Demokratische Volksrepublik Algerien - Ghorfa
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Länderprofil <strong>Algerien</strong><br />
<strong>Demokratische</strong> <strong>Volksrepublik</strong> <strong>Algerien</strong><br />
(Al-Jumhuriya al-Jazairiya ad-Dimuqratiya asch-Schaabiya)<br />
Wirtschaftliche und politische Entwicklung<br />
<strong>Algerien</strong> hat seit dem Amtsantritt von Präsident Bouteflika im Jahr 1999 an politischer<br />
Stabilität gewonnen. Seit seiner Wiederwahl im April 2004 setzt der Präsident seine durch das<br />
eindeutige Wahlergebnis gestärkte Autorität mit Erfolg vor allem für die Befriedung des<br />
Landes ein. Das hat nicht zuletzt die überwältigende Zustimmung im Referendum um die<br />
„Charta für Frieden und nationale Aussöhnung“ im September 2005 gezeigt. Im April 2009<br />
wurde Präsident Bouteflika für eine dritte Amtszeit mit über 90% der Stimmen wiedergewählt.<br />
Im Bildungssystem, Justizwesen und bei der Umwandlung der staatlich dominierten Wirtschaft<br />
zur Privatwirtschaft sind weit reichende Reformen geplant und teilweise schon begonnen<br />
worden. Präsident Bouteflika bekennt sich zum System der sozialen Marktwirtschaft und<br />
bezeichnet den eingeleiteten Liberalisierungs- und Privatisierungsprozess als unumkehrbar.<br />
Dennoch bleibt das starke staatliche Gewicht gegenüber dem Privatsektor ein typisches<br />
Merkmal der algerischen Wirtschaft.<br />
Im Zuge der Aufstände in Tunesien, Ägypten und Libyen gab es seit Beginn des Jahres auch<br />
in <strong>Algerien</strong> Widerstand gegen das System und soziale Missstände. Um eine Revolte zu<br />
verhindern, hatte der algerische Präsident bereits im Februar den 1992 verhängten<br />
Ausnahmezustand aufgehoben. Preise für Grundnahrungsmittel wurden festgesetzt. Mitte<br />
April 2011 kündigte Bouteflika demokratische Reformen und Verfassungsänderungen an.<br />
Durch ein neues Wahlrecht und ein neues Parteiengesetz sollen die Mitbestimmungsrechte<br />
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Länderprofil <strong>Algerien</strong><br />
gestärkt werden. Radio und TV sind aufgefordert, mehr als bisher verschiedene Meinungen<br />
wiederzugeben.<br />
Die wirtschaftlichen Perspektiven sind trotz der zeitweilig angespannten Sicherheitslage<br />
günstig. Der Öl- und Gasreichtum versetzen die Regierung in die Lage, die unabdingbaren<br />
Strukturreformen und große Infrastrukturvorhaben zu finanzieren. Zugleich bleibt genügend<br />
Spielraum, die Außenverschuldung abzubauen und Devisenreserven zu bilden. Das BIP-<br />
Wachstum lag 2008 und 2009 bei 2,4%. 2010 stieg das Wachstum auf 3,3% und 2011 laut<br />
IWF bei 2,5%. Im laufenden Jahr wird ein Wachstum von 3,1% prognostiziert.<br />
Ausschlaggebend für die positive Entwicklung in diesem Jahr sind die wieder steigenden<br />
Einkommen aus dem Öl- und Gasexport sowie das Investitionsprogramm der Regierung. Öl<br />
und Gas bringen 98% der Exporteinnahmen und tragen – je nach Energiepreis – zwischen 30<br />
und 46% zum BIP bei.<br />
<strong>Algerien</strong> ist Mitglied der am 13. Juli 2008 in Paris gegründeten Mittelmeerunion. <strong>Algerien</strong><br />
erwartet von der Union weit reichende Fortschritte für seine wirtschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen. Ziel der Union ist es, die Partnerschaft in der Mittelmeerregion zu<br />
