Verkäufer - Treffsicher kleiden
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geschäftsFührung Dresscode<br />
<strong>Verkäufer</strong><br />
mit Stil<br />
Visuelle Botschaften sind nicht nur im Schaufenster<br />
und in der Werbung wichtig für den Verkaufserfolg.<br />
Auch das Erscheinungsbild der <strong>Verkäufer</strong> wirkt auf<br />
den Kunden ein. Kluge Händler<br />
überlassen diese Botschaft nicht<br />
dem Zufall.<br />
© stockbyte<br />
Checkliste<br />
Bei uns geht es um das<br />
Schöne, Ästhetische.<br />
Und wir haben zum Teil<br />
extrem lange Beratungsgespräche – da<br />
müssen wir uns schon fragen, wie wir<br />
beim Kunden ankommen.“ Anette<br />
Ultsch führt ein kleines Raumausstattungsgeschäft<br />
in Sonnefeld bei Coburg.<br />
Ein Vortrag der Image- und Kommunikationstrainerin<br />
Eva Ruppert wurde für<br />
sie zum Anlass, über die Kleidung ihrer<br />
zwei Verkaufsmitarbeiter und über das<br />
der Handwerker im dazugehörenden<br />
Maler- und Stukkateurbetrieb ihres<br />
Mannes nachzudenken. Seitdem achtet<br />
sie verstärkt darauf, dass die <strong>Verkäufer</strong><br />
modisch und stilvoll und die Handwerker<br />
immer sauber und gepflegt beim<br />
Kunden ankommen.<br />
„Tatsache ist, dass Menschen visuelle<br />
Wahrnehmer sind“, sagt Eva Ruppert.<br />
„Wenn wir einem Menschen das erste<br />
Mal begegnen, wirkt sein Erscheinungsbild<br />
auf uns, noch bevor er überhaupt<br />
etwas sagt oder tut.“ Und einen<br />
missglückten ersten Eindruck kann<br />
man nur sehr schwer wieder korrigieren.<br />
Das gilt ganz besonders bei neuen<br />
Kunden.<br />
„Das Outfit der <strong>Verkäufer</strong> gibt dem<br />
Kunden eine Orientierung darüber, wie<br />
sich ein Geschäft selbst sieht“, erläutert<br />
der Styling-Experte Dirk Pfister<br />
aus Mannheim. „Und damit erleichtert<br />
man dem Kunden die Antwort auf die<br />
Frage, ob er es überhaupt betreten<br />
beziehungsweise sich dort auf ein Verkaufsgespräch<br />
einlassen soll.“ Daher<br />
sollten Einzelhändler ihr Personal einmal<br />
kritisch und mit den Augen eines<br />
Prüfen Sie selbst, wie Ihre Mitarbeiter auf Ihre Kunden<br />
wirken.<br />
q Ist Ihr Verkaufspersonal auf den ersten Blick als solches zu<br />
erkennen?<br />
q Sind Ihre <strong>Verkäufer</strong> sauber und gepflegt?<br />
q Ist ihr Schuhwerk in tadellosem Zustand?<br />
q Passt die Kleidung Ihrer <strong>Verkäufer</strong> zum Anspruch Ihres<br />
Hauses?<br />
q Ist die Kleidung insbesondere weder zu freizeitorientiert<br />
beziehungsweise – bei den Damen – zu freizügig?<br />
Sie haben eine dieser Fragen mit „nein“ beantwortet? Dann<br />
sollten Sie über einen Dresscode für Ihr Haus nachdenken.<br />
44 handelsjournal Nr. 2 | Februar 2006 |
Dresscode Rahmen statt Korsett<br />
Kunden betrachten: Vertragen sich<br />
Spaghettitop und Birkenstocks mit dem<br />
Anspruch eines Fachgeschäfts? Wirkt<br />
eine zu perfekt gestylte <strong>Verkäufer</strong>in<br />
vielleicht schon wieder abschreckend<br />
auf das Zielpublikum einer Modeboutique?<br />
Wie leicht ist es für ihre Kunden,<br />
zu erkennen, wer zum Verkaufspersonal<br />
gehört?<br />
Im Discount- und Lebensmittelbereich<br />
können diese Fragen leicht<br />
durch einheitliche Kittel beantwortet<br />
werden. Im Fachgeschäft passt das<br />
nicht unbedingt, da die <strong>Verkäufer</strong><br />
hier eher Individualität und Stil zeigen<br />
sollen.<br />
„Bis vor zehn Jahren trugen alle<br />
unsere <strong>Verkäufer</strong> noch ein kittelähnliches<br />
Kleidungsstück“, erzählt Marcus<br />
Leist, Geschäftsführer des Schuhhauses<br />
Keller in Ludwigshafen. Heute<br />
findet er das nicht mehr zeitgemäß.<br />
„Unsere Philosophie ist: Wir verkaufen<br />
Luxus, nämlich sehr hochwertige<br />
Schuhe im klassischen Bereich. Also<br />
müssen wir uns entsprechend darstellen.“<br />
Schuhhändler Leist ließ sich von<br />
Dirk Pfister beraten und fand folgende<br />
Lösung: Seine acht <strong>Verkäufer</strong>innen tragen<br />
zur Arbeit einen schwarzen Rock<br />
oder eine schwarze Hose, kombiniert<br />
mit einer Bluse in weiß oder blau und<br />
einer schwarzen Weste mit dem weißblauen<br />
Logo seines Hauses. Die beiden<br />
männlichen <strong>Verkäufer</strong> erscheinen in<br />
schwarzer Hose und einem blauen<br />
Hemd mit Firmenlogo. Weste und<br />
Hemd stellt Leist seinen Mitarbeitern<br />
kostenlos zur Verfügung, für den Kauf<br />
