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Einsatz der Bisphosphonate in der Orthopädie und Unfallchirurgie

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CME<br />

Weiterbildung • Zertifizierte Fortbildung<br />

Orthopäde 2008 · 37:595–614<br />

DOI 10.1007/s00132-008-1280-y<br />

Onl<strong>in</strong>e publiziert: 6. Juni 2008<br />

© Spr<strong>in</strong>ger Mediz<strong>in</strong> Verlag 2008<br />

R. Bartl 1 · C. Bartl 2 · R. Grad<strong>in</strong>ger 3<br />

1<br />

Bayerisches Osteoporose-Zentrum, Kl<strong>in</strong>ikum <strong>der</strong> Universität München-Großha<strong>der</strong>n, München<br />

2<br />

Kl<strong>in</strong>ik für Unfall-, Hand- <strong>und</strong> Wie<strong>der</strong>herstellungschirurgie, Zentrum für Chirurgie, Universität Ulm<br />

3<br />

Kl<strong>in</strong>ik <strong>und</strong> Polikl<strong>in</strong>ik für <strong>Orthopädie</strong> <strong>und</strong> <strong>Unfallchirurgie</strong>, Technische Universität München<br />

Rubrikherausgeber<br />

R. Grad<strong>in</strong>ger, München<br />

R. Graf, Stolzalpe<br />

J. Grifka, Bad Abbach<br />

J. Löhr, Hamburg<br />

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<strong>E<strong>in</strong>satz</strong> <strong>der</strong> <strong>Bisphosphonate</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Orthopädie</strong> <strong>und</strong> <strong>Unfallchirurgie</strong><br />

Zusammenfassung<br />

In den letzten 3 Jahrzehnten wird die Substanzgruppe <strong>der</strong> <strong>Bisphosphonate</strong> (BP) bei Osteopathien,<br />

die durch e<strong>in</strong>e gesteigerte Osteoklastentätigkeit verursacht werden, mit zunehmendem Erfolg e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Folgende Entwicklungen <strong>der</strong> BP s<strong>in</strong>d dafür verantwortlich:<br />

F Die mo<strong>der</strong>nen BP s<strong>in</strong>d heute schon 20.000-mal potenter als das erstzugelassene Präparat.<br />

F Ihre biochemischen <strong>und</strong> zellulären Wirkungsmechanismen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen aufgeklärt.<br />

F Sie haben ke<strong>in</strong>e Hormonwirkung, sodass sie allen Patienten offen stehen.<br />

F Sie s<strong>in</strong>d gut verträglich, die Applikation kann oral o<strong>der</strong> <strong>in</strong>travenös erfolgen.<br />

F Sie wurden <strong>in</strong> mult<strong>in</strong>ationalen Studien beispielhaft gründlich geprüft.<br />

F Sie s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> „Goldstandard“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Therapie <strong>der</strong> Volkskrankheit Osteoporose.<br />

F Seltene, aber schwerwiegende Nebenwirkungen wie die Kieferosteonekrose o<strong>der</strong> die akute<br />

Nieren<strong>in</strong>suffizienz können weitgehend vermieden werden.<br />

F BP haben auch tumorizide Eigenschaften <strong>und</strong> werden zur Suppression des Tumorwachstums<br />

im Knochen e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

F Ihre anti<strong>in</strong>flammatorische Wirkung wird auch bei <strong>der</strong> Behandlung von Knochenmarködemen<br />

<strong>und</strong> Knochenschmerzen erfolgreich genutzt.<br />

Schlüsselwörter<br />

<strong>Bisphosphonate</strong> · Osteoporose · Osteopathien · Knochenmetastasen · Frakturheilung<br />

Use of bisphosphonates <strong>in</strong> orthopedic surgery<br />

Abstract<br />

Over the past three decades, the members of the substance group called bisphosphonates (BP) have<br />

been employed with grow<strong>in</strong>g success to manage osteopathies caused by <strong>in</strong>creased osteoclastic activity.<br />

The follow<strong>in</strong>g developments <strong>in</strong> BP are responsible:<br />

F Mo<strong>der</strong>n BP are now already 20,000 times more potent than the first preparation approved for<br />

use.<br />

F Their biochemical and cellular mechanisms of action have meanwhile been elucidated.<br />

F They have no effect on hormones so that they are open for all patients.<br />

F They are well tolerated and can be adm<strong>in</strong>istered orally or <strong>in</strong>travenously.<br />

F They have admirably been thoroughly studied <strong>in</strong> mult<strong>in</strong>ational trials.<br />

F They are the “gold standard” <strong>in</strong> the treatment of osteoporosis, a widespread disease.<br />

F Rare but serious side effects such as osteonecrosis of the jaw or acute renal <strong>in</strong>sufficiency can<br />

be avoided to a large extent.<br />

F BP also have tumoricidal properties and are used to suppress tumor growth <strong>in</strong> bones.<br />

F Their anti-<strong>in</strong>flammatory activity is also successfully used <strong>in</strong> the treatment of bone marrow<br />

edema and bone pa<strong>in</strong>.<br />

Keywords<br />

<strong>Bisphosphonate</strong>s · Osteoporosis · Osteopathies · Bone metastases · Fracture heal<strong>in</strong>g<br />

Der Orthopäde 6 · 2008 |<br />

595


<strong>Bisphosphonate</strong> stellen die kl<strong>in</strong>isch<br />

bedeutendste Klasse antiresorptiver<br />

Substanzen dar<br />

Die neuesten BP s<strong>in</strong>d 20.000-mal potenter<br />

als Etidronat, das BP <strong>der</strong> 1. Generation<br />

7 Mevalonsäurestoffwechsel<br />

BP führen zu e<strong>in</strong>er Hemmung <strong>der</strong> Osteoklasten<br />

mit Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Knochenresorption<br />

Die <strong>in</strong>test<strong>in</strong>ale Resorption ist ger<strong>in</strong>g<br />

7 Plasmaeiweißb<strong>in</strong>dung<br />

Die Halbwertszeit im Knochengewebe<br />

beträgt viele Jahre<br />

E<strong>in</strong>e neue Ära <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung von Knochenkrankheiten begann vor 30 Jahren mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung<br />

<strong>der</strong> „<strong>Bisphosphonate</strong>“ [13]. Sie stellen die kl<strong>in</strong>isch bedeutendste Klasse antiresorptiver Substanzen<br />

<strong>und</strong> werden mit Erfolg bei allen Erkrankungen e<strong>in</strong>gesetzt, die durch e<strong>in</strong>en pathologisch erhöhten<br />

Knochenabbau charakterisiert s<strong>in</strong>d. Die kl<strong>in</strong>isch bedeutendsten Vertreter s<strong>in</strong>d die Osteoporose,<br />

<strong>der</strong> Morbus Paget, tumorassoziierte Osteopathien <strong>und</strong> alle lokalen Osteopathien mit erhöhter<br />

Osteoklasie. Auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Endoprothetik, bei <strong>der</strong> Osteonekrose <strong>und</strong> beim Knochenmarködem erlangen<br />

die <strong>Bisphosphonate</strong> e<strong>in</strong>e zunehmende Bedeutung [6, 24].<br />

<strong>Bisphosphonate</strong> (BP) s<strong>in</strong>d Analoga des physiologisch vorkommenden Pyrophosphats, bei dem <strong>der</strong><br />

Sauerstoff <strong>der</strong> zentralen P-O-P-B<strong>in</strong>dung durch Kohlenstoff ersetzt wird (P-C-P-B<strong>in</strong>dung; . Abb. 1).<br />

Durch Substitution <strong>der</strong> beiden Hydrogenatome am C-Atom ist es möglich, verschiedene BP zu synthetisieren.<br />

Jedes <strong>der</strong> zahlreichen BP hat se<strong>in</strong> eigenes charakteristisches Wirkungsprofil. Die Dynamik<br />

dieser Substanzgruppen zeigt sich dar<strong>in</strong>, dass die neuesten BP 20.000-mal potenter s<strong>in</strong>d als Etidronat,<br />

das BP <strong>der</strong> ersten Generation (. Abb. 2). Sie unterscheiden sich durch 2 Seitenketten: e<strong>in</strong>e<br />

b<strong>in</strong>det sich an die M<strong>in</strong>eralsubstanz <strong>der</strong> Knochenoberfläche, die an<strong>der</strong>e bestimmt Klasse <strong>und</strong> Potenz<br />

des BP (. Abb. 3). Abhängig von letzterer Seitenkette können 4 Gruppen unterschieden werden:<br />

F BP ohne Stickstoffsubstitution: Etidronat, Clodronat, Tiludronat,<br />

F Am<strong>in</strong>o-BP: Pamidronat, Alendronat,<br />

F Am Stickstoff substituierte Am<strong>in</strong>o-BP: Ibandronat,<br />

F BP mit basischen, stickstoffhaltigen Heterozyklen: Risedronat, Zoledronat.<br />

Während die stickstofffreien BP e<strong>in</strong>e Apoptose <strong>der</strong> Osteoklasten toxisch <strong>in</strong>duzieren, <strong>in</strong>teragieren die<br />

stickstoffhaltigen BP mit dem 7 Mevalonsäurestoffwechsel <strong>und</strong> bewirken e<strong>in</strong>e Hemmung <strong>der</strong> Prenylierung<br />

<strong>und</strong> Aktivierung verschiedener GPTasen [6]. Nach den Wirkungsmechanismen werden<br />

die BP <strong>in</strong> 3 Generationen e<strong>in</strong>geteilt (. Abb. 4).<br />

BP haben e<strong>in</strong>e hohe Aff<strong>in</strong>ität zu Strukturen <strong>der</strong> Knochenoberfläche. Der Großteil <strong>der</strong> resorbierten<br />

Menge wird <strong>in</strong>nerhalb von St<strong>und</strong>en auf <strong>der</strong> Oberfläche des Knochens abgelagert. Vor allem <strong>in</strong><br />

den Resorptionslakunen, also auf <strong>der</strong> „w<strong>und</strong>en“, arrodierten Knochenoberfläche <strong>und</strong> im sauren Milieu<br />

unter den Osteoklasten f<strong>in</strong>den sich hohe Konzentrationen <strong>der</strong> BP. Die Aufnahme <strong>der</strong> BP führt<br />

zu e<strong>in</strong>er wirksamen Hemmung <strong>der</strong> Osteoklasten mit Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Knochenresorption <strong>und</strong> damit<br />

über die Jahre zu e<strong>in</strong>er positiven Knochenbilanz.<br />

Auch wenn alle Wirkungsmechanismen noch nicht vollständig aufgeklärt s<strong>in</strong>d, so s<strong>in</strong>d doch folgende<br />

experimentell <strong>und</strong> kl<strong>in</strong>isch belegt [6]:<br />

F Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Rekrutierung <strong>und</strong> Fusionierung <strong>der</strong> Osteoklastenvorläufer (direkter E<strong>in</strong>fluss auf<br />

das Monozyten-Makrophagen-System),<br />

F Hemmung <strong>der</strong> Osteoklastenaktivität, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e durch Hemmung <strong>der</strong> Protonen-ATPase (direkt-toxischer<br />

Effekt <strong>der</strong> stickstofffreien BP),<br />

F Hemmung <strong>der</strong> Enzyme des Mevalonsäurestoffwechsels (wichtigster Wirkungsmechanismus bei<br />

den stickstoffhaltigen BP),<br />

F Verkürzung <strong>der</strong> osteoklastären Lebensdauer durch Induktion <strong>der</strong> Apoptose, wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

verb<strong>und</strong>en mit e<strong>in</strong>er Verlängerung <strong>der</strong> osteoblastären Lebensdauer,<br />

F Hemmung von Prostazykl<strong>in</strong>en <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Zytok<strong>in</strong>en im Knochengewebe.<br />

BP werden im Magen-Darm-Trakt schlecht resorbiert, über die Blutbahn systemisch verteilt, im Knochengewebe<br />

über Jahre gespeichert <strong>und</strong> später unverän<strong>der</strong>t über die Niere ausgeschieden (. Abb. 5).<br />

BP werden oral als Tabletten o<strong>der</strong> <strong>in</strong>travenös als Infusionen o<strong>der</strong> Injektionen verabreicht. Die <strong>in</strong>test<strong>in</strong>ale<br />

Resorption ist ger<strong>in</strong>g <strong>und</strong> beträgt zwischen


CME<br />

O - O -<br />

O - O -<br />

O<br />

P<br />

O<br />

P<br />

O<br />

O<br />

P<br />

C P O<br />

R 1<br />

Abb. 1 7 Chemische Struktur von<br />

Pyrophosphat <strong>und</strong> Bisphosphonat:<br />

von P-O-P zu P-C-P – e<strong>in</strong> chemischer<br />

wie mediz<strong>in</strong>ischer „Quantensprung“<br />

O - O -<br />

Pyrophosphat<br />

O - O -<br />

R 2<br />

Gem<strong>in</strong>ales Bisphosphonat<br />

Substanz Handelsnahme Applikation R2 R1 Relative Potenz<br />

Etidronat Didronel® oral -OH -CH 3<br />

1x<br />

Clodronat Ostac® oral, i.v.<br />

-CI<br />

-CI<br />

10x<br />

Pamidronat Aredia® i.v.<br />

-OH<br />

-CH 2<br />

-CH 2<br />

-NH 2<br />

100x<br />

Alendronat<br />

Fosamax®<br />

Fosavance®<br />

oral<br />

-OH<br />

-CH 2<br />

-CH 2<br />

-CH 2<br />

-NH 2<br />

1.000x<br />

Risedronat Actonel® oral<br />

-OH<br />

-CH 2 -<br />

N<br />

5.000x<br />

Ibandronat<br />

Bondronat®<br />

Bonviva®<br />

oral, i.v.<br />

-OH<br />

-CH 2<br />

-CH 2<br />

-NH 2<br />

-CH 3<br />

C 5<br />

H 11<br />

10.000x<br />

Zoledronat<br />

Zometa®<br />

Aclasta®<br />

i.v.<br />

-OH<br />

-CH 2<br />

-N<br />

N<br />

20.000x<br />

Abb. 2 8 E<strong>in</strong>teilung <strong>der</strong> <strong>Bisphosphonate</strong> entsprechend <strong>der</strong> Seitenketten<br />