verstärken und in zunächst sechs sehr konkreten Bereichen enger zusammenzuarbeiten:<br />
Umweltschutz, Straßenbau und Ausbau der Seewege, Katastrophenschutz, Solarenergie,<br />
Gründung einer Euro-Mediterranen Universität sowie einer Mediterranean Business<br />
Development Initiative zur Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen. Die Verhandlungen<br />
über den Beitritt <strong>Algerien</strong>s zur WTO sind noch nicht abgeschlossen.<br />
Das strategisch wichtige Gesetz zur Liberalisierung der Öl- und Gaswirtschaft passierte im<br />
März 2005 das Parlament und ist im August 2005 wirksam geworden. Das<br />
Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union sieht bis 2017 die vollständige<br />
Liberalisierung des Warenhandels mit der EU vor. Es ist im September 2005 in Kraft getreten<br />
und zwingt die algerische Wirtschaft zu höherer Effizienz. Die im Jahr 2002 beschlossene<br />
Privatisierung von 1.200 Staatsbetrieben schreitet ebenfalls voran. Unter anderem wurden<br />
bereits Zementfabriken und Stahlwerke veräußert.<br />
Seit 2004 gibt es in <strong>Algerien</strong> ein neues Wettbewerbsrecht, ein neues Gesetz zum<br />
Gewerblichen Rechtsschutz sowie ein Gesetz zum Schutz des geistigen Eigentums. Das<br />
Devisenkontrollrecht wurde erleichtert und die Zuständigkeiten der algerischen Zentralbank<br />
wurden auf algerische Geschäftsbanken übertragen. Gewinne ausländischer Investoren<br />
können unter Einhaltung bestimmter Bedingungen transferiert werden. Seit 2009 können<br />
durch das Loi des Finances complémentaire ausländische Investoren nur noch Unternehmen<br />
mit 51% algerischer Beteiligung in <strong>Algerien</strong> gründen. Algerische Unternehmen dürfen bei<br />
öffentlichen Ausschreibungen ihre Leistungen nun 25% statt bisher 15% teurer anbieten.<br />
Projekte und Investitionsschwerpunkte<br />
Aufgrund des enormen Nachholbedarfs bei der Modernisierung der Infrastruktur stockte die<br />
Regierung ihr Investitionsprogramm für die Jahre 2005-2009 zur Förderung des<br />
Wirtschaftswachstums deutlich auf. Damit summierten sich die Entwicklungsausgaben bis<br />
zum Jahr 2009 auf 155 Mrd. US-Dollar. Mit den Investitionen wurde vor allem das<br />
Wirtschaftswachstum gefördert. Ein weiteres wichtiges Ziel war es, die hohe Abhängigkeit<br />
vom Öl- und Gassektor zu reduzieren bzw. die Diversifizierung der Wirtschaft zu forcieren und<br />
somit auch wirkungsvoll die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen.<br />
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Länderprofil <strong>Algerien</strong><br />
Nahezu 70 Prozent der Investitionen flossen dabei in die Entwicklung der Basisinfrastruktur,<br />
den Wohnungsbau und den Ausbau der öffentlichen Einrichtungen wie Universitäten, Schulen,<br />
Krankenhäuser sowie Sport- und Kulturzentren. Ein Programm des sozialen Wohnungsbaus<br />
mit etwa 1 Mio. Neubauwohnungen sowie der Bau von 60 neuen Krankenhäusern waren die<br />
größten Projekte in diesem Bereich. Bedeutende Einzelprojekte sind auch der Bau einer ca.<br />
1.200 Kilometer langen Ost-West-Autobahn mit einem Investitionsvolumen von 11 Mrd. US-<br />
Dollar, die Modernisierung und Elektrifizierung der Eisenbahn (10 Mrd. US-Dollar) sowie ein<br />
