Ausgangsbedingungen und Handlungsbedarf - Gem-esf-bw.de
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Coaching Begleitprojekt<br />
Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF<br />
in Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />
1.Fachtagung<br />
» Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF in Ba<strong>de</strong>n-<br />
Württemberg: <strong>Ausgangsbedingungen</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Handlungsbedarf</strong>«<br />
21.10.2004 in Stuttgart<br />
Innovation GmbH
Fachtagung »Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF«<br />
Projekt “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming<br />
im Europäischen Sozialfonds”<br />
(GeM – ESF – BW)<br />
1. Fachtagung<br />
» Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF in Ba<strong>de</strong>n-Württemberg:<br />
Ausgangsbedingunen <strong>und</strong> <strong>Handlungsbedarf</strong>«<br />
21.10.04 in Stuttgart<br />
.. 1
Fachtagung »Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF«<br />
Inhalt<br />
Fachvorträge<br />
Erste Ergebnisse aus <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>s Projektes 3<br />
Dr. Anne Rösgen<br />
GeM ist etwas an<strong>de</strong>res als Frauenför<strong>de</strong>rung!<br />
Warum es so schwer fällt, von alten Konzepten<br />
Abstand zu nehmen 14<br />
Andrea Leitner<br />
Leerstellen, abstrakte Willenserklärungen, Reduktionen<br />
<strong>und</strong> viel I<strong>de</strong>ologie: von <strong>de</strong>n Risiken <strong>de</strong>r Fehlinterpretationen<br />
von GeM 22<br />
Elisabeth Helming<br />
Männer - Akteure <strong>und</strong> Zielgruppe von GeM<br />
Warum es wichtig ist, dass Männer Verantwortung für<br />
GeM übernehmen <strong>und</strong> welchen Nutzen sie für sich<br />
daraus ziehen können. 32<br />
Klaus Schwerma<br />
Gesprächskreise (Protokolle)<br />
1. Zur Umsetzung von GeM im ESF 42<br />
2. Wie kriegen wir GeM aus <strong>de</strong>r Frauenecke? 45<br />
3. GeM <strong>und</strong> die Folgen <strong>de</strong>r (Fehl-) Interpretationen 48<br />
4. Männer - Akteure <strong>und</strong> Zielgruppe von GeM 50<br />
ReferentInnen <strong>und</strong> Mo<strong>de</strong>ratorInnen 52<br />
.. 2
Fachtagung »Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF«<br />
Erste Ergebnisse aus <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>s Projektes<br />
Vortrag zur Fachtagung<br />
„Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF –<br />
<strong>Ausgangsbedingungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Handlungsbedarf</strong>“<br />
am 21.10.04 in Stuttgart<br />
Dr. Anne Rösgen, proInnovation<br />
.. 3
<strong>Ausgangsbedingungen</strong> & <strong>Handlungsbedarf</strong><br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Dr. Anne Rösgen<br />
proInnovation<br />
1. Vorbemerkungen<br />
In diesem Vortrag wer<strong>de</strong>n die wichtigsten Ergebnisse aus <strong>de</strong>r Phase 1 <strong>de</strong>s Projektes zusammengefasst,<br />
ausführlicher sind sie im zugehörigen Abschlussbericht dargestellt, <strong>de</strong>r auf<br />
unserer Website www.proinnovation.<strong>de</strong> heruntergela<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n kann. Der Einführungsvortrag<br />
liefert eine Art Gerüst auch im Hinblick auf die folgen<strong>de</strong>n Fachbeiträge, die einzelne<br />
Punkte vertiefen.<br />
2. Wie ist <strong>de</strong>r Stand <strong>de</strong>r Umsetzung von Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming<br />
im ESF?<br />
In <strong>de</strong>r ersten Phase unseres Projektes ging es um die Analyse <strong>de</strong>r <strong>Ausgangsbedingungen</strong><br />
<strong>und</strong> die Konkretisierung <strong>de</strong>s <strong>Handlungsbedarf</strong>es im Hinblick auf das Ziel <strong>de</strong>r weiteren systematischen<br />
Umsetzung von GeM im ESF. Natürlich hatten wir schon vorher Hypothesen<br />
über <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>r Dinge <strong>und</strong> die Probleme bei <strong>de</strong>r Umsetzung <strong>und</strong> diese waren ja auch<br />
Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>r Antragsstellung <strong>und</strong> Bewilligung. Nun galt es, diese Einschätzungen zu<br />
überprüfen <strong>und</strong> vor allem zu konkretisieren. Dazu mussten die <strong>Ausgangsbedingungen</strong> auf<br />
<strong>de</strong>r Ebene von ESF Arbeitskreisen, Trägern <strong>und</strong> „sonstigen“ ESF AkteurInnen noch einmal<br />
genauer betrachtet wer<strong>de</strong>n. Um <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>r Umsetzung in BW aber besser beurteilen zu<br />
können, haben wir uns auch auf EU- <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esebene, in an<strong>de</strong>ren Mitgliedsstaaten <strong>und</strong><br />
B<strong>und</strong>eslän<strong>de</strong>rn im Hinblick auf die Umsetzung von GeM im ESF umgesehen 1 .<br />
Dokumentenanalyse – das hört sich vielleicht trocken an, war aber sehr spannend, <strong>de</strong>nn<br />
neben einer allgemeinen Literatur- <strong>und</strong> Internetrecherche haben wir einige Dokumente auf<br />
<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Ebenen (EU, Österreich, die B<strong>und</strong>esebene, BW <strong>und</strong> die Regionen) näher<br />
betrachtet. Es han<strong>de</strong>lte sich um sehr unterschiedliche Arten von Dokumenten, keineswegs<br />
nur Theorie: Konzepte <strong>und</strong> Sachberichte von in BW bewilligten Projekten (natürlich anonym);<br />
Tagungsberichte: in Österreich hat im letzten Jahr genau zu unserem Thema: Stand<br />
<strong>de</strong>r Umsetzung von GeM eine Fachtagung stattgef<strong>und</strong>en (daher Referentin Leitner), beim<br />
Deutschen Jugendinstitut (DJI) ebenfalls, hier zur Kin<strong>de</strong>r- <strong>und</strong> Jugendhilfe (daher Referentin<br />
Helming). Wir sind außer<strong>de</strong>m auf eine Untersuchung gestoßen, die „Chancen <strong>und</strong><br />
Hemmnisse bei <strong>de</strong>r Umsetzung von GeM durch die B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit“ bewertet.<br />
Weiterhin haben wir zu Instrumenten <strong>und</strong> Metho<strong>de</strong>n recherchiert (Leitfä<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Checklisten,<br />
insgesamt 15). Auch wenn dies nicht <strong>de</strong>n Anspruch <strong>de</strong>r Wissenschaftlichkeit erhebt<br />
(wir sind ja kein Forschungsprojekt), so haben wir doch <strong>de</strong>n Eindruck, einen guten Überblick<br />
gewonnen zu haben <strong>und</strong> damit auch <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>r Dinge in BW besser einschätzen<br />
zu können.<br />
1 Der Vergleich erfolgte im Rahmen <strong>de</strong>r Möglichkeiten <strong>de</strong>s Projektes <strong>und</strong> erhebt keinen wissenschaftlichen Anspruch<br />
.. 4
<strong>Ausgangsbedingungen</strong> & <strong>Handlungsbedarf</strong><br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Dr. Anne Rösgen<br />
Es entspricht <strong>de</strong>m Arbeitsansatz <strong>de</strong>s Projektes, von vornherein möglichst viele AkteurInnen<br />
einzubeziehen mit <strong>de</strong>m erwünschten „Nebeneffekt“ <strong>de</strong>r Sensibilisierung <strong>und</strong> Motivation.<br />
Daher haben wir uns nicht auf die Analyse von Dokumenten beschränkt, son<strong>de</strong>rn (bisher) 18<br />
ExpertInnengespräche mit <strong>de</strong>n o.g. Zielgruppen geführt.<br />
3. Erste Ergebnisse<br />
Für uns war es sehr überraschend, dass sich die Einschätzungen auf <strong>de</strong>r EU Ebene, auf <strong>de</strong>r<br />
nationalen Ebene <strong>und</strong> in <strong>de</strong>r Region mit <strong>de</strong>nen An<strong>de</strong>rer (z.B. in Österreich aber auch mit<br />
<strong>de</strong>nen <strong>de</strong>s Deutschen Jugendinstituts für <strong>de</strong>n Bereich Kin<strong>de</strong>r- <strong>und</strong> Jugendhilfe) sehr weitgehend<br />
<strong>de</strong>cken, <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Ansichten <strong>de</strong>r ExpertInnen <strong>und</strong> <strong>de</strong>m, was die Projektbeschreibungen<br />
aufzeigen, ähneln. Daraus ergibt sich, dass die Umsetzung in Ba<strong>de</strong>n-Württemberg mit <strong>de</strong>n<br />
gleichen Problemen konfrontiert ist wie an<strong>de</strong>rswo <strong>und</strong> somit die in <strong>de</strong>r Projektumsetzung<br />
zu erwarten<strong>de</strong>n Erfahrungen <strong>und</strong> Erkenntnisse auch für an<strong>de</strong>re von großem Interesse sein<br />
können.<br />
Gehen wir gedanklich zurück an <strong>de</strong>n Beginn dieser ESF För<strong>de</strong>rperio<strong>de</strong>, die im Jahre 2001<br />
(mit <strong>de</strong>r üblichen Verspätung) begann, so wird <strong>de</strong>utlich, dass Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming (GeM)<br />
seither ein gutes Stück vorangekommen ist:<br />
Laut B<strong>und</strong>esevaluation wird <strong>de</strong>r Gleichstellung zwischen Männern <strong>und</strong> Frauen eine hohe<br />
Be<strong>de</strong>utung zugeordnet, in<strong>de</strong>m sie z.B. im EPPD „zu einem gesellschaftlichen Reformprojekt<br />
erklärt wird“ (S. 409). Dieses Ziel ist auch programmatisch relativ stark verankert <strong>und</strong> die<br />
Fondsverwaltungen gewichten es ausnahmslos am stärksten von allen Querschnittszielen<br />
(S. 413). Der Prozessbezug <strong>de</strong>s GeM (die Geschlechterperspektive in allen Entscheidungsprozessen<br />
<strong>und</strong> auf allen Ebenen einzuführen) wer<strong>de</strong> als Aufgabe verstan<strong>de</strong>n <strong>und</strong> die Notwendigkeit<br />
<strong>de</strong>r Entwicklung <strong>und</strong> Erprobung neuer <strong>und</strong> spezieller Metho<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Instrumente<br />
gesehen.<br />
Bis auf eine Ausnahme haben auch alle B<strong>und</strong>eslän<strong>de</strong>r das Querschnittsziel in das Antrags<strong>und</strong><br />
Bewilligungsverfahren aufgenommen, allerdings gibt es „große Unterschie<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n<br />
Fortschritten <strong>und</strong> in <strong>de</strong>r konkreten Gestaltung <strong>de</strong>r Verfahren“ (S. 420). Bewertungsraster<br />
<strong>und</strong> Leitfä<strong>de</strong>n für die Auswahl <strong>de</strong>r Projekte wur<strong>de</strong>n formuliert <strong>und</strong> bisweilen sind diese<br />
Kriterien auch Gegenstand <strong>de</strong>r Verlaufskontrolle durch die Sachberichte (S. 422). Der<br />
Schwerpunkt <strong>de</strong>r Fondsverwaltungen liegt auf Bildungsinstrumenten (Gen<strong>de</strong>r Trainings<br />
<strong>und</strong> –Seminare, S. 419), aber nicht in allen Län<strong>de</strong>rn haben alle Zielgruppen solche Seminare<br />
besucht. Es wird auch manchmal die Eignung <strong>de</strong>s Trägers überprüft <strong>und</strong> ob die Maßnahmen<br />
<strong>und</strong> Rahmenbedingungen geschlechtssensibel gestaltet wer<strong>de</strong>n.<br />
.. 5
<strong>Ausgangsbedingungen</strong> & <strong>Handlungsbedarf</strong><br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Dr. Anne Rösgen<br />
In BW wur<strong>de</strong>n im Vergleich mit an<strong>de</strong>ren B<strong>und</strong>eslän<strong>de</strong>rn verhältnismäßig früh Informationsveranstaltungen<br />
<strong>und</strong> Workshops mit <strong>de</strong>n ESF AkteurInnen, also mit Trägern, AK <strong>und</strong><br />
Bewilligungsbehör<strong>de</strong>n, aber auch <strong>de</strong>n Frauenbeauftragten durchgeführt. Des weiteren<br />
wur<strong>de</strong>n im WM <strong>und</strong> im SM eine GeM Checkliste bzw. Leitfä<strong>de</strong>n zur Antragstellung entwickelt<br />
<strong>und</strong> zunächst als Anregung, im Bereich <strong>de</strong>s SM seit letztem Jahr obligatorisch<br />
eingeführt 2 .<br />
Soweit die guten Nachrichten! Wenn im folgen<strong>de</strong>n viel von Problemen die Re<strong>de</strong> sein wird,<br />
so heißt das nicht, dass wir nicht auch positive Beispiele gef<strong>und</strong>en hätten, aber wir schil<strong>de</strong>rn<br />
hier vor allem die Ansatzpunkte für Verbesserungen. Wenn <strong>de</strong>r <strong>Handlungsbedarf</strong> nun<br />
im Einzelnen dargestellt wird, so lassen sich viele Ansätze für eine <strong>de</strong>utliche Erhöhung<br />
<strong>de</strong>r Wirksamkeit <strong>de</strong>s ESF durch eine geschlechterdifferenzierte Herangehensweise erkennen.<br />
Die weithin ähnliche Ausgangssituation hat ihre Vorteile, <strong>de</strong>nn somit können mit <strong>de</strong>n<br />
vorgeschlagenen Interventionen viele erreicht wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> durch eine größere Klarheit <strong>de</strong>s<br />
Konzeptes <strong>und</strong> mit mehr Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming Kompetenz können rasche Fortschritte<br />
erwartet wer<strong>de</strong>n. Diese Hypothese kann gewagt wer<strong>de</strong>n, da uns bisher viele motivierte<br />
AkteurInnen begegnet sind <strong>und</strong> am Vorankommen in <strong>de</strong>r Umsetzung von Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming<br />
Interesse gezeigt haben - wenn ihnen <strong>de</strong>nn anschlussfähige Arbeitsansätze<br />
aufgezeigt wer<strong>de</strong>n – <strong>und</strong> genau hier setzt ja das Coaching an. Welche Hemmnisse sind zu<br />
überwin<strong>de</strong>n?<br />
GeM wird auf eine neue Spielart von<br />
Frauenför<strong>de</strong>rung reduziert<br />
Eine vergleichen<strong>de</strong> Untersuchung <strong>de</strong>s Forschungsinstituts <strong>de</strong>s Europäischen Gewerkschaftsb<strong>und</strong>es<br />
kommt zu <strong>de</strong>m Ergebnis, dass die nationalen Adaptierungen von GeM in Europa<br />
mehr o<strong>de</strong>r weniger als „Fortsetzung“ <strong>de</strong>r bisherigen nationalen Pfa<strong>de</strong> im Umgang mit <strong>de</strong>r<br />
Ungleichheit <strong>de</strong>r Geschlechter sind.<br />
Es ist also von allergrößter Be<strong>de</strong>utung, dass wir Wege fin<strong>de</strong>n, GeM aus <strong>de</strong>r „Frauenecke“<br />
herauszuholen. Dazu ein sehr konkretes Beispiel aus <strong>de</strong>m Leben <strong>de</strong>r ESF Arbeitskreise:<br />
Einerseits sind die Frauenbeauftragten bzw. die Vertreterinnen <strong>de</strong>r Kontaktstellen Frau &<br />
Beruf meist die Protagonistinnen von GeM <strong>und</strong> ohne sie wäre das Thema wohl gar nicht<br />
in Gang gekommen. Aber nun muss <strong>de</strong>r Übergang geschafft wer<strong>de</strong>n in die Verantwortung<br />
<strong>de</strong>r Zuständigen, <strong>und</strong> das sind die Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Geschäftsführungen bzw. alle AK<br />
Mitglie<strong>de</strong>r.<br />
Ein an<strong>de</strong>rer Weg, die Reduzierung <strong>de</strong>r Gleichstellungspolitik auf Frauenför<strong>de</strong>rung aufzubrechen,<br />
ist die Einbeziehung von Männern, <strong>und</strong> zwar als Zielgruppe <strong>und</strong> Akteure. Darüber<br />
spricht ausführlicher Klaus Schwerma.<br />
Wichtig ist es aber auch zu sehen, dass es Grün<strong>de</strong> dafür gibt, dass die Fehlinterpretation<br />
von GeM überhaupt passieren kann <strong>und</strong> diese liegen v.a. in Unklarheiten darüber, was die<br />
Ziele von Gleichstellungspolitik sind.<br />
Gleichstellungspolitische Ziele sind unklar<br />
GeM ist eine STRATEGIE, die zur Umsetzung gleichstellungspolitischer Ziele dient. Diese<br />
Ziele sind nun aber nicht beliebig, son<strong>de</strong>rn zum einen in <strong>de</strong>r EU Beschäftigungsstrategie<br />
enthalten <strong>und</strong> müssten zum an<strong>de</strong>ren aus <strong>de</strong>r regionalen Analyse entwickelt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Strukturfondsverordnung gewichtet die Gleichstellungsperspektive hoch (als eines <strong>de</strong>r<br />
Hauptziele <strong>de</strong>r Fonds) <strong>und</strong> verlangt <strong>de</strong>ren Integration in sämtliche geför<strong>de</strong>rte Maßnahmen.<br />
Auf <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Folie ist eine Auswahl <strong>de</strong>r gleichstellungspolitischen Ziele <strong>de</strong>r EU dargestellt.<br />
2 vgl. hierzu auch das Grußwort <strong>de</strong>s Sozialministeriums<br />
.. 6
<strong>Ausgangsbedingungen</strong> & <strong>Handlungsbedarf</strong><br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Dr. Anne Rösgen<br />
(1) Noch immer gibt es strikte Trennungen in Männer- <strong>und</strong> Frauenberufe <strong>und</strong> dies ist überall<br />
in Europa so. Frauen fin<strong>de</strong>n sich nahezu unverän<strong>de</strong>rt in nur wenigen Berufsfel<strong>de</strong>rn, die<br />
durch geringeren Verdienst <strong>und</strong> eingeschränkte Aufstiegsmöglichkeiten gekennzeichnet<br />
sind. Daraus resultiert ein Teil <strong>de</strong>s Lohngefälles (2), das in Deutschland beson<strong>de</strong>rs hoch ist<br />
(ca. 23 % im Osten <strong>und</strong> an die 30 % im Westen, EU weit ca. 18 %). (3) Die EU for<strong>de</strong>rt die<br />
Mitgliedsstaaten auf, Bedingungen für die Vereinbarkeit von Familie <strong>und</strong> Beruf zu verbessern<br />
<strong>und</strong> dies ausdrücklich für Frauen UND Männer. Nicht zuletzt ist eine Erhöhung <strong>de</strong>r<br />
Erwerbsquote angestrebt <strong>und</strong> hierzu hat die EU in Lissabon <strong>und</strong> Barcelona sehr konkrete<br />
Ziele für flankieren<strong>de</strong> Maßnahmen formuliert, die von <strong>de</strong>r Verbesserung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rbetreuungseinrichtungen<br />
(auch hier ist Deutschland Schlusslicht in Europa) bis zur Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />
Sozial- <strong>und</strong> Steuersysteme reichen.<br />
Da diese Ziele bei <strong>de</strong>r Umsetzung <strong>de</strong>s ESF bisher beinahe keine Berücksichtigung fin<strong>de</strong>n,<br />
tragen viele Maßnahmen nicht nur nicht zur Gleichstellung bei, son<strong>de</strong>rn verstärken im<br />
Gegenteil die Probleme. Dies ist nicht hinnehmbar – aber auch nicht ganz leicht zu än<strong>de</strong>rn.<br />
EINEN Weg sehen wir darin, immer wie<strong>de</strong>r die Doppelstrategie zu ver<strong>de</strong>utlichen. Auf <strong>de</strong>r<br />
folgen<strong>de</strong>n Folie sehen Sie auf <strong>de</strong>r einen Seite die spezifischen Maßnahmen, die aufgr<strong>und</strong><br />
von festgestellten Benachteiligungen ergriffen wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> die insofern immer reaktiv sind<br />
(Politikbereich E im ESF). Hier han<strong>de</strong>lt es sich keineswegs nur um Frauenför<strong>de</strong>rmaßnahmen,<br />
o<strong>bw</strong>ohl diese angesichts <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n Benachteiligungen durchaus die Mehrzahl<br />
stellen wer<strong>de</strong>n. Denkbar sind aber auch Maßnahmen für Männer. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite<br />
<strong>de</strong>r Doppelstrategie sehen wir die pro-aktiven Ansätze, die Gleichstellungspolitik überall<br />
integrieren (Politikbereiche A – D im ESF).<br />
.. 7
<strong>Ausgangsbedingungen</strong> & <strong>Handlungsbedarf</strong><br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Dr. Anne Rösgen<br />
Dies soll durch ein Beispiel kurz angerissen wer<strong>de</strong>n, das aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>s Wirtschaftsministeriums<br />
stammt:<br />
Hier sind zwei gleichstellungspolitische Ziele ausgesucht (ausgewogene Beteiligung an <strong>de</strong>r<br />
Entscheidungsfindung <strong>und</strong> Auflösung <strong>de</strong>r vertikalen Segregation) <strong>und</strong> es wird links <strong>de</strong>r<br />
mögliche Beitrag <strong>de</strong>r spezifischen Maßnahmen/Frauenför<strong>de</strong>rung dargestellt. Denkbar ist<br />
hier ein Mentoringprojekt in För<strong>de</strong>rbereich E, da es einen festgestellten Mangel an Frauen<br />
in Führungspositionen gibt <strong>und</strong> auf <strong>de</strong>r rechten Seite kann man sich ein Projekt zur Einführung<br />
eines neuen Personalentwicklungskonzeptes vorstellen, das u.a. die genannten<br />
gleichstellungspolitischen Ziele verfolgt. Hier ist dann beispielsweise wegzukommen von<br />
eigenschaftsbezogenen Beurteilungen, es ist eine an<strong>de</strong>re Führungskultur als die mit vollen<br />
Arbeitszeitkonten <strong>und</strong> allzeitiger Verfügbarkeit zu etablieren, also z.B. Maßnahmen zu<br />
Work & Life Balance <strong>und</strong> Vereinbarkeit für Männer <strong>und</strong> das somit auch nicht einfach nur<br />
Frauen anpasst an die bisherige Situation, son<strong>de</strong>rn die Strukturen dahingehend verän<strong>de</strong>rt,<br />
dass sie für bei<strong>de</strong> Geschlechter akzeptabler sind.<br />
„Geschlechtsspezifisch differenzierte Analysen von Arbeitsmarktproblemen<br />
<strong>und</strong> Arbeitsmarktchancen ...<br />
... wer<strong>de</strong>n bislang nur selten für die Weiterentwicklung arbeitsmarktpolitischer Handlungsstrategien<br />
genutzt“ (ibv). Die EU Kommission stellt fest, das in vielen Programmen eine<br />
sozioökonomische Analyse entwe<strong>de</strong>r ganz fehlt o<strong>de</strong>r dass die Strategien die festgestellten<br />
Probleme nicht berücksichtigen.<br />
In <strong>de</strong>n ExpertInnen- Gesprächen wur<strong>de</strong>n zur Datenfrage verschie<strong>de</strong>ne Positionen eingenommen.<br />
Viele beklagten, dass man sich die Daten recht mühsam zusammen suchen müsse,<br />
dass auch die Statistiken <strong>de</strong>r Arbeitsverwaltung nicht differenziert genug bzw. dass<br />
geschlechterdifferenzieren<strong>de</strong> Daten für die eigene Region gar nicht verfügbar seien. An<strong>de</strong>re<br />
meinten, es seien eigentlich alle nötigen Daten vorhan<strong>de</strong>n, es fehle aber an <strong>de</strong>r Interpretation<br />
o<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Nutzung für die Konzeptentwicklung.<br />
Auffallend ist, dass zu <strong>de</strong>r Frage in <strong>de</strong>r GeM Anlage 2 „Liegen Ihnen nach Geschlecht differenzierte<br />
Strukturdaten <strong>de</strong>s regionalen Arbeitsmarktes vor, anhand <strong>de</strong>rer Sie die Ausgangslage<br />
<strong>und</strong> spezifischen Probleme für ihre Zielgruppe beschreiben können? immer angegeben<br />
wird, dass es Daten <strong>und</strong> Fakten gäbe, aber sie wer<strong>de</strong>n we<strong>de</strong>r zitiert noch in Konzepte umgesetzt.<br />
Ohne eine „gescheite“ Ausgangsanalyse stehen die Maßnahmen jedoch auf tönernen Füßen.<br />
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<strong>Ausgangsbedingungen</strong> & <strong>Handlungsbedarf</strong><br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Dr. Anne Rösgen<br />
Ermittlung von Zielgruppen <strong>und</strong> Gestaltung von Maßnahmen ist zuwenig<br />
geschlechtssensibel<br />
Neben <strong>de</strong>r Analyse <strong>de</strong>s regionalen Arbeitsmarktes ist eine geschlechtssensible Ermittlung<br />
von Zielgruppen wichtig. „Jugendliche, ältere Arbeitnehmer, MigrantInnen <strong>und</strong> Frauen <strong>de</strong>utet<br />
auf eine analytisch unbrauchbare, geschlechtsneutrale Kategorisierung hin, die eine<br />
diffuse Interpretation <strong>de</strong>r Sachlage bezogen auf die Geschlechter hinterlässt.“ (BMFSFJ<br />
Leitfa<strong>de</strong>n „Von <strong>de</strong>r Strategie zur Praxis. GeM in För<strong>de</strong>rprojekten <strong>de</strong>r europäischen Strukturfonds“,<br />
S. 11. Also ist eine genauere, geschlechtssensible Ermittlung <strong>de</strong>r Zielgruppen <strong>und</strong><br />
ihrer Bedarfe <strong>und</strong> Bedürfnisse wichtig.<br />
Die im zweiten Zitat auf <strong>de</strong>r Folie <strong>de</strong>utlich wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Annahme <strong>de</strong>r Geschlechtsneutralität<br />
von Maßnahmen beruht vor allem auf einer nicht nach Geschlechtern differenzieren<strong>de</strong>n<br />
Datenpräsentation. Das Vorhan<strong>de</strong>nsein von geschlechterdifferenzierten Statistiken <strong>und</strong><br />
Hintergr<strong>und</strong>informationen bil<strong>de</strong>t die Gr<strong>und</strong>lage für die I<strong>de</strong>ntifikation von Themenfel<strong>de</strong>rn<br />
<strong>und</strong> Arbeitsansätzen zur Geschlechtergleichstellung <strong>und</strong> macht GeM erst möglich, ist somit<br />
eine wesentliche Voraussetzung.<br />
Gen<strong>de</strong>r (Mainstreaming) Kompetenz zuwenig entwickelt<br />
Auf <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Folie sind einige, wenn auch längst nicht alle Defizite im Bereich Kompetenzentwicklung<br />
zusammengestellt. Auf <strong>de</strong>n ersten Punkt, die Fehlinterpretationen, gehe<br />
ich hier nicht näher ein, <strong>de</strong>nn dazu hören wir später <strong>de</strong>n Vortrag von Frau Helming.<br />
.. 9
<strong>Ausgangsbedingungen</strong> & <strong>Handlungsbedarf</strong><br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Dr. Anne Rösgen<br />
(2) Kompliziert wird es, wenn registrierter Bedarf analysiert <strong>und</strong> interpretiert wer<strong>de</strong>n soll.<br />
So wird vielerorts ein Bedarf von Teilzeitstellen <strong>und</strong> damit auch Teilzeitmaßnahmen für<br />
Frauen angenommen <strong>und</strong> viele Träger sehen darin „bereits einen Beitrag zur Gleichstellung<br />
<strong>de</strong>r Geschlechter, da augenscheinlich die Vereinbarkeit von Familie <strong>und</strong> Beruf besser<br />
gewährleistet wer<strong>de</strong>n kann. Dieselbe Maßnahme fixiert jedoch zugleich die gesellschaftliche<br />
Zuschreibung <strong>de</strong>r Verantwortung für die Vereinbarkeitsproblematik gegenüber Frauen<br />
<strong>und</strong> reproduziert damit die Mechanismen <strong>de</strong>r vertikalen (...) <strong>und</strong> horizontalen Segregation<br />
(Beschränkung auf Teilzeit in von Frauen dominierten Berufen, in <strong>de</strong>nen zugleich das geschlechtsspezifische<br />
Lohngefälle sichtbar wird).“ (BMFSFJ, a.a.O., S. 19).<br />
An diesem Beispiel wird <strong>de</strong>utlich, dass es mit Daten <strong>und</strong> Fakten – so wichtig sie auch sind<br />
– nicht getan ist, es braucht auch sog. Gen<strong>de</strong>rwissen (hier: über die Folgen <strong>de</strong>r geschlechtsspezifischen<br />
Arbeitsteilung in <strong>de</strong>r Segregation <strong>de</strong>r Arbeitsmärkte <strong>und</strong> die Geschlechterrollen).<br />
Aus <strong>de</strong>n von uns gelesenen Konzepten <strong>und</strong> Sachberichten geht hervor, dass viele<br />
offenbar über dieses Gen<strong>de</strong>rwissen nicht verfügen, <strong>de</strong>nn Frauen erscheinen als Wesen mit<br />
„beson<strong>de</strong>ren“ Problemen o<strong>de</strong>r es wird von einer „Kumulierung von Vermittlungshemmnissen“<br />
gesprochen. Dann ist eine weitere Folgerung naheliegend: so gesehen, scheinen<br />
Geschlechterfragen Frauenfragen zu sein <strong>und</strong> mit <strong>de</strong>m Angebot von Kin<strong>de</strong>rbetreuung <strong>und</strong><br />
<strong>de</strong>r Erreichbarkeit <strong>de</strong>r Einrichtung mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu beantworten. Ich<br />
möchte nicht missverstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n: bei<strong>de</strong>s KANN sehr wichtig <strong>und</strong> notwendig sein, um<br />
Maßnahmen zielgruppengerecht anzubieten, eine gleichstellungspolitische Orientierung ist<br />
es noch nicht.<br />
Die geschlechtsspezifischen Probleme von Männern am Arbeitsmarkt heute sind noch kaum<br />
im Blick <strong>und</strong> da wir dies für eine beson<strong>de</strong>rs gr<strong>und</strong>legen<strong>de</strong> Schwierigkeit beim Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming<br />
halten, haben wir Klaus Schwerma eingela<strong>de</strong>n!<br />
(3) Erfahrungsgemäß reicht die Kenntnis von GeM Instrumenten nicht aus, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>ren<br />
Handhabung <strong>und</strong> Anwendung muss immer wie<strong>de</strong>r geübt wer<strong>de</strong>n. Dies wird auch von <strong>de</strong>r<br />
B<strong>und</strong>esevaluation bestätigt, wur<strong>de</strong> uns aber auch bei <strong>de</strong>n ExpertInnen - Gesprächen im<br />
Hinblick auf die Gen<strong>de</strong>r – Leitfä<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Checklisten in BW rückgemel<strong>de</strong>t. Dies wird Gegenstand<br />
<strong>de</strong>r Arbeit in mehreren Mo<strong>de</strong>ll-AK sein.<br />
(4) Mit „Mainstreaming Gen<strong>de</strong>r“ ist gemeint, die Erkenntnisse <strong>und</strong> Erfahrungen aus <strong>de</strong>n<br />
„spezifischen Maßnahmen“ im För<strong>de</strong>rbereich E in <strong>de</strong>n Mainstream zu transferieren. Für<br />
viele <strong>de</strong>r Seminarinhalte in „Mainstream- Maßnahmen“ wie z.B. Bewerbungstraining, Berufswegeplanung,<br />
