Selbst- & Weltverständnis - Schriftsteller verschweigen nichts. Dafür ...
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Eine Auswahl an Zitaten, Passagen,<br />
Aphorismen<br />
und Gedichten verschiedener Künstler<br />
und ewiger Lebensstudenten...<br />
Eine private Sammlung von<br />
Sanela Tadic<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Wolfgang Amadeus Mozart (1756 - 1791)<br />
„Wen man durch Wohltun nicht für sich gewinnen kann,<br />
den muss man sich vom Halse schaffen.“<br />
(aus dem Libretto zu „Die Entführung aus dem Serail“)<br />
Albert Einstein (1879 – 1955)<br />
„Dem wohlmeinenden Menschen erwächst die Pflicht, in seinem Kreis unentwegt zu<br />
versuchen, die Lehre der reinen Menschlichkeit lebendig zu machen, so gut er es vermag.<br />
Wenn er dies ehrlich versucht, ohne von den Zeitgenossen verstossen und vernichtet zu<br />
werden, so darf er sich und seine Gemeinschaft glücklich preisen.“<br />
Conrad Gräber (?)<br />
„Das beste und wertvollste Kunstwerk ist nicht irgendeine Statue eines griechischen oder<br />
andern berühmten Künstlers, auch nicht der körperlich wohlgeartete und tüchtige<br />
Mensch, sondern der seelisch vollkommene Charakter, den die <strong>Selbst</strong>erkenntnis und die<br />
<strong>Selbst</strong>bearbeitung formen. Wer sich nicht auf sich selbst besinnt, der verarmt.<br />
Die <strong>Selbst</strong>besinnung ist Buchführung über unser innerliches Vermögen.<br />
Nur durch die Beschäftigung mit uns selbst gewinnen wir immer wieder neue Kraft,<br />
speichern sie auf und lernen haushalten mit ihr.“<br />
Albert Einstein (1879 – 1955)<br />
„Die banalen Ziele menschlichen Lebens: Besitz, äusserer Erfolg, Luxus, erschienen mir<br />
seit meinen jungen Jahren verächtlich. Meine Ideale, die mir voranleuchteten und mich<br />
immer wieder mit frohem Lebensmut erfüllten, waren Güte, Schönheit und Wahrheit.“<br />
Wilhelm Raabe (1831 – 1910)<br />
„Eine Blume, die sich erschliesst, macht keinen Lärm dabei.<br />
Auf leisen Sohlen wandeln die Schönheit, das wahre Glück und das echte Heldentum.<br />
Unbemerkt kommt alles, was Dauer haben wird.“<br />
Rudolf Steiner (1861 – 1925)<br />
„Freuden sind Geschenke des Schicksals, die ihren Wert in der Gegenwart erweisen.<br />
Leiden dagegen sind Quellen der Erkenntnis, deren Bedeutung sich in der Zukunft zeigt.“<br />
Friedrich Rückert (1788 – 1866)<br />
„Gesell’ Dich einem Bessern zu,<br />
Dass mit ihm Deine bessern Kräfte ringen,<br />
Wer selbst nicht weiter ist als Du,<br />
Der kann Dich auch nicht weiterbringen.“<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Konfuzius (0551 – 0479 v. Chr.)<br />
„Der Edle verlangt alles von sich selbst,<br />
der Unedle erwartet alles von den anderen.“<br />
Lama Govinda (1898 – 1985)<br />
„Teilnahme an den Leiden anderer lässt weniger Raum für eigenes Leiden<br />
und führt schliesslich dazu, dass wir über unser eigenes kleines Ich hinauswachsen.“<br />
Henry Miller (1891 - 1980)<br />
„Wir alle haben an der Schöpfung teil,<br />
wir alle sind Könige, Dichter, Musiker...<br />
Man braucht uns nur wie Lotosblumen zu öffnen,<br />
um zu entdecken, was in uns liegt.“<br />
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)<br />
„Sagt es niemand, nur den Weisen,<br />
Weil die Menge gleich verhöhnet.“<br />
Novalis (1772 - 1801)<br />
„Wo es ein Sein gibt, muss es auch ein Erkennen geben.“<br />
Rudolf Steiner (1861 – 1925)<br />
„Der Mensch ist in dem Augenblicke schon schwach,<br />
in dem er nach Gesetzen und Regeln sucht, nach denen er denken und handeln soll.<br />
Der Starke bestimmt die Art seines Denkens und Handelns<br />
aus seinem eigenen Werke heraus.“<br />
Sigrid Undset (1882 – 1949)<br />
„Nur Verlorenes bleibt uns ewig.“<br />
George Sand (1804 – 1876)<br />
„Ihr könnt Taten verfolgen, nicht aber Überzeugungen.<br />
Das Denken muss frei bleiben.“<br />
Sylvia Plath (1932 – 1963)<br />
„Masken sind heutzutage an der Tagesordnung, und das Mindeste, was ich tun kann,<br />
ist die Illusion zu pflegen, daß ich fröhlich, ausgeglichen und nicht ängstlich bin.“<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Sergio Bambaren (*1960)<br />
Aus „Der Traum des Leuchtturmwächters“<br />
„Wenn Du wirklich Erfolg haben willst, dann musst Du früher oder später auf trügerische<br />
Sicherheiten verzichten. Du musst zu Deinem Traum segeln und all die Risiken eingehen,<br />
die die Eroberung des wahren Glücks und die Entdeckung Deines wahren <strong>Selbst</strong> birgt.“<br />
Selma Lagerlöf (1858 – 1940)<br />
„Das grösste Glück ist, an sich selbst zu glauben.“<br />
Isolde Kurz (1853 – 1944)<br />
„Ich wollte mich selber erfüllen – bis zur letzten Möglichkeit.“<br />
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)<br />
„Der Schein, was ist er, dem das Wesen fehlt?<br />
Das Wesen, wär’ es, wenn es nicht erschiene?“<br />
Marie Luise Kaschnitz (1901 – 1974)<br />
„Leben heisst: Mit allen Sinnen Welt aufzunehmen....“<br />
Friedrich Nietzsche (1844 – 1900)<br />
Aus „Also sprach Zarathustra“:<br />
„Ihr sagt, ihr glaubt an Zarathustra? Aber was liegt an Zarathustra!<br />
Ihr seid meine Gläubigen: aber was liegt an allen Gläubigen!<br />
Ihr hattet Euch noch nicht gesucht: da fandet ihr mich.<br />
So tun alle Gläubigen; darum ist es so wenig mit allem Glauben.<br />
Nun heisse ich euch, mich verlieren und euch finden;<br />
und erst, wenn ihr mich alle verleugnet habt, will ich euch wiederkehren.“<br />
Caroline von Günderrode (1780 – 1806)<br />
„O, welche schwere Verdammnis,<br />
die angeschaffnen Flügel nicht bewegen zu können!“<br />
Friedrich von Schiller (1759 – 1805)<br />
„Die Sinne müssen immer nur blinde Briefträger sein<br />
und nicht wissen, was Phantasie und Natur miteinander abzukarten haben.“<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Friedrich Hölderlin (1770 – 1843)<br />
“Ein König ist der Mensch, wenn er träumt;<br />
ein Bettler, wenn er denkt.“<br />
Harriet Beecher-Stowe (1811 - 1896)<br />
„Frauen sollen jede Begabung nutzen,<br />
die ihnen von Gott und der Natur mitgegeben wurde.“<br />
Leo N. Tolstoi (1828 - 1910)<br />
„Wenn uns etwas aus dem gewohnten Geleise wirft,<br />
bilden wir uns ein, alles sei verloren,<br />
dabei fängt nur etwas Neues, Gutes an.“<br />
Antoine de Saint-Exupéry (1900 – 1944)<br />
„Menschsein bedeutet Verantwortung fühlen; sich schämen beim Anblick einer Not,<br />
auch wenn man offenbar keine Mitschuld an ihr hat, seinen Stein beitragen,<br />
im Bewusstsein, am Bau der Welt mitzuwirken.“<br />
Bettine von Arnim (1785 - 1859)<br />
„Ich selber zu bleiben, das sei meines Lebens Gewinn!“<br />
Sergio Bambaren (*1960)<br />
Aus „Der Traum des Leuchtturmwächters“:<br />
„Wer <strong>nichts</strong> riskiert, setzt alles aufs Spiel.“<br />
Friedrich von Schiller (1759 – 1805)<br />
„Rastlos vorwärts musst Du streben,<br />
Nie ermüdet stille stehn,<br />
Willst Du Vollendung sehn;<br />
Musst ins Breite Dich entfalten,<br />
Soll sich Dir die Welt gestalten,<br />
In die Tiefe musst Du steigen,<br />
Soll sich Dir das Wesen zeigen.<br />
Nur Beharrung führt zum Ziel,<br />
Nur die Fülle führt zur Klarheit,<br />
Und im Abgrund wohnt die Wahrheit.“<br />
Blaise Pascal (1623 – 1662)<br />
„Ich kann nur diejenigen billigen, die unter Seufzen suchen.“<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Paulo Coelho (*1947)<br />
„Das Paradies ist vielleicht nicht ein Ort,<br />
sondern der Zustand der Seele.“<br />
Antoine de Saint-Exupéry (1900 – 1944)<br />
Aus „Der Kleine Prinz“:<br />
„Man sieht nur mit dem Herzen gut.<br />
Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“<br />
Paulo Coelho (*1947)<br />
Aus „Veronika beschliesst zu sterben“:<br />
„Folge dem Weg Deines Herzens<br />
und dem Wunsch Deiner Augen.“<br />
Antoine de Saint-Exupéry (1900 – 1944)<br />
„Woher stamme ich?<br />
Ich stamme aus meiner Kindheit wie aus einem Land.“<br />
***<br />
Auszüge aus "Die Stadt in der Wüste":<br />
"Nur eine unzureichende Sprache lässt die Menschen sich entzweien;<br />
ihre Wünsche sind voneinander nicht verschieden."<br />
***<br />
"Den Frieden bauen, heisst von Gott erlangen,<br />
dass er seinen Hirtenmantel herleiht,<br />
damit er die Menschen in der ganzen Weite ihrer Wünsche umfange.<br />
Genauso wie die Mutter, die ihre Söhne liebt.<br />
Auch den, der schüchtern und zart ist.<br />
Und den, der vielleicht bucklig und schwächlich und unvollkommen ist.<br />
Aber sie alle in ihrer Verschiedenheit bewegen sein Herz.<br />
Und alle in der Verschiedenheit ihrer Liebe dienen seiner Herrlichkeit.<br />
[...] Es wäre zu leicht, Frieden zu stiften,<br />
wenn sie sich alle schon gleich wären."<br />
***<br />
"Wenn ich suche, habe ich gefunden,<br />
denn der Geist verlangt nur nach den Dingen, die er besitzt.<br />
Finden heisst sehen. Und wie sollte ich das suchen,<br />
was für mich noch keinen Sinn hat?<br />
Ich sagte dir schon, die Sehnsucht nach Liebe ist Liebe.<br />
Und keiner leidet unter dem Verlangen nach etwas,<br />
was er nicht begriffen hat."<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Paulo Coelho (*1947)<br />
Aus "Auf dem Jakobsweg":<br />
"Wir sehen immer den besseren Weg,<br />
doch beschreiten nur den, den wir gewohnt sind. [...]<br />
Wenn Du die Dinge anders als gewohnt machst, lässt Du zu,<br />
dass ein neuer Mensch in Dir wächst."<br />
William Blake (1757 - 1827)<br />
„Der Weg der Extreme führt zum Palast der Weisheit.“<br />
(Mir) unbekannter Verfasser<br />
„Das Alter hat <strong>nichts</strong> mit der Anzahl der Jahre zu tun.<br />
Es gibt Menschen, die alt geboren werden.“<br />
Paulo Coelho (*1947)<br />
„Tapfer ist, wer Angst hat und dennoch voranschreitet.<br />
Friedrich Hebbel (1818 – 1863)<br />
Aus „An den Tod“:<br />
„Oft noch berühre Du mich,<br />
Tod, wenn ich in mir zerrinne,<br />
bis ich mich wieder gewinne<br />
durch den Gedanken an Dich!“<br />
Henry David Thoreau (1817 – 1862)<br />
“Wenn wir uns von unseren Träumen leiten lassen,<br />
wird der Erfolg all unsere Erwartungen übertreffen.“<br />
Patrick Liszt (?)<br />
„Lebe Dein Leben mit Träumen,<br />
aber warte nicht auf ein Wunder,<br />
denn das Wunder bist Du!“<br />
Sergio Bambaren (*1960)<br />
Aus „Der Traum des Leuchtturmwächters“:<br />
„All die, die Fragen haben, sind nicht verloren.“<br />
***<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Gewöhne Dich nie an das Leben.<br />
Fange jeden Tag neu an.<br />
Das ist die einzige Möglichkeit,<br />
immer wieder Neues zu entdecken.“<br />
***<br />
„Wer ist der Gefangene?<br />
Derjenige, der selbst in Ketten liegt,<br />
oder derjenige, der seinen Traum in Ketten legt?“<br />
***<br />
„Wahre Träumer empfinden tief,<br />
trotzdem wollen sie sich vergnügen.<br />
Sie sind zufrieden und auch nicht.<br />
Sie sind reif, sehnen sich aber nach Wachstum.“<br />
***<br />
„Wie leicht verliert man sich im flatternden Schwarm der Möwen!<br />
Doch konzentriere Dich auf eine einzige.<br />
Beobachte sie aufmerksam,<br />
und dann stellst Du plötzlich fest,<br />
dass sie zwar mit dem Schwarm fliegt und gleitet,<br />
dass sie aber einzigartig ist.<br />
Das sollten wir auch sein.“<br />
***<br />
„Ich kann mir nicht aussuchen, was ich fühle,<br />
aber ich kann wählen, was ich tue.“<br />
***<br />
„Manchmal wird unsere Zukunft von dem bestimmt,<br />
was wir sind, so dass es dem, was wir wollen, entgegensteht.“<br />
Paulo Coelho (*1947)<br />
Aus "Auf dem Jakobsweg":<br />
“Alle sind wir auf der Suche nach Eros,<br />
und wenn Eros zu Philia werden will,<br />
empfinden wir die Liebe als unnütz. Ohne zu begreifen,<br />
dass Philia uns zu einer höheren Form der Liebe führen will, zu Agape.“<br />
(Eros: Geschlechtliche Liebe; Philia: Liebe aus Freundschaft;<br />
Agape: Die grosse Liebe, die alles und jeden,<br />
unabhängig von Eros & Philia, umfasst.)<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Thomas De Quincey (1785 – 1859)<br />
„Ein neues Problem zu entdecken ist genauso wichtig,<br />
wie die Lösung für ein altes zu finden.“<br />
Karlheinz Deschner (1914*)<br />
„Es gäbe wenig Gläubige auf der Welt,<br />
kennten sie ihre Glaubensgeschichte so gut<br />
wie ihr Glaubensbekenntnis.“<br />
Ludwig Feuerbach (1804 – 1872)<br />
„Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde.“<br />
Jorge Luis Borges (1899 – 1986)<br />
„Ich betrachte mich vor allem als Leser.<br />
Wie Sie wissen, habe ich mich ans Schreiben gewagt; aber ich glaube,<br />
das, was ich gelesen habe, ist viel wichtiger als das, was ich geschrieben habe.<br />
Denn man liest das, was man mag – aber man schreibt nicht, was man schreiben möchte,<br />
sondern was man zu schreiben fähig ist.“<br />
***<br />
„Ich habe mit einer Idee gespielt – der Vorstellung,<br />
dass das Leben eines Menschen zwar aus Abertausenden von Momenten<br />
und Tagen besteht, dass aber diese vielen Augenblicke und diese vielen Tage<br />
auf einen einzigen Punkt reduziert werden können:<br />
den Moment, da ein Mensch begreift, wer er ist,<br />
da er sich von Angesicht zu Angesicht sieht.“<br />
Hermann Hesse (1877 – 1962)<br />
Dunkelste Stunden<br />
„Das sind die Stunden, die wir nicht begreifen!<br />
Sie beugen uns in Todestiefen nieder<br />
Und löschen aus, was wir im Trost gewusst,<br />
Sie reissen uns geheimgehaltene Lieder<br />
Mit blutend wunden Wurzeln aus der Brust.<br />
Und doch sind das die Stunden, deren Last<br />
Uns Stille lehrt und innerlichste Rast<br />
Und die zu Weisen uns und Dichtern reifen.“<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Schicksalstage<br />
„Wenn die trüben Tage grauen,<br />
Kalt und feindlich blickt die Welt,<br />
Findet scheu sich dein Vertrauen<br />
Ganz auf Dich allein gestellt.<br />
Aber in dich selbst verwiesen<br />
Aus der alten Freuden Land,<br />
Siehst du neuen Paradiesen<br />
Deinen Glauben zugewandt.<br />
Als dein Eigenstes erkennst du,<br />
Was dir fremd und feind erschien,<br />
Und mit neuen Namen nennst du<br />
Dein Geschick und nimmst es hin.<br />
Was dich zu erdrücken drohte,<br />
Zeigt sich freundlich, atmet Geist,<br />
Ist ein Führer, ist ein Bote,<br />
Der dich hoch und höher weist.“<br />
Paulo Coelho (*1947)<br />
Aus „Elf Minuten“:<br />
„Ich habe die Wahl, entweder ein Opfer der Welt zu sein<br />
oder eine Abenteuerin auf der Suche nach ihrem Schatz.<br />
Es ist alles nur eine Frage, wie ich mein Leben angehe.“<br />
***<br />
Freiheit gibt es nur dort, wo Liebe ist.<br />
Wer sich vollkommen hingibt, wer sich frei fühlt, liebt am meisten.<br />
Und wer am meisten liebt, der fühlt sich frei.“<br />
***<br />
„Alle Sprachen der Welt kennen dieses Sprichwort: Aus den Augen aus dem Sinn.<br />
Nichts ist weniger wahr: Je weiter weg etwas ist, desto grösser ist die Sehnsucht,<br />
desto stärker die Gefühle, die wir zu unterdrücken und zu vergessen versuchen. [...]<br />
Das, was wir nicht sehen, bleibt dem Herzen nahe.“<br />
Aus „Am Ufer des Rio Piedra sass ich und weinte“:<br />
„Der Weise ist nur deshalb weise, weil er liebt.<br />
Und der ist ein Narr der glaubt, er verstünde die Liebe.<br />
[...] Wer liebt muss sich verlieren und sich wiederfinden können.“<br />
***<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Wenn die Wände einstürzen, überschwemmt die Liebe alles.<br />
Dann kommt es nicht mehr darauf an, ob etwas möglich oder unmöglich ist,<br />
dann geht es nicht mehr darum, ob wir den geliebten Menschen<br />
an unserer Seite halten können – lieben heisst, die Kontrolle verlieren.“<br />
***<br />
„Ein neuer Schuh ist unbequem. Mit dem Leben ist es nicht anders:<br />
Es packt uns unversehens und zwingt uns, unsere Schritte ins Unbekannte zu lenken,<br />
immer dann, wenn wir es nicht wollen, wenn wir es nicht brauchen können.“<br />
***<br />
„Man muss die Liebe suchen, wo auch immer sie sich befindet, selbst wenn dies bedeutet,<br />
dass wir Stunden, Tage, Wochen voller Enttäuschung und Traurigkeit durchleben müssen.<br />
Denn in dem Augenblick, wo wir uns auf die Suche nach der Liebe machen,<br />
macht auch sie sich auf, uns zu finden. Und rettet uns.“<br />
***<br />
„Veränderungen schaffen Märtyrer. Bevor die Menschen ihren Träumen folgen können,<br />
müssen andere sich opfern. Sie nehmen es auf sich, lächerlich gemacht, verfolgt,<br />
in Misskredit gebracht zu werden.“<br />
***<br />
„Die meisten Menschen sind wie die Berge. Die Berge sind schön. Wer vor ihnen steht,<br />
kann nicht umhin, an die Grösse der Schöpfung zu denken. Sie sind lebende Beweise für<br />
die Liebe, die Gott für uns empfindet, doch die Bestimmung dieser Berge ist es,<br />
nur Zeugnis für diese Liebe abzulegen. Sie sind nicht wie die Flüsse, die sich bewegen<br />
und die Landschaft verändern. Das Schicksal der Berge ist ein hartes Schicksal,<br />
weil sie gezwungen sind, immer dieselbe Landschaft anzuschauen.“<br />
***<br />
„Man muss Risiken eingehen. Wir können das Wunder des Lebens nur richtig verstehen,<br />
wenn wir zulassen, dass das Unerwartete geschieht.<br />
Jeden Tag lässt Gott die Sonne aufgehen und schenkt uns jeden Tag einen Augenblick,<br />
in dem es möglich ist, alles das zu ändern, was uns unglücklich macht.<br />
Tag für Tag übergehen wir diesen Augenblick geflissentlich,<br />
als wäre das Heute wie gestern und das Morgen auch nicht anders.<br />
Aber derjenige, der seinen Tag bewusst lebt, nimmt den magischen Augenblick wahr.<br />
Er kann in dem Moment verborgen sein, in dem wir morgens den Schlüssel ins<br />
Schlüsselloch stecken, im Augenblick des Schweigens nach dem Abendessen,<br />
in den Tausenden von Dingen, die uns alle gleich anmuten. Diesen Augenblick gibt es –<br />
den Augenblick, in dem alle Kraft der Sterne uns durchdringt<br />
und uns Wunder vollbringen lässt. [...]<br />
Der magische Augenblick eines Tages hilft uns, etwas zu verändern, lässt uns aufbrechen,<br />
um unsere Träume zu verwirklichen. Wir werden leiden, werden schwierige Momente<br />
durchmachen, werden viele Enttäuschungen erleben – doch all dies geht vorüber...<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
Wenn wir auf das Kind hören, das wir in der Seele tragen,<br />
werden unsere Augen wieder leuchten.<br />
Wenn wir den Kontakt zu diesem Kind nicht verlieren,<br />
verlieren wir auch nicht den Kontakt zum Leben.“<br />
Paulo Coelho (*1947)<br />
Aus "Der Fünfte Berg":<br />
„Wie die Bäche und die Pflanzen brauchen auch die Seelen eine Art von Regen:<br />
die Hoffnung, den Glauben, einen Grund zu leben. Wenn es dies nicht mehr gibt,<br />
dann stirbt alles in dieser Seele, obwohl der Körper weiterhin lebt.<br />
Und die Leute können sagen: Hier in diesem Körper wohnte einmal ein Mensch.“<br />
***<br />
„Niemand darf aus den Augen verlieren, was er wirklich will.<br />
<strong>Selbst</strong> wenn er manchmal glaubt, die Welt und die anderen seien stärker.<br />
Das Geheimnis ist, nicht aufzugeben.“<br />
***<br />
„Jeder Mensch hat das Recht, an seiner Aufgabe zu zweifeln<br />
und sie hin und wieder aufzugeben;<br />
was er allerdings nicht tun darf, ist, sie zu vergessen.<br />
Wer nicht an sich selbst zweifelt, ist unwürdig,<br />
weil er seiner Fähigkeit blind vertraut und sich aus Stolz versündigt.<br />
Gesegnet sei der, der Augenblicke der Unentschlossenheit durchlebt.“<br />
***<br />
„Ein Kind kann einem Erwachsenen immer drei Dinge lehren:<br />
Grundlos fröhlich zu sein, immer mit irgend etwas beschäftigt zu sein<br />
und nachdrücklich das zu fordern, was es will.“<br />
***<br />
„Wenn Ihr eine Vergangenheit habt, die Euch nicht befriedigt, dann vergesst sie jetzt.<br />
Erfindet eine neue Geschichte für Euer Leben und glaubt daran.<br />
Konzentriert Euch nur auf die Augenblicke,<br />
in denen Ihr erreicht habt, was Ihr wolltet – und dann wird diese Kraft Euch helfen,<br />
zu erreichen, was Ihr Euch wünscht.“<br />
***<br />
„Das Unabwendbare geschieht immer.<br />
Man braucht Disziplin und Geduld, um es zu überwinden. [...]<br />
Es gibt keine Tragödie, es gibt nur das Unabwendbare. Alles hat seinen Grund.<br />
Es gibt nur einen Gegensatz: Vergänglich oder ewig.<br />
Vergänglich ist das Unabwendbare, ewig sind die Lehren, die man aus ihm zieht.“<br />
***<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Liebe ist die Freiheit, zu fühlen, was das Herz begehrt,<br />
egal was andere davon halten mögen.“<br />
Aus „Der Dämon und Fräulein Prym“:<br />
„Auch Gott hat eine Hölle: Es ist seine Liebe zu den Menschen.“<br />
***<br />
„Die Geschichte eines Menschen ist die Geschichte der ganzen Menschheit.“<br />
***<br />
„Es ist immer einfacher, an die eigene Güte zu glauben, als den anderen die Stirn zu bieten<br />
und für die eigenen Rechte zu kämpfen. Es ist immer einfacher, eine Beleidigung<br />
stillschweigend hinzunehmen, als den Mut aufzubringen, gegen jemand Stärkeren zu<br />
kämpfen. Wir können noch so sehr so tun, als ob der Stein, der auf uns geworfen wurde,<br />
uns nicht getroffen hätte – nachts im stillen Kämmerlein, wenn unsere Bettgefährten<br />
schlafen, weinen wir dann über unsere Feigheit.“<br />
Aus „Der Alchimist“:<br />
„Welches ist denn die grösste Lüge der Welt? fragte der Jüngling überrascht.<br />
Es ist diese: In einem bestimmten Moment unserer Existenz verlieren wir die Macht<br />
über unser Leben, und es wird dann vom Schicksal gelenkt.<br />
Das ist die grösste Lüge der Welt!“<br />
***<br />
„Jeder Moment des Suchens ist ein Moment der Begegnung.<br />
Während ich meinen Schatz suchte, waren alle Tage erfreulich, denn ich wusste,<br />
dass mich jede Stunde meinem Traum näher brachte. Während ich meinen Schatz suchte,<br />
entdeckte ich Dinge auf meinem Weg, von denen ich nie geträumt hätte,<br />
wenn ich nicht den Mut gehabt hätte, Dinge zu versuchen,<br />
die Hirten sonst versagt bleiben.“<br />
***<br />
„Immer, bevor ein Traum in Erfüllung geht, prüft die Weltenseele all das,<br />
was auf dem Weg gelernt wurde. Sie macht das nicht etwa aus Bosheit,<br />
sondern damit wir gemeinsam mit unserem Traum auch die Lektionen in Besitz nehmen,<br />
die wir auf dem Pfad dorthin gelernt haben. Das ist der Moment, wo die meisten aufgeben.<br />
In der Sprache der Wüste nennen wir das<br />
verdursten, wenn schon die Palmen am Horizont sichtbar werden.<br />
Eine Suche beginnt immer mit dem Anfängerglück.<br />
Und sie endet immer mit der Prüfung des Eroberers.“<br />
***<br />
„Je näher man an seinen Traum herankommt,<br />
um so mehr wird der persönliche Lebensweg zum eigentlichen Lebensziel.“<br />
13/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„Die Augen zeigen die Kraft der Seele an.“<br />
Paulo Coelho (*1947)<br />
Die Quintessenz seiner Literatur:<br />
„Ich war immer der Meinung, dass sich die tiefgreifenden Veränderungen nicht nur im<br />
Leben eines Menschen, sondern auch in der Gesellschaft in sehr kurzen Zeiträumen<br />
vollziehen. Wenn wir es am wenigsten erwarten, stellt uns das Leben vor eine<br />
Herausforderung, um unseren Mut und unseren Willen zur Veränderung auf die Probe zu<br />
stellen. Dann nützt es wenig, so zu tun, als wäre <strong>nichts</strong>, oder sich damit zu entschuldigen,<br />
dass wir nicht bereit seien.“<br />
Aus dem Thalmud (jüdische Glaubensschrift):<br />
„Wer nur ein einziges Leben rettet,<br />
rettet die ganze Welt.“<br />
Hermann Hesse (1877 – 1962)<br />
Oft ist das Leben<br />
„Oft ist das Leben lauter Licht<br />
Und funkelt freudefarben<br />
Und lacht und fragt nach denen nicht,<br />
Die litten, die verdarben.<br />
Doch immer ist mein Herz bei denen,<br />
Die Leid verhehlen<br />
Und sich am Abend voller Sehnen<br />
Zu weinen in die Kammer stehlen.<br />
So viele Menschen weiss ich,<br />
Die irren leidbeklommen,<br />
All ihre Seelen heiss ich<br />
Mir Brüder und willkommen.<br />
Gebückt auf nasse Hände<br />
Weiss ich sie abends weinen,<br />
Sie sehen dunkle Wände<br />
Und keine Lichter scheinen.<br />
Doch tragen sie verborgen,<br />
Verirrt, und wissen’s nicht,<br />
Durch Finsternis und Sorgen<br />
Der Liebe süsses Licht.“<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Leo N. Tolstoi (1828 - 1910)<br />
„Weder vom Hunger, noch von der Liebe,<br />
nicht von der Bösartigkeit,<br />
einzig von der Angst<br />
kommt alles Leiden in die Welt.<br />
Brauchte man keine Angst zu haben,<br />
wie schön wäre die Welt!“<br />
Aus Josef Rattners<br />
„Menschenkenntnis durch Charakterkunde“:<br />
Das Problem der existentiellen Angst<br />
„Da der Mensch zwischen Möglichkeiten wählen muss und nie all seine Möglichkeiten<br />
ausschöpfen kann, bleibt er der Welt und den Mitmenschen vieles schuldig. So ist die<br />
Entscheidung zu einer stringenten Lebensführung immer auch mit Angst verbunden. Die<br />
Sorge um das eigene Ich und die Welt, verbunden mit der Sorge um die Humanisierung<br />
der Mitwelt, führt zum eigentlichen <strong>Selbst</strong>sein. Dieses <strong>Selbst</strong>sein ist aber das dem<br />
Menschen zukommende Lebensziel, das ohne Angst nicht zu erreichen ist. Es gelingt in<br />
dem Masse, wie der Mensch lernt, sein Leben in konkreten Utopien zu leben. Der<br />
ängstliche Mensch stellt kompensatorisch masslose Wünsche an die Zukunft, die im<br />
Missverhältnis zu seiner meist kläglichen Vergangenheit stehen. Derjenige hingegen, der<br />
den Mut zum <strong>Selbst</strong>sein aufbringt, kann die ihm begegnende existentielle Angst ertragen<br />
und sich durch Entschlossenheit selbst verwirklichen. Loslösung von Traditionen,<br />
vergangener und vergänglicher Geborgenheit bedeutet nicht nur angsterfülltes<br />
Getrenntsein von den Mitmenschen, sondern auch eine Chance der aktiven Meisterung des<br />
Lebens durch wachsendes Ich-selbst-Sein, durch echte <strong>Selbst</strong>verwirklichung.“<br />
Friedrich Nietzsche (1844 – 1900)<br />
über den Prozess der Verdrängung:<br />
„Das habe ich getan, sagt mein Gedächtnis.<br />
Das kann ich nicht getan haben –<br />
sagt mein Stolz und bleibt unerbittlich.<br />
Endlich – gibt das Gedächtnis nach.“<br />
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)<br />
Aus dem „West-Östlichen Divan“:<br />
„Lange hab’ ich mich gesträubt,<br />
Endlich gab ich nach:<br />
Wenn das alte Ich zerstäubt,<br />
Wird das neue wach.<br />
Und solang du das nicht hast,<br />
Dieses: Stirb und werde!<br />
Bist du nur ein trüber Gast<br />
Auf der dunklen Erde.“<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Leonardo da Vinci (1452 – 1519)<br />
„Jede grosse Liebe ist die Tochter einer grossen Erkenntnis.“<br />
Nicolai Hartmann (1882 – 1950)<br />
„Alle Erfüllung und alles Hochgefühl der Erfüllung<br />
beruht schon auf der durchdringenden Erkenntniskraft des liebenden Blicks.“<br />
Paracelsus (1493 – 1541)<br />
„Der, der <strong>nichts</strong> weiss, liebt <strong>nichts</strong>. Der, der <strong>nichts</strong> kann, versteht <strong>nichts</strong>.<br />
Der, der <strong>nichts</strong> versteht, ist wertlos. Nicht aber der, der versteht, liebt, erkennt und sieht.<br />
Je mehr Wissen mit einer Sache verbunden ist, desto grösser ist die Liebe.“<br />
Aus Josef Rattners<br />
„Menschenkenntnis durch Charakterkunde“:<br />
Phänomenologie der Liebe<br />
„Liebe als eminent positives Fühlen will sich dem geliebten Objekt annähern und sich mit<br />
ihm vereinigen. Das ist das Strebenselement in der Liebe: sie ist die Kraft, die uns auf<br />
andere hinbewegt und Schranken zwischen ihnen und uns überwindet. [...]<br />
Man lernt <strong>nichts</strong> kennen als wenn man liebt, und je tiefer und vollständiger die Kenntnis<br />
werden soll, desto stärker, kräftiger und lebendiger muss die Liebe, ja Leidenschaft sein.<br />
[...] Ein dumpf vor sich hin lebender Mensch, der wenig achtet und liebt, kann weder in<br />
den Künsten noch in den Wissenschaften vom Menschen brauchbare Arbeit leisten. [...]<br />
Auch hat die reale Liebe stets mit dem Widerstand der stumpfen Welt zu kämpfen; wie will<br />
sie den bezwingen, wenn sie nicht willentlich gegen Hemmnisse aller Art zu arbeiten bereit<br />
ist? [...] Die Liebe ist ein Gefühlsakt, an welchem in erster Linie eine warme, jasagende<br />
Teilnahme an einem anderen Sein um seiner selbst willen festgestellt werden kann.<br />
Gedanken und Gefühle zielen im positiven Sinne auf das Geliebte:<br />
sogar der Körper richtet sich ständig darauf aus. [...]<br />
Wer liebt, bereichert die faktische Welt durch symbolische Beziehungen. Sie wird für ihn<br />
schöner, heller und weiträumiger, als dies im lieblosen Zustand der Fall ist. Vielleicht<br />
entsteht Welt überhaupt erst durch Liebenkönnen, und wo die Liebe versiegt, befindet sich<br />
das betroffene Individuum in einem weltlosen Zustand. [...] Liebe ist Treue zu sich selbst<br />
und gleichwohl auch grösstmögliche Hingabe: In der Liebe ereignet sich das Paradox, dass<br />
zwei Wesen eins werden und doch zwei bleiben. [...] Der wahrhaft Liebende gibt nicht<br />
allein – ja nicht einmal übertrieben – materielle Dinge, sondern von seiner Freude, von<br />
seinem Interesse, von seinem Verständnis, von seinem Wissen, von seinem Humor und<br />
von seiner Traurigkeit – kurz, von allem, was in ihm lebendig ist. Und dadurch, dass er von<br />
seinem Leben gibt, bereichert er den anderen, steigert das Lebensgefühl des anderen in der<br />
Steigerung des eigenen Lebensgefühls. [...] In der wahrhaften Liebe sind die vier<br />
charakterlichen Grundtendenzen zu beobachten: Fürsorge, Verantwortlichkeit, Respekt<br />
und Wissen. Leidenschaft allein ist nur bodenlos. Es sei denn, sie ist in den genannten<br />
Merkmalen seelischer Reife verankert. [...] <strong>Selbst</strong>liebe und <strong>Selbst</strong>bejahung müssen sich auf<br />
alle Gegebenheiten unseres Seins erstrecken, ansonsten wird man vergeblich nach der<br />
Liebe des Menschen zum Menschen rufen.“<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Die Fragen der Liebe:<br />
„Bist Du der Mensch, der meine <strong>Selbst</strong>entfaltung unterstützen kann?<br />
Bist Du in der Lage, meinen Leib und damit mein tieferes <strong>Selbst</strong> zum Erblühen zu bringen?<br />
Kannst Du mich aus meiner inneren Einsamkeit erlösen?<br />
Aristoteles (384 – 322 v. Chr.)<br />
„Jemand, der sich selbst liebt, verweilt gerne bei sich.<br />
Er flüchtet nicht vor sich, und gerade das befähigt ihn, auch beim Du zu verweilen.<br />
Wer nicht bei und in sich selbst zu Hause ist,<br />
kann auch beim anderen keine Heimat finden.“<br />
Immanuel Kant (1724 – 1804)<br />
„Die Liebe ist eine Beziehung zweier Menschen, die sich darauf einstellen,<br />
durch physische und psychische Annährung bis zur oft wiederholten restlosen<br />
Einswerdung ein Gefühl für die eigene Kontinuität und <strong>Selbst</strong>werdung zu bekommen.“<br />
Paulo Coelho (*1947)<br />
„Die Angst davor, Fehler zu machen, ist die Tür,<br />
die uns den Weg aus der Burg der Mittelmässigkeit versperrt.<br />
Gelingt es uns, die Angst zu überwinden,<br />
tun wir damit einen entscheidenden Schritt auf dem Weg in die Freiheit.<br />
Denn aus Angst, an Grösse zu verlieren, wachsen wir nicht.<br />
Aus Angst davor zu weinen, hören wir auf zu lachen.“<br />
***<br />
„Liebe ist nicht Geben oder Nehmen. Liebe bedeutet Teilnahme.“<br />
***<br />
„Gottes Handeln ist das Echo unserer Taten.“<br />
***<br />
„Was die anderen denken könnten, ist gleichgültig.<br />
Sie denken sich ohnehin, was sie wollen.<br />
Bleib gelassen. Lass das Universum um Dich kreisen.<br />
Geniesse es, über Dich selbst überrascht zu sein.“<br />
***<br />
„Wenn Du Deine Grenzen leugnest, wirst Du sie nie überwinden.“<br />
***<br />
„Anstatt die Stellen zu verfluchen, an denen wir stürzen,<br />
sollten wir versuchen herauszufinden, was uns zu Fall gebracht hat.“<br />
***<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Über das Schreiben:<br />
„Ein Stück Papier und ein Kugelschreiber können Wunder bewirken – Schmerzen heilen,<br />
Träume in Erfüllung gehen lassen, verlorene Hoffnung wiederbringen. Im Wort liegt Kraft.<br />
***<br />
„Von allen zerstörerischen Waffen, die der Mensch erfunden hat,<br />
ist die schlimmste – und die feigste – das Wort.<br />
Finde heraus, ob Du diese Waffe gegen andere benutzt.<br />
Finde heraus, ob andere diese Waffe gegen Dich benutzen.<br />
Und lasse weder das eine noch das andere zu.“<br />
Gabrielle Réjane (1857 – 1920)<br />
„Ich verstehe nur, was ich fühle,<br />
und ich fühle nur, was ich auch verstehe.“<br />
Pablo Neruda (1904 – 1973)<br />
über die Inspiration des Dichters:<br />
„Und zu dieser Zeit<br />
kam die Poesie zu mir.<br />
Ich weiss nicht, woher sie kam,<br />
ob vom Winter oder einem Fluss,<br />
ich weiss nicht wie oder wann.<br />
Nein, es waren keine Stimmen,<br />
es waren weder Worte noch Schweigen.<br />
Aber von einer Strasse wurde ich gerufen,<br />
von den Zweigen der Nacht,<br />
abrupt von den anderen.<br />
Unter wilden Feuern<br />
oder allein zurückkehrend,<br />
war ich dort,<br />
ohne Gesicht,<br />
und sie berührte mich.“<br />
Anne Frank (1929 – 1945)<br />
„Ich denke nicht an all das Elend,<br />
sondern an die Schönheit, die bleibt.“<br />
Marilyn Voss Savant (US-Parade Magazine)<br />
„Feeling ist what you get for thinking the way you do!“<br />
(„Das Gefühl ist das, was Du bekommst, für die Art, in der Du denkst.”)<br />
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Diana Vreeland:<br />
„Stil bedeutet, sich selbst zu erfinden.“<br />
(Chefin der Modezeitschrift „Harper’s Bazaar“)<br />
Aus einem Fado-Gesang (trad. in Portugal):<br />
„Ich fürchte, dass unsere Augen grösser sind, als unsere Mägen<br />
und unsere Neugierde grösser als unsere Fassungskraft.<br />
Wir greifen nach allem, aber fassen nur den Wind.“<br />
Mark Twain (1835 – 1919)<br />
„Ein Mensch, der keine guten Bücher liest,<br />
ist in keinerlei Vorteil gegenüber denen,<br />
die sie nicht lesen können.“<br />
***<br />
„Jeder mit einer neuen Idee ist ein Spinner,<br />
bis die Idee Erfolg hat.“<br />
***<br />
„Halte Dich fern von Menschen, die versuchen,<br />
Deine Fähigkeiten nichtig erscheinen zu lassen.<br />
Kleine Menschen tun das immer,<br />
doch die wirklich Grossen geben Dir das Gefühl,<br />
ebenso gross werden zu können.“<br />
Jaroslaw Osiak<br />
„Angst ist etwas, das einem am sonnigsten Tag die Schatten zeigt.“<br />
Galileo Galilei (1564 – 1642)<br />
„Wir bringen das Neue nicht, um die Geister zu verwirren, sondern um sie aufzuklären,<br />
nicht um die Wissenschaft zu zerstören sondern um sie wahrhaft zu begründen.<br />
Unsere Gegner aber nennen, was sie nicht widerlegen können, falsch und ketzerisch,<br />
indem sie sich aus erheucheltem Religionseifer einen Schild machen<br />
und die Heilige Schrift zur Dienerin ihrer Absichten erniedrigen.“<br />
José Ortega y Gasset (1883 – 1953)<br />
„Überraschung und Verwunderung sind der Anfang des Begreifens.“<br />
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Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)<br />
„Willst Du immer weiter schweifen?<br />
Sieh, das Gute liegt so nah!<br />
Lerne nur das Glück ergreifen,<br />
denn das Glück ist immer da!“<br />
Stefan Zweig (1881 – 1941)<br />
aus der Erzählung „Phantastische Nacht“:<br />
„Ich glaube, dass nur der wahrhaft lebt,<br />
der sein Schicksal als ein Geheimnis liebt.“<br />
***<br />
„Wer einmal sich selbst gefunden, kann <strong>nichts</strong> auf dieser Welt mehr verlieren.<br />
Und wer einmal den Menschen in sich begriffen, er begreift alle Menschen.“<br />
***<br />
aus der Erzählung „Untergang eines Herzens“:<br />
„Zu entscheidender Erschütterung eines Herzens bedarf das Schicksal nicht immer<br />
wuchtigen Ausholens und schroff vorstossender Gewalt; gerade aus flüchtiger Ursache<br />
Vernichtung zu entfalten, reizt seine unbändige Bildnerlust. Wir nennen dies erste leise<br />
Berühren in unserer dumpfen Menschensprache Anlass und vergleichen erstaunt sein<br />
winziges Mass mit der oft mächtig fortwirkenden Gewalt; aber so wenig eine Krankheit mit<br />
ihrem Kenntlichwerden, so wenig beginnt das Schicksal eines Menschen erst, sobald es<br />
sichtbar und Geschehnis wird. Immer, im Geist und im Blute, waltet das Schicksal längst<br />
innen, eh es von aussen die Seele berührt. Sich-Erkennen ist schon Sich-Wehren,<br />
und ein vergebliches zumeist.“<br />
SCHULD & UNSCHULD DER LIIEBE<br />
******************************************************************************<br />
((Teexxtt: : Saaneel laa Taadi icc))<br />
Das Herz ist ungeduldig. Es kann nicht warten. Diese Unruhe in den Herzen der Menschen<br />
ist nur in ihrer Wirkung mit allen anderen verwandt, nicht aber in ihrer Ursache, die für<br />
das menschliche Schicksal bestimmend ist. Es gibt diese – mit dem Innersten verwachsene<br />
– Ungeduld, die für jegliche Erschwernisse keine Ausdauer aufzubringen vermag und für<br />
die jede Aufopferung eine Zeit schindende Qual bedeutet, nicht Wunsch und nicht Streben<br />
ist, und die keine lohnende Bedeutung hat. Eine gewisse (unzählige) Sorte Menschen ist<br />
der Meinung, man müsse das Leben geniessen und alles Erschwerende von sich abwehren<br />
und vordergründig auf sein eigenes Wohl bedacht sein. Man muss sogleich<br />
selbstversorgend zugreifen, wenn das Leben einem Privilegien bietet. Sie sind zu<br />
ungeduldig, um jedes wichtige Glied in der notwendigen Gedankenkette durchzudenken,<br />
was dem Leben eigentlich den Genuss verleiht. Denn Leben ist Lernen. Man lernt durch<br />
Erfahrung, und man lernt, indem man im Einklang mit dem Gewissen (mit)denkend und<br />
(mit)fühlend handelt. Ein Mensch, der eine Geschichte in einem Bühnenstück beobachtet,<br />
ohne dabei die Figuren zu kennen und ihre Hintergründe zu wissen, ja sie nicht wissen zu<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
wollen, erfährt keine Geschichte, sieht nicht dem Leben zu, sondern nimmt nur<br />
silhouettierte Gestalten und Bewegungen wahr, deren Ursprung, Sinn und Ziel er nicht<br />
erfassen kann. Ein Mensch, der so lebt und atmet, ist ohne zu sein. Er hält sich am Leben,<br />
ohne sein ganzes <strong>Selbst</strong> dabei zu nutzen und anderen nützlich zu sein. Das Versäumnis des<br />
Letzteren ist in Wahrheit Zeitverschwendung – Lebenverschwendung. Und das alles aus<br />
einer Ungeduld, der das Richtige aus oberflächlicher Hast und Bequemlichkeit nie<br />
eingetroffen ist. Menschen, die Tiefe abwehren, es ablehnen, sich für irgendetwas oder<br />
irgendjemanden zu investieren, schwimmen unverbraucht und sinnlos im Menschenmeer.<br />
Dann gibt es noch die andere Ungeduld... das Nicht-Abwarten-Können, die Erfahrungen<br />
zu machen, die andere versäumen. An diesen geduldlosen Menschen zehrt die Unruhe und<br />
gerade die Geduld ist dann ihre Aufopferung. Dies ist ihr Leiden aus Ungeduld, das sie zu<br />
grossen Leistungen befähigt, weil sie in ihren Zielen voranschreiten wollen, weiterkommen<br />
– ankommen müssen. Enttäuschung trotz ihres schier übermenschlichen Krafteinsatzes<br />
kann sie zerstören... Diese zwei gleichen doch im Ausleben verschiedene Eigenschaften des<br />
Herzens sind der Brennpunkt eines Romans über die aus dieser und jener Ungeduld<br />
quellenden Schuld und Unschuld der Liebe.<br />
Buchbeschreibung des Verlags (Fischer):<br />
STEFAN ZWEIGS Roman UNGEDULLD DESS HERZZENSS aus dem Jahre 1939 handelt von dem jungen<br />
Leutnant Hofmiller, der im Sommer 1914 in einer ungarischen Kleinstadt durch puren Zufall mit<br />
schweren fremden Schicksalen in Berührung kommt. Dies führt dazu, dass ihm die gelähmte Edith<br />
ihre leidenschaftliche Liebe entgegenbringt, die er nur halben Herzens erwidert, aber das<br />
Hochgefühl ihrer Zuneigung, die Bitten des Vaters und das Zureden des Arztes Dr. Condor, der sich<br />
von Hofmillers Einfluss heilende Wirkung verspricht, bestimmen ihn am Ende, sich mit dem<br />
Mädchen zu verloben. Er tut es aus Mitleid, das eigentlich Ungeduld des Herzens ist. Das wird<br />
deutlich, als er sich dem Geraune der hechelnden Kameraden stellen müsste, in deren Augen sich<br />
der Tatbestand als für Hofmiller entehrend spiegelt: Er heiratet eine Jüdin, einen Krüppel, bloss<br />
um des Geldes willen. In einem Anfall von Feigheit lässt er sich hinreissen, seine Verlobung<br />
öffentlich abzuleugnen. Den sittlichen Zusammenbruch, den dies für ihn bedeutet, will er durch<br />
<strong>Selbst</strong>mord sühnen, doch das Eingreifen eines Vorgesetzten erwirkt stattdessen seine Versetzung.<br />
Zwar will er, durch seelische Erschütterung geläutert, die Bindung an Edith erneuern, doch kommt<br />
ihm der Freitod der Freundin zuvor...<br />
Die nachfolgenden Zeilen sind aus diesem grossen Roman STEFAN ZWEIGS zitiert, das von<br />
einer, nein, eigentlich mehreren Lebens- und Liebesgeschichten erzählt. Zweig (1881 –<br />
1942) schrieb nur zwei Romane. Er verfasste vor allem Novellen (kurze Erzählungen),<br />
grosse Biografien und Gedichte. „Ungeduld des Herzens“ ist der einzige Roman, der zu<br />
seinen Lebzeiten erschien und ein grosser Verkaufserfolg wurde. Sein erster Roman<br />
„Rausch der Verwandlung“ erschien 40 Jahre nach seinem Tod aus dem Nachlass.<br />
Inmitten der Wirren des Zweiten Weltkrieges flüchtete Zweig damals aus Salzburg zuletzt<br />
ins Exil nach Brasilien, wo er 1942 enttäuscht von der Menschheit und mit schweren<br />
Depressionen zusammen mit seiner Frau <strong>Selbst</strong>mord beging. Diese Auswegmöglichkeit<br />
schildert auch sein erster Roman „Rausch der Verwandlung“, der 10 Jahre vor dem Freitod<br />
„aus freiem Willen und mit klaren Sinnen“ entstand.<br />
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STEFAN ZWEIG – Aus dem Roman „Ungeduld des Herzens“, 1939:<br />
„Es gibt eben zweierlei Mitleid. Das eine, das schwachmütige und sentimentale, das<br />
eigentlich nur Ungeduld des Herzens ist, sich möglichst schnell freizumachen von der<br />
peinlichen Ergriffenheit vor einem fremden Unglück, jenes Mitleid, das gar nicht Mit-<br />
Leiden ist, sondern nur instinktive Abwehr des fremden Leidens von der eigenen Seele.<br />
Und das andere, das einzig zählt – das unsentimentale, aber schöpferische Mitleid, das<br />
weiss, was es will, und entschlossen ist, geduldig und mitduldend alles durchzustehen bis<br />
zum Letzten seiner Kraft und noch über dies Letzte hinaus.<br />
Nur wenn man zum Ende geht, bis zum äussersten bitteren Ende,<br />
nur wenn man die grosse Geduld hat, kann man Menschen helfen.<br />
Nur wenn man sich selber aufopfert dabei, nur dann!“<br />
***<br />
„Einzig das Unmessbare, das Unfassbare erschreckt uns,<br />
alles Begrenzte dagegen, alles Bestimmte fordert zur Probe heraus<br />
und wird zum Mass unserer Kraft.“<br />
***<br />
„Immer geht ja von körperlicher Leistung das <strong>Selbst</strong>gefühl ins Seelische über.“<br />
***<br />
„Jede Form der (menschlichen) Gebundenheit bindet die eigentlichen Kräfte der Seele<br />
und das wahre Mass eines Menschen tritt erst in seiner Unbefangenheit zutage.“<br />
***<br />
„Immer erst, sobald man weiss, dass man auch andern etwas ist,<br />
fühlt man Sinn und Sendung der eigenen Existenz.“<br />
***<br />
„Immer wachsen einer ersten Erkenntnis im Menschlichen andere geheimnisvoll zu,<br />
und wem nur einmal die Fähigkeit zuteil ward,<br />
eine einzige Form irdischen Leidens wahrhaft mitzufühlen,<br />
der versteht durch diese magische Belehrung alle Formen,<br />
auch die fremdartigsten und scheinbar widersinnigen.“<br />
***<br />
„Und ich sage mir: von jetzt ab helfen, soviel du kannst, jedem und jedem!<br />
Nie mehr träge, nie mehr gleichgültig sein! Sich steigern, indem man sich hingibt,<br />
sich bereichern, indem man jedem Schicksal sich verbrüdert,<br />
jedes Leiden durch Mitleiden versteht und besteht.“<br />
***<br />
„Nichts erhöht ja in einem jungen Menschen dermassen das <strong>Selbst</strong>bewusstsein,<br />
<strong>nichts</strong> fördert derart die Formung seines Charakters,<br />
als wenn er unerwartet sich vor eine Aufgabe gestellt sieht,<br />
die er ausschliesslich aus eigener Initiative und eigener Kraft zu bewältigen hat.“<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„...Zum ersten Mal begann ich zu verstehen,<br />
dass das Schlimmste auf dieser Welt nicht durch das Böse und Brutale,<br />
sondern fast immer nur durch Schwäche verschuldet wird.“<br />
***<br />
„Er starrte sich an (im Spiegel), und hinter der Brille seine eigenen, ängstlich<br />
aufgerissenen Augen wahrnehmend, erinnerte er sich plötzlich an jene anderen von<br />
vorhin. Solche (ihre) Augen müsste man haben, dachte er erschüttert, nicht so<br />
rotgeränderte, gierige, nervöse wie ich. Solche Augen müsste man haben, blaue,<br />
spiegelnde, von einer innerlichen Gläubigkeit beseelte. Ja, so ein Mensch müsste man sein:<br />
lieber sich betrügen lassen, als zu betrügen – ein anständiger, ein argloser Mensch.<br />
Nur die sind von Gott gesegnet.“<br />
***<br />
„...wurde es denn nicht von den Blinden gesagt, dass sie der Weissagung mächtig seien?<br />
(...) Ich beugte mich nieder und küsste ihre Hand. Als ich aufsah, begriff ich nicht, dass mir<br />
diese Frau mit ihrem grauen Haar, ihrem herben Mund und der Bitternis ihrer blinden<br />
Augen zuerst hässlich erschienen war. Denn ihr Antlitz leuchtete von Liebe und<br />
menschlichem Mitgefühl. Mir war, als ob diese nur das Dunkel ewig spiegelnden Augen<br />
mehr vom Wirklichen des Lebens wüssten als all jene,<br />
die hell und strahlend in die Welt sehen.“<br />
***<br />
„Tief und gut vermag das Herz zu vergessen, wo es dringlich vergessen will.<br />
Neuerdings aber weiss ich: Keine Schuld ist vergessen,<br />
solange noch das Gewissen um sie weiss.“<br />
Geliebt werden wider den eigenen Willen:<br />
„Immer hatte ich junger und wenig erfahrener Mensch bisher Sehnsucht und Not der<br />
Liebe für die schlimmste Qual des Herzens gehalten. In dieser Stunde aber begann ich zu<br />
ahnen, dass es noch eine andere und vielleicht grimmigere Qual gibt, als sich zu sehnen<br />
und zu begehren, nämlich geliebt zu werden wider seinen Willen und dieser andrängenden<br />
Leidenschaft sich nicht erwehren zu können. Einen Menschen neben sich an der Glut<br />
seines Verlangens verbrennen zu sehen und ohnmächtig dabeizustehen, nicht die Macht,<br />
nicht die Fähigkeit, nicht die Kraft in sich zu finden, ihn diesen Flammen zu entreissen.<br />
Wer selbst unglücklich liebt, vermag zuweilen seine Leidenschaft zu bezähmen, weil er<br />
nicht nur Geschöpf, sondern zugleich selber Schöpfer seiner Not ist; versteht ein Liebender<br />
seine Leidenschaft nicht zu meistern, so leidet er zumindest aus eigener Schuld.<br />
Rettungslos jedoch bleibt verfallen, wer geliebt wird ohne Gegenliebe, denn nicht mehr in<br />
ihm liegt dann das Mass und Grenze jener Leidenschaft, sondern jenseits seiner Kraft, und<br />
willenlos bleibt jeder Wille, wenn ein anderer einen will. Vielleicht nur ein Mann kann das<br />
Ausweglose einer solchen Bindung ganz erfühlen, nur für ihn wird das ihm aufgezwungene<br />
Widerstrebenmüssen gleichzeitig Marter und Schuld. Denn wenn eine Frau gegen<br />
unerwünschte Leidenschaft sich wehrt, gehorcht sie im tiefsten dem Gesetz ihres<br />
Geschlechts; gleichsam urtümlich ist jedem Weibe die Geste der anfänglichen Weigerung<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
eingetan, und selbst wenn sie glühendstem Begehren sich verweigert, kann man sie nicht<br />
unmenschlich nennen. Aber verhängnisvoll, sobald das Schicksal die Waage umstellt,<br />
sobald eine Frau ihre Scham so weit bezwungen hat, um einem Manne ihre Leidenschaft<br />
zu offenbaren, wenn sie ohne Gewissheit der Gegenliebe schon ihre Liebe bietet, und er,<br />
der Umworbene, bleibt abwehrend und kalt! Unlösbare Verstrickung dies immer, denn das<br />
Verlangen einer Frau nicht erwidern, heisst auch ihren Stolz zernichten, ihre Scham<br />
verstören; immer muss, wer einer begehrenden Frau sich verweigert, sie in ihrem Edelsten<br />
verletzen. Vergeblich dann alle Zartheit des Sichentziehens, sinnlos alle höflich<br />
ausweichenden Worte, beleidigend jedes Angebot blosser Freundschaft, wenn einmal eine<br />
Frau ihre Schwachheit verraten hat – unrettbar wird jeder Widerstand eines Mannes zur<br />
Grausamkeit, immer gerät er, wenn er Liebe nicht nimmt, schuldlos in Schuld.<br />
Entsetzliche, unlösbare Fessel – eben hast du dich noch frei gefühlt, du gehörtest dir selbst<br />
und warst keinem verschuldet, und plötzlich bist du gejagt und umstellt, Beute und Ziel<br />
einer ungewollten fremden Begierde. Du weißt, betroffen bis in den Abgrund deiner Seele:<br />
Tag und Nacht wartet jetzt jemand auf dich, denkt an dich, sehnt sich und stöhnt nach dir,<br />
eine Frau, eine Fremde! Sie will, sie fordert, sie verlangt dich mit jeder Pore ihres Wesens,<br />
mit ihrem Körper, mit ihrem Blut. Deine Hände, dein Haar, deine Lippen, deinen Leib will<br />
sie, deine Nacht und deinen Tag, dein Gefühl, dein Geschlecht und alle deine Gedanken<br />
und Träume. Alles will sie mit dir teilen, alles will sie dir nehmen und mit ihrem Atem in<br />
sich saugen. Immer, Tag und Nacht, ob du wachst oder schläfst, ist in der Welt jetzt ein<br />
Wesen irgendwo heiss und wach und wartet auf dich, jemand wacht dich und träumt dich.<br />
Vergebens, dass du nicht an sie denken willst, die immer an dich denkt, vergebens, dass du<br />
zu entfliehen suchst, denn du bist nicht mehr in dir, sondern in ihr. Wie ein wandernder<br />
Spiegel trägt plötzlich ein fremder Mensch dich innen in sich – nein, nicht wie ein Spiegel,<br />
denn der trinkt dein Bild doch nur, wenn du dich willig ihm bietest – sie aber, die Frau, die<br />