Schnell- und Untergrundbahnnetz in Algier. Der neue internationale Flughafen von Algier<br />
wurde 2006 in Betrieb genommen.<br />
Das neue staatliche Investitionsprogramm für die Jahre 2009-2014 hat ein Volumen von 156<br />
Mrd. USD. wovon der Löwenanteil in den Infrastrukturausbau, den staatlichen Wohnungsbau<br />
und andere Bauprojekte fließen wird. Allein dem Ausbau des Straßen- und Schienennetzes<br />
kommen über 50 Mrd. USD zu. Hinzu kommen umgerechnet 130 Mrd. USD aus<br />
Großprojekten, die bisher nicht abgeschlossen sind. Im Zeitraum von 2010-2014 ist der Bau<br />
von 2,45 Mio. Wohnungen geplant, wovon 1,2 Mio. bis 2014 fertig gestellt werden sollen.<br />
Damit wurde die Zahl der zu bauenden Wohnengen von 2 Mio. von Präsident Bouteflika um<br />
weitere 450.000 erhöht. Für die Verbesserung des Bildungssektors sollen 5000 neue Schulen<br />
entstehen; im Gesundheitssektor 172 Krankenhäuser und weitere Spezialkliniken. Viele<br />
Gebäude sollen darüber hinaus modernisiert werden. Außerdem sind viele Projekte zur<br />
Modernisierung von Algier in Planung: der Bau der neuen Großen Moschee von Algier, der<br />
neue Hauptbahnhof, eine Bibliothek und eine Oper. Auch ist das Megaprojekt Dounya, der<br />
Bau eines neuen modernen Stadtteils von Algier, ein wichtiges und umfangreiches<br />
Bauvorhaben. Weitere große Projekte sind Raffinerien und eine Gasverflüssigungsanlage, der<br />
Ausbau von Flug- und Seehäfen.<br />
Einen wichtigen Bereich des Investitionsplans stellt auch der Umweltschutz dar. So werden<br />
zum Beispiel im Bereich der Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung zahlreiche<br />
Anlagen saniert bzw. neu errichtet. Die Regierung plant die Erweiterung des<br />
Trinkwassernetzes auf 105.000 km bis zum Jahr 2014 (derzeit: 90.000 km). Bis 2014 ist ein<br />
jährliches Trinkwasservolumen von 3,6 Mrd. cbm geplant.<br />
Der Bausektor ist einer der am schnellsten expandierenden Bereiche der algerischen<br />
Wirtschaft und mit einem Beschäftigtenanteil von 18% einer der wichtigsten Arbeitgeber.<br />
Bauaufträge werden in <strong>Algerien</strong> primär von staatlicher Seite vergeben. Alleine für den<br />
Schienenverkehr sind umgerechnet 29 Mrd. Euro und für den Straßenbau 23 Mrd. Euro<br />
eingeplant.<br />
Das Schienennetz soll bis 2015 um 6.600 km vergrößert werden, wovon sich gegenwärtig<br />
3.000 km in Bau befinden. Der Rest ist noch in der Planungsphase. Bis 2015 soll das<br />
algerische Schienennetz insgesamt 10.500 km lang und komplett elektrifiziert sein. Eine 700<br />
km lange Eisenbahnlinie von Oran nach Bechar wurde im Juli 2010 in Betrieb genommen.<br />
Nach einigen Verzögerungen wurde der erste Abschnitt der Straßenbahn von Algier im Mai<br />
2011 in Betrieb genommen. Der erste Abschnitt ist 8 Kilometer lang. Alle sechs Monate sollen<br />
nun weitere Abschnitte einsatzfähig sein, bis die Gesamtstrecke von 23 Kilometer erreicht ist.<br />
Die erste Straßenbahnlinie wird 38 Stationen haben. <strong>Algerien</strong> plant den Bau von über 200<br />
Straßenbahnlinien in 14 Städten in den nächsten 10 Jahren. Die sich immer mehr<br />
verschlimmernde Verkehrsbelastung in vielen algerischen Städten machen diese Investitionen<br />
notwendig. Laut Vorausberechnungen werden etwa 20 algerische Städte in Zukunft mehr as<br />
