2 Inhaltsverzeichnis / Adressen / Impressum - Ev. Kirchengemeinde ...
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„Ein herzliches<br />
Grüß Gott“<br />
Ein besorgter Knittlinger<br />
Bürger machte<br />
mich schon mehrmals<br />
auf die Entwicklung<br />
aufmerksam, dass man<br />
auf der Straße fast nur noch mit „Hallo“<br />
oder „Hi“ angesprochen wird. Die<br />
in Württemberg übliche Begrüßungsform<br />
scheint aus der Mode zu kommen<br />
– genau so der früher übliche Abschiedsgruß,<br />
den mir mein Großvater<br />
noch selbstverständlich immer mit auf<br />
den Weg gab: „Behüt dich Gott“.<br />
Forsche ich im Lexikon, was die<br />
Begrüßungsformel ursprünglich meint,<br />
finde ich diese Antwort:<br />
„Die Begrüßung "Grüß Gott" ist<br />
verkürzt für "Grüße dich Gott" und bedeutet<br />
(als Optativ, Wunschformel) eigentlich<br />
'Gott segne dich'. Die noch<br />
heute im süddeutschen Raum (schweizerisch:<br />
„Grüezi [wohl]“) übliche<br />
Grußformel erwächst aus einer weit in<br />
die Vergangenheit zurückreichenden<br />
Volksfrömmigkeit, d.h. Einbindung<br />
des irdischen Daseins in religiöse Gesetzlichkeiten<br />
und Zusammenhänge.“<br />
Ist das der Knackpunkt? Dass wir<br />
unser irdisches Dasein nicht mehr mit<br />
Gott in Beziehung sehen? Oder ist es<br />
nur Gedankenlosigkeit?<br />
Auch der deutsche Abschiedsgruß<br />
"Ade/Adjö /Tschö /Tschüß", der 'Gott<br />
befohlen' bedeutet und uns als französich<br />
„adieu“, italienisch „addio“ oder<br />
3<br />
portugiesisch „adéus“ begegnet, ist ein<br />
Segenswunsch - ebenso ist der bayrische<br />
Abschiedsgruß 'bhüetdi' [füeti] /<br />
'bhüet Euch' bzw. 'bhüe(t) Gott' als<br />
Wunsch zu verstehen, von Gott behütet<br />
und gesegnet seinen Weg zu gehen.<br />
Im „Mühlacker Tagblatt“ schreibt<br />
eine Frau folgenden Leserbrief: „Eine<br />
Dame meinte, man sollte mit „Grüß<br />
Gott“ den Namen Gottes nicht missbrauchen.<br />
Dazu die Aussage meiner<br />
Mutter, die einige Jahre im hohen Norden<br />
lebte und das „Guten Tag“ gewohnt<br />
war. Dann kam das sogenannte<br />
tausendjährige Reich und es wurde allgemein<br />
mit „Heil Hitler“ gegrüßt. Daraufhin<br />
sagte meine Mutter: „Wenn diese<br />
Herrschaften mit ihrem Führer grüßen,<br />
dann grüße ich mit meinem Führer“.<br />
Und so wird dieser Gruß in unserer<br />
Familie ganz bewusst benutzt. In<br />
diesem Sinn ein herzliches Grüß Gott.“<br />
All diese Gedanken regen mich an,<br />
bewusster zu grüßen und zu verabschieden.<br />
Nicht als leere Formel, sondern<br />
als Wunsch im ursprünglichen<br />
Sinn: „Grüß Gott“ – sei von Gott gesegnet!<br />
„Behüt dich Gott“ – Gott sei<br />
mit dir! Als Segensbitte und als Bekenntnis.<br />
In diesem Sinn: „Ein herzliches Grüß<br />
Gott“<br />
Ihr