Abb. 3 7 Räumliche Struktur <strong>der</strong> <strong>Bisphosphonate</strong><br />

mit B<strong>in</strong>dung an die<br />

Knochenoberfläche<br />

kann normal resorbiert werden. Es ist noch unklar, ob das später im Rahmen <strong>der</strong> Knochenerneuerung<br />

freigesetzte BP wie<strong>der</strong> kl<strong>in</strong>isch wirksam werden kann.<br />

Die BP zeigen unterschiedlich starke Aff<strong>in</strong>itäten zum Knochen (. Tab. 1). Die ger<strong>in</strong>gere Aff<strong>in</strong>ität<br />

von Risedronat gegenüber Alendronat wird für das schnellere Ansprechen <strong>und</strong> den rascheren<br />

Anstieg <strong>der</strong> Knochendichte bei Risedronat verantwortlich gemacht. Die längere term<strong>in</strong>ale Knochenhalbwertszeit<br />

bei Alendronat führt dagegen zu e<strong>in</strong>em längeren Nachwirken nach Absetzen des Medikaments.<br />

Der E<strong>in</strong>strom aus dem Plasma <strong>in</strong> die Tubuluszelle <strong>der</strong> Niere erfolgt passiv <strong>und</strong> ist abhängig von<br />

Plasmakonzentration <strong>und</strong> Eiweißb<strong>in</strong>dung (. Abb. 6). Der Transport <strong>in</strong> das Tubuluslumen ist energieabhängig<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kapazität begrenzt (aktiver Pumpmechanismus). BP mit ger<strong>in</strong>ger Album<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<br />

(z. B. Zoledronat o<strong>der</strong> Pamidronat) müssen daher mit reichlich Flüssigkeit <strong>und</strong> langsam <strong>in</strong>-<br />

Die BP zeigen unterschiedlich starke<br />

Aff<strong>in</strong>itäten zum Knochen<br />

Durch langsame Infusion mit reichlich<br />

Flüssigkeit ist e<strong>in</strong>e Nierenschädigung<br />

zu vermeiden<br />

Der Orthopäde 6 · 2008 |<br />

597


Tab. 1<br />

Relative Aff<strong>in</strong>itäten <strong>der</strong> <strong>Bisphosphonate</strong> zum Knochen<br />

Clodronat Etidronat Risedronat Ibandronat Alendronat Zoledronat<br />

0,6 1,1 2,1 2,3 2,8 3,4<br />

f<strong>und</strong>iert werden, um hohe Konzentrationsspitzen des BP <strong>in</strong> den Tubuluszellen <strong>und</strong> damit e<strong>in</strong>en möglichen<br />

Tubulusschaden mit <strong>der</strong> Folge e<strong>in</strong>er akuten Nieren<strong>in</strong>suffizienz zu vermeiden.<br />

Nebenwirkungen <strong>und</strong> Kontra<strong>in</strong>dikationen<br />

7 Gastro<strong>in</strong>test<strong>in</strong>ale Beschwerden<br />

7 Akute-Phase-Reaktion<br />

Vor je<strong>der</strong> <strong>in</strong>travenösen BP-Infusion<br />

muss die Nierenfunktion abgeklärt<br />

se<strong>in</strong><br />

Die Kieferosteonekrose wird fast ausschließlich<br />

bei immunsupprimierten<br />

Tumorpatienten beobachtet<br />

7 Schlechte Zahnhygiene<br />

Im Rahmen e<strong>in</strong>er Osteoporosetherapie<br />

ist e<strong>in</strong>e Kiefernekrose e<strong>in</strong>e Rarität<br />

Zur Messung <strong>der</strong> Knochendichte wird<br />

<strong>in</strong> allen Leitl<strong>in</strong>ien die DXA-Messung<br />

empfohlen<br />

BP s<strong>in</strong>d gut verträglich, wenn die E<strong>in</strong>nahmevorschriften genau e<strong>in</strong>gehalten werden [6, 13]. Die wichtigsten<br />

Nebenwirkungen s<strong>in</strong>d:<br />

7 Gastro<strong>in</strong>test<strong>in</strong>ale Beschwerden werden <strong>in</strong> 2–10% <strong>der</strong> Patienten berichtet, mit Übelkeit, Bauchschmerzen,<br />

Erbrechen <strong>und</strong> Durchfall. Die vere<strong>in</strong>zelt berichteten Entzündungen <strong>und</strong> Ulzerationen <strong>der</strong><br />

Speiseröhre können bei E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>nahmevorschriften vermieden werden.<br />

E<strong>in</strong>e 7 Akute-Phase-Reaktion kann <strong>in</strong>nerhalb von 24 h nach erstmaliger <strong>in</strong>travenöser Gabe e<strong>in</strong>es<br />

stickstoffhaltigen BP auftreten, mit Temperaturerhöhung, Glie<strong>der</strong>schmerzen, Myalgien <strong>und</strong> Knochenschmerzen.<br />

BP können zu e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schränkung <strong>der</strong> Nierenfunktion führen. Vor je<strong>der</strong> <strong>in</strong>travenösen BP-Infusion<br />

muss die Nierenfunktion abgeklärt se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e bestehende Exsikkose muss vor <strong>der</strong> <strong>in</strong>travenösen<br />

Gabe von BP ausgeglichen se<strong>in</strong>, um e<strong>in</strong> akutes Nierenversagen zu vermeiden. Vorschriften <strong>der</strong> Firmen<br />

zum <strong>E<strong>in</strong>satz</strong> <strong>der</strong> BP bei e<strong>in</strong>geschränkter Nierenfunktion s<strong>in</strong>d im Beipackzettel zu beachten.<br />

Bisphosphonat-assoziierte Kieferosteonekrose<br />

Diese schwerwiegende Nebenwirkung („osteonecrosis of the jaw“, BP-ONJ) wird fast ausschließlich<br />

unter hochdosierter <strong>in</strong>travenöser BP-Therapie bei immunsupprimierten Tumorpatienten beobachtet<br />

(siehe „Zentralregister für Osteonekrosen des Kiefers unter Bisphosphonat-Therapie“; . Abb. 7).<br />

Beson<strong>der</strong>s häufig wurde diese Komplikation unter hoch dosierter Langzeittherapie mit Zoledronat<br />

<strong>und</strong> Pamidronat bei Patienten mit metastasiertem Karz<strong>in</strong>om (Mammakarz<strong>in</strong>om 44%, Prostatakarz<strong>in</strong>om<br />

15%) <strong>und</strong> multiplem Myelom (33%) berichtet [12]. Unter dem <strong>E<strong>in</strong>satz</strong> von Ibandronat dagegen<br />

war die Inzidenz e<strong>in</strong>er Kiefernekrose um e<strong>in</strong>en Zehnerfaktor niedriger.<br />

Pathogenetisch wird e<strong>in</strong>e Kumulation des BP im Kiefer mit Suppression <strong>der</strong> Osteoklasten <strong>und</strong> benachbarter<br />

Makrophagen angenommen [7]. Die kumulative Anreicherung hochdosierter <strong>Bisphosphonate</strong><br />

bei Tumorpatienten führt zu e<strong>in</strong>er Hemmung des Monozyten/Makrophagen-Abwehrsystems<br />

im Kieferknochen mit folgen<strong>der</strong> Exazerbation e<strong>in</strong>er vorbestehenden Osteomyelitis. Zur Vermeidung<br />

dieser Nebenwirkung müssen bei e<strong>in</strong>er Hochdosistherapie mit BP immer die pharmakok<strong>in</strong>etischen<br />

Eigenheiten des jeweiligen BP berücksichtigt werden. Bei fast allen betroffenen Patienten<br />

gehen zahnärztliche E<strong>in</strong>griffe, Implantate, Parodontose o<strong>der</strong> 7 schlechte Zahnhygiene voraus. Als<br />

weitere Risikofaktoren für das Auftreten <strong>der</strong> BP-ONJ gelten:<br />

F Tumorkrankheiten mit begleiten<strong>der</strong> Abwehrschwäche,<br />

F Strahlentherapie im Kieferbereich,<br />

F begleitende Chemo- <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Kortisontherapie,<br />

F Alkoholismus, Nikot<strong>in</strong>abusus,<br />

F Gefäßerkrankungen.<br />

Im Rahmen e<strong>in</strong>er Osteoporosetherapie ist aber e<strong>in</strong>e BP-ONJ mit e<strong>in</strong>er Inzidenz unter 1:100.000 e<strong>in</strong>e<br />

Rarität, e<strong>in</strong> kausaler Zusammenhang ist bisher nicht belegt [12]. E<strong>in</strong>e rout<strong>in</strong>emäßige fachärztliche<br />

Abklärung des Zahnstatus vor Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er Osteoporosetherapie wird daher von Experten nicht gefor<strong>der</strong>t<br />

[12, 15].<br />

Beurteilung <strong>der</strong> Effektivität <strong>der</strong> Bisphosphonattherapie<br />

Die Surrogatmarker für die Beurteilung <strong>der</strong> Effektivität e<strong>in</strong>es BP s<strong>in</strong>d Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Knochendichte,<br />

<strong>der</strong> biochemischen Marker, die Normalisierung des Kalziumwerts im Serum bzw. die Reduktion<br />

<strong>der</strong> Knochenschmerzen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Schw<strong>und</strong> des Knochenmarködems. Zur Messung <strong>der</strong> Kno-<br />

598 | Der Orthopäde 6 · 2008


CME<br />

Aktiver<br />

Osteoklast<br />

Clodronat<br />

Pamidronat<br />

Zoledronat<br />

Ibandronat<br />

Inaktiver<br />

Osteoklast<br />

<strong>Bisphosphonate</strong><br />

Citrat<br />

i. v. Gabe<br />

Ibandronat<br />

HMG - Co A<br />

STATINE<br />

Apoptotischer<br />

Osteoklast<br />

ATP<br />

ADP<br />

Mevalonat<br />

CLODRONAT<br />

ETIDRONAT<br />

TILUDRONAT<br />

1<br />

Blut<br />

70%<br />

1%<br />

1%<br />

< 1%<br />

30%<br />

Ur<strong>in</strong><br />

Dimethylallyl-PP<br />

Isopentenyl-PP<br />

2<br />

PAMIDRONAT<br />

IBANDRONAT<br />

ALENDRONAT<br />

RISEDRONAT<br />

ZOLEDRONAT<br />

Farnesyl-PP<br />

Geranyl-PP<br />

IBANDRONAT<br />

RISEDRONAT<br />

ZOLEDRONAT<br />

Geranylgeranyl-PP<br />

3<br />

orale Gabe<br />

98%<br />

Stuhl<br />

Squalen<br />

Cholester<strong>in</strong><br />

Prenylierte Prote<strong>in</strong>e<br />

(Rho, Rab, Rac, cdc 42)<br />

Etidronat, Clodronat, Tiludronat,<br />

Alendronat, Risedronat, Ibandronat<br />

Abb. 5 8 Pharmakok<strong>in</strong>etik <strong>der</strong> BP bei oraler <strong>und</strong> <strong>in</strong>travenöser Gabe<br />

Östrogen Cortison Vitam<strong>in</strong> D<br />

Abb. 4 8 Zelluläre <strong>und</strong> biochemische Wirkmechanismen <strong>der</strong> 3 Generationen<br />

<strong>der</strong> <strong>Bisphosphonate</strong> im Osteoklasten<br />

chendichte wird <strong>in</strong> allen Leitl<strong>in</strong>ien die DXA-Messung empfohlen [3, 6, 15]. Sie ist strahlenarm <strong>und</strong><br />

erlaubt Messungen an den wichtigsten Skelettarealen sowie <strong>in</strong> periprothetischen Bereichen. Der am<br />

häufigsten benutzte Marker für die Knochenformation ist die knochenspezifische alkalische Phosphatase<br />

<strong>und</strong> die bekanntesten Marker für die Knochenresorption s<strong>in</strong>d Kollagen-crossl<strong>in</strong>ks, N-Telopeptide<br />

(NTx) <strong>und</strong> C-Telopeptide (CTx). Die Verbesserung <strong>der</strong> Knochenfestigkeit („bone strength“)<br />

<strong>und</strong> damit die 7 Reduktion <strong>der</strong> Frakturrate unter antiresorptiven Substanzen ist nur zum Teil mit<br />

