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Geschnatter Oktober/2010 - Nationalpark Neusiedler See Seewinkel

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4 <strong>Nationalpark</strong> Herbst-<strong>Geschnatter</strong> Nr. 3 / <strong>Oktober</strong> <strong>2010</strong><br />

Aus der Pfarrchronik von Apetlon<br />

Teil 2: Von Wanderheuschrecken, von Bränden und vom Fischsterben<br />

Jahr 1859 Die Calamitaet<br />

der Wanderheuschrecken<br />

reichte auch in dieses Jahr<br />

herüber. Alle Rohrsümpfe<br />

waren bereits trocken, und<br />

in den freistehenden Rohrwurzeln<br />

blieben Miliarden<br />

Schrecken Eier kleben, und<br />

so hatten wir das Trauerspiel<br />

des vergangenen Jahres<br />

erneuert wieder, trauriger<br />

um so mehr, als die Schrecken<br />

sich nicht im Rohrgebiet,<br />

bei der herrschenden<br />

Trockenheit blieb der Rohr<br />

ganz zurück, sondern in den<br />

Feldern, vornemlich in den<br />

Maisfeldern lagerten, es wurde<br />

immer Wache gehalten,<br />

und wenn ein Schwarm sich<br />

niederließ, lief alles mit Peitschen,<br />

Klappern, Topfdeckeln<br />

und versuchten durch<br />

Lärm die Bestien aufzustöbern<br />

und zu verscheuchen,<br />

was fast immer gelang. Wir<br />

in Apetlon litten nicht viel<br />

Schaden, mehr die Illmitzer;<br />

in den Herbstmonaten<br />

lagerten sich die Schrecken<br />

auf den Feldern und Haiden<br />

und wurden hier durch<br />

Feuer, wenn schon nicht<br />

gänzlich, doch gründlicher<br />

vertilgt. In diesem Jahr sind<br />

in den mitter <strong>See</strong>n alle Fische<br />

zu Grunde gegangen,<br />

an den Ufern dieser großen<br />

Wasserspiegeln, lagen die<br />

ausgeworfenen todten Fische<br />

aufgeschichtet wie die Gras<br />

Mahden auf den Wiesen.<br />

Jahr 1860 War hinsichtlich<br />

der Fechsung ein gutes<br />

Jahr, für mich das beste welches<br />

ich hier bis jetzt erlebt<br />

habe, leider bezeichnet dieses<br />

Jahr das erste Brand Unglück,<br />

welches bei der mitter<br />

Gasse im Hause des Martin<br />

Pilles am 1.ten October nach<br />

2 Uhr nachmittag wahrscheinlich<br />

aus Unvorsichtigkeit<br />

entstand; abgebrant<br />

sind die Häuser in der Mittergasse<br />

bis zur Kirche, in der<br />

Kirchengasse das Schulhaus,<br />

Pfarrhof und die Häuser bis<br />

zum Haus Nr. 16 in allen<br />

Anton Jukovits, 1852 - 1871 Pfarrer in Apetlon, dokumentierte das harte Leben<br />

der bäuerlichen Bevölkerung zwischen <strong>Neusiedler</strong> <strong>See</strong> und Waasen<br />