Fremde, die dich liebt, sie hat dich schon nach innen gesogen in ihr Blut. Immer hat sie<br />
dich innen und trägt dich mit sich, wohin du auch flüchtest. Immer bist du anderswo in<br />
einem andern Menschen verhaftet, gefangen, nie mehr du selbst, nie frei und unbefangen<br />
und ohne Schuld, immer gejagt, immer verpflichtet; immer spürst du, wie ein stetes<br />
brennendes Saugen, dies An-dich-denken. Voll Hass, voll Schrecken musst du diese<br />
fremde Sehnsucht leiden, die um dich leidet, und ich weiss nun: es ist die unsinnigste,<br />
unentrinnbarste Bedrängnis eines Mannes, geliebt zu werden wider seinen Willen, Qual<br />
aller Qualen und doch Schuld ohne Schuld. Nicht im flüchtigsten Tagtraum war mir je<br />
denkbar erschienen, auch mich könnte eine Frau so masslos lieben. Zwar war ich oft<br />
dabeigesessen, wenn Kameraden protzig erzählten, wie diese oder jene ihnen ‚nachlief’; ich<br />
hatte vielleicht bei der indiskreten Wiedergabe solcher Zudringlichkeit im erheiterten<br />
Chore sogar mitgelacht, denn damals ahnte ich noch nicht, dass jede Form der Liebe, auch<br />
die lächerlichste und absurdeste, Schicksal eines Menschen ist und man auch durch<br />
Gleichgültigkeit in Schuld gerät gegen Liebe. Aber alles Erlauschte und Angelesene streift<br />
doch nur kraftlos an einem vorbei; nur aus eigenem Erleben vermag das Herz das<br />
Wesentliche des Gefühls zu erlernen. Erst musste ich selbst die Not erfahren, die eine<br />
fremde, unsinnige Liebe dem Gewissen auflastet, um Mitleid zu fühlen mit dem einen und<br />
dem andern, mit jenem, der gewaltsam sich andrängt, und jenem, der gewaltsam sich<br />
dieses Überschwangs erwehrt. Aber in welch unausdenkbarer Steigerung war hier gerade<br />
mir diese Verantwortung zugeteilt! Denn wenn es an sich schon Grausamkeit bedeutet und<br />
beinahe Roheit des Herzens, eine Frau in ihrer Neigung zu enttäuschen, um wie viel<br />
furchtbarer dann das ‚Nein’, das ‚Ich will nicht’, das ich diesem hitzigen Kinde sagen sollte!<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Eine Kranke musste ich kränken, eine vom Leben ohnehin schon schmerzhaft Verletzte<br />
noch tiefer verwunden, einer innerlich Unsicheren noch die letzte Krücke Hoffnung, mit<br />
der sie sich aufrechterhielt, wegreissen. Ich wüsste, wie ich dieses Mädchen, das allein<br />
mein Mitleid erschüttert hatte, gefährdete und vielleicht zerstörte, wenn ich mich<br />
flüchtend der Liebe entzog; grauenhaft klar war ich von vorneweg der ungeheuren Schuld<br />
bewusst, die ich wider meinen Willen beging, wenn ich, unfähig, ihre Liebe hinzunehmen,<br />
nicht wenigstens vortäuschte, sie zu erwidern. Aber ich hatte keine Wahl. Noch ehe die<br />
Seele bewusst die Gefahr begriff, hatte der Körper in mir die jähe Umarmung schon<br />
abgewehrt. Immer sind die Instinkte wissender als unsere wachen Gedanken; bereits in<br />
dieser ersten Sekunde des Erschreckens, da ich mich wegriss von ihrer gewalttätigen<br />
Zärtlichkeit, hatte ich dumpf alles vorausgewusst. Gewusst, dass ich nie die Heilandskraft<br />
haben würde, die Verstümmelte so zu lieben, wie sie mich liebte, und wahrscheinlich nicht<br />
einmal genug Mitleid, um diese mich entnervende Leidenschaft nur zu ertragen. In diesem<br />
ersten Augenblick des Zurückflüchtens hatte ich schon geahnt: hier gab es keinen Ausweg,<br />
keinen Mittelweg. Einer musste unglücklich werden durch diese unsinnige Liebe oder der<br />
andere, und vielleicht alle beide.“<br />
(Ungeduld des Herzens, aus den Seiten 279 – 283)<br />
Mut, Kraft & Ausdauer der unerwiderten Liebe:<br />
„...‚Man muss diesen unsinnigen Wahn rechtzeitig abstellen. Sie müssen energisch<br />
eingreifen. Sie müssen ihr sagen...’ – ‚Was sagen?’ – ‚Nun... dass diese Verliebtheit einfach<br />
eine Kinderei, ein Unsinn ist. Sie müssen ihr das ausreden.’ – ‚Ausreden? Was ausreden?<br />
Einer Frau ihre Leidenschaft ausreden? Ihr sagen, sie soll nicht fühlen, wie sie fühlt? Nicht<br />
lieben, wenn sie liebt? Das wäre kerzengrad das Allerfalscheste, was man tun könnte, und<br />
das Dümmste zugleich. Haben Sie je gehört, dass man mit Logik aufkommt gegen eine<br />
Leidenschaft? Dass man dem Fieber zureden kann: ‚Fieber, fiebre nicht’ oder dem Feuer:<br />
‚Feuer, brenn’ nicht!’ Ein schöner, ein wahrhaft menschenfreundlicher Gedanke, einer<br />
Kranken, einer Gelähmten ins Gesicht zu schreien: ‚Red’ dir um Gottes willen nicht ein,<br />
dass auch du lieben darfst! Gerade von dir ist es anmassend, Gefühl zu zeigen, Gefühl zu<br />
erwarten – du hast zu kuschen, weil du ein Krüppel bist! Marsch in den Winkel! Verzichte,<br />
gib’s auf! Gib dich selber auf!’ So wünschen Sie offenbar, dass ich mit der Armen rede.<br />
Aber denken Sie sich gütigst dazu die gloriose Wirkung aus!’ – ‚Aber gerade Sie müssen...’<br />
– ‚Warum ich? Sie haben doch ausdrücklich alle Verantwortung auf sich genommen?<br />
Warum jetzt justament ich?’ – ‚Ich kann ihr doch nicht selbst zugeben, dass...’ – ‚Sollen Sie<br />
auch gar nicht! Dürfen Sie auch gar nicht! Erst sie verrückt machen und dann auf einen<br />
Hieb Vernunft fordern! ... Das fehlte gerade noch! <strong>Selbst</strong>redend dürfen Sie mit keinem Ton<br />
und keinem Wink das arme Kind ahnen lassen, dass seine Zuneigung Ihnen peinlich ist –<br />
das hiesse doch geradezu einem Menschen mit dem Beil auf den Kopf schlagen!’ – ‚Aber...<br />
jemand muss ihr schliesslich doch klarmachen...’ – ‚Was klarmachen? Drücken Sie sich<br />
freundlichst präziser aus!’ – ‚Ich meine... dass... dass das völlig aussichtslos ist, völlig<br />
absurd... damit sie dann nicht... wenn ich... wenn ich...’ – ‚So!...Ich seh schon, man darf’s<br />
Ihnen nicht zu bequem machen...Herr Leutnant... haben Sie am Ende die Absicht, auf<br />
diesen Brief... oder auf das andere hin plötzlich Schluss zu machen mit Ihrer sogenannten<br />
Freundschaft? Wissen Sie, was das wäre, wenn Sie sich jetzt aus dem Staube machten?<br />
Jetzt, nachdem Sie mit Ihrem famosen Mitleid dem Mädel den Kopf verdreht haben?<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
...Nun, dann werde ich mir erlauben, Ihnen meine persönliche Qualifikation einer solchen<br />
Handlungsweise mitzuteilen – eine jämmerliche Feigheit wäre ein solches Auskneifen...<br />
ach was, zucken Sie nicht gleich militärisch auf! Lassen wir den Herrn Offizier und den<br />
Ehrenkodex aus dem Spiel! Hier geht’s schliesslich um mehr als um solche Faxereien. Hier<br />
geht’s um einen lebendigen, einen jungen, einen wertvollen Menschen, und noch dazu um<br />
einen, für den ich (als Arzt) verantwortlich bin- unter solchen Umständen habe ich keine<br />
Lust und Laune, höflich zu sein. Jedenfalls, damit Sie sich keiner Täuschung hingeben, was<br />
Sie mit Ihrem Davonlaufen auf Ihr Gewissen nehmen, sage ich Ihnen nun mit voller<br />
Deutlichkeit: Ihr Echappieren in einem so kritischen Augenblick wäre – bitte jetzt nicht<br />
weghören! – ein niederträchtiges Verbrechen an einem unschuldigen Wesen, und ich<br />
fürchte, sogar mehr noch – es wäre ein Mord! ...Jawohl, und Sie wissen es selbst! Oder<br />
glauben Sie, dieses reizbare, dieses stolze Geschöpf würde es überstehen, wenn sie sich<br />
zum erstenmal einem Manne aufschliesst, und als Antwort läuft dieser Ehrenmann in<br />
einer Panik davon, als hätte er den Teufel erblickt? Ein bisschen mehr Phantasie, wenn ich<br />
bitten darf! Haben Sie den Brief nicht gelesen oder keine Augen im Herzen? Schon eine<br />
normale, eine gesunde Frau würde eine derartige Missachtung nicht ertragen! Schon ihr<br />
würde ein solcher Hieb das innere Gleichgewicht für Jahre zerstören! Und dieses<br />
Mädchen, das sich doch nur an der unsinnigen Heilungshoffnung aufrecht hält, die Sie<br />
ihm vorgeschwafelt haben – dieser verstörte, verratene Mensch, glauben Sie, käme über so<br />
was hinweg? Wenn nicht der Schock, so wird sie sich selber zerstören! Ja, sie wird es selber<br />
tun- eine solche Erniedrigung erträgt ein verzweifelter Mensch nicht – ich bin überzeugt,<br />
sie übersteht eine solche Roheit nicht, und Sie, Herr Leutnant, wissen das genau so gut wie<br />
ich. Und weil Sie all das wissen, wäre Ihr Auskneifen nicht nur Schwäche und Feigheit,<br />
sondern ein gemeiner, ein vorbedachter Mord!“ ... Nun? Leugnen Sie’s doch ab! Zeigen Sie<br />
endlich etwas von dem Mut, zu dem Sie professionell verpflichtet sind!’ – ‚Aber Herr<br />
Doktor... was soll ich denn tun... Ich kann mich doch nicht zwingen lassen... nicht etwas<br />
sagen, was ich nicht sagen will! ... Wie komme ich denn dazu, so zu tun, als ob ich einginge<br />
auf ihren irrwitzigen Wahn... Nein, ich ertrage es nicht, ich kann es nicht ertragen! Ich<br />
kann nicht, ich will nicht und kann nicht!’ – ‚Also ohne Erregung jetzt, und bitte, ruhig,<br />
langsam, eins nach dem andern! Zunächst: Sie stöhnen da herum ‚Ich kann es nicht<br />
ertragen!’ Aber das sagt mir nicht genug. Ich muss wissen: Was können Sie nicht ertragen?<br />
Was entsetzt Sie eigentlich so sehr an der Tatsache, dass dies arme Kind sich<br />
leidenschaftlich in Sie vernarrt hat? Nichts übereilen! Und vor allem: sich nicht schämen!<br />
An sich kann ich’s ja verstehen, dass man im ersten Moment erschrickt, wenn man mit<br />
einem derart leidenschaftlichen Geständnis überfallen wird. Nur einen Hohlkopf macht<br />
ein sogenannter ‚Erfolg’ bei Frauen glücklich, nur ein Dummkopf bläht dergleichen auf.<br />
Ein wirklicher Mensch wird eher bestürzt sein, wenn er spürt, dass eine Frau sich an ihn<br />
verloren hat und er kann ihr Gefühl nicht erwidern. Alles das verstehe ich. Aber da Sie so<br />
ungewöhnlich, so ganz ungewöhnlich verstört sind, muss ich doch fragen: spielt in Ihrem<br />
Fall nicht etwas Besonderes mit, ich meine die besondern Umstände...’ – ‚Welche<br />
Umstände?’ – ‚Nun... dass Edith... es ist nur so schwer, derlei Dinge zu formulieren... ich<br />
meine... flösst Ihnen ihr... ihr körperlicher Defekt am Ende einen gewissen Widerwillen...<br />
einen physiologischen Ekel ein?’ – ‚Nein... durchaus nicht! Nein! Niemals! Wie können Sie<br />
so etwas denken!’ – ‚Um so besser. Das beruhigt mich einigermassen. Nun, als Arzt hat<br />
man oft Gelegenheit, derartige psychische Hemmungen bei den scheinbar Normalsten zu<br />
beobachten. Freilich – verstanden habe ich die Männer nie, bei denen die kleinste<br />
Unregelmässigkeit bei einer Frau eine Art Idiosynkrasie (bes. starke Abneigung) erzeugt,<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
aber es gibt eben unzählige Männer, bei denen sich, sobald von den Millionen und<br />
Milliarden Zellen, die einen Körper, einen Menschen formen, nur ein Fingerbreit Pigment<br />
entstellt ist, sofort jede Möglichkeit einer erotischen Bindung ausschaltet. Solche<br />
Repulsionen (Abstossungen) sind wie alle Instinkte leider immer unüberwindlich – darum<br />
bin ich doppelt froh, dass dies bei Ihnen nicht zutrifft, dass es also keinesfalls das Faktum<br />
ihrer Lahmheit ist, das Sie derart zurückschrecken lässt. Dann allerdings kann ich nur<br />
annehmen, dass... darf ich aufrichtig reden?’ – ‚Gewiss.’ – ‚...Dass Ihr Erschrecken gar<br />
nicht der Tatsache selbst galt, sondern den Konsequenzen... ich meine, dass Sie sich gar<br />
nicht so sehr vor der Verliebtheit dieses armen Kindes entsetzen, als dass Sie innerlich<br />
fürchten, andere möchten von Ihrer Verliebtheit erfahren und darüber spotten... meiner<br />
Meinung nach ist also Ihre unmässige Verstörtheit <strong>nichts</strong> anderes als eine Art Angst –<br />
verzeihen Sie – lächerlich zu werden vor den andern, vor Ihren Kameraden. (...) Nein,<br />
schämen Sie Sich nicht! Wenn einer, so versteh’ ich, dass man Furcht haben kann vor den<br />
Menschen, sobald etwas ihren reglementierten Vorstellungen widerspricht... und alles, was<br />
nicht auf ihrer engen und sozusagen normalen Linie liegt, macht die Menschen erst<br />
neugierig und dann böswillig. ... Glauben Sie mir...es lohnt sich schon, etwas Schweres auf<br />
sich zu nehmen, wenn man es einem anderen Menschen damit leichter macht. (...) Ich<br />
überschätze Sie nicht, ich betrachte Sie keineswegs als jenen wunderbaren, guten<br />
Menschen, als den K. Sie lobpreist, sondern als einen, durch die Unsicherheit des Gefühls,<br />
durch eine besondere Ungeduld des Herzens, recht unverlässlichen Partner; so sehr ich<br />
froh bin, Ihre unsinnige Eskapade verhindert zu haben, so wenig gefällt mir die Art, wie<br />
rasch Sie Entschlüsse fassen und wie rasch Sie Ihre Absichten wieder fallen lassen.<br />
Menschen, die Stimmungen derart unterworfen sind, soll man keine ernsten<br />
Verantwortungen auferlegen. Sie wären der letzte, den ich zu etwas verpflichten möchte,<br />
was Ausdauer und Standhaftigkeit erfordert.’<br />
(...)<br />
Er machte wieder die zwei Schritte zum Lichtschalter, die Glühbirnen flammten auf. Da er<br />
sich jetzt mir zuwandte schien mir sein Gesicht anders; vielleicht modellierte nur der grelle<br />
Schein so scharf die Konturen heraus, denn zum erstenmal bemerkte ich die tiefen Falten<br />
auf seiner Stirn, und an seiner ganzen Haltung, wie müde, wie erschöpft dieser Mann war.<br />
Er hat sich immer an andere weggegeben, dachte ich. Erbärmlich schien mir mit einmal<br />
mein Flüchtenwollen vor der ersten Unannehmlichkeit, und ich blickte ihn mit dankbarer<br />
Erregung an. Er schien es zu merken und lächelte. ‚Wie gut’, klopfte er mir mit der Hand<br />
auf die Schulter, ‚dass Sie zu mir gekommen sind und wir uns ausgesprochen haben.<br />
Denken Sie sich aus, Sie wären ohne zu überlegen, einfach davongelaufen! Ihr ganzes<br />
Leben hätte der Gedanke auf Ihnen gelastet, denn allem kann man entfliehen, nur sich<br />
selber nicht. – Und nun gehen wir hinüber. Kommen Sie – lieber Freund.’<br />
Dieses Wort ‚Freund’, das mir dieser Mann in dieser Stunde gab, bewegte mich. Er wusste,<br />
wie schwach, wie feig ich gewesen, und doch, er verachtete mich nicht. Mit diesem einen<br />
Wort schenkte er mir, der Ältere dem Jüngeren, der Erfahrene dem unsicher Beginnenden,<br />
wieder Zuversicht. Entlastet und leicht folgte ich ihm.“<br />
(Ungeduld des Herzens, aus den Seiten 338 – 352)<br />
***<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Mir war sonderbar zumute. Was ist das mit mir, staunte ich innerlich, dass alle zu mir<br />
Vertrauen haben, dass diese Blinde ihre leeren Augen strahlend gegen mich hebt, dass<br />
dieser Mann, ein beinahe Fremder, mir jetzt freundschaftlich den Arm um die Schulter<br />
legt? Schon als ich die Treppe hinunterging, verstand ich nicht mehr, was vor einer Stunde<br />
mich hierher getrieben. Warum hatte ich denn eigentlich fliehen wollen? (...) Weil ein<br />
Wesen, ein armer verstümmelter Mensch in Liebe zu mir verging? Weil jemand an mir sich<br />
festhalten, sich aufrichten wollte? Es war doch wunderbar, zu helfen, das einzige, was sich<br />
wahrhaft verlohnt und belohnte. Und diese Erkenntnis drängte mich, nun aus freiem<br />
Willen zu leisten, was ich gestern noch als unerträgliches Opfer empfunden: für die grosse,<br />
für die glühende Liebe eines Menschen – diesem Menschen dankbar zu sein.“<br />
***<br />
„Nein, nicht die Gesunden, die Sicheren, die Stolzen, die Frohen, die Freudigen lieben -<br />
die brauchen es nicht! Die nehmen Liebe nur als gebotene Huldigung, als ihnen schuldige<br />
Pflicht hin, hochmütig und gleichgültig. Eine blosse Zutat, ein Schmuck im Haar,<br />
eine Spange an den Armen ist ihnen Hingabe eines andern, nicht ihres Lebens ganzer Sinn<br />
und Seligkeit. Einzig denen, die das Schicksal benachteiligt hat, einzig den Verstörten,<br />
den Zurückgesetzten, den Unsicheren, den Unschönen, den Gedemütigten<br />
kann man wahrhaft helfen durch Liebe. Wer ihnen sein Leben hingibt, entgilt,<br />
was das Leben ihnen genommen. Nur sie wissen zu lieben und geliebt zu werden,<br />
wie man lieben soll: dankbar und demütig.“<br />
Stefan Zweig (1881 – 1941)<br />
aus dem Roman „Rausch der Verwandlung“:<br />
„Vielleicht ist das alles gar nicht so schwer, vielleicht das ganze Leben unendlich leichter,<br />
als ich es glaubte, nur Mut muss man haben, nur sich selber fühlen und spüren,<br />
dann kommt von unvermuteten Himmeln die Kraft.“<br />
***<br />
„Alle Glücklichen sind schlechte Psychologen.<br />
Nur der Beunruhigte spannt alle Sinne zu äusserster Schärfe,<br />
Instinkt der Gefahr macht ihn klug über seine natürliche Klugheit hinaus.“<br />
***<br />
„Jede Materie trägt bestimmtes Mass der Spannung in sich,<br />
über die hinaus sie Steigerung nicht mehr zulässt, das Wasser seinen Siedepunkt,<br />
die Metalle ihren Schmelzpunkt, und auch die Elemente der Seele<br />
entgehen nicht diesem unumstösslichen Gesetz.<br />
Freude kann einen Grad erreichen, in dem jedes Dazu nicht mehr fühlbar wird,<br />
und ebenso Schmerz, Verzweiflung, Niedergeschlagenheit, Ekel und Angst.<br />
Einmal bis zum Rande gefüllt nimmt das innere Gefäss<br />
keinen Tropfen Welt mehr in sich hinein.“<br />
***<br />
28/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Das Unbestimmte ist immer schwerer, als das Bestimmte durchzuhalten,<br />
kurze scharfe Angst leichter als die lange unfassbare.<br />
Da muss man zuvor überlegen, ob man dazu (zum Unbestimmten) Kraft genug hat,<br />
ob man diese Spannungen durchhalten kann und ob es dafürsteht.“<br />
***<br />
„Auch die Pause gehört zum Rhythmus<br />
und jedes Unterbrechen der Produktion,<br />
ob aus äussern oder innern Gründen,<br />
wird im letzten schöpferisch.“<br />
Stefan Zweig (1881 – 1941)<br />
aus der Novelle „Der Amokläufer“:<br />
„Rätselhafte psychologische Dinge haben über mich eine geradezu beunruhigende Macht,<br />
es reizt mich bis ins Blut, Zusammenhänge aufzuspüren,<br />
und sonderbare Menschen können mich durch ihre blosse Gegenwart<br />
zu einer Leidenschaft des Erkennenwollens entzünden...“<br />
aus „Schachnovelle“:<br />
„...denn bekanntlich erzeugt kein Ding auf Erden einen solchen Druck<br />
auf die menschliche Seele wie das Nichts. (...) Aber selbst Gedanken,<br />
so substanzlos sie scheinen, brauchen einen Stützpunkt, sonst beginnen sie zu rotieren<br />
und sinnlos um sich selbst zu kreisen; auch sie ertragen nicht das Nichts.“<br />
aus der Novelle „Verwirrung der Gefühle“:<br />
„...es gibt plötzliche Erschütterungen, eine Art innern Aufschwalls, der, wiedererzählt,<br />
wahrscheinlich sentimental klingen würde, gewisse Worte,<br />
die nur ganz einmalig wahr sind, zwischen vier Augen<br />
und auffahrend aus einem unvermuteten Tumult des Gefühls.“<br />
***<br />
„Immer erkennt man ja jede Erscheinung, jeden Menschen<br />
nur in ihrer Feuerform, nur in der Leidenschaft.<br />
Denn aller Geist steigt aus dem Blut, alles Denken aus Leidenschaft,<br />
alle Leidenschaft aus Begeisterung...“<br />
***<br />
„Nicht nur mit Ernst sich an die Dinge geben, vor allem mit Leidenschaft.<br />
Wer nicht passioniert ist, wird bestenfalls ein Schulmann –<br />
von innen her muss man an die Dinge kommen,<br />
immer, immer von der Leidenschaft her.“<br />
***<br />
29/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Schönheit sie selbst, hat Jugend der Verklärung nicht not:<br />
im Übermass lebendiger Kräfte drängt sie dem Tragischen zu,<br />
und gern gestattet sie der Schwermut,<br />
süssen Zuges an ihrem noch unerfahrenen Blute zu saugen:<br />
darum auch die ewige Bereitschaft aller Jugend für die Gefahr<br />
und ihre brüderlich entbotene Hand zu jedem Leiden im Geiste.“<br />
***<br />
Über die Folgen der Insomnie (Schlaflosigkeit) aus Geistesfleiss:<br />
„Der beleidigte Leib zögerte für diese Übertreiblichkeiten nicht lange mit seiner Rache.<br />
Mehrmals überfielen mich kurze Ohnmachten, Warnungssignale der gefährdeten Natur,<br />
die ich tollwütig überrannte – aber die hypnotischen Müdigkeiten mehrten sich,<br />
jede Äusserung des Gefühls wurde vehement,<br />
und die geschärften Nerven wuchsen mit ihren Spitzen nach innen,<br />
den Schlaf zerreissend und bisher verhaltene wirre Gedanken aufstachelnd.“<br />
***<br />
"So wurde mir seine Nähe niemals nah genug, seine Gegenwart nie ganz sich enthüllend<br />
und erfüllend in den langen Gesprächen; selbst wenn er vertrauend alle Fremdheit von<br />
sich abwarf, wusste ich doch, der nächste Augenblick könnte mit schneidender Geste diese<br />
atemnahe Gebundenheit zerteilen. Immer wieder verwirrte der Wetterwendische von<br />
neuem mein Gefühl, und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass ich in meiner<br />
Überreiztheit oft unsinniger Tat schon nahe war, nur weil er mit lockerem Handgriff ein<br />
Buch, auf das ich ihn aufmerksam gemacht, gleichgültig beiseite geschoben oder plötzlich,<br />
wenn abends vertieftes Gespräch uns band und ich ganz eingeströmt in seine Gedanken<br />
atmete, mit einem Ruck - nachdem er noch eben zärtlich die Hand mir auf die Schultern<br />
gelehnt - aufstand und brüsk sagte: "Nun gehen Sie aber! Es ist spät. Gute Nacht."<br />
Solche Nichtigkeiten genügten schon, um Stunden, um Tage mir zu verstören.<br />
Vielleicht sah, unablässig zur Erregung herausgefordert, mein überreiztes Gefühl auch<br />
Kränkungen, wo sie gar nicht beabsichtigt waren - doch was hilft alle nachdeutende<br />
<strong>Selbst</strong>beschwichtigung gegen eine Verstörung des innern Gemüts? Nur dies erneute sich<br />
täglich: ich litt glühend an seiner Nähe und frostete an seiner Ferne, immer enttäuscht an<br />
seiner Verhaltenheit, von keinem Zeichen beruhigt, von jeder Zufälligkeit verwirrt."<br />
***<br />
„Und doch ist dem Wissenden keine Lust gleich als jene am Verborgenen,<br />
kein Schauer so urmächtig stark, als der das Gefährliche umfröstelt,<br />
und kein Leiden heiliger, als das sich aus Scham nicht zu entäussern vermag.“<br />
***<br />
„Hier aber schlug ein Mensch sich mir auf in äusserster Nacktheit,<br />
hier zerriss sich einer die innerste Brust, gierig bereit, das zerhämmerte,<br />
vergiftete, verbrannte, vereiterte Herz zu entblössen.<br />
Eine wilde Wollust folterte sich flagellantisch frei<br />
in diesem durch Jahre und Jahre verhaltenen Geständnis.<br />
Nur wer ein Leben lang sich geschämt, sich geduckt und verdeckt,<br />
nur der konnte so rauschhaft überwältigt ausfahren<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
in die Unerbittlichkeit eines solchen Gestehens.<br />
Stück für Stück brach sich hier ein Mensch sein Leben aus der Brust,<br />
und in dieser Stunde starrte ich Knabe zum erstenmal hinab<br />
in die unausdenkbaren Tiefen des irdischen Gefühls.“<br />
André Gide (1869 - 1951)<br />
„Vertrauen Sie denen, die nach der Wahrheit suchen,<br />
und misstrauen Sie denen, die sie gefunden haben.“<br />
***<br />
„Das ist das Eigentümliche an der Liebe, dass sie unaufhörlich wachsen muss,<br />
wenn sie nicht abnehmen soll.“<br />
***<br />
„Es entspricht einem Lebensgesetz:<br />
Wenn sich eine Tür vor uns schließt, öffnet sich eine andere.<br />
Die Tragik ist jedoch, dass man auf die geschlossene Tür blickt<br />
und die geöffnete nicht beachtet.“<br />
***<br />
„Es ist ganz natürlich, dass man anstößt, sobald man der Strömung nicht mehr folgt.“<br />
***<br />
„Nur wer sich wandelt, bleibt mit mir verwandt.“<br />
Maxim Gorki (1868 – 1936)<br />
„Oft zeigt die Lüge deutlicher als die Wahrheit,<br />
was in einem Menschen vorgeht.“<br />
Franz Grillparzer (1791 – 1972)<br />
„Das sind die Starken, die unter Tränen lachen,<br />
Sorgen verbergen und andere glücklich machen.“<br />
***<br />
„Der Ungebildete sieht überall nur ein Einzelnes, der Halbgebildete die Regel,<br />
der Gebildete die Ausnahme.“<br />
Jean Guéhenno (1890 – 1978)<br />
„Arm ist nicht der, der wenig hat,<br />
sondern der, der nicht genug bekommen kann.“<br />
31/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
YOU CAN BE WHATEVER<br />
YOU WANT TO BE<br />
by Donna Levine<br />
DU KANNST SEIN, WAS IMMER<br />
DU SEIN MÖCHTEST<br />
von Donna Levine<br />
There is inside you<br />
all of the potential to be whatever<br />
you want to be<br />
all of the energy to do whatever<br />
you want to do<br />
Da ist in Deinem Innern<br />
all das Potential zu sein, was immer<br />
Du sein möchtest,<br />
all die Energie zu tun, was immer<br />
Du tun möchtest.<br />
Imagine yourself as you would like<br />
to be<br />
doing what you want to do<br />
and each day take one step<br />
towards your dream.<br />
Stell’ Dir Dich vor wie Du gerne sein<br />
würdest,<br />
zu tun, was Du tun willst,<br />
und jeden Tag mache einen Schritt<br />
auf Deinen Traum zu.<br />
And though at times it may seem<br />
too<br />
difficult to continue<br />
hold on to your dream.<br />
Und selbst in den Zeiten, in denen alles<br />
zu schwierig scheint, um weiterzugehen,<br />
halte fest an Deinem Traum.<br />
One morning you will awake to find<br />
that you are the person<br />
you dreamed of<br />
doing what you wanted to do<br />
simply because you had the courage<br />
to believe in your potential<br />
and to hold on to your dream.<br />
Eines morgens wirst Du erkennend<br />
aufwachen,<br />
dass Du die Person bist,<br />
von der Du geträumt hast,<br />
dass Du tust, was Du tun wolltest,<br />
ganz einfach, weil Du den Mut hattest<br />
an Dein Potential zu glauben<br />
und festgehalten hast an Deinem Traum.<br />
32/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Albert Einstein (1879 – 1955)<br />
über Mahatma Gandhi:<br />
„Zukünftige Generationen werden kaum glauben können,<br />
dass ein Mensch wie er wirklich auf dieser Erde gewandelt ist.“<br />
Zeilen in der Eröffnungssequenz<br />
von Sir Richard Attenboroughs Film „Gandhi“ (1982):<br />
„Kein Leben kann in einer Erzählung zusammengefasst werden.<br />
Es ist unmöglich, jedem Jahr sein gebührendes Gewicht zu verleihen, jedes Vorkommnis,<br />
jede Person zu nennen, die ein ganzes Leben formten.<br />
Man kann jedoch versuchen, treu im Glauben an die Geschichte,<br />
seinen Weg zu finden zum Herzen eines Mannes.“<br />
Mahatma Gandhi (1869 – 1948)<br />
„Wir müssen die Veränderung sein,<br />
die wir in der Welt sehen wollen.“<br />
***<br />
„Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse,<br />
aber nicht für jedermanns Gier.“<br />
***<br />
„Liebe fordert nie, sondern gibt nur. Liebe leidet nur,<br />
bereut niemals und rächt sich nie.“<br />
***<br />
„Auge um Auge – und die ganze Welt wird blind sein.“<br />
***<br />
„Der Schwache kann nicht verzeihen.<br />
Versöhnlichkeit ist eine Eigenschaft des Starken.“<br />
***<br />
„Hörigkeit gegenüber der Umgebung<br />
stumpft den Geist des Menschen ab.“<br />
***<br />
„Was man mit Gewalt gewinnt, kann man nur mit Gewalt behalten.“<br />
***<br />
„Reich wird man erst durch Dinge, die man nicht begehrt.“<br />
***<br />
33/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Die Geschichte lehrt die Menschen,<br />
dass die Geschichte die Menschen <strong>nichts</strong> lehrt.“<br />
***<br />
„Nur ein Leben, das im Dienst an anderen steht, bringt Früchte.“<br />
***<br />
„Wenn Du im Recht bist, kannst Du Dir leisten, die Ruhe zu bewahren.<br />
Wenn Du im Unrecht bist, kannst Du Dir nicht leisten, sie zu verlieren.“<br />
***<br />
„Liebe ist die stärkste Kraft der Welt,<br />
und doch ist sie die demütigste, die man sich vorstellen kann.“<br />
***<br />
„Willst Du einen Gegner überzeugen,<br />
musst Du ihm die besten und edelsten Züge seines Charakters vor Augen führen.<br />
Umwirb ihn auf diese Weise, wo Du nur kannst. Halte ihm nicht seine Fehler vor.“<br />
***<br />
„Wer mit Gott Freund sein will, muss allein bleiben<br />
oder die ganze Welt zu seinem Freund machen.“<br />
***<br />
„Gewalt ist die Waffe des Schwachen, Gewaltlosigkeit die des Starken.<br />
Gewaltlosigkeit ist unmöglich, wenn man nicht furchtlos ist.“<br />
***<br />
„Standhaftigkeit besteht darin, dass wir uns selbst willentlich etwas auferlegen<br />
mit dem Ergebnis, dass wir andere dazu bringen,<br />
unsere Sicht aus ihrem eigenen freien Willen anzunehmen.“<br />
***<br />
„Mein Leben ist ein unteilbares Ganzes,<br />
und alle meine Tätigkeiten gehen ineinander über;<br />
und sie alle haben ihren Ursprung<br />
in meiner nicht zu sättigenden Liebe zu den Menschen.“<br />
***<br />
„Um den allwaltenden und alldurchdringenden Geist der Wahrheit<br />
von Angesicht zu Angesicht zu schauen, muss man zuvor gelernt haben,<br />
sogar das geringste aller Geschöpfe wie sich selbst zu lieben.“<br />
34/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„Ein einziges Lebewesen zu missachten, heisst die göttlichen Kräfte missachten –<br />
und deshalb nicht nur dieses Einzelwesen schädigen,<br />
sondern mit ihm die ganze Welt.“<br />
***<br />
„Es ist leichter das Meer zwischen den Kontinenten zu überbrücken,<br />
als die Kluft zwischen den Individuen und Völkern.“<br />
***<br />
„Der Mensch ist nur dann wahrhaft Mensch,<br />
wenn er der <strong>Selbst</strong>beherrschung fähig ist,<br />
und selbst dann nur, wenn er sie ausübt.“<br />
***<br />
„Ich glaube, dass spiritueller Fortschritt an einem gewissen Punkt von uns verlangt,<br />
dass wir aufhören, unsere Mitlebewesen zur Befriedigung unserer körperlichen<br />
Verlangen zu töten. Die Grösse und den moralischen Fortschritt einer Nation<br />
kann man daran messen, wie sie die Tiere behandelt.“<br />
***<br />
„Wer den Weg der Wahrheit geht, stolpert nicht.“<br />
***<br />
„Freundschaft mit der ganzen Welt ist mein Ziel,<br />
und mit der grössten Liebe kann ich den härtesten Widerstand<br />
gegen das Unrecht verbinden.“<br />
***<br />
„Vertrauen ist eine Tugend. Misstrauen geht immer aus Schwäche hervor.<br />
Denn was soll Misstrauen dem, der seinen Gegner nicht vernichten,<br />
sondern zu sich herüberziehen will?“<br />
***<br />
„Das Gute geht im Schneckentempo.“<br />
***<br />
„Europa ist heute nur dem Namen nach christlich.<br />
In Wirklichkeit betet es den Mammon an.“<br />
35/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
(Mammonismus = Geldgier, Geldherrschaft)<br />
***<br />
„Wer Angst hat vor der Kritik der Leute, wird niemals imstande sein,<br />
etwas Wertvolles und Beständiges zu tun. Widerstand formt den Menschen.“<br />
***<br />
„Es war leicht, als Anwalt zugelassen zu werden, aber schwer, als solcher zu<br />
praktizieren. Ich hatte Gesetzesbücher gelesen, aber nicht gelernt, wie man Recht<br />
praktisch handhabt. Ich hatte mit Interesse Rechtsgrundsätze gelesen,<br />
doch ich konnte sie im Beruf nicht anwenden.“<br />
(Gandhi nach seinem Jurastudium in London, 1891)<br />
***<br />
„Ich hatte den wahren Sinn der Rechtsprechung verstehen gelernt,<br />
nämlich die gute Seite im Menschen herauszufinden<br />
und in die Herzen der Menschen einzudringen.<br />
Ich hatte begriffen, dass es die wahre Aufgabe des Anwalts ist,<br />
die Parteien, die der Hader entzweit hat, wieder zusammenzuführen.<br />
Diese Lehre hat sich so unauslöschlich in mein Bewusstsein eingebrannt,<br />
dass ein großer Teil meines Wirkens in den zwanzig Jahren meiner Anwaltstätigkeit<br />
darin bestand, in Hunderten von Fällen persönliche Vergleiche zustande zu bringen.<br />
Ich habe dabei <strong>nichts</strong> verloren – nicht einmal Geld, jedenfalls nicht meine Seele.“<br />
***<br />
„Wenn dies das Christentum ist, kann ich es nicht annehmen.<br />
Ich suche nicht die Erlösung von den Folgen meiner Sünden;<br />
ich suche die Erlösung von der Sünde an sich oder eigentlich<br />
von der Idee der Sünde überhaupt.<br />
Solange ich dieses Ziel nicht erreicht habe,<br />
werde ich mich mit meinem Leben in Unrast begnügen.“<br />
(Gandhi auf die Bekehrungsversuche eines Christen)<br />
***<br />
„Es ist mein auf Erfahrung begründeter Glaube,<br />
dass, wenn man nur reinen Herzens ist,<br />
das Unglück in seinem Verlauf immer auch zugleich<br />
Menschen und Mittel mit sich bringt,<br />
es zu bekämpfen.“<br />
36/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„Ein Dichter ist ein Mensch,<br />
der das in der Brust verborgene Gute hervorzaubern kann.<br />
Dichter wirken nicht auf alle gleich stark,<br />
denn jeder ist nicht in gleicher Weise entwickelt.“<br />
***<br />
„Ich hatte damals noch nicht erkannt, wie unerlässlich Enthaltsamkeit zur<br />
<strong>Selbst</strong>erkenntnis ist, aber ich sah deutlich, dass ein Mensch, der der Menschheit mit<br />
ganzem Herzen dienen will, nicht darauf verzichten kann. Es stellte sich mir vor Augen,<br />
dass ich in Zukunft immer mehr und mehr Gelegenheit finden würde zu dienen..., und<br />
dass ich solchem Tun nicht gewachsen wäre, wenn ich in den Freuden des<br />
Familienlebens und in der Zeugung und Erziehung von Kindern befangen bliebe.<br />
Mit einem Wort, ich konnte nicht dem Geiste und dem Fleisch zugleich leben.“<br />
***<br />
„...jede Enthaltung, aus welchem Grunde auch immer, ist gut für den Menschen.“<br />
***<br />
„Der Mensch, der einen Glauben und die Kraft besitzt, die dem Glauben entströmt,<br />
fragt nicht danach, ob er von andern über die Achsel angesehen wird.<br />
Er verlässt sich einzig und allein auf seine innere Kraft.<br />
Deshalb ist er höflich gegen jedermann und erzieht und gewinnt so<br />
die Weltmeinung für seine eigene Sache.“<br />
***<br />
„Geistige Verwandtschaft ist viel wertvoller als körperliche.<br />
Körperliche Verwandtschaft ohne geistige ist wie ein Körper ohne Seele.“<br />
***<br />
„Erfüllung liegt im Bemühen, nicht im Erreichten.“<br />
***<br />
„Ehrliche Unterschiede sind oft ein gesundes Zeichen von Fortschritt.“<br />
***<br />
„Feiglinge können niemals tugendhaft sein.“<br />
***<br />
„Wahrheit ist Gott und Gott ist Wahrheit.“<br />
37/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„Man braucht kein Geld, um nett, sauber und würdevoll zu sein.“<br />
***<br />
„Man darf auf keinen Fall, die Ungerechtigkeit akzeptieren.<br />
Man muss die Ungerechtigkeit sichtbar machen.“<br />
***<br />
„Ihr sollt nicht aus Appetit essen, sondern um den Hunger zu stillen.<br />
Der Masslose lebt, um zu essen; der Beherrschte isst, um zu leben.“<br />
☺<br />
Dr. Martin Luther King Jr. (1929 – 1968)<br />
„Mit Gandhis Philosophie des gewaltlosen Widerstands fand ich...<br />
die einzige moralisch und praktisch tragfähige Methode<br />
für den Freiheitskampf unterdrückter Menschen. “<br />
Hermann Hesse (1877 – 1962)<br />
„Gandhi war mehr als sämtliche amerikanische Präsidenten des Jahrhunderts,<br />
samt allen Vertretern und Schöpfern des Kommunismus von Marx bis Stalin...<br />
Sein Tod war die gewissermassen legitime Antwort der Welt auf Gandhis Leben und<br />
Werk, so wie Golgatha die folgerichtige Antwort der Welt auf Jesus war.“<br />
Aus dem ind. Sanskrit („Der himmlische Sang“):<br />
„Wenn man an Sinnesdinge denkt, entsteht Lockung; die Lockung zeugt Begierde;<br />
Gier entbrennt zu Leidenschaft; die Leidenschaft zeugt Leichtsinn;<br />
das betrogene Gedächtnis lässt allen edlen Vorsatz kläglich fahren<br />
und ein Gedanke nur durchwühlt den Geist,<br />
bis es um Vorsatz, Geist und Mensch geschehen.“<br />
(zitiert in Gandhis selbstverfasster Biografie „Mein Leben“, 1930)<br />
Mahatma Gandhi (1869 – 1948)<br />
„Wenn ich verzweifelt bin, sage ich mir immer wieder,<br />
dass in der Geschichte der Weg der Liebe und der Wahrheit immer wieder gesiegt hat.<br />
Es mag Tyrannen und auch Mörder gegeben haben,<br />
aber irgendwann wurden sie doch gestürzt.<br />
Denke immer daran. Immer.“<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„<strong>Selbst</strong> wenn man nur noch allein da steht...,<br />
Wahrheit bleibt Wahrheit.“<br />
Jesus von Nazareth<br />
„Alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen.“<br />
***<br />
„Wenn ihr nur diejenigen liebt, die Euch lieben,<br />
welche Belohnung könnt ihr da erwarten?“<br />
***<br />
„Ihr seid meine Freunde.<br />
Es gibt keine grössere Liebe,<br />
als wenn jemand sein Leben<br />
für seine Freunde hingibt.“<br />
Dalai Lama (geb. 1935 in Tibet)<br />
„Lebe ein gutes, ehrbares Leben.<br />
Wenn Du älter wirst und zurückdenkst,<br />
wirst Du es ein zweites Mal geniessen können.“<br />
***<br />
„Denk’ daran: Die beste Beziehung ist die,<br />
in der die Liebe für den anderen grösser ist,<br />
als das Verlangen nach dem anderen.“<br />
Gabriel García Márquez (geb. 1927 in Kolumbien)<br />
„Du kannst für die Welt nur eine Person sein,<br />
aber für eine Person die ganze Welt bedeuten.“<br />
***<br />
„Ich mag Dich nicht, weil Du bist, wer Du bist,<br />
sondern dafür, wer ich bin, wenn ich mit Dir zusammen bin.“<br />
***<br />
39/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Die schlimmste Art, jemanden zu vermissen, ist die,<br />
an seiner Seite zu sitzen und zu wissen, dass er nie zu einem gehören wird.“<br />
***<br />
„Weine nicht, weil es vorbei ist,<br />
lache, weil es überhaupt passiert ist.“<br />
***<br />
„Strenge Dich nicht immer so an.<br />
Denn die besten Dinge passieren, wenn Du sie am wenigsten erwartest.“<br />
***<br />
„Alles, was passiert, passiert aus einem bestimmten Grund.“<br />
Maxim Gorki (1868 – 1936)<br />
„Die Wissenschaft ist der Verstand der Welt, die Kunst ihre Seele.“<br />
***<br />
„Bisweilen macht es Freude, einen Menschen dadurch in Erstaunen zu versetzen,<br />
dass man ihm nicht ähnelt und anders denkt als er.“<br />
Antoine de Saint-Exupéry (1900 – 1944)<br />
aus « Der Kleine Prinz » :<br />
„Ich habe die Wüste immer geliebt. Man setzt sich auf eine Sanddüne. Man sieht <strong>nichts</strong>.<br />
Man hört <strong>nichts</strong>. Und währenddessen strahlt etwas in der Stille. „Es macht die Wüste<br />
schön“, sagte der kleine Prinz, „dass sie irgendwo einen Brunnen birgt.“ Ich war<br />
überrascht, dieses geheimnisvolle Leuchten des Sandes plötzlich zu verstehen. Als ich<br />
ein kleiner Junge war, wohnte ich in einem alten Haus, und die Sage erzählte, dass darin<br />
ein Schatz versteckt sei. Gewiss, es hat ihn nie jemand zu entdecken vermocht, vielleicht<br />
hat ihn auch nie jemand gesucht. Aber er verzauberte dieses ganze Haus. Mein Haus<br />
barg ein Geheimnis auf dem Grunde seines Herzens... „Ja“, sagte ich zum kleinen<br />
Prinzen, „ob es sich um das Haus, um die Sterne oder um die Wüste handelt,<br />
was ihre Schönheit ausmacht, ist unsichtbar!“<br />
***<br />
„Die grossen Leute haben eine Vorliebe für Zahlen. Wenn ihr ihnen von einem neuen<br />
Freund erzählt, befragen sie Euch nie über das Wesentliche. Sie fragen Euch nie:<br />
Wie ist der Klang seiner Stimme? Welche Spiele liebt er am meisten? Sammelt er<br />
Schmetterlinge? Sie fragen Euch: Wie alt ist er? Wie viele Brüder hat er?<br />
Wie viel wiegt er? Wie viel verdient sein Vater? Dann erst glauben sie, ihn zu kennen.“<br />
40/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Thomas Mann (1875 – 1955)<br />
aus dem Roman „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“:<br />
„Das Wort ist der Feind des Geheimnisvollen<br />
und ein grausamer Verräter der Gewöhnlichkeit.“<br />
***<br />
„Genuss ist ein leidender Zustand, in welchem niemand sich genügt,<br />
der sich zum Tätigen, zum Selber-Ausüben geboren fühlt.“<br />
***<br />
„Vielleicht erhöht <strong>Selbst</strong>verneinung die Fähigkeit zur Bejahung des anderen.“<br />
***<br />
„Umsonst warnt man den Mutigen vor einer Sache,<br />
indem man ihm nachweist, dass Mut dazu gehöre.“<br />
***<br />
„Schweigen ist ungesund.“<br />
***<br />
„Der Mensch, wie schön er sei, wie schmuck und blank,<br />
ist innen doch Gekrös’ nur und Gestank.“<br />
***<br />
„Die Liebe will auf gar <strong>nichts</strong> hinaus, sie will und denkt nicht über sich selbst hinaus,<br />
sie ist nur sie selbst und ganz in sich selbst verwoben.“<br />
***<br />
„Man sollte immer versuchen, alle Sachen, auch die gewöhnlichsten,<br />
die ganz selbstverständlich dazusein scheinen, mit neuen, erstaunten Augen,<br />
wie zum ersten Mal, zu sehen. Dadurch gewinnen sie ihre Erstaunlichkeit zurück,<br />
die im <strong>Selbst</strong>verständlichen eingeschlafen war, und die Welt bleibt frisch;<br />
sonst aber schläft alles ein, Leben, Freude und Staunen. Zum Beispiel die Liebe...“<br />
LIEBE:<br />
„Es ist wahr: der Mensch lebt gesondert und abgetrennt vom anderen in seiner Haut, nicht<br />
nur, weil er muss, sondern weil er es nicht anders will. Er will so abgesondert sein, wie er<br />
ist, will allein sein und will vom anderen im Grunde <strong>nichts</strong> wissen. Der andere, jeder<br />
andere in seiner Haut, ist ihm recht eigentlich widerlich, und nicht widerlich ist ihm<br />
ausschliesslich und ganz allein die eigene Person. Das ist Naturgesetz, ich sage es, wie es<br />
ist. (...) Auf Ekel läuft überhaupt grundsätzlich und von Natur sein Verhältnis zum anderen<br />
hinaus. Dessen leibliche Nähe, wird sie allzu bedrängend, ist ihm fatal aufs äusserste. Er<br />
würde lieber ersticken, als der Nähe fremder Leiblichkeit seine Sinne zu öffnen. Es nimmt<br />
darauf unwillkürlich auch jeder Rücksicht in seiner Haut und schont nur die<br />
Empfindlichkeit seiner eigenen Sonderung, indem er die des anderen schont. Gut. Oder<br />
jedenfalls wahr. (...)<br />
41/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Welche Abweichung der Natur von sich selbst ist das, und was ist es, was zum Staunen des<br />
Weltalls die Sonderung aufhebt zwischen einer Leiblichkeit und der anderen, zwischen Ich<br />
und Du? Es ist die Liebe. Eine alltägliche Sache, aber ewig neu und bei Lichte besehen<br />
nicht mehr und nicht weniger als unerhört. Was geschieht? Zwei Blicke treffen sich aus der<br />
Getrenntheit, wie sonst nie Blicke sich treffen. Erschrocken und weltvergessen, verwirrt<br />
und etwas von Scham getrübt über ihre völlige Verschiedenheit von allen anderen Blicken,<br />
aber von dieser Verschiedenheit durch <strong>nichts</strong> in der Welt abzubringen, sinken sie<br />
ineinander, - wenn Sie wollen, so sage ich: tauchen sie ineinander, aber tauchen ist nicht<br />
nötig, sinken ist ebenso gut. Ein wenig schlechtes Gewissen ist dabei, - worauf es sich<br />
bezieht, das lasse ich dahingestellt sein. (...) Auf jeden Fall ist es das süsseste schlechte<br />
Gewissen, das überhaupt vorkommt, und mit ihm in den Augen und Herzen gehen die<br />
beiden plötzlich aus aller Ordnung Herausgehobenen unverwandt aufeinander zu. Sie<br />
sprechen zusammen in der gewöhnlichen Sprache über dies und jenes, aber sowohl dies<br />
wie jenes ist Lüge, ebenso auch die gewöhnliche Sprache, und darum sind ihre Münder<br />
beim Sprechen leicht lügenhaft verzogen und ihre Augen voll süsser Lüge. Der Eine blickt<br />
auf das Haar, die Lippen, die Glieder des Anderen, und dann schlagen sie rasch die<br />
verlogenen Augen nieder oder wenden sie ab irgendwohin in die Welt, wo sie <strong>nichts</strong> zu<br />
suchen haben und überhaupt <strong>nichts</strong> sehen, da beider Augen blind sind für all und jedes<br />
ausser ihnen beiden. Dieselben verstecken sich auch nur in der Welt, um alsbald wieder<br />
desto glänzender zu den Haaren, den Lippen, den Gliedern des Anderen zurückzukehren,<br />
denn das alles hat gegen alle Üblichkeit aufgehört, etwas Fremdes und mehr als<br />
Gleichgültiges, nämlich Unangenehmes, ja Widerwärtiges zu sein, weil es nicht des Einen,<br />
sondern des Anderen ist, und ist zum Gegenstand des Entzückens, der Begierde, des<br />
rührenden Verlangens nach Berührung geworden, - einer Wonne, von der die Augen so<br />
viel vorwegnehmen, vorwegstehlen, wie ihnen gegeben ist. (...)<br />
Nicht lange, so kommt den auch der Augenblick, wo die enthobenen Leutchen der Lüge<br />
und des Gefackels mit dem und jenem und der verzogenen Münder zum Sterben satt sind,<br />
wo sie das alles abwerfen, als würfen sie schon ihre Kleider ab, und das einzig wahre Wort<br />
in der Welt, für sie das einzig wahre, sprechen, gegen das alles übrige nur vorgewendetes<br />
Geschwätz ist: das Wort ´Ich liebe Dich´. Es ist eine wahre Befreiung, die kühnste und<br />
süsseste, die es gibt, und damit sinken, man kann auch sagen: tauchen ihre Lippen<br />
ineinander zum Kuss, diesem so einzigartigen Geschehen in einer Welt der Getrenntheit<br />
und Vereinzelung... Der Kuss ist die Besiegelung der wunderbaren Aufhebung der<br />
Getrenntheit und des eklen Nichts-wissen-Wollens von allem, was einer nicht selbst ist!<br />
Ich gebe zu, ich gebe es zu mit der lebhaftesten Sympathie, dass er der Anfang ist von<br />
allem übrigen und weiteren, denn er ist die stumme, erstaunliche Aussage, dass Nähe,<br />
nächste Nähe, Nähe, so grenzenlos wie möglich, genau jene Nähe, die sonst lästig bis zum<br />
Ersticken war, zum Inbegriff alles Wünschenswerten geworden ist. Die Liebe tut durch die<br />
Liebenden alles, sie tut und versucht das Äusserste, um die Nähe grenzenlos, um sie<br />
vollkommen zu machen, um sie bis zum wirklichen, völligen Einswerden von zweierlei<br />
Leben zu treiben, was ihr aber komischer- und traurigerweise bei aller Anstrengung<br />
niemals gelingt. Soweit überwindet sie nicht die Natur, die es, trotz ihrer Veranstaltung der<br />
Liebe, grundsätzlich doch mit der Getrenntheit hält. (...)<br />
42/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Die Liebe ist nicht nur in der Verliebtheit, worin erstaunlicherweise eine gesonderte<br />
Leiblichkeit aufhört, der anderen unangenehm zu sein. In zarten Spuren und Andeutungen<br />
ihres Daseins durchzieht sie die ganze Welt.<br />
Wenn Sie an der Strassenecke dem schmutzigen Bettlerkind, das zu Ihnen aufblickt, nicht<br />
nur ein paar Centavos geben, sondern ihm auch mit der Hand, selbst wenn sie ohne<br />
Handschuh ist, übers Haar streichen, obgleich wahrscheinlich Läuse darin sind, und ihm<br />
dabei in die Augen lächeln, worauf Sie etwas glücklicher weitergehen, als Sie vorher waren,<br />
- was ist das anderes als die zarte Spur der Liebe? (...) Dies Streichen Ihrer blossen Hand<br />
über des Kindes Lausehaar, und dass Sie danach etwas glücklicher sind als zuvor, das ist<br />
vielleicht eine erstaunlichere Kundgebung der Liebe als die Liebkosung eines geliebten<br />
Leibes. Sehen Sie sich um in der Welt, sehen Sie den Menschen zu, als täten Sie es zum<br />
ersten Mal! Überall sehen Sie Spuren der Liebe, Andeutungen von ihr, Zugeständnisse an<br />
sie von seiten der Getrenntheit und des Nichts-wissen-Wollens der einen Leiblichkeit von<br />
der anderen. Die Menschen geben einander die Hand, - das ist etwas sehr Gewöhnliches,<br />
Alltägliches und Konventionelles, niemand denkt sich etwas dabei, ausser denen, die<br />
lieben, und die diese Berührung geniessen, weil ihnen weitere noch nicht erlaubt sind. Die<br />
anderen tun es ohne Gefühl und ohne Gedanken daran, dass es die Liebe ist, die das Gangund-Gäbe<br />
gestiftet hat; aber sie tun es. Ihre Körper wahren gemessenen Abstand – nur<br />
keine zu grosse Nähe, beileibe nicht! Aber über Abstand und streng behütetes Einzelleben<br />
hinweg strecken sie ihre Arme aus, und die fremden Hände tun sich zusammen,<br />
umschlingen sich, drücken einander, - und das ist gar <strong>nichts</strong>, das Allergewöhnlichste, es<br />
hat <strong>nichts</strong> auf sich damit, so scheint es, so meint man. In Wahrheit aber, bei Lichte<br />
besehen, gehört es in das Gebiet des Erstaunlichen und ist ein kleines Fest der Abweichung<br />
der Natur von sich selbst, die Leugnung des Widerwillens des Fremden gegen das Fremde,<br />
die Spur der heimlich allgegenwärtigen Liebe.“<br />
Friedrich Hebbel (1813 – 1863)<br />
„Die Lage zerstört den Menschen,<br />
wenn der Mensch die Lage nicht zerstören kann.“<br />
***<br />
„Schüttle alles ab, was Dich in Deiner Entwicklung hemmt,<br />
und wenn’s auch ein Mensch wäre, der Dich liebt, den Du liebst;<br />
denn was Dich vernichtet, kann keinen anderen fördern.“<br />
***<br />
"Ich trenne mich mehr und mehr von meiner allerdings finsteren Vergangenheit los,<br />
ich überzeuge mich mehr und mehr von dem hohen und einzigen Wert des Lebens<br />
und von der Kraft des Menschen, seine Befriedigung darin zu finden.<br />
Wenn die Wunden geheilt sind, so rühmt man sich der Narben,<br />
leugnet aber freilich dabei, dass man sich im Schmerz jemals ungeduldig gebärdet hat ..."<br />
***<br />
43/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Gedicht von Friedrich Hebbel:<br />
Höchstes Gebot<br />
"Hab Achtung vor dem Menschenbild,<br />
und denke, dass, wie auch verborgen,<br />
darin für irgendeinen Morgen<br />
der Keim zu allem höchsten schwillt!<br />
Hab Achtung vor dem Menschenbild,<br />
und denke, dass, wie tief er stecke,<br />
ein Hauch des Lebens, der ihn wecke,<br />
vielleicht aus Deiner Seele quillt!<br />
Hab Achtung vor dem Menschenbild!<br />
die Ewigkeit hat eine Stunde,<br />
wo jegliches Dir eine Wunde<br />
und, wenn nicht die, ein Sehnen stillt."<br />
Eine kleine Philosophie-Sammlung aus (mir) unbekannten Quellen:<br />
„Falsche Freunde gleichen Schatten.<br />
Sie halten sich dicht an uns,<br />
solange wir in der Sonne gehen.<br />
Sie verlassen uns aber sofort,<br />
wenn wir ins Dunkle geraten.“<br />
***<br />
„Hast Du einen Menschen sehr gern,<br />
musst Du ihn verstehen,<br />
und nicht hier und da nach seinen Fehlern sehen.<br />
Schau mit Liebe und verzeih',<br />
Du bist auch nicht fehlerfrei.“<br />
***<br />
„Nicht wer mit dir lacht,<br />
nicht wer mit dir weint,<br />
nur wer mit dir fühlt,<br />
ist wirklich dein Freund!“<br />
***<br />
„Freundschaft und Liebe sind wie zwei Pflanzen an einer Wurzel.<br />
Die Liebe mag die schöneren Blüten haben,<br />
aber die Freundschaft hat die stärkeren Wurzeln!“<br />
***<br />
44/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Manchmal wünscht man sich Liebe,<br />
bekommt aber nur Freundschaft.<br />
