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§ 6. Gott als Schöpfer in Bibel und Geschichte - Theologie-Skripten

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Vorlesung ><strong>Gott</strong>, der allmächtige <strong>Schöpfer</strong>< <strong>§</strong> 6: <strong>Gott</strong> <strong>als</strong> <strong>Schöpfer</strong> <strong>in</strong> <strong>Bibel</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschichte</strong><br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser Selbsttätigkeit kann das moralisch Böse entstehen, wenn der menschliche Wille<br />

sich se<strong>in</strong>em natürlichen Ziel gegenüber verfehlt. Das moralisch Böse besteht <strong>als</strong>o nicht im Fehlen<br />

e<strong>in</strong>er Form oder Anlage, sondern ist e<strong>in</strong> Mangel im zweiten Akt, <strong>in</strong>sofern dieser sich nur <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Tätigkeit auf das Gute h<strong>in</strong> vollenden kann. Das Böse besteht dann nicht dar<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong>em Guten e<strong>in</strong><br />

Schaden zugefügt wird, sondern dar<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong> geschaffener <strong>und</strong> damit guter Wille sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Selbstverwirklichung vom natureigenen Ziel abwendet. Fällt dann aber nicht auf <strong>Gott</strong>, der<br />

der <strong>Schöpfer</strong> des Willens ist, doch e<strong>in</strong>e gewisse Schuld zurück? <strong>Gott</strong> hat gewiss das Willensvermögen<br />

des Menschen geschaffen, <strong>und</strong> er ist der Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> die Ermöglichung se<strong>in</strong>es Vollzuges. <strong>Gott</strong> ist<br />

aber auch der <strong>Schöpfer</strong> der menschlichen Freiheit; <strong>und</strong> deshalb ist der Mensch Herr se<strong>in</strong>es eigenen<br />

Tuns. Darum ist der Mensch selbst der Urheber se<strong>in</strong>er Selbstbewegung auf das Gute h<strong>in</strong>; er ist deshalb<br />

auch selbst verantwortlich dafür, wenn er sich der Dynamik des Guten entzieht. Im Willen des<br />

Menschen entsteht das moralisch Böse <strong>als</strong> Perversion des auf das Gute angelegten Willensvermögens<br />

<strong>und</strong> damit <strong>als</strong> dessen Selbstzerstörung. Wenn <strong>Gott</strong> somit niem<strong>als</strong> <strong>als</strong> der Urheber des moralisch<br />

Bösen der Schuld nach angesehen werden kann, so ist er doch der Urheber der Strafe<br />

für das moralisch Böse.<br />

In der Strafe verhängt <strong>Gott</strong> jedoch nicht e<strong>in</strong>e äußerliche Sanktion; sondern >Strafe< bedeutet hier die<br />

<strong>in</strong>nere Konsequenz des handelnden freien Willens, dessen natureigenes Ziel verne<strong>in</strong>t wird. Die<br />

Strafe ist darum nichts anderes <strong>als</strong> der >Lohn der bösen Tat< (vgl. Röm 6,23: "Der Tod (<strong>als</strong> das<br />

Wegführen von <strong>Gott</strong>, der das Leben ist) ist der Lohn der Sünde"). So ist <strong>Gott</strong> (erster) Urheber<br />

des Übels, <strong>in</strong>sofern es <strong>als</strong> Folge der Sünde entsteht, denn: <strong>Gott</strong> hat die Welt so e<strong>in</strong>gerichtet, dass<br />

e<strong>in</strong> ungeordneter Geist sich selbst zur Strafe wird. In der Strafe offenbart <strong>Gott</strong> auch die Ordnung se<strong>in</strong>er<br />

Gerechtigkeit. Die Gerechtigkeit <strong>Gott</strong>es ist nichts anderes <strong>als</strong> die Selbstmitteilung se<strong>in</strong>er<br />

Güte, die <strong>in</strong> der Ordnung der Welt aufsche<strong>in</strong>t. Die Gerechtigkeit <strong>Gott</strong>es gegenüber dem Sünder<br />

(biblisch: >ZornRacheStrafe für die Sünde< schenkt<br />

er <strong>in</strong> der >Strafe< die Reue des Herzens <strong>und</strong> die Umkehr des Willens <strong>in</strong> Richtung der wesenseigenen<br />

Vollendung im Guten.<br />

b. Schöpfung <strong>und</strong> Erlösung<br />

E<strong>in</strong>zelne Theologen des 12. Jahrh<strong>und</strong>erts betrachten den Zusammenhang zwischen <strong>Gott</strong>es schöpferischem<br />

<strong>und</strong> se<strong>in</strong>em erlösenden Handeln. So bezeichnet etwa ANSELM v. CANTERBURY (+ 1109)<br />

die Erlösung <strong>als</strong> >notwendig< im Blick auf die Wiederherstellung der ursprünglichen<br />

Schöpfungsordnung (CDh I 19). Bei RUPERT VON DEUTZ (+ 1135) h<strong>in</strong>gegen ersche<strong>in</strong>t die Inkarnation<br />

des Sohnes <strong>als</strong> bereits im ursprünglichen Schöpfungsplan <strong>Gott</strong>es enthalten. Nicht der<br />

Sündenfall des Menschen ist der Gr<strong>und</strong> der Menschwerdung <strong>Gott</strong>es, vielmehr gibt es die<br />

Schöpfung, um die Inkarnation des Logos zu ermöglichen. Die Frage nach der Bedeutung des<br />

Sündenfalls tritt <strong>in</strong> dieser Gesamtschau zurück. - Stärker <strong>in</strong> der platonisch-august<strong>in</strong>ischen <strong>als</strong> <strong>in</strong> der<br />

aristotelischen Tradition steht auch die Schöpfungstheologie des Franziskanertheologen BONA-<br />

VENTURA (+ 1274), die er vor allem <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Vorlesung über das >Sechstagewerk< (Hexaemeron)<br />

entfaltet, e<strong>in</strong>er umfassenden Zusammenschau des <strong>in</strong> Genesis 1 beschriebenen stufenförmigen Entstehens<br />

der äußeren Welt mit dem <strong>in</strong>neren Stufenweg des Menschen zu <strong>Gott</strong>: Die geschaffenen D<strong>in</strong>ge<br />

seien zu verstehen <strong>als</strong> >Spuren <strong>Gott</strong>es< <strong>in</strong> der Welt, <strong>als</strong> Wegweiser zu <strong>Gott</strong>, <strong>als</strong> Bilder <strong>und</strong><br />

Zeichen des <strong>in</strong>nertr<strong>in</strong>itarischen Lebens. Die Übernahme der (neu-)platonischen Bezeichnung<br />

<strong>Gott</strong>es <strong>als</strong> >sich selbst verströmende Güte< <strong>in</strong> die christliche <strong>Theologie</strong> vermittelt der mittelalterlichen<br />

Schöpfungslehre dabei e<strong>in</strong>en optimistischen Gr<strong>und</strong>zug: Die geschaffene Wirklichkeit ist gut, denn<br />

sie ist Ausfluss <strong>und</strong> Abbild <strong>Gott</strong>es.<br />

c. Lehramtliche Festlegungen<br />

In der Frage nach e<strong>in</strong>er Bestimmung des Verhältnisses zwischen <strong>Gott</strong> <strong>und</strong> der geschaffenen Welt<br />

grenzt sich auch die lehramtliche Schöpfungstheologie von der <strong>in</strong> den Konzeptionen der antiken Philosophen<br />

angebotenen dualistischen oder pantheistischen (>alles ist göttlich

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