06.11.2013 Aufrufe

1.1. Eisenbergs Fremdwortbegriff - Institut für Deutsche Sprache

1.1. Eisenbergs Fremdwortbegriff - Institut für Deutsche Sprache

1.1. Eisenbergs Fremdwortbegriff - Institut für Deutsche Sprache

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Universität Mannheim<br />

Seminar <strong>für</strong> deutsche Philologie<br />

Germanistische Linguistik<br />

FSS 07<br />

HS:<br />

Leitung:<br />

Anglizismen und andere Fremdwörter im <strong>Deutsche</strong>n<br />

Prof. Dr. Gisela Zifonun<br />

Referentin: Isabel Klempa, Germanistik / Franko-Romanistik, B.A., 6. FS.<br />

Peter Eisenberg: Die grammatische Integration von Fremdwörtern<br />

Inhalt:<br />

1. Was ist unter dem Begriff „Integration“ zu verstehen? ........................................................ 1<br />

<strong>1.1.</strong> <strong>Eisenbergs</strong> <strong>Fremdwortbegriff</strong> ...................................................................................... 1<br />

2. Graphematische Integration ................................................................................................ 2<br />

3. Phonologische Integration................................................................................................... 2<br />

4. Morphologische Integration ................................................................................................ 2<br />

4.1. Wortbildung ................................................................................................................ 2<br />

4.<strong>1.1.</strong> Komposition ........................................................................................................... 2<br />

4.1.2. Präfigierung............................................................................................................ 2<br />

4.1.3. Partikelverbbildung.................................................................................................. 3<br />

4.1.4. Suffigierung ............................................................................................................ 3<br />

4.2. Flexion ........................................................................................................................ 3<br />

4.2.1. Verben.................................................................................................................. 3<br />

4.2.2. Adjektive............................................................................................................... 3<br />

4.2.3. Substantive............................................................................................................. 3<br />

1. Was ist unter dem Begriff „Integration“ zu verstehen?<br />

Die Integration von fremden Bestandteilen in eine <strong>Sprache</strong> wird oft als asymmetrische Relation<br />

beschrieben:<br />

o A integriert B bzw. B wird von A integriert<br />

o B verschwindet in A; dabei bleibt A unverändert<br />

Mit anderen Worten gibt es einen stabilen Kern und eine instabile Peripherie, wobei ein ständiger<br />

Sog auf den Kern besteht.<br />

Eisenberg hält diese Beschreibung nicht <strong>für</strong> zutreffend, da seiner Meinung nach auch die Peripherie<br />

stabile Bestandteile aufweist und den Kern beeinflussen kann. Will man die Integration<br />

von Fremdwörtern beschreiben, muss man sowohl von einer Integration ins Kernsystem sprechen<br />

als auch nach stabilen Bestandteilen der Peripherie suchen. Diese bezeichnet Eisenberg als<br />

Epizentren. Es liegt also eine symmetrische Relation vor:<br />

o A und B ‚integrieren sich’<br />

<strong>1.1.</strong> <strong>Eisenbergs</strong> <strong>Fremdwortbegriff</strong><br />

Aus der Bestimmung des Integrationsbegriffs folgt <strong>Eisenbergs</strong> Definition von Fremdwörtern:<br />

Mindestens ein Bestandteil des Fremdworts ist erkennbar aus einer anderen <strong>Sprache</strong> entlehnt.<br />

Das ist dann der Fall, wenn der Bestandteil und somit auch das Wort strukturell fremd sind. Ein<br />

Fremdwort hat also phonologische, morphologische oder graphematische Eigenschaften,<br />

die in der Kerngrammatik nicht beschrieben werden können.<br />

1


Allerdings ist die fremde Herkunft eines Bestandteils zwar eine notwendige, jedoch keine hinreichende<br />

