Textvorschlag für die Homepage der MS-Weilheim
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Praxistage Elektrotechnik an <strong>der</strong> Mittelschule <strong>Weilheim</strong> i. Obb.<br />
Autor und Referent: Karl Werner Guldan<br />
Learning by doing…<br />
…unter <strong>die</strong>sem Motto finden seit einigen Jahren Praxistage im Berufsfeld<br />
Elektrotechnik statt.<br />
Über den Pausenhof gelangt man zum Werkstattgebäude<br />
Der umgestaltete Innenraum <strong>die</strong>nt als Unterrichtsraum und Werkstatt.
Zur besseren Berufsorientierung werden an jeweils zwei Thementagen vier<br />
verschiedene Bereiche vorgestellt. Dabei versuche ich, allen Schülern mit dem Wahlpflichtfach<br />
Technik, in <strong>der</strong> Jahrgangsstufe 9 in kleinen Lerngruppen einen ersten<br />
Einblick <strong>die</strong> spannende Welt <strong>der</strong> Elektrotechnik zu vermitteln. Während <strong>der</strong> gesamten<br />
Dauer <strong>der</strong> Praxistage stehe ich den Schülern mit Rat und Tat zur Seite.<br />
Die hieraus resultierenden Ergebnisse aus den praktischen Arbeiten werden<br />
zusammengefasst und bewertet. Nach Abschluss <strong>der</strong> Praxistage erhalten <strong>die</strong> Schüler<br />
eine Teilnahmebescheinigung einschließlich <strong>der</strong> Benotung ihrer erreichten<br />
Leistung ausgehändigt.<br />
Thementag 1<br />
Neuordnung <strong>der</strong> Elektroberufe seit 2003<br />
Bereits seit vielen Jahren hat <strong>die</strong> Elektronik in nahezu allen Elektroberufen Einzug<br />
gehalten, und so wurden <strong>die</strong> Berufsbezeichnungen auf den neuesten Stand<br />
zugeschnitten. Bei den verschiedenen Elektro-Berufen wird zwischen den<br />
Handwerksberufen (Zuständigkeit durch <strong>die</strong> jeweiligen Innungen) und den<br />
Industrieberufen (Zuständigkeit durch <strong>die</strong> Industrie- und Handelskammer IHK)<br />
unterschieden.
Wie ist das, <strong>die</strong> Sache mit dem Strom?<br />
Theoretische Unterweisung<br />
Ohne ein gewisses Maß an Theorie geht in <strong>die</strong>sen Berufsfel<strong>der</strong>n lei<strong>der</strong> gar nichts!<br />
Dazu werden entsprechende Themen, auf ein Minimum an theoretischen Inhalten <strong>für</strong><br />
den jeweiligenTagesablauf reduziert, gemeinsam erarbeitet und besprochen.
Theorie ist, wenn man alles weiß, aber nichts funktioniert.<br />
Praxis ist, wenn alles funktioniert, aber niemand weiß, warum.<br />
Bei uns sind Theorie und Praxis vereint,<br />
nichts funktioniert und keiner weiß, warum…<br />
Damit <strong>die</strong>ser Spruch nicht zum Leitspruch <strong>für</strong> manch einen Auszubildenden während<br />
seiner Lehrzeit wird, möchte ich den Schülern einen möglichst praxisnahen Einblick<br />
gewähren.<br />
Keine Angst beim richtigen Umgang mit elektrischer Energie!<br />
Elektrischen Strom kann man we<strong>der</strong> sehen noch riechen. Oberste Sicherheit steht<br />
deshalb auch bei den Praxistagen in <strong>der</strong> Mittelschule in <strong>Weilheim</strong> an erster Stelle.<br />
Eine sicherheitstechnische Unterweisung (Unfallverhütungsvorschriften, VDE) zeigt<br />
<strong>die</strong> möglichen Gefahrenquellen beim Nichtbeachten <strong>der</strong> Sicherheitsregeln auf. Ab<br />
welcher Spannungshöhe ist das Arbeiten <strong>für</strong> den Menschen bereits lebensgefährlich?<br />
Wann bekommt man einen elektrischen Schlag, also eine ‚gewischt’? Und was<br />
ist zu tun, wenn es zu einem Stromunfall kommt?<br />
-Woraus besteht ein einfacher Stromkreis?<br />
-Schaltzeichen und Symbole in <strong>der</strong> Installationstechnik<br />
-Lesen von Stromlaufplänen<br />
Durch <strong>die</strong>se ersten Erfahrungen bekommen <strong>die</strong> Schüler Grundkenntnisse über <strong>die</strong>se<br />
ernste Materie.<br />
Praktischer Teil (Aufgabe 1): Anfertigen einer Schuko-Verlängerungsleitung<br />
Ein umfunktionierter Schultisch <strong>die</strong>nt als Arbeitstisch während <strong>der</strong> Praxistage.
