibungsmöglichkeiten<br />
für ablauforganisatorische Problemstellungen hinzu, die eng an das betriebswirtschaftliche<br />
Fachverständnis angelehnt und auch exakt genug sind, um<br />
eine Ausgangsbasis für die formale Umsetzung in computergestützte Informationssysteme<br />
zu bieten. Im Gegensatz zu halbformalen grafischen Methoden<br />
wie beispielsweise Organigramme oder Netzpläne bietet das ARIS-Konzept<br />
einen Rahmen für die systematische und vollständige Geschäftsprozessmodellierung.<br />
Es hilft grundsätzlich, die vielfältigen Beschreibungsaspekte von Geschäftsprozessen<br />
zu erfassen, ihnen Methoden zuzuordnen und offene Beschreibungsfelder<br />
zu identifizieren. 98<br />
Das ARIS-Konzept beinhaltet als Softwarewerkzeug 99 das ARIS-Toolset, welches<br />
das Rahmenwerk zur Beschreibung von Unternehmen und betriebswirtschaftlichen<br />
Anwendungssystemen bietet. Zur Herleitung einer Architektur dient<br />
96 Vgl. Huber, S. 2.<br />
97 Vgl. IDS Scheer AG 2008.<br />
98 Vgl. Scheer 1998, S. 1-2.<br />
99 Vgl. Kap. 3.4.2, Verschiedene Modellierungswerkzeuge.<br />
34
3 Theoretische Grundlagen<br />
ein Modell für Unternehmensprozesse, welches alle wesentlichen Merkmale zur<br />
Beschreibung von Geschäfts- und Unterstützungsprozessen beinhaltet. Die IDS<br />
Prof. Scheer AG hat zur Visualisierung dazu das ARIS-Haus entwickelt, welches<br />
am Ende dieses Kapitels visualisiert ist. 100 Die dabei entstehende Komplexität<br />
der Modelle wird in einzelnen Beschreibungssichten und Beschreibungsebenen<br />
reduziert. Hierbei muss beachtet werden, dass die Beziehungen<br />
innerhalb der Schichten sehr hoch sind und die Beziehungen zwischen den<br />
Schichten relativ einfach und lose gekoppelt sind. Bei den Sichten wird zwischen<br />
den folgenden Unterschieden:<br />
• Organisationssicht<br />
• Datensicht<br />
• Funktionssicht<br />
• Steuerungssicht 101<br />
• Die Organisationssicht enthält die Bearbeiter und Organisationseinheiten.<br />
Sie können beispielsweise durch Organigramme dargestellt werden.<br />
• Die Datensicht zeigt Zustände und Ereignisse, die durch Daten repräsentiert<br />
werden.<br />
• Geschäftsprozesse und deren Zusammenhang werden in der Funktionssicht<br />
dargestellt. Sie beinhaltet die Beschreibung der Funktion, die Aufzählung<br />
einzelner Teilfunktionen, welche zu dem Gesamtzusammenhang gehören,<br />
sowie die zwischen den Funktionen bestehenden Anforderungsbeziehungen.<br />
• Die Steuerungssicht stellt die Verbindung zwischen den übrigen Schichten<br />
dar. In dieser ist die Geschäftstätigkeit als zentraler Punkt angeführt. Diese<br />
dient den übrigen Ressourcen. Hier erfolgt die Modellierung durch die Verwendung<br />
der Ereignisgesteuerten Prozesskette 102 (EPK). 103<br />
Durch die Zerlegung in einzelne Sichten wird einerseits die Komplexität reduziert,<br />
andererseits geht dabei auch die Beschreibung der Zusammenhänge zwi-<br />
100 Vgl. Scheer 1995, S. 13.<br />
101 Vgl. Scheer 1995, S. 13.<br />
102 Vgl. Kap. 3.4.2.2, Ereignisgesteuerte Prozessketten in der Modellierung.<br />
103 Vgl. Scheer 1995, S. 13; Staud 2006, S. 27.<br />
35
3 Theoretische Grundlagen<br />
schen den Schichten verloren. Um diesen entgegenzuwirken, wird mit der<br />
Steuerungssicht die Verbindung zwischen den Komponenten wiederhergestellt.<br />
104<br />
Das Fachkonzept beschreibt die Semantik eines Anwendungsbereiches. Das<br />
betriebswirtschaftliche Anwendungskonzept wird in einer formalisierten Sprache<br />
beschrieben, um den Ausgangspunkt für eine konsistente Umsetzung in die<br />
Informationstechnik darzustellen. Das Fachkonzept ist nach Scheer von großer<br />
Bedeutung, da es langfristiger Träger des betriebswirtschaftlichen Gedankengutes<br />
ist. 105<br />
Im Datenverarbeitungskonzept wird das Fachkonzept in die Kategorien der<br />
Datenverarbeitungsumsetzung übertragen. Aus den Funktionen werden ausführende<br />
Modelle oder Benutzertransaktionen, um eine Anpassung der<br />
Fachbeschreibungen an die generellen Schnittstellen der Informationstechnik<br />
zu erhalten. 106<br />
In der Phase der Implementierung wird das DV-Konzept durch Hard- und Softwarekomponenten<br />
realisiert. Zusätzlich gehören in diese Ebene auch Unterweisungen<br />
und Schulungen der beteiligten Mitarbeiter sowie die Übergabe an den<br />
Benutzer. 107<br />
Die Beschreibungsebenen sind durch verschiedene Änderungszyklen gekennzeichnet.<br />
Auf der Ebene der Informationstechnik sind diese am höchsten, auf<br />
der Ebene der Fachkonzepte am geringsten. Die technische Implementierung<br />
ist sehr eng an die Entwicklung der Informationstechnik gekoppelt und unterliegt<br />
durch die Entwicklung beispielsweise neuer Datenbanksysteme, Netze und<br />
Hardware ständigen Änderungen. 108<br />
104 Vgl. Staud 2006, S. 27.<br />
105 Vgl. Staud 2006, S. 28.<br />
106 Vgl. Staud 2006, S. 28-29.<br />
107 Vgl. Seidlmeier 2006, S. 24.<br />
108 Vgl. Scheer 1995, S. 16.<br />
36
3 Theoretische Grundlagen<br />
Um darzustellen, in welcher Schicht die Referenzmodellierung in dieser Arbeit<br />
stattfindet, zeigt die folgende Abbildung die Referenzmodellierung innerhalb der<br />
Steuerungssicht auf der Fachkonzeptebene.<br />
Referenzmodellierung<br />
Abbildung 6: Darstellung der Referenzmodellierung im ARIS-Haus 109<br />
Da die Fachkonzeptebene stark durch betriebswirtschaftliche Inhalte geprägt<br />
und Träger von langfristigem betriebswirtschaftlichen Gutes ist, wird die Referenzmodellierung<br />
auf dieser Ebene durchgeführt. Da die Steuerungssicht die<br />
Geschäftstätigkeit und die Verbindung zu den übrigen Schichten wiedergibt,<br />
muss eine Modellierung nach dem ARIS-Konzept in dieser Schicht stattfinden.<br />
Für die Analyse und Beschreibung von Geschäftsprozessen sind EPK's ein<br />
sehr verbreitetes Werkzeug. Im Rahmen der Modellierung finden diese Anwendung<br />
und werden im folgenden Kapitel mit den dazugehörigen Notationen vorgestellt.<br />
109 Vgl. In Anlehnung an Neher, o. S.<br />
37
3 Theoretische Grundlagen<br />
3.4.2.2 Ereignisgesteuerte Prozessketten in der Modellierung<br />
Die Methode und die grafische Notation für Geschäftsprozesse wurde ebenfalls<br />
von der IDS Prof. Scheer AG im Rahmen des ARIS-Konzepts entwickelt. Diese<br />
Methodik kommt nicht nur bei der Modellierung von Unternehmensstrukturen<br />
und -abläufen sondern darüber hinaus auch in Projekten der Geschäftsprozessoptimierung<br />
zum Einsatz. 110 Ereignisgesteuerte Prozessketten (EPK) stellen<br />
eine semi-formale Methode dar, da sie nicht den Anspruch der formalen<br />
Methoden wie beispielsweise der Prädikatenlogik unterliegen. Trotz des nicht<br />
vollständigen Charakters der EPK's kann von einer Syntax gesprochen werden,<br />
da beispielsweise der Kontrollfluss, Nebenläufigkeiten, Schleifen und Datenfluss<br />
formal abbildet werden. 111 EPK's repräsentieren eine zeitliche und logische<br />
Abfolge einzelner Funktionen, die zur Bearbeitung im betriebswirtschaftlichen<br />
Umfeld notwendig sind, als Informationsmodell. In diesem werden sowohl<br />
Ereignisse als ablaufrelevante Zustände beschrieben als auch konzeptionelle<br />
Grundlagen durch Funktionen abgebildet. Ereignisse lösen Funktionen aus oder<br />
sind das Ergebnis der Funktionsausführung. Ereignisse und Funktionen werden<br />
in streng alternierender Reihenfolge durch gerichtete Kontrollflusskanten 112 verbunden.<br />
Die Alternierung kann durch Verknüpfungsoperatoren unterbrochen<br />
werden, die dem Verzweigen oder Zusammenführen von Prozessen dienen.<br />
Diese Logik kann in Form von drei Ausprägungen vorkommen. Der Konjunktion<br />
(logisches UND), Adjunktion (logisches inklusives ODER) und Antivalenz (logisches<br />
exklusives ODER). Durch die Verwendung von Ereignissen in Kombination<br />
mit den Verknüpfungsoperatoren können Kontrollflussregeln in leicht verständlicher<br />
Art veranschaulicht werden. Dies ist der Grund, warum den EPK's<br />
eine hohe Anschaulichkeit auch in der Anwendungssystem- und Organisationsmodellierung<br />
zugesprochen wird. Mithilfe der EPK's wird der verlorene Gesamtzusammenhang<br />
durch die ARIS-Sichtentrennung wiederhergestellt. Neben<br />
der zeitlichen und sachlogischen Abfolge können auch Verweise auf Informationsobjekte<br />
und Organisationseinheiten abgebildet werden, die für die Ausführung<br />
der Funktionen erforderlich sind. Diese Prozessketten werden als erweiter-<br />
110 Vgl. Kap. 3.4, Geschäftsprozessabbildung.<br />
111 Vgl. Staud 2006, S. 59-60.<br />
112 Kontrollflusskanten verbinden einzelne Knoten und spezifizieren, dass eine Aktion, auf die<br />
die Kante zeigt nicht ausgeführt werden kann, bevor die vorherige Aktion beendet ist.<br />
38
3 Theoretische Grundlagen<br />
te ereignisgesteuerte Prozessketten (eEPKs) bezeichnet. 113 Die folgende Abbildung<br />
zeigt eine erweiterte ereignisgesteuerte Prozesskette.<br />
Abbildung 7: Grundform einer erweiterten ereignisgesteuerten Prozesskette<br />
114<br />
In der obigen Abbildung werden die Grundelemente bei der Modellierung von<br />
eEPK abgebildet. Neben den Funktionen, Ereignissen, Informationsobjekten<br />
und Organisationseinheiten können noch beteiligte Anwendungssysteme und<br />
zahlreiche weitere Elemente abgebildet werden. Aus Platzgründen sind diese<br />
im Anhang C zu finden. Zusammenfassend im Folgenden eine kurze Definition<br />
der wichtigsten Elemente.<br />
113 Vgl. Delfmann 2006, S. 84-86.<br />
114 Vgl. Seidlmeier 2006, S.78.<br />
39
3 Theoretische Grundlagen<br />
• Funktion<br />
In einer Funktion werden die zu leistenden Tätigkeiten erfasst. Sie umfasst<br />
einen betriebswirtschaftlichen Vorgang, beispielsweise kann das<br />
überprüfen oder digitalisieren von Herbarmaterial eine Funktion darstellen.<br />
Zudem ist es möglich, Funktionen zu zerlegen.<br />
• Ereignis<br />
Ein Ereignis stellt ein betriebswirtschaftlich relevantes Ereignis dar, beispielsweise<br />
die Notwendigkeit der Digitalisierung von Herbarmaterial. Es<br />
steuert die Abläufe im Unternehmen. Die Durchführung einer Funktion<br />
muss immer zu einem oder mehreren Ereignissen führen und ein Ereignis<br />
löst wiederum eine Funktion aus.<br />
• Organisationseinheit<br />
Eine Organisationseinheit kann beispielsweise eine wissenschaftliche<br />
Abteilung oder ein Forschungsprojekt repräsentieren. Damit wird festgehalten,<br />
wo die in einer Funktion erfasste Aufgabe getätigt wird. Organisationseinheiten<br />
sind den Funktionen zugeordnet.<br />
• Informationsobjekte<br />
Die bei Funktionen nötigen oder entstehenden Informationen werden in<br />
diesen Objekten angegeben. Funktionen benötigen Informationen aus Informationsobjekten<br />
oder erzeugen diese. Die Verknüpfung von Informationsobjekten<br />
zu Funktionen geschieht durch Pfeillinien, die den zugrunde<br />
liegenden Informationsfluss abbilden. Beispielsweise kann eine Funktion,<br />
die die Bestimmung von Herbarmaterial umfasst, Informationen aus<br />
einem Informationsobjekt, beispielsweise einer Datenbank oder einer<br />
Stelle erhalten. Eine Stelle ist durch eine Person besetzt. Diese übernimmt<br />
beispielsweise die Bestimmung von Herbarmaterial.<br />
Grundsätzlich kann jede Information auf jedem Informationsträger berücksichtigt<br />
werden. Wenn keine Pfeilrichtung abgegeben ist, ist das System<br />
oder die Stelle an die Funktion angebunden und damit richtungslos.<br />
Damit wird die Funktion durch das angebundene System und der Stelle<br />
erledigt. 115<br />
115 Vgl. Staud 2006, S.60-65.<br />
40
3 Theoretische Grundlagen<br />
Da in Geschäftsprozessen oftmals mehrere Tätigkeiten parallel ausgeführt werden<br />
oder nur die eine oder die andere Tätigkeit zum Erfolg führt, existieren zur<br />
Modellierung die bereits angesprochenen drei Operatoren, die im Folgenden<br />
abgebildet sind:<br />
XOR<br />
Abbildung 8: Logische Operatoren 116<br />
• Der erste Operator zeigt eine UND-Verknüpfung. Ein Ereignis kann<br />
so beispielsweise zwei Funktionen parallel anstoßen.<br />
• Der zweite Operator stellt eine ODER-Verknüpfung dar und bietet<br />
parallele und alternative Abläufe an, bei denen mindestens eine<br />
Funktion oder ein Ereignis eintreten muss.<br />
• Die XOR-Verknüpfung steht für das "exklusive ODER". Für diesen<br />
Operator und der ODER-Verknüpfung muss beachtet werden, dass<br />
nach einem Ereignis keine solche Verknüpfung auftreten darf, da Ereignisse<br />
keine Entscheidungen treffen. Nur durch eine Funktion kann<br />
dies geschehen. 117<br />
Für die Modellierung von eEPK's existieren entsprechende Modellierungsregeln,<br />
die im Folgenden nicht weiter ausgeführt werden, da dies den Rahmen<br />
dieser Arbeit überschreiten würde. Nachstehend wird ausschließlich auf eine<br />
Besonderheit bei der späteren Modellierung mit eEPK's verwiesen. Zu Beginn<br />
dieses Kapitel wurden EPK's unter anderen durch eine streng alternierende<br />
Reihenfolge charakterisiert. Diese strenge Folge aus "Ereignis-Funktion-<br />
Ereignis" trägt wesentlich zu einer korrekten und vollständigen Modellierung bei,<br />
da bei jeder Funktion die Frage aufgeworfen wird, welche Ereignisse als Voraussetzungen<br />
für eine Funktion notwendig sind und welche Konsequenzen<br />
durch sie ausgelöst werden. Dies führt jedoch häufig zu sogenannten Trivialereignissen,<br />
die beispielsweise folgende Gestalt annehmen könnten: "Herbarmaterial<br />
prüfen", "Herbarmaterial ist geprüft", "Herbarmaterial suchen", "Herbarma-<br />
116 Vgl. Baumgartner et al. 2002, S. 6.<br />
117 Vgl. Seidlmeier 2006, S. 79-84.<br />
41
3 Theoretische Grundlagen<br />
terial ist gesucht". Bei der Modellierung kann auf eine solche Darstellung im<br />
linearen Prozessverlauf verzichtet werden. 118 In der späteren Modellierung der<br />
vorliegenden Arbeit wird bei linearen Prozessverläufen von der Darstellung solcher<br />
Trivialereignisse abgesehen, wenn sie nicht wesentlich zur Erkenntnis beitragen.<br />
Um verschiedene EPK's abzubilden, die inhaltlich zusammengehören, kann<br />
eine Darstellung mit Hilfe von Wertschöpfungsketten 119 (WSK) genutzt werden.<br />
Jedes Element einer Wertschöpfungskette repräsentiert inhaltlich zusammengehörige<br />
EPK's und stellt sie miteinander in Beziehung. Dabei wird jedes Element<br />
einer WSK durch ein Symbol mit Pfeilen dargestellt, die der Verknüpfung<br />
von vor- und nachgelagerten Bereichen dienen. Die folgende Abbildung zeigt<br />
eine Wertschöpfungskette, in der Geschäftsszenarien verdichtet dargestellt<br />
werden.<br />
Abbildung 9: Darstellung einer Wertschöpfungskette 120<br />
Mithilfe der WSK ist es möglich, eine Übersicht in einem betriebswirtschaftlichen<br />
Bereich zu schaffen, in dem eine große Zahl von EPK's enthalten sind.<br />
Prozesse eines Szenarios können so schrittweise erschlossen werden. Wertschöpfungsketten<br />
bieten damit die Möglichkeit, einen verdichteten Ablauf anzugeben.<br />
Zudem wird eine einheitliche Sicht auf die Unternehmensprozesse angeboten.<br />
In ARIS ist es dabei möglich, von den einzelnen Symbolen auf die<br />
entsprechenden Szenarioprozesse zuzugreifen. Im Rahmen dieser Arbeit werden<br />
für die einzelnen Prozesse EPK's genutzt, um die elementaren Geschäftsprozesse<br />
für jeden Prozess abzubilden. Um eine Übersicht aller modellierten<br />
Prozesse zu erhalten, werden die WSK genutzt. 121<br />
118 Vgl. Seidlmeier 2006, S. 84-85.<br />
119 Vgl. Kap. 3.2, Wertschöpfungsprozesse im botanischen Umfeld.<br />
120 Vgl. SAP AG 05.07.2007, o. S.<br />
121 Vgl. Allweyer 2005, S. 220; Staud 1999, S. 204-206;<br />
42
3 Theoretische Grundlagen<br />
3.5 Technisches- und Erkenntnisinteresse<br />
Dieses Kapitel stellt zwei bedeutende, globale Projekte vor. Bei einer Vielzahl<br />
der befragten Einrichtungen hat sich ergeben, dass diese in internationalen<br />
Netzwerken zusammenarbeiten. Daher wird eine kurze Übersicht über die globale,<br />
technische Forschungszusammenarbeit gegeben, an der sich auch einige<br />
der größeren botanischen Einrichtungen in Deutschland beteiligen. Des Weiteren<br />
wird auf das Erkenntnisinteresse einer Stiftung eingegangen, welche im<br />
botanischen Umfeld weltweite Digitalisierungen durchführt.<br />
3.5.1 Die internationale Forschungszusammenarbeit der GBIF<br />
Die Global Biodiversity Information Facility (GBIF) wurde 2001 gegründet. Diese<br />
internationale Einrichtung der Forschungszusammenarbeit hat das Ziel, wissenschaftliche<br />
Daten und Informationen zur Biodiversität 122 über das Internet<br />
weltweit zur Verfügung zu stellen. Dazu wird von der GBIF ein dezentral organisiertes,<br />
weltumspannendes Netzwerk aus webbasierten Datenbanken verknüpft<br />
und über ein zentrales Portal frei zugänglich angeboten. An dem Aufbau dieses<br />
Netzwerkes sind bereits über 47 Staaten und 31 internationale Organisationen<br />
beteiligt. Dadurch ist es aktuell möglich, über 100 Millionen Biodiversitätsdaten<br />
abzufragen, die von 188 Datenanbietern bereitgestellt werden. In Deutschland<br />
besteht das GBIF-Knotensystem aus sieben Knoten, die im Folgenden aufgeführt<br />
sind:<br />
Knoten Taxonomische Gruppen Standort<br />
Prokaryonten/Viren z.B. Prokaryonten, Viren Braunschweig<br />
Mykologie z.B. Pilze und Flechten München 123<br />
Botanik z.B. Gefäßpflanzen, Moose, Algen Berlin 124<br />
Evertebraten I Insekten Stuttgart<br />
Evertebraten II z.B. Mollusken, Spinnen, Myriapoden München<br />
Evertebraten III z.B. Marine Wirbellose, Krebse Frankfurt<br />
Vertebraten z.B. Fische, Amphibien, Reptilien Bonn<br />
Tabelle 2: Übersicht der GBIF-Knotenpunkte in Deutschland 125<br />
Durch die sieben GBIF-Knotenpunkte in Deutschland werden derzeit über 5,3<br />
Millionen Biodiversitätsdaten beigesteuert. Mithilfe der Bereitstellung der vor-<br />
122 Biodiversität bezeichnet die Vielfalt der Arten auf der Erde.<br />
123 Vgl. Kap. 4.1.6, Herbarium München.<br />
124 Vgl. Kap. 4.1.7, Herbarium Berlin.<br />
125 Vgl. Berendsohn 18.04.2006, o. S.<br />
43
3 Theoretische Grundlagen<br />
handenen Daten zur biologischen Vielfalt über das Internet kann die Effizienz<br />
der Biodiversitätsfoschung gesteigert werden. Zudem können Prioritäten bei<br />
Forschungs- und Naturschutzvorhaben gesetzt werden. Des Weiteren kann ein<br />
umfassender Daten- und Informationsaustausch einen großen Beitrag beispielsweise<br />
zur effektiven Umsetzung multilateraler Abkommen beitragen. 126<br />
3.5.2 Kurzvorstellung der Andrew W. Mellon Foundation<br />
Die Andrew W. Mellon Foundation, eine private Non-Profit-Organisation (NPO)<br />
wurde am 30. Juni 1969 in New York gegründet. Sie entstand durch die Zusammenlegung<br />
zweier Stiftungen, der Avalon-Stiftung und der Old Dominion-<br />
Stiftung. Die Avalon-Stiftung wurde 1940 durch Ailsa Mellon Bruce, der Tochter<br />
von Andrew W. Mellon gegründet, die Old Dominion-Stiftung wurde 1941 durch<br />
Paul Mellon, den Sohn von Andrew Mellon zu Ehren seines Vaters gegründet.<br />
127 Die Stiftung umfasst nach heutigem Stand ein Vermögen von 6,6 Milliarden<br />
US-Dollar. Die folgende Abbildung zeigt Andrew W. Mellon. Zu seiner Lebzeit<br />
von 1855-1937 galt er als einer der Menschen<br />
in Amerika, die ähnlich viel Vermögen<br />
geschaffen haben wie Rockefeller, Ford oder<br />
Morgan. Schon zu Lebzeiten spendete er<br />
annährend 10 Millionen US-Dollar, meistens an<br />
Bildungs- und karitative Einrichtungen. Nach<br />
seinem Tod gründeten die Kinder ihm zu Ehren<br />
die Mellon-Foundation. 128 Das Ziel dieser Stiftung<br />
besteht darin, finanzielle Zuschüsse und<br />
Unterstützung im Bereich der Bildung,<br />
Abbildung 10: Andrew W. Mellon 129<br />
Forschung oder dem Umweltschutz zu leisten. Derzeit bietet die Andrew W.<br />
Mellon Foundation Zuschüsse in sechs Bereichen an:<br />
126 Vgl. Berendsohn 30.07.2008, o. S.<br />
127 Vgl. The Andrew W. Mellon Foundation 2003-2009b, o. S.<br />
128 Vgl. The Andrew W. Mellon Foundation 2003-2009a, o. S.<br />
129 Vgl. The Andrew W. Mellon Foundation 2003-2009a, o. S.<br />
44
3 Theoretische Grundlagen<br />
• Höhere Bildung und Wissenschaft<br />
• Wissenschaftliche Kommunikation<br />
• Forschung in der Informationstechnologie<br />
• Museen und Kunst<br />
• Darstellende Kunst<br />
• Umwelt- und Naturschutz 130<br />
Auch in Deutschland finden zurzeit verschieden Projekte statt, die mithilfe oder<br />
ausschließlich durch die Mellon-Foundation gefördert werden. Im Bereich der<br />
höheren Wissenschaft finanziert die Stiftung die Digitalisierung spezieller Herbarbelege,<br />
den Typusbelegen. Ein Typusbeleg ist ein spezieller Herbarbeleg,<br />
der einen Referenzbeleg einer Pflanze darstellt und einen Wissenschaftler für<br />
die Beschreibung einer neuen Art dient.<br />
So findet beispielsweise im BGBM eine Digitalisierung von Typusbelegen statt,<br />