Kommunikations- <strong>und</strong> Persönlichkeitstraining, K<strong>und</strong>enorientierung,<br />
Konfliktmanagement, EDV, etc. liegen bereits geschlechtsspezifische Ansätze vor.<br />
In <strong>de</strong>n Verfahren ist GeM bisher nicht mehr als eine „Orientierungshilfe“<br />
Die Programmevaluation <strong>de</strong>s ESF auf B<strong>und</strong>esebene verweist darauf, dass die Fondsverwaltungen<br />
GeM z.Zt. im Wesentlichen lediglich als „einen gemeinsamen Such- <strong>und</strong> Lernprozess<br />
mit <strong>de</strong>n Projektträgern <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren arbeitsmarktpolitischen Akteuren“ sehen (HZB EPPD<br />
S. 424) <strong>de</strong>ssen Be<strong>de</strong>utung darin liege, dass das Ziel kommuniziert wer<strong>de</strong>. In keinem B<strong>und</strong>esland<br />
wird die Erfüllung <strong>de</strong>s Querschnittszieles als Ausschlusskriterium gewertet <strong>und</strong><br />
lediglich Träger, die sich gänzlich verweigern wer<strong>de</strong>n „zum Gespräch gefor<strong>de</strong>rt“.<br />
Weiter stellt die Evaluation fest: „Ein entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Faktor ist das Projektangebot. Je nach<strong>de</strong>m<br />
welche Träger mit welchen Angeboten bereits erfolgreich in <strong>de</strong>r Region sind, konstituiere<br />
sich auch das Spektrum <strong>de</strong>r bewilligten Maßnahmen. Die Bewertung eines Projektes<br />
im Hinblick auf das GeM hat in diesen Fällen nur nachrichtliche Be<strong>de</strong>utung, aber keinen<br />
strukturieren<strong>de</strong>n Einfluss auf die Konzeption <strong>und</strong> Auswahl von Projekten.<br />
„Gefor<strong>de</strong>rt ist jedoch eine „systematische Bewertung <strong>de</strong>r geschlechtsspezifischen Auswirkungen“<br />
<strong>und</strong> ein Instrumentarium, mit <strong>de</strong>m „sichergestellt wird, dass <strong>de</strong>r Aspekt <strong>de</strong>r Geschlechtergleichstellung<br />
ein Kriterium bei <strong>de</strong>r Auswahl, Begleitung <strong>und</strong> Bewertung <strong>de</strong>r<br />
Projekte ist“. EU KOM<br />
.. 10
<strong>Ausgangsbedingungen</strong> & <strong>Handlungsbedarf</strong><br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Dr. Anne Rösgen<br />
Es ist also <strong>de</strong>r Programmevaluation zuzustimmen wenn sie for<strong>de</strong>rt: „eine Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />
Verfahren wäre notwendig, damit GeM „ein Filter wird, <strong>de</strong>r die Konzeption <strong>und</strong> Auswahl<br />
von Projekten gezielt steuert“ HZB EPPD.<br />
In <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Folie ist <strong>de</strong>r von uns ermittelte <strong>Handlungsbedarf</strong> zusammengefasst:<br />
Alles dies steht auch in unserem Projekt auf <strong>de</strong>m Programm <strong>und</strong> wir glauben, dass wir mit<br />
gezielten Interventionen im Verlauf einiger Jahre gute Fortschritte machen können – die<br />
Motivation schätzen wir auf allen Ebenen recht positiv ein. Aber wie wollen wir das angehen?<br />
Es muss systematischer <strong>und</strong> konkreter wer<strong>de</strong>n – da sind sich alle einig. Man müsste die ESF<br />
AkteurInnen in ihrem Alltagshan<strong>de</strong>ln in Bezug auf die Umsetzung von GeM unterstützen,<br />
aber wie? Mit allen über 50 ESF Arbeitskreisen <strong>und</strong> <strong>de</strong>n H<strong>und</strong>erten von Trägern <strong>und</strong> Projekten<br />
zu arbeiten in einem so großen Land – das schien zu keinem Zeitpunkt eine realistische<br />
Perspektive. Also wollten wir exemplarisch vorgehen <strong>und</strong> mit ausgewählten AK die<br />
nächsten Schritte tun. Für die Durchführung mit Mo<strong>de</strong>ll-AK sprachen weitere Argumente:<br />
wir sind zwar die Gen<strong>de</strong>r ExpertInnen aber nicht die ExpertInnen für die konkreten Probleme<br />
<strong>de</strong>r Umsetzung vor Ort. Überall da, wo ExpertInnen sagen „wie es geht“ bekommen<br />
sie zur Antwort: „bei uns ist das alles an<strong>de</strong>rs“ o<strong>de</strong>r „das fän<strong>de</strong>n wir auch alles schön, aber<br />
unter unseren Rahmenbedingungen lässt sich das lei<strong>de</strong>r nicht umsetzen“. Daher haben die<br />
Mo<strong>de</strong>ll-Arbeitskreise vor allem die Aufgabe, zunächst zu lernen <strong>und</strong> auszuprobieren wie es<br />
gehen kann <strong>und</strong> dann darüber allen an<strong>de</strong>ren zu berichten.<br />
.. 11
<strong>Ausgangsbedingungen</strong> & <strong>Handlungsbedarf</strong><br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Dr. Anne Rösgen<br />
Zunächst ein Überblick über die Handlungsfel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Projektes, anschließend eine Erläuterung:<br />
Auf <strong>de</strong>r rechten Seite <strong>de</strong>r Folie sind die übergreifen<strong>de</strong>n Aufgaben zusammengestellt, in <strong>de</strong>r<br />
Mitte einige Handlungsansätze <strong>und</strong> auf <strong>de</strong>r linken Seite sehen Sie die beteiligten Mo<strong>de</strong>ll-<br />
AK.<br />
Die folgen<strong>de</strong> Folie zeigt die angemel<strong>de</strong>ten Bedarfe:<br />
Gerne wür<strong>de</strong> ich Ihnen noch mehr über unsere Arbeitsansätze, soweit sie bisher entwickelt<br />
sind, berichten, aber lei<strong>de</strong>r ist meine Re<strong>de</strong>zeit ausgeschöpft.<br />
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!<br />
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<strong>Ausgangsbedingungen</strong> & <strong>Handlungsbedarf</strong><br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Dr. Anne Rösgen<br />
Zitierte Literatur<br />
MESEKE, Henriette: Leitfa<strong>de</strong>n zur Implementierung <strong>und</strong> Umsetzung von Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming<br />
im ESF. April 2004 (Aus <strong>de</strong>m BMFSFJ/ESF – geför<strong>de</strong>rten Projekt: Von<br />
<strong>de</strong>r Strategie zur Praxis. Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming in För<strong>de</strong>rprojekten <strong>de</strong>r Europäischen<br />
Strukturfonds)<br />
MITTEILUNG DER KOMMISSION: Implementierung <strong>de</strong>s Gen<strong>de</strong>r-Mainstreaming in <strong>de</strong>n<br />
Strukturfonds-Programmplanungsdokumenten 2000-2006l (EU KOM)<br />
http://europa.eu.int/scadplus/leg/<strong>de</strong>/cha/c10237a.htm<br />
MÜLLER, Petra/Kurtz, Beate (IAB), Chancen <strong>und</strong> Hemmnisse bei <strong>de</strong>r Umsetzung von GeM<br />
durch die B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit, ibv 2/04<br />
RWI Essen in Kooperation mit SÖSTRA, Evaluierung <strong>de</strong>r arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen<br />
<strong>de</strong>s Europäischen Sozialfonds in Deutschland in <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rperio<strong>de</strong><br />
2000-2006 (Halbzeitbewertung (HZB) EPPD Ziel 3 <strong>und</strong> OP <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>es Ziel 1)<br />
(Endbericht <strong>und</strong> Zusammenfassung Dez. 2003)<br />
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Fachtagung »Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF«<br />
GeM ist etwas an<strong>de</strong>res als Frauenför<strong>de</strong>rung!<br />
Warum es so schwer fällt, von alten Konzepten Abstand zu nehmen.<br />
Ausgewählte Ergebnisse <strong>de</strong>r Evaluation von GeM im ESF in Österreich<br />
Re<strong>de</strong>manuskript zur Fachtagung „Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF –<br />
<strong>Ausgangsbedingungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Handlungsbedarf</strong>“<br />
am 21.10.04 in Stuttgart<br />
Mag. Andrea Leitner, Institut für höhere Studien / Wien<br />
.. 14
GEM ist etwas an<strong>de</strong>res als Frauenför<strong>de</strong>rung<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Mag. Andrea Leitner<br />
Institut für höhere Studien<br />
Warum es so schwer fällt, von alten Konzepten Abstand zu nehmen. Ausgewählte<br />
Ergebnisse <strong>de</strong>r Evaluation von<br />
GeM im ESF in Österreich 1<br />
1. Design <strong>de</strong>r Evaluation<br />
Das Institut für Höhere Studien (IHS) <strong>und</strong> das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) untersuchen<br />
im Rahmen <strong>de</strong>r Evaluierung von ESF-Ziel3 2 für die Programmperio<strong>de</strong> 2000 bis<br />
2006 die Implementierung von Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming (GM) <strong>und</strong> die geschlechtsspezifische<br />
Wirkung <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n thematischen Schwerpunkten umgesetzten Maßnahmen 3 . Die Evaluierung<br />
erfolgt im Auftrag <strong>de</strong>s BMwA <strong>und</strong> läuft von 2001 bis März 2005. Aufgabe dieser<br />
Evaluierung ist es, ein Gesamtbild <strong>de</strong>s Ziel3-Programms zu generieren, das als Gr<strong>und</strong>lage<br />
für Än<strong>de</strong>rungsvorschläge dient. Im Mittelpunkt steht die Analyse <strong>de</strong>r erfassten Zielgruppen,<br />
<strong>de</strong>r Zugang in Maßnahmen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Erfolg <strong>de</strong>r Interventionen aus einer aggregierten<br />
Perspektive. Die Evaluierung von GM ist in die Begleitung <strong>und</strong> Bewertung <strong>de</strong>r Umsetzung<br />
von ESF-Ziel3 eingeb<strong>und</strong>en.<br />
Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming ist als horizontales Ziel im gesamten Ziel3-Programm zu verfolgen.<br />
Spezifische För<strong>de</strong>rmaßnahmen für Frauen sollen das Horizontalziel GM ergänzen, aber<br />
nicht ersetzen. Diese doppelte Strategie wird im Schwerpunkt 5 von ESF-Ziel3, welcher <strong>de</strong>r<br />
För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r „Chancengleichheit von Frauen <strong>und</strong> Männern“ gewidmet ist, durch zwei<br />
Unterschwerpunkte explizit gemacht. Der erste Unterschwerpunkt dient <strong>de</strong>r finanziellen<br />
Absicherung <strong>de</strong>r Umsetzung von GM auf Programmebene, im zweiten Unterschwerpunkt<br />
wer<strong>de</strong>n gezielte Maßnahmen zur För<strong>de</strong>rung von Frauen gesetzt.<br />
Das Evaluationskonzept ist folgen<strong>de</strong>rmaßen aufgebaut:<br />
Vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n geschlechtsspezifischen Benachteiligungen am Arbeitsmarkt<br />
wer<strong>de</strong>n die Zielsetzung <strong>und</strong> Konzeption <strong>de</strong>r durchgeführten Maßnahmen, sowie<br />
<strong>de</strong>ren Umsetzung <strong>und</strong> Wirkung analysiert. Diese Evaluationsschritte basieren auf einer<br />
Dokumentenanalyse, <strong>de</strong>m ESF-Monitoringsystem, weiteren administrativen Daten sowie<br />
auf Befragungen von Projektträgern <strong>und</strong> TeilnehmerInnen.<br />
<br />
Evaluierung Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming<br />
Sozio-ökonomische Rahmenbedingungen<br />
Institutionelle<br />
Implementierung GM<br />
Ziel- <strong>und</strong><br />
Kontextanalyse<br />
Umsetzungs- <strong>und</strong><br />
Wirkungsanalyse<br />
Bewertung<br />
Institutionelle Implementierung<br />
Geschlechtsneutrale Maßnahmengestaltung<br />
Maßnahmenwirkung (Chancengleichheit <strong>und</strong> Effizienz)<br />
Abbau geschlechtsspezifischer Benachteiligungen<br />
1 Autorinnen sind Andrea Leitner <strong>und</strong> Angela Wroblewski (IHS)<br />
2 Die Regionen <strong>de</strong>r EU wer<strong>de</strong>n entsprechend ihrer jeweiligen regionalen Gegebenheiten drei Zielgebieten zugeordnet. Österreich<br />
gilt primär als Ziel-3-Gebiet, einige Regionen zählen als Ziel-2-Gebiet <strong>und</strong> das Burgenland ist Ziel-1-Gebiet.<br />
3 Die Umsetzung <strong>de</strong>r Maßnahmen erfolgt in sieben Schwerpunkten: Verhin<strong>de</strong>rung <strong>und</strong> Bekämpfung <strong>de</strong>r Erwachsenen- <strong>und</strong><br />
<strong>de</strong>r Jugendarbeitslosigkeit (SP1), Chancengleichheit für Alle <strong>und</strong> Bekämpfung <strong>de</strong>r Ausgrenzung am Arbeitsmarkt (SP2),<br />
För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s lebensbegleiten<strong>de</strong>n Lernens <strong>und</strong> Stärkung <strong>de</strong>s Beschäftigungspotentials in Forschung, Wissenschaft &<br />
Technologie (SP3), Flexibilität am Arbeitsmarkt (SP4), För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Chancengleichheit von Frauen <strong>und</strong> Männern (SP5) <strong>und</strong><br />
Territoriale Beschäftigungspakte (SP6) sowie Technische Hilfe (SP7). Die Maßnahmen in SP1, SP4 <strong>und</strong> SP5 wer<strong>de</strong>n über das<br />
AMS umgesetzt, jene in SP2 über die B<strong>und</strong>essozialbehör<strong>de</strong>n (BSB) <strong>und</strong> jene in SP3 über das BMBWK.<br />
.. 15
GEM ist etwas an<strong>de</strong>res als Frauenför<strong>de</strong>rung<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Mag. Andreas Leitner<br />
Darüber hinaus wird anhand eines qualitativen Untersuchungs<strong>de</strong>signs <strong>de</strong>r Implementierungsprozess<br />
von GM in <strong>de</strong>n Institutionen <strong>de</strong>r Endbegünstigten untersucht. 4 Dabei geht es<br />
primär um folgen<strong>de</strong> Fragestellungen:<br />
• Inwieweit ist GM im Regelwerk <strong>de</strong>r Institution verankert (in Zielen, Richtlinien, Leitbil<strong>de</strong>rn<br />
etc.)?<br />
• Welche Unterstützungsstrukturen <strong>und</strong> Ressourcen sind für GM vorgesehen?<br />
• In welchem Verhältnis stehen traditionelle Frauenför<strong>de</strong>rung <strong>und</strong> GM?<br />
• Gibt es formale Verfahren, wie GM in allen Bereichen zu berücksichtigen ist?<br />
• Gibt es Aktionspläne o<strong>de</strong>r Pilotprojekte zur Umsetzung von GM in <strong>de</strong>r Institution?<br />
Ziel ist es, unterschiedliche Erfahrungen <strong>de</strong>r Institutionen zu nutzen, um Möglichkeiten<br />
<strong>und</strong> Ansätze zur Implementierung von GM aufzuzeigen <strong>und</strong> för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> bzw. hemmen<strong>de</strong><br />
Faktoren für <strong>de</strong>n Implementierungsprozess zu i<strong>de</strong>ntifizieren.<br />
Im Folgen<strong>de</strong>n wird auf Basis <strong>de</strong>r bislang vorliegen<strong>de</strong>n Ergebnisse 5 kurz auf die Umsetzung<br />
<strong>de</strong>r Maßnahmen in ESF-Ziel 3 eingegangen <strong>und</strong> schwerpunktübergreifend die Partizipation<br />
von Frauen dargestellt. Den zweiten Themenblock <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Präsentation bil<strong>de</strong>t die<br />
Implementierung von GM bei <strong>de</strong>n Endbegünstigten, wobei v.a. die för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n <strong>und</strong> hemmen<strong>de</strong>n<br />
Faktoren für <strong>de</strong>n Implementierungsprozess diskutiert wer<strong>de</strong>n.<br />
2. Frauenquoten<br />
Eine schwerpunktübergreifen<strong>de</strong> Analyse <strong>de</strong>r Umsetzungsergebnisse zeigt, dass mehr Frauen<br />
als Männer an <strong>de</strong>n Maßnahmen in ESF-Ziel3 partizipieren. Dies stellt sich aber in <strong>de</strong>n<br />
einzelnen Schwerpunkten (SP) unterschiedlich dar: Während in SP1 (AMS-Maßnahmen<br />
zur Integration von Arbeitslosen) <strong>und</strong> SP2 (BSB-Maßnahmen für Behin<strong>de</strong>rte) die in <strong>de</strong>r<br />
Programmplanung von Ziel3 angestrebte Frauenquote von 50% in <strong>de</strong>n letzten drei Jahren<br />
nicht erreicht wur<strong>de</strong>, liegt <strong>de</strong>r Frauenanteil an <strong>de</strong>n För<strong>de</strong>rfällen in SP3 (BMBWK-Maßnahmen<br />
im Bereich Schule, Erwachsenenbildung <strong>und</strong> Wissenschaft) <strong>und</strong> SP4 (AMS-Maßnahmen<br />
zur Qualifizierungsför<strong>de</strong>rung von Beschäftigten) weit darüber. Im Zeitverlauf ist <strong>de</strong>r<br />
Frauenanteil in SP1 rückläufig, jener in SP2 weist jedoch eine steigen<strong>de</strong> Ten<strong>de</strong>nz auf <strong>und</strong><br />
liegt 2002 bei 50%.<br />
Tabelle 1:<br />
Entwicklung <strong>de</strong>s Frauenanteils (För<strong>de</strong>rfälle) in <strong>de</strong>n einzelnen Schwerpunkten<br />
2000 2001 2002 2000-2002<br />
SP1 „Arbeitslose“ 47,2% 45,6% 44,6% 45,7%<br />
SP2 „Behin<strong>de</strong>rte“ 45,9% 49,4% 50,5% 44,8%<br />
SP3 „Lebenslanges Lernen“ k.A. 49,5* 60,7% 59,1%**<br />
SP4 „Beschäftigte“ 84,5% 83,9% 82,2% 83,0%<br />
SP5 „Chancengleichheit“ 100% 100% 100% 100%<br />
Gesamt 62,8% 64,5% 69,5% 69,0%<br />
* Nur TeilnehmerInnen an Qualifizierungsmaßnahmen sind geschlechtsspezifisch ausgewiesen.<br />
** Inkl. Qualifizierung 2001.<br />
Q: Bericht zur Mid-Term-Evaluierung<br />
4 Es wur<strong>de</strong>n mit VertreterInnen aller Endbegünstigten sowie GM-ExpertInnen leitfa<strong>de</strong>ngestützte Interviews durchgeführt.<br />
5 Die Ergebnisse <strong>de</strong>r TeilnehmerInnen- <strong>und</strong> Trägerbefragung wer<strong>de</strong>n ebenso wie weiterführen<strong>de</strong> quantitative Ergebnisse erst<br />
im Herbst 2003 vorliegen.<br />
6 Der hohe Frauenanteil ist primär eine Folge <strong>de</strong>r Zielgruppen<strong>de</strong>finition in SP4. Um die Unterrepräsentanz von Frauen, wie<br />
sie die Evaluierung <strong>de</strong>r Vorperio<strong>de</strong> zeigte, wur<strong>de</strong>n die Zielgruppen für SP4 wie folgt <strong>de</strong>finiert: Frauen sind Frauen generell<br />
för<strong>de</strong>rbar, bei Männern gibt es eine Einschränkung auf Ältere <strong>und</strong> Personen ohne berufliche Ausbildung.<br />
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GEM ist etwas an<strong>de</strong>res als Frauenför<strong>de</strong>rung<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Mag. Andreas Leitner<br />
Insgesamt sind 69% aller Geför<strong>de</strong>rten Frauen. Selbst wenn man SP5 als reinen Frauenschwerpunkt<br />
nicht berücksichtigt, liegt <strong>de</strong>r Frauenanteil bei 65%. Entschei<strong>de</strong>nd ist dafür<br />
<strong>de</strong>r hohe Frauenanteil in SP4. 6 Dieses Ergebnis ist gegenüber <strong>de</strong>r vorhergehen<strong>de</strong>n Programmperio<strong>de</strong><br />
insofern als positiv zu werten, als in <strong>de</strong>r Vorperio<strong>de</strong> Frauen bei <strong>de</strong>r Weiterbildung<br />
von Beschäftigten <strong>und</strong> unter <strong>de</strong>n Behin<strong>de</strong>rten <strong>de</strong>utlich unterrepräsentiert waren.<br />
In <strong>de</strong>n einzelnen Schwerpunkten wer<strong>de</strong>n jedoch jeweils an<strong>de</strong>re Zielgruppen angesprochen,<br />
wobei sich – abgesehen von SP4 – nur geringe Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n Geschlechtern<br />
zeigen. 7 So wer<strong>de</strong>n ältere <strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r unqualifizierte Frauen am stärksten in SP1 geför<strong>de</strong>rt<br />
(30% über 45 Jahre; 61% max. Pflichtschulabschluss); in SP3 dominieren jüngere Frauen<br />
mit max. Pflichtschulabschluss (58% bis 25 Jahre; 58% max. Pflichtschulabschluss); in SP5<br />
sind verstärkt höherqualifizierte Frauen im Haupterwerbsalter anzutreffen (2/3 zwischen<br />
25 <strong>und</strong> 45 Jahren; 1/3 min<strong>de</strong>stens Matura), während in SP4 Frauen im Haupterwerbsalter<br />
(68%) mit mittlerer Ausbildung (47% Lehre, berufsbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> mittlere Schule) am stärksten<br />
vertreten sind. Insgesamt sind somit ältere <strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r unqualifizierte Frauen in Maßnahmen<br />
unterrepräsentiert sind, sowohl unter <strong>de</strong>n geför<strong>de</strong>rten Beschäftigten wie auch Arbeitslosen.<br />
Bei diesen Partizipationsquoten ist jedoch zu berücksichtigen, dass die 50%-Vorgabe <strong>de</strong>r<br />
Ziel3-Programmplanung nicht unbedingt <strong>de</strong>r EU-Zielsetzung <strong>de</strong>r Ermöglichung <strong>de</strong>s gleichen<br />
Zugangs <strong>und</strong> gleichen Beteiligung an Programmen <strong>und</strong> Maßnahmen entsprechen<br />
muss. Frauen <strong>und</strong> Männer wer<strong>de</strong>n nicht nur in unterschiedlichem Ausmaß in <strong>de</strong>n einzelnen<br />
Maßnahmen geför<strong>de</strong>rt, son<strong>de</strong>rn sind entsprechend ihrer Betroffenheit von Benachteiligungen<br />
bzw. <strong>de</strong>r Zielgruppen<strong>de</strong>finition in <strong>de</strong>n Schwerpunkten auch unterschiedlich<br />
erreichbar. Beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>utlich zeigt sich dies in SP4: Dort ist die ungleiche För<strong>de</strong>rung von<br />
Frauen <strong>und</strong> Männern aus <strong>de</strong>r unterschiedlichen Abgrenzung <strong>de</strong>r Zielgruppen für Frauen<br />
<strong>und</strong> Männer erklärbar. Während Männer nur in Kombination mit Qualifikations<strong>de</strong>fiziten<br />
bzw. ältere Männer zu <strong>de</strong>n för<strong>de</strong>rbaren Zielgruppen zählen, können Frauen allgemein geför<strong>de</strong>rt<br />
wer<strong>de</strong>n. Im Ergebnis führt dies dazu, dass Frauen unter <strong>de</strong>n Geför<strong>de</strong>rten <strong>de</strong>utlich<br />
überrepräsentiert sind, während bei Männern zwar entsprechend <strong>de</strong>r Zielgruppen<strong>de</strong>finition<br />
eine Konzentration auf ältere <strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r unqualifizierte Personen festzustellen ist, aber insgesamt<br />
nur eine vergleichsweise geringe Absolutzahl an För<strong>de</strong>rungen erfolgte. An<strong>de</strong>rs stellt<br />
sich dies bei SP2 dar. Die geringere Erfassung von Frauen mit Behin<strong>de</strong>rtenstatus reduziert<br />
die potentielle weibliche Zielgruppe <strong>und</strong> erschwert eine gleiche För<strong>de</strong>rung von Frauen <strong>und</strong><br />
Männern.<br />
Das ausschließliche Abstellen auf die quantitative Dimension von GM (Frauenquoten)<br />
führt zu <strong>de</strong>m unerwarteten Ergebnis, dass in <strong>de</strong>n Schwerpunkten, für die das AMS (Arbeitsmarktservice)<br />
zuständig <strong>und</strong> wo GM bislang sicherlich am stärksten verankert ist, die<br />
schlechtesten Ergebnisse hinsichtlich Quoten vorliegen: SP1 mit seiner Unterschreitung <strong>de</strong>s<br />
50%-igen Frauenanteils <strong>und</strong> <strong>de</strong>r massiven Überschreitung im SP4. Hingegen wur<strong>de</strong>n im<br />
SP2, für das das BMSG (B<strong>und</strong>esministerium für soziale Sicherheit, Generationen <strong>und</strong> Konsumentenschutz)<br />
bzw. die BSBs (B<strong>und</strong>essozialbehör<strong>de</strong>) verantwortlich sind, <strong>und</strong> im SP3, <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>m BMBWK (B<strong>und</strong>esministerium für Bildung, Wissenschaft <strong>und</strong> Kultur) zugeordnet ist, die<br />
Geschlechterquoten ziemlich genau erreicht, was eine <strong>de</strong>utliche Verbesserung gegenüber<br />
<strong>de</strong>r letzten Programmperio<strong>de</strong> be<strong>de</strong>utet.<br />
Zum jetzigen Zeitpunkt (bzw. mit <strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeit verfügbaren Daten) müssen jedoch viele<br />
Aspekte <strong>de</strong>s Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming noch unberücksichtigt bleiben. Die Teilnahmequoten<br />
stellen zwar sicherlich einen wichtigen Aspekt für die Berücksichtigung von Gen<strong>de</strong>r-Wirkungen<br />
dar, aber sind nicht ausreichend um GM als Strategie zu beurteilen. So muss beispielsweise<br />
für die Analyse <strong>de</strong>r inhaltlichen Dimension <strong>de</strong>r Maßnahmen (Welche Inhalte<br />
wer<strong>de</strong>n vermittelt, in welche Berufsfel<strong>de</strong>r führen diese?), aber auch <strong>de</strong>r Aspekt <strong>de</strong>r ge-<br />
7 Für SP2 liegen <strong>de</strong>rzeit noch keine näheren Angaben vor.<br />
.. 17
GEM ist etwas an<strong>de</strong>res als Frauenför<strong>de</strong>rung<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Mag. Andreas Leitner<br />
schlechtssensiblen Maßnahmengestaltung (Didaktik, Rahmenbedingungen) auf die Ergebnisse<br />
<strong>de</strong>r Primärerhebungen (TeilnehmerInnen- <strong>und</strong> Trägerbefragung) verwiesen wer<strong>de</strong>n.<br />
Weiters ist die Nachhaltigkeit <strong>de</strong>r Gen<strong>de</strong>r-Effekte zu bezweifeln, wenn nicht auch durch die<br />
Verankerung <strong>de</strong>s Prinzips in <strong>de</strong>r Organisationsstruktur entsprechen<strong>de</strong> Rahmenbedingungen<br />
geschaffen wer<strong>de</strong>n.<br />
3. Implementierung <strong>de</strong>s GeM-Ansatzes<br />
In <strong>de</strong>r Praxis sind drei unterschiedliche Möglichkeiten <strong>de</strong>r Berücksichtigung <strong>de</strong>r GM-Strategie<br />
in <strong>de</strong>r Institution gegeben:<br />
• GM-Strategie durch verän<strong>de</strong>rte Entscheidungs- <strong>und</strong> Organisationsstruktur: Dies<br />
entspricht <strong>de</strong>r umfassendsten Organisationsverän<strong>de</strong>rung, in<strong>de</strong>m die Gen<strong>de</strong>r-Perspektive<br />
systematisch in alle Analyse- <strong>und</strong> Politikschritte integriert <strong>und</strong> damit eine<br />
f<strong>und</strong>amentale Transformation <strong>de</strong>r Politik herbeigeführt wird (Woodward 2001). Dafür<br />
ist sowohl die Verän<strong>de</strong>rung bzw. Einführung von strategischen Entscheidungsprinzipien<br />
wie auch eine Bewusstseinsän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n AkteurInnen notwendig.<br />
O<strong>bw</strong>ohl dieses Konzept <strong>de</strong>r Definition von GM am nächsten kommt, ist es in <strong>de</strong>r<br />
Praxis bei <strong>de</strong>n Endbegünstigten nur ansatzweise bzw. in begrenzten Bereichen zu<br />
fin<strong>de</strong>n. Als Beispiel sind hier Organisationsberatungen von Pädagogischen Aka<strong>de</strong>mien<br />
als GM-Aktivitäten <strong>de</strong>s BMBWK zu nennen.<br />
• GM-Strategie durch verän<strong>de</strong>rte Zielsetzungen: GM Zielsetzungen wer<strong>de</strong>n vom obersten<br />
Leitungsorgan (in Zusammenarbeit mit zuständigen Abteilungen für GM) festgelegt<br />
<strong>und</strong> als handlungsleiten<strong>de</strong> Zielsetzungen an die unteren Ebenen weitergeleitet.<br />
Auch hier wird wie im ersten Ansatz eine klare Top-Down-Strategie angewandt, aber<br />
es wer<strong>de</strong>n bestehen<strong>de</strong> Entscheidungsstrukturen genutzt <strong>und</strong> klare Ziel<strong>de</strong>finitionen<br />
treten anstelle <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen Bewusstseinsverän<strong>de</strong>rungen. Dieses Konzept ist für<br />
die Umsetzung von GM im AMS zentral. Durch Nutzung <strong>de</strong>s Management by Objectives,<br />
<strong>de</strong>r Entscheidungssteuerung durch konkrete Zielsetzungen, wird GM zu einem<br />
Managementansatz, <strong>de</strong>r eine klare Planung <strong>und</strong> Kontrolle <strong>de</strong>r Ziele erlaubt <strong>und</strong> eine<br />
Art „Neutralisierung“ von Chancengleichheitspolitik bringt.<br />
• GM-Strategie durch Frauenabteilungen o<strong>de</strong>r Chancengleichheitsverantwortliche:<br />
Dieses Konzept bewirkt eigentlich keine Verän<strong>de</strong>rung bisheriger Chancengleichheitskonzepte.<br />
Chancengleichheitspolitik wird dadurch zwar häufig verstärkt, aber bleibt<br />
vom Engagement einzelner Personen, meist Frauen, abhängig. Zu einer Verän<strong>de</strong>rung<br />
kommt es nur dann, wenn auch <strong>de</strong>ren Funktion verän<strong>de</strong>rt wird, beispielsweise Frauenreferentinnen<br />
als Stabstelle <strong>de</strong>r Leitungsebene fungieren <strong>und</strong> bei Entscheidungen<br />
beigezogen wer<strong>de</strong>n müssen. Diese Strategie ist v.a. beim BMSG, BMBWK <strong>und</strong> bei <strong>de</strong>n<br />
BSBs anzutreffen.<br />
Diese Typisierung zeigt bereits die erheblichen Unterschie<strong>de</strong> zwischen AMS auf <strong>de</strong>r einen<br />
Seite <strong>und</strong> BMSG bzw. BSB sowie BMBWK auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite – auch wenn die drei<br />
Strategien einan<strong>de</strong>r nicht ausschließen. BMSG, BMBWK <strong>und</strong> BSB haben in Einzelaspekten<br />
Versuche unternommen, die Entscheidungs- <strong>und</strong> Organisationsstruktur zur Berücksichtigung<br />
von GM zu adaptieren. Verän<strong>de</strong>rungen sind aber primär dadurch entstan<strong>de</strong>n, dass in<br />
<strong>de</strong>n Organisationen durch <strong>de</strong>n ESF Fragen <strong>de</strong>r Chancengleichheit <strong>de</strong>r Geschlechter größere<br />
Be<strong>de</strong>utung beigemessen wird <strong>und</strong> damit die Anliegen bestehen<strong>de</strong>r interner Frauenför<strong>de</strong>rinstitutionen<br />
an Gewicht gewonnen haben. Im BMBWK wur<strong>de</strong> mittlerweile eine abteilungsübergreifen<strong>de</strong><br />
