Unser neues Haus S. 6 Jahr der Naturwissenschaften S. 18 ...
Unser neues Haus S. 6 Jahr der Naturwissenschaften S. 18 ...
Unser neues Haus S. 6 Jahr der Naturwissenschaften S. 18 ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
SCHREIBWETTBEWERB: „FRAUENPOLITIK EIN UNGELÖSTER FALL“<br />
Die 4A und 5A- Klasse des Gymnasiums<br />
Bad Ischl mit ihren Deutschlehrerinnen<br />
Ingrid Moser und Ingrid<br />
Lahnsteiner folgte <strong>der</strong> Einladung <strong>der</strong><br />
Stadtgemeinde Bad Ischl bei einem<br />
Schreibwettbewerb zum Thema „Was<br />
Frauen wirklich wollen – neue Akzente<br />
für die Gemeindepolitik“ mitzumachen.<br />
Dem voran stand eine Befragung <strong>der</strong><br />
Bevölkerung zu folgenden Themen:<br />
Was erwarten Frauen von <strong>der</strong> Politik<br />
in ihrer Gemeinde?<br />
Welche Themen stehen für sie im Vor<strong>der</strong>grund?<br />
Der krönende Abschluss dieser Aktivität<br />
war die Prämierung <strong>der</strong> Aufsätze<br />
und die Präsentation <strong>der</strong> Ergebnisse<br />
<strong>der</strong> Fragebögen in <strong>der</strong> Aula <strong>der</strong> HBLA<br />
Bad Ischl am 19. November 08.<br />
1. Platz: Julia Klausecke 4A<br />
2. Platz: Lydia Korinek/Anna Berger<br />
5. Platz: Linda Gschwandtner 4A<br />
Hier <strong>der</strong> Aufsatz fon Julia Klausecke:<br />
Die Entscheidung ihres Lebens<br />
„So“. Vorsichtig lädt ihr Mann, Christian,<br />
die vier benützten Teller auf <strong>der</strong><br />
Theke ab. Er seufzt und setzt sich zu<br />
seiner Frau an den Küchentisch. Vereinzelt<br />
liegen noch Brotkrümel auf<br />
<strong>der</strong> sauberen Platte, Anna sieht ihm<br />
zu, wie er sie nervös auf den Boden<br />
wischt. „Was willst du mir sagen?“<br />
Aufgeregt trommelt sie mit den langen<br />
Fingernägeln auf die massive<br />
Holzplatte,<br />
„Nun ja, ich werde wie<strong>der</strong> arbeiten<br />
gehen.“ Christians Miene verdunkelt<br />
sich nicht wie erwartet.<br />
Er schreit sie nicht an, nicht einmal<br />
Wi<strong>der</strong>spruch flackert in seinen Augen<br />
auf, Noch schlimmer, denkt Anna,<br />
was geht bloß in ihm vor? Ganz ruhig<br />
sitzt er da, Die Schatten, die die Lampe<br />
über ihnen auf sein hartes Gesicht<br />
malt, regen sich nicht und sein Blick ist<br />
ganz starr, Was wurde ich jetzt geben,<br />
um seine Gedanken lesen zu können.<br />
Er konnte seine Gefühle schon immer<br />
gut verbergen, das weiß sie, Er konnte<br />
wütend und zornig sein, ohne dass<br />
sein Gesicht ihn verriet. Es war, als hät-<br />
te er eine ausdruckslose Maske auf. So<br />
hatte sie im Laufe ihrer Ehe gelernt,<br />
seine Stimmung zu erkennen, so wie<br />
es kein an<strong>der</strong>er vermochte. Aber heute<br />
schafft sie es nicht. Deswegen sitzt<br />
sie nur schweigend da. Erleichtert atmet<br />
sie auf, als Christian endlich die<br />
Stille bricht. „Hast du denn ein Angebot<br />
bekommen?“, fragt er ganz kühl,<br />
„Nicht direkt.“ Er sieht sie fragend an,<br />
worauf sie sich schnell die richtigen<br />
Worte zurechtlegt. „Ich meine es so.<br />
Ich habe, bevor wir die Kin<strong>der</strong> bekommen<br />
haben, bei <strong>der</strong> Werbeagentur<br />
„MaDonnA“ gearbeitet, das weißt du<br />
sicher noch, Der Chef hat mich informiert,<br />
dass ein Mitarbeiter ausgestiegen<br />
ist und damit ein guter Posten<br />
frei . . . , du weißt, wie ich meinen<br />
Beruf liebe, Schatz“. Etwas betreten<br />
sucht Anna nach etwas, das sie ansehen<br />
könnte und bleibt schließlich<br />
in den Augen ihres Mannes hängen.<br />
Jetzt wird er unruhig. „Wie stellst du<br />
dir das vor? Was ist mit Tom und Hermine?<br />
Sie sind doch erst sieben. Und<br />
wie soll Erna zurechtkommen? Du<br />
kannst nicht behaupten, sie könnte<br />
ohne Hilfe leben, mit 95 <strong>Jahr</strong>en.“ Sie<br />