die durch 294.000 US-Dollar der Mellon-Foundation gefördert wird. Damit ist es<br />
dem BGBM möglich, 15.000 Typusbelege zu digitalisieren. 131 Auch in anderen<br />
botanischen Gärten bzw. Herbarien werden, zumeist Typusbelege, mit Geldern<br />
aus der Mellon-Foundation digitalisiert. Die digitalisierten Typusbelege werden<br />
mithilfe der GBIF weltweit zugänglich, das Urheberrecht der botanischen Materialien<br />
bleibt jedoch bei der jeweiligen Einrichtung.<br />
130 Vgl. The Andrew W. Mellon Foundation 2003-2009c, o. S.<br />
131 Vgl. Boldt 15.05.2008, o. S.<br />
45
4 Ergebnispräsentation<br />
4 Ergebnispräsentation<br />
Das Kapitel gliedert sich in zwei Punkte. In Punkt 4.1 wird eine allgemeine Ergebnispräsentation<br />
vorgenommen, bei der die einzelnen befragten botanischen<br />
Einrichtungen überblicksartig vorgestellt werden. Beispielsweise werden<br />
Schwerpunkte in der Forschung aufgeführt oder Besonderheiten und Alleinstellungsmerkmale<br />
der jeweiligen Einrichtung hervorgehoben.<br />
In Gliederungspunkt 4.2 erfolgt die Referenzmodellierung anhand der untersuchten<br />
Prozesse. Dabei wird mithilfe der gesammelten Informationen aus den<br />
einzelnen Befragungen und Beobachtungen jeweils ein Referenzmodell für jeden<br />
untersuchten Prozess entwickelt.<br />
4.1 Allgemeine Ergebnispräsentation<br />
In dem folgenden Kapitel werden Ergebnisse aus der durchgeführten Befragung<br />
verwendet. Ein Musterfragebogen ist im Anhang A zu finden. Die Befragungsergebnisse<br />
des jeweiligen Herbariums finden sich im Anhang B und sind dort<br />
nach der Reihenfolge des Besuches der Herbarien mit römischen Ziffern von I-<br />
VIII aufgeführt. Die vorangestellte Zahl vor den einzelnen Ergebnissen bezeichnet<br />
die Nummer aus dem Fragebogen.<br />
Befragungsergebnisse, die direkt einem Herbar zuzuordnen sind, finden sich im<br />
folgenden Text in runden Klammern am Satzende. Dabei gibt die römische Ziffer<br />
das Herbarium wieder. Die Zahl, die darauf folgt, ist die Nummer der Frage<br />
aus dem Musterfragebogen. In der dazugehörigen Fußnote ist die entsprechende<br />
Seitenzahl vermerkt, auf der das Befragungsergebnis aufgeführt ist.<br />
Aufgrund des Leitfadeninterviews wurde eine offene Gesprächsführung erreicht,<br />
die dazu beigetragen hat, Erfahrungshintergründe des Befragten mit den verschiedenen<br />
Prozessen zu erhalten. Die Dokumentation der offenen Fragen hat<br />
sich komplexer dargestellt als die der geschlossenen Fragen. Jedoch konnten<br />
durch diese Befragungsart die individuellen Erkenntnisse durch Aufzeichnungen,<br />
Fotos und Mitschriften ergänzt werden.<br />
46
4 Ergebnispräsentation<br />
4.1.1 Herbarium Göttingen<br />
Das Herbarium in Göttingen ist dem Albrecht von Haller Institut für Pflanzenwissenschaften<br />
zugeordnet und gehört der Georg-August-Universität Göttingen an.<br />
Zurzeit 132 sind ca. 800.000 Herbarbelege archiviert. Die größten Einrichtungen<br />
in Deutschland beherbergen bis zu 3,8 Millionen Herbarbelege. 133 Es existieren<br />
jedoch auch Einrichtungen mit ca. 10.000 Herbarbelegen, beispielsweise das<br />
Herbarium der Universität Münster 134 . Damit gehört das Göttinger Herbarium zu<br />
den mittelgroßen Einrichtungen in Deutschland. Zurzeit sind im botanischen<br />
Garten zehn Mitarbeiter beschäftigt und zusätzlich zwei Mitarbeiter im Herbarium.<br />
Durch das im Folgenden beschriebene Projekt sind temporär weitere zwei<br />
halbe Stellen geschaffen worden.(I, 1-3) 135<br />
Das Göttinger Herbarium ist ein "lebendiges" Herbar, das sich dadurch auszeichnet,<br />
dass noch aktive Arbeit stattfindet, beispielsweise werden im Rahmen<br />
von Doktorarbeiten Exkursionen vorgenommen und botanisches Belegmaterial<br />
gesammelt. Das Herbarium hat sich hierbei auf Südamerika als Forschungsgebiet<br />
spezialisiert.(I, 4) 136 Wie bedeutend die Forschungsarbeit der Einrichtung<br />
ist, zeigt sich darin, dass zurzeit im Rahmen des Aluka Projektes 137 , die Latin<br />
American Plant Initiative (LAPI) eine Digitalisierung von Typusbelegen aus Lateinamerika<br />
im Göttinger Herbarium durchführt. Die LAPI wird mit finanzieller<br />
Unterstützung der Mellon-Foundation durchgeführt. 138<br />
Dabei wird vom Royal Botanical Garden in Kew 139 ein Scanner bereitgestellt,<br />
der die Herbarbelege lateinamerikanischer Herkunft in möglichst allen Herbarien<br />
und botanischen Gärten weltweit digitalisiert. Das folgende Foto zeigt den<br />
sogenannten "Herbscan" vor dem Einsatz in Göttingen.<br />
132 Stand: 13.11.2008.<br />
133 Vgl. Tabelle 1, Übersicht der besuchten Herbarien.<br />
134 Vgl. Hövelmann 02.03.2006, o. S.<br />
135 Vgl. Anhang B, S. 102.<br />
136 Vgl. Anhang B, S. 102.<br />
137 Das ALUKA-Projekt hat das Ziel, eine digitale Bibliothek wissenschaftlicher Ressourcen über<br />
Afrika zu erstellen. Im Rahmen dessen werden auch lateinamerikanische Typen digitalisiert.<br />
138 Vgl. Kap. 3.5.2, Kurzvorstellung der Andrew W. Mellon Foundation.<br />
139 Vgl. Morley, o. S.<br />
47
4 Ergebnispräsentation<br />
Abbildung 11: Der Herbscan zur Digitalisierung von Herbarbelegen 140<br />
Der Herbscan erreicht eine Auflösung von 600 dpi 141 mit einer Farbtiefe von 24<br />
Bit. 142 Die Herbarbelege werden auf die untere waagerechte Fläche des Scanners<br />
platziert. In der horizontalen Ebene befindet sich die Scannereinheit, mit<br />
der die Herbarbelege digitalisiert werden. Eine Digitalisierung im Göttinger Herbarium<br />
geschieht vorwiegend im Rahmen des LAPI-Projektes, da für weitere<br />
Digitalisierungsvorgänge keine finanziellen Mittel zur Verfügung stehen.<br />
4.1.2 Überseemuseum Bremen<br />
Das Herbarium in Bremen ist eine Abteilung des Überseemuseums. Zurzeit<br />
sind dort ca. 400.000 Herbarbelege archiviert. Im Museum sind ca. 40-50 Mitarbeiter<br />
beschäftigt, wobei das Herbarium von einer halben Stelle betreut wird.<br />
Zusätzlich sind 2 ehrenamtliche Mitarbeiter dort tätig.(II,1-2) 143<br />
Ein Großteil der Herbarbelege stammt aus der Region Nord-West Deutschland<br />
und den nordfriesischen Inseln. Ab dem 19. Jahrhundert entstand diese Sammlung<br />
durch Tausch und Kauf von Herbarmaterial. Eine Besonderheit gegenüber<br />
140 Eigene Fotografie im Herbarium Göttingen.<br />
141 Ein dpi entspricht einen Punkt pro Zoll.<br />
142 Vgl. Ithaka Harbors Inc. 14.05.2007, S. 6.<br />
143 Vgl. Anhang B, S. 106.<br />
48
4 Ergebnispräsentation<br />
anderen besuchten Herbarien dieser Größenordnung besteht darin, dass<br />
zahlreiche Exemplare des Herbars öffentlich im angeschlossenen Museum<br />
ausgestellt und mit entsprechenden Informationen versehen werden. Neben<br />
dem Pflanzenmaterial werden auch Tierskelette und weitere Fundstücke im<br />
Museum ausgestellt.(II, 4) 144 In der botanischen Sammlung, die öffentlich zugänglich<br />
ist, sind Algen, Moose, Gefäßsporenpflanzen, Nackt- und Bedecktsamer<br />
sowie Pilze und Flechten enthalten. Die folgende Abbildung zeigt eine botanische<br />
Informationswand im Überseemuseum Bremen.<br />
Abbildung 12: Botanische<br />
Informationswand 145<br />
Abbildung 13: Zusätzliche interaktive<br />
Information über einen Schlauchpilz 146<br />
Durch Verweise an den Informationswänden kann der Besucher neben dem<br />
Herbarbeleg weitere Informationen an einzelnen interaktiven Informationsterminals<br />
im Museum erhalten, die oftmals den gezeigten Herbarbeleg im natürlichen<br />
Lebensraum als Farbfoto zeigen.<br />
144 Vgl. Anhang B, S. 106.<br />
145 Vgl. Ahrndt 2006a, o. S.<br />
146 Vgl. Ahrndt 2006b, o. S.<br />
49
4 Ergebnispräsentation<br />
4.1.3 Herbarium Marburg<br />
Das Herbarium Marburgense gehört zur Philipps-Universität Marburg. Es zählt<br />
mit ca. 400.000-500.000 Herbarbelegen zu den mittelgroßen Herbarien in<br />
Deutschland. Von dieser Zahl sind ca. 300.000 höhere Pflanzenbelege und<br />
100.000 Flechten-, Moos,- und Pilzbelege. Das Herbarium ist mit einer 25- und<br />
einer 30-Prozent-Stelle besetzt. Zusätzlich finden noch sporadische Praktikanteneinsätze<br />
statt. Neben den bereits aufgeführten Bestand existiert eine separate<br />
Sammlung von Herbarbelegen im angeschlossenen botanischen Garten, die<br />
einen Umfang von ca. 30.000-40.000 Belegen umfasst. Diese Sammlung ist<br />
historisch gewachsen, eine Zusammenlegung mit dem Herbarium würde einen<br />
unverhältnismäßigen Aufwand bedeuten. Abgesehen von den personellen Engpässen<br />
stellt auch die Lagerung ein Problem dar, da die dortige Systematik<br />
nicht der des Herbars entspricht.(III, 1-3; 25) 147<br />
Neben der botanischen Sammlung existiert eine einzigartige Alkoholsammlung<br />
von Trüffelpilzen, die unersetzliche Typusbelege enthält. Die nebenstehende<br />
Abbildung zeigt einen Teil dieser Sammlung.<br />
Über diese wissenschaftlich bedeutsame<br />
Sammlung hinaus bietet das Hespe'sche Moosherbar<br />
detailgenaue Zeichnungen<br />
mikroskopischer Merkmale, die aufgrund<br />
ästhetischer Aspekte von großer Bedeutung<br />
sind. 148 Das Herbarium umfasst zudem eine<br />
Lokalflora und die Flora Hessens und Nassaus.<br />
149<br />
Abbildung 14: Trüffelsammlung in Marburg 150<br />
147 Vgl. Anhang B, S. 109; Anhang B, S. 110.<br />
148 Vgl. von Soosten 02.12.2008, o. S.<br />
149 Vgl. Dieteric 01.11.2005, o. S.<br />
150 Vgl. Kost 2004, S. 22.<br />
50
4 Ergebnispräsentation<br />
4.1.4 Herbarium Halle<br />
Das Herbarium Halle am Institut für Biologie gehört der Martin-Luther-<br />
Universität Halle-Wittenberg an. Das Jahr der Gründung wird mit ca. 1816/1817<br />
durch den Ankauf der Sammlung des Botanikers Schkuhr 151 angenommen. Mit<br />
500.00 Herbarbelegen höherer Pflanzen, Moosen, Pilzen und Flechten zählt es<br />
ebenfalls zu den mittelgroßen Herbarien in Deutschland. Im Herbarium arbeiten<br />
zwei Mitarbeiter mit jeweils einer vollen Stelle und zusätzlich sind im Rahmen<br />
des LAPI-Projektes 152 momentan zwei Mitarbeiter mit jeweils einer halben Stelle<br />
beschäftigt. Innerhalb der höheren Pflanzen existiert eine Heimatsammlung aus<br />
den Gebieten des Harzes, Sachsens und Thüringen. Zudem beherbergt das<br />
Herbarium eine Mongoleisammlung, welche die zweitgrößte Sammlung außerhalb<br />
der Mongolei neben der in Petersburg darstellt. Der erste Direktor des botanischen<br />
Gartens in Halle fertigte Dubletten von Herbarbelegen aus dem<br />
BGBM an und archivierte sie in Halle. Dadurch konnten zahlreiche Herbarbelege<br />
nach dem Brand im BGBM im Zweiten Weltkrieg wiederbeschafft werden.(IV,<br />
1-3) 153<br />
Eine Besonderheit des Herbars dieser Größe stellt die hohe Anzahl an Typenbelegen<br />
154 dar. Für das Herbarium Halle werden 6.000-7.000 Typenbelege angenommen,<br />
die zukünftig digitalisiert und der wissenschaftlichen Gemeinschaft<br />
online zur Verfügung gestellt werden. Unter den Typenbelegen befinden sich<br />
zudem auch historisch bedeutsame Belege, beispielsweise von Alexander von<br />
Humboldt. Aufgrund der hohen Anzahl an Typenbelegen werden auch in Halle<br />
im Rahmen des Projektes LAPI entsprechende Typen digitalisiert. Die folgende<br />
Abbildung zeigt einen Teil herausgesuchter, kontrollierter, bestimmter, inventarisierter<br />
und digitalisierter Typenbelege aus dem Herbarium in Halle.(IV, 17) 155<br />
151 Vgl. Braun 22.01.2009, o. S.<br />
152 Vgl. Kap. 4.1.1, Herbarium Göttingen.<br />
153 Vgl. Anhang B, S. 112.<br />
154 Vgl. Kap. 3.5.2, Kurzvorstellung der Andrew W. Mellon Foundation.<br />
155 Vgl. Anhang B, S. 113.<br />
51
4 Ergebnispräsentation<br />
Abbildung 15: Erfasste Typusbelege 156<br />
Sobald alle Typen mithilfe des Projektes LAPI erfasst sind, ist das Projekt erfolgreich<br />
beendet und die digitalisierten Herbarbelege sind online abrufbar. Der<br />
Vorteil der weltweiten Digitalisierung durch die Mellon-Foundation 157 besteht<br />
größtenteils in der finanziellen Förderung. Aufgrund der derzeitigen und auf absehbare<br />
Zeit anhaltenden negativen finanziellen Situation der meisten besuchten<br />
Herbarien würde der überwiegende Teil der vorhandenen Herbarbelege<br />
physisch nicht neu bestimmt oder inventarisiert werden. Bereits die Inventarisierung<br />
neuer Herbarbelege stellt oft eine personelle und finanzielle Überforderung<br />
dar. Somit wäre auch eine Bestandsermittlung vorhandener Typusbelege nicht<br />
möglich. Erst durch das Vorhaben der Digitalisierung von Typusbelegen und<br />
der finanziellen Förderung durch die LAPI wird ein Auffinden dieser Belege und<br />
eine Bestimmung durch zusätzliche Personenstunden ermöglicht.<br />
4.1.5 Herbarium Dresden<br />
Das Herbarium Dresdense archiviert ca. 350.000 Herbarbelege. Es gehört der<br />
Technischen Universität Dresden an. Im Herbarium ist ein Wissenschaftler mit<br />
einer 10-Prozent-Stelle beschäftigt. Aufgrund dieser geringen personellen Besetzung<br />
sind von den 350.000 Herbarbelegen erst 50 Prozent inventarisiert und<br />
etikettiert. Ein Großteil der Sammlung lagert im Kellergeschoss des Gebäudes,<br />
allerdings weder in einem klimatisierten Lagerraum noch in geeigneten Schränken<br />
oder sonstigen Magazinen oder Archiven. Ein Grund für diese Situation<br />
156 Eigene Fotografie im Herbarium Halle.<br />
157 Vgl. Kap. 3.5.2, Kurzvorstellung der Andrew W. Mellon Foundation.<br />
52
4 Ergebnispräsentation<br />
besteht darin, dass der Fachbereich Biologie zu DDR-Zeiten 1968 aufgelöst<br />
und die bestehende Herbarbelege in den botanischen Garten ausgelagert wurden.<br />
1993 wurde der Studiengang Biologie an der Technischen Universität wieder<br />
aufgenommen, im Zuge dieser Entwicklung bekam das Herbarium auch<br />
dort seinen heutigen Standort. Seitdem sind die Herbarbelege dort gelagert.<br />
Externe Leihanfragen müssen oftmals kurzzeitig aufbereitet werden, um sie zu<br />
versenden. Im Gegensatz zum vorigen besuchten Herbarium in Halle werden in<br />
Dresden höchstens einige hundert Typusbelege erwartet. Aufgrund dessen ist<br />
es zukünftig eher unwahrscheinlich, dass durch ein drittmittelgefördertes Projekt<br />
wie der LAPI ein Teil der Inventarisierung finanziell übernommen wird.<br />
Bei den höheren Pflanzen stellen<br />
die sächsischen Herbarbelege<br />
einen Schwerpunkt des Herbariums<br />
dar. Diese sind im Gegensatz zu<br />
den übrigen höheren<br />
Herbarbelegen vollständig montiert,<br />
etikettiert und inventarisiert. Sie<br />
werden oftmals für regionale<br />
Projekte, beispielsweise zur<br />
Darstellung von Verbreitungsgebieten<br />
genutzt.(V, 1-3, 22) 158 Die<br />
nebenstehende Abbildung zeigt<br />
einen Verbreitungsatlanten, der<br />
durch die Herbarbelege des<br />
Herbariums Dresdense entstanden<br />
Abbildung 16: Verbreitungsatlas für Farn- und Samenpflanzen 159<br />
ist. Die Darstellung auf dem Buchumschlag zeigt die Verbreitungsgebiete einer<br />
bestimmten Pflanzengattung in Sachsen. Anhand dieser können Entwicklungen<br />
verschiedener Arten und Rückgänge bestimmter Populationen über verschiedene<br />
Jahrzehnte erkannt werden.(V, 26) 160<br />
158 Vgl. Anhang B, S. 116-117.<br />
159 Eigene Fotografie im Herbarium Dresden.<br />
160 Vgl. Anhang B, S. 118.<br />
53
4 Ergebnispräsentation<br />
4.1.6 Herbarium München<br />
Das Herbarium in München findet sich in der Botanischen Staatssammlung<br />
München (BSM) und wurde 1813 von Maximilian I Joseph von Bayern, den König<br />
von Bayern gegründet um das königliche Herbarium für die Zukunft zu bewahren.<br />
161<br />
Im Herbarium sind ca. 3 Millionen Herbarbelege archiviert. 162 Davon sind ca. 2<br />
Millionen höhere Pflanzen, ca. 350.000 Pilze, ca. 350.000 Flechten, ca. 150.000<br />
Algen und ca. 150.000 Moose. Im Herbarium sind 10 Mitarbeiter in Vollzeitstellen<br />
beschäftigt. Sie setzen sich aus Wissenschaftlern, Kuratoren und technischen<br />
Angestellten zusammen.(VI, 1-3) 163 Neben der Herbariumstätigkeit werden<br />
zahlreiche Projekte durchgeführt und betreut. Im Folgenden eine Übersicht<br />
der laufenden Projekte.<br />
• Flora (Flora von Bayern, China, Malesien, Sonora Wüste und Thailand)<br />
• Online Datenbanken (Sammlungen Online, Sammler Online, Exsikkat<br />
164 Online und DALI 165 )<br />
• Informationssysteme (GLOPP 166 , LIAS 167 und Melastomatacea.net 168 )<br />
• Eingerichtete Informationsportale (GBIF 169 , The Mycology.net 170 , The<br />
Phycology.net 171 )<br />
• Informationsportale mit Daten der BSM (GBIF, Aluka 172 , BioCASE 173 ,<br />
GBIF-Deutschland Botanik 174 ) 175<br />
161 Vgl. Triebel 11.10.2006a, o. S.<br />
162 Stand: 15.12.2008.<br />
163 Vgl. Anhang B, S. 119.<br />
164 Ein Exsikkat stellt einen getrockneten und beschriebenen Pilzbeleg dar.<br />
165 Diese Datenbank enthält Nachweise von systematischen und taxonomischen Studien über<br />
Ascomyceten, den Schlaupilzen.<br />
166 Die Abkürzung steht für Global Information System für die Biodiversität der Pflanzen und<br />
Pilze.<br />
167 Die Abkürzung steht für das Global Information System für Lichenized und Nicht<br />
Lichenized Ascomycetes (Flechtenartige Schlauchpilze).<br />
168 Dieses Informationssystem stellt Informationen über die Biodiversität der Melastomataceae,<br />
den Schwarzmundgewächsen, bereit.<br />
169 Vgl. Kap. 3.5.1, Die internationale Forschungszusammenarbeit der GBIF<br />
170 Ein Informationsportal für Wissenschaftler mit Informationen über die Vielfalt der Pilze.<br />
171 Ein Informationsportal für Wissenschaftler mit Informationen über die Vielfalt der Algen.<br />
172 Das ALUKA-Projekt hat das Ziel, eine digitale Bibliothek wissenschaftliche Ressourcen<br />
über Afrika zu erstellen.<br />
173 Beim Biocase-Projekt bilden 30 nationale Zentren ein Metadatennetzwerk, die Meta-<br />
Informationen über Sammlungen in Europa zusammentragen.<br />
54
4 Ergebnispräsentation<br />
Für eine ausführliche Beschreibung der jeweiligen Projekte muss auf die im Anhang<br />
aufgeführten Quellen verwiesen werden. Aus Platzgründen kann ausschließlich<br />
auf die bereits erwähnten Projekte, die bei der späteren Modellierung<br />
Beachtung finden, näher eingegangen werden.<br />
Von den beschriebenen Projekten ist die BSM besonders aktiv beim Unterhalten<br />
des GBIF-Knotens Mykologie 176 und beim Ausbau des globalen Informationssystems<br />
LIAS für Flechten und Pilze. Bisher sind dort ca. 60.000 Namenseinträge<br />
von Pilzen zu einem einzigen Datenbestand zusammengefasst und<br />
durch Deduplikation auf 20.000 reduziert. Der Großteil dieser Namen ist gültig<br />
beschrieben und akzeptiert. Zusätzlich wird ein WIKI 177 für das Glossar und die<br />
Optimierung entwickelt. Damit ist es möglich, das nach einer Autorisierung der<br />
Nutzer Einträge editiert und eine dynamische Überarbeitung der Begriffe somit<br />
ermöglicht wird. 178 Die nachfolgende Abbildung zeigt einen Ausschnitt aus dem<br />
Informationssystem LIAS.<br />
174 Vgl. Kap. 3.5.1, Die internationale Forschungszusammenarbeit der GBIF.<br />
175 Vgl. Triebel 11.10.2006b, o. S.<br />
176 Die Mykologie ist die Wissenschaft von den Pilzen.<br />
177 Ein WIKI ist ein Online-System, in welchem Benutzer Inhalte lesen und online ändern<br />
können. Ziel eines WIKI ist es, Erfahrungen und Wissen der Autoren zu teilen.<br />
178 Vgl. Triebel et al. 2006, S. 47-48.<br />
55
4 Ergebnispräsentation<br />
Abbildung 17: Ausschnitt aus dem Informationssystem LIAS 179<br />
Bei dieser interaktiven Karte besteht die Möglichkeit, über einen Kontinenten,<br />
beispielsweise Europa, ein Land auszuwählen und damit eine möglichst vollständige<br />
Übersicht über Pilzbelege eines Landes zu erhalten. So ist es denkbar,<br />
beispielsweise Informationen über Pilze in Deutschland zu erhalten, sortiert<br />
nach der Gattung und Art. Aufgeführt sind diese Informationen nach dem jeweiligen<br />
Herbarium, in welchem die Belege physisch archiviert sind. Eine Bestimmung<br />
wird damit vereinfacht und Datensätze, die nachträglichen Änderungsbedarf<br />
benötigen, können über den Webzugang aktualisiert werden.<br />
4.1.7 Herbarium Berlin<br />
Das Herbarium Berlin ist im Botanischen Garten Botanischen Museum Berlin-<br />
Dahlem (BGBM), der einen der drei bedeutendsten botanischen Gärten der<br />
Welt darstellt. Das Herbarium ist das Größte in Deutschland mit ca. 3,8 Millionen<br />
Herbarbelegen, von denen ca. 2 Millionen Flechten, Pilze und Algen darstellen.<br />
Weitere 1,5 Millionen Herbarbelege sind höhere Pflanzen und 300.000<br />
Moose. Das Herbarium ist im Kellergeschoss über zwei unterirdischen Etagen<br />
verteilt und geht aus einer ehemaligen Bunkeranlage aus dem Jahre 1987 her-<br />
179 Vgl. Rambold 23.11.2005, o. S.<br />
56
4 Ergebnispräsentation<br />
vor.(VII, 1-2) 180 Im Herbarium sind ca. 45 Mitarbeiter als Wissenschaftler, technische<br />
Angestellte und IT-Fachkräfte beschäftigt. 181<br />
Zurzeit findet neben zahlreichen Projekten, bei denen auch die LAPI eine Digitalisierung<br />