200.000 Einwohner haben. Die algerische Regierung will bis 2014 über 30 Mrd. US-Dollar in<br />
die Entwicklung seiner Transport Infrastruktur investieren. Neben Algier sind Untergrund- und<br />
Straßenbahnen in Planung für Oran, Constantine und Mostaganem. Im Juli diesen Jahres<br />
wurden Pläne für den Bau der Metro in Oran vorgestellt. Die algerische Behörde Entreprise<br />
métro d’Alger (EMA) plant den Bau von vier Trassen, für die 138 Mrd. Dinar veranschlagt<br />
werden. Diese sollen jeweils 16 bis 17 Kilometer lang sein und dabei 18 bis 20 Stationen<br />
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Länderprofil <strong>Algerien</strong><br />
anfahren. Insgesamt soll die Metro 32 000 Passagiere pro Tag transportieren. Im November<br />
2011 ist bereits die lang erwartete U-Bahn in der Hauptstadt Algier eröffnet worden. Die Linie<br />
hat 10 Haltestellen und erstreckt sich über eine Länge von 6,5 Kilometern. Die gesamten<br />
Kosten des Baus werden auf 90 Mrd. Dinar (rund 880 Mio. Euro) beziffert. Die Bauarbeiten<br />
begannen bereits 1982, wurden jedoch aus finanziellen Gründen und in Zeiten des<br />
Bürgerkrieges immer wieder unterbrochen.<br />
Im Bereich Straßenbau wurden in den letzten Jahren 15 neue Straßenbauprojekte im Wert<br />
von rund 300 Mio. Euro angegangen. Das größte Projekt ist die Ost-West-Autobahn, von der<br />
im April 20122 93% der Strecke freigegeben wurde. Im Novermber folgte dann der Abschnitt<br />
zwischen den Städten Lakhdaria (Bouira) und Larbaatache (Boumerdes), der eine Länge von<br />
37 km hat. Die algerische Regierung hat darüber hinaus den Bau einer weiteren<br />
Autobahnstrecke angekündigt. Das Investitionsvolumen wird auf 10 Mrd. US-Dollar beziffert.<br />
Der Wohnungsbau nimmt im Fünfjahresplan einen besonders wichtigen Stellenwert ein. Die<br />
Wohnungsnot ist eines der dringendsten Probleme in <strong>Algerien</strong>. Bis 2015 sollen mehr als 2<br />
Mio. neue Wohnungen entstehen. Knapp 60% der Wohnungen sollen im städtischen und 40%<br />
im ländlichen Raum entstehen. An weiteren geplanten Großbauprojekten sind zu erwähnen:<br />
Neuer Zentralbahnhof, Strandbäder, neue medizinische Fakultät, arabisch-südamerikanische<br />
Bibliothek. Das rund 5 Mrd. US-Dollar schwere Megaprojekt „Dounya“ soll als komplett neuer<br />
Stadtteil von Algier Wohnhäuser für das gehobene Marktsegment, Villen, Hotels, Malls und<br />
Freizeiteinrichtungen auf einer Fläche von 6 qkm umfassen.<br />
Im September 2010 kündigte das staatliche Strom- und Gasunternehmen Sonelgaz den Bau<br />
von acht neuen Kraftwerken bis 2018 an. Bis 2015 ist die Inbetriebnahme von 5.000 MW<br />
und bis 2020 von weiteren 4.500 MW anvisiert. Das würde das Produktionsvolumen auf mehr<br />
als 20.000 MW nahezu verdoppeln. Das Investitionsvolumen wird auf 48,5 Mrd. USD<br />
geschätzt. Neben diesen Plänen will Sonelgaz bis 2020 11,3 Mrd. USD in die Erweiterung des<br />
Stromnetzes investieren. Das Stromnetz soll von heute ca. 10.000 km auf über 44.000 km<br />
erweitert werden.<br />
Im Februar 2011 hat die algerische Regierung ein Programm zur Förderung von<br />
Erneuerbarem Energien aufgelegt. Bis 2030 sollen 40% des Stroms aus erneuerbaren<br />
Energien produziert werden. Insgesamt soll eine Kapazität von 22.000 MW erreicht werden.<br />
