Bauste<strong>in</strong> D „Im Blick auf Gottes Lohn“ - Klöster und Deutschordenskommende <strong>in</strong> <strong>Heilbronn</strong> vor und nach der <strong>Reformation</strong> Wer nur die jeweilige Haupt- oder Pfarrkirche e<strong>in</strong>er Stadt betrachtet, bekommt e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>seitiges und unvollständiges Bild von den kirchlichen und religiösen Verhältnissen vor der <strong>Reformation</strong>. Für die Bevölkerung waren die Kirchen und Kapellen der Klöster genau so wichtig wie die e<strong>in</strong>em Bischof oder Domkapitel unterstehenden Pfarrkirchen. „Das Laufen <strong>in</strong> die Klöster“ – zur Beichte oder zur Predigt, zur Taufe oder zum Begräbnis – wurde von den etablierten Priestern häufig beklagt. Die Bettelorden <strong>in</strong> den Städten waren deshalb beliebt, weil sie (zum<strong>in</strong>dest ihrer Grundidee nach) mehr „Bürgernähe“ suchten und <strong>in</strong> ihrem Äußeren (Kirchenbau) und Inneren (Lebensführung) glaubwürdiger wirkten als die Pfarrherren mit ihren Pfründen. Die Niederlassungen der Bettelorden <strong>in</strong> den Städten s<strong>in</strong>d Teil der religiösen Bewegung im Hochmittelalter, die e<strong>in</strong>e Reform der westlichen Kirche anstrebten. Welche klösterlichen E<strong>in</strong>richtungen es <strong>in</strong> <strong>Heilbronn</strong> gab, kann man dem Stadtplan (C 3) entnehmen. Allerd<strong>in</strong>gs wissen wir über die Niederlassung der Franziskaner (meist Barfüßer genannt), über das Klarakloster und das Karmeliterkloster relativ wenig, weil die Quellenlage schlecht ist. Das gilt auch für den Deutschhof, wie die Deutschordenskommende <strong>in</strong> <strong>Heilbronn</strong> vere<strong>in</strong>fachend genannt wird. Außerdem war die Stadtgeschichtsschreibung <strong>in</strong> <strong>Heilbronn</strong> lange Zeit ‚reformatorisch’ geprägt und an den Klöstern und Klosterhöfen weniger <strong>in</strong>teressiert. Inzwischen liegen aber viele Spezialuntersuchungen vor, die etwas Licht <strong>in</strong> das Dunkel der <strong>Heilbronn</strong>er Klostergeschichte br<strong>in</strong>gen. Außerdem lassen sich die Erkenntnisse der allgeme<strong>in</strong>en Stadtgeschichtsforschung über die Rolle der Klöster und geistlichen Immunitäten mit aller Vorsicht auch auf <strong>Heilbronn</strong> übertragen. Weil von den drei ehemaligen Klöstern <strong>in</strong> <strong>Heilbronn</strong> fast ke<strong>in</strong>e Überreste mehr vorhanden s<strong>in</strong>d, muss man sich mit Rekonstruktionen und Abbildungen aus späterer Zeit behelfen. E<strong>in</strong>e gewisse Hilfe stellen heute noch e<strong>in</strong>ige Straßennamen dar (Klarastraße, Klosterhof usw.) Am besten steht <strong>in</strong> wörtlichem und übertragenen S<strong>in</strong>n die Niederlassung des Deutschen Ordens da, das heutige Deutschordensmünster und das katholische Stadtpfarramt s<strong>in</strong>d die sichtbarsten Zeichen der katholischen Vergangenheit <strong>in</strong> <strong>Heilbronn</strong>. Lange wurde der Deutschhof mit dem fränkischen Königshof <strong>in</strong> <strong>Heilbronn</strong> und damit mit der Gründungsgeschichte <strong>Heilbronn</strong>s <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht. Inzwischen steht aber fest, dass es sich um e<strong>in</strong>e Neugründung auf bisher unbebautem Gebiet im Zusammenhang mit der Stadterweiterung der Stauferzeit zwischen 1220 und 1230 handelt. Leider wissen wir nicht genau, von wem die Kommende <strong>Heilbronn</strong> gegründet und woher der Baugrund und die Erstausstattung stammen. Vermutlich handelt es sich um