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Strukturierte Produkte im Kontext der Gesamtbanksteuerung

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<strong>Strukturierte</strong> <strong>Produkte</strong> <strong>im</strong> <strong>Kontext</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Gesamtbanksteuerung</strong><br />

Strategische Bedeutung <strong>Strukturierte</strong>r <strong>Produkte</strong> sowie<br />

Überlegungen zur Risikosteuerung unter beson<strong>der</strong>er<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> wesentlichen MaRisk Risikokategorien<br />

Hausarbeit<br />

von<br />

Annette Czypull<br />

Studentin <strong>der</strong> Wirtschaftswissenschaften an <strong>der</strong> Universität Kassel<br />

Vorgelegt <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> Veranstaltung „<strong>Gesamtbanksteuerung</strong>“<br />

<strong>im</strong> Wintersemester 2007/2008<br />

bei Herrn Dr. Klaus Lukas<br />

Kassel, 26.03.2008


Inhaltsverzeichnis<br />

ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />

1. EINFÜHRUNG 1<br />

2. GRUNDLAGEN ZU STRUKTURIERTEN PRODUKTEN 2<br />

2.1. DEFINITION 2<br />

2.2. WESENTLICHE ARTEN STRUKTURIERTER PRODUKTE 3<br />

2.2.1. <strong>Strukturierte</strong> <strong>Produkte</strong> mit Kopplung an Zinsen und Anleihemärkte 3<br />

2.2.2. <strong>Produkte</strong> mit Kopplung an Aktienrisiken 6<br />

3. STRATEGISCHE BEDEUTUNG 9<br />

3.1. VERTRIEB 9<br />

3.2. MARGEN 10<br />

3.3. IMAGE 11<br />

4. RISIKOSTEUERUNG ANHAND DER MARISK 12<br />

4.1. RISIKOARTEN 12<br />

4.1.1. Marktpreisrisiken 13<br />

4.1.2. Operationelle Risiken 14<br />

4.1.3. Liquiditätsrisiken 14<br />

4.1.4. Adressrisiken 15<br />

4.2. RISIKOSTEUERUNG MIT MARISK-RISIKOKATEGORIEN 15<br />

4.3. RISIKOSTEUERUNG BEI STRUKTURIERTEN PRODUKTEN 21<br />

5. FAZIT 27<br />

6. QUELLENVERZEICHNIS 29<br />

I


Abbildungsverzeichnis<br />

I<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1:Kupon einer Collared Floating Rate Note (Collar)................................... 5<br />

Abbildung 2: Risikoarten........................................................................................... 13<br />

Abbildung 3: Basel II und Umsetzung MaRisk.......................................................... 16<br />

Abbildung 4: Der modulare Aufbau <strong>der</strong> MaRisk........................................................ 17


1. Einführung<br />

<strong>Strukturierte</strong> <strong>Produkte</strong> sind eine mo<strong>der</strong>ne und innovative Anlagemöglichkeit, die sich<br />

<strong>im</strong>mer größerer Beliebtheit erfreut und somit eine wachsende Bedeutung für Kreditinstitute<br />

hat. Ein Institut kann entwe<strong>der</strong> selbst mit <strong>Strukturierte</strong>n <strong>Produkte</strong>n handeln,<br />

welches die eigene Asset Allocation betreffen würde o<strong>der</strong> es emittiert diese und nutzt<br />

sie somit als Refinanzierungsinstrument. Diese Arbeit wird sich ausschließlich mit<br />

letzterem Fall beschäftigen, da Positionen <strong>der</strong> Passivseite wie z. B. Spareinlagen<br />

<strong>im</strong>mer weiter abnehmen und somit die Refinanzierung gestärkt werden muss. Ein<br />

weiterer Faktor, <strong>der</strong> auf den Bedarf an <strong>Strukturierte</strong>n <strong>Produkte</strong>n einwirkt, ist die Einstellung<br />

<strong>der</strong> Anleger. Waren die Prognosen für die Lage <strong>der</strong> Finanzmärkte 2008 noch<br />

opt<strong>im</strong>istisch, so wurde <strong>der</strong> Finanzwelt nicht zuletzt durch die Subpr<strong>im</strong>e-Krise Vorsicht<br />

gelehrt. Nun herrscht Nervosität am Markt. Daher geht <strong>der</strong> Trend unter den Anlegern<br />