36 Wirtschaften, näheres<br />

hierüber sowie über die<br />

Verwendung der Assecuranz<br />

Gelder welche ich<br />

erhielt sagt eine andere<br />

Schrift.<br />

Jahr 1861 Am 2. November<br />

ist die Urbarial<br />

Comission wegen Ausscheidung<br />

der Herrschaft<br />

hier gewesen; zum<br />

Vergleich wurden der<br />

Gemeinde für 1 ganze<br />

Ansässigkeit 22 Joch<br />

Hutweide und 35 Joch<br />

Ackergrund, samt allen in<br />

dem Gemeinde Antheil<br />

fallenden Inutilien, ohne<br />

Entgeld angebothen, die<br />

Herrschaft behielt sich<br />

von 3337 Joch Rohrgrund<br />

nur einen schmalen<br />

Streifen von 700 Joch<br />

am <strong>See</strong>ufer, das andere<br />

sollte der Gemeinde bleiben;<br />

ein schöner großmüthiger<br />

Anbot, auch<br />

haben diese 321 Bauernlehner<br />

Besitzer und alle<br />

zum Mittgenuß der Hutweide<br />

berechtigten Sölner<br />

und kleine Häusler angenommen,<br />

allein 86 Bauernlehen<br />

Besitzer, die bis<br />

jetzt den größten Theil<br />

der Rohrungen inne hatten,<br />

haben den Prozessweg ergriffen,<br />

und so wurden großmüthige<br />

Antrag der Herrschaft,<br />

welcher die Gemeinde<br />

glücklich machen konnte,<br />

Ursache grenzenloses Hasses,<br />

welcher in der Gemeinde<br />

wüthet, und alles erdenkliche<br />

Unheil stiftet. Mehr sagt<br />

eine andere Schrift.<br />

Jahr 1862 War regenlos in<br />

unseren Zickböden haben<br />

wir fast gar keine Fechsnung<br />

gemacht.<br />

Jahr 1863 Am 2. Februar<br />

Nacht 7 Uhr entstand im<br />

Wirtshaus ob aus Unvorsichtigkeit<br />

oder Bosheit?<br />

Wie eine biblische Plage kam den Menschen vor rund 150 Jahren<br />

der Einfall der Wanderheuschrecken vor.<br />

das zweite Brand Unglück,<br />

abgebrannt sind die Häuser<br />

der Mitter Gasse von der<br />

Kirche abwärtz, die ganze<br />

Zwerg Gasse, Sölnergasse<br />

bis ans Ende, die Häuser<br />

der Kirchengasse herauf bis<br />

zum Haus des Paul Schuster<br />

in allem 114 Häuser<br />

samt Scheunen. Man sollte<br />

glauben ein so maßloses<br />

Unglück, hätte die Herzen<br />

näher bringen müssen, es<br />

geschah aber nicht, der Haß<br />

brent in den unbeugsamen<br />

Herzen fort! Am 26. Juni<br />

hat der Hiessige Schuhmacher<br />

Helbling vom Neudeck<br />

aus in der Richtung nach<br />

Holling den <strong>See</strong> durchwaten,<br />

das Wasser reichte ihm<br />

kaum bis an die Waden,<br />

mitten im <strong>See</strong> fand er trockene<br />

Sanddünen, in diesem<br />

Jahr sind auch die Fische<br />

im <strong>See</strong> abgestorben.<br />

Jahr 1864 brachte uns in<br />

dem angestrengten urbarial<br />

Prozesß das erste Urtheil;<br />

nach diesem sind für eine<br />

ganze Ansässigkeit 18<br />

Joch Hutweide und 16<br />

Joch Rohrgrund beantragt<br />

– also ein Verlust<br />

für eine Ansässigkeit von<br />

33 Joch! Zu den Fatalitaeten<br />

dieses Jahres ist der<br />

Starcke Frost vom 4.-5.<br />

Mai zu verzeichnen; der<br />

Roggen welcher schon<br />

starck entwickelt war litt<br />

außerordentlich, auf den<br />

aufgebrochenen Rohrgründen<br />

ist die ganze<br />

Roggensaat erfroren. Unsere<br />

Erndte war schlecht,<br />

nur die in der zweiten<br />

Hälfte des Sommers eingetretenen<br />

Regen haben<br />

eine gute Grumet Fechsnung.<br />

Der Türkenweizen<br />

versprach eine gute<br />

Fechnung, als es aber<br />

Ende September Eis gab,<br />

ging auch ein guter Theil<br />

dieser Frucht verloren.<br />

Der Wein ist in unserer<br />

Gegend gänzlich mißrathen,<br />