von schwarzen Hosen und Röcken gibt<br />
er einen Zuschuss. Eine Einheitshose<br />
oder -bluse schreibt er bewusst nicht<br />
vor. Schließlich sollen die <strong>Verkäufer</strong><br />
zwar deutlich als solche zu erkennen<br />
sein, dabei aber trotzdem individuell<br />
gut aussehen – und nicht jeder Schnitt<br />
schmeichelt jeder Figur.<br />
Zusätzlich schickte Leist alle Mitarbeiter<br />
zu einem ortsansässigen Visagisten<br />
zum „Aufhübschen“, inklusive<br />
Vorher-nachher-Fotos. „Anfangs gab<br />
es schon einen gewissen Widerstand“,<br />
schmunzelt Marcus Leist heute. Die<br />
beiden männlichen <strong>Verkäufer</strong> seien zu<br />
seiner Überraschung aufgeschlossen<br />
und neugierig gewesen, die <strong>Verkäufer</strong>innen<br />
dagegen skeptisch und ein<br />
wenig verstimmt, ob sie denn nicht<br />
mehr gut genug für das Schuhhaus<br />
Keller seien. „Aber zurückgekommen<br />
sind sie alle mit einem Lächeln“,<br />
erzählt der stilbewusste Geschäftsführer.<br />
„Seitdem geben sich alle mit ihrem<br />
Äußeren viel Mühe und wissen auch<br />
mehr darüber, wie sie sich typgerecht<br />
herrichten können.“<br />
Das alles kostete nicht nur Überzeugungsarbeit,<br />
sondern auch eine<br />
Über passende Kleidung für <strong>Verkäufer</strong> sprach<br />
das handelsjournal mit der Image- und Kommunikationstrainerin<br />
Eva Ruppert.<br />
handelsjournal: Kann man denn überhaupt<br />
branchenübergreifende Regeln für das passende<br />
<strong>Verkäufer</strong>-Outfit aufstellen?<br />
Eva Ruppert: Ja und nein. Natürlich heißt „passende<br />
Kleidung“ in einem Baumarkt etwas anderes als in einer Modeboutique. Aber<br />
die Grundregeln sind immer dieselben: Die Kleidung muss figurgerecht sein, auch in<br />
der Boutique sollte nicht wahllos jedem Trend gefolgt werden. Und natürlich muss sie<br />
frisch gewaschen, gebügelt und intakt sein. Abgerissene Knöpfe oder ausgerissene<br />
Säume sind deplatziert, ebenso wie ungepflegte oder gar schmutzige Schuhe.<br />
handelsjournal: Gibt es Tabus – Dinge, die kein Mitarbeiter im Verkauf tragen<br />
sollte?<br />
Eva Ruppert: Tabu ist alles, was schmutzig, ungepflegt und vermieft – auch verraucht<br />
– ist. <strong>Verkäufer</strong>innen sollten nicht zu viel nackte Haut zeigen. Insbesondere weibliche<br />
Kunden empfinden tiefe Dekolletees, bauchfreie Oberteile und ganz kurze Röcke als<br />
aufdringlich oder ordinär. Auch Schmuckanhäufungen sollten vermieden werden<br />
– die wirken entweder protzig oder so, als ob man sich nicht entscheiden könnte.<br />
Und Birkenstocks oder Flipflops sind hinter einer Theke gerade noch zu akzeptieren,<br />
sonst aber eine böse Verfehlung.<br />
handelsjournal: Würden Sie einem Händler empfehlen, einen Dresscode für die<br />
Mitarbeiter verbindlich vorzuschreiben?<br />
Eva Ruppert: Unbedingt. Die Mitarbeiter sollten am besten schon bei der Einstellung<br />
darüber informiert werden, welche Kleidung im Unternehmen gewünscht und<br />
akzeptiert ist. Allerdings sollte der Dresscode kein Korsett sein, das die Mitarbeiter<br />
einschnürt, sondern ein Garderoben-Rahmen, innerhalb dessen sie ihren Stil finden<br />
können.<br />
handelsjournal: Wäre dann eine Einheitskleidung nicht die einfachere Lösung?<br />
Eva Ruppert: Natürlich gibt es Situationen, in denen Einheitskleidung zweckmäßig<br />
ist, weil sie das Personal in einer großen Menschenmenge leicht erkennbar macht,<br />
zum Beispiel bei Stewardessen oder Hostessen. Aber in Handelsgeschäften, in denen<br />
individuelle Beratung im Vordergrund steht, sollten die Mitarbeiter keine Uniform<br />
tragen. Sonst steht die visuelle Botschaft – Uniform bedeutet wir sind alle gleich<br />
– im Widerspruch zur verbalen Aussage – wir sind individuell. Ein deutlich sichtbar<br />
getragenes Namensschild, eventuell Kleidung in den Firmenfarben oder wenigstens<br />
ein Accessoire in einer Firmenfarbe – zum Beispiel ein rotes Halstuch – genügen.<br />
Web<br />
www.solventurecom.de<br />
Stange Geld. Trotzdem findet Marcus<br />
Leist, hat sich die Sache gelohnt: „Wir<br />
haben von den Kunden sehr positive<br />
Resonanz bekommen. Und über die<br />
Umsatzentwicklung können wir uns<br />
nicht beschweren.“ Barbara Kettl-Römer<br />
Mail<br />
Web<br />
Ihr Kontakt zur Redaktion<br />
handelsjournal@vhb.de<br />
www.schuh-keller.de<br />
www.pfister-partner.de<br />
| Februar 2006 | handelsjournal Nr. 2 45