Arbeitsgruppe zu GM (Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming Arbeitsgruppe <strong>de</strong>s BMBWK)<br />
eingerichtet. In <strong>de</strong>n BSBs hat jedoch GM durch die erfolgte Umstrukturierung an Be<strong>de</strong>utung<br />
verloren. GM wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Neuorganisation <strong>de</strong>r BSBs nicht mitberücksichtigt <strong>und</strong><br />
Chancengleichheit von Frauen <strong>und</strong> Männern durch an<strong>de</strong>re aktuelle Probleme verdrängt. In<br />
bei<strong>de</strong>n Fällen ist es bislang noch nicht gelungen, GM systematisch in <strong>de</strong>n Institutionen zu<br />
verankern.<br />
Demgegenüber ist GM im AMS stärker institutionell verankert: Es gibt klar <strong>de</strong>finierte Verantwortlichkeiten<br />
für GM, eine Vernetzung <strong>de</strong>r GM-Verantwortlichen auf unterschiedli-<br />
.. 18
GEM ist etwas an<strong>de</strong>res als Frauenför<strong>de</strong>rung<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Mag. Andreas Leitner<br />
chen Ebenen sowie eine anlaufen<strong>de</strong> Kooperation <strong>de</strong>r GM-Verantwortlichen mit an<strong>de</strong>ren<br />
Abteilungen. Dennoch bleibt die Umsetzung von GM stark vom persönlichen Engagement<br />
<strong>de</strong>r han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Personen abhängig. Die Bemühungen zur Implementation <strong>de</strong>r GM-Strategie<br />
wur<strong>de</strong>n bereits vor Beginn <strong>de</strong>r Programmperio<strong>de</strong> gestartet <strong>und</strong> GM konnte bereits 2001 formal<br />
in Richtlinien verankert wer<strong>de</strong>n. 8 Die vergleichsweise erfolgreiche Implementierung ist<br />
v.a. darauf zurückzuführen, dass GM in das Zielsystem <strong>de</strong>s AMS integriert wer<strong>de</strong>n konnte<br />
(Management by Objectives). Dadurch ist die Umsetzung weniger stark von Bewusstseinsän<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>r AkteurInnen abhängig, son<strong>de</strong>rn wird zur (scheinbar) neutralen Entscheidungsgr<strong>und</strong>lage,<br />
die von <strong>de</strong>r Leitungsebene – wie an<strong>de</strong>re Zielvorgaben auch – managebar<br />
<strong>und</strong> kontrollierbar ist. Bei genauerer Betrachtung zeigen sich allerdings auch hier Probleme:<br />
Diese liegen vor allem in <strong>de</strong>r konkreten Definition von Zielsetzungen <strong>und</strong> Indikatoren. GM<br />
wird auf quantifizierbare Ziele reduziert, wodurch Frauenquoten zum zentralen Kriterium<br />
für GM wer<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>re Zielsetzungen, wie z.B. eine geschlechtersensible Maßnahmengestaltung<br />
o<strong>de</strong>r Beratung, bleiben weiterhin vom traditionellen Rollenverständnis (gen<strong>de</strong>ring<br />
im Alltagshan<strong>de</strong>ln) abhängig.<br />
All dies trifft für unterschiedliche Einheiten <strong>de</strong>s AMS in jeweils an<strong>de</strong>rem Ausmaß zu: So<br />
nehmen aktuell beispielsweise die einzelnen B<strong>und</strong>eslän<strong>de</strong>r jeweils unterschiedliche Positionen<br />
im Prozess ein. Auch zeigen sich <strong>de</strong>utliche Unterschie<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Umsetzung zwischen<br />
LGS- <strong>und</strong> RGS-Ebene, die noch stark durch die jeweils han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n AkteurInnen geprägt<br />
sind.<br />
Zusammenfassend kann festgehalten wer<strong>de</strong>n, dass <strong>de</strong>r Prozess bei allen Endbegünstigenten<br />
mittlerweile gestartet wur<strong>de</strong> (z.B. die Schaffung von GM-Verantwortlichkeiten, <strong>de</strong>r Aufbau<br />
eines Monitoringsystems, Weiterentwicklung von Indikatoren). Der Prozess verläuft jedoch<br />
bei allen Endbegünstigten wesentlich langsamer, als dies erwartet o<strong>de</strong>r erhofft wur<strong>de</strong>. Der<br />
GM-Ansatz ist zwar auf Leitungsebene präsent, auf ausführen<strong>de</strong>r Ebene zeigen sich aber<br />
Probleme mit <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r noch abstrakt gehaltenen Definition von GM im konkreten<br />
Arbeitsalltag. Die Alltagspraxis selbst ist durch die Beibehaltung bisheriger Arbeitsmetho<strong>de</strong>n<br />
charakterisiert. Ingesamt be<strong>de</strong>utet dies, dass kaum Verän<strong>de</strong>rungen im Bewusstsein <strong>de</strong>r<br />
han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n AkteurInnen sichtbar wer<strong>de</strong>n. Diese Probleme zeigen sich selbst beim AMS, das<br />
aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r langen Tradition von Chancengleichheitspolitik im GM-Prozess eine Vorreiterrolle<br />
einnimmt.<br />
Entschei<strong>de</strong>nd für <strong>de</strong>n Implementierungsprozess bei allen Endbegünstigen war die externe<br />
Unterstützung durch die GeM-Koordinationsstelle, welche zur Unterstützung <strong>de</strong>r Umsetzung<br />
von GM im ESF gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>. Die Koordinationsstelle übt dabei unterschiedliche<br />
Funktionen aus: Sie erarbeitet Gr<strong>und</strong>lagenwissen für die Umsetzung von GM, för<strong>de</strong>rt die<br />
Vernetzung von unterschiedlichsten Personen <strong>und</strong> Institutionen, die mit GM zu tun haben,<br />
<strong>und</strong> wirkt beratend für konkrete Umsetzungsaktivitäten von GM in <strong>de</strong>n einzelnen Institutionen.<br />
Voraussetzungen für eine erfolgreiche GM-Implementierung<br />
Aus <strong>de</strong>n bisherigen Erfahrungen <strong>de</strong>r Endbegünstigten mit GM lassen sich folgen<strong>de</strong> Kriterien<br />
ableiten, die die Implementierung von GM wesentlich för<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r auch behin<strong>de</strong>rn<br />
können:<br />
• Klare Definition <strong>de</strong>r Zielsetzungen von Chancengleichheit <strong>und</strong> GM: Nicht nur die<br />
Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Begriffs GM, son<strong>de</strong>rn auch die dahinterliegen<strong>de</strong> Zielsetzung bzw.<br />
Richtung von Chancengleichheit bleibt bei <strong>de</strong>n Endbegünstigten unklar. Am ehesten<br />
ist eine Zielklärung im AMS gegeben, in<strong>de</strong>m hier Chancengleichheit von <strong>de</strong>n Frauenreferentinnen<br />
klar <strong>de</strong>finiert wur<strong>de</strong>. Doch auch hier ist die praktische Umsetzung<br />
gefähr<strong>de</strong>t, da dies nicht bis auf die umsetzen<strong>de</strong>n Ebenen <strong>de</strong>r BeraterInnen bekannt<br />
ist, bzw. in <strong>de</strong>r Definition (es wird auf Chancengleichheit <strong>und</strong> nicht auf Gleichstellung<br />
abgestellt) ein Freiraum bleibt. Traditionelle Geschlechterleitbil<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Köpfen<br />
<strong>de</strong>r Beraten<strong>de</strong>n können sich so gegenüber <strong>de</strong>n formalen Zielsetzungen durchsetzen<br />
(doing gen<strong>de</strong>r).<br />
8 Vgl. „B<strong>und</strong>esrichtlinie über die Erstellung von B<strong>und</strong>esrichtlinien im AMS“ (BSG/REV/032/2001); „Richtlinie zur För<strong>de</strong>rung<br />
von Bildungsmaßnahmen, Übertragungsverfahren (FBM1)“ (BSG/AMF/1102/9999/2001).<br />
.. 19
GEM ist etwas an<strong>de</strong>res als Frauenför<strong>de</strong>rung<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Mag. Andreas Leitner<br />
• Unterstützung von <strong>de</strong>r Leitungsebene unerlässlich: Gera<strong>de</strong> in jenen Bereichen, in<br />
<strong>de</strong>nen die Leitungsebene GM nicht nur als Lippenbekenntnis anwen<strong>de</strong>t, son<strong>de</strong>rn<br />
wirklich hinter dieser Strategie steht, hat GM größere Chancen auf eine erfolgreiche<br />
Umsetzung. Es zeigt sich dabei, dass es nicht unbedingt notwendig ist, dass die AkteurInnen<br />
von einer Angleichung <strong>de</strong>r Zugangschancen von Frauen zum Arbeitsmarkt<br />
in ihrem Innersten überzeugt sind. Dies kann auch schlicht durch „äußere“ Notwendigkeiten<br />
erfolgen, wie zum Beispiel auf Druck <strong>de</strong>r EU, in<strong>de</strong>m ESF-Gel<strong>de</strong>r steuernd<br />
wirken. Aber es müssen darüber hinaus Schritte gesetzt wer<strong>de</strong>n, um GM zu implementieren.<br />
• Implementation erfor<strong>de</strong>rt Ressourcen: Insgesamt erweist sich die Implementierung<br />
von GM als aufwändiger als geplant. Die Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit GM-Indikatoren,<br />
die Vernetzung mit <strong>de</strong>n unterschiedlichen Abteilungen etc. erfor<strong>de</strong>rt zusätzliche<br />
Ressourcen, v.a. Zeit. Selbst im AMS, wo weitreichend auf Institutionen <strong>und</strong> Erfahrung<br />
<strong>de</strong>r Chancengleichheitspolitik zurückgegriffen wer<strong>de</strong>n kann, zeigt sich, dass<br />
von Frauenreferentinnen GM nur schwer „mitgemacht“ wer<strong>de</strong>n kann. Teils wird dies<br />
durch Verdrängung an<strong>de</strong>rer Arbeiten umgesetzt, teils kommen aber solche gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />
Arbeiten zu kurz. Dies hängt auch damit zusammen, dass im Gegensatz<br />
zur bestehen<strong>de</strong>n Frauenför<strong>de</strong>rung bei GM eine an<strong>de</strong>re, stärker strukturell ausgerichtete<br />
Perspektive erfor<strong>de</strong>rlich ist.<br />
Darüber hinaus sind finanzielle Ressourcen für die Umsetzung von spezifischen GM-<br />
Projekten wie auch interne GM-Schulungen o<strong>de</strong>r Sensibilisierungsarbeiten erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
• Persönliches Engagement <strong>und</strong> vielseitige Kompetenzen von GM-Verantwortlichen:<br />
Inwieweit GM erfolgreich umgesetzt wer<strong>de</strong>n kann, ist weiterhin stark vom persönlichen<br />
Engagement einzelner Personen, primär Frauen abhängig. Nur wenn es klare<br />
Ansprechpersonen gibt, die für die Umsetzung verantwortlich sind <strong>und</strong> die notwendige<br />
Vernetzung bzw. die Einfor<strong>de</strong>rung von GM-Aktivitäten bei <strong>de</strong>r Leitungsebene<br />
veranlassen, zeigt sich eine breite Verankerung von GM. Dies erfor<strong>de</strong>rt neben <strong>de</strong>m<br />
persönlichen Engagement aber auch weitreichen<strong>de</strong> Kompetenzen, die sowohl Wissen<br />
über strukturelle Benachteiligungen <strong>de</strong>r Geschlechter <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Beseitigungsmöglichkeiten,<br />
Wissen über Entscheidungsstrukturen <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Determinanten als auch<br />
soziale Kompetenzen umschließen. Erst durch die Kombination von Gen<strong>de</strong>r- <strong>und</strong> Organisationswissen,<br />
gekoppelt mit Kommunikations- <strong>und</strong> Vernetzungsmöglichkeiten<br />
(Beziehung zu <strong>de</strong>n oberen Leitungsebenen aber auch zu an<strong>de</strong>ren Abteilungen) können<br />
die notwendigen Schritte zur Implementierung von GM konkretisiert <strong>und</strong> realisiert<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
• Einbeziehung von Männern <strong>und</strong> UmsetzungsakteurInnen in Chancengleichheitsfragen:<br />
Bislang ist es kaum gelungen, Männer nachhaltig in Chancengleichheitspolitik<br />
einzubin<strong>de</strong>n. Nach einem anfänglichen Interesse <strong>de</strong>r Männer, insbeson<strong>de</strong>re in<br />
entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Positionen, ist beispielsweise mehr <strong>und</strong> mehr ein Verschwin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />
männlichen Geschlechts bei Ro<strong>und</strong>-Tables <strong>de</strong>r GeM-Koordinationsstelle zu erkennen. 9<br />
Bei umsetzen<strong>de</strong>n Stellen wird das Desinteresse mit <strong>de</strong>m unkonkreten Inhalt von GM<br />
<strong>und</strong> <strong>de</strong>n theoretischen Diskussionen über die Be<strong>de</strong>utung von GM argumentiert. Dies<br />
hängt aber auch damit zusammen, dass GM primär mit Frauenför<strong>de</strong>rung gleichgesetzt<br />
wird. GM läuft damit Gefahr, wie<strong>de</strong>r zu einer Nischenpolitik zu wer<strong>de</strong>n, die an<br />
einzelne Abteilungen o<strong>de</strong>r Personen <strong>de</strong>legiert wird. Damit bleibt <strong>de</strong>n GM-Verantwortlichen<br />
aber nicht nur die Alleinzuständigkeit für GM, sie wer<strong>de</strong>n auch zu BittstellerInnen<br />
reduziert, <strong>de</strong>ren Anliegen nicht im Mainstream behan<strong>de</strong>lt, son<strong>de</strong>rn bei<br />
Gelegenheit erledigt wird. Die Verdrängung von Chancengleichheitsanliegen durch<br />
„wichtigere“ Themen, wie z.B. die Probleme Älterer o<strong>de</strong>r Sparmaßnahmen aufgr<strong>und</strong><br />
angespannter Arbeitsmarktlage, wird damit wie<strong>de</strong>rum aktuell.<br />
9 So waren von <strong>de</strong>n TeilnehmerInnen an <strong>de</strong>n GeM-Ro<strong>und</strong> Tables in <strong>de</strong>n B<strong>und</strong>eslän<strong>de</strong>rn im Jahr 2000 noch 35% Männer, im<br />
Jahr darauf nur noch 25%. Auch an <strong>de</strong>n GeM-B<strong>und</strong>esro<strong>und</strong>tables ging <strong>de</strong>r Männeranteil von 24% auf 11% zurück.<br />
.. 20
GEM ist etwas an<strong>de</strong>res als Frauenför<strong>de</strong>rung<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Mag. Andreas Leitner<br />
• Gen<strong>de</strong>rperspektive anstelle von Frauenför<strong>de</strong>rung: O<strong>bw</strong>ohl die Benachteiligungen<br />
von Geschlechtern in <strong>de</strong>r Politik <strong>de</strong>rzeit primär Frauen betreffen, sollte GM nicht zur<br />
Frauenför<strong>de</strong>rung reduziert wer<strong>de</strong>n. Die Unterrepräsentanz von Männern, wie sie beispielsweise<br />
in SP4 zu beobachten ist, sollte genauso im Blickpunkt stehen. Dies wür<strong>de</strong><br />
nicht nur dazu beitragen, das Interesse von Männern für das Thema zu wecken,<br />
son<strong>de</strong>rn auch eine Angleichung <strong>de</strong>r Lebensbedingungen <strong>de</strong>r Geschlechter för<strong>de</strong>rn. So<br />
sollte beispielsweise die Min<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Segregation nicht nur Frauen im Blick haben,<br />
son<strong>de</strong>rn auch Männer verstärkt für nichttraditionelle Männerberufe interessieren.<br />
Frauenför<strong>de</strong>rung kann das Ergebnis von GM sein, GM sollte jedoch nicht ausschließlich<br />
darauf reduziert wer<strong>de</strong>n.<br />
In diesem Zusammenhang muss auch das starke Abstellen auf Frauenquoten kritisch<br />
hinterfragt wer<strong>de</strong>n: Frauenquoten sind im Sinne <strong>de</strong>s GM-Ansatzes dann zu begrüßen,<br />
wenn Frauen benachteiligt sind <strong>und</strong> daher spezifische Frauenför<strong>de</strong>rung notwendig<br />
erscheint. Problematisch stellt sich dieser Aspekt dar, wenn die Konzeption<br />
von Maßnahmen nicht durch eine geschlechtsspezifische Analyse <strong>de</strong>r Ausgangslage<br />
untermauert, son<strong>de</strong>rn die Benachteiligung von Frauen einfach vorausgesetzt wird.<br />
Dies trägt dazu bei, dass Männer aus <strong>de</strong>m Prozess ausgeblen<strong>de</strong>t bleiben <strong>und</strong> wirkt<br />
sich nachteilig auf die Akzeptanz <strong>und</strong> Weiterentwicklung <strong>de</strong>s GM-Ansatzes aus.<br />
Unterstützt wird die Ten<strong>de</strong>nz, Frauenför<strong>de</strong>rung <strong>und</strong> GM zu verwischen, durch die<br />
häufig anzutreffen<strong>de</strong> Verschmelzung <strong>de</strong>r Verantwortlichkeiten von Frauenför<strong>de</strong>rung<br />
<strong>und</strong> GM.<br />
Die bisherigen Erfahrungen mit GM zeigen, dass die Implementation von GM ein Vorhaben<br />
ist, dass keineswegs innerhalb von ein paar Jahren abgeschlossen wer<strong>de</strong>n kann. Im Rahmen<br />
<strong>de</strong>s ESF-Programmes wur<strong>de</strong>n in Österreich zahlreiche Aktivitäten zur Implementierung<br />
von GM gesetzt <strong>und</strong> sind Wirkungen bzw. Erfolge sichtbar. Insbeson<strong>de</strong>re wur<strong>de</strong>n Maßnahmen<br />
für die Verankerung von Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im Top durchgeführt <strong>und</strong> wird<br />
GM bei strategischen Konzepten berücksichtigt. Zu<strong>de</strong>m ist ersichtlich, dass Frauenför<strong>de</strong>rmaßnahmen<br />
bei <strong>de</strong>n AkteurInnen stärker akzeptiert <strong>und</strong> in <strong>de</strong>n letzten Jahren intensiviert<br />
wur<strong>de</strong>n.<br />
Aber in unserer Untersuchung wird auch offensichtlich, dass GM in <strong>de</strong>r Umsetzungspraxis<br />
an<strong>de</strong>rs verstan<strong>de</strong>n wird, als es theoretisch <strong>de</strong>finiert ist. Dies hängt damit zusammen,<br />
dass die inhaltlichen Zielsetzungen von GM kaum konkretisiert wur<strong>de</strong>n, dass GM zwar zu<br />
vielerlei Diskussionen darüber geführt hat, wie es <strong>de</strong>n politischen Prozess verän<strong>de</strong>rn soll<br />
<strong>und</strong> welche Endziele damit verb<strong>und</strong>en sind, aber nicht wie dies praktisch erreicht wer<strong>de</strong>n<br />
können. Als inhaltliche Zielsetzung wur<strong>de</strong> Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming vielfach auf die Erhöhung<br />
<strong>de</strong>r Frauenquoten bei <strong>de</strong>n För<strong>de</strong>rungen reduziert – die ist einfach steuerbar <strong>und</strong> kontrollierbar.<br />
Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming hat also kaum zu einer Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Chancengleichheitspolitik<br />
geführt. Beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>utlich sichtbar wird dies in <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Integration <strong>de</strong>r Männer. Dies<br />
betrifft zum einen die Unterstützung bei <strong>de</strong>r Umsetzung von GM – es sind primär Frauen<br />
die die Sache vorantreiben, nämlich die, die meist schon vorher als Frauenbeauftragte tätig<br />
waren. Zum an<strong>de</strong>ren bleiben Männer auch bei <strong>de</strong>n Zielsetzungen von Chancengleichheitspolitik<br />
unsichtbar. GM scheint weiterhin nur an Frauen adressiert. Dies mag zwar aufgr<strong>und</strong><br />
<strong>de</strong>r stärkeren Benachteiligung von Frauen in vielen Bereichen <strong>de</strong>n Zielsetzungen von GM<br />
zu entsprechen, aber benachteiligte Männer sollten ebenfalls in <strong>de</strong>n Blickpunkt rücken.<br />
Wie die Situation in Österreich nun tatsächlich zu bewerten ist, ist nicht zuletzt von <strong>de</strong>n<br />
Erwartungen bzw. <strong>de</strong>n Vergleichsbasen abhängig. Die Evaluation von Chancengleichheitspolitik<br />
bewegt sich immer in einem Balanceakt zwischen <strong>de</strong>m Wecken von Hoffnungen <strong>und</strong><br />
<strong>de</strong>m Aufzeigen von Grenzen <strong>de</strong>r Politik. So ist die Implementierung von GM angesichts <strong>de</strong>r<br />
damit verknüpften Hoffnungen auf eine Transformation <strong>de</strong>r Politik Richtung systematische<br />
Berücksichtigung <strong>de</strong>r Gen<strong>de</strong>r-Perspektive als Verfehlung <strong>de</strong>r Zielsetzung zu interpretieren.<br />
Traditionelle Frauenför<strong>de</strong>rung wur<strong>de</strong> weitergeführt. Sieht man GM aber als Prozess,<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n für die Akzeptanz feministischer For<strong>de</strong>rungen aufbereiten soll, so ist man<br />
diesem Ziel durch die zunehmen<strong>de</strong> Thematisierung sicherlich näher gekommen. Es muss<br />
aber darauf geachtet wer<strong>de</strong>n, dass Chancengleichheitspolitik nicht zurück in ein Ghetto<br />
verwiesen wird, son<strong>de</strong>rn Mainstream bleibt. Evaluationen über <strong>de</strong>n Prozess bleiben damit<br />
weiter wichtig.<br />
.. 21
Fachtagung »Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF«<br />
Leerstellen, abstrakte Willenserklärungen,<br />
Reduktionen <strong>und</strong> viel I<strong>de</strong>ologie: Von <strong>de</strong>n<br />
Risiken <strong>de</strong>r Fehlinterpretationen von GeM<br />
Aus <strong>de</strong>n Erfahrungen <strong>de</strong>r wissenschaftlichen Begleitung <strong>de</strong>s Umsetzungsprozesses<br />
von GeM in <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r- <strong>und</strong> Ju-gendhilfe<br />
Vortrag zur Fachtagung „Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF – <strong>Ausgangsbedingungen</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Handlungsbedarf</strong>“<br />
am 21.10.04 in Stuttgart<br />
Elisabeth Helming, Deutsches Jugendinstitut, München<br />
.. 22
Risiken <strong>de</strong>r Fehlinterpretation von GEM<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Elisabeth Helming<br />
Deutsches Jungendinstitut<br />
1. Zum Projekt „Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming<br />
in <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r- <strong>und</strong> Jugendhilfe“<br />
Das Deutsche Jugendinstitut hat vom B<strong>und</strong>esministerium für Familie, Senioren, Frauen<br />
<strong>und</strong> Jugend 2002 die Aufgabe übernommen, <strong>de</strong>n Umsetzungsprozess von Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming<br />
(GeM) bei <strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m Kin<strong>de</strong>r- <strong>und</strong> Jugendplan (KJP) <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>es geför<strong>de</strong>rten<br />
Trägern <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r- <strong>und</strong> Jugendhilfe wissenschaftlich zu begleiten. Ziel <strong>de</strong>s Projektes ist<br />
es, <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>r Implementierung von Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming bei <strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m Kin<strong>de</strong>r<strong>und</strong><br />
Jugendplan <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>es geför<strong>de</strong>rten Trägern zu erfassen <strong>und</strong> die Weiterentwicklung zu<br />
för<strong>de</strong>rn. Die wissenschaftliche Begleitung stützt sich dabei auf unterschiedliche Metho<strong>de</strong>n:<br />
Neben qualitativer Inhaltsanalyse von Dokumenten (z.B. <strong>de</strong>r Stellungnahmen <strong>de</strong>r KJP-Träger<br />
zu Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming in ihren Sachberichten) fand eine quantitative Vollerhebung<br />
bei <strong>de</strong>n Trägern mittels eines überwiegend standardisierten Fragebogens statt, <strong>de</strong>r von 140<br />
Trägern beantwortet wur<strong>de</strong>. Zu<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n ExpertInnengespräche <strong>und</strong> – im Rahmen von<br />
Workshops – Gruppendiskussionen <strong>und</strong> Einzelinterviews mit VertreterInnen aus <strong>de</strong>n beteiligten<br />
Verbän<strong>de</strong>n geführt. 1<br />
Im Folgen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n einige Ergebnisse aus <strong>de</strong>r Dokumentenanalyse <strong>de</strong>r Stellungnahmen<br />
<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Kin<strong>de</strong>r- <strong>und</strong> Jugendplan geför<strong>de</strong>rten Träger zu Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming in ihren<br />
Sachberichten vorgestellt. Sachberichte haben eine legitimatorische Funktion einerseits,<br />
sie enthalten eine Menge „Legitimationslyrik“, aber <strong>de</strong>nnoch können einige typische Argumentationsmuster<br />
in Bezug auf GeM herausgearbeitet wer<strong>de</strong>n.<br />
In diesem Vortrag wer<strong>de</strong>n die eher kritischen Aspekte <strong>de</strong>s bisherigen Prozesses <strong>de</strong>r Umsetzung<br />
hervorgehoben, zu beachten ist dabei, dass es auch eine ganze Reihe positiver Bemühungen<br />
von kreativen Umsetzungen <strong>und</strong> Beispiele von Anknüpfungsmöglichkeiten in <strong>de</strong>n<br />
ca. 300 Verbän<strong>de</strong>n gibt, mit <strong>de</strong>nen das Projekt als Gesamtfeld zu tun hat (siehe dazu die<br />
Materialien auf <strong>de</strong>r Homepage, bspw. Teilbericht II <strong>de</strong>s Projektes).<br />
2. Was wird unter Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming verstan<strong>de</strong>n?<br />
Mit <strong>de</strong>r Definition von Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming in <strong>de</strong>n För<strong>de</strong>rrichtlinien <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>r- <strong>und</strong> Jugendplan,<br />
die die Gleichstellung als durchgängiges Leitprinzip benennt, ist ja eine eher sehr<br />
allgemeine Bestimmung vorgegeben, die einen großen Interpretationsspielraum bezüglich<br />
<strong>de</strong>s Verständnisses <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Realisierung sowohl von Geschlechtergerechtigkeit als auch<br />
von <strong>de</strong>r Leiti<strong>de</strong>e Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming zulässt.<br />
Die Auswertung <strong>de</strong>r insgesamt 121 bis zum Auswertungszeitpunkt eingegangenen Textteile<br />
aus Sachberichten (für 2001) <strong>und</strong> <strong>de</strong>r 106 für 2002 von – aus <strong>de</strong>m Kin<strong>de</strong>r- <strong>und</strong> Jugendplan<br />
geför<strong>de</strong>rten – Trägern zeigt diesen Spielraum sehr <strong>de</strong>utlich auf.<br />
Die holländische Forscherin Mieke Verloo, die einige Evaluationsstudien zu GeM ausgewertet<br />
hat, spricht im Zusammenhang von GeM vom „Stretchfaktor“ <strong>de</strong>s Konzeptes: Das<br />
Konzept ist so allgemein, kann so ge<strong>de</strong>hnt wer<strong>de</strong>n, dass sehr viele konkrete Strategien darunter<br />
verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n können. Dies hält sie einerseits für einen Vorteil <strong>de</strong>s Konzeptes:<br />
„Wie alle erfolgreichen politischen <strong>und</strong> strategischen Konzepte hat Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming<br />
einen hohen ‚Stretch‘ Faktor. Es kann so ‚ge<strong>de</strong>hnt‘ wer<strong>de</strong>n, dass Gleichstellung darunter<br />
verstan<strong>de</strong>n wird o<strong>de</strong>r Chancengleichheit o<strong>de</strong>r einfach nur Einschätzung geschlechtsspezifischer<br />
Auswirkungen von Maßnahmen (Gen<strong>de</strong>r Impact Assessment - GIA, d.Vf.), o<strong>de</strong>r es<br />
be<strong>de</strong>utet Aufmerksamkeit für Anliegen <strong>de</strong>r Verschie<strong>de</strong>nheit (Diversitykonzept, d.Vf.), o<strong>de</strong>r<br />
mehr Frauen in Leitungspositionen usw. Seine Dehnbarkeit ist Teil <strong>de</strong>s Erfolgs. Ein Konzept<br />
passt auf alles.“ (Verloo 2002, S. 4, Übersetzung d.Vf.).<br />
1 Siehe dazu auch die Homepage <strong>de</strong>s Projektes: www.dji.<strong>de</strong>/kjhgen<strong>de</strong>r<br />
.. 23
Risiken <strong>de</strong>r Fehlinterpretation von GeM<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Elisabeth Helming<br />
Der Nachteil ist an<strong>de</strong>rerseits - konstatiert Verloo -, dass man aus <strong>de</strong>m Blick verlieren kann,<br />
welche Ziele, Kriterien, Standards <strong>und</strong> Indikatoren eigentlich einen guten Gen<strong>de</strong>r-Mainstreaming-Prozess<br />
ausmachen.<br />
Ähnliches gilt offensichtlich für <strong>de</strong>n Stand zu GeM bei <strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m KJP finanzierten freien<br />
Trägern. Die Gefahr ist, dass durch bestimmte, typische Argumentationsfiguren Gen<strong>de</strong>r<br />
Mainstreaming in einer Weise interpretiert wird, dass letztlich die Umsetzung blockiert,<br />
bzw. nicht ernsthaft verfolgt wird. Derartige Interpretationen sollen im Folgen<strong>de</strong>n aufgezeigt<br />
wer<strong>de</strong>n, wobei es nicht darum geht, Leuten Fehler o<strong>de</strong>r Dummheiten nachzuweisen;<br />
diese Argumentationen haben natürlich auch einen berechtigten Hintergr<strong>und</strong> in unseren<br />
normativen Vorstellungen darüber, wie diese Gesellschaft gestaltet sein sollte.<br />
Nur eine neue Mo<strong>de</strong><br />
Eine gr<strong>und</strong>sätzliche Ablehnung von Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming fin<strong>de</strong>t sich nur in einer Stellungnahme,<br />
in <strong>de</strong>r GeM als eine lediglich „neue Mo<strong>de</strong>“ abgewertet <strong>und</strong> abgelehnt wird. Die<br />
Ablehnung wird gerechtfertigt damit, dass bislang in bewährt koedukativer Art <strong>und</strong> Weise<br />
gearbeitet wur<strong>de</strong> <strong>und</strong> weitergearbeitet wird, ohne dass dies erläutert wird.<br />
Realisierte Gleichstellung<br />
Des Weiteren ist in einem Sachbericht - in eher wohl legitimatorischer Absicht - die Re<strong>de</strong><br />
von <strong>de</strong>r realisierten, „absoluten Gleichstellung“ von Jungen <strong>und</strong> Mädchen, womit ein Prozess<br />
<strong>de</strong>s Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming für überflüssig erklärt wird. Diese Position kann als „Gleichheitsi<strong>de</strong>ologie“<br />