Die Schüler werden über <strong>die</strong> vollisolierten Werkzeuge und Hilfsmittel sowie über<br />
Umweltschutz und Ordnung am Arbeitsplatz eingewiesen.<br />
Die klassische Arbeit eines jeden Praxisteilnehmers ist das fachgerechte Anfertigen<br />
einer Schuko-Verlängerungsleitung. Wie auch in einem Betrieb müssen <strong>die</strong>se<br />
Anschlussleitungen nach Fertigstellung fachgerecht überprüft werden. Im Beisein des<br />
Schülers wird jede Verlängerungsleitung unter Beachtung <strong>der</strong> einschlägigen<br />
Bestimmungen gemeinsam mit den geeigneten Prüfgeräten überprüft. Eine optische<br />
und sicherheitstechnische Überprüfung gemäß BGV A3 gibt den entsprechenden<br />
Hinweis, ob auch wirklich alles in Ordnung ist.<br />
Zu keiner Zeit bestehen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Schüler irgendwelche Gefahren durch elektrische<br />
Spannungen. Da<strong>für</strong> sorgt <strong>die</strong> fachliche Kompetenz des anwesenden<br />
Ausbildungsmeisters.<br />
Anwenden <strong>der</strong> gelernten Unterweisung ist nun angesagt.<br />
Praktischer Teil (Aufgabe 2): Aufbau einer Elektro-Installationsschaltung<br />
AUS-Schaltung mit Leitungsschutzschalter, Lampe und Steckdose.<br />
Hierzu wurde eine möglichst einfache Schaltung ausgewählt, wie sie unzählige Male<br />
z. B. in allen Haushalten vorkommt.<br />
Auf einer Trägerplatte befinden sich <strong>die</strong> bereits vormontierten Betriebsmittel. Gemäß<br />
Installationsplan und Materialliste werden <strong>die</strong> fehlenden Betriebsmittel ergänzt.<br />
Anschließend werden <strong>die</strong> entsprechenden Leitungen eingezogen und mit Schellen<br />
befestigt.
So sieht <strong>die</strong> fertig installierte AUS-Schaltung auf <strong>der</strong> Montageplatte aus.<br />
Nachdem alle Leitungen mit den Druckschellen befestigt und eingezogen wurden,<br />
kann <strong>die</strong> eigentliche Arbeit mit <strong>der</strong> aufwendigen Verdrahtung erfolgen. Dazu wird <strong>der</strong><br />
selbst gezeichnete, farbige Stromlaufplan in zusammenhängen<strong>der</strong> Darstellung zu<br />
Hilfe genommen. Hierbei müssen <strong>die</strong> entsprechenden Kennfarben <strong>der</strong> jeweiligen<br />
Leitungen beachtet werden. Ein beson<strong>der</strong>s wichtiger Leiter ist <strong>der</strong> Schutzleiter, auch<br />
Erdung genannt, welcher <strong>die</strong> unverwechselbare Farbe grün/gelb hat.<br />
Je<strong>der</strong> Schüler ist mit vollem Elan dabei, <strong>die</strong> Arbeit bestens zu lösen.
Der gezeichnete Verdrahtungsplan zeigt alle Drahtverbindungen mit seinen<br />
Kennfarben<br />
Im Beisein des Ausbildungsmeisters werden nun vor <strong>der</strong> Funktionskontrolle<br />
nochmals alle relevanten Arbeitsschritte überprüft.