vornimmt, eine Digitalisierung von Herbarbelegen von Alexander von<br />
Humboldt aus dem Willdenow-Herbar statt. Diese Belege sind teilweise über<br />
200 Jahre alt und in einem<br />
separaten Herbar mit einer<br />
eigenen Systematik archiviert.(VII,<br />
3, 22) 182 Neben den<br />
erwähnten Projekten wird im<br />
Herbarium in Berlin die umfangreichste<br />
Digitalisierung<br />
aller besuchten Einrichtungen<br />
von Herbarbelegen vorgenommen.<br />
Dabei werden von<br />
höheren Pflanzen sowohl die<br />
Metadaten der Herbarbelege,<br />
beispielsweise die Pflanzenfamilie<br />
und die Bezeichnung,<br />
als auch der Beleg an sich<br />
mit dem physischen Belegmaterial<br />
digitalisiert. Die<br />
nebenstehende Abbildung<br />
zeigt einen vollständig<br />
Abbildung 18: Digitalisierter Herbarbeleg aus dem Willdenow-Herbar 183<br />
digitalisierten Herbarbeleg aus dem Willdenow-Herbar. 184 Neben diesen Projekten<br />
stellt der BGBM ähnlich wie die BSM in München für die GBIF einen Knoten<br />
für die Botanik bereit.<br />
180 Vgl. Anlage B, S. 124.<br />
181 Vgl. Hildebrandt, Berendsohn 16.12.2008, o. S.<br />
182 Vgl. Anlage B, S. 124; Anlage B, S. 126.<br />
183 Vgl. Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem 13.08.2007b, o. S.<br />
184 Die Abbildung zeigt die Centaurea sordida Willd aus der Familie der Compositae, den Korb-<br />
blütlern.<br />
57
4 Ergebnispräsentation<br />
Die Digitalisierung von Herbarbelegen im BGBM in Zusammenarbeit der GBIF<br />
kann zur Veranschaulichung<br />
Herbarbeleg<br />
Digitalisierung<br />
GBIF-Portal<br />
wie folgt skizziert werden: Der<br />
BGBM digitalisiert im Herbarium<br />
befindliche Herbarbelege<br />
und speichert diese auf eine<br />
lokale Datenbank, die mit der<br />
GBIF verknüpft ist. Dieses Informationsportal<br />
stellt der Forschungsgemeinschaft<br />
Abbildung 19: Zusammenarbeit des BGBM mit der GBIF 185<br />
Informationen aller beteiligten Herbarien weltweit bereit. Forschungsanfragen<br />
über bestimmtes digitalisiertes Material findet damit über einen zentralen Anlaufpunkt<br />
statt. Dieser verweist auf das entsprechende Herbarium, welches den<br />
Herbarbeleg in einer Datenbank abgespeichert hat. Die Rechte an dem digitalisierten<br />
Beleg bleiben zudem bei der botanischen Einrichtung. Aus diesem Beispiel<br />
wird ersichtlich, wie effektiv eine Digitalisierung im internationalen Rahmen<br />
erfolgen kann.<br />
Prozess<br />
Zurzeit sind über 70.000 digitale Bilder aus 208 Ländern in der Datenbank des<br />
BGBM archiviert. Den größten Teil digitalisierter Herbarbelege stellen Spermatophyten<br />
186 dar. Von diesen sind bereits annährend 47.000 Herbarbelege digitalisiert.<br />
Neben diesen sind bereits über 11.000 Herbarbelege aus dem<br />
Willdenow-Herbar online verfügbar. Von Pteridophyten 187 sind über 8.000 Belege<br />
digitalisiert. 188 Pilze, Flechten und Früchte sind nahezu nicht digitalisiert. Die<br />
Begründung hierzu findet sich im Prozess der Digitalisierung wieder. 189<br />
Im Rahmen des Projektes Herbar Digital an der Fachhochschule <strong>Hannover</strong><br />
(FHH) wird an dem Prozess der Virtualisierung von Herbarbelegen geforscht.<br />
185 Eigene Darstellung.<br />
186 Spermatophyten sind Blüten- und Samenpflanzen.<br />
187 Pteridophyten sind Farnpflanzen.<br />
188 Vgl. Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem 13.08.2007a, o. S.<br />
189 Vgl. Kap. 4.2.3, Referenzprozess der Digitalisierung.<br />
58
4 Ergebnispräsentation<br />
Ziel dieses Vorhabens ist es, die Kosten der Digitalisierung zu senken, um somit<br />
für möglichst alle musealen Objekte Referenzlösungen abzuleiten. 190<br />
4.1.8 Herbarium Hamburg<br />
Mit ca, 1,8 Millionen Herbarbelegen ist in Hamburg das viertgrößte Herbarium in<br />
Deutschland anzutreffen. Neben den höheren Pflanzen sind Pilze, Moose und<br />
Flechten archiviert. Zudem existiert eine geringe Alkoholsammlung. Im Herbarium<br />
sind insgesamt elf Mitarbeiter beschäftigt, davon sind acht halbe Stellen,<br />
wovon wiederum zwei von der Mellon-Foundation finanziert werden. Bei Bedarf<br />
werden ein- bis zwei ABM-Stellen angeboten.(VIII, 1-2) 191<br />
Neben Nachlässen, die dem Herbarium angeboten werden, gelangt das Herbarium<br />
über Arbeitsgruppen in Südafrika und Marokko an neues Herbarmaterial.<br />
Zusätzlich zur Finanzierung der Digitalisierung durch die Mellon-Foundation<br />
werden im Rahmen des GBIF-Projektes Orchideen, Moostypen und die gesammelten<br />
Herbarbelege aus den südafrikanischen Pflanzengruppen, die Mittagsblumengewächse,<br />
digitalisiert. Ähnlich wie bei der Mellon-Foundation werden<br />
auch im GBIF-Projekt nur die Typusbelege digitalisiert. Die Mittagsblumensammlung<br />
in Hamburg stellt die größte Sammlung dieser Art weltweit dar.(VIII,<br />
3-4) 192<br />
Die folgende Abbildung zeigt digitalisiertes Herbarmaterial, welches aus dem<br />
Herbarium Hamburgense stammt und im Rahmen der Mellon-Foundation digitalisiert<br />
wurde. Mithilfe der GBIF wird die Digitalisierung im Internet veröffentlicht.<br />
190 Vgl. Jaspersen 02.02.2007, o. S.<br />
191 Vgl. Anhang B, S. 128.<br />
192 Vgl. Anhang B, S. 128.<br />
59
4 Ergebnispräsentation<br />
Abbildung 20: Digitalisierte Typenbelege aus dem Herbarium Hamburg 193<br />
Die Abbildung zeigt in der linken oberen Ecke eine digitalisierte Kapsel 194 mit<br />
Moosbelegen. Der Inhalt, also das jeweilige botanische Material, wird dabei<br />
nicht digitalisiert. Die handschriftlichen Angaben werden nach der Digitalisierung<br />
von einem Mitarbeiter abgelesen und in die Datenbank übertragen. So<br />
kann in der Datenbank anhand des Namens, in diesem Beispiel<br />
Acanthocladium albescens neben den handschriftlichen Aufzeichnungen auf<br />
dem Beleg auch der Fundort, der Typ oder verschiedene Bemerkungen abgerufen<br />
werden.<br />
Um eine Vorstellung über die Kosten der Digitalisierung von Typenbelegen<br />
nach dem Verfahren der Mellon-Foundation zu erhalten, wird im Folgenden<br />
eine Berechnung der Stiftung gezeigt. Die Kosten beziehen sich auf die Digitali-<br />
193 Vgl. Herbarium Hamburgense, o. S.<br />
194 Eine Kapsel enthält beispielsweise Moose oder Flechten. Sie stellt das Behältnis für<br />
Herbarmaterial dar, welches nicht auf dem Herbarbeleg fixiert werden kann und besteht aus<br />
Kartonpapier.<br />
60
4 Ergebnispräsentation<br />
sierung von insgesamt 18.500 Typenbelegen im Herbarium Hamburgense.<br />
Dabei geht die Stiftung davon aus, dass abzüglich Urlaubs- und Feiertage 10,5<br />
Monate reine Arbeitszeit zum Digitalisieren zur Verfügung stehen.<br />
Erfahrungsgemäß kann eine Person im Jahr 2.940 Typenbeleg digitalisieren,<br />
wenn sie ganztags beschäftigt ist. Die Stiftung rechnet gerundet mit 2.900<br />
Typenbelge pro Mann-Jahr 195 . Da in Hamburg 18.500 Typenbelege zur Digitalisierung<br />
zur Verfügung stehen, sind 6,4 Mann-Jahre notwendig. Die jährlichen<br />
Kosten für die Digitalisierung berechnen sich nach der Methode der Mellon-<br />
Foundation wie folgt:<br />
Kostenpunkt<br />
Summe (Euro)<br />
Halbe technische Arbeitsstelle 19.200<br />
Halbe wissenschaftliche Arbeitsstelle 58.800<br />
Barcode Material mit Label 1000<br />
Speichermedien 1500<br />
Support 1500<br />
IT-Support 750<br />
Reisen, Meetings 4000<br />
Summe jährliche Kosten 86.750<br />
Gesamtsumme (jährl. Kosten * 6,4) 555.200<br />
Kosten pro Herbarbeleg ~30<br />
Tabelle 3: Digitalisierungskostenberechnung der Mellon-Foundation 196<br />
Wie aus der obigen Tabelle ersichtlich wird, sind für die gesamte Digitalisierung<br />
der Herbarbelege im Herbarium Hamburgense 555.200 Euro notwendig. Dies<br />
entspricht gerundet 30 Euro pro Typusbeleg. Auf eine Umrechnung in US-Dollar<br />
wurde aufgrund der Übersichtlichkeit verzichtet. In den vorab vorgestellten Herbarien,<br />
in denen ebenfalls die Mellon-Foundation diese Digitalisierung durchführt,<br />
werden die Kosten mit den gleichen Faktoren berechnet.<br />
Bei diesem Digitalisierungsverfahren muss beachtet werden, dass die Stiftung<br />
keine Digitalisierung des gesamten Herbarbeleges vornimmt, sondern nur die<br />
Metadaten, also beispielsweise den Typennamen, die Familie, die Gattung etc.<br />
festhält. Handschriftlich bestimmtes Material wird durch die Digitalisierung erfasst,<br />
aber nicht digital analysiert. Es muss zusätzlich von einem Mitarbeiter<br />
195 Ein Mann-Jahr bezeichnet rechnerisch eine Vollzeitstelle.<br />
196 Vgl. Anhang E: Digitalisierungskosten der Mellon-Foundation.<br />
61
4 Ergebnispräsentation<br />
abgelesen und in die Datenbank nachgetragen werden.(VIII, 14) 197 Damit wird<br />
dem Forscher die Möglichkeit geboten, nach entsprechenden Belegen in einer<br />
Datenbank zu suchen und die Information zu erhalten, in welchem Herbarium<br />
der Beleg physisch aufzufinden ist.<br />
Auch im Rahmen des Forschungsprojektes Herbar Digital wurden die Kosten<br />
für die Digitalisierung eines Herbarbeleges berechnet. Bei dieser Berechnung<br />
fanden beispielsweise die tatsächlichen Personalkosten, Materialkosten, kalkulatorischen<br />
Abschreibungen und Investitionen Berücksichtigung, die aufgrund<br />
der Digitalisierung anfallen. Ohne eine Optimierung des Prozesses der Digitalisierung<br />
würde die Digitalisierung eines Herbarbeleges ca. 15 Euro kosten 198 . Im<br />
Gegensatz zum Prozess wie ihn die Mellon-Foundation durchführt, wird im<br />
Rahmen des Projekts Herbar Digital eine Digitalisierung des gesamten Herbarbeleges<br />
mit montierten botanischen Material durchgeführt. Das Forschungsprojekt<br />
sieht vor, den Durchsatz von digitalisierten Herbarbelegen von bisher 6 auf<br />
60 pro Stunde bis zum Abschluss des Projektes im Jahre 2011 zu steigern. 199<br />
Infolge dessen würden die Kosten auf ca. 1,40 Euro pro Herbarbeleg sinken.<br />
Um dieses Ziel zu erreichen, arbeiten derzeit drei verschiedene Fakultäten gemeinsam<br />
an einer automatisierten Digitalisierung.<br />
4.2 Erstellung des Referenzmodells<br />
Die Ausarbeitung des Referenzmodells erfolgte anhand der während der Befragung<br />
erfassten Daten. Die gewonnenen Eindrücke aus den einzelnen, untersuchten<br />
Prozessen boten dabei Anregungen und zum Teil Optimierungspotenzial,<br />
um ein effizientes Referenzmodell für den jeweiligen Wertschöpfungsprozess<br />
zu erschaffen.<br />
Dazu wurden für jeden zu modellierenden Prozess die gesamten Informationen<br />
aller befragten Einrichtungen selektiert, um eine Übersicht aller Tätigkeiten, die<br />
bei einem Prozess notwendig sind, zu erlangen. Entsprechende Hinweise auf<br />
innovative Prozessschritte wurden dabei genauso berücksichtigt wie Hinweise<br />
auf vorhandene Schwierigkeiten bei der Prozessdurchführung.<br />
197 Vgl. Anhang B, S. 129.<br />
198 Vgl. Wendehorst 29.01.2008, S. 39.<br />
199 Vgl. Wendehorst 29.01.2008, S. 71.<br />
62
4 Ergebnispräsentation<br />
Die Modellierung erfolgte mithilfe des ARIS-Toolsets 200 , welches im Theorieteil<br />
erläutert wurde. Die Geschäftsprozesse werden durch eEPK's 201 dargestellt,<br />
vereinzelt werden ARIS-spezifische Notationsmöglichkeiten verwendet, die im<br />
Theorieteil aufgrund der breiten Vielfalt nicht behandelt werden konnten. Aus<br />
diesem Grund befindet sich eine vollständige Übersicht aller in der Modellierung<br />
verwendeten ARIS-eEPK-Notationen im Anhang C. Die Modellierung erfolgte<br />
an der FHH und ist in der ARIS-Systemumgebung abgespeichert, um aufbauenden<br />
Arbeiten eine Erweiterung der Prozesse zu ermöglichen. Jeder der<br />
untersuchten Prozesse wird einzeln als Referenzmodell veranschaulicht, um<br />
eine übersichtliche Darstellung zu ermöglichen. Die vorangehende Beschreibung<br />
des Prozesses dient jedoch ausschließlich dem Verständnis, daher werden<br />
nur elementare Ereignisse, Funktionen und Informationen angesprochen,<br />
da Details den entsprechenden EPK's entnommen werden können. Im Anschluss<br />
an die Referenzmodellierung wird das Zusammenwirken der einzelnen<br />
Prozesse anhand einer Wertschöpfungskette dargestellt.<br />
Parallel zu dieser Arbeit wird im Rahmen einer Diplomarbeit ein ARIS-<br />
Prozessmuster für die Produktion von digitalen Herbarbelegen entwickelt. 202<br />
Dabei werden die Prozesse der Digitalisierung, Lagerung und Auswertung detailliert<br />
und speziell für den BGBM veranschaulicht. Während der Ausarbeitung<br />
dieses Prozessmusters hat sich gezeigt, dass auch bei dieser speziellen Untersuchung<br />
keine Widersprüche zum Referenzmodell auftreten und dieses vom<br />
Referenzmodell abgedeckt wird.<br />
4.2.1 Referenzprozess der Sammlung<br />
Im Folgenden wird der Referenzprozess der Sammlung von botanischem Belegmaterial<br />
erläutert. Informationen zu diesem Prozess konnte jedes Herbar<br />
liefern, da in allen Einrichtungen noch Sammeltätigkeiten stattfinden und kein<br />
"totes" Herbar in der Befragung enthalten war. Obwohl die Sammlung einen<br />
grundlegenden und etablierten Prozess in Herbarien darstellt, waren dennoch<br />
unterschiedliche Vorgehensweisen anzutreffen.<br />
200 Vgl. Kap. 3.4.2.1, ARIS.<br />
201 Vgl. Kap. 3.4.2.2, Ereignisorientierte Prozessketten in der Modellierung.<br />
202 Vgl. Wallenreiter 22.02.2009.<br />
63
4 Ergebnispräsentation<br />
Ein Referenzprozess der Sammlung beginnt damit, dass nachdem die Sammlung<br />
vorbereitet ist, eine Auswahl geeigneter Arbeitsmittel erfolgen muss. Viele<br />
Sammlungsprozesse, insbesondere die von ehrenamtlichen- und Hobbysammlern,<br />
finden noch ohne Global Positioning System (GPS)- Modul statt. Die Beschreibung<br />
des Fundortes wird beispielsweise mit rudimentären Angaben wie<br />
"Lüneburger Heide, nähe Soltau" vorgenommen. Eine Nutzung der Sammlungstätigkeit,<br />
beispielsweise durch die Erstellung eines Verbreitungsatlanten,<br />
wird damit erheblich erschwert. Zudem wird ein erneutes Auffinden des Fundortes<br />
sehr schwierig.(V, 6; VIII, 5) 203 Mithilfe des GPS werden beispielsweise<br />
Längen- und Breitengrade oder die Höhe über dem Meeresspiegel festgehalten<br />
und somit Daten schnell und präzise erfasst. Mit der vorherigen Auswahl allgemeiner<br />
Arbeitsmittel im Referenzmodell werden die angesprochenen Schwächen<br />
vermieden. Zusätzlich zu den erwähnten Arbeitsmitteln wird auch eine<br />
Sammlernummer vergeben, anhand derer eine spätere Suche in einer Datenbank<br />
ermöglicht wird, um beispielsweise Herbarbelege eines bestimmten<br />
Sammlers im Archiv aufzufinden.<br />
Im Folgenden wird eine Unterscheidung nach dem jeweiligen Sammlungsmaterial<br />
vorgenommen. Eine weitere Unterscheidungsmöglichkeit nach Algen wurde<br />
nicht durchgeführt, da diese in keinem Herbar mehr gesammelt werden. Zudem<br />
stellen bestehende Algensammlungen zumeist Schenkungen dar, die separat<br />
gelagert werden. Aufgrund der geografischen Gegebenheiten wird auch zukünftig<br />
von keinem Herbar die Ausweitung der Sammlung auf Algen vorgesehen.(VI,<br />
2) 204 Daher werden diese auch in den folgenden Prozessen nicht weiterführend<br />
behandelt.<br />
Bei der Befragung hat sich herausgestellt, dass je nach Sammlungsvorhaben<br />
teilweise zusätzliche Arbeitsmittel notwendig sind. Da in den meisten Fällen<br />
eine Sammlung nur für eine bestimmte Art vorgenommen wird und unnötige<br />
Ausrüstung den Sammler belastet, wird im Referenzmodell vorab eine Unterscheidung<br />
nach zusätzlichen Arbeitsmitteln vorgenommen. Beispielsweise benötigen<br />
botanische Einrichtungen, die sich auf die Untersuchung von Pilzen<br />
203 Vgl. Anhang B, S. 116; Anhang B, S. 128.<br />
204 Vgl. Anhang B, S. 119.<br />
64
4 Ergebnispräsentation<br />
spezialisiert haben, immer einen "Frischebeleg" des Pilzes. Der Grund liegt darin,<br />
dass Pilze nach der Sammlung ihre Farbe sehr stark verändern bzw. teilweise<br />
verlieren und eine Bestimmung von Pilzen aufgrund fehlender<br />
Bestimmungsflore 205 ohnehin sehr aufwendig ist. Daher wird im Referenzmodell<br />
als zusätzliches Arbeitsmittel die Digitalkamera vorgesehen, um ein Foto im<br />
"Frischezustand" festhalten zu können.(III, 6,7) 206 Für höhere Pflanzen oder<br />
Moosen besteht diese Problematik nicht, da diese ihre Farbe beim Trocknen<br />
nicht zu stark verändern. Aus diesem Grund kann bei der Wahl der Arbeitsmittel<br />
darauf verzichtet werden.<br />
Daneben muss beachtet werden, dass eine zeitnahe Trocknung von Pilzen für<br />
eine optimale Bestimmung notwendig ist. Demzufolge ist im Referenzmodell als<br />
zusätzliches Arbeitsmittel ein mobiler Trockner, z. B. für Dörrobst, vorgesehen.(III,<br />
5) 207 Die Alufolie dient dabei zum Frischhalten des Pilzes. Mit diesen<br />
Anforderungen stellt die Sammlung von Pilzen den aufwendigsten Prozess in<br />
diesem Referenzmodell dar. Nach der Auswahl der Arbeitsmittel kann die<br />
Sammlung durchgeführt werden.<br />
Die folgenden Metadaten sind als Muss-Kriterien im Referenzmodell identifiziert<br />
und können durch die vorab ausgewählten Arbeitsmittel erfasst werden:<br />
Kriterium (Muss)<br />
• Fundort (II, 6; IV, 6) 208<br />
• Sammlername (II, 6; IV, 6) 209<br />
• Sammeldatum (II, 6; IV, 6) 210<br />
• GPS-Bestimmung (III, 6) 211<br />
• Farbe (III, 6,7) 212<br />
• Vegetation (III, 6,7) 213<br />
205 Bestimmungsfloren werden benötigt, um Pflanzen anhand bestimmter Merkmale<br />
systematisch einordnen zu können und ihren wissenschaftlichen Namen in Erfahrung zu<br />
bringen.<br />
206 Vgl. Anhang B, S. 109.<br />
207 Vgl. Anhang B, S. 109.<br />
208 Vgl. Anhang B, S. 106; Anhang B, S. 112.<br />
209 Vgl. Anhang B, S. 106; Anhang B, S. 112.<br />
210 Vgl. Anhang B, S. 106; Anhang B, S. 112.<br />
211 Vgl. Anhang B, S. 109.<br />
212 Vgl. Anhang B, S. 109.<br />
213 Vgl. Anhang B, S. 109.<br />
65
4 Ergebnispräsentation<br />
Die Modellierung dieser Daten als Muss-Kriterien begründet sich darin, dass<br />
diese Angaben für den späteren Prozess der Bestimmung elementare Informationen<br />
darstellen. 214<br />
Neben diesen Pflichtangaben sind je nach Sammlungsart für ein optimales Ergebnis<br />
weitere Angaben notwendig. Bei Pilzen ist das anfangs erwähnte Digitalfoto<br />
anzufertigen und der Geruch des Pilzes muss beschrieben werden.(III,<br />
6,7) 215 Zudem muss das Substrat 216 aufgesammelt werden. Bei höheren Pflanzen<br />
und Flechten sind weitere spezifische Informationen für eine optimale<br />
Sammlung nötig.(III, 5) 217 Nachdem diese Informationen zu dem jeweiligen<br />
Sammlungsstück notiert sind, müssen die Fundstücke in Kunststofftüten oder<br />
Zeitungspapier für den Transport ins Herbarium verpackt werden. Anschließend<br />
muss das gesammelte Material getrocknet und durchgefroren werden. Im Anschluss<br />
daran kann das Material auf dem Herbarbeleg montiert werden. Damit<br />
ist der Prozess der Sammlung abgeschlossen. Die folgende eEPK veranschaulicht<br />
den Prozess der Sammlung mit allen notwendigen Informationsobjekten.<br />
214 Vgl. Kap. 4.2.2, Referenzprozess der Bestimmung.<br />
215 Vgl. Anhang B, S. 109.<br />
216 Das Substrat stellt das Material dar, auf welches der Pilz wächst.<br />
217 Vgl. Anhang B, S. 109.<br />
66
4 Ergebnispräsentation<br />
Abbildung 21: Referenzmodell der Sammlung von Herbarmaterial (Teil I) 218<br />
218 Eigene Darstellung.<br />
67
4 Ergebnispräsentation<br />
Abbildung 22: Referenzmodell der Sammlung von Herbarmaterial (Teil II) 219<br />
219 Eigene Darstellung.<br />
68
4 Ergebnispräsentation<br />
4.2.2 Referenzprozess der Bestimmung<br />
Die Bestimmung von botanischem Material stellt den wissenschaftlich anspruchsvollsten<br />
Prozess dar. Bei der durchgeführten Befragung hat sich gezeigt,<br />
dass eine Bestimmung von Moosen, Flechten, Pilzen und Farne weitaus<br />
komplexer ist als die von höheren Pflanzen. Der Grund liegt darin, dass im<br />
europäischen Raum die höheren Pflanzen bis zu ca. 90 Prozent beschrieben<br />
sind, d.h., sie sind durch Literatur vergleichsweise schnell und präzise bestimmbar.<br />
Pilze sind beispielsweise nur ca. 5 Prozent beschrieben. Es existieren<br />
so gut wie keine Bestimmungsfloren und Literatur. So müssen Pilze beispielsweise<br />
aufgeschnitten werden, um sie zu bestimmen und Moose und<br />
Flechten müssen teilweise mit dem Mikroskop untersucht werden.(III, 12) 220<br />
Auch für die Berechnung von Projektkosten darf der Zeitfaktor für die Bestimmung<br />
nicht vernachlässigt werden.<br />
Bei der Ausarbeitung des Referenzmodells wird aus diesen Gründen, nachdem<br />
die Bestimmung vorbereitet wurde, eine Aufspaltung des Kontrollflusses vorgenommen.<br />
Es wird dabei zwischen den höheren Pflanzen und dem übrigen botanischen<br />
Material unterschieden. Bei den höheren Pflanzen wird des Weiteren<br />
eine nochmalige Aufspaltung in nationale- und internationale Pflanzen vorgenommen.<br />
Eine Bestimmung internationaler Pflanzen benötigt im Gegensatz zur<br />