Das deutsche Unternehmen Centrotherm hat Anfang 2011 den Zuschlag für den Bau einer<br />
Solarmodulfabrik im Wert von 300 Mio. Euro in Rouiba erhalten. Geplant ist eine<br />
Jahreskapazität von PV-Zellen von bis zu 120 MW. Auftraggeber ist der staatliche<br />
Stromversorger Sonelgaz.<br />
Im Frühjahr 2011 haben das staatliche Energieunternehmen Sonatrach und seine Partner BP<br />
und Statoil einen Vertrag über 1,185 Mrd. USD mit Petrofac zur Entwicklung der zweiten<br />
Phase des In Salah-Erdgasfeldes unterschrieben. Der Vertrag sieht die Installation einer<br />
Anlage zur Aufbereitung von 17 Mio. Kubikmeter Erdgas am Tag, sowie das Bohren von 33<br />
Bohrlöchern in der In Salah Region vor. Das Ziel ist, den Output von 9 Mrd. Kubikmeter Ergas<br />
pro Jahr in den kommenden Jahren zu erhalten und sicherzustellen. Das Projekt soll im<br />
Vierten Quartal 2013 ans Netz gehen. Sonatrach, BP und Statoil betreiben das In Salah<br />
Ergasfeld gemeinschaftlich. <strong>Algerien</strong> ist der weltweit viertgrößte Exporteur von Ergas und der<br />
achtgrößte Exporteur von Rohgas. Damit ist <strong>Algerien</strong> einer der wichtigsten Großexporteure<br />
von Öl und Gas und ein wichtiger Gaslieferant Südeuropas und versorgt insbesondere<br />
Portugal, Spanien, Italien und Frankreich. Der Bau von zwei neuen Pipeline-Verbindungen<br />
zwischen <strong>Algerien</strong> und Spanien bzw. Italien soll die Transportkapazitäten bei der<br />
Erdgaslieferung nach Europa in den nächsten Jahren erhöhen. Laut dem algerischen<br />
Energieminister sollen Rückstände in der algerischen Petrochemie eventuell auch durch den<br />
Bau neuer Raffinerien aufgeholt werden.<br />
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Länderprofil <strong>Algerien</strong><br />
Im Dezember 2010 wurde von der algerischen Regierung ein umfassendes<br />
Entwicklungsprogramm für den Bergbau angekündigt. Dazu wurde im Februar 2011 die<br />
staatliche Bergbaugruppe „Manadjim el-Djazair“ ähnlich der Sonelgaz gegründet. Der<br />
algerische Bergbausektor gilt bisher noch als schwach entwickelt, birgt aber hohes Potential.<br />
Es werden vor allem Gold, Zink und Eisenerz abgebaut. Ausländische Unternehmen können<br />
in Partnerschaft mit algerischen Unternehmen Bergbaukonzessionen erhalten. Die bisher<br />
größten ausländischen Investoren im Bergbausektor sind das Goldunternehmen GMA<br />
Ressources PLC und der Zink-Abbauer Terramin Australia. Letzterer plant den Bau einer<br />
Zink- und Bleimine an der algerischen Küste, das nach einer auf 5 Jahre geschätzten Bauzeit<br />
zu den sechs weltweit größten Zinkminen zählen könnte.<br />
Die Phosphatindustrie in <strong>Algerien</strong> soll ebenfalls modernisiert werden. Der Abbau von<br />
Phosphaten soll bis 2015 von 2 Mio. Tonnen auf 10 Mio. Tonnen erhöht werden. Bis 2020 soll<br />
er dann auf 12-15 Mio. Tonnen gesteigert werden. Das Staatsunternehmen Ferphos plant<br />
dazu Investitionen in Höhe von 150 Mio. USD.<br />
Der algerische Pharmamarkt hat sich in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt. ER befand<br />
sich mit einem Umsatzvolumen von 1,7 Mrd. Euro im Jahr 2010 auf dem dritten Platz in Afrika<br />
nach Südafrika und Ägypten. <strong>Algerien</strong> bietet gute Chancen für Investitionen in der<br />
