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Gemeinsame Ausbildung für Grundschule und Kindergarten ... - GEW

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Ursula Carle/ Christine Schorr<br />

<strong>Gemeinsame</strong> <strong>Ausbildung</strong> <strong>für</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>schule</strong> <strong>und</strong> <strong>Kindergarten</strong><br />

an der Universität Bremen<br />

Seit Wintersemester 2005-2006 studieren an der Universität Bremen künftige<br />

LehrerInnen <strong>und</strong> Bildungsfachleute <strong>für</strong> den Elementarbereich im<br />

Bachelorprogramm Fachbezogene Bildungswissenschaften <strong>und</strong> einem<br />

anschließenden Masterprogramm. Die Entwicklung des gemeinsamen<br />

Studienprogrammes wird durch die Robert Bosch Stiftung im Rahmen des<br />

Projekts PiK (Profis <strong>für</strong> Kitas) gefördert.<br />

Viele Argumente sprechen <strong>für</strong> das Programm: So findet die gr<strong>und</strong>ständige<br />

<strong>Ausbildung</strong> <strong>für</strong> PädagogInnen des Elementarbereichs in fast allen Staaten an<br />

Hochschulen statt (Oberhuemer/Ulich 1997). Das ist Standard <strong>für</strong> internationale<br />

Anerkennung des Abschlusses <strong>und</strong> Forschungsnähe der <strong>Ausbildung</strong><br />

(Rauschenbach u.a. 2005). Die Ergebnisse der OECD-Studie „Early Childhood<br />

Education and Care“ unterstreichen den Bedarf einer universitären<br />

Qualifizierung (OECD 2004a). Dass es eine gemeinsame <strong>Ausbildung</strong> ist, macht<br />

Sinn, sollten doch PädagogInnen aus Elementarbereich (Kita) <strong>und</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>schule</strong><br />

den jeweils anderen Bereich sehr gut kennen, um ihre Arbeit abstimmen zu<br />

können. (Carle/Samuel 2005) Zudem sind die meisten Wissensgr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong><br />

weite Teile des pädagogisch-fachlichen Könnens <strong>für</strong> die Arbeit mit Kindern in<br />

<strong>Kindergarten</strong> <strong>und</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>schule</strong> identisch <strong>und</strong> differenzieren sich erst in der<br />

Berufstätigkeit aus.<br />

Zwar ist die Etablierung einer gemeinsamen <strong>Ausbildung</strong> <strong>für</strong> Elementarbereich<br />

<strong>und</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>schule</strong>, gemessen an den anstehenden gesellschaftlichen Aufgaben in<br />

diesem Bereich, nur eine kleine <strong>und</strong> erst sehr verzögert wirkende Maßnahme.<br />

Gleichwohl bietet sich die Chance jetzt. So betrug in Bremen das<br />

Durchschnittsalter in den von uns untersuchten Kindertageseinrichtungen<br />

zwischen 41 <strong>und</strong> 45 Jahre, in den kooperierenden <strong>Gr<strong>und</strong>schule</strong>n zwischen 44<br />

<strong>und</strong> 52 Jahren (Berthold u.a. 2003). Es wird unter den derzeit ca. 275.000 in<br />

Deutschland in Kindertageseinrichtungen beschäftigten ErzieherInnen<br />

(Rauschenbach 2005, 25) <strong>und</strong> den ca. 214.000 Gr<strong>und</strong>schullehrerInnen (OECD<br />

2004b, 17) in den nächsten Jahren zu einem beträchtlichen Personalwechsel<br />

kommen. In diesem Wechsel kann eine Chance <strong>für</strong> einen Qualifizierungsschub


gesehen werden. Allerdings sind in den letzten Jahren gerade hinsichtlich der<br />

Qualifizierung im Elementarbereich in Deutschland widersprüchliche Trends zu<br />

beobachten, die ein Gegensteuern umso notwendiger werden lassen<br />

(Oberhuemer/Ulich 1997).<br />

Eine zentrale Einflussgröße auf die Prozessqualität von Bildung ist die Arbeit<br />

der Pädagoginnen <strong>und</strong> Pädagogen. Es lassen sich Anforderungen beschreiben,<br />

die eine Arbeit in Kindertageseinrichtungen, Kindergärten <strong>und</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>schule</strong>n -<br />

nach heutigem Wissensstand an die Mitarbeiterinnen stellt (vertiefend Carle<br />