<strong>im</strong>mer mehr zu risikoopt<strong>im</strong>ierten <strong>Produkte</strong>n. Einem Artikel des Handelsblattes ist dazu<br />

folgendes zu entnehmen: „Nach Einschätzungen führen<strong>der</strong> Emissionsbanken am<br />

Markt für strukturierte <strong>Produkte</strong> und Zertifikate wird sich das Wachstum dieses Segments<br />

nahezu ungebremst fortsetzen.“ 1 Und dies soll auch trotz Turbulenzen <strong>der</strong><br />

Subpr<strong>im</strong>e-Krise geschehen. Dennoch gibt es auch Skeptiker, die gerade auf Grund<br />

dieser Turbulenzen empfehlen „strukturierte <strong>Produkte</strong> [...] zu meiden.“ 2 Mit dieser<br />

Arbeit soll ein Überblick über die Beschaffenheit <strong>Strukturierte</strong>r <strong>Produkte</strong> und die damit<br />

einhergehenden Risiken aus Sicht <strong>der</strong> Risikosteuerung <strong>der</strong> Emissionsinstitute<br />

gestaltet werden.<br />

Im ersten Abschnitt dieser Arbeit werden <strong>Strukturierte</strong> <strong>Produkte</strong> definiert und wesentliche<br />

Arten beschrieben. Im nächsten Abschnitt folgt eine Betrachtung <strong>der</strong> strategischen<br />

Bedeutung, wobei auf Vertrieb, Margen und Image eines Instituts abgestellt<br />

wird. Der letzte Abschnitt dieser Arbeit wird mit <strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong> Mindestanfor<strong>der</strong>ungen<br />

an das Risikomanagement beginnen und endet mit Überlegungen zur Risikosteuerung<br />

von strukturierten <strong>Produkte</strong>n anhand <strong>der</strong> MaRisk Risikokategorien.<br />

1 Quelle: Rettberg (2007)<br />

2 Quelle: Narat (2007)


2. Grundlagen zu <strong>Strukturierte</strong>n <strong>Produkte</strong>n<br />

Im ersten Abschnitt dieser Arbeit soll ein grundlegendes Verständnis für <strong>Strukturierte</strong><br />

<strong>Produkte</strong> entstehen, somit werden diese in Grundzügen definiert und es erfolgt lediglich<br />

die Darstellung einiger wesentlicher Arten. Diese Eingrenzung geschieht aus<br />

Gründen <strong>der</strong> Komplexitätsreduktion und Konzentration auf das Wesentliche. Nicht in<br />

dieser Betrachtung enthalten sind z. B. <strong>Produkte</strong> auf Fremdwährungen und solche<br />

mit <strong>der</strong> Verwendung exotischer Optionen sowie <strong>Produkte</strong> mit Kopplung an Inflation,<br />

Warenpreise, Versicherungs- und Kreditrisiken.<br />

2.1. Definition<br />

<strong>Strukturierte</strong> <strong>Produkte</strong> sind Finanzinstrumente, die aus mehreren Komponenten bestehen.<br />

Anzahl und Art <strong>der</strong> Bestandteile sind vom jeweiligen Produkt abhängig, da<br />

sie beliebig zusammengestellt werden können. Es können sowohl ausschließlich<br />

mehrere Kassainstrumente (Aktien, Anleihen, …) als auch eine Kombination aus<br />

Kassainstrumenten und Derivaten (Optionen, Swaps, Futures, ...) beinhaltet sein.<br />

Wie die Zusammenstellung endgültig ausfällt ist von dem Ziel abhängig, mit welchem<br />

ein <strong>Strukturierte</strong>s Produkt emittiert bzw. abgenommen wird. Die Zielsetzung ist nach<br />

Sicht <strong>der</strong> Kunden und <strong>der</strong> Emittenten zu unterscheiden. Ein Beweggrund seitens <strong>der</strong><br />

