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Wichtige mittelalterliche Datierungsformen - Institut für Geschichte ...

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Annunziationsstil: 25. März (entweder vor oder nach unserer Zählung!!) [Kanzlei Kaiser Friedrichs II.;<br />

Zisterzienserorden; England]<br />

Osterstil: jeweils zu Ostern Jahresbeginn [Frankreich]<br />

Tageszählung:<br />

a) Römischer Kalender nach Kalenden (1. eines Monats), Nonen (5. bzw. 7. eines Monats) und Iden (13. bzw. 15.<br />

eines Monats)<br />

In den Monaten März, Mai, Juli, Oktober fallen die Nonen auf den 7., die Iden auf den 15. des Monats. Bei allen<br />

anderen Monaten auf den 5. bzw. 13.<br />

Die Besonderheit des römischen Kalenders ist, dass von den drei Fixdaten (Kalenden, Nonen, Iden) rückwärts<br />

gezählt wurde, wobei der jeweilige Anfangstag mitgezählt wurde.<br />

Beispiele: XVII. Kalenden des Aprils = 16. März; II. Nonen des März = 6. März; V. Iden des März = 11.<br />

März.<br />

Die Tagesdaten nach römischem Kalender können mit GROTEFEND, S.222 Taf. XVIII aufgelöst werden.<br />

b) Christlicher Festkalender: Die häufigste Tagesbezeichnung im Mittelalter war die nach Fest- oder<br />

Heiligentagen, wobei mittels des Wochentages vor oder nach einem Fest datiert wurde.<br />

Bei der Auflösung solcher Datierungen ist das alphabetische Verzeichnis bei GROTEFEND, S. 30-110<br />

heranzuziehen.<br />

Bei Datierungen nach Fest- oder Heiligentagen sind folgende Tagesbezeichnungen häufig anzutreffen:<br />

festum, festivitas, hochzeit = Tag des Festes selbst<br />

vigilia, pridie, profesto, precedente die, abend = Tag vor einem Fest<br />

vigilia vigilie, previgilia, abendsabend = 2. Tag vor einem Fest<br />

crastino, cras festi, sequenti die, altera die, feria proxima post, des negesten tages = Tag unmittelbar nach einem Fest<br />

octava, achter tag, andag = 8. Tag nach einem Fest [Die Tage innerhalb der Oktav werden mit infra, intra,<br />

inter, in, ante bezeichnet, während post octavam die Tage nach der Oktav bedeuten.]<br />

quindena, die quinta decima octava octavarum, verteinnacht = 14tägiger Zeitraum vor einem Fest<br />

mensis = kann <strong>für</strong> einen Termin von 4 Wochen nach einem Fest gebraucht werden (z.B. dominica mensis<br />

pasche = 4. Sonntag nach Ostern [Cantate])<br />

Wochentagsbezeichnungen:<br />

Sonntag = dominica bzw. dies dominicus, sonnentag<br />

Montag = dies Lunae bzw. feria secunda, mentag<br />

Dienstag = dies Martis bzw. feria tertia, Eritag<br />

Mittwoch = dies Mercurii bzw. feria quarta, mittichen<br />

Donnerstag = dies Iovis bzw. feria quinta, durnstag<br />

Freitag = dies Veneris bzw. feria sexta, fridach<br />

Samstag = dies Saturni bzw. sabbatum, sambestag<br />

Beispiele <strong>für</strong> häufige <strong>Datierungsformen</strong> des Mittelalters<br />

a) Datum Laterani XIII. kal. Februarii, pontificatus nostri anno XIIII. (Aussteller ist Papst Innozenz III.).<br />

Lösungsweg:<br />

1. Das Tagesdatum ist der 20. Januar (vgl. GROTEFEND, S. 222)<br />

2. Das 14. Pontifikatsjahr Papst Innozenz’ III. reichte vom 22. Februar 1212 bis zum 21. Februar<br />

1213, da er und am 22. Februar 1198 geweiht worden war (vgl. GROTEFEND, S. 126).<br />

Das Datum ist der 20. Januar 1213.<br />

b) Data XIIII. kal. Maii anno incarnationis DCCCCXLVII, indictione V, regnante pio rege Ottone anno XI.<br />

Lösungsweg:<br />

1. Das Jahr ist 947<br />

2. Der Tag ist der 18. April (vgl. GROTEFEND, S. 222)<br />

3. Die Indiktion des Jahres 947 ist „V“ (vgl. GROTEFEND, S. 140 Taf. VIII)<br />

4. Das 11. Regierungsjahr Ottos als König reichte vom 8. August 946 bis zum 7. August 947, da er<br />

am 8. August 936 gekrönt worden war (vgl. GROTEFEND, S. 113)<br />

Das Datum ist der 18. April 947.<br />

c) Datum die dominico, in vigilia sancti Petri et Pauli anno XXVIIII regnante inclito caesare Ottone augusto, anno domini<br />

DCCCCLXXIIII.<br />

Lösungsweg:<br />

1. Das Jahr ist 974.<br />

2. Bei dem dies dominicus handelt es sich um einen Sonntag (vgl. GROTEFEND, S. 45 s.v. dies dominicus)<br />

3. Das Fest Petri und Pauli ist der 29. Juni eines jeden Jahres (vgl. GROTEFEND, S. 88 s.v. Petri et<br />

Pauli ap.)<br />

4. Die Vigil ist der Tag vor dem Fest, also der 28. Juni.<br />

Das Datum ist Sonntag, der 28. Juni 974.<br />

© PD Dr. Stefan Petersen, Universität Würzburg, <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Geschichte</strong>, Lehrstuhl <strong>für</strong> Fränkische Landesgeschichte

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