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Cholera<br />
Anita Petek-Dimmer<br />
Cholera (Teil 1)<br />
Eine Krankheit von Flüchtlingslagern,<br />
Kriegsschauplätzen und Notzuständen in der Dritten Welt<br />
Beim Recherchieren für diesen Artikel haben mich die ungeheure Schnelligkeit<br />
und die Gefährlichkeit der Krankheit zur damaligen Zeit sehr betraf<br />
fen gemacht. Mittags noch fühlten sich die Menschen wohl und gesund, doch<br />
bereits abends wurden sie von den Totengräbern abgeholt. Die Geschichte<br />
der Cholera zeigt nicht nur das Bild einer grausamen Seuche, sondern die<br />
gesamte Tragödie der damaligen Zeit mit ihren Kriegen, Not, Elend und einer<br />
zur Gänze fehlenden Hygiene. Es war das, was wir heute in Unkenntnis<br />
der Dinge als" die gute alte Zeit" benennen.<br />
Die Krankheit und ihre Ursache<br />
Seit alters her ist die Cholera in Indien<br />
bekannt. Der Hinduname für die Krankheit<br />
war Mordechin, was soviel wie Darmtod<br />
heisst. Erst sei Anfang des 19. Jahrhunderts<br />
gelangte die Seuche auf andere<br />
Kontinente durch sechs Pandemien. Man<br />
geht davon aus, dass der Krankheit mehrere<br />
Millionen Menschen bisher zum Opfer<br />
fielen. Bei uns wurde sie Cholera asiatica<br />
genannt. Ihren Beinamen erhielt sie, um<br />
sie von der lange bekannten einheimischen<br />
Gallenruhr, der Cholera nostras, zu<br />
unterscheiden. Seit Hippokrates nannte<br />
man so verschiedene Arten von Durchfällen,<br />
die weniger stark als die "neue" Cholera<br />
und ausserdem nicht als Epidemie<br />
verliefen.<br />
Die Inkubationszeit der Cholera beträgt<br />
zwei bis flinf Tage, sie kann aber<br />
auch nur wenige Stunden betragen. Bei<br />
unbehandelten Fällen - und das waren<br />
damals alle - werden Durchfall und Erbrechen<br />
immer schlimmer bis der Durchfall<br />
schliesslich reiswasserähnlich aussieht,<br />
d.h. wie in einer Reissuppe schwimmende<br />
graue Flocken. Bei diesen Schleimflocken<br />
handelt es sich um Darmepithel, das durch<br />
die Giftstoffe des Cholerabakteriums abgestossen<br />
wird. Durch das starke Erbrechen<br />
und den Durchfall kann dem Körper<br />
bis zu <strong>20</strong> 1 Flüssigkeit täglich entzogen<br />
werden. Dadurch kann es sogar zu einer<br />
deratiigen Eindickung des Blutes kommen,<br />
so dass manchmal nach der Gerinnung<br />
kaum noch Serum zu erhalten ist.<br />
Anschliessend an den Brechdurchfall treten<br />
infolge des Flüssigkeitsverlustes, mit<br />
dem auch wertvolle und lebensnotwendige<br />
Mineralstoffe verloren gehen, Kreislaufprobleme<br />
mit Blutdruckabfall, Untertemperatur<br />
und das Versiegen des Harnes auf.<br />
Die völlig ausgetrocknete I-laut ist von<br />
kaltem, klebrigem Schweiss bedeckt und<br />
sie erscheint schlaff und runzlig. Der Unterkörper<br />
ist hari eingezogen, Augen und<br />
Wangen tief eingefallen, Nase und Kinn<br />
spitz, der Blick gebrochen. Das Bewusstsein<br />
ist bis kurz vor den Tod erhalten,<br />
doch der Kranke ist völlig teilnahmslos<br />
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