05.11.2013 Aufrufe

Von der Romanik bis zum 21. Jahrhundert - Get in Form

Von der Romanik bis zum 21. Jahrhundert - Get in Form

Von der Romanik bis zum 21. Jahrhundert - Get in Form

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

FORUM GIESSEREI-ERFAHRUNGSAUSTAUSCH 12/2008<br />

Kunstgiesserei-Son<strong>der</strong>projekt:<br />

"Der betende<br />

Knabe"<br />

Das <strong>in</strong>ternationale Forschungsprojekt<br />

<strong>zum</strong> Betenden Knaben (1994 <strong>bis</strong><br />

1997) sollte helfen, Vorstellungen<br />

über antike Schweiß- und Flicktechniken<br />

zu verifIzieren. Während heute<br />

übliche Schweißtechniken erst seit<br />

dem 19. Jahrhun<strong>der</strong>t bekannt s<strong>in</strong>d,<br />

wurden Metallverb<strong>in</strong>dungen <strong>bis</strong> dah<strong>in</strong><br />

vorwiegend <strong>in</strong> <strong>der</strong> so genannten<br />

Überfangtechnik (Vascetta-Technik)<br />

ausgeführt. Hierbei werden die beiden<br />

zu verb<strong>in</strong>denden Teile e<strong>in</strong>gekerbt und<br />

mit e<strong>in</strong>em Metall vergossen. Der Be-<br />

tende Knabe (Bild) weistjedoch an se<strong>in</strong>en<br />

Fügestellen echte Schweißverb<strong>in</strong>dungen<br />

auf, die wahrsche<strong>in</strong>lich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

so genannten Tiegelschweißung ausgeführt<br />

s<strong>in</strong>d. Hierbei wird e<strong>in</strong> Gusskanal<br />

um die Nahtstellen angelegt und<br />

dieser mit Bronze gespült, <strong>bis</strong> das umliegende<br />

Metall gleichmäßig erhitzt ist<br />

und sich mit dem Gießmetall verb<strong>in</strong>det.<br />

Die Kunstgiesserei führte verschiedene<br />

Proben durch, die zuvor aus Computersimulationen<br />

gewonnene Untersuchungsergebnisse<br />

bestätigten.<br />

Das Forschungsprojekt <strong>zum</strong> Betenden<br />

Knaben war e<strong>in</strong>e Kooperation mit Uwe<br />

Rohnstock-Peltz, Berl<strong>in</strong>er Museen<br />

Preußischer Kulturbesitz, dem Instituto<br />

Centro di Restauro, Rom, mit Edilberto<br />

<strong>Form</strong>igli und dem Gießerei-Institut,<br />

Aachen.<br />

"Der betende Knabe" <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kunstgiesserei<br />

neuen Höhepunkt, vor allem unter den<br />

Meistern Benvenuto Cell<strong>in</strong>i und Giovanni<br />

da Bologna. Neben bedeutenden<br />

Großplastiken blühte auch die Bronzekle<strong>in</strong>kunst.<br />

Aus Cell<strong>in</strong>is Schriften ist<br />

e<strong>in</strong>iges über das Verhältnis <strong>der</strong> Künstler<br />

zu ihren Auftraggebern und über<br />

die Probleme des Handwerks bekannt.<br />

Schon damals führten wenige Bildhauer<br />

ihre Güsse selbst aus. Cell<strong>in</strong>i besaß<br />

wie Ghiberti e<strong>in</strong>e Ausbildung als Goldschmied<br />

und hatte den Ehrgeiz, se<strong>in</strong>en<br />

Güssen selbst die größtmögliche Perfektion<br />

zu verleihen, was schon damals<br />

eher e<strong>in</strong>e Seltenheit war. Der Meister<br />

selbst geriet häufIg an die Grenzen se<strong>in</strong>er<br />

Handwerkskunst und musste gelegentlich<br />

Glockengießer zu Rate ziehen.<br />

Im Barock blühte die Bronzekunst vorwiegend<br />

<strong>in</strong> Frankreich, vor allem durch<br />

den E<strong>in</strong>fluss Bern<strong>in</strong>is. In Deutschland<br />

war August Schlüter <strong>der</strong> maßgebliche<br />

Meister. Viele <strong>der</strong> damals entstandenen<br />

Großplastiken fIelen <strong>der</strong> Revolution<br />

<strong>zum</strong> Opfer o<strong>der</strong> wurden zu Kanonen<br />

umgeschmolzen. Die Arbeitsteilung <strong>in</strong><br />

vielen Werkstätten entsprach schon<br />

damals e<strong>in</strong>er ausgesprochenen Spezialisierung:<br />

Es gab verschiedene Künstler<br />

für die e<strong>in</strong>zelnen Arbeitbereiche,<br />

wie Entwurf, Modellieren <strong>der</strong> Figuren<br />

und des Zierrats: den Gipsformer, den<br />

Gießer, den Ziseleur und den Vergol<strong>der</strong>.<br />

Die serielle Produktion professioneller<br />

Gießereibetriebe fand <strong>bis</strong>weilen<br />

massenhaften Absatz. Wie schon<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> römischen Antike wurden Reiterstandbil<strong>der</strong><br />

und volkstümliche Szenen<br />

<strong>in</strong> frei komb<strong>in</strong>ierbaren E<strong>in</strong>zelteilen<br />

mit wunschgemäß portraitähnlichen<br />

Köpfen angeboten. Die Verflachung<br />

<strong>der</strong> Qualität mit <strong>der</strong> Befriedigung des<br />

populistischen Geschmacks trug <strong>zum</strong><br />

Nie<strong>der</strong>gang <strong>der</strong> Bronzeplastik <strong>bis</strong> <strong>zum</strong><br />

19. Jahrhun<strong>der</strong>t bei.<br />

Verfe<strong>in</strong>erte Schmelz- und Gießtechniken<br />

Im 18. und 19. Jahrhun<strong>der</strong>t wurde die<br />

Bronzeplastik meistens durch günstigeren<br />

Bleiguss ersetzt. In den Gärten<br />

von Versailles wurden vergoldete Bleigüsse<br />

mit e<strong>in</strong>em Z<strong>in</strong>nanteil von 20%<br />

aufgestellt. Im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t kamen<br />

vermehrt auch Z<strong>in</strong>kgüsse <strong>in</strong> Mode.<br />

Durch verfe<strong>in</strong>erte Schmelz- und Gießtechniken<br />

wurde <strong>der</strong> Eisenkunstguss<br />

zunehmend bedeutsam. Die Entwicklung<br />

des Sandformgießens und se<strong>in</strong>e<br />

rege Verwendung brachten im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

das Wachsausschmelzverfahren<br />

nahezu <strong>zum</strong> Verschw<strong>in</strong>den. Mit <strong>der</strong><br />

Zeit ließen sich immer fe<strong>in</strong>ere Sandformen<br />

und dünnflüssigere Eisenlegierungen<br />

herstellen. Die rauere und<br />

verflachende Ästhetik des Eisenkunstgusses<br />

wurde zeitweise <strong>der</strong> warmen,<br />

lebendigen Anmutung <strong>der</strong> Bronze vorgezogen.<br />

Gleichzeitig wurde durch die

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!