Aber warum enttäuscht sein;<br />
Ist Freundschaft nicht die schönste Art der Liebe?“<br />
***<br />
„Freunde finden, das kann jeder,<br />
Freunde behalten ist eine Kunst.<br />
Echte Freunde sind wahre Künstler!“<br />
***<br />
„Ein Freund ist ein Mensch,<br />
vor dem man laut denken kann!“<br />
***<br />
„Lerne zu dulden, lerne zu ertragen,<br />
lerne zu erringen und zu entsagen.<br />
Lerne zu vergessen und zu vergeben,<br />
dann hast du wirklich gelernt zu leben!“<br />
***<br />
„Ein Herz voller Liebe ist nie arm,<br />
erkaltet nicht, ist immer warm.<br />
Es nimmt nicht, denn ein Herz, dass liebt,<br />
ist auch ein Herz, das immer gibt!“<br />
***<br />
„Wer eine Rose richtig liebt,<br />
wird nicht aufgrund der Dornen auf sie verzichten!“<br />
***<br />
„Aus den Steinen, die einem in den Weg gelegt werden,<br />
kann man etwas Schönes bauen!“<br />
***<br />
„Glück ist selten etwas, das man erlebt.<br />
Meistens ist es etwas, an das man sich erinnert!“<br />
***<br />
„Nicht das Freuen, nicht das Leiden,<br />
stellt den Wert des Menschen dar,<br />
immer nur ist das entscheidend,<br />
was der Mensch dem Menschen war!“<br />
***<br />
„Solange die Kinder klein sind, gib’ ihnen Wurzeln.<br />
Wenn sie älter geworden sind, gib’ ihnen Flügel.“<br />
45/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„Wenn sich jemand in Dich verliebt,<br />
beklage Dich nicht und frage nicht warum.<br />
Man wird von Menschen öfter ohne Grund gehasst,<br />
als ohne Grund geliebt...“<br />
***<br />
„Niemand kann uns ferner sein,<br />
als derjenige, der uns nahe ist!“<br />
***<br />
Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht!<br />
Es ist schwer, weil wir es nicht wagen!“<br />
***<br />
„Es ist schlimm jemanden zu verlieren,<br />
den man über alles liebt.<br />
Doch es ist viel schlimmer zu erkennen,<br />
dass er die Liebe nicht wert war!“<br />
***<br />
„In böser Absicht mitgeteilte Wahrheiten sind schlimmer als Lügen!“<br />
***<br />
„Die Erfahrung lehrt uns, dass Liebe nicht darin besteht,<br />
dass man aneinander ansieht, sondern gemeinsam in die gleiche Richtung blickt.“<br />
***<br />
„Manchmal muss man ganz weit voneinander entfernt sein,<br />
um zu fühlen, wie nah man sich eigentlich ist!“<br />
***<br />
„Denken ist die schwerste Arbeit, die es gibt.<br />
Das ist wahrscheinlich auch der Grund,<br />
dass sich so wenige Leute damit beschäftigen.“<br />
Aus dem Buddhismus:<br />
„Glaube nicht, nur weil Experten es behaupten,<br />
glaube nicht, nur weil es immer so war,<br />
glaube nicht, nur weil andere es auch so sehen,<br />
prüfe und erfahre Du selbst.“<br />
46/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Nelson Mandela (*geb. 18.7.1918)<br />
„Einen anderen Menschen zu demütigen bedeutet,<br />
ihn ein unnötig grausames Schicksal erleiden zu lassen.<br />
Schon als Junge lernte ich es,<br />
meine Gegner zu bezwingen, ohne sie zu entehren.“<br />
***<br />
„Ein Führer ist wie ein Hirte.<br />
Er hält sich hinter der Herde und lässt die Flinksten vorweggehen,<br />
woraufhin die anderen folgen, ohne zu erkennen,<br />
dass sie die ganze Zeit von hinten gelenkt werden.“<br />
***<br />
„Tapferkeit angesichts des Unerträglichen –<br />
das ist eine Tapferkeit, die einem Kraft für das ganze Leben gibt.“<br />
***<br />
über die Frauen, die er liebt(e):<br />
„Es sind Frauen, bei denen ich freimütig sein<br />
und denen ich Schwächen und Ängste eingestehen kann,<br />
die ich einem anderen Mann niemals offenbaren würde. (...)<br />
Wirkliche weibliche Freunde, denen ich auf gleicher Ebene begegnete,<br />
denen ich mich anvertrauen und mit denen ich Geheimnisse teilen konnte.“<br />
***<br />
„Menschen, die grosse Risiken auf sich nehmen,<br />
haben oft grosse Konsequenzen zu ertragen.“<br />
***<br />
„In der Liebe, anders als in der Politik,<br />
ist Vorsicht für gewöhnlich keine Tugend.“<br />
Winston Churchill (1874 – 1965)<br />
„Wenn zwei Menschen immer dasselbe denken, ist einer von ihnen überflüssig.“<br />
***<br />
„Mit dem Geist ist es wie mit dem Magen:<br />
Man kann ihm nur die Dinge zumuten, die er verdauen kann.“<br />
***<br />
„Es ist ein grosser Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann,<br />
möglichst früh zu begehen.“<br />
***<br />
47/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Man soll dem Leib etwas Gutes bieten,<br />
damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen.“<br />
***<br />
„Es gibt drei Sorten von Menschen:<br />
Solche, die sich zu Tode sorgen;<br />
solche, die sich zu Tode arbeiten<br />
und solche, die sich zu Tode langweilen.“<br />
***<br />
„Dem Kapitalismus wohnt ein Laster inne:<br />
Die Verteilung der Güter.<br />
Dem Sozialismus dagegen wohnt eine Tugend inne:<br />
Die gleichmässige Verteilung des Elends.“<br />
***<br />
„Das Leben ist wie ein Theaterstück:<br />
Zuerst spielt man die Hauptrolle, dann eine Nebenrolle,<br />
dann souffliert man den anderen;<br />
und schliesslich sieht man zu, wie der Vorhang fällt.“<br />
***<br />
„Je weiter man zurückblicken kann, desto weiter wird man vorausschauen.“<br />
***<br />
„Konsequent ist, wer sich selber mit den Umständen wandelt.“<br />
***<br />
„Ein Optimist sieht eine Gelegenheit in jeder Schwierigkeit.<br />
Der Pessimist sieht in jeder Gelegenheit eine Schwierigkeit.“<br />
***<br />
„Der Preis der Grösse heisst Verantwortung.“<br />
***<br />
„Manche halten den Unternehmer für einen räudigen Wolf, den man totschlagen müsse;<br />
andere meinen, er sei eine Kuh, die man ununterbrochen melken kann;<br />
nur Wenige sehen in ihm ein Pferd, das den Karren zieht.“<br />
***<br />
„Der materielle Fortschritt befriedigt keine der Bedürfnisse, die der Mensch wirklich hat.“<br />
***<br />
„Kritik mag unangenehm sein, aber sie ist notwendig.<br />
Sie hat dieselbe Aufgabe wie der Schmerz im menschlichen Körper:<br />
Die Aufmerksamkeit auf einen ungesunden Zustand zu lenken.“<br />
48/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Baruch de Spinoza (1632 – 1677)<br />
„Wenn Paul über Peter Aussagen macht,<br />
dann erzählt er uns mehr über Paul als über Peter.“<br />
***<br />
„Wenn die Menschen als Freie geboren würden,<br />
so würden sie die Begriffe gut und schlecht nicht bilden;<br />
und zwar so lange nicht, als sie frei blieben.“<br />
Aus Josef Rattners<br />
„Menschenkenntnis durch Charakterkunde“:<br />
Charakterforschung als Lebensstudium<br />
„Am besten kommt man in diesem Studium voran, wenn man es zum Zwecke der<br />
<strong>Selbst</strong>erkenntnis und <strong>Selbst</strong>erziehung betreibt. Man soll die eigene Person und den<br />
Mitmenschen intensiv erforschen mit der Absicht, nicht nur ‚klug für ein nächstes Mal’,<br />
sondern ‚weise für immer’ zu werden. Wer dieses Ziel anstrebt, wird nach und nach die<br />
Geduld, die Heiterkeit des Gemüts und die Schärfe der <strong>Selbst</strong>- und Fremdbeobachtung<br />
erwerben, ohne die man den in jedem Kopfe vorhandenen Wust von Vorurteilen und<br />
überlieferten Irrtümern nicht abbauen kann. Ohne die <strong>Selbst</strong>werdung der eigenen<br />
Persönlichkeit erschliesst sich dem Forscher nicht die Vielfalt individuellen Lebens und die<br />
Subtilität unserer kulturellen Verankerung. Studium der Individuen und Studium der<br />
Kultur- und Zivilisationsstrukturen müssen einander stützen und ergänzen, da man die<br />
Menschen stets aus ihrem kulturellen und epochalen Kontext heraus verstehen soll.“<br />
Friedrich Schiller (1759 – 1805)<br />
„Des Menschen Taten und Gedanken, wisst,<br />
sind nicht wie Meeres blind bewegte Wellen. –<br />
Die innere Welt, sein Mikrokosmos ist<br />
der tiefe Schacht, aus dem sie ewig quellen.<br />
Sie sind notwendig, wie des Baumes Frucht,<br />
sie kann der Zufall gaukelnd nicht verwandeln.<br />
– Hab’ ich des Menschen Kern erst untersucht,<br />
so weiss ich auch sein Wollen und sein Handeln.“<br />
Heraklit von Ephesos (um 540 – um 480 v. Chr.)<br />
„Der Charakter des Menschen ist sein Schicksal.“<br />
Friedrich Hebbel (1818 – 1863)<br />
„Welch’ ein Narr ist der Mensch! In allem muss er sich spiegeln!<br />
<strong>Selbst</strong> in Sonne und Mond hat er sein Antlitz entdeckt!“<br />
***<br />
„Das Leben der meisten ist ein Fliehen aus sich selbst heraus.“<br />
49/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Sir Peter Ustinov (1921 – 2004)<br />
„Die grösste Liebe ist immer die, die unerfüllt bleibt – der Traum.“<br />
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)<br />
„Der liebt nicht, der die Fehler des Geliebten nicht für Tugenden hält.“<br />
***<br />
„Wem viel gegeben ist, der hat auch viel zu leisten.“<br />
***<br />
„Das Leben eines Menschen ist sein Charakter.“<br />
***<br />
„Ein Herz, das einen liebt, kann keinen Menschen hassen.“<br />
Jean Paul (1763 – 1825)<br />
„Das Sehnen nach Liebe ist selber Liebe.“<br />
Marie von Ebner-Eschenbach (1830 – 1916)<br />
„Der Spott endet, wo das Verständnis beginnt.“<br />
Friedrich Georg Jünger (1898 – 1977)<br />
„Die Stimmen werden lauter, wenn das Verständnis abnimmt.“<br />
Wilhelm Busch (1832 – 1908)<br />
„Vater werden ist nicht schwer,<br />
Vater sein dagegen sehr.“<br />
Antoine de Saint-Exupéry (1900 – 1944)<br />
„Die wirkliche Liebe beginnt, wo keine Gegengabe mehr erwartet wird.“<br />
Leo N. Tolstoi (1828 - 1910)<br />
„Eher holst Du einen Vogel im Flug ein als Liebe, die flieht.“<br />
Arthur Schnitzler (1862 – 1931)<br />
„Ein geliebter Mensch, das bedeutet sieben Mal Schmerz und ein Mal Freude.“<br />
Ambrose Bierce (1842 – 1914)<br />
„Bettler: Jemand, der sich auf die Hilfe seiner Freunde verlassen hat.“<br />
Euripides (um 485 – um 406 v. Chr.)<br />
„Du zählst im Elend keinen Freund.“<br />
Ovid (um 43 – 17 n. Chr.)<br />
„Die breite Menge misst Freundschaften an ihrem Nutzen.“<br />
50/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Sprichwort:<br />
„Ein guter Freund ist mehr Wert als hundert Verwandte.“<br />
Ralph W. Emerson (1803 – 1882)<br />
„Einen Freund kann man nur haben, wenn man einer ist.“<br />
Voltaire (1694 – 1778)<br />
„Freundschaft ist die Vermählung der Seele.“<br />
Samuel Butler (1835 – 1902)<br />
„Freundschaft ist wie Geld: Leichter gewonnen als behalten.“<br />
Gaius Petronius (gest. um 66 n. Chr.)<br />
„In der Bedrängnis zeigen sich wahre Freunde.“<br />
Carl Schmitt (1888 – 1995)<br />
„Ein Freund ist jemand, mit dem man reden muss.“<br />
Friedrich von Logau (1604 – 1655)<br />
„Eine Freundschaft, die der Wein gemacht, wirkt wie der Wein nur eine Nacht.“<br />
William Shakespeare (1565 – 1616)<br />
„Es sollt’ ein Freund, des Freundes Schwächen tragen.“<br />
Michel Eyquem de Montaigne (1533 – 1592)<br />
„Die Freundschaft lebt vom ungehinderten Gedankenaustausch.“<br />
Sylvia Plath (1932 – 1963)<br />
„Die <strong>Selbst</strong>erfahrung, zu der uns Probleme und Enttäuschungen<br />
in Bezug auf andere bringen, ist sonderbarerweise der beste Antrieb<br />
für die eigene Entwicklung und Veränderung.“<br />
Friedrich Schiller (1759 – 1805)<br />
„Was schöne Seelen empfinden, muss trefflich und vollkommen sein.“<br />
Friedrich Nietzsche (1844 – 1900)<br />
„Gedanken sind die Schatten unserer Empfindungen –<br />
immer dunkler, leerer, einfacher als diese.“<br />
***<br />
„Nicht die Stärke, sondern die Dauer der hohen Empfindung<br />
macht den hohen Menschen.“<br />
51/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Jules Renard (1864 – 1910)<br />
„Es geht nicht darum, der Erste zu sein,<br />
sondern der Einzige seiner Art.“<br />
Balthasar Gracián y Morales (1601 – 1658)<br />
„Dem grossen Mann gibt Gutes tun mehr Genuss als Gutes zu empfangen:<br />
Ein Glück seines Edelmutes.“<br />
Henry de Montherlant (1895 – 1972)<br />
„Egoisten sind von unseren Freunden alle,<br />
denen unsere Freundschaft gleichgültig ist.“<br />
Iring Fetscher (?)<br />
„Der Egoist flieht vor sich und seinem hassenswerten Ich.<br />
Wer aber sich selbst nicht akzeptieren kann,<br />
ist auch nicht imstande, andere zu lieben.“<br />
Anne Morrow Lindbergh (1906 – 2001)<br />
„Das Schlimmste am Abschied von Menschen ist zu wissen,<br />
dass man ohne sie nicht auskommen kann und wird.“<br />
Henrik Ibsen (1828 – 1906)<br />
„Der stärkste Mann ist der, der allein steht.“<br />
Franz Kafka (1863 – 1924)<br />
„Was ich geleistet habe, ist der Erfolg des Alleinseins.“<br />
***<br />
„Der wahre Weg geht über ein Seil, das nicht in der Höhe gespannt ist,<br />
sondern knapp über dem Boden. Es scheint mehr bestimmt stolpern zu machen,<br />
als begangen zu werden.“<br />
Petter Moen (?)<br />
„Ich brauche das Alleinsein, um den Weg nach Innen zu suchen.“<br />
Wolfgang Herbst (geb. 1935)<br />
„Anpassung ist die Stärke der Schwachen.“<br />
Sprichwort:<br />
„Bücken muss man sich, wenn man durch die Welt will.“<br />
Mark Aurel (um 121 – 180 n. Chr.)<br />
„Beste Art sich zu wehren: Sich nicht anzugleichen.“<br />
Elias Canetti (1905 – 1994)<br />
„Die erste Wirkung einer Anpassung an andere ist, dass man langweilig wird.“<br />
52/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Abraham Lincoln (1809 – 1865)<br />
„Willst Du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib’ ihm Macht!“<br />
Friedrich Nietzsche (1844 – 1900)<br />
„Hat man Charakter, so hat man auch sein typisches Erlebnis, das immer wieder kommt.“<br />
Samuel Smiles (1812 – 1904)<br />
„Das Unglück ist der Prüfstein des Charakters.“<br />
Carl Hilty (1833 – 1909)<br />
„Die Hauptbestandteile eines guten Charakters sind Treue und Mitleid.“<br />
Stanislav Jerzy Lec (1909 – 1966)<br />
„Wenn überhaupt keine Winde wehen,<br />
hat sogar der Wetterhahn auf dem Turm Charakter.“<br />
Afrikanisches Sprichwort<br />
„Wo Charakter ist, da ist Hässlichkeit Schönheit.<br />
Wo kein Charakter ist, da ist Schönheit Hässlichkeit.“<br />
Wolfgang Herbst (geb. 1935)<br />
„Persönlichkeit ist, was übrig bleibt,<br />
wenn man Ämter, Orden und Titel von einer Person abzieht.“<br />
Michel Eyquem de Montaigne (1533 – 1592)<br />
„Ich will lieber geschäftlich als charakterlich versagen.“<br />
Lothar Schmidt (?)<br />
„Der Charakter zeigt sich im Verhalten eines Menschen<br />
jenen gegenüber, die ihm <strong>nichts</strong> nützen.“<br />
Leo N. Tolstoi (1828 – 1910)<br />
„Das Hauptmerkmal eines Charakters ist, wie er sich bei Feindseligkeit verhält.“<br />
Marie Louise Kaschnitz (1901 – 1974)<br />
„Der Dichter ist das Sprachrohr der Sprachlosigkeit seiner Zeit.“<br />
Arthur Schnitzler (1862 – 1931)<br />
„Der Dichter ist Gestalter und Bewahrer aus innerer Notwendigkeit.“<br />
Novalis (1772 - 1801)<br />
„Der echte Dichter ist allwissend – er ist eine wirkliche Welt im Kleinen.“<br />
Marie von Ebner-Eschenbach (1830 – 1916)<br />
„Ein Dichter, der einen Menschen kennt, kann hundert schildern.“<br />
53/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Nicolas de Chamfort (1741 – 1776)<br />
„Der Maler verleiht der Gestalt Seele,<br />
der Dichter dem Gefühl und Gedanken Gestalt.“<br />
Wilhelm Raabe (1831 – 1911)<br />
„Je mehr ihm das Leben entglitt,<br />
desto mehr wurde er Dichter.“<br />
Erhard Blanck (geb. 1942)<br />
„Arbeiten, um nicht denken zu müssen,<br />
ist auch Faulheit.“<br />
Albert Schweitzer (1875 – 1965)<br />
„Alles Denken, das in die Tiefe geht,<br />
endet in ethischer Mystik.“<br />
Ludwig Feuerbach (1804 – 1872)<br />
„Einsamkeit ist das Bedürfnis des Denkers,<br />
Gemeinschaft das Bedürfnis des Herzens.“<br />
Emil Gött (1864 – 1908)<br />
„Columbus musste von Indianern träumen,<br />
um Amerika zu finden.“<br />
Georg Christoph Lichtenberg (1742 – 1799)<br />
„Sehr viele und vielleicht die meisten Menschen müssen,<br />
um etwas zu finden, erst wissen, dass etwas da ist.“<br />
Sully Prudhomme (1839 – 1907)<br />
„Man ist nur glücklich durch das, was man fühlt,<br />
und nicht durch das, was man ist.“<br />
***<br />
„Zwei Freunde müssen sich im Herzen ähneln.<br />
In allem anderen können sie grundverschieden sein.“<br />
***<br />
„Wenn man einen Menschen in Freundschaft liebt,<br />
wünscht man sich, ihn glücklich zu sehen.“<br />
Fjodor M. Dostojewski (1821 – 1881)<br />
„Man kann Vieles unbewusst wissen,<br />
indem man es nur fühlt, aber nicht weiss.“<br />
Russisches Sprichwort<br />
„Vertrau’ ein Geheimnis einem Stummen an – und er wird reden!“<br />
54/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Thomas Mann (1875 – 1955)<br />
„Was ist Zeit? Ein Geheimnis – wesenlos und allmächtig!“<br />
Leo N. Tolstoi (1828 - 1910)<br />
„Geistiges Leben lässt sich nicht mit körperlichem Mass messen.“<br />
Französisches Sprichwort:<br />
„Es gibt keine grossen Geister ohne ein bisschen Narrheit.“<br />
Anne Morrow Lindbergh (1906 – 2001)<br />
„Ich bin der Meinung, dass man das eigene Ich, die innere Quelle,<br />
am besten in der Einsamkeit wiederfindet.<br />
Ohne Zugang zum eigenen Ich,<br />
kann man auch keinen Zugang zu anderen finden.“<br />
Konrad Adenauer (?)<br />
„Ich kenne eigentlich <strong>nichts</strong> Kleinlicheres als Intoleranz,<br />
und ich kenne auch <strong>nichts</strong>, was der Liebe am meisten widerspricht als die Intoleranz.“<br />
Germaine Baronin von Stael (1766 – 1817)<br />
„Wenn man den Lauf des menschlichen Schicksals genau beobachtet,<br />
so wird man sehen, dass die Oberflächlichkeit zu allem führen kann,<br />
was es nur Schlimmes und Schlechtes in der Welt gibt.“<br />
Walter Rathenau (1867 – 1922)<br />
„Höhere Seelen schaffen höhere Welten.“<br />
Oswald Spengler (1880 – 1936)<br />
„Leib ist Ausdruck der Seele.“<br />
Arthur Schnitzler (1862 – 1931)<br />
„Wie man von der Hand in den Mund lebt,<br />
so kann man auch vom Geist in die Seele denken<br />
und von der Seele in den Geist fühlen.“<br />
Karl Peltzer (1903 – 1981)<br />
„Tapferkeit ist stets mit Menschlichkeit gepaart,<br />
während der Feige zur Grausamkeit neigt.“<br />
Hermann Hesse (1877 – 1962)<br />
„Ohne Persönlichkeit gibt es keine Liebe.<br />
Keine wirklich tiefe Liebe.“<br />
***<br />
55/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Den Sinn erhält das Leben einzig durch die Liebe.<br />
Das heisst: je mehr wir zu lieben und uns hinzugeben fähig sind,<br />
desto sinnvoller wird unser Leben.“<br />
***<br />
„Je weniger ich an unsere Zeit glauben kann, je mehr ich das<br />
Menschentum verkommen und verdorren zu sehen meine,<br />
desto weniger stelle ich diesem Verfall die Revolution entgegen,<br />
und desto mehr glaube ich an die Magie der Liebe.“<br />
***<br />
„Kein Mensch fühlt im andern eine Schwingung mit,<br />
ohne dass er sie selbst in sich hat.“<br />
***<br />
„Die Welt und das Leben zu lieben, auch unter Qualen zu lieben,<br />
jedem Sonnenstrahl dankbar offen stehen und auch im Leid<br />
das Lächeln nicht ganz zu verlernen -<br />
diese Lehre jeder echten Dichtung veraltet nie<br />
und ist heute notwendiger und dankenswerter als je.“<br />
***<br />
„Fühle mit allem Leid der Welt,<br />
aber richte deine Kräfte nicht dorthin,<br />
wo du machtlos bist, sondern zum Nächsten,<br />
dem du helfen, den du lieben und erfreuen kannst.“<br />
***<br />
„Die Welt zu durchschauen, sie zu verachten,<br />
mag großer Denker Sache sein.<br />
Mir aber liegt einzig daran, die Welt lieben zu können,<br />
sie und mich und alle Wesen mit Liebe und Bewunderung<br />
und Ehrfurcht betrachten zu können.“<br />
Sergio Bambaren (*1960)<br />
Aus „Der träumende Delphin“:<br />
„Es kommt eine Zeit im Leben,<br />
da bleibt einem <strong>nichts</strong> anderes übrig,<br />
als seinen eigenen Weg zu gehen.<br />
Eine Zeit, in der man die eigenen Träume verwirklichen muss.<br />
Eine Zeit, in der man endlich für die eigenen Überzeugungen eintreten muss.“<br />
***<br />
56/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Gerade in der grössten Verzweiflung hast Du die Chance,<br />
Dein wahres <strong>Selbst</strong> zu finden.<br />
Genauso wie Träume lebendig werden,<br />
wenn Du am wenigsten damit rechnest,<br />
wird es mit den Antworten auf jene Fragen sein,<br />
die Du nicht lösen kannst.<br />
Folge Deinem Instinkt wie einem Pfad der Weisheit,<br />
und lass’ Hoffnung Deine Ängste vertreiben.“<br />
***<br />
„Die meisten von uns sind nicht in der Lage,<br />
über ihre Misserfolge hinwegzukommen;<br />
deshalb gelingt es uns auch nicht,<br />
unsere Bestimmung zu erfüllen.<br />
Es ist leicht, für etwas einzutreten,<br />
das kein Risiko birgt.“<br />
***<br />
„Vielleicht bedeutet Liebe auch lernen,<br />
jemanden gehen zu lassen,<br />
wissen, wann es Abschiednehmen heisst.<br />
Nicht zulassen,<br />
dass unsere Gefühle dem im Weg stehen,<br />
was am Ende wahrscheinlich besser ist für die,<br />
die wir lieben.“<br />
***<br />
„Neue Welten zu entdecken wird Dir nicht nur Glück und Erkenntnis,<br />
sondern auch Angst und Kummer bringen.<br />
Wie willst Du das Glück wertschätzen,<br />
wenn Du nicht weißt, was Kummer ist?<br />
Wie willst Du Erkenntnis gewinnen,<br />
wenn Du Dich Deinen Ängsten nicht stellst?<br />
Letztlich liegt die grosse Herausforderung des Lebens darin,<br />
die Grenzen in Dir selbst zu überwinden und so weit zu gehen,<br />
wie Du Dir niemals hättest träumen lassen.“<br />
***<br />
„Träume bedeuten vielleicht ein hartes Stück Arbeit.<br />
Wenn wir versuchen, dem auszuweichen,<br />
können wir den Grund,<br />
warum wir zu träumen begannen,<br />
aus den Augen verlieren,<br />
und am Ende merken wir,<br />
dass der Traum gar nicht mehr uns gehört.<br />
57/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Wenn wir einfach der Weisheit unseres Herzens folgen,<br />
wird die Zeit vielleicht dafür sorgen,<br />
dass wir unsere Bestimmung erfüllen.<br />
Denk’ daran:<br />
Gerade wenn Du schon fast aufgeben willst,<br />
gerade wenn Du glaubst, dass das Leben zu hart mir Dir umspringt,<br />
dann denk’ daran, wer Du bist.<br />
Denk’ an Deinen Traum.“<br />
***<br />
„Es gibt Dinge, die Du mit den Augen nicht sehen kannst.<br />
Du musst sie mit dem Herzen sehen,<br />
und das ist das Schwierigste daran.<br />
Wenn Du zum Beispiel in Dein Inneres blickst und spürst,<br />
dass dort ein junges Herz schlägt,<br />
werdet ihr beide mit Deinen Erinnerungen und seinen Träumen losziehen<br />
und einen Weg durch jenes Abenteuer,<br />
das man Leben nennt, suchen,<br />
stets bestrebt, das Beste daraus zu machen.<br />
Und Dein Herz wird niemals müde werden<br />
oder alt...“<br />
***<br />
„Durch unsere Entscheidungen definieren wir uns selbst.<br />
Allein durch sie können wir unseren Worten und Träumen<br />
Leben und Bedeutung verleihen.<br />
Allein durch sie können wir aus dem, was wir sind, das machen,<br />
was wir sein wollen.“<br />
***<br />
„Dort, wohin Du gehst, gibt es keine Wege, keine Pfade,<br />
Du kannst nur Deinem Instinkt folgen.<br />
Du hast die Zeichen beachtet und bist endlich angekommen.<br />
Nun musst Du den grossen Sprung ins Unbekannte wagen<br />
und selbst herausfinden:<br />
Wer im Unrecht ist.<br />
Wer im Recht ist.<br />
Wer Du bist.“<br />
***<br />
„Einige Dinge werden immer stärker sein als Zeit und Raum,<br />
wichtiger als Sprache und Lebensart.<br />
Zum Beispiel, Deinen Träumen nachzugehen<br />
und zu lernen, Du selbst zu sein.<br />
Mit anderen das wunderbare Geheimnis zu teilen,<br />
das Du entdeckt hast.“<br />
58/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„Aus den schwierigsten Situationen im Leben<br />
kann man die besten Lehren ziehen.“<br />
***<br />
„Wenn Du etwas von ganzem Herzen willst,<br />
dann können Dich nur Deine eigenen Ängste aufhalten.“<br />
***<br />
„Träume sind ein Teil Deiner Persönlichkeit!“<br />
Khalil Gibran (1883 – 1931)<br />
aus „Prophet, 45“:<br />
„Denn der Gedanke ist ein Vogel des Weltraumes,<br />
der in einem Käfig von Worten seine Flügel wohl zu entfalten vermag,<br />
doch nicht fliegen kann.“<br />
***<br />
„Die Neigungen des Herzens sind geteilt wie die Äste einer Zeder.<br />
Verliert der Baum einen Ast, so wird er leiden, aber er stirbt nicht.<br />
Er wird all seine Lebenskraft in den nächsten Ast fliessen lassen;<br />
auf dass dieser wachse und die Lücke ausfülle.“<br />
Edgar Allan Poe (1809 – 1849)<br />
„…Alle, die bei Tage träumen, wissen von vielen Dingen,<br />
die denen ergehen, die nur den Traum der Nacht kennen.“<br />
Hermann Hesse (1877 – 1962)<br />
„Leute mit Mut und Charakter sind den anderen Leuten immer sehr unheimlich.“<br />
***<br />
„Von den vielen Welten, die der Mensch nicht von der Natur geschenkt bekam,<br />
sondern sich aus dem eigenen Geist erschaffen hat,<br />
ist die Welt der Bücher die grösste.“<br />
***<br />
„Das Amt des Dichters ist nicht das Zeigen der Wege,<br />
sondern vor allem das Wecken der Sehnsucht.“<br />
Albert Einstein (1879 – 1955)<br />
„Fantasie ist wichtiger als Wissen.<br />
Denn Wissen ist begrenzt.“<br />
59/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
George Bernard Shaw (1856 – 1950)<br />
„Das unbekannteste Land liegt unterm Hut.“<br />
***<br />
„Um die Wahrheit zu erfahren, muss man den Menschen widersprechen.“<br />
***<br />
“…Denn der Mann, der über sich selbst und seine eigene Zeit schreibt,<br />
ist der einzige Mann, der über alle Menschen und über alle Zeiten schreibt.“<br />
***<br />
„Die vernünftigen Menschen passen sich der Welt an;<br />
die unvernünftigen versuchen, sie zu verändern.<br />
Deshalb hängt aller Fortschritt von den Unvernünftigen ab.“<br />
***<br />
„Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute;<br />
seht Euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben!“<br />
***<br />
„Inmitten eines beschränkten Volkes wird ein Genie zu einem Gott:<br />
Jedermann betet es an, und niemand tut, was es will.“<br />
***<br />
„Du siehst Dinge; und Du sagst: Warum?<br />
Doch ich träume von Dingen, die nie gewesen sind;<br />
und ich sage: Warum nicht?“<br />
Jonathan Swift (1667 – 1745)<br />
„Taucht ein Genie auf, verbrüdern sich die Dummköpfe.“<br />
Antoine de Saint-Exupéry (1900 – 1944)<br />
„Geh’ nicht nur die glatten Strassen.<br />
Geh’ Wege, die noch niemand ging,<br />
damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub.“<br />
Robert Lembke (1913 – 1989)<br />
„Man muss die Dinge sehen, wie sie sind,<br />
aber man muss sie doch nicht so lassen.“<br />
Plato (427 – 347 v. Chr.)<br />
“Wer lebt, ohne zu fragen, lebt nicht wirklich.”<br />
60/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Friedrich Nietzsche (1844 – 1900)<br />
„Man verdirbt einen Jüngling am sichersten,<br />
wenn man ihn verleitet, den Gleichdenkenden höher zu achten<br />
als den Andersdenkenden.“<br />
***<br />
„Der Weg zu allem Grossen geht durch die Stille.“<br />
***<br />
„Das Gute missfällt uns, wenn wir ihm nicht gewachsen sind.“<br />
***<br />
„Man muss Gott nötig haben, um Geist zu bekommen.“<br />
Thomas Mann (1875 – 1955)<br />
„Man denke sich den folgenden dichterischen Charakter. Ein Mensch, edel und<br />
leidenschaftlich, aber auf irgendeine Weise gezeichnet und in seinem Gemüt eine dunkle<br />
Ausnahme unter den Regelrechten... vornehm als Ausnahme, aber unvornehm als<br />
Leidender, einsam, ausgeschlossen vom Glücke, von der Bummelei des Glücks und ganz<br />
und gar auf die Leistung gestellt.“<br />
***<br />
„Wer das Tiefste gedacht, liebt das Lebendigste.“<br />
André Gide (1869 – 1951)<br />
„Man entdeckt keine neuen Erdteile,<br />
ohne den Mut zu haben,<br />
alte Küsten aus den Augen zu verlieren.“<br />
Georg Christoph Lichtenberg (1742 – 1799)<br />
„Ich mag immer den Mann mehr lieben, der schreibt, wie es Mode werden kann,<br />
als den, der so schreibt, wie es Mode ist.“<br />
***<br />
„Ein Buch ist ein Spiegel, aus dem kein Bote herausgucken kann,<br />
wenn ein Affe hineinblickt.“<br />
Ernesto „Che“ Guevara (1928 – 1967)<br />
„Es wird immer ungerecht sein, dass ein normaler Mensch ebensoviel verdient<br />
wie ein geistig Kümmerlicher. In Wirklichkeit sollte der Intelligente weniger verdienen,<br />
da der Zurückgebliebene schon benachteiligt ist,<br />
kaum dass er das Licht der Welt erblickt hat. “<br />
61/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„Seien wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche."<br />
Ernest Hemingway (1899 – 1961)<br />
aus „In einem andern Land“:<br />
„Wenn Menschen soviel Mut auf die Welt mitbringen, muss die Welt sie töten, um sie zu<br />
zerbrechen, und darum tötet sie sie natürlich. Die Welt zerbricht jeden, und nachher<br />
sind viele an den zerbrochenen Stellen stark. Aber die, die nicht zerbrechen wollen, die<br />
tötet sie. Sie tötet die sehr Guten und die sehr Feinen und die sehr Mutigen; ohne<br />
Unterschied. Wenn du nicht zu diesen gehörst, kannst du sicher sein, dass sie dich auch<br />
töten wird, aber sie wird keine besondere Eile haben.“<br />
***<br />
„Glück, das ist eine gute Gesundheit und ein schlechtes Gedächtnis.“<br />
***<br />
„Niemand weiss, was in ihm drinsteckt,<br />
bevor er nicht versucht hat, es herauszufinden.“<br />
Rainer Maria Rilke (1875 – 1926)<br />
„...Alle Dinge, an die ich mich gebe,<br />
werden reich und geben mich aus.“<br />
***<br />
Der Panther<br />
„Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe<br />
So müd geworden, dass er <strong>nichts</strong> mehr hält.<br />
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe<br />
Und hinter tausend Stäben keine Welt.<br />
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,<br />
Der sich im allerkleinsten Kreise dreht,<br />
Ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,<br />
In der betäubt ein grosser Wille steht.<br />
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille<br />
Sich lautlos auf –. Dann geht ein Bild hinein,<br />
Geht durch der Glieder angespannte Stille –<br />
Und hört im Herzen auf zu sein.“<br />
62/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Franz von Assisi (1181 – 1226)<br />
„Beginne, zu tun, was nötig ist, statt was möglich ist,<br />
und plötzlich tust Du das Unmögliche.“<br />
Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)<br />
aus „Die Leiden des jungen Werther“:<br />
„Ich bin mehr als einmal trunken gewesen,<br />
meine Leidenschaften waren nie weit vom Wahnsinn,<br />
und beides reut mich nicht:<br />
denn ich habe in meinem Masse begreifen lernen,<br />
wie man alle ausserordentlichen Menschen,<br />
die etwas Grosses, etwas Unmöglichscheinendes wirkten,<br />
von jeher für Trunkene und Wahnsinnige ausschreien musste.“<br />
Virginia Woolf (1882 – 1941)<br />
„Die Krönung des Lebens ist weder das Glück, noch die Vernichtung; es ist das Verstehen.<br />
Das sind die Augenblicke, in denen die ganze Unordnung des Lebens ein Muster annimmt;<br />
wir sehen; wir verstehen; und sofort wird die unerträgliche Bürde erträglich;<br />
einen Augenblick lang stehen wir auf den Felshängen jenes großen Berges,<br />
von dessen Gipfel aus wir die Wahrheit sehen können,<br />
und erfreuen uns so der größten Glückseligkeit, deren wir fähig sind.“<br />
Bertrand Russell (1872 – 1970)<br />
„Das Dilemma unserer Welt ist,<br />
dass die Narren so selbstsicher<br />
und die Weisen so voller Zweifel sind.“<br />
Fjodor Dostojewski (1821 – 1881)<br />
aus „Schuld und Sühne“:<br />
„Wer eine umfassende Erkenntnis und ein fühlendes Herz besitzt, dem bleiben Leiden<br />
und Schmerz niemals erspart. Wirklich grosse Menschen müssen meiner Meinung nach,<br />
grosse Traurigkeit auf dieser Welt empfinden.“ ... „Menschen mit neuen Gedanken, die<br />
nur einigermassen in der Lage sind, wenigstens irgend etwas Neues zu sagen, werden<br />
äusserst selten, sogar ganz erstaunlich selten geboren.“<br />
***<br />
„Wenn man bettelarm ist, wird man nicht einmal mehr mit dem Stock davongejagt,<br />
sondern mit dem Besen aus der menschlichen Gesellschaft hinausgefegt.“<br />
***<br />
„Ist ein Mensch krank, zeichnen sich seine Träume oft durch ungewöhnliche Plastik und<br />
Deutlichkeit und durch eine ausserordentliche Ähnlichkeit mit der Wirklichkeit aus.“<br />
63/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„In einem krankhaften Zustand zeichnen sich die Träume oft durch ungewöhnliche<br />
Schärfe und Klarheit aus und ähneln der Wirklichkeit ausserordentlich. Das Traumbild<br />
selbst ist mitunter höchst phantastisch, aber die Umstände und der Ablauf des<br />
Geschehens sind dermassen wahrscheinlich und besitzen so feine, überragende, aber mit<br />
der Gesamtheit des Bildes künstlerisch übereinstimmende Details, wie sie sich der<br />
Träumende im wachen Zustand nicht ausdenken könnte, selbst wenn er ein Künstler wie<br />
Puschkin oder Turgenjew wäre. Solche Träume, krankhafte Träume, bleiben immer<br />
lange im Gedächtnis haften und hinterlassen einen starken Eindruck auf den zerrütteten<br />
und ohnehin bereits erregten Organismus des Menschen.“<br />
***<br />
„Der Mensch ist ein Geheimnis. Man muss es enträtseln,<br />
und wenn Du es ein ganzes Leben lang enträtseln wirst,<br />
so sage nicht, Du hättest die Zeit verloren.<br />
Ich beschäftige mich mit diesem Geheimnis, denn ich will ein Mensch sein.“<br />
***<br />
„...alles liegt in der Hand des Menschen, und er lässt es sich vor der Nase wegschnappen<br />
– einzig und allein aus Feigheit... Eine typische Erscheinung... Interessant, was die<br />
Menschen wohl am meisten fürchten? Am meisten fürchten sie, einen neuen Schritt zu<br />
machen, ein neues, eigenes Wort zu sprechen. Aber ich rede zuviel. Daher tue ich auch<br />
<strong>nichts</strong>, weil ich rede. Vielleicht ist es aber auch umgekehrt: Ich rede, weil ich <strong>nichts</strong> tue.“<br />
***<br />
„An alles gewöhnt er sich, dieser Schuft von Mensch!<br />
Aber wenn ich nicht recht habe... wenn der Mensch in Wirklichkeit kein Schuft ist,<br />
der Mensch schlechthin, das heisst das ganze Menschengeschlecht, dann bedeutet das,<br />
dass alles übrige nur Vorurteile sind, <strong>nichts</strong> als eingejagte Schrecken, und dass es<br />
keinerlei Schranken gibt und dass es auch so sein muss...“<br />
***<br />
„...und selbst wenn er wusste,<br />
dass auch er wenigstens ein halbwegs anständiger Mensch war...<br />
na, was gab es da schon für einen Grund, stolz zu sein,<br />
dass man ein anständiger Mensch ist?<br />
Jeder sollte ein anständiger Mensch sein,<br />
und noch mehr als das...“<br />
***<br />
64/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Er wusste ja auch noch nicht, dass ihm das neue Leben nicht geschenkt würde,<br />
dass er es vielmehr teuer erkaufen, es mit einer künftigen grossen Tat werde bezahlen<br />
müssen... Doch hier beginnt bereits eine neue Geschichte, die Geschichte von der<br />
allmählichen Erneuerung eines Menschen, die Geschichte von seiner allmählichen<br />
Wiedergeburt, von dem allmählichen Übergang aus der einen Welt in eine andere,<br />
von der Entdeckung einer neuen, bisher völlig unbekannten Wirklichkeit...“<br />
Toni Morrison (geb. 1931)<br />
aus dem Roman „Liebe“:<br />
„Heute betrachtet man Schweigen als etwas Seltsames,<br />
und die meisten meiner Rasse haben vergessen, wie schön es ist,<br />
wenig zu reden und viel zu sagen.<br />
Heute plappern die Zungen von selbst und der Kopf hat Pause.“<br />
C. Jares de Pulgar (?)<br />
„Der Klügere gibt nach?<br />
Wenn immer der Klügere nachgibt,<br />
wird die Welt irgendwann von Dummschwätzern beherrscht!“<br />
Friedrich Nietzsche (1844 – 1900)<br />
„Von allem Geschriebenen liebe ich nur das, was einer mit seinem Blut schreibt.<br />
Schreibe mit Blut und Du wirst erfahren, dass Blut Geist ist.“<br />
***<br />
„Nicht mangelnde Liebe, sondern mangelnde Freundschaft<br />
führt zu unglücklichen Ehen.“<br />
Heinrich Mann (1871 – 1950)<br />
aus „Professor Unrat“ über das unglückliche Verliebtsein:<br />
„Sie weckte alles, was seine eigene Seele war.<br />
Darum tat er ihr die Ehre an, dies für ihre Seele zu halten,<br />
ihr viel, viel Seele beizulegen und sie sehr hochzustellen.“<br />
über den Preis des Erfolges:<br />
„Es steht unter allen Dingen eines fest:<br />
dass jemand, dem die hellsten Gipfel zu erklimmen gelang,<br />
dass ein solcher auch mit den undurchdringlichen Schlünden wohlvertraut ist.“<br />
Mark Twain (1835 – 1910)<br />
„Trenne Dich nie von Deinen Illusionen und Träumen.<br />
Wenn sie verschwunden sind, wirst Du weiter existieren,<br />
aber aufgehört haben zu leben.“<br />
***<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Wenn Du einen verhungernden Hund aufliest und ihn satt machst,<br />
wird er Dich nicht beissen. Das ist der Unterschied zwischen Hund und Mensch.“<br />
***<br />
„Immer wenn man die Meinung mit der Mehrheit teilt,<br />
ist es Zeit, sich zu besinnen.“<br />
Marcel Achard (1899 – 1974)<br />
„Glück ist etwas, was man zum ersten Mal wahrnimmt,<br />
wenn es sich mit grossem Getöse verabschiedet.“<br />
Ralph Waldo Emerson (1803 – 1882)<br />
„Tue stets, was Du zu tun fürchtest.<br />
Wer nicht täglich seine Angst überwindet,<br />
hat die Lektion des Lebens nicht gelernt.“<br />
Friedrich Nietzsche (1844 – 1900)<br />
„Die Phantasie der Angst ist jener böser äffische Kobold,<br />
der dem Menschen gerade dann noch auf den Rücken springt,<br />
wenn er schon am schwersten zu tragen hat.“<br />
***<br />
„Furcht und Intelligenz:<br />
Der Grad der Furchtsamkeit ist ein Gradmesser der Intelligenz.“<br />
Khalil Gibran (1883 – 1931)<br />
„Beherzt ist nicht, wer keine Angst kennt.<br />
Beherzt ist, wer die Angst kennt und sie überwindet.“<br />
Kierkegaard (1813 – 1855)<br />
„Je weniger Angst, desto weniger Geist.“<br />
Aus der Bibel (Joh. 16.33)<br />
„In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost:<br />
Die Welt habe ich überwunden.“<br />
Unbekannter Verfasser<br />
„Ein Held spürt die gleiche Angst wie ein Feigling.<br />
Aber der Held handelt anders.“<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Unbekannter Verfasser<br />
„Wir ziehen an, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten – also sowohl das,<br />
wovor wir uns fürchten, als auch das, wofür wir dankbar sind.“<br />
Hermann Hesse (1877 – 1962)<br />
„Ausgedrückte Gedanken sind immer tot.<br />
Lassen wir sie leben!“<br />
***<br />
„In meinem Leben haben stets Perioden einer hochgespannten Sublimierung,<br />
einer auf Vergeistigung zielenden Askese abgewechselt mit Zeiten der Hingabe<br />
an das naiv Sinnliche, ans Kindliche, Törichte, auch ans Verrückte und Gefährliche.<br />
Jeder Mensch hat dies in sich.“<br />
aus dem Roman „Der Steppenwolf“ (1927):<br />
„Man sollte stolz auf den Schmerz sein –<br />
jeder Schmerz ist eine Erinnerung unseres hohen Ranges.“<br />
***<br />
„Die meisten Menschen wollen nicht eher schwimmen, als bis sie es können. (Zitat von<br />
Novalis) Ist das nicht witzig? Natürlich wollen sie nicht schwimmen! Sie sind ja für den<br />
Boden geboren, nicht fürs Wasser. Und natürlich wollen sie nicht denken; sie sind ja fürs<br />
Leben geschaffen, nicht fürs Denken! Ja, und wer denkt, wer das Denken zur Hauptsache<br />
macht, der kann es darin zwar weit bringen, aber er hat doch eben den Boden mit dem<br />
Wasser vertauscht, und einmal wird er ersaufen.“<br />
***<br />
„Haller (der Steppenwolf) gehört zu denen, die zwischen zwei Zeiten hineingeraten,<br />
die aus aller Geborgenheit und Unschuld herausgefallen sind,<br />
zu denen, deren Schicksal es ist, alle Fragwürdigkeit des Menschenlebens<br />
gesteigert als persönliche Qual und Hölle zu erleben.“<br />
***<br />
„Meistens sind Tiere traurig. Und wenn ein Mensch sehr traurig ist, nicht weil er Zahnweh<br />
hat oder Geld verloren, sondern weil er einmal für eine Stunde spürt, wie alles ist, das<br />
ganze Leben, und er ist dann richtig traurig, dann sieht er immer ein wenig einem Tier<br />
ähnlich – er sieht dann traurig aus, aber richtiger und schöner als sonst.“<br />
***<br />
„Du bist für diese einfache, bequeme, mit so wenigem zufriedene Welt von heute<br />
viel zu anspruchsvoll und hungrig, sie speit dich aus, du hast eine Dimension zu viel.<br />
Wer heute leben und seines Lebens froh werden will,<br />
der darf kein Mensch sein wie du und ich.<br />
Wer statt Gedudel Musik, statt Vergnügen Freude, statt Geld Seele,<br />
statt Betrieb echte Arbeit, statt Spielerei echte Leidenschaft verlangt,<br />
für den ist diese hübsche Welt hier keine Heimat.“<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„Immer ist es so gewesen und wird immer so sein, dass die Zeit und die Welt,<br />
das Geld und die Macht den Kleinen und Flachen gehört,<br />
und den anderen, den eigentlichen Menschen, gehört <strong>nichts</strong>.<br />
Nichts als der Tod.“<br />
(siehe auch „Tractat vom Steppenwolf“, separater Abdruck)<br />
Jean-Paul Sartré (1905 – 1980)<br />
„Die Hölle, das sind die anderen.“<br />
Friedrich Nietzsche (1844 – 1900)<br />
„Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird.<br />
Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund in dich hinein.“<br />
Karl Jaspers (1883 – 1969)<br />
über den Holocaust:<br />
„Was geschah, ist eine Warnung. Sie zu vergessen, ist Schuld.<br />
Man sollte ständig an sie erinnern.<br />
Es war möglich, dass dies geschah, und es bleibt jederzeit möglich.<br />
Nur im Wissen kann es verhindert werden.“<br />
Imre Kertész (geb. 9.11.1929)<br />
über seine Erinnerungen an das KZ:<br />
„Ich hatte es sogar zweimal durchlebt,<br />
einmal – unwirklich – in der Wirklichkeit<br />
und das zweite Mal – sehr viel wirklicher – später,<br />
da ich mich daran erinnerte.“<br />
Jean Améry (1912 – 1978)<br />
über die Zukunft nach dem Holocaust:<br />
„Als die wirklich Unbelehrbaren, Unversöhnlichen,<br />
als die geschichtsfeindlichen Reaktionäre im genauen Wortverstande<br />
werden wir dastehen, die Opfer, und als Betriebspanne wird schliesslich erscheinen,<br />
dass immerhin manche von uns überlebten.“<br />
Johann Gottfried Seume (1763 – 1810)<br />
„Wer aus sich herauslebt, tut immer besser,<br />
als wer in sich hineinlebt.“<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„Wenn dem Menschen nicht immer etwas teurer ist als das Leben,<br />
so ist das Leben nicht viel wert.“<br />
***<br />
„Das Wort ‚Staatskörper’ ist sehr passend gewählt;<br />
denn man hat bis jetzt wenig daran gedacht,<br />
auch ‚Seele’ hineinzubringen.“<br />
***<br />
„Alles, was man in dieser Zeit für seinen Charakter tun kann,<br />
ist, zu dokumentieren, dass man nicht zur Zeit gehört.“<br />
Georg Christoph Lichtenberg (1742 – 1799)<br />
„Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstossen und es klingt hohl,<br />
ist das allemal im Buch?“<br />
***<br />
„Der Philosoph setzt sich oft über die Grossen der Erde weg mit einem Gedanken,<br />
der Grosse setzt sich über sie weg und fühlt es.“<br />
***<br />
„Die Gebrechlichen haben oft Fertigkeiten,<br />
derer ein ordentlich gebauter Mensch zwar nicht unfähig,<br />
doch zu erlernen nicht entschlossen genug ist.“<br />
***<br />
„Es gibt wirklich sehr viele Menschen,<br />
die bloss lesen, damit sie nicht denken dürfen.“<br />
***<br />
„Die gesündesten und schönsten,<br />
regelmässigst gebauten Leute sind die,<br />
die sich alles gefallen lassen.<br />
Sobald einer ein Gebrechen hat,<br />
so hat er seine eigne Meinung.“<br />
***<br />
„Man kann auf so vielerlei Weise Gutes tun, als man sündigen kann,<br />
nämlich mit Gedanken, Worten und Werken.“<br />
69/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„Die Menschen denken über die Vorfälle des Lebens nicht so verschieden,<br />
als sie darüber sprechen.“<br />
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)<br />
„Wir lernen die Menschen nicht kennen, wenn sie zu uns kommen;<br />
wir müssen zu ihnen gehen, um zu erfahren, wie es mit ihnen steht.“<br />
***<br />
„Von der besten Gesellschaft sagte man:<br />
ihr Gespräch ist unterrichtend,<br />
ihr Schweigen bildend.“<br />
***<br />
„Was einem angehört, wird man nicht los, und wenn man es wegwürfe.“<br />
***<br />
„Sage mir, mit wem du umgehst, so sage ich dir, wer du bist;<br />
weiss ich, womit du dich beschäftigst, so weiss ich, was aus dir werden kann.“<br />
***<br />
„Der den tiefen Dingen gleichgültige Mensch macht uns Langeweile,<br />
der Gute gibt uns zu tragen und der Böse gibt uns zu schleppen.“<br />
***<br />
„Mit jemand leben oder in jemand leben ist ein grosser Unterschied.<br />
Es gibt Menschen, in denen man leben kann, ohne mit ihnen zu leben und umgekehrt.<br />
Beides zu verbinden ist nur der reinsten Liebe und Freundschaft möglich.“<br />
***<br />
„In jeder grossen Trennung liegt ein Keim von Wahnsinn;<br />
man muss sich hüten, ihn nachdenklich auszubrüten und zu pflegen.“<br />
***<br />
„Der liebt nicht, der die Fehler des geliebten Menschen nicht für Tugenden hält“.<br />
***<br />
„Einem Klugen widerfährt keine geringe Torheit.“<br />
***<br />
„Wenn weise Menschen nicht irrten,<br />
müssten die Narren verzweifeln.“<br />
70/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Friedrich Hebbel (1818 – 1863)<br />
„Es ist ein Unterschied zwischen einem Menschen von Bedeutung,<br />
und einem Menschen, der etwas bedeutet.“<br />
***<br />
„Wie andere ihn betrachten und wofür sie ihn halten; das ist die Atmosphäre,<br />
worin der Mensch lebt und der beste kann in der schlechtesten ersticken.“<br />
***<br />
„Die Edelsten leiden den meisten Schmerz.<br />
Auch der Schmerz wählt den besten Boden.“<br />
Jean Paul (1763 – 1825)<br />
„Der Furchtsame erschrickt vor der Gefahr, der Feige in ihr, der Mutige nach ihr.“<br />
Franz Grillparzer (1791 – 1872)<br />
„Poesie ist die Verkörperung des Geistes, die Vergeistigung des Körpers,<br />
die Empfindung des Verstandes und das Denken des Gefühls.“<br />
***<br />
„Der erste Beweis, dass ein junger Mensch klüger geworden ist, zeigt sich darin,<br />
wenn er anfängt Dinge, die ihm immer ganz begreiflich und natürlich vorkamen,<br />
nicht zu verstehen.“<br />
Graf August von Platen (1796 – 1835)<br />
„Hohle Gefässe geben mehr Klang als gefüllte.<br />
Ein Schwätzer ist meistens ein leerer Kopf.“<br />
Ernst von Feuchtersleben (1806 – 1849)<br />
„Der Weltschmerz, wenn er nämlich das Gefühl der Mängel dieser Welt bedeutet soll,<br />
ist ein Motiv der Vorsehung, uns zur Abhilfe dieser Mängel anzuregen,<br />
unsere Kräfte zur Tätigkeit zu entwickeln.<br />
Das mögen diejenigen wohl bedenken, die sich ihm hingeben.“<br />
***<br />
„Jeder wahre Gedanke trägt das Universum in sich, und keiner spricht es aus.“<br />
Friedrich Theodor Vischer (1807 – 1887)<br />
„Die Tiere sind ungeheuer neugierig wie leere Menschen.<br />
Was sollen sie auch tun, womit ihren Tag ausfüllen?<br />
Für diese Menschen gilt: je weniger Wissbegierde, desto mehr Neugierde.“<br />
Karl Gutzkow (1811 – 1878)<br />
„Der höhere Wert des Menschen entscheidet sich danach,<br />
ob er noch für diese Erde Hoffnungen hat, die über sein Grab hinausgehen.“<br />
***<br />
71/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Bitter ist es, das heute zu müssen, was man gestern noch wollen konnte.“<br />
***<br />
„Unsere besten Gedanken sind nicht diejenigen, die wir finden, wenn wir selber suchen,<br />
sondern diejenigen, die wir finden, wenn wir andern Suchenden nachgehen.“<br />
Marie von Ebner-Eschenbach (1830 – 1916)<br />
„Die grösste Nachsicht mit einem Menschen entspringt aus der Verzweiflung an ihm.“<br />
***<br />
„Die Konsequenzen unserer guten Handlungen verfolgen uns unerbittlich<br />
und sind oft schwerer zu tragen als die der bösen.“<br />
***<br />
„Die Gutmütigkeit gemeiner Menschen gleicht dem Irrlicht.<br />
Vertraue nur seinem gleissenden Schein, er führt Dich gewiss in den Sumpf.“<br />
***<br />
„Wir sollen immer verzeihen, dem Reuevollen um seinetwillen,<br />
dem Reuelosen um unsertwillen.“<br />
***<br />
„Die Menschen, denen wir eine Stütze sind, die geben uns Halt im Leben.“<br />
***<br />
„Wer <strong>nichts</strong> weiss, muss alles glauben.“<br />
***<br />
„Wo die Eitelkeit anfängt, hört der Verstand auf.“<br />
***<br />
„Denkfaulheit, Oberflächlichkeit und Starrsinn, das sind weibliche Fehler.<br />
Genusssucht, Rücksichtslosigkeit und Rohheit die männlichen.<br />
Trotz, Eitelkeit und die Neugier, das sind die kindischen Makel.“<br />
***<br />
„Wenn die Grossmut vollkommen sein soll,<br />
muss sie eine kleine Dosis Leichtsinn enthalten.“<br />
***<br />
„Die Gedankenlosigkeit hat mehr ehrliche Namen zugrunde gerichtet als die Bosheit.“<br />
***<br />
„Die Empfindung des Einsamseins ist schmerzlich, wenn sie uns im Gewühl der Welt –<br />
unerträglich jedoch – wenn sie uns im Schosse unserer Familie und Freunde überfällt.“<br />
72/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„Ein wahrer Freund trägt mehr zu unserem Glück bei<br />
als tausend Feinde zu unserem Unglück.“<br />
***<br />
„Mehr noch als nach dem Glück unserer Jugend<br />
sehnen wir uns im Alter nach den Wünschen unserer Jugend zurück.“<br />
***<br />
„Was Du wirklich besitzest, das wurde dir geschenkt.“<br />
***<br />
„Wohl jedem, der nur liebt, was er darf, und nur hasst, was er soll.“<br />
***<br />
„Beim Wiedersehen nach einer Trennung fragen die Bekannten nach dem, was mit uns,<br />
die Freunde nach dem, was in uns vorgegangen.“<br />
***<br />
„Ein wirklich guter und liebenswürdiger Mensch kann soviel Freunde haben, als er will,<br />
aber nicht immer diejenigen, die er will.“<br />
***<br />
„Je weiter unsere Erkenntnis Gottes dringt, desto weiter weicht Gott vor uns zurück.“<br />
***<br />
„Die Menschen, die wir am meisten verwöhnen,<br />
sind nicht immer die, die wir am meisten lieben.“<br />
***<br />
„Die Welt gehört denen, die sie haben wollen,<br />
und wird von jenen verschmäht, denen sie gehören sollte.“<br />
***<br />
„Den Menschen, die grosse Eigenschaften besitzen,<br />
verzeiht man ihre kleinen Fehler am schwersten.“<br />
