Universitätsblätter 2011 - Gießener Hochschulgesellschaft
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Im Hof von Schloss Rauischholzhausen präsentierte<br />
am 20. 7. 2010 eine Gruppe tschechischer<br />
Studierender Aucassin et Nicolette.<br />
Die gängige Lesweise des Textes ist die einer<br />
naiven Geschichte von Trennung und abenteuerlicher<br />
Wiedervereinigung zweier durch Religion<br />
und Herkunft getrennter Liebender. Die Regiestudentin<br />
Barbora Herčíková (Brno) hatte<br />
zusammen mit dem Prager Studenten Matouš<br />
Jaluška, der den Text ins Tschechische übersetzte,<br />
ein Aufführungskonzept erarbeitet, das<br />
die dem Text zugrunde liegenden Gender-Modelle<br />
hervorhob und das Absurde und Gefährliche<br />
der Genderwechsel der Figuren (Nicolette<br />
verkleidet sich mehrfach als Mann) in den Mittelpunkt<br />
rückte. So wurde das Prekäre der Zuschreibung<br />
von „weiblichen“ und „männlichen“<br />
(aber auch von „westlichen“ und „orientalischen“)<br />
Eigenschaften an sich offengelegt.<br />
Die Aufführung verzichtete auf eine historische<br />
Gewandung, um die Überzeitlichkeit seiner<br />
Problematik zu betonen. In überwältigender<br />
pantomimischer und artistischer Darbietungskunst<br />
wurden die komplexen Konzepte<br />
des Textes einem der tschechischen Sprache<br />
nicht mächtigen Publikum höchst eindrücklich<br />
vermittelt.<br />
Rund 150 Zuschauer waren am 21. 7. 2010<br />
bei den Aufführungen auf dem Schiffenberg<br />
anwesend. Frau PD Dr. Heidy Greco-Kauf-<br />
Abb. 1: Szene aus „Aucassin et Nicolette“ der tschechischen Theatergruppe.<br />
Foto: Cora Dietl<br />
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