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Die Universität Rostock zwischen Sozialismus und - RosDok ...

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Edith Buchholz<br />

stand der Plan, einen solchen Softwarevertrieb hier durch mich für den deutschsprachigen<br />

Raum zu gründen, um nicht mit 55 (<strong>und</strong> zwei unselbständigen Kindern)<br />

arbeitslos zu sein. Nicht genügend bedacht war von uns dabei, dass in<br />

Deutschland Ausbildung eine Sache der Länderhoheit ist <strong>und</strong> daher deutsche<br />

Schulen nicht, im Gegensatz zu den englischen, mit einer zentralen Forderung<br />

nach einer Integration des Computers in den Unterricht konfrontiert waren. Zudem<br />

war die Hemmschwelle für die „Eroberung“ des neuen Arbeitsmittels Computer<br />

für die Lehrer häufig wesentlich höher als für Schüler oder Studenten. Aus heutiger<br />

Sicht musste daher der Versuch mit dem Softwarevertrieb als neuer Existenzgr<strong>und</strong>lage<br />

damals nach der Abwicklung fehlschlagen. Ein universitäres Fachgebiet<br />

„Angewandte Sprachwissenschaft“ gab es in der damaligen B<strong>und</strong>esrepublik auch<br />

nicht.<br />

Ich war dann nach der Wende Mitglied in der Gesellschaft für Angewandte<br />

Linguistik (GAL), aber das war eine Gesellschaft außerhalb der <strong>Universität</strong>en, das<br />

heißt Professoren für Linguistik betrieben CALL innerhalb dieser Gesellschaft.<br />

Ich war nach Bonn zu einer GAL-Tagung zum Vortrag eingeladen, die Teilnehmer<br />

kannte ich zu einem wesentlichen Teil durch ihre auch in der DDR erschienenen<br />

Veröffentlichungen, aber es war kaum einer, der einen Lehrstuhl für Angewandte<br />

Sprachwissenschaft hatte. Das Gebiet war in den alten B<strong>und</strong>esländern<br />

nicht als Wissenschaft etabliert, also würde es dafür auch in den neuen B<strong>und</strong>esländern<br />

keinen Lehrstuhl geben. So erlebte ich die Erneuerung der <strong>Universität</strong>en <strong>und</strong><br />

Hochschulen als verwaltungstechnischen Akt von bemerkenswerter Kurzsichtigkeit.<br />

Ich bin also in den so genannten Altersübergang gegangen (mit Unterbrechungen,<br />

zum Beispiel ein Jahr als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Sektion<br />

Informatik dieser <strong>Universität</strong> oder mehrere Wochen als Deutschdozent auf einem<br />

Passagierschiff). <strong>Die</strong> meisten „abgewickelten“ Englischlektoren von uns haben<br />

eine Stelle an Schulen bekommen, während sich die Russischlehrer – auch die<br />

jungen – von ABM zu ABM hangelten – schon traurig.<br />

Was haben wir versucht? Wir haben einen Verein gegründet, hatten gesehen,<br />

dass das in den alten B<strong>und</strong>esländern auch bei Nichtsportlern klappte. Wir nannten<br />

uns Eurospeak, boten dort alle unsere 17 Sprachen europaweit an, aber es bestand<br />

überhaupt kein Bedarf. <strong>Die</strong> Firmen hier im Osten hatten andere Probleme, so sie<br />

überhaupt am Leben blieben. <strong>Die</strong> einzige Sprache, die von Firmen oder Institutionen<br />

gebraucht wurde, war Englisch. <strong>Die</strong> Russischlehrer schieden daher bald aus<br />

dem Verein aus. Der „englische Flügel“ existiert unter meinem ehrenamtlichen<br />

Vorsitz bis heute. Wir befassten uns – an vorhandene Erfahrungen anknüpfendmit<br />

englischen Fachsprachen, besonders der im Hafen. So konnte ich an Europaprojekten<br />

mitarbeiten, in deren Rahmen wir Software entwickelten, zum Beispiel<br />

Business English oder Portspeak, eine CD-ROM zum Erwerb der englischen<br />

Fachsprache für Hafenarbeiter.

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