***<br />
„Wenn man ein Seher ist, braucht man kein Beobachter zu sein.“<br />
***<br />
„Gedanken, die schockweise kommen, sind Gesindel.<br />
Gute Gedanken erscheinen in kleiner Gesellschaft.<br />
Ein göttlicher Gedanke kommt allein.“<br />
***<br />
73/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„An die Stützen, die wir wanken fühlen, klammern wir uns doppelt fest.“<br />
***<br />
„Wir werden vom Schicksal hart oder weich geklopft;<br />
es kommt auf das Material an.“<br />
***<br />
„Alberne Leute sagen Dummheiten, gescheite Leute machen sie.“<br />
***<br />
„Wir sind in Todesangst, dass die Nächstenliebe sich zu weit ausbreiten könnte,<br />
und richten Schranken gegen sie auf – die Nationalitäten.“<br />
***<br />
„Alles Wissen geht aus einem Zweifel hervor und endigt in einem Glauben.“<br />
***<br />
„Die öffentliche Meinung ist die Dirne unter den Meinungen.“<br />
***<br />
„Der Mittelmässige fühlt sich dem Ausgezeichneten gegenüber<br />
immer im Zustande der Notwehr.“<br />
***<br />
„Es schreibt keiner wie ein Gott, der nicht gelitten hat wie ein Hund.“<br />
Wilhelm Busch (1832 – 1908)<br />
„Mancher kann nicht aus dem Fenster hinausdenken.“<br />
***<br />
„Ein neues Klavier hat ungeborenen Lärm im Leibe.“<br />
Friedrich Nietzsche (1844 – 1900)<br />
„Der, welcher eine fremde Sprache wenig spricht, hat mehr Freude daran als der,<br />
welcher sie gut spricht. Das Vergnügen ist bei den Halbwissenden.“<br />
***<br />
„Wenn man erst sich selber gefunden hat,<br />
muss man verstehen, sich von Zeit zu Zeit zu verlieren – und dann wieder zu finden;<br />
vorausgesetzt, dass man ein Denker ist.<br />
Diesem ist es nämlich nachteilig, immerdar an eine Person gebunden zu sein.“<br />
***<br />
„Hat man Charakter, so hat man auch sein typisches Erlebnis,<br />
das immer wiederkommt.“<br />
***<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Viel von sich reden kann auch ein Mittel sein, sich zu verbergen.“<br />
***<br />
„Ich misstraue allen Systematikern und gehe ihnen aus dem Weg.<br />
Der Wille zum System ist ein Mangel an Rechtschaffenheit.“<br />
Karin Heinrich (geb. 1941)<br />
„Nur wenige Menschen besitzen die Gabe zu sehen,<br />
wenn einer hinter seiner Ausgelassenheit weint.“<br />
Sully Prudhomme (1839 – 1907)<br />
„Die Liebe geht in grössere Breite als die Freundschaft,<br />
weil sie fähig ist, sich zu ergänzen,<br />
aber die Freundschaft steht oftmals höher als die Liebe,<br />
da sie zu trösten versteht, wenn die Liebe zerbricht.“<br />
George MacDonald (1824 – 1905)<br />
„A true friend is forever a friend.“<br />
Unbekannter Verfasser<br />
“Freunde sind wie Melonen:<br />
Man muss lange probieren,<br />
ehe man die richtige findet.“<br />
Gerhard Hauptmann (1862 – 1946)<br />
„Wer tiefer irrt, der wird auch tiefer weise.“<br />
***<br />
„Irrtum des Herzens ist der köstlichste aller Irrtümer.“<br />
***<br />
„Es gibt <strong>nichts</strong> so Grauenvolles wie die Fremdheit derer,<br />
die sich kennen.“<br />
***<br />
„Gewisse Ehen halten nur in der Weise zusammen wie ineinander verbissene Tiere.“<br />
Arthur Schnitzler (1862 – 1931)<br />
„Was ein guter Mensch erlebt, so unbeträchtlich es erscheine, ist immer Symbol;<br />
was ein schwächlicher und gar ein kranker Mensch erlebt, immer ein Symptom,<br />
so wenig es mit seiner Schwäche oder seiner Krankheit scheinbar zu tun habe.“<br />
***<br />
„Wem die Gabe der Gerechtigkeit verliehen ist,<br />
ohne die übrigen göttlichen Eigenschaften – Allmacht und Allweisheit –<br />
der ist übler dran, als der Ungerechte; denn er ist zur <strong>Selbst</strong>zerstörung bestimmt.“<br />
75/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„Wenn Du Dich zur Versöhnlichkeit geneigt fühlst,<br />
so frage Dich vor allem, was Dich eigentlich so milde stimmt:<br />
schlechtes Gedächtnis, Bequemlichkeit oder Feigheit?“<br />
***<br />
„Wenn Du Dich in Gefahr glaubst, an einem Menschen zugrunde zu gehen,<br />
so rechne es ihm nicht gleich als Schuld, sondern frage Dich vorerst,<br />
wie lange Du schon nach solch einem Menschen gesucht hast.“<br />
***<br />
„Du hast verstanden? Du hast verziehen? Du hast vergessen?<br />
Welch ein Missverständnis! Du hast nur aufgehört zu lieben.“<br />
***<br />
„Es als Tugend auszurufen, dass sich Menschen zusammengehörig fühlen –<br />
das war der geniale Einfall eines Mächtigen, der eine Garde brauchte.“<br />
***<br />
„Manchmal ist die Menschheit mit einem kleinen Mädchen zu vergleichen:<br />
Tritt ein grosser Mann an sie heran, so wird sie verlegen,<br />
läuft in die Kinderstube und spielt mit ihren Puppen weiter.“<br />
***<br />
„Wer deine bittersten Feinde sind? Unbekannte, die ahnen, wie sehr Du sie verachten –<br />
wenn Du sie kennen würdest.“<br />
***<br />
„Kein Ärmerer auf der Welt als der Reiche, der es nicht versteht zu verschenken.“<br />
***<br />
„Erinnerungsfälschung, das ist die ohnmächtige Rache,<br />
die unser Gedächtnis an der Unwiderruflichkeit alles Geschehens nimmt.“<br />
***<br />
„Nur Richtung ist Realität, das Ziel ist immer eine Fiktion,<br />
auch das Erreichte – und dieses oft ganz besonders.“<br />
Emil Gött (1864 – 1908)<br />
„Jesus tauchte in seiner Art als Fertiger auf<br />
und hinterliess kaum eine Spur von seinen Gerüsten.<br />
Wehe seinem Bilde, wenn er treue Tagebücher hinterlassen hätte.“<br />
***<br />
„Bereit zum Untergang ist reif zum Aufgang.“<br />
76/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„Mit dem Leben ist’s wie mit dem Gelde:<br />
Man muss beides ausgeben, um etwas davon zu haben.“<br />
***<br />
„Eine Erkenntnis geht manchmal über uns nieder<br />
wie ein Wolkenbruch über einer Landschaft:<br />
Man erkennt sie nachher nicht wieder.“<br />
Moritz Heimann (1868 – 1925)<br />
„Wer nicht weiss, wie vergeblich tief ein grosser Mensch ist,<br />
der weiss nicht, was ein grosser Mensch ist;<br />
für den war er – vergeblich.“<br />
***<br />
„Der Traum ist unser Versucher und unser Richter.“<br />
***<br />
„Ausser den Künstlern, die die Kunst machen,<br />
gibt es auch solche, die die Kunst macht.“<br />
Christian Morgenstern (1871 – 1914)<br />
„Alle Geheimnisse liegen in vollkommener Offenheit vor uns.<br />
Nur wir stufen uns gegen sie ab, vom Stein bis zum Seher.<br />
Es gibt kein Geheimnis an sich, es gibt nur Uneingeweihte aller Grade.“<br />
Hugo von Hofmansthal (1874 – 1929)<br />
„Das, was den grossen Künstler ausmacht, ist ein grosser Wille,<br />
aber ein Wille, der gewollt wird, nicht der will.“<br />
***<br />
„Das kluge Kind: ‚Kannst Du einen Stern berühren?’ fragt man es.<br />
‚Ja’, sagt es, neigt sich und berührt die Erde.“<br />
***<br />
„Beständige Wiedergeburt aus sich selber = Bestand durch Verwandlung.“<br />
***<br />
Die einen Menschen forschen lange und aufmerksam im Spiegel,<br />
die anderen forschen lange und aufmerksam in Büchern;<br />
das Ziel ist das gleiche: sich schöner werden sehen.“<br />
Richard von Schaukal (1874 – 1942)<br />
„Viele Menschen lernt man auch in jahrelangem Verkehr nicht kennen,<br />
weil sie sich immer ‚geben’, niemals ‚sind’.“<br />
***<br />
77/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Jede grosse Tiefe hat eine spiegelnde Oberfläche.“<br />
***<br />
„Jeder Mensch, der eine sogenannte Wissenschaft oder eine Berufstätigkeit betreibt,<br />
ohne dass sie ihm jemals nichtig scheinen könnte, ist unbedingt dumm.“<br />
***<br />
„Wer etwas ist, hat alle gegen sich, die etwas werden wollen.“<br />
Gertrud von Le Fort (1876 – 1971)<br />
„Geboren wird nicht nur das Kind durch die Mutter,<br />
sondern auch die Mutter durch das Kind.“<br />
***<br />
„Die Fähigkeit des Dichters bedeutet die Möglichkeit zu vielfältiger Existenz.<br />
Dichtung ist eben keine Arbeit neben dem Leben, sondern eine Form des Lebens.“<br />
***<br />
„Gerechtigkeit ist nur in der Hölle;<br />
im Himmel ist Gnade<br />
und auf Erden ist das Kreuz.“<br />
***<br />
„Religion:<br />
Es sind nie die Gottlosen,<br />
denn es waren die Frommen seiner Zeit gewesen,<br />
die Christus ans Kreuz schlugen.“<br />
Georg Kaiser (1878 – 1945)<br />
„Ein anständiger Mensch braucht keine Religion –<br />
und bei den anderen ist sie wirkungslos.“<br />
***<br />
„Revolution? Der Besitz wechselt die Taschen.“<br />
***<br />
„Der Marktschreier erobert die Menge – der Stille erobert sich.“<br />
Robert Musil (1880 – 1942)<br />
„Durchschnittsmenschen:<br />
Sie erzählen sich genau die Menüs, die sie in ihren Pensionen gehabt haben.“<br />
***<br />
„Geist und Jude haben die Staatenlosigkeit gemeinsam;<br />
dass sie nirgends in der Welt ihr Land haben.“<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Franz Kafka (1883 – 1924)<br />
„Manche leugnen den Jammer durch Hinweis auf die Sonne;<br />
so mancher aber leugnet die Sonne durch den Hinweis auf den Jammer.“<br />
Friedl Beutelrock (1889 – 1958)<br />
„Güte ist, wenn man das leise tut, was die anderen laut sagen.“<br />
***<br />
„Das Merkmal eines kleinen Menschen ist, dass er hochmütig wird,<br />
wenn er merkt, dass man ihn braucht.“<br />
***<br />
„Kleider machen wohl Leute – aber nicht Menschen.“<br />
***<br />
„Am meisten fühlt man sich von Wahrheiten getroffen,<br />
die man sich selber verheimlichen wollte.“<br />
***<br />
„Manchmal braucht man viele Menschen, um einen einzigen zu vergessen.“<br />
Erich Brock (1889 – 1976)<br />
„Manche Menschen sehen so aus, dass man ihnen ansieht, wie sie auszusehen glauben –<br />
oder gar wie sie auszusehen wünschen.“<br />
***<br />
„Leiden hat nur Sinn, wenn man es annimmt,<br />
nachdem man sich aus Kräften dagegen aufgelehnt hat.“<br />
***<br />
„Wenn der Unschuldige leiden muss, tritt ihm der Gedanke nahe,<br />
dass im Nicht-Leiden, ja im Glück eine Schuld sei.“<br />
Kurt Tucholsky (1890 – 1935)<br />
„Du musst über einen Menschen <strong>nichts</strong> Böses sagen. Du kannst es ihm antun –<br />
das nimmt er nicht so übel. Aber sage es ihm nicht.<br />
Er ist in erster Linie eitel, und dann erst schmerzempfindlich.“<br />
Walter Benjamin (1892 – 1940)<br />
„Einen Menschen kennt einzig der,<br />
welcher ohne Hoffnung ihn liebt.“<br />
***<br />
„Der Blick ist die Neige des Menschen.“<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Werner Bergengruen (1892 – 1964)<br />
„Wer hat mir Böses tun können?<br />
Hat nicht jeder, der es vorhatte,<br />
mir zu einem Gewinn an Erkenntnis verholfen?“<br />
Ernst Jünger (1895 – 1998)<br />
„Oft sehe ich den Menschen jetzt als Leidensmann,<br />
der durch die Zacken und Walzen einer Maschine gepresst wird,<br />
die Rippe um Rippe, Glied um Glied zerbricht,<br />
während er doch als Mensch nicht sterben kann,<br />
vielleicht sogar gewinnt.“<br />
***<br />
„Der Hierarchie der Freundschaften entspricht eine Hierarchie der Geheimnisse.<br />
Um aber das Unteilbare mitzuteilen, muss man eins werden.“<br />
Heimito von Doderer (1896 – 1966)<br />
„Schweigen ist nie Leere, sondern bis zum äussersten pralle Verborgenheit.“<br />
***<br />
„Eine der niedrigsten Tendenzen des Menschen ist: irgendwo dazugehören zu wollen.“<br />
Karl Heinrich Waggerl (1897 – 1973)<br />
„Der Glaube versetzt Berge, der Zweifel erklettert sie.“<br />
***<br />
„Das Wesentliche an der Existenz des Menschen ist seine Fähigkeit,<br />
sich nicht anzupassen.“<br />
***<br />
„Wir sterben viele Tode, solange wir leben, der Letzte ist nicht der Bitterste.“<br />
Friedrich Georg Jünger (1898 – 1977)<br />
„Die Stimmen werden lauter, wenn das Verständnis abnimmt.“<br />
Martin Kessel (1901 – 1990)<br />
„Jeder Mensch wird als Zwilling geboren;<br />
als der, der er ist, und als der, für den er sich hält.“<br />
***<br />
„Was unsere Freunde uns antun, das auszuhalten und zu verzeihen<br />
kostet oft mehr an Kraft als jeder Kampf mit unversöhnlichen Gegnern.“<br />
***<br />
„An der Härte der Strafen erkennt man die Schwäche des Regimes.“<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Hans Kudszus (1901 – 1977)<br />
„Um eines anderen willen leiden, verbindet uns ihm tiefer, als wenn wir ihn nur lieben.“<br />
***<br />
„Abstand wahren ist der kürzeste Weg in die Nähe des anderen.“<br />
***<br />
„Wer in seinem Sprechen die Windstille ist, kann in seinem Schweigen ein Orkan sein.“<br />
***<br />
„Jeder ist sich selbst der Fernste.“<br />
Theodor W. Adorno (1903 – 1969)<br />
„Liebe ist die Fähigkeit, Ähnliches an Unähnlichem wahrzunehmen.“<br />
Elias Canetti (1905 – 1994)<br />
„Ich sehe den Menschen, unter dem ich am meisten leide:<br />
Er hat die herzlosen Augen eines über alles Geliebten.“<br />
***<br />
„Am besten sitzt es sich unter Menschen,<br />
die man nie wieder sehen wird;<br />
man hält sie genau so lange aus, als man glaubt,<br />
dass sie einem nie etwas tun werden.“<br />
***<br />
„Man mag drei- oder viertausend Menschen gekannt haben,<br />
man spricht immer nur von sechs oder sieben.“<br />
***<br />
„Der Mann bleibt für sinnliche Liebe oft länger attraktiv als fähig,<br />
die Frau oft länger fähig als attraktiv.“<br />
***<br />
„Gedanken können wie Messer ins Herz schneiden,<br />
vor allem mit Sorge versetzte.<br />
Man kann auf den tödlichen Gedanken<br />
wie auf seinen Mörder warten.“<br />
***<br />
„Mein Körper steckt eher in mir als ich in ihm.“<br />
Hans Arndt (?)<br />
„Sie vermochten zwar zusammen zu schlafen,<br />
aber zum Träumen reichte es nicht.“<br />
81/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Hans Kasper (1916 – 1990)<br />
„Halbdenker haben naturgemäss viel Zeit zum Sprechen.“<br />
Jean Paul (1763 – 1825)<br />
„Sprachkürze gibt Denkweite.“<br />
Unbekannter Verfasser<br />
„Einsamkeit ist nicht dasselbe wie Alleinsein.“<br />
Friedrich Nietzsche (1844 – 1900)<br />
„Der Wert eines Menschen kann man daran ermessen,<br />
wie viel Einsamkeit zu ertragen er fähig ist.“<br />
Pavel Kosorin (geb. 1964)<br />
„Der allgemeine Grund unserer Einsamkeit ist nicht,<br />
dass andere uns vorsätzlich meiden, sondern viel eher,<br />
dass sie keinen Weg zu uns finden.“<br />
Peter E. Schumacher (geb. 1941)<br />
„Wir lassen lieber los, statt festzuhalten.“<br />
Aus Spanien<br />
„Die Tür zum Herzen eins Menschen<br />
kann nur von innen geöffnet werden.“<br />
James Dean (1931 – 1955)<br />
„Wenn ein Mensch die Kluft zwischen Leben und Tod überbrücken kann,<br />
ich meine, wenn er auch nach seinem Tod weiterlebt,<br />
dann, glaube ich, war er ein grosser Mensch.“<br />
Jean Paul Sartré (1905 – 1980)<br />
„Wer die Dummköpfe gegen sich hat, verdient Vertrauen.“<br />
Antoine de Saint-Exupéry (1900 – 1944)<br />
„Mein Freund, ich brauche Dich wie eine Höhe, in der man anders atmet.“<br />
***<br />
„Dem Menschen wird nur die Welt gewahr, die er schon in sich trägt.<br />
Es braucht eine gewisse Spannweite, um dem Erhabenen die Stirn zu bieten<br />
und seine Botschaft zu empfangen.“<br />
***<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„In dieser Stunde fanden wir uns. Man geht so lange nebeneinander her,<br />
jeder in seinem Schweigen befangen, oder man wechselt Worte, denen man <strong>nichts</strong> mitgibt.<br />
Da kommt die Stunde der Gefahr, man sucht Schulterfühlung und entdeckt,<br />
dass man zusammengehört. Diese Entdeckung anderer bewusster Wesenheiten<br />
weitet den Menschen. Man sieht sich an mit lächelndem Verstehen.<br />
Es ist einem zumute wie dem befreiten Gefangenen,<br />
der staunend die Unendlichkeit des Meeres erkennt.“<br />
***<br />
„Du musst geben, bevor Du nimmst – und bauen, bevor Du wohnst.“<br />
Edith Linvers (geb. 1949)<br />
“Mit dem Herzen säen,<br />
mit Gefühlen pflegen,<br />
mit Verständnis wachsen lassen,<br />
daraus Liebe ernten.“<br />
Carl Ludwig Schleich (1859 – 1922)<br />
„Betrachte den Traum wie das Gebet Deiner Dir selbst entflohenen Seele.“<br />
Oscar Wilde (1854 – 1900)<br />
„Ein Träumer ist jemand, der seinen Weg im Mondlicht findet<br />
und die Morgendämmerung vor dem Rest der Welt sieht.“<br />
Aramäisches Sprichwort<br />
„Ein Traum, der nicht gedeutet wird,<br />
gleicht einem ungelesenen Brief.“<br />
Walter Ludin (geb. 1945)<br />
„Wer seine Träume auslebt, lebt auf.“<br />
Unbekannter Verfasser<br />
„Niemand wird etwas aufgeben,<br />
das er als einen Teil von sich betrachtet.“<br />
Max Frisch (1911 – 1991)<br />
aus „Andorra“:<br />
„Man möchte seinen Namen in die Luft werfen wie eine Mütze. (...) so ist Glück.“<br />
***<br />
„s’ist nicht zum Lachen, wenn einer Jud ist, (...)<br />
nämlich ein Jud muss sich beliebt machen.“<br />
***<br />
„Ich lache, aber es ist nicht zum Lachen,<br />
wenn man den Menschen (als Jude) fortan dankbar sein muss,<br />
dass man lebt.“<br />
83/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„Das ist kein Aberglaube, o nein, das gibt’s, Menschen, die verflucht sind,<br />
und man kann machen mit ihnen, was man will, ihr Blick genügt,<br />
plötzlich bist du so, wie sie sagen. Das ist das Böse. Alle haben es in sich,<br />
keiner will es haben, und wo soll das hin? In die Luft?<br />
Es ist in der Luft, aber da bleibt’s nicht lang, es muss in einen Menschein hinein,<br />
damit sie’s eines Tages packen und töten können...“<br />
***<br />
„Auch ich habe mir ein Bildnis gemacht von ihm (dem Juden),<br />
auch ich habe ihn gefesselt, auch ich habe ihn an den Pfahl gebracht.“<br />
***<br />
„Kein Mensch, wenn er die Welt sieht, die sie ihm hinterlassen, versteht seine Eltern.“<br />
***<br />
„Ich möchte nicht Vater noch Mutter haben, damit ihr Tod nicht über mich komme mit<br />
Schmerz und Verzweiflung und mein Tod nicht über sie. Und keine Schwester und keine<br />
Braut: Bald wird alles zerrissen, da hilft kein Schwur und nicht unsre Treue. Ich möchte,<br />
dass es bald geschehe. Ich bin alt. Meine Zuversicht ist ausgefallen, eine um die andere,<br />
wie Zähne. Ich habe gejauchzt, die Sonne schien grün in den Bäumen, ich habe meinen<br />
Namen in die Lüfte geworfen wie eine Mütze, die niemand gehört wenn nicht mir, und<br />
herunter fällt ein Stein, der mich tötet. Ich bin im Unrecht gewesen, anders als sie dachten,<br />
allezeit. Ich wollte recht haben und frohlocken. Die meine Feinde waren, hatten recht,<br />
auch wenn sie kein Recht dazu hatten, denn am Ende seiner Einsicht kann man sich selbst<br />
nicht recht geben. Ich brauche jetzt schon keine Feinde mehr, die Wahrheit reicht aus. Ich<br />
erschrecke, so oft ich noch hoffe. Das Hoffen ist mir nie bekommen. Ich erschrecke, wenn<br />
ich lache, und ich kann nicht weinen. Meine Trauer erhebt mich über Euch alle, und so<br />
werde ich stürzen. Meine Augen sind gross von Schwermut, mein Blut weiss alles, und ich<br />
möchte tot sein. Aber mir graut vor dem Sterben. Es gibt keine Gnade...“<br />
Georg Christoph Lichtenberg (1742 – 1799)<br />
„Du kannst die Fackel der Wahrheit nicht durch die Menge tragen,<br />
ohne anderen den Bart zu versengen.“<br />
Philip Roth (geb. 1933)<br />
aus “Der menschliche Makel”:<br />
„Das Handeln ist der Feind der Gedanken.“<br />
Aus der Bibel (Joh. 8,32):<br />
„Die Wahrheit macht dich frei!“<br />
Aus der Bibel (Hesekiel, 16,6):<br />
„Ich aber ging vor dir vorüber,<br />
sah dich in deinem Blut liegen und<br />
sprach zu dir, der du in deinem Blut lagst:<br />
Du sollst leben!“<br />
84/91
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Emil Gött (1864 – 1908)<br />
„Alle Menschen begehen Torheiten und Schlechtigkeiten;<br />
aber sie scheiden sich in zwei Gruppen:<br />
die einen empfinden darüber Groll gegen sich,<br />
die anderen gegen den, der es bemerkt.“<br />
Anatole France (1844 – 1924)<br />
„An einem Verrückten erschreckt uns am meisten die vernünftige Art,<br />
auf die er sich unterhält.<br />
Victor Hugo (1802 – 1885)<br />
„Mir ist auf der Straße ein sehr armer junger Mann begegnet, der verliebt war.<br />
Sein Hut war alt, sein Mantel abgetragen, Wasser rann durch seine Schuhe.<br />
Aber Sterne zogen durch seine Seele.“<br />
***<br />
„Die Musik drückt das aus,<br />
was nicht gesagt werden kann<br />
und worüber zu schweigen unmöglich ist.“<br />
Anton P. Tschechov (1860 – 1904)<br />
„Ein wahrhaft glücklicher Mensch ist derjenige, der nicht nur an das denkt, was ist,<br />
sondern auch an das, was nicht ist.“<br />
Stanislaw Brzozowski (1878 – 1911)<br />
„Begreifen wir endlich, daß der emotionale Kult der Tradition<br />
nur eine Form unserer geistigen Faulheit ist.“<br />
***<br />
„Ich denke, dass eine tief in die Seele eingewachsene Empfindung<br />
sich niemals verliert, niemals altert.<br />
Es gibt in uns Bereiche der Ergriffenheit und des Gefühls,<br />
in denen wir lebenslänglich Kinder bleiben.“<br />
Benjamin Franklin (1706 – 1790)<br />
„Ein wahrhaft großer Mann wird weder einen Wurm zertreten,<br />
noch vor dem Kaiser kriechen.“<br />
***<br />
„Wenn Du den Wert des Geldes kennenlernen willst,<br />
versuche, Dir welches zu borgen!“<br />
85/115
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Jean de La Bruyère (1645 – 1696)<br />
„Anfang und Ende einer Liebe kündigen sich dadurch an,<br />
daß man sich scheut, mit dem anderen allein zu sein.“<br />
***<br />
„Jemanden vergessen wollen heißt an ihn denken.“<br />
***<br />
„Manche sprechen einen Augenblick, bevor sie denken.“<br />
***<br />
„Die Wahrheiten, die man am wenigsten liebt, sind die für uns wertvollsten.“<br />
Charles Baudelaire (1821 – 1867)<br />
„Die Männer, die mit den Frauen am besten auskommen, sind dieselben,<br />
die wissen, wie man ohne sie auskommt.“<br />
August Bebel (1840 – 1913)<br />
„Lobt Dich der Gegner, dann ist das bedenklich;<br />
schimpft er, dann bist Du in der Regel auf dem richtigen Weg.“<br />
Ambrose Bierce (1842 – 1914)<br />
„Egoist - Person minderen Geschmacks,<br />
die mehr an sich selbst interessiert ist als an mir.“<br />
***<br />
„Zyniker: Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung Dinge sieht,<br />
wie sie sind, statt wie sie sein sollten.“<br />
Joseph Addison (1672 – 1719)<br />
„Lesen ist für den Geist,<br />
was Gymnastik für den Körper ist.“<br />
Aristoteles (384 – 322 v.Chr.)<br />
„Aller Freund ist niemandes Freund.“<br />
***<br />
„Das Glück gehört denen, die sich selber genügen.“<br />
***<br />
„Ein Schmeichler ist ein Freund, der dir unterlegen ist oder vorgibt, es zu sein.“<br />
***<br />
„Wer recht erkennen will, muss zuvor in richtiger Weise gezweifelt haben.“<br />
Theodor Fontane (1819 – 1898)<br />
„Wer nicht weiß, daß er eine Maske trägt, trägt sie am vollkommensten.“<br />
86/115
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„Wer sich furchtsam zeigt, kriegt leicht einen Hieb;<br />
wer Mut hat, dem geht man aus dem Weg.“<br />
Zenon von Kition (336 – 264 v. Chr.)<br />
„Wenn ich schweige, erfahre ich die Unzulänglichkeiten der anderen<br />
und verberge meine eigenen.“<br />
Friedrich Schiller (1759 – 1805)<br />
„Es kämpft jeder seine Schlacht allein.“<br />
***<br />
„Große Seelen dulden still.“<br />
***<br />
„Wie arm bist Du, wie bettelarm geworden,<br />
seitdem Du niemand liebst, als Dich.“<br />
Jean-Jacques Rousseau (1712 – 1778)<br />
„Das Gewissen ist die Stimme der Seele.<br />
Die Leidenschaft die Stimme des Körpers.“<br />
***<br />
„Die Beleidigungen sind die Argumente jener, die über keine Argumente verfügen.“<br />
***<br />
„Nicht der Mensch hat am meisten gelebt, welcher die höchsten Jahre zählt,<br />
sondern der, welcher sein Leben am meisten empfunden hat.“<br />
***<br />
„Tut das Gegenteil vom Üblichen,<br />
und ihr werdet fast immer das Richtige tun.“<br />
Christa Schyboll (geb. 1952)<br />
„Es gibt Menschen, die sich lange Zeiten nur in Meditationen versenken.<br />
Dann gibt es Menschen, die unentwegt Gebete oder Mantras murmeln.<br />
Auch gibt es Menschen, die stundenlang die Kirchen und die Tempel füllen...<br />
Doch gibt es auch noch Menschen, die einfach da sind –<br />
wenn der Nächste sie so dringend braucht.<br />
Vielleicht sind diese Menschen dem Himmel in so mancher Stunde näher.“<br />
***<br />
„Den Schwachen zu tadeln heißt, seine Schwäche zu stärken!“<br />
***<br />
87/115
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„In schwindelerregend kurzer Zeit passt Du Dich willig an,<br />
an das Diktat einer Terrorwirtschaft, die Dir sagt, was gesund ist und schmeckt,<br />
was richtig ist und was falsch, was in ist und was out.<br />
Und in kleinen stillen Augenblicken ahnst Du die dünnen Fäden,<br />
an denen Du schon eine ganze Zeit lang klebst und funktionierst.<br />
Zum Glück und zur Freude vieler Wirtschaftszweige.“<br />
Laotse (6. Jh. v. Chr.)<br />
„Pflichtbewusstsein ohne Liebe macht verdrießlich<br />
Verantwortung ohne Liebe macht rücksichtslos<br />
Gerechtigkeit ohne Liebe macht hart<br />
Wahrhaftigkeit ohne Liebe macht kritiksüchtig<br />
Klugheit ohne Liebe macht betrügerisch<br />
Freundlichkeit ohne Liebe macht heuchlerich<br />
Ordnung ohne Liebe macht kleinlich<br />
Sachkenntnis ohne Liebe macht rechthaberisch<br />
Macht ohne Liebe macht grausam<br />
Ehre ohne Liebe macht hochmütig<br />
Besitz ohne Liebe macht geizig<br />
Glaube ohne Liebe macht fanatisch.“<br />
Friedrich Hebbel (1813 – 1863)<br />
„Es gehört mehr Mut dazu, seine Meinung zu ändern, als ihr treu zu bleiben.“<br />
***<br />
„Jeder Mensch trägt einen Zauber im Gesicht,<br />
der irgendjemand gefällt.“<br />
***<br />
„Wenn ein Mensch in den Spiegel sieht, glättet er jedes Mal sein Gesicht<br />
und sucht ihm den freundlichsten Ausdruck zu geben.<br />
Möchte er sich doch erinnern, daß alle Menschen, denen er auf der Straße begegnet,<br />
in Bezug auf ihn Spiegel sind!“<br />
***<br />
„Wenn man etwas recht gründlich haßt,<br />
ohne zu wissen warum,<br />
so kann man überzeugt sein,<br />
daß man davon einen Zug in seiner eigenen Natur hat.“<br />
Wilhelm Busch (1832 – 1908)<br />
„Gewisse Menschen und Dinge greift man so vergeblich mit Worten an,<br />
wie Geister mit Waffen.“<br />
***<br />
88/115
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Gewißheit gibt allein die Mathematik.<br />
Aber leider streift sie nur den Oberrock der Dinge.<br />
Wer je ein gründliches Erstaunen über die Welt empfunden, will mehr.<br />
Er philosophiert.“<br />
***<br />
„Tratschen heißt anderer Leute Sünden beichten.“<br />
***<br />
„Wonach Du sehnlich ausgeschaut,<br />
es wurde Dir beschieden.<br />
Du triumphierst und jubelst laut:<br />
Jetzt hab’ ich endlich Frieden!<br />
Ach, Freundchen, red’ nicht so wild,<br />
bezähm’ Deine Zunge!<br />
Ein jeder Wunsch, wenn er erfüllt,<br />
kriegt augenblicklich Junge.“<br />
Immanuel Kant (1724 – 1804)<br />
„Gewissen ist das Bewußtsein eines inneren Gerichtshofes im Menschen.“<br />
***<br />
„Schön ist dasjenige, was ohne Interesse gefällt.“<br />
Joseph Joubert (1754 – 1824)<br />
„Wer seine Meinung nie zurückzieht,<br />
liebt sich selbst mehr als die Wahrheit.“<br />
Christian Morgenstern (1871 – 1914)<br />
„Nicht da ist man daheim, wo man seinen Wohnsitz hat,<br />
sondern wo man verstanden wird.“<br />
***<br />
„Es gibt kaum eine größere Enttäuschung,<br />
als wenn Du mit einer recht großen Freude im Herzen<br />
zu gleichgültigen Menschen kommst.“<br />
***<br />
„Die zur Wahrheit wandern, wandern allein.“<br />
Voltaire (1694 – 1778)<br />
„Die Ehrgeizigen und die Wollüstigen haben nur selten Zeit zu denken.“<br />
***<br />
„Die Liebe ist der Stoff, den die Natur gewebt und die Phantasie bestickt hat.“<br />
89/115
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„Ein langer Streit beweist, daß beide Seiten Unrecht haben.“<br />
***<br />
„Eine dumme, einfältige Frau ist für Männer ein Segen des Himmels.“<br />
***<br />
„Eine unterdrückte oder zurückgedrängte Leidenschaft bricht hervor,<br />
die befriedigte Liebe versteht, sich zu verbergen.“<br />
***<br />
„Gesellschaftlich ist kaum etwas so erfolgreich wie Dummheit mit guten Manieren.“<br />
***<br />
„Ich fürchte, mich zu kennen, und kann mich doch nicht ignorieren.“<br />
***<br />
„Wer seine Wünsche zähmt, ist immer reich genug.“<br />
Aus China:<br />
Wüstenblume<br />
„Eine Blume, die in der Dürre erblüht,<br />
ist die Seltenste und Schönste von allen.“<br />
***<br />
„Wenn man darüber nachdenken muss<br />
ob man jemanden liebt, liebt man nicht.“<br />
***<br />
“Laß’ Vergangenes nicht Dein Leben diktieren;<br />
doch nutze es als Ratgeber für Deine Zukunft.“<br />
***<br />
“Die Eitelkeit ist das Erste, was der Weise ablegt.“<br />
***<br />
“Stillstand des Blutes macht den Menschen krank.<br />
Stillstand des Geistes macht ihn dumm.“<br />
***<br />
„Das Böse kann nur gedeihen, weil die Gerechten die Hände in den Schoß legen.“<br />
***<br />
„Ein Wort ist rasch gesagt, bleibt aber lange im Gedächtnis.“<br />
90/115
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„Achte auf Deine Gedanken! Sie sind der Anfang Deiner Taten.“<br />
***<br />
„Hoffnung ist wie der Zucker im Tee:<br />
Auch wenn sie klein ist, versüßt sie alles.“<br />
Aus Deutschland:<br />
„Mitleid bekommt man geschenkt -<br />
Neid muß man sich erarbeiten.“<br />
Aus dem Islam:<br />
„Laß jedes Wort, bevor Du es aussprichst drei Pforten passieren.<br />
An der ersten wird es gefragt: ‚Ist es wahr?’<br />
an der zweiten: ‚Ist es nötig?’<br />
und an der dritten: ‚Ist es nett?’“<br />
Aus Japan:<br />
„Umwege erweitern die Ortskenntnis.“<br />
***<br />
„<strong>Selbst</strong> ein Weg von tausend Meilen beginnt mit einem Schritt.“<br />
***<br />
„Wer lächelt, statt zu toben, ist immer der Stärkere.“<br />
Aus Russland:<br />
„Die Liebe beginnt mit den Augen.“<br />
***<br />
„Gezwungene Liebe und gemalte Wangen dauern nicht.“<br />
Aus den USA:<br />
„Manche Leute glauben jedem – vorausgesetzt er flüstert.“<br />
91/115
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Mark Twain (1835 – 1910)<br />
„Die verborgene Quelle des Humors ist nicht Freude, sondern Kummer.“<br />
***<br />
„Jeder ist ein Mond und hat eine dunkle Seite, die er niemandem zeigt.“<br />
***<br />
„Kein Mensch kann sich wohl fühlen, wenn er sich nicht selbst akzeptiert.“<br />
***<br />
„Noch niemals sah ich einen Menschen, der wirklich die Wahrheit sucht.<br />
Jeder, der sich auf den Weg gemacht hatte, fand früher oder später,<br />
was ihm Wohlbefinden gewährte.<br />
Und dann, dann gab er die weitere Suche auf.“<br />
***<br />
„Was braucht man, um erfolgreich zu sein? Unwissenheit und <strong>Selbst</strong>vertrauen.“<br />
Leo Tolstoi (1828 – 1910)<br />
„Der Gedanke ist alles.<br />
Der Gedanke ist der Anfang von allem.<br />
Und Gedanken lassen sich lenken.<br />
Daher ist das Wichtigste: Die Arbeit an den Gedanken.“<br />
***<br />
„Wer lernen möchte, den Menschen die Wahrheit zu sagen,<br />
muß lernen, sie sich selbst zu sagen.“<br />
***<br />
„Wir werden nicht geliebt, weil wir so gut sind,<br />
sondern weil diejenigen, die uns lieben, gut sind.“<br />
Hubert Ries (1802 – 1886)<br />
„Wer stark werden will,<br />
achte auf seine Schwächen.“<br />
Friedrich Rückert (1788 – 1866)<br />
„Wirke!<br />
Nur in seinen Werken kann der Mensch sich selbst bemerken.“<br />
Rainer Maria Rilke (1875 – 1926)<br />
„Ich möchte Sie, so gut ich kann, bitten, Geduld zu haben<br />
gegen alles Ungelöste in Ihrem Herzen, und zu versuchen,<br />
die Fragen selbst lieb zu haben ...<br />
Forschen Sie jetzt nicht nach den Antworten,<br />
die Ihnen nicht gegeben werden können, weil Sie sie nicht leben könnten.<br />
92/115
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Und es handelt sich darum, alles zu leben.<br />
Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich,<br />
ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antwort hinein ...<br />
aber nehmen Sie das, was kommt, in großem Vertrauen hin,<br />
und wenn es nur aus Ihrem Willen kommt, aus irgendeiner Not Ihres Inneren,<br />
so nehmen Sie es auf sich und hassen Sie <strong>nichts</strong>.“<br />
Oscar Wilde (1854 – 1900)<br />
„Das Publikum fühlt sich am wohlsten, wenn eine Mittelmäßigkeit zu ihm redet.“<br />
***<br />
„Der einzige Unterschied zwischen dem Heiligen und dem Sünder ist,<br />
daß jeder Heilige eine Vergangenheit hat und jeder Sünder eine Zukunft.“<br />
***<br />
„Der Gebildete widerspricht den anderen, der wahre Weise sich selbst.“<br />
***<br />
„Der Unterschied zwischen Literatur und Journalismus besteht darin,<br />
daß der Journalismus unlesbar ist und die Literatur nicht gelesen wird.“<br />
***<br />
„Die Anzahl der Neider bestätigt unsere Fähigkeiten.“<br />
***<br />
„Die Liebe beginnt damit, dass man sich selbst betrügt, und sie endet damit,<br />
dass man andere betrügt.“<br />
***<br />
„Die Männer heiraten, weil sie müde sind, die Frauen, weil sie neugierig sind.<br />
Beide werden enttäuscht.“<br />
***<br />
„Egoismus besteht nicht darin, daß man sein Leben nach seinen Wünschen lebt, sondern<br />
darin, daß man von anderen verlangt, daß sie so leben, wie man es wünscht.“<br />
***<br />
„Ehrgeiz ist die letzte Zuflucht des Versagers.“<br />
***<br />
„Es gibt gerechte Menschen und ungerechte.<br />
Nur die Gerechten teilen ein.“<br />
***<br />
„Es gibt nur eine Unannehmlichkeit, die peinlicher ist, als in aller Munde zu sein: nicht in<br />
aller Munde zu sein.“<br />
93/115
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„Fortschritt ist eine Verwirklichung von Utopien.“<br />
***<br />
„Gar <strong>nichts</strong> zu tun, das ist die allerschwierigste Beschäftigung<br />
und zugleich diejenige, die am meisten Geist voraussetzt.“<br />
***<br />
„Ich wähle meine Freunde nach ihrem guten Aussehen,<br />
meine Bekannten nach ihrem Charakter<br />
und meine Feinde nach ihrem Verstand.“<br />
***<br />
„In der Stadt lebt man zu seiner Unterhaltung,<br />
auf dem Lande zur Unterhaltung der anderen.“<br />
***<br />
„Man muß mittelmäßig (auch: unbedeutend) sein, wenn man beliebt sein will.“<br />
***<br />
„Männer wollen immer die erste Liebe einer Frau sein,<br />
Frauen sind gerne der letzte Roman eines Mannes.“<br />
***<br />
„Nicht die Vollkommenen, sondern die Unvollkommenen brauchen unsere Liebe.“<br />
***<br />
„Pünktlichkeit stiehlt uns die beste Zeit.“<br />
***<br />
„Reisen veredelt den Geist und räumt mit unseren Vorurteilen auf.“<br />
***<br />
„Seine eigenen Erfahrungen bedauern heißt seine eigene Entwicklung aufhalten.“<br />
***<br />
„Ungehorsam ist für jeden, der die Geschichte kennt,<br />
die recht eigentliche Tugend des Menschen.“<br />
***<br />
„Unzufriedenheit ist der erste Schritt zum Erfolg.“<br />
***<br />
„Manchen Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß, ob sie wiederkommen!“<br />
***<br />
94/115
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Wenn eine Frau zu reichlich geschminkt und zu spärlich gekleidet ist,<br />
ist das immer ein Zeichen von Verzweiflung.“<br />
***<br />
„Wenn man mir zustimmt, habe ich immer das Gefühl, im Unrecht zu sein.“<br />
***<br />
„Wer es dahin gebracht hat, dem eigenen Leben zuschauen zu können,<br />
ist den Leiden des Lebens entronnen.“<br />
***<br />
„Wer nicht auf seine Weise denkt, denkt überhaupt nicht.“<br />
***<br />
„Wir leben in einem Zeitalter der Überarbeitung und der Unterbildung,<br />
in einem Zeitalter, in dem die Menschen so fleißig sind, daß sie verdummen.“<br />
Arthur Schopenhauer (1788 – 1860)<br />
„All unser Übel kommt daher, daß wir nicht allein sein können.“<br />
***<br />
„Bei gleicher Umgebung lebt doch jeder in einer anderen Welt.“<br />
***<br />
„Das Glück gehört denen, die sich selbst genügen.<br />
Denn alle äußeren Quellen<br />
des Glückes und Genusses sind,<br />
ihrer Natur nach, höchst unsicher, misslich,<br />
vergänglich und dem Zufall unterworfen.“<br />
**“<br />
„Das Leben kann als ein Traum angesehen werden und der Tod als Erwachen.“<br />
***<br />
„Ein geistreicher Mensch hat, in gänzlicher Einsamkeit<br />
an seinen eigenen Gedanken und Phantasien vortreffliche Unterhaltung.“<br />
***<br />
„Ein neuer Gedanke wird zuerst verlacht, dann bekämpft,<br />
bis er nach längerer Zeit als selbstverständlich gilt.“<br />
***<br />
„Für eine gelungene Rede gebrauche gewöhnliche Worte<br />
und sage ungewöhnliche Dinge.“<br />
***<br />
95/115
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Man lasse den guten Gedanken nur den Plan frei: Sie werden kommen.“<br />
***<br />
„Man muß denken wie die Wenigsten und reden wie die meisten.“<br />
***<br />
„Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad von Bildung ersetzen,<br />
aber keine Bildung den natürlichen Verstand.“<br />
***<br />
„Nichts ist schwerer, als bedeutende Gedanken so auszudrücken,<br />
daß jeder sie verstehen muß.“<br />
***<br />
„Viel zuviel Wert auf die Meinung anderer zu legen<br />
ist ein allgemein herrschender Irrwahn.“<br />
***<br />
„Zum Denken sind wenige Menschen geneigt, obwohl alle zum Rechthaben.“<br />
Friedrich Nietzsche (1844 – 1900)<br />
„Da haben wir es also:<br />
Eine kirchliche Ordnung mit Priesterschaft, Theologie, Kultus, Sakrament;<br />
kurz, alles das, was Jesus von Nazareth bekämpft hatte.“<br />
***<br />
„Das Wort schon "Christentum" ist ein Missverständnis –<br />
im Grunde gab es nur einen Christen, und der starb am Kreuz.“<br />
***<br />
„Dem wird befohlen, der sich nicht selber gehorchen kann.“<br />
***<br />
„Der Beruf ist eine Schutzwehr,<br />
hinter welche man sich erlaubterweise zurückziehen kann,<br />
wenn Bedenken und Sorgen allgemeiner Art einen anfallen.“<br />
***<br />
„Den Stil verbessern, das heißt den Gedanken verbessern.“<br />
***<br />
„Der starke Glaube beweist nur seine Stärke, nicht die Wahrheit des Geglaubten.“<br />
***<br />
96/115
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Die Einsamkeit macht uns härter gegen uns<br />
und sehnsüchtiger gegen die Menschen,<br />
in beidem verbessert sie den Charakter.“<br />
***<br />
„Die größten Ereignisse, das sind nicht unsere lautesten,<br />
sondern unsere stillsten Stunden.“<br />
***<br />
„Die Mutter der Ausschweifung ist nicht die Freude, sondern die Freudlosigkeit.“<br />
***<br />
„Die stillen Worte sind es, die den Sturm bringen.“<br />
***<br />
„Es ist leichter, einer Begierde ganz zu entsagen, als in ihr maßzuhalten.“<br />
***<br />
„Man hört nur die Fragen, auf welche man imstande ist, eine Antwort zu geben.“<br />
***<br />
„Man ist am meisten in Gefahr, überfahren zu werden,<br />
wenn man eben einem Wagen ausgewichen ist.“<br />
***<br />
„Menschen, welche rasch Feuer fangen, werden schnell kalt<br />
und sind daher im Ganzen unzuverlässig.“<br />
***<br />
„Moralische Entrüstung besteht in den meisten Fällen zu 2 Prozent aus Moral,<br />
48 Prozent aus Hemmung und 50 Prozent Neid.“<br />
***<br />
„Nicht, dass Du mich belogst, sondern dass ich Dir nicht mehr glaube,<br />
hat mich erschüttert.“<br />
***<br />
„Wahnsinn bei Individuen ist selten,<br />
aber in Gruppen, Nationen und Epochen die Regel.“<br />
***<br />
„Wer ein "Warum" hat, dem ist kein "Wie" zu schwer.“<br />
***<br />
„Wer von seinem Tag nicht 2 Drittel für sich selbst hat, ist ein Sklave.“<br />
97/115
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„Wir müssen die Dinge lustiger nehmen, als sie es verdienen,<br />
zumal wir sie lange Zeit ernster genommen haben, als sie es verdienen.“<br />
***<br />
„Wünschen ist ein Anzeichen von Genesung oder Besserung.“<br />
Georg Christoph Lichtenberg (1742 – 1799)<br />
„Belehrung findet man in der Welt leichter als Trost.“<br />
***<br />
„Der gewöhnliche Kopf ist immer der herrschenden Meinung<br />
und der herrschenden Mode konform.“<br />
***<br />
„Es gibt wirklich sehr viele Menschen, die bloß lesen, damit sie nicht denken dürfen.“<br />
***<br />
„Ich weiß aus unleugbarer Erfahrung, daß Träume zu <strong>Selbst</strong>erkenntnis führen.“<br />
***<br />
„Jeder Fehler erscheint unglaublich dumm, wenn andere ihn begehen.“<br />
***<br />
„Nichts kann mehr zu einer Seelenruhe beitragen,<br />
als wenn man gar keine Meinung hat.“<br />
***<br />
„Wenn Leute ihre Träume aufrichtig erzählen wollten,<br />
dann ließe sich der Charakter eher daraus erraten, als aus ihrem Gesicht!“<br />
***<br />
„Wer sich selbst recht kennt, kann sehr bald alle anderen Menschen kennenlernen.“<br />
***<br />
„Widerwärtigkeiten sind Pillen, die man schlucken muß – und nicht kauen.“<br />
***<br />
„Wie geht's, sagte ein Blinder zu einem Lahmen.<br />
Wie Sie sehen, antwortete der Lahme.“<br />
***<br />
„Wie gut wäre es, wenn man die Stimmen, anstatt sie zu zählen, wägen könnte.“<br />
98/115
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)<br />
„Der Wunsch, etwas zu machen, ist eine Vorahnung der Fähigkeiten, die man hat.“<br />
***<br />
„Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen.“<br />
***<br />
„Es irrt der Mensch, solang' er strebt - irrend lernt man.“<br />
***<br />
„Glücklich allein ist die Seele, die liebt.“<br />
***<br />
„Man kann die Erfahrung nicht früh genug machen,<br />
wie entbehrlich man in der Welt ist.“<br />
***<br />
„Mit fremden Menschen nimmt man sich zusammen, da merkt man auf,<br />
da sucht man seinen Zweck in ihrer Gunst, damit sie nutzen sollen.<br />
Allein bei Freunden lässt man frei sich gehen, man ruht in ihrer Liebe,<br />
man erlaubt sich Laune, ungezähmter wirkt die Leidenschaft,<br />
und so verletzen wir am ehesten die, die wir am zartesten lieben.“<br />
***<br />
„Ohne Aufopferung läßt sich keine Freundschaft denken.“<br />
***<br />
„Sobald Du Dir vertraust, sobald weißt Du zu leben.“<br />
***<br />
„So gewiß ist der allein glücklich und groß,<br />
der weder zu herrschen noch zu gehorchen braucht, um etwas zu sein.“<br />
***<br />
„Wenn man einmal weiß, worauf alles ankommt, hört man auf, gesprächig zu sein.“<br />
***<br />
„Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben.“<br />
***<br />
„Zur Resignation gehört Charakter.“<br />
Henry David Thoreau (1817 – 1862)<br />
“Die Wahrheit sagen heisst mit Liebe reden.”<br />
99/115
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Matthias Claudius (1740 – 1815)<br />
„Nimm’ Dich der Wahrheit an, wenn Du kannst,<br />
und lass’ Dich gern ihretwegen hassen.“<br />
Fjodor M. Dostojewski (1821 – 1881)<br />
„Der Mensch besitzt eine solche Leidenschaft für Systematik und<br />
abstrakte Folgerungen, dass er es fertig bringt, bewusst die Wahrheit zu verdrehen und mit<br />
sehenden Augen nicht zu sehen und mit hörenden Ohren nicht zu hören.<br />
***<br />
„Einen solchen Menschen des unmittelbaren Handelns<br />
halte ich für den wahren, den normalen Menschen.“<br />
***<br />
„Der Mensch verlangt nicht so sehr nach Gott als nach dem Wunder.“<br />
Pavel Kosorin (geb. 1964)<br />
„Versuche es nicht mit der Wahrheit,<br />
wenn Du die Zustimmung aller brauchst.“<br />
Leonardo da Vinci (1452 – 1519)<br />
„Die Wahrheit war von je nur die Tochter der Zeit.“<br />
Paulo Coelho (geb. 1947)<br />
aus „Der Zahir“:<br />
“Ein Zahir ist etwas, das man, hat man es einmal berührt oder gesehen,<br />
nie wieder vergisst und das unser ganzes Denken bis zum Wahnsinn besetzt.“<br />
Aus der Bibel (Lukas, 15:4)<br />
„Welcher Mensch ist unter Euch, der hundert Schafe hat und,<br />
wenn er eines von ihnen verliert, nicht die neunundneunzig in der Wüste lässt<br />
und geht dem Verlorenen nach, bis er’s findet?“<br />
Victor Hugo (1802 – 1885)<br />
„Nichts ist so stark wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist.“<br />
Joseph Addison (1672 – 1719)<br />
„Bewunderung ist eine sehr kurzlebige Leidenschaft, die sofort verfällt,<br />
sobald man mit ihrem Gegenstand näher bekannt wird.“<br />
***<br />
„Die wesentlichen Dinge, um in diesem Leben Glück zu erlangen, sind:<br />
Etwas zu vollbringen, etwas lieben und auf etwas zu hoffen.“<br />
***<br />
„Was der Sonnenschein für die Blumen, ist das lachende Gesicht für die Menschen.“<br />
100/115
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Khalil Gibran (1883 – 1931)<br />
Das Leben<br />
„Das Leben ist verhüllt und verborgen,<br />
wie auch Euer grösseres <strong>Selbst</strong><br />
verborgen und verhüllt ist.<br />
Aber wenn das Leben spricht,<br />
werden alle Winde Worte;<br />
und wenn es von Neuem spricht,<br />
so wird das Lächeln auf Euren Lippen<br />
und die Träne in Eurem Auge zum Wort.<br />
Wenn es singt, hören es die Tauben<br />
und sind ergriffen;<br />
und wenn es sich langsam nähert,<br />
sehen es die Blinden und sind entzückt<br />
und folgen ihm verwundert und erstaunt.“<br />
Der Geist<br />
„Der Geist offenbart sich<br />
durch die Blicke und die Worte.<br />
Denn die Seele ist unsere Bleibe,<br />
unsere Augen sind ihre Fenster<br />
und unsere Lippen ihre Boten.“<br />
Die Neigungen des Herzens<br />
„Die Neigungen des Herzens sind geteilt wie die Äste einer Zeder.<br />
Verliert der Baum einen starken Ast, so wird er leiden, aber er stirbt nicht.<br />
Er wird all seine Lebenskraft in den nächsten Ast fliessen lassen,<br />
auf dass dieser wachse und die Lücke ausfülle.“<br />
Gib nicht auf!<br />
„Gleiche nicht jenem,<br />
der am Kamin sitzt und wartet,<br />
bis das Feuer ausgeht,<br />
und dann umsonst in die erkaltete Asche bläst.<br />
Gib die Hoffnung nicht auf,<br />
und verzweifle nicht wegen vergangener Dinge!<br />
Unwiederbringliches zu beweinen,<br />
gehört zu den ärgsten Schwächen des Menschen.“<br />
101/115
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Vom Sterben<br />
„Lass’ mich schlafen,<br />
bedecke nicht meine Brust mit Weinen und Seufzen,<br />
sprich’ nicht voller Kummer von meinem Weggehen,<br />
sondern schliess’ Deine Augen,<br />
und Du wirst mich unter Euch sehen,<br />
jetzt und immer.“<br />
Schönheit<br />
„Gesichtszüge, welche die Geheimnisse unserer Seele enthüllen,<br />
verleihen dem Gesicht Schönheit und Anmut,<br />
selbst wenn diese seelischen Geheimnisse schmerzlich und leidvoll sind.<br />
Gesichter hingegen, die – Masken gleich – <strong>verschweigen</strong>,<br />
was in ihrem Innern vorgeht,<br />
entbehren jeglicher Schönheit,<br />
selbst wenn ihre äusseren Formen<br />
vollkommen symmetrisch und harmonisch sind.<br />
Ebenso wie Gläser unsere Lippen nur anziehen,<br />
wenn durch das kostbare Kristall<br />
die Farbe des Weines hindurchschimmert.“<br />
Tadel<br />
„Ich tadelte meine Seele sieben Mal.<br />
Das erste Mal, als ich versuchte, mich auf Kosten der Schwachen zu erhöhen.<br />
Das zweite Mal, als ich vor Verkrüppelten zu hinken vorgab.<br />
Das dritte Mal, als ich, vor die Wahl gestellt, das Leichte dem Schweren vorzog.<br />
Das vierte Mal, als ich einen Fehler beging und mich mit den Fehlern der anderen tröstete.<br />
Das fünfte Mal, als ich, aus Furcht gefügig geworden, behauptete, gross in der Geduld zu sein.<br />
Das sechste Mal, als ich meine Kleider hob, um dem Schmutz des Lebens zu entgehen.<br />
Das siebte Mal, als ich Gott mit Hymnen pries und meinen Gesang für Tugend hielt.“<br />
Viele Königreiche<br />
„Die Menschen sind geteilt in verschiedene Sippen und Stämme.<br />
Sie gehören vielen Ländern und Städten an.<br />
Ich aber fühle mich fremd in allen diesen Gemeinschaften<br />
und zähme mich zu keiner der Siedlungen.<br />
Das All ist meine Heimat und die ganze Menschheit meine Sippe.<br />
Die Menschen sind schwach, und es ist traurig, dass sie untereinander geteilt sind.<br />
Die Welt ist so eng; es ist unklug, sie in Königreiche, Imperien und Provinzen zu spalten.“<br />
102/115
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Vom Schweigen<br />
„Obwohl die Ströme der Worte<br />
uns unablässig überschwemmen,<br />
in den Tiefen unseres Ich<br />
herrscht das Schweigen auf immer.“<br />
Vom Reden<br />
„Ihr redet, wenn Ihr aufhört, mit Euren Gedanken in Frieden zu sein.<br />
Und wenn Ihr nicht länger in der Einsamkeit Eures Herzens verweilen könnt,<br />
lebt Ihr mit Euren Lippen.<br />
Und das Wort ist Euch Ablenkung und Zeitvertreib.<br />
In vielen Eurer Gespräche wird das Denken halb ermordet.<br />
Denn der Gedanke ist ein Vogel, der Raum braucht<br />
und in einem Käfig von Worten zwar seine Flügel ausbreiten,<br />
aber nicht fliegen kann.<br />
Es sind welche unter Euch, die den Redseligen suchen,<br />
weil sie Angst haben, allein zu sein.<br />
Die Stille des Alleinseins offenbart ihren Augen ihr nacktes Ich,<br />
und sie möchten flüchten.<br />
Und es sind welche unter Euch,<br />
die reden und dabei ohne Wissen oder Absicht eine Wahrheit aufdecken,<br />
die sie selber nicht verstehen.<br />
Und wieder andere haben die Wahrheit in sich,<br />
aber drücken sie nicht in Worten aus.<br />
In der Brust solcher Menschen weilt der Geist in rhythmischer Stille.“<br />
Von der Zeit<br />
„Mein Haus sagte zu mir:<br />
‚Verlass’ mich nicht, denn hier wohnt Deine Vergangenheit!’<br />
und die Strasse sagte zu mir:<br />
‚Komm und folge mir, denn ich bin Deine Zukunft!’<br />
und ich sage zu beiden, zu meinem Haus und zu der Strasse:<br />
‚Ich habe weder Vergangenheit, noch habe ich Zukunft.<br />
Wenn ich hier bleibe, ist ein Gehen in meinem Verweilen;<br />
und wenn ich gehe, ist ein Verweilen in meinem Gang.<br />
Nur Liebe und Tod ändern die Dinge.’“<br />
103/115
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Von der Freundschaft<br />
„Euer Freund ist die Antwort auf Eure Nöte.<br />
Er ist das Feld, das Ihr mit Liebe besät<br />
und mit Dankbarkeit erntet.<br />
Er ist Euer Tisch und Euer Herd.<br />
Denn Ihr kommt zu ihm mit Eurem Hunger,<br />
und Ihr sucht Euren Frieden bei ihm.<br />
Wenn Euer Freund frei hinaus spricht,<br />
fürchtet Ihr weder das ‚Nein’ in Euren Gedanken,<br />
noch haltet Ihr mit dem ‚Ja’ zurück.“<br />
Und wenn er schweigt,<br />
hört Euer Herz nicht auf,<br />
dem Seinen zu lauschen.<br />
Denn in der Freundschaft werden<br />
alle Gedanken, alle Wünsche, alle Erwartungen<br />
ohne Worte geboren und geteilt,<br />