Pharmaproduktion, insbesondere bei der Generika-Produktion.<br />
Ein ebenfalls wichtiger Sektor in <strong>Algerien</strong> ist die Landwirtschaft, insbesondere wegen ihrer<br />
großen Bedeutung als Arbeitgeber. Die Prognosen für das Erntejahr 2011 sind durchweg<br />
positiv.<br />
Deutsch-algerische Wirtschaftsbeziehungen<br />
Deutsche Unternehmen beteiligen sich seit der Unabhängigkeit <strong>Algerien</strong>s im Jahr 1962 an der<br />
Entwicklung der algerischen Volkswirtschaft. Viele Industriekomplexe sind mit deutscher Hilfe<br />
in den siebziger und achtziger Jahren aufgebaut worden. Auch die derzeit laufenden<br />
Investitionsprogramme bieten für die deutsche Wirtschaft enorme Chancen, da sich der<br />
Modernisierungsbedarf in idealer Weise mit dem Leistungsspektrum deutscher Unternehmen<br />
ergänzt und diese in <strong>Algerien</strong> willkommen sind. Mehr als 150 deutsche Firmen sind bereits mit<br />
Niederlassungen, Verbindungsbüros und Handelsvertretern auf dem algerischen Markt tätig.<br />
Die wichtigsten deutschen Investitionen stammen Henkel, Linde, DHL, Messer, Siemens, ZF,<br />
Knauf, Dywidag, BASF und Jokey Plastik.<br />
Die deutsche Einfuhr aus <strong>Algerien</strong>, zu 97% Erdöl unterliegt ölpreisbedingten Schwankungen (-<br />
13% 2007, +75% 2008, -62,3% 2009, 6,1 2010 und +186,15 2011). Laut Statistischen<br />
Bundesamt importierte Deutschland im Jahr 2008 im Wert von 1.735 Mio. Euro, im Jahr 2009<br />
im Wert von 654,3 Mio. Euro aus <strong>Algerien</strong>. 2010 beliefen sich die Importe auf 693,4 Mio. Euro.<br />
2011 betrugen die Einfuhren 1,98 Mrd. Euro. Im ersten Quartal 2012 wurden Waren im Wert<br />
von 438,5 Mio. nach Deutschland importiert.<br />
Die deutschen Exporte beliefen sich im Jahr 2009 auf rund 1.465 Mio. Euro (-1,6% im<br />
Vergleich zu 2008). Im Jahr 2010 waren die Exporte 1,43 Mrd. Euro (-9,6%) wert und 2011 1,5<br />
Mrd. Euro. Im ersten Quartal dieses Jahres wurden Waren im Wert von 425,6 Mio. Euro nach<br />
<strong>Algerien</strong> exportiert. Dabei handelt es sich vor allem um KFZ und KFZ-Teile, Maschinen, Eisen<br />
und Stahl sowie chemische Erzeugnisse.<br />
An bilateralen Abkommen ist das deutsch-algerische Investitionsschutzabkommen, das im<br />
Jahr 2002 in Kraft trat, hervorzuheben. Das deutsch-algerische<br />
Doppelbesteuerungsabkommen wurde im August 2005 paraphiert und das<br />
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Länderprofil <strong>Algerien</strong><br />
Rahmenabkommen zur Technischen Zusammenarbeit im April 2002 unterzeichnet.<br />
Deutschland und <strong>Algerien</strong> unterhalten darüber hinaus ein Schifffahrtsabkommen sowie ein<br />
Abkommen zur Vermeidung von Doppelbesteuerung, das im Dezember 2008 in Kraft trat. Ein<br />
neues Luftverkehrsabkommen ist in Vorbereitung.<br />
In der Entwicklungszusammenarbeit sind die deutschen Akteure bereits seit der<br />
Unabhängigkeit von Frankreich präsent. Die Leistungen haben sich seitdem auf insgesamt<br />
200 Mio. Euro belaufen. Gleichzeitig wurden für die finanzielle Zusammenarbeit ca. 180 Mio.<br />
Euro für langfristige Kredite und Finanzierungsbeitrage bereitgestellt. Ein neues deutschalgerisches<br />
Rahmenabkommen zur Technischen Zusammenarbeit trat am 16.12.2006 in<br />
Kraft.<br />
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