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Q-Fieber

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Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg<br />

In Zusammenarbeit mit<br />

• Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart<br />

• Schafherdengesundheitsdienst der Tierseuchenkasse Baden-Württemberg<br />

Erforderliche Maßnahmen beim Auftreten von<br />

humanen Q-<strong>Fieber</strong>-Epidemien<br />

Teil 1:<br />

Q-<strong>Fieber</strong>: Erreger, Krankheitsbild, Epidemiologie<br />

Das Q-<strong>Fieber</strong> (Query-<strong>Fieber</strong>), in Deutschland auch als Balkangrippe oder Krimfieber<br />

bekannt, wird durch Coxiella burnetii, ein gramnegatives Bakterium (systematisch<br />

neuerdings zu den Legionellen gestellt), übertragen. Coxiella burnetii lebt intrazellulär<br />

parasitisch und tritt in 2 Formen auf (Abb. 1):<br />

Abb. 1<br />

Entwicklungszyklus von<br />

Coxiella burnetii<br />

Coxiellen treten in 2 Formen<br />

auf, größere vegetative Formen<br />

und kleine, sehr resistente,<br />

sporenähnliche Formen,<br />

die von diesen am Polende<br />

gebildet und unter Auflösung<br />

der Mutterzelle freigesetzt<br />

werden. Beide Formen können<br />

sich durch Zweiteilung weiter<br />

vermehren.<br />

Abb.: Bergey`s manual 1984<br />

Wiederholdstraße 15 Telefon 0711/1849-247 E-Mail: poststelle@lga.bwl.de LZB Stuttgart<br />

70174 Stuttgart Fax 0711/1849-242 X400: S=Poststelle, 0=LGA, BLZ 600 000 00<br />

www.landesgesundheitsamt.de P=BWL, A=DBP, C=DE Konto-Nr. 600 015 05


2<br />

Die größeren Formen weisen den Aufbau einer vegetativen Bakterienzelle auf; am<br />

Polende können diese kleinere sporenähnliche Formen bilden, die unter Auflösung<br />

der Mutterzelle freigesetzt werden. Diese sporenartigen Körperchen sind in<br />

erster Linie für die hohe Tenazität von Coxiella burnetii verantwortlich, die bis zu<br />

1,5 Jahren betragen kann.<br />

Beim Menschen verursacht eine Infektion mit Coxiella burnetii bei vollausgeprägtem<br />

Krankheitsbild eine atypische Pneumonie mit hohem <strong>Fieber</strong> und heftigem retroorbitalen<br />

Kopfschmerz; häufig verläuft die Infektion jedoch ohne Symptome oder äußert<br />

sich „nur“ in Form einer Sommergrippe mit <strong>Fieber</strong> und Gliederschmerzen.<br />

Beim Q-<strong>Fieber</strong> handelt es sich um eine Zoonose mit einem außerordentlich großen<br />

Wirtsspektrum . Als Überträger fungieren Zecken; weltweit kommen über 50 Zeckenarten<br />

in Frage, in Mitteleuropa ist die Schafzecke Dermacentor marginatus der<br />

weitaus wichtigste Vektor. Als Wirtstiere kommen Nager, Wild, Vögel die meisten<br />

Haustiere und der Mensch in Betracht. Die Übertragungswege beim Q-<strong>Fieber</strong> sind<br />

außerordentlich vielfältig und verzweigt (Abb.2).<br />

Abb. 2<br />

Infektionskreislauf von Coxiella<br />

burnetii<br />

Der basale Infektionskreislauf von C.<br />

burnetii entwickelt sich zwischen<br />

Larven und Nymphen der Dermacentor-Zecken<br />

und kleinen Nagern.<br />

Zweimal im Jahr, mit Auftreten der<br />

adulten Stadien, erfährt der Kreislauf<br />

eine Erweiterung, wobei dann größere<br />

Wildtiere sowie Haustiere befallen<br />

werden. Zusätzlich erfolgt die<br />

Verbreitung der Coxiellen auf aerogenem<br />

Wege über eingetrockneten<br />

Zeckenkot und kontaminierten<br />

Staub.<br />

Abb.: Prof. Dr. Liebisch, Tierärztliche<br />

Hochschule, Hannover<br />

Zwischen den Larven und Nymphen von Dermacentor und deren Wirtstieren, kleinen<br />

Nagern, entwickelt sich ein basaler Kreislauf, der indessen zweimal im Jahr, in<br />