nationalen Bestimmung Informationen aus einem Nationalherbar des jeweiligen<br />
Landes.(VIII, 8) 221 Dabei muss bedacht werden, dass in einigen Ländern eine<br />
Informationsrecherche sehr zeitaufwendig sein kann. Bei der nationalen Bestimmung<br />
können zahlreiche Bestimmungsflore genutzt werden. Zudem können<br />
Messtischblätter (MTB) 222 dazu beitragen, die Umgebungsflora des zu bestimmenden<br />
Materials zu erkennen, da diese auf dem MTB erkennbar ist. Mithilfe<br />
dieser können Schlüsse auf die zu bestimmende Art gezogen werden.(V, 6) 223<br />
Aufgrund der sehr aufwendigen Bestimmung von Moosen, Flechten, Farne und<br />
Pilzen werden im Referenzmodell alle ermittelten Informationsquellen abgebildet,<br />
die zur Informationsfindung nützlich sein könnten. Neben den Typusbelegen<br />
als Vergleichsmaterial sind beispielsweise ein Mikroskop und das Substrat<br />
220 Vgl. Anhang B, S. 110.<br />
221 Vgl. Anhang B, S. 128.<br />
222 Ein MTB stellt eine detaillierte, topografische Karte dar.<br />
223 Vgl. Anhang B, S. 116.<br />
69
4 Ergebnispräsentation<br />
erforderlich.(III, 12) 224 Eine Internetverbindung ist dabei für die Online-<br />
Datenbank LIAS für die Bestimmung von Pilzen notwendig.(VI, 9) 225 Auch das<br />
Digitalfoto aus dem Prozess der Sammlung wird für die Bestimmung von Pilzen<br />
benötigt. 226<br />
Nach der Auswahl der speziellen Arbeitsmittel folgt im Referenzmodell die<br />
Auswahl allgemeiner Arbeitsmittel in Form von Informationsquellen, unabhängig<br />
vom botanischen Material. Diese sind für jede Bestimmung von Bedeutung.<br />
Dabei können Bestimmungsflore ebenso aufschlussreich sein wie entsprechende<br />
Nomenklaturen 227 .(VIII, 9) 228 Neben diesen Informationen existieren "virtuelle<br />
Herbare". Das Umfangreichste in Deutschland bietet das BGBM an.(VII, 20) 229<br />
Auch auf Informationen der GBIF kann für eine umfassende Bestimmung zurückgegriffen<br />
werden. 230<br />
Sobald alle genannten Informationsquellen vorhanden sind, kann die Bestimmung<br />
durchgeführt werden. Als Ergebnis dieser Funktion sollten zusätzlich zu<br />
den bereits vorliegenden Informationen aus dem Prozess der Sammlung 231 die<br />
Familie, die Gattung und die Art von botanischem Material durch das Wissen<br />
der Sammler und Taxonome bestimmt sein. Auch ob das Material einen Typus<br />
darstellt, muss geklärt werden. Eine anschließende Überprüfung erfolgt auf folgende<br />
Mindestkriterien:<br />
• Sammlername<br />
• Sammeldatum<br />
• Familie<br />
• Gattung<br />
• Art (IV, 24) 232<br />
224 Vgl. Anhang B, S. 110.<br />
225 Vgl. Anhang B, S. 119.<br />
226 Vgl. Kap. 4.2.1, Referenzprozess der Sammlung.<br />
227 Eine Nomenklatur ist ein Regel- und Empfehlungswerk zur Namensgebung.<br />
228 Vgl. Anhang B, S. 128-129<br />
229 Vgl. Anhang B, S. 126.<br />
230 Vgl. Kap. 3.5.1, Die internationale Forschungszusammenarbeit der GBIF.<br />
231 Vgl. Kap. 4.2.1, Referenzprozess der Sammlung.<br />
232 Vgl. Anhang B, S. 114.<br />
70
4 Ergebnispräsentation<br />
Zusätzlich zu der Familie, Gattung und Art muss der Sammlername und das<br />
Sammeldatum erfasst werden. Nahezu alle befragten Herbarien hielten diese<br />
weiteren Informationen für relevant, beispielsweise um Herbarbelege von einem<br />
bestimmten Sammler aufzufinden oder um das notwendige Alter eines Herbarbeleges<br />
für DNA-Untersuchungen zu erhalten.<br />
Sollten die Kriterien nicht erfüllt sein, muss überprüft werden, ob es sich dabei<br />
um einen Pilz oder sonstiges Herbarmaterial handelt. Wenn ein Pilzbeleg nicht<br />
den oben genannten Mindestkriterien entspricht, reicht der Sammlername, das<br />
Sammeldatum, die Familie und die Gattung aus. Wie bereits erwähnt ist eine<br />
Bestimmung für Pilze aufgrund der geringen Bestimmungsflore und der Literatur<br />
äußerst schwierig und es herrscht bisher keine feste Bezeichnung von Artennamen<br />
in der Literatur. Daher werden im Referenzmodell die Pilze als Ausnahme<br />
behandelt. Bei diesen reicht eine Bestimmung bis zur Gattung aus, um<br />
eine erfolgreiche Bestimmung durchzuführen.(VI, 17) 233 Die folgende Abbildung<br />
zeigt die Möglichkeiten der Bestimmung in der Ordnung der Biologie auf. Für<br />
höhere Pflanzen ist eine Bestimmung bis zur Art möglich, und im Referenzmodell<br />
als Mindestkriterium<br />
verpflichtend, um<br />
Familie Familie Familie<br />
bei dem Referenzprozess<br />
der Lagerung die<br />
Gattung Gattung Gattung nötige Systematik zu<br />
erreichen. Sollte eine<br />
Bestimmung bei Pilzen<br />
und bei höheren<br />
Art I Art II Art III<br />
Pflanzen nicht den<br />
Mindestkriterien<br />
Abbildung 23: Ordnung in der Biologie 234<br />
entsprechen, werden diese Herbarbelege als teilbestimmt etikettiert und nicht<br />
für die Lagerung vorbereitet.(VII, 8) 235 Nach diesem letzten Schritt ist der Prozess<br />
der Bestimmung abgeschlossen.<br />
233 Vgl. Anhang B, S. 120-121.<br />
234 Vgl. Eigene Darstellung, in Anlehnung an Anhang B, S. 114.<br />
235 Vgl. Anhang B, S. 124.<br />
71
4 Ergebnispräsentation<br />
Abbildung 24: Referenzmodell der Bestimmung von Herbarmaterial<br />
(Teil I) 236<br />
236 Eigene Darstellung.<br />
72
4 Ergebnispräsentation<br />
Abbildung 25: Referenzmodell der Bestimmung von Herbarmaterial<br />
(Teil II) 237<br />
237 Eigene Darstellung.<br />
73
4 Ergebnispräsentation<br />
4.2.3 Referenzprozess der Digitalisierung<br />
Eine Digitalisierung von Herbarmaterial fand bis auf die Herbarien in Marburg<br />
und Dresden in jedem Herbar statt. Im Herbarium in Hamburg, Halle und Göttingen<br />
werden ausschließlich im Rahmen der Mellon-Foundation die Typenbelege<br />
digitalisiert. Im Überseemuseum Bremen wird eine Digitalisierung für die<br />
Ausstellung im anschließenden Museum durchgeführt. In München und Berlin<br />
wird sowohl für die Mellon-Foundation als auch eine zusätzliche Digitalisierung<br />
vorgenommen. Dabei waren sehr unterschiedliche Ansätze zu beobachten.<br />
Im nachfolgenden Referenzmodell wird vor dem Prozess der Digitalisierung<br />
eine Strategie festgelegt, nach der die Digitalisierung vorgenommen werden<br />
soll. Obwohl in dieser Arbeit großen Wert darauf gelegt wurde, ein allgemeingültiges<br />
Referenzmodell zu erstellen, muss vor dem Digitalisieren eine Priorität<br />
für das jeweilige Herbar festgelegt werden. Im Folgenden werden die einzelnen<br />
Überlegungen zusammenfassen vorgestellt:<br />
• Priorität auf Typus<br />
Bei dieser Wahl werden nur die Typusbelege digitalisiert. Die Mellon-<br />
Foundation digitalisiert beispielsweise nur diese, um die wertvollsten Belege<br />
eines jeden Herbars erfasst zu haben.(VIII, 14) 238<br />
• Priorität auf Vollständigkeit<br />
Dabei werden alle Herbarbelege digitalisiert, unabhängig, ob der Beleg ein Typus<br />
ist oder nicht.(VII, 17) 239 Ein sukzessives Vorgehen bietet sich an, um<br />
nacheinander alle Belege zu digitalisieren, um aufgrund der Menge an Herbarbelegen<br />
keine Lagerungsprobleme zu generieren.<br />
• Priorität auf Effizienz<br />
Da die Priorität auf Vollständigkeit sehr arbeitsaufwendig und personalintensiv<br />
ist, können auch geschlossene Gruppen im Herbar gebildet werden.<br />
Beispielsweise die Herbarbelege eines bestimmten Sammlers oder einer bestimmten<br />
Art oder Gattung. Damit ist es möglich, in kürzerer Zeit ein bestimm-<br />
238 Vgl. Anhang B, S. 129.<br />
239 Vgl. Anhang B, S. 125.<br />
74
4 Ergebnispräsentation<br />
tes Fachgebiet komplett digitalisiert der wissenschaftlichen Gemeinde zur Verfügung<br />
zu stellen.(VI, 17) 240<br />
Eine Entscheidung darüber sollte jedes Herbar selbst treffen, da neben der personellen<br />
und finanziellen Situation auch weitere Punkte Berücksichtigung finden<br />
müssen. Beispielsweise sind im Herbarium Dresden bisher noch nicht einmal<br />
alle Herbarbelege des Herbars bekannt.(V, 2) 241 Daher ist eine allgemeingültige<br />
Strategie zum Digitalisieren als "Kochrezept" nicht empfehlenswert.<br />
Nachdem die Strategie festgelegt ist, muss zwischen dem Herbarmaterial, welches<br />
digitalisiert werden soll, unterschieden werden. Handelt es sich beispielsweise<br />
um eine höhere Pflanze, ist eine vollständige Digitalisierung des Herbarbeleges,<br />
wie diese im Rahmen des Projektes Herbar Digital durchgeführt wird,<br />
vorgesehen.(VII, 17) 242 Dabei werden nicht nur die Metadaten des Herbarbeleges<br />
erfasst, sondern auch das botanische Material wird digitalisiert. 243 Der<br />
Grund besteht darin, dass eine Digitalisierung höherer Pflanzen als sinnvoll erachtet<br />
wird. Die zur Auswertung nötigen Härchen oder Punkte einer Pflanze<br />
können auch mit einem digitalisierten Herbarbeleg untersucht werden.(III, Anmerkungen)<br />
244<br />
Bei Moosen, Farnen, Pilzen und Flechten wird eine vollständige Digitalisierung<br />
des botanischen Materials auf dem Herbarbeleg als nicht sinnvoll erachtet. Dies<br />
begründet sich darin, dass bei diesem Material zur Auswertung ein digitalisiertes<br />
Bild der Pflanze nicht ausreicht. Moose müssen zum Auswerten beispielsweise<br />
physisch vorliegen, bei Pilzen sind Schnitte in den Fruchtkörper notwendig<br />
und oftmals zusätzliche Aufnahmen mit dem Mikroskop. Für eine Auswertung<br />
von Referenzmaterial ist daher immer der gegenständliche Herbarbeleg<br />
notwendig.(III, Anmerkungen; V, 13) 245 Daher wird im Referenzmodell eine<br />
Teildigitalisierung vorgesehen, die ausschließlich die Metadaten der Belege<br />
digitalisiert und nicht das Herbarmaterial. Damit können die Bestände eines<br />
240 Vgl. Anhang B, S. 120.<br />
241 Vgl. Anhang B, S. 116.<br />
242 Vgl. Anhang B, S. 125.<br />
243 Vgl. Abb. 18, Digitalisierter Herbarbeleg aus dem Willdenow-Herbar.<br />
244 Vgl. Anhang B, S. 111.<br />
245 Vgl. Anhang B, S. 111; Anhang B, S. 117.<br />
75
4 Ergebnispräsentation<br />
Herbariums schneller erfasst werden und interessierte Forscher bekommen<br />
Kenntnis darüber, in welchem Herbar diese lagern, um diese im klassischen<br />
Sinne zu entleihen.<br />
Entsprechend des botanischen Materials wird daher eine Teildigitalisierung<br />
oder vollständige Digitalisierung vorbereitet. Für jedes dieser Verfahren ist sowohl<br />
ein Scanner als auch ein Computerarbeitsplatz notwendig. Um die Effizienz<br />
beim Digitalisieren erheblich zu steigern, wird zudem ein Wechseltisch<br />
empfohlen. 246 Vor dem Digitalisierungsprozess muss zudem ein Barcode befestigt<br />
werden, der beim Digitalisieren mit erfasst wird. Er dient der digitalen Zuordnung<br />
der Metadaten zum Herbarbeleg. Nach diesem Schritt wird bei höheren<br />
Pflanzen eine vollständige grafische Digitalisierung des botanischen Materials<br />
durchgeführt und eine anschließende Kontrolle der Qualität.<br />
Wenn der Beleg keine höhere Pflanze darstellt, werden ausschließlich die<br />
Metadaten mit der vollständigen Kapsel digitalisiert. Sowohl beim Herbarbeleg<br />
einer höheren Pflanze als auch beim Herbarbeleg von Moosen, Flechten, Farne<br />
und Pilzen wird nach der<br />
Digitalisierung nur eine<br />
temporäre Speicherung<br />
vorgenommen.(VII, 17) 247<br />
Der Grund besteht darin,<br />
dass handschriftliche<br />
Daten ergänzt werden<br />
müssen. Die nebenstehende<br />
Abbildung zeigt eine<br />
Kapsel, bei der entsprechende<br />
Daten nach<br />
Abbildung 26: Eine Kapsel mit handschriftlichen Daten 248<br />
der Digitalisierung ergänzt werden müssen. Zudem sind ältere Herbarbelege<br />
beispielsweise mit Sütterlinschrift beschriftet, die bisher nicht mit Schrifterken-<br />
246 Wendehorst 29.01.2008, S. 72.<br />
247 Vgl. Anhang B, S. 125-126.<br />
248 Eigene Fotografie im Herbarium München.<br />
76
4 Ergebnispräsentation<br />
nungstechniken automatisiert erfasst werden kann. Des Weiteren sind<br />
zahlreiche Herbarbeleg vom Tintenfraß 249 befallen und schwer lesbar.(VI, 17) 250<br />
Die aus dem Prozess der Bestimmung festgelegten Mindestkriterien sind auch<br />
hier für den digitalen Beleg zu erfassen.<br />
Nachdem auch die handschriftlichen Daten ergänzt sind, können eine abschließende<br />
Speicherung des Datensatzes und eine Freigabe für die GBIF erfolgen.<br />
Der Prozess der Digitalisierung ist damit abgeschlossen.<br />
249 Tintenfraß bezeichnet in diesem Zusammenhang die Zersetzung des Herbarbeleges durch<br />
die getrocknete Tinte.<br />
250 Vgl. Anhang B, S. 120-121.<br />
77
4 Ergebnispräsentation<br />
Abbildung 27: Referenzprozess der Digitalisierung (Teil I) 251<br />
251 Eigene Darstellung.<br />
78
4 Ergebnispräsentation<br />
Abbildung 28: Referenzprozess der Digitalisierung (Teil II) 252<br />
252 Eigene Darstellung.<br />
79
4 Ergebnispräsentation<br />
4.2.4 Referenzprozess der Lagerung<br />
Der Prozess der Lagerung beschreibt die physikalische Lagerungstechnik von<br />
Herbarbelegen und beinhaltet damit auch die bereits bzw. zukünftig digitalisierten<br />
Herbarbelege. Aufgrund der Tatsache, dass bereits digitalisierte Herbarbelege<br />
aus Platzgründen am geeignetsten in die bestehenden Herbarien eingelagert<br />
und nicht alle Belege auf einmal digitalisiert werden können, werden diese<br />
anhand der nachfolgend beschriebenen Systematik wie die übrigen Belege<br />
archiviert. Zudem würden verschiedene Magazine bzw. Archive für beispielsweise<br />
Moose oder Pilze bei der physikalischen Auswertung zu erheblichem<br />
Mehraufwand führen.<br />
Bei dem Prozess der Lagerung waren in fast jedem besuchten Herbar verschiedene<br />
Vorgehensweisen anzutreffen. Innerhalb der Vorgehensweisen waren<br />
wiederum verschiedene Systematiken anzutreffen. So wurde beispielsweise<br />
im Überseemuseum Bremen vor Kurzen auf die alphabetische Sortierung im<br />
Herbarium umgestellt. Die einzelnen Herbarbögen sind in die jeweilige Pflanzenfamilie<br />
alphabetisch einsortiert. Eine weitere Untergliederung der Herbarbögen<br />
erfolgt nicht.(II, 25) 253<br />
Andere Herbarien bevorzugen eine Lagerungstechnik, wie sie in Abbildung 23<br />
auf Seite 71 gezeigt wurde, die sich an die Systematik der Biologie orientiert.<br />
Dabei wird zwischen der Familie, der Gattung und der Art unterschieden.<br />
Beide Techniken zeichnen sich durch bestimmte Vor- und Nachteile aus. Eine<br />
alphabetische Archivierung bietet den Vorteil, dass einzelne Herbarbelege auch<br />
von Laien im Herbar aufgefunden werden können.(II, 25) 254 Anhand der Familie<br />
können die Belege alphabetisch aufgefunden werden. Der Nachteil dieser Sortierung<br />
besteht darin, dass beispielsweise bei einer Anzahl von 500.000 oder<br />
mehr Herbarbelegen eine alphabetische Sortierung schnell unübersichtlich und<br />
sehr zeitaufwendig wird. Eine Pflanzensortierung anhand der Ordnung der Biologie<br />
bietet den Vorteil, dass wenn beispielsweise die Art eines Herbarbeleges<br />
bekannt ist, einzelne Herbarbelege durch diese Aufteilung schneller aufgefun-<br />
253 Vgl. Anhang B, S. 108.<br />
254 Vgl. Anhang B, S. 108.<br />
80
4 Ergebnispräsentation<br />
den werden. Zudem bietet diese Systematik einen weiteren Vorteil. Wenn sich<br />
innerhalb der Gattung eine Art ändert, d.h. neu bestimmt wird, was in der Biologie<br />
des Öfteren vorkommt, so sind die zu ändernden Arten innerhalb einer Gattung<br />
einfacher auffindbar.(V, 25) 255 Wenn nur alphabetisch nach Familien sortiert<br />
ist und innerhalb dieser auch eine alphabetische Sortierung vorliegt, ist<br />
eine Neubestimmung sehr aufwendig. Aus diesen Gründen heraus wurde als<br />
Referenz für die Lagerung eine EPK entworfen, die auf der systematischen Lagerung<br />
basiert. Diese Vorgehensweise zur Lagerung ist insbesondere für Herbarien<br />
wie Dresden interessant, da eine abschließende Lagerungssystematik<br />
hier noch nicht eingeführt ist.<br />
Die folgende EPK dient zur Veranschaulichung dieses Prozesses und stellt in<br />
diesem Zusammenhang auch die Besonderheit von Pilzen und Flechten dar.<br />
Bei einer neuen Lagerung in einem Herbar oder Magazin wird hierfür im Referenzmodell,<br />
wie beispielsweise im Herbarium Berlin vorgefunden, eine Unterscheidung<br />
nach Großgruppen (Höhere Pflanzen, Moose, Farne, Pilze oder<br />
Flechten) vorgenommen.(VII, 25) 256 Je nach Großgruppe werden die Herbarbelege<br />
einem Magazin bzw. einem Herbar zugeordnet. Anschließend muss eine<br />
Systematik ausgewählt werden, nach der die Sortierung im Herbar erfolgen soll.<br />
Verschiedenste Systematiken sind dabei denkbar, beispielsweise nach<br />
Schmeil-Fitschen. 257 Es können in der Praxis auch noch weitere Systematiken<br />
existieren, da fast jedes Herbar eine andere Systematik bevorzugt, die historisch<br />
bedingt ist.(VI, 21; VII, 25) 258 Aus diesem Grund wird an dieser Stelle keine<br />
Systematik bestimmt, da eine Umstellung auf eine bestimmte Systematik für<br />
alle Herbarien nicht nur die vollständige Umsortierung eines Herbars bedeuten<br />
würde, sondern auch dem jeweiligen Herbar keinen Mehrwert bieten würde. Es<br />
soll lediglich gezeigt werden, dass eins von mehreren möglichen Exkursionsfloren<br />
im Referenzmodell ausgewählt werden muss.<br />
Innerhalb einer Gruppe, beispielsweise den höheren Pflanzen, muss geprüft<br />
werden, ob der Herbarbeleg einer Familie zugeordnet ist. Dies sollte immer der<br />
255 Vgl. Anhang B, S. 117-118.<br />
256 Vgl. Anhang B, S. 126.<br />
257 Der Schmeil-Fitschen ist ein Exkursionsflor zur Bestimmung von höheren Pflanzen. Nach<br />
diesem kann eine Lagerung im Herbar durchgeführt werden.<br />
258 Vgl. Anhang B, S. 122; Anhang B, S. 126.<br />
81
4 Ergebnispräsentation<br />
Fall sein, da im Prozess der Bestimmung dieser ansonsten als "teilbestimmt"<br />
nicht zur Lagerung vorgesehen werden sollte. 259 Aus Gründen der Vollständigkeit<br />
wird eine Prüfung im Folgenden dennoch vorgenommen. Ist der Beleg mit<br />
der entsprechenden Familie bestimmt, wird er alphabetisch in die entsprechende<br />
Familie einsortiert. Ist die entsprechende Familie gefunden, wird der Beleg<br />
auf seine Gattung untersucht. Innerhalb der Familie wird der Beleg alphabetisch<br />
in die entsprechende Gattung sortiert. Sollte die Familie und die Gattung nicht<br />
bestimmt sein, so wird bei keinem Beleg eine Einlagerung vorgenommen. Der<br />
Grund besteht darin, dass für alle Herbarbelege eine Bestimmung bis zur Gattung<br />
als Mindestkriterium vorgesehen wurde. 260 Nach diesem Schritt erfolgt die<br />
Sortierung nach der Art innerhalb der Gattung. Sollte diese nicht bekannt sein,<br />
muss geprüft werden, ob es sich um einen Pilzbeleg handelt. Ist dies der Fall,<br />
kann eine Einsortierung im Pilzherbar erfolgen, da bei Pilzen eine Zuordnung<br />
zur Art selten möglich ist und eine Zuordnung bis zur Gattung daher ausreicht.(VI,<br />
17) 261 Sollte es kein Pilzbeleg sein, so kann keine Einlagerung stattfinden<br />
und eine weitere abschließende Bestimmung muss vorgenommen werden.<br />
Wenn die Art bekannt ist, kann eine alphabetische Einsortierung in diese<br />
geschehen und damit ist im Referenzmodell die Lagerungstechnik für höhere<br />
Pflanzen, Moose, Farne und Pilze veranschaulicht.<br />
Lediglich für Flechten gilt eine Ausnahme. Im Flechtenherbar wird ausschließlich<br />
eine alphabetische Sortierung anhand der Bezeichnung vorgenommen, da<br />
sich durch die Befragung ergeben hat, dass für Flechten bis heute noch keine<br />
eindeutige Familienzuordnung existiert.(V, 25; VI, 21) 262<br />
Die dargestellte Lagerungssystematik stellt damit die zugrunde liegende Systematik<br />
als Referenzprozess dar. Abweichende Schritte aufgrund speziellen<br />
botanischen Materials oder auch farbliche Markierungen am Herbarmaterial für<br />
lokales Sammelmaterial oder für Typenbelege sind zusätzlich denkbar.(VII,<br />
24) 263 Aus Übersichtlichkeitsgründen wurde darauf im Modell verzichtet.<br />
259 Vgl. Kap. 4.2.2, Referenzprozess der Bestimmung.<br />
260 Vgl. Kap. 4.2.2, Referenzprozess der Bestimmung.<br />
261 Vgl. Anhang B, S. 121.<br />
262 Vgl. Anhang B, S. 117-118; Anhang B, S. 122.<br />
263 Vgl. Anhang B, S. 126.<br />
82
4 Ergebnispräsentation<br />
Abbildung 29: Referenzprozess der Lagerung (Teil I) 264<br />
264 Eigene Darstellung.<br />
83
4 Ergebnispräsentation<br />
Abbildung 30: Referenzprozess der Lagerung (Teil II) 265<br />
265 Eigene Darstellung.<br />
84
4 Ergebnispräsentation<br />
4.2.5 Referenzprozess der Auswertung<br />
Bei der durchgeführten Befragung hat sich gezeigt, dass eine wissenschaftliche<br />
Auswertung im Herbarium selbst, welches einen entsprechende Beleg archiviert,<br />
sehr selten oder gar nicht vorgenommen wird.(I, 26; II, 26; VII, 26;) 266<br />
Vielmehr halten die einzelnen Herbarien Belege vor, um eine Bestimmung gezielter<br />
durchführen zu können, beispielsweise als Typusbeleg(IV, 10) 267 oder sie<br />
verschicken auf Anforderung von anderen Herbarien oder Forschern die Herbarbelege<br />
