audioVisuelle Wahrnehmung Förderung im ... - AVWF-Methode
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aktuell<br />
SKI AUSTRIA 5 • 2010/11<br />
Ulrich Conrady und Martin Koch arbeiten mit dem Stress Pilot, einem Biofeedbackgerät zur Unterstützung<br />
des Neurocoachings.<br />
Gregor Schlierenzauer ist ein Anhänger von <strong>AVWF</strong>.<br />
AudioVisuelle <strong>Wahrnehmung</strong><br />
<strong>Förderung</strong> <strong>im</strong> Spitzensport<br />
ÖSV-Springer übernehmen Vorreiterrolle. Deutsches Handballteam auf Erfolgswelle.<br />
Im Frühjahr kam es <strong>im</strong> ÖSV zu einigen<br />
Umstrukturierungen, von denen<br />
viele das Ziel verfolgen, Ressourcen<br />
und Knowhow <strong>im</strong> Verband noch besser<br />
zu nutzen. Ein Beispiel dafür ist das<br />
<strong>AVWF</strong>- Neu ro coaching, das <strong>im</strong> Lager der<br />
Skispringer bereits seit über zwei Jahren<br />
erfolgreich angewendet wird. Zukünftig<br />
sollen Athleten aus allen ÖSV-Bereichen<br />
und Leistungsklassen Zugang zu dieser<br />
Therapie bekommen. Durch die <strong>Methode</strong><br />
werden freie Ressourcen geschaffen,<br />
die Regenerationsfähigkeit der Sportler<br />
erhöht, die Prävention vor Verletzungen<br />
verbessert und das tägliche Training <strong>im</strong><br />
Allgemeinen auf eine breitere Basis gestellt.<br />
Ski Austria führte mit dem<br />
Ent wickler von <strong>AVWF</strong>, dem<br />
Deutschen Ulrich Conrady,<br />
folgendes Interview.<br />
Sie haben mit der <strong>AVWF</strong>-Therapie eine <strong>Methode</strong><br />
entwickelt, mit der Einfluss auf das autonome<br />
Nervensystem genommen werden kann. Was<br />
verbirgt sich hinter den vier Buchstaben <strong>AVWF</strong>?<br />
Ulrich Conrady: Sie stehen für Audio Visuelle<br />
<strong>Wahrnehmung</strong>s <strong>Förderung</strong>. Ursprünglich<br />
wurde diese <strong>Methode</strong> entwickelt, um<br />
bei Kindern und Erwachsenen Lernfähigkeit,<br />
Motorik sowie mentale und körperliche<br />
Leistungsfähigkeit zu verbessern.<br />
Dabei werden Schallwellen in einem Musikstück<br />
derart moduliert, dass sie über<br />
Nervenfasern in der Mittelohrmuskulatur<br />
das autonome Nervensystem st<strong>im</strong>ulieren<br />
und wieder in Balance bringen.<br />
Wie kann man sich eine Therapie mit <strong>AVWF</strong><br />
vorstellen?<br />
Die über Kopfhörer wahrgenommene,<br />
schallmodulierte Musik st<strong>im</strong>uliert die bereits<br />
vorhandenen biogenetischen Muster<br />
<strong>im</strong> Unterbewusstsein. In der Regel stellen<br />
sich schon nach wenigen Trainingseinheiten<br />
die ersten Erfolge ein. Die positive<br />
Beeinflussung des autonomen Nervensystems<br />
wirkt sich auch auf das Lernvermögen<br />
aus: Ohne aktives Üben erhöht sich die<br />
Geschwindigkeit, mit der Informationen<br />
<strong>im</strong> Gehirn verarbeitet werden können. Das<br />
Gehirn wird schneller und die Zusammenarbeit<br />
beider Hirnhälften verbessert.<br />
Für den Einsatz <strong>im</strong> Spitzensport wurde das<br />
Verfahren zu <strong>AVWF</strong>-Neurocoaching weiterentwickelt?<br />
Wie der Name bereits ausdrückt, geht es<br />
dabei um das Coaching der Nerven. Über<br />
das Hören und Sehen versuchen wir die<br />
neuronalen Schaltkreise <strong>im</strong> Gehirn zu beeinflussen.<br />
Be<strong>im</strong> Hören, also dem auditiven<br />
System, arbeiten wir mit der von<br />
mir entwickelten <strong>AVWF</strong>-Therapie. Das visuelle<br />
System erreichen wir mittels Syntonics.<br />
Dabei kommen Brillen mit speziellen<br />
Lichtfiltern zum Einsatz, die je nach<br />
Lichtspektrum unterschiedliche Reize auf<br />
den Organismus ausüben.<br />
Welche Reaktion soll damit <strong>im</strong> Gehirn ausgelöst<br />
werden?<br />
Wir können dem Stammhirn, jenem Teil<br />
des menschlichen Gehirns, in dem die<br />
Grundüberlebensreflexe aus der Zeit unserer<br />
Vorfahren behe<strong>im</strong>atet sind, größtmögliche<br />