Deutschland in März -April und im August-September eine Erweiterung erfährt. Zu<br />

dieser Zeit nämlich treten die adulten Dermacentor-Zecken auf und befallen dann<br />

ihre Wirte - größere Wildtiere wie Rotwild und Füchse aber auch Haustiere wie


3<br />

Schafe, Ziegen ,Rinder. Dies führt zu einer erheblichen Intensivierung der Coxiellen-Übertragung.<br />

Die adulten Zecken geben in das Fell der Tiere Kot ab (Abb.3).<br />

Abb. 3<br />

Zecken und Zeckenkot im Schaf-Vlies.<br />

Der Erreger-haltige Zeckenkot kann über<br />

Wochen im Vlies verbleiben und als Staub<br />

aerogen verbreitet werden; auf diese Weise<br />

können Schafe zu passiven Vektoren werden,<br />

ohne selbst erkrankt zu sein.<br />

Abb.: Dr. Steng, SHGD, Stuttgart<br />

Dieser enthält große Mengen an Erregern und wird nach dem Eintrocknen als Staub<br />

verbreitet, was zur aerogenen Infektion weiterer Tiere sowie des Menschen führen<br />

kann. Die hohe Resistenz der Coxiellen sowie die Abgabe großer Erregerzahlen bei<br />

gleichzeitig nur geringer Infektionsdosis führt zu einer außerordentlich hohen Kontagiosität<br />

dieser Infektion. Dies wird noch durch den Umstand verstärkt, daß Coxiellen-Infektionen<br />

v.a. bei Schafen zu Aborten führen. Die Fruchthäute des Abortmaterials<br />

enthalten dann massenhaft Erreger, die zu einer weiteren Verbreitung führen.<br />

Eingetrocknete Fruchthäute, die auf der Weide verbleiben, können zu einer monatelangen<br />

„Verseuchung“ des Geländes führen. Nichtsdestoweniger spielen die Zecken<br />

als Reservoir die größte Rolle, die Bildung von Naturherden ist mit ihrem Vorkommen<br />

verbunden. Naturherde finden sich v.a. in warmen und trockenen Klimazonen;<br />

in Deutschland kommt diese Infektion ganz überwiegend in Bayern, Baden-<br />

Württemberg und den angrenzenden Bundesländern vor, wohingegen sie nach Norden<br />

zu zunehmend seltener wird. In Mitteleuropa sind menschliche Q-<strong>Fieber</strong> -<br />

Erkrankungen am häufigsten in Verbindung mit Schafen bekannt geworden, in<br />

Deutschland kommt es speziell im Bereich der Triebwege von Wanderschafen bzw.<br />

im Gebiet der Winterquartiere dieser Haustiere zu Epidemien; dabei wurde über eine<br />

aerogene Übertragung der Erreger über großen Strecken berichtet.<br />

Einen Höhepunkt von Q-<strong>Fieber</strong>-Fällen gab es in den 40-er bis 60er Jahren. In dieser<br />

Zeit wurden in der Bundesrepublik 3868 humane Fälle von Q-<strong>Fieber</strong> registriert. Seither<br />

ist die Zahl der Fälle gesunken, möglicherweise ist aber auch die Aufmerksamkeit<br />

geringer geworden. Bei aktiver Suche nach Q-<strong>Fieber</strong>- Epidemien wurden in den<br />

letzten 2 Jahren mehrfach Q-<strong>Fieber</strong>-Epidemien mit bis zu 100 Erkrankten aufgedeckt.<br />

Mit einer erheblichen Dunkelziffer von Infektionen ist zu rechnen.<br />

Derzeit (Stand Juli 2000) ist die Erkrankung und der Tod an Q-<strong>Fieber</strong> meldepflichtig<br />

(§ 3 BseuchG). Nach Inkrafttreten des IfSG wird der direkte oder indirekte Nachweis<br />

von Coxiella burnetii meldepflichtig sein, soweit der Nachweis auf eine akute Infektion<br />

hindeutet.


4<br />

Teil 2:<br />

Maßnahmen-Katalog beim Auftreten von Q-<strong>Fieber</strong>-<br />

Epidemien<br />

Beim Q-<strong>Fieber</strong> handelt es sich um eine Zoonose, von der Tiere und Menschen gleichermaßen<br />

betroffen sein können. Dies bedeutet, daß hier eine Kooperation der<br />

verantwortlichen medizinischen und veterinärmedizinischen Behörden erforderlich<br />

ist. Isolierte Maßnahmen etwa nur im medizinischen Bereich sind nur wenig<br />

effektiv.<br />

Oberstes gemeinsames Ziel ist es, die Q-<strong>Fieber</strong>-Epidemie zu stoppen und ein Wiederaufflackern<br />

zu vermeiden.<br />

Bei Verdacht auf einen Ausbruch von Q-<strong>Fieber</strong> sollte nach einem einheitlichen<br />

