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Einsatz der Bisphosphonate in der Orthopädie und Unfallchirurgie

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CME<br />

Abb. 14 8 a <strong>und</strong> b. Chronisches schmerzhaftes Knochenmarködem im Femurkondylus: völlige Ausheilung nach e<strong>in</strong>er<br />

<strong>in</strong>travenösen Bisphosphonattherapie mit Ibandronat<br />

nischen Entlastung bzw. e<strong>in</strong>er 7 Entlastungsbohrung wurden bisher konventionelle Analgetika <strong>und</strong><br />

neuerd<strong>in</strong>gs auch das Prostazykl<strong>in</strong>analogon Iloprost e<strong>in</strong>gesetzt. Dabei s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs spezifische Nebenwirkungen<br />

<strong>und</strong> die nötige mehrtägige stationäre Behandlung e<strong>in</strong>schränkend.<br />

Als erfolgreiche <strong>und</strong> extrem nebenwirkungsarme neue Option erwies sich <strong>in</strong> unserer Beobachtungsstudie<br />

die ambulante Therapie mit <strong>in</strong>travenös applizierten BP [2]: <strong>in</strong>sgesamt 3–4 monatliche Infusionen<br />

Ibandronat (Bondronat ® ) 6 mg <strong>in</strong> 250 ml NaCl Lösung über 20 m<strong>in</strong>. Alternativ verwendeten<br />

wir e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>malige Infusion von Zoledronat (Aclasta ® ) 5 mg. In e<strong>in</strong>em Zeitraum von 4 Jahren behandelten<br />

wir 200 Patienten mit Knochenmarködem. Am häufigsten traten die Ödeme im Bereich des<br />

Kniegelenks (. Abb. 13), am oberen Sprunggelenk (. Abb. 14) <strong>und</strong> am Hüftgelenk (Femurkopf)<br />

auf. Vor <strong>und</strong> nach <strong>der</strong> BP-Behandlung wurden <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ische Bef<strong>und</strong> (Schmerz-Score) <strong>und</strong> <strong>der</strong> MRT-<br />

Bef<strong>und</strong> erhoben. E<strong>in</strong>e rasche Schmerzl<strong>in</strong><strong>der</strong>ung trat bei den meisten Patienten bereits nach <strong>der</strong> ersten<br />

Infusion auf. E<strong>in</strong>e komplette Remission mit völligem Schw<strong>und</strong> des Knochenmarködem <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

MRT <strong>und</strong> Beschwerdefreiheit war bei 80% aller Patienten nach Abschluss des Protokolls zu verzeichnen.<br />

Bei 15% <strong>der</strong> Patienten zeigte sich e<strong>in</strong>e deutliche Reduktion des Knochenmarködems, jedoch bei<br />

e<strong>in</strong>em vorhandenen Restödem. Als typische BP-Nebenwirkung war nach <strong>der</strong> ersten Infusion bei 10%<br />

<strong>der</strong> Patienten e<strong>in</strong>e unterschiedlich starke „Akute-Phase-Reaktion“ mit Glie<strong>der</strong>schmerzen, Temperaturerhöhung<br />

<strong>und</strong> Krankheitsgefühl zu beobachten, die aber <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Falle e<strong>in</strong>er speziellen Therapie<br />

bedurfte o<strong>der</strong> bleibende Schäden verursachte. E<strong>in</strong>e Nierenschädigung o<strong>der</strong> Kiefernekrosen waren<br />

wegen des kurzen Behandlungszeitraums nicht zu erwarten <strong>und</strong> traten <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em <strong>der</strong> behandelten<br />

Fälle auf. Ibandronat o<strong>der</strong> Zoledronat können zur Behandlung des Knochenmarködems ambulant<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden. Vor Therapiebeg<strong>in</strong>n s<strong>in</strong>d Informationen über die Nierenfunktion <strong>und</strong> den<br />

Zahnstatus e<strong>in</strong>zuholen. Als Kontra<strong>in</strong>dikationen gelten lediglich Schwangerschaft <strong>und</strong> Stillzeit.<br />

Komplexes regionales Schmerzsyndrom<br />

Der 7 „Morbus Sudeck“ (Algodystrophie, sympathische Reflexdystrophie, „complex regional pa<strong>in</strong><br />

syndrome“, CRPS) wird heute als e<strong>in</strong>e Unterform des Knochenmarködem-Syndroms e<strong>in</strong>geordnet.<br />

Das CRPS Typ I entwickelt sich nach e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>itialen, schädigenden Ereignis <strong>und</strong> unterscheidet sich<br />

vom CRPS Typ II, das nach e<strong>in</strong>er peripheren Nervenverletzung auftritt. Die Kl<strong>in</strong>ik wird von <strong>der</strong> Trias<br />

sympathischer, motorischer <strong>und</strong> sensibler Störungen bestimmt. Die Erkrankung kann <strong>in</strong> 3 Stadien<br />

e<strong>in</strong>geteilt werden: Entzündung, Dystrophie <strong>und</strong> Atrophie (. Abb. 15; [6, 16]).<br />

Bisher wurden 4 Therapiestudien mit <strong>in</strong>travenösem Pamidronat durchgeführt [26]. Alle belegen<br />

e<strong>in</strong>e deutliche Schmerzmil<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> <strong>in</strong> vielen Fällen auch e<strong>in</strong>e Heilung. Weitere Studien waren mit<br />

Clodronat <strong>und</strong> Alendronat erfolgreich. Seit 1998 setzen wir monatliche Infusionen e<strong>in</strong>es Am<strong>in</strong>o-BP<br />

e<strong>in</strong> [6]. Bereits mehrere Tage nach <strong>der</strong> ersten Infusion berichten die meisten Patienten e<strong>in</strong>e deutliche<br />

7 Entlastungsbohrung<br />

E<strong>in</strong>e rasche Schmerzl<strong>in</strong><strong>der</strong>ung trat bei<br />

den meisten Patienten bereits nach<br />

<strong>der</strong> 1. BP-Infusion auf<br />

Ibandronat o<strong>der</strong> Zoledronat s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> ambulanten Behandlung des<br />

Knochenmarködems <strong>in</strong> 80% <strong>der</strong> Fälle<br />

erfolgreich<br />

7 „Morbus Sudeck“<br />

Die Kl<strong>in</strong>ik wird von <strong>der</strong> Trias sympathischer,<br />

motorischer <strong>und</strong> sensibler<br />

Störungen bestimmt<br />

Der Orthopäde 6 · 2008 |<br />

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