Reformation in Heilbronn - Evangelische Kirchengemeinde ...
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C 2 „Heilger Schrift Doctor“ – die Prädicantenstelle<br />
<strong>in</strong> <strong>Heilbronn</strong> als E<strong>in</strong>fallstor der neuen Lehre<br />
In vielen Städten führt der steigende Bedarf<br />
nach gehobener Predigt zur Stiftung von Prädikaturen.<br />
Über die Verhältnisse <strong>in</strong> <strong>Heilbronn</strong><br />
<strong>in</strong>formiert das Urkundenbuch:<br />
„Anna Mettelbäch<strong>in</strong>, Hans Rux<strong>in</strong>gers Witwe,<br />
Bürger<strong>in</strong> zu <strong>Heilbronn</strong>, stiftet 880 Gulden zu<br />
Gunsten der Stadt und trifft folgende Bestimmungen:<br />
1.Das Geld soll weltliches Gut bleiben, steuerpflichtig<br />
se<strong>in</strong> und vom Rat bzw. durch zwei<br />
Pfleger verwaltet werden.<br />
2.Die beiden Pfleger, die beiden Bürgermeister<br />
und die vier Stadtrechner sollen e<strong>in</strong>en Weltgeistlichen<br />
als Prediger, nicht lebenslänglich,<br />
sondern auf beliebige Kündigung anstellen, um<br />
<strong>in</strong> der Pfarrkirche oder wo es sonst not wäre,<br />
an den nachher bestimmten Tagen zu predigen,<br />
und dafür die E<strong>in</strong>künfte von der Stiftung<br />
bezahlen(...)“<br />
Ergänzend heißt es dazu im Katalog:<br />
„Im Jahre 1426 erhält der verfolgte sächsische<br />
Adlige und Hussit Johannes von Drändorf, der<br />
1417 <strong>in</strong> Prag die Priesterweihe empfangen hatte,<br />
bei der verwitweten <strong>Heilbronn</strong>er Patrizier<strong>in</strong><br />
Anna Mettelbach Unterkunft. Drändorf predigt<br />
im Hauskreis, liest vor allem aus dem Evangelium<br />
vor. Wir vergessen aus heutiger Sicht leicht,<br />
dass damals nur ganz wenige Begüterte e<strong>in</strong>e<br />
Handschrift der Bibel besitzen und auch lesen<br />
können. Das breite Volk war gleichsam auf den<br />
Vermittler, den Priester, angewiesen, der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Doppelstellung als Mittler zwischen Gott<br />
und dem Gläubigen und als Lehrer e<strong>in</strong>e privilegierte,<br />
beherrschende Stellung besaß. Die Witwe<br />
Mettelbach will dieses Gut des Schöpfens<br />
aus der Quelle und der predigenden Auslegung<br />
freilich nicht für sich alle<strong>in</strong> behalten. Deshalb<br />
stiftet sie die bedeutende Summe von 880 Gulden<br />
Kapital für die Errichtung e<strong>in</strong>er Prädikatur,<br />
also e<strong>in</strong>es Predigtamtes, für e<strong>in</strong>en Weltgeistlichen<br />
an der Pfarrkirche St. Kilian. Die Mettelbach<strong>in</strong><br />
verb<strong>in</strong>det mit der Stiftung den Auftrag<br />
zum Predigen im W<strong>in</strong>terhalbjahr an jedem<br />
Freitag, im Sommerhalbjahr an jedem Samstag<br />
abends nach der Vesper (...) und sie bestimmt,<br />
dass der Prediger alle<strong>in</strong> vom Rat zu wählen<br />
und zu bestellen ist. Damit ist der Kirchherr <strong>in</strong><br />
Würzburg, die Amtskirche, für diese wichtige<br />
geistliche Stelle ausgeschaltet. Diese Sonderstellung<br />
hat die Durchführung der <strong>Reformation</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Heilbronn</strong> wesentlich erleichtert. Aus<br />
dieser Position heraus konnte Lachmann, seit<br />
1521 auf dieser Stelle, den entscheidenden Hebel<br />
zur Änderung der kirchlichen Verhältnis <strong>in</strong><br />
unserer Stadt ansetzen.“<br />
Epithaph für den Prediger Dr. Kröner<br />
<strong>in</strong> der Kilianskirche<br />
Der Text lautet: „Am 16. September des Jahres<br />
1520 starb der hochgelehrte und ehrwürdige<br />
Herr Johann Kröner aus Scheid<strong>in</strong>g, Doktor der<br />
Heiligen Schrift. Er war 27 Jahre Prediger <strong>in</strong><br />
dieser Stadt. Gott sei ihm gnädig.“<br />
40 <strong>Reformation</strong> <strong>in</strong> <strong>Heilbronn</strong>