physisch oder teilweise digital.(VI, 29) 268 Aus diesem Grunde zeigt<br />
das Referenzmodell im Folgenden wie mit einer Auswertungsanforderung optimal<br />
umgegangen werden muss, um den Aufwand für eine solche Anfrage möglichst<br />
gering zu halten. Zudem wird berücksichtigt, wie beispielsweise besonders<br />
bedeutendes botanisches Material möglichst schonend und sicher zur<br />
Auswertung gelangt.<br />
Der Referenzprozess wird durch eine Auswertungsanforderung angestoßen.<br />
Aufgrund dessen wird geprüft, ob das Material im jeweiligen Herbar vorhanden<br />
ist. Eine effiziente Prüfung kann beispielsweise mithilfe virtueller Herbare geschehen,<br />
in denen möglichst alle digitalisierten Herbarbelege, zumindest mit<br />
Metadaten, aus einer Datenbank abrufbar sind. 269 Ansonsten muss im Magazin<br />
oder Herbarium angefragt werden, ob das angeforderte Material physisch vorhanden<br />
ist. Falls das Material nicht vorliegt, bekommt der Anforderer eine entsprechende<br />
Information per E-Mail oder in Briefform. Ist das angeforderte Material<br />
vorhanden, muss aufgrund des Anforderungsschreibens und der Erfahrung<br />
der Wissenschaftler entschieden werden, ob eine Digitalisierung zur Auswertung<br />
von botanischem Material ausreicht. Diese Prüfung erfolgt im Referenzmodell<br />
bereits am Anfang, da eine Bereitstellung der Digitalisierung eines Herbarbeleges<br />
das Risiko des Verlustes ausschließt und Versandkosten, Verpackungskosten<br />
und die Zeit für das Heraussuchen des Herbarbogens aus dem<br />
Herbarium bzw. Magazin entfallen kann.<br />
266 Vgl. Anhang B, S. 105; Anhang B, S. 108; Anhang B, S. 126.<br />
267 Vgl. Anhang B, S. 112.<br />
268 Vgl. Anhang B, S. 123.<br />
269 Vgl. Kap. 4.2.3, Referenzprozess der Digitalisierung.<br />
85
4 Ergebnispräsentation<br />
Sollte eine Digitalisierung des Materials ausreichen, so kann aus der eingehenden<br />
Prüfung darauf geschlossen werden, ob das Material in der Datenbank<br />
vorhanden ist oder nicht. Sollte es vorhanden sein, erfolgt ein Hinweis an den<br />
Anforderer, dass dieses online zur Verfügung steht. In Spezialfällen kann das<br />
digitalisierte Material auch auf CD verschickt werden, sofern der Anforderer keinen<br />
Internetzugang besitzen sollte oder die Datenmenge für ihn zu groß ist.(I,<br />
17) 270<br />
Wenn eine Digitalisierung ausreicht und für den angeforderten Beleg diese<br />
noch nicht durchgeführt wurde, so wird im Zuge dessen eine Digitalisierung<br />
vorgenommen. 271 Der Anforderer erhält in daraufhin einen Hinweis, dass der<br />
Herbarbeleg nun online zur Auswertung zur Verfügung steht. Der Anforderer<br />
kann in seinem Ermessen eine Nachbestimmung vornehmen, falls er beispielsweise<br />
die Art für einen Pilz nachbestimmen kann. 272 Entsprechende Online-<br />
Änderungsmöglichkeiten, beispielsweise im LIAS 273 , sind nach einer Authentifizierung<br />
möglich. Der Prozess der Auswertung, wenn eine Digitalisierung von<br />
Herbarmaterial möglich ist, ist damit abgeschlossen.<br />
Sollte eine Digitalisierung des Materials nicht ausreichen, beispielsweise auch<br />
aus den Gründen, die im Prozess der Digitalisierung aufgeführt wurden, muss<br />
weiterhin eine physische Ausleihe ermöglicht werden.<br />
Allerdings erfolgt dafür im Referenzmodell vorab eine Prüfung auf das Zielland.<br />
Innerhalb Europas kann eine physische Ausleihe immer erfolgen. Bei Anfragen<br />
aus dem europäischen Ausland muss anhand einer Länderliste mit gesperrten<br />
Ländern geprüft werden, ob in dieses Land Herbarbelege verschickt werden<br />
dürfen. Bei der Befragung hat sich gezeigt, dass beispielsweise das Herbarium<br />
in Berlin keine Belege nach Lateinamerika oder in Ländern nach Afrika verschickt,<br />
da aufgrund politischer und wirtschaftlicher Unruhen die Gefahr des<br />
Abhandenkommens der teilweise einzigartigen Herbarbelege zu hoch eingestuft<br />
270 Vgl. Anhang B, S. 103.<br />
271 Vgl. Kap. 4.2.3, Referenzprozess der Digitalisierung.<br />
272 Vgl. Kap. 4.2.2, Referenzprozess der Bestimmung.<br />
273 Vgl. Kap. 4.1.6, Herbarium München.<br />
86
4 Ergebnispräsentation<br />
ist.(VII, 30) 274 Sollte eine Auswertungsanforderung aus diesem Land erfolgen,<br />
kann nur der Hinweis auf die mögliche Digitalisierung an den Anforderer erfolgen.<br />
Die Auswertungsanforderung ist damit für diesen Fall beendet.<br />
Ist eine Überprüfung des Ziellandes positiv abgeschlossen, muss der Zweck der<br />
Auswertung untersucht werden. Dabei haben sich in der Befragung zwei unterschiedliche<br />
Auswertungsverfahren herauskristallisiert.(III, 29; VII, 29) 275 Zum<br />
einen die Auswertung, die anhand des Beleges vorgenommen wird und dieser<br />
dabei als Referenzbeleg dient und zum Anderen die Auswertung für<br />
Desoxyribonucleic Acid (DNA) -Untersuchungen. 276<br />
Durch die in den letzten Jahren verstärkt zunehmenden Möglichkeiten der DNA-<br />
Untersuchung wird eine Prüfung auf diese Auswertungsmethode im Referenzmodell<br />
vorgenommen. Der Grund besteht darin, dass für DNA-Untersuchungen<br />
Material von dem Herbarbeleg entnommen werden muss. Daher muss zu dieser<br />
Untersuchung, insbesondere bei Typusbelegen und bedeutsamen Material,<br />
eine Einwilligung erfolgen. Sollte diese nicht möglich sein, beispielsweise weil<br />
nicht genügend Material nach dieser Untersuchung am Herbarbeleg übrig bleibt<br />
oder der Herbarbeleg für eine DNA-Untersuchung zu alt ist, erfolgt ein Hinweis<br />
an den Anforderer, dass eine Auswertung auf molekularer Basis nicht möglich<br />
ist.(VIII, 29) 277<br />
Ist eine Ausleihe zur DNA-Auswertung dennoch möglich, müssen Auflagen verfasst<br />
werden, die schon als vorformulierte Form vorliegen können. Diese Auflagen<br />
werden aus Sicherheitsgründen auch bei der Auswertung als Referenzbeleg<br />
angefügt, da auch hier teilweise Schnitte am Material vorgenommen werden<br />
müssen.<br />
Diese werden an den Anforderer des Herbarmaterials verschickt und beinhalten<br />
beispielsweise, wie viel Material am Untersuchungsstück entnommen werden<br />
darf und das Pflanzenreste in einer Kapsel beigelegt werden müssen.<br />
274 Vgl. Anhang B, S. 127.<br />
275 Vgl. Anhang B, S. 111; Anhang B, S. 127.<br />
276 DNA ist eine Bezeichnung für den chemischen Aufbau der Erbinformationen. DNA-<br />
Untersuchungen stellen molekularbiologische Verfahren dar.<br />
277 Vgl. Anhang B, S. 130.<br />
87
4 Ergebnispräsentation<br />
Anschließend wird die Ausleihanforderung an das Herbar weitergeleitet, um den<br />
Beleg herauszusuchen. Nachdem der Herbarbeleg herausgesucht und verpackt<br />
ist, wird der Empfänger in eine Ausleihdatenbank eingetragen, um gegebenenfalls<br />
Mahnungen an entsprechende Ausleihende zu verschicken. Anschließend<br />
kann durch den Ausleihanforderer eine weitere Bestimmung erfolgen, wie er im<br />
Referenzprozess der Bestimmung 278 erläutert wurde. Mit diesem letzten Prozessschritt<br />
sind alle Möglichkeiten der Auswertung betrachtet und der Auswertungsprozess<br />
damit abgeschlossen.<br />
278 Vgl. Kap. 4.2.2, Referenzprozess der Bestimmung.<br />
88
4 Ergebnispräsentation<br />
Abbildung 31: Referenzprozess der Auswertung (Teil I) 279<br />
279 Eigene Darstellung.<br />
89
4 Ergebnispräsentation<br />
Abbildung 32: Referenzprozess der Auswertung (Teil II) 280<br />
280 Eigene Darstellung.<br />
90
4 Ergebnispräsentation<br />
4.3 Darstellung der Prozesse in Wertschöpfungsketten<br />
Die im vorigen Kapitel gezeigten Wertschöpfungsprozesse in Herbarien erfolgen<br />
in der Regel in einer bestimmten Reihenfolge. Nachdem die Sammlung von<br />
botanischem Material stattgefunden hat, kann eine Bestimmung erfolgen.<br />
Anschließend ist die Digitalisierung vorgesehen, der sich die Lagerung und die<br />
Auswertung anschließt. Einen optimalen Verlauf zeigt der mittlere Prozess in<br />
dem folgenden Wertschöpfungskettendiagramm.<br />
Abbildung 33: Wertschöpfungskettendiagramm der Referenzprozesse 281<br />
Es kann jedoch der Fall eintreten, dass eine Digitalisierung nicht sofort stattfindet<br />
oder das botanische Material noch nicht für Digitalisierung vorgesehen ist,<br />
beispielsweise wenn eine Digitalisierung nach geschlossenen Gruppen vorgenommen<br />
wird. 282 In diesem Fall kann die Lagerung vorgezogen werden, an welcher<br />
sich auch die Auswertung anschließen kann und erst am Schluss eine Digitalisierung<br />
stattfindet. Diese Möglichkeit beschreibt die Obere der drei abgebildeten<br />
Verläufe der Wertschöpfungsketten.<br />
Sollte eine Auswertungsanforderung vorliegen, welche eine Digitalisierung benötigt,<br />
die noch nicht erfolgt ist, so kann der Prozess der Auswertung vor dem<br />
Prozess der Digitalisierung eintreten, da diese erst durch den Prozess der Auswertung<br />
angestoßen wird. 283 Diese Möglichkeit wird durch den unteren Verlauf<br />
der Wertschöpfungskette abgebildet.<br />
281 Vgl. Eigene Darstellung.<br />
282 Vgl. Kap. 4.2.3, Referenzprozess der Digitalisierung.<br />
283 Vgl. Kap. 4.2.5, Referenzprozess der Auswertung.<br />
91
4 Ergebnispräsentation<br />
4.4 Hypothesenprüfung<br />
Im Folgenden wird die Überprüfung der Hypothese vorgenommen, die zu Beginn<br />
dieser Arbeit aufgestellt wurde. 284 Anhand der durchgeführten Befragung<br />
zu den Wertschöpfungsprozessen der Sammlung, Bestimmung, Digitalisierung,<br />
Lagerung und Auswertung in den besuchten Herbarien 285 konnten Informationen<br />
gesammelt werden, um für jeden Prozess ein Referenzmodell zu modellieren.<br />
Bei der Befragung hat sich gezeigt, dass jeder Prozess in jedem Herbarium individuell<br />
durchgeführt wird. Die größten Gemeinsamkeiten fanden sich bei der<br />
Sammlung, da dieser Prozess seit Jahrhunderten stattfindet und sich somit immer<br />
stärken angleichen konnte. Dennoch fand sich auch hier Optimierungspotenzial,<br />
beispielsweise durch die Nutzung digitaler Hilfsmittel oder durch das<br />
Festhalten von spezifischen Informationen, die bei der späteren Bestimmung<br />
unabdingbar sind.<br />
Dennoch war mit der Digitalisierung von botanischem Material ein Prozess anzutreffen,<br />
der nicht in jedem Herbarium sondern nur in sechs von acht Herbarien<br />
durchgeführt wird. Doch insbesondere bei der Digitalisierung waren deutliche<br />
Unterschiede und Vorgehensweisen zu finden, die im Referenzmodell Beachtung<br />
gefunden haben.<br />
Insgesamt hat sich gezeigt, dass durch die angetroffenen unterschiedlichen<br />
Vorgehensweisen bei der Durchführung der jeweiligen Prozesse, die eingangs<br />
gestellte Hypothese bestätigt wurde. Aus den einzelnen Interviews konnte für<br />
jeden Prozess ein Modell mit Empfehlungscharakter entworfen werden, in welches<br />
die Erfahrung vieler der befragten Einrichtungen einfließen konnte.<br />
284 Vgl. Kap. 2.1, Ausgangshypothese.<br />
285 Vgl. Kap. 2.3.1, Ausgewählte Herbarien in Deutschland.<br />
92
5 Zusammenfassung und Ausblick<br />
5 Zusammenfassung und Ausblick<br />
Die Ergebnisse dieser Arbeit werden im Folgenden zusammenfassend dargestellt.<br />
Im Anschluss wird ein Ausblick vorgenommen, der zukünftige Herausforderungen<br />
im Bereich der weiteren Forschung aufzeigt.<br />
5.1 Zusammenfassung<br />
Das zweite Kapitel dieser Arbeit hat gezeigt, dass bestimmte Kriterien, beispielsweise<br />
die Größe des Herbariums oder die Anzahl an archivierten Herbarbelegen<br />
elementare Kriterien für die Auswahl der befragten Herbarien darstellten.<br />
Im dritten Kapitel wurden die theoretischen Grundlagen erläutert. Neben den<br />
Befragungs- und Erhebungsmöglichkeiten wurden die erkannten Wertschöpfungsprozesse<br />
aus den Herbarien mit denen in Unternehmen anhand der Wertschöpfungskette<br />
von Michael Porter verglichen. Hierbei wurde deutlich, dass<br />
die grundlegenden Strukturen der Wertschöpfung in Herbarien mit denen in<br />
Unternehmen vergleichbar sind, wenn entsprechende Anpassungen vorgenommen<br />
werden. Lediglich die im Modell dargestellte Gewinnerzielungsabsicht<br />
aus dem privatwirtschaftlichen Bereich unterscheidet sich von den Zielen im<br />
wissenschaftlichen Betrieb. Im Rahmen dieser Arbeit wird diese durch die angestrebte<br />
Effizienzsteigerung vertreten.<br />
Neben den Grundsätzen der Referenzmodellierung, welche elementar für die<br />
spätere Modellentwicklung waren, wurden unterschiedliche Modellierungswerkzeuge<br />
vorgestellt. Neben den erwähnten Vorteilen, die die ARIS-Architektur<br />
durch die verschiedenen Sichten bietet, sprach auch die Anschaulichkeit und<br />
die Möglichkeit der Erweiterbarkeit der entworfenen Modelle, für mögliche aufbauende<br />
Arbeiten, für die Modellierung mit ARIS. Um die entwickelten Modelle<br />
in der Ergebnispräsentation nachvollziehen zu können, wurden neben den notwendigen<br />
Funktionen und Ereignissen die grundlegenden EPK-Symboliken erläutert.<br />
Zum Abschluss des Theorieteils wurde die GBIF und die Mellon-<br />
Foundation vorgestellt. Es wurde deutlich, wie diese internationalen Projekte<br />
dazu beitragen, die Digitalisierung in vielen der befragten Einrichtungen zu fi-<br />
93
5 Zusammenfassung und Ausblick<br />
nanzieren. Zudem bekunden sie großes Interesse an botanischem Belegmaterial<br />
und ermöglichen damit auch zukünftig weitere Forschungen.<br />
Die Ergebnispräsentation im vierten Kapitel veranschaulichte, wie die Resultate<br />
der durchgeführten Befragung dazu geführt haben, neue Erkenntnisse zu generieren.<br />
Anhand der breiten Vielfalt der Ergebnisse wurde deutlich, dass die gesammelten<br />
Informationen und Erfahrungen im Rahmen eines standardisierten<br />
Interviews nicht hätten erfasst werden können.<br />
So hat die Ergebnispräsentation der befragten Einrichtungen aufgezeigt, dass<br />
in den einzelnen Herbarien unterschiedliche Standards bei den einzelnen Prozessen<br />
vorherrschen. Überraschenderweise waren teilweise gegensätzliche<br />
Entwicklungen anzutreffen. In einzelnen Herbarien zeigte sich, dass eine finanzielle<br />
und personelle Unterstützung des Landes zum Erhalt des Herbars so gut<br />
wie gar nicht erfolgt. Die bereitgestellten Mittel reichen weder für eine hinreichende<br />
Lagerung des botanischen Materials, noch für eine komplette Inventarisierung<br />
aus. Im Gegensatz dazu forschen einzelne Einrichtungen an neuesten<br />
Prozessen zur Digitalisierung, auch in Zusammenarbeit mit der Mellon-<br />
Foundation und dem Projekt Herbar Digital. Zudem erhalten einzelne Herbarien<br />
teilweise zusätzliche Budgets zum Ankaufen von Sammlungen.<br />
Aufgrund der umfassenden Ergebnisse aus den jeweiligen Befragungen konnte<br />
jeweils ein Referenzmodell entwickelt werden, um aufzuzeigen, wie die stattfindenden<br />
Wertschöpfungsprozesse in Herbarien möglichst effizient durchzuführen<br />
sind. Dabei wurden auch relevante und gemeinsame Anforderungen der<br />
befragten Herbarien berücksichtigt und abgebildet.<br />
Bei der Modellierung hat sich gezeigt, dass insbesondere für den Prozess der<br />
Digitalisierung eine weitere Effizienzsteigerung möglich ist. So kann beispielsweise<br />
der Prozess, wie er von der Mellon-Foundation für die Digitalisierung<br />
durchgeführt wird, nicht allgemeingültig für das gesamte botanische Material<br />
angewendet werden. Der Prozess würde keine optimalen Ergebnisse für die<br />
Forschungsgemeinschaft liefern können. Vielmehr muss für einen optimalen<br />
und effizienten Prozess für unterschiedliche botanische Materialien ein unter-<br />
94
5 Zusammenfassung und Ausblick<br />
schiedliches Vorgehen bei der Digitalisierung vorgenommen werden.<br />
Insbesondere für höhere Pflanzen wird daher im Referenzmodell eine grundlegende<br />
Unterscheidung gegenüber dem übrigen botanischen Material vorgenommen.<br />
Ähnliche Erkenntnisse waren auch bei dem Prozess der Auswertung<br />
zu finden.<br />
Abschließend wurde die im Kapitel der methodischen Vorgehensweise aufgestellte<br />
Ausgangshypothese überprüft. Die getroffene Annahme, dass die Prozesse<br />
zur Wertschöpfung in Herbarien unterschiedlich durchgeführt werden,<br />
konnte aufgrund der zahlreichen, unterschiedlichen Befragungsergebnisse bestätigt<br />
werden. Damit hat die durchgeführte Befragung mit ihren Ergebnissen<br />
erheblich zum Informationsgewinn beigetragen.<br />
5.2 Ausblick<br />
Neben den gewonnenen Erkenntnissen müssen aber auch erkannte Chancen<br />
und Risiken Beachtung finden. So bietet der Prozess, den die Mellon-<br />
Foundation zur Digitalisierung durchführt, für die Forschungsgemeinschaft zukünftig<br />
die Möglichkeit, Herbarbelege aus allen Herbarien der Welt online aufzufinden<br />
und damit einen vollständigen Bestand zu überschauen und anzufordern.<br />
Diese Methode bietet damit die Aussicht, auch Belege kleinerer Herbarien aufzufinden.<br />
Bei der klassischen Forschungsreise, bei der die Wissenschaftler persönlich<br />
anreisen, um bestimmte Belege im Herbar aufzusuchen, besteht die<br />
Gefahr, dass große Herbarien aufgrund der reichhaltigen Auswahl an Herbarbelegen<br />
bevorzugt werden.<br />
Jedoch besteht gleichermaßen die Gefahr, Herbarbelege erster und zweiter<br />
Klasse zu generieren. Die Möglichkeit, verhältnismäßig einfach und schnell an<br />
Herbarbelege zu gelangen, kann dazu verleiten, nicht digitalisierte Belege, die<br />
von der Mellon-Foundation als weniger bedeutsam angesehen werden, nicht<br />
als Referenzmaterial heranzuziehen. Aus diesen Beweggründen heraus wurde<br />
der Grundgedanke der Mellon-Foundation im Referenzmodell zwar aufgegriffen,<br />
jedoch Unterscheidungen bei dem botanischen Material vorgenommen.<br />
95
5 Zusammenfassung und Ausblick<br />
Zudem wurde der Prozess ausgeweitet, verändert und mit den Erkenntnissen<br />
aus dem Projekt Herbar Digital in den Gesamtprozess eingepasst.<br />
Dennoch muss abschließend beachtet werden, dass die entworfenen Referenzmodelle<br />
aufgrund der aktuellen Erkenntnisse aus der durchgeführten Befragung<br />
modelliert sind. Die Modelle müssen daher einer ständigen Überarbeitung<br />
unterliegen, um aktuellen Anforderungen, beispielsweise zukünftigen Möglichkeiten<br />
der DNA-Analyse oder fortschreitenden Entwicklungen bei der Digitalisierung<br />
aus dem Projekt Herbar Digital gerecht zu werden.<br />
96
Anhang<br />
Anhang<br />
Anhang A Fragebogen des Leitfadeninterviews<br />
UMFRAGE ZU BESTEHENDEN<br />
WERTSCHÖPFUNGSPROZESSEN IN AUSGEWÄHLTEN<br />
BOTANISCHEN EINRICHTUNGEN DEUTSCHLANDS<br />
Guten Tag, mein Name ist Stefan Wendehorst.<br />
Ich bin Student an der Fachhochschule <strong>Hannover</strong> (FHH) und führe im Rahmen meiner<br />
<strong>Masterarbeit</strong> eine Befragung in acht Herbarien in Deutschland durch.<br />
Das Ziel dieser Befragung ist es, die Wertschöpfungsprozesse in den unterschiedlichen<br />
Einrichtungen zu erfassen, auszuwerten und zu analysieren.<br />
INTERN: NAME DES HERBARIUMS UND BEFRAGUNGSDATUM<br />
•<br />
BEGINNEN MÖCHTE ICH MIT EINIGEN ALLGEMEINEN FRAGEN ZU DEM HERBARIUM.<br />
1. Wie viele Mitarbeiter sind in diesem Herbarium beschäftigt?<br />
PERSONEN (AUCH TEILZEITBESCHÄFTIGTE)<br />
2. Wie viele Herbarbelege sind in Ihrer Einrichtung zurzeit archiviert?<br />
•<br />
3. Wird in dieser Einrichtung auch über die reine Botanik hinaus<br />
Forschungsarbeit geleistet? Beispielsweise in Projekten oder bei<br />
Prozessen zur Sammlung/Lagerung/Verbreitung von Informationen?<br />
•<br />
DIE FOLGENDEN FRAGEN BEZIEHEN SICH AUF EINZELNE TEILPROZESSE DES GESAMTEN<br />
WERTSCHÖPFUNGSPROZESSES IM BOTANISCHEN UMFELD.<br />
ALS ERSTES WIRD BEZUG AUF DEN TEILPROZESS DER SAMMLUNG VON BOTANISCHEM<br />
BELEGMATERIAL GENOMMEN.<br />
4. In wie weit gelangt Ihre Einrichtung an botanisches Belegmaterial?<br />
Durch wissenschaftliche Mitarbeiter<br />
Zusammenarbeit mit Hobbysammlern<br />
Durch die Zusammenarbeit mit weiteren Forschungseinrichtungen<br />
Nachlässe<br />
Sonstiges: ____________________________________________<br />
97
Anhang<br />
5. Welche Arbeitsmittel werden bei der Sammeltätigkeit genutzt?<br />
Karton<br />
Papier<br />
Digitale Hilfsmittel<br />
Sonstiges: ____________________________________________<br />
6. Welche Informationen werden bei der Sammlung vor Ort festgehalten?<br />
•<br />
7. Können Sie den Prozess der Sammlung beschreiben?<br />
(Stichworte, Aufzeichnungen, Diagramm etc.)<br />
•<br />
IM FOLGENDEN WIRD BEZUG AUF DEN TEILPROZESS DER BESTIMMUNG VON<br />
BOTANISCHEM MATERIAL GENOMMEN.<br />
8. Von wem wird die Bestimmung des botanischen Materials<br />
vorgenommen?<br />
Wissenschaftler<br />
Studenten<br />
Angestellten<br />
Sonstiges: ____________________________________________<br />
9. Welche Arbeitsmittel werden zur Bestimmung des botanischen<br />
Materials eingesetzt?<br />
Computer<br />
Interne Datenbanken<br />
Implizites Wissen der Mitarbeiter<br />
Interne Fachliteratur/Veröffentlichungen<br />