bezeichnet wer<strong>de</strong>n: Gleichheit wird postuliert, ohne sie mit <strong>de</strong>r Realität abzugleichen.<br />
Liebig (2000) spricht - Pasero zitierend - von einer Dethematisierung von Differenz <strong>und</strong> Ungleichheit,<br />
mit <strong>de</strong>r eine reflexive Position verhin<strong>de</strong>rt wird. Offene A<strong>bw</strong>ertung ist inzwischen<br />
tabu <strong>und</strong> wird ten<strong>de</strong>nziell unter „<strong>de</strong>m immer dichteren Schleier <strong>de</strong>r Gleichheitsi<strong>de</strong>ologie“<br />
versteckt (Bil<strong>de</strong>n 1991, S. 280, zit. nach Höyng/Puchert 1998). Angelika Wetterer (2003)<br />
spricht in diesem Zusammenhang von einer rhetorischen Mo<strong>de</strong>rnisierung: Aus unserem<br />
Selbstverständnis verschwin<strong>de</strong>t das Wissen um die bestehen<strong>de</strong> Differenz; wenn wir jedoch<br />
die Institutionen <strong>und</strong> sozialen Strukturen anschauen, dann ist diese Differenz zwischen<br />
Männern <strong>und</strong> Frauen nach wie vor enorm, wie alle Statistiken zeigen.<br />
Absichts- <strong>und</strong> Willenserklärungen zur Umsetzung<br />
von Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming:<br />
In einem Teil <strong>de</strong>r Sachberichte bleibt die Stellungnahme zu Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming noch<br />
auf <strong>de</strong>r Ebene von abstrakten Absichts- <strong>und</strong> Willenserklärungen o<strong>de</strong>r lediglich bei <strong>de</strong>r<br />
Thematisierung von Gen<strong>de</strong>raspekten stehen, d.h., es wer<strong>de</strong>n keine konkreten Angaben zur<br />
Umsetzung gemacht, son<strong>de</strong>rn nur mögliche Ansatzpunkte genannt, aus <strong>de</strong>nen noch keine<br />
Konsequenzen gezogen wer<strong>de</strong>n, wie z.B.<br />
• Mädchen sollen verstärkt motiviert wer<strong>de</strong>n für die Mitarbeit in Gremien<br />
• Seminare <strong>und</strong> Jugendleiterausbildungen sollen vor <strong>de</strong>m Hintergr<strong>und</strong> von GeM ergänzt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
• "Mit <strong>de</strong>n Referent/-innen <strong>und</strong> Teilnehmen<strong>de</strong>n wird über das Anliegen von Gen<strong>de</strong>r<br />
Mainstreaming bei <strong>de</strong>r Vorbereitung bzw. Auswertung <strong>de</strong>r Seminare regelmäßig gesprochen.<br />
• "Es wur<strong>de</strong> auf eine angemessene Berücksichtigung von Mädchen <strong>und</strong> Jungen geachtet“.<br />
• "Bei vielen Programmpunkten wur<strong>de</strong>n Aspekte <strong>de</strong>s Geschlechterverhältnisses erörtert“<br />
• Und es gibt einige Angaben, wie bspw. "die Gr<strong>und</strong>sätze <strong>de</strong>s Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming<br />
wer<strong>de</strong>n befolgt“, ohne dass benannt wird, wie, ohne dass irgendwelche konkreten<br />
Aspekte genannt wer<strong>de</strong>n.<br />
Dass das Ziel mehr Geschlechtergerechtigkeit natürlich von allen geteilt wird, ist ein Ergebnis<br />
auch unserer schriftlichen Befragung: Die Rahmenbedingungen geschlechtergerecht zu<br />
.. 24
Risiken <strong>de</strong>r Fehlinterpretation von GeM<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Elisabeth Helming<br />
gestalten <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Leitziel Geschlechtergerechtigkeit näher zu kommen, diese Ziele sind für<br />
Frauen wie für Männer prioritär in Bezug auf Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming. Sie wur<strong>de</strong>n insgesamt<br />
am häufigsten (von 88% <strong>de</strong>r Befragten) als wichtige Ziele eingestuft. Offen bleibt, ob<br />
hier allgemeine programmatische Aussagen getroffen wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ren Umsetzung wenig mit<br />
<strong>de</strong>r eigenen Situation, <strong>de</strong>m eigenen Han<strong>de</strong>ln in Verbindung gebracht wird, o<strong>de</strong>r ob damit<br />
Ziele benannt sind, die durch eigenes Han<strong>de</strong>ln realisierbar scheinen.<br />
Im ersten Fall könnte man auch von sozial erwünschten Antworten sprechen – wer möchte<br />
nicht mehr Gerechtigkeit, für welche Gruppe auch immer? Für die These <strong>de</strong>r Programmatik<br />
spricht, dass einige <strong>de</strong>r Ziele, die konkrete Umsetzungsmöglichkeiten beinhalten – gerechtere<br />
Verteilung von Mitteln, geschlechtsspezifische Verteilung <strong>de</strong>r Teilnehmen<strong>de</strong>n verän<strong>de</strong>rn,<br />
neue gen<strong>de</strong>rspezifische Angebote entwickeln – weitaus seltener für wichtig gehalten<br />
wer<strong>de</strong>n, o<strong>bw</strong>ohl bspw. das Nach<strong>de</strong>nken über die Verteilung <strong>de</strong>r Teilnehmen<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n von<br />
<strong>de</strong>r wissenschaftlichen Begleitung ausgewerteten KJP-Sachberichten oft als Ausgangspunkt<br />
<strong>de</strong>r Umsetzung genannt wird.<br />
Als Anfang könnte man zumin<strong>de</strong>st betrachten, wenn Gen<strong>de</strong>raspekte konstatiert wer<strong>de</strong>n,<br />
kritisch aber hinterfragen, warum daraus keinerlei Schlussfolgerungen für die Arbeit aus<br />
<strong>de</strong>n Reflexionen gezogen wer<strong>de</strong>n, wie im folgen<strong>de</strong>n Beispiel:<br />
„Im Rahmen von zwei Seminaren für MultiplikatorInnen <strong>und</strong> ehren- o<strong>de</strong>r nebenamtliche<br />
MitarbeiterInnen in <strong>de</strong>r Behin<strong>de</strong>rtenarbeit wur<strong>de</strong> festgestellt, dass Väter/Männer sich<br />
schwerer tun, ein behin<strong>de</strong>rtes Kind zu akzeptieren als Mütter/Frauen“. Des Weiteren wird<br />
die These aufgestellt, dass Männer an ihrem Selbstbild etc. arbeiten müssen, um mit Behin<strong>de</strong>rungen<br />
ihrer Kin<strong>de</strong>r zurechtzukommen. Aber ebenso sei rollenspezifisches Verhalten von<br />
Müttern kritisch zu hinterfragen. Offen ist, ob <strong>und</strong> wie diese Thematisierung von Gen<strong>de</strong>raspekten<br />
z.B. in die Konzeptionierung eines gen<strong>de</strong>rbezogenen Seminar-/Beratungsangebotes<br />
einfließt o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>s Konstatierens stehen bleibt.<br />
Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming als quantitativ-paritätische Beteiligung von Jungen<br />
<strong>und</strong> Mädchen, Männern <strong>und</strong> Frauen:<br />
Eine eingeschränkte Interpretation von GeM liegt vermutlich vor, wenn man sich in <strong>de</strong>r<br />
Stellungnahme darauf beschränkt, die quantitative Parität von Jungen <strong>und</strong> Mädchen <strong>und</strong><br />
in <strong>de</strong>n Leitungspositionen zu beschreiben wie im folgen<strong>de</strong>n Beispiel:<br />
„Von 348 TeilnehmerInnen an einzelnen Angeboten waren 175 weiblich, 173 männlich.<br />
Zusätzlich gab es 2 Mädchenseminare mit 22 bzw. 25 Teilnehmerinnen.<br />
Ein Verband will seine Mitglie<strong>de</strong>r beraten u.a. im Hinblick auf Hilfestellung bei <strong>de</strong>r Übernahme<br />
neuer Aufgabenbereiche, aber GeM wird offensichtlich nicht als solcher gesehen,<br />
statt <strong>de</strong>ssen heißt es: „Die Gen<strong>de</strong>r-Perspektive spielt in <strong>de</strong>n Ortsvereinen <strong>de</strong>s Verban<strong>de</strong>s<br />
keine beson<strong>de</strong>re Rolle, weil in fast allen Geschäftsstellen Frauen <strong>und</strong> Männer beschäftigt<br />
sind“. Hier wird Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming offensichtlich verstan<strong>de</strong>n als quantitativ gleiche<br />
Verteilung von Frauen <strong>und</strong> Männern. Es fehlt in dieser Perspektive eine Auswertung <strong>de</strong>r<br />
Verteilung von Funktionen. Man könnte bspw. bei einer solchen Aussage unterstellen, dass<br />
alle Leitungspositionen in <strong>de</strong>r Hand von Männern sind, alle Frauen halbtags in untergeordneten<br />
Funktionen arbeiten. Zu<strong>de</strong>m - so die Auswertung einer MitarbeiterInnen-Befragung<br />
eines größeren Verban<strong>de</strong>s - kann es durchaus Unterschie<strong>de</strong> geben hinsichtlich <strong>de</strong>r Arbeitszufrie<strong>de</strong>nheit,<br />
o<strong>de</strong>r wie man sich in <strong>de</strong>r Arbeit wertgeschätzt fühlt. Nach <strong>de</strong>r hier zitierten<br />
Befragung fühlten sich 1/4 <strong>de</strong>r Frauen nicht wertgeschätzt; ein weiteres Ergebnis war, dass<br />
<strong>de</strong>n Frauen im Durchschnitt 3 qm weniger Fläche als Arbeitsraum zur Verfügung stand,<br />
was auf unterschiedliche Verteilung von Positionen bspw. hinweist.<br />
Gleiche Zugangschancen zu <strong>de</strong>n Angeboten, Neutralität <strong>de</strong>r<br />
Ausschreibungen<br />
Ein nicht unproblematisches Verständnis von Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming liegt vor, wenn mit<br />
<strong>de</strong>m Argument <strong>de</strong>s gleichen Zugangs zu <strong>de</strong>n Angeboten Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming eher abgewiesen<br />
wird, was auf <strong>de</strong>m Konzept <strong>de</strong>r formalen Chancengleichheit beruht: „Gen<strong>de</strong>r<br />
.. 25
Risiken <strong>de</strong>r Fehlinterpretation von GeM<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Elisabeth Helming<br />
Mainstreaming ist ein Thema, das bei uns nicht diskutiert wer<strong>de</strong>n muss, da alle gleiche<br />
Chancen haben - unabhängig vom Geschlecht“ - Dass die formal gleiche Zugangschance<br />
eben keineswegs immer funktioniert, fin<strong>de</strong>t sich in manchen Stellungnahmen, wenn es<br />
z.B. einerseits heißt: Die Veranstaltungen sind so ausgerichtet, dass bei<strong>de</strong> Geschlechter<br />
angesprochen wer<strong>de</strong>n - aber im Gegensatz dazu in <strong>de</strong>r Stellungnahme weiter beschrieben<br />
wird: „Aber es wird schwerer, die jungen Frauen insbeson<strong>de</strong>re zu halten, vor allem ab <strong>de</strong>m<br />
Altern von 15/16 nimmt <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r Mädchen erschreckend ab“. An diesem Punkt könnte<br />
Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming beginnen, in<strong>de</strong>m analysiert wird, warum das so ist: Wie sieht es<br />
bspw. aus mit <strong>de</strong>n Partizipationsmöglichkeiten <strong>de</strong>r jungen Frauen? Auf diese Frage stößt<br />
man, wenn es in <strong>de</strong>r Stellungnahme weiter heißt: „Durch Neu- <strong>und</strong> Nachwahlen sind Vorstandsposten<br />
in <strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>sringen auch durch junge Frauen besetzt wor<strong>de</strong>n, aber das sind<br />
fast schon Ausnahmen.“<br />
Dementsprechend müssten in einem Gen<strong>de</strong>r-Mainstreaming-Prozess auch Ausschreibungen<br />
daraufhin überprüft wer<strong>de</strong>n, ob sie wirklich „neutral“ sind im Inhalt <strong>und</strong> in <strong>de</strong>n Formulierungen<br />
<strong>und</strong> damit bei<strong>de</strong> Geschlechter gleichermaßen ansprechen, was als Argument für<br />
eine Realisierung von Gleichstellung genannt wird. Wenn sich bei einigen Stellungnahmen<br />
von Einrichtungen, die für ihre Angebote gleiche Zugangschancen proklamieren, <strong>de</strong>utliche<br />
Unterschie<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n männlichen <strong>und</strong> weiblichen TeilnehmerInnenzahlen ihrer Maßnahmen<br />
zeigen, dann bezieht sich <strong>de</strong>r „gleiche“ Zugang hier also lediglich auf die Anspruchs- <strong>und</strong><br />
nicht auf die Umsetzungsebene. Und das bezieht sich nicht nur auf mangeln<strong>de</strong> Teilnahme<br />
von Mädchen, son<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>n Angeboten <strong>de</strong>r kulturellen Jugendbildung gleichermaßen auf<br />
<strong>de</strong>n Mangel an Jungen.<br />
Darüber hinaus ist es bezüglich <strong>de</strong>r Konzeptionierung fachpraktischer Angebote durchaus<br />
fraglich, ob ein gleicher Zugang per se „geschlechtergerecht“ ist. Wer<strong>de</strong>n nicht vielmehr<br />
geschlechtsspezifische Jugendhilfeangebote, die die sich an <strong>de</strong>n Lebens- <strong>und</strong> Bedarfslagen<br />
von Mädchen <strong>und</strong> Jungen orientieren <strong>und</strong> damit „ungleiche“ Zugangschancen implizieren,<br />
<strong>de</strong>m Anspruch an die Lebensweltorientierung gerechter? Letztlich lässt sich die Frage nach<br />
<strong>de</strong>n Zugangschancen für je<strong>de</strong>s Projekt bzw. Angebot nur inhaltlich-konzeptionell beantworten,<br />
in<strong>de</strong>m auf <strong>de</strong>r Basis eines Gesamtkonzeptes konkrete Ziele für die verschie<strong>de</strong>nen<br />
Arbeitsbereiche <strong>und</strong> Angebotsebenen unter Beachtung von Gen<strong>de</strong>raspekten <strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n,<br />
die wie<strong>de</strong>rum an <strong>de</strong>r „Praxiswirklichkeit“ überprüft <strong>und</strong> weiterentwickelt wer<strong>de</strong>n.<br />
Gleichbehandlung<br />
Nicht unproblematisch ist eine weitere Argumentationsfigur, die eine Umsetzung von Gen<strong>de</strong>r<br />
Mainstreaming damit belegt, dass das Angebot/die Maßnahme sich auszeichne durch<br />
Gleichbehandlung <strong>und</strong> Neutralität im Han<strong>de</strong>ln gegenüber <strong>de</strong>n Geschlechtern. Das Konstrukt<br />
einer „Geschlechtsneutralität/Gleichbehandlung“ im Han<strong>de</strong>ln wird in <strong>de</strong>r Literatur als eine<br />
<strong>de</strong>r am häufigsten vorkommen<strong>de</strong>n Argumentationsfiguren in Bezug auf <strong>de</strong>n Umgang mit<br />
<strong>de</strong>n Geschlechtern behan<strong>de</strong>lt. Dieses Konstrukt beruht ebenfalls auf <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r formalen<br />
Gleichberechtigung. Hierbei wird jedoch außer acht gelassen, dass eine tatsächliche Gleichstellung<br />
in <strong>de</strong>n zentralen Lebensbereichen damit noch keineswegs erreicht ist (siehe z.B.<br />
BMFSFJ 1999b; BMFSFJ 2002c; Kimmel 2000; Klenner 2002, Wetterer 2003 usw.).<br />
Einerseits ist damit das Bemühen verb<strong>und</strong>en, die Trennung <strong>de</strong>r Geschlechter nicht dadurch<br />
zu verstärken, dass man auf die Differenz „starrt“ <strong>und</strong> sie in <strong>de</strong>n Mittelpunkt stellt. An<strong>de</strong>rerseits<br />
wer<strong>de</strong>n dadurch tatsächliche Unterschie<strong>de</strong> <strong>und</strong> soziale Ungleichheitslagen <strong>de</strong>r<br />
Geschlechter negiert. Häufig verbergen sich hinter einer <strong>de</strong>rartigen Argumentation Werthaltungen,<br />
Vorgehensweisen <strong>und</strong> Wahrnehmungsmuster, die traditionelle Geschlechtsrollenmuster<br />
<strong>und</strong> damit die Benachteiligung von Mädchen <strong>und</strong> Frauen festschreiben.<br />
Die amerikanische Soziologin Judith Lorber (1999) spricht hier vom Gen<strong>de</strong>r Paradox; siehe<br />
dazu auch das Problem <strong>de</strong>r „Dethematisierung“ (Wetterer 2003). Das Diskussionspapier <strong>de</strong>s<br />
BMFSFJ zu Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming in <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r- <strong>und</strong> Jugendhilfe (BMFSFJ 2002a) spricht<br />
in diesem Zusammenhang <strong>de</strong>mentsprechend davon, dass sich die Lebenswirklichkeit <strong>de</strong>r<br />
Geschlechter nach wie vor in vielen Punkten unterschei<strong>de</strong>t <strong>und</strong> dass „scheinbar neutrale“<br />
Maßnahmen Frauen <strong>und</strong> Männer, Mädchen <strong>und</strong> Jungen in unterschiedlicher Weise be-<br />
.. 26
Risiken <strong>de</strong>r Fehlinterpretation von GeM<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Elisabeth Helming<br />
einflussen <strong>und</strong> sogar bestehen<strong>de</strong> Unterschie<strong>de</strong> noch verstärken (siehe dazu auch BMFSFJ<br />
2002c).<br />
Die Individualität im Mittelpunkt<br />
Dass Gen<strong>de</strong>raspekte nicht beachtet wer<strong>de</strong>n müssen, wird in an<strong>de</strong>ren Sachberichten auch<br />
damit begrün<strong>de</strong>t, dass die Individualität <strong>de</strong>r Teilnehmen<strong>de</strong>n im Mittelpunkt steht <strong>und</strong> nicht<br />
das Geschlecht: Es sollen vor allem individuelle Fähigkeiten <strong>und</strong> Kompetenzen geför<strong>de</strong>rt<br />
wer<strong>de</strong>n, die individuelle Persönlichkeit soll mit <strong>de</strong>r Maßnahme angesprochen wer<strong>de</strong>n. Der<br />
Hintergr<strong>und</strong> dieses Argumentes ist das meritokratische Prinzip, die tiefe Überzeugung unserer<br />
Kultur, dass nicht bspw. Herkunft, Ethnie o<strong>de</strong>r Geschlecht die Verteilung <strong>de</strong>r gesellschaftlichen<br />
Güter regeln, son<strong>de</strong>rn unsere individuellen Leistungen dafür bestimmend sein<br />
sollen. Die PISA-Studie hat uns in dieser Hinsicht aber ja mal wie<strong>de</strong>r eines Besseren belehrt,<br />
was die Realisierung dieses Anspruchs betrifft.<br />
Auch Angebote, die hauptsächlich entwe<strong>de</strong>r von Mädchen o<strong>de</strong>r von Jungen genutzt wer<strong>de</strong>n,<br />
d.h. geschlechtshomogen durchgeführt wer<strong>de</strong>n, haben nicht unbedingt eine geschlechtsspezifische<br />
Konzeption, son<strong>de</strong>rn sie verstehen sich in diesem Sinn <strong>de</strong>r Unterstützung individueller<br />
Entwicklung.<br />
Des Weiteren wer<strong>de</strong>n auch auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r MitarbeiterInnen Ungleichverteilungen mit<br />
<strong>de</strong>m Konzept <strong>de</strong>r unterschiedlichen Individualität interpretiert: Ein – wenn auch extremes<br />
– Beispiel dieses Ansatzes fin<strong>de</strong>t, sich, wenn z.B. Leitung <strong>und</strong> ReferentInnen zum größeren<br />
Teil männlich, Teilnehmen<strong>de</strong> zum größeren Teil weiblich sind <strong>und</strong> das ausschließlich <strong>de</strong>r<br />
individuell höheren Kompetenz zugeschrieben wird. Hier wird nicht beachtet, dass hinter<br />
geschlechtsspezifischen Unterschie<strong>de</strong>n sozialisationsbedingte <strong>und</strong> sozialstrukturell unterschiedliche<br />
Rahmenbedingungen stehen, die Ressourcen in vieler Hinsicht zwischen <strong>de</strong>n<br />
Geschlechtern ungleich verteilen.<br />
Interpretation von Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming als Frauenför<strong>de</strong>rung:<br />
Eher selten sind Aussagen wie die folgen<strong>de</strong>: „Initiativen <strong>de</strong>s Verban<strong>de</strong>s zielen u.a. auf bessere<br />
Vereinbarkeit von Familie <strong>und</strong> Beruf für Frauen“ – ein reduziertes Verständnis von<br />
Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming: Im Unterschied zur Frauenför<strong>de</strong>rung sollte Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming<br />
die För<strong>de</strong>rung von <strong>de</strong>m, was man heute „Work-Life-Balance“ nennt, auch für Männer beinhalten.<br />
Die gleiche Reduktion fin<strong>de</strong>t sich, wenn ein Träger schreibt, dass – im Sinne <strong>de</strong>r<br />
Umsetzung <strong>de</strong>s GeM – die Angebote an Kin<strong>de</strong>rbetreuung evaluiert wer<strong>de</strong>n sollen, wobei<br />
dieses explizit als Maßnahme <strong>de</strong>r Frauenför<strong>de</strong>rung benannt wird.<br />
Die bessere Balance von Arbeit <strong>und</strong> Leben <strong>und</strong> die Schaffung familienfre<strong>und</strong>licher Arbeitsbedingungen<br />
sind Ziele, die Männer <strong>und</strong> Frauen gleichermaßen anstreben, so ein Ergebnis<br />
unserer schriftlichen Befragung; hier liegt ein kleiner Unterschied jedoch in <strong>de</strong>r „Feinbewertung“:<br />
Mehr Frauen als Männer fin<strong>de</strong>n dieses Ziel „sehr wichtig“. Offen ist, ob dieses<br />
Ziel in diesem hohen Maß für wichtig gehalten wird, weil es einerseits eine allgemeine<br />
Programmatik benennt, in <strong>de</strong>r sich je<strong>de</strong>/je<strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>r fin<strong>de</strong>n kann (für das man aber selber<br />
wenig tun kann o<strong>de</strong>r muss), o<strong>de</strong>r ist es tatsächlich ein dringliches Anliegen von Männern<br />
<strong>und</strong> Frauen; <strong>de</strong>nn konkrete Umsetzungsi<strong>de</strong>en zu diesem Ziel haben wir nicht gef<strong>und</strong>en.<br />
Vorrangige Prioritäten<br />
„Was wird als Nächstes kommen? Unsere Mitgliedsverbän<strong>de</strong> <strong>und</strong> die Einrichtungen in unserem<br />
Arbeitsfeld haben wirklich wichtigere Dinge zu tun“ - so die Aussage eines Trägervertreters.<br />
Diese Einschätzung <strong>de</strong>s Konzepts Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming (GeM) verkennt, dass<br />
gleichstellungspolitische Ziele bereits seit 1991 im Kin<strong>de</strong>r- <strong>und</strong> Jugendhilfegesetz in § 9<br />
Abs. 3 festgeschrieben sind. Das Argument <strong>de</strong>r Wichtigkeit an<strong>de</strong>rer Bereiche haben wir<br />
<strong>de</strong>s Öfteren gehört: „Die gesellschaftlichen Probleme – <strong>und</strong> damit auch die <strong>de</strong>r Jugendhilfe<br />
– liegen momentan in an<strong>de</strong>ren Bereichen“, dieses Statement wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r schriftlichen Befragung<br />
von 66 % <strong>de</strong>r Befragten bejaht.<br />
Wenn man jedoch Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming ernst nimmt, dann könnte jedoch mit <strong>de</strong>r Umsetzung,<br />
d.h. <strong>de</strong>r Beachtung von Gen<strong>de</strong>r als Relevanzkriterium, als regulativem Prinzip,<br />
.. 27
Risiken <strong>de</strong>r Fehlinterpretation von GeM<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Elisabeth Helming<br />
eine Qualifizierung fachlicher Arbeit verb<strong>und</strong>en sein: Die Einbindung von Strategien <strong>de</strong>s<br />
Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming in Prozesse <strong>de</strong>r Qualitätsentwicklung scheint zu<strong>de</strong>m ein Weg zu<br />
sein, <strong>de</strong>r möglicherweise nicht in <strong>de</strong>m Maß Ressourcen bin<strong>de</strong>t, wie oft befürchtet wird,<br />
son<strong>de</strong>rn es wer<strong>de</strong>n die bisherigen Relevanzkriterien lediglich durch ein Weiteres ergänzt,<br />
eine ökonomische Vorgehensweise (vgl. dazu die Praxis-Beispiele in: Deutsches Jugendinstitut<br />
2004). Die For<strong>de</strong>rung, Gen<strong>de</strong>raspekte zu beachten, verliert dadurch vielleicht <strong>de</strong>n Ruf<br />
einer „überhöhten For<strong>de</strong>rung von Emanzen“. Stellungnahmen dieser Art veranschaulichen<br />
zu<strong>de</strong>m weiteren <strong>Handlungsbedarf</strong>, das geschlechterpolitische Prinzip GeM adäquat zu vermitteln<br />
<strong>und</strong> klar zu machen, dass es sich nicht um eine Mo<strong>de</strong>welle han<strong>de</strong>lt, die durch „Aussitzen“<br />
vorübergehen wird, son<strong>de</strong>rn um eine Anfor<strong>de</strong>rung, die langfristig bestehen bleiben<br />
wird, die eine Weiterentwicklung von Reflexivität erfor<strong>de</strong>rt: GeM kann genutzt wer<strong>de</strong>n, um<br />
zielgruppenspezifischer zu arbeiten. 2<br />
Nicht-Betroffenheit von Männern<br />
Auffallend ist <strong>de</strong>r unterschiedliche Umgang mit Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming in reinen Frauen<strong>und</strong><br />
in reinen Männerorganisationen, an <strong>de</strong>m exemplarisch die zwei entgegengesetzten<br />
Pole <strong>de</strong>r Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>m Thema ver<strong>de</strong>utlicht wer<strong>de</strong>n können.<br />
Zwei <strong>de</strong>r Organisationen, die an <strong>de</strong>r Befragung teilgenommen haben, sind Verbän<strong>de</strong> mit<br />
ausschließlich männlichen Mitglie<strong>de</strong>rn; einer dieser Organisationen sind – laut Fragebogen<br />
– 125 „Unterorganisationen“ angeschlossen. Bei<strong>de</strong> Organisationen sehen keine Notwendigkeit,<br />
sich mit Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming zu befassen, jeweils mit <strong>de</strong>m Hinweis darauf, dass es<br />
sich bei ihnen um 100%ige Männerverbän<strong>de</strong> han<strong>de</strong>lt. Eine Einschätzung dazu lautet: „Das<br />
Ganze (GeM, d.Vf.) passt nicht auf die För<strong>de</strong>rung von jungen Menschen, die sich männlichen<br />
Vereinen als Stu<strong>de</strong>nten angeschlossen haben. Im Männerverein/-verband über Gen<strong>de</strong>r<br />
Mainstreaming zu sprechen, ist absurd.“ Das Geschlechterverhältnis, das mit <strong>de</strong>m Begriff<br />
Gen<strong>de</strong>r gemeint ist, scheint einem Teil von Männern kein Thema, mit <strong>de</strong>m sie sich auseinan<strong>de</strong>r<br />
setzen müssen; sie fühlen sich anscheinend nicht „gegen<strong>de</strong>rt“, d.h. von „Gen<strong>de</strong>r“<br />
betroffen.<br />
Demgegenüber zeigen sich zwei Organisationen, die ausschließlich weibliche Mitglie<strong>de</strong>r<br />
haben <strong>und</strong> mädchen-/frauenspezifische Arbeit leisten, offen gegenüber Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming.<br />
GeM wird unter <strong>de</strong>m Aspekt <strong>de</strong>r Qualifizierung <strong>de</strong>r Arbeit betrachtet <strong>und</strong> geprüft. In<br />
diesen Verbän<strong>de</strong>n fin<strong>de</strong>t eine Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit GeM statt <strong>und</strong> es wer<strong>de</strong>n Positionen<br />
dazu erarbeitet. Männern die Be<strong>de</strong>utung <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Wert von GeM für sie selbst plausibel zu<br />
machen, <strong>de</strong>n Gewinn, <strong>de</strong>n sie davon haben könnten, wird ein Angelpunkt für die Nachhaltigkeit<br />
<strong>de</strong>r Strategie. Insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r neuere Diskurs um die Zukunft <strong>de</strong>r Jungen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />
jungen Männer <strong>und</strong> ihre Probleme (vgl. dazu z.B. Thimm 2004) gibt jedoch diesem Thema<br />
möglicherweise neuen Auftrieb, u.a. sind die Jugendverbän<strong>de</strong> gefor<strong>de</strong>rt, sich in diesem Zusammenhang<br />
zu positionieren <strong>und</strong> Konzepte zu über<strong>de</strong>nken. 3<br />
2<br />
Eine Studie über die Wirkungen eines Gen<strong>de</strong>r-Moduls in <strong>de</strong>r Ausbildung von Sozialpädagoginnen hat gezeigt, dass durch<br />
die dadurch entwickelte Geschlechterreflexivität insgesamt die Wahrnehmung <strong>und</strong> Akzeptanz von Differenzen geför<strong>de</strong>rt<br />
wur<strong>de</strong> (Schäfer 2004).<br />
3 „Angeknackste Hel<strong>de</strong>n. Pädagogen sorgen sich um die Männer von morgen: Immer mehr Jungen verlassen die Schule mit<br />
miserablen Noten. Sie sind tief verunsichert, männliche Vorbil<strong>de</strong>r fehlen. Forscher rufen bereits die ‚Jungenkatastrophe’<br />
aus, die Leistungen <strong>de</strong>r Mädchen wer<strong>de</strong>n unter<strong>de</strong>ssen immer besser.“ (Thimm 2004, S. 82).<br />
.. 28
Risiken <strong>de</strong>r Fehlinterpretation von GeM<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Elisabeth Helming<br />
3. Fazit<br />
An <strong>de</strong>r Auswertung <strong>de</strong>r Sachberichte <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Bestandsaufnahme wird die Ambivalenz <strong>de</strong>r<br />
Strategie Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming <strong>de</strong>utlich: Die För<strong>de</strong>rrichtlinien geben eine Zielperspektive<br />
vor, die so vage formuliert ist, dass einerseits die Subsidiarität gewahrt bleibt, die einzelnen<br />
Organisationen passgenaue Strategien entwickelt können <strong>und</strong> eine zweckdienliche Heterogenität<br />
von Ansatzpunkten <strong>und</strong> Strategien entsteht. An<strong>de</strong>rerseits wird möglicherweise auch<br />
eine Haltung <strong>de</strong>s „anything goes“ damit verknüpft: Neben ausgefeilten Planungsprozessen<br />
zur Umsetzung von Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming gibt es auch Träger, die alles, was „irgendwie<br />
mit Frauen“ zu tun hat, als Operationalisierung von Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming bezeichnen.<br />
Die Bandbreite reicht von einem explizit auf die Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Organisationsstrukturen<br />
bezogenen, systematischen Konzept von Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming, das mithilfe einer externen<br />
Organisationsberatung bereits erste Ergebnisse zeigt, bis zu etwas fragwürdigen<br />
Aussagen wie die folgen<strong>de</strong>: „Allerdings ist es schon von Vorteil, wenn <strong>de</strong>r aus überwiegend<br />
weiblichen Teilnehmern bestehen<strong>de</strong> Chor von einem männlichen Referenten geleitet wird“<br />
(ohne weitere Begründung).<br />