<strong>der</strong> Zunahme <strong>der</strong> Knochendichte zu erklären (. Abb. 8). Qualitative Strukturverän<strong>der</strong>ungen unter<br />

e<strong>in</strong>er BP-Therapie s<strong>in</strong>d ebenfalls beschrieben, die aber mit den bisherigen Messmethoden <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Praxis nur ungenügend erfasst werden können.<br />

7 Reduktion <strong>der</strong> Frakturrate<br />

Osteoklastenhemmung als Therapiebasis bei Osteopathien<br />

Der Knochen unterliegt e<strong>in</strong>er ständigen Formgebung, Anpassung <strong>und</strong> Reparatur. Anomalien <strong>und</strong><br />

Fehlsteuerung <strong>der</strong> Knochenzellen führen zu e<strong>in</strong>em pathologischen Knochenumbau mit Destruktion<br />

<strong>der</strong> Knochenstruktur. Kl<strong>in</strong>isch manifestieren sich diese Störungen <strong>in</strong> Form von<br />

F Skelettdeformierungen,<br />

F Osteonekrosen,<br />

F pathologischen Frakturen,<br />

F Knochenschmerzen,<br />

F Hyperkalzämiesyndrom.<br />

Die Fehlsteuerung <strong>der</strong> Knochenzellen<br />

führt zu e<strong>in</strong>em pathologischen Knochenumbau<br />

Der Orthopäde 6 · 2008 |<br />

599


Tubulus proximalis, Pars convoluta<br />

passiver<br />

E<strong>in</strong>strom<br />

Tubuluslumen<br />

Plasmakonzentration<br />

aktiver<br />

Transport<br />

Bisphosphonatstau<br />

= Bisphosphonatmolekül<br />

Abb. 6 9 Renale Ausscheidung <strong>der</strong><br />

<strong>Bisphosphonate</strong> im proximalen Tubulus<br />

Abb. 7 8 a Kieferosteonekrose mit nekrotischen Spongiosabälkchen (leere osteozytäre Lakunen), zahlreichen Resorptionslakunen<br />

<strong>und</strong> massiver entzündlicher Reaktion <strong>in</strong> den benachbarten Knochenmarkräumen (beachte den<br />

Gefäßreichtum). b Bei stärkerer Vergrößerung f<strong>in</strong>den sich Zeichen e<strong>in</strong>er Osteomyelitis mit zahlreichen atypischen<br />

Makrophagen, Osteoklasten <strong>und</strong> nekrotischem Knochengewebe (Plastike<strong>in</strong>bettung, Giemsa)<br />

7 Hyperaktive Osteoklasten<br />

Bei r<strong>und</strong> 90% aller Osteopathien liegt<br />

die Ursache <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er systemischen<br />

o<strong>der</strong> fokalen Fehlsteuerung des Osteoklastentätigkeit<br />

Bei diesen Verän<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Symptomen, die uns überwiegend im Fachbereich <strong>der</strong> <strong>Orthopädie</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Unfallchirurgie</strong> begegnen, spielt <strong>der</strong> fehlgesteuerte Osteoklast die Schlüsselrolle (. Abb. 9; [5,<br />

29]). 7 Hyperaktive Osteoklasten zeichnen sich durch e<strong>in</strong> ausgeprägtes knochenzerstörerisches Potenzial<br />

aus. Während wenige Osteoklasten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Woche ganze Knochenbälkchen auflösen können,<br />

benötigen Hun<strong>der</strong>te von Osteoblasten Monate, um das Knochendefizit wie<strong>der</strong> aufzufüllen. Beim<br />

Morbus Paget kann sogar e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger Osteoklast zu e<strong>in</strong>er Riesenzelle mit mehr als 100 Kernen anwachsen,<br />

mit entsprechend hohem Zerstörungspotenzial. Warum sich Osteoklasten wie z. B. beim<br />

Morbus Paget o<strong>der</strong> Morbus Gorham lokal e<strong>in</strong>er Überwachung entziehen <strong>und</strong> planlos den Knochen<br />

zerstören, ist noch unbekannt. Bei r<strong>und</strong> 90% aller Osteopathien liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tat die Ursache<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er systemischen o<strong>der</strong> fokalen Fehlsteuerung des Osteoklastentätigkeit. Folgen <strong>der</strong> fehlenden<br />

Abstimmung im Knochenumbau s<strong>in</strong>d Osteoporose (systemisch) <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Osteolysen (lokal) mit<br />

Spontanfrakturen <strong>und</strong> Hyperkalzämie. Auch bei den entzündlichen <strong>und</strong> tumorbed<strong>in</strong>gten Knochenschmerzen<br />

spielt die Interaktion <strong>der</strong> Osteoklasten mit Lymphozyten <strong>und</strong> Nervenzellen im Knochengewebe<br />

die Schlüsselrolle.<br />

600 | Der Orthopäde 6 · 2008


CME<br />

%Än<strong>der</strong>ung zu Nulll<strong>in</strong>ie<br />

4<br />

Trend: L1-L4<br />

L1<br />

L2<br />

L3<br />

L4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

65 66 67 68 69<br />

Alter (Jahre)<br />

Abb. 8 8 DXA-Kontrollen im Bereich <strong>der</strong> Lendenwirbelsäule vor <strong>und</strong> während e<strong>in</strong>er Bisphosphonattherapie e<strong>in</strong>es<br />

Patienten mit Osteoporose<br />

Abb. 9 7 Überstürzte Osteoklastenaktivität<br />

mit Destruktion des Knochens<br />

(Plastike<strong>in</strong>bettung, Gomori)<br />

Nur zwei Osteopathien haben primär nichts mit e<strong>in</strong>er erhöhten Osteoklastenaktivität zu tun: die<br />

Osteosklerose (Osteopetrose) im Rahmen e<strong>in</strong>er Insuffizienz <strong>der</strong> Osteoklasten <strong>und</strong> die Osteomalazie<br />

als Ausdruck e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>eralisationsstörung durch Vitam<strong>in</strong>-D-Mangel. Aber selbst die Osteomalazie<br />

ist zum<strong>in</strong>dest sek<strong>und</strong>är mit e<strong>in</strong>er erhöhten Osteoklastentätigkeit verknüpft: dem 7 sek<strong>und</strong>ären<br />

Hyperparathyreoidismus.<br />

Vorrangig für die Prävention <strong>und</strong> Therapie <strong>der</strong> Knochenkrankheiten s<strong>in</strong>d daher Hormone o<strong>der</strong><br />

Medikamente, die vor allem die erhöhte Osteoklastentätigkeit reduzieren bzw. normalisieren. Die<br />

mo<strong>der</strong>nen BP kommen wegen ihrer hohen Effektivität, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fachen Applikation, <strong>der</strong> hohen Knochenspezifität<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> wenigen bekannten Nebenwirkungen zunehmend zum <strong>E<strong>in</strong>satz</strong>. Sie s<strong>in</strong>d vor<br />

allem unter dem Gesichtspunkt <strong>der</strong> Kosten-Nutzen-Rechnung Marktführer <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong><br />

volkswirtschaftlich bedeutendsten Osteopathie, <strong>der</strong> Osteoporose. Die ersten Zulassungen <strong>der</strong> BP erfolgten<br />

bei <strong>der</strong> postmenopausalen Osteoporose <strong>und</strong> dem Morbus Paget. Wegen des überzeugenden<br />

Erfolges <strong>der</strong> BP folgten <strong>in</strong> kurzer Zeit weitere kl<strong>in</strong>ische Studien mit ihren Zulassungen wie z. B. bei<br />

<strong>der</strong> Osteoporose des Mannes, <strong>der</strong> glukokortikoid<strong>in</strong>duzierten Osteoporose, <strong>der</strong> Osteogenesis imperfecta,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Onkologie bei Hyperkalzämie, Knochenschmerz <strong>und</strong> Knochenmetastasen. Auch bei vielen<br />

lokalen Osteopathien <strong>und</strong> Knochenschmerzsyndromen haben Studien unterschiedlicher Qualität<br />

den kl<strong>in</strong>ischen Nutzen <strong>der</strong> BP belegt.<br />

7 Sek<strong>und</strong>ärer Hyperparathyreoidismus<br />

BP s<strong>in</strong>d Marktführer <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung<br />

<strong>der</strong> Osteoporose<br />

Osteoporose<br />

Die Osteoporose ist e<strong>in</strong>e unterdiagnostizierte <strong>und</strong> – trotz effektiver Medikamente – immer noch e<strong>in</strong>e<br />

untertherapierte Volkskrankheit [3]. In Deutschland leiden von den <strong>in</strong>sgesamt 7 Mio. Osteoporosepatienten<br />

2 Mio. Frauen <strong>und</strong> 800.000 Männer unter den Folgen von Wirbelkörperfrakturen. 90% aller<br />

Oberschenkelhals- <strong>und</strong> Wirbelkörperfrakturen (. Abb. 10) <strong>und</strong> 70% aller distalen Radiusfrak-<br />

Der Orthopäde 6 · 2008 |<br />

601


Abb. 10 9Osteoporose-assoziierte Wirbelfrakturen mit operativer<br />

Versorgung <strong>und</strong> Kyphoplastie e<strong>in</strong>es total zerstörten Wirbelkörpers<br />

e<strong>in</strong>schließlich e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>bruchs <strong>der</strong> H<strong>in</strong>terkante<br />

Die Osteoporose verursacht <strong>in</strong><br />

Deutschland Kosten <strong>in</strong> Höhe von<br />

5 Mrd. € jährlich<br />

Die „European Guidance“ 2008 gibt<br />

weitere Sicherheit im Management<br />

<strong>der</strong> Osteoporose<br />

Die mo<strong>der</strong>nen stickstoffhaltigen BP<br />

s<strong>in</strong>d heute <strong>der</strong> „Goldstandard“ <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Behandlung <strong>der</strong> Osteoporose<br />

Auch bei langjähriger Therapie<br />

kommt es zu ke<strong>in</strong>er kl<strong>in</strong>isch relevanten<br />

Qualitätse<strong>in</strong>buße des Knochengewebes<br />

turen s<strong>in</strong>d bei postmenopausalen Frauen auf e<strong>in</strong>e Osteoporose zurückzuführen [4]. Schenkelhalsfrakturen<br />

werden auf 150.000 pro Jahr geschätzt. Diese alle<strong>in</strong> verursachen Kosten <strong>in</strong> Höhe von mehr<br />

als 2 Mrd. €. Insgesamt verursacht die Osteoporose <strong>in</strong> Deutschland Kosten <strong>in</strong> Höhe von 5 Mrd. €<br />

jährlich – die aber nicht nötig wären. Mit e<strong>in</strong>er leitl<strong>in</strong>iengerechten Therapie wären etwa 50% <strong>der</strong><br />

Frakturen, also etwa 2 Mrd. € e<strong>in</strong>zusparen. Demgegenüber stehen jährliche BP-Kosten von etwa<br />

500 € pro Patient. Selbst bei Vorliegen e<strong>in</strong>er manifesten Osteoporose werden aber heute gerade 10%<br />

<strong>der</strong> Patienten mit e<strong>in</strong>em BP leitl<strong>in</strong>iengerecht versorgt [4]. Etwa die Hälfte dieser Patienten brechen<br />

die Behandlung bereits nach e<strong>in</strong>em halben Jahr ab – obwohl die Leitl<strong>in</strong>ien e<strong>in</strong>e Behandlungsdauer<br />

von m<strong>in</strong>destens 3–5 Jahre anmahnen. H<strong>in</strong>sichtlich dieser großen Zahl an unbehandelten (aber eigentlich<br />

gut behandelbaren) Patienten sowie <strong>der</strong> hohen Rate an Therapieabbrüchen ergibt sich dr<strong>in</strong>gen<strong>der</strong><br />

Bedarf für die Entwicklung <strong>und</strong> Umsetzung optimierter Behandlungsstrategien [3, 4]. Im<br />

April 2008 wurde die „European Guidance“ zum Management <strong>der</strong> postmenopausalen Osteoporose<br />

veröffentlicht, die weitere Sicherheit im Management <strong>der</strong> Osteoporose gibt [15].<br />

Die mo<strong>der</strong>nen stickstoffhaltigen BP s<strong>in</strong>d heute <strong>der</strong> „Goldstandard“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> Osteoporose<br />

[3, 4, 15]. Die E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> Wochen- <strong>und</strong> Monatstabletten hat entscheidend für die Akzeptanz<br />

dieser Medikamentengruppe beigetragen. Intravenöse Applikationsformen erlauben den <strong>E<strong>in</strong>satz</strong><br />

auch bei Problempatienten. E<strong>in</strong>e Jahres<strong>in</strong>fusion mit 5 mg Zoledronat konnte <strong>in</strong> Studien über e<strong>in</strong>en<br />

Zeitraum von 3 Jahren e<strong>in</strong>drucksvoll e<strong>in</strong>e signifikante Senkung des Frakturrisikos bei vertebralen<br />

(70%) <strong>und</strong> extravertebralen Frakturen (bis zu 40%) erreichen [9]. Auch konnte die Mortalitätsrate<br />

nach e<strong>in</strong>er erlittenen hüftnahen Fraktur im Verlauf von 3 Jahren um 28% im Vergleich zur Placebogruppe<br />

gesenkt werden [19].<br />

Die medikamentöse Therapie sollte leitl<strong>in</strong>iengerecht m<strong>in</strong>destens 3–5 Jahre erfolgen. Die Effektivität<br />

e<strong>in</strong>er antiresorptiven Therapie ist <strong>in</strong> Langzeitzeitstudien bis zu 10 Jahren belegt. Die Behauptung,<br />