nickt. Ihre Kin<strong>der</strong> könnten mit dieser<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung zurechtkommen, da<br />
ist sie sich sicher,<br />
Aber Erna? Christian spricht ihren<br />
nächsten Gedanken laut aus: „Du<br />
denkst dir, sie könnte ins Altersheim<br />
kommen.“ Es ist keine Frage, son<strong>der</strong>n<br />
eine Feststellung, Auch er kennt sie<br />
gut genug. Entsetzt sieht er sie an.<br />
Anna weiß genau, wie viel seine Mutter<br />
ihm bedeutet. Das wäre zu viel<br />
verlangt, ist aber trotzdem die einzige<br />
Möglichkeit. „Aber Chris, es ist eine<br />
einmalige Gelegenheit, die Chance<br />
meines Lebens! So schnell wird keine<br />
Stelle mehr frei sein und noch einmal<br />
meinen Beruf ergreifen zu können,<br />
das wünschte ich mir so sehr!“<br />
Jetzt scheint er wütend zu werden.<br />
Jetzt ist es vergebens weiter mit ihm<br />
zu diskutieren. Er bemüht sich ernst<br />
und gefasst zu wirken, aber <strong>der</strong> Versuch<br />
scheitert kläglich.Wild gestikuliert<br />
Christian mit den Händen: „Vielleicht<br />
würden es die Kin<strong>der</strong> schaffen,<br />
Ingrid Moser, Ingrid Lahnsteiner und Julia Klausecke<br />
aber wir haben nun einmal nicht nur<br />
sie, son<strong>der</strong>n auch meine Mutter! Jemand<br />
muss sich dann um sie kümmern!“<br />
Nun wird auch Annas Stimme<br />
immer lauter: „Wer kümmert sich<br />
denn um sie? Du nicht! Ich mache den<br />
<strong>Haus</strong>halt und genauso kümmere ich<br />
mich um Erna!“ Verwirrt ringt Christian<br />
um Worte: „Aber . . . du hast immer<br />
gesagt . . .“ Er verstummt und sinkt<br />
einfallslos zusammen.<br />
„Es geht einfach nicht“, seufzt er nach<br />
einer Weile. Annas Plan steht schon<br />
fest, deswegen prallen Christians leere<br />
Worte an ihr ab. Sie hat versucht<br />
es ihm zu erklären, aber er kann ihre<br />
Entscheidung nicht akzeptieren. Er<br />
denkt, es gibt noch eine Entscheidung<br />
zwischen Ja und Nein, aber er<br />
kann nichts mehr än<strong>der</strong>n.<br />
„Bitte, reden wir ein an<strong>der</strong>mal weiter.<br />
Ich werde schlafen gehen. Gute<br />
Nacht.“ Sie rückt ihren Stuhl beiseite<br />
und gibt ihrem hilflosen Gegenüber<br />
einen flüchtigen Gute-Nacht-Kuss.<br />
Am nächsten Morgen, als sie Tom und<br />
Hermine aufweckt, ist Christian schon<br />
in <strong>der</strong> Arbeit. Nach dem gemeinsamen<br />
Frühstück gehen die beiden Kin<strong>der</strong><br />
in die Schule. Anna lehnt noch im<br />
<strong>Haus</strong>türrahmen und sieht ihnen nach.<br />
Sie holt ihre Jacke und zieht sich ihre<br />
Le<strong>der</strong>stiefel an. Dann verlässt sie das<br />
<strong>Haus</strong>.<br />
Der frische Wind lässt sie leicht frösteln<br />
und hin und wie<strong>der</strong> wird sie von<br />
geschäftigen Leuten gestreift, die sie<br />
nicht eines Blickes würdigen. Der Weg<br />
zu· „MaDonnA“ ist kurz. Außerdem<br />
kennt Anna ihn noch genau. Je<strong>der</strong><br />
Schritt erinnert sie daran. Es ist immer<br />
wie<strong>der</strong> seltsam einen von früher vertrauten<br />
Weg zu gehen.<br />
Nach ungefähr 10 Minuten steht sie<br />
endlich vor dem großen Gebäude.<br />
Früher war es rein weiß gewesen, jetzt<br />
hat es schon einen hellgrauen Schleier.<br />
Oben auf dem mo<strong>der</strong>n gestalteten<br />
Schild steht groß: MaDonnA. Endlich<br />
bin ich wie<strong>der</strong> da. Anna tritt durch<br />
die große Eingangstür und betritt die<br />
Eingangshalle. An <strong>der</strong> Rezeption steht<br />
eine Frau. Früher kannte Anna die Frau<br />
an <strong>der</strong> Rezeption, nun war sie wohl in<br />
Rente gegangen. Aber nicht nur die<br />
Frau, auch die Einrichtung ist großteils<br />
neu. Es dauert einige Minuten, bis sie<br />
Herm Naglers Büro findet. Kraftlos<br />
klopft sie. Ihr Herz schlägt schneller ,<br />
als <strong>der</strong> in die <strong>Jahr</strong>e gekommene Mann<br />