Sicherheit signalisieren. Dadurch<br />
wird zwar noch niemand eine Piste<br />
schneller hinunterfahren oder weiter<br />
springen, aber alle Sinne werden geöffnet<br />
und die Regeneration wird verbessert.<br />
Ein ausgeruhterer, konzentrierterer<br />
Athlet, der alle Umweltreize schneller<br />
und präziser verarbeitet, ist unser Ziel. Er<br />
hat bessere Erfolgschancen, lernt schneller<br />
und auch die Gefahr einer Verletzung<br />
wird drastisch verringert.<br />
Wir werden unsere Sportler also in Zukunft nur<br />
mehr mit Kopfhörern und Musik in den Ohren<br />
antreffen?<br />
Die Kopfhörer sind wesentlich, die Musik<br />
dient uns lediglich als Informationsträger.<br />
Darum ist es prinzipiell auch egal, welche<br />
Musik wir bei unserer Therapie einsetzen,<br />
lediglich ein breites Frequenzspektrum ist<br />
von Vorteil. Darin unterscheiden wir uns<br />
auch klar von klassischer Musiktherapie.<br />
Schöne Musik macht unsere Therapieeinheiten<br />
lediglich angenehmer, aber nicht<br />
wirkungsvoller. Andere Geräusche<br />
könnten den Zweck des Transportmediums<br />
ebenso erfüllen.<br />
<strong>AVWF</strong>-Neurocoaching ist eine Art von Mentaltraining.<br />
Spart sich der ÖSV in Zukunft damit<br />
den Einsatz von Sportpsychologen?<br />
Das wird auf keinen Fall passieren und<br />
wäre auch nicht sinnvoll. Ein Psychologe<br />
arbeitet auf einer anderen Ebene als wir,<br />
darum ergänzen sich die <strong>Methode</strong>n auch.<br />
Nur deren Kombination führt zu einem<br />
opt<strong>im</strong>alen Gesamtergebnis. Ich glaube,<br />
dass unsere Talente noch früher mit<br />
Sportpsychologen zusammenarbeiten<br />
sollten, um <strong>im</strong> Hochleistungsalter über<br />
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das nötige Rüstzeug zu verfügen. Effektive<br />
Visualisierungstechniken, eine stabile<br />
Persönlichkeit und strukturiertes Arbeiten<br />
sind wichtige Erfolgsfaktoren,<br />
müssen aber auch trainiert werden.<br />
Sie haben die <strong>AVWF</strong>-<strong>Methode</strong> selbst entwickelt.<br />
Warum haben Sie sich mit diesem Thema<br />
beschäftigt und zu forschen begonnen?<br />
Ich habe selbst einen Sohn mit Autismus<br />
und etwas gesucht, um ihm zu helfen. Da<br />
haben wir erst sehr viel ausprobiert, aber<br />
leider wollte nichts richtig wirken. Mein<br />
Problem war darüber hinaus, dass mich<br />
die Grundstrategien der verschiedenen<br />
Therapien nicht überzeugten. Irgendwann<br />
habe ich selbst zu forschen begonnen, viel<br />
exper<strong>im</strong>entiert und gebastelt, bis sich<br />
schließlich erste Erfolge eingestellt haben.<br />
Der Grundgedanke war also nicht, eine sport l-<br />
iche Leistungssteigerung zu erzielen, sondern<br />
liegt viel mehr <strong>im</strong> medizinischen Bereich?<br />
Unser Hauptaugenmerk liegt auch weiterhin<br />
darin, Kindern mit Entwicklungsstörungen<br />
zu helfen. Gerade bei Lernund<br />
Verständnisschwierigkeiten, egal in<br />
welchem Ausmaß, erzielen wir <strong>im</strong>mer<br />
wieder großartige Erfolge. Mittlerweile<br />
therapieren wir aber auch Wachkomapatienten,<br />
Menschen nach Schlaganfällen<br />
und Parkinson-Erkrankte. Und wie es<br />
die Zeit so mit sich bringt, suchen <strong>im</strong>mer<br />
mehr Menschen mit Stresssymptomen<br />
wie Burnout unsere Hilfe. Wichtig bleibt<br />
dabei <strong>im</strong>mer eine differenzierte Diagnose<br />
in Zusammenarbeit mit Psychologie und<br />
Medizin, um den Menschen möglichst<br />
effizient helfen zu können.<br />
Sie arbeiten nun aber auch schon <strong>im</strong> dritten<br />
Jahr mit den ÖSV-Skispringern. Wie wurde<br />
<strong>AVWF</strong> für den Sport entdeckt?<br />
Einen Einsatz <strong>im</strong> Spitzensport hatte ich eigentlich<br />
nicht beabsichtigt. Ein Zufall<br />
führte zur Zusammenarbeit mit der Deutschen<br />
Handball-Nationalmannschaft,<br />
<strong>AVWF</strong> hat ihnen in der Trainingskonzeption<br />