BP dürfe man nur 2 Jahre geben, da sonst <strong>der</strong> Knochen brüchig werde, ist <strong>in</strong> großen Langzeitstudien<br />

e<strong>in</strong>deutig wi<strong>der</strong>legt worden [3]. Auch bei langjähriger Therapie kommt es zu ke<strong>in</strong>er kl<strong>in</strong>isch relevanten<br />

Qualitätse<strong>in</strong>buße des Knochengewebes. E<strong>in</strong> Basisumbau des Knochens bleibt unter BP-Gabe<br />

bestehen, sodass die Darstellung e<strong>in</strong>es „e<strong>in</strong>gefrorenen Knochens“ unter BP nicht zutrifft. Auch nach<br />

e<strong>in</strong>er 10-jährigen BP-Therapie steigen die Knochendichtewerte jährlich um etwa 1% weiter an, e<strong>in</strong><br />

klarer H<strong>in</strong>weis für e<strong>in</strong>en stets aufrechterhaltenen Knochenumbau mit positiver Knochenbilanz.<br />

Die mo<strong>der</strong>nen stickstoffhaltigen BP haben <strong>in</strong> zahlreichen Studien folgende Wirkungen gezeigt<br />

[15]:<br />

F schnelle Reduktion von Wirbelkörperfrakturen bereits nach 6 Monaten,<br />

F Reduktion des Frakturrisikos <strong>in</strong>nerhalb von 3 Jahren um etwa 50%,<br />

F signifikante Reduktion vertebraler <strong>und</strong> nicht-vertebraler Frakturen,<br />

F langfristig anhaltende Reduktion des Frakturrisikos über 10 Jahre h<strong>in</strong>aus.<br />

E<strong>in</strong>e Unterscheidung <strong>der</strong> Osteoporose nach dem Knochenumbau <strong>in</strong> „high“ <strong>und</strong> „low turnover“ ist<br />

<strong>der</strong>zeit für die Wahl des BP noch nicht relevant. Nach Absetzen e<strong>in</strong>er BP-Therapie ist bezüglich e<strong>in</strong>er<br />

Frakturreduktion mit e<strong>in</strong>em positiven Nachwirken von mehreren Jahren zu rechnen.<br />

602 | Der Orthopäde 6 · 2008


CME<br />

Alendronat <strong>und</strong> Risedronat s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen auch bei <strong>der</strong> Osteoporose des Mannes sowie bei <strong>der</strong><br />

glukokortikoid<strong>in</strong>duzierten Osteoporose zugelassen. Auch bei 7 sek<strong>und</strong>ären Osteoporosen unterschiedlicher<br />

Gr<strong>und</strong>krankheiten <strong>und</strong> unter bestimmten Medikamenten werden BP erfolgreich e<strong>in</strong>gesetzt<br />

[6]. Hervorzuheben s<strong>in</strong>d Osteoporosen unter Antiepileptika, Aromatasehemmern <strong>und</strong> Langzeittherapie<br />

mit Antikoagulanzien [6]. In schweren Fällen mit Osteoporose-assoziierten Frakturen ist ihr<br />

<strong>E<strong>in</strong>satz</strong> trotz fehlen<strong>der</strong> Zulassung auch bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> prämenopausalen Frauen (nach Ausschluss<br />

e<strong>in</strong>er Sch wangerschaft!) zu verantworten, um <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e weitere Frakturen zu vermeiden.<br />

7 Sek<strong>und</strong>äre Osteoporosen<br />

Morbus Paget<br />

Beim Morbus Paget (7 Osteodystrophia deformans) bewirken pathologisch verän<strong>der</strong>te Osteoklasten<br />

e<strong>in</strong>en lokal extrem gesteigerten Knochenabbau, <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um zu e<strong>in</strong>er überhasteten, ungeordneten<br />

Osteoneogenese führt (. Abb. 11; [5, 6]). Dadurch entsteht e<strong>in</strong> dichter, aber mechanisch <strong>in</strong>suffizienter<br />

Knochen. Der gesteigerte Knochenumbau geht mit e<strong>in</strong>er Hypervaskularisierung <strong>in</strong> diesem<br />

Bereich e<strong>in</strong>her. Deformierungen <strong>der</strong> betroffenen Knochen s<strong>in</strong>d die Regel. Unterschieden werden<br />

mono- <strong>und</strong> polyostotische Formen. Als Ursachen <strong>der</strong> Erkrankung werden e<strong>in</strong>e „Slow-virus-Infektion“<br />

<strong>der</strong> Osteoklasten <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Aberration des Chromosoms 18q angeschuldigt, die zur Bildung<br />

vielkerniger, hyperaktiver <strong>und</strong> fehlregulierter Osteoklasten führen. Der Verlauf <strong>der</strong> Erkrankungen<br />

kann <strong>in</strong> 3 Stadien e<strong>in</strong>geteilt werden: lytisch, gemischt <strong>und</strong> sklerotisch (. Abb. 12). Die Gefahr <strong>der</strong><br />

späteren sarkomatösen Entartung ist unter BP sehr ger<strong>in</strong>g (500 U/l). Therapie<br />

<strong>der</strong> Wahl s<strong>in</strong>d heute die BP, Zulassung haben <strong>in</strong> Deutschland Etidronat, Risedronat, Pamidronat<br />

<strong>und</strong> Zoledronat. Für e<strong>in</strong>e rasche Schmerzl<strong>in</strong><strong>der</strong>ung, bei e<strong>in</strong>em ausgedehnten Befall <strong>und</strong> bei hohen<br />

Serumwerten <strong>der</strong> alkalischen Phosphatase ist die <strong>in</strong>travenöse Applikation (e<strong>in</strong>malige Infusion mit<br />

5 mg Zoledronat) vorzuziehen [25].<br />

BP bewirken e<strong>in</strong>en Stillstand <strong>und</strong> sogar e<strong>in</strong>e Rückbildung <strong>der</strong> Erkrankung. E<strong>in</strong>e Normalisierung<br />

<strong>der</strong> Beschwerden <strong>und</strong> <strong>der</strong> Laborbef<strong>und</strong>e wird <strong>in</strong>nerhalb von 2–6 Monaten je nach Intensität <strong>der</strong> Therapie<br />

erreicht. Der Therapieeffekt kann mehrere Jahre anhalten, wobei die längsten Remissionszeiten<br />

beim Zoledronat berichtet werden [25]. E<strong>in</strong>e Wie<strong>der</strong>holung <strong>der</strong> Therapie erfolgt bei Wie<strong>der</strong>anstieg<br />

<strong>der</strong> alkalischen Phosphatase o<strong>der</strong> bei Wie<strong>der</strong>auftreten von Knochenschmerzen.<br />

7 Osteodystrophia deformans<br />

Der gesteigerte Knochenumbau geht<br />

mit e<strong>in</strong>er Hypervaskularisierung e<strong>in</strong>her<br />

Für e<strong>in</strong>e rasche Schmerzl<strong>in</strong><strong>der</strong>ung ist<br />

die <strong>in</strong>travenöse Applikation vorzuziehen<br />

Die längsten Remissionszeiten werden<br />

beim Zoledronat berichtet<br />

An<strong>der</strong>e lokale Osteopathien<br />

Bei folgenden lokalen Osteopathien mit gesteigertem osteoklastischem Knochenabbau hat sich <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>travenöse <strong>E<strong>in</strong>satz</strong> von BP bewährt:<br />

F fibröse Dysplasie,<br />

F SAPHO-Syndrom,<br />

F Morbus Gorham-Stout („vanish<strong>in</strong>g bone disease“)<br />

Zulassungen für die BP liegen zwar nicht vor, aber zahlreiche kl<strong>in</strong>ische Studien haben <strong>der</strong>en rasche<br />

<strong>und</strong> effektive Wirkung belegt. Insbeson<strong>der</strong>e die Ausdehnung <strong>der</strong> Erkrankung sowie die Schmerzsymptomatik<br />

kann mit <strong>der</strong> Hemmung <strong>der</strong> Osteoklasten erfolgreich bee<strong>in</strong>flusst werden. Folgende BP<br />

werden e<strong>in</strong>gesetzt:<br />

F Zoledronat (Aclasta ® ): 5 mg jährliche Infusion,<br />

F Ibandronat (Bondronat ® ): 6 mg 2- bis 3-malige Infusion.<br />

Die Ausdehnung <strong>der</strong> Erkrankung sowie<br />

die Schmerzsymptomatik kann<br />

mit BP erfolgreich bee<strong>in</strong>flusst werden<br />

Knochenmarködem-Syndrom<br />

Das Knochenmarködem ist e<strong>in</strong> zunehmend häufiger Bef<strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Abklärung schmerzhafter Gelenkprozesse<br />

mittels MRT, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel bei unauffälligem Röntgen- <strong>und</strong> CT-Bef<strong>und</strong>. Das Knochenmarködem<br />

kann daher nur mit <strong>der</strong> MRT sicher diagnostiziert werden. Das typische Signalverhalten<br />

des Knochenmarködems ist jedoch unspezifisch <strong>und</strong> tritt bei vielen Krankheitsbil<strong>der</strong>n auf. Die<br />

Patienten klagen über heftige, therapieresistente Schmerzen <strong>und</strong> über Bewegungse<strong>in</strong>schränkung <strong>in</strong><br />

den betroffenen Gelenken.<br />

Das Knochenmarködem-Syndrom wird heute ätiologisch <strong>in</strong> 3 kl<strong>in</strong>ische Gruppen aufgeteilt [6]:<br />

Das Knochenmarködem kann nur mit<br />

<strong>der</strong> MRT sicher diagnostiziert werden<br />

Der Orthopäde 6 · 2008 |<br />

603


Abb. 11 9Unkontrollierter <strong>und</strong><br />

überstürzter Knochenumbau mit<br />

Mosaikstruktur, zahlreichen „Riesenosteoklasten“<br />

<strong>und</strong> Fibrosierung<br />

<strong>in</strong> den Knochenmarkräumen bei<br />

Morbus Paget (Plastike<strong>in</strong>bettung,<br />

Gomori)<br />

Abb. 12 9 Morbus Paget mit Deformierung<br />

<strong>und</strong> Sklerosierung <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken<br />

Beckenhälfte <strong>und</strong> des 5. LWK.<br />

Nach Rezidiv unter e<strong>in</strong>er langjährigen<br />

Bisphosphonattherapie mit Pamidronat<br />

nochmaliges Ansprechen<br />

unter e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>maligen Gabe von Zoledronat<br />

5 mg (Aclasta ® ) mit vollständiger<br />

Schmerzfreiheit <strong>und</strong> Normalisierung<br />

<strong>der</strong> alkalischen Phosphatase<br />

im Serum<br />

Abb. 13 8 a <strong>und</strong> b. Massives schmerzhaftes Knochenmarködem des Talus nach e<strong>in</strong>er Verletzung des Sprunggelenks<br />

beim Fußballspielen vor 1/2 Jahr: Schw<strong>und</strong> des Knochenmarködems nach 3-maliger Ibandronatgabe<br />

F ischämisch (Osteonekrose, Osteochondrosis dissecans <strong>und</strong> CRPS),<br />

F mechanisch (Kontusionen, Mikro- <strong>und</strong> Stressfrakturen),<br />

F reaktiv (Arthrose, postoperativ <strong>und</strong> Tumore).<br />

Als weitere Gruppen gelten noch e<strong>in</strong>e idiopathische Form ohne Nachweis e<strong>in</strong>es Gelenkschadens<br />

sowie das Knochenmarködem im Femurbereich nach e<strong>in</strong>er Schwangerschaft. Diese beiden Formen<br />

wurden früher als „transitorische Osteoporose“ bezeichnet. Neben e<strong>in</strong>er konsequenten mecha-<br />

604 | Der Orthopäde 6 · 2008


CME<br />

Abb. 14 8 a <strong>und</strong> b. Chronisches schmerzhaftes Knochenmarködem im Femurkondylus: völlige Ausheilung nach e<strong>in</strong>er<br />

<strong>in</strong>travenösen Bisphosphonattherapie mit Ibandronat<br />

nischen Entlastung bzw. e<strong>in</strong>er 7 Entlastungsbohrung wurden bisher konventionelle Analgetika <strong>und</strong><br />

neuerd<strong>in</strong>gs auch das Prostazykl<strong>in</strong>analogon Iloprost e<strong>in</strong>gesetzt. Dabei s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs spezifische Nebenwirkungen<br />

<strong>und</strong> die nötige mehrtägige stationäre Behandlung e<strong>in</strong>schränkend.<br />

Als erfolgreiche <strong>und</strong> extrem nebenwirkungsarme neue Option erwies sich <strong>in</strong> unserer Beobachtungsstudie<br />

die ambulante Therapie mit <strong>in</strong>travenös applizierten BP [2]: <strong>in</strong>sgesamt 3–4 monatliche Infusionen<br />

Ibandronat (Bondronat ® ) 6 mg <strong>in</strong> 250 ml NaCl Lösung über 20 m<strong>in</strong>. Alternativ verwendeten<br />

wir e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>malige Infusion von Zoledronat (Aclasta ® ) 5 mg. In e<strong>in</strong>em Zeitraum von 4 Jahren behandelten<br />

wir 200 Patienten mit Knochenmarködem. Am häufigsten traten die Ödeme im Bereich des<br />