Schema vorgegangen werden. Die erforderlichen und möglichen Maßnahmen wurden<br />

von Vertretern des MLR, SM, LGA, CVUA sowie der Schafherden-<br />

Gesundheitsdienste BW in einer Besprechung am 19.11. 99 im MLR erarbeitet und<br />

sollen als Richtschnur für die Vertreter der medizinischen und veterinärmedizinischen<br />

Behörden dienen.<br />

1. Sicherung der Diagnose „Q-<strong>Fieber</strong>“ bzw. Abklärung des Verdachts<br />

(atypische Pneumonie) durch Laboruntersuchungen<br />

Die Diagnose einer Q-<strong>Fieber</strong>-Infektion wird auf serologischem Wege unter Verwendung<br />

von Coxiella-Phase I und -Phase II-Antigenen gestellt. Im Falle eines Q-<br />

<strong>Fieber</strong> Verdachts muß von den Erkrankten Serum an ein geeignetes Labor gesandt<br />

werden. Mit dem Auftreten von Antikörpern ist ab der 2. Woche post infectionem<br />

zu rechnen.<br />

2. Beim Auftreten von zwei und mehr humanen Fällen Klärung der<br />

Situation vor Ort mit Methoden der aufsuchenden Epidemiologie<br />

Fragen zur Erkrankung<br />

Suche nach möglichen Infektionsquellen (Schafe, Rinder, Damwild, Hunde)<br />

Befragung der Hirten bzw. der Besitzer nach: Verlammen, Verkalben<br />

Frage nach Zeckenbefall<br />

3. Aktive Suche nach weiteren humanen Fällen in der betroffenen<br />

Region, Abklärung der verdächtigen Erkrankungen durch Laboruntersuchungen<br />

Erfahrungsgemäß wird - wenn überhaupt - nur ein Teil der Q-<strong>Fieber</strong>-Infektionen<br />

auf dem regulären Meldeweg bekannt. Bei der Q-<strong>Fieber</strong>-Epidemie in Freiburg<br />

1998 wurden nur 8 Fälle über Meldung an das Gesundheitsamt ermittelt. Nach<br />

aktiver Fallsuche erhöhte sich die Zahl der Erkrankten auf ca 100. Eine möglichst<br />

weitgehende Erfassung der Erkrankungsfälle ist die Grundlage für eine effektive<br />

Durchführung von Punkt 4.


5<br />

4. Befragung des erweiterten betroffenen Personenkreises, ggf.<br />

Fall-Kontroll-Studie<br />

Die Befragung des betroffenen Personenkreises erfolgt mittels standardisierter<br />

Fragebögen; die anschließende Auswertung dient der Ermittlung der wahrscheinlichen<br />

Infektionsquelle und der Einleitung geeigneter Schutzmaßnahmen.<br />

5. Eingrenzung von Großtieren als möglicher Infektionsquelle<br />

Coxiella burnetii hat ein sehr breites Wirtsspektrum und führt bei zahlreichen<br />

Säugetierarten zur Infektion. Von den Haustieren sind am häufigsten Wiederkäuer<br />

betroffen, dagegen nur selten Einhufer und Schweine; Schafherden sind in jedem<br />

Fall in die Untersuchungen zur epidemiologischen Klärung einzubeziehen.<br />

Eine Verbreitung der Coxiellen durch Schafherden kann über zwei unbedingt zu<br />

unterscheidende Wege zustandekommen:<br />

A. Passive Vektor-Funktion: Hierbei sind die Schafe selbst nicht klinisch erkrankt,<br />

tragen aber infektiösen Zeckenkot im Vlies, der zu aerogenen Infektionen<br />

z.B. des Menschen führen kann.<br />

B. Aktive Vektor-Funktion: Hierbei sind die Schafe selbst in das Krankheitsgeschehen<br />

einbezogen; über ein Q-<strong>Fieber</strong>-bedingtes Abortgeschehen kommt es zu<br />

einer Vermehrung und Verbreitung der Coxiellen durch infizierte Feten, Plazenten<br />

und Lochialsekrete in der Umwelt<br />

Abklärung der Infektionsquelle Schaf<br />

A. Ermittlung der aktiven Vektor-Funktion<br />

Serologische Untersuchungen:<br />

Schafe, die sich mit Coxiella burnetii infiziert oder sogar verlammt haben, bilden<br />

in der KBR und im ELISA nachweisbare Antikörper. Bei der Auswertung der Serologie<br />

deuten KBR-Titerstufen ≥ 1:40 auf eine kürzlich stattgefundene Infektion<br />

und Titerstufen von < 1:40 auf eine länger zurückliegende Infektion oder auf den<br />