Die Anfor<strong>de</strong>rung, Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming umzusetzen, stößt nach wie vor bei vielen Verbän<strong>de</strong>n<br />
auf eine gewisse Ratlosigkeit. Der Bedarf in Bezug auf Diskussionsprozesse <strong>und</strong> auf<br />
Fortbildung ist groß; die Träger nehmen wahr, dass Reflexions- <strong>und</strong> Diskussionsprozesse<br />
darüber angestoßen wer<strong>de</strong>n müssen, wie in mikrosozialen Bereichen Geschlechterungleichheit<br />
reproduziert wird, was verän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n soll.<br />
Das Geschlechterverhältnis ist einerseits durch Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming erneut zu einem<br />
breiten gesellschaftlichen Thema gewor<strong>de</strong>n, aber es besteht die Gefahr, dieses Thema im<br />
Rahmen von formalisierten Verfahren abzuhaken, in Erklärungen wie <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n: „Die<br />
Gr<strong>und</strong>sätze <strong>de</strong>s Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming wer<strong>de</strong>n beachtet“, vor allen Dingen dann, wenn Organisationen<br />
ein politisches Ziel (wie in diesem Fall Abbau von gen<strong>de</strong>rspezifischen Benachteiligungen)<br />
nicht für relevant halten bzw. sich nicht beteiligt sehen an diesem Problem.<br />
Es braucht auch weiterhin einen Transfer von Wissen darüber, wie einzelne Projekte einen<br />
„Gen<strong>de</strong>r Bias“ reflektieren, <strong>und</strong> zwar nicht nur auf <strong>de</strong>r offensichtlichen Ebene <strong>de</strong>r quantitativen<br />
Verteilung von Jungen <strong>und</strong> Mädchen, Männern <strong>und</strong> Frauen: Es gilt, in <strong>de</strong>n Strukturen<br />
<strong>de</strong>s gesellschaftlichen Han<strong>de</strong>lns die Reproduktion struktureller Ungleichheiten zu<br />
ent<strong>de</strong>cken.<br />
Die Anordnung in <strong>de</strong>n KJP-För<strong>de</strong>rrichtlinien, GeM umzusetzen, scheint bestehen<strong>de</strong> Selbstverständlichkeiten<br />
im alltäglichen Han<strong>de</strong>ln herauszufor<strong>de</strong>rn: (Fast) alle wünschen mehr<br />
Geschlechtergerechtigkeit, aber man muss zunächst einmal die „blin<strong>de</strong>n Gen<strong>de</strong>r-Flecken“<br />
im eigenen Bereich wahrnehmen können, um zu sehen, wo Geschlechtergerechtigkeit noch<br />
nicht verwirklicht ist: Wo sind im jeweiligen Arbeitsbereich Unterschie<strong>de</strong> zwischen Männern<br />
<strong>und</strong> Frauen zu fin<strong>de</strong>n, sei es auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r MitarbeiterInnen, <strong>de</strong>r Organisationsstrukturen<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r AdressatInnen, die ungerecht sind? Gen<strong>de</strong>rbezogene Analysen <strong>de</strong>r<br />
jeweiligen Arbeitsbereiche könnten hilfreiche Anregungen bieten. Die Bewertung <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rungen<br />
wäre <strong>de</strong>r nächste wichtige Schritt: Was wur<strong>de</strong> in Bezug auf <strong>de</strong>n Abbau von<br />
Benachteiligungen durch die GeM-Maßnahmen erreicht? Welche Dilemmata ergeben sich,<br />
wenn Gen<strong>de</strong>raspekte in stärkerem Maße beachtet wer<strong>de</strong>n? Für diesen Schritt scheint es<br />
noch zu früh; die meisten Verbän<strong>de</strong>, die angefangen haben, Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming umzusetzen,<br />
sind erst mal mit <strong>de</strong>r Analyse beschäftigt.<br />
Es bedarf also weiterhin <strong>de</strong>r Entwicklung von Gen<strong>de</strong>rkompetenz einerseits <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Fähigkeit<br />
zur Selbstevaluation <strong>und</strong> zur Dokumentation an<strong>de</strong>rerseits. Gen<strong>de</strong>rkompetenz ist<br />
notwendig, um geschlechtsspezifische Benachteiligungen erkennen zu können, (Selbst-<br />
)Evaluationskompetenz, um Gen<strong>de</strong>ranalysen durchführen <strong>und</strong> auswerten <strong>und</strong> die Auswertungsergebnisse<br />
in Verän<strong>de</strong>rungsschritte übersetzen zu können. Diese Anliegen treffen<br />
sich mit Vorhaben <strong>de</strong>r Qualitätsentwicklung bzw.: Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming ist ein Anliegen<br />
<strong>de</strong>r Qualitätsentwicklung.<br />
.. 29
Risiken <strong>de</strong>r Fehlinterpretation von GeM<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Elisabeth Helming<br />
Literatur<br />
BILDEN, Helga (1991): Geschlechtsspezifische Sozialisation. In: Hurrelmann, K./Ulich,<br />
D. (Hg.) (1991): Neues Handbuch <strong>de</strong>r Sozialisationsforschung. Weinheim/Basel:<br />
Beltz Verlag, S. 279 - 302<br />
BMFSFJ (1999): Untersuchung zur ges<strong>und</strong>heitlichen Situation von Frauen in Deutschland.<br />
Eine Bestandsaufnahme unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r unterschiedlichen Entwicklung<br />
in West- <strong>und</strong> Ost<strong>de</strong>utschland im Auftrag <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums für<br />
Jugend, Familie, Senioren <strong>und</strong> Frauen, Berlin im Dezember 1999.<br />
BMFSFJ (Hrsg.) (2002a): Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming (GM) in <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r- <strong>und</strong> Jugendhilfe,<br />
Diskussionspapier. B<strong>und</strong>esministerium für Familie, Senioren, Frauen <strong>und</strong> Jugend.<br />
2002.<br />
BMFSFJ (Hrsg.) (2002b): Kurzfassung <strong>de</strong>s Berichts zur Berufs- <strong>und</strong> Einkommenssituation<br />
von Frauen <strong>und</strong> Männern im Auftrag <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esministeriums für Familie, Senioren,<br />
Frauen <strong>und</strong> Jugend. Düsseldorf/Stadtbergen/Berlin: B<strong>und</strong>esministerium<br />
für Familie, Senioren, Frauen <strong>und</strong> Jugend<br />
BMFSFJ (Hrsg.) (2002c): Elfter Kin<strong>de</strong>r- <strong>und</strong> Jugendbericht. Bericht über die Lebenssituation<br />
junger Menschen <strong>und</strong> die Leistungen <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r- <strong>und</strong> Jugendhilfe in<br />
Deutschland. Berlin: BMFSFJ<br />
DEUTSCHES JUGENDINSTITUT (Hrsg.) (2004): Dokumentation <strong>de</strong>r Fachtagung: Gen<strong>de</strong>r<br />
Mainstreaming in <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r- <strong>und</strong> Jugendhilfe, Bonn, 11.9.2003. München: DJI,<br />
Manuskript. Download unter: www.dji.<strong>de</strong>/kjhgen<strong>de</strong>r<br />
HELMING, Elisabeth (2003): Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming in <strong>de</strong>r Mobilen Beratung zur Demokratieentwicklung<br />
- Dimensionen <strong>und</strong> Möglichkeiten. In: Zentrum Demokratische<br />
Kultur (Hrsg.) (2003): Anfor<strong>de</strong>rungen an die Demokratieentwicklung.<br />
Dokumentation <strong>de</strong>r Fachkonferenz <strong>de</strong>r Mobilen Beratungsteams gegen Rechtsextremismus<br />
2002<br />
HELMING, Elisabeth/Schäfer Reinhil<strong>de</strong> (2004): Teilbericht II <strong>de</strong>s Projektes Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming<br />
in <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r- <strong>und</strong> Jugendhilfe. Ist-Analyse - Auswertung <strong>de</strong>r<br />
quantitativen Befragung – <strong>und</strong> Auswertung <strong>de</strong>r Stellungnahmen zu GM in <strong>de</strong>n<br />
Sachberichten 2002 <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Kin<strong>de</strong>r- <strong>und</strong> Jugendplan finanzierten Träger<br />
<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r- <strong>und</strong> Jugendhilfe. München: DJI<br />
HELMING, Elisabeth/Schäfer, Reinhil<strong>de</strong>: Auch das noch?! Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming in <strong>de</strong>r<br />
Kin<strong>de</strong>r- <strong>und</strong> Jugendhilfe. DJI Bulletin 66, Frühjahr 2004<br />
HELMING, Elisabeth/Schäfer, Reinhil<strong>de</strong>: Mo<strong>de</strong>welle o<strong>de</strong>r regulatives Prinzip? Gen<strong>de</strong>r<br />
Mainstreaming in <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r- <strong>und</strong> Jugendhilfe. Jugendpolitik, Ausgabe 1/2004<br />
HÖYNG, Stefan./Puchert, Ralf (1998): Die Verhin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r beruflichen Gleichstellung.<br />
Männliche Verhaltensweisen <strong>und</strong> männerbündische Kultur. Bielefeld: Kleine<br />
Verlag<br />
KIMMEL, Michael (2000): The Gen<strong>de</strong>red Society. Oxford: University Press.<br />
KLENNER, Christina (2002): Geschlechtergleichheit in Deutschland? In: Aus Politik <strong>und</strong><br />
Zeitgeschichte, B 33 - 34,/2002, S. 17 - 28; http://www.bpb.<strong>de</strong>/files/9GEJ29.pdf,<br />
9.1.2004, 10:20<br />
LIEBIG, Brigitte (2000): Organisationskultur <strong>und</strong> Geschlechtergleichstellung. Eine Typologie<br />
betrieblicher Geschlechterkulturen. In: Zeitschrift für Frauenforschung <strong>und</strong><br />
Geschlechterstudien 18. Jg.(Heft 3): S. 47 - 66.<br />
LORBER, Judith (1999): Gen<strong>de</strong>r Paradoxien. Leverkusen: Leske <strong>und</strong> Budrich<br />
VERLOO, Mieke (2002): The Development of Gen<strong>de</strong>r mainstreaming as a Political Concept<br />
for Europe. Conference Gen<strong>de</strong>r Learning, Leipzig. Manuskript<br />
VOIGT-KEHLENBECK, Corinna (2003): Erfahrungen aus Weiterbildungen von Fachkräften<br />
<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r- <strong>und</strong> Jugendhilfe im Rahmen von Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming <strong>und</strong> Konsequenzen<br />
für die Umsetzung von Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming in die Kin<strong>de</strong>r- <strong>und</strong><br />
Jugendhilfe. Expertise für das Deutsche Jugendinstitut. München: Manuskript<br />
WETTERER, Angelika: (2003): Rhetorische Mo<strong>de</strong>rnisierung: Das Verschwin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Ungleichheit<br />
aus <strong>de</strong>m zeitgenössischen Differenzwissen. In: Knapp, Gudrun-Axeli,<br />
Wetterer, Angelika (Hg.) (2003): Achsen <strong>de</strong>r Differenz. Münster: Verlag Westfälisches<br />
Dampfboot<br />
.. 30
Risiken <strong>de</strong>r Fehlinterpretation von GeM<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Elisabeth Helming<br />
WITTMANN, Svendy/Helming, Elisabeth (2003): Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming in <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<strong>und</strong><br />
Jugendhilfe. Auswertung <strong>de</strong>r Teilabschnitte zum GM aus <strong>de</strong>n KJP-Sachberichten<br />
2001. Teilbericht 1, März 2003. München: DJI, Manuskript<br />
.. 31
Fachtagung »Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF«<br />
Männer – Akteure <strong>und</strong> Zielgruppe von GeM<br />
Warum es wichtig ist, dass Männer Verantwortung für GeM übernehmen<br />
<strong>und</strong> welchen Nutzen sie für sich daraus ziehen können:<br />
Aus <strong>de</strong>n Forschungsergebnissen <strong>de</strong>s EU-Projektes Work Changes Gen<strong>de</strong>r<br />
Vortrag zur Fachtagung „Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF –<br />
<strong>Ausgangsbedingungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Handlungsbedarf</strong>“<br />
am 21.10.04 in Stuttgart<br />
Klaus Schwerma, Dissens e.V. Berlin<br />
.. 32
Männer – Akteure <strong>und</strong> Zielgruppe von GeM<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Klaus Schwerma<br />
Dissens e.V., Berlin<br />
Warum es wichtig ist, dass Männer Verantwortung für GeM übernehmen <strong>und</strong><br />
welchen Nutzen sie für sich daraus ziehen können. Aus <strong>de</strong>n Forschungsergebnissen<br />
<strong>de</strong>s EU-Projektes Work Changes Gen<strong>de</strong>r 1 .<br />
Vielen Dank für die Einladung zu dieser Tagung. Ich wer<strong>de</strong> Ihnen einige Ergebnisse unseres<br />
Forschungsprojektes Work Changes Gen<strong>de</strong>r präsentieren, insb. im Hinblick auf die Wahrnehmung<br />
<strong>und</strong> Einbeziehung von Männern in Work-Life-Balance, Gleichstellungsprozesse<br />
<strong>und</strong> Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming.<br />
Work Changes Gen<strong>de</strong>r ist eines <strong>de</strong>r wenigen internationalen Projekte in Europa, welches<br />
sich speziell mit <strong>de</strong>r Situation von Männern im Erwerbsbereich befasst <strong>und</strong> dazu eigene<br />
qualitative Daten in Form von Interviews erhoben hat. Das Forschungskonsortium setzt sich<br />
zusammen aus Partnern aus Norwegen, Österreich, Bulgarien, Israel, Spanien <strong>und</strong> Deutschland.<br />
Es ist interdisziplinär aus <strong>de</strong>n Bereichen Ökonomie, Soziologie, Psychologie, Sozialpädagogik.<br />
Es sind Universitäten beteiligt <strong>und</strong> Forschungsinstitute welche auch in <strong>de</strong>r praktischen<br />
Beratungsarbeit für <strong>und</strong> mit Männern Erfahrung haben <strong>und</strong> es wur<strong>de</strong> von Männern<br />
<strong>und</strong> Frauen durchgeführt. Die Untersuchung glie<strong>de</strong>rt sich in drei Aufgabenschwerpunkte:<br />
„Neue Formen <strong>de</strong>r Arbeit <strong>und</strong> geschlechtliche<br />
Differenzierung“<br />
Der erste Teil <strong>de</strong>r Studie befasste sich mit <strong>de</strong>n gesellschaftlichen Rahmenbedingungen: Eine<br />
Untersuchung <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen europäischen Arbeitsmärkte soll <strong>de</strong>ren aktuelle Situation,<br />
Entwicklungslinien <strong>und</strong> -ten<strong>de</strong>nzen sichtbar machen.<br />
„Die Organisation <strong>de</strong>r Zeit im Leben von Männern – neue institutionelle<br />
Mo<strong>de</strong>lle“<br />
In einem zweiten Schritt fragten wir nach strukturellen Bedingungen in Unternehmen, die<br />
sozial verträgliche neue Arbeitsformen ermöglichen o<strong>de</strong>r behin<strong>de</strong>rn. Wie wer<strong>de</strong>n Männer,<br />
die nicht in einem Normalarbeitsverhältnis 2 arbeiten, in <strong>de</strong>n Unternehmen wahrgenommen<br />
<strong>und</strong> in die geschlechtlichen Gleichstellungsprozesse einbezogen? Dazu führten wir Gespräche<br />
mit externen Arbeits- <strong>und</strong> Gen<strong>de</strong>r-ExpertInnen <strong>und</strong> suchten in je<strong>de</strong>m Partnerland<br />
zwei Organisationen (was uns nicht immer gelang), in <strong>de</strong>nen wir ExpertInnengespräche mit<br />
Personalchefs, Gleichstellungsbeauftragten,<br />
Betriebs- <strong>und</strong> Personalräten führten. In diesen Organisationen führten wir daneben Interviews<br />
mit Männern durch, die „an<strong>de</strong>rs“ arbeiten, sei es in Teilzeit, in Erziehungszeit o<strong>de</strong>r<br />
befristet. Außerhalb <strong>de</strong>r Unternehmen führten wir noch Interviews mit einzelnen Männern<br />
durch, u.a. mit Jobbern <strong>und</strong> Selbständigen.<br />
„Aufbrüche zur Neupositionierung von Männern“<br />
Im Rahmen einer Good-Practice Perspektive wählten wir in einem dritten Schritt noch mal<br />
uns geeignet erscheinen<strong>de</strong> Männer aus <strong>de</strong>m Sample aus, um mit einem Tiefeninterview<br />
differenziertere Daten zu ihrem Lebensverläufen zu gewinnen. Welche Motive, Wünsche,<br />
Ziele <strong>und</strong> v.a. Erfahrungen haben sie mit ihren Erwerbsformen? Mit <strong>de</strong>r Auswertung <strong>de</strong>r<br />
Tiefeninterviews wur<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>ne Wege i<strong>de</strong>ntifiziert, die es Männern ermöglichen, mit<br />
Brüchen <strong>und</strong> Unsicherheiten im Lebenslauf <strong>und</strong> ihren verän<strong>de</strong>rten Rollen in <strong>de</strong>r Erwerbsbiografie<br />
<strong>und</strong> in <strong>de</strong>r Gesellschaft konstruktiv umzugehen.<br />
Insgesamt führten wir in <strong>de</strong>n 6 Partnerlän<strong>de</strong>rn ca. 140 Einzelinterviews auf unterschiedlichen<br />
Ebenen mit Männern durch. Dazu kamen noch r<strong>und</strong> 60 ExpertInnengespräche<br />
innerhalb <strong>und</strong> außerhalb von 10 Unternehmen.<br />
Die Ziele <strong>de</strong>s Forschungsprojekts waren hierbei<br />
• die Analyse <strong>de</strong>s Spannungsfel<strong>de</strong>s zwischen neuen Arbeitsformen, individueller<br />
1 „Work Changes Gen<strong>de</strong>r“ ist ein European Research Project 2001 – 2004. Geförv<strong>de</strong>rt von <strong>de</strong>r europäischen Union (5.FP) <strong>und</strong><br />
<strong>de</strong>m B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung. Nähere Informationen unter www.work-changes-gen<strong>de</strong>r.org<br />
2 Normalarbeitsverhältnis meint ein unbefristetes Voll-Zeit Erwerbsarbeitsverhältnis<br />
.. 33
Männer – Akteure <strong>und</strong> Zielgruppe von GeM<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Klaus Schwerma<br />
• Lebensgestaltung von Männern <strong>und</strong> Geschlechterbeziehungen<br />
• das Aufzeigen von Good Practice-Beispielen<br />
• die I<strong>de</strong>ntifizierung neuer Wege <strong>und</strong> Strategien für Männer jenseits <strong>de</strong>s Normalarbeitsverhältnisses<br />
• Die Entwicklung von Empfehlungen für Bildungsarbeit, Politik <strong>und</strong> soziale Arbeit hinsichtlich<br />
Gen<strong>de</strong>r Equality (z.B. in Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming Prozessen)<br />
Hegemoniale Männlichkeitsbil<strong>de</strong>r<br />
Trotz <strong>de</strong>r großen kulturellen <strong>und</strong> ökonomischen Unterschie<strong>de</strong> zwischen Nord-, Süd-, Ost<strong>und</strong><br />
Westeuropa gibt es <strong>Gem</strong>einsamkeiten in Bezug auf hegemoniale Männlichkeitsmo<strong>de</strong>lle.<br />
Der Begriff <strong>de</strong>r „hegemonialen Männlichkeit (Connell 1999) meint ein System von kulturellen,<br />
sozialen <strong>und</strong> individuellen Vorteilen, an <strong>de</strong>nen Männer beteiligt sind <strong>und</strong> meint ein<br />
Orientierungsmo<strong>de</strong>ll von Männlichkeit, unabhängig davon, ob dies individuell von Männern<br />
gelebt wird o<strong>de</strong>r nicht. Unser Osloer Projektkollege Oystein Holter (2003) beschreibt<br />
hegemoniale Männlichkeitsstandards folgen<strong>de</strong>rmaßen:<br />
Männer sollten sein:<br />
• erwerbsorientiert <strong>und</strong> Familienernährer,<br />
• karriereorientiert,<br />
• immer verfügbar für <strong>de</strong>n Arbeitsmarkt,<br />
• funktionieren<strong>de</strong> Über-Erfüller („über die eigenen Grenzen hinaus – bis zum Umfallen“<br />
die gestellten Aufgaben lösen)<br />
• Männer sollten nicht Erziehungs-, Pflege- <strong>und</strong> Reproduktionsarbeiten übernehmen<br />
Viele Männer präferieren durchaus an<strong>de</strong>re Lebensentwürfe als das Ernährermo<strong>de</strong>ll.<br />
Z.B. zeigen Studien in Deutschland, dass ca. 70% <strong>de</strong>r Männer eher für das Vaterschaftsmo<strong>de</strong>lls<br />
<strong>de</strong>s „Erziehers“ statt <strong>de</strong>s „Ernährers“ plädieren, auch wenn die reale Vaterschaft dann wie<strong>de</strong>r<br />
oftmals re-traditionalisierend wirkt <strong>und</strong> zu einer stärkeren Erwerbsorientierung von<br />
Vätern führt (Fthenakis, Minsel 2001).<br />
In unserer Untersuchung fan<strong>de</strong>n wir diese Standards in formellen <strong>und</strong> informellen Strukturen,<br />
Organisationen, in Selbst<strong>de</strong>finitionen <strong>und</strong> Bewertungen von an<strong>de</strong>ren. Auch wenn<br />
die von uns befragten Männer an<strong>de</strong>rs lebten, war doch dieses Bezugsmo<strong>de</strong>ll auch bei ihnen<br />
meistens sichtbar. Sie maßen sich daran, waren sich über ihre „A<strong>bw</strong>eichung“ bewusst <strong>und</strong><br />
wur<strong>de</strong>n an diesen Standards gemessen.<br />
Verän<strong>de</strong>rungen im männlichen Erwerbsleben.<br />
Weniger als 50% <strong>de</strong>r erwerbsfähigen Männer in <strong>de</strong>r EU sind mit einem unbefristetem<br />
Vollzeitvertrag angestellt, in Berlin z.B. nur 36%. Das be<strong>de</strong>utet, das diejenigen, die in<br />
einem „Normalarbeitsverhältnis“ angestellt sind, eine Min<strong>de</strong>rheit darstellen, aber als „normal“<br />
bezeichnet wer<strong>de</strong>n (Oschmiansky, Schmid 2000).<br />
Der Anteil <strong>de</strong>r ökonomisch inaktiven Männern <strong>und</strong> Frauen nähert sich an. 3<br />
Die Rate <strong>de</strong>r Frauen sinkt <strong>und</strong> die <strong>de</strong>r Männer steigt. Die Lücke verkleinerte sich von 28%<br />
zu 18% in 14 Jahren (1988-2002) 4 (Abd.1). Ebenso nähert sich <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r erwerbslosen<br />
Männer <strong>und</strong> Frauen an. Bei <strong>de</strong>r Arbeitslosenrate von 4,5% in 1988 zu 1,7% in (Abd.2).<br />
Mehr Männer arbeiten in Teilzeit. Zwar hat sich die Differenz zwischen weiblicher <strong>und</strong><br />
männlicher Teilzeitarbeit nicht entschei<strong>de</strong>nd verän<strong>de</strong>rt, wir sehen aber an <strong>de</strong>r unteren Linie<br />
in Abd.3, dass sich die Teilzeitrate bei Männern verdoppelt hat (ca. 6%). In <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />
gewinnt „bei <strong>de</strong>n Männern die Teilzeitarbeit allmählich an Be<strong>de</strong>utung. Seit April<br />
1991 stieg ihre Teilzeitquote um vier Prozentpunkte auf 6% an (= Anteil <strong>de</strong>r TZ-Männer an<br />
erwerbsbeschäftigten Männern); erhöhte sich ihr Anteil an allen Teilzeitbeschäftigten von<br />
8% auf 14%. Somit gab es im Mai 2003 r<strong>und</strong> 1 Mill. abhängig erwerbstätige Männer, <strong>de</strong>ren<br />
Beschäftigungsumfang nach eigenen Angaben nicht <strong>de</strong>m Vollzeitstandard entsprach.“<br />
(Mikrozensus 2003: S. 44)<br />
Patchwork Erwerbsbiografien auch bei Männern. Männliche Arbeitsbiografien wer<strong>de</strong>n<br />
zunehmend weiblichen Arbeitsbiografien ähnlicher. O<strong>bw</strong>ohl die diskontinuierliche Erwerbsbiografie<br />
für Männer immer mehr Standard wird, wird sie <strong>de</strong>nnoch noch oftmals als<br />
1 „Inaktive” umfasst z.B. Studieren<strong>de</strong>, im Job Training Befindliche, Rentner, nicht arbeiten<strong>de</strong> (aber keine Arbeitslosen)<br />
2 Alte EU-Mitgliedslän<strong>de</strong>r + Norwegen<br />
.. 34
Männer – Akteure <strong>und</strong> Zielgruppe von GeM<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Klaus Schwerma<br />
ein individuelles Scheitern <strong>de</strong>r Männer angesehen <strong>und</strong> nicht als Normalität in <strong>de</strong>r Erwerbsbiografie.<br />
„Inaktive” umfasst z.B. Studieren<strong>de</strong>, im Job Training Befindliche, Rentner, nicht arbeiten<strong>de</strong><br />
(aber keine Arbeitslosen).<br />
Work<br />
Changes<br />
Gen<strong>de</strong>r<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
70,00%<br />
60,00%<br />
50,00%<br />
40,00%<br />
30,00%<br />
20,00%<br />
10,00%<br />
0,00%<br />
Abb.1:<br />
1988<br />
1989<br />
1990<br />
1991<br />
1992<br />
1993<br />
1994<br />
1995<br />
years<br />
1996<br />
1997<br />
1998<br />
1999<br />
2000<br />
2001<br />
2002<br />
men<br />
women<br />
Work<br />
Changes<br />
Gen<strong>de</strong>r<br />
<br />
<br />
<br />
14,00%<br />
<br />
12,00%<br />
10,00%<br />
8,00%<br />
6,00%<br />
4,00%<br />
2,00%<br />
men<br />
women<br />
0,00%<br />
1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002<br />
years<br />
Abb.2:<br />
Work<br />
Changes<br />
Gen<strong>de</strong>r<br />
<br />
<br />
40,00%<br />
<br />
35,00%<br />
30,00%<br />
25,00%<br />
20,00%<br />
15,00%<br />
10,00%<br />
5,00%<br />
men<br />
women<br />
0,00%<br />
1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002<br />
years<br />
<br />
Abb.3: Teilzeit = weniger als 35Std./Woche<br />
.. 35
Männer – Akteure <strong>und</strong> Zielgruppe von GeM<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Klaus Schwerma<br />
Männer als blin<strong>de</strong> Flecken im Gleichstellungsprozess<br />
Auf <strong>de</strong>r Ebenen <strong>de</strong>r Unternehmen <strong>und</strong> Organisationen lassen sich unsere Ergebnisse wie<br />
folgt zusammenfassen:<br />
• Männer wer<strong>de</strong>n nicht als eigene Zielgruppe für Gleichstellungsmaßnahmen wahrgenommen,<br />
z.B. im Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming<br />
• Männer, die in Organisationen <strong>und</strong> Unternehmen an<strong>de</strong>re Arbeitsformen als das Standar<strong>de</strong>rwerbsmo<strong>de</strong>ll<br />
suchen, wer<strong>de</strong>n nicht unterstützt<br />
• Der informellen Arbeitskultur in Organisationen wird wenig Aufmerksamkeit geschenkt<br />
• Die eigenen Erfahrungen <strong>de</strong>r „EntscheidungsträgerInnen“ wer<strong>de</strong>n selten thematisiert<br />
• Politische <strong>und</strong> betriebliche Regelungen beziehen zumeist auf das „Normalarbeitsverhältnis“<br />
Weitere Ergebnisse aus <strong>de</strong>n Interviews mit Männern:<br />
• Vielfältigkeit von Männern berücksichtigen. Nicht nur auf Familienvätern schauen<br />
son<strong>de</strong>rn auch Schwule, „Nichtväter“ <strong>und</strong> Männer mit an<strong>de</strong>re Interessen wahrnehmen.<br />
• Männer fühlen sich von Gleichstellungsmaßnahmen nicht angesprochen. Entsprechend<br />
zu Expertinnengesprächen: alle Befragten fühlen sich nicht angesprochen,<br />
Gleichstellung wird als weiblich wahrgenommen<br />
• Milieu, Alter <strong>und</strong> Lebensentwurf sind entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Faktoren für <strong>de</strong>n Umgang mit<br />
verän<strong>de</strong>rten Rahmenbedingungen<br />
• Männer mit <strong>de</strong>m „Anspruch auf das ganze Leben“ leben eher eine reflexive Karriereorientierung.<br />
Diese Männer wissen um <strong>de</strong>n Preis ihres an<strong>de</strong>ren Lebensentwurfs<br />
– wie z.B. Karriereverzicht. Teilzeiterwerbsarbeit erleben sie als Karrierekiller. Auf<br />
<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite wird von ihnen aber Zeitwohlstand hoch bewertet.<br />
Die Einbeziehung von Männern in Gleichstellungsprozesse in Organisationen<br />
Aus unseren Ergebnissen haben wir drei Phasen entwickelt, in die man die Prozesse <strong>de</strong>r<br />
Einbeziehung von Männern in Gleichstellungsprozessen in Organisationen unterschei<strong>de</strong>n<br />
kann:<br />
• Frühe Phase:<br />
Bezügl. geschlechtlicher Gleichstellung erreichen positive Aktionen für Frauen Aufmerksamkeit,<br />
aber die Organisation ist noch weit weg von entsprechen<strong>de</strong>n Organisationsprozessen<br />
<strong>und</strong> Maßnahmen. Sie ist gekennzeichnet durch niedrige o<strong>de</strong>r nicht<br />
existieren<strong>de</strong> Unterstützung <strong>und</strong> isolierte individuelle Än<strong>de</strong>rungen, oftmals auf einer<br />
inoffiziellen <strong>und</strong> persönlichen Ebene. Diese ersten Überlegungen schließen Männer<br />
nicht ein. Geschlechtliche Gleichstellung wird hauptsächlich verb<strong>und</strong>en mit Frauenför<strong>de</strong>rung.<br />
Männer, die wegen Versorgungsaufgaben die Arbeit reduzieren, sind<br />
oftmals isoliert.<br />
• Mittlere Phase:<br />
Die gleichstellungspolitische Praxis ist fokussiert auf Frauenför<strong>de</strong>rung. Männer<br />
wer<strong>de</strong>n anerkannt, aber an diesen Maßnahmen in keiner aktiven Weise beteiligt. Die<br />
Beteiligung <strong>de</strong>r Männer scheint eine sek<strong>und</strong>äre Wirkung zu sein, die mit <strong>de</strong>n Vereinbarkeitsmaßnahmen<br />
<strong>de</strong>r Organisation bezogen auf Frauen einhergeht. In diesem Sinn<br />
wer<strong>de</strong>n Männer unterstützt eine aktive Familienrolle einzunehmen, oft veranlasst<br />
von <strong>de</strong>n Bedarfen ihrer Partnerinnen. In <strong>de</strong>n Organisationen dieser Phase wer<strong>de</strong>n die<br />
an<strong>de</strong>rs arbeiten<strong>de</strong>n Männer nicht mehr so stark als Ausnahme angesehen. Die Reaktionen<br />
in <strong>de</strong>r Organisation sind gemischt. Viele Männer beobachten diese „an<strong>de</strong>ren“<br />
Männer <strong>und</strong> wie die Organisation auf sie reagiert.<br />
•Fortgeschrittene Phase:<br />
Während Gleichstellungsmaßnahmen sich in <strong>de</strong>r Mittelphase hauptsächlich auf die<br />
Situation von Frauen konzentrieren, sind in <strong>de</strong>r fortgeschrittenen Phase bei<strong>de</strong> Geschlechter<br />
angesprochen. Erwerbsarbeit wird nicht unabhängig von privatem Leben<br />
/Familienleben angesehen, son<strong>de</strong>rn als ein Teil von Work-Life-Balance. Wir fin<strong>de</strong>n<br />
.. 36
Männer – Akteure <strong>und</strong> Zielgruppe von GeM<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Klaus Schwerma<br />
hier auch Trends außerhalb <strong>de</strong>r Überst<strong>und</strong>enkultur, wie unterstützen<strong>de</strong> Arbeitsbedingungen,<br />