ehemaliges Königsgut, das als Reichslehen über die Grafen von Lauffen an die Familie von Dürn gelangt war. Durch Schenkungen des stauferfreundlichen Adels kam schnell beträchtlicher Landbesitz zusammen, der von <strong>Heilbronn</strong> aus verwaltet wurde (D1-3). Mitglieder im Deutschen Orden waren ausschließlich Adlige (D4). Vom ehemaligen Barfüßerkloster ist heute nur noch e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Überrest des Kreuzgangs h<strong>in</strong>ter dem Hafenmarktturm zu sehen. Das Kloster wurde im Zusammenhang mit der <strong>Reformation</strong> aufgelöst, die Gebäude wurden bis <strong>in</strong>s 20. Jahrhundert als Schule benutzt und im Zweiten Weltkrieg zerstört (D 6-8). Vom Klarakloster steht nur noch e<strong>in</strong> Teil der e<strong>in</strong>stigen Umfassungsmauer h<strong>in</strong>ter der Commerzbank. Das Gnadenbild, dem das Karmeliterkloster se<strong>in</strong>e Entstehung verdankt, wurde schon erwähnt (C 4). Ansonsten er<strong>in</strong>nert nur noch der Name Mönchsee und e<strong>in</strong>e Straße an dieses Kloster, das außerhalb der Stadtmauern auf dem Gelände des alten Friedhofs lag. Se<strong>in</strong>e Gebäude wurden im 30-jährigen Krieg zerstört und abgetragen, e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Klostergeme<strong>in</strong>schaft überlebte <strong>in</strong> ihrem Stadthaus neben der Nikolaikirche bis 1804. Über die wirtschaftlichen Verhältnisse der genannten E<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d wir besser <strong>in</strong>formiert, weil sich e<strong>in</strong>ige Güterverzeichnisse erhalten haben, aus denen sich Besitz und Ertrag ableiten lassen. Was das Innenleben der Klöster und ihr Wirken <strong>in</strong> der Stadt betrifft, so s<strong>in</strong>d wir auf spätere Darstellungen angewiesen(D7, D11). Nur im Zusammenhang mit der <strong>Reformation</strong> lassen sich <strong>in</strong> den Ratsprotokollen e<strong>in</strong>ige E<strong>in</strong>zelfälle greifen, die e<strong>in</strong>en Blick h<strong>in</strong>ter die Klostermauern erlauben. Auf diese Weise wird etwas von der Spannung zwischen Ideal und Wirklichkeit im Klosterleben der damaligen Zeit sichtbar. Das Ende der Reichsstadt und die E<strong>in</strong>gliederung <strong>Heilbronn</strong>s <strong>in</strong> das Königreich Württemberg wirkte sich auch auf die Kosterlandschaft (oder das, was von ihr übriggeblieben war) aus. Die noch bestehenden Konvente der Klaranonnen und Karmeliter wurden aufgelöst (1804 bzw. 1810), ebenso der Deutschorden. Se<strong>in</strong>e Gebäude gehen <strong>in</strong> den Besitz des Königreichs Württemberg über und werden als Kaserne benutzt. Im ehemaligen Klarakloster wird e<strong>in</strong> Frauenzuchthaus e<strong>in</strong>gerichtet; wegen des schlechten Zustands der Anlage werden am Ende des 19. Jahrhunderts die Gebäude verkauft und abgerissen. Weil immer wieder behauptet wird, die E<strong>in</strong>führung der <strong>Reformation</strong> <strong>in</strong> den Städten und Territorien sei vor allem aus wirtschaftlichen Interessen am Kirchengut erfolgt, muß darauf h<strong>in</strong>gewiesen werden, das dies für <strong>Heilbronn</strong> – im Gegensatz etwa zum Herzogtum Württemberg oder Städten wie Nürnberg - nicht zutrifft. Außer dem Barfüßerkloster hat die Stadt ke<strong>in</strong>en Gebäude- oder Landzuwachs erreicht. 52 <strong>Reformation</strong> <strong>in</strong> <strong>Heilbronn</strong>
D 1 Die Deutschordenskommende <strong>in</strong> <strong>Heilbronn</strong> Ausschnitt aus Schlehenried 1658 heute <strong>Reformation</strong> <strong>in</strong> <strong>Heilbronn</strong> 53