Klinik-Report - Gesundheitsladen München
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C<br />
12 AZ-SERIE ABENDZEITUNG FREITAG,25.6.2010 WWW.ABENDZEITUNG.DE<br />
Der AZ-<strong>Klinik</strong>report:Wann eine Hüft-Prothese notwendig ist<br />
Die Schreiber <strong>Klinik</strong> in Bogenhausen. Fotos: Mike Schmalz Die Wolfart-<strong>Klinik</strong> in Gräfelfing.<br />
Die <strong>Klinik</strong>en <strong>München</strong> Pasing und Perlach: Standort Perlach.<br />
Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in <strong>München</strong>.<br />
Mobil mit neuer Titan-Hüfte<br />
Wenn es in der Leiste oder im Oberschenkel<br />
schmerzt, istnicht selten die Hüfte schuld -vor<br />
allem mit zunehmendem Alter.Manchmal muss<br />
dann eine Prothese eingebaut werden<br />
Gelenkerkrankung der Hüfte mit<br />
schmerzhafter Entzündung (rot).<br />
So sieht Lebensfreude aus.<br />
Petra Fiebach-Mörz strahlt<br />
vorGlück. Noch voreinem halbenJahr<br />
litt die 43-Jährigeaufgrund<br />
einer ausgeprägten an-<br />
Der Münchner<br />
<strong>Klinik</strong>-<strong>Report</strong><br />
AZ-SERIE FOLGE 5<br />
Bücken, beugen, balancieren<br />
– mit einer gesunden<br />
Hüfte sind alltägliche Belastungen<br />
kein Problem.<br />
Wenn aber Bewegungen wie<br />
etwa Sockenanziehen zum<br />
Hindernis werden, sind Orthopäden<br />
gefragt. Bewegungseinschränkungen<br />
und Schmerzen<br />
deuten auf eine Erkrankung<br />
der Hüfte hin, in den<br />
häufigsten Fällen auf eine Arthrose.<br />
Einen Ausweg aus dem<br />
Kreislauf der Schmerzen bieten<br />
künstliche Hüftgelenke.<br />
Das Risiko, an einer Hüftarthrose<br />
zu erkranken, steigt<br />
mit zunehmendem Alter,<br />
Übergewicht beschleunigt<br />
den Verschleiß. „Meistens liegen<br />
präarthrotische Deformitäten<br />
vor. Das sind Fehlformen<br />
der Hüfte, die schon seit<br />
der Jugend bestehen und permanent<br />
zu einer Knorpelüberlastung<br />
führen“,erklärtProfessor<br />
Werner Plötz. „Irgendwann<br />
ist die Regenerationsfähigkeit<br />
des Knorpels erschöpft.“<br />
Die Knochen im Hüftgelenk<br />
reiben im Spätstadium<br />
ungeschützt aneinander, es<br />
treten Schmerzen in der<br />
Leiste auf, aber auch in Oberschenkeln<br />
und Knien. Die Entscheidung<br />
für ein künstliches<br />
Hüftgelenk fällt, wenn das<br />
Hüftgelenk weit zerstört ist<br />
und keine sinnvollen Alternativen<br />
in Frage kommen. Plötz<br />
und sein Team im Krankenhaus<br />
der Barmherzigen Brüder<br />
haben im vergangenen<br />
Jahr mehr als 1000 künstliche<br />
Hüftgelenkeeingebaut – minimalinvasiv<br />
und muskelschonend.<br />
Die meisten Patienten<br />
dürfen ihre Hüfte bereits kurz<br />
nach der OP wieder völlig belasten.<br />
Nach einiger Zeit ist<br />
auch Sport kein Tabu mehr –<br />
ideal ist Nordic Walking.<br />
Zwischen den verschiedenen<br />
Endoprothesentypen gibt<br />
es Unterschiede. Im Krankenhaus<br />
der Barmherzigen Brüder<br />
baut man am häufigsten<br />
eine moderne zementlose<br />
Standardhüftprothese ein, die<br />
sehr gute Langzeitergebnisse<br />
aufweist. „Prothesenschaft<br />
und Verankerungsschale sind<br />
aus Titan, das ist besonders<br />
knochenverträglich“, erklärt<br />
Plötz. „Für die Gleitflächen verwenden<br />
wir routinemäßig einen<br />
modernen Kunststoff und<br />
einen Keramikkopf, das istbiologisch<br />
gut verträglich und<br />
hat einen sehr geringen Abrieb.“<br />
Früher hatten die hohen<br />
Abriebraten älterer Prothesenmodelle<br />
auf Dauer zu Prothesenlockerungen<br />
geführt. Darüber<br />
müssen sich Patienten<br />
heute weniger Sorgen machen:<br />
„Bei qualitativhochwertigen<br />
Prothesen sind auch<br />
nach15Jahren um die 95 Prozent<br />
noch nicht wieder gewechselt“,sagt<br />
Plötz.<br />
geborenen Hüftfehlstellung<br />
unter höllischen Schmerzen.<br />
Heute hat sie zwei künstliche<br />
Hüftgelenke und keine Beschwerden<br />