welche die Balance zwischen diesen Prioritäten garantieren sollen.<br />
Motive für Arbeitsreduzierung<br />
O<strong>bw</strong>ohl wir nur relativ wenige Männer interviewten, fan<strong>de</strong>n wir jedoch bemerkenswert<br />
viele unterschiedliche Motive für Arbeitsreduzierungen. Oft genannte Motive für Arbeitsreduzierung<br />
sind:<br />
• Haushaltsarrangements<br />
• Weiterbildung<br />
• Selbstbestimmtes Arbeiten<br />
• Fürsorge- <strong>und</strong> Pflegeaufgaben für Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re Personen<br />
• Lebensqualität, Work-Life-Balance<br />
• Partnerschaft<br />
• Familienleben<br />
• Freizeit<br />
• Soziales Engagement<br />
Beispiel Partnerschaft<br />
Das gute Führen einer Beziehung war insbeson<strong>de</strong>re bei Fernbeziehungen eine starke Motivation<br />
für eine Arbeitszeitreduzierung. Dabei ging es nicht nur um die Akzeptanz <strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>s An<strong>de</strong>ren in <strong>de</strong>r Partnerschaft, z.B. beim Wohnort, son<strong>de</strong>rn auch um die Beachtung <strong>und</strong><br />
Wahrnehmung eigener Interessen<br />
„Und ich muss ihnen sagen, das Schöne ist ja, dass dieses Teilzeitmo<strong>de</strong>ll uns Möglichkeiten<br />
gibt, soviel voneinan<strong>de</strong>r zu haben, wie wir es noch nie hatten. Nicht?“ 5<br />
Die Kosten <strong>de</strong>r A<strong>bw</strong>eichung<br />
• Arbeitsreduzierung ist Karrierekiller:<br />
<strong>Gem</strong>einsamkeit in <strong>de</strong>n Interviews war die Einschätzung, dass die Teilzeittätigkeit<br />
bzw. Erziehungszeit einen Karriereknick be<strong>de</strong>utet. Dagegen wird mehr Lebensqualität<br />
als „Ausgleich“ gesetzt ( Stichwort Zeitwohlstand o<strong>de</strong>r Anspruch auf das ganze Leben)<br />
„In <strong>de</strong>m Augenblick, wo man sich als Mann für Teilzeit entschei<strong>de</strong>t, ist man tot, karrieremäßig.<br />
Man ist tot. Und da muss man sich auch keine Illusionen machen. Das<br />
wäre blauäugig, wenn man in irgen<strong>de</strong>iner Weise <strong>de</strong>nken wür<strong>de</strong>, dass man da noch eine<br />
Chance hätte.“<br />
• Exoten:<br />
Gera<strong>de</strong> in Organisationen <strong>de</strong>r oben beschriebenen ersten <strong>und</strong> zweiten Phase sind in<br />
Teilzeit arbeiten<strong>de</strong> Männer sehr selten. Zwar kennen sie in ihrer Abteilung meistens<br />
mehrere an<strong>de</strong>re Frauen, welche in Teilzeit arbeiten, sehen sich aber nicht in einer<br />
ähnlichen Situation, son<strong>de</strong>rn eher als Einzelkämpfer <strong>und</strong> Exoten, die mit ihren individuellen<br />
Taktiken ihre Interessen durchsetzen.<br />
“Ich <strong>de</strong>nk mal, ich bin <strong>de</strong>r einzige Mann <strong>de</strong>r Teilzeit arbeitet, bei uns in <strong>de</strong>r Abteilung.<br />
Ich kann das so nicht einschätzen, aber ich kenn keinen.“<br />
Diversität <strong>de</strong>r „Männlichkeiten“ – Männer sind verschie<strong>de</strong>n<br />
Wir fan<strong>de</strong>n sehr verschie<strong>de</strong>ne Männer in unserem sehr kleinem Sample (ethnisch, Milieu,<br />
sexuelle Orientierung, soziale Zugehörigkeit, Altersgruppe). Unser Forschungszugang ging<br />
über die Arbeitswelt von <strong>de</strong>r wir annehmen, dass sie relevant ist für traditionelle Männlichkeit.<br />
Wir schauten ressourcenorientiert nach möglichen Verän<strong>de</strong>rungen <strong>und</strong> Chancen, die<br />
von Männer genutzt wer<strong>de</strong>n – für an<strong>de</strong>re nicht „traditionelle“ Lebensentwürfe. Unsere Frage<br />
war: In welchen Fel<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> mit welchen Motiven nutzen Männer welche Ressourcen, um<br />
welche Ziele zu verfolgen? Unsere Perspektive war hierbei: Welche Strategien <strong>und</strong> Erfahrungen<br />
dieser Männer hinsichtlich neuer Männlichkeit, Gen<strong>de</strong>r Equality <strong>und</strong> individueller<br />
Zufrie<strong>de</strong>nheit lassen sich herausfiltern <strong>und</strong> strukturieren. Über diesen Zugang fan<strong>de</strong>n wir<br />
5 Alle Interviewzitate aus <strong>de</strong>m EU-Forschungsprojekt “Work Changes Gen<strong>de</strong>r<br />
.. 37
Männer – Akteure <strong>und</strong> Zielgruppe von GeM<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Klaus Schwerma<br />
nicht Männer, welche man insgesamt als „traditionell“, „neu“ o<strong>de</strong>r „verunsichert“ bezeichnen<br />
könnte, son<strong>de</strong>rn wir fan<strong>de</strong>n einzelne Umgehensweisen <strong>und</strong> Strategien von Männern,<br />
die durchaus wi<strong>de</strong>rsprüchlich sind: gleichzeitig traditionell <strong>und</strong> mo<strong>de</strong>rn. Diese Männer mit<br />
„neuen Strategien“ sind auch unter „Good Practice“ Gesichtspunkten interessant. Männer,<br />
welche solche Verhaltensweisen übernehmen möchten, müssen nicht ihr gesamtes Männlichkeitsmo<strong>de</strong>ll<br />
verän<strong>de</strong>rn, son<strong>de</strong>rn können einzelne Strategien <strong>und</strong> Handlungen annehmen<br />
<strong>und</strong> für sich nutzbar machen. Die Verän<strong>de</strong>rungsschwelle ist niedriger.<br />
Daneben ist es wichtig, die Vielfalt männlicher Motive <strong>und</strong> Bedürfnisse sichtbar zu machen,<br />
als ein wichtiges Moment die Rigidität männlicher Verhaltensnormen aufzubrechen <strong>und</strong><br />
neue Räume zu öffnen. Eine Männerforschung ist hier erst am Anfang.<br />
Weitere Stichworte unserer Ergebnisse:<br />
• Traditionelle Männlichkeit ist weiterhin präsent in Organisationen <strong>und</strong> Individuen<br />
• Nicht-traditionelle Formen von Männlichkeit können individuelle Zufrie<strong>de</strong>nheit von<br />
Männern för<strong>de</strong>rn, z.B. Fernbeziehung pflegen, Kin<strong>de</strong>r erziehen.<br />
• Organisationen <strong>und</strong> politische Strukturen sind wichtig, um <strong>de</strong>r Individualisierung von<br />
Männern <strong>und</strong> ihrer Vereinbarkeitsproblematik entgegenzuwirken.<br />
• Caring Work, d.h. reproduktive Haus <strong>und</strong> Erziehungsarbeit verän<strong>de</strong>rt geschlechtliche<br />
Zuschreibungen <strong>und</strong> Geschlechterverhältnisse – daher ist eine stärkere Einbindung<br />
von Männern in diese Bereiche wichtig <strong>und</strong> kann nicht losgelöst vom Produktions<strong>und</strong><br />
Erwerbsarbeitsbereich gesehen wer<strong>de</strong>n.<br />
Politikempfehlungen:<br />
Die Geschlechterverhältnisse sind systemische Verhältnisse. Je<strong>de</strong> Verän<strong>de</strong>rung auf Männerseite<br />
hat einen Einfluss <strong>und</strong> bewirkt eine Verän<strong>de</strong>rung auf <strong>de</strong>r Frauenseite <strong>und</strong> umgekehrt.<br />
Für eine Verän<strong>de</strong>rung für bei<strong>de</strong> „Seiten“ erscheint uns folgen<strong>de</strong>s wichtig:<br />
• Gleiche Verteilung von produktiver <strong>und</strong> reproduktiver Arbeit zwischen Männern <strong>und</strong><br />
Frauen. Die geschlechtspezifische Verteilung von Produktions- <strong>und</strong> Reproduktionsbereich<br />
ist eine wichtige Ursache <strong>und</strong> zugleich Wirkung <strong>de</strong>r Ungleichheit.<br />
• “Flexicurity”: Die Entwicklung <strong>und</strong> Stärkung von sozialen Sicherungssystemen welche<br />
nicht auf <strong>de</strong>m „Normalarbeitsverhältnis“ aufbauen. In Zeiten <strong>de</strong>r strukturellen Arbeitslosigkeit,<br />
wo Erwerbsarbeit ein rares Gut ist, kann eine Koppelung <strong>de</strong>r sozialen<br />
Sicherungssysteme an durchgängige Arbeitsverhältnisse zur Rentensicherung nicht<br />
mehr sinnvoll sein.<br />
• Vaterschaft ist eine beson<strong>de</strong>re Situation <strong>und</strong> erfor<strong>de</strong>rt beson<strong>de</strong>re Maßnahmen. Wir<br />
können von <strong>de</strong>n nordischen Erziehungszeitmo<strong>de</strong>llen lernen: In <strong>de</strong>n Skandinavischen<br />
Län<strong>de</strong>rn haben sich Erziehungszeitmo<strong>de</strong>lle etabliert, welche Väter aktiv mit einbeziehen.<br />
Beispielhaft sei hier Island genannt. Hier gibt es einen Anspruch auf dreimonatige<br />
Erziehungszeit für Mütter, drei für Väter <strong>und</strong> drei Monate können frei gewählt<br />
wer<strong>de</strong>n. Erziehen<strong>de</strong> Väter wer<strong>de</strong>n nicht als Ausnahmen o<strong>de</strong>r marginalisierte Gruppe<br />
gesehen, son<strong>de</strong>rn als wichtige Gruppe mit institutionalisierten Rechten. Väter können<br />
sich auf diese Rechte <strong>und</strong> auf <strong>de</strong>n gesellschaftlichen Diskurs beziehen <strong>und</strong> erscheinen<br />
nicht individualisiert als Einzelkämpfer <strong>und</strong> Exoten.<br />
• Diversity: Die Wahrnehmung von männlichen Bedarfen muss über die Wahrnehmung<br />
<strong>de</strong>r Bedarfe von Vätern hinausgehen. So wichtig die Anerkennung <strong>und</strong> För<strong>de</strong>rung<br />
von erziehen<strong>de</strong> Vätern ist, so wichtig ist es auch die unterschiedlichen Lebenslagen<br />
<strong>und</strong> Lebensentwürfe von Männern sehen <strong>und</strong> anerkennen.<br />
Einbeziehen von Männern in Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming<br />
Bisherige Gleichstellungspolitik als Frauenför<strong>de</strong>rpolitik betrachtet Männer als Gruppe, welche<br />
die Gleichstellung von Frauen verhin<strong>de</strong>rte o<strong>de</strong>r ihr im Wege stand. Die Einbeziehung<br />
von Männern fiel <strong>de</strong>mentsprechend negativ aus – als Verursacher von geschlechtlicher<br />
Diskriminierung. Im besten Fall wur<strong>de</strong>n Männer aufgefor<strong>de</strong>rt, die For<strong>de</strong>rungen von Frauen<br />
zu unterstützen o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st nicht zu behin<strong>de</strong>rn. Ziel war es, Frauen die Möglichkeit<br />
zu geben das zu tun, was Männer schon taten: ebenso erwerbstätig zu sein <strong>und</strong> Führungspositionen<br />
einnehmen zu können. Im Unterschied dazu soll Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming die<br />
geschlechtsspezifischen Wirkungen, Benachteiligungen <strong>und</strong> Defizite für Frauen <strong>und</strong> für<br />
.. 38
Männer – Akteure <strong>und</strong> Zielgruppe von GeM<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Klaus Schwerma<br />
Männer erkennen <strong>und</strong> abbauen. Männer sind damit explizit auch Ziel von <strong>und</strong> han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong><br />
Subjekte in gleichstellungspolitischen Maßnahmen. (Schwerma, von Marschall 2004)<br />
Zwei Perspektiven lassen sich hier unterschei<strong>de</strong>n:<br />
• Männer wer<strong>de</strong>n als eigenständige Adressaten von geschlechtlicher Gleichstellungspolitik<br />
wahrgenommen.<br />
Defizite in ihrer Situation können besser wahrgenommen wer<strong>de</strong>n, beispielsweise<br />
können männerspezifische Hin<strong>de</strong>rnisse für Teilzeitarbeit besser erkannt <strong>und</strong> entsprechen<strong>de</strong><br />
För<strong>de</strong>rungsmöglichkeiten für Männer entwickelt wer<strong>de</strong>n.<br />
„Die erste Frage war eigentlich, als ich mich in <strong>de</strong>r Personalabteilung danach erk<strong>und</strong>igt<br />
habe, ich hätte doch gerne Elternzeit ab <strong>de</strong>r Geburt meines Kin<strong>de</strong>s: „Wie das<br />
geht? Hm, sind sie <strong>de</strong>r Erste, da müssen wir uns mal erk<strong>und</strong>igen.“<br />
• Männer nehmen sich selber als geschlechtliche Wesen in Geschlechterverhältnissen<br />
wahr.<br />
Gleichstellungspolitik ist für viele Männer immer noch „Frauenkram“, <strong>de</strong>r sie nicht<br />
o<strong>de</strong>r nur als negativ empf<strong>und</strong>ene For<strong>de</strong>rung an sie betrifft. Durch die gezielte Einbeziehung<br />
von Männern, können sie ihre spezifische Situation besser erkennen,<br />
beispielsweise übersteigerte Erwerbsorientierung aus <strong>de</strong>r Ernährerrolle <strong>und</strong> ihre<br />
„Schattenseiten“ wie ein erhöhtes Krankheits- <strong>und</strong> Sterberisiko o<strong>de</strong>r Ausschluss aus<br />
an<strong>de</strong>ren Lebenssphären.<br />
Für bei<strong>de</strong> Perspektiven sind gera<strong>de</strong> v.a. Gen<strong>de</strong>r-Trainings wichtige Maßnahmen um die<br />
Sensibilisierung aller Akteure <strong>und</strong> Akteurinnen zu stärken <strong>und</strong> Stereotypen abzubauen.<br />
Stichworte zu Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming unter <strong>de</strong>r Perspektive einer gleichstellungsorientierten<br />
Männerarbeit:<br />
• Gera<strong>de</strong> traditionelle Männer erleben diese Prozesse als Auflösung von Männlichkeit<br />
<strong>und</strong> reagieren a<strong>bw</strong>ehrend mit verstärkter rigi<strong>de</strong>r Männlichkeit (Schwerma 2000). Dies<br />
trägt dazu bei, dass Männlichkeit als „natürlich“ <strong>und</strong> nicht verän<strong>de</strong>rbar wahrgenommen<br />
wird. Eine spezifische För<strong>de</strong>rung von Männlichkeitskonzepten, welche Frauen<br />
zugeschriebenen Positionen <strong>und</strong> Tätigkeiten wie Kin<strong>de</strong>rerziehung, Teilzeitarbeit <strong>und</strong><br />
unterbrochene Berufsverläufe integrieren, erscheint aus dieser Perspektive sinnvoll.<br />
Die För<strong>de</strong>rung von Männern in Pflege- <strong>und</strong> Erziehungsberufen ist wichtig um die<br />
geschlechtsspezifischen Zuweisungen durchlässiger zu machen. Männer als Erzieher<br />
in Kitas <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>schulen, Arzt- <strong>und</strong> Zahnarzthelfer bieten Männern nicht nur neue<br />
Erfahrungsfel<strong>de</strong>r, son<strong>de</strong>rn auch Kin<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> Erwachsenen neue männliche Fürsorgevorbil<strong>de</strong>r<br />
<strong>und</strong> -mo<strong>de</strong>lle.<br />
• Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming bietet die Möglichkeit <strong>de</strong>r Infragestellung von männlichen<br />
Erwerbs- <strong>und</strong> Karrieremo<strong>de</strong>llen. Welchen Preis zahlen Männer für die geschlechterdualistische<br />
Arbeitsaufteilung <strong>und</strong> für ihre starke Erwerbsorientierung? Männer<br />
gehen weniger zum Arzt <strong>und</strong> fühlen sich irrtümlicherweise weniger krank als Frauen.<br />
Die kürzere durchschnittliche Lebenserwartung von über sechs Jahren gegenüber<br />
Frauen (Frauen 80,3 Jahre, Männer 74 Jahre) dürfte zu einem nicht unerheblichem<br />
Teil diesen Männlichkeitsmo<strong>de</strong>llen geschul<strong>de</strong>t sein. In allen Lebensaltern sterben<br />
mehr Männer als Frauen, aber beson<strong>de</strong>rs groß ist die überdurchschnittliche Sterblichkeit<br />
von Männern in <strong>de</strong>n mittleren Lebensjahren (Schmidt 2002: 191 f). Eine männerspezifische<br />
Einbeziehung <strong>und</strong> Ansprache in Ges<strong>und</strong>heitsvorsorgeprogrammen hat<br />
gera<strong>de</strong> erst begonnen.<br />
• Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming kann zu einer verbesserten Wahrnehmung von hierarchischen<br />
Geschlechterdifferenzen auf allen Ebenen <strong>de</strong>r Arbeits- <strong>und</strong> Organisationsprozesse<br />
beitragen, insbeson<strong>de</strong>re bei <strong>de</strong>n geschlechtsspezifischen Bedingungen, Prozessen,<br />
Produkten <strong>und</strong> Folgen von Han<strong>de</strong>ln in öffentlichen Verwaltungen, Betrieben <strong>und</strong><br />
Organisationen. Darin liegt die Möglichkeit einer „nachhaltigen“ <strong>und</strong> „vorsorgeorientierten“<br />
Geschlechterpolitik, welcher kein eindimensionales Geschlechts- <strong>und</strong><br />
Karrieremo<strong>de</strong>ll zugr<strong>und</strong>e liegt. Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming fragt nach <strong>de</strong>n Wirkungen<br />
einer hierarchischen sozialen Geschlechterdifferenz <strong>und</strong> stellt <strong>de</strong>ren Strukturen <strong>und</strong><br />
Herstellungsprozesse in Frage. Hier geht es weniger um die „neutrale“ Tatsache einer<br />
scheinbar biologischen Differenz als mehr um die soziale Qualität <strong>und</strong> Bewertung<br />
.. 39
Männer – Akteure <strong>und</strong> Zielgruppe von GeM<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Klaus Schwerma<br />
dieser Differenz, um soziale Aus- <strong>und</strong> Einschlüsse welche geschlechtlich <strong>de</strong>terminiert<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
„Dreierstrategie“ statt „Doppelstrategie“?<br />
Mit Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming (GeM) verfügen wir über ein Instrument <strong>und</strong> eine Metho<strong>de</strong><br />
mit <strong>de</strong>r auch Männer als Akteure <strong>und</strong> Zielgruppe in Gleichstellungsprozessen erkannt <strong>und</strong><br />
eingeb<strong>und</strong>en wer<strong>de</strong>n können. Dies erscheint mir als ein wichtiger Schritt von Gleichstellungspolitik<br />
um von <strong>de</strong>r „Son<strong>de</strong>rrolle Frauenför<strong>de</strong>rung“ hin zu einer „Querschnittaufgabe“<br />
Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming zu kommen. Aufgabe <strong>und</strong> Ziel es ist hierbei, die Ent-Geschlechtlichtung<br />
von Erwerbsarbeit <strong>und</strong> Reproduktionsarbeit. Um zu einer besseren Wahrnehmung<br />
<strong>und</strong> Einbeziehung von Männern in Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming zu kommen, erscheint mir eine<br />
„Dreierstrategie“ statt einer „Doppelstrategie“ sinnvoll.<br />
Mit „Dreierstrategie meine ich hier:<br />
• Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming als Querschnittstrategie<br />
• Spezifische Frauenför<strong>de</strong>rmaßnahmen als Garant nicht hinter bisher erreichtes zu fallen<br />
<strong>und</strong> als Metho<strong>de</strong> für die Umsetzung <strong>de</strong>r analysierten weiblichen Bedarfe.<br />
• Spezifische Männerför<strong>de</strong>rung als „Einstieg“ <strong>und</strong> „Hineinholen“ von Männern in<br />
Gleichstellungsprozesse <strong>und</strong> als Wahrnehmungsperspektive für ihre Situationen <strong>und</strong><br />
Bedarfe.<br />
In <strong>de</strong>r Wahrnehmung <strong>und</strong> in <strong>de</strong>r politischen Diskussion wird die „Doppelstrategie“ aber<br />
zumeist auf spezifische Frauenför<strong>de</strong>rmaßnahmen reduziert. Auch in <strong>de</strong>n EU-Definitionen<br />
wird diese Verbindung gezogen: “Angesichts <strong>de</strong>r nach wie vor bestehen<strong>de</strong>n Ungleichheiten<br />
wird es auch künftig unverzichtbar sein, parallel zum “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming” spezifische<br />
Frauenför<strong>de</strong>rmaßnahmen durchzuführen. Die vorgeschlagene Rahmenstrategie basiert auf<br />
diesem dualen Ansatz. (...) Die künftigen Arbeiten <strong>de</strong>r <strong>Gem</strong>einschaft auf <strong>de</strong>m Weg zur Verwirklichung<br />
<strong>de</strong>r Geschlechtergleichstellung wer<strong>de</strong>n in eine Rahmenstrategie eingebettet sein.<br />
Im Bemühen, die Geschlechtergleichstellung zu för<strong>de</strong>rn, wird diese Rahmenstrategie sämtliche<br />
<strong>Gem</strong>einschaftspolitiken einbeziehen, wobei eine Anpassung <strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong>n Politiken<br />
vorgenommen wird (proaktiver Ansatz: “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming”) <strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r konkrete Maßnahmen<br />
zur Verbesserung <strong>de</strong>r gesellschaftlichen Situation <strong>de</strong>r Frau durchgeführt wer<strong>de</strong>n<br />
(reaktiver Ansatz: spezifische Maßnahmen).“ (Europäische Union 2000, S. 3 f)<br />
Hier von einer Fehlinterpretation zu sprechen ist nicht unbedingt richtig. In <strong>de</strong>r politischen<br />
Diskussion kommt die “Doppelstrategie” immer dann vor, wenn es darum geht, die bisherigen<br />
Frauenför<strong>de</strong>rmaßnahmen zu erhalten <strong>und</strong> auszubauen. Ich <strong>de</strong>nke, dass <strong>de</strong>r Begriff<br />
überhaupt daraus entstan<strong>de</strong>n ist die Beibehaltung bisheriger Frauenmaßnahmen zu betonen<br />
– aus <strong>de</strong>r begrün<strong>de</strong>ten Befürchtung, dass die bisherigen frauenspezifischen Maßnahmen<br />
<strong>und</strong> erreichten Positionen mit GeM eher abgebaut als verstärkt wer<strong>de</strong>n könnten<br />
(Stichwort: Aufteilung <strong>de</strong>r bisherigen Gleichstellungsressourcen auf alle betroffenen Geschlechter,<br />
statt min<strong>de</strong>stens einer Verdoppelung <strong>de</strong>r Ressourcen). Ich bin mir sehr unsicher,<br />
ob sich <strong>de</strong>r Begriff “Doppelstrategie” in seiner allgemeinen Definition von spezifischen<br />
För<strong>de</strong>rmaßnahmen neben GeM-Maßnahmen so vermitteln lässt, ohne sich in erster Linie<br />
auf Frauenför<strong>de</strong>rmaßnahmen zu beziehen. Warum eine Doppelstrategie neben <strong>und</strong> nicht<br />
innerhalb Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming? Warum nicht alles unter <strong>de</strong>m Dach von GeM stellen<br />
<strong>und</strong> unter diesem Dach dann Querschnittsmaßnahmen <strong>und</strong> spezifische Maßnahmen für<br />
Männer <strong>und</strong> für Frauen <strong>und</strong> für alle an<strong>de</strong>ren spezifischen Gruppen (z.B. Schwule, Lesben,<br />
Transgen<strong>de</strong>r) entwickeln. Diese „Einfachstrategie“ erscheint mir logisch. Ob nun innerhalb<br />
o<strong>de</strong>r außerhalb von GeM: spezifische Maßnahmen für Männer sind nötig, um sie überhaupt<br />
als Akteure <strong>und</strong> Zielgruppe in <strong>de</strong>n Blick zu bekommen. Denn geschlechtlichen Gleichstellungsprozessen<br />
wur<strong>de</strong>n <strong>und</strong> wer<strong>de</strong>n immer noch zu oft explizit auf Frauen bezogen. Geschlechtliche<br />
Gleichstellungsperspektiven wer<strong>de</strong>n damit meistens mit Frauenperspektiven<br />
gleichgesetzt.<br />
.. 40
Männer – Akteure <strong>und</strong> Zielgruppe von GeM<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Klaus Schwerma<br />
Literatur:<br />
CONNELL, Robert W. (1999). Der gemachte Mann. Konstruktion <strong>und</strong> Krise von Männlichkeiten,<br />
Opla<strong>de</strong>n: Leske + Budrich<br />
FTHENAKIS, Wassilios E., MINSEL, Beate, Hg. BMFSFJ (2001): Die Rolle <strong>de</strong>s Vaters in <strong>de</strong>r<br />
Familie. Zusammenfassung <strong>de</strong>s Forschungsberichts. Berlin<br />
HOLTER, Øystein (2003). Can men do it? Men and gen<strong>de</strong>r equality – the Nordic experience.<br />
Copenhagen: Øystein Gullvåg Holter and Nordic Council of Ministers.<br />
Copenhagen: TemaNord.<br />
OSCHMIANSKY, Heidi, SCHMID, Günther (2000): Wan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Erwerbsformen. Berlin <strong>und</strong><br />
die B<strong>und</strong>esrepublik im Vergleich. Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung,<br />
Berlin<br />
SCHMIDT, Bettina (2002): Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Krankheit im Erwachsenenalter. In: Hurelmann,<br />
Klaus / Kolip, Petra (Hg.) (2002): Geschlecht, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Krankheit.<br />
Männer <strong>und</strong> Frauen im Vergleich. Bern, Göttingen, Toronto, Seattle: Verlag<br />
Hans Huber, 191-206<br />
SCHWERMA, Klaus (2000): Stehpinkeln. Die letzte Bastion <strong>de</strong>r Männlichkeit? I<strong>de</strong>ntität<br />
<strong>und</strong> Macht in einer männlichen Alltagshandlung. Bielefeld: Kleine Verlag, 2000<br />
SCHWERMA, Klaus & MARSCHALL, Andrea von (2004): Vom Mauerblümchen zum Straßenfeger?<br />
Geschlechtliche Gleichstellung als Querschnittsaufgabe in Organisationen<br />
<strong>und</strong> Unternehmen, In: Boeckle, Bettina; Ruf, Michael (Hrsg): Gen<strong>de</strong>r-Rea<strong>de</strong>r<br />
– Eine Frage <strong>de</strong>s Geschlechts. Wiesba<strong>de</strong>n: VS Verlag für Sozialwissenschaften.<br />
Internet:<br />
Europäische Union. MITTEILUNG DER KOMMISSION (KOM(2000) 335 endgültig) (2000):<br />
FÜR EINE RAHMENSTRATEGIE DER GEMEINSCHAFT ZUR DIE FÖRDERUNG<br />
DER GLEICHSTELLUNG VON FRAUEN UND MÄNNERN (2001-2005)<br />
http://europa.eu.int/comm/employment_social/equ_opp/strategy/com2000_335<br />
_<strong>de</strong>.pdf<br />
Leben <strong>und</strong> Arbeiten in Deutschland. Ergebnisse <strong>de</strong>s Mikrozensus 2003,<br />
http://www.<strong>de</strong>statis.<strong>de</strong>/presse/<strong>de</strong>utsch/pk/2004/mikrozensus_2003i.pdf<br />
.. 41
Umsetzung von GeM im ESF<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF” Gesprächskreis 1<br />
Zusammenfassung <strong>de</strong>r Diskussion <strong>und</strong> Ergebnisse<br />
Dieser Gesprächskreis nahm Bezug auf das Referat von Dr. Rösgen „Erste Ergebnisse aus <strong>de</strong>r<br />
Arbeit <strong>de</strong>s Projekts ‚Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF’ in Ba<strong>de</strong>n-Württemberg“.<br />
Am Gesprächskreis nahmen ungefähr 50 Personen teil, von <strong>de</strong>nen ca. ein Drittel Männer<br />
waren. Eine kurze Soziometriephase ergab, dass ca. 20 Personen aus <strong>de</strong>m Regierungsbezirk<br />
Stuttgart kamen, ungefähr zehn aus <strong>de</strong>m Bezirk Karlsruhe, sieben aus <strong>de</strong>m Bezirk Freiburg,<br />
zwei aus <strong>de</strong>m Bezirk Tübingen <strong>und</strong> zwei Teilnehmen<strong>de</strong> stammten nicht aus Ba<strong>de</strong>n-<br />
Württemberg.<br />
Zunächst wur<strong>de</strong>n im Plenum Nachfragen zum Vortrag geklärt <strong>und</strong> Meinungen diskutiert.<br />
Im Anschluss daran wur<strong>de</strong>n die Themenkomplexe<br />
• Eigener Stand <strong>de</strong>r Umsetzung von GeM im ESF<br />
• Weiterer <strong>Handlungsbedarf</strong><br />
in vier parallelen Arbeitsgruppen bearbeitet. Die Ergebnisse <strong>de</strong>r Arbeitsgruppen wur<strong>de</strong>n<br />
dann wie<strong>de</strong>rum im Plenum präsentiert (siehe Fotoprotokoll).<br />
Inhalte <strong>de</strong>s Gesprächskreises<br />
Die Themen – sowohl während <strong>de</strong>r Frager<strong>und</strong>e zum Input von Dr. Anne Rösgen als auch<br />
innerhalb <strong>de</strong>r Gruppenarbeit waren inhaltlich breit gestreut.<br />
Zur Beschaffung, Aufbereitung <strong>und</strong> Interpretation geschlechtsspezifischer<br />
Daten<br />
Zunächst wur<strong>de</strong> aufgezeigt, das eine geschlechtsspezifische Datenaufbereitung als Voraussetzung<br />
für eine konkrete Bedarfsermittlung schwierig ist, da oftmals kein verwendbares<br />
Zahlenmaterial zur Verfügung steht ist. Hier sollte die Möglichkeit genutzt wer<strong>de</strong>n, Hintergr<strong>und</strong>informationen<br />
aus Untersuchungen <strong>und</strong> Studien zu sammeln <strong>und</strong> zu verwerten.<br />
Zu<strong>de</strong>m soll in naher Zukunft auf <strong>de</strong>r Website von proInnovation ein „Forum“ für <strong>de</strong>n fachlichen<br />
Austausch etabliert wer<strong>de</strong>n.<br />
Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> in Frage gestellt, dass eine <strong>de</strong>taillierte geschlechtsspezifische Arbeitsmarktanalyse<br />
durch Trägerorganisationen aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r hiermit verb<strong>und</strong>enen zeitlichen<br />
<strong>und</strong> finanziellen Ressourcen leistbar ist - vor allem, wenn z.B. alle Größen, also auch regionale<br />
Unterschie<strong>de</strong>, in die Analyse einbezogen wer<strong>de</strong>n müssten.<br />
Auch die Dateninterpretation aus GeM- Sicht bereitet größere Probleme. Hier wären Good<br />
Practice Beispiele als Handlungsanleitung sehr hilfreich.<br />
Zur Umsetzung von GeM<br />
Der GeM- Ansatz wur<strong>de</strong> in einigen Fällen bereits in QM- Systeme <strong>und</strong> Personalentwicklungspläne<br />
aufgenommen. Zum Teil wer<strong>de</strong>n Personalstrukturen analysiert <strong>und</strong> auch flexible<br />
Arbeitszeitmo<strong>de</strong>lle auf <strong>de</strong>n Weg gebracht. Somit wird die Basis für GeM auch in <strong>de</strong>n<br />
Organisationen verbreitert.<br />
Ebenfalls vorhan<strong>de</strong>n sind Vorgaben <strong>und</strong> Formalitäten wie Leitfä<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Checklisten. Darüber<br />
hinaus gibt es Gen<strong>de</strong>rschulungen für Trägerorganisationen <strong>und</strong> Arbeitskreise. Manche<br />
Träger führen bereits Befragungen mit ProjektteilnehmerInnen durch.<br />
Die Verlaufskontrolle <strong>de</strong>r Umsetzung ist zur Zeit bei je<strong>de</strong>m Arbeitskreis unterschiedlich, da<br />
die Prüfverfahren mit Bürokratie <strong>und</strong> einem entsprechen<strong>de</strong>m Zeitaufwand verb<strong>und</strong>en sind,<br />
welchen die ehrenamtlich tätigen Arbeitskreis- Mitglie<strong>de</strong>r häufig nicht leisten können.<br />
Für die Umsetzung von GeM wur<strong>de</strong>n konkrete Hilfestellungen für Umsetzungsplanungen<br />