- Sind <strong>die</strong> verschieden farbigen Drähte nicht verwechselt worden?<br />
- Liegt <strong>der</strong> stromführende Leiter auch an <strong>der</strong> entsprechenden Anschlussklemme?<br />
- Sind alle Schraubverbindungen auch handfest angezogen?<br />
Das sind schon eine ganze Menge an Kenntnissen, <strong>die</strong> im Unterricht behandelt<br />
wurden und nun in <strong>der</strong> Praxis ihre Anwendung finden.<br />
Nun kommt <strong>der</strong> spannendste Augenblick:<br />
Funktioniert <strong>die</strong> Schaltung einwandfrei o<strong>der</strong> kommt es gar zu einem<br />
Kurzschluß?<br />
Glückwunsch, alles in bester Ordnung, keine Mängel zu beanstanden!<br />
Thementag 2<br />
Am zweiten Praxistag wird <strong>der</strong> Raum umfunktioniert zum Lötarbeitsplatz.
Theoretische Unterweisung über das fachgerechte Weichlötverfahren.<br />
Die wichtigsten Arbeitsschritte werden vorab in <strong>der</strong> Gruppe besprochen und schon im<br />
Anschluss <strong>der</strong> Unterweisung können <strong>die</strong> ersten praktischen Erfahrungen selbst<br />
gesammelt werden.<br />
Der Einsatz von bleifreiem Lötzinn ist <strong>für</strong> uns kein Fremdwort und schon aus<br />
Umweltgründen auch während <strong>der</strong> Praxistage selbstverständlich.<br />
Praktischer Teil (Aufgabe 3): Anfertigen einer Lötfigur nach Zeichnungsvorlage<br />
Als Vorlage <strong>die</strong>nt eine Zeichnung. In Originalgröße werden nun <strong>die</strong> abisolierten<br />
Kupferdrähte mit den entsprechenden Werkzeugen und Hilfsmitteln gemäß Vorlage<br />
geformt. Die aneinan<strong>der</strong>stoßenden blanken Drahtenden werden mit kleinen<br />
Eisengewichten gegen Verrutschen gesichert und mit dem Lötkolben unlösbar<br />
zusammengelötet.
Direkt auf dem Papier werden <strong>die</strong> Drähte zurecht gelegt und miteinan<strong>der</strong><br />
verlötet.<br />
Eine sehr beliebte Zeichnungsvorlage aus <strong>der</strong> Simpsons-Familie<br />
Praktischer Teil (Aufgabe 4): Aufbau einer elektronischen Schaltung (Bausatz)<br />
Theoretische Unterweisung über <strong>die</strong> aufzubauende elektronische Schaltung<br />
Um das einwandfreie Funktionieren <strong>der</strong> Bauteile untereinan<strong>der</strong> zu garantieren,<br />
bedarf es einiger Grundkenntnisse. Dazu gehören u. a. wichtige Schaltzeichen <strong>der</strong><br />
verwendeten Bauteile wie Wi<strong>der</strong>stand, Leuchtdiode (LED), Elektrolytkondensator und<br />
Transistor in dem Elektronik-Bausatz.
Ebenso erfahren <strong>die</strong> Teilnehmer viele praktische Tipps, <strong>die</strong> es beim Bestücken des<br />
Bausatzes zu beachten gilt. Genauso wichtig sind <strong>die</strong> Bauteilinformationen, denn<br />
schon das falsche Einsetzen z. B. einer Leuchtdiode führt zur Nichtfunktion o<strong>der</strong><br />
Teilfunktion des gesamten Bausatzes.<br />
Spannung – Strom – Wi<strong>der</strong>stand<br />
Zur Sprache <strong>der</strong> Elektronik gehören <strong>die</strong> vielen unterschiedlichen Schaltsymbole und<br />
Schaltzeichen. Aus <strong>die</strong>sem Grund wird das Lesen des Stromlaufplanes <strong>der</strong><br />
aufzubauenden elektronischen Schaltung näher durchleuchtet.<br />
Stromlaufplan <strong>der</strong> Schaltung<br />
Bestückungsplan mit Positionsaufdruck auf <strong>der</strong> Platine sowie Materialliste<br />
Eine Materialliste zur Kontrolle <strong>der</strong> Vollständigkeit sämtlicher benötigter Bauteile<br />
inklusive Platine und ein Bestückungsplan werden ebenso erläutert.