Kniegelenks (. Abb. 13), am oberen Sprunggelenk (. Abb. 14) <strong>und</strong> am Hüftgelenk (Femurkopf)<br />

auf. Vor <strong>und</strong> nach <strong>der</strong> BP-Behandlung wurden <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ische Bef<strong>und</strong> (Schmerz-Score) <strong>und</strong> <strong>der</strong> MRT-<br />

Bef<strong>und</strong> erhoben. E<strong>in</strong>e rasche Schmerzl<strong>in</strong><strong>der</strong>ung trat bei den meisten Patienten bereits nach <strong>der</strong> ersten<br />

Infusion auf. E<strong>in</strong>e komplette Remission mit völligem Schw<strong>und</strong> des Knochenmarködem <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

MRT <strong>und</strong> Beschwerdefreiheit war bei 80% aller Patienten nach Abschluss des Protokolls zu verzeichnen.<br />

Bei 15% <strong>der</strong> Patienten zeigte sich e<strong>in</strong>e deutliche Reduktion des Knochenmarködems, jedoch bei<br />

e<strong>in</strong>em vorhandenen Restödem. Als typische BP-Nebenwirkung war nach <strong>der</strong> ersten Infusion bei 10%<br />

<strong>der</strong> Patienten e<strong>in</strong>e unterschiedlich starke „Akute-Phase-Reaktion“ mit Glie<strong>der</strong>schmerzen, Temperaturerhöhung<br />

<strong>und</strong> Krankheitsgefühl zu beobachten, die aber <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Falle e<strong>in</strong>er speziellen Therapie<br />

bedurfte o<strong>der</strong> bleibende Schäden verursachte. E<strong>in</strong>e Nierenschädigung o<strong>der</strong> Kiefernekrosen waren<br />

wegen des kurzen Behandlungszeitraums nicht zu erwarten <strong>und</strong> traten <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em <strong>der</strong> behandelten<br />

Fälle auf. Ibandronat o<strong>der</strong> Zoledronat können zur Behandlung des Knochenmarködems ambulant<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden. Vor Therapiebeg<strong>in</strong>n s<strong>in</strong>d Informationen über die Nierenfunktion <strong>und</strong> den<br />

Zahnstatus e<strong>in</strong>zuholen. Als Kontra<strong>in</strong>dikationen gelten lediglich Schwangerschaft <strong>und</strong> Stillzeit.<br />

Komplexes regionales Schmerzsyndrom<br />

Der 7 „Morbus Sudeck“ (Algodystrophie, sympathische Reflexdystrophie, „complex regional pa<strong>in</strong><br />

syndrome“, CRPS) wird heute als e<strong>in</strong>e Unterform des Knochenmarködem-Syndroms e<strong>in</strong>geordnet.<br />

Das CRPS Typ I entwickelt sich nach e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>itialen, schädigenden Ereignis <strong>und</strong> unterscheidet sich<br />

vom CRPS Typ II, das nach e<strong>in</strong>er peripheren Nervenverletzung auftritt. Die Kl<strong>in</strong>ik wird von <strong>der</strong> Trias<br />

sympathischer, motorischer <strong>und</strong> sensibler Störungen bestimmt. Die Erkrankung kann <strong>in</strong> 3 Stadien<br />

e<strong>in</strong>geteilt werden: Entzündung, Dystrophie <strong>und</strong> Atrophie (. Abb. 15; [6, 16]).<br />

Bisher wurden 4 Therapiestudien mit <strong>in</strong>travenösem Pamidronat durchgeführt [26]. Alle belegen<br />

e<strong>in</strong>e deutliche Schmerzmil<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> <strong>in</strong> vielen Fällen auch e<strong>in</strong>e Heilung. Weitere Studien waren mit<br />

Clodronat <strong>und</strong> Alendronat erfolgreich. Seit 1998 setzen wir monatliche Infusionen e<strong>in</strong>es Am<strong>in</strong>o-BP<br />

e<strong>in</strong> [6]. Bereits mehrere Tage nach <strong>der</strong> ersten Infusion berichten die meisten Patienten e<strong>in</strong>e deutliche<br />

7 Entlastungsbohrung<br />

E<strong>in</strong>e rasche Schmerzl<strong>in</strong><strong>der</strong>ung trat bei<br />

den meisten Patienten bereits nach<br />

<strong>der</strong> 1. BP-Infusion auf<br />

Ibandronat o<strong>der</strong> Zoledronat s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> ambulanten Behandlung des<br />

Knochenmarködems <strong>in</strong> 80% <strong>der</strong> Fälle<br />

erfolgreich<br />

7 „Morbus Sudeck“<br />

Die Kl<strong>in</strong>ik wird von <strong>der</strong> Trias sympathischer,<br />

motorischer <strong>und</strong> sensibler<br />

Störungen bestimmt<br />

Der Orthopäde 6 · 2008 |<br />

605


Abb. 15 9 Komplexes regionales Schmerzsyndrom im Stadium<br />

III mit schwerer Entm<strong>in</strong>eralisierung des betroffenen Skelettareals.<br />

E<strong>in</strong>e Bisphosphonatgabe <strong>in</strong> diesem Stadium dient zur<br />

Schmerzreduktion <strong>und</strong> zur Behandlung des lokalen überstürzten<br />

Knochenabbaus<br />

Wegen fehlen<strong>der</strong> Indikation <strong>der</strong> BP<br />

für das CRPS muss die Behandlung<br />

mit dem Patienten besprochen werden<br />

7 Implantatversagen<br />

7 Verbesserte Osseo<strong>in</strong>tegration<br />

Nach BP-Gabe konnte e<strong>in</strong> verbesserter<br />

Erhalt <strong>der</strong> periprothetischen<br />

Knochendichte nachgewiesen werden<br />

Schmerzl<strong>in</strong><strong>der</strong>ung sowie e<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>der</strong> Beweglichkeit. Nach weiteren 3 Infusionen <strong>in</strong> monatlichen<br />

Abständen kam es zur Heilung o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest zur deutlichen Schmerzl<strong>in</strong><strong>der</strong>ung mit Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Knochenstruktur. Inzwischen verwenden wir nur noch <strong>in</strong>travenöse BP <strong>der</strong> 3. Generation:<br />

Zoledronat o<strong>der</strong> Ibandronat. Da die BP für diese Indikation noch nicht zugelassen s<strong>in</strong>d, muss<br />

die Behandlung mit dem Patienten besprochen werden.<br />

Aseptische Prothesenlockerung <strong>und</strong> periprothetische Osteoporose<br />

Die Endoprothetik ist zu e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> häufigsten <strong>und</strong> erfolgreichsten Operationen <strong>der</strong> <strong>Orthopädie</strong> geworden.<br />

Weltweit werden pro Jahr mehr als 1,5 Mio. Hüftendoprothesen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e steigende Anzahl<br />

von Knieprothesen implantiert. In Deutschland werden jährlich mehr als 170.000 Hüftgelenkendoprothesen<br />

<strong>und</strong> ca. 70.000 Kniegelenkendoprothesen implantiert. Mit steigendem Patientenalter wird<br />

<strong>in</strong> Zukunft auch die Anzahl <strong>der</strong> Revisionsoperationen ansteigen. Die häufigsten Gründe für 7 Implantatversagen<br />

<strong>und</strong> Implantatkomplikationen s<strong>in</strong>d die aseptische Prothesenlockerung, die periprothetische<br />

Osteoporose („stress shield<strong>in</strong>g“), durch Abriebpartikel <strong>in</strong>duzierte Osteolysen <strong>und</strong> periprothetische<br />

Frakturen [27].<br />

Die Gr<strong>und</strong>lage für e<strong>in</strong>e erfolgreiche endoprothetische Versorgung mit e<strong>in</strong>er langen Standzeit ist e<strong>in</strong>e<br />

stabile Verankerung des Implantats im Knochen. Neben e<strong>in</strong>er Verbesserung des Prothesendesigns<br />

mit e<strong>in</strong>er optimierten Krafte<strong>in</strong>leitung haben auch bessere Materialien mit e<strong>in</strong>er reduzierten Abriebrate<br />

zu e<strong>in</strong>er 7 besseren Osseo<strong>in</strong>tegration beigetragen. Zur Behandlung <strong>der</strong> periprothetischen Osteopenie<br />

haben sich die BP nach dem erfolgreichen <strong>E<strong>in</strong>satz</strong> bei <strong>der</strong> Osteoporose angeboten.<br />

In kl<strong>in</strong>ischen Studien konnte nach oral o<strong>der</strong> lokal applizierter Bisphosphonatgabe e<strong>in</strong> verbesserter<br />

Erhalt <strong>der</strong> periprothetischen Knochendichte mit Reduktion des „stress-shield<strong>in</strong>gs“ sowie e<strong>in</strong>e<br />

verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Migrationsrate <strong>der</strong> Implantate nachgewiesen werden [8, 14, 28, 30]. BP können auch<br />

e<strong>in</strong>e durch Entzündungsmediatoren vermittelte, durch Abriebpartikel <strong>in</strong>duzierte Osteoklastenaktivierung<br />

unterdrücken <strong>und</strong> somit periprothetische Osteolysen verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Die bisherigen kl<strong>in</strong>ischen<br />

<strong>und</strong> experimentellen Ergebnisse sprechen für den <strong>E<strong>in</strong>satz</strong> von BP <strong>in</strong> <strong>der</strong> Endoprothetik. In weiteren<br />

kl<strong>in</strong>ischen Studien mit größeren Fallzahlen muss noch nachgewiesen werden, ob sich unter e<strong>in</strong>er BP-<br />

Gabe e<strong>in</strong>e erhöhte periprothetische Knochendichte (. Abb. 16) <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e niedrigere Prothesenmigrationsrate<br />

auch langfristig <strong>in</strong> längeren Prothesenstandzeiten, niedrigeren Revisionsraten <strong>und</strong> besseren<br />

kl<strong>in</strong>ischen Ergebnissen nie<strong>der</strong>schlagen.<br />

Folgende Behandlungsprotokolle s<strong>in</strong>d zu empfehlen:<br />

F Alendronat (Fosamax ® ): 70 mg oral wöchentlich,<br />

606 | Der Orthopäde 6 · 2008


CME<br />

Ortho l<strong>in</strong>ks Knochendichte<br />

%Än<strong>der</strong>ung zu NuIII<strong>in</strong>ie<br />

10<br />

8<br />

Trend: 1<br />

6<br />

1<br />

4<br />

2<br />

0<br />

6<br />

5<br />

7<br />

2<br />

3<br />

Bereich<br />

1 0,617<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

-2<br />

69 70<br />

71 72<br />

Alter (Jahre)<br />

BMD<br />

(g/cm 2 )<br />

1,022<br />

1,686<br />

1,479<br />

1,725<br />

1,001<br />

0,795<br />

BMC<br />

(g)<br />

Fläche<br />

(cm 2 )<br />

3,66 5,94<br />

2,99<br />

5,82<br />

7,95<br />

6,73<br />

3,78<br />

0,75<br />

2,92<br />

3,45<br />

5,37<br />

3,90<br />

3,77<br />

0,95<br />

4<br />

Trend: 1<br />

Än<strong>der</strong>n gegenüber<br />

Gemessen<br />

Datum<br />

Alter<br />

(Jahre)<br />

BMD<br />

(g/cm 2 )<br />

NuIII<strong>in</strong>ie<br />

(%)<br />

NuIII<strong>in</strong>ie<br />

(%/Jahr)<br />

21.04.2008<br />

71,5<br />

0,617<br />

9,3 5,2<br />

Kommentare:<br />

13.07.2006<br />

69,7<br />

0,565<br />

Basisl<strong>in</strong>ie<br />

Basisl<strong>in</strong>ie<br />

Abb. 16 8 DXA-Kontrollmessungen <strong>der</strong> Knochendichte im periprothetischen Bereich (Aufteilung <strong>in</strong> 7 Zonen nach<br />

Gruen): Zunahme <strong>der</strong> Knochendichte postoperativ unter Alendronat<br />

F Risedronat (Actonel ® ): 35 mg oral wöchentlich,<br />

F Pamidronat (Aredia ® ): 60 mg i. v. vierteljährlich,<br />

F Ibandronat (Bondronat ® ): 6 mg i. v. vierteljährlich,<br />

F Zoledronat (Aclasta ® ): 5 mg i. v. jährlich.<br />

Knochenmetastasen<br />

Die Knochenmetastasierung ist e<strong>in</strong> f<strong>und</strong>amentales Problem <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Onkologie [6]. Mit dem<br />

Nachweis e<strong>in</strong>es Skelettbefalls ist die Tumorkrankheit systemisch <strong>und</strong> damit operativ nicht mehr heilbar.<br />

Skelettmetastasen können lange asymptomatisch bleiben, verursachen mit ihrer weiteren Ausbreitung<br />

aber e<strong>in</strong>e erhebliche E<strong>in</strong>schränkung <strong>der</strong> Lebensqualität <strong>in</strong> Form von Immobilität, Knochenschmerz,<br />

Frakturen, Querschnittsymptomatik, Hyperkalzämie <strong>und</strong> Knochenmark<strong>in</strong>suffizienz. Da e<strong>in</strong>e<br />