Interne Forschungsergebnisse<br />
Externe Forschungsergebnisse<br />
Internet (Fachbibliotheken, Suchkataloge)<br />
Sonstiges:____________________________________________<br />
10. Wie wird die Bestimmung vorgenommen?<br />
Direkt am Arbeitsstück<br />
Durch Referenzobjekte<br />
Sonstiges:____________________________________________<br />
98
Anhang<br />
11. Welche Informationen werden bei der Bestimmung benötigt?<br />
Fundstück<br />
Fundort<br />
Datum des Fundes<br />
Name des Sammlers<br />
Sonstiges: ____________________________________________<br />
12. Können Sie den Prozess der Bestimmung beschreiben? (Stichworte,<br />
Aufzeichnungen, Diagramm etc.)<br />
•<br />
13. Wird bei Ihnen eine Digitalisierung von botanischem Material<br />
durchgeführt?<br />
JA<br />
NEIN<br />
DIE FOLGENDEN FRAGEN WERDEN NUR ANGESPROCHEN, WENN AUCH EINE<br />
DIGITALISIERUNG STATTFINDET, BZW. SICH EINE IN PLANUNG BEFINDET.<br />
14. Wer übernimmt bei Ihnen den Vorgang der Digitalisierung?<br />
Wissenschaftliche Mitarbeiter<br />
Sonstiges Angestellte<br />
Studentische Hilfskräfte<br />
Angelernte Hilfskräfte<br />
Vollständig automatisierter Vorgang<br />
Teilweise automatisierter Vorgang<br />
Sonstiges:____________________________________________<br />
15. Welche Arbeitsmittel werden zur Digitalisierung eingesetzt?<br />
PC<br />
Scanner<br />
Technische Einrichtung (Wechseltisch)<br />
Automatische Einrichtung<br />
Fremdvergabe (Externer Dienstleister)<br />
Sonstiges:____________________________________________<br />
16. Welche Informationen sind- zusätzlich zur Bestimmung- für die Digitalisierung<br />
notwendig?<br />
Barcode<br />
RFID-Tag<br />
Fortlaufende Nummerierung<br />
Sonstiges:______________________________________________<br />
99
Anhang<br />
17. Können Sie den Prozess der Digitalisierung beschreiben?<br />
(Stichworte, Aufzeichnungen, Diagramm etc.)<br />
•<br />
18. Können Sie die Höhe der Gesamtkosten für die Digitalisierung eines<br />
Herbarbeleges einschätzen? (Möglichst die Gesamtkosten)<br />
•<br />
19. Wie viele Herbarbelege werden in einem Jahr bzw. einen bestimmten<br />
Zeitraum in Ihrer Einrichtung digitalisiert?<br />
•<br />
20. Wie viel Prozent alle Herbarbelege sind bereits digitalisiert bzw. wie<br />
viele Herbarbelege werden in ihrer Einrichtung digitalisiert?<br />
•<br />
IM FOLGENDEN WIRD BEZUG AUF DEN TEILPROZESS DER LAGERUNG VON BOTANISCHEM<br />
BELEGMATERIAL GENOMMEN.<br />
21. Wer übernimmt, bzw. organisiert in Ihrer Einrichtung die Lagerung?<br />
Wissenschaftliche Mitarbeiter<br />
Sonstige Angestellte<br />
Studentische Hilfskräfte<br />
Angelernte Hilfskräfte<br />
Sonstiges:____________________________________________<br />
22. Welche Arbeitsmittel werden zur Lagerung eingesetzt?<br />
•<br />
23. Wie ist das Arbeitsstück bei der Lagerung beschaffen?<br />
•<br />
24. Welche Informationen sind für die Lagerung des botanischen Materials<br />
notwendig?<br />
•<br />
25. Können Sie den Prozess der Lagerung beschreiben? (Stichworte,<br />
Aufzeichnungen, Diagramm etc.)<br />
•<br />
100
Anhang<br />
IM FOLGENDEN WIRD BEZUG AUF DEN TEILPROZESS DER AUSWERTUNG VON<br />
BOTANISCHEM BELEGMATERIAL GENOMMEN.<br />
26. Wer übernimmt die Auswertung von botanischem Belegmaterial?<br />
Wissenschaftliche Mitarbeiter<br />
Sonstige Angestellte<br />
Studentische Hilfskräfte<br />
Sonstiges:____________________________________________<br />
27.Welche Arbeitsmittel werden bei der wissenschaftlichen Auswertung<br />
benötigt?<br />
PC<br />
Interne Datenbanken<br />
Interne Fachliteratur<br />
Externe Forschungsergebnisse<br />
Implizites Wissen der Mitarbeiter<br />
Internet (Fachbibliotheken, Suchkataloge)<br />
Sonstiges:_____________________________________________<br />
28. Wie ist das Arbeitsstück bei der Auswertung beschaffen?<br />
Im Originalzustand<br />
Getrocknet<br />
Gefroren<br />
Digitalisiert<br />
Sonstiges:____________________________________________<br />
29. Welche Informationen sind bei der wissenschaftlichen Auswertung<br />
notwendig?<br />
•<br />
30. Können Sie den Prozess der Auswertung beschreiben? (Stichworte,<br />
Aufzeichnungen, Diagramm etc.)<br />
•<br />
INTERN: INFORMATION ÜBER DEN/ DIE BEFRAGTE(N) (NAME, POSITION ETC.)<br />
•<br />
ANMERKUNGEN<br />
•<br />
31. Vielen Dank für Ihre Mithilfe!<br />
Anhang A: Abbildung 34: Fragebogen des Leitfadeninterviews<br />
101
Anhang<br />
Anhang B Interviewergebnisse<br />
I Herbarium Göttingen<br />
Frage 1:<br />
Zwei Mitarbeiter in Halbtagsstellen<br />
Frage 2:<br />
800.000 Herbarbelege<br />
Frage 3:<br />
LAPI-Projekt, Digitalisierung innerhalb des Projektes<br />
Frage 4:<br />
Durch wissenschaftliche Mitarbeiter, Zusammenarbeit mit Hobbysammlern, Zusammenarbeit<br />
mit weiteren Forschungseinrichtungen<br />
Sonstiges: Mit Lehrern, Austausch mit Herbarien untereinander<br />
Im Rahmen von Doktorarbeiten wird aktive Arbeit geleistet, beispielsweise<br />
Sammlungen in Südamerika.<br />
Frage 5:<br />
Trockenbuch<br />
Sonstiges: Pflanzenpresse, Silikate<br />
Frage 6:<br />
Fundort, Standort, Meereshöhe wenn möglich, Sammlername, Bestimmer,<br />
Sammlernummer, Nach Möglichkeit GPS-Daten<br />
Frage 7:<br />
Keine nähere Beschreibung erfolgt<br />
Frage 8:<br />
Sonstiges: Die Bestimmung wird vom Sammler vorgenommen oder der Sammler<br />
sucht für die Bestimmung einen Spezialisten bzw. Wissenschaftler.<br />
Ansonsten wird Herbarmaterial im Herbarium Göttingen nicht angenommen.<br />
(Kostengründe). Eine Bestimmung wird vom Herbarium nicht vorgenommen.<br />
Frage 9:<br />
Computer, Interne Datenbanken, Implizites Wissen der Mitarbeiter, Interne<br />
Fachliteratur, Interne Forschungsergebnisse, Externe Forschungsergebnisse,<br />
Internet<br />
Sonstiges: DNA, Vergleich mit anderen Herbarbelegen, Sequenzierungen<br />
102
Anhang<br />
Frage 10:<br />
Direkt am Arbeitsstück<br />
Frage 11:<br />
Alle aufgeführten Möglichkeiten<br />
Sonstiges: Alle Informationen die bei der Sammlung notwendig waren.<br />
Frage 12:<br />
Oftmals kann die Bestimmung nicht von einem Sammler übernommen werden,<br />
dann muss diese ein Spezialist übernehmen.<br />
Frage 13:<br />
Ja, Digitalisierung wird durchgeführt.<br />
Frage 14:<br />
Sonstiges: Meist im Rahmen von Projekten, zurzeit im Rahmen des Projektes<br />
LAPI. Ansonsten werden nur sporadisch Digitalisierungen durchgeführt.<br />
Frage 15:<br />
PC, Scanner, Wechseltisch<br />
Frage 16:<br />
Barcode wird aufgeklebt<br />
Frage 17:<br />
Typenfotos werden als *.jpg-Datei in einer Oracle-Datenbank gespeichert. Ein<br />
Foto ist ca. 500 MB groß, eine Digitalisierung erfolgt mit ca. 600 dpi Auflösung.<br />
Ein Verleih der digitalisierten Bilder erfolgt auf CD, da über das Internet die<br />
Dateimenge zu groß ist. Nicht alle Bilder, die online zur Verfügung stehen, haben<br />
ein Foto.<br />
GBIF digitalisiert im Projekt LAPI. Dort werden nur die Metadaten digitalisiert,<br />
nicht die Abbildung. Auf der Webseite des Herbariums kann nach der Gattung<br />
gesucht werden. Anhand des Alters kann so beispielsweise das Jahr des Fundes<br />
ausfindig gemacht werden, um die Möglichkeiten einer DNA-Analyse zu<br />
überprüfen.<br />
Exkurs Vorteile und Nachteile beim Digitalisieren:<br />
Nachteile:<br />
Oftmals ist ein Querschnitt des botanischen Materials notwendig. Dieser wird<br />
jedoch beim Digitalisieren nicht erfasst. Zudem reicht die angebotene Qualität<br />
aus dem Internet nicht aus, da sie runtergerechnet wird. Die bisherige Dateigröße<br />
ist zu groß. Die Digitalisierung ersetzt nicht den physischen Austausch,<br />
103
Anhang<br />
sie erleichtert jedoch die physische Suche. Beim Digitalisieren fehlen oftmals<br />
die Details für entsprechende Studien. Diese liefert dann nur der Originalbeleg.<br />
Die Bestimmung verändert sich im Laufe der Zeit. Beispielsweise erfolgen neue<br />
Zuordnungen und diese Informationen müssen auch beim digitalisierten Beleg<br />
nachgepflegt werden.<br />
Vorteile:<br />
Die Suche über GBIF erleichtert das Auffinden, da hier bisher zahlreiche Belege<br />
abgespeichert sind. Zudem erfolgt eine Speicherung dezentral im jeweiligen<br />
Herbarium. Eine Suche nach Herbarmaterial ist weltweit möglich. In dem Herbarium,<br />
wo entsprechende Belege aufgefunden werden, kann der Forscher hinreisen<br />
und vor Ort Untersuchungen am Material durchführen.<br />
Frage 18:<br />
Kosten können bisher nicht geschätzt werden. Schwierig in Göttingen zu klären.<br />
Frage 19:<br />
Zurzeit werden ca. 1-2 Herbarbelege pro Stunde digitalisiert. Im Durchschnitt<br />
werden ca. 10 Herbarbelege digital erfasst. Wenn Moose digitalisiert werden, ist<br />
der Durchsatz höher.<br />
Frage 20:<br />
Bisher sind ca. 10.000 Typen in der Datenbank erfasst. Davon sind ca. 30 Prozent<br />
mit Herbarmaterial digitalisiert.<br />
Frage 21:<br />
Moose werden in Kapseln gelagert<br />
Frage 22:<br />
Kühlraum und Schränke<br />
Frage 23:<br />
Getrocknet, auf einem Herbarbeleg oder in Kapseln, Eine Alkoholsammlung ist<br />
sehr selten.<br />
Frage 24:<br />
Familie, Gattung, Art<br />
Frage 25:<br />
Verschiedene Sortierungen sind möglich. Beispielsweise eine systematische<br />
Sortierung nach Schmeil-Fitschen. Dabei wird das natürliche System beibehalten.<br />
Problematisch ist dabei, dass sich Familien und Gattungen ändern können.<br />
104
Anhang<br />
Eine Umstellung der Lagerung im Herbarium ist sehr schwierig. Jedes Herbarium<br />
hat dort eine andere Strategie.<br />
Frage 26:<br />
Sonstiges: Eine Auswertung wird nicht vorgenommen.<br />
Frage 27:<br />
Keine Angaben<br />
Frage 28:<br />
Keine Angaben<br />
Frage 29:<br />
Keine Angaben<br />
Frage 30:<br />
Keine Angaben<br />
Name des Befragten:<br />
Herr Dr. Jochen Heinrichs, Kurator des Herbariums<br />
Anmerkungen:<br />
Nach Ländern, beispielsweise Argentinien, werden keine Herbarbelege verschickt.<br />
105
Anhang<br />
II Überseemuseum Bremen<br />
Frage 1:<br />
Zwei ehrenamtliche Mitarbeiter und eine halbe Stelle mit Frau Dr. Monika<br />
Steinhoff.<br />
Frage 2:<br />
Es sind ca. 400.000 Herbarbelege archiviert.<br />
Frage 3:<br />
Keine Forschungsarbeit oder Projektarbeit.<br />
Frage 4:<br />
Durch wissenschaftliche Mitarbeiter. Sonstiges: Tausch in der Region Nord-<br />
West-Deutschland und den Inseln. Ab dem 19. Jahrhundert wurden Herbarbelege<br />
teilweise zugekauft und getauscht.<br />
Frage 5:<br />
Sonstiges: Pflanzenpresse, ansonsten sehr individuell, teilweise nahezu ohne<br />
weitere Arbeitsmittel<br />
Frage 6:<br />
Fundort, Datum, Sammler, Bestimmung vor Ort<br />
Frage 7:<br />
Keine näheren Angaben<br />
Frage 8:<br />
Vom Sammler selbst, beispielsweise von Mitgliedern des naturwissenschaftlichen<br />
Vereins.<br />
Frage 9:<br />
Keine Angabe<br />
Frage 10:<br />
Direkt am Arbeitsstück, Durch Referenzobjekte<br />
Sonstiges: Durch GBIF-Datenbank<br />
Frage 11:<br />
Fundstück, Fundort, Datum, Name des Sammlers<br />
Frage 12:<br />
Der Schlüssel zur Bestimmung ist regional unterschiedlich und damit nur mit<br />
regionaler Literatur möglich. Beispielsweise existieren unterschiedliche Bestimmungsschlüssel<br />
für Australien und Deutschland. Australische Pflanzen sind<br />
106
Anhang<br />
nur mit australischem Schlüssel bestimmbar. Ansonsten ist nur die grobe Pflanzenfamilie<br />
bestimmbar.<br />
Frage 13:<br />
Ja, Digitalisierung wird durchgeführt.<br />
Frage 14:<br />
Sonstiges: Fotografin aus dem Museum<br />
Frage 15:<br />
Wechseltisch<br />
Sonstiges: Repro-Anlage, Digitalkamera.<br />
Frage 16:<br />
Bei der Digitalisierung wird nur eine laufende Nummer vergeben, kein Barcode<br />
Frage 17:<br />
Pflanzen werden systematisch aus dem Archiv gesucht. Es wird geprüft, ob die<br />
notwendigen Daten auf dem Herbarbeleg vorhanden sind. Ohne Fundort und<br />
Sammler erfolgt keine Digitalisierung.<br />
Eine Sammlungsdatenbank wurde angelegt. An dieser wird das Foto verknüpft.<br />
Das Foto ist ca. 20 MB groß. Die Datenbank enthält zusätzlich noch Tiere,<br />
Pflanzen, Skelette und völkerkundliche Objekte. Das Ziel der Datenbank ist es,<br />
alle Objekte des Museums zu beinhalten. Die Herbarbelege stellen dabei nur<br />
einen Teil dar. Ein Online-Zugriff für Herbarbelege ist nicht vorgesehen. Ein Teil<br />
der Datenbank ist für das Museum frei gestaltbar, beispielsweis können Farbfotos<br />
von Pflanzen und Töne von Tieren hinzugefügt werden. Im Museum können<br />
diese Informationen von den Besuchern abgerufen werden.<br />
Frage 18:<br />
Die Höhe der Digitalisierungskosten kann nicht angegeben werden.<br />
Frage 19:<br />
Da erst im Sommer 2008 damit begonnen sind noch keine Angaben möglich.<br />
Frage 20:<br />
Keine Angabe.<br />
Frage 21:<br />
Frau Dr. Steinhoff übernimmt die Lagerung im Herbarium.<br />
Frage 22:<br />
Ein klimatisiertes Magazin mit Kompaktanlage, zur Vorbereitung der Lagerung<br />
wird eine 20 m 3 große Stickstoffschleuse genutzt. Damit können beispielsweise<br />
107
Anhang<br />
auch Tierskelette für das Museum behandelt werden. Zur Einlagerung des Materials<br />
werden Kartons, Herbarbögen und Klebestreifen genutzt.<br />
Frage 23:<br />
Mit Stickstoff behandelt und vorher getrocknet.<br />
Frage 24:<br />
Der Pflanzenname, die Pflanzenfamilie. Optimalerweise eine komplette Bestimmung<br />
des Materials.<br />
Frage 25:<br />
1. Vier Wochen Einlagerung in der Stickstoffkammer<br />
2. Einlagerung nach Pflanzenfamilien (A-Z)<br />
3. Innerhalb der Pflanzenfamilien auch (A-Z)<br />
Die Umstellung des Herbars auf eine alphabetische Sortierung ist fast abgeschlossen.<br />
Bisher herrschte eine systematische Lagerungstechnik vor, die<br />
Pflanzen waren dabei nach Entwicklungsständen sortiert. Der Vorteil der alphabetischen<br />
Lagerung besteht darin, dass sich auch Laien zurechtfinden können.<br />
Frage 26:<br />
Es wird keine Auswertung durchgeführt.<br />
Frage 27:<br />
Keine Angaben<br />
Frage 28:<br />
Keine Angaben<br />
Frage 29:<br />
Oftmals wird der Querschnitt einer Pflanze benötigt. Für DNA-Untersuchungen<br />
ist die Lagerungstechnik entscheidend: Keine Erhitzung darf stattfinden, da die<br />
DNA infolge dessen zerstört wird. Auch eine mögliche Giftbehandlung aus der<br />
Vergangenheit verfälscht die DNA-Ergebnisse.<br />
Frage 30:<br />
Keine Angabe<br />
Name der Befragten:<br />
Frau Dr. Steinhoff, Kuratorin<br />
Anmerkungen:<br />
Keine<br />
108
Anhang<br />
III Herbarium Marburg<br />
Frage 1:<br />
Eine 30-Prozent-Stelle und eine 25-Prozent-Stelle eines technischen Angestellten.<br />
Zusätzlich erfolgen sporadische Praktikanteneinsätze.<br />
Frage 2:<br />
Es sind ca. 400.000-500.000 Herbarbelege archiviert. Davon ca. 300.000 höhere<br />
Pflanzen, 100.000 Flechten, Moose und Pilze.<br />
Frage 3:<br />
Es findet keine weitere Forschung oder Projektarbeit statt.<br />
Frage 4:<br />
Durch wissenschaftliche Mitarbeiter, Zusammenarbeit mit Hobbysammlern<br />
Sonstiges: Forschungsprojekte, Exkursionen, Forschungskooperationen.<br />
Frage 5:<br />
Pflanzenpresse für höhere Pflanzen, Zeitungspapier zum Trocknen, Kunststofftüten<br />
und Messer für alle Materialen, Hammer und Meißel bei Flechten und<br />
Moosen, Spaten, Schaufel und Trockner für Pilze. Eine Trocknung muss dabei<br />
sehr schnell geschehen, ansonsten sind die Pilzstrukturen zerstört.<br />
Frage 6 und 7:<br />
Bei Pilzen müssen der Geruch und die Farbe festgehalten werden. Es muss ein<br />
"Bild des Geruches" erfolgen. Ein Frischebeleg ist bei Pilzen sehr hilfreich, beispielsweise<br />
als Foto. Zudem muss auch das Substrat aufgesammelt werden.<br />
Auch bei Flechten ist das Substrat notwendig. Nach Möglichkeit sind GPS-<br />
Daten zur optimalen Bestimmung des Standortes anzugeben.<br />
Frage 8:<br />
Ausschließlich von Wissenschaftlern um eine korrekte Bestimmung zu ermöglichen.<br />
Bei eigener Sammlung muss eigene Bestimmung erfolgen. Wenn Wissen<br />
nur bis zur Gattung reicht und die Art fehlt, ist fremde bzw. zusätzliche Hilfe notwendig.<br />
Frage 9:<br />
Interne Fachliteratur, Öffentliche Literatur<br />
Sonstiges: Binokularvergrößerung<br />
Frage 10:<br />
Direkt am Arbeitsstück<br />
109
Anhang<br />
Frage 11:<br />
Fundstück, Fundort, Datum des Fundes, Name des Sammlers<br />
Sonstiges: Bestimmungsflore, Publikationen, Nomenklatur<br />
Frage 12:<br />
Das Ziel der Bestimmung besteht darin, die Gattung bzw. Art zu bestimmen.<br />
Die Pflanzenfamilie ist meistens bereits vom Sammeln her bestimmbar. Bei höheren<br />
Pflanzen ist diese Bestimmung meist einfacher als bei Flechten, Pilze,<br />
Farne und Moose, da wesentlich mehr Literatur zur Verfügung steht.<br />
Beispielsweise sind erst 5 Prozent aller Pilze beschreiben, aber gut 90-95 Prozent<br />
aller höheren Pflanzen.<br />
Bei Flechten, Pilze, Moose und Farne ist ein Mikroskop, das Substrat zur Bestimmung<br />
und nach Möglichkeit ein Typusbeleg sinnvoll. Bei Pilzen ist ein Foto<br />
vom Frischezustand sehr hilfreich und dessen Geruch.<br />
Frage 13:<br />
Eine Digitalisierung wird nicht durchgeführt daher weiter bei Frage 21.<br />
Frage 21:<br />
Wissenschaftliche Mitarbeiter, Studentische Hilfskräfte<br />
Sonstiges: Technische Angestellte<br />
Frage 22:<br />
Holz und Stahlschränke, keine Klimatisierung<br />
Frage 23:<br />
Herbarbeleg auf Karton, zumindest jedoch in Zeitungspapier, Pilze in Kunststofftüten,<br />
Flechten in Kapseln, oft auch mit Substrat, beispielsweise mit Stein<br />
daran<br />
Frage 24:<br />
Pflanzenfamilie und mindestens die Gattung<br />
Frage 25:<br />
Bestimmung des Frischematerials vorweg, danach konservieren und präparieren,<br />
anschließend einsortieren ins Lager (systematisch)<br />
Zudem existiert noch ein separates Lager mit ca. 30-40.000 Belegen, historisch<br />
gewachsen<br />
Frage 26:<br />
Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
Frage 27:<br />
110
Anhang<br />
Keine Angabe<br />
Frage 28:<br />
Getrocknet<br />
Frage 29:<br />
Der physische Herbarbeleg für nicht offensichtliche Merkmale. Dazu sind beispielsweise<br />
Schnitte in das Material erforderlich, ebenso für DNA-<br />
Auswertungen.<br />
Frage 30:<br />
Bei der Auswertung von botanischem Material werden die Informationen aus<br />
der Bestimmung benötigt.<br />
Name des Befragten:<br />
Herr Dr. Karlheinz Rexer<br />
Anmerkungen:<br />
Anmerkungen zur Digitalisierung:<br />
Die Digitalisierung kann die Suche erleichtern, beispielsweise welches Material<br />
in welchem Herbar zu finden ist. Eine Vorab-Auswahl ist möglich.<br />
Eine Digitalisierung von Pilzen ist beispielsweise nicht sinnvoll, da einerseits<br />
immer Proben vom Inneren der Pilze notwendig sind und andererseits auch<br />
anatomische Merkmale. Zudem verändert ein Pilz seine Farben nach der<br />
Trocknung. Auch bei Moosen ist eine Digitalisierung nur als Vorab-Information<br />
als sinnvoll anzusehen, da sie beispielsweise zum Bearbeiten im Wasser aufquellen<br />
müssen, um die Blattstruktur zu erkennen.<br />
Bei höheren Pflanzen ist eine Digitalisierung sinnvoller, da weitere zusätzliche<br />
Kriterien zu erkennen sind, beispielsweise Punkte, Härchen, Sporn etc. Diese<br />
bieten so genügen Zählmöglichkeiten zur Auswertung. Bei Pflanzen bleibt zudem<br />
meistens die Farbe nach der Trocknung erhalten.<br />
111
Anhang<br />
IV Herbarium Halle<br />
Frage 1:<br />
Der Kurator und eine Präparatorin sind im Herbar ganztags beschäftigt.<br />
Zusätzlich sind zurzeit zwei halbe Stellen im Rahmen eines Projektes geschaffen.<br />
Frage 2:<br />
Im Herbarium lagern ca. 500.000 Herbarbelege. Die Sammlung umfasst Moose,<br />
Pilze, Flechten und höhere Pflanzen. Zudem beherbergt das Herbarium eine<br />
Heimatsammlung aus dem Harz, Sachsen und Thüringen<br />
Ehemaliger Kuskus aus Berlin hatte Dubletten im BGBM angefertigt und diese<br />
nach Halle gebracht. Dadurch konnten viele Belege nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
wiederbeschafft werden.<br />
Frage 3:<br />
Projekt LAPI, Zudem beherbergt das Herbarium die zweitgrößte Mongoleisammlung<br />
außerhalb der Mongolei<br />
Frage 4:<br />
Durch wissenschaftliche Mitarbeiter, Zusammenarbeit mit Hobbysammlern, Zusammenarbeit<br />
mit weiteren Forschungseinrichtungen<br />
Sonstiges: Geobotanikern, Projekten, Nachlässen<br />
Frage 5:<br />
Sonstiges: Sammelpresse, Gitterpresse (Pflanzenpressen), Zeitungspapier<br />
Frage 6:<br />
Fundort, Fundstück, Kartenmaterial, Datum, Sammler, evtl. Sammeltagebuch,<br />
GPS-Daten bei Bedarf<br />
Frage 7:<br />
Keine Angabe<br />
Frage 8:<br />
Wissenschaftler<br />
Sonstiges: Literatur, Flore<br />
Frage 9:<br />
Implizites Wissen der Mitarbeiter<br />
Frage 10:<br />
Direkt am Arbeitsstück, Durch Referenzobjekte aus dem Herbar<br />
112
Anhang<br />
Typusbeleg insbesondere für Moose, Farn, Flechten und Pilze<br />
Frage 11:<br />
Fundstück, Fundort, Datum des Fundes, Name des Sammlers<br />