<strong>und</strong> mehr Praxisnähe gefor<strong>de</strong>rt. Direkte Kritik solle dabei möglichst vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />
Außer<strong>de</strong>m betonte man die Unverzichtbarkeit eines externen Monitorings. Die bislang fehlen<strong>de</strong>n<br />
Rückmeldungen im Hinblick auf die Umsetzungsqualität könnten durch die Beratung<br />
<strong>und</strong> Evaluation laufen<strong>de</strong>r Projekte realisiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Weitere Erfor<strong>de</strong>rnisse <strong>und</strong> Bedarfe, die im Laufe <strong>de</strong>s Gesprächskreises zur Sprache kamen,<br />
waren:<br />
.. 42
Umsetzung von GeM im ESF<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF” Gesprächskreis 1<br />
• die Herausarbeitung <strong>de</strong>r Männerperspektive<br />
• geschlechtergerechte Sprache bei <strong>de</strong>r Ansprache von Zielgruppen<br />
• eine Beachtung kultureller Aspekte, da bei Zielgruppen <strong>und</strong> Personal häufig eine<br />
Überlagerung <strong>de</strong>r Gen<strong>de</strong>r- Perspektive durch kulturelle Beson<strong>de</strong>rheiten wie <strong>de</strong>r Nationalität<br />
gibt<br />
• Hintergr<strong>und</strong>informationen <strong>und</strong> weitere Sensibilisierung für GeM <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>en<br />
noch umfassen<strong>de</strong>re Schulungen für Träger <strong>und</strong> Arbeitskreise, eventuell auch<br />
verpflichten<strong>de</strong> Gen<strong>de</strong>r- Trainings für alle an ESF-Projekten Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />
• ein Monitoring <strong>de</strong>s eigenen Betriebes<br />
• die För<strong>de</strong>rfähigkeit <strong>de</strong>r Aufnahme von GeM- Aspekten im Qualitätsmanagement im<br />
Rahmen <strong>de</strong>s Sozialministeriums<br />
• eine engere Knüpfung <strong>de</strong>r Mittelvergabe an die Umsetzung von GeM<br />
• ein Bewusstseinswan<strong>de</strong>l: von <strong>de</strong>r „Frauenför<strong>de</strong>rung“ hin zum „GeM“.<br />
Zur praxisnahen Hilfestellung – Best-Practice<br />
Gegenwärtig erfolgt die Umsetzung von GeM überwiegend intuitiv <strong>und</strong> nicht unbedingt,<br />
weil dieses komplexe Konzept mit all seinen Anfor<strong>de</strong>rungen bereits erfasst <strong>und</strong> systematisch<br />
für die Praxis herunter gebrochen wur<strong>de</strong>. Daher wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n Teilnehmen<strong>de</strong>n weiter<br />
gehen<strong>de</strong> Begriffsklärungen zu GeM verb<strong>und</strong>en mit praxisnahen Hilfestellungen bei <strong>de</strong>r<br />
bei <strong>de</strong>r Implementierung von GeM gefor<strong>de</strong>rt. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> wünschten sich die<br />
Teilnehmen<strong>de</strong>n, dass transparente <strong>und</strong> konkrete Beispiele (Best-Practice- <strong>und</strong> Fallbeispiele)<br />
publik gemacht wer<strong>de</strong>n, die zur Ableitung von Möglichkeiten für die eigene Umsetzung geeignet<br />
sind. Solche Lernbeispiele wer<strong>de</strong>n nach Aussage von Frau Dr. Rösgen zukünftig zur<br />
Verfügung stehen – hierzu wer<strong>de</strong>n bestimmte Problembereiche aus Projekten beleuchtet.<br />
In diesem Zusammenhang for<strong>de</strong>rte sie interessierte Träger auf, Kontakt mit proInnovation<br />
aufzunehmen.<br />
Zu <strong>de</strong>n Verfahrensweisen bei <strong>de</strong>r Antragstellung<br />
Viele Teilnehmen<strong>de</strong> benannten das Fehlen von Leitfä<strong>de</strong>n, die eine Antragstellung nach Gen<strong>de</strong>r-<br />
Aspekten leichter machen wür<strong>de</strong>n. Frau Dr. Rösgen wies in diesem Zusammenhang auf<br />
die Homepages von proInnovation, <strong>de</strong>s Wirtschaftsministeriums sowie <strong>de</strong>r L-Bank hin.<br />
In Bezug auf <strong>de</strong>n Stellenwert von Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming als Entscheidungskriterium für<br />
die Projektbewilligung – <strong>und</strong> zwar auf <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Ebenen <strong>de</strong>s Entscheidungsprozesses<br />
– besteht Skepsis darüber, ob GeM- Anfor<strong>de</strong>rungen im (nachfolgen<strong>de</strong>n) Prüf- <strong>und</strong><br />
Bewilligungsverfahren <strong>de</strong>r Ministerien noch von Be<strong>de</strong>utung sind, wenn die regionalen Arbeitskreise<br />
erst einmal ein positives Votum zur För<strong>de</strong>rung abgegeben haben. Daneben gibt<br />
es auch eine Gen<strong>de</strong>r- Prüfung <strong>de</strong>r L-Bank.<br />
Insgesamt soll GeM in Zukunft noch konsequenter berücksichtigt wer<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m die bisherige<br />
Bewertungspraxis hinsichtlich <strong>de</strong>r GeM- Anfor<strong>de</strong>rungen kritisch reflektiert wird. Dazu<br />
ist es unter an<strong>de</strong>rem notwendig, dass sich die Arbeitskreise intensiver mit GeM beschäftigen,<br />
beispielsweise durch Bildungsveranstaltungen o<strong>de</strong>r anhand von „Übungen“ durch die<br />
kritische Sichtung von bereits vorliegen<strong>de</strong>n Sachberichten <strong>und</strong> Projektanträgen.<br />
Darüber hinaus sollte ein besserer Informationsaustausch zwischen Trägerorganisationen,<br />
Unternehmen <strong>und</strong> ProjektteilnehmerInnen mittels Zusammenkünften im Rahmen von trägerübergreifen<strong>de</strong>n<br />
Arbeitsgemeinschaften stattfin<strong>de</strong>n.<br />
Zusammenfassung <strong>und</strong> Fazit<br />
Im Rahmen <strong>de</strong>s Workshops sind von <strong>de</strong>n Teilnehmen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Gesprächskreises – bis auf <strong>de</strong>n<br />
Punkt „Formulierung von (Gen<strong>de</strong>r)Zielen – in Anlehnung an die 4- Schritte- Metho<strong>de</strong> zur<br />
Umsetzung von Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming konkrete <strong>Handlungsbedarf</strong>e aufgezeigt wor<strong>de</strong>n:<br />
• Analyse (Best-Practice-Beispiele)<br />
• Zielformulierung (ggf. GeM Konzeptdiskussion als Voraussetzung, Herausarbeitung<br />
Männerperspektive)<br />
• Umsetzung (Umsetzungsleitfä<strong>de</strong>n, Best-Practice-Beispiele, Monitoring, Implementierung<br />
von GeM in Qualitätsmanagement, begleiten<strong>de</strong> Beratung)<br />
• Evaluierung (inkl. wissenschaftlicher Begleitung <strong>und</strong> Informationstransfer)<br />
bis hin zu Anfor<strong>de</strong>rungen an weiterer Sensibilisierung, Antragsverfahren (Checklisten <strong>und</strong><br />
Klarheit <strong>de</strong>r Bewertungskriterien) <strong>und</strong> geschlechtergerechtes Formulieren.<br />
.. 43
Umsetzung von GeM im ESF<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF” Gesprächskreis 1<br />
Nunmehr gilt es, dass die ESF-Akteure <strong>und</strong> das Projekt „GeM im ESF“ hierfür konkrete<br />
Vorschläge formulieren <strong>und</strong> ggf. Angebote schaffen.<br />
Zusammenfassung: Sandra Tuchel<br />
Fachexpertin: Dr. Anne Rösgen, proInnovation GmbH Stuttgart<br />
Mo<strong>de</strong>ration: Dr. Ronald Schulz, proInnovation GmbH Stuttgart<br />
.. 44
Wie kriegen wir GeM aus <strong>de</strong>r Frauenecke?<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF” Gesprächskreis 2<br />
Zusammenfassung <strong>de</strong>r Diskussion <strong>und</strong> Ergebnisse<br />
Am Gesprächskreis 3 nahmen 17 Personen teil, davon drei Männer.<br />
Der Mo<strong>de</strong>rator Oliver Förster benannte drei Ansätze für eine Diskussion, um sich <strong>de</strong>r Problemstellung<br />
„Wie kriegen wir GeM aus <strong>de</strong>r Frauenecke?“ zu nähern <strong>und</strong> gleichzeitig<br />
Hemmnisse <strong>und</strong> Lösungswege herauszuarbeiten:<br />
1. Klare Definition <strong>de</strong>r Zielsetzungen von Chancengleichheit <strong>und</strong> Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming<br />
2. Einbeziehung von Männern in die GeM Politik<br />
3. Gen<strong>de</strong>rperspektive statt Frauenför<strong>de</strong>rung<br />
Frau Leitner (Referat „Umsetzung von GM im ESF Ziel 3 in Österreich“) stellte die zentralen<br />
Fragestellungen vor, die in diesem Zusammenhang in Österreich diskutiert wer<strong>de</strong>n:<br />
1. Geht es bei Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming darum, die Lebensverhältnisse von Männern <strong>und</strong><br />
Frauen anzugleichen o<strong>de</strong>r geht es eher darum, unterschiedliche Interessen zu för<strong>de</strong>rn?<br />
Beispiel: Wenn ein Mann im Rahmen <strong>de</strong>r Vereinbarkeit von Beruf <strong>und</strong> Familie<br />
eine Teilzeitbeschäftigung eingehen möchte: Sollte eine Beratung eher kritisch<br />
angelegt sein <strong>und</strong> vor <strong>de</strong>m damit verb<strong>und</strong>enen beruflichen Abstieg warnen? O<strong>de</strong>r<br />
sollte die Beratung seine Entscheidung im Sinne <strong>de</strong>r Beteiligung von Männern an <strong>de</strong>r<br />
Familienarbeit vornehmlich in diese Richtung unterstützend begleiten?<br />
2. Die GeM-Beauftragten sind überwiegend Frauen. Der Nutzen von GeM wird von<br />
Männern in <strong>de</strong>r Regel (noch) nicht gesehen. Daher erschließen sie auch keine zeitlichen<br />
Ressourcen, um sich hiermit zu beschäftigen, son<strong>de</strong>rn führen alte Vorgehensweisen<br />
weiter (Delegation an Frauen).<br />
3. Gen<strong>de</strong>rperspektive heißt, männliche <strong>und</strong> weibliche Stereotypen aufzubrechen <strong>und</strong><br />
Gleichstellung systematisch mit zu berücksichtigen. Dabei sollten Männer <strong>und</strong> Frauen<br />
nicht als homogene Gruppen betrachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
GeM ... aus <strong>de</strong>r Frauenecke ...<br />
Es bestand Einvernehmen über die Notwendigkeit, dass GeM einen Imagewan<strong>de</strong>l weg von<br />
<strong>de</strong>r Frauenför<strong>de</strong>rung hin zum übergeordneten Querschnittsziel vollziehen muss. [Dabei<br />
sollten die zur Zeit tragen<strong>de</strong>n Ressourcen - wie die Gleichstellungsbeauftragten - kein<strong>esf</strong>alls<br />
von <strong>de</strong>r weiteren Entwicklung <strong>de</strong>s GeM abgeschnitten wer<strong>de</strong>n.] Ein größerer Block<br />
<strong>de</strong>r Diskussion beschäftigte sich daher mit <strong>de</strong>r Frage, wo Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming <strong>de</strong>nn nun<br />
angesie<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n sollte, wenn es „aus <strong>de</strong>r Frauenecke“ herauszuholen ist.<br />
... ins Management<br />
In Unternehmen spielt die Frage <strong>de</strong>r „Frauenecke“ kaum eine Rolle - hier geht es vielmehr<br />
um die personalpolitische Fragen, wie z.B. neue qualifizierte (weibliche?) Humanressourcen<br />
erschlossen wer<strong>de</strong>n können. In einigen Unternehmen wer<strong>de</strong>n daher bereits flexible Arbeitszeitmo<strong>de</strong>lle<br />
zur Vereinbarkeit von Beruf <strong>und</strong> Familie <strong>und</strong> eine stärke Berücksichtigung von<br />
Frauen in Personalentwicklungsplänen umgesetzt. In diesem Zusammenhang wur<strong>de</strong> die<br />
Frage gestellt, ob es sich hierbei bereits um Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming han<strong>de</strong>lt <strong>und</strong> ob es so<br />
etwas wie eine unbewusste GeM-Politik gibt? Ist bei GeM das Ergebnis wichtig o<strong>de</strong>r die<br />
Intention?<br />
Herausgearbeitet wur<strong>de</strong>, dass GeM in <strong>de</strong>n oberen Managementbereichen wie Unternehmenskultur<br />
<strong>und</strong> -leitbild (Top Down-Strategie) sowie Changemanagement, Qualitätsmanagement<br />
(Eingang von GeM in Audits) <strong>und</strong> Personalentwicklungskonzepten verankert wer<strong>de</strong>n muss.<br />
Als Stichworte fielen auch „Datawarehouse“, d.h. die Anwendung von Datenanalysen <strong>und</strong><br />
-auswertungen bzw. die Schaffung eines betrieblichen Controllingsystems in Verbindung<br />
mit GeM-Zielformulierungen <strong>und</strong> einem GeM-Indikatorensystem (ggf. Frauenquoten im<br />
leiten<strong>de</strong>n <strong>und</strong> mittleren Management) <strong>und</strong> begleiten<strong>de</strong>r Organisationsentwicklung (z.B. zur<br />
Umsetzung interkultureller Managementansätze). Hier müssen mehr praktische Beispiele<br />
entwickelt <strong>und</strong> publik gemacht wer<strong>de</strong>n, damit GeM im Erwerbsleben „erlebbar“ wird.<br />
.. 45
Wie kriegen wir GeM aus <strong>de</strong>r Frauenecke?<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF” Gesprächskreis 2<br />
Dem stehen häufig Ressourcenprobleme entgegen. Wie ist damit umzugehen?<br />
Im Moment ist GeM in vielen Unternehmen / Institutionen noch ein offener Prozess mit<br />
<strong>de</strong>r Zielperspektive, Eingang ins Personalmanagement <strong>und</strong> die Leitkultur zu fin<strong>de</strong>n. Der<br />
ESF hat nur Einfluss auf einen kleinen Bereich <strong>und</strong> GeM fängt eigentlich früher als bei <strong>de</strong>r<br />
Arbeitswelt an.<br />
... in die Gesellschaft<br />
Es wur<strong>de</strong> angemerkt, dass noch <strong>de</strong>utlicher gemacht wer<strong>de</strong>n muss, dass es bei <strong>de</strong>r Etablierung<br />
von Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming um die Gestaltung eines gesellschaftlichen Verän<strong>de</strong>rungsprozesses<br />
geht. Und dass uns am En<strong>de</strong> dieses Verän<strong>de</strong>rungsprozesses eine an<strong>de</strong>re<br />
Gesellschaft erwartet.<br />
In diesem Sinne ist Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming als eine Prozessstrategie zu etablieren, die man<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich mit<strong>de</strong>nkt (o<strong>de</strong>r eben nicht). Die inhaltliche Diskussion zu GeM wird teilweise<br />
als schwierig angesehen, da sie ohne I<strong>de</strong>ologie nicht auskommt. In diesem Sinne ist GeM<br />
auch als Aushandlungsprozess um die einzelnen Inhalte zu verstehen. Hier sind auch kleine<br />
Schritte <strong>und</strong> kleine Erfolge wichtig. Im ESF liegt die inhaltliche Orientierung von GeM auf<br />
<strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r Erwerbstätigkeit auf <strong>de</strong>r Hand. Eine zu klären<strong>de</strong> Kernfrage wäre hier: Ist die<br />
Integration von Frauen in <strong>de</strong>n Arbeitsmarkt ein Schritt zur Gleichstellung?<br />
... in die Politik<br />
Ein großes Problem ist, dass die Arbeitskreise GeM häufig noch nicht als zentrale Managementaufgabe<br />
verstehen, son<strong>de</strong>rn immer wie<strong>de</strong>r versuchen, dies an die Beauftragten für<br />
Chancengleichheit zu <strong>de</strong>legieren [z.B. Weitergabe <strong>de</strong>r Einladung für diese GeM-Fachtagung<br />
nur an die weiblichen Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s AK].<br />
Als zentrale Fragestellungen bei <strong>de</strong>r Umsetzung von GeM in <strong>de</strong>n Arbeitskreisen wur<strong>de</strong>n<br />
benannt:<br />
• Wie bringen wird die Arbeitskreise dazu, GeM als Führungsaufgabe zu sehen (Verankerung<br />
einer Top-Down-Strategie)?<br />
• Wie können Landräte / Arbeitskreise in die Pflicht genommen wer<strong>de</strong>n? [Sanktionsmöglichkeiten<br />
bei Nichterfüllung von Richtlinien könnten <strong>de</strong>m Nachdruck verleihen.]<br />
• In welcher Form müssen / sollten Arbeitskreismitglie<strong>de</strong>r die notwendige GeM-Kompetenz<br />
nachweisen?<br />
• Wie können Männer dazu gebracht wer<strong>de</strong>n, selbst GeM-Kompetenzentwicklung zu<br />
betreiben anstatt sich vorwiegend fachlichen Rat bei Frauen einzuholen?<br />
• Wie schaffen es ggf. Chancengleichheitsbeauftragte, die an<strong>de</strong>ren EntscheidungsträgerInnen<br />
in diesem Sinne zu überzeugen / mitzunehmen?<br />
Frauen sollten es ablehnen, beim Aufgabenbereich GeM (dauerhaft) als „sozialpädagogische“<br />
Beraterinnen für Männer in Führungspositionen zu fungieren.<br />
GeM-Kompetenz in die AK zu bringen, wird aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r geringen zeitlichen Ressourcen<br />
als schwierig angesehen - Schulungen müssten „vor Ort gebracht wer<strong>de</strong>n“, da Mitglie<strong>de</strong>r<br />
sich an externen Angeboten (auch heutige Fachtagung) häufig nicht beteiligen (können).<br />
... in die Projekte<br />
Als schwierig wur<strong>de</strong> aber auch die Praxis <strong>de</strong>r Projektför<strong>de</strong>rung benannt. So durften Männer<br />
nicht an Kursen zur Vereinbarkeit von Beruf <strong>und</strong> Familie teilnehmen, o<strong>bw</strong>ohl sie nach<br />
einer Familienphase die gleichen Wie<strong>de</strong>reinstiegsprobleme wie Frauen haben.<br />
In <strong>de</strong>n Arbeitskreisen gibt es Ziel- <strong>und</strong> Interessenskonflikte <strong>und</strong> die Projektanträge stoßen<br />
an Grenzen (Realität <strong>de</strong>r Arbeitswelt): z.B. Hauswirtschaft für arbeitslose Mädchen (Problem<br />
<strong>de</strong>r Verfestigung von Rollenbil<strong>de</strong>rn / trad. Berufswahlverhalten). Gera<strong>de</strong> benachteiligte<br />
Mädchen orientieren stark auf traditionelle Rollen. Wie kann mit diesen Beharrungsten<strong>de</strong>nzen<br />
/ Unflexibilität umgegangen wer<strong>de</strong>n?<br />
.. 46
Wie kriegen wir GeM aus <strong>de</strong>r Frauenecke?<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF” Gesprächskreis 2<br />
Gr<strong>und</strong>sätzliche Fragen:<br />
Viele gr<strong>und</strong>sätzliche Fragen sind zu klären, insbeson<strong>de</strong>re in Bezug auf strukturelle Grenzen.<br />
Gr<strong>und</strong>wissen: Wie funktioniert Gesellschaft? Will die Gesellschaft GeM?<br />
Das Berufswahlverhalten von Mädchen wird oft durch die Arbeitsumwelt eingeschränkt<br />
(Männerberufe - Männerwelt: „Atmosphäre auf <strong>de</strong>m Bau“). Konkrete Erfahrungen aus Projekten:<br />
Frauen, die sich in Männerberufen bewegen, haben es oft sehr schwer <strong>und</strong> wer<strong>de</strong>n<br />
abgeschreckt. Wie ist mit diesen offenen Diskriminierungen umzugehen?<br />
Wenn <strong>de</strong>r ESF die einzige Chance ist, GeM umzusetzen, dann sollte diese Chance genutzt<br />
wer<strong>de</strong>n. Jedoch sollte es Gr<strong>und</strong>lage eines je<strong>de</strong>n (effizienten / effektiven) Ressourceneinsatz<br />
sein, zielgruppengerecht zu agieren (passen<strong>de</strong> Angebote für junge Männer <strong>und</strong> Frauen).<br />
In sofern sollte eine GeM-Auditierung über <strong>de</strong>n Qualitätsbegriff erfolgen. In diesem Sinne<br />
sind Qualitätskriterien zu erarbeiten. Wie könnten diese <strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n?<br />
Auflagen, die an die Umsetzung von Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming geb<strong>und</strong>en wer<strong>de</strong>n, laufen <strong>de</strong>n<br />
Ten<strong>de</strong>nzen zum Bürokratie- <strong>und</strong> Vorschriftenabbau entgegen. (Dies erschwert z.B. die Einführung<br />
von Fragebogen.) Wie kann damit umgegangen wer<strong>de</strong>n?<br />
Geschlechterbezogene Datenanalyse: Es ist sehr, sehr schwer Zahlen z.B. über potenzielle<br />
Wie<strong>de</strong>reinsteigerinnen zu erhalten. Teilweise liegen Daten vor, jedoch gibt es keine Ressourcen<br />
für die Aufbereitung. Eine entsprechen<strong>de</strong> AG, die sich dies zur Aufgabe gemacht<br />
hatte, ist daran gescheitert. Ggf. sollten Datenanalysen über kommunale Entwicklungsgesellschaften<br />
erfolgen - wie könnte ein Indikatorensystem hierfür aussehen?<br />
Beispiel für schwierige Datenanalyse: Im Rahmen <strong>de</strong>r inneren <strong>und</strong> äußeren Reformen bei<br />
<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit wer<strong>de</strong>n wahnsinnige Mengen biografischer Daten aufbereitet.<br />
Dennoch reichen diese zur Klärung wesentlicher Fragestellungen nicht aus. So liegen z.B.<br />
Daten über mittel- bis langfristige Einkommensverläufe vor, aber keine Informationen zu<br />
Betreuungspflichten. Den Berater/innen fehlen Hinweise auf <strong>de</strong>n Focus GeM <strong>und</strong> worauf in<br />
diesem Zusammenhang bei einer Beratung zu achten ist.<br />
Sanktionen auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r Fachressorts (Ministerien) wer<strong>de</strong>n als notwendige flankieren<strong>de</strong><br />
Maßnahmen angesehen, wenn GeM-Anfor<strong>de</strong>rungen (in Anträgen) nicht erfüllt wer<strong>de</strong>n.<br />
Oft wird jedoch ein „Auge zugedrückt“, um ggf. För<strong>de</strong>rmittel nicht zu verlieren / zurückgeben<br />
zu müssen. Gr<strong>und</strong>sätzlich wer<strong>de</strong>n auch staatliche Sanktionen (z.B. forciert durch<br />
EU) als notwendiges Druckmittel angesehen, wenn z.B. Vorgaben - wie die Erhöhung von<br />
Erwerbsquoten - nicht erfüllt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Entwicklung von Gen<strong>de</strong>r - Kompetenz sollte verpflichtend sein: Sensibilisierung, Metho<strong>de</strong>nwissen,<br />
Teamkompetenz, Gen<strong>de</strong>rwissen als Fachwissen, Eigenreflexion, interkulturelle<br />
Kompetenz, Gen<strong>de</strong>rdidaktik. Dafür muss <strong>de</strong>r Top-Down-Wille vorhan<strong>de</strong>n sein.<br />
Auf <strong>de</strong>r Praxisebene sollte noch viel praxisbezogene Aufklärung erfolgen, um „Gen<strong>de</strong>r<br />
erlebbar machen“.<br />
Zusammenfassung: Brigitte Maas, proInnovation GmbH<br />
Fachexpertin: Andrea Leitner, Institut für höhere Studien / Wien<br />
Mo<strong>de</strong>ration: Oliver Förster<br />
.. 47
GeM <strong>und</strong> die Folgen <strong>de</strong>r (Fehl)Interpretationen<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF” Gesprächskreis 3<br />
Zusammenfassung <strong>de</strong>r Diskussion <strong>und</strong> Ergebnisse<br />
Der Gesprächskreis griff die Inhalte <strong>de</strong>s Vortrags von Frau Helming, „Leerstellen, abstrakte<br />
Willenserklärungen, Reduktionen <strong>und</strong> viel I<strong>de</strong>ologie“ auf <strong>und</strong> spiegelte sie an <strong>de</strong>n Erfahrungen<br />
aus <strong>de</strong>r praktischen Arbeit <strong>de</strong>r Träger in Ba<strong>de</strong>n-Württemberg.<br />
Die Erkenntnisse aus <strong>de</strong>r wissenschaftlichen Begleitung von GeM in <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r- <strong>und</strong> Jugendhilfe,<br />
die Frau Helming vorgetragen hatte, ver<strong>de</strong>utlichten die Gefahr <strong>de</strong>r Fehlinterpretation<br />
<strong>de</strong>s häufig nur in geringem Maße konkretisierten Gen<strong>de</strong>r Mainstreamings (GeM).<br />
Die Dehnbarkeit <strong>de</strong>s Begriffs ist zwar zum einen Teil <strong>de</strong>s Erfolgs dieses Konzepts, zum<br />
an<strong>de</strong>ren - darauf wies Frau Helming im Gesprächskreises erneut hin - ist ein hohes Maß<br />
an Präzision <strong>und</strong> Analysefähigkeit notwendig, wenn GeM erfolgreich implementiert <strong>und</strong><br />
umgesetzt wer<strong>de</strong>n soll. Es gilt – zumin<strong>de</strong>st analytisch - drei Dimensionen zu unterschei<strong>de</strong>n,<br />
in <strong>de</strong>nen Gen<strong>de</strong>raspekte relevant sind:<br />
• die Dimension <strong>de</strong>r Person mit ihren individuellen Potenzialen <strong>und</strong> Chancen,<br />
• die Dimension <strong>de</strong>r unmittelbaren Interaktionen <strong>und</strong> Beziehungen <strong>und</strong><br />
• die Dimension <strong>de</strong>r gesellschaftlichen Institutionen.<br />
Fragen <strong>de</strong>r „Geschlechtergerechtigkeit“ – <strong>und</strong> damit <strong>de</strong>s Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming - beziehen<br />
sich hauptsächlich auf die letztere, die strukturelle Dimension: die Verteilung von gesellschaftlichen<br />
Gütern, von Geld, Zeit, Macht, Arbeit usw. durch die Institutionen.<br />
Zwischen diesen Dimensionen gibt es natürlich Parallelen, aber auch Gegenläufigkeiten:<br />
Es ist im individuellen Han<strong>de</strong>ln, d.h. auf <strong>de</strong>r persönlichen Ebene <strong>und</strong> in <strong>de</strong>n Beziehungen<br />
immer auch möglich, Gen<strong>de</strong>rgrenzen zu überschreiten. Gera<strong>de</strong> junge Frauen weigern sich,<br />
sich auf eine - ihrer Ansicht nach - <strong>de</strong>fizitäre Sichtweise von sich selbst als Frauen festlegen<br />
zu lassen. Einerseits sind die persönlichen Möglichkeiten <strong>und</strong> Handlungsoptionen<br />
insbeson<strong>de</strong>re von vielen Frauen gestiegen, auch haben sich die Machtbeziehungen in <strong>de</strong>n<br />
unmittelbaren Beziehungen erheblich verän<strong>de</strong>rt. Aber an<strong>de</strong>rerseits sind die Unterschie<strong>de</strong> in<br />
<strong>de</strong>n Lebensläufen von Frauen <strong>und</strong> Männern nach wie vor hoch; die Partizipation an Macht,<br />
Geld, Arbeit usw. ist – wie alle Statistiken zeigen – in hohem Maße geschlechtsspezifisch,<br />
d.h. ungerecht verteilt.<br />
Im Gesprächskreis stan<strong>de</strong>n nach einer kurzen Vorstellungsr<strong>und</strong>e, in <strong>de</strong>r die TeilnehmerInnen<br />
auch ihr Verständnis von bzw. ihre Meinung zu GeM kommunizierten, zwei Aspekte<br />
im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong>:<br />
1. Was läuft in <strong>de</strong>n Organisationen <strong>de</strong>r TeilnehmerInnen aus Gen<strong>de</strong>rperspektive „falsch“<br />
– wo tauchen Fehlinterpretationen, Schwachstellen o<strong>de</strong>r Probleme auf?<br />
2. Welche konkreten Ziele formulieren die TeilnehmerInnen für die eigene Organisation<br />
mit Blick auf GeM?<br />
Die Ergebnisse wer<strong>de</strong>n nachfolgend stichpunktartig zusammengefasst.<br />
Zunächst jedoch kurz zu zentralen Eingangsstatements <strong>de</strong>r GesprächspartnerInnen, die zumeist<br />
aus <strong>de</strong>m Kreis <strong>de</strong>r Träger von ESF-Maßnahmen bzw. <strong>de</strong>r Frauenbeauftragten stammten.<br />
Denn diese benennen bereits die Chancen <strong>und</strong> Risiken von GeM aus einer Perspektive<br />
<strong>de</strong>r Praxis:<br />
• „Die Hinwendung zu GeM als Doppelstrategie zur Verwirklichung von Chancengleichheit<br />
ist zu begrüßen. Fragen <strong>de</strong>r Gleichstellung wer<strong>de</strong>n so „aus <strong>de</strong>r Frauenecke<br />
herausgeholt“. GeM beinhaltet die Chance für strukturelle Verbesserungen <strong>de</strong>r Situation<br />
von Frauen <strong>und</strong> Männern.“<br />
• „Die Implementierung <strong>und</strong> Umsetzung von GeM ist häufig schwerfällig <strong>und</strong> bürokratisch.<br />
Die Akteure empfin<strong>de</strong>n GeM eher als „lästige Pflicht“. Nachhaltige Motivation<br />
für GeM erfor<strong>de</strong>rt neue I<strong>de</strong>en <strong>und</strong> innovative Umsetzungsschritte.“<br />
• „Der hohe Formalisierungsgrad birgt die Gefahr, das eigentliche Ziel aus <strong>de</strong>n Augen<br />
zu verlieren. In Zeiten ökonomischer Krise, in <strong>de</strong>nen sich die Arbeitsmarktsituation<br />
von Frauen überproportional verschlechtert, ist die Frauenför<strong>de</strong>rung wichtiger <strong>de</strong>nn<br />
je.“<br />
.. 48
GeM <strong>und</strong> die Folgen <strong>de</strong>r (Fehl)Interpretationen<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF” Gesprächskreis 3<br />
Nun zu <strong>de</strong>n Schwachstellen <strong>und</strong> Irrtümern, welche die GesprächspartnerInnen im Hinblick<br />
auf Gen<strong>de</strong>raspekte in ihrer täglichen Arbeit beobachten:<br />
• „Angesichts von Arbeitslosigkeit <strong>und</strong> Betriebsschließungen haben wir wichtigere<br />
Probleme als die Frage <strong>de</strong>r Gleichstellung von Mann <strong>und</strong> Frau.“ GeM ist jedoch kein<br />
Luxus, son<strong>de</strong>rn kann beitragen zu Effizienz- <strong>und</strong> Qualitätssteigerungen!<br />
• „Häufig wird GeM reduziert auf die Erfüllung formaler Gleichstellungserfor<strong>de</strong>rnisse.“<br />
GeM ist aber mehr als nur das „große“ -Innen!<br />
• „Führungsfrauen, häufig auch junge, hochqualifizierte Frauen, die „es geschafft haben“,<br />
betonen die individuelle Leistung <strong>und</strong> negieren die Notwendigkeit von GeM“.<br />
Dauerhafte Gleichstellung erfor<strong>de</strong>rt jedoch eine Reflexion <strong>de</strong>r Strukturen!<br />
• „So wie GeM momentan gehandhabt wird, zählt nicht Qualität, son<strong>de</strong>rn Quantität.“<br />
Es kommt jedoch nicht (nur) auf die Erfüllung von Teilnehmerinnenquoten an,<br />
thematisiert wer<strong>de</strong>n müssten viel stärker Strukturen <strong>und</strong> Besetzung von Führungspositionen<br />
bei Trägern <strong>und</strong> Geldgebern! Zu<strong>de</strong>m muss die quantitative Verteilung<br />
von Teilnehmen<strong>de</strong>n inhaltlich begrün<strong>de</strong>t sein, auf inhaltlichen Zielen <strong>de</strong>r jeweiligen<br />
Projektarbeit beruhen.<br />
