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Einsatz der Bisphosphonate in der Orthopädie und Unfallchirurgie

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Tab. 1<br />

Relative Aff<strong>in</strong>itäten <strong>der</strong> <strong>Bisphosphonate</strong> zum Knochen<br />

Clodronat Etidronat Risedronat Ibandronat Alendronat Zoledronat<br />

0,6 1,1 2,1 2,3 2,8 3,4<br />

f<strong>und</strong>iert werden, um hohe Konzentrationsspitzen des BP <strong>in</strong> den Tubuluszellen <strong>und</strong> damit e<strong>in</strong>en möglichen<br />

Tubulusschaden mit <strong>der</strong> Folge e<strong>in</strong>er akuten Nieren<strong>in</strong>suffizienz zu vermeiden.<br />

Nebenwirkungen <strong>und</strong> Kontra<strong>in</strong>dikationen<br />

7 Gastro<strong>in</strong>test<strong>in</strong>ale Beschwerden<br />

7 Akute-Phase-Reaktion<br />

Vor je<strong>der</strong> <strong>in</strong>travenösen BP-Infusion<br />

muss die Nierenfunktion abgeklärt<br />

se<strong>in</strong><br />

Die Kieferosteonekrose wird fast ausschließlich<br />

bei immunsupprimierten<br />

Tumorpatienten beobachtet<br />

7 Schlechte Zahnhygiene<br />

Im Rahmen e<strong>in</strong>er Osteoporosetherapie<br />

ist e<strong>in</strong>e Kiefernekrose e<strong>in</strong>e Rarität<br />

Zur Messung <strong>der</strong> Knochendichte wird<br />

<strong>in</strong> allen Leitl<strong>in</strong>ien die DXA-Messung<br />

empfohlen<br />

BP s<strong>in</strong>d gut verträglich, wenn die E<strong>in</strong>nahmevorschriften genau e<strong>in</strong>gehalten werden [6, 13]. Die wichtigsten<br />

Nebenwirkungen s<strong>in</strong>d:<br />

7 Gastro<strong>in</strong>test<strong>in</strong>ale Beschwerden werden <strong>in</strong> 2–10% <strong>der</strong> Patienten berichtet, mit Übelkeit, Bauchschmerzen,<br />

Erbrechen <strong>und</strong> Durchfall. Die vere<strong>in</strong>zelt berichteten Entzündungen <strong>und</strong> Ulzerationen <strong>der</strong><br />

Speiseröhre können bei E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>nahmevorschriften vermieden werden.<br />

E<strong>in</strong>e 7 Akute-Phase-Reaktion kann <strong>in</strong>nerhalb von 24 h nach erstmaliger <strong>in</strong>travenöser Gabe e<strong>in</strong>es<br />

stickstoffhaltigen BP auftreten, mit Temperaturerhöhung, Glie<strong>der</strong>schmerzen, Myalgien <strong>und</strong> Knochenschmerzen.<br />

BP können zu e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schränkung <strong>der</strong> Nierenfunktion führen. Vor je<strong>der</strong> <strong>in</strong>travenösen BP-Infusion<br />

muss die Nierenfunktion abgeklärt se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e bestehende Exsikkose muss vor <strong>der</strong> <strong>in</strong>travenösen<br />

Gabe von BP ausgeglichen se<strong>in</strong>, um e<strong>in</strong> akutes Nierenversagen zu vermeiden. Vorschriften <strong>der</strong> Firmen<br />

zum <strong>E<strong>in</strong>satz</strong> <strong>der</strong> BP bei e<strong>in</strong>geschränkter Nierenfunktion s<strong>in</strong>d im Beipackzettel zu beachten.<br />

Bisphosphonat-assoziierte Kieferosteonekrose<br />

Diese schwerwiegende Nebenwirkung („osteonecrosis of the jaw“, BP-ONJ) wird fast ausschließlich<br />

unter hochdosierter <strong>in</strong>travenöser BP-Therapie bei immunsupprimierten Tumorpatienten beobachtet<br />

(siehe „Zentralregister für Osteonekrosen des Kiefers unter Bisphosphonat-Therapie“; . Abb. 7).<br />

Beson<strong>der</strong>s häufig wurde diese Komplikation unter hoch dosierter Langzeittherapie mit Zoledronat<br />

<strong>und</strong> Pamidronat bei Patienten mit metastasiertem Karz<strong>in</strong>om (Mammakarz<strong>in</strong>om 44%, Prostatakarz<strong>in</strong>om<br />

15%) <strong>und</strong> multiplem Myelom (33%) berichtet [12]. Unter dem <strong>E<strong>in</strong>satz</strong> von Ibandronat dagegen<br />

war die Inzidenz e<strong>in</strong>er Kiefernekrose um e<strong>in</strong>en Zehnerfaktor niedriger.<br />

Pathogenetisch wird e<strong>in</strong>e Kumulation des BP im Kiefer mit Suppression <strong>der</strong> Osteoklasten <strong>und</strong> benachbarter<br />

Makrophagen angenommen [7]. Die kumulative Anreicherung hochdosierter <strong>Bisphosphonate</strong><br />

bei Tumorpatienten führt zu e<strong>in</strong>er Hemmung des Monozyten/Makrophagen-Abwehrsystems<br />

im Kieferknochen mit folgen<strong>der</strong> Exazerbation e<strong>in</strong>er vorbestehenden Osteomyelitis. Zur Vermeidung<br />

dieser Nebenwirkung müssen bei e<strong>in</strong>er Hochdosistherapie mit BP immer die pharmakok<strong>in</strong>etischen<br />

Eigenheiten des jeweiligen BP berücksichtigt werden. Bei fast allen betroffenen Patienten<br />

gehen zahnärztliche E<strong>in</strong>griffe, Implantate, Parodontose o<strong>der</strong> 7 schlechte Zahnhygiene voraus. Als<br />

weitere Risikofaktoren für das Auftreten <strong>der</strong> BP-ONJ gelten:<br />

F Tumorkrankheiten mit begleiten<strong>der</strong> Abwehrschwäche,<br />

F Strahlentherapie im Kieferbereich,<br />

F begleitende Chemo- <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Kortisontherapie,<br />

F Alkoholismus, Nikot<strong>in</strong>abusus,<br />

F Gefäßerkrankungen.<br />

Im Rahmen e<strong>in</strong>er Osteoporosetherapie ist aber e<strong>in</strong>e BP-ONJ mit e<strong>in</strong>er Inzidenz unter 1:100.000 e<strong>in</strong>e<br />

Rarität, e<strong>in</strong> kausaler Zusammenhang ist bisher nicht belegt [12]. E<strong>in</strong>e rout<strong>in</strong>emäßige fachärztliche<br />

Abklärung des Zahnstatus vor Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er Osteoporosetherapie wird daher von Experten nicht gefor<strong>der</strong>t<br />

[12, 15].<br />

Beurteilung <strong>der</strong> Effektivität <strong>der</strong> Bisphosphonattherapie<br />

Die Surrogatmarker für die Beurteilung <strong>der</strong> Effektivität e<strong>in</strong>es BP s<strong>in</strong>d Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Knochendichte,<br />

<strong>der</strong> biochemischen Marker, die Normalisierung des Kalziumwerts im Serum bzw. die Reduktion<br />

<strong>der</strong> Knochenschmerzen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Schw<strong>und</strong> des Knochenmarködems. Zur Messung <strong>der</strong> Kno-<br />

598 | Der Orthopäde 6 · 2008

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