Streuung von Tumorzellen bereits vor Diagnosestellung des Primärtumors stattf<strong>in</strong>den kann, ist die<br />

Prävention von Tumormetastasen so schwierig. Verlaufsstudien haben gezeigt, dass 10% <strong>der</strong> Patient<strong>in</strong>nen<br />

mit Mammakarz<strong>in</strong>om über e<strong>in</strong>en Zeitraum von mehr als 10 Jahren „schlafende Metastasen“<br />

beherbergen. Das Funktionssystem Knochen/Knochenmark ist nach den klassischen Filterorganen<br />

Lunge <strong>und</strong> Leber das dritthäufigste Zielorgan hämatogener Metastasierung. Man kann davon ausgehen,<br />

dass bis zu 90% <strong>der</strong> Patienten, die an e<strong>in</strong>em Tumorleiden sterben, Knochenmetastasen haben.<br />

Karz<strong>in</strong>ome <strong>der</strong> Mamma, Prostata, Lunge, Niere <strong>und</strong> Schilddrüse zeigen e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Aff<strong>in</strong>ität zum<br />

Skelett („ 7 Osteotropismus „) <strong>und</strong> verursachen mehr als 80% aller Knochenmetastasen.<br />

Skelettmetastasen verursachen e<strong>in</strong>e<br />

erhebliche E<strong>in</strong>schränkung <strong>der</strong> Lebensqualität<br />

7 Osteotropismus<br />

Der Orthopäde 6 · 2008 |<br />

607


Knochenmark<br />

Blut<br />

BIS<br />

1<br />

?<br />

2<br />

TUMOR<br />

9<br />

BIS<br />

Nerven<br />

BIS<br />

3<br />

8<br />

Immunsystem<br />

BIS<br />

BIS 10<br />

BIS<br />

Hämatopoese<br />

5<br />

4 7<br />

BIS<br />

6<br />

BIS<br />

Stroma<br />

Gefässe<br />

Osteoblasten<br />

BIS<br />

BIS<br />

Knochen<br />

BIS<br />

Abb. 17 9 10 Wirkmechanismen <strong>der</strong><br />

<strong>Bisphosphonate</strong> (BIS) bei Knochenmetastasen<br />

Invasion, Adhäsion, Stroma-Induktion, Wachstum <strong>und</strong> Skelettdestruktion s<strong>in</strong>d die wesentlichen<br />

Schritte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Metastasenentstehung. Alle diese kaskadenartig ablaufenden Schritte können mit BP<br />

gehemmt werden (. Abb. 17; [6]):<br />

F Blockierung von Adhäsionsmolekülen,<br />

F Hemmung von Prote<strong>in</strong>asen, Wachstumsfaktoren <strong>und</strong> Prostagland<strong>in</strong>en,<br />

F Hemmung <strong>der</strong> Angioneogenese <strong>und</strong> des Stromas im Metastasenbereich,<br />

F direkter antiproliferativer Effekt auf die Tumorzellen.<br />

E<strong>in</strong>e direkte Antitumorwirkung gegen<br />

Tumorzelll<strong>in</strong>ien ist belegt<br />

Der hemmende E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> BP auf Knochenmetastasen ist <strong>in</strong>zwischen unbestritten [10]. Auch e<strong>in</strong>e<br />

direkte Antitumorwirkung gegen e<strong>in</strong>e Reihe von Tumorzell-L<strong>in</strong>ien sowie e<strong>in</strong> synergistischer Effekt<br />

mit bestimmten Chemotherapeutika s<strong>in</strong>d belegt [24]. Ob BP auch viszerale Metastasen hemmen<br />

<strong>und</strong> damit Morbidität <strong>und</strong> Überleben verbessern können, wird <strong>in</strong> großen kl<strong>in</strong>ischen Studien geprüft.<br />

Die <strong>der</strong>zeit potentesten BP <strong>in</strong> <strong>der</strong> Onkologie s<strong>in</strong>d Ibandronat <strong>und</strong> Zoledronat.<br />

Multiples Myelom<br />

Das multiple Myelom ist auch e<strong>in</strong>e<br />

generalisierte Knochenkrankheit mit<br />

Skelettdestruktion<br />

Myelomformen mit endostalem <strong>und</strong><br />

nodulärem Wachstum sprechen beson<strong>der</strong>s<br />

gut auf BP an<br />

Das multiple Myelom (MM) ist nicht nur e<strong>in</strong>e maligne Erkrankung des Knochenmarks, es ist auch<br />

e<strong>in</strong>e generalisierte Knochenkrankheit mit folgenschwerer Skelettdestruktion (. Abb. 18). Zum Zeitpunkt<br />

<strong>der</strong> Diagnose fanden wir folgende knochenspezifische Bef<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Symptome:<br />

F Knochenschmerz: 55%,<br />

F Osteolysen: 45%,<br />

F Osteoporose: 40%,<br />

F Spontanfrakturen: 18%,<br />

F Hyperkalzämie: 16%.<br />

Obwohl die Chemotherapie die Tumormasse deutlich reduzieren kann, so hat sie doch wenig E<strong>in</strong>fluss<br />

auf die Ausheilung <strong>der</strong> Knochenläsionen <strong>und</strong> das Fortschreiten des Knochenschw<strong>und</strong>s. Die <strong>in</strong>travenös<br />

applizierten BP haben sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prävention <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Behandlung von „skeletal-related<br />

events“ als effektiv erwiesen [6, 10]. Vor allem Myelomformen mit endostalem <strong>und</strong> nodulärem<br />

Wachstum sprechen bezüglich Progression <strong>und</strong> Skelettdestruktion beson<strong>der</strong>s gut auf BP an. Folgende<br />

BP werden beim multiplem Myelom e<strong>in</strong>gesetzt:<br />

F Pamidronat (Aredia ® ): 60–120 mg i. v. alle 3–4 Wochen,<br />

F Clodronat (Ostac ® , Bonefos ® ): 600–900 mg i. v. alle 3–4 Wochen,<br />

608 | Der Orthopäde 6 · 2008


CME<br />

Abb. 18 8 Multiples Myelom. a Nodulärer Befall <strong>der</strong> Wirbelsäule. E<strong>in</strong>e frühzeitige Bisphosphonatgabe <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Bestrahlung<br />

im Bereich <strong>der</strong> größeren Noduli tragen zu e<strong>in</strong>er Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Skelettdestruktion <strong>in</strong> diesem Bereich<br />

bei. b Endostaler Myelombefall des Knochenmarks mit Aktivierung <strong>der</strong> Osteoklasten, e<strong>in</strong> Beleg für die gegenseitige<br />

Stimulierung von Myelomzellen <strong>und</strong> Osteoklasten. <strong>Bisphosphonate</strong> hemmen die Osteoklastenaktivität <strong>und</strong> damit<br />

auch die Proliferation benachbarter Myelomzellen (Plastike<strong>in</strong>bettung, Giemsa)<br />

F Zoledronat (Zometa ® ): 4 mg i. v. alle 3–4 Wochen,<br />

F Ibandronat (Bondronat ® ): 2–6 mg i. v. alle 3–4 Wochen.<br />

E<strong>in</strong>e hochdosierte BP-Therapie des MM sollte nicht länger als 2 Jahre erfolgen, um die Gefahr e<strong>in</strong>er<br />

Kieferosteonekrose (<strong>der</strong>zeit <strong>in</strong> 6–10% <strong>der</strong> Myelompatienten berichtet) <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Nieren<strong>in</strong>suffizienz<br />

zu m<strong>in</strong>imieren. Ibandronat hat gegenüber Zoledronat den Vorteil, seltener Kiefernekrosen bzw. e<strong>in</strong>e<br />

akute Nieren<strong>in</strong>suffizienz zu verursachen.<br />

Der zukünftige Schwerpunkt <strong>der</strong> BP beim MM wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prävention <strong>der</strong> Skelettkomplikationen<br />

liegen. Der frühe <strong>E<strong>in</strong>satz</strong> <strong>der</strong> BP ab Diagnosestellung ermöglicht e<strong>in</strong>e weitgehende Vermeidung o<strong>der</strong><br />

zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong> deutlich verzögertes Auftreten <strong>der</strong> gefürchteten Spätkomplikationen. Am<strong>in</strong>o-BP haben<br />

auch e<strong>in</strong>en antiproliferativen Effekt auf das Wachstum <strong>der</strong> Myelomzellen. Ob <strong>der</strong> <strong>E<strong>in</strong>satz</strong> von<br />

BP bei Patienten mit „monoklonaler Gammopathie unklarer Signifikanz“ (MGUS) den Übergang<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> MM verzögern o<strong>der</strong> gar vermeiden kann, ist Ziel künftiger Studien [6].<br />

E<strong>in</strong>e hochdosierte langfristige BP-<br />

Therapie des MM birgt die Gefahr e<strong>in</strong>er<br />

Kieferosteonekrose <strong>und</strong> Nieren<strong>in</strong>suffizienz<br />

Am<strong>in</strong>o-BP haben auch e<strong>in</strong>en antiproliferativen<br />

Effekt auf das Wachstum<br />

<strong>der</strong> Myelomzellen<br />

Hyperkalzämie<br />

E<strong>in</strong>e Hyperkalzämie wird bei Krankenhauspatienten mit e<strong>in</strong>er Häufigkeit von ungefähr 1% gef<strong>und</strong>en.<br />

Häufige Ursachen e<strong>in</strong>er Hyperkalzämie s<strong>in</strong>d:<br />

F Fehlbestimmungen,<br />

F Knochenmetastasen,<br />

F multiples Myelom,<br />

F primärer Hyperparathyreoidismus.<br />

Das Management <strong>der</strong> Hyperkalzämie richtet sich nach dem Schweregrad <strong>der</strong> Kalziumerhöhung, den<br />

Symptomen <strong>und</strong> <strong>der</strong> zugr<strong>und</strong>e liegenden Erkrankung. Hauptziel ist die Hemmung <strong>der</strong> osteoklastären<br />

Der Orthopäde 6 · 2008 |<br />

609


Bei den Am<strong>in</strong>o-BP reicht i. d. R. e<strong>in</strong>e 1-<br />

malige Infusion, um e<strong>in</strong>e Normokalzämie<br />

zu erreichen<br />

7 Kalziton<strong>in</strong><br />

Knochenresorption. Dies geschieht heute effektiv <strong>und</strong> zuverlässig mit den <strong>in</strong>travenösen BP <strong>der</strong> 3. Generation.<br />

Bei den Am<strong>in</strong>o-BP reicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>malige Infusion aus, um nach 2–3 Tagen e<strong>in</strong>e<br />

Normokalzämie zu erreichen. Bei Zoledronat wird <strong>in</strong> 88% <strong>der</strong> Fälle e<strong>in</strong>e Normalisierung zum Tag 10<br />

erreicht [20]. E<strong>in</strong>e erneute Behandlung kann erfolgen, wenn <strong>der</strong> Kalziumwert im Serum wie<strong>der</strong> ansteigt.<br />

Die Dauer e<strong>in</strong>er normokalzämischen Phase hängt von <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>krankheit ab <strong>und</strong> beträgt etwa<br />

2 Wochen. Will man bei lebensbedrohlichen Situationen e<strong>in</strong>e rasche Normalisierung <strong>der</strong> Hyperkalzämie<br />

erreichen, so empfiehlt sich e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation des BP mit 7 Kalziton<strong>in</strong>. Es senkt den Kalziumspiegel<br />

<strong>in</strong>nerhalb von St<strong>und</strong>en über e<strong>in</strong>e Erhöhung <strong>der</strong> renalen Kalziumausscheidung.<br />

Knochenschmerz<br />

Die Pathogenese des Knochenschmerzes<br />

ist komplex <strong>und</strong> noch wenig<br />

erforscht<br />

7 Osteoblastische Metastasen<br />

7 Osteomyelosklerose<br />

Knochenschmerz ist das häufigste Symptom bei Patienten mit Knochenmetastasen <strong>und</strong> beim multiplen<br />

Myelom. Mehr als die Hälfte <strong>der</strong> betroffenen Patienten klagen zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Diagnosestellung<br />

bereits über Knochenschmerz, <strong>der</strong> im weiteren Verlauf e<strong>in</strong> konstantes <strong>und</strong> an Intensität zunehmendes<br />

Symptom bleibt. Die Pathogenese des Knochenschmerzes ist komplex <strong>und</strong> noch wenig<br />

erforscht. Neben mechanischen Faktoren wie erhöhter Druck <strong>in</strong> den Markräumen („Knochenmarködem“),<br />

Dehnung des Periosts/Endosts <strong>und</strong> Zerstörung von Knochengewebe spielen humorale,<br />

entzündliche <strong>und</strong> nervale Faktoren e<strong>in</strong>e Rolle. Neue Untersuchungen haben gezeigt, dass vor allem<br />

dem RANK/RANKL/OPG-System e<strong>in</strong>e wichtige Rolle bei <strong>der</strong> Entstehung des Knochenschmerzes<br />

zukommt [6].<br />

In zahlreichen Studien ist <strong>der</strong> schmerzl<strong>in</strong><strong>der</strong>nde Effekt <strong>der</strong> BP belegt <strong>und</strong> kann bei allen Karz<strong>in</strong>omen<br />

mit allen Formen schmerzhafter Knochenmetastasen e<strong>in</strong>gesetzt werden. Ihre Wirkung setzt<br />

häufig bereits nach e<strong>in</strong>em Tag e<strong>in</strong> <strong>und</strong> kann je nach Dosierung mehrere Wochen bis Monate anhalten.<br />