Beginn einer Infektion hin. Es ist hierbei zu bedenken, daß KBR-Titerstufen beim<br />

Schaf innerhalb von ca einem halben Jahr abfallen können.<br />

Die Auswertung der Serologie ist auf die gesamte Schafherde zu beziehen: Bei<br />

einer Herde mit aktueller Infektion weist wenigstens die Hälfte aller Tiere Titerstufen<br />

≥1:20 in der KBR oder positive Ergebnisse im ELISA auf. Zur Ermittlung<br />

einer Herden-Infektion ist ein Stichprobenumfang von 5-10% der Tiere erforderlich.<br />

Beim Vorkommen nur einzelner Seroreagenten (i. d. R. Titerstufen < 1:40 in<br />

der KBR) ist von einer Coxiellen-Ausscheidung durch die untersuchte Herde<br />

nicht auszugehen.<br />

Ein negatives Ergebnis der Serologie (Titerstufen < 1:10 in der KBR) schließt nur<br />

ein akutes Infektionsgeschehen innerhalb der Schafherde aus; eine Aussage hinsichtlich<br />

der passiven Vektorenrolle der Schafe läßt sich hingegen anhand der<br />

Serologie nicht treffen.<br />

Mikrobiologische Untersuchungen:<br />

Bei infizierten Schafen ist ein direkter Nachweis von Coxiellen mit Hilfe von Färbeverfahren<br />

(Stamp-Färbung)sowie durch Antigennachweis möglich; als Untersuchungsmaterial<br />

eignen sich Nachgeburten sowie Genitalabstriche. Auch bei letz-


6<br />

teren führen die Teste nur zur Zeit des Ablammens und bis zu 4-6 Wochen danach<br />

zu verwertbaren Ergebnissen.<br />

B. Ermittlung der passiven Vektor-Funktion<br />

Treten in der Umgebung einer Schafherde gehäufte menschliche Erkrankungen<br />

auf, und sind die Tiere serologisch unauffällig, ist die Beobachtung von Zeckenkot<br />

im Vlies (dunkle Verfärbungen im tieferen Vlies, Abb. 3) als hinreichender Verdacht<br />

für eine Vektorrolle der Schafe zu werten.<br />

Darüberhinaus sind folgende Untersuchungen grundsätzlich möglich, derzeit sind<br />

sie jedoch nur als flankierende Maßnahme zu betrachten. Grundsätzlich ist die<br />

Durchführung erforderlicher Maßnahmen schon bei hinreichendem Verdacht<br />

angezeigt.<br />

Untersuchung des Zeckenkots auf den Schafen mit Hilfe der PCR:<br />

Dieses Verfahren hat sich in ersten Untersuchungen als praktikabel erwiesen; bei<br />

bestehendem Verdacht sind entsprechende Untersuchungen von zeckenkothaltigen<br />

Vliesproben angezeigt. Positive Ergebnisse sind auch Wochen nach dem<br />

Verschwinden der adulten Dermacentor-Zecken noch zu erwarten.<br />

Untersuchung von adulten Zecken auf Coxiellen<br />

Adulte Zecken lassen sich mit Hilfe der PCR und von Zellkulturen auf Coxiellen<br />

untersuchen. Dieses Verfahren ist zum Zeitpunkt des Auftretens der adulten<br />

Dermacentor-Zecken zum Eingrenzen der Endemiegebiete sinnvoll.<br />

Untersuchung von Staub des Weidelandes auf Coxiellen:<br />

Eine Untersuchung von Staub mit Hilfe der PCR ist prinzipiell möglich; entsprechende<br />

methodische Untersuchungen werden derzeit vorgenommen, mit der E-<br />

tablierung des Verfahrens ist in Bälde zu rechnen.<br />

6. Maßnahmen nach Ermittlung von Großtieren, speziell Schafen,<br />

als wahrscheinlicher Infektionsquelle<br />

A. Maßnahmen bei aktiver Vektor-Funktion<br />

Maßnahmen zur Verringerung des Erregereintrags in die Umwelt:<br />

Verbringung der hochtragenden Schafe in den Stall zum Ablammen<br />

Nachgeburtbeseitigung (Absammeln in festen Behältern, Entsorgung durch die<br />

Tierkörperbeseitigungsanstalt)<br />

Metaphylaktische Tetrazyklinbehandlung<br />

Mit einer Tetrazyklinbehandlung wird es kaum gelingen, den Erreger aus der<br />

Herde zu eliminieren. Dagegen ist ein Tetrazyklineinsatz geeignet, bei hochtragenden<br />