• „GeM ist kein „Top-down“-Thema. Häufig zwingen lediglich die Vorgaben <strong>de</strong>s ESF,<br />
sich damit zu beschäftigen. GeM wird <strong>de</strong>legiert an Frauen, weitergereicht „nach<br />
unten“. Die erfolgreiche Umsetzung von GeM erfor<strong>de</strong>rt jedoch die Einbeziehung <strong>de</strong>r<br />
Männer, <strong>de</strong>r Führungskräfte <strong>und</strong> die Bereitstellung von Ressourcen!<br />
Aus dieser Diskussion wur<strong>de</strong>n nun die folgen<strong>de</strong>n (Nah- <strong>und</strong> Fern-)Ziele für die praktische<br />
Arbeit abgeleitet:<br />
• „GeM muss alltäglich wer<strong>de</strong>n!“ Die Gleichstellung von Frauen <strong>und</strong> Männern muss als<br />
Querschnittsthema auf allen Ebenen mitgedacht wer<strong>de</strong>n.<br />
• „Bereits bei <strong>de</strong>r Entwicklung von Konzepten <strong>und</strong> Projekten muss GeM eine Rolle spielen.<br />
Die Ausgangssituation ist geschlechtersensibel zu analysieren. Dies schließt ggf.<br />
auch die Erhebung bzw. Auswertung von gen<strong>de</strong>rdifferenzieren<strong>de</strong>n Daten ein.<br />
• „Männer müssen stärker Zielgruppe <strong>und</strong> Akteure von GeM-Maßnahmen wer<strong>de</strong>n.<br />
Wichtig ist, dass sich Frauen wie Männer, Mädchen wie Jungen gegenseitig in ihre<br />
Lebenswelten einfühlen <strong>und</strong> auch die Perspektive <strong>de</strong>s jeweils an<strong>de</strong>ren Geschlechts<br />
wahrnehmen.<br />
• „Lieber Teilzeit statt 72h Arbeiten – Männer zum Um<strong>de</strong>nken bewegen!“<br />
• „GeM sollte stärker die Geschlechterverteilung in <strong>de</strong>n Führungsstrukturen <strong>de</strong>r Träger<br />
<strong>und</strong> Geldgeber thematisieren.“ Frauen, die leiten<strong>de</strong> Positionen übernehmen, brauchen<br />
zunächst beson<strong>de</strong>re Unterstützung, damit sie nicht zu schnell resignieren aufgr<strong>und</strong><br />
<strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>rs hohen Ansprüche, die an sie gestellt wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r erhöhten<br />
Skepsis, mit <strong>de</strong>r sie wahrgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />
• Einzelne Projekte, die in <strong>de</strong>r Regel Maßnahmen zum Abbau von Benachteiligungen<br />
entwickeln, können nur bedingt auf die Verän<strong>de</strong>rung von Strukturen einwirken (am<br />
ehesten noch durch pädagogische Ansätze in <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r- <strong>und</strong> Jugendarbeit). Basisarbeit<br />
wird meistens „aufgefressen“ im dichten Alltag in Bezug auf die unmittelbare<br />
Arbeit mit <strong>de</strong>n AdressatInnen <strong>und</strong> bräuchte <strong>de</strong>nnoch auch Raum für längerfristige<br />
Mitarbeit an Strukturentwicklung, Zeit für Konzeptionsentwicklung/-weiterentwicklung.<br />
Regionale Effekte können zu<strong>de</strong>m aus <strong>de</strong>r Summe <strong>de</strong>r Projekte erwachsen. „GeM<br />
ist daher vor allem auch eine Aufgabe <strong>de</strong>r Arbeitskreise im ESF in Ba<strong>de</strong>n-Württemberg.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re bei <strong>de</strong>r Projektauswahl muss GeM stärker ein Thema bzw. Kriterium<br />
sein.“<br />
Zusammenfassung: Silke Fehrenbach<br />
Fachexpertin: Elisabeth Helming, Deutsches Jugendinstitut e.V., München<br />
Mo<strong>de</strong>ration: Ute Wanzek, proInnovation GmbH<br />
.. 49
Männer – Akteure <strong>und</strong> Zielgruppe von GeM<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF” Gesprächskreis 4<br />
Zusammenfassung <strong>und</strong> Ergebnisse <strong>de</strong>r Diskussion<br />
Der Gesprächskreis griff die Inhalte <strong>de</strong>s Vortrags von Klaus Schwerma „Männer-Akteure<br />
<strong>und</strong> Zielgruppe von GeM – Warum es wichtig ist, dass Männer Verantwortung für GeM<br />
übernehmen <strong>und</strong> welchen Nutzen sie daraus ziehen können“ auf <strong>und</strong> diskutierte auf dieser<br />
Folie Erfahrungen aus Ba<strong>de</strong>n- Württemberg.<br />
Es waren in etwa gleich viele Frauen <strong>und</strong> Männern anwesend. In einer kurzen Soziometriephase<br />
wur<strong>de</strong> geklärt, dass die überwiegen<strong>de</strong> Anzahl <strong>de</strong>r teilnehmen<strong>de</strong>n VertreterInnen von<br />
Trägern war <strong>und</strong> ein Drittel aus <strong>de</strong>r Verwaltung stammte. Die Kenntnisse von GeM waren<br />
sehr unterschiedlich.<br />
Dann wur<strong>de</strong>n Fragen mit <strong>de</strong>m Referenten Klaus Schwerma diskutiert, die im folgen<strong>de</strong>n<br />
unter Hauptstichworten zusammengefasst wer<strong>de</strong>n:<br />
Männliche Normalbiographie:<br />
Umstritten war die vom Referenten am Morgen in seinen Ausführungen erwähnte Zahl<br />
<strong>de</strong>r Männer, die mit festem Vollzeitarbeitsvertrag angestellt arbeiten (36 % in Berlin), die<br />
statistischen Bezugsgrößen wur<strong>de</strong>n angezweifelt.<br />
Unbescha<strong>de</strong>t dieser Zweifel herrschte Einigkeit darüber, dass sich an <strong>de</strong>r normalen männlichen<br />
Erwerbsbiographie <strong>de</strong>rzeit viel än<strong>de</strong>rt. Diskontinuierliche Erwerbsverläufe nehmen<br />
stark zu. Das Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s klassischen Familienernährers outet sich immer mehr als Auslaufmo<strong>de</strong>ll.<br />
Klaus Schwerma rief zum Mut zur Teilzeitarbeit auf , wies auf die Möglichkeiten zur Verän<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>r Männerrolle hin (nicht nur in <strong>de</strong>r Familienphase, son<strong>de</strong>rn auch bei <strong>de</strong>r Pflege<br />
<strong>de</strong>r Angehörigen. Er for<strong>de</strong>rte mehr „Care für sich selber <strong>und</strong> für die an<strong>de</strong>ren“).<br />
Diese Art von Patchworkbiographien wer<strong>de</strong>n bei Männern immer noch als Scheitern begriffen,<br />
während sie bei Frauen wegen <strong>de</strong>r Familienversorgung als Teil <strong>de</strong>r Normalbiographie<br />
gesehen wer<strong>de</strong>n.<br />
Ein Teilnehmer wies noch auf das zusätzliche Problem <strong>de</strong>r Konkurrenz hin, die entsteht,<br />
wenn in einer Beziehung <strong>de</strong>r Mann stärkere „Care-Anteile“ für sich in Anspruch nimmt <strong>und</strong><br />
damit in die klassische Domaine <strong>de</strong>r Frau eindringt.<br />
Kritik gab es an <strong>de</strong>m „Luxusmo<strong>de</strong>ll“ Teilzeitarbeit, das sich nur wenige Berufsgruppen<br />
leisten können . Kritisiert wur<strong>de</strong>n die „lauen politischen For<strong>de</strong>rungen“, die aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />
gesellschaftlichen Rahmenbedingungen nur selten umgesetzt wer<strong>de</strong>n können.<br />
Hinweise gab es auf die Schwierigkeiten, jungen Menschen die Teilzeitarbeit als attraktives<br />
Lebensmo<strong>de</strong>ll darzustellen, wenn auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite Lehrstellen knapp sind <strong>und</strong> die<br />
ökonomischen Bedingungen beim Berufsanfang immer schwerer wer<strong>de</strong>n.<br />
„Ansätze“ von GeM<br />
Unterschiedliche Analysen gab es bei <strong>de</strong>r Frage, wann feststehen<strong>de</strong> Rollenklischees die<br />
Berufswahl von Jungen <strong>und</strong> Mädchen schon so beeinflussen, dass sie geschlechtsspezifisch<br />
bestimmt wird. Alternative Vorbil<strong>de</strong>r in Kin<strong>de</strong>rgarten <strong>und</strong> Schule fehlen. In welchem Alter<br />
die Rollenfixierung <strong>und</strong> damit die geschlechtsspezifische Berufswahl festgelegt wird, ließ<br />
sich nicht ein<strong>de</strong>utig bestimmen.<br />
Untersuchungen wur<strong>de</strong>n zitiert, nach <strong>de</strong>nen bis zum Alter von 12/13 Jahren in <strong>de</strong>r Berufswahl<br />
keine Rollenfestlegungen passiert sind <strong>und</strong> hier im Unterricht noch Weichen für eine<br />
nicht geschlechtsspezifische Berufswahl gestellt wer<strong>de</strong>n könnten.<br />
Über mögliche Männerför<strong>de</strong>rung diskutierten die TeilnehmerInnen am Beispiel <strong>de</strong>s „Girls’<br />
Day“. Seit seiner Einführung wird <strong>de</strong>r Mädchenzukunftstag je<strong>de</strong>s Jahr besser angenommen<br />
<strong>und</strong> hat dazu geführt, dass in verschie<strong>de</strong>nen Gegen<strong>de</strong>n ein „Boys’ Day“ organisiert wird. Es<br />
gelang jedoch noch nicht, <strong>de</strong>n Tag für die Jungen so attraktiv wie für die Mädchen zu gestalten.<br />
Hospitation in <strong>de</strong>r Pflege sei nicht so aufregend wie z.B. <strong>de</strong>r Besuch einer Druckerei.<br />
Konkrete Konzepte fehlen <strong>und</strong> müssten entwickelt wer<strong>de</strong>n.<br />
Ziel <strong>de</strong>s “Boys’ <strong>und</strong> Girls’ Day’s“ sollte es nicht sein, alle jungen Männer auf Frauenberufe<br />
<strong>und</strong> alle jungen Frauen auf Männerberufe hin zu orientieren.<br />
.. 50
Männer – Akteure <strong>und</strong> Zielgruppe von GeM<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF” Gesprächskreis 4<br />
Trägerprobleme : Männer <strong>und</strong> GeM<br />
Es wur<strong>de</strong> berichtet, dass konkrete Männerprojekte zur Zeit keine Chance hätten, über ESF<br />
geför<strong>de</strong>rt zu wer<strong>de</strong>n. TrägerverteterInnen erzählten von Anträgen, die sie än<strong>de</strong>rn - d.h. <strong>de</strong>n<br />
reinen Männerbezug herausnehmen - mussten, um Gel<strong>de</strong>r zu bekommen.<br />
Kritisiert wur<strong>de</strong> die Beliebigkeit, mit <strong>de</strong>r man – ohne Kontrolle - GeM als festen Bezugsrahmen<br />
<strong>de</strong>s beantragten Projekts angeben konnte. Wird GeM angekreuzt, gibt es Geld.<br />
Projekte, die GeM ernstnehmen, wer<strong>de</strong>n dadurch benachteiligt.<br />
Träger wiesen auch darauf hin, dass die ESF-För<strong>de</strong>rung häufig nicht ausreiche, um Projekte<br />
durchzuführen, da <strong>de</strong>r bürokratische Aufwand zu groß sei. Wenn es keine ausreichen<strong>de</strong><br />
<strong>Gem</strong>ischtfinanzierung gäbe, müsse man die Projekte zurückgeben.<br />
Immerhin wur<strong>de</strong> von Trägern berichtet, die trotz angespannter Finanzlage GeM als festen<br />
Bestandteil ihrer Konzeption beibehalten wollen. Bei vielen Trägern, <strong>de</strong>ren Finanz<strong>de</strong>cke<br />
knapp ist, wird GeM häufig als Luxusfrage hochstilisiert. Hier sei noch viel Überzeugungsarbeit<br />
zu leisten.<br />
Unbeantwortete Frage<br />
Ein Teilnehmer stellte fest, dass Männer sich bei Brüchen in ihrer Karriere beruflich viel<br />
schlechter umorientieren können als Frauen. Kranken Projekte nicht an einer zu kurzen Begleitung<br />
<strong>de</strong>r Aufarbeitung dieser Brüche, weil die Rahmenbedingungen (Hartz IV usw.) dies<br />
nahezu unmöglich machen? Gibt es z.B. Projekte für ältere Arbeitnehmer, die ihre Arbeit<br />
verloren haben <strong>und</strong> dringend eine Neuorientierung brauchen?<br />
Fazit<br />
Es stellte sich heraus, dass die Kenntnisse über männliche Lebensverhältnisse noch gering<br />
sind <strong>und</strong> dringend weitere Praxiserfahrungen gesammelt wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
Gute Projekte zur För<strong>de</strong>rung von Männern (im Sinne <strong>de</strong>r Doppelstrategie) gibt es hauptsächlich<br />
aus <strong>de</strong>m Jugendbereich.<br />
Der <strong>Handlungsbedarf</strong>, aber auch die Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong> sind nach wie vor groß, wenn Männer zu<br />
Akteuren <strong>und</strong> Zielgruppen (von GeM) wer<strong>de</strong>n sollen.<br />
Zusammenfassung: Christian Rietschel<br />
Fachexperte: Klaus Schwerma, Dissens e.V. / Berlin<br />
Mo<strong>de</strong>ration: Gerhild Frasch<br />
.. 51
ReferentInnen <strong>und</strong> Mo<strong>de</strong>ratorInnen<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Oliver Förster<br />
• Berater <strong>und</strong> Coach im Bereich Persönlichkeits-, Personal- <strong>und</strong> Organisationsentwicklung<br />
• Systemisches Coaching <strong>und</strong> Teamentwicklung (Ausbildung am Institut für systemische<br />
Beratung, Dr. Bernd Schmid, Wiesloch)<br />
• Diplomierter Bankbetriebswirt (Ausbildung an <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie Deutscher Genossenschaften,<br />
Montabaur)<br />
• Tätigkeitsschwerpunkte<br />
• Trainings <strong>und</strong> Workshops im Rahmen von Management-, Führungskräfte- <strong>und</strong> Teamentwicklung<br />
• Begleitung <strong>und</strong> Mo<strong>de</strong>ration von Konfliktprozessen<br />
• Einzelcoaching<br />
• Existenzgründungsberatung <strong>und</strong> – begleitung im Rahmen von One-Stop-Shops<br />
• Dozent für Teamentwicklung <strong>und</strong> Projektmanagement<br />
• Projektmanagement <strong>und</strong> Produktentwicklung in <strong>de</strong>r Praxis<br />
- MONEX Startkapital für Kleinstgründungen (Microlending)<br />
- DMI Deutsches Mikrofinanz Institut (Mikrofinanzierungen)<br />
- Dp50 Investment Consultants (Investmentfonds)<br />
- REHA-VEREIN für soz. Psychiatrie Alb-Donau (Personal- <strong>und</strong> Finanzverwaltung)<br />
• 1979 bis 2000 Tätigkeit im Bankbereich, davon 1990 bis 2000 als Mitglied <strong>de</strong>s Vorstands<br />
<strong>de</strong>r Ökobank mit <strong>de</strong>n Schwerpunkten<br />
• Stabs- <strong>und</strong> Betriebsbereich<br />
• Gremien <strong>und</strong> Strategische Planung<br />
• Sprecher <strong>de</strong>s Vorstands<br />
Gerhild Frasch<br />
Gerhild Frasch, Jahrgang 1952, Diplompädagogin , Supervisorin(DGSv) <strong>und</strong> Organisationsentwicklerin<br />
• Viele Jahre Berufserfahrung in <strong>de</strong>r (geschlechtsspezifischen) Jugend- <strong>und</strong> Erwachsenenbildung<br />
<strong>und</strong> Fortbildung. Trainings <strong>und</strong> Fortbildungsmaßnahmen in <strong>de</strong>r kirchlichen<br />
<strong>und</strong> außerkirchlichen Frauen- <strong>und</strong> Männerarbeit.<br />
• 12 Jahre Leitung von großen kirchlichen Einrichtungen.<br />
• Forschung <strong>und</strong> Veröffentlichungen im Bereich von Mädchen- <strong>und</strong> Frauenarbeit<br />
Elisabeth Helming<br />
Bisherige Forschungstätigkeiten in folgen<strong>de</strong>n Bereichen: Familie <strong>und</strong> soziale Arbeit; Lebenssituationen<br />
von Familien in gravieren<strong>de</strong>n Unterversorgungslagen, insbeson<strong>de</strong>re von<br />
alleinerziehen<strong>de</strong>n Frauen; Kin<strong>de</strong>r- <strong>und</strong> Jugendhilfe; Gen<strong>de</strong>r Aspekte <strong>de</strong>r Sozialen Arbeit/in<br />
<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r- <strong>und</strong> Jugendhilfe; Gen<strong>de</strong>r Mainstrea-ming.<br />
Durchgeführte Forschungsprojekte:<br />
• Wissenschaftliche Begleitung eines selbsthilfeorganisierten Hauspflege-Projektes mit<br />
alleinerziehen<strong>de</strong>n Frauen (Soziales Netz r<strong>und</strong> um die Geburt): „Chronik <strong>de</strong>r ersten<br />
11/2 Jahre eines Projektes mit 17 Müttern <strong>und</strong> 28 Kin<strong>de</strong>rn: Alleinerziehend <strong>und</strong> berufstätig“<br />
für die „Stiftung für Bildung- <strong>und</strong> Behin<strong>de</strong>rtenför<strong>de</strong>rung“.<br />
• Bedarfsermittlung <strong>und</strong> Entwicklung eines Konzeptes einer Ges<strong>und</strong>heitsberatung für<br />
ausländische Frauen (für die Stadt München).<br />
Seit April 1991 als wissenschaftliche Referentin am Deutschen Jugendinstitut in München<br />
in <strong>de</strong>n Projekten:<br />
• Sozialpädagogische Familienhilfe (SPFH) in Bayern (im Auftrag <strong>de</strong>s Bayerischen<br />
Staatsministeriums für Arbeit <strong>und</strong> Sozialordnung, Familie, Frauen <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit).<br />
.. 52
ReferentInnen <strong>und</strong> Mo<strong>de</strong>ratorInnen<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
* Praxisforschung im Bereich <strong>de</strong>r Sozialpädagogischen Familienhilfe in Deutschland im<br />
Kontext <strong>de</strong>r Hilfen zur Erziehung <strong>und</strong> gemeinwesenorientierter Vernet-zung (für das<br />
BMFSFJ - B<strong>und</strong>esministerium für Familie, Senioren, Frauen <strong>und</strong> Jugend)<br />
* Forschung zur Entwicklung von Professionalität im Bereich „Familiäre Bereitschaftsbetreuung/Bereitschaftspflege“,<br />
d.h. Intervention <strong>de</strong>r Jugendhilfe im Spannungsfeld<br />
von Schutz <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>swohls <strong>und</strong> Hilfe für Familien in meist gra-vieren<strong>de</strong>n Unterversorgungslagen<br />
(im Auftrag <strong>de</strong>s BMFSFJ).<br />
Andrea Leitner<br />
Soziologin <strong>und</strong> Ökonomin, seit 1994 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Höhere<br />
Studien in Wien in <strong>de</strong>r Forschungsgruppe equi (employment - qualification – innovation).<br />
Forschungsschwerpunkte:<br />
Schnittpunkte zwischen Beschäftigung <strong>und</strong> Bildung sowie zwischen Beschäftigung <strong>und</strong><br />
Familie, Gen<strong>de</strong>r Studies, Arbeitsmarkttheorie <strong>und</strong> -politik, Evaluationsforschung<br />
Ausgewählte Publikationen <strong>und</strong> Forschungsprojekte:<br />
• Begleitung <strong>und</strong> Bewertung <strong>de</strong>s Europäischen Sozialfonds Ziel-3 Österreich 2000-2006<br />
<strong>und</strong> <strong>de</strong>r österreichischen Arbeitsmarktför<strong>de</strong>rung, Schwerpunkt Chancengleichheit<br />
<strong>und</strong> Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming (Studie im Auftrag <strong>de</strong>s BmwA, gemeinsam mit Angela<br />
Wroblewski, IHS)<br />
• Von Frauenför<strong>de</strong>rung zu Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming - Zur Umsetzung von Chancengleichheitskonzepten<br />
in <strong>de</strong>r österreichischen Arbeitsmarktpolitik, (Studie im Auftrag <strong>de</strong>s<br />
Jubliäumsfonds <strong>de</strong>r Österreichischen Nationalbank, gemeinsam mit Margareta Kreimer,<br />
Universität Graz)<br />
• The case of Austria. In: Behning, Ute; Serano Pasqual Amparo (eds.): Gen<strong>de</strong>r mainstreaming<br />
in the European Employment Strategy. A comparison of national Adaptions,<br />
Brussels, 157-182.<br />
• Overcoming barriers to equal pay in Austria: ambivalent experiences with gen<strong>de</strong>r<br />
mainstreaming, in: Manusson L. et al. (eds.): Equal pay and gen<strong>de</strong>r mainstreaming in<br />
the European Employment Strategy, Brussels, 279-309.<br />
Dr. Anne Rösgen<br />
Ausbildung:<br />
Diplompädagogin, Sozialpädagogin <strong>und</strong> Kauffrau<br />
Ausbildung zur Prozessgestalterin (Change Management), FHS Ffm<br />
Arbeitsfel<strong>de</strong>r:<br />
• Seit 1998 freiberuflich tätig; Gen<strong>de</strong>r (Mainstreaming) Expertin; Evaluation/wissenschaftliche<br />
Begleitung von EU – Projekten <strong>und</strong> –programmen, Hochschuldozentin,<br />
Beratung <strong>und</strong> Begleitung von Verän<strong>de</strong>rungsprozessen in Verwaltungen <strong>und</strong> Betrieben<br />
• Freie Mitarbeiterin im Gen<strong>de</strong>r Institut Sachsen-Anhalt G/I/S/A, Mag<strong>de</strong>burg seit 2001<br />
Ausgewählte Veröffentlichungen:<br />
• Es ist nichts weniger gefor<strong>de</strong>rt als eine Kulturrevolution. In: Hollstein, Walter: Geschlechter<strong>de</strong>mokratie.<br />
Männer <strong>und</strong> Frauen: Besser miteinan<strong>de</strong>r leben. Opla<strong>de</strong>n 2004<br />
• Gen<strong>de</strong>rtrainings als Instrument <strong>de</strong>s Gen<strong>de</strong>r Mainstreamings. In: Frauenmi-nisterium<br />
Luxemburg: Gen<strong>de</strong>r Training, 2004<br />
• Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming: Der aktuelle Stand <strong>de</strong>r Diskussion. In: Brackert/Hoffmeister-<br />
Schönfel<strong>de</strong>r Rechtshandbuch für Frauen- <strong>und</strong> Gleichstellungsbeauftragte, Hamburg,<br />
2003.<br />
.. 53
ReferentInnen <strong>und</strong> Mo<strong>de</strong>ratorInnen<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
• Chancengleichheit <strong>und</strong> Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming in <strong>de</strong>r EU. Studienbrief <strong>de</strong>s postgradualen<br />
<strong>und</strong> weiterbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Fernstudiengangs Europäisches Verwaltungsmanagement,<br />
Fernstudienagentur <strong>de</strong>s FVL (Hrsg.), Sitz: FHTW Berlin. (zus. m. M-T. Kratz), 2003.<br />
• Das Gen<strong>de</strong>r - Mainstreaming - Potenzial erhöhen - Gen<strong>de</strong>r Kompetenz entwickeln. (mit<br />
Ute Wanzek). In: Ministerium für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziales <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Sachsen-Anhalt<br />
(Hrsg.), Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming in Sachsen - Anhalt/ Konzept <strong>und</strong> Erfahrungen.<br />
Opla<strong>de</strong>n 2002<br />
• Gen<strong>de</strong>r Specific Learning Styles? In: Cuk, A./Del Campo, F. One community and many<br />
I<strong>de</strong>ntities on the crossroads of a new Europe. Trieste 2001, 481 – 485<br />
• Gen<strong>de</strong>r Training - A Fresh Look at Old Problems. Wie können amerikanische Arbeitsansätze<br />
für die Entwicklung eines Bausteines „Geschlechtsspezifik für Personalverantwortliche“<br />
nutzbar gemacht wer<strong>de</strong>n? In: Koordinierungsstelle <strong>de</strong>r Initiative<br />
‘Frauen geben Technik neue Impulse’ <strong>de</strong>s bmb+f, <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit <strong>und</strong><br />
<strong>de</strong>r Deut-schen Telekom AG (Hrsg.): Strategien <strong>de</strong>s beruflichen Auf- <strong>und</strong> Wie<strong>de</strong>reinstiegs<br />
von Frauen in Technik <strong>und</strong> Wirtschaft“, 1999<br />
Dr. Ronald Schulz<br />
Ausbildung<br />
Diplomsoziologe, Supervisor (DGSv), Prozessgestalter (FH Ffm), Gen<strong>de</strong>rexperte<br />
Arbeitsfel<strong>de</strong>r/Tätigkeitsschwerpunkte<br />
• Begleitung von Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming Prozessen<br />
• Beratung von Teams <strong>und</strong> Organisationen<br />
• Wissenschaftliche Begleitung einer gleichstellungspoliti-schen Lan<strong>de</strong>sinitiative<br />
• Seminare <strong>und</strong> Workshops zum Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming<br />
Berufserfahrung<br />
• Bis 1999 angestellt in unterschiedlichen sozialen Dienstleistungsorganisationen (Kommunalverwaltung,<br />
Wohlfahrtsverband <strong>und</strong> Bildungsträger)<br />
• Seit 1999 freiberuflich tätig<br />
Klaus Schwerma<br />
Arbeitsschwerpunkte<br />
• Männer- <strong>und</strong> Geschlechterforschung, Gen<strong>de</strong>r-Trainer <strong>und</strong> Erwachsenenbildner in <strong>de</strong>n<br />
Bereichen Männlichkeit <strong>und</strong> Geschlechterverhältnisse, Vortrags- <strong>und</strong> Seminartätigkeit<br />
Mitglied <strong>und</strong> Mitarbeit<br />
• Wissenschaftlicher Mitarbeiter im EU-Forschungsprojekt „Work Changes Gen<strong>de</strong>r“ bei<br />
Dissens e.V. (www.dissens.<strong>de</strong>)<br />
• Gründungsmitglied von gen<strong>de</strong>rWerk „Bildung – Forschung – Beratung ... auf <strong>de</strong>m<br />
Weg zur Gleichstellung von Frauen <strong>und</strong> Männern“ (www.gen<strong>de</strong>rwerk.<strong>de</strong> )<br />
• Arbeitskreis kritische Männerforschung (www.menstudy.<strong>de</strong>)<br />
• Forum Männer in Theorie <strong>und</strong> Praxis <strong>de</strong>r Geschlechterverhältnisse. (www.forum-maenner.<strong>de</strong>)<br />
Ausbildung:<br />
• Sozialwissenschaftliches Studium über <strong>de</strong>n zweiten Bildungsweg mit <strong>de</strong>m Schwerpunkt<br />
Männer- <strong>und</strong> Geschlechterforschung<br />
• „Lernfeld Mann“ – Berufsbegleiten<strong>de</strong> Fortbildung in <strong>de</strong>r männerspezifischen Bildungsarbeit.<br />
Bildungsträger: Männerarbeit <strong>de</strong>r evangelischen Kirche in Deutschland.<br />
• Langjährige Beruftätigkeit in im Druckbereich<br />
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ReferentInnen <strong>und</strong> Mo<strong>de</strong>ratorInnen<br />
Fachtagung “Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming im ESF”<br />
Themenrelevante Veröffentlichungen<br />
Monografie:<br />
• Stehpinkeln. Die letzte Bastion <strong>de</strong>r Männlichkeit? I<strong>de</strong>ntität <strong>und</strong> Macht in einer männlichen<br />
Alltagshandlung. Bielefeld: Kleine Verlag, 2000<br />
Aufsätze:<br />
• Verän<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>r Arbeitswelt – eine Chance für die Neuorientierung männlicher<br />
Lebensweisen? In: Schweizer B<strong>und</strong>esamt für Ges<strong>und</strong>heit (Schweiz) (Hg.): Gründungstagung<br />
<strong>de</strong>s Forschungsnetzwerkes Gen<strong>de</strong>r Health am 14. November 2003 in Bern,<br />
Bern 2004<br />
• (zusammen mit Andrea von Marschall): Vom Mauerblümchen zum Straßenfeger?<br />
Geschlechtliche Gleichstellung als Querschnittsaufgabe in Organisationen <strong>und</strong> Unternehmen,<br />
in: Boekle, Bettina / Ruf, Michael (Hg.): Eine Frage <strong>de</strong>s Geschlechts. Ein<br />
Gen<strong>de</strong>r-Rea<strong>de</strong>r, Wiesba<strong>de</strong>n: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2004<br />
• (Zusammen mit Marc Gärtner, Stephan Höyng, Ralf Puchert, Vera Riesenfeld): Work<br />
Changes Gen<strong>de</strong>r. Ein europäisches Forschungsprojekt untersucht, wie sich männliche<br />
I<strong>de</strong>ntitäten <strong>und</strong> Lebensweisen aufgr<strong>und</strong> verän<strong>de</strong>rter Arbeitsbedingungen neu orientieren<br />
(müssen) <strong>und</strong> fragt nach <strong>de</strong>n Chancen für die Gleichstellung <strong>de</strong>r Geschlechter.<br />
In: Switchboard. Zeitschrift für Jungen- <strong>und</strong> Männerarbeit Nr.157, April/Mai 2003<br />
• (zusammen mit Stephan Höyng): Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming – Möglichkeiten <strong>und</strong> Grenzen<br />
aus <strong>de</strong>r Perspektive von Männern, in: Barbara Nohr / Silke Veth (Hrsg.) Gen<strong>de</strong>r<br />
Mainstreaming. Kritische Reflexionen einer neuen Strategie, Berlin: Dietz, 2002<br />
Dipl.Ing. Ute Wanzek<br />
Ausbildung<br />
Diplombauingeneurin<br />
Arbeitsfel<strong>de</strong>r<br />
• seit 2001 eine <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Geschäftsführer/innen <strong>und</strong> Inhaber/innen <strong>de</strong>r G/I/S/A, Gen<strong>de</strong>r-Institutes<br />
Sachsen-Anhalt GbR; verantwortlich für die Bereiche Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming-Bildung<br />
<strong>und</strong> -Beratung zur Implementation in Organisationen, nationale<br />
<strong>und</strong> internationale Projekte zum Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming, nationale <strong>und</strong> internationale<br />
Vernetzungsarbeit zum Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming,<br />
• seit 2001 im Auftrag <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sregierung Sachsen-Anhalt tätig<br />
außer<strong>de</strong>m:<br />
• Weiterbildung- <strong>und</strong> Weiterbildungsberatung für das Land Sachsen-Anhalt;<br />
• Bildung <strong>und</strong> Beratung zum Technologietransfer an Schnittstelle Hochschule/ Wirtschaft,<br />
zur Existenzgründung <strong>und</strong> zum Mentoring unter geschlechtsspezifischen<br />
Aspekten, Projekte zur För<strong>de</strong>rung von Frauen in Naturwissenschaft, Ingenieurwesen,<br />
Technologie (Otto-v.-Guericke-Universität Mag<strong>de</strong>burg), div. Veröffentlichungen<br />
• Generalsekretärin <strong>de</strong>s Europäischen Vereins WiTEC e.V. www.witec-eu.net<br />
Ausgewählte Veröffentlichungen<br />
• „Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming in Sachsen-Anhalt – Konzepte <strong>und</strong> Erfahrungen“<br />
(leske+budrich, 2003, Hrg. Ministerium für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziales <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />
Sachsen-Anhalt 2003, ISBN 3-8100-3696-X)<br />
• Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming – Challenge for the dialog of the generations, 2003, OLZOG<br />
• Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming in Saxony-Anhalt, 2004, in Magazin Lehren <strong>und</strong> <strong>und</strong> Lernen,<br />
1/2004,<br />
• Gen<strong>de</strong>r Mainstreaming als Verän<strong>de</strong>rungsprozess in Organisatio-nen, in Jugendsozialarbeit<br />
im Gen<strong>de</strong>r Mainstream, Ulrike Richter (Hrsg.), Übergänge in Arbeit, Band 4,<br />
Verlag DJI, 2004, ISBN 3-87966-408-0<br />
• Broschüre für Kommunale Gleichstellungsbeauftragte in Sach-sen-Anhalt (Gen<strong>de</strong>r<br />
Mainstreaming) erscheint 2004<br />
• www.g-i-s-a.<strong>de</strong><br />
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