in den Podersdorfer<br />

Weingärten war Ende<br />

September kein grünes<br />

Blatt mehr zu sehen, die<br />

Trauben waren ungenießbar.<br />

Jahr 1865 Am 6.ten<br />

April um 5 Uhr früh entstand<br />

an der außen Seite der<br />

Scheune im Haus des Richter<br />

Bauer das dritte Brandunglück,<br />

wahrscheinlich<br />

aus Bosheit oder Rachsucht<br />

gestiftet. Abgebrannt sind<br />

alle Häuser der Wasserzeil<br />

im ganzen 46 mit Scheunen.<br />

Bei diesem Brand ging auch<br />

ein Menschenleben verloren<br />

die 19jährige Tochter<br />

des Georg Lijer (Leier)? verstickte<br />

in dem Zimmer wo<br />

sie während des Brandes zurückblieb.<br />

Nutzvieh ist vieles<br />

zu Grunde gegangen. Das<br />

Frühjahr war regenlos und<br />

windig, Heu haben wir fast<br />

keines erhalten. Die Ernte<br />

dieses Jahres war die schlechteste<br />

welche ich erlebte. Auf<br />

dem Neufeldacker habe ich<br />

nach 8 Metzen Roggen 17<br />

erhalten, auf dem Wiesenaccer<br />

war Türkenweizen<br />

gebaut, erhielt gar nichts,<br />

schlechter als mir erging es<br />

den Ortsleuten, die meisten<br />

erhielten nicht einmal den<br />

ausgestreuten Samen, bis die<br />

Hälfte August fiel kein ausgiebiger<br />

Regen. Am 19. July<br />

7 Uhr früh sind 2 Scheunen<br />

abgebrant, also seit 1860<br />

das 4.te Brand Unglück. In<br />

diesem Jahr ist der <strong>See</strong> ganz<br />

ausgetrocknet. Vom Neudek<br />

konnte man mit beladenen<br />

Wägen nach Heilingstein<br />

fahren, von daaus trockenen<br />

Fußes zu den Oedenburger<br />

Fischerhütten gehen, nur<br />

vor Holling, Kroisbach wo<br />

die Bäche einfließen, war<br />

Schlam, ebenso beim Einfluß<br />

der Wulka,Wasser im<br />

<strong>See</strong> war nirgends. So habe<br />

ich vom Jahr 1859 bis 1865<br />

den Neusielder <strong>See</strong> an dessen<br />

großartiger Wasserfläche<br />

ich mich öfter ergötzte –<br />

verschwinden sehen – Lebe<br />

wohl! Die Herbstmonate<br />

waren regenlos. Im Monat<br />

December fiehlen einige<br />

Schneeflocken, die stärkste<br />

Kälte waren 8 Grad.<br />

Fortsetzung folgt<br />

Brillant und robust<br />

Swarovskis Neuauflage eines Erfolgsmodells –<br />

mit zusätzlichen Extras<br />

WEITSICHT. Über viele Jahre<br />

galt die SLC Serie von Swarovski<br />

Optik als besonders<br />

vielseitiges Fernglas. Die Weiterentwicklung<br />

hört nun auf<br />

den Namen SLC 42 HD –<br />

High Definition Optik.<br />

Angeboten wird das Fern-<br />

glas mit neuen, fluoridhaltigen<br />

Linsen – sie liefern<br />

kontrastreiche Bilder in natürlichen<br />

Farben. Optimiert<br />

wurden die Spezialbeschichtungen<br />

der Linsen und Prismen,<br />

was sich vor allem in<br />

der Dämmerung angenehm<br />

bemerkbar macht. Das neue<br />

Foto: Archiv NP <strong>Neusiedler</strong> <strong>See</strong> – <strong>See</strong>winkel<br />

Die extremen Schwankungen zwischen Überflutung und Austrocknung hat damals die<br />

gesamte Bevölkerung, die sich weitgehend selbst versorgen musste, getroffen.<br />

Fokussierrad lässt sich auch<br />

mit Handschuhen exakt bedienen.<br />

Mit 1 1/2 Umdrehungen<br />

kann man die Einstellung<br />

von Unendlich bis<br />

auf unter 2 Meter verändern.<br />

Spürbar ist die Gewichtsersparnis<br />

durch das neue Magnesiumgehäuse:<br />

Wer länger<br />

unterwegs ist, weiß ein Gewicht<br />

von nur 800 Gramm<br />

zu schätzen. Ein neues Stativsortiment<br />

und der Stativkopf<br />

DH 101 ergänzen die<br />

Produktpalette.

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