mehr.<br />
„Es ist unfassbar, ich kenne<br />
diesen Schmerz nicht mehr,<br />
den ich mein Leben lang<br />
spürte“,sagt die Patientin. Ursache<br />
für die Schmerzen war<br />
eine angeborene Hüftgelenksdysplasie,<br />
die heute bei Kindern<br />
leicht behandelt werden<br />
kann. Für Petra Fiebach-Mörz<br />
kam einzig eine Operation in<br />
Doch nicht immer stimmt<br />
die Qualität, weiß Christian<br />
Bredl, Leiter der Techniker<br />
Krankenkasse (TK) in Bayern<br />
„Knapp vier Prozent aller<br />
Hüft-Endoprothesen müssen<br />
innerhalb der ersten zwei<br />
Jahre ersetzt werden. Allein<br />
wegen fehlerhafter Hüftprothesen<br />
müssen in Deutschland<br />
jeden Tag zwölf Menschen<br />
unters Messer. Das kostetdas<br />
Gesundheitswesen Millionen.“<br />
V. Assmann<br />
Morgenlesen Sie:<br />
Babyglück pur:Worauf es<br />
bei einerGeburt ankommt<br />
„Wann istder richtigeZeitpunkt?“<br />
PetraFiebach-Mörz<br />
lebt heutenachlanger<br />
Leidenszeit mit zwei<br />
künstlichen Gelenken<br />
Der <strong>Klinik</strong>-<strong>Report</strong> ist<br />
ein Kooperationsprojekt<br />
der AZ mit der Techniker<br />
Krankenkasse (TK) in<br />
Bayern und dem <strong>Gesundheitsladen</strong><br />
<strong>München</strong><br />
Künstliche Hüfte mit einer Total-Endo-Prothese.<br />
„Wie fühlen Sie sich?“ Professor Werner Plötz macht mit Patientin<br />
Petra Fiebach-Mörz einen Bewegungstest.<br />
Foto: von Loeper<br />
Fotos: medicalpicture<br />
Frage. Über Jahre quälte sie<br />
vor allem eine Frage: „Wann<br />
istder richtige Zeitpunkt?“<br />
Den gab schließlich ihr Körper<br />
vor. „Die Schmerzen zogen<br />
bis in die Leisten und in<br />
die Knie. SelbstSitzen und Liegen<br />
war schmerzhaft. Nachts<br />
konnte ich häufig nicht schlafen.“<br />
An ihregeliebten Freizeitaktivitäten<br />
– Tanzstunden<br />
und Motorradfahren – war<br />
nicht zu denken. Das soll in Zukunft<br />
wieder anders sein.<br />
Im Januar wurde links das<br />
erste künstliche Hüftgelenk<br />
eingesetzt, drei Monatespäter<br />
das zweite rechts. Warum Petra<br />
Fiebach-Mörz nun in der<br />
Reha mehr Geduld braucht,<br />
als andere Patienten, erklärt<br />
Werner Plötz: „Aufgrund der<br />
ausgeprägten Vorerkrankung<br />
darf die Patientin ihre Beine<br />
erst sechs Wochen nach der<br />
OP voll belasten.“<br />
Wo sichdie Münchner ein neues Hüftgelenk einsetzen lassen<br />
Wereine künstliche Hüfte<br />
braucht, muss sichin<strong>München</strong><br />
keine Sorgen machen:<br />
Von22<strong>Klinik</strong>en erreichen<br />
19 alle drei geforderten<br />
Zielwerte für guteQualität -<br />
einigeallerdings mit nur<br />
sehr geringen Fallzahlen:<br />
Überprüft wurden die<br />
Daten zu folgenden Qualitätskriterien:<br />
„Ausrenkung<br />
des künstlichen Hüftgelenksnach<br />
der Operation“,<br />
Isar <strong>Klinik</strong>en<br />
<strong>Klinik</strong>um der Universität <strong>München</strong>,<br />
Campus Innenstadt/Großhadern<br />
Privatklinik Josephinum<br />
Rotkreuzklinikum<br />
<strong>Klinik</strong>um Dritter Orden<br />
Krankenhaus Barmherzige Brüder<br />
Diakoniewerk <strong>München</strong>-Maxvorstadt<br />
Clinic Dr. Decker<br />
Städtisches <strong>Klinik</strong>um <strong>München</strong>,<br />
<strong>Klinik</strong>um Schwabing<br />
<strong>Klinik</strong>um <strong>München</strong> Pasing<br />
Chirurgische <strong>Klinik</strong> Dr. Rinecker<br />
Sana-<strong>Klinik</strong> Solln und Sendling<br />
Städtisches <strong>Klinik</strong>um <strong>München</strong>,<br />
<strong>Klinik</strong>um Harlaching<br />
Orthozentrum <strong>München</strong><br />
<strong>Klinik</strong>um rechts der Isar der TU <strong>München</strong><br />
Chirurgische <strong>Klinik</strong> <strong>München</strong>-Bogenhausen<br />
Schreiber <strong>Klinik</strong><br />
<strong>Klinik</strong> <strong>München</strong>-Perlach<br />