Ibandronat <strong>und</strong> Zoledronat s<strong>in</strong>d die BP <strong>der</strong> ersten Wahl. Bisher wurden BP vor allem bei Knochenschmerzen<br />

im Rahmen osteolytischer Knochenläsionen e<strong>in</strong>gesetzt. Schmerzen bei 7 osteoblastischen<br />

Metastasen (z. B. Prostatakarz<strong>in</strong>om), 7 Osteomyelosklerose <strong>und</strong> systemischer Mastozytose<br />

sprechen ebenfalls rasch <strong>und</strong> nachhaltig auf BP an. Dies zeigt, dass die schmerzl<strong>in</strong><strong>der</strong>nde Wirkung<br />

<strong>der</strong> BP wahrsche<strong>in</strong>lich nicht alle<strong>in</strong> über Osteoklastenhemmung zu erklären ist, son<strong>der</strong>n dass<br />

BP auch auf an<strong>der</strong>e Zellsysteme wie Osteoblasten, Stromazellen <strong>und</strong> T-Lymphozyten wirken <strong>und</strong> damit<br />

das RANK/RANKL/OPG System bee<strong>in</strong>flussen [6].<br />

Heterotope Kalzifikation <strong>und</strong> Ossifikation<br />

Etidronat könnte die Verkalkungen bioprothetischer<br />

Herzklappen verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

Unter heterotoper o<strong>der</strong> ektopischer Kalzifikation versteht man e<strong>in</strong>e Ablagerung von Kalziumphosphat<br />

an Stellen, die normalerweise ke<strong>in</strong>e Verkalkung aufweisen. Tritt knochenähnliches Gewebe (Geflechtknochen)<br />

auf, so spricht man von heterotoper Ossifikation. Die Behandlung ist sehr unbefriedigend.<br />

In Frage kommen e<strong>in</strong>e operative Entfernung großer Kalkspangen, nichtsteroidale Antiphlogistika,<br />

Bestrahlung, Lithotripsie <strong>und</strong> lokale Glukokortikoid<strong>in</strong>jektionen.<br />

Experimentell hemmen BP die M<strong>in</strong>eralisation, die Kalzifikation vieler Weichteile <strong>und</strong> die heterotope<br />

Ossifikation. Lei<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d die Erfolge bei kl<strong>in</strong>ischer Anwendung nur ger<strong>in</strong>g. Bisher wurde nur<br />

Etidronat <strong>in</strong> kl<strong>in</strong>ischen Studien untersucht. E<strong>in</strong> mögliches <strong>E<strong>in</strong>satz</strong>gebiet von Etidronat könnte die<br />

Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung von Verkalkungen bioprothetischer Herzklappen werden. Unter bestimmten Umständen<br />

sollte <strong>der</strong> präventive <strong>E<strong>in</strong>satz</strong> von Etidronat zur Vermeidung e<strong>in</strong>er heterotopen Ossifikation diskutiert<br />

werden. Als Dosierung wird 2 g Etidronat oral täglich über maximal 4 Monate vorgeschlagen<br />

[13]. Für die Prophylaxe <strong>und</strong> Therapie <strong>der</strong> heterotopen Ossifikation stehen heute aber Radiatio <strong>und</strong><br />

die Gabe von Indometaz<strong>in</strong> im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>.<br />

Pädiatrische Knochenerkrankungen<br />

BP dürfen bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

nur nach sorgfältiger Abwägung<br />

verordnet werden<br />

Der <strong>E<strong>in</strong>satz</strong> von BP während <strong>der</strong> Wachstumsphase des Skelettes wird immer noch kontrovers diskutiert<br />

[21]. In <strong>der</strong> Wachstumsphase reagiert <strong>der</strong> Knochen beson<strong>der</strong>s sensibel auf äußere <strong>und</strong> pharmakologische<br />

E<strong>in</strong>flüsse. Dies gilt beson<strong>der</strong>s für die BP mit ihrer jahrelangen Speicherung im Knochengewebe<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er denkbaren protrahierten Bee<strong>in</strong>trächtigung des Knochenumbaus. Befürchtet<br />

wurden e<strong>in</strong>e Retardierung des Knochenwachstums (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Röhrenknochen) sowie e<strong>in</strong>e<br />

zunehmende Knochenbrüchigkeit („brittle bone“). Trotz bisher fehlenden Nachweises schwerwiegen<strong>der</strong><br />

Nebenwirkungen am k<strong>in</strong>dlichen Skelett dürfen BP bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen nur bei<br />

610 | Der Orthopäde 6 · 2008


CME<br />

Abb. 19 7 Zonen <strong>der</strong> Ausheilung<br />

e<strong>in</strong>es Bohrzyl<strong>in</strong><strong>der</strong>defekts im Beckenkamm<br />

(von l<strong>in</strong>ks nach rechts):<br />

Blutkoagel, fibröse B<strong>in</strong>degewebsreaktion,<br />

ungeordneter Geflechtknochen<br />

<strong>und</strong> lamellärer Knochen mit<br />

umgebendem Knochenmark. Unter<br />

Bisphosphonatgabe kommt es zu e<strong>in</strong>er<br />

leicht verzögerten Durchbauung,<br />

aber nicht zu e<strong>in</strong>er Fehlbildung des<br />

lamellären Knochens. (Plastike<strong>in</strong>bettung,<br />

Gomori)<br />

schweren Krankheitsbil<strong>der</strong>n <strong>und</strong> nach sorgfältiger Abwägung <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är von Experten verordnet<br />

werden. Alle Studien an K<strong>in</strong><strong>der</strong>n haben gezeigt, dass BP <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pädiatrie gut vertragen werden<br />

<strong>und</strong> die Knochenmasse anheben können. Viele Fragen haben aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pädiatrie noch Klärungsbedarf:<br />

F Ab welchem Alter <strong>und</strong> wie lange können BP <strong>in</strong> welcher Dosierung gegeben werden?<br />

F Ab welchem Alter s<strong>in</strong>d Wachstumsstörungen ausgeschlossen?<br />

F Nimmt neben <strong>der</strong> Knochendichte auch die Knochenfestigkeit zu?<br />

F Bestehen bei Mädchen im späteren gebärfähigen Alter Gefahren für das k<strong>in</strong>dliche Skelett?<br />

F S<strong>in</strong>d Langzeitschäden außerhalb des Skelettes sicher ausgeschlossen?<br />

F S<strong>in</strong>d die mo<strong>der</strong>nen BP sicherer <strong>und</strong> effektiver?<br />

Die Formulierung von Leitl<strong>in</strong>ien bezüglich des <strong>E<strong>in</strong>satz</strong>es von BP <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pädiatrie ist daher dr<strong>in</strong>gend<br />

zu for<strong>der</strong>n [24].<br />

Osteogenesis imperfecta<br />

Diese Erbkrankheit muss bei je<strong>der</strong> schweren k<strong>in</strong>dlichen Osteoporose <strong>in</strong> Erwägung gezogen werden.<br />

Der Krankheit liegen unterschiedliche Mutationen des 7 Kollagen-Typ-I-Gens zugr<strong>und</strong>e. Wenn<br />

auch nur e<strong>in</strong>e Am<strong>in</strong>osäure des Kollagenmoleküls vertauscht o<strong>der</strong> falsch e<strong>in</strong>gebaut ist, kann es zu e<strong>in</strong>er<br />

defekten Struktur kommen. Die Folge ist e<strong>in</strong>e gestörte Helixstruktur des Kollagens <strong>und</strong> damit e<strong>in</strong>e<br />

m<strong>in</strong><strong>der</strong>wertige Qualität des Knochens (fehlende lamelläre Strukturierung) mit raschem Abbau<br />

durch Kollagenasen. Neben den Knochen s<strong>in</strong>d auch an<strong>der</strong>e Organe betroffen, die Kollagen Typ I<br />

e<strong>in</strong>bauen [6].<br />

Die Therapie <strong>der</strong> Wahl ist heute die frühe Behandlung mit BP, entwe<strong>der</strong> oral o<strong>der</strong> bei schweren<br />

Fällen mit Infusionen. E<strong>in</strong>e zusätzliche Therapie mit Vitam<strong>in</strong> D <strong>und</strong> Kalzium verbessert die M<strong>in</strong>eralisation<br />

des neuen Knochens. In <strong>der</strong> Literatur s<strong>in</strong>d bereits mehrere kl<strong>in</strong>ische Studien mit BP bei<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Erwachsenen mit Osteogenesis imperfecta zu f<strong>in</strong>den. Nach 4 Jahren Therapie mit Pamidronat<br />

nahm die Knochendichte um 65% gegenüber dem Kontrollkollektiv zu. Nebenwirkungen<br />

wie Wachstumsstörungen, M<strong>in</strong>eralisationsstörungen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Langzeitnebenwirkungen wurden<br />

nicht beobachtet [17]. Auch bei stillenden Frauen mit Osteogenesis imperfecta wurden ke<strong>in</strong>e ernsten<br />

Nebenwirkungen am K<strong>in</strong>d festgestellt. In <strong>der</strong> Brustmilch, die 48 h nach Infusion von Pamidronat<br />

gesammelt wurde, konnte ke<strong>in</strong> BP nachgewiesen werden.<br />

7 Kollagen-Typ-I-Gen<br />

E<strong>in</strong>e zusätzliche Therapie mit Vitam<strong>in</strong><br />

D <strong>und</strong> Kalzium verbessert die M<strong>in</strong>eralisation<br />

des neuen Knochens<br />

Femurkopfnekrose<br />

Neben operativen Methoden wird auch die Pharmakotherapie <strong>der</strong> Femurkopfnekrose (FKN) des Erwachsenen<br />

diskutiert [1, 22, 24]. Es wird e<strong>in</strong> möglichst früher Therapiebeg<strong>in</strong>n angestrebt, um das<br />

Fortschreiten bis zur vollständigen Zerstörung zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. In randomisierten kl<strong>in</strong>ischen Studien<br />

konnte nachgewiesen werden, dass 70 mg/Woche oral verabreichtes Alendronat den Kollaps des nekrotischen<br />

Kopfareals signifikant h<strong>in</strong>auszögern konnte, <strong>und</strong> im Beobachtungszeitraum die Rate <strong>der</strong><br />

Patienten, die aufgr<strong>und</strong> progredienter Schmerzen mit e<strong>in</strong>er Endoprothese versorgt werden mussten,<br />

Alendronat konnte den Kollaps des<br />

nekrotischen Kopfareals signifikant<br />

h<strong>in</strong>auszögern<br />

Der Orthopäde 6 · 2008 |<br />

611


7 Morbus Perthes<br />

im Vergleich zur Kontrollgruppe um über 90% gesenkt werden konnte. E<strong>in</strong>e Ausheilung e<strong>in</strong>er FKN<br />

unter Anwendung e<strong>in</strong>er Pharmakotherapie konnte bisher noch nicht beobachtet werden.<br />

E<strong>in</strong>e BP-Gabe ist auch bei <strong>der</strong> k<strong>in</strong>dlichen Form <strong>der</strong> FKN, dem 7 Morbus Perthes zu diskutieren.<br />

E<strong>in</strong>e gefürchtete Komplikation ist die Deformierung des Femurkopfs <strong>und</strong> die Entwicklung e<strong>in</strong>er Arthrose<br />

im frühen Erwachsenenalter. Tierversuche mit Zoledronat <strong>und</strong> Ibandronat haben gezeigt, dass<br />

damit e<strong>in</strong> Erhalt <strong>der</strong> Kopfgeometrie erreicht werden kann. Im weiteren Studien muss die Wirksamkeit<br />

<strong>und</strong> kl<strong>in</strong>ische Sicherheit beim <strong>E<strong>in</strong>satz</strong> <strong>der</strong> BP im K<strong>in</strong>desalter belegt werden.<br />

Frakturheilung<br />

Die Zeit <strong>der</strong> Durchbauung des Kallus<br />

zum geordneten lamellären Knochen<br />

wird durch BP verlängert<br />

Mit BP beschichtete Schrauben bzw.<br />

Implantate wiesen e<strong>in</strong>e höhere Festigkeit<br />

im Knochen auf<br />

Wachstum, Umbau <strong>und</strong> Reparatur des Knochengewebes setzen e<strong>in</strong>e normale Osteoklastenaktivität<br />

voraus. Die Frage ist daher nahe liegend, ob die gewollte antiresorptive Wirkung <strong>der</strong> BP e<strong>in</strong>en negativen<br />

E<strong>in</strong>fluss auf die Abläufe <strong>der</strong> Frakturheilung haben könnte. Trotz des verbreiteten <strong>E<strong>in</strong>satz</strong>es <strong>der</strong><br />

BP liegen zu dieser Fragestellung immer noch ke<strong>in</strong>e systematischen Untersuchungen an Patienten<br />

vor. Von Tierexperimenten wissen wir, dass die mo<strong>der</strong>nen stickstoffhaltigen BP ke<strong>in</strong>en negativen<br />

E<strong>in</strong>fluss auf die Frakturheilung haben [11, 24]. Im Gegenteil, experimentelle Versuche mit Alendronat<br />

haben gezeigt, dass die Kallusbildung angeregt wird <strong>und</strong> dessen M<strong>in</strong>eralisation ungestört abläuft.<br />