Bedingung, wie das folgende Beispiel verdeutlichen soll:<br />

o Pforte: Latinismus (lat. porta)<br />

Es handelt sich nicht um ein Fremdwort, da eine vollständige Integration<br />

(phonologisch, morphologisch und graphematisch) ins deutsche Kernsystem<br />

vorliegt.<br />

2. Graphematische Integration<br />

Die graphematische Integration kann Auswirkungen auf die phonologische und morphologische<br />

Integration eines Fremdworts haben.<br />

o Neben Ketchup ist nach der Rechtschreibreform auch die Schreibweise Ketschup zulässig.<br />

o Wahrscheinlich führt diese Teilintegration auf graphematischer Ebene zur Stärkung<br />

der Aussprachevariante [kΕtΣΥp] neben [ketΣap].<br />

3. Phonologische Integration<br />

Vollständige Integration auf phonologischer Ebene liegt dann vor, wenn ein Wort nur Laute enthält,<br />

die Bestandteil des deutschen Lautsystems sind. Vollständig integriert ist ein Wort außerdem<br />

nur dann, wenn es keine fremden Silbenstrukturen enthält.<br />

o Bsp: cool, Boss<br />

Ein weiterer Fall von vollständiger Integration liegt vor, wenn entlehnte Lautsegmente enthalten<br />

sind, die ihrerseits als integriert anzusehen sind.<br />

o Loge, Gage<br />

Bei einer großen Anzahl von fremden Lauten ist nicht klar, wie sie im <strong>Deutsche</strong>n tatsächlich ausgesprochen<br />

werden. Außerdem kann man oft nur spekulieren, ob bestimmte Integrationen tatsächlich<br />

vollzogen werden oder ob man von einem erweiterten Phonem- bzw. Silbenbestand <strong>für</strong><br />

das <strong>Deutsche</strong> ausgehen sollte.<br />

4. Morphologische Integration<br />

4.1. Wortbildung<br />

4.<strong>1.1.</strong> Komposition<br />

Bei der Komposition gibt es kaum Integrationsprobleme. Fremde Bestandteile lassen sich relativ<br />

frei mit nativen kombinieren.<br />

o Fahrzeugservice, Servicefahrzeug<br />

o Checklistenverfahren, Verfahrenscheckliste<br />

4.1.2. Präfigierung<br />

Es scheint keine Probleme bei der Kombination von fremden Präfixen mit heimischen Stämmen<br />

zu geben.<br />

o Exgatte<br />

Native Präfixe lassen sich mit fremden Stämmen kombinieren.<br />

o uncool<br />

Sowohl die nativen als auch die fremden Präfixe sind betont.<br />

2


4.1.3. Partikelverbbildung<br />

Partikeln des Kernsystems treten in gleicher Weise zu fremden wie zu nativen Stämmen auf.<br />

Voll grammatikalisierte fremde Verbpartikeln scheint es nicht zu geben. Teilgrammatikalisierte<br />

Verbpartikeln stellen nichts Besonderes dar.<br />

o downloaden, upgraden<br />

4.1.4. Suffigierung<br />

Heimische Derivationssuffixe sind akzentneutral, das bedeutet, dass der Wortakzent unabhängig<br />

von ihnen platziert wird. Fremde Derivationssuffixe hingegen sind nicht neutral. Sie können beispielsweise<br />

selbst den Hauptakzent tragen.<br />

4.2. Flexion<br />

4.2.1. Verben<br />

Bei den Verben gibt es Probleme mit fremden Bestandteilen, da nicht immer alle Formen bildbar<br />

sind. (Bsp.: recyclen).<br />

4.2.2. Adjektive<br />

Die Problematik bei der Flexion lässt sich gut anhand der Farbadjektive darstellen. Fremde Einsilber<br />

wie zum Beispiel lila flektieren nur zögerlich, sind jedoch unflektiert als Attribute verwendbar.<br />

4.2.3. Substantive<br />

Die meisten Schwierigkeiten bereiten Latinismen und Gräzismen. Die Anglizismen bereiten<br />

kaum strukturelle Probleme.<br />

3

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!