2006). Der Bremer Studiengang transportiert nicht nur die neuen<br />

Forschungsbef<strong>und</strong>e als fachliche Gr<strong>und</strong>legung der pädagogischen Arbeit. Es ist<br />

ein Ziel, praktische Erfahrung mit Kindern <strong>und</strong> neue wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse zu integrieren. Das gilt sowohl <strong>für</strong> das Berufsziel <strong>Kindergarten</strong>,<br />

sondern auch <strong>für</strong> das Berufsziel <strong>Gr<strong>und</strong>schule</strong> <strong>und</strong> soll durch integrierte, gut<br />

vorbereitete <strong>und</strong> begleitete Praktika unterstützt werden. Polyvalent <strong>für</strong> die<br />

beiden Professionen kann vorerst in Bremen in den Fächern Interdisziplinäre<br />

Sachbildung mit Elementarmathematik oder Deutsch studiert werden. Hinzu<br />

kommen <strong>für</strong> alle Studierenden pädagogische Anteile <strong>und</strong> ästhetische Erziehung<br />

(als Schlüsselqualifikation) sowie interesseorientierte Abschlussmodule.<br />

Bremen hat in Deutschland die erste gemeinsame universitäre <strong>Ausbildung</strong> <strong>für</strong><br />

Elementarbereich <strong>und</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>schule</strong> in aller Konsequenz aufbaut. Andere folgen<br />

bereits, denn das Modell stößt auf großes Interesse. Deshalb wird die<br />

Arbeitsgruppe „Profis in Kitas“ an der Universität Bremen am 2. <strong>und</strong> 3. Februar<br />

2007 eine Tagung veranstalten, um die neu entstehende Kompetenz zusammen<br />

zu führen (www.fruehpaedagogik.uni-bremen.de). Dort gibt es auch Links zu<br />

Informationen über begleitende Weiterbildungsangebote <strong>und</strong> unsere<br />

Fachgespräche Bildung von Anfang an, die regelmäßig im Haus der<br />

Wissenschaft stattfinden. Sie bieten eine öffentliche Plattform <strong>für</strong> den<br />

kontinuierlichen Diskurs über das neue Modell in Bremen.<br />

1 Literatur<br />

Berthold, B./Bischoff, B./ Carle, U. (2003): Frühes Lernen – <strong>Kindergarten</strong> <strong>und</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>schule</strong><br />

kooperieren. Projektentwicklung <strong>und</strong> Ausgangslage in den beteiligten Einrichtungen. Bremen:<br />

Universität (http://www.fruehes-lernen.uni-bremen.de/)<br />

Carle, U. (2006): <strong>Gemeinsame</strong> <strong>Ausbildung</strong> <strong>für</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>schule</strong> <strong>und</strong> <strong>Kindergarten</strong> an der Universität<br />

Bremen. In: Hinz, R./ Pütz, T. (Hrsg.): <strong>Gr<strong>und</strong>schule</strong> entwickeln <strong>und</strong> Übergänge gestalten.<br />

Baltmannsweiler: Schneider, S. 107-115<br />

Carle, U./ Samuel, A. (2005): Frühes Lernen – <strong>Kindergarten</strong> <strong>und</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>schule</strong> kooperieren.<br />

Abschlussbericht Bremen: Universität (http://www.fruehes-lernen.uni-bremen.de/)


Oberhuemer, P./Ulich, M. (1997): Kinderbetreuung in Europa. Tageseinrichtungen <strong>und</strong><br />

pädagogisches Personal - eine Bestandsaufnahme in den Ländern der Europäischen Union.<br />

Weinheim u. Basel: Beltz<br />

OECD (2004a): Die Politik der frühkindlichen Betreuung, Bildung <strong>und</strong> Erziehung in der<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland Ein Länderbericht der Organisation <strong>für</strong> wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit <strong>und</strong> Entwicklung. OECD<br />

Rauschenbach, T. (2005): Erzieherinnen in neuer Höhenlage. Unbeabsichtigte Nebenwirkungen<br />

einer beabsichtigten <strong>Ausbildung</strong>sreform. In: Erziehungswissenschaft 16. Jg., H. 31, S. 18-35

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