Schafen die Aborte zu reduzieren<br />

Kontrollierte Akarizidbehandlung<br />

Dieses Verfahren stellt eine prophylaktische Maßnahme dar und ist i.d.R. nicht<br />

geeignet, die aktuelle Situation zu beeinflussen; sie ist folgendermaßen einzusetzen:<br />

a. In den Herden, von denen mutmaßlich eine Infektion ausging vor der nächsten<br />

Zeckenbefalls –Saison


7<br />

b. bei Herden in den bekannten Dermacentor-Biotopen alljährlich zu Beginn<br />

einer Dermacentor-Befallszeit<br />

Für eine Akarizid-Behandlung existieren derzeit 3 Applikationsverfahren:<br />

Pour on – Verfahren mit Pyrethroiden<br />

Kamm-Verfahren mit Organophosphaten<br />

Injektions-Verfahren mit makrozyklischen Laktonen<br />

Impfung gegen Coxiellen:<br />

Derzeit ist nur der gegen Chlamydien/Coxiellen gerichtete französische Impfstoff<br />

Chlamyvax FQ verfügbar. Da er für Rinder vorgesehen ist, ist er nicht in praxisgerechter<br />

und kostengünstiger Abpackung für Schafe verfügbar. Indikationen:<br />

a. Impfung zur Reduktion der Aborte vor der nächsten Deckzeit<br />

b. Impfung der Schafe in den Q-<strong>Fieber</strong>-Endemiegebieten<br />

Eine generelle Impfung der Schafe in den Q-<strong>Fieber</strong> –Endemiegebieten ist zur<br />

Eindämmung der Infektionen zwar sehr wünschenswert, sie dürfte aus praktischen<br />

Gründen indessen bis zur Verfügbarkeit eines geeigneten Impfstoffes<br />

schwer durchzusetzen sein; gleichwohl sollte eine Coxiellen-Impfung zumindest<br />

auf lange Sicht angestrebt werden.<br />

B. Maßnahmen bei passiver Vektor-Funktion<br />

Desinfektion der infektiösen Schafherde:<br />

Das Verfahren ist als Sofortmaßnahme gegen die Verbreitung weiterer Infektionen<br />

in Betracht zu ziehen. Voraussetzung hierfür ist begründeter Verdacht der<br />

Infektiosität der Tiere.<br />

(Humane Erkrankungen/Zeckenkot im Vlies; ggf. positive PCR aus Zeckenkot)<br />

Derzeit existieren keine ausgewerteten Feldversuche zur Feststellung der Wirksamkeit.<br />

Nichtsdestoweniger ist bei Anwendung eines gegen Coxiellen wirksamen<br />

Desinfekionsmittels zumindest mit einer Reduktion der Keimbelastung zu<br />

rechnen.<br />

Die Desinfektion kann mit einer geeigneten Anlage vorgenommen werden; hierbei<br />

empfiehlt sich die Hinzuziehung des Schafgesundheitsdienstes.<br />

Akarizidbehandlung vor der nächsten Zeckenbefalls-Saison:<br />

Indikation und Durchführung s.o.<br />

Weitere Maßnahmen:<br />

Je nach Situation und je nach Untersuchungsergebnissen sind folgende weitere<br />

Maßnahmen in Betracht zu ziehen:<br />

Unterbinden von Publikumsverkehr auf kontaminierten Standorten mit erhöhtem<br />

Risiko<br />

Bei Verlammen auf begrenzten Standort ist diese Maßnahme in Betracht zu ziehen<br />

Scheren in geschlossenen Räumen<br />

Bei Schafen, die mit begründetem Verdacht als passive Vektoren anzusehen<br />

sind, ist das Scheren in geschlossenen Räumen vorzunehmen. Die kontaminierte<br />

Wolle ist unschädlich (z.B. Verbrennen) zu beseitigen


8<br />

Sperren von Weiden in Wohngebieten<br />

Diese Maßnahme ist nach Durchführung der oben angegebenen Maßnahmen<br />

i.d.R. nicht erforderlich.<br />

Erteilung von Triebgenehmigungen<br />

Die Erteilung von Triebgenehmigungen soll von der Durchführung der oben angegebenen<br />

Maßnahmen abhängig gemacht werden.<br />

Stuttgart, 1. Juli 2000<br />

Prof. Dr. Dr. Kimmig, Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg , Stuttgart<br />

Dr. Pfaff, Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg , Stuttgart<br />

Dr. Sting, Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt, Stuttgart<br />

Dr. Steng, Schafherdengesundheitsdienst Stuttgart der Tierseuchenkasse BW

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