Sonstiges: Bestimmungsflore<br />
Frage 12:<br />
Keine Angabe<br />
Frage 13:<br />
Ja, eine Digitalisierung wird durchgeführt<br />
Frage 14:<br />
Studentische Hilfskräfte, Teilweise automatisierter Vorgang<br />
Sonstiges: Doktoranden, jeweils eine halbe Stelle<br />
Frage 15:<br />
PC, Scanner (600 dpi Auflösung)<br />
Sonstiges: Eigens entworfener Scanner für das Projekt LAPI<br />
Frage 16:<br />
Sonstiges: Inventarnummer<br />
Frage 17:<br />
Es werden zur Digitalisierung nur die Typusbelege aus dem Herbar genutzt.<br />
Das Ziel ist eine Datenbank nur mit Typen. Dazu muss jeder Herbarbogen separat<br />
angeschaut und entschieden werden, ob dieser einen Typus darstellt.<br />
Dazu sind Kenntnis und Erfahrung nötig. Das Problem besteht darin, dass im<br />
Herbar alle Typen verstreut sind. Sie müssen alle nacheinander herausgesucht<br />
werden. Bis heute ist nicht bekannt, wie viele Typen in Halle lagern, es wird von<br />
mindestens 6.000-7.000 Typen ausgegangen. Gefundene Typen kommen in<br />
Halle in entsprechende Schränke, nicht wieder ins Lager. Bis heute müssen die<br />
Botaniker zu Auswertungszwecken unzählige Herbarien anschreiben, um zu<br />
prüfen, welche Typen wo vorhanden sind. Teilweise sind Herbarbeleg von Alexander<br />
von Humboldt in Halle gelagert.<br />
Frage 18:<br />
Bisher wurde erst sehr wenig digitalisiert. Daher schwer einzuschätzen.<br />
Frage 19:<br />
Im Herbarium Halle werden nur die Typen digitalisiert. Es wird davon ausgegangen,<br />
dass in den kommenden zwei Jahren 6.000-7.000 Typen digitalisiert<br />
sind. Die Typen sind die wichtigsten Belege im Herbar.<br />
113
Anhang<br />
Frage 20:<br />
Keine Angaben, kann nicht geschätzt werden<br />
Frage 21:<br />
Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
Sonstiges: Ausschließlich ein Wissenschaftler, da ansonsten die Gefahr besteht,<br />
dass Herbarbelege falsch einsortiert werden und so nie wieder auffindbar<br />
sind.<br />
Frage 22:<br />
A3-Scanner, Scanner aus dem Projekt LAPI, Holz- und Metallschränke<br />
Frage 23:<br />
Getrocknet<br />
Frage 24:<br />
Mindestens der Gattungsname ist notwendig<br />
Optimalerweise Bestimmung der Familie, Gattung und der Art und vollständige<br />
Etikettdaten. Mindestens Sammlername und Datum.<br />
Anhang B: Abbildung 35: Eigene Aufzeichnung zur Ordnung in der Biologie.<br />
Frage 25:<br />
Sortierung im Lager nach der Endlicher-Systematik. Dabei sind alle Gattungen<br />
systematisch nach den Familien sortiert. Innerhalb der Familien sind Gattungen<br />
114
Anhang<br />
auch systematisch sortiert. Unterhalb der Gattungen sind die Arten alphabetisch<br />
sortiert<br />
Frage 26:<br />
Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
Sonstiges: Studenten, Doktoren, Floristen, weltweite Gruppen, beispielsweise<br />
für Vergleichsgruppen-Bestimmung<br />
Frage 27:<br />
Keine Angaben<br />
Frage 28:<br />
Getrocknet<br />
Frage 29:<br />
Bei der Auswertung werden Schnitte oder molekulare Untersuchungen vorgenommen,<br />
allerdings nur nach vorheriger Absprache. Material muss dazu reichlich<br />
genug vorhanden sein. Der Rest muss insbesondere bei Typen zurückgegeben<br />
werden. Beim Aufkochen und Erhitzen von Blüten müssen diese in der<br />
Kapsel beigelegt werden.<br />
Frage 30:<br />
Auswertung anhand der Informationen aus der Bestimmung, von Digitalbildern<br />
und dem physischen Herbarbeleg.<br />
Name des Befragten:<br />
Herr Dr. Uwe Braun<br />
Anmerkungen:<br />
Keine<br />
115
Anhang<br />
V Herbarium Dresden<br />
Frage 1:<br />
Ein Mitarbeiter ist im Herbarium mit einer 10-Prozent-Stelle beschäftigt.<br />
Frage 2:<br />
Es sind ca. 350.000 Herbarbeleg archiviert. Davon sind allerdings erst 50 Prozent<br />
inventarisiert, etikettiert und einsortiert. Die finanzielle Situation im Herbar<br />
ist sehr angespannt, es sind keine weiteren finanziellen Mittel für weiteres Personal<br />
oder Material vorhanden. Die sächsischen Belege aus dem Herbar sind<br />
jedoch vollständig archiviert (Fundort, Sammler, Etikett, etc.)<br />
Frage 3:<br />
Es wird klassische Forschung mit Moosen betrieben, Sammeltätigkeiten während<br />
der Dienstreise werden durchgeführt, Schwerpunkt liegt auf sächsische<br />
Belege. Externe Anforderungen werden oftmals erst vorher aufbereitet.<br />
Frage 4:<br />
Durch wissenschaftliche Mitarbeiter, Zusammenarbeit mit Hobbysammlern,<br />
Nachlässe<br />
Sonstiges: Auflösungen privater Herbarien, beispielsweise von Apothekern<br />
Frage 5:<br />
Papier<br />
Frage 6:<br />
Fundort, Sammler, Sammeldatum, Standort<br />
Sonstiges: Bei exotischen Pflanzen hilft der Hoch- und Rechtswert aus möglichen<br />
GPS-Daten. Bei einheimischen Pflanzen auch das MTB, welches beispielsweise<br />
für Verbreitungsatlanten interessant ist. Bisher wird oftmals ausschließlich<br />
eine Beschreibung der Fundstelle vorgenommen.<br />
Frage 7:<br />
Keine Angaben<br />
Frage 8:<br />
Wissenschaftlern<br />
Sonstiges: Normalerweise von Sammler<br />
Frage 9:<br />
Sonstiges: Meist Literatur, Vergleichsmaterial, bei Moosen beispielsweise der<br />
Blattquerschnitt<br />
116
Anhang<br />
Frage 10:<br />
Direkt am Arbeitsstück<br />
Sonstiges: Bei Bedarf Taxonomen fragen<br />
Frage 11:<br />
Fundstück, Fundort, Datum des Fundes, Name des Sammlers<br />
Frage 12:<br />
Bestimmung ist zumindest für Art notwendig. Bei Pilzen ist 1000-fache Vergrößerung<br />
notwendig. Bei Moosen und Flechten sind Schnitt durch den Fruchtkörper<br />
für Sporen und der Blattquerschnitt nötig. Bei Moosen, Flechten, Farn und<br />
Pilzen ist oftmals ein Typusbeleg notwendig, die die Literatur sehr dünn ist und<br />
bisherige Beschreibungen nicht ausreichen. Bei höheren Pflanzen reicht Literatur<br />
aus, sie ist für jedes Land verfügbar. Hier ist kein Typus notwendig. Ein Typus<br />
ist notwendig, wenn man sich kein Bild von der Beschreibung aus der Literatur<br />
machen kann.<br />
Frage 13:<br />
Nein, es wird keine Digitalisierung vorgenommen. Höchsten ein Foto für Präsentationen<br />
im Rahmen der <strong>Hochschule</strong>. Hinweis: Bei Moosen, Flechten, Fahnen<br />
und Pilzen macht Digitalisierung keinen Sinn.<br />
Da keine Digitalisierung stattfindet weiter bei Frage 21.<br />
Frage 21:<br />
Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
Frage 22:<br />
Holzschränke, allerdings zerfallen diese langsam<br />
Mindestens die Hälfte der Sammlung lagert im Keller der Universität, weder klimatisiert<br />
noch aufbereitet in normalen Holzregalen.<br />
Frage 23:<br />
Getrocknet<br />
Frage 24:<br />
Ein Stapel von Herbarbelegen wird für die Einlagerung abgearbeitet.<br />
Anschließend einsortiert nach Nummer. Anschließend nach Gattung und Art.<br />
Einzelne Herbarbelege einsortieren ist sehr zeitaufwendig.<br />
117
Anhang<br />
Frage 25:<br />
Sortierung erfolgt nach Familien. Jede Familie hat eine Nummer, diese im Register<br />
nachschlagen. Bei Anfragen nach Anfangsbuchstaben "B" im Register<br />
nachschlagen, welche Nummer dazugeordnet ist.<br />
Der Vorteil der systematischen Sortierung besteht darin, dass alle verwandten<br />
Arten nah zusammen in einer Mappe sind. In einer Mappe sind so Familie, Gattung<br />
und Art. Wenn die Gattung sich ändert, ist die Mappe zum Suchen die<br />
gleiche.<br />
Pilze, Moose, Farne und höhere Pflanzen sind nach Familien sortiert. Flechten<br />
sind in der Bestimmungsliteratur alphabetisch sortiert. Dies ist zwar unüblich,<br />
aber da Familien selten bekannt sind, stellt dies die geeignetste Lösung dar.<br />
Für Familieneinordnung existiert keine gängige Systematik bei Flechten.<br />
Frage 26:<br />
Durch wissenschaftliche Mitarbeiter<br />
Sonstiges: Für Kartierungsprojekte, z.B. Moosatlanten für Sachsen<br />
Frage 27:<br />
Sonstiges: Molekulare Untersuchungen sind möglich, Blattmengen werden entnommen,<br />
es wird geschnitten und mikroskopiert. Zudem werden die Informationen<br />
aus der Bestimmung benötigt.<br />
Frage 28:<br />
Zumeist ist das Material auf dem Herbarbeleg fixiert.<br />
Frage 29:<br />
Die Informationen aus der Bestimmung.<br />
Frage 30:<br />
Keine Angaben, wird nicht durchgeführt.<br />
Name des Befragten:<br />
Herr Dr. Frank Müller<br />
Anmerkungen:<br />
Keine<br />
118
Anhang<br />
VI Herbarium München<br />
Frage 1:<br />
Im Herbarium sind 13 Mitarbeiter beschäftigt.<br />
Frage 2:<br />
Zurzeit sind ca. 3,0 Millionen Herbarbelege archiviert.<br />
Davon sind ca 350.000 Pilze, 350.000 Flechten, 150.000 Algen und 150.000<br />
Moose. Algen werden in einer geringen Menge aus Schenkungen oder Nachlässen<br />
archiviert, allerdings wurden sie nie gesammelt, da kein Meer in der Nähe<br />
ist.<br />
Frage 3:<br />
Folgende Projekte finden statt:<br />
München stellt den GBIF-Knoten für Mykologie, die Mellon-Foundation digitalisiert<br />
Herbarbelege, zudem finden weitere Projekte statt. Verweis auf die Webseite<br />
der BSM.<br />
Frage 4:<br />
Durch Zusammenarbeit mit Hobbysammlern<br />
Sonstiges: Tausch, Geschenke, "Arnoldie"-Tauschprogramm, Kauf von Herbarbelegen<br />
(Etat beträgt ca. 3.000 Euro)<br />
Frage 5:<br />
Sonstiges: GPS<br />
Frage 6:<br />
Fundort, Sammler, Sammeldatum, nach Möglichkeit GPS-Daten<br />
Frage 7:<br />
Keine Angaben<br />
Frage 8:<br />
Sonstiges: Vom Sammler oder Wissenschaftler<br />
Frage 9:<br />
Sonstiges: Literatur, online Möglichkeit LIAS<br />
Frage 10:<br />
Direkt am Arbeitsstück<br />
Sonstiges: Online mit LIAS<br />
Frage 11:<br />
Fundstück, Fundort, Datum des Fundes, Name des Sammlers<br />
119
Anhang<br />
Sonstiges: Substrat, außer bei höheren Pflanzen, GPS bzw. MTB-Daten<br />
Frage 12:<br />
Die Bestimmung wird nach Möglichkeit auch online durchgeführt.<br />
Frage 13:<br />
Ja, eine Digitalisierung wird durchgeführt<br />
Frage 14:<br />
Sonstige Angestellte, Studentische Hilfskräfte, Angelernte Hilfskräfte, Teilweise<br />
automatisierter Vorgang<br />
Frage 15:<br />
Laptop, Scanner<br />
Sonstiges: Separater Tastenblock zum Drehen des Bildes<br />
Frage 16:<br />
Barcode<br />
Sonstiges: Barcode wird vor der Digitalisierung auf die Kapsel geklebt. Barcode<br />
ist vorher höchstens Projekt zugeordnet<br />
Frage 17:<br />
Digitalisierung von Flechten/Moosen/Pilzen geschieht nicht nach den wertvollsten<br />
Belegen, da zu viel Aufwand dieser zu suchen im Herbar.<br />
(Im Gegensatz zu Halle)<br />
Es wird nach geschlossenen Gruppen vorgegangen z.B. nur Steinpilze, der<br />
Umfang beträgt hier ca. 20.000 oder Mehltaupilze, der Umfang beträgt 6.000<br />
(regional um München).<br />
Vorteil: Ist eine Gruppe komplett digitalisiert, besteht eine komplette, digitale<br />
Verfügbarkeit dieser. Beispiel: Schwarzwaldflechten um Berlin: Nach drei Jahren<br />
ist das Vorhaben beendet, da der Sammler H. Lettau verstorben ist. Aus der<br />
Gegend folgen keine Herbarbelege mehr.<br />
Typenbildung ist bei Pilzen schwer, daher besser Gruppen, Typen sind hier<br />
auch nicht fest bezeichnet, Pilze sind sehr heterogen, bei höheren Pflanzen ist<br />
dies einfacher. Flechtentypen sind etwas besser beschrieben. Typen sind nur<br />
für Biodiversitätsforschung interessant. Historische Vergleiche sind so nicht<br />
möglich, auch nicht in Umweltfragen.<br />
Prozess: Digitalisierung der Daten der Kapsel mit Barcode und Text auf einem<br />
Flachbettscanner. Eine Software speichert automatisch den Barcode.<br />
120
Anhang<br />
Der Barcode ist, wenn überhaupt, nur Projekt zugeordnet<br />
Abspeicherung des Barcode mit Uhrzeit, manuelles drehen der Bilder, zum mobilen<br />
Erfassen USV am Schiebetisch.<br />
Weiteres Vorgehen<br />
Frontend "Diversity Collection" Etikett- Infos ablesen und eingeben<br />
Verknüpfung zu Pflanzennamen, Koordinaten werden als GPS-Daten aus<br />
Fundort übernommen<br />
Importieren der einzelnen Dateien<br />
Mussfelder: Familie, Gattung, Art, Sammler und Sammeldatum. Bei Pilzen ist<br />
die Art kein Muss, da hier die Art sehr selten bestimmbar ist.<br />
Zusammenfassend:<br />
1. Schritt: Barcode und Text einscannen<br />
2. Schritt: Entsprechende Daten nachtragen anhand des Ablesens der Schrift<br />
der gespeicherten Kapsel, Problem durch Tintenfraß, Import in DB, Informationen<br />
der Etiketten am Bildschirm ablesen. Dies erfolgt in der BSM durch eine<br />
angelernte Hilfskraft.<br />
Bei Flechten, Pilzen etc. ist Tiefenschärfe und die Struktur notwendig, dies ist<br />
sehr aufwendig zu digitalisieren, daher wird nur die Kapsel erfasst.<br />
Anhang B: Abbildung 36: Eigene Aufzeichnung zur Kapseldigitalisierung<br />
Frage 18:<br />
Die Mellon-Foundation finanziert die Digitalisierung, die Urheberrechte bleiben<br />
beim Herbarium. Die Kosten für die Digitalisierung sind nicht bestimmbar.<br />
121
Anhang<br />
Frage 19:<br />
Ca. 400 Herbarbelege können an einen Tag digitalisiert werden. Allerdings umfasst<br />
diese Digitalisierung nur das Abspeichern der Kapsel mit der Handschrift,<br />
nicht des botanischen Materials.<br />
Die Auflösung beträgt 600 dpi. Die hohe Auflösung ist notwendig, da so Handschriften<br />
besser erkennbar sind. Ein Herbarbeleg ist ca. 20 MB groß.<br />
Frage 20:<br />
Schätzungsweise ein bis zwei Prozent aller Belge sind bereits archiviert.<br />
Frage 21:<br />
Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Angelernte Hilfskraft<br />
Sonstiges: Systematisch sortiert nach Krempelhuber. Nur das Flechtenherbar<br />
ist alphabetisch sortiert. (Siehe auch Dresden Frage 25) Nahe verwandte Gattungen<br />
sind daher im Herbar nicht beisammen.<br />
Frage 22:<br />
Kompaktanlage zur Archivierung<br />
Unterschiedliche Herbarbelegfarben für Bayern und den Rest der Welt.<br />
Kunststofftüten, um vor Schädlingen zu schützen.<br />
Frage 23:<br />
Getrocknet, teilweise mit Substrat, in Kapseln oder als Herbarbeleg. Große Belege<br />
mit Rinde und Baumstamm in Kartons.<br />
Frage 24:<br />
Keine Angaben<br />
Frage 25:<br />
Grüne Herbarbelege stammen aus Bayern und Rote sind Typenbelege.<br />
Exkurs: Auf Typen beruht der Artenname, als Referenz ist Typusbeleg wichtig.<br />
Das Typusmaterial ist das wertvollste Material. Wenn allerdings nur dieser digitalisiert<br />
wird, besteht die Gefahr, dass andere Belege bei Anfragen nicht beachtet<br />
werden.<br />
Drei Tage gefrieren von botanischem Material vor der Bestimmung reichen aus.<br />
Flechten und Moose sind nicht so anfällig für Schädlinge. Pilze und höhere<br />
Pflanzen sind wesentlich gefährdeter. Höhere Pilze und Pflanzen werden alle 2-<br />
3 Jahre durchgefroren. Plastikbeutel reichen dazu nicht aus.<br />
Frage 26:<br />
Wissenschaftliche Mitarbeiter<br />
122
Anhang<br />
Frage 27:<br />
Sonstiges: 130 Pakte werden pro Jahr an andere Einrichtungen verschickt.<br />
Dies entspricht ca. 40-150 Blütenpflanzenbelegen pro Monat. Pilze und Flechten<br />
werden wesentlich seltener ausgeliehen, da eine Auswertung viel aufwendiger<br />
ist (Mikroskopieren, Schneiden, Aufquellen etc.)<br />
Pilze und Flechten sind jedoch für Umweltproblematiken sehr interessant zu<br />
untersuchen.<br />
Frage 28:<br />
Digitalisiert<br />
Sonstiges: Als Herbarbeleg<br />
Frage 29:<br />
LIAS, GBIF, Original-Herbarbelege<br />
Frage 30:<br />
Keine Angaben<br />
Namen der Befragten:<br />
Frau Dr. Dagmar Triebel (Allgemeiner Teil, Sammlung, Bestimmung und Auswertung)<br />
Herr Dr. Andreas Beck (Lagerung)<br />
Herr Dr. Markus Weiss (Digitalisierung)<br />
Anmerkungen:<br />
Keine<br />
123
Anhang<br />
VII Herbarium Berlin<br />
Frage 1:<br />
Aktuelle Zahlen siehe Webseite<br />
Das Herbar ist auf zwei unterirdische Etagen verteilt und eine ehemalige Bunkeranlage<br />
aus den Zeiten des Kalten Krieges. (BJ: 1987)<br />
Frage 2:<br />
Es sind ca. 3,8 Millionen Herbarbelege archiviert. (Höhere Pflanzen, Pilze,<br />
Flechten, Fahne und Moose)<br />
Davon sind ca. 1,5 Millionen höhere Pflanzen, 2 Millionen Flechten, Pilze und<br />
Algen und 300.000 Moose.<br />
Frage 3:<br />
Projekt LAPI<br />
Das Max-Planck-Institut digitalisiert zur Zeit Herbarbelege aus dem Willdenow-<br />
Herbar<br />
Frage 4:<br />
Zusammenarbeit mit Hobbysammlern, Nachlässe<br />
Sonstiges: Sporadische Sammelreisen<br />
Frage 5:<br />
Klassische Arbeitsmittel, ohne nähere Beschreibung<br />
Frage 6:<br />
Fundort, Vorläufige Feldbestimmung, Geografische Daten, Sammelnummer,<br />
Sammeldatum<br />
Frage 7:<br />
Keine genaueren Angaben zum Prozess<br />
Frage 8:<br />
Wissenschaftler<br />
Sonstiges: Wenn keine präzise Bestimmung erfolgen kann, wird das gesammelte<br />
Material als teilbestimmt/unbestimmt temporär vorgehalten (Beispielsweise<br />
wenn Material nur bis zur Gattung bekannt ist)<br />
Frage 9:<br />
Interne Fachliteratur<br />
124
Anhang<br />
Sonstiges: Virtuelles Herbar zum Abrufen der Bilder und der digitalen Ausleihe.<br />
Eine Bestimmung neuer Belege ausschließlich durch digitalisiertes Material ist<br />
möglich, allerdings meist nur bei höheren Pflanzen.<br />
Frage 10:<br />
Direkt am Arbeitsstück, Durch Referenzobjekte<br />
Sonstiges: Spezialisten könnten auch am digitalisierten Objekt die Bestimmung<br />
vornehmen.<br />
Frage 11:<br />
Fundstück, Fundort, Datum des Fundes, Name des Sammlers<br />
Sonstiges: Floren, die gezielt Informationen über ein bestimmtes Gebiet liefern,<br />
Teilweise Monografien<br />
Frage 12:<br />
Keine Angaben<br />
Frage 13:<br />
Ja, eine Digitalisierung wird durchgeführt<br />
Frage 14:<br />
Sonstige Angestellte<br />
Teilweise automatisierter Vorgang<br />
Frage 15:<br />
PC, Scanner, Wechseltisch<br />
Frage 16:<br />
Barcode, Fortlaufende Nummerierung vom Sammler<br />
Frage 17:<br />
Für den Ausleihprozess:<br />
1. Barcode auf Fundstück<br />
2. Diesen Barcode einscannen bzw. aufrufen<br />
3. Grunddaten eingeben, beispielsweise Land/Sammler/Belegname<br />
4. Eingabe der Daten für Ausleih- und Digitalisierungsdatenbank, um Ziel des<br />
Herbarbeleges festzuhalten.<br />
Digitalisierungsprojekt:<br />
1. Barcode auf Fundstück kleben<br />
2. Einscannen des Barcodes und des Pflanzennamens<br />
3. Restdaten werden später nachgepflegt<br />
125
Anhang<br />
Eine vollständige Digitalisierung findet nur bei höheren Pflanzen statt. Bei Pilzen,<br />
Moosen, Flechten findet dafür keine Digitalisierung statt.<br />
Frage 18:<br />
Verweis auf das Projekt Herbar-Digital, in dem die Digitalisierungskosten berechnet<br />
wurden.<br />
Frage 19:<br />
Schätzungsweise 2.000 Stück pro Jahr für die Ausleihe<br />
Frage 20:<br />
Bisher sind ca 70.000 Herbarbelege digitalisiert<br />
Frage 21:<br />
Sonstiges: Zwei technische Angestellte und teilweise auch wissenschaftliche<br />
Mitarbeiter.<br />
Frage 22:<br />
Kompaktanlage mit klimatisierten Umfeld, Lagerung teilweise in Metallschränken.<br />
Eine Besonderheit stellt das Willdenow-Herbar dar, hier herrscht eine separate<br />
Lagerungstechnik. Zusätzlich befindet sich auf dem Dachboden des Herbariums<br />
nicht aufbereitetes Material.<br />
Frage 23:<br />
Auf Herbarbögen, in Kapseln, In Schubladen (Früchte)<br />
Frage 24:<br />
Farbkennzeichnungen für Moose je nach Herkunftsland (blau/grau etc.)<br />
Pilze, Flechten, Moose lagern in getrennten Räumen.<br />
Teilweise Verweise für Samen am Herbarbeleg.<br />
Frage 25:<br />
Systematische Sortierung nach der Engler-Systematik. Zuordnung der Gattungen<br />
zu Familien. In Berlin findet zudem eine Sortierung nach Großgruppen<br />
statt. (Fahne, Moose, Flechten etc.)<br />
Innerhalb der Gruppen werden die Familien alphabetisch sortiert. Innerhalb der<br />
der Familien werden die Gattungen alphabetisch sortiert usw.<br />
Frage 26:<br />
Sonstiges: Fast ausschließlich extern.<br />
Frage 27:<br />
Sonstiges: Je nach Auswertung beispielsweise DNA oder Mikroskop<br />
126
Anhang<br />
Frage 28:<br />
Getrocknet, teilweise digitalisiert<br />
Frage 29:<br />
Informationen über das Fundstück. Zumeist klassisch auf dem Postweg. Bei<br />
DNA-Sequenzierungen muss vorher um Erlaubnis gefragt werden. Für dessen<br />
Qualität ist eine schnelle Trocknung des Materials nötig, da nur so die DNA<br />
bestmöglichst erhalten bleibt. Um Verwandtschaftsbeziehungen zu analysieren,<br />
sind GPS oder MTB-Daten der Herbarbelege notwendig.<br />
Frage 30:<br />
Eine klassische Auswertung über den Postweg ist in Ländern wie beispielsweise<br />
Europa oder Nordamerika möglich. In Lateinamerika oder Afrika werden nur<br />
digitalisierte Ausleihen vergeben.<br />
Name des Befragten:<br />
Herr Dr. Ludwig Martins<br />
Anmerkungen:<br />
Keine<br />
127
Anhang<br />
VIII Herbarium Hamburg<br />
Frage 1:<br />
Elf Mitarbeiter sind im Herbarium Hamburg beschäftigt, davon acht Mitarbeiter<br />
in Teilzeitstellen, wovon wiederum zwei Stellen projektabhängig sind. Bei Bedarf<br />
werden bis zu zwei ABM-Stellen angeboten.<br />
Frage 2:<br />
Es sind ca 1,8 Millionen Herbarbelege archiviert (Pilze, Moose, Flechten und<br />
höhere Pflanzen)<br />
Frage 3:<br />
Projekt der Mellon-Foundation (dazu die erwähnten projektabhängigen Stellen)<br />