mit Freude, die keinen Beifall braucht.<br />
Wenn Ihr von Eurem Freund weggeht, trauert Ihr nicht.<br />
Denn was Ihr am meisten an ihm liebt,<br />
ist vielleicht in seiner Abwesenheit klarer,<br />
wie der Berg dem Bergsteiger von der Ebene aus klarer erscheint.<br />
Und die Freundschaft soll keinen anderen Zweck haben,<br />
als den Geist zu vertiefen.<br />
Und lasst Euer Bestes für Euren Freund sein.<br />
Wenn er die Ebbe Eurer Gezeiten kennen muss,<br />
lasst ihn auch das Hochwasser kennen.<br />
Denn was ist ein Freund, wenn Ihr ihn nur aufsucht,<br />
um die Stunden totzuschlagen?<br />
Sucht ihn auf, um die Stunden mit ihm zu erleben.<br />
Denn er ist da, Eure Bedürfnisse zu befriedigen,<br />
nicht aber Eure Leere auszufüllen.<br />
Und in der Süsse der Freundschaft lasst Lachen sein<br />
und geteilte Freude.<br />
Denn im Tau kleiner Dinge<br />
findet das Herz seinen Morgen und wird erfrischt.“<br />
***<br />
„Schönheit steht nicht im Gesicht geschrieben.<br />
Schönheit ist ein Licht im Herzen.“<br />
***<br />
„Man muss durch die Nacht wandern,<br />
wenn man die Morgenröte sehen will.“<br />
***<br />
104/115
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Von der Ehe<br />
„Ihr wurdet zusammen geboren,<br />
und Ihr werdet auf immer zusammen sein.<br />
Ihr werdet zusammen sein,<br />
wenn die weissen Flügel des Todes Eure Tage scheiden.<br />
Ja, Ihr werdet selbst im stummen Gedenken Gottes zusammen sein.<br />
Aber lasst Raum zwischen Euch.<br />
Und lasst die Winde des Himmels zwischen Euch tanzen.<br />
Liebt einander, aber macht die Liebe nicht zur Fessel.<br />
Lasst sie eher ein wogendes Meer zwischen den Ufern Eurer Seelen sein.<br />
Füllt einander den Becher, aber trinkt nicht aus einem Becher.<br />
Gebt einander von Eurem Brot, aber esst nicht vom selben Laib.<br />
Singt und tanzt zusammen und seid fröhlich, aber lasst jeden von Euch allein sein.<br />
So wie die Saiten einer Laute allein sind und doch von derselben Musik erzittern.<br />
Gebt Eure Herzen, aber nicht in des anderen Obhut.<br />
Denn nur die Hand des Lebens kann Eure Herzen umfassen.<br />
Und steht zusammen, doch nicht zu nah.<br />
Denn die Säulen des Tempels stehen für sich;<br />
und die Eiche und die Zypresse wachsen nicht im Schatten der anderen.“<br />
Von den Kindern<br />
„Eure Kinder sind nicht Eure Kinder.<br />
Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber.<br />
Sie kommen durch Euch, aber nicht von Euch.<br />
Und obwohl sie mit Euch sind, gehören sie Euch doch nicht.<br />
Ihr dürft ihnen Eure Liebe geben, aber nicht Eure Gedanken.<br />
Denn sie haben ihre eigenen Gedanken.<br />
Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben, aber nicht ihren Seelen.<br />
Denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen, das Ihr nicht besuchen könnt,<br />
nicht einmal in Euren Träumen.<br />
Ihr dürft Euch bemühen, wie sie zu sein, aber versucht nicht, sie Euch ähnlich zu machen.<br />
Denn das Leben läuft nicht rückwärts, noch verweilt es im Gestern.<br />
Ihr seid die Bogen, von denen Eure Kinder als lebende Pfeile ausgeschickt werden.<br />
Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der Unendlichkeit,<br />
und er spannt Euch mit seiner Macht, damit seine Pfeile schnell und weit fliegen.<br />
Lasst Euren Bogen von der Hand des Schützen auf Freude gerichtet sein.<br />
Denn so wie er den Pfeil liebt, der fliegt, so liebt er auch den Bogen, der fest ist.“<br />
105/115
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Der Nächste<br />
„Wenn Du Deinen Kummer Deinem Nächsten anvertraust,<br />
dann schenkst Du ihm einen Teil Deines Herzens.<br />
Wenn er eine grosse Seele besitzt, wird er es Dir danken.<br />
Wenn er eine kleine Seele besitzt, wird er Dich herabsetzen.“<br />
Mitleid<br />
„Sei nicht vom Mitleid erfüllt, aber sei gerecht.<br />
Mitleid gewährt man dem schuldigen Verbrecher,<br />
während ein unschuldiger Mensch nur nach Gerechtigkeit verlangt.“<br />
Vom Wissen<br />
„Sich verwirrt zu fühlen, ist der Anfang allen Wissens.<br />
Mit einer Weisheit, die keine Tränen kennt,<br />
mit einer Philosophie, die nicht zu lachen versteht,<br />
und einer Grösse, die sich nicht vor Kindern verneigt,<br />
will ich <strong>nichts</strong> zu tun haben.“<br />
Von Träumern<br />
„Lieber möchte ich zu den geringsten Menschen gehören,<br />
mit Träumen und dem Verlangen, sie zu erfüllen,<br />
als der Grösste zu sein, ohne Träume und ohne Verlangen.“<br />
***<br />
„Die Bedeutung eines Menschen liegt nicht in dem, was er erreicht,<br />
sondern in dem, was er sich zu erreichen sehnt.“<br />
***<br />
„Als ich meinen Schmerz auf den Acker der Geduld pflanzte,<br />
brachte er die Frucht des Glücks hervor.“<br />
***<br />
„Freundschaft ist immer eine süsse Verantwortung – nie eine Gelegenheit.“<br />
***<br />
106/115
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Wenn Du sehen könntest, mein betrübter Freund,<br />
dass das Unglück, welches Dir im Leben widerfährt,<br />
die gleiche Kraft ist, die Dein Herz erleuchtet<br />
und Deine Seele aus den Niederungen des Spottes<br />
zum Thron der Wertschätzung empor hebt,<br />
würdest Du Dein Schicksal annehmen<br />
und es als ein Vermächtnis betrachten,<br />
das Dich bildet und weise macht.“<br />
***<br />
„Das Augenfälligste wird immer erst gesehen,<br />
nachdem es einer in schlichte Worte gefasst hat.“<br />
Sir Peter Ustinov (16.4.1921 – 28.3.2004)<br />
„Love is an act of endless forgiveness,<br />
a tender look which becomes a habit.“<br />
***<br />
“Wer neue Antworten will, muss neue Fragen stellen.”<br />
***<br />
„Aufrichtigkeit ist eine Tugend, die ihren Lohn schon im Namen trägt:<br />
Sie richtet auf...“<br />
***<br />
„Fighting for peace is like fucking for virginity.“<br />
***<br />
“Terrorismus ist der Krieg der Armen,<br />
Krieg der Terrorismus der Reichen!”<br />
***<br />
„Zweifel sind der Ansporn des Denkens. Wer nicht zweifelt, muss verrückt sein!“<br />
***<br />
„Für mich war der Weihnachtsmann immer so etwas wie ein<br />
veraltetes Symbol für Trost und Überfluss.“<br />
***<br />
107/115
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Die Wahrheit ist naturgemäss tendenziös.<br />
Die Wahrheit in Ghana unterscheidet sich zweifellos von der Wahrheit in den USA.<br />
Ich könnte unmöglich vor Gericht schwören, dass ich die Wahrheit sagen werde.<br />
Ich könnte nur schwören, meine Wahrheit zu sagen.“<br />
***<br />
„Wenn nebenan ein Baby schreit, hören wir seiner Stimme unmöglich an,<br />
welcher Rasse oder Hautfarbe es hat. Das Rohmaterial ist immer das gleiche,<br />
bis die traditionellen Vorurteile nach und nach die ursprünglichen Gefühle unterhöhlen<br />
und eine bestimmte geschichtliche Sichtweise und<br />
uralte Feindschaften wieder aufleben lässt.“<br />
***<br />
„Ich bin besonders glücklich, wenn das Glück unvollkommen ist.<br />
Vollkommenheit hat keinen Charakter.“<br />
***<br />
„Eine Versuchung, der man sofort nachgibt, ist keine echte Versuchung mehr.<br />
Die richtige Versuchung kommt erst,<br />
wenn man sich die Sache nochmals genau überlegt hat.“<br />
***<br />
„Lass’ Dir Zeit...<br />
Es eilig haben bedeutet, sein Talent zerstören.<br />
Will man die Sonne erreichen, reicht es nicht aus,<br />
impulsiv in die Höhe zu springen.“<br />
***<br />
„Die Stille ist des Menschen höchstes Gut.“<br />
***<br />
„Während der schmutzigsten Phasen der Geschichte<br />
waren wir am gründlichsten verhüllt – beispielsweise in der viktorianischen Zeit.<br />
Heute heisst es nur noch ausziehen und sich nicht mehr zieren,<br />
was wohl auch besser so ist...“<br />
***<br />
„Herr, ich habe keinen Menschen, dem ich mich anvertrauen kann.<br />
Es sind so viele um mich hier, und doch bin ich allein.<br />
Befreie mich aus meiner Einsamkeit und gib’ mir einen Menschen,<br />
mit dem ich reden kann. Lass’ mich nicht an Menschen vorbeigehen,<br />
die auf mich warten und mich brauchen...“<br />
***<br />
„Männer denken über Frauen nach.<br />
Frauen denken darüber nach, was die Männer über sie denken.“<br />
108/115
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„Das Leben ist unvollkommen und muss daher bis zur Neige ausgelebt werden.“<br />
***<br />
„Das Leben, bemerkte einmal John F. Kennedy, ist ungerecht,<br />
aber denk’ dran: nicht immer zu Deinen Ungunsten!“<br />
***<br />
„Schon oft habe ich gedacht, dass Menschen die Spitze der Karriereleiter erklimmen,<br />
weil sie nicht die Qualifikationen haben, die sie am Boden halten würden.“<br />
***<br />
„Jedes Kind, das etwas taugt, wird mehr durch Auflehnung als durch Gehorsam lernen.“<br />
***<br />
„Eitelkeit ist nur tragisch, wenn man <strong>nichts</strong> hat, worauf man eitel sein kann.“<br />
***<br />
„Von Heldenverehrung halte ich <strong>nichts</strong>.<br />
Wir bewundern Menschen wegen ihrer Stärken,<br />
lieben sie aber wegen ihrer Schwächen.“<br />
***<br />
„Ich kenne keinen, der nicht zusammengezuckt wäre,<br />
als er seinen ersten reifen Camembert-Käse probiert hat.<br />
Dann gewöhnt man sich daran.<br />
Und später kann es zur Sucht werden.<br />
Wie fast alles im Leben...“<br />
***<br />
„Die Frauen richten sich in der Kleidung nicht nach dem äusseren,<br />
sondern nach dem inneren Thermometer.“<br />
***<br />
„Das Leben verläuft gerade dann in einem erschreckenden Tempo,<br />
wenn man meinen möchte, es habe ein Element der Heiterkeit erworben.“<br />
***<br />
„Bescheidenheit ist die ungesündeste Form der <strong>Selbst</strong>bewertung.“<br />
***<br />
„Eine der wichtigsten Fortbewegungsarten des Menschen ist es,<br />
dem anderen auf halbem Wege entgegenzukommen.“<br />
***<br />
„Das Umgekehrte von ‚Stressed’ ist ‚Desserts’.“<br />
☺<br />
109/115
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„Wenn eine Frau einen Liebhaber nimmt,<br />
hat sie entweder genug von ihrem Mann<br />
oder nicht genug...“<br />
***<br />
„Ein freies Land erkennt man daran,<br />
dass niemand verpflichtet ist, zuzuhören,<br />
wenn die Machthaber reden.“<br />
***<br />
„Je älter ich werde, desto mehr hört man mir zu,<br />
obwohl ich, meiner Meinung nach, das Gleiche sage wie immer.“<br />
***<br />
„Propaganda ist die Kunst, anderen zu beweisen,<br />
dass sie unserer Meinung sind.“<br />
***<br />
„Wenn jemand brüllt,<br />
sind seine Worte nicht mehr wichtig.“<br />
***<br />
„Was die Sexualität anbelangt,<br />
sind die Männer mehr gefährdet als die Frauen,<br />
weil sie <strong>nichts</strong> verstecken können.<br />
Die Frauen können schauspielern.“<br />
***<br />
„Wer auf bisher unbekannte Weise langweilig ist,<br />
gilt als amüsant.“<br />
***<br />
„Kinder brauchen unsere besondere Fürsorge, weil sie unsere Zukunft sind.“<br />
***<br />
„Ein Junggeselle ist ein Mann,<br />
der aus den Erfahrungen anderer Konsequenzen gezogen hat.“<br />
***<br />
„Es gibt kein schöneres Gefühl als Hunger,<br />
kurz bevor man zur Speisekarte greift...“<br />
☺<br />
***<br />
110/115
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Wir müssen Brücken zueinander bauen,<br />
wenn wir in dieser wahnsinnigen Welt<br />
Aussicht auf Rettung haben wollen.“<br />
***<br />
„Die Akzeptanz der Unterschiede ist Voraussetzung<br />
für die Überraschung von Gemeinsamkeiten.“<br />
***<br />
„Eine gute Frau inspiriert einen Mann,<br />
eine geistvolle Frau fesselt ihn,<br />
eine schöne Frau begeistert ihn<br />
und eine teilnehmende Frau bekommt ihn.“<br />
***<br />
„Mut ist oft Mangel an Einsicht,<br />
während Feigheit nicht selten auf guter Information beruht.“<br />
***<br />
„Der schlimmste Fehler der Menschen ist ihr Mangel an Einfühlungsvermögen.<br />
Darum vermag sich auch so selten einer den richtigen Begriff<br />
von seines Nächsten Leiden zu machen.“<br />
Joseph Addison (1672 – 1719)<br />
„Unentschlossenheit gegenüber den Lebenszielen, die sich uns zur Wahl stellen,<br />
und die Unbeständigkeit bei ihrer Verfolgung sind die Hauptursachen<br />
unseres ganzen Unglücks.“<br />
Alfred Adler (1870 – 1937)<br />
„Die grösste Gefahr im Leben ist, dass man zu vorsichtig wird.“<br />
***<br />
„Alle menschlichen Verfehlungen sind das Ergebnis eines Mangels an Liebe.“<br />
Peter Rudl (geb. 1966)<br />
„Wer loszulassen vermag, siegt noch, wo er aufgibt.“<br />
Theodor Adorno (1903 – 1969)<br />
„Der einzig legitime Grund, ein Kind zu bekommen,<br />
ist die Freude am eigenen Leben.“<br />
111/115
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Dante Alighieri (1265 – 1321)<br />
„Wer eine Not erblickt und wartet, bis er um Hilfe gebeten wird,<br />
ist ebenso schlecht, als ob er sie verweigert hätte.“<br />
Franz von Assisi (1182 – 1226)<br />
„Ein Mensch mit gütigem, hoffenden Herzen fliegt, läuft und freut sich; er ist frei,<br />
weil er geben kann, empfängt er, weil er hofft, liebt er.“<br />
***<br />
„Der Tod ist das Tor zum Licht am Ende eins mühsam gewordenen Weges.“<br />
Ingeborg Bachmann (1926 – 1973)<br />
„Die Spezialisten, die Experten mehren sich,<br />
die Denker bleiben aus.“<br />
***<br />
„Reich ist man, wenn man etwas hat,<br />
das mehr wert ist als materielle Dinge.<br />
Hätten wir das Wort, hätten wir die Sprache,<br />
wir bräuchten die Waffen nicht.“<br />
Antoine de Saint-Exupéry (1900 – 1944)<br />
„Bejahe den Tag, wie er Dir geschenkt wird,<br />
statt Dich am Unwiederbringlichen zu stossen.“<br />
Stefan Zweig (1881 – 1942)<br />
„Gedanken leben ebenso von der Bestätigung wie vom Widerspruch.“<br />
***<br />
„Erst im Unglück weiss man wahrhaft, wer man ist.“<br />
***<br />
„Niemand ist fort, den man liebt.<br />
Liebe ist ewige Gegenwart.“<br />
Aus Sidney Pollack’s Film „The Interpreter“<br />
(Die Dolmetscherin, USA, 2004):<br />
„Das Gewehrfeuer um uns herum betäubt unsere Ohren, doch die menschliche Stimme<br />
unterscheidet sich von anderen Geräuschen. Sie vermag Lärm zu übertönen,<br />
so dass sie alles andere unter sich begräbt – selbst wenn sie nicht schreit – selbst wenn sie<br />
nur ein Flüstern ist. <strong>Selbst</strong> eine flüsternde Stimme kann ganze Armeen übertönen,<br />
wenn sie die Wahrheit spricht.“<br />
William Wordsworth (1770 – 1850)<br />
„Menschlich wurde meine Seele durch tiefe Not.“<br />
112/115
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Aus dem Chassidismus*:<br />
„Wenn ein Mensch leidet, sollte er nicht sagen: ‚Das ist schlecht! Das ist schlecht!’<br />
Nichts, was Gott den Menschen auferlegt, ist schlecht. Aber es ist angebracht zu sagen:<br />
‚Das ist bitter! Das ist bitter!’ Denn Heilmittel werden oft aus bitteren Kräutern hergestellt.“<br />
(* im 18. Jh. entstandene religiöse Bewegung des osteuropäischen Judentums, die der starren<br />
Gesetzeslehre eine lebendige Frömmigkeit entgegensetzt.)<br />
Graham Greene (1904 – 1991)<br />
aus dem Roman „Der dritte Mann“:<br />
„In Italien herrschten unter den Borgias dreissig Jahre lang Krieg, Terror, Mord und<br />
Blutvergiessen, aber sie brachten einen Michelangelo, einen Leonardo da Vinci und die<br />
Renaissance hervor. In der Schweiz herrschen brüderliche Liebe, fünfhundert Jahre der<br />
Demokratie und des Friedens, und was haben sie hervorgebracht? Die Kuckucksuhr.“<br />
Buddha Shakyamani<br />
„Begegnest Du einem Menschen, der von einem Pfeil getroffen wurde, so überlegst Du nicht<br />
lange, wer den Pfeil abgeschossen hat oder welcher Kaste der Schütze angehört oder aus<br />
welchem Holz der Pfeil besteht und welche Technik für die Herstellung der Spitze benutzt<br />
wurde. Nein, Du solltest Dich sofort daranmachen, den Pfeil herauszuziehen.“<br />
Dr. Dan McAdams<br />
„Das Verlangen nach Intimität ist das Verlangen danach,<br />
sein innerstes <strong>Selbst</strong> mit anderen zu teilen.“<br />
Aus: Dalai Lama – Die Regeln des Glücks:<br />
Die innere Zufriedenheit<br />
„Ich glaube also, dass diese Form von exzessivem Verlangen zu Gier führt – einer<br />
übersteigerten Art des Verlangens, die auf unrealistischen Erwartungen fusst. Und wenn Sie<br />
über die Exzesse der Gier nachdenken, werden Sie entdecken, dass sie den Einzelnen in<br />
Frustration, Enttäuschung und in ein gehöriges Mass an Verwirrung und Problemen<br />
hineinführt. Obwohl die Gier aus dem Wunsch hervorgeht, etwas zu erlangen, ist sie<br />
charakteristischerweise nicht befriedigt, wenn man das Gewünschte bekommt. Dadurch wir<br />
sie grenzen- und bodenlos. Das eigentliche Mittel gegen Gier ist Zufriedenheit. Wenn Sie ein<br />
hohes Mass davon besitzen, spielt es keine Rolle, ob Sie ein Objekt erhalten oder nicht –<br />
Sie werden immer zufrieden sein.“<br />
Innerer Wert<br />
„Es gibt jedoch eine andere Quelle der Würde und Wertschätzung, die uns ermöglicht, eine<br />
Beziehung zu unseren Mitmenschen zu knüpfen. Wir können eine Beziehung zu ihnen<br />
aufbauen, da wir stets menschliche Wesen innerhalb einer Gemeinschaft von Menschen<br />
sind. Das verbindet uns. Und jene menschliche Bindung ist ausreichend, um ein Gefühl von<br />
Wert und Würde entstehen zu lassen. Sie kann zu einer Quelle des Trostes werden, wenn wir<br />
113/115
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
alles andere verlieren. (...) Allgemein kann es zwei Arten von Individuen geben: einerseits<br />
jemanden, der wohlhabend, erfolgreich, von Verwandten umgeben ist und so weiter. Wenn<br />
der Ursprung der Würde und des Wertgefühls solch eines Menschen nur materiell ist, dann<br />
kann er sich vielleicht, solange sein Vermögen existiert, ein Gefühl der Sicherheit bewahren.<br />
Sobald sich sein Vermögen jedoch verringert, wird er leiden, denn es gibt keine andere<br />
Zuflucht für ihn. Andererseits mag es jemanden geben, der sich eines vergleichbaren<br />
ökonomischen und finanziellen Erfolgs erfreut, aber gleichzeitig Mitgefühl besitzt,<br />
warmherzig und liebevoll ist. Da sich die Würde und das <strong>Selbst</strong>wertgefühl dieses Menschen<br />
aus einer anderen Quelle speisen, besteht auch weniger Gefahr, dass er depressiv wird, falls<br />
er sein Vermögen einbüsst. Durch diese Art der Argumentation erkennt man den sehr<br />
praktischen Nutzen von menschlicher Wärme und Zuneigung für die Entwicklung eines<br />
inneren Wertgefühls.“<br />
Glück gegen Vergnügen<br />
„Manchmal verwechselt man Glück mit Vergnügen. Zum Beispiel sprach ich kürzlich vor<br />
indischem Publikum in Rajpur. Ich sagte, dass Glück der Sinn des Lebens sei. Einer der<br />
Anwesenden meinte, dass wir nach Rajneesh (besser bekannt als der 1990 verstorbene<br />
Bhagwan Shree Rajneesh oder, wie er sich selbst nannte, als Osho) unsere glücklichsten<br />
Momente beim sexuellen Verkehr hätten, dass man durch Sex zu höchstem Glück kommen<br />
könne. Er wollte wissen, was ich von dieser Idee hielte. Ich antwortete, dass von meinem<br />
Standpunkt aus das höchste Glück im Erreichen der Befreiung bestehe, in der es kein Leiden<br />
mehr gibt. Das ist echtes, dauerhaftes Glück. Wahres Glück bezieht sich auf den Geist und<br />
das Herz. Glück, das vornehmlich von physischem Vergnügen abhängt, ist instabil – an<br />
einem Tag ist es da, am nächsten vielleicht nicht. (...) Vor jeder Entscheidung sollten wir uns<br />
fragen: ‚Wird sie mir Glück bereiten?’ Nicht nur dabei, ob wir Drogen nehmen oder uns das<br />
dritte Stück Sahnetorte gönnen sollten, kann uns diese simple Frage als wirkungsvolles<br />
Hilfsmittel dienen, alle Bereiche unseres Lebens geschickt zu meistern. Sie gibt den Dingen<br />
einen neuen Anstrich. Wenn wir uns mit dieser Frage unseren täglichen Entscheidungen und<br />
Wahlmöglichkeiten nähern, verschiebt sich unser Konzentrationspunkt: von dem, was wir<br />
uns vorenthalten, zu dem hin, was wir erstreben – nämlich höchstes Glück. Eine Qualität des<br />
Glücks, die stabil und dauerhaft ist. Einen Zustand des Glücks, der trotz der Höhen und<br />
Tiefen des Lebens und der normalen Gemütsschwankungen als Teil der eigentlichen Matrix<br />
unseres Wesens bestehen bleibt. Aus dieser Perspektive ist es einfacher, die ‚richtige<br />
Entscheidung’ zu treffen. Denn wir handeln so, dass wir uns selbst etwas geben, statt uns<br />
etwas zu versagen. Wir bewegen uns auf etwas zu, nicht von ihm fort, wir bejahen das Leben,<br />
statt es abzulehnen. Dieses elementare Gefühl, sich auf das Glück zuzubewegen, kann eine<br />
sehr tiefe Wirkung haben; es macht uns aufnahmebereiter, offener für die Freude am<br />
Leben.“<br />
Die Schulung des Geistes für das Glück – Der Weg zum Glück<br />
„Indem man seinen eigenen Geisteszustand als Hauptfaktor zum Erlangen von Glück<br />
erkennt, leugnet man natürlich nicht, dass unsere grundlegenden körperlichen Bedürfnisse<br />
nach Essen, Kleidung und Unterkunft erfüllt werden müssen. Aber sobald dies geschehen ist,<br />
lautet die klare Botschaft: Wir brauchen nicht noch mehr Geld, wir benötigen keinen<br />
weiteren Erfolg oder Ruhm, wir brauchen keinen perfekten Körper oder den vollkommenen<br />
Partner – jetzt, in genau diesem Moment, haben wir einen Geist, der die gesamte Ausrüstung<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
darstellt, die wir benötigen, um vollständiges Glück zu erlangen. (...) Hinzu kommt die<br />
Erkenntnis der vorteilhaften Aspekte der positiven Emotionen und Verhaltensweisen. Mit<br />
der Erkenntnis dieser Vorteile wächst unsere Entschlossenheit, die positiven Empfindungen<br />
unter allen Umständen zu hegen, zu entfalten und zu vermehren. Es tritt eine Art innere<br />
spontane Bereitschaft auf. So entwickeln wir durch das Lernen und die Analyse dessen,<br />
welche Gedanken und Emotionen uns zuträglich und welche für uns schädlich sind,<br />
schrittweise eine feste Entschlusskraft zum Wandel in dem Gefühl: ‚Jetzt befindet sich das<br />
Geheimnis meines eigenen Glücks, meiner eigenen guten Zukunft in meinen eigenen<br />
Händen. Diese Gelegenheit darf ich nicht verpassen!’ (...) Wie dem auch sei, ich glaube, das<br />
Kultivieren von positiven Geisteszuständen wie Güte und Mitgefühl führt unweigerlich zu<br />
einer besseren geistigen Gesundheit und zu Glück.“<br />
Ethische Disziplin<br />
„Auf ähnliche Weise mögen heilsame Handlungen nicht natürlich gegeben sein, sondern<br />
müssen bewusst geübt werden. Das trifft besonders auf moderne Gesellschaften zu, denn<br />
dort gibt es die Tendenz, die Frage nach heilsamen und unheilsamen Taten – danach, was zu<br />
tun und was zu unterlassen sei – dem Aufgabenbereich der Religion zuzuordnen.<br />
Traditionell wird es als Pflicht der Religion betrachtet, vorzuschreiben, welche<br />
Verhaltensweisen heilsam seien und welche nicht. (...) Ein Problem der heutigen<br />
Gesellschaft besteht darin, dass wir die Ausbildung als etwas betrachten, das uns einfach nur<br />
klüger und findiger macht. Manchmal sieht es so aus, als wären diejenigen, die keine so hohe<br />
Ausbildung genossen haben und deren Schulung nicht so weit fortgeschritten ist,<br />
unschuldiger und ehrlicher. <strong>Selbst</strong> wenn unsere Gesellschaft dies nicht betont, sollen<br />
Kenntnisse und Ausbildung uns in erster Linie verstehen helfen, wie wichtig es ist, heilsamer<br />
zu handeln und unseren Geist zu disziplinieren. Der angemessene Gebrauch unserer<br />
Intelligenz und unseres Wissens besteht darin, von innen her Güte zu entwickeln.“<br />
Robert Frost (1875 – 1963)<br />
„Im Wald zwei Wege boten sich mir da<br />
und ich ging den, der weniger betreten war.<br />
Und das veränderte mein Leben.“<br />
David Henry Thoreau – HDT (1817 – 1862)<br />
„Ich ging in die Wälder, denn ich wollte, wohl überlegt leben. Intensiv leben wollte ich,<br />
das Mark des Lebens aussaugen, um alles auszurotten, was nicht Leben war,<br />
damit ich nicht in der Todesstunde inne würde, dass ich gar nicht gelebt hatte.“<br />
***<br />
„Man sollte nicht den Respekt vor dem Gesetz pflegen, sondern vor der Gerechtigkeit.“<br />
CARPE DIEM! = (lat.) „Nutze den Tag!“<br />
115/115
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)<br />
"Handeln ist leicht, Denken schwer, nach dem Gedachten handeln unbequem."<br />
Elazar Benyoetz (geb. 24.3.1937)<br />
"Frieden gäbe es nur dann, wenn die Menschen nicht bloss gegen den Krieg,<br />
sondern auch gegen das Siegen wären."<br />
Mahatma Gandhi (1869 – 1948)<br />
"Stärke entspringt nicht aus physischer Kraft, sondern aus einem unbeugsamen Willen."<br />
Friedrich Ludwig Jahn (1778 - 1852)<br />
"Das Geheimnis, mit allen Menschen in Frieden zu leben, besteht in der Kunst,<br />
jeden seiner Individualität nach zu verstehen."<br />
Arabisches Sprichwort<br />
"Jeder Wissende irrt sich und jedes edle Pferd stolpert."<br />
Marcel Jouhandeau (1888 - 1979)<br />
"Die wahre Grösse besteht darin, dass man nur von sich selbst etwas fordert,<br />
ohne etwas von den anderen zu erwarten, nicht einmal zu erwarten,<br />
dass sie dies anerkennen."<br />
Robert Frost (1875 – 1963)<br />
"Toleranz ist das unbehagliche Gefühl,<br />
der andere könne am Ende vielleicht doch recht haben."<br />
Südafrikanisches Sprichwort<br />
"Man kann Weinenden nicht die Tränen abwischen, ohne sich die Hände nass zu machen."<br />
Pearl Buck (1892 - 1973)<br />
"Die gefährlichsten Herzkrankheiten sind immer noch Hass, Neid und Geiz."<br />
Josefine Baker (1906 - 1975)<br />
"Weit ist der Weg vom Ohr zum Herzen,<br />
aber noch weiter ist der Weg zu den helfenden Händen."<br />
Marie von Ebner-Eschenbach (1830 - 1916)<br />
"Nicht jene, die streiten, sind zu fürchten, sondern jene, die ausweichen."<br />
Dr. Martin Luther King Jr. (1929 – 1968)<br />
"Wir müssen immerfort Deiche des Mutes bauen gegen die Flut der Furcht."<br />
Curt Goetz (1888 - 1960)<br />
"Idealismus ist die Fähigkeit, die Menschen so zu sehen, wie sie sein könnten,<br />
wenn sie nicht so wären, wie sie sind."<br />
116/115
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
André Gide (1869 - 1951)<br />
"Das beste Mittel, sich kennen zu lernen, ist der Versuch, andere zu verstehen."<br />
Rainer Maria Rilke (1875 – 1926)<br />
"Man hat schon viel Bewegungsbegriffe umdenken müssen,<br />
dass das, was wir Schicksal nennen, aus den Menschen heraustritt,<br />
nicht von aussen her in sie hinein."<br />
***<br />
“Wenn jemand stirbt, nicht das allein ist Tod.<br />
Tod ist, wenn einer lebt und es nicht weiss.“<br />
Khalil Gibran (1883 – 1931)<br />
„Und seit jeher war es so,<br />
dass die Liebe erst in der Stunde der Trennung<br />
ihre eigene Tiefe erkennt.“<br />
***<br />
„Nur ein Leben, das ein Leben im Körper sucht, fürchtet das Grab.“<br />
***<br />
„Sicher gibt es kein grösseres Geschenk für einen Menschen als das,<br />
was all seine Ziele zu brennenden Lippen und alles Leben zu einem Brunnen macht.“<br />
***<br />
„Die Güte, die sich im Spiegel anschaut, wird zu Stein,<br />
und eine gute Tat, die sich mit zärtlichen Namen nennt, gebiert einen Fluch.“<br />
***<br />
„Ihr seid nicht in euren Körpern eingeschlossen noch an die Häuser oder Felder gebunden.<br />
Das, was ihr seid, wohnt über dem Berg und treibt mit dem Wind.<br />
Es ist nicht etwas, das in der Sonne kriecht, um sich zu wärmen<br />
oder Löcher ins Dunkel gräbt, um sicher zu sein.<br />
Sondern etwas Freies, ein Geist, der die Erde umhüllt und sich im Äther bewegt.“<br />
***<br />
„Der Schleier, der eure Augen umwölkt,<br />
wird gehoben werden von den Händen, die ihn webten.<br />
Und der Lehm, der eure Ohren füllt,<br />
wird durchbohrt werden von den Fingern, die ihn kneteten.<br />
Und ihr werdet sehen. Und ihr werdet hören.<br />
Doch werdet ihr nicht beklagen, die Blindheit gekannt zu haben,<br />
noch bedauern, taub gewesen zu sein.<br />
Denn an jenem Tag werdet ihr den verborgenen Sinn in allen Dingen erkennen.<br />
Und ihr werdet die Dunkelheit preisen, wie ihr das Licht preisen werdet.“<br />
117/115
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„Was am schwächsten und verwirrtesten in euch scheint,<br />
ist das Stärkste und Entschlossenste.“<br />
***<br />
„Der wahrhaft Gute ist der,<br />
der zu all denen hält,<br />
die für schlecht gehalten werden.“<br />
***<br />
„Es gibt keinen Fortschritt, wenn man das verbessern will, was bereits getan ist,<br />
sondern nur dann, wenn man das anstrebt, was noch nicht getan worden ist.“<br />
***<br />
„Der Sturm und der Schnee können die Blumen vernichten.<br />
Ihre Samen können sie nicht töten.“<br />
***<br />
„Wir leihen oft von unserer Zukunft,<br />
um die Schulden unserer Vergangenheit zu zahlen.“<br />
***<br />
„Der Mensch müht sich ab, das Leben ausserhalb seiner zu finden,<br />
und ahnt nicht, dass das Leben, das er sucht, in ihm selbst ist.“<br />
***<br />
„Der erste Blick aus den Augen der Geliebten ist wie der Geist,<br />
der über den Wassern schwebte und Himmel und Erde zeugte,<br />
als der Herr sprach und sagte: ‚Es werde’.“<br />
***<br />
„Wie ahnungslos der Mensch, der denkt,<br />
die Liebe entspringe langem Beisammensein<br />
und ununterbrochener Gemeinschaft!<br />
Wahre Liebe ist die Tochter eines innigen Verstehens,<br />
und kommt dieses Verständnis nicht in einem Augenblick zustande,<br />
wird es niemals erlangt – nicht in einem Jahr, nicht einem ganzen Jahrhundert.“<br />
***<br />
„Wie Samen, die unter der Schneedecke träumen, träumen Eure Herzen vom Frühling.<br />
Vertraut diesen Träumen, denn in ihnen verbirgt sich das Tor zur Unendlichkeit.“<br />
***<br />
„Willst Du besitzen, darfst Du <strong>nichts</strong> verlangen.“<br />
***<br />
118/115
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Du bist frei vor der Sonne des Tags und frei vor den Sternen der Nacht;<br />
und Du bist frei, wenn keine Sonne scheint, kein Mond und keine Sterne.<br />
Du bist sogar frei, wenn Du vor jeglichem Ding die Augen verschliesst.<br />
Doch Du bist Sklave dessen, den Du liebst, weil Du ihn liebst,<br />
und Sklave dessen, der Dich liebt, weil er Dich liebt.“<br />
***<br />
„Die Traurigkeit ist <strong>nichts</strong> als eine Mauer zwischen zwei Gärten.“<br />
***<br />
„Was, wenn das Unglück nur ein neues Fenster wäre in der Ostwand Eures Hauses?<br />
***<br />
„Nur wer Geheimnisse in seinem Herzen birgt,<br />
könnte die Geheimnisse in unserem Herzen erraten.“<br />
***<br />
„Die Reichtümer des Geistes verschönern das menschliche Antlitz und<br />
lassen Mitgefühl und Achtung entstehen. In jedem Wesen äussert sich der Geist<br />
in den Augen, im Ausdruck und in allen Gebärden und Bewegungen des Körpers.<br />
Unsere Erscheinung, unsere Worte, unsere Taten sind niemals grösser als wir selbst. Denn<br />
die Seele ist unsere Wohnung, unsere Augen ihre Fenster<br />
und unsere Worte ihre Sendboten.“<br />
***<br />
„Zwischen eines Menschen Entwurf und eines Menschen Vollendung<br />
klafft ein Abstand, den nur seine Sehnsucht zu durchmessen vermag.“<br />
Einsamkeit<br />
„Dein Leben, mein Freund, ist ein Eiland, das von allen anderen Inseln und Erdteilen<br />
abgesondert ist. Wie viele Boote Du auch zu anderen Küsten entsenden magst oder wie viele<br />
Schiffe Deine Küsten auch anlaufen – Du bist und bleibst ein Eiland,<br />
abgesondert durch seine eigenen Schmerzen, abgeschieden in seinem Glück,<br />
abgelegen in seinem Mitgefühl und versteckt in seinen Rätseln und Geheimnissen.“<br />
Einsamkeit<br />
„Dein Leben, mein Freund, ist ein Eiland, das von allen anderen Inseln und Erdteilen<br />
abgesondert ist. Wie viele Boote Du auch zu anderen Küsten entsenden magst oder wie viele<br />
Schiffe Deine Küsten auch anlaufen – Du bist und bleibst ein Eiland,<br />
abgesondert durch seine eigenen Schmerzen, abgeschieden in seinem Glück,<br />
abgelegen in seinem Mitgefühl und versteckt in seinen Rätseln und Geheimnissen.“<br />
Gut und Böse<br />
„In Eurer Sehnsucht nach Eurem übermenschlichen <strong>Selbst</strong> liegt Euer Gutsein –<br />
und diese Sehnsucht lebt in jedem von Euch.<br />
Aber in manchen von Euch ist diese Sehnsucht ein Wildwasser,<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
das mit Ungestüm auf den Ozean zueilt und die Geheimnisse der Berghänge<br />
und die Lieder des Waldes mit sich führt.<br />
Und in anderen ist sie ein seichter Bach, der sich in Schleifen und Windungen verliert und<br />
immer wieder innehält, ehe er die Küste erreicht.<br />
Aber wessen Sehnsucht stark ist, der sage nicht zu dem, dessen Sehnsucht schwach ist: ‚Was<br />
gehst Du so langsam und zögernd?’<br />
Denn der wahrhaft Gute fragt nicht den Nackten: ‚Wo ist Dein Mantel?’<br />
noch den Obdachlosen: ‚Was ist mit Deinem Haus geschehen?’“<br />
Schönheit<br />
„Eines Tages trafen sich die Schönheit und die Hässlichkeit am Ufer eines Meeres.<br />
Und sie sagten zueinander: ‚Lass uns im Meer baden!’.<br />
Dann entkleideten sie sich und tauchten in die Fluten. Und nach einer Weile kam die<br />
Hässlichkeit wieder ans Ufer, legte die Kleider der Schönheit an und ging ihres Weges. Und<br />
auch die Schönheit stieg aus dem Wasser, doch sie fand ihr Gewand nicht,<br />
und da sie sich scheute, nackt zu gehen, legte sie die Kleider der Hässlichkeit an.<br />
Und die Schönheit ging ihres Weges.<br />
Und bis zum heutigen Tag verwechseln die Menschen die eine mit der anderen.<br />
Doch manche gibt’s, die das Angesicht der Schönheit geschaut haben,<br />
und die erkennen sie ungeachtet ihres Gewandes.<br />
Und manche gibt’s, die das Antlitz der Hässlichkeit kennen,<br />
und das Tuch verbirgt sie nicht vor deren Augen.“<br />
Weisheit<br />
„In der Stille der Nacht kam die Weisheit in meine Kammer und trat an mein Bett. Sie<br />
blickte mich an wie eine liebende Mutter, trocknete meine Tränen und sagte: (...)<br />
‚Die Welt, die sich mit Dir bewegt, ist Dein Herz, das ja die ganze Welt ist.<br />
Und der Mensch, der Dir so klein und ahnungslos erscheint, ist Gottes Bote,<br />
hierher gekommen, um durch das Leid des Lebens Freude zu erfahren<br />
und durch Unwissenheit zum Wissen zu gelangen.’<br />
So sprach die Weisheit und legt eine Hand auf meine glühende Stirn und sagte:<br />
‚Geh weiter. Säume nicht. Voranzugehen heisst, sich der Vollkommenheit<br />
entgegenzubewegen. Geh weiter und fürchte nicht die Dornen oder<br />
die scharfen Steine auf des Lebens Pfad.’“<br />
Geheimnisse der Ewigkeit<br />
„Das Leben ist nicht nur Frohsinn;<br />
das Leben ist Begehren und Entschlossenheit.<br />
Weisheit liegt nicht in Worten;<br />
Weisheit ist Bedeutung in den Worten.<br />
Grösse liegt nicht in erhabener Stellung;<br />
Grösse besitzt, wer jegliche Stellung zurückweist.<br />
Ein Mensch ist nicht edel durch Abstammung;<br />
wie viele Edelleute stammen von Mördern ab?<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Nicht jeder Mensch in Ketten ist geknechtet;<br />
zuweilen adeln Ketten mehr als ein Geschmeide.<br />
Das Paradies liegt nicht in der Reue;<br />
das Paradies liegt in der Reinheit des Herzens.<br />
Die Hölle ist keine leibliche Folter;<br />
die Hölle ist ein leeres Herz.<br />
Reichtum schenkt nicht Geld allein;<br />
wie viele Landstreicher waren die reichsten aller Menschen?<br />
Nicht ale Armen sind zu bedauern;<br />
aller Reichtum der Welt liegt in einem Mantel und einem Laib Brot.<br />
Nicht das Gesicht hat Schönheit;<br />
Schönheit ist ein Licht im Herzen.<br />
Vollkommenheit ist nicht für die reine Seele;<br />
auch in der Sünde kann sich Tugend verbergen.“<br />
***<br />
„Jeder kann hören, doch nur wer empfindet, vermag zu verstehen.“<br />
***<br />
„Des Menschen Gemüt lebt, wenn er handelt und stirbt, wenn er untätig ist.“<br />
Vergänglichkeit<br />
„Sprach ein Mann zu einem andern:<br />
‚Zur Flutzeit schrieb ich vor langer Zeit mit der Spitze meines Stocks<br />
eine Zeile in den Sand; und die Menschen bleiben noch heute stehen,<br />
um sie zu lesen und achten darauf, dass <strong>nichts</strong> sie austilgt.’<br />
Und der andere sagte: ‚Auch ich schrieb eine Zeile in den Sand, doch es war bei Ebbe, und<br />
die Wellen der See spülten sie hinweg. Aber sag mir, was schriebst Du?’<br />
Und der erste Mann antwortete und sagte:<br />
‚Ich schrieb: Ich bin der, der ist. Und was schriebst Du?’<br />
Und der andere Mann sagte:<br />
‚Ich schrieb: Ich bin bloss ein Tropfen dieses grossen Ozeans.’“<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Wachstum und <strong>Selbst</strong>erkenntnis:<br />
Die sieben <strong>Selbst</strong>e<br />
„In der stillen Stunde der Nacht, da ich halb schlafend da lag,<br />
setzten sich meine sieben <strong>Selbst</strong>e zusammen und flüsterten miteinander.<br />
Erstes <strong>Selbst</strong>:<br />
All die Jahre habe ich hier, im Leib dieses Irren, gewohnt und <strong>nichts</strong> anderes zu tun gehabt,<br />
als bei Tag seinen Schmerz zu erneuern und bei Nacht seine Sorge wiederherzuschaffen. Ich<br />
ertrage mein Schicksal nicht länger, und jetzt lehne ich mich auf!<br />
Zweites <strong>Selbst</strong>:<br />
Dein Los ist besser als meines, Bruder, denn mir ist es bestimmt, dieses Irren freudiges<br />
<strong>Selbst</strong> zu sein. Ich lache sein Lachen und singe seine glücklichen Stunden, und mit dreimal<br />
geflügelten Füssen tanze ich seine heiteren Gedanken. Ich bin derjenige, der gegen sein<br />
erschöpfendes Dasein aufbegehren sollte!<br />
Drittes <strong>Selbst</strong>:<br />
Und was ist mit mir, dem von Liebe getriebenen <strong>Selbst</strong>, der lodernden Feuersbrunst wilder<br />
Leidenschaft und aberwitziger Sehnsüchte? Ich, das liebeskranke <strong>Selbst</strong>, sollte doch wohl<br />
gegen diesen Irren aufbegehren!<br />
Viertes <strong>Selbst</strong>:<br />
Ich bin der Elendste unter uns allen, denn mir ist <strong>nichts</strong> anderes gegeben als der<br />
widerwärtige Hass und die tödliche Abscheu. Ich bin’s, das rasende <strong>Selbst</strong>, die Ausgeburt der<br />
schwarzen Höhlen der Hölle, das diesem Irren den Dienst aufkündigen sollte!<br />
Fünftes <strong>Selbst</strong>:<br />
Nein, ich bin es, das denkende <strong>Selbst</strong>, das schwärmende <strong>Selbst</strong>, das <strong>Selbst</strong> des Hungers und<br />
des Durstes, dazu verurteilt, ohne Rast und Ruh umherzuschweifen und nach unbekannten<br />
Dingen und noch unerschaffenen Dingen zu suchen – ich bin’s, nicht ihr, das aufbegehren<br />
sollte!<br />
Sechstes <strong>Selbst</strong>:<br />
Und ich, das arbeitende <strong>Selbst</strong>, der Mitleid erregende Fronknecht, der mit geduldigen<br />
Händen und sehnsuchtsvollen Augen die Tage zu Bildern gestaltet und den formlosen<br />
Elementen neue, ewige Formen verleiht – ich bin’s, der Einsame, der gegen diesen rastlosen<br />
Irren aufbegehren sollte!<br />
Siebentes <strong>Selbst</strong>:<br />
Wie seltsam, dass ihr alle gegen diesen Mann aus keinem anderen Grunde aufbegehren<br />
wollt, als weil jedes von Euch ein vorbestimmtes Schicksal zu erfüllen hat! Ach, könnte ich<br />
nur wie ihr sein; ein <strong>Selbst</strong> mit einem klaren Los! Doch ich habe keines, ich bin das untätige<br />
<strong>Selbst</strong>, das im stummen, leeren Nirgendwo und Niemals sitzt, während ihr eifrig damit<br />
beschäftigt seid, das Leben neu zu erschaffen. Wer sollte also aufbegehren, Nachbarn, ihr<br />
oder ich?<br />
Als das siebente <strong>Selbst</strong> gesprochen hatte, blickten es die anderen sechs voll Mitgefühl an,<br />
sagten aber <strong>nichts</strong> mehr; und während die Nacht sich vertiefte, schliefen sie eins nach dem<br />
anderen ein, umfangen von einer neuen, glücklichen Ergebung.<br />
Das Siebente aber blieb wachsam und starrte in das Nichts, das hinter allen Dingen ist.“<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Vernunft und Leidenschaft<br />
„Eure Seele ist häufig ein Schlachtfeld, auf dem Eure Vernunft und Eure Urteilskraft Eure<br />
Leidenschaft und Euer Verlangen bekämpfen. Könnte ich doch nur der Friedensstifter in<br />
Eurer Seele sein, der den Missklang und den Widerspruch Eurer Elemente in Einheit und<br />
Harmonie überführte! Doch wie sollte es mir gelingen, ehe ihr nicht selbst die Schlichter<br />
seid, ja, die Freunde all eurer Elemente? Eure Vernunft und Eure Leidenschaft sind das<br />
Ruder und die Segel Eures Seelen-Schiffes. Büsst ihr Segel oder Ruder ein, werdet ihr zu<br />
einem Spielball des Windes, oder aber ihr schaukelt antriebslos auf den Wellen. Denn die<br />
Vernunft ist, herrscht sie allein, eine hemmende Kraft; und die Leidenschaft ist,<br />
unbeaufsichtigt, eine Flamme, die an sich selbst verbrennt.<br />
Lasst deshalb Eure Seele Eure Vernunft zu den Gipfeln der Leidenschaft steigern, dass sie zu<br />
Begeisterung werde; und lasst sie Eure Leidenschaft durch die Vernunft lenken, dass Eure<br />
Leidenschaft ihre tägliche Auferstehung erlebe und wie der Phönix aus der eigenen Asche<br />
entsteige. Ich wollte, ihr würdet Eure Urteilskraft und Euer Verlangen gerade so wie zwei<br />
geliebte Gäste betrachten. Ihr würdet doch gewiss nicht den einen Gast über den anderen<br />
stellen; denn wer den einen bevorzugt, büsst die Liebe und das Vertrauen beider ein.<br />
Sitzt ihr im Hügelland, im kühlen Schatten der Silberpappeln, und geniesst den Frieden und<br />
die Heiterkeit ferner Felder und Wiesen – dann lasst Euer Herz lautlos sagen:<br />
‚Gott ruht in der Vernunft.’<br />
Und wenn der Sturm kommt, und der gewaltige Wind erschüttert den Wald, und Donner<br />
und Blitz verkünden die Allmacht des Himmels – dann lasst Euer Herz ehrfürchtig sagen:<br />
‚Gott regt sich in der Leidenschaft.’<br />
Und da ihr ein Hauch in Gottes Allheit seid und ein Blatt von Gottes Wald, solltet auch ihr in<br />
der Vernunft ruhen und Euch in der Leidenschaft regen.“<br />
Als mein Kummer geboren wurde...<br />
Als mein Kummer geboren wurde, pflegte ich ihn wohl und hütete ihn mit zärtlicher Liebe.<br />
Und mein Kummer wuchs, wie alles Lebendige, wurde gross und schön und voll<br />
wundersamer Gaben. Und wir liebten einander, mein Kummer und ich, und wir liebten die<br />
Welt um uns beide; denn Kummer hatte ein gütiges Herz, und meines war gütig vor<br />
Kummer. Und wenn wir uns besprachen, mein Kummer und ich, waren unsere Tage<br />
beschwingt und unsere Nächte mit Träumen bekränzt; denn Kummer hatte eine beredte<br />
Zunge, und meine war vor Kummer beredt. Und wenn wir miteinander sangen, mein<br />
Kummer und ich, setzten sich unsere Nachbarn ans Fenster und hörten uns zu; denn unsere<br />
Lieder waren tief wie das Meer, und unsere Weisen voll seltsamer Erinnerungen. Und gingen<br />
wir zusammen aus, mein Kummer und ich, blickten uns die Menschen milde an und<br />
flüsterten Worte unsäglicher Sanftheit. Und manche gab es auch, die uns mit Neid<br />
betrachteten, denn Kummer war ein edel Ding, und ich war stolz vor Kummer. Doch mein<br />
Kummer starb, wie alles Lebendige, und jetzt ist es an mir allein, zu sinnen und zu grübeln.<br />
Und wenn ich jetzt spreche, lasten meine Worte schwer auf meinen Ohren. Und singe ich,<br />
setzt sich kein Nachbar mehr an sein Fenster. Und gehe ich die Strassen entlang, sieht<br />
niemand mich an. Nur im Schlaf hör ich Stimmen mitleidsvoll sagen:<br />
‚Schau, da liegt der Mann, dessen Kummer gestorben ist.’“<br />
123/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Und als meine Freude geboren ward...<br />
„Und als meine Freude geboren ward, nahm ich sie in die Arme und stieg auf die<br />
Dachterrasse und rief: ‚Kommt alle, ihr Nachbarn, kommet und seht, denn heute ward mir<br />
Freude geboren. Kommet und seht dieses Freudvolle, das in der Sonne lacht!’ Doch keiner<br />
meiner Nachbarn kam, sich meine Freude anzusehen, und gross war mein Erstaunen. Und<br />
sieben Monate lang verkündete ich vom Dach aus tagtäglich meine Freude – doch niemand<br />
schenkte mir Gehör. Und allein waren Freude und ich, und niemand besuchte uns. Dann<br />
wurde meine Freude blass und müde, da kein Herz ausser meinem ihre Lieblichkeit erfasste<br />
und keine anderen Lippen ihre Lippen küssten. Dann starb meine Freude an Vereinsamung.<br />
Und nun entsinne ich mich meiner toten Freude nur, indem ich mich meines toten Kummers<br />
entsinne. Doch das Gedächtnis ist ein Herbstblatt, das eine kleine Weile im Wind murmelt<br />
und dann für immer verstummt.“<br />
Die weisse Flamme<br />
„Salma Karama war lieblich an Seele und Leib – wie könnte ich sie also jemandem<br />
beschreiben, der sie nicht kennt? Kann sich jemand, den die Schwingen des Todes<br />
beschatten, das Schluchzen der Nachtigall vorstellen, das Flüstern der Rose oder das Seufzen<br />
des Quellbachs? Kann ein Gefangener, mit quälenden Ketten beladen, den Brisen des<br />
Morgens nachjagen? Und doch, ist es nicht schwieriger zu schweigen als zu sprechen? Soll<br />
Ehrfurcht mich hindern, Euch mit schwachen Worten ein ungefähres Bild von Salma zu<br />
vermitteln, nur weil mir die Kunst fehlt, ihre Wirklichkeit mit grossen goldnen Strichen zu<br />
entwerfen? Wer hungernd durch die Wüste irrt, weist nicht den trocknen Brotkanten von<br />
sich, nur weil der Himmel ihm nicht Manna und Wachteln sendet.<br />
Salma besass einen schlanken Körper, und in ihren weissen seidigen Gewändern glich sie<br />
einem Mondstrahl, der durch ein Fenster scheint. Ihre Bewegungen waren langsam und<br />
gemessen, wie die Musik von Isfahan; ihre Stimme war leise und melodisch, häufig von<br />
Seufzern unterbrochen, und sie floss über ihre Kirschenlippen, so wie Tautröpfchen von<br />
Blütenkelchen fallen, die der Wind bewegt. Ihr Gesicht, wer, frage ich mich, könnte jemals<br />
Salma Karamas Antlitz malen? Mit was für Worten kann ich ein Antlitz zeichnen, das<br />
zugleich hoffnungslos und heiter ist, von einem durchscheinenden gelben Schleier verhüllt<br />
und doch nicht verborgen? In welcher Zunge kann ich von Gesichtszügen sprechen, die in<br />
jedem Augenblick ein Geheimnis der Seele preisgeben und den, der sie beschaut, an ein<br />
Reich des Geistes gemahnen, das dieser Welt entrückt ist?<br />
Die Schönheit in Salmas Angesicht entsprach keinem menschlichen Kanon von Schönheit.<br />
Sie hatte vielmehr etwas Unheimliches, wie ein Traumgebilde, eine Vision oder ein<br />
erhabener Gedanke – unvergleichlich und unerklärlich. Keines Künstlers Pinsel konnte sie<br />
einfangen, keines Bildhauers Marmor ihr Gestalt verleihen. Salmas Schönheit lag nicht in<br />
ihren goldenen Haaren, sondern in dem Nimbus von Reinheit, der sie umhüllte. Sie lag nicht<br />
in ihren grossen Augen, sondern in dem Licht, das von ihnen ausging, nicht in ihren rosigen<br />
Lippen, sondern in den Nektar, der über sie floss, nicht ich ihrem Elfenbeinhals, sondern<br />
darin, wie er sich sanft nach vorne neigte. Salmas Schönheit lag nicht in der Vollkommenheit<br />
ihres Körpers, sondern im Adel ihres Geistes, der einer weiss lodernden Flamme ähnelte, die<br />
zwischen Erde und Unendlichkeit glühte. Salmas Schönheit glich dem poetischen Genius,<br />
den man in vollendeten Oden und Bildwerken gewahrt, und in unsterblicher Musik. Und<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
elend sind die Freunde des Genius, denn so hoch ihr Geist sich auch empor scheinen mag,<br />
bleibt er doch von Tränen befangen.<br />
Salma war gedankenvoll und wortkarg. Doch ihr Schweigen war eine Musik, die jeden, der<br />
bei ihr sass, auf die Bühne ferner Träume entrückte und machte, dass er dem Schlag des<br />
eigenen Herzens lauschte und seine Vorstellungen und Gefühle klar vor Augen sah.<br />
Das eine Merkmal, das Salmas ganzes Wesen bestimmte, war ein tiefer, verzehrender<br />
Kummer. Sie trug ihre Traurigkeit wie ein geistiges Siegel, das ihres Leibes Reize nur umso<br />
quälender und rührender machte. Die Strahlen ihrer Seele leuchteten hinter diesem Gespinst<br />
von Leid hervor wie ein blühender Baum, der sich hinter dem Morgendunst emporreckt. Der<br />
Kummer schuf etwas Verbindendes zwischen Salma und mir, denn wir sahen ein jedes in des<br />
anderen Miene, was unser eigenes Herz empfand, und hörten in des anderen Stimme ein<br />
Echo der Geheimnisse, die unsere Brust jeweils umschlossen hielt. Es war so, als habe eine<br />
Göttin uns je als die Hälfte des anderen erschaffen, so dass erst eine reine Verbindung unser<br />
beider einen vollständigen Menschen ergab, während getrennt zu sein machte, dass jedes<br />
von uns einen schmerzlichen Mangel in seinem Herzen verspürte.<br />
Eine mutlose, gepeinigte Seele findet Frieden im Zusammensein mit einer anderen, die die<br />
gleichen Gefühle empfindet, gleichwie zwei Verbannte in einem fremden Land Freude an des<br />
anderen Gesellschaft haben. Herzen, die der Schmerz der Verzweiflung zusammengeführt<br />
hat, kann das funkelnde Katzengold der Munterkeit niemals einander entfremden, denn die<br />
Bande des Kummer sind stärker als die Fesseln des Glücks und der Freude. Die Liebe, die die<br />
Augen mit ihren Tränen reinwäscht, bleibt lauter, schön und unsterblich.“<br />
Johann Gottfried von Herder (1744 – 1803)<br />
„Heimat = Da, wo man sich nicht erklären muss.“<br />
Theodor W. Adorno (1903 – 1969)<br />
„Der nur liebt Dich, bei dem Du schwach Dich zeigen kannst,<br />
ohne Stärke zu provozieren.“<br />
Unbekannter Verfasser<br />
„Wer kämpft, kann verlieren.<br />
Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“<br />
Unbekannter Verfasser<br />
„Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun,<br />
sondern auch für das, was wir widerstandslos hinnehmen.“<br />
Erich Fried (1921 – 1988)<br />
„Zweifle nicht an dem, der Dir sagt, er hat Angst.<br />
Aber hab’ Angst vor dem, der sagt, er kennt keine Zweifel.“<br />
Unbekannter Verfasser<br />
„Macht ist die Chance, das Vertrauen anderer zu missbrauchen.“<br />
125/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Martin Niemöller (1892 – 1984)<br />
„Als die Nazis die Kommunisten geholt haben, habe ich geschwiegen;<br />
ich war ja kein Kommunist.<br />
Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen;<br />
ich war ja kein Sozialdemokrat.<br />
Als sie die Katholiken holten, habe ich nicht protestiert;<br />
ich war ja kein Katholik.<br />
Als die Nazis mich holten, gab es niemanden mehr, der protestieren konnte.“<br />
Kurt Cobain (1967 – 1994)<br />
„Ich will lieber gehasst werden als der, der ich bin,<br />
als geliebt werden als der, der ich nicht bin.“<br />
Isolde Kurz (1853 – 1944)<br />
„Alles Grosse braucht einen Dolmetscher bei der Menge.<br />
Die Mittelmäßigkeit wird gleich verstanden.“<br />
Arthur Rimbaud (1854 - 1891<br />
„Es ist falsch, zu sagen: Ich denke.<br />
Es müsste heißen: Man denkt mich.“<br />
Cornelius Gurlitt (1820 – 1901)<br />
„Man soll Denken lehren, nicht Gedachtes.“<br />
Hans Habe (1911 – 1977)<br />
„Ich glaube an gleiche Wiegen, nicht aber an gleiche Särge.<br />
Zwischen Geburt und Tod ist die Leistung gesetzt.“<br />
Friedrich Nietzsche (1844 – 1900)<br />
„Die Leute verwechseln leicht den, welcher im Trüben fischt,<br />
mit dem, welcher aus der Tiefe schöpft.“<br />
***<br />
„Wer von Euch Schleier und Überwürfe und Farben und Gebärden abzöge,<br />
gerade genug würde er übrig behalten, um die Vögel damit zu erschrecken.“<br />
„Alles, was Du hast, hat irgendwann Dich.“<br />
(aus David Fincher’s „Fight Club“)<br />
Leonardo da Vinci (1452 – 1519)<br />
„Wo viel Gefühl ist, da ist auch viel Leid.“<br />
Bertolt Brecht (1898 – 1956)<br />
„Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht.“<br />
126/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Marlene Dietrich (1901 – 1992)<br />
„Die Freunde, die man um vier Uhr morgens anrufen kann, die zählen.“<br />
Voltaire (1694 – 1778)<br />
„Wenn es keinen Gott gäbe, müsste man ihn erfinden.“<br />
Martin Luther (1483 – 1546)<br />
„Woran Du Dein Herz hängst, das ist Dein Gott.“<br />
Albert Schweitzer (1875 – 1965)<br />
„Wo Licht im Menschen ist, scheint es aus ihm heraus.“<br />
Stendhal (1783 – 1842)<br />
„Der Schmerz der Eifersucht ist darum so bitter,<br />
weil die Eitelkeit sich gegen ihn sträubt.“<br />
Friedrich Schiller (1759 – 1805)<br />
„Ich fürchte <strong>nichts</strong> – <strong>nichts</strong> – als die Grenzen Deiner Liebe.“<br />
Christian Morgenstern (1871 – 1914)<br />
„Es gibt Menschen, deren einmalige Berührung mit uns<br />
für immer den Stachel in uns zurücklässt,<br />
ihrer Achtung und Freundschaft wert zu bleiben.“<br />
Friedrich von Bodenstedt (1819 – 1892)<br />
„Am tiefsten schmerzen Wunden, uns geschlagen,<br />
von Menschen, die der Freundschaft Maske tragen.“<br />
Henrik Ibsen (1828 – 1906)<br />
„Das hat man doch nicht in seiner Macht – in wen man sich verliebt!“<br />
Friedrich Dürrenmatt (1921 – 1990)<br />
„Vaterland nennt sich der Staat immer dann, wenn er sich anschickt,<br />
auf Menschenmord auszugehen.“<br />
Friedrich Gottlieb Klopstock (1724 – 1803)<br />
„Mit wem soll ich reden? Mit Freunden?<br />
Mit diesen redete ich freilich am liebsten.<br />
Ich konnte ihnen nur ein halbes Wort sagen,<br />
schon verstanden sie mich.“<br />
Curt Goetz (1888 – 1960)<br />
„Wer seine Talente als Gaben betrachtet und nicht als Aufgaben, ist ihrer nicht wert.“<br />
Daphne du Maurier (1907 – 1989)<br />
„Ein freundliches Wort kostet <strong>nichts</strong> und dennoch ist es eines der schönsten Geschenke.“<br />
127/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
François de La Rochefoucauld (1613 – 1680)<br />
„Trennung lässt matte Leidenschaften verkümmern und starke wachsen.<br />
So wie der Wind die Kerze erlöscht und das Feuer entzündet.“<br />
Johann Gottfried Seume (1763 – 1810)<br />
„Ein Glück für die Despoten, dass die eine Hälfte der Menschen nicht denkt<br />
und die andere nicht fühlt.“<br />
Heraklit (550 – 480 v.Chr.)<br />
„Wissen bedeutet noch nicht Verstand.“<br />
John Irving (geb. 1942)<br />
„Wer weiß, wie er sein Leben gestalten muss, um glücklich zu sein,<br />
muss nur noch den Mut finden, es auch zu leben.“<br />
Luc de Vauvenargues (1715 – 1747)<br />
„Höchstes Glück und tiefstes Unglück vermag die Mittelmäßigkeit nicht zu fühlen.“<br />
Alphonse de Lamartine (1790 – 1869)<br />
„Begrenzt in seinem Wesen, unbegrenzt in seinen Wünschen,<br />
ist der Mensch ein gefallener Gott, der sich an den Himmel erinnert.“<br />
Rainer Werner Fassbinder (1945 – 1982)<br />
„Man muss zumindest versuchen zu beschreiben, was man nicht verändern kann.“<br />
Jules Verne (1828 – 1905)<br />
„Alles, was ein Mensch sich heute vorstellen kann,<br />
werden andere Menschen einst verwirklichen.“<br />
Oliver Hassencamp (1921 – 1988)<br />
„Wer lügt, hat die Wahrheit immerhin gedacht.“<br />
Aldous Huxley (1894 – 1963)<br />
„Den Fortschritt verdanken wir den Unzufriedenen.“<br />
Marie von Ebner-Eschenbach (1830 – 1916)<br />
„Wenn man das Dasein als eine Aufgabe betrachtet,<br />
dann vermag man es immer zu ertragen.<br />
Man muss das Gute tun, damit es in der Welt sei.<br />
Demut ist Unverwundbarkeit.“<br />
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)<br />
„Alles geben die Götter, die unendlichen,<br />
ihren Lieblingen ganz:<br />
alle Freuden, die unendlichen,<br />
alle Schmerzen, die unendlichen, ganz.“<br />
128/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Hans Scholl (1918 – 1943)<br />
„Ich bin noch jung. Ich will nicht alt und erfahren sein,<br />
aber über dem flackernden Auflohen einer jungen Seele spüre ich manchmal<br />
den ewigen Hauch eines unendlich großen und stillen Etwas.<br />
Gott. Schicksal.“<br />
***<br />
„Die Natur kennt keine Eitelkeit. Nur die Menschen sprechen ihr diese zu.<br />
Die Menschen, die von ihrem Standpunkt aus die Welt betrachten und Schlüsse ziehen.“<br />
***<br />
„Aus den Trümmern steigt der junge Geist empor zum Licht.“<br />
***<br />
„Es gibt Dinge, die weit über die Geschlechter hinausgehen,<br />
wenn sich in klarem Geiste zwei Menschen, nicht Mann und Frau, gegenüberstehen,<br />
um ‚Ja’ zu sagen.“<br />
***<br />
„Ja, es gibt eine Liebe um ihrer selbst willen;<br />
diese ist ungebunden und entzieht sich jedem menschlichen Richterspruch.“<br />
***<br />
„Liebe, wir wissen zu wenig der Eine vom Andern.<br />
Das genügt allein nicht, dass man sich liebt wie zwei Blumen, die sich zueinander neigen.<br />
Es gehört viel Erfahrung und Wissen um den Andern dazu.“<br />
***<br />
„Wir sind früh vor die Wahl gestellt worden zwischen Echt und Unecht,<br />
und der bessere Teil in uns hat sich für das Echte, für das Wahre entschlossen.<br />
Vielleicht sind wir auch für das Wahre aufgeschlossener,<br />
oder besser für das Falsche zugeschlossener,<br />
als frühere Generationen und solche, die nach uns kommen werden.“<br />
***<br />
„Ich kann nicht abseits stehen, weil es für mich abseits kein Glück gibt,<br />
weil es ohne Wahrheit kein Glück gibt.“<br />
***<br />
„Ich glaube an die unermessliche Kraft des Leides.<br />
Das echte Leid ist wie ein Bad, aus dem der Mensch neu geboren hervorgeht.<br />
Alles Grosse muss erst geläutert werden, ehe es die enge Brust eines Menschen verlassen<br />
und in die grössere Welt hinaustreten darf. (…)<br />
Und werden die Bettler und Kranken nicht heute wie immer von allen Schwellen verstossen?<br />
Dass die Menschen gerade das nicht sehen, was sie zu Menschen macht:<br />
die Hilflosigkeit, das Elend, die Armut.“<br />
129/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„Wer ist wehrloser als der Mensch, welches Geschöpf ist dazu geboren,<br />
erbarmungslos durch die Welt zu irren und überall und von allen Starken<br />
stets verstossen zu werden als der in der Sünde geborene?“<br />
***<br />
„Wenn ich einen Satz schreibe, befreie ich mich von diesem Satz.“<br />
***<br />
„Ich liebe das Spezialistentum nicht.<br />
Ein grosser Dilettant weiss mehr um den eigentlichen Sinn der Dinge<br />
als ein grosser Spezialist.“<br />
***<br />
„Wir müssen das [Leid] anders tragen als andere. Das ist eine Auszeichnung.“<br />
Sophie Scholl (1921 – 1943)<br />
„Wie könnte man da von einem Schicksal erwarten,<br />
dass es einer gerechten Sache den Sieg gebe,<br />
da sich kaum einer findet,<br />
der sich ungeteilt einer gerechten Sache opfert.“<br />
***<br />
„Wir haben alle Maßstäbe in uns selbst,<br />
nur werden sie zu wenig gesucht.<br />
Vielleicht auch,<br />
weil es die härtesten Maßstäbe sind.“<br />
***<br />
„Ich merke, dass man mit dem Geiste (oder dem Verstand) wuchern kann,<br />
und dass die Seele dabei verhungern kann.“<br />
***<br />
„Ich finde das Leben trotz allem noch so reich und gut,<br />
nur mögen es die Menschen nicht im Guten gebrauchen.<br />
Vielleicht ist es gut, wenn wir ganz arm werden,<br />
um für einen weniger vergänglichen Reichtum bereiter zu werden.<br />
Denn sucht man nicht, da einem soviel genommen wird, noch Ersatz?<br />
Und merkt dann, dass man sich durch zuviel zerstreuen liess<br />
und sein Herz an unwürdige Dinge hängte.<br />
Vielleicht muss man erst entdecken, dass man ein Herz hat. Das ist seltsam.<br />
Welch ein Glück, dass es Menschen gibt, die auch im Kommiss,<br />
so viel er sie leiden lässt, unabhängig sind im innersten,<br />
da sie nicht an den Dingen hängen, die Menschen entziehen können,<br />
und dass man solche Menschen zu seinen Freunden zählen darf.“<br />
130/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„Ich habe erfahren, dass ein harter Geist ohne ein weiches Herz<br />
ebenso unfruchtbar sein muss wie ein weiches Herz ohne einen harten Geist.“<br />
***<br />
„In Beziehung zu einem neuen Menschen zu treten,<br />
ist doch ein grosses und wichtiges Ereignis,<br />
eine Kriegserklärung und Liebeserklärung zugleich.“<br />
***<br />
„Du weißt, wie schwer ein Menschenleben wiegt,<br />
und man muss wissen, wofür man es in die Waagschale wirft.“<br />
***<br />
„Was wir sagten und schrieben, denken ja so viele.<br />
Nur wagen sie nicht, es auszusprechen.“<br />
Albert Einstein (1879 – 1955)<br />
„Das Wort ‚Fortschritt’ wird nie einen Sinn haben,<br />
solange es auf der Welt unglückliche Kinder gibt.“<br />
Laotse (600 – 300 v. Chr.)<br />
„Ein Rad?<br />
Dreissig Speichen um eine Nabe!<br />
Und doch macht die leere Nabe es nützlich.<br />
Eine Schüssel?<br />
Ton, der auf einer Töpferscheibe gedreht wurde!<br />
Und doch macht der leere Raum es nützlich.<br />
Ein Haus?<br />
Wände, die durch Türen und Fenster unterbrochen werden!<br />
Und doch macht der leere Raum es nützlich.<br />
Darum bediene Dich dessen, was ist:<br />
Erkenne den Nutzen in dem, was nicht ist.“<br />
***<br />
„Güte in den Worten erzeugt Vertrauen.<br />
Güte beim Denken erzeugt Tiefe.<br />
Güte beim Verschenken erzeugt Liebe.“<br />
131/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Justinus Kerner (1786 – 1862)<br />
Poesie<br />
„Poesie ist tiefes Schmerzen,<br />
und es kommt das echte Lied<br />
einzig aus dem Menschenherzen,<br />
das ein tiefes Leid durchglüht.<br />
Doch die höchsten Poesien<br />
schweigen wie der höchste Schmerz,<br />
nur wie Geisterschatten ziehen<br />
stumm sie durchs gebrochne Herz.“<br />
Karoline von Günderrode (1780 – 1806)<br />
Liebe<br />
„O reiche Armut! Gebend, seliges Empfangen!<br />
In Zagheit Mut! In Freiheit doch gefangen.<br />
In Stummheit Sprache,<br />
schüchtern bei Tage,<br />
siegend mit zaghaftem Bangen!<br />
Lebendiger Tod, im Einen selges Leben<br />
schwelgend in Not, im Widerstand ergeben,<br />
geniessend schmachten,<br />
nie satt betrachten,<br />
Leben im Traum und doppelt Leben.“<br />
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)<br />
„Feiger Gedanken<br />
bängliches Schwanken,<br />
weibisches Zagen,<br />
ängstliches Klagen,<br />
wendet kein Elend,<br />
macht Dich nicht frei.<br />
Allen Gewalten<br />
zum Trotz sich erhalten,<br />
nimmer sich beugen,<br />
kräftig sich zeigen,<br />
rufet die Arme<br />
der Götter herbei.“<br />
132/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Erich Fried (1921 – 1988)<br />
Was es ist<br />
„Es ist Unsinn,<br />
sagt die Vernunft.<br />
Es ist, was es ist,<br />
sagt die Liebe.<br />
Es ist Unglück,<br />
sagt die Berechnung.<br />
Es ist <strong>nichts</strong> als Schmerz,<br />
sagt die Angst.<br />
Es ist aussichtslos,<br />
sagt die Einsicht.<br />
Es ist, was es ist,<br />
sagt die Liebe.<br />
Es ist lächerlich,<br />
sagt der Stolz.<br />
Es ist leichtsinnig,<br />
sagt die Vorsicht.<br />
Es ist unmöglich,<br />
sagt die Erfahrung.<br />
Es ist, was es ist,<br />
sagt die Liebe.“<br />
Novalis (1772 – 1801)<br />
Wenn nicht mehr Zahlen<br />
„Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren<br />
sind Schlüssel aller Kreaturen,<br />
wenn die, so singen oder küssen,<br />
mehr als die Tiefgelehrten wissen,<br />
wenn sich die Welt wird zurückgeben,<br />
wenn dann sich wieder Licht und Schatten<br />
zu echter Klarheit wieder galten<br />
und man in Märchen und Gedichten<br />
erkennt die wahren Weltgeschichten,<br />
dann fliegt vor einem geheimen Wort<br />
das ganze verkehrte Wesen fort.“<br />
133/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Rose Ausländer (1908 – 1988)<br />
Noch bist Du da<br />
„Wirf Deine Angst<br />
in die Luft<br />
Bald ist Deine Zeit um,<br />
bald<br />
wächst der Himmel<br />
unter dem Gras,<br />
fallen die Träume<br />
ins Nirgends.<br />
Noch<br />
duftet die Nelke,<br />
singt die Drossel,<br />
noch darfst Du lieben,<br />
Worte verschenken.<br />
Noch bist Du da.<br />
Sei, was Du bist.<br />
Gib’, was Du hast.“<br />
John Ruskin (1819 – 1900)<br />
„Der höchste Lohn für unsere Bemühungen ist nicht das,<br />
was wir dafür bekommen,<br />
sondern das, was wir dadurch werden.“<br />
Antoine de Saint-Exupéry (1900 – 1944)<br />
„Mein Freund, ich brauche Dich – wie eine Höhe, in der man anders atmet.“<br />
***<br />
„Man kann die Welt nur nach dem verstehen, was man erlebt.“<br />
***<br />
„Wer nur um Gewinn kämpft, erntet <strong>nichts</strong>, wofür es sich lohnt zu leben.“<br />
***<br />
„Wenn es Dir gelingt, über Dich selbst Gericht zu ziehen, dann bist Du ein wirklich Weiser.“<br />
***<br />
134/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Der niedrige Mensch hat die Verachtung erfunden,<br />
da seine Wahrheit die anderen ausschliesst.“<br />
***<br />
„Leben heisst, langsam geboren zu werden.<br />
Es wäre auch zu bequem, wenn man sich fertige Seelen besorgen könnte.“<br />
***<br />
„Erkennen heisst nicht zerlegen, auch nicht erklären.<br />
Es heisst, Zugang zur Schau finden.<br />
Aber um zu schauen, muss man erst teilnehmen.<br />
Das ist eine harte Lehre.“<br />
***<br />
„Das Wesentliche einer Kerze ist nicht das Wachs,<br />
das seine Spuren hinterlässt,<br />
sondern das Licht.“<br />
***<br />
„Wann wird es möglich sein, den Menschen, die man liebt,<br />
zu sagen, dass man sie liebt?“<br />
Mutter Theresa (1910 – 1997)<br />
„Lass’ nicht zu, dass Du jemandem begegnest,<br />
der nicht nach der Begegnung mit Dir glücklicher ist.“<br />
***<br />
„Menschen treten in unser Leben und begleiten uns eine Weile.<br />
Einige aber bleiben für immer, da sie in unserem Herzen ihre Spuren hinterlassen.“<br />
Aus dem Orient<br />
„Was die Augen sehen, ist Wissen.<br />
Was das Herz weiss, ist Gewissheit.“<br />
Ralph Waldo Emerson (1803 – 1882)<br />
„Was hinter uns liegt und was vor uns liegt,<br />
sind kleine Angelegenheiten<br />
verglichen mit dem, was in uns liegt.“<br />
Erich Fromm (1900 – 1980)<br />
„Die Geburt ist nicht ein augenblickliches Ereignis, sondern ein dauernder Vorgang.<br />
Das Ziel des Lebens ist es, ganz geboren zu werden, und seine Tragödie,<br />
dass die meisten von uns sterben, bevor sie ganz geboren sind.“<br />
135/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Aus dem Orient<br />
„Viele Menschen, die in Wirklichkeit tot sind, spazieren auf der Strasse herum,<br />
und viele, die in ihren Gräbern liegen, leben in Wirklichkeit noch.“<br />
Unbekannter Verfasser<br />
„Wissenschaftler haben festgestellt, dass die Hummel zu schwer ist<br />
und zu kurze Flügel hat, um fliegen zu können.<br />
Die Hummel weiss das aber nicht und fliegt.“<br />
Max Slevogt (1868 – 1932)<br />
„Das Auge sieht, was es sucht.“<br />
Alexander Issajewitsch Solschenizyn (geb. 1918)<br />
„Wir wollen uns weigern, das zu sagen, was wir nicht denken.“<br />
Rainer Maria Rilke (1875 – 1926)<br />
Rat an einen angehenden Dichter<br />
„…und ich möchte Sie, so gut ich es kann, bitten Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in<br />
Ihrem Herzen und zu versuchen, die Fragen selbst lieb zu haben wie verschlossene Stuben<br />
und wie Bücher, die in einer fremden Sprache geschrieben sind. Forschen Sie jetzt nicht<br />
nach den Antworten, die Ihnen nicht gegeben werden können, weil sie sie nicht leben<br />
könnten. Und es handelt sich darum, alles zu leben. Leben sie jetzt die Fragen. Vielleicht<br />
leben sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antworten hinein.“<br />
Paul Claudel (1868 – 1955)<br />
„Das Leben ist ein Abenteuer – auf dem Weg zum Licht.“<br />
Manda Brzak (?)<br />
„Wofür der Kluge sich schämt,<br />
darüber erhebt sich stolz der Narr.“<br />
(aus dem Serbokroatischen)<br />
Epharim Kishon (geb. 1924)<br />
„Unsere äusseren Schicksale interessieren die Leute,<br />
die inneren interessieren nur den Freund.“<br />
Laotse (600 - 300 v. Chr.)<br />
„Man ist nicht nur verantwortlich für das, was man tut,<br />
sondern auch für das, was man nicht tut.“<br />
Jürgen Kluge (?)<br />
„Sehr gute Menschen zeichnen sich im Gegensatz zu nur guten dadurch aus,<br />
dass sie sich ihrer nicht sicher sind.“<br />
Pablo Picasso (1881 – 1973)<br />
„Unter den Menschen gibt es viel mehr Kopien als Originale.“<br />
136/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Jean Giraudoux (1882 – 1944)<br />
„Wer seinen Willen durchsetzen will, muss leise sprechen.“<br />
Konrad Adenauer (1876 – 1967)<br />
„Wir leben alle unter dem gleichen Himmel,<br />
aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.“<br />
Werner Heisenberg (1901 – 1976)<br />
„Eine politische Bewegung darf man nie nach seinen Zielen beurteilen,<br />
die sie laut verkündet und vielleicht auch wirklich anstrebt,<br />
sondern nur nach den Mitteln, die sie zu ihrer Verwirklichung einsetzt.“<br />
Marie Curie (1867 – 1934)<br />
„Was man verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht.“<br />
Karl Farkas (1893 – 1971)<br />
„Optimisten leiden, ohne zu klagen.<br />
Pessimisten klagen, ohne zu leiden.“<br />
Plato (427 – 347 v. Chr.)<br />
„Lerne zuhören, und Du wirst auch von denjenigen Nutzen ziehen,<br />
die dummes Zeug reden.“<br />
Alexander Bell (1847 – 1922)<br />
„Geh’ nicht immer auf dem vorgezeichneten Weg,<br />
der nur dahin führt, wo andere bereits gegangen sind.“<br />
Seneca (ca. 4 – 65 v. Chr.)<br />
„Der, der Dich verletzt hat, war entweder stärker oder schwächer als Du.<br />
Wenn er schwächer war, schone ihn. War er stärker, schone Dich.“<br />
Erich Kästner (1899 – 1974)<br />
„Wenn einer keine Angst kennt, hat er keine Fantasie.“<br />
***<br />
„Es gibt <strong>nichts</strong> Gutes, ausser man tut es.“<br />
***<br />
„Nur wer erwachsen ist und Kind bleibt, ist ein Mensch.“<br />
***<br />
"Satiriker sind Idealisten. Im verstecktesten Winkel ihres Herzens blüht schüchtern und<br />
trotz allem Unfug der Welt die törichte, unsinnige Hoffnung, dass die Menschen vielleicht<br />
doch ein wenig, ein ganz klein wenig besser werden könnten, wenn man sie oft genug<br />
beschimpft, bittet, beleidigt und auslacht."<br />
***<br />
137/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
"Mut ohne Klugheit ist Unfug; und Klugheit ohne Mut ist Quatsch! Die Weltgeschichte kennt<br />
viele Epochen, in denen dumme Leute mutig oder kluge Leute feige waren. Das war nicht das<br />
Richtige. Erst wenn die Mutigen klug und die Klugen mutig geworden sind,<br />
wird das zu spüren sein, was irrtümlicherweise schon oft festgestellt wurde:<br />
ein Fortschritt der Menschheit."<br />
Albert Einstein (1879 – 1955)<br />
„Wenn die meisten sich schon armseliger Kleider und Möbel schämen,<br />
wie viel mehr sollten wir uns da erst armseliger Ideen und Weltanschauungen schämen.“<br />
***<br />
„Wenn man zwei Stunden lang mit einem netten Mädchen zusammensitzt,<br />
meint man, es wäre eine Minute.<br />
Sitzt man jedoch eine Minute auf einem heissen Ofen,<br />
meint man, es wären zwei Stunden.<br />
Das ist Relativität.“<br />
William Faulkner (1897 – 1962)<br />
„Die Menschen sind heutzutage nicht schlechter, als sie früher waren.<br />
Nur die Berichterstattung über ihre Taten ist gründlicher geworden.“<br />
Rudolf Steiner (1861 – 1925)<br />
„Kann man etwas nicht verstehen, dann urteile man lieber gar nicht,<br />
als dass man verurteile.“<br />
George Bernard Shaw (1856 – 1950)<br />
„Das grösste Übel, das wir unseren Mitmenschen antun können, ist nicht, sie zu hassen,<br />
sondern ihnen gegenüber gleichgültig zu sein. Das ist absolute Unmenschlichkeit.“<br />
Cicero (106 – 43 v. Chr.)<br />
„Mit dem Geist ist es wie mit dem Magen:<br />
Man kann ihm nur Dinge zumuten, die er verdauen kann.“<br />
Werner Finck (1902 – 1978)<br />
„Der Religion ist nur das Heilige wahr,<br />
der Philosophie nur das Wahre heilig.“<br />
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)<br />
„Nur der ist froh, der geben mag.“<br />
Wilhelm Busch (1832 – 1908)<br />
„Wer anderen gar zu wenig traut, hat Angst an allen Ecken.<br />
Und wer zuviel auf andere baut, erwacht zumeist mit Schrecken.“<br />
Pearl S. Buck (1892 – 1973)<br />
„Die gefährlichsten Herzkrankheiten sind immer noch<br />
Hass, Neid und Geiz.“<br />
138/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Hans Krailsheimer (1888 – 1958)<br />
„Das Schlimme ist, dass die Unfähigkeit zu denken<br />
so oft mit der Unfähigkeit zu schweigen Hand in Hand geht.“<br />
***<br />
„Talente finden Lösungen. Genies entdecken Probleme.“<br />
Baron de Montesquieu (1689 – 1755)<br />
„Wo es den Rednern an Tiefe fehlt, da gehen sie in die Breite.“<br />
Jean Giono (1895 – 1979)<br />
„Wir haben verlernt, die Augen auf etwas ruhen zu lassen.<br />
Deshalb erkennen wir so wenig.“<br />
Matthias Deutschmann (geb. 1958)<br />
„Man kann sich nicht aussuchen, woran man sich erinnert.“<br />
Abraham Lincoln (1809 – 1865)<br />
„Ich habe die Erfahrung gemacht,<br />
dass Leute ohne Laster auch sehr wenige Tugenden haben.“<br />
André Gide (1868 – 1951)<br />
„Der so handelt wie alle Welt,<br />
ärgert sich notwendig über den, der nicht so handelt.“<br />
Bertrand Russell (1872 – 1970)<br />
„Gesellschaftlicher Fortschritt ist nur über Minderheiten möglich.<br />
Mehrheiten zementieren das Bestehende.“<br />
Konrad Adenauer (1876 – 1967)<br />
„Wer sich ärgert, büsst die Sünden anderer Menschen.“<br />
Edmund Burke (1729 – 1797)<br />
„Die einzige Voraussetzung für den Triumph des Bösen ist,<br />
dass die guten Menschen <strong>nichts</strong> tun.“<br />
Victor Hugo (1802 – 1885)<br />
„Unglück macht Menschen. Wohlstand macht Ungeheuer.“<br />
Albert Wiesendanger (?)<br />
„Mit vielen kann man sich unterhalten, aber nur mit Wenigen schweigen.“<br />
Albert Steen (1906 – 1976)<br />
„Wer träumt, hat Glauben an ein Werdendes.“<br />
139/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Fernando Pessoa (1888 – 1935)<br />
aus „Das Buch der Unruhe“:<br />
„Das Leben ist ein Zögern zwischen Ausruf und Frage.<br />
Im Zweifel gibt es einen Schlusspunkt.“<br />
***<br />
„Wir alle haben eine verachtenswerte Seite. Jeder von uns trägt ein Verbrechen in sich –<br />
ein schon begangenes oder eines, das seine Seele ihm abverlangt.“<br />
***<br />
„Alles Vergnügen ist Laster, denn Vergnügen suchen alle im Leben,<br />
und das einzig wirklich verwerfliche Laster ist, zu tun, was alle tun.“<br />
***<br />
„Glücklich, wer leidet und eins bleibt mit sich, wen die Angst ändert,<br />
aber nicht uneins werden lässt mit sich, wer glaubt, wenn auch im Unglauben,<br />
und in der Sonne sitzen kann ohne Vorbehalt.“<br />
***<br />
„Es nötig haben, andere zu beherrschen, heisst andere nötig haben.“<br />
***<br />
„Ich weine über meine unvollkommenen Seiten, doch wird die Nachwelt, sofern sie diese<br />
Seiten je liest, stärker berührt sein von meinen Tränen als von meiner Vollkommenheit,<br />
wenn ich sie denn je erreiche. Sie würde mich der Tränen berauben und folglich auch des<br />
Schreibens. Vollkommenheit offenbart sich nicht. Der Heilige weint und ist Mensch.<br />
Gott schweigt. Daher können wir den Heiligen lieben, nicht aber Gott.“<br />
***<br />
„Denn ich bin so gross wie das, was ich sehe, und nicht so gross, wie ich bin.“<br />
***<br />
„Seine Persönlichkeit verlieren, um sie zu finden –<br />
der Glaube selbst bürgt für diesen Sinn des Schicksals.“<br />
***<br />
„Ein Hauch von Musik oder Traum – irgend etwas, das beinahe fühlen lässt,<br />
irgend etwas, das kein Denken erlaubt.“<br />
***<br />
„Jeder Gemütsbewegung eine Persönlichkeit zuordnen,<br />
jedem Seelenzustand eine Seele.“<br />
***<br />
„Wir verwirklichen uns nie.<br />
Wir sind zwei Abgründe – ein Brunnen, der in den Himmel schaut.“<br />
140/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„Dekadenz bedeutet den vollständigen Verlust der Unbewusstheit; denn die Unbewusstheit<br />
ist das Fundament des Lebens. Wenn das Herz denken könnte, stünde es still.“<br />
Mahatma Gandhi (1869 – 1948)<br />
„Der Irrtum wird nicht zur Wahrheit,<br />
wenn er sich ausbreitet und Anklang findet.“<br />
***<br />
„Die Demokratie muss dem Schwächsten<br />
die gleichen Chancen zusichern wie dem Stärksten.“<br />
***<br />
„Ein jeder Kampf dreht sich um unterschiedliche Blickwinkel,<br />
die allesamt dieselbe Wahrheit beleuchten.“<br />
***<br />
„Freiheit war niemals gleichbedeutend mit einem Freibrief für Willkür.“<br />
***<br />
„Fünf Vorsätze für jeden Tag:<br />
Ich will bei der Wahrheit bleiben.<br />
Ich will mich keiner Ungerechtigkeit beugen.<br />
Ich will frei sein von Furcht.<br />
Ich will keine Gewalt anwenden.<br />
Ich will in jedem zuerst das Gute sehen.“<br />
***<br />
„Gewaltlosigkeit wird auf die Probe gestellt, wenn sie der Gewalt gegenübersteht.“<br />
***<br />
„Glaube an die Wahrheit, denke an die Wahrheit und lebe die Wahrheit.<br />
So sehr auch die Unwahrheit zu triumphieren scheint,<br />
sie kann niemals gegen die Wahrheit obsiegen.“<br />
***<br />
„Ich lehne die Gewalt ab, weil das Gute, das sie zu bewirken scheint, nicht lange anhält;<br />
dagegen ist das Schlechte, das sie bewirkt, von Dauer.“<br />
***<br />
„Kraft kommt nicht aus körperlichen Fähigkeiten.<br />
Sie entspringt einem unbeugsamen Willen.“<br />
***<br />
„Man möge mir erlauben zu sagen, dass Jesus keine neue Religion,<br />
sondern ein neues Leben predigte.“<br />
141/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„Wahre Freundschaft setzt eine Seelenverwandtschaft voraus,<br />
die man selten im Leben findet.<br />
Nur zwischen gleichen Naturen kann eine Freundschaft dauerhaft bestehen.“<br />
***<br />
„Wenn wir fortschreiten möchten, dann dürfen wir die Geschichte nicht wiederholen,<br />
sondern wir müssen eine neue Geschichte schaffen.“<br />
***<br />
„Wir haben uns so sehr an wohlschmeckende Nahrung gewöhnt und unsere Liebhabereien<br />
so sehr gehätschelt, dass wir alle Fassung verlieren, wenn wir Nahrung bekommen, an die<br />
wir nicht gewöhnt sind.“<br />
***<br />
„Zuerst ignorieren sie Dich, dann lachen sie über Dich, dann bekämpfen sie Dich<br />
und dann gewinnst Du.“<br />
***<br />
„Kein Liebender hat jemals Schmerz verursacht, ohne selbst noch mehr zu leiden.“<br />
***<br />
„Jeder muss seinen Frieden in sich selber finden, und soll der Friede echt sein,<br />
darf er nicht von äußeren Umständen beeinflusst werden.“<br />
***<br />
„Der einzige Tyrann, den ich in dieser Welt anerkenne, ist die leise innere Stimme –<br />
das Gewissen.“<br />
John Ruskin (1819 – 1900)<br />
„Der höchste Lohn für unsere Bemühungen ist nicht das, was wir dafür bekommen,<br />
sondern das, was wir dadurch werden.“<br />
***<br />
„Die Eisenbahn ist in jeder Hinsicht ein ernstes Geschäft,<br />
das schnellstmöglich beendet werden sollte.<br />
Sie verwandelt einen Menschen vom Reisenden in ein lebendes Paket.“<br />
***<br />
„Hundert Menschen sprechen für einen, der denkt.“<br />
***<br />
„Wirklich grosse Menschen haben ein eigenartiges Gefühl,<br />
dass die Grösse nicht in ihnen ist, sondern durch sie geschieht.“<br />
142/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Henry David Thoreau (1817 – 1862)<br />
„Man sollte nicht den Respekt vor dem Gesetz pflegen,<br />
sondern vor der Gerechtigkeit.“<br />
***<br />
„Könnte es nicht eine Regierung geben, in der nicht die Mehrheit über Falsch und Richtig<br />
befindet, sondern das Gewissen? Muss der Bürger auch nur einen Augenblick, auch nur ein<br />
wenig, sein Gewissen dem Gesetzgeber überlassen? Wozu hat denn jeder Mensch ein<br />
Gewissen? Ich finde, wir sollten erst Menschen sein, und danach Untertanen.“<br />
***<br />
„Wenn ich einem Ertrinkenden das Holzbrett entrissen habe, mit dem er sich über Wasser<br />
gehalten hat, dann muss ich es ihm zurückgeben, und wenn ich dabei selbst ertrinke.“<br />
***<br />
“Das Alter ist kein besserer, ja kaum so ein guter Lehrmeister wie die Jugend,<br />
denn es hat nicht so viel gewonnen, wie es verlor.“<br />
***<br />
„Die Masse der Menschen führt ein Leben in stummer Verzweiflung.“<br />
***<br />
„Nur der Tag bricht an, für den wir wach sind.“<br />
***<br />
„Warum leben wir in solcher Eile, solcher Lebensverschwendung?<br />
Wir sind entschlossen zu verhungern, ehe wir hungrig sind.“<br />
***<br />
„In einem Staat, der seine Bürger willkürlich einsperrt,<br />
ist es eine Ehre für einen Menschen, im Gefängnis zu sitzen.“<br />
***<br />
„Anstatt Liebe, Geld und Berühmtheit, gebe mir die Wahrheit.“<br />
***<br />
„Es genügt nicht, nur fleissig zu sein – das sind die Ameisen.<br />
Die Frage ist vielmehr: Wofür sind wir fleissig?“<br />
***<br />
„Wahrheit und Rosen haben Dornen.“<br />
Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)<br />
„Der Handelnde ist immer gewissenlos.<br />
Es hat niemand mehr Gewissen als der Betrachtende.“<br />
143/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Leo N. Tolstoi (1828 – 1910)<br />
über Reichtum:<br />
„Ein reicher Mann lag einst im Sterben. Sein ganzes Leben hatte sich nur um Geld gedreht,<br />
und als es nun mit ihm zu Ende ging, dachte er, daß es nicht schlecht wäre, auch im Jenseits<br />
immer ein paar Rubel zur Hand zu haben. Darum bat er seine Söhne, ihm einen Beutel voll<br />
Rubel in den Sarg zu legen. Die Kinder erfüllten ihm diesen Wunsch. Im Jenseits<br />
angekommen, entdeckte er eine Anrichte mit Speisen und Getränken, wie im Erster-Klasse-<br />
Wartesaal eines großen Bahnhofes. Vergnügt betrachtete er seinen Beutel und trat an die<br />
Theke. Alles, was dort angeboten war, kostete eine Kopeke: die appetitlichen Pastetchen<br />
ebenso wie die frischen Sardinen und der Rotwein. "Billig", dachte er, "alles sehr billig hier,"<br />
und wollte sich einen guten Teller voll bestellen. Als der Mann an der Theke ihn fragte, ob er<br />
auch Geld habe, hielt er ein Fünf-Rubel-Stück hoch. Doch der Mann sagte trocken:<br />
"Bedaure! Wir nehmen nur Kopeken!" Der Reiche, inzwischen - wie sich leicht<br />
nachvollziehen läßt - furchtbar hungrig und durstig, befahl daraufhin seinen Söhnen im<br />
Traum, den Beutel mit Rubeln im Grabe auszutauschen gegen einen Sach Kopeken. So<br />
geschah es. Und triumphierend trat er wieder an die Theke. Doch als er dem Mann hinter<br />
der Theke eine Handvoll Kopeken übergeben wollte, sagte der lächelnd, aber bestimmt: "Wie<br />
ich sehe, haben Sie dort unten wenig gelernt. Wir nehmen hier nicht Kopeken, die Sie<br />
verdient, nur die Sie verschenkt haben."<br />
Arthur Schopenhauer (1788 – 1860)<br />
„Nichts verrät weniger Menschenkenntnis, als wenn man als Beleg der Verdienste<br />
und des Wertes eines Menschen anführt, daß er sehr viele Freunde hat.<br />
Als ob die Menschen ihre Freundschaft nach dem Wert und Verdienst verschenkten!<br />
Als ob sie nicht vielmehr ganz und gar wie die Hunde wären, die den lieben,<br />
der sie streichelt oder ihnen Brocken gibt!“<br />
Hildegard Knef (1925 – 2002)<br />
„Bei der Freundschaft fängt's erst an, interessant zu werden.<br />
Sich paaren können auch die Tiere.“<br />
Hans Krailsheimer (1888 – 1958)<br />
„Die Fertigkeit zweier Menschen, einander die Stichworte zu liefern,<br />
wird nicht selten mit Freundschaft und sogar mit Liebe verwechselt.“<br />
***<br />
„Auf der Bühne wird die Maske von der Rolle –<br />
im Leben wird die Rolle von der Maske bestimmt.“<br />
***<br />
„Allein sein zu müssen, ist das Schwerste –<br />
allein sein zu können das Schönste.“<br />
Salomon von Golaw (1604 – 1655)<br />
„Ein Plauderer stiftet Haß, pflegt Freundschaft zu zerstören:<br />
Wer <strong>nichts</strong> <strong>verschweigen</strong> kann, soll billig auch <strong>nichts</strong> hören.“<br />
144/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Sprichwort aus Mauretanien<br />
„Mit einem wilden Löwen ist es leichter, dauerhafte Freundschaft zu halten,<br />
als mit einem Menschen, der neugierig ist.“<br />
François de La Rochefoucauld (1613 – 1680)<br />
„Wenn unsere Freunde uns betrogen haben,<br />
sollen wir gegen ihre freundschaftlichen Gesten,<br />
aber nie gegen ihr Unglück gleichgültig sein.“<br />
Sprichwort aus Malaysia<br />
„Besser ein Streit mit dem Klugen<br />
als Freundschaft mit einem Dummkopf.“<br />
Otto von Bismarck (1815 – 1898)<br />
„Wer seine Ansichten mit anderen Waffen als denen des Geistes verteidigt,<br />
von dem muss ich voraussetzen,<br />
dass ihm die Waffen des Geistes ausgegangen sind.“<br />
Sir Peter Ustinov (1921 - 2004)<br />
"Ein Philosoph ist ein Mann, der in Ermangelung einer Frau die ganze Welt umarmt."<br />
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)<br />
"Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten."<br />
Robert Lembke (1913 - 1989)<br />
"Mitleid bekommt man geschenkt, Neid muß man sich verdienen."<br />
Katharina von Siena (1347 - 1380)<br />
"Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten."<br />
Friedrich Hebbel (1813 -1863)<br />
"Über alles hat der Mensch Gewalt, nur nicht über sein Herz."<br />
Marcus Valerius Martialis (ca. 40 - ca. 104 n.Chr.)<br />
"Doppelt lebt, wer auch Vergangenes geniesst."<br />
Carl Sandburg (1878 - 1967)<br />
"Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin."<br />
Charles Dickens (1812 - 1870)<br />
"Niemand ist nutzlos in dieser Welt, der einem anderen die Bürde leichter macht."<br />
Ralph Waldo Emerson (1803 – 1882)<br />
„Nur der ist hoher Freundschaft fähig,<br />
der auch ohne sie fertig zu werden vermag.“<br />
145/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Arthur Schopenhauer (1788 – 1860)<br />
„Nichts verrät weniger Menschenkenntnis, als wenn man als Beleg der Verdienste<br />
und des Wertes eines Menschen anführt, daß er sehr viele Freunde hat.<br />
Als ob die Menschen ihre Freundschaft nach dem Wert und Verdienst verschenkten!<br />
Als ob sie nicht vielmehr ganz und gar wie die Hunde wären, die den lieben,<br />
der sie streichelt oder ihnen Brocken gibt!“<br />
Aus Spanien<br />
"Sagt eines Tages die Liebe zur Freundschaft:<br />
'Warum gibt es dich eigentlich, wenn es doch mich gibt?!'<br />
Daraufhin sagt die Freundschaft:<br />
'Ich kann überall dahin ein Lächeln zaubern, wo du Tränen bringst!'"<br />
Rose von der Au (geb.1953)<br />
"Ich kenne Menschen, die erzählen Dir mit vielen schönen Worten was Freundschaft,<br />
Vertrauen und Liebe für sie bedeuten und streuen so anderen Sand in die Augen. Da die<br />
Worte glaubhaft klingen, fassen andere Vertrauen in die vorgespiegelte Freundschaft<br />
und lassen den anderen an ihrem Leben teilhaben. So leben die Menschen, die gar nicht<br />
wissen, was Freundschaft und Liebe wirklich bedeuten, ihr Leben durch das Leben anderer<br />
und vergessen dabei ihr eigenes Leben zu leben, denn da ihr Leben hohl und leer ist, füllen<br />
sie es mit dem Leben anderer. Sie bedenken dabei jedoch nicht, daß andere auch einmal<br />
aufwachen und begreifen, wie wenig die schönen Worte der Wahrheit entsprechen<br />
und werden sich zurückziehen. So wird das Leben dessen, der sich und andere belügt, was<br />
Freundschaft anbelangt eines Tages verwundert feststellen, daß er ganz allein ist."<br />
Malvida von Meysenburg (1816 - 1903)<br />
"Freundschaft kritisiert nicht in der Stunde des Leidens, sagt nicht nüchtern verständig,<br />
'wenn Du es so und so gemacht hättest…', sondern öffnet einfach die Arme und spricht: 'Ich<br />
frage nicht, ich urteile nicht, hier ist mein Herz, daran ruh aus.' Wenn man immer im voraus<br />
wüßte, wie man handeln müßte, dann gäbe es ja keinen Irrtum. Die Freundschaft rät und<br />
warnt vorher, nachher liebt sie. Das nur ist die Echte, die Falsche macht es umgekehrt."<br />
Johann Georg Hamann (1730 - 1788)<br />
"Die Wahrheit ist die Waagschale der Freundschaft."<br />
Johannes von Müller (1752 - 1809)<br />
"Friede, wie Freundschaft, setzt Achtung voraus."<br />
Stephan Sarek (geb. 1957)<br />
"Wenn bei Geld die Freundschaft aufhört, ist es keine."<br />
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)<br />
"Ohne Aufopferung läßt sich keine Freundschaft denken."<br />
Hebräisches Sprichwort<br />
"Freundschaft zieht die Menschen zueinander, das Eigeninteresse trennt sie."<br />
146/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Aus Nigeria<br />
"Halte eine treue Freundschaft mit beiden Händen fest."<br />
Unbekannt<br />
"Freundschaft heißt, dem anderen so aufmerksam zuhören, wie man es sich selbst wünscht."<br />
Henry Brooks Adams (1838 - 1918)<br />
"Freundschaft braucht gewisse Lebensparallelen und eine Gemeinsamkeit der Gedanken."<br />
Adalbert Stifter (1805 - 1868)<br />
"Wenn die Jahre wachsen, erkennt man den Wert der Freundschaft immer tiefer."<br />
Demokrit (460 - 370 v. Chr.)<br />
"Die Freundschaft eines einzigen gescheiten Menschen ist besser als die aller Dummköpfe<br />
zusammen."<br />
Ralph Waldo Emerson (1803 - 1882)<br />
"Freundschaft währt am längsten, wenn sie mit dem gegenseitigen Versprechen,<br />
sich immer die Wahrheit zu sagen, besiegelt wird."<br />
Aus China<br />
"Wenn edle Menschen ihre Freundschaft lösen, entschlüpft kein böses Wort dem Mund."<br />
Theodor Fontane (1819 - 1898)<br />
"Uns gehört nur die Stunde. Und eine Stunde, wenn sie glücklich ist, ist viel."<br />
Friedrich Schiller (1759 - 1805)<br />
"Die goldene Zeit der Geistlichkeit fiel immer in die Gefangenschaft<br />
des menschlichen Geistes."<br />
Gabriele D’Annunzio (1863 – 1938)<br />
„O beloved green solitude,<br />
far away<br />
from the sounds of man.<br />
Maybe it will happen<br />
one day<br />
that my soul<br />
out of the storm<br />
will come here<br />
to restore its wings.”<br />
147/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Heimito von Doderer (1896 – 1966)<br />
“Ein ordinärer Kerl ist immer ein vortrefflicher Menschenkenner.”<br />
***<br />
„Für ein gutes Gespräch sind die Pausen genauso wichtig wie die Worte.“<br />
***<br />
„Jeder bekommt seine Kindheit über den Kopf gestülpt wie einen Eimer, ein ganzes Leben<br />
lang rinnt das an uns herunter, da mag einer die Kleider und Kostüme wechseln, wie er will.“<br />
Lawrence Durrell (1912 – 1990)<br />
„Die grössten Gedanken sind den wenigsten Menschen zugänglich.<br />
Warum müssen wir uns so quälen? Weil das Verstehen keine Funktion der Ratio,<br />
sondern des psychischen Wachstums ist.“<br />
Anton Pawlowitsch Tschehow (1860 – 1904)<br />
„Willst Du gesund und normal sein, dann geh in die Herde.“<br />
***<br />
„Ehe ich liebte, wusste ich auch sehr gut, was Liebe ist.“<br />
***<br />
„Ein wahrhaft glücklicher Mensch ist derjenige, der nicht nur an das denkt, was ist,<br />
sondern auch an das, was nicht ist.“<br />
***<br />
„Es gibt Menschen, von deren Stimme und Lachen man auf ihren Verstand schliessen kann.“<br />
***<br />
„Über unsere Zeiten kann man ohne weiteres mit den Worten Shakespeares sagen:<br />
In unserer bösen, verderbten Zeit muss sogar die Tugend das Laster um Verzeihung bitten.“<br />
***<br />
„Am liebsten erinnern sich die Frauen an die Männer, mit denen sie lachen konnten.“<br />
Philip Chesterfield (1694 – 1773)<br />
„Ein schwacher Verstand ist wie ein Mikroskop, das Kleinigkeiten vergrössert<br />
und grosse Dinge nicht erfasst.“<br />
Marcus Tullius Cicero (ca. 106 – 43 v. Chr.)<br />
„Solange ich atme, hoffe ich.“<br />
James Freeman Clarke (1810 – 1888)<br />
„Ein Politiker denkt an die nächste Wahl; ein Staatsmann an die nächste Generation.“<br />
148/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Paul Claudel (1868 – 1955)<br />
„Bevor man die Welt verändert, wäre es vielleicht doch wichtiger,<br />
sie nicht zugrunde zu richten.“<br />
Matthias Claudius (1740 – 1815)<br />
„Beurteile einen Menschen lieber nach seinen Handlungen als nach seinen Worten;<br />
denn viele handeln schlecht und sprechen vortrefflich.“<br />
***<br />
„Die Freiheit besteht darin, dass man alles tun kann, was einem anderen nicht schadet.“<br />
Jeanne d’Arc (1412 – 1431)<br />
„Wenn ich es nicht tue, wer dann? Wenn nicht jetzt, wann dann?<br />
René Descartes (1596 – 1650)<br />
„Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand.<br />
Denn jedermann ist überzeugt, dass er genug davon habe.“<br />
Herbert Dobrovolny (?)<br />
„Manche Leute, die Karriere machen wollen, sind wie Efeu –<br />
kriechend wachsen sie über sich selbst hinaus.“<br />
Günter de Bruyn (geb. 1926)<br />
„Mauern schützen zwar, versperren aber auch die Sicht.“<br />
***<br />
„Sterben für eine Idee ist leichter als für eine zu leben.“<br />
***<br />
„Wer will entscheiden, ob wir lieben, was uns ähnlich ist,<br />
oder ob wir dem ähnlich werden, was wir lieben.“<br />
Georg Büchner (1813 – 1837)<br />
„Mein Leben gähnt mich an wie ein grosser weisser Bogen Papier,<br />
den ich voll schreiben soll, aber ich bringe keinen Buchstaben heraus.“<br />
Hermann Burger (1942 – 1989)<br />
„Die unheilbar Gesunden, Robusten, deren kategorischer Imperativ sich im Recht auf<br />
Lebensgenuss erschöpft, empfinden jede Krankheit als Störung, reden gar,<br />
sobald sie nur eine Migräne befällt, tagelang von diesem unerhörten Ereignis.“<br />
Wilhelm Busch (1832 – 1908)<br />
„Der Neid ist die aufrichtigste Form der Anerkennung.“<br />
***<br />
„Die Summe unseres Lebens sind die Stunden, in denen wir liebten.“<br />
149/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„Enthaltsamkeit ist das Vergnügen an Dingen, welche wir nicht kriegen.“<br />
***<br />
„Was ist am schwersten zu erreichen? Dass man sich selbst hinter die Schliche kommt.“<br />
***<br />
„Wer einsam ist, der hat es gut, weil keiner da, der ihm was tut.“<br />
Elias Canetti (1904 – 1994)<br />
„Wie gerne würde ich mir als Fremder einmal zuhören, ohne mich zu erkennen,<br />
und später erst erfahren, dass ich es war.“<br />
Truman Capote (1924 – 1984)<br />
„Der Jammer mit der Menschheit ist, dass die Klugen feige, die Tapferen dumm und<br />
die Fähigen ungeduldig sind. Das Ideal wäre der tapfere Kluge mit der nötigen Geduld.“<br />
***<br />
„Ehe man den Kopf schüttelt, vergewissere man sich, ob man einen hat.“<br />
***<br />
„Slang ist der durchgescheuerte Hosenboden der Sprache.“<br />
Theodor W. Adorno (1903 – 1969)<br />
„Leben, das Sinn hätte, fragte nicht danach.“<br />
Peter Altenberg (1859 – 1919)<br />
„Hüte Dich vor dem Imposanten! Aus der Länge des Stiels,<br />
kann man nicht auf die Schönheit der Blüte schliessen.“<br />
Sherwood Anderson (1876 – 1941)<br />
„Wir leben nur in seltenen Augenblicken.“<br />
Paul Auster (geb. 1947)<br />
„Ich weiss auch, wie schnell es geht, dass eine Generation vergisst,<br />
worunter die vorherige noch zu leiden hatte.“<br />
Francis Bacon (1561 – 1626)<br />
„Der Ruhm ist wie ein Fluss, der leichte und aufgedunsene Dinge hochspült<br />
und schwere und feste Dinge untergehen lässt.“<br />
Honoré de Balzac (1799 – 1850)<br />
„Den Menschen geht es wie den Büchern; sie werden manchmal zu spät geschätzt.“<br />
***<br />
„Der gute Geschmack bekundet sich ebenso sehr im Wissen um die Dinge,<br />
die man <strong>verschweigen</strong> muss, wie im Wissen um die Dinge, die man sagen kann.“<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Es gibt Wesen, denen die Liebe die Macht verleiht,<br />
mit ihrem ganzen Ich in einem anderen zu versinken,<br />
und wenn ihnen das genommen wird, ist ihr Leben ausgelöscht.“<br />
***<br />
„Ich glaube, nur der liebe Gott darf Gutes tun, deshalb werden alle,<br />
die sich in seine Angelegenheiten mischen, so grausam bestraft.“<br />
***<br />
„In grossen Krisen zerbricht das Herz oder wird zu Stahl.“<br />
***<br />
„Katastrophen machen kluge und starke Menschen immer zu Philosophen.“<br />
***<br />
„Liebende zweifeln an <strong>nichts</strong> oder an allem.“<br />
***<br />
„Wir gehen weniger an einem gewissen Kummer,<br />
als an enttäuschten Hoffnungen zugrunde.“<br />
Julian Barnes (geb. 1946)<br />
„Am patriotischsten verhält sich, wer seinem Land Bescheid sagt,<br />
wenn es sich ehrlos, dumm und böse verhält.“<br />
Kazimierz Bartoszewicz (1852 – 1930)<br />
„Dummheit ist ansteckend, Verstand wächst kaum zur Epidemie aus.“<br />
Hermann Baumgarten (1825 – 1893)<br />
„Ein Volk, das täglich reicher wird, macht keine Revolution.“<br />
Samuel Beckett (1906 – 1989)<br />
„Moralisten sind Menschen, die sich dort kratzen, wo es andere juckt.“<br />
***<br />
„Manche Frauen, die nicht mehr wissen, wie sie denken oder handeln sollen,<br />
ziehen sich aus.“<br />
Thomas Bernhard (1931 – 1989)<br />
„Der denkende Mensch ist von Natur aus ein unglücklicher Mensch.“<br />
Wolf Biermann (geb. 1936)<br />
„Die deutliche Sprache der Gewehre verstehen immer nur die Erschossenen.“<br />
William Blake (1757 – 1827)<br />
„In böser Absicht mitgeteilte Wahrheiten sind schlimmer als Lügen.“<br />
151/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Henri-Frederic Blanc (geb. 1954)<br />
„Die Leute, die alles haben, kapieren <strong>nichts</strong>. Aber die, die leiden,<br />
können manchmal ganz nah an ein grosses Geheimnis rankommen.“<br />
***<br />
„Die Leute führen ihr Leben wie eine Firma.<br />
Wenn sie reden, sagen sie nicht, was sie denken. Es ist nur Eigenwerbung.“<br />
***<br />
„Eine Gesellschaft, die den Grossteil der Leute dazu verdammt, bei heulendem Geklingel<br />
aufzustehen, in Windeseile einen Kaffee runterzustürzen und sich dann in einen rollenden<br />
Sarg zu setzen, um Kilometer zu fressen, ist keine Zivilisation mehr,<br />
sondern eine Fleischmühle für Menschen.“<br />
***<br />
„Ein Mensch, der in aller Freiheit einem anderen Menschen gibt,<br />
ohne Belohnung zu erwarten – das ist meine Religion.“<br />
***<br />
„Es gibt Heilige, die noch nie von Gott gehört haben, und Scheisskerle,<br />
die die Bibel auswendig kennen.“<br />
***<br />
„Wenn ein Mensch vor Unglück wahnsinnig ist,<br />
sehen die Menschen nicht das Unglück, sondern den Wahnsinn.“<br />
***<br />
„Wenn man etwas Grosses und Schönes zustande bringt, verschwören sich alle Feiglinge<br />
gegen einen, jeder Kleingeist wird zum Feind, man ist das schwarze Schaf,<br />
das die Schäferhunde beissen dürfen, um sich abzureagieren.“<br />
Giovanni Boccaccio (1313 – 1375)<br />
„Es ist besser, Genossenes zu bereuen, als zu bereuen, dass man <strong>nichts</strong> genossen hat.“<br />
Heinrich Böll (1917 – 1985)<br />
„Schweigen ist ein Argument, das kaum zu widerlegen ist.“<br />
William Bolitho (1862 – 1919)<br />
„Es ist nicht die wichtigste Sache auf der Welt, immer mehr Gewinn zu machen.<br />
Das kann jeder Dummkopf. Wirklich wichtig ist nur, aus seinen Verlusten zu profitieren.<br />
Das erfordert Intelligenz. Und dies ist der Unterschied zwischen einem<br />
vernünftigen Menschen und einem Dummkopf.“<br />
Bertold Brecht (1898 – 1956)<br />
„Wer die Wahrheit nicht weiss, der ist bloss ein Dummkopf.<br />
Aber wer sie weiss und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher.“<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Harold Brodkey (1930 – 1996)<br />
„Es gibt nur drei Dinge, die die Leute fesseln:<br />
Geld, die Frage, wie man Überlegenheit über andere gewinnt oder behält, und Sex.“<br />
***<br />
„Wie wenig man sagen kann, ohne zu lügen.“<br />
Wieslaw Brudzinski (geb. 1920)<br />
„Manche meinen, sie seien liberal geworden,<br />
nur weil sie die Richtung ihrer Intoleranz geändert haben.<br />
***<br />
„Ratten, die das Schiff verlassen haben, nehmen es ihm übel, wenn es nicht versinkt.“<br />
Charles Baudelaire (1821 – 1867)<br />
„In der Literatur jedes Landes gibt es Menschen, in deren Stirnfalten das Wort ‚Pech’<br />
geschrieben steht. Doch wenn man ihr Leben aufmerksam prüft, findet man Talente in<br />
ihnen, Tugenden, Begnadung. Die Gesellschaft bricht über sie den Stab und schliesst auf<br />
charakterliche Laster, die nur aus der Verfolgung durch die Gesellschaft entstanden sind.“<br />
Bohumil Hrabal (1914 – 1997)<br />
„Ich habe immer Wert auf eine allgemeine Ausbildung gelegt.<br />
In meiner Freizeit lese ich Philosophie, Gedichte und Literatur, die mit meiner Arbeit nicht<br />
unmittelbar zusammenhängt. Dabei vergesse ich aber nicht auf die Natur, auf die Tiere und<br />
vor allem auf die so genannten Alltagsmenschen. Diese Leute sind oft in der Lage, eine stille<br />
Revolte gegen Konventionen zu vollbringen, weil es ihnen nicht an Lebensweisheit fehlt.<br />
Meiner Meinung nach haben diese Leute mit der philosophischen Suche nach Wahrheit<br />