Städtisches <strong>Klinik</strong>um <strong>München</strong>,<br />
<strong>Klinik</strong>um Neuperlach<br />
Städtisches <strong>Klinik</strong>um <strong>München</strong>,<br />
<strong>Klinik</strong>um Bogenhausen<br />
Wolfart-<strong>Klinik</strong> Gräfelfing<br />
<strong>Klinik</strong>um Starnberg<br />
108<br />
223<br />
49<br />
186<br />
184<br />
771<br />
unter 20<br />
94<br />
unter 20<br />
39<br />
33<br />
1291<br />
HÜFT-PROTHESEN: ERGEBNISSE DER QUALITÄTSBERICHTE<br />
Gruppe<br />
Sehr gut: Diese <strong>Klinik</strong>en<br />
haben alle drei<br />
gefordertenZielwerte<br />
für gute Qualität erreicht<br />
(siehe unten)<br />
Befriedigend: Diese<br />
<strong>Klinik</strong> hat nur zwei<br />
Zielwerte erreicht<br />
Ausreichend: Diese<br />
<strong>Klinik</strong> hat nur einen<br />
Zielwerterreicht<br />
Mangelhaft: Diese<br />
<strong>Klinik</strong> wirdbei einem<br />
Zielwertals qualitativ<br />
auffällig bezeichnet<br />
<strong>Klinik</strong><br />
INFOS ZU DEN KRITERIEN<br />
57<br />
190<br />
247<br />
53<br />
77<br />
52<br />
21<br />
164<br />
385<br />
52<br />
„Entzündung des Operationsbereichs<br />
nachder OP“<br />
und „ungeplanteFolgeoperation<br />
(en) wegen Komplikation(en)“.<br />
Auch die beiden <strong>Klinik</strong>en,<br />
die ihre Zielwerte nicht<br />
erreicht haben, wurden<br />
nacheiner Befragung der<br />
BQS in einem so genannten<br />
„StrukturiertenDialog“ für<br />
„qualitativ unauffällig“<br />
eingestuft – sie werden<br />
2010 veröffentlicht: Die<br />
aktuellsten Fallzahlen der<br />
Bundesgeschäftsstelle für<br />
Qualitätssicherung (BQS)<br />
– mit Daten von 2008.<br />
Quelle: www.klinik-lotse.de<br />
AZ-Grafik Schemberg<br />
A Isar <strong>Klinik</strong>en<br />
A <strong>Klinik</strong>um der Universität <strong>München</strong>, Innenstadt/Großhadern<br />
A Privatklinik Josephinum<br />
A Rotkreuzklinikum<br />
A <strong>Klinik</strong>um Dritter Orden<br />
A Krankenhaus Barmherzige Brüder <strong>München</strong><br />
A Diakoniewerk <strong>München</strong>-Maxvorstadt<br />
A Clinic Dr.Decker<br />
A <strong>Klinik</strong>um <strong>München</strong> Pasing<br />
A Sana-<strong>Klinik</strong>en Solln und Sendling<br />
A Städtisches <strong>Klinik</strong>um <strong>München</strong>, <strong>Klinik</strong>um Harlaching<br />
A Orthozentrum <strong>München</strong>-Harlaching<br />
A <strong>Klinik</strong>um rechts der Isar der TU <strong>München</strong><br />
A Chirurgische <strong>Klinik</strong> <strong>München</strong>-Bogenhausen<br />
A <strong>Klinik</strong> <strong>München</strong> Perlach<br />
A Städtisches <strong>Klinik</strong>um <strong>München</strong>, <strong>Klinik</strong>um Neuperlach<br />
A Städtisches <strong>Klinik</strong>um <strong>München</strong>, <strong>Klinik</strong>um Bogenhausen<br />
A Wolfart-<strong>Klinik</strong> Gräfelfing<br />
A <strong>Klinik</strong>um Starnberg<br />
A Schreiber <strong>Klinik</strong><br />
Die <strong>Klinik</strong> wird bei einem Zielwert im nächstenJahr erneut geprüft<br />
A Städtisches <strong>Klinik</strong>um <strong>München</strong>, <strong>Klinik</strong>um Schwabing<br />
Die <strong>Klinik</strong> wird bei zwei Zielwerten im nächstenJahr erneut geprüft<br />
A Chirurgische <strong>Klinik</strong> Dr. Rinecker (Zwei Zielwerte wurden erreicht.<br />
Für den dritten Zielwert werden mit der <strong>Klinik</strong> vonder externen<br />
Qualitätssicherung Zielvereinbarungen getroffen, was inZukunft<br />
verändert werden muss)<br />
allerdings vonder BQS<br />
„erneut geprüft“.Nur die<br />
Rinecker-<strong>Klinik</strong>,wo in<br />
11,4 Prozent aller Fälle<br />
ungeplanteFolgeoperation(en)<br />
wegen Komplikation(en)<br />
nötig waren, wurde<br />
nachAbschluss der Prüfung<br />
als „qualitativauffällig“<br />
bewertet und muss nun<br />
konkreteMaßnahmen zur<br />
Verbesserung der Qualität<br />
ergreifen. Tabelle/Darstellung: AZ