Hinweise zu den Abkürzungen im Stromlaufplan und Bestückungsplan:<br />
Wi<strong>der</strong>stände werden mit R bezeichnet, Elektrolyt-Kondensatoren (Elko) mit C,<br />
Leuchtdioden mit LED, <strong>die</strong> Transistoren mit Q bezeichnet.<br />
Abschließend soll <strong>die</strong> Schaltung ja auch richtig funktionieren, deshalb steht am Ende<br />
des Aufbaus eine optische Kontrolle auf Vollzähligkeit aller Bauteile, richtige Polung<br />
wie Anode und Kathode bei den Led’ s, Elko’ s und Transistoren.<br />
- Sind <strong>die</strong> sechs einzubauenden Wi<strong>der</strong>stände auch an <strong>der</strong> richtigen Position?<br />
- Wurde <strong>die</strong> Betriebsspannung Plus und Minus nicht vertauscht?<br />
- Sind <strong>die</strong> Lötstellen auf <strong>der</strong> Lötseite einwandfrei o<strong>der</strong> verursachen z.B<br />
große Lötbatzen einen folgeschweren Kurzschluss?<br />
Wenn alles in Ordnung ist, kann <strong>die</strong> Inbetriebnahme erfolgen.<br />
Die mitgelieferte 9-Volt-Batterie wird nun mit dem Batterieclip, welcher mit <strong>der</strong> Platine<br />
verbunden ist, angeschlossen. Die einwandfreie Funktion ist dann vorhanden, wenn<br />
<strong>die</strong> sieben Led’ s durcheinan<strong>der</strong> blinken. Die Blinkfrequenz ist durch <strong>die</strong> drei<br />
Zeitglie<strong>der</strong> fest vorgegeben, kann aber durch Austauschen <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>standsund/o<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Elko-Werte verän<strong>der</strong>t werden.<br />
Die selbst erstellte Lötfigur und <strong>die</strong> aufgebaute elektronische Schaltung dürfen am<br />
Ende des zweiten Praxistages <strong>die</strong> Schüler als kleine Erinnerung an ihre geleistete<br />
Arbeit mit nach Hause nehmen und ihren Eltern präsentieren.<br />
So sieht <strong>die</strong> komplett bestückte Platine am Ende aus.
Am Ende des Arbeitstages werden <strong>die</strong> Arbeitsplätze wie<strong>der</strong> sorgfältig aufgeräumt,<br />
<strong>die</strong> Lötstationen ausgeschaltet und <strong>der</strong> Unterrichtsraum besenrein verlassen.<br />
Zum Abschluss <strong>der</strong> beiden Praxistage erhalten <strong>die</strong> Schüler eine Teilnahmebescheinigung<br />
mit den Themeninhalten und mit einer Beurteilung ihrer kompletten<br />
Arbeitsergebnisse. Dieses Zertifikat kann Bestandteil <strong>der</strong> Bewerbungsunterlagen<br />
werden.<br />
Zum Ende <strong>die</strong>ser Praxistage hoffe ich, den vielen interessierten Schülern einen<br />
kleinen Einblick in <strong>die</strong> faszinierende Welt <strong>der</strong> Elektrotechnik vermittelt zu haben. Ich<br />
wünsche allen Schülern viel Freude bei <strong>der</strong> richtigen Berufswahl vielleicht in einem<br />
<strong>der</strong> zahlreich angebotenen Elektroberufe. Dieses Handwerk hat goldenen Boden und<br />
Zukunft, außerdem macht es auch Freude, mit eigenen Händen etwas zu schaffen<br />
und ein gewisses Maß an Verantwortung zu übernehmen. Eine solide Ausbildung im<br />
Beruf, großes Interesse, Fleiß und ständiges Hinzulernen sind auch in <strong>der</strong> heutigen<br />
Zeit von großer Bedeutung. Sie bilden den Grundstein <strong>für</strong> das erfolgreiche<br />
Berufsleben.<br />
Ein großes Dankeschön gilt <strong>der</strong> Schulleitung, Herrn Rektor G. Schmidt und Herrn<br />
Konrektor Bürger, sowie Herrn Maierhofer <strong>für</strong> <strong>die</strong> tatkräftige Unterstützung bei <strong>der</strong><br />
Umsetzung meiner Idee zur Berufsorientierung im Berufsfeld Elektrotechnik.<br />
Gerne übermittle ich meine Erfahrungen auch weiterhin an <strong>die</strong> interessierten Schüler<br />
an den verschiedenen Mittelschulen im Bezirk <strong>Weilheim</strong>-Schongau.<br />
München, Mai 2011<br />
Karl Werner Guldan<br />
Informationselektronikermeister