Lediglich die Zeit <strong>der</strong> Durchbauung des Kallus zum geordneten lamellären Knochen wird auf<br />

Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> reduzierten Osteoklastenaktivität verlängert. Tierversuche mit Alendronat im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>es Osteotomiemodells zeigten ke<strong>in</strong>en negativen Effekt auf Frakturheilung, Knochenfestigkeit <strong>und</strong><br />

Kallusm<strong>in</strong>eralisation. Lediglich die Remodellierung des Kallus zum belastungsadaptierten lamellären<br />

Knochen war verlängert (. Abb. 19). Die mechanische Integrität des Kallus war abschließend<br />

aber nicht gestört. Im Gegenteil, es zeigte sich 2 Monate nach Fraktur unter Alendronattherapie e<strong>in</strong>e<br />

Zunahme <strong>der</strong> Knochendichte im Bereich <strong>der</strong> Fraktur um 20%. Auch konnte e<strong>in</strong>e erhöhte Steifigkeit<br />

<strong>und</strong> Bruchfestigkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> biomechanischen Analyse im Vergleich zur Placebogruppe nachgewiesen<br />

werden [18, 23].<br />

E<strong>in</strong>e neue experimentelle Studie konnte zeigen, dass mit BP beschichtete Schrauben bzw. Implantate<br />

e<strong>in</strong>e höhere Festigkeit im Knochen sowie e<strong>in</strong>e gesteigerte Knochendichte im perioperativen Knochenareal<br />

aufwiesen [23]. Bei <strong>der</strong> Diskussion um den E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> BP auf die Frakturheilung ist auch<br />

zu berücksichtigen, dass <strong>der</strong> Knochenumbau unter e<strong>in</strong>er Osteoporosetherapie mit BP nur um 50–<br />

70% reduziert wird. E<strong>in</strong> Basisumbau des Knochens von etwa 20–40% des Ausgangswerts wird immer<br />

noch aufrechterhalten <strong>und</strong> ist für die Integrität des mit BP behandelten Knochens ausreichend<br />

<strong>und</strong> essenziell. Somit gibt es ke<strong>in</strong>en „e<strong>in</strong>gefrorenen, toten BP-Knochen“ im Rahmen <strong>der</strong> leitl<strong>in</strong>iengerechten<br />

Osteoporosetherapie.<br />

Derzeit gibt es ke<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>weise, dass unter Bisphosphonatgabe Frakturen schlechter abheilen o<strong>der</strong><br />

mit e<strong>in</strong>er erhöhten Komplikationsrate verb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e bestehende BP-Therapie bei Patienten<br />

mit neu aufgetretenen osteoporotischen Frakturen, die operativ o<strong>der</strong> nicht operativ behandelt werden,<br />

muss deshalb nicht abgesetzt werden [24].<br />

Korrespondenzadresse<br />

Prof. Dr. R. Bartl<br />

Bayerisches Osteoporose-Zentrum, Kl<strong>in</strong>ikum <strong>der</strong> Universität München-Großha<strong>der</strong>n<br />

Marchion<strong>in</strong>istraße 15, 81377 München<br />

Re<strong>in</strong>er.Bartl@med.uni-muenchen.de<br />

Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor gibt an, dass ke<strong>in</strong> Interessenkonflikt besteht.<br />

612 | Der Orthopäde 6 · 2008


CME<br />

Literatur<br />

1. Aspenberg P (2006) Pharmacological<br />

treatment of osteonecrosis. Acta<br />

Orthop 77: 175–176<br />

2. Bartl C, Bartl R, Salzmann G, Imhoff<br />

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marrow edema syndrome with <strong>in</strong>travenous<br />

ibandronate. Bone (Suppl<br />

1) 42: 112<br />

3. Bartl R (2007) Leitl<strong>in</strong>iengerechtes<br />

Management <strong>der</strong> Osteoporose: Rationell<br />

– kostensparend – effektiv.<br />

Dtsch Med Wochenschr 132: 995–<br />

999<br />

4. Bartl R, Bartl C, Mutschler W (2002)<br />

Diagnostik <strong>und</strong> Therapie <strong>der</strong> Osteoporose:<br />

Strategie für e<strong>in</strong>e effiziente<br />

Prävention von Folgefrakturen.<br />

Unfallchirurg 106: 526–1543<br />

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comparison with risedronate. N<br />

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effect of alendronate on bone m<strong>in</strong>eral<br />

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the femur and proximal part of the<br />

tibia after total knee arthroplasty. J<br />

Bone Jo<strong>in</strong>t Surg Am 85: 2121–2126<br />

bruar - März - April - Mai<br />

- Juni - Juli - Aug<br />

gust - September - Okto<br />

Gewusst?<br />

Onl<strong>in</strong>e Gew<strong>in</strong>nspiel<br />

Testen Sie Ihr Mediz<strong>in</strong>vokabular:<br />

spr<strong>in</strong>ger.de/gewusst<br />

Der Orthopäde 6 · 2008 |<br />

613


CME-Fragebogen<br />

Bitte beachten Sie:<br />

F Antwortmöglichkeit nur onl<strong>in</strong>e unter: CME.spr<strong>in</strong>ger.de<br />

F Die Frage-Antwort-Komb<strong>in</strong>ationen werden onl<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuell zusammengestellt.<br />

F Es ist immer nur e<strong>in</strong>e Antwort möglich.<br />

H<strong>in</strong>weis für Leser aus Österreich <strong>und</strong> <strong>der</strong> Schweiz<br />

Österreich : Gemäß dem Diplom-Fortbildungs-Programm (DFP) <strong>der</strong> Österreichischen<br />

Ärztekammer werden die auf CME.spr<strong>in</strong>ger.de erworbenen<br />

CME-Punkte hierfür 1:1 als fachspezifische Fortbildung anerkannt.<br />

Schweiz: Der Orthopäde ist durch die Schweizerische Gesellschaft für<br />

<strong>Orthopädie</strong> mit 1 Credit pro Modul anerkannt.<br />

Welche Aussage zu den Wirkungen<br />

<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen <strong>Bisphosphonate</strong><br />

trifft zu?<br />

Dualer Wirkungsmechanismus<br />

Hemmung <strong>der</strong> Osteoklastenaktivität<br />

Steigerung <strong>der</strong> Osteoblastenaktivität<br />

Physikalisch-chemische Wirkung<br />

im Hydroxyapatitkristall<br />

Steigerung des Osteoidanteils<br />

Welche Nebenwirkungen <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>travenös verabreichten <strong>Bisphosphonate</strong><br />

s<strong>in</strong>d zu beachten?<br />

I. Bee<strong>in</strong>trächtigung <strong>der</strong> Nierenfunktion<br />

II. Glie<strong>der</strong>schmerzen am nächsten<br />

Tag<br />

III. Kiefernekrosen<br />

IV. Ulzeration <strong>der</strong> Speiseröhre<br />

V. Lungenfibrose<br />

Aussagen III <strong>und</strong> IV s<strong>in</strong>d richtig.<br />

Aussagen I <strong>und</strong> V s<strong>in</strong>d richtig.<br />

Aussagen I, II <strong>und</strong> III s<strong>in</strong>d richtig.<br />

Aussage IV ist richtig.<br />

Aussage V ist richtig.<br />

Welche Symptome können<br />

hyperaktive Osteoklasten nicht<br />

verursachen?<br />

Skelettdeformierungen<br />

Knochenschmerz<br />

Osteoporose<br />

Osteomalazie<br />

Hyperkalzämiesyndrom<br />

Welche Aussage trifft bei <strong>der</strong><br />

Behandlung <strong>der</strong> Osteoporose<br />

mit <strong>Bisphosphonate</strong>n zu?<br />

Nur orale <strong>Bisphosphonate</strong> s<strong>in</strong>d<br />

zugelassen.<br />

Die Behandlungsdauer darf<br />

höchstens 2 Jahre betragen.<br />

Nur postmenopausale Frauen<br />

dürfen mit <strong>Bisphosphonate</strong>n<br />

behandelt werden.<br />

E<strong>in</strong>e gleichzeitige Komb<strong>in</strong>ation<br />

<strong>der</strong> <strong>Bisphosphonate</strong> mit Teriparatid<br />

steigert die Frakturreduktion.<br />

Die Behandlungsdauer sollte<br />

m<strong>in</strong>destens 3–5 Jahre betragen.<br />

Welches Medikament hat bei<br />

Morbus Paget die besten Behandlungsergebnisse<br />

gezeigt?<br />

Kalziton<strong>in</strong><br />

Etidronat<br />

Strontium Ranelat<br />

Teriparatid<br />

Zoledronsäure<br />

Welches Bisphosphonat kann<br />

oral <strong>und</strong> <strong>in</strong>travenös e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden?<br />

Zoledronat<br />

Ibandronat<br />

Risedronat<br />

Alendronat<br />

Pamidronat<br />

Welche Aussagen zum Knochenmarködem<br />

treffen zu?<br />

I. Das Knochenmarködem kann<br />

nur mit <strong>der</strong> MRT diagnostiziert<br />

werden.<br />

II. Das Knochenmarködem tritt<br />

häufig ohne erkennbaren<br />

Gr<strong>und</strong> auf.<br />

III. Das Knochenmarködem geht<br />

unbehandelt immer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Osteonekrose über.<br />

IV. Das Knochenmarködem ist<br />

identisch mit dem früher verwendeten<br />

Begriff „transitorische<br />

Osteoporose“.<br />

V. Das Knochenmarködem wird<br />

nach Datenlage am besten<br />

mit Kalziton<strong>in</strong>nasenspray behandelt.<br />

Nur Aussage I ist richtig.<br />

Alle Aussagen s<strong>in</strong>d richtig.<br />

Nur Aussage II <strong>und</strong> IV s<strong>in</strong>d<br />

richtig.<br />

Aussagen I, II <strong>und</strong> IV s<strong>in</strong>d richtig.<br />

Aussagen III, IV <strong>und</strong> V s<strong>in</strong>d<br />

richtig.<br />

Welche Aussage über die<br />

Therapie periprothetischer<br />

Frakturen mit <strong>Bisphosphonate</strong>n<br />

trifft nicht zu?<br />

Die Osteoklastenaktivierung<br />

wird unterdrückt.<br />

Die Lockerungsrate kann reduziert<br />

werden.<br />

Die periprothetische Knochendichte<br />

kann verbessert werden.<br />

<strong>Bisphosphonate</strong> dürfen nur lokal<br />

appliziert werden.<br />

<strong>Bisphosphonate</strong> reduzieren<br />

das „stress shield<strong>in</strong>g“.<br />

E<strong>in</strong>e Patient<strong>in</strong> mit Knochenmetastasen<br />

profitiert von <strong>Bisphosphonate</strong>n.<br />

Welche Antworten<br />

s<strong>in</strong>d richtig?<br />

I. <strong>Bisphosphonate</strong> haben e<strong>in</strong>en<br />

direkten Antitumoreffekt.<br />

II. <strong>Bisphosphonate</strong> verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n das<br />

Hyperkalzämiesyndrom.<br />

III. <strong>Bisphosphonate</strong> dürfen nicht<br />

gleichzeitig mit e<strong>in</strong>er Chemotherapie<br />

gegeben werden.<br />

IV. <strong>Bisphosphonate</strong> reduzieren<br />

den Knochenschmerz.<br />

V. <strong>Bisphosphonate</strong> verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

den Knochenschw<strong>und</strong> im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>er Chemotherapie.<br />

Alle Aussagen s<strong>in</strong>d richtig.<br />

Nur Aussage I, II <strong>und</strong> IV s<strong>in</strong>d<br />

richtig.<br />

Aussagen III, IV <strong>und</strong> V s<strong>in</strong>d<br />

richtig.<br />

Nur Aussage III ist richtig.<br />

Aussagen I, II, IV <strong>und</strong> V s<strong>in</strong>d<br />

richtig.<br />

Welche Aussage über den E<strong>in</strong>fluss<br />

von <strong>Bisphosphonate</strong>n auf<br />

die Frakturheilung trifft zu?<br />

Bei Frakturen dürfen ke<strong>in</strong>e <strong>Bisphosphonate</strong><br />

gegeben werden.<br />

Bei Frakturen dürfen <strong>Bisphosphonate</strong><br />

nur oral geben werden.<br />

Bei Frakturen müssen <strong>Bisphosphonate</strong><br />

2 Monate ausgesetzt<br />

werden.<br />

Bei Frakturen kommt es unter<br />

<strong>Bisphosphonate</strong>n zu e<strong>in</strong>er Verzögerung<br />

<strong>der</strong> Durchbauung<br />

des neuen Knochens.<br />

Frakturen heilen unter <strong>Bisphosphonate</strong>n<br />

nicht aus.<br />

Diese Fortbildungse<strong>in</strong>heit ist<br />

12 Monate auf<br />

CME.spr<strong>in</strong>ger.de verfügbar.<br />

Den genauen E<strong>in</strong>sendeschluss<br />

erfahren Sie unter<br />

CME.spr<strong>in</strong>ger.de<br />

D Mitmachen, weiterbilden <strong>und</strong> CME-Punkte sichern durch die Beantwortung <strong>der</strong> Fragen im Internet unter CME.spr<strong>in</strong>ger.de<br />

614 | Der Orthopäde 6 · 2008

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