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DEPRESSION<br />
«SWISS PARADISE»<br />
Ein Auszug aus dem autobiographis<strong>ch</strong>en<br />
Beri<strong>ch</strong>t von Rolf Lyssy<br />
«I<strong>ch</strong> hätte mi<strong>ch</strong> ohrfeigen können. Freiwillig<br />
war i<strong>ch</strong> in die Klinik eingetreten,<br />
auf Anraten meines Psy<strong>ch</strong>iaters Dr. K.<br />
Zuvor hatten wir es drei Monate lang<br />
mit ambulanter Gesprä<strong>ch</strong>stherapie und<br />
Psy<strong>ch</strong>opharmaka versu<strong>ch</strong>t. Vergebli<strong>ch</strong>.<br />
Am Gründonnerstag hatte si<strong>ch</strong> mein<br />
Zustand massiv vers<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tert: Die<br />
Angst und das zwanghafte Grübeln waren<br />
kaum mehr zu ertragen. I<strong>ch</strong> tigerte<br />
in der Wohnung herum, s<strong>ch</strong>lug zwis<strong>ch</strong>endur<strong>ch</strong><br />
immer wieder verzweifelt<br />
den Kopf an einen Türrahmen, um das<br />
wahnsinnige Rotieren der wirren, unkontrollierten<br />
Gedanken zu stoppen. I<strong>ch</strong><br />
ma<strong>ch</strong>te das tägli<strong>ch</strong>, s<strong>ch</strong>on seit Wo<strong>ch</strong>en.<br />
Ein Wunder, dass mein S<strong>ch</strong>ädel no<strong>ch</strong><br />
keinen S<strong>ch</strong>aden genommen hatte. Mir<br />
graute vor den bevorstehenden Pfingstfeiertagen:<br />
leere Tage, Alleinseinstage.<br />
In einem Anflug von Klarheit bes<strong>ch</strong>loss<br />
i<strong>ch</strong>, mi<strong>ch</strong> selbst einzuliefern, in die Klinik,<br />
die i<strong>ch</strong> zwei Wo<strong>ch</strong>en vorher s<strong>ch</strong>on<br />
mal vorsorgli<strong>ch</strong> beguta<strong>ch</strong>tet hatte.»<br />
«Swiss Paradise»<br />
Ein autobiographis<strong>ch</strong>er Beri<strong>ch</strong>t von Rolf Lyssy,<br />
Rüffer & Rub, Sa<strong>ch</strong>bu<strong>ch</strong>verlag, Züri<strong>ch</strong>, 2001<br />
Angehörigen-Hilfe<br />
Wie Angehörige reagieren sollten, ist<br />
für Rolf Lyssy no<strong>ch</strong> heute eine ungelöste<br />
Frage. «Überreagieren ist das Fals<strong>ch</strong>e, si<strong>ch</strong><br />
übermässig engagieren kann problematis<strong>ch</strong><br />
werden, denn der Kranke befindet si<strong>ch</strong> in<br />
einer negativen Spirale, die au<strong>ch</strong> Angehörige<br />
mitreissen kann», gibt er zu bedenken.<br />
Und er ist überzeugt, dass Freunde<br />
« DIE KRISE HAT MICH AN<br />
EINEN PUNKT GEBRACHT,<br />
WO ICH FRÜHER NICHT<br />
WAR.»<br />
und Bekannte einem Betroffenen in dieser<br />
Situation nur bedingt helfen können.<br />
«Man ist allein auf si<strong>ch</strong> gestellt und muss<br />
allein dur<strong>ch</strong> diese Krise. Das ist für Aussenstehende<br />
sehr s<strong>ch</strong>wer zu verstehen.»<br />
Heilung<br />
Waren es die Medikamente, der Klinikaufenthalt,<br />
die liebevollen Bemühungen seiner<br />
Familie, der Freundinnen und Freunde,<br />
die immer da waren, oder war es ganz einfa<strong>ch</strong><br />
die Zeit? Na<strong>ch</strong> se<strong>ch</strong>s Monaten verspürte<br />
Rolf Lyssy zuerst zaghaft ein positives<br />
Lebensgefühl, das von Tag zu Tag<br />
stärker wurde. Er konnte die Klinik verlassen<br />
und hatte ganz stark das Gefühl, dass er<br />
diesen Ort bestenfalls als Besu<strong>ch</strong>er, jedo<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t mehr als Patient aufsu<strong>ch</strong>en würde.<br />
«I<strong>ch</strong> hatte die Gewissheit, die <strong>Depression</strong><br />
überstanden zu haben.» Und er ist überzeugt,<br />
dass au<strong>ch</strong> eine sol<strong>ch</strong>e Krise einen<br />
Mens<strong>ch</strong>en stärker ma<strong>ch</strong>en kann. «Die Krise<br />
hat mi<strong>ch</strong> an einen Punkt gebra<strong>ch</strong>t, wo<br />
i<strong>ch</strong> früher ni<strong>ch</strong>t war. I<strong>ch</strong> fühle heute eine<br />
grosse Ausgegli<strong>ch</strong>enheit in mir.»<br />
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