geholfen. Die Handballer holten sich<br />
dann 2007 den Weltmeistertitel. Das haben<br />
die ÖSV-Skispringer mitbekommen und<br />
mich wenig später kontaktiert, woraus eine<br />
sehr fruchtbare Zusammenarbeit entstanden<br />
ist. Wir arbeiten mittlerweile auch mit<br />
anderen erfolgreichen Sportlern zusammen,<br />
wie den deutschen Biathletinnen<br />
oder dem Bob-Olympiasieger André Lange.<br />
Die Kooperation mit dem ÖSV eröffnet nun<br />
aber eine neue D<strong>im</strong>ension. Zukünftig soll es<br />
allen ÖSV-Athleten möglich sein, <strong>AVWF</strong>-<br />
Neurocoaching für sich zu nutzen. ■<br />
Zweifacher Sieger in Ramsau<br />
am Dachstein – Mario Stecher.<br />
Der Wahltiroler demonstriert<br />
dank Trainer Bard Jörgen Elden<br />
nun eine perfekte Technik,<br />
gepaart mit der nötigen Kraft<br />
und Ausdauer. Fotos: Gepa<br />
Ramsau: Mario Stecher<br />
„stach“ gleich zwe<strong>im</strong>al<br />
Obwohl Felix Gottwald verletzungsbedingt fehlte, standen die<br />
Weltcup-Konkurrenzen der Kombinierer <strong>im</strong> Zeichen des ÖSV-<br />
Teams. Cheftrainer Bard Jörgen Elden darf jubeln: Österreicher<br />
haben <strong>im</strong> Laufen sehr stark zugelegt – besonders Lukas Klapfer.<br />
Von Rang sechs nach dem Springen lief<br />
Mario Stecher auf das oberste Siegespodest.<br />
Nach einem taktisch klugen Rennen<br />
ließ er in einem fulminanten Zielsprint<br />
die beiden Deutschen Tino Edelmann (li.)<br />
und Eric Frenzel hinter sich.<br />
Nein, nein – Gedanken an die<br />
Weltmeisterschaft gibt es bei mir<br />
nicht – zumindest jetzt noch<br />
nicht!“ Das war knapp vor Weihnachten<br />
in der Ramsau, als Mario Stecher<br />
beide Weltcupkonkurrenzen für sich<br />
entschieden hatte. In einer Art und<br />
Weise, welche Respekt einfordert, die<br />
natürlich Gedanken an die WM in Oslo<br />
assoziiert. Im ersten Ramsau-Bewerb<br />
(Sechster nach dem Springen) erwies<br />
sich der gebürtige Eisenerzer, der nunmehr<br />
das tirolerische Pitztal zu seiner<br />
Wahlhe<strong>im</strong>at erklärt hat, als gewiefter<br />
Taktiker mit Sprint-Qualität, <strong>im</strong> zweiten<br />
als „Allein unterhalter“ an der Spitze bis<br />
ins Ziel, nachdem er die Sprungkonkurrenz<br />
als Bester beendet hatte. Es war<br />
eine Demonstration des mittlerweile<br />
33-Jährigen, welcher seine 17. Weltcupsaison<br />
bestreitet und der in der Ramsau<br />
die Weltcupsiege 11 und 12 an seine<br />
Fahnen heften konnte, damit auf Rang<br />
zwei in der Weltcup-Gesamtwertung<br />
hinter dem Franzosen Lamy-Chappuis<br />
vorrückte. Einer, der an den Erfolgen<br />
von „Super-Mario“ maßgeblichen Anteil<br />
hat, heißt schlicht und einfach Bard<br />
Jörgen Elden, kommt aus Norwegen, ist<br />
gerade einmal neun Jahre älter als Stecher<br />
und steht die zweite Saison in ÖSV-<br />
Diensten. Der Cheftrainer, der in seiner<br />
aktiven Zeit 62 Laufbestzeiten erzielte<br />
und damit als Rekordhalter geführt<br />
wird, hat den ÖSV-Assen in der Loipe<br />
wahre „Flügel verliehen“. Nicht nur Stecher,<br />
sondern auch dem 25-jährigen<br />
Lukas Klapfer aus Eisenerz, der in der 1.<br />
Konkurrenz zweit beste und in der 2. beste<br />
Laufzeit erzielt hat, damit von den<br />
Sprungrängen 22 bzw. 40 auf die Plätze<br />
7 bzw. 12 vorgestoßen ist. Im Schlepptau<br />
der beiden steigerten sich Wilhelm<br />
Denifl, Bernhard Gruber (Sprungbester<br />
in Konkurrenz 1) und Tobias Kammerlander<br />
in der Loipe enorm, so dass nicht<br />
weniger als zwölf Platzierungen in den<br />
Weltcuprängen herausschauten. Und<br />
dies alles in Abwesenheit des durch<br />
Schulterbruch ausgefallenen Felix Gottwald.<br />
Die Konkurrenzen in der Ramsau,<br />
gekennzeichnet durch perfekte Organisation,<br />
beste Schanzen- und Loipenverhältnisse,<br />
haben gezeigt, dass die ÖSV-<br />
Athleten auf dem besten Wege sind, die<br />
Konkurrenz in der WM-Saison so richtig<br />
zu fordern. <br />
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