mehr zu tun, als gebildete Fachleute, die oberflächlich und eintönig leben.“<br />
Jiri Menzel (geb. 1938)<br />
„Alles hängt davon ab, aus welchem Abstand Sie etwas anschauen. Ein aus weiter Ferne<br />
betrachtetes Drama erscheint vielleicht als unbedeutende Begebenheit. Und umgekehrt:<br />
Was ohne jede Handlung ist, kann aus der Nähe atemberaubend wirken. Das halte ich für<br />
wichtig: Unser Leben bringt meistens nicht so grosse Wenden, wie die antiken Tragödien,<br />
trotzdem ist es dramatisch. Und die Leute finden im Film, im Theater und in der Literatur<br />
gerne ihre alltäglichen Probleme. Das braucht aber Auffassungsvermögen. Die rechte Moral<br />
in sich zu haben und in der Lage zu sein, die Menschen im Alltag zu verstehen, das ist<br />
deutlich wichtiger, als Bildung und Belesenheit. Es gibt viele technisch vollkommene Filme<br />
mit Effekten, aber oft sind sie sinnlos, vergänglich. Nur der Inhalt ist wichtig.“<br />
Gottfried Keller (1819 – 1890)<br />
„Wir bleiben nicht gut, wenn wir nicht immer besser zu werden trachten.“<br />
153/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Antoine de Saint-Exupéry (1900 – 1944)<br />
„Wenn Du für den Menschen schreibst, belädst Du ein Schiff.<br />
Doch nur recht wenige Schiffe erreichen den Hafen. Sie versinken im Meer.<br />
Es gibt nur wenige Worte, die im Lauf der Geschichte nicht ihre Leuchtkraft verlieren.“<br />
***<br />
„Die Zukunft soll man nicht voraussehen wollen, sondern möglich machen.“<br />
***<br />
„Es ist ein Irrtum zu glauben, etwas existiert nicht, weil sich <strong>nichts</strong> darüber aussagen lässt.<br />
Denn Aussagen ist gleichbedeutend mit Wahrnehmen. Und der Teil im Menschen,<br />
der bislang bloss gelernt hat wahrzunehmen, ist nur schwach entwickelt.“<br />
***<br />
„Einzig die Richtung hat einen Sinn.<br />
Es kommt darauf an, dass Du auf etwas zugehst, nicht dass Du ankommst.“<br />
***<br />
„Der Stein hat keine Hoffnung, etwas anderes zu sein als ein Stein.<br />
Aber durch Zusammenwirken fügt sich einer zum anderen und wird zum Tempel.“<br />
***<br />
„Der Mensch allein baut um sich herum eine Einsamkeit,<br />
wo doch sonst in unserer Welt Leben so leicht zu Leben findet.“<br />
***<br />
„Auf welchen Planeten bin ich gefallen?“, fragte der kleine Prinz.<br />
„Auf die Erde, Du bist in Afrika“, antwortete die Schlange.<br />
„Wo sind die Menschen?“, fuhr der kleine Prinz endlich fort.<br />
„Man ist ein bisschen einsam in der Wüste…“ –<br />
„Man ist auch bei den Menschen einsam“, sagte die Schlange.<br />
***<br />
„Denn der Raum des Geistes, dort, wo er seine Flügel öffnen kann, das ist die Stille.“<br />
***<br />
„Wenn durch Mutationen in einem Garten eine neue Rose entsteht,<br />
geraten alle Gärtner in Aufregung. Man sondert die Rose ab, pflegt sie, tut alles für sie.<br />
Aber für die Menschen gibt es keinen Gärtner.“<br />
***<br />
„Man kann nicht mehr leben von Eisschränken, von Politik, von Bilanzen und<br />
Kreuzworträtseln. Man kann es nicht mehr.<br />
Man kann nicht mehr leben ohne Poesie, ohne Farbe, ohne Liebe.“<br />
***<br />
154/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Denn eine Kultur beruht auf dem, was von den Menschen gefordert wird,<br />
und nicht auf dem, was sie geliefert erhalten.“<br />
***<br />
„Ich brauche vor allem einen Menschen, der sich wie ein Fenster aufs Meer hin öffnet,<br />
nicht aber einen Spiegel, vor dem ich mich langweile.“<br />
***<br />
„Ich habe keinen Sinn, wenn ich alleine bin.<br />
Gib, dass einer sich auf mich stützt!<br />
Dass ich mich auf einen anderen stütze.<br />
Ich will unbedingt sein.“<br />
Augustinus (354 – 430 n.Chr.)<br />
„Weg mit dem allen, verwerfen wir es als eitel und nichtig,<br />
wenden wir uns einzig und allein der Erforschung der Wahrheit zu.<br />
Das Leben ist voll Elends, die Stunde des Todes ungewiß.“<br />
***<br />
„Wenn an einer Wahrheit Ärgernis genommen wird, ist es nützlicher,<br />
das Ärgernis entstehen zu lassen, als auf die Wahrheit zu verzichten.“<br />
***<br />
„Der Gütige ist frei, auch wenn er ein Sklave ist.<br />
Der Böse ist ein Sklave, auch wenn er ein König ist.“<br />
***<br />
„Besser ist es, mit Strenge zu lieben, als mit Milde zu hintergehen.“<br />
***<br />
„Wir müssen unseren Nächsten lieben, entweder weil er gut ist oder damit er gut werde!“<br />
***<br />
„Nur wer selbst brennt, kann Feuer in anderen entfachen.<br />
In Dir muss brennen, was Du im anderen entzünden willst.“<br />
***<br />
„Ihr, die ihr mich so geliebt habt, seht nicht auf das Leben, das ich vollendet habe,<br />
sondern auf das, welches ich beginne.<br />
***<br />
„Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon.“<br />
***<br />
„Wer sich von der Wahrheit nicht besiegen läßt, der wird vom Irrtum besiegt.“<br />
***<br />
155/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Besser auf dem rechten Weg hinken, als festen Schrittes abseits wandeln.“<br />
***<br />
„Die Liebe verlieren: das ist Dein Tod.“<br />
***<br />
„Der Verstand schafft die Wahrheit nicht, sondern er findet sie vor.“<br />
***<br />
„Die Seele nährt sich von dem, an dem sie sich erfreut.“<br />
***<br />
„Die Zeit kommt aus der Zukunft, die nicht existiert, in die Gegenwart, die keine Dauer hat,<br />
und geht in die Vergangenheit, die aufgehört hat zu bestehen.<br />
***<br />
„Ihr sagt: wir haben üble und elende Zeiten.<br />
Lebt recht, denn durch ein gutes Leben ändert ihr die Zeiten.“<br />
***<br />
„Nimm den Dünkel weg, und alle Menschen sind <strong>nichts</strong> anderes als Menschen.“<br />
***<br />
„Soviel in Dir Liebe wächst, soviel wächst Schönheit in Dir.<br />
Denn die Liebe ist die Schönheit der Seele.“<br />
***<br />
„Unbewusstes: Du weißt dies, aber Du weißt nicht, dass Du es weißt.“<br />
***<br />
„Wer liebt, lebt da wo er liebt, nicht da wo er lebt.“<br />
Laotse (6. Jh. v. Chr.)<br />
„Die Dinge sind dazu da, dass man sie benutzt, um das Leben zu gewinnen,<br />
und nicht, dass man das Leben benutzt, um die Dinge zu gewinnen.“<br />
***<br />
„Wer viele Schätze anhäuft, hat viel zu verlieren.“<br />
***<br />
„Nur wer selber ruhig bleibt, kann zur Ruhestätte all dessen werden, was Ruhe sucht.“<br />
***<br />
„Reisen ist besonders schön, wenn man nicht weiß, wohin es geht.<br />
Aber am allerschönsten ist es, wenn man nicht mehr weiß, woher man kommt.“<br />
***<br />
156/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Weiser ist die Weisheit, die schwer errungen werden musste.“<br />
***<br />
„Stets sorge, dass das Volk ohne Wissen und Wunsch sei.<br />
Und sorge zugleich, dass die Wissenden nicht zu handeln wagen.“<br />
***<br />
„Was ist ein wahres Geheimnis?<br />
Etwas, das für jeden offen da liegt -<br />
und der eine erkennt es,<br />
der andere jedoch nicht.“<br />
***<br />
„Dinge wahrzunehmen ist der Keim der Intelligenz.“<br />
***<br />
„Wahre Worte sind nicht angenehm,<br />
angenehme Worte sind nicht wahr.“<br />
***<br />
„Der Edle weiß, ohne irgendwo hinzugehen,<br />
sieht, ohne hinzublicken<br />
und hat Erfolg ohne eigenes Zutun.“<br />
***<br />
„Das Böse lebt nicht in der Welt der Menschen.<br />
Es lebt allein im Menschen.“<br />
Rainer Maria Rilke (1875 – 1926)<br />
Gedichte<br />
Die Menschen gehn<br />
Die Menschen gehn. Die Ferne flieht und fließt.<br />
In fremde Hände fällt die schwere Stadt.<br />
Und hinter jeder Türe, die sich schließt,<br />
steht eine Nähe auf, verwirrt und matt.<br />
Jetzt drängen sich die Dinge um den Dichter<br />
als bangten sie ihn wieder zu verlieren.<br />
Sie zeigen ihre leidenden Gesichter<br />
dem Einsamen, dem Sagenden, dem Richter;<br />
denn er ist einer von den Ihren.<br />
157/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Der Einsame<br />
Nein: ein Turm soll sein aus meinem Herzen<br />
und ich selbst an seinen Rand gestellt:<br />
wo sonst <strong>nichts</strong> mehr ist, noch einmal Schmerzen<br />
und Unsäglichkeit, noch einmal Welt.<br />
Noch ein Ding allein im Übergroßen,<br />
welches dunkel wird und wieder licht,<br />
noch ein letztes, sehnendes Gesicht<br />
in das Nie-zu-Stillende verstoßen,<br />
noch ein äußerstes Gesicht aus Stein,<br />
willig seinen inneren Gewichten,<br />
das die Weiten, die es still vernichten,<br />
zwingen, immer seliger zu sein.<br />
Der Leser<br />
Wer kennt ihn, diesen, welcher sein Gesicht<br />
wegsenkte aus dem Sein zu einem zweiten,<br />
das nur das schnelle Wenden voller Seiten<br />
manchmal gewaltsam unterbricht?<br />
<strong>Selbst</strong> seine Mutter wäre nicht gewiss,<br />
ob er es ist, der da mit seinem Schatten<br />
Getränktes liest. Und wir, die Stunden hatten,<br />
was wissen wir, wieviel ihm hinschwand, bis<br />
er mühsam aufsah: alles auf sich hebend,<br />
was unten in dem Buche sich verhielt,<br />
mit Augen, welche, statt zu nehmen, gebend<br />
anstießen an die fertig-volle Welt:<br />
wie stille Kinder, die allein gespielt,<br />
auf einmal das Vorhandene erfahren;<br />
doch seine Züge, die geordnet waren,<br />
blieben für immer umgestellt.<br />
158/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Buddha in der Glorie<br />
Mitte aller Mitten, Kern der Kerne,<br />
Mandel, die sich einschließt und versüßt, -<br />
dieses Alles bis an alle Sterne<br />
ist dein Fruchtfleisch: Sei gegrüßt.<br />
Sieh, du fühlst, wie <strong>nichts</strong> mehr an dir hängt;<br />
im Unendlichen ist deine Schale,<br />
und dort steht der starke Saft und drängt.<br />
Und von außen hilft ihm ein Gestrahle,<br />
denn ganz oben werden deine Sonnen<br />
voll und glühend umgedreht.<br />
Doch in dir ist schon begonnen,<br />
was die Sonnen übersteht.<br />
Der Hund<br />
Da oben wird das Bild von einer Welt<br />
aus Blicken immerfort erneut und gilt.<br />
Nur manchmal, heimlich, kommt ein Ding und stellt<br />
sich neben ihn, wenn er durch dieses Bild<br />
sich drängt, ganz unten, anders, wie er ist;<br />
nicht ausgestoßen und nicht eingereiht,<br />
und wie im Zweifel seine Wirklichkeit<br />
weggebend an das Bild, das er vergisst,<br />
um dennoch immer wieder sein Gesicht<br />
hineinzuhalten, fast mit einem Flehen,<br />
beinah begreifend, nah am Einverstehen<br />
und doch verzichtend: denn er wäre nicht.<br />
159/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Das Kind<br />
Unwillkürlich sehn sie seinem Spiel<br />
lange zu; zuweilen tritt das runde<br />
seiende Gesicht aus dem Profil,<br />
klar und ganz wie eine volle Stunde,<br />
welche anhebt und zu Ende schlägt.<br />
Doch die Andern zahlen nicht die Schläge,<br />
trüb von Mühsal und vom Leben träge;<br />
und sie merken gar nicht, wie es trägt -,<br />
wie es alles trägt, auch dann, noch immer,<br />
wenn es müde in dem kleinen Kleid<br />
neben ihnen wie im Wartezimmer<br />
sitzt und warten will auf seine Zeit.<br />
Der Apfelgarten<br />
Komm gleich nach dem Sonnenuntergange,<br />
sieh das Abendgrün des Rasengrunds;<br />
ist es nicht, als hätten wir es lange<br />
angesammelt und erspart in uns,<br />
um es jetzt aus Fühlen und Erinnern,<br />
neuer Hoffnung, halbvergessnem Freun,<br />
noch vermischt mit Dunkel aus dem Innern,<br />
in Gedanken vor uns hinzustreun<br />
unter Bäume wie von Dürer, die<br />
das Gewicht von hundert Arbeitstagen<br />
in den überfüllten Früchten tragen,<br />
dienend, voll Geduld, versuchend, wie<br />
das, was alle Maße übersteigt,<br />
noch zu heben ist und hinzugeben,<br />
wenn man willig, durch ein langes Leben<br />
nur das Eine will und wächst und schweigt.<br />
160/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Das Lied des <strong>Selbst</strong>mörders<br />
Also noch einen Augenblick.<br />
Dass sie mir immer wieder den Strick<br />
zerschneiden.<br />
Neulich war ich so gut bereit<br />
und es war schon ein wenig Ewigkeit<br />
in meinen Eingeweiden.<br />
Halten sie mir den Löffel her,<br />
diesen Löffel Leben.<br />
Nein ich will und ich will nicht mehr,<br />
lasst mich mich übergeben.<br />
Ich weiß das Leben ist gar und gut<br />
und die Welt ist ein voller Topf,<br />
aber mir geht es nicht ins Blut,<br />
mir steigt es nur zu Kopf.<br />
Andere nährt es, mich macht es krank;<br />
begreift, dass man's verschmäht.<br />
Mindestens ein Jahrtausend lang<br />
brauch ich jetzt Diät.<br />
Träume, die in deinen Tiefen wallen<br />
Träume, die in deinen Tiefen wallen,<br />
aus dem Dunkel lass sie alle los.<br />
Wie Fontänen sind sie, und sie fallen<br />
lichter und in Liederintervallen<br />
ihren Schalen wieder in den Schoß.<br />
Und ich weiß jetzt: wie die Kinder werde.<br />
Alle Angst ist nur ein Anbeginn;<br />
aber ohne Ende ist die Erde,<br />
und das Bangen ist nur die Gebärde,<br />
und die Sehnsucht ist ihr Sinn -<br />
161/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Der Dichter<br />
Du entfernst dich von mir, du Stunde.<br />
Wunden schlägt mir dein Flügelschlag.<br />
Allein: was soll ich mit meinem Munde?<br />
mit meiner Nacht? mit meinem Tag?<br />
Ich habe keine Geliebte, kein Haus,<br />
keine Stelle auf der ich lebe<br />
Alle Dinge, an die ich mich gebe,<br />
werden reich und geben mich aus.<br />
Der Tod des Dichters<br />
Er lag. Sein aufgestelltes Antlitz war<br />
bleich und verweigernd in den steilen Kissen,<br />
seitdem die Welt und dieses von ihr Wissen,<br />
von seinen Sinnen abgerissen,<br />
zurückfiel an das teilnahmslose Jahr.<br />
Die, so ihn leben sahen, wussten nicht,<br />
wie sehr er eines war mit allem diesen,<br />
denn dieses: diese Tiefen, diese Wiesen<br />
und diese Wasser waren sein Gesicht.<br />
O sein Gesicht war diese ganze Weite,<br />
die jetzt noch zu ihm will und um ihn wirbt;<br />
und seine Maske, die nun bang verstirbt,<br />
ist zart und offen wie die Innenseite<br />
von einer Frucht, die an der Luft verdirbt.<br />
162/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Gesang an den Dichter<br />
Sieh, wie sich alles auftut: so sind wir;<br />
denn wir sind <strong>nichts</strong> als solche Seligkeit.<br />
Was Blut und Dunkel war in einem Tier,<br />
das wuchs in uns zur Seele an und schreit<br />
als Seele weiter. Und es schreit nach dir.<br />
Du freilich nimmst es nur in dein Gesicht,<br />
als sei es Landschaft: sanft und ohne Gier.<br />
Und darum meinen wir, du bist es nicht,<br />
nach dem es schreit. Und doch, bist du nicht der,<br />
an den wir uns ganz ohne Rest verlören?<br />
Und werden wir in irgendeinem mehr?<br />
Mit uns geht das Unendliche vorbei.<br />
Du aber sei, du Mund, dass wir es hören,<br />
du aber, du Uns-Sagender: du sei.<br />
Motto<br />
Das ist die Sehnsucht: wohnen im Gewoge<br />
und keine Heimat haben in der Zeit.<br />
Und das sind Wünsche: leise Dialoge<br />
täglicher Stunden mit der Ewigkeit.<br />
Und das ist Leben. Bis aus einem Gestern<br />
die einsamste Stunde steigt,<br />
die, anders lächelnd als die andern Schwestern,<br />
dem Ewigen entgegenschweigt.<br />
Der Panther<br />
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe<br />
so müd geworden, dass er <strong>nichts</strong> mehr hält.<br />
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe<br />
und hinter tausend Stäben keine Welt.<br />
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,<br />
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,<br />
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,<br />
in der betäubt ein großer Wille steht.<br />
163/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille<br />
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,<br />
geht durch der Glieder angespannte Stille -<br />
und hört im Herzen auf zu sein.<br />
Abschied<br />
Wie hab ich das gefühlt was Abschied heißt.<br />
Wie weiß ichs noch: ein dunkles unverwundnes<br />
grausames Etwas, das ein Schönverbundnes<br />
noch einmal zeigt und hinhält und zerreißt.<br />
Wie war ich ohne Wehr, dem zuzuschauen,<br />
das, da es mich, mich rufend, gehen ließ,<br />
zurückblieb, so als wärens alle Frauen<br />
und dennoch klein und weiß und <strong>nichts</strong> als dies:<br />
Ein Winken, schon nicht mehr auf mich bezogen,<br />
ein leise Weiterwinkendes - , schon kaum<br />
erklärbar mehr: vielleicht ein Pflaumenbaum,<br />
von dem ein Kuckuck hastig abgeflogen.<br />
Oscar Wilde (1854 – 1900)<br />
„Soll ich Ihnen die grosse Tragödie meines Lebens verraten?<br />
Ich habe mein Genie in mein Leben gesteckt –<br />
für meine Werke blieb bloss mein Talent übrig.“<br />
***<br />
„Es ist nicht klug, der Welt sein Herz zu zeigen.<br />
In einem so vulgären Zeitalter wie dem unseren braucht jeder seine Maske.“<br />
***<br />
„Gute Menschen reizen die Geduld, böse Menschen die Phantasie.“<br />
***<br />
„Manchmal denke ich, das Leben des Künstlers ist ein langer süsser <strong>Selbst</strong>mord,<br />
und dass es so ist, bedaure ich nicht.“<br />
***<br />
„Mein Leben ist auf dem Sand verschüttet – roter Wein auf Sand,<br />
und der Sand trinkt es, weil er durstig ist.“<br />
Knut Hamsun (1859 – 1952)<br />
„Genie = Ein Blitz, dessen Donner Jahrhunderte währt.“<br />
164/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Joachim Ringelnatz (1883 – 1934)<br />
„Die Stunden, nicht die Tage, sind die Stützpunkte unserer Erinnerung.“<br />
Jostein Gaarder (geb. 1952)<br />
„Ich war schon oft draussen im Weltraum“, protzte der Kosmonaut,<br />
„aber ich habe weder Gott noch Engel gesehen.“ –<br />
„Und ich habe schon viele kluge Gehirne operiert“, antwortete der Gehirnforscher,<br />
„aber ich habe nirgendwo auch nur einen einzigen Gedanken entdeckt.“<br />
Phil Bosmans (geb. 1922)<br />
„Der Mensch braucht Stille,<br />
aber der Fortschritt gab ihm Lärm.<br />
Der Mensch braucht Güte,<br />
aber der Fortschritt brachte Konkurrenz.<br />
Der Mensch braucht Gott,<br />
aber der Fortschritt gab ihm Geld.“<br />
Christian Friedrich Hebbel (1813 - 1869)<br />
„Das Leben der meisten<br />
ist ein Fliehen aus sich selbst heraus.“<br />
Gerd de Ley (geb. 1944)<br />
„Die meisten tauben Menschen sind die,<br />
die nur sich selbst hören.“<br />
Jonathan Swift (1667 – 1745 )<br />
„Die meisten Menschen sind wie Stecknadeln:<br />
Der Kopf ist nicht das wichtigste an ihnen.“<br />
Peter Hohl (geb. 1941)<br />
„Wenn mir jemand sagt, er sei beleidigt,<br />
wenn ich nicht tue, was er will.<br />
wähle ich die Beleidigung.“<br />
Wolfgang Kownatka (geb. 1938)<br />
„Vergangenheit braucht Historiker,<br />
Gegenwart bedarf der Macher,<br />
aber die Zukunft braucht Visionen.“<br />
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)<br />
„Das Wichtigste, was man einem Kind mitgeben sollte:<br />
Wurzeln und Flügel.“<br />
Robert Scholl (1891 – 1973)<br />
„Ich möchte nur, dass ihr grad und frei durchs Leben geht, wenn es auch schwer ist.“<br />
***<br />
165/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Wenn dem Menschen erst die nackte Existenz untergraben ist<br />
und er die Zukunft nur noch wie eine graue, undurchdringliche Wand sieht –<br />
dann hört er auf Versprechungen und Verlockungen, ohne zu fragen, wer sie macht.“<br />
Sophie Scholl (1921 – 1943)<br />
„Eigentlich habe ich eher das Bedürfnis für mich zu sein, denn es drängt mich danach,<br />
durch ein äusseres Tun das in mir zu verwirklichen, was bisher nur als Gedanken,<br />
als richtig Erkanntes in mir ist.“<br />
***<br />
„Viele Menschen glauben von unserer Zeit, dass sie die letzte sei. Alle die schrecklichen<br />
Zeichen könnten es glauben machen. Aber ist dieser Glaube nicht von nebensächlicher<br />
Bedeutung? Denn muss nicht jeder Mensch, einerlei in welcher Zeit er lebt, dauernd damit<br />
rechnen, im nächsten Augenblick von Gott zur Rechenschaft gezogen zu werden? Weiss ich<br />
denn, ob ich morgen früh noch lebe? Eine Bombe könnte uns heute nacht alle vernichten.<br />
Und dann wäre meine Schuld nicht kleiner, als wenn ich mit der Erde und den Sternen<br />
zusammen untergehen würde. – Ich kann es nicht verstehen, wie heute ‚fromme’ Leute<br />
fürchten um die Existenz Gottes, weil die Menschen seine Spuren mit Schwert und<br />
schändlichen Taten verfolgen. Als habe Gott nicht die Macht (ich spüre, wie alles in seiner<br />
Hand liegt), die Macht. Fürchten bloss muss man um die Existenz der Menschen,<br />
weil sie sich von ihm abwenden, der ihr Leben ist.“<br />
Willi Graf (1918 – 1943)<br />
„Das Elend sieht uns an. Wir wenden uns ab.“<br />
***<br />
„Jeder Einzelne trägt die ganze Verantwortung. Für uns aber ist es die Pflicht,<br />
dem Zweifel zu begegnen und irgendwann eine eindeutige Richtung einzuschlagen.“<br />
***<br />
„…dies ist doch das Eigentliche, was allem Tun noch seinen Sinn und Wert gibt,<br />
dass es noch Menschen gibt, mit denen man zusammenleben kann,<br />
weil sie gleiche Anschauungen haben.<br />
Das Allgemeine, das Niveau oder die Kulissen rundherum<br />
sind doch letzten Endes ganz gleichgültig, sie zählen gar <strong>nichts</strong> in der Höhe,<br />
wo man zu leben sich Mühe gibt.“<br />
***<br />
„Seltsam müde bin ich an manchen Stunden. Dann gelingt es mir nicht einmal,<br />
einen Gedanken zu fassen und zu überlegen. Es ist wieder diese Unruhe in mir,<br />
wie sie mich manchmal überkommt, ohne dass ich aber die letzte Ursache dafür wüsste.<br />
Viel Zeit geht damit vorbei, dass ich mich mit dem Plan beschäftige.<br />
Ob das der richtige Weg ist? Manchmal glaube ich es sicher, manchmal zweifle ich daran.<br />
Aber trotzdem nehme ich es auf mich, wenn es auch noch so beschwerlich ist.“<br />
***<br />
166/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Glaube nicht, dass bei mir alle Überlegungen glatt und gelöst seien, wenn es manchmal<br />
auch so scheint. Immer wieder sind die Zweifel da und werden grösser und grösser, je mehr<br />
man mit ihnen ringt. Aber ich versuche, Klarheit zu bekommen und Wege zu erkennen. Die<br />
Sicherheit und das Zögern wechseln einander ab, und es gibt Tage, wo man keinen Ausweg<br />
sieht und mit aller Erkenntnis nur an hohe Wände stösst. Das musst Du immer überlegen,<br />
dass dies bei allen Menschen so ist, wenn sie auch noch so gut fundiert sind. Es ist<br />
unbequem, solchen Erschütterungen nachzugeben, viel angenehmer ist eine ungestörte<br />
Ruhe. Die Einen besitzen tatsächlich die Weisheit, die ihnen Ruhe bringt, die Anderen aber<br />
finden es zu anstrengend, sich damit herumzuschlagen und geben sich mit kleinen<br />
Fortschritten in ihrem persönlichen Leben zufrieden. Oft kann man sich wünschen, doch zu<br />
diesen ‚Zufriedenen’ gezählt zu werden, es wäre doch so einfach. Aber wir finden diesen Weg<br />
nicht, wenn wir uns auch noch so unempfindlich machen. Unser Schicksal heisst eben, von<br />
ewiger Unruhe bewegt zu werden, das ist oft unerträglich, kann aber nicht geändert werden.<br />
– Du darfst nicht müde werden, und ein willkürlicher Schluss, um alle Lasten für immer von<br />
sich zu werfen, ist ja nur eine scheinbare Lösung.“<br />
***<br />
„Diese ungeheuren Gegensätze…, warum müssen sie sein?“<br />
Christoph Probst (1919 – 1943)<br />
„Auch im schlimmsten Wirrwarr kommt es darauf an,<br />
dass der Einzelne zu seinem Lebensziele kommt, zu seinem Heil kommt,<br />
welches nicht in einem äusseren Erreichen gegeben sein kann,<br />
sondern nur in der inneren Vollendung seiner Person.“<br />
Maria Montessori (1870 – 1952)<br />
„Die Aufgabe der Umgebung ist nicht, das Kind zu formen,<br />
sondern ihm zu erlauben, sich zu offenbaren.“<br />
Erich Limpach (1899 – 1965)<br />
„Die Summe dessen, was sich die Menschen gefallen lassen,<br />
bestimmt das Mass der Willkür derer, die sie beherrschen wollen.“<br />
Charlotte El. Böhler-Müller (geb. 1924)<br />
„Sensibilität hat <strong>nichts</strong> mit Schwäche zu tun,<br />
so wenig wie Brutalität mit Stärke.“<br />
167/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
John Irving (geb. 1942)<br />
aus dem Roman „Bis ich Dich finde“ (2006):<br />
Im Vorwort zitiert aus William Maxwells ‚Also dann bis morgen’:<br />
„Was wir, oder zumindest ich, überzeugt als Erinnerung ausgeben – womit wir einen<br />
Augenblick, eine Begebenheit, einen Sachverhalt meinen, die einem Fixierband ausgesetzt<br />
und so vor dem Vergessen bewahrt wurden –, ist in Wirklichkeit eine Form des<br />
Geschichtenerzählens, die sich unaufhörlich in unserem Geist vollzieht und sich oft noch<br />
während des Erzählens verändert. Zu viele widerstreitende Gefühlsinteressen stehen auf<br />
dem Spiel, als dass das Leben jemals ganz und gar annehmbar sein könnte,<br />
und möglicherweise ist es das Werk des Geschichtenerzählers, die Dinge so umzuordnen,<br />
dass sie sich diesem Zweck fügen. Wie dem auch sei, wenn wir über die Vergangenheit reden,<br />
lügen wir mit jedem Atemzug.“<br />
***<br />
„In Jacks Augen war seine Mutter schon deswegen einzigartig unter den Tätowierern,<br />
weil sie selbst keine einzige Tätowierung hatte.<br />
Ihr Vater hatte ihr gesagt, sie solle sich erst tätowieren lassen, wenn sie so alt sei,<br />
dass sie ein paar grundlegende Dinge über sich selbst verstanden hätte;<br />
er meinte wohl die Dinge, die sich niemals ändern würden.“<br />
***<br />
„Vielleicht hatte jeder irgendwo eine versteckte Rose von Jericho, dachte Jack.<br />
Vielleicht war sie nicht immer sichtbar, sondern bloss eine andere Art von Tätowierung –<br />
etwa eine Gratis-Tätowierung. Eine, mit der man ebenso fürs Leben gezeichnet war –<br />
nur dass niemand es sah.“<br />
***<br />
„Es ist bemerkenswert, entdeckte Jack, wie sehr einem Menschen fehlen können,<br />
die man kaum gekannt hat – sogar Menschen, die man nie besonders gemocht hat.“<br />
***<br />
„Jack erzählte ihm beinahe alles (…), doch irgendwie hatte er gelernt,<br />
im Hinblick auf die Wahrheit selektiv zu sein.“<br />
***<br />
„Das Leben zwingt uns genügend endgültige Entscheidungen auf.<br />
Wir sollten so vernünftig sein, die unnötigen tunlichst zu vermeiden.“<br />
***<br />
„Es war nicht an der Zeit, nach seinem Vater zu suchen;<br />
es war an der Zeit, herauszufinden, ob William es wert war,<br />
dass er, Jack, nach ihm suchte.“<br />
***<br />
„Sehr vieles von dem, woran man sich zu erinnern meint,<br />
ist eine Lüge, ist Postkartenkitsch.“<br />
168/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„Wenn man sich schämt, stellte Jack fest, wird das ganze Leben zur Was-wäre-wenn-Welt.<br />
(…)<br />
Aber haben wir nicht fast alle in unserer Vergangenheit jemanden,<br />
der uns mit einem Brief oder einem Anruf vernichten könnte?“<br />
***<br />
„Scham hatte ihn seiner Neugier beraubt. Wenn man sich schämt,<br />
neigt man nicht dazu, ein neues Abenteuer zu beginnen – jedenfalls nicht gleich.“<br />
***<br />
„Vergiss die Vergangenheit nicht, aber verzeihe ihr.“<br />
***<br />
„Viele interessante Sachen beginnen in der Dunkelheit.“<br />
***<br />
„Die Vernunft ist an ihre Grenze gestossen.<br />
Nur der Glaube wächst immerdar.“<br />
***<br />
„’Ich bin nicht tätowiert’, sagte Jack kopfschüttelnd.<br />
‚Man kann auch auf andere Weise fürs Leben gezeichnet sein.’“<br />
***<br />
„Wenn Du Deiner Mutter nicht verzeihen kannst, Jack, wirst Du Dich nie von ihr befreien<br />
können. Es geht dabei um Dich, weißt Du – um Deine Seele. Wenn Du jemandem verzeihst,<br />
der Dir weh getan hat, dann ist das so, wie wenn Du aus Deiner Haut schlüpfst –<br />
dann bist Du so frei, so ausserhalb Deiner selbst, dass Du alles sehen kannst.“<br />
***<br />
„Es war so deutlich, dass man es gar nicht in Worte fassen brauchte:<br />
Jack wurde klar, dass man, wenn man glücklich ist – und besonders,<br />
wenn man es zum erstenmal in seinem Leben ist –, an Dinge denkt,<br />
die einem niemals widerfahren wären, als man unglücklich war.“<br />
***<br />
„Da wusste Jack, dass er und sein Vater niemals nur für ein Einmannpublikum gespielt<br />
hatten, obwohl ihm als Kind die Vorstellung geholfen hatte,<br />
er trete nur für seinen Vater auf.“<br />
John Irvings Widmung in seinem Roman „Bis ich Dich finde“:<br />
„Für meinen jüngsten Sohn Everett, der mir das Gefühl gegeben hat, wieder jung zu sein.<br />
In der inbrünstigen Hoffnung, dass Du, wenn Du alt genug bist, um diese Geschichte zu<br />
lesen, eine ideale Kindheit gehabt hast (oder noch mitten in dieser Kindheit steckst),<br />
eine gänzlich andere als die hier beschriebene: die beste nur denkbare Kindheit.“<br />
169/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Thomas Mann (1875 – 1955)<br />
„Stimmen der Zeit… sie vereinigen sich zum Lärm und nicht zur Musik,<br />
denn sie wissen <strong>nichts</strong> voneinander. Man muss sie trennen, muss sie gesondert hören,<br />
um klug aus ihnen zu werden.“<br />
Wilhelm Busch (1832 – 1908)<br />
„Nenne niemand dumm und säumig,<br />
der das Nächste recht bedenkt.<br />
Ach, die Welt ist so geräumig –<br />
und der Kopf ist so beschränkt.“<br />
Ina Seidel (1885 – 1974)<br />
„Wir können nur das wirken, was wir in uns selbst verwirklicht haben.“<br />
Gottfried Keller (1819 – 1890)<br />
„Wir bleiben nicht gut, wenn wir nicht immer besser zu werden trachten.“<br />
Robert Walser (1878 – 1956)<br />
„Sind nicht gerade die Fehler, die wie Wegweiser auf die Richtung in das Verstehen<br />
hindeuten, das Leuchtende in einem Menschenleben?“<br />
Stefan Zweig (1881 – 1941)<br />
„Dankbar sein ist leicht.<br />
Aber danken ist eine grosse Kunst und schwer,<br />
wie jede Kunst,<br />
zu meistern.“<br />
Baal Schem Tow (1700 – 1760)<br />
„Was heisst das, was die Leute sagen:<br />
Die Wahrheit geht über die ganze Welt? –<br />
Es heisst, dass sie von Ort zu Ort verstossen wird<br />
und weiterwandern muss.“<br />
Jean-Paul Sartré (1905 – 1980)<br />
„Der Weise sagt niemals, was er tut, aber er tut niemals etwas,<br />
was er nicht sagen könnte.“<br />
Heinrich Heine (1797 – 1856)<br />
„Es gibt Leute, welche den Vogel ganz genau zu kennen glauben,<br />
weil sie das Ei gesehen haben, woraus er hervorgekrochen.“<br />
Friedrich Nietzsche (1844 – 1900)<br />
„Man ist am meisten in Gefahr, überfahren zu werden,<br />
wenn man eben einem Wagen ausgewichen ist.“<br />
170/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Novalis (1772 - 1801)<br />
„Das Ideal einer vollkommenen Gesundheit ist bloss wissenschaftlich interessant.<br />
Krankheit gehört zur Individualisierung.“<br />
Charles Peguy (1873 – 1914)<br />
„Man stirbt nicht an einer bestimmten Krankheit, man stirbt an einem ganzen Leben.“<br />
Franz Kafka (1863 – 1924)<br />
„Es gibt ein Ziel, aber keinen Weg;<br />
was wir Weg nennen, ist Zögern.“<br />
Roberto Rosselini (1906 – 1977)<br />
„Wer immer durch eine rosa Brille sieht,<br />
dem wird eines Tages schwarz vor Augen.“<br />
Ralph W. Emerson (1803 – 1882)<br />
„Bei anderen nennen wir es Sünde – bei uns selbst Erfahrung.“<br />
Oscar Wilde (1854 – 1900)<br />
„Wenn Leute mit mir übereinstimmen,<br />
habe ich immer das Gefühl, ich muss mich irren.“<br />
Ruth Leuwerik (geb. 1924)<br />
„Das Glück ist nicht blind, es ist aber manchmal sehr kurzsichtig.“<br />
Friedrich Rückert (1788 – 1866)<br />
„Und kränkt die Liebe Dich,<br />
sei Dir’s zur Lieb ein Sporn;<br />
dass Du die Rose hast,<br />
das merkst Du erst am Dorn.“<br />
Khalil Gibran (1883 – 1931)<br />
„Vergesslichkeit ist eine Form der Freiheit.“<br />
Joseph Joubert (1754 – 1824)<br />
„Es gibt kein Glück ohne den Glauben, dass wir es auch verdienen.“<br />
George Bernard Shaw (1856 – 1950)<br />
„Du kannst nicht Schlittschuhlaufen lernen,<br />
ohne Dich lächerlich zu machen.<br />
Auch das Eis des Lebens ist glatt.“<br />
Gottfried August Bürger (1747 – 1794)<br />
„Viele Klagen höre ich oft erheben<br />
vom Hochmut, den der Grosse übt;<br />
der Grossen Hochmut wird sich geben,<br />
wenn unsere Kriecherei sich gibt.“<br />
171/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Else Pannek (geb. 1932)<br />
„Beachtung braucht der Mensch – wie Blumen die Sonne.“<br />
Jüdisches Sprichwort<br />
„In einer Eichel liegt vielleicht die Schöpfung von 1000 Wäldern.“<br />
Oscar Wilde (1854 – 1900)<br />
„Wer nicht auf eigene Weise denkt, denkt überhaupt nicht.“<br />
Andrea Redmann (geb. 1959)<br />
„Erst die Flamme verleiht der Kerze ihren Glanz!“<br />
Arthur Rimbaud (1854 – 1891)<br />
„Was kann das Holz dafür, wenn es als Geige erwacht?“<br />
John Le Carré (geb. 1931)<br />
„Provozieren heisst, die Leute denken zu lassen.“<br />
Helmut Peters (geb. 1950)<br />
„Warum fragen wir heute nach morgen,<br />
wenn wir noch nicht begriffen haben,<br />
was gestern geschah.“<br />
Franz Kafka (1883 – 1924)<br />
„Der wahre Weg geht über ein Seil, das nicht in der Höhe gespannt ist,<br />
sondern knapp über dem Boden. Es scheint mehr bestimmt stolpern zu machen,<br />
als begangen zu werden.“<br />
Martin Luther (1483 – 1546)<br />
„Alles, was in der Welt erreicht wurde, wurde aus Hoffnung getan.“<br />
Manfred Hinrich (geb. 1926)<br />
„Die Armut anklagen, nicht die Armen.<br />
Die Reichen anklagen, nicht den Reichtum.“<br />
Pavel Kosorin (geb. 1964)<br />
„Der grösste Feind des wahren Glaubens ist nicht der Atheismus,<br />
sondern eine für Politik und Demagogie missbrauchte Religion.“<br />
Martin Gerhard Reisenberg (geb. 1949)<br />
„Bei manchen offenen Händen handelt es sich lediglich um getarnt entkrampfte Fäuste.“<br />
Unbekannt<br />
„Um glücklich zu sein, muss man seine Vorurteile ablegen, seine Illusionen aber behalten.“<br />
172/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Unbekannt<br />
„Drei Wahrheiten:<br />
Glaube nicht alles, was Du hörst,<br />
liebe nicht alles, was Du siehst,<br />
rede nicht alles, was Du weißt.“<br />
Albert Einstein (1879 – 1955)<br />
„Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind,<br />
sondern von denen, die das Böse zulassen.“<br />
Khalil Gibran (1883 – 1931)<br />
„Mein Herz ist ein Baum,<br />
beladen mit Früchten,<br />
die ich pflücke,<br />
um sie zu verschenken.“<br />
***<br />
„Nur wer Geheimnisse in seinem Herzen trägt,<br />
kann die Geheimnisse in unseren Herzen erahnen.“<br />
***<br />
„Eine einzige Seele<br />
enthält die Sehnsüchte und Gefühle<br />
der gesamten Menschheit.“<br />
***<br />
„Erlerne die Worte der Weisheit,<br />
die Weise Dir schenken<br />
und wende sie auf Dein Leben an.“<br />
Aldous Huxley (1894 – 1963)<br />
„Das grösste Mysterium des Lebens ist,<br />
dass es manchmal Menschen hervorbringt,<br />
die für immer ein Geheimnis bleiben.“<br />
Aus dem Film „In my country“ von John Boorman (2004)<br />
nach dem Buch „Country of my Skull” von Antjie Krog:<br />
„Die Wahrheit ist eine Frau geworden.<br />
Jeder erkennt sie,<br />
und doch kennt sie niemand.“<br />
Langston Hughes (1902 – 1967)<br />
„Halte fest an Deinen Träumen,<br />
denn wenn Deine Träume verbrannt,<br />
bist Du wie ein Vogel mit verletztem Flügel,<br />
der auf die Erde verbannt.“<br />
173/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Selma Lagerlöf (1858 – 1940)<br />
„Schenken heisst, einem anderen das geben, was man selber behalten möchte.“<br />
Walter Ludin (geb. 1945)<br />
„Die grösste Feindin der Wahrheit ist die Feigheit – nicht die Lüge.“<br />
Antoine de Rivarol (1753 – 1801)<br />
„So wie unser Auge getroffen wird durch die Bilder der Gegenstände<br />
und nicht durch die Gegenstände selber,<br />
so ist unsere Seele berührt von Meinungen über die Dinge<br />
und nicht durch die Dinge selber.“<br />
Otto Ernst (1862 – 1926)<br />
„Am Ende des Weges mag der Pessimist Recht bekommen,<br />
aber unterwegs hat es der Optimist leichter.“<br />
Oscar Wilde (1854 – 1900)<br />
„Ehrgeiz ist die letzte Zuflucht des Versagers.“<br />
Gustave Flaubert (1821 – 1880)<br />
„In den Gedanken<br />
ist mehr Wirklichkeit<br />
als in den Dingen.“<br />
John Osborne (1929 – 1994)<br />
„Der Computer ist die logische Weiterentwicklung des Menschen:<br />
Intelligenz ohne Moral.“<br />
Heinrich Heine (1797 – 1856)<br />
„Ein Kluger bemerkt alles – ein Dummer macht über alles eine Bemerkung.“<br />
Rupert Schützbach (geb. 1933)<br />
„Wer das Herz auf dem rechten Fleck hat,<br />
bei dem ist der Glaube an der richtigen Stelle.“<br />
Stephen Bantu „Steve“ Biko (1946 – 1977)<br />
„Es ist besser, für eine Idee zu sterben, die leben wird,<br />
als für eine Idee zu leben, die sterben wird.“<br />
***<br />
„Warum nennt Ihr uns schwarz? Sind wir nicht eher braun?<br />
Warum nennt Ihr Euch weiss? Seid Ihr nicht eher rosa?“<br />
***<br />
„Die mächtigste Waffe in den Händen der Unterdrücker<br />
ist die Einstellung der Unterdrückten.“<br />
174/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Seneca (63 – 65 n. Chr.)<br />
„Überlege bitte, dass der Mensch, den Du Sklave nennst,<br />
aus dem gleichen Samen wie Du geboren ist, den gleichen blauen Himmel wie Du geniesst,<br />
die gleiche Luft wie Du atmet, dass er wie Du lebt und stirbt! …<br />
Nimm Dich also in acht, jemanden zu verachten, dessen Schicksal auch Dich ereilen kann,<br />
sobald Du ihm Deine Verachtung zu verstehen gibst.“<br />
Abraham Lincoln (1809 – 1865)<br />
„Indem wir den Sklaven die Freiheit zurückgeben,<br />
garantieren wir auch den freien Menschen die Freiheit. Es ist eine doppelt ehrwürdige Tat:<br />
zu geben und zu schützen. Wir werden die letzte und schönste Hoffnung auf Erden<br />
edel bewahren oder elend verlieren.“<br />
Terenz (195 – 159 v. Chr.)<br />
„Ich bin ein Mensch, <strong>nichts</strong> Menschliches ist mir fremd.“<br />
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)<br />
„Willst Du Dich am Ganzen erquicken, musst Du das Ganze im Kleinsten erblicken.“<br />
Stefan Zweig (1881 – 1941)<br />
„Ich selbst bin immer, wenn ein Buch fertig ist, davon abgestossen. Alles kommt mir dann<br />
falsch, ärgerlich, ungelungen vor und diese Depression hält einige Zeit unverändert an.<br />
Am liebsten möchte ich dann alle Exemplare aufkaufen und verbrennen.<br />
Es ist so furchtbar schwer, wahr zu sein und gerecht; jede Darstellung ist mir deshalb<br />
eine nachherige Gewissensqual, ob ich die Gewichte nicht auch genug gewogen.“<br />
Stefan Zweig (1881 – 1941)<br />
aus dem Drama „Jeremias“ (1917):<br />
„Stark müssen die Sanftmütigen sein, und die den Frieden wollen, stehen in einigem Streit…<br />
Man kann das Unsichtbare nicht besiegen! Man kann Menschen töten, aber nicht den Gott,<br />
der in ihnen lebt. Man kann ein Volk bezwingen, doch nie seinen Geist.“<br />
Stefan Zweig (1881 – 1941)<br />
aus dem historischen Roman „Castellio gegen Calvin oder<br />
Ein Gewissen gegen die Gewalt“ (1936):<br />
„Mit jedem neuen Menschen wird auch ein neues Gewissen geboren,<br />
und immer wird sich eines besinnen seiner geistigen Pflicht,<br />
den alten Kampf aufzunehmen um die unveräusserlichen Rechte der Menschheit<br />
und der Menschlichkeit, immer wieder wird ein Castellio aufstehen gegen jeden Calvin.“<br />
175/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Sebastian Castellio (1515 – 1563)<br />
„Die Wahrheit zu suchen und sie zu sagen, wie man sie denkt,<br />
kann niemals verbrecherisch sein.<br />
Niemand darf zu einer Überzeugung gezwungen werden.<br />
Die Überzeugung ist frei.“<br />
***<br />
„Die Nachwelt wird es nicht fassen können,<br />
dass wir abermals in solchen dichten Finsternissen leben mussten,<br />
nachdem es schon einmal Licht geworden war.“<br />
Michel de Montaigne (1533 – 1592)<br />
über Wissen, Weisheit & Erfolg:<br />
„Das Meisterstück eines Menschen, auf das er besonders stolz sein kann, ist,<br />
sinnvoll zu leben; alles übrige, wie regieren, Schätze sammeln, Bauten errichten,<br />
sind Nebensachen.“<br />
***<br />
„’Den Weisen find’ ich hassenswert, der Weisheit nicht sich selber lehrt.<br />
Nichts weiss der Weise, wenn er nicht mit Fleiss, durch Weisheit selber sich zu läutern weiss.<br />
Wenn haltlos er nach Mammon (Geld) giert, und feige wie ein Lamm sich führt.’<br />
- Es ist nicht damit getan, uns Weisheit zu erwerben, wir müssen uns ihrer auch bedienen.“<br />
***<br />
„Wir müssen danach fragen, wer das bessere, nicht wer das grössere Wissen besitze.“<br />
***<br />
„Es mag sein, dass wir durch das Wissen anderer gelehrter werden.<br />
Weiser werden wir nur durch uns selbst.“<br />
***<br />
„Bücher sind, das habe ich gefunden, der beste Proviant,<br />
den man auf die Lebensreise mitnehmen kann.“<br />
***<br />
„Die Dinge haben nicht ihr eigenes Gewicht, sondern das, welches wir ihnen geben.“<br />
***<br />
„Die Menschen werden durch die Meinungen gequält, die sie von den Dingen haben,<br />
nicht durch die Dinge selbst.“<br />
über die Natur des Menschen:<br />
„Die menschliche Unwissenheit ist nach meiner Meinung das Zuverlässigste,<br />
was man in der Schule der Welt lernen kann.“<br />
176/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„Wahrlich, der Mensch ist ein seltsam wahnhaftes, widersprüchliches,<br />
hin und her schwankendes Wesen! Es fällt schwer, ein gleichbleibendes und einheitliches<br />
Urteil darauf zu gründen.“<br />
über Lebenssinn & Leidenschaft:<br />
„Es ist ungewiss, wo uns der Tod erwartet; erwarten wir ihn überall!“<br />
***<br />
„Ausleihen sollten wir uns an andere, hingeben aber nur an uns selbst.“<br />
***<br />
„Kein Wind ist demjenigen günstig, der nicht weiss, wohin er segeln will.“<br />
***<br />
„Jedem kann es mal passieren, dass er Unsinn redet,<br />
schlimm wird es erst, wenn er es feierlich tut.“<br />
***<br />
„Alle Leidenschaften, von denen man nur kostet, um sie sogleich zu verdauen,<br />
sind <strong>nichts</strong> als Mittelmass.“<br />
Jeanne Moreau (geb. 1928)<br />
„Frei sein, heisst wählen können, wessen Sklave man sein will.“<br />
Emanuel Wertheimer (1946 – 1916)<br />
„Der Fortschritt erdrückt uns mit Bedürfnissen,<br />
er macht die Bequemlichkeit von gestern zur Unbequemlichkeit von heute,<br />
und so geniessen wir ein immer sorgenvolleres Glück.“<br />
Virginia Woolf (1882 – 1941)<br />
„Worte sind wild, frei, unverantwortlich und nicht zu lehren.<br />
Natürlich kann man sie einfangen, einsortieren und sie in alphabetische Reihenfolge<br />
in Wörterbücher stecken. Aber dort leben sie nicht.“<br />
Friedrich Schiller (1759 – 1805)<br />
„Die Sonnen also<br />
scheinen uns nicht mehr;<br />
fortan muss eig’nes Feuer<br />
uns erleuchten.“<br />
177/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Robert Bosch (1861 – 1942)<br />
„Wer aufhört, besser zu werden,<br />
hat aufgehört, gut zu sein.“<br />
Käthe Kollwitz (1867 – 1945)<br />
„Ich will wirken in dieser Zeit,<br />
in der die Menschen so ratlos und hilfsbedürftig sind.“<br />
Ernst Cassirer (1874 – 1945)<br />
„Das echte ‚Unmittelbare’ dürfen wir nicht in den Dingen draussen,<br />
sondern wir müssen es in uns selbst suchen.“<br />
Kurt Hahn (1886 – 1974)<br />
„Werde, der Du bist.“<br />
***<br />
„Plus est en vous! = Es steckt mehr in Euch!“<br />
Kurt Tucholsky (1890 – 1935)<br />
„Denn <strong>nichts</strong> ist schwerer und <strong>nichts</strong> erfordert mehr Charakter,<br />
als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein.“<br />
***<br />
Aus „Blick in ferne Zukunft“ (K. Tucholsky, Oktober 1930):<br />
„Und wenn alles vorüber ist –; wenn sich das alles totgelaufen hat: der Hordenwahnsinn,<br />
die Wonne, in Massen aufzutreten, in Massen zu brüllen und in Gruppen Fahnen zu<br />
schwenken, wenn diese Zeitkrankheit vergangen ist, die die niedrigsten Eigenschaften des<br />
Menschen zu guten umlügt; wenn die Leute zwar nicht klüger, aber müde geworden sind;<br />
wenn alle Kämpfe um den Faschismus ausgekämpft und wenn die letzten freiheitlichen<br />
Emigranten dahingeschieden sind –: dann wird es eines Tages wieder sehr modern werden,<br />
liberal zu sein.<br />
Dann wird einer kommen, der wird eine geradezu donnernde Entdeckung machen:<br />
er wird den Einzelmenschen entdecken. Er wird sagen: Es gibt einen Organismus, Mensch<br />
geheissen, und auf den kommt es an. Und ob der glücklich ist, das ist die Frage. Dass der frei<br />
ist, das ist das Ziel. Gruppen sind etwas Sekundäres – der Staat ist etwas Sekundäres.<br />
Es kommt nicht darauf an, dass der Staat lebe – es kommt darauf an, dass der Mensch lebe.<br />
Dieser Mann, der so spricht, wird eine grosse Wirkung hervorrufen. Die Leute werden seiner<br />
These zujubeln und werden sagen: ‚Das ist ja ganz neu! Welch ein Mut! Das haben wir noch<br />
nie gehört! Eine neue Epoche der Menschheit bricht an! Welch ein Genie haben wir unter<br />
uns! Auf, auf! Die neue Lehre –!’ Und seine Bücher werden gekauft werden oder vielmehr die<br />
seiner Nachschreier, denn der erst ist ja immer der Dumme.<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Und dann wird sich das auswirken, und hunderttausend schwarzer, brauner und roter<br />
Hemden werden in die Ecke fliegen und auf den Misthaufen. Und die Leute werden wieder<br />
Mut zu sich selber bekommen, ohne Mehrheitsbeschlüsse und ohne Angst vor dem Staat,<br />
vor dem sie gekuscht hatten wie geprügelte Hunde.<br />
Und das wird dann so gehen, bis eines Tages…“<br />
Immanuel Kant (1724 – 1804)<br />
„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit.<br />
Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen<br />
zu bedienen. <strong>Selbst</strong>verschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht<br />
am Mangel des Verstandes, sondern der Entschliessung und des Mutes liegt, sich seiner<br />
ohne Leitung eines anderen zu bedienen.<br />
‚Sapere aude! Habe Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen!’<br />
ist also der Wahlspruch der Aufklärung. Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein<br />
so grosser Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung frei<br />
gesprochen, dennoch gerne zeitlebens unmündig bleibt; und warum es anderen so leicht<br />
wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen. Es ist so bequem, unmündig zu sein.“<br />
Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)<br />
„Unsere Wünsche sind die Vorboten der Fähigkeiten, die in uns liegen.“<br />
Richard Wagner (1813 – 1883)<br />
„Dein Blick nach aussen fasst ein kleines Feld.<br />
Dein Blick nach innen fasst die ganze Welt.“<br />
Albert Schweitzer (1875 – 1965)<br />
„Das schönste Denkmal, das ein Mensch bekommen kann,<br />
steht in den Herzen der Mitmenschen.“<br />
Dylan Thomas (1914 – 1953)<br />
„Wo kein Meer wogt,<br />
drängt das Herzwasser<br />
Seine Gezeiten herein.“<br />
(aus: ‚Licht bricht, wo keine Sonne scheint’)<br />
Elias Canetti (1905 – 1994)<br />
„Es schlummert unendlich viel in jedem Menschen;<br />
man darf es nur nicht vergeblich wecken.<br />
Denn furchtbar ist es, wenn der ganze Mensch<br />
von Echos und Echos widerhallt und aus keinem eine rechte Stimme wird.“<br />
J.R. Moehringer (geb. 1964)<br />
(aus dem biografischen Roman: „The Tender Bar“, 2005)<br />
„Und obwohl ich fürchte, dass wir uns zu dem hingezogen fühlen,<br />
was uns verlässt oder was uns höchstwahrscheinlich verlassen wird,<br />
bin ich letztlich überzeugt, dass wir von dem geprägt werden, was zu uns steht.“<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„Er wusste, wie wichtig Amerikanern ihre Bars waren und dass sie hingingen,<br />
weil sie dort von Glanz bis Schutz alles bekamen, vor allem aber,<br />
weil sie dort die Geissel des modernen Lebens loswurden – die Einsamkeit.“<br />
***<br />
„Wie Liebesbeziehungen gründen sich Bars auf eine empfindliche Mischung von<br />
Zeitpunkt, Chemie, Beleuchtung, Glück und – vielleicht am wichtigsten – Grosszügigkeit.“<br />
***<br />
„Wir erhöhen das, was wir haben.“<br />
***<br />
„Im Leben eines Menschen dreht sich alles um Berge und Höhlen.<br />
Berge müssen wir erklimmen, und in Höhlen verstecken wir uns,<br />
wenn wir den Bergen nicht gewachsen sind.“<br />
Friedrich von Schiller (1759 – 1805)<br />
„Wer etwas Treffliches leisten will,<br />
hätt’ gern was Grosses geboren,<br />
der sammle still und unerschlafft,<br />
im kleinsten Punkte die höchste Kraft.“<br />
Franz Kafka (1883 – 1924)<br />
„Zwei Aufgaben des Lebensanfangs:<br />
Deinen Kreis immer mehr einschränken und immer wieder nachprüfen,<br />
ob Du Dich nicht irgendwo ausserhalb Deines Kreises versteckt hältst.“<br />
***<br />
„Nötig zum Leben ist nur,<br />
auf <strong>Selbst</strong>genuss zu verzichten;<br />
einziehn in das Haus,<br />
statt es zu bewundern und zu bekränzen.“<br />
Johann Gottfried Herder (1744 – 1803)<br />
„Wer der Vernunft dient,<br />
kommt der Notwendigkeit zuvor.“<br />
Hans Margolius (?)<br />
„Alle Freundschaft, alle Liebe<br />
ist zunächst und vor allem:<br />
Freude eines Menschen an einem anderen.“<br />
***<br />
„Vielleicht muss man weltfern sein, um die Welt richtig zu sehen.<br />
Wer einer Sache zu nahe steht, hat ein verzerrtes Bild von ihr.“<br />
180/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Friedrich Schlegel (1772 – 1829)<br />
„Nur durch die Liebe und das Bewusstsein der Liebe<br />
wird der Mensch zum Menschen.“<br />
Friedrich Rückert (1788 – 1866)<br />
„Möge jeder still beglückt seiner Freuden warten!<br />
Wenn die Rose selbst sich schmückt,<br />
schmückt sie auch den Garten.“<br />
Mark Twain (1835 – 1910)<br />
„Je weniger ich über ein Thema weiss,<br />
desto grösseres <strong>Selbst</strong>vertrauen habe ich<br />
und desto mehr neues Licht werfe ich darauf.“<br />
Erasmus von Rotterdam (1466 – 1536)<br />
„Ich möchte Weltbürger sein,<br />
überall zu Hause und –<br />
was noch entscheidender ist –<br />
überall unterwegs.“<br />
Fjodor M. Dostojewski (1821 – 1881)<br />
„Wenn man liebt, dann gedenkt man der Kränkung nicht lange.“<br />
***<br />
„Der Mensch kann nicht bestehen, ohne etwas anzubeten.“<br />
***<br />
„Das, was Ihnen in Ihrem eigenen Inneren schlecht erscheint,<br />
wird schon allein dadurch, dass Sie es in sich bemerken, geläutert.“<br />