GBIF-Projekte (Orchideen, Mittagsblumengewächse)<br />
GBIF stellt die Datenbank zur Digitalisierung bereit.<br />
Frage 4:<br />
Zusammenarbeit mit Hobbysammlern, Nachlässe<br />
Sonstiges: Arbeitsgruppen in Südafrika<br />
Frage 5:<br />
Sonstiges: Heutzutage wird GPS genutzt, dies muss den Hobbysammlern erklärt<br />
werden. In Deutschland wird auch mit dem MTB gearbeitet. Bis vor 20 Jahren<br />
wurden Aquarelle angefertigt, beispielsweise von Pilzen und klassischen<br />
Sammeltätigkeiten<br />
Frage 6:<br />
Fundort, Sammler, GPS-Daten, Bei Bedarf Substrat, Höhe von höheren Pflanzen<br />
ist wichtig, schätzen reicht dabei allerdings aus.<br />
Frage 7:<br />
Keine Angaben, übliches Vorgehen<br />
Frage 8:<br />
Sonstiges: Bei Tropenpflanzen sind Informationen aus dem jeweiligen Nationalherbar<br />
oftmals sehr hilfreich.<br />
Frage 9:<br />
Interne Fachliteratur, Implizites Wissen der Mitarbeiter, Internet (Online wenn<br />
Quellen vorhanden)<br />
128
Anhang<br />
Sonstiges: Spezialisten, Bibliothek, Nomenklatur, Floren, private Sonderdrucke<br />
von Professoren, Experten für bestimmte Gebiete (Bsp: Experte notwendig für<br />
unbekannten parasitischen Pilz auf einer Flechte)<br />
Frage 10:<br />
Direkt am Arbeitsstück<br />
Frage 11:<br />
Fundstück, Fundort, Datum des Fundes, Sammlername<br />
Sonstiges: Herbarium zum Vergleich (Insbesondere bei Pilzen etc.)<br />
Frage 12:<br />
Eine Neubestimmung bzw. überarbeitende Bestimmung findet nicht statt, da<br />
diese zu zeitaufwendig ist. Eine Möglichkeit dazu bietet die Digitalisierung. Hier<br />
kann ein Experte dieses nochmal durchführen.<br />
Frage 13:<br />
Ja, eine Digitalisierung wird durchgeführt<br />
Frage 14:<br />
Sonstiges: Teilzeitkräfte, die für das Mellon-Projekt abgestellt sind, übernehmen<br />
die Digitalisierung. Der Beleg wird dabei nur mit den Labeldaten digitalisiert.<br />
Eine zusätzliche Digitalisierung findet nicht statt. Labeldaten werden mit 600 dpi<br />
digitalisiert. Die Mellon-Foundation digitalisiert nur Typusbelege und historisch<br />
Bedeutsame. Sie werden vom Herbar selber ausgewählt. Der Vorteil der Digitalisierung<br />
besteht darin, dass durch die Digitalisierung ermöglicht wird, alle vorhandenen<br />
Herbarbelege zur Verfügung zu stellen.<br />
Frage 15:<br />
Sonstiges: Scanner der Mellon-Foundation<br />
Frage 16:<br />
Barcode<br />
Frage 17:<br />
Eine selbst entwickelte My-SQL-Datenbank speichert die digitalisierten Herbarbelege.<br />
GBIF hat dafür einen Wrapper entwickelt, um Zugriff auf diese Datenbank<br />
zu erlangen. Die Vorgaben für Schnittstellen etc. stammen von GBIF.<br />
Durch die Finanzierung der Mellon-Foundation wird das Auffinden von Typusbelegen<br />
erst ermöglicht.<br />
Frage 18:<br />
Berechnung durch die Mellon-Foundation.<br />
129
Anhang<br />
Frage 19:<br />
Das Ziel besteht darin, ca. 2.000-3.000 Herbarbelege im Jahr zu digitalisieren.<br />
Frage 20:<br />
Keine Angaben<br />
Frage 21:<br />
Wissenschaftliche Mitarbeiter<br />
Frage 22:<br />
Zentralmagazin, darin Kartons zur Aufbewahrung<br />
Neue Belege lagern in Kompaktanlage, eine Klimatisierung erfolgt<br />
Frage 23:<br />
Getrocknet, in Kapseln, geteilt (z. B. bei Palmenblättern), teilweise zwei Flechten<br />
auf einem Bogen<br />
Frage 24:<br />
Sonstiges: Nach Familien, Gattungen und Art<br />
Frage 25:<br />
Digitalisiertes Material erhält einen Barcode. Material, welches ausgeliehen<br />
bzw. ausgewertet werden soll, insbesondere Typen, soll zuvor digitalisiert werden.<br />
Vor der Lagerung erfolgt eine Gefrierung mit fahrbarer Kühlanlage.<br />
Frage 26:<br />
Durch studentische Hilfskräfte<br />
Sonstiges: Durch Entleihungen, Anfragen nach Molekularuntersuchungen.<br />
Beispiel: Bei Kartoffeln wird nach Viren gesucht und versucht, diese zu isolieren.<br />
Um an das notwendige Material zu gelangen sind Schnitte notwendig. Das<br />
Material muss daher physisch ausgeliehen werden.<br />
Frage 27:<br />
Sonstiges: Der physische Herbarbeleg, Teilweise ein DNA-Strang<br />
Frage 28:<br />
Getrocknet, Digitalisiert<br />
Frage 29:<br />
Für DNA-Untersuchungen das Alter des Beleges und Referenzmaterial. Ein bis<br />
zehn Jahre sind problemlos möglich. Die wissenschaftliche Entwicklung ermöglicht<br />
immer ältere DNA-Untersuchungen.<br />
Frage 30:<br />
Keine Angabe<br />
130
Anhang<br />
Namen der Befragten:<br />
Herr Dr. Hans-Helmut Poppendieck<br />
Herr Dr. Matthias Schultz<br />
Anmerkungen:<br />
Keine<br />
131
Anhang<br />
Anhang C Verwendete Notationsformen in der Modellierung<br />
Anhang C: Abbildung 37: Verwendete Notationsformen in der Modellierung<br />
132
Anhang<br />
Anhang D Mindmapausschnitt zur Fragebogenausarbeitung<br />
Anhang D: Abbildung 38: Mindmapausschnitt zur Fragebogenausarbeitung<br />
133
Anhang<br />
Anhang E Digitalisierungskosten der Mellon-Foundation<br />
Anhang E: Abbildung 39: Digitalisierungskosten der Mellon-Foundation<br />
134
Quellenverzeichnis<br />
Quellenverzeichnis<br />
Ahrndt, Wiebke (2006a): Überseemuseum Bremen. Botanik. Überseemuseum<br />
Bremen. Online verfügbar unter http://www.ueberseemuseum.de/Botanik.html,<br />
zuletzt geprüft am 23.01.2009.<br />
Ahrndt, Wiebke (2006b): Überseemuseum Bremen. Pilze. Überseemuseum<br />
Bremen. Online verfügbar unter http://www.ueberseemuseum.de/Pilze.html,<br />
zuletzt geprüft am 23.01.2009.<br />
Allweyer, Thomas (2005): Geschäftsprozessmanagement. Strategie, Entwurf,<br />
Implementierung, Controlling. Herdecke: W3L-Verlag (IT lernen).<br />
Baumgartner, Heinz; Ebert, Klaus; Schleider, Karsten (2002): Regeln zur Modellierung<br />
von ereignisgesteuerten Prozessketten. Beilage zur kaufmännischen<br />
ZPG - Mitteilung Nr. 24.<br />
Becker, J.; Schütte, R.; Geib, T.; Ibershoff, H. (1999): Grundsätze ordnungsmäßiger<br />
Modellierung (GoM). Sachbericht.<br />
Berendsohn, Walter G. (2008): Informationen zum Aufbau des Deutschen Knotens<br />
der Global Biodiversity Information Facility. Das GBIF Deutschland<br />
Programm. Botanischer Garten Botanisches Museum Berlin-Dahlem<br />
(BGBM). Online verfügbar unter http://www.gbif.de/, zuletzt aktualisiert<br />
am 30.07.2008, zuletzt geprüft am 28.12.2008.<br />
Berendsohn, Walter G. (2006): Informationen zum Aufbau des Deutschen Knotens<br />
der Global Biodiversity Information Facility. Das GBIF Deutschland<br />
Programm. Botanischer Garten Botanisches Museum Berlin-Dahlem<br />
(BGBM). Online verfügbar unter http:// http://www.gbif.de/gbifde/Knotensystem/,<br />
zuletzt aktualisiert am 18.04.2006, zuletzt geprüft am<br />
20.12.2009.<br />
Boldt, Christine (2008): Andrew W. Mellon Foundation finanziert Digitalisierung<br />
wertvoller Typusbelege. Botanischer Garten und Botanisches Museum<br />
135
Quellenverzeichnis<br />
Berlin-Dahlem erhalten 294.000 $. Herausgegeben von IDEA TV Gesellschaft<br />
für kommunikative Unternehmensbetreuung mbH. Online verfügbar<br />
unter http://www.innovations- report.de/html/berichte/<br />
biowissenschaften_chemie/bericht-110087.html, zuletzt aktualisiert<br />
am 15.05.2008, zuletzt geprüft am 21.01.2009.<br />
Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem (2007a): Digital<br />
specimen images at the Herbarium Berolinense. Botanischer Garten Botanisches<br />
Museum Berlin-Dahlem (BGBM). Online verfügbar unter<br />
http://ww2.bgbm.org/Herbarium/Default.cfm, zuletzt aktualisiert am<br />
13.08.2007, zuletzt geprüft am 30.01.2009.<br />
Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem (2007b): Digital<br />
specimen images at the Herbarium Berolinense. Botanischer Garten und<br />
Botanisches Museum Berlin-Dahlem. Online verfügbar unter<br />
http://ww2.bgbm.org/Herbarium/Access.cfm?Col=4&Isocode=DE&Fam=<br />
all&Genus=all&FullNameCache=all&SubColl=Willdenow, zuletzt aktualisiert<br />
am 13.08.2007, zuletzt geprüft am 30.01.2009.<br />
Braun, Uwe (2009): Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Herbarium.<br />
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Online verfügbar unter<br />
http://www.botanik.uni-halle.de/herbarium/, zuletzt aktualisiert am<br />
22.01.2009, zuletzt geprüft am 23.01.2009.<br />
Buber, Renate; Holzmüller, Hartmut H. (2007): Qualitative Marktforschung.<br />
Konzepte - Methoden - Analysen. Wiesbaden: Betriebswirtschaftlicher<br />
Verlag Dr. Th. Gabler | GWV Fachverlage GmbH Wiesbaden.<br />
Delfmann, Patrick (2006): Adaptive Referenzmodellierung. Methodische Konzepte<br />
zur Konstruktion und Anwendung wiederverwendungsorientierter<br />
Informationsmodelle. Berlin: Logos-Verlag (Advances in information<br />
systems and management science, 25).<br />
136
Quellenverzeichnis<br />
Delp, Martin.: Ein Referenzmodell für die Herstellung von Fachmedienprodukten.<br />
Heimsheim, Stuttgart: Jost-Jetter Verlag (433).<br />
Dieteric (2005): Herbarium Marburgense. Online verfügbar unter http://www.unimarburg.de/fb17/infrastruktur/sammlungen/herb_marburgense,<br />
zuletzt<br />
aktualisiert am 01.11.2005, zuletzt geprüft am 23.01.2009.<br />
Dyckhoff, Harald (1998): Grundzüge der Produktionswirtschaft. Einführung in<br />
die Theorie betrieblicher Produktion ; mit 20 Tabellen. 2., neubearbeitete<br />
Auflage. Berlin: Springer-Verlag (Springer-Lehrbuch).<br />
Herbarium Hamburgense: Details: Acanthocladium albescens. Herbarium<br />
Hamburgense. Online verfügbar unter<br />
http://www.herbariumhamburgense.uni- hamburg.de/hbgweb/<br />
index_d.html, zuletzt geprüft am 30.01.2009.<br />
Hering, Ekbert; Steparsch, Werner.; Linder, Markus. (1997): Zertifizierung nach<br />
DIN EN ISO 9000. Prozeßoptimierung und Steigerung der Wertschöpfung<br />
; mit 20 Tabellen. 2. Auflage. Berlin: Springer.<br />
Hildebrandt, D.; Berendsohn, Walter G. (2008): Botanischer Garten und Botanisches<br />
Museum Berlin-Dahlem. Mitarbeiter/Staff. Botanischer Garten und<br />
Botanisches Museum Berlin-Dahlem. Online verfügbar unter<br />
http://www.bgbm.org/bgbm/staff/staff.htm, zuletzt aktualisiert am<br />
16.12.2008, zuletzt geprüft am 24.01.2008.<br />
Hövelmann, Thomas (2006): Flora von Münster (Herbarium). Herausgegeben<br />
von Projektgruppe Flora von Münster GbR. Online verfügbar unter<br />
http://www.muenster.org/flora/herbar.htm, zuletzt aktualisiert am<br />
02.03.2006, zuletzt geprüft am 22.01.2009.<br />
Huber, Heinrich: Geschäftsprozess-Management mit der Software Aeneis. Effiziente<br />
Prozessoptimierung mit qualifizierter Beratung und leistungsfähigen<br />
Softwaretools. Herausgegeben von Ipro Consulting.<br />
137
Quellenverzeichnis<br />
IDS Scheer AG (2008). Online verfügbar unter http://www.idsscheer.de/de/Ueber_uns/5046.html,<br />
zuletzt geprüft am 17.11.2008.<br />
Ithaka Harbors Inc. (14.05.2007): Latin American Plants Initiative - Guidelines.<br />
Ithaka Harbors Inc.<br />
Jaspersen, Thomas (02.02.2007): Rationalisierung der Virtualisierung von botanischem<br />
Belegmaterial und deren Verwendung durch Prozessoptimierung<br />
und -automatisierung (Herbar Digital). Unter Mitarbeit von Manfred<br />
Krause, August Potthast und Karl-Heinz Steinke. Herausgegeben von<br />
Arbeitsgruppe Innovative Projekte (AGIP).<br />
Jaspersen, Thomas; Krause, Manfred; Potthast, August; Steinke, Karl-Heinz<br />
(2006): FHH Forschung Herbar Digital. Fachhochschule <strong>Hannover</strong>.<br />
Online verfügbar unter http://www.fh- hannover.de/forschung/<br />
forschungsprojekte/herbar-digital/index.html, zuletzt aktualisiert am<br />
01.10.2006, zuletzt geprüft am 28.12.2008.<br />
Karer, Albert (2007): Optimale Prozessorganisation im IT-Management. Ein<br />
Prozessreferenzmodell für die Praxis. Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag<br />
Berlin Heidelberg.<br />
Kost, Gerhard (2004): Eingelegte Trüffel. Mehr als nur getrocknete Pflanzen im<br />
Herbarium Marburgense. Marburg. Philipps-Universität Marburg, Spezielle<br />
Botanik und Mykologie.<br />
Krause, Manfred; Wendehorst, Stefan; Breithaupt, Tim (2007): Projektdokumentation<br />
Herbar Digital. Externer Datenverkehr und Vernetzung.<br />
Kromrey, Helmut (2000): Empirische Sozialforschung. Modelle und Methoden<br />
der standardisierten Datenerhebung und Datenauswertung. 9., korrigierte<br />
Auflage. Opladen: Leske + Budrich (UTB für Wissenschaft Uni-Taschenbücher,<br />
1040).<br />
138
Quellenverzeichnis<br />
Kuckartz, Udo; Dresing, Thorsten.; Grunenberg, Heiko (2007): Qualitative Datenanalyse<br />
computergestützt. Methodische Hintergründe und Beispiele<br />
aus der Forschungspraxis. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage.<br />
Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften / GWV Fachverlage<br />
GmbH Wiesbaden.<br />
Leitmann, Dieter (14.04.2007): Referenzmodelle. Vorlesungsskript. <strong>Hannover</strong>.<br />
Fachhochschule <strong>Hannover</strong>.<br />
Maicher, Michael.; Scheruhn, Hans-Jürgen (1998): Informationsmodellierung.<br />
Referenzmodelle und Werkzeuge. Wiesbaden: Deutscher Universitäts<br />
Verlag (Gabler Edition Wissenschaft Harzer wirtschaftswissenschaftliche<br />
Schriften).<br />
Mayer, Horst Otto (2008): Interview und schriftliche Befragung. Entwicklung,<br />
Durchführung und Auswertung. 4., überarbeitete und erweiterte Auflage.<br />
München: Oldenbourg.<br />
Mengue, Nkoa; Clement, U. (2006): Effiziente Gestaltung bankspezifischer<br />
CRM-Prozesse. Ein praxisorientiertes Referenz-Organisationsmodell.<br />
Wiesbaden: Deutscher Universitäts Verlag.<br />
Morley, James: Royal Botanic Gardens, Kew. Online verfügbar unter<br />
http://www.kew.org/, zuletzt geprüft am 22.01.2009.<br />
Neher, Matthias: ARIS - Architektur Integrierter Informationssysteme. Online<br />
verfügbar unter http://www.iam-wiki.org/ARIS, zuletzt geprüft am<br />
29.01.2009.<br />
Rambold, Gerhard (2005): A Database with Distribution Data of Lichens and<br />
Lichenicolous Fungi. Clickabel Map. Botanische Staatssammlung München.<br />
Online verfügbar unter http://checklists.lias.net/, zuletzt aktualisiert<br />
am 23.11.2005, zuletzt geprüft am 24.01.2009.<br />
139
Quellenverzeichnis<br />
SAP AG (2007): Wertschöpfungskette. Online verfügbar unter<br />
http://help.sap.com/saphelp_45b/helpdata/de/0a/5aa25b53a311d28a890<br />
000e828549c/content.htm, zuletzt aktualisiert am 05.07.2007, zuletzt<br />
geprüft am 26.11.2008.<br />
Scheer, August-Wilhelm (1995): Wirtschaftsinformatik. Referenzmodelle für industrielle<br />
Geschäftsprozesse. Studienausgabe. Berlin, Heidelberg, New<br />
York, London, Paris, Tokyo, Hong Kong, Barcelona, Budapest: Springer.<br />
Scheer, August-Wilhelm (1998): ARIS - vom Geschäftsprozess zum Anwendungssystem.<br />
3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Berlin:<br />
Springer.<br />
Schmidt, Götz (2005): Der Fachverlag für Organisation. Herausgegeben von<br />
Verlag Dr. Götz Schmidt. Online verfügbar unter http://www.goetzschmidt-verlag.de/service/bd9/1029.jpg,<br />
zuletzt geprüft am 28.12.2008.<br />
Schwegmann, Ansgar (1999): Objektorientierte Referenzmodellierung. Theoretische<br />
Grundlagen und praktische Anwendung. Wiesbaden: Deutscher<br />
Universitäts Verlag (Gabler Edition Wissenschaft Informationsmanagement<br />
und Controlling).<br />
Seidlmeier, Heinrich (2006): Prozessmodellierung mit ARIS. Eine beispielorientierte<br />
Einführung für Studium und Praxis. 2., aktualisierte Auflage. Wiesbaden:<br />
Friedr. Vieweg & Sohn Verlag/GWV Fachverlage GmbH Wiesbaden.<br />
Softonic (2009): FreeMind - Download. Online verfügbar unter<br />
http://freemind.softonic.de/, zuletzt aktualisiert am 03.01.2009, zuletzt<br />
geprüft am 03.01.2009.<br />
von Soosten (2008): Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik. Universitätsmuseen<br />
und -Sammlungen in Deutschland. Herbarium<br />
Marburgense. Hermann von Helmholtz-Zentrum. Online verfügbar unter<br />
140
Quellenverzeichnis<br />
http://publicus.culture.hu-berlin.de/sammlungen/detail.php?dsn=572, zu<br />
letzt aktualisiert am 02.12.2008, zuletzt geprüft am 23.01.2009.<br />
Staud, Josef (2006): Geschäftsprozessanalyse. Ereignisgesteuerte Prozessketten<br />
und objektorientierte Geschäftsprozessmodellierung für Betriebswirt<br />
schaftliche Standardsoftware. 3. Auflage. Berlin, Heidelberg: Springer-<br />
Verlag.<br />
Staud, Josef L. (1999): Geschäftsprozeßanalyse mit ereignisgesteuerten<br />
Prozeßketten. Grundlagen des Business Reengineering für SAP R3 und<br />
andere betriebswirtschaftliche Standardsoftware. Berlin: Springer.<br />
Stier, Winfried (1996): Empirische Forschungsmethoden. Mit 51 Tabellen. Berlin:<br />
Springer (Springer-Lehrbuch).<br />
Strauss, Anselm L.; Hildenbrand, Astrid. (1991): Grundlagen qualitativer Sozialforschung.<br />
Datenanalyse und Theoriebildung in der empirischen soziologischen<br />
Forschung. München: Fink (10).<br />
Suter, Andreas (2004): Die Wertschöpfungsmaschine. Wie Strategien ihre<br />
Stosskraft entwickeln. Zürich: Orell Füssli Verlag AG (Edition Industrielle<br />
Organisation new management).<br />
The Andrew W. Mellon Foundation (2003-2009a): Andrew W. Mellon, 1855-<br />
1937. The Andrew W. Mellon Foundation. Online verfügbar unter<br />
http://www.mellon.org/about_foundation/history/andrew-w-mellon, zuletzt<br />
geprüft am 22.01.2009.<br />
The Andrew W. Mellon Foundation (2003-2009b): History: Overview. The An<br />
drew W. Mellon Foundation. Online verfügbar unter<br />
http://www.mellon.org/about_foundation/history/founders, zuletzt geprüft<br />
am 22.01.2009.<br />
141
Quellenverzeichnis<br />
The Andrew W. Mellon Foundation (2003-2009c): Mission. The Andrew W.<br />
Mellon Foundation. Online verfügbar unter http://www.mellon.org/<br />
about_foundation/mission, zuletzt geprüft am 22.01.2009.<br />
Triebel, Dagmar (2006a): Botanische Staatssammlung München. History. Botanische<br />
Staatssammlung München. Online verfügbar unter<br />
http://www.bsm.mwn.de/, zuletzt aktualisiert am 11.10.2006, zuletzt geprüft<br />
am 24.01.2009.<br />
Triebel, Dagmar (2006b): Botanische Staatssammlung München. Projekte. Botanische<br />
Staatssammlung München. Online verfügbar unter<br />
http://www.bsm.mwn.de/index/project_index.html, zuletzt aktualisiert am<br />
11.10.2006, zuletzt geprüft am 24.01.2009.<br />
Triebel, Dagmar; Agerer, Reinhard; Begerow, Dominik; Boyle, Herbert; Deml,<br />
Günther; Hagedorn, Gregor et al. (2006): GBIF-Deutschland Mykologie.<br />
Schlussbericht. Botanische Staatssammlung München. München.<br />
Wallenreiter, Dominik (22.02.2009): Entwicklung und Einsatz eines ARIS- Prozessmusters<br />
für die Produktion von digitalen Herbarbelegen im Botanischen<br />
Garten/Botanischen Museum Berlin-Dahlem. Diplomarbeit. Betreut<br />
von Manfred Krause und Thomas Jaspersen. <strong>Hannover</strong>. Fachhochschule<br />
<strong>Hannover</strong>, Fachbereich Wirtschaft.<br />
Weber, Cornelia; Stricker, Martin (2008): Herbarium am Institut für Pflanzenbiologie.<br />
Universitätsmuseen und -Sammlungen in Deutschland. Technische<br />
Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig. Online verfügbar unter<br />
http://publicus.culture.hu-berlin.de/sammlungen/detail.php?dsn=567, zu<br />
letzt aktualisiert am 19.05.2008, zuletzt geprüft am 04.01.2009.<br />
Wendehorst, Stefan (29.01.2008): Organisation und IT-Controlling von Cost-<br />
Centern im wissenschaftlichen Betrieb. Diplomarbeit. Betreut von Thomas<br />
Jaspersen und Manfred Krause. <strong>Hannover</strong>. Fachhochschule <strong>Hannover</strong>,<br />
Fachbereich Wirtschaft.<br />
142
Eidesstattliche Erklärung / Statutory Declaration<br />
Eidesstattliche Erklärung / Statutory Declaration<br />
Ich versichere eidesstattlich, dass die vorliegende Arbeit mit dem Titel<br />
Wertschöpfungsprozesse der Informationsgenerierung bei der Sammlung und<br />
Auswertung von botanischem Belegmaterial<br />
von mir selbstständig, ohne Hilfe Dritter und ausschließlich unter Verwendung<br />
der angegebenen Quellen angefertigt wurde. Alle Stellen, die wörtlich oder<br />
sinngemäß aus Veröffentlichungen entnommen sind, habe ich als solche kenntlich<br />
gemacht.<br />
Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form, auch nicht in Teilen,<br />
keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch nicht veröffentlicht.<br />
I declare that I have developed and written the enclosed thesis entitled<br />
Wertschöpfungsprozesse der Informationsgenerierung bei der Sammlung und<br />
Auswertung von botanischem Belegmaterial<br />
entirely by myself and have not used sources or means without declaration in<br />
the text. Any thoughts or quotations which were inferred from these sources are<br />
clearly marked as such.<br />
This thesis was not submitted in the same or in a substantially similar version,<br />
not even partially, to any other authority to achieve an academic grading and<br />
was not published elsewhere.<br />
Peine, 26.02.2009<br />
Stefan Wendehorst<br />
143