ПОДКАМЕННАЯ ТУНГУСКА PODKAMENNAYA TUNGUSKA
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eines großen Lastkahns – rostbraun und von Wasser<br />
und Eis völlig plattgedrückt. Hinter der Kurve<br />
beginnt die eigentliche Stromschnelle. Der Fluss<br />
ist hier etwa 200 m breit, und wir halten uns in der<br />
Mitte. Die Wellen sind vielleicht einen halben<br />
Meter hoch und laufen von allen Seiten chaotisch<br />
durcheinander. Wir müssen ein wenig manövrieren,<br />
um einigen dicht unter der Wasserlinie verborgenen<br />
Felsen auszuweichen, und steuern kurz<br />
vor dem Ende durch den Hauptschwall. Hier sind<br />
die Wellen etwa achtzig Zentimeter hoch, ein paar<br />
hintereinander, und es geht ordentlich rauf und<br />
runter. Die letzte Welle läuft einmal in ganzer<br />
Länge über das Boot – spätestens hier wären wir<br />
ohne Spritzdecke abgesoffen. So ist das Ganze<br />
ein großer Spaß. Wir warten noch eine Weile auf<br />
den 2. Teil der Stromschnelle, aber offenbar haben<br />
wir den schon oberhalb passiert, als wir uns<br />
Gedanken über den Waldbrand machten, und ihn<br />
nicht wahrgenommen.<br />
Wir machen eine kurze Pause am Chagdatkan.<br />
Der Zufluss kommt durch ein enges Tal zwischen<br />
Felszinnen hindurch und in Kaskaden über breite<br />
Steinplatten hinweg von der rechten Seite zur<br />
Tunguska herabgeflossen. In einer schmucken<br />
Naturbadewanne seifen wir uns im kalten Wasser<br />
fix ab, immer mit einem Auge in Richtung Wald,<br />
um nicht im wahrsten Sinne des Wortes mit heruntergelassenen<br />
Hosen von Meister Petz überrascht<br />
zu werden.<br />
Nach einer weiteren Stunde im Qualm passieren<br />
wir einen kleineren Berg, über den sich von der<br />
uns abgewandten Seite eine Rauchwolke zur Tunguska<br />
und dann hinab ins Flusstal wälzt. Das<br />
Feuer scheint sich direkt dahinter zu befinden.<br />
Zum Glück lässt der Rauch ab hier wieder nach.<br />
Wir paddeln noch weiter bis zum Kilometer 430,<br />
und nach einigem angestrengten Suchen entdecken<br />
wir die Hütte, die laut eines russischen Berichtes<br />
aus dem Internet genau gegenüber des entsprechenden<br />
Kilometerschildes liegt. Sie steht<br />
versteckt neben einem von einem winzigen Bächlein<br />
tief eingeschnittenen Tal auf einer Anhöhe<br />
etwas zurückgesetzt vom Fluss. Wir sortieren<br />
unsere Sachen, um nicht alles den steilen Pfad das<br />
Ufer hinaufschleppen zu müssen, und machen<br />
dann jeder 2 Mal schwer bepackt die gut hundert<br />
Meter bis zur Hütte. Als erstes greifen wir uns die<br />
große Axt vor der Hütte und bollern damit gegen<br />
ein großes leeres Ölfaß, dass die Tannenzapfen<br />
von den Bäumen fallen. Zumindest von einem<br />
normal sich verhaltenden Bär sollte uns bis auf<br />
weiteres keine Gefahr mehr drohen.<br />
Die Hütte besteht aus zwei Einzelgebäuden unter<br />
einem gemeinsamen Dach. Kurz spielen wir mit<br />
dem Gedanken, die Banja anzuheizen, entscheiden<br />
uns dann aber dagegen – zuviel Streß. Die<br />
Hütte ist relativ gut ausgestattet – an der Wand<br />
hängt sogar ein Transistorradio, im überdachten<br />
„Zwischenhof“ steht ein oller Kühlschrank, der<br />
Boden ist dick mit Axtspänen bedeckt, die knochentrocken<br />
sind und vorzüglich in unseren Hoboofen<br />
passen. Wir braten uns die Fische in der eigens<br />
in Baikit angeschafften Pfanne, genießen die<br />
Stille BÄMM! und lassen den BÄMM! Abend bei<br />
einem BÄMM!! kühlen BÄMM!! BÄMM!! Bier<br />
ausklingen. Ab und zu bollern wir beherzt gegen<br />
das Ölfaß.<br />
Vor dem Zubettgehen gilt es, noch ein wenig aufzuräumen.<br />
Die verkeimten Decken fliegen von<br />
den Pritschen in die Ecke, und über die muchtigen<br />
Bären- und Rentierfelle decken wir Zeltunterlage<br />
bzw. Rettungsdecke. Von oben schließt jeweils<br />
das Moskitonetz die Sache ab. Eigentlich sind die<br />
Hütten erstaunlich mückenfrei, aber es ist trotzdem<br />
schön einen Kokon zu haben, der einen gegen<br />
den allgemeinen Grundgammel abschirmt.