***<br />
„Der Gerechte ist sterblich und geht dahin, sein Licht jedoch bleibt.“<br />
***<br />
„Es gibt Gesichter, die jedes Mal, wenn sie auftauchen, wieder etwas Neues mitbringen,<br />
etwas, das man bis dahin noch nicht an ihnen bemerkt hat,<br />
auch wenn man ihnen hundertmal begegnet ist.“<br />
***<br />
„Es ist ungemein wichtig und nützlich,<br />
selbst in einem kleinen Wirkungskreis als gutes Beispiel zu wirken,<br />
denn auf diese Weise beeinflusst man Dutzende und Hunderte von Menschen.“<br />
***<br />
„Für einen starken Menschen ist es oft sehr schwer, seine eigene Stärke zu ertragen.“<br />
***<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Große Gedanken entspringen weniger einem großen Verstand als einem großen Gefühl.“<br />
***<br />
„Ich brauche keinen klugen Rat, sondern einen von Herzen kommenden,<br />
einen aufrichtig brüderlichen, einen, wissen Sie, der so ist,<br />
als hätten Sie mich schon ein Leben lang geliebt.“<br />
***<br />
„Ich glaube, Träume träumt nicht die Vernunft, sondern der Wunsch,<br />
nicht der Kopf, sondern das Herz.“<br />
***<br />
„Wenn Du willst, dass man Dich achte, so achte vor allem Dich selbst,<br />
nur dadurch, nur durch <strong>Selbst</strong>achtung, zwingst Du auch andere, Dich zu achten.<br />
***<br />
"Es gibt viele Gedanken, die schon immer da waren und die plötzlich neu werden."<br />
Rainer Maria Rilke (1875 – 1926)<br />
„Doch wie ich mich auch in mich selber neige:<br />
Mein Gott ist dunkel und wie ein Gewebe<br />
von hundert Wurzeln, welche schweigsam trinken.<br />
Nur, dass ich mich aus seiner Wärme hebe,<br />
mehr weiss ich nicht, weil alle meine Zweige<br />
tief unten ruhn und nur im Winde winken.“<br />
Ingeborg Bachmann (1926 – 1973)<br />
„Wer die Geheimnisse des Bettes verrät,<br />
verdient die Liebe nicht.“<br />
Franz Grillparzer (1791 – 1972)<br />
„So viele Hüllen deuten Verhülltes.“<br />
Jean de La Bruyère (1645 – 1696)<br />
„In der Freundschaft vertraut man ein Geheimnis an;<br />
in der Liebe entwischt es einem.“<br />
Carmen Sylva (1843 – 1916)<br />
„Ein Geheimnis ist wie ein Loch im Gewand.<br />
Je mehr man es zu verbergen sucht, desto mehr zeigt man es.“<br />
Friedrich von Schiller (1759 – 1805)<br />
„Das Geheimnis ist für die Glücklichen;<br />
das Unglück braucht, das Hoffnungslose, keinen Schleier mehr.“<br />
Honoré de Balzac (1799 – 1850)<br />
„Jedes Geheimnis, das man mitteilen will, erfordert eine Freundschaft.“<br />
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***<br />
„Wenn Sie jemals lieben sollten, so hüten Sie sorglich Ihr Geheimnis!<br />
Geben Sie es nicht preis, bevor Sie nicht ganz genau wissen, wem Sie Ihr Herz auftun.“<br />
Jean de La Fontaine (1621 – 1695)<br />
„So schwer drückt <strong>nichts</strong>, wie ein Geheimnis drückt.“<br />
Seneca (ca. 4 – 65 v. Chr.)<br />
„Welch ein Schatz ist ein Herz, dem man sicher jedes Geheimnis anvertrauen kann.“<br />
Sören Kierkegaard (1813 – 1855)<br />
„Es gibt doch <strong>nichts</strong>, auf dem soviel Verführung und soviel Fluch liegt<br />
wie auf einem Geheimnis.“<br />
D.H. Lawrence (1885 – 1930)<br />
„Unmoralisch ist nur,<br />
lebendig tot zu sein;<br />
sonnenerloschen<br />
und eifrig bemüht,<br />
die Sonne auch<br />
in anderen auszulöschen.“<br />
Fjodor M. Dostojewski (1821 – 1881)<br />
Passagen und Zitate aus dem Roman „Der Idiot“ (1909):<br />
Die anrührende Hauptgestalt des Romans ist FÜRST MYSCHKIN,<br />
wegen seiner Epilepsie der ‚Idiot’ genannt und weil er offenherzig<br />
über seine Gedanken, Verfehlungen und Schwächen spricht.<br />
Der Fürst ist hier nach Ansicht des Autors<br />
die Verkörperung des ‚vollkommen schönen Menschen’,<br />
ein Heiliger in einer heillosen Welt,<br />
der in seiner Gutgläubigkeit an ihr zugrunde geht.<br />
***<br />
„Solche Leute, die alle Welt kennen und alles wissen, findet man zuweilen, oder eigentlich<br />
sogar recht häufig, in einer ganz bestimmten Gesellschaftsschicht. Sie wissen buchstäblich<br />
alles, die ganze unruhige Wissbegier ihres Geistes ist unablenkbar nach dieser einen Seite<br />
gerichtet, selbstverständlich ‚in Ermangelung ernsterer Lebensinteressen und<br />
Anschauungen’, wie sich ein zeitgenössischer Denker ausdrücken würde. Übrigens<br />
beschränkt sich diese Allwissenheit nur auf ein ziemlich eng begrenztes Gebiet: welche<br />
Anstellung der und der hat, mit wem er bekannt, wie gross sein Vermögen, wo er<br />
Gouverneur gewesen, mit wem er verheiratet ist, wie viel er blank und bar mitgeheiratet hat,<br />
wer seine Verwandten, Tanten, Nichten, Neffen und Vettern im zweiten und dritten Grade<br />
183/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
sind usw., usw., in dieser Art. Grösstenteils gehen diese Leute mit durchgewetzten<br />
Ellenbogen umher und beziehen ein Monatsgehalt von etwa siebzehn Rubeln.<br />
Die Betreffenden, von denen sie alle diese Einzelheiten wissen, könnten es sich natürlich nie<br />
erklären, aus welchen Gründen sie sich für diese Dinge interessieren; indes kann ich<br />
versichern, dass viele von ihnen mit diesen Kenntnissen, die einer ganzen Wissenschaft<br />
gleichkommen, sich vollkommen zufrieden geben, in ihrer <strong>Selbst</strong>achtung bedeutend steigen<br />
und mit der Zeit sogar eine höhere geistige Genugtuung darin finden. Und sie ist ja auch<br />
wirklich verführerisch, diese Wissenschaft! Ich habe Gelehrten, Literaten, Dichter und<br />
Staatsmänner gekannt, die in dieser Wissenschaft ihre grösste Befriedigung und ihren<br />
höchsten Lebenszweck fanden und einzig durch sie Karriere machten.“<br />
(Betrachtungen des Erzählers)<br />
***<br />
„…es scheint nur zu oft, dass es keine Berührungspunkte [zwischen Menschen] gibt,<br />
und doch sind sogar sehr zahlreiche vorhanden.<br />
Das kommt nur von der Trägheit der Menschen,<br />
weil sie sich nur so nach dem äusseren Schein zusammenfinden,<br />
deshalb können sie auch <strong>nichts</strong> Gemeinsames entdecken…“<br />
(Zitat des Fürsten)<br />
***<br />
„Übrigens ist es ja bekannt, dass ein Mensch,<br />
der sich gar zu sehr von einer Leidenschaft hinreissen lässt (…),<br />
alsbald vollkommen mit Blindheit geschlagen und dann fähig ist,<br />
Hoffnungen sogar dort zu sehen, wo gar keine sein können,<br />
ja, dass er dann sogar trotz einer Stirnhöhe von fünf Zoll<br />
wie ein dummes Kind handeln kann.“<br />
(Betrachtungen des Erzählers)<br />
***<br />
„...Wie ich vorhin nur darauf gekommen bin, Sie für einen Idioten zu halten!<br />
Sie bemerken Dinge, die andere nie bemerken.<br />
Mit Ihnen könnte man reden… oder lieber nicht!“<br />
(Ganja zum Fürsten)<br />
***<br />
„Alle Menschen sind geistreich, nur ich allein bin es nicht.<br />
Als Schadenersatz habe ich dafür die Erlaubnis erhalten, die Wahrheit zu sagen,<br />
da doch bekanntlich nur jene die Wahrheit sagen, die nicht geistreich sind.“<br />
(Ferdystschenko zum Fürsten)<br />
***<br />
„Der Fürst? Er ist der erste mir wirklich zugetane Mensch,<br />
dem ich in meinem Leben begegnet bin.<br />
Er hat auf den ersten Blick an mich geglaubt,<br />
und so glaube auch ich an ihn.“<br />
(Nastassja zur Gesellschaft)<br />
184/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„Er [der Fürst] fühlte sich in qualvoll gespannter und unruhiger Stimmung,<br />
und gleichzeitig empfand er ein unbezwingbares Bedürfnis nach Einsamkeit.<br />
Er wollte allein sein, um sich dieser quälenden Stimmung völlig passiv hingeben zu können,<br />
ohne auch nur den geringsten Ausweg aus ihr zu suchen. Ihn ekelte vor allem diesen Fragen,<br />
die plötzlich seine Seele und sein Herz bestürmten.“<br />
(Erzähler)<br />
***<br />
„Wissen, dass man betrogen wird, und dabei doch vertrauen?<br />
Das fehlte gerade noch! Übrigens, von Dir war auch <strong>nichts</strong> anderes zu erwarten.<br />
Worüber wundere ich mich noch? Grosser Gott!<br />
Hat man jemals solch einen Menschen gesehen!“<br />
(Lisaweta zum Fürsten)<br />
***<br />
„Erfinder und Genies sind fast immer zu Beginn ihrer Laufbahn<br />
(sehr oft aber auch noch zu Ende derselben) von der Gesellschaft für <strong>nichts</strong> geringeres<br />
als ausgesprochene Dummköpfe gehalten worden; das ist schon eine ganz alte,<br />
allen nur zu gut bekannte Wahrnehmung.“<br />
(Erzähler)<br />
***<br />
„Aber eine gewisse Stumpfheit des Geistes ist ja, wie es scheint,<br />
fast eine notwendige Eigenschaft, wenn auch nicht jedes Tatmenschen,<br />
so doch jedenfalls eines jeden, der sich ernstlich mit Gelderwerb befasst.“<br />
(Erzähler)<br />
***<br />
„Lieber Fürst (…), das Paradies ist auf Erden nicht leicht herzustellen,<br />
Sie aber rechnen doch ein wenig auf ein irdisches Paradies.<br />
Nein, das Paradies ist eine schwere Aufgabe, lieber Fürst,<br />
eine viel schwerere, als es Ihrem prächtigen Herzen scheint.“<br />
(F. Sch. zum Fürsten)<br />
***<br />
„Alle diese hier, alle, alle, sind nicht einmal soviel wert wie Ihr kleiner Finger,<br />
geschweige denn soviel wie Ihr Verstand oder Herz! Sie sind ehrlicher als alle,<br />
Sie sind edler als alle, Sie sind besser, Sie sind reiner, Sie sind klüger als alle!<br />
Kein einziger von ihnen ist wert, dieses Taschentuch da, das Sie haben fallen lassen,<br />
aufzuheben… Weshalb erniedrigen Sie sich, weshalb stellen Sie sich niedriger als alle<br />
anderen? Weshalb haben Sie alles in sich verdreht, weshalb haben Sie so gar keinen Stolz?“<br />
(Aglaja zum Fürsten)<br />
***<br />
185/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Feige ist, wer sich fürchtet und davonläuft,<br />
wer sich aber fürchtet und nicht davonläuft, der ist noch nicht feige.“<br />
(der Fürst zu Aglaja)<br />
***<br />
„Gar zu lärmend und gewerbtätig wird es in der Menschheit,<br />
geistige Ruhe aber gibt es heute wenig.“<br />
(Zitat des Erzählers)<br />
***<br />
„…der Fürst behauptet, dass Schönheit die Welt erlösen werde!<br />
Doch ich behaupte, dass er nur deshalb so sonderbare Gedanken hat,<br />
weil er verliebt ist.“<br />
(Ippolit zur Gesellschaft)<br />
***<br />
„Fragen Sie, fragen Sie sie doch nur, worin für sie alle, vom ersten bis zum letzten,<br />
nach ihrer Auffassung das Glück besteht? Oh, seien Sie versichert,<br />
dass Kolumbus nicht damals glücklich war, als er Amerika entdeckt hatte,<br />
sondern damals, als er es erst entdecken wollte; seien Sie versichert,<br />
dass er den höchsten Augenblick seines Glücksgefühls vielleicht genau drei Tage<br />
vor der Entdeckung der Neuen Welt erlebte, als die meuternde Schiffsmannschaft in ihrer<br />
Verzweiflung schon nahe daran war, das Schiff wieder nach Europa zu wenden, zurück!<br />
Hierbei kommt es nicht auf die Neue Welt an oder auf gleich was sonst.<br />
Und Kolumbus starb ja auch, fast ohne sie gesehen zu haben, und genau genommen,<br />
ohne zu wissen, was er entdeckt hatte. Hierbei kommt es auf das Leben an,<br />
einzig und allein auf das Leben, - auf seine Enthüllung, die ununterbrochene und ewigliche,<br />
und keineswegs auf das jeweils Enthüllte!“<br />
(Zitat von Ippolit)<br />
***<br />
„…aber trotzdem möchte ich hinzufügen, dass bei jedem genialen<br />
oder neuen Menschengedanken oder einfach sogar bei jedem ernsten Gedanken,<br />
der in einem Menschenkopf entsteht, immer ein Etwas zurückbleibt,<br />
das sich auf keine Weise anderen Menschen mitteilen lässt, und wenn man auch ganze<br />
Bände vollschriebe und seinen Gedanken fünfunddreissig Jahre lang auseinandersetzte;<br />
immer verbleibt etwas, das um keinen Preis aus seinem Schädel herausgehen will<br />
und ewig in ihm zurückbleibt; und damit stirbt man dann,<br />
ohne auch nur einem einzigen anderen Menschen<br />
das vielleicht Wichtigste an seiner Idee übergeben zu können.“<br />
(Zitat von Ippolit)<br />
***<br />
186/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Wer die einzelne gute Tat (…) oder die zufällige Unterstützung des einen durch einen<br />
einzelnen anderen ablehnt oder gar verbieten will, der vergreift sich an der Natur des<br />
Menschen und verachtet seine persönliche Menschenwürde. Aber die Organisation der<br />
gesellschaftlichen Unterstützung und die Frage der persönlichen Freiheit sind zwei<br />
verschiedene Fragen und schliessen sich doch gegenseitig nicht aus.<br />
Die gute Tat des Einzelnen wird immer bestehen bleiben, denn sie ist ein Bedürfnis der<br />
Persönlichkeit, das lebendige Bedürfnis einer unmittelbaren Einwirkung<br />
der einen Persönlichkeit auf die andere.“<br />
(Ippolit zu Bachmutoff)<br />
***<br />
„Was wissen Sie, (…) welche Bedeutung diese Aufnahme des einen Menschen in die Seele des<br />
andern im Schicksal dieses Menschen haben kann? … Hierbei ist ja das ganze Leben mit<br />
seinen zahllosen uns verborgenen Verzweigungen mit im Spiel. Der beste, scharfsinnigste<br />
Schachspieler kann nur einige kleine Züge voraussehen (…). Wieviele Schachzüge des Lebens<br />
aber sind uns denn bekannt? Und wieviel ist unbekannt! Indem Sie Ihr Samenkorn oder Ihr<br />
Almosen ausstreuen, ihre gute Tat vollbringen, geben Sie, in welcher Form es auch sei, einen<br />
Teil Ihrer Persönlichkeit hin und nehmen einen Teil der anderen Persönlichkeit in sich auf;<br />
in dieser Wechselbeziehung stehen Sie beide zueinander. Schenken Sie dieser Tatsache nur<br />
ein wenig Ihre Aufmerksamkeit und Sie werden durch die unerwartetsten Entdeckungen<br />
belohnt werden. Sie werden Ihre Aufgabe schliesslich als eine Art Wissenschaft betrachten;<br />
sie wird Ihr ganzes Leben absorbieren und kann zugleich Ihr ganzes Leben ausfüllen.<br />
Andererseits können alle Ihre Gedanken, alle die Samenkörner, die Sie ausgestreut haben<br />
und die von Ihnen selbst vielleicht schon vergessen worden sind, sich verkörpern und<br />
heranwachsen; wer sie von Ihnen empfangen hat, wird sie einem anderen weitergeben. Und<br />
woher können Sie wissen, welchen Anteil Sie an der zukünftigen Gestaltung der Geschicke<br />
des Menschengeschlechts haben werden? Wenn aber das Wissen und ein ganzes Leben in<br />
dieser Arbeit Sie zu guter Letzt dafür befähigen, der Welt einen gewaltigen Samen,<br />
einen gewaltigen Gedanken als Erbe zu hinterlassen, dann…“<br />
(Ippolit zu Bachmutoff)<br />
***<br />
„…ich war ein Mensch, der schon seine letzten Lebenstage zählte,<br />
er aber war so erfüllt von unmittelbarem Leben, von der Gegenwart des Lebens,<br />
ohne jede Sorge um ‚letzte’ Ergebnisse, um Bezifferung des jeweils Erlebten oder<br />
um gleichviel was sonst, wenn es nicht damit zusammenhing, was er… worauf er…<br />
nun, sagen wir, wovon der besessen war.“<br />
(Ippolit über Rogoshin)<br />
***<br />
„Beim Fortgehen gab ich ihm zu verstehen, das ungeachtet allen Unterschiedes und aller<br />
Gegensätze zwischen uns, die äussersten Enden der Gegensätze sich berühren (‚les extrêmes<br />
se touchent’ – ich erklärte ihm das auf Russisch), so dass vielleicht auch er gar nicht so weit<br />
entfernt sei von meiner ‚letzten Überzeugung’ [von der guten Tat], wie es zunächst scheine.<br />
Auf diese flüchtige Bemerkung antwortete er nur mit einer sehr verdrossenen und sauren<br />
Grimasse, stand auf, brachte mir meine Mütze, indem er tat, als hätte ich von selbst<br />
187/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
aufbrechen wollen, und führte mich ganz einfach aus seinem düsteren Haus hinaus, unter<br />
dem Anschein, mir aus Höflichkeit das Geleit zu geben. Sein Haus überraschte mich;<br />
es erinnert an einen Friedhof, ihm aber scheint es zu gefallen, was übrigens verständlich ist:<br />
ein so volles unmittelbares Leben, wie er es lebt, ist gar zu angefüllt mit sich selbst,<br />
um noch einer Ausstattung zu bedürfen.“<br />
(Ippolit über Rogoshin)<br />
***<br />
„Es gibt in extremen Fällen einen gewissen Grad letzter zynischer Aufrichtigkeit,<br />
wo ein nervöser, überreizter und schon völlig aus dem Gleichgewicht geratener Mensch<br />
schliesslich gar <strong>nichts</strong> mehr fürchtet und meinethalben auch zu jedem Skandal bereit ist,<br />
ja sogar mit Wonne einen solchen hervorruft…“<br />
(Erzähler)<br />
***<br />
„Bleiben Sie [Fürst] so stehen, ich werde ‚Sie’ ansehen.<br />
Ich nehme Abschied vom Menschen.“<br />
(Ippolit zum Fürsten)<br />
***<br />
„Was Sie sagen, ist <strong>nichts</strong> als Wahrheit, und schon deshalb ist es ungerecht.“<br />
(Aglaja zum Fürsten)<br />
***<br />
„Ich halte Sie für den ehrlichsten und wahrheitsliebendsten Menschen,<br />
der ehrlicher und wahrheitsliebender als alle anderen ist; und wenn man von Ihnen sagt,<br />
dass Ihr Verstand manchmal krank sei, so ist das ungerecht; davon habe ich mich überzeugt<br />
und deshalb habe ich das auch verfochten, denn wenn Sie auch tatsächlich einen kranken<br />
Verstand haben sollten (Sie werden mir das natürlich nicht übelnehmen, ich betrachte das<br />
doch von einem höheren Standpunkt aus), so ist dafür Ihr Hauptverstand besser als<br />
bei ihnen allen, ist sogar so, wie die sich noch keinen haben träumen lassen,<br />
denn es gibt zwei Arten von Verstand: einen Hauptverstand und einen nicht so wichtigen.“<br />
(Aglaja zum Fürsten)<br />
***<br />
„Mit Ihnen möchte ich, über alles, alles reden dürfen, selbst über das Wichtigste,<br />
sobald ich will; und Sie dürfen Ihrerseits auch <strong>nichts</strong> vor mir verbergen.<br />
Ich möchte wenigstens mit einem Menschen über alles reden dürfen<br />
wie mit mir selbst.“<br />
(Aglaja zum Fürsten)<br />
***<br />
„Takt und Würde lehrt das eigene Herz und nicht der Tanzmeister!“<br />
(Lisaweta über den Fürsten)<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„…ich bin sowohl geistig wie seelisch ein niedriger Mensch, aber fragen Sie wen Sie wollen,<br />
sogar einen richtigen Schuft, nicht nur einen bloss niedrigen Menschen:<br />
mit wem er lieber zu tun hat, mit einem Schuft, wie er selber einer ist,<br />
oder mit dem edelsten Menschen, wie Sie einer sind, hochverehrter Fürst?<br />
Sie können sicher sein, dass er die Frage zugunsten des letzteren beantworten wird,<br />
und eben darin liegt der Triumph der Tugend!...“<br />
(Lebedeff zum Fürsten)<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Margot Bickel<br />
„Eines Menschen Heimat ist auf keiner Landkarte zu finden,<br />
nur in den Herzen der Menschen, die ihn lieben.“<br />
***<br />
„Die größte Mutprobe für den, der fernab der Hauptstraßen des Lebens<br />
seinen Weg gehen will, besteht wohl darin,<br />
die Einsamkeit als einen beständigen Wegbegleiter anzunehmen.“<br />
***<br />
„Der Mutige kann grosse Dinge vollbringen,<br />
denn es sind die Abenteurer, denen Unwahrscheinliches gelingt.“<br />
Oscar Wilde<br />
„Ja, ich bin ein Träumer, denn nur Träumer finden ihren Weg durchs Mondlicht<br />
und erleben die Morgendämmerung, bevor die Welt erwacht.“<br />
Ernst R. Hauschka<br />
„Wenn ein freundlicher Mensch auch noch zuverlässig ist,<br />
dann haben wir es schon mit einem halben Engel zu tun.“<br />
C.M. Wieland<br />
„Nichts halb zu tun, ist edler Geister Art.“<br />
Heinrich Leuthold<br />
„Habe den Mut zur Wahrheit! Das kostet Dich zwar viele Freunde,<br />
aber es zeigt Dir zugleich, was Du an ihnen verlorst.“<br />
Jean-Baptiste Molière<br />
„Gewalt findet nie den Weg zum Herzen.“<br />
William Shakespeare<br />
„Ein tiefer Fall führt oft zu höherem Glück.“<br />
Heraklit<br />
„Mit seinen Gedanken<br />
hat sich der Mensch entfesselt.<br />
Mit seinem Mund und seiner Hand<br />
zäunt er sich selbst wieder ein.“<br />
Christoph A. Tiedge<br />
„Die Freundschaft ist die Heiligste der Gaben;<br />
<strong>nichts</strong> Heiligeres könnt’ uns ein Gott verleihn.<br />
Sie würzt die Freud und mildert jede Pein.<br />
Einen Freund kann jeder haben,<br />
der selbst versteht,<br />
ein Freund zu sein.“<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Ralph Waldo Emerson<br />
„Wahrer Reichtum besteht nicht im Besitz,<br />
sondern im Geniessen.“<br />
Marie von Ebner-Eschenbach<br />
„Die Leute, denen man nie widerspricht,<br />
sind entweder die, welche man am meisten liebt,<br />
oder die, welche man am geringsten achtet.“<br />
Albert Camus<br />
„Es ist bitter, wenn man nicht geliebt wird.<br />
Aber es ist ein grosses Unglück, wenn man nicht liebt.“<br />
Berthold Brecht<br />
„Ich habe meine Meinung nicht, weil ich hier bin.<br />
Ich bin hier, weil ich meine Meinung habe.“<br />
***<br />
„Die Wunschkraft ist besonders bei Menschen,<br />
die im Zeichen des Skorpions geboren wurden,<br />
eines ihrer machtvollsten ‚Werkzeuge’.“<br />
***<br />
„Ohne alle Sinnlichkeit kann keine Liebe sein.“<br />
Ernst Wiechert<br />
„Nur, wer die Herzen bewegt, bewegt die Welt.“<br />
J.W. v. Goethe<br />
„Der Dichter:<br />
Wenn der Mensch in seiner Qual verstummt,<br />
gab mir ein Gott zu sagen, wie ich leide.“<br />
Friedrich Dürrenmatt<br />
„Je planmässiger die Menschen vorgehen,<br />
desto wirksamer mag sie der Zufall treffen.“<br />
C.W. Wieland<br />
„Nichts auf der Welt ist so weit weg<br />
wie der Weg vom guten Vorsatz zur guten Tat.“<br />
Friedrich Nietzsche<br />
„Ehret mir die Schauspieler!<br />
Und sucht die besten nicht auf der Bühne!“<br />
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<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Baruch Spinoza<br />
„Ich habe mich immer bemüht,<br />
der Menschen Handeln weder zu belachen<br />
noch zu beweinen,<br />
noch zu verabscheuen,<br />
sondern zu begreifen.“<br />
Friedrich Nietzsche<br />
„Kein Künstler erträgt die Wirklichkeit.“<br />
Alec Guinness<br />
„Das Üble an den Minderwertigkeitskomplexen ist,<br />
dass die falschen Leute sie haben.“<br />
Marie von Ebner-Eschenbach<br />
„Die Frau, die ihren Mann nicht beeinflussen kann, ist ein Gänschen;<br />
die Frau, die ihn nicht beeinflussen will – eine Heilige.“<br />
Jean Baptiste Molière<br />
„Neugier ist eine Tochter der Eifersucht.“<br />
Marie von Ebner-Eschenbach<br />
„Den Menschen, die grosse Eigenschaften besitzen,<br />
verzeiht man kleine Fehler am schwersten.“<br />
Heinz Eggert<br />
„Scheitern ist nicht so schlimm – schlimm ist, <strong>nichts</strong> versucht zu haben.“<br />
J.W. v. Goethe<br />
„Wenn es Dir im Kopf und Herzen schwirrt,<br />
was willst Du Besseres haben?<br />
Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt,<br />
der lasse sich begraben!“<br />
Seneca<br />
„Was nützt es Dir, keinen Mitwisser zu haben,<br />
da Du ein Gewissen hast?“<br />
Oscar Wilde<br />
„Man muss mittelmässig sein,<br />
wenn man beliebt sein will.“<br />
Friedrich Nietzsche<br />
„Manche hören nur die Fragen,<br />
auf welche sie imstande sind,<br />
eine Antwort zu geben.“<br />
192/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Blaise Pascal<br />
„Neugier ist <strong>nichts</strong> als Eitelkeit!<br />
Meist will man nur wissen,<br />
um davon reden zu können.“<br />
Ludwig Börne<br />
„Trost gibt der Himmel,<br />
von den Menschen erwartet man Beistand.“<br />
Bertrand Russell<br />
„Menschen, die immer nur daran denken, was andere über sie denken,<br />
wären sehr überrascht, wenn sie wüssten,<br />
wie wenig die anderen über sie nachdenken.“<br />
Jean Cocteau<br />
„Die Menschheit besteht aus einigen wenigen Vorläufern,<br />
sehr vielen Mitläufern und<br />
einer unübersehbaren Zahl von Nachläufern.“<br />
Heimito von Doderer<br />
„Man muss manchmal<br />
von einem Menschen fortgehen,<br />
um ihn zu finden.“<br />
Giacomo Casanova<br />
„Die Tochter des Neides ist die Verleumdung.“<br />
J.W. v. Goethe<br />
„Jeder hat etwas in seiner Natur, das,<br />
wenn er es öffentlich ausspräche,<br />
Missfallen erregen müsste.“<br />
Marie von Ebner-Eschenbach<br />
„Begeisterung spricht nicht immer für den,<br />
der sie erweckt,<br />
aber immer für den, der sie empfindet.<br />
Hermann Hesse<br />
„Menschen mit Mut und Charakter<br />
sind den anderen immer unheimlich.“<br />
Federico Fellini<br />
„Moral ist der ständige Kampf<br />
gegen die Rebellion der Hormone.“<br />
193/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Bernhard Auerbach<br />
„Musik allein ist die Weltsprache<br />
und braucht nicht übersetzt zu werden.“<br />
Gottfried Ephraim Lessing<br />
„Der Wille und nicht die Gabe macht den Geber.“<br />
Matthias Claudius<br />
„Freiheit besteht darin,<br />
dass man alles tun kann,<br />
was einem anderen nicht schadet.“<br />
Victor Hugo<br />
„Musik drückt das aus,<br />
was nicht gesagt werden kann<br />
und worüber es unmöglich ist,<br />
zu schweigen.“<br />
Marie von Ebner-Eschenbach<br />
„Nicht jene, die streiten, sind zu fürchten,<br />
sondern jene, die ausweichen.“<br />
***<br />
„Es gibt wenige aufrichtige Freunde –<br />
die Nachfrage ist aber auch gering.“<br />
Seneca<br />
„Manches muss man heilen,<br />
ohne dass der Kranke davon weiss.“<br />
J.W. v. Goethe<br />
„In meinen Adern welches Feuer!<br />
In meinem Herzen welche Glut!<br />
Friedrich von Schiller<br />
„Der Weg zum Kopf<br />
muss durch das Herz geöffnet werden.“<br />
Dschuang Tse<br />
„Man kann sich nicht mit einem Brunnenfrosch über den Ozean unterhalten.“<br />
Wilhelm Busch<br />
„Dumme Gedanken hat jeder,<br />
nur der Weise verschweigt sie.“<br />
194/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Gerhart Hauptmann<br />
„Wer tiefer irrt,<br />
der wird auch tiefer weise.“<br />
Theodor Adorno<br />
„Die Welt im Ich zu gestalten<br />
ist der Sinn des Lebens.“<br />
J.W. v. Goethe<br />
„Wenn Du nicht irrst,<br />
kommst Du nicht zu Verstand.“<br />
***<br />
„Das Ausserordentliche<br />
geschieht nicht auf glattem,<br />
gewöhnlichem Wege.“<br />
Friedrich von Schiller<br />
„Das Herz<br />
und nicht die Meinung<br />
ehrt den Menschen.“<br />
***<br />
„Dem Glücklichen<br />
schlägt keine Stunde.<br />
Der Unglückliche ist es,<br />
dem jede Stunde schlägt.“<br />
Peter Ustinov<br />
„Vorurteile sind gefrorene Gedanken.“<br />
J.W. v. Goethe<br />
„Die Menschen begreifen gar nicht,<br />
wie ernst man sein muss,<br />
um heiter zu sein.“<br />
***<br />
„Einen Regenbogen,<br />
der eine Viertelstunde steht,<br />
sieht man nicht mehr an.“<br />
Max Thürkauf<br />
„Was wir heute denken,<br />
werden wir morgen sein.“<br />
195/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Werner Mitsch<br />
„Keiner verrechnet sich mehr als der,<br />
der mit Menschen rechnet.“<br />
Stanislaw Lec<br />
„Ein gutes Beispiel erkennt man daran,<br />
dass es nicht ansteckend ist.“<br />
Erich Kästner<br />
„Es gibt <strong>nichts</strong> Gutes,<br />
ausser man tut es.“<br />
Thomas Carlyle<br />
„In Büchern liegt die Seele der Vergangenheit.“<br />
Hans Lohberger<br />
„Der Traum ist die Wirklichkeit<br />
des Unbewussten.“<br />
J.W. v. Goethe<br />
„Von der besten Gesellschaft sagt man:<br />
Ihr Gespräch ist unterrichtend,<br />
ihr Schweigen bildend.“<br />
Berthold Brecht<br />
„Nicht die Taten<br />
bewegen die Menschen,<br />
sondern die Worte über Taten.“<br />
Jean-Jacques Rousseau<br />
„Je verderbter das Innere,<br />
desto wichtiger das Äussere.“<br />
Georg Christoph Lichtenberg<br />
„Belehrung<br />
findet man öfter in der Welt<br />
als Trost.“<br />
Cicero<br />
„Nicht ist zu schwer für den,<br />
der liebt.“<br />
J.W. v. Goethe<br />
„Der Mensch wirkt alles,<br />
was er vermag,<br />
auf den Menschen<br />
durch seine Persönlichkeit.“<br />
196/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Seneca<br />
„Über raue Pfade<br />
zu den Sternen!“<br />
William Somerset Maugham<br />
„Originalität ist etwas,<br />
was man nie mit Absicht erreicht.“<br />
Otto von Bismarck<br />
„Vertrauen ist eine zarte Pflanze.“<br />
J.W. v. Goethe<br />
„Himmelhoch jauchzend,<br />
zu Tode betrübt;<br />
glücklich allein<br />
ist die Seele, die liebt.“<br />
Blaise Pascal<br />
„Das Herz hat Gründe,<br />
die der Verstand nicht kennt.“<br />
***<br />
„Hunderttausende sagen:<br />
Einer allein kann ja doch <strong>nichts</strong> machen!“<br />
Günter Gaus<br />
„Es gibt eine Art zu scheitern,<br />
die schöner ist,<br />
als Erfolg zu haben.“<br />
Thomas von Aquin<br />
„Steuern sind ein erlaubter Fall von Raub.“<br />
Kurt Tucholsky<br />
„Freundschaft,<br />
das ist Heimat.“<br />
Werner Mitsch<br />
„Der Geiz ist die Armut der Reichen.“<br />
Novalis<br />
„Die Poesie<br />
heilt die Wunden,<br />
die der Verstand schlägt.“<br />
197/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Pierre Daninos<br />
„Zyniker sind Menschen,<br />
die laut sagen,<br />
was andere denken.“<br />
Karl Jaspers<br />
„Der Mensch<br />
ist immer mehr,<br />
als er von sich weiss.“<br />
Heraklit<br />
„Vielwisserei gibt noch keinen Verstand.“<br />
Earl of Chesterfield<br />
„Sei klüger als andere,<br />
aber sage es ihnen nicht.“<br />
Friedrich von Schiller<br />
„Das Herz<br />
ist ein Betrüger.“<br />
„Sei vorsichtig damit, Freunden Geld zu leihen.<br />
Du könntest beides verlieren.“<br />
J.W. v. Goethe<br />
„Allwissend bin ich nicht;<br />
doch viel ist mir bewusst.“<br />
(Mir) unbekannte Verfasser<br />
„Es kommt darauf an, dass Du Dir wünschst, was Dir wirklich dient,<br />
weil auch Deine unbedachten Wünsche in Erfüllung gehen können.“<br />
***<br />
„Mit dem nackten Körper stets den Begriff der Erotik zu verbinden,<br />
das ist ungefähr so intelligent, wie beim Mund stets ans Essen zu denken.“<br />
***<br />
„Erotik ist Überwindung von Hindernissen.<br />
Das verlockendste und populärste Hindernis ist die Moral.“<br />
***<br />
„Gute Menschen reizen die Geduld.<br />
Böse Menschen reizen die Fantasie.“<br />
***<br />
198/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Es gibt keine erotische Beziehung,<br />
in der von den Liebenden die Wahrheit nicht immer gefühlt<br />
und nicht immer wieder jede Lüge geglaubt würde.“<br />
***<br />
„Wer an die Freiheit des menschlichen Willens glaubt,<br />
hat nie gehasst und nie geliebt.“<br />
***<br />
„Wenn die meisten sich schon armseliger Kleider und Möbel schämen,<br />
wie viel mehr sollten wir uns da erst armseliger Ideen und Weltanschauungen schämen!“<br />
***<br />
„Erotik ist keine Freizeitbeschäftigung, sondern eine Konzentrationsaufgabe.<br />
Wer das nicht versteht, wird ihre Intensität nie wirklich erleben.“<br />
***<br />
„Freundschaft ist nicht nur ein köstliches Geschenk,<br />
sondern eine dauerhafte Aufgabe.“<br />
***<br />
„Wenige haben den Mut, zu essen, wenn sie hungern,<br />
noch weniger den Mut, zu schlafen, wenn sie müde sind.<br />
Alle haben wir eine Neigung,<br />
uns zum Sklaven der Stunde und Überlieferung zu machen.<br />
***<br />
„Was nennen die Menschen am liebsten dumm?<br />
Das Gescheite, das sie nicht verstehen.“<br />
***<br />
„Wem viele gehässige Schwätzer sich anfeinden,<br />
der muss von grosser Ehre sein.“<br />
***<br />
„Erotik beginnt und endet bei mir im Kopf.<br />
Erst wenn mich der Geist des anderen fasziniert,<br />
drängen mich auch Fantasie und Körper zu ihm hin.“<br />
***<br />
„Der Irrtum wiederholt sich immerfort in der Tat.<br />
Deswegen muss man das Wahre unermüdlich in Worten wiederholen.“<br />
***<br />
„Erotik ist der unerklärbare Reiz, bei dem man sich zwar kennenlernen darf,<br />
aber doch immer fremd bleiben muss.“<br />
199/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„Das Problem der Menschheit ist,<br />
dass nicht mehr den Träumen,<br />
sondern dem Geld nachgeeifert wird.“<br />
***<br />
„Die Talente sind oft gar nicht so ungleich.<br />
Im Fleiss und im Charakter liegen die Unterschiede.“<br />
***<br />
„Geniesse mit Fantasie!<br />
Alle Genüsse sind letztlich Einbildung.<br />
Wer die beste Fantasie hat,<br />
hat den grössten Genuss!“<br />
***<br />
„Führen wir doch endlich Krieg gegen unsere eigenen Miserabilitäten,<br />
unsere Schwächen und Unvernünftigkeiten! Gegen die Feinde in uns, die Stupidität,<br />
Gewohnheit, den Luxus, das Vorurteil, innere Feigheit und Verlogenheit…,<br />
die müssen wir bekriegen!“<br />
***<br />
„Je mehr Du Dich selbst liebst, je mehr bist Du Dein eigener Feind.“<br />
***<br />
„Gott hat uns ein Gesicht gegeben – aber lachen müssen wir schon selbst.“<br />
***<br />
„Dauerhafte Liebe findest Du, wenn Du prüfst,<br />
wie und wem Du Deine Liebe schenkst<br />
und Dich nicht blenden lässt.“<br />
***<br />
„Verlange von Dir selber viel und sprich zu Dir: Ich will – ich soll!<br />
Den andern aber hilf ans Ziel und sei im Fordern rücksichtsvoll!“<br />
***<br />
„Das Geheimnis der Erotik ist das Bewusstsein von Distanz.“<br />
***<br />
„Der Eifersüchtige ereifert sich weniger über den Verlust des geliebten Menschen<br />
als darüber, dass ein anderer ihm vorgezogen wird.<br />
Denn in der Eifersucht steckt mehr Liebe zu sich selbst als zum anderen.“<br />
***<br />
„Man muss immer mit denen rechnen,<br />
auf die man nicht zählen kann.“<br />
200/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„Zum Handeln gehört wesentlich Charakter,<br />
und ein Mensch von Charakter ist ein anständiger Mensch,<br />
der als solcher bestimmte klare Ziele vor Augen hat<br />
und diese mit unbeirrbarer Festigkeit verfolgt.“<br />
***<br />
„Jede Naivität läuft Gefahr, lächerlich zu werden, verdient es aber nicht,<br />
denn es liegt in jeder Naivität ein unreflektiertes Vertrauen und ein Zeichen von Unschuld.“<br />
***<br />
„Dass etwas schwer ist, muss uns ein Grund mehr sein, es zu tun.“<br />
***<br />
„Der Utopist sieht das Paradies,<br />
der Realist das Paradies plus Schlange.“<br />
***<br />
„Erotik verhält sich zur Sexualität wie Gewinn zu Verlust.“<br />
***<br />
„Wer von seinem Tag nicht zwei Drittel für sich selbst hat, ist ein Sklave.“<br />
***<br />
„Was nützt es dem Menschen,<br />
wenn er lesen und schreiben gelernt hat,<br />
aber das Denken anderen überlässt.“<br />
***<br />
„Man führt nicht mehr genug <strong>Selbst</strong>gespräche heutzutage.<br />
Man hat wohl Angst, sich selbst die Meinung zu sagen.“<br />
***<br />
„Wir alle leben unter dem gleichen Himmel,<br />
aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.“<br />
***<br />
„Was alle sagen, ist noch lange nicht richtig.<br />
Was nur wenige glauben, ist noch lange nicht falsch.<br />
Was kein Mensch sich vorstellen kann, ist noch lange nicht unmöglich.“<br />
***<br />
„Wenn einer keine Angst hat, hat er keine Fantasie.“<br />
***<br />
„Man beherrscht die Menschen immer mit dem Kopf.<br />
201/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Mit einem guten Herzen spielt man nicht Schach.“<br />
***<br />
„Man darf seine Fantasie nicht durch die Wirklichkeit korrumpieren lassen.“<br />
***<br />
„Drei Dinge helfen, die Mühseligkeiten des Lebens zu tragen:<br />
Die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen.“<br />
***<br />
„Ein Freund ist einer, der kommt, wenn alle anderen gehen.“<br />
***<br />
„Das Unbewusste ist viel moralischer, als das Bewusste wahrhaben will.“<br />
***<br />
„Eine Sache überzeugt uns umso mehr,<br />
je mehr uns der Mensch überzeugt,<br />
der sie vertritt.“<br />
***<br />
„Keine Gabe wirkt mächtiger und hinreissender im Menschen<br />
als die der Fantasie.“<br />
***<br />
„Willst Du den Charakter eines Menschen erkennen,<br />
so gib ihm Macht über Dich.“<br />
***<br />
„<strong>Dafür</strong> bin ich ein Mensch, dass ich aushalte in dem, was ich begonnen,<br />
dass ich einstehe mit Leib und Seele für das Trachten meines Geistes.“<br />
***<br />
„Nicht Sprüche sind es, woran es fehlt, die Bücher sind voll davon.<br />
Woran es fehlt, sind Menschen, die sie anwenden.“<br />
***<br />
„Immer lernt der Kluge vom Dummen mehr<br />
als der Dumme vom Klugen.“<br />
***<br />
„Plausible Unmöglichkeiten sollten<br />
unplausiblen Möglichkeiten<br />
immer vorgezogen werden.“<br />
***<br />
202/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Ein Dichter wird immer mit dabei sein,<br />
aber nie dazugehören.“<br />
***<br />
„Wer hohe Türme bauen will,<br />
muss lange beim Fundament verweilen.“<br />
***<br />
„Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,<br />
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann<br />
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“<br />
***<br />
„Der Unverstand ist die unbesiegbarste Macht auf Erden.“<br />
***<br />
„Es ist nicht genug, beschäftigt zu sein; das sind auch die Ameisen.<br />
Die Frage ist: Womit sind wir beschäftigt?“<br />
***<br />
„Ein Konservativer ist ein Mensch, der sitzt und denkt; zumeist aber sitzt.“<br />
***<br />
„Die Macht, die geliebte Menschen über uns besitzen,<br />
ist fast immer grösser als die, die wir über uns selbst haben.“<br />
***<br />
„Humor ist nicht erlernbar. Neben Geist und Witz setzt er vor allem<br />
ein grosses Mass an Herzensgüte voraus, an Geduld, Nachsicht und Menschenliebe.“<br />
***<br />
„Das sogenannte schwache Geschlecht ist meist das stärkere Geschlecht –<br />
wegen der Schwäche, die das stärkere Geschlecht für das schwache Geschlecht hat.“<br />
***<br />
„Kein Mensch ist so beschäftigt, dass er nicht die Zeit hat,<br />
überall zu erzählen, wie beschäftigt er ist.“<br />
***<br />
„Die kürzesten Wörter, nämlich ‚ja’ und ‚nein’,<br />
erfordern das meiste Nachdenken.“<br />
***<br />
„Wahrhaft ungütig sind wir nur gegen Menschen,<br />
von denen wir zu wissen glauben,<br />
dass sie uns niemals verloren gehen können.“<br />
203/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„Den eigenen Pfad durch den Urwald zu finden,<br />
war schon immer schwieriger,<br />
als den breiten Trampelpfaden der Masse zu folgen.“<br />
***<br />
„In der Bildung der Kleingeister<br />
nimmt den ersten Platz<br />
die Bescheid-Wissenschaft ein.“<br />
***<br />
„Der Mensch, der nur sich selber liebt,<br />
hasst <strong>nichts</strong> so sehr, als mit sich selbst allein zu sein.“<br />
***<br />
„Man muss denken wie die wenigsten<br />
und reden wie die meisten.“<br />
***<br />
„So mancher, der den Wunsch hat, ewig zu leben,<br />
weiss oft nicht, wie er eine kurze Stunde ausfüllen soll.“<br />
***<br />
„Macht ist die Fähigkeit, nicht zuhören zu müssen,<br />
weil man das Sagen hat.“<br />
***<br />
„Die Natur verleiht ihre Gaben gerecht:<br />
Die mit dem schwachen Verstand<br />
bekommen die lauteste Stimme.“<br />
***<br />
„Erst in einer Zeit der Unruhe kann man Treue erkennen.“<br />
***<br />
„Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht,<br />
werfen selbst Zwerge einen Schatten.“<br />
***<br />
„Prüderie und Entrüstung findet sich bei denen,<br />
die ein kleines Geheimnis zu verstecken haben.“<br />
***<br />
„Die Liebe allein versteht das Geheimnis,<br />
andere zu beschenken und dabei selbst reich zu werden.“<br />
***<br />
204/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
„Immer wenn man die Meinung der Mehrheit teilt,<br />
ist es Zeit, sich zu besinnen.“<br />
***<br />
„Bei vielen Leuten beginnt das Gewissen erst dort,<br />
wo der Vorteil aufhört.“<br />
***<br />
„Das Wort des Menschen ist sein Wesen.“<br />
***<br />
„Viele klagen über ihr schwaches Gedächtnis,<br />
aber nur wenige über ihren schwachen Verstand.“<br />
***<br />
„Menschen sind wie ein Bumerang – man muss sie im richtigen Moment loslassen,<br />
damit sie wieder zu Dir zurückkommen.“<br />
***<br />
„Auf zweierlei kann man sich nie verlassen:<br />
Wenn man Böses tut, dass es verborgen bleibt;<br />
wenn man Gutes tut, dass es bemerkt wird.“<br />
***<br />
„Die Geschichte kennt mehr Vorbilder von treuen Hunden,<br />
denn von treuen Menschen.“<br />
***<br />
„Nichts wahrhaft Wertvolles erwächst aus Ehrgeiz oder blossem Pflichtgefühl,<br />
sondern vielmehr aus Liebe und Treue zu Menschen und Dingen.“<br />
***<br />
„Für seinen Hund ist jeder Mensch ein Napoleon.<br />
Darum sind Hunde so beliebt.“<br />
***<br />
„Kühner, als das Unbekannte zu erforschen,<br />
kann sein, das Bekannte zu bezweifeln.“<br />
***<br />
„Prüde Leute haben eine schmutzige Fantasie.“<br />
***<br />
„Wenn durch einen Menschen<br />
ein wenig mehr Licht und Wahrheit in der Welt war,<br />
hat sein Leben einen Sinn gehabt.“<br />
205/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„Die Konsequenzen unserer guten Handlungen verfolgen uns unerbittlich<br />
und sind oft schwerer zu tragen als die der bösen.“<br />
***<br />
„Bei grossen Dingen genügt es auch,<br />
sie gewollt zu haben.“<br />
Stefan Zweig (1881 – 1941)<br />
„Immer leben von den Millionen und Millionen Zeitgenossen<br />
die meisten keineswegs die Geschichte mit, sondern nur ihr eigenes Leben…(…)<br />
Und wenn ich mich selbst frage, woran ich am tiefsten leide in dieser Zeit, so ist es,<br />
dass ich bekennen muss, nicht mehr fähig zu sein, alles mitfühlen zu können in einer Zeit,<br />
die ein solches Unmass und Übermass des Leiden schafft, dass sie mit den Menschen<br />
auch die Kraft des Mitleidens für menschliches Leiden mordet.“<br />
Unbekannter Verfasser<br />
„Der Mensch ist, was er denkt.<br />
Was er denkt, strahlt er aus.<br />
Was er ausstrahlt, zieht er an.“<br />
Marcel Pagnol<br />
„Liebeskummer ist wie ein Diamant;<br />
man sollte ihn mit Fassung tragen.“<br />
Unbekannter Verfasser<br />
„Sein Herz zu verlieren, ist die schönste Art,<br />
festzustellen, dass man eins hat.“<br />
William Shakespeare (1564 - 1616)<br />
„Der Kummer, der nicht spricht,<br />
nagt am Herzen, bis es bricht.“<br />
Henri Amoroso<br />
„Je höher das geistige Niveau des Individuums,<br />
desto größer die sexuelle Mobilität.“<br />
Adelheid Keller<br />
„Alles, was man mit Leidenschaft tut,<br />
fordert Herzblut!“<br />
Unbekannter Autor<br />
„Leidenschaft ist das einzige Leiden,<br />
von dem man nicht geheilt werden möchte.“<br />
206/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Unbekannter Autor<br />
„Versuche zu kriegen, was Du liebst,<br />
sonst bist Du gezwungen, das zu lieben, was Du kriegst.“<br />
Niccolò Machiavelli (1469-1527)<br />
„Jeder sieht, was Du scheinst,<br />
nur wenige fühlen,<br />
was Du bist.“<br />
Fjodor Dostojewski in seinem Briefroman ‚Arme Leute’<br />
(Zitat der Figur Fürst W.F. Odojewski)<br />
„Nein, diese Romanschriftsteller! Statt etwas Nützliches, Angenehmes, Erfreuliches zu<br />
schreiben, graben sie allerlei Geheimnisse aus dem Verborgenen aus! ... Ich würde ihnen<br />
geradezu verbieten zu schreiben! Was hat man davon: Man liest und versinkt unwillkürlich<br />
in Gedanken, und dann kommt einem aller mögliche Unsinn in den Kopf! Wirklich, ich<br />
würde ihnen verbieten zu schreiben; einfach ganz und gar verbieten würde ich es ihnen...“<br />
Friedrich Nietzsche (1844 – 1900)<br />
„Willst Du Seelenruhe und Glück erstreben, nun so glaube,<br />
willst Du ein Jünger der Wahrheit sein, so forsche.“<br />
Henry Miller<br />
„Die Wahrheit liegt meist am Rande, nicht in der Mitte.“<br />
Arthur Schopenhauer<br />
„Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren:<br />
vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, dass selbst wer ihr Alles opfert,<br />
noch nicht ihrer Gunst gewiss sein darf.“<br />
Ralph Waldo Emerson<br />
„Was wir am nötigsten brauchen, ist ein Mensch, der uns zwingt,<br />
das zu tun, was wir können.“<br />
Albert Schweitzer<br />
„Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur,<br />
bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen.“<br />
Arthur Schopenhauer<br />
„Man muss denken, wie die wenigsten und reden wie die meisten.“<br />
Friedrich Nietzsche<br />
„Die Hoffnung ist eine viel grössere Stimulierung des Lebens als irgendein Glück.“<br />
Marie von Ebner-Eschenbach<br />
„Der Umgang mit einem Egoisten ist darum so verderblich, weil die Notwehr uns zwingt,<br />
allmählich in seine Fehler zu verfallen.“<br />
207/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Pablo Picasso<br />
„Wenn es nur eine einzige Wahrheit gäbe,<br />
könnte man nicht hundert Bilder über dasselbe Thema malen.“<br />
Arthur Schopenhauer<br />
„Für eine gelungene Rede gebrauche gewöhnliche Worte und sage ungewöhnliche Dinge.“<br />
Friedrich Nietzsche<br />
„Man wird selten irren, wenn man extreme Handlungen auf Eitelkeit,<br />
mittelmässige auf Gewöhnung und kleinliche auf Furcht zurückführt.“<br />
Alumed Mohamed-Saleh<br />
„Entwicklungshilfe nimmt das Geld der Armen in den reichen Ländern<br />
und gibt es den Reichen in den armen Ländern.“<br />
Oscar Wilde<br />
„Jedermann kann für die Leiden eines Freundes Mitgefühle aufbringen.<br />
Es bedarf aber eines wirklich edlen Charakters,<br />
um sich über die Erfolge eines Freundes zu freuen.“<br />
Hilde Domin<br />
„Ich hatte mir <strong>nichts</strong> vorgenommen, es passierte, wie wenn man überfahren wird.<br />
Oder wie Liebe. Man handelt nicht, es passiert.“<br />
Ambroise-Paul Valêry (1871 - 1945)<br />
„Freunde gewinnt man, indem man sich eine Gunst erweisen lässt,<br />
nicht indem man eine Gunst erweist.“<br />
Cervantes<br />
„Einer der Wirkungen der Furcht ist es, die Sinne zu verwirren und zu machen,<br />
dass uns die Dinge anders erscheinen als sie sind.“<br />
Montaigne<br />
„Die Nützlichkeit des Lebens ist nicht in der Länge, sie ist im Gebrauch:<br />
mancher hat lange gelebt, der doch wenig gelebt hat.“<br />
Jean Paul<br />
„Nichts macht die Menschen vertrauter und gegen einander gutgesinnter<br />
als gemeinschaftliche Verleumdung eines Dritten.“<br />
Giavanni Bocaccio<br />
„Es ist besser, Genossenes zu bereuen, als zu bereuen, dass man <strong>nichts</strong> genossen hat.“<br />
Isaac Asimov<br />
„Gewalt ist die letzte Zuflucht des Unfähigen.“<br />
208/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Kurt Tucholsky<br />
„Die Grausamkeit der meisten Menschen ist ‚Fantasielosigkeit’<br />
und ihre Brutalität ‚Ignoranz’.“<br />
Thomas Jeffersen<br />
„Man muss jedem Hindernis Geduld, Beharrlichkeit und<br />
eine sanfte Stimme entgegenstellen.“<br />
George Bernard Shaw<br />
„Wer behauptet, die Frauen zu kennen, ist kein Gentleman.“<br />
Franz Kafka<br />
„Verbringe nicht die Zeit mit der Suche nach einem Hindernis. Vielleicht ist keines da.“<br />
Bill Watterson<br />
„Manchmal denke ich, der beste Beweis dafür,<br />
dass es anderswo im Universum intelligentes Leben gibt, ist der,<br />
dass noch keiner versucht hat, Kontakt mit uns aufzunehmen.“<br />
Orson Welles<br />
„Viele Menschen sind zu gut erzogen, um mit vollem Mund zu sprechen;<br />
aber sie haben keine Bedenken, dies mit leerem Kopf zu tun.“<br />
Oscar Wilde<br />
„Heutzutage kennen die Leute vor allem den Preis und nicht den Wert.“<br />
Hugo von Hofmannsthal<br />
„Reifer werden heisst schärfer trennen und inniger verbinden.“<br />
Voltaire<br />
„Jeder Mensch kommt mit einer sehr grossen Sehnsucht nach Herrschaft, Reichtum<br />
und Vergnügen sowie einem starken Hang zum Nichtstun auf die Welt.“<br />
Xenophon<br />
„Für einen Freund ist das Täuschen schimpflicher als das Getäuschtwerden.“<br />
William Shakespeare (1564-1616)<br />
„Ein tiefer Fall führt oft zu höherem Glück.“<br />
Konfuzius<br />
„Fordere viel von Dir selbst und erwarte wenig von anderen.<br />
So wird Dir viel Ärger erspart bleiben.“<br />
Arthur Schopenhauer<br />
„Unser Wahn eines kommenden Glücks ist stets trügerisch:<br />
Bald täuscht uns die Hoffnung, bald das Gehoffte.“<br />
209/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
Hermann Levin Goldschmidt<br />
„Wo ein Widerspruch laut wird, dort meint man, sei etwas falsch,<br />
statt zu begreifen, dass dort, wo kein Widerspruch vorliegt, etwas falsch sein muss.“<br />
Xenophon<br />
„Schlechte Leute kann man nicht anders fangen, als wenn man ihnen etwas gibt;<br />
edle Menschen werden am leichtesten durch Zutrauen und Liebe gewonnen.“<br />
Carl Gustav Jung<br />
„Denken ist schwer, darum urteilen die meisten.“<br />
Arthur Schopenhauer<br />
"Vermöge seiner Bildung sagt der Mensch nicht, was er denkt,<br />
sondern was andere gedacht haben und was er gelernt hat."<br />
***<br />
„Ganz er selbst sein, darf jeder nur, solange er allein ist;<br />
wer also nicht die Einsamkeit liebt, der liebt auch nicht die Freiheit:<br />
Denn nur wenn man allein ist, ist man frei.“<br />
Hermann Hesse<br />
"Sich wegwerfen können für einen Augenblick,<br />
Jahre opfern können für das Lächeln einer Frau, das ist Glück."<br />
Fjodor Dostojewski<br />
„Wenn Du einen Menschen richtig kennenlernen und etwas über sein innerstes Wesen<br />
in Erfahrung bringen willst, so mach Dir nicht erst die Mühe zu analysieren, wie er spricht,<br />
schweigt, weint oder von hehren Gedanken ergriffen wird.<br />
Du brauchst ihn bloß beim Lachen beobachten.<br />
Hat er ein gutes Lachen, ist er ein guter Mensch.“<br />
Carl Zuckmayer<br />
„Das Mittelmaß kann man nicht enttäuschen.“<br />
Immanuel Kant<br />
„Den Tod fürchten die am wenigsten, deren Leben am meisten Wert hat.“<br />
Boleslaw Barlog<br />
„Bildschöne Frauen sind selten charmant, weil sie es nicht nötig haben, charmant zu sein.<br />
Charme setzt kleine Fehler voraus, die man überdecken muß.“<br />
Aus Dänemark<br />
„Die Liebe ist einäugig, aber der Haß gänzlich blind.“<br />
J.W.v. Goethe<br />
„Es ist besser, man betrügt sich an seinen Freunden, als daß man seine Freunde betrüge.“<br />
210/211
<strong>Selbst</strong>- & <strong>Weltverständnis</strong><br />
***<br />
„Man spürt die Absicht und ist verstimmt.“<br />
Aus China<br />
„Es gibt drei Arten von Menschen, mit denen gut zu verkehren ist:<br />
Die innerlich Starken, die Aufrichtigen und die, die viel gelernt haben.“<br />
Stefan Zweig (1881 – 1942)<br />
„Gott ist der Schöpfer,<br />
und da er den Menschen nach seinem Ebenbilde geschaffen,<br />
will er ihn schöpferisch.“<br />
- Fortlaufend neue Einträge -<br />
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* Eine Auswahl an Zitaten, Passagen, Aphorismen und Gedichten verschiedener Künstler<br />
und ewiger Lebensstudenten... von Sanela Tadic<br />
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