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Ein Geheimnis - Lennart

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Schweiß glänzend und ein Handtuch um den Nacken<br />

geschlungen, tätschelt die Wangen seines Sohns und küßt seine<br />

Frau, dann geht er wieder. Er wartet ungeduldig auf den<br />

Moment, wo er Simon in all die Sportarten einführen, ihn auf<br />

die Ringermatte mitnehmen, ihn um die Hüften fassen und ans<br />

Reck hängen kann.<br />

Auch Simon kannte das Ladengeschäft in der Rue du Bourgl’Abbé.<br />

Er kletterte die Treppe hoch, lief durch die Gänge des<br />

Gebäudes, erforschte die Lagerräume. Vermutlich baute er wie<br />

ich Höhlen aus den leeren Kartons, die sich in jedem Raum<br />

stapelten. Er spielte Kassierer und half, die Kunden zu<br />

bedienen, Spiele, die ich ihm nachmachte, ohne es zu wissen.<br />

Auch er saß bei einer Tasse Schokolade in der Praxis von<br />

Louise und erzählte ihr von seinen Sorgen und Träumen. Aber<br />

hatte er denn Sorgen? Anders als ich litt er nicht unter einem<br />

Körper, der ihn andauernd im Stich ließ, und er mußte sich die<br />

Bewunderung in den Augen seines Vaters nicht einreden.<br />

Bis das Unheil an die Wohnungstür in der Avenue Gambetta<br />

klopfte, verliefen Simons erste Lebensjahre völlig<br />

unbekümmert. Das weiß ich von Louise, die dem kleinen<br />

Phantom Leben einhauchte.<br />

Der Krieg wirft seine Schatten voraus. Die Ereignisse, die<br />

Europa erschüttern, bestimmen auch das Leben von Maxime<br />

und Hannah. Joseph klebt mit dem Ohr am Rundfunkgerät,<br />

liest sämtliche Zeitungen. Die Schikanen, die er in Rumänien<br />

erduldet hatte, führten ihn ins Exil, und jetzt ist er<br />

aufmerksamer als die anderen für die braune Gefahr, die sich<br />

hinter der Grenze ausbreitet. Maxime redet fortwährend auf<br />

ihn ein: Wir leben in Frankreich, dem Land der Freiheit, hier<br />

kann nichts dergleichen geschehen. Er möchte den ängstlichen<br />

Schimmer in Josephs Augen nicht sehen, er erträgt den

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