sie öffnet. „Guten Morgen!“, begrüßt<br />
er sie und strahlt wie immer, wenn<br />
er sie sieht. „Herein; herein!“ Dankbar<br />
setzt Anna sich auf den Stuhl, den er<br />
ihr zu weist. „ Sie sind also gekommen,<br />
um das Angebot anzunehmen?“<br />
Sein Blick mustert sie neugierig. „Ähm<br />
. . .“ Sie räuspert sich. „Ja, ja das wollte<br />
ich.“<br />
Herr Nagler lächelt erleichtert und<br />
schüttelt kräftig ihre Hand. „Das freut<br />
mich, Gratulation!<br />
Ich habe ihre hervorragenden Ideen<br />
schon vermisst!“ Anna ringt sich<br />
ebenfalls zu einem Lächeln durch.<br />
„Und wann kann ich anfangen?“ Ihr<br />
Chef legt die Stirn in Runzeln. „Ich hatte<br />
an übermorgen um die gewohnte<br />
Uhrzeit, halb acht, gedacht. Es tut mir<br />
leid, Sie schon so früh beanspruchen<br />
zu müssen, aber wissen Sie, es gibt<br />
viel zu tun.“ Schon übermorgen, oje.<br />
Dann habe ich keine Zeit zu verlieren,<br />
es allen zu sagen. Seufzend antwortet<br />
sie: „Ja, in Ordnung“ und steht auf.<br />
Herr Nagler tut es ihr gleich. Er sagt:<br />
„Ich denke, das wäre alles. Weiteres<br />
besprechen wir übermorgen.“ Nachdem<br />
Anna sich verabschiedet hat und<br />
die Tür hinter sich schließt, seufzt sie<br />
innerlich. Nachdenklich lässt sie die<br />
Türklinke los und verlässt die Agentur.<br />
Zuhause angekommen lässt sie sich<br />
erschöpft auf den Küchenstuhl sinken.<br />
Erst gestern hat sie ihrem Mann<br />
am selben Ort zu erklären versucht,<br />
dass sie wie<strong>der</strong> arbeiten gehen würde<br />
und er ist dagegen gewesen.<br />
Und jetzt sitzt sie hier, ist Ehefrau und<br />
Mutter von zwei Kin<strong>der</strong>n, betreut die<br />
Mutter ihres Mannes und hat einen<br />
Job. Aber genau das wollte sie! Nachdem<br />
sie nach Erna gesehen hat, beginnt<br />
sie zu kochen.<br />
Beim Mittagessen würde sie Christian<br />
und den Kin<strong>der</strong>n sagen, dass sie jetzt<br />
arbeiten gehen würde und Oma Erna<br />
ins Altenheim käme. Die Kin<strong>der</strong> wären<br />
traurig, weil Erna nicht mehr da wäre<br />
und Christian würde wütend sein und<br />
ihr vorwerfen, wie sie das nur tun<br />
konnte. All das liegt noch vor ihr.<br />
Es wird Mittag und die Kin<strong>der</strong> kommen<br />
aus <strong>der</strong> Schule. Auch Christian<br />
kommt von <strong>der</strong> Arbeit und hängt seinen<br />
Mantel erschöpft auf den Klei<strong>der</strong>stän<strong>der</strong><br />
im Flur. Von draußen ruft er:<br />
30 31<br />
„Liebling, was gibt es heute?“<br />
Liebling ... so wird er mich bald nicht<br />
mehr nennen. „Spaghetti!“ Sie hat<br />
das Lieblingsessen aller Familienmitglie<strong>der</strong><br />
gekocht Vielleicht hilft das ein<br />
wenig. Als alle sich beim Küchentisch<br />
versammelt haben, teilt Anna die heißen<br />
Nudeln und die Sauce aus. Heute<br />
sind die Spaghetti nicht so gelungen,<br />
denkt sie. Dann steht sie auf.<br />
Verwirrt sehen ihr Tom, Hermine,<br />
Christian und Erna zu. Anna krempelt<br />
sich ihre Ärmel hoch und streicht,<br />
während sie stotternd anfängt, ihr T-<br />
Shirt glatt. „Ich . . ich hab euch zu sagen,<br />
dass ich . . . Ich habe jetzt einen<br />
neuen Job. Ich arbeite ab übermorgen<br />
wie<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Werbeagentur<br />
MaDonnA.<br />
Als sie in die Runde schaut, erstarrt<br />
sie. Christians fassungsloses, hilfloses<br />
Gesicht wird im nächsten Moment<br />
von einer zornigen Röte erfüllt. Er<br />
ringt nach Luft und setzt zu einer Antwort<br />
an.<br />
„Warte.“ Anna erinnert sich an gestern,<br />
sie setzt sich und schließt kurz die Augen.<br />
Es ist für deinen Job, es war die<br />
Entscheidung meines Lebens.<br />
Dann öffnet sie sie wie<strong>der</strong>. „So.“ Nun<br />
ist sie ruhig. „Was willst du mir sagen?“<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
!"#$ %& '!(