Emittenten könnte die Notwendigkeit neuer Anlagemöglichkeiten sein, gefor<strong>der</strong>t von<br />

Investoren welche Diversifikation anstreben. Eine Motivation seitens <strong>der</strong> Investoren<br />

könnte eine Verwirklichung einer komplexen Strategie sein, welche sie mit den herkömmlichen<br />

Anlagemöglichkeiten entwe<strong>der</strong> gar nicht o<strong>der</strong> nur unter hohem Aufwand<br />

hätten verfolgen können. In <strong>der</strong> nachfolgenden Tabelle werden einige ausgewählte<br />

Ziele dargestellt.<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Emittenten<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Kunden<br />

• Produktdiversifikation<br />

• Individuelle Anlagemöglichkeiten<br />

• Bessere Refinanzierung<br />

• Strategieverwirklichung in je<strong>der</strong><br />

• Eigene Nutzung <strong>der</strong>ivativer Komponenten<br />

• Bessere Chancen- und Risikostruktu-<br />

Marktphase<br />

• Abbau eigener Risiken<br />

ren<br />

• Höhere Erträge<br />

• Steuerliche Vorteile<br />

Tabelle1: Ausgewählte Ziele <strong>der</strong> Emittenten und Kunden


2.2. Wesentliche Arten <strong>Strukturierte</strong>r <strong>Produkte</strong><br />

In Anlehnung an WALTER 3 werden in dieser Arbeit als wesentliche Arten von <strong>Strukturierte</strong>n<br />

<strong>Produkte</strong>n solche mit Kopplung an Zinsen und Anleihemärkte sowie an Aktienrisiken<br />

verstanden.<br />

2.2.1. <strong>Strukturierte</strong> <strong>Produkte</strong> mit Kopplung an Zinsen und Anleihemärkte<br />

<strong>Produkte</strong> dieser Gruppe gelten als meistverbreitet, weisen das höchste Volumen auf<br />

und machen somit einen Großteil <strong>der</strong> klassischen <strong>Strukturierte</strong>n <strong>Produkte</strong> aus. Im<br />

folgenden Abschnitt werden die bedeutendsten <strong>Produkte</strong> kurz umrissen und ihre beson<strong>der</strong>en<br />

Merkmale herausgestellt.<br />

Die gängigste Art <strong>Strukturierte</strong>r <strong>Produkte</strong> sind kündbare festverzinsliche Anleihen.<br />

Sie bestehen aus einer Anleihe und einer Option. Eine Option in dem Sinne, als dass<br />

<strong>der</strong> Emittent ein Kündigungsrecht seinerseits beifügt. Dieses Kündigungsrecht kann<br />

dann nach einer Mindestlaufzeit ausgeübt werden. Das Ziel, das <strong>der</strong> Emittent damit<br />

verfolgt ist es, das Produkt meist dann zu kündigen, wenn <strong>der</strong> Marktzinssatz fällt. Tritt<br />

ein solcher Fall ein, dann ist es möglich, dass <strong>der</strong> Emittent einen Preis über dem<br />

Wert <strong>der</strong> Anleihe zahlt, um die frühzeitige Kündigung entsprechend zu vergüten. Die<br />

Motivation <strong>der</strong> Emittenten ein solches Produkt auszugeben kann zwei Beweggründe<br />

haben. Zum einen erschließt sich die Möglichkeit an <strong>der</strong> Partizipation an einem gesunkenen<br />

Marktzins und somit einer günstigeren Finanzierung durch eine frühzeitige<br />

Kündigung. Zum an<strong>der</strong>en ist es möglich das enthaltene Optionsrecht am Markt direkt<br />

weiter zu verkaufen, um so entwe<strong>der</strong> den Wert <strong>der</strong> Option sofort zu liquidieren o<strong>der</strong><br />

durch das <strong>Strukturierte</strong> Produkt selbst einen höheren Gewinn zu erzielen. Mögliche<br />

Formen kündbarer festverzinslicher Anleihen sind (mehrfach) kündbare Stufenzinsanleihen<br />

und Anleihen bei denen das Kündigungsrecht auf Seiten des Gläubigers<br />

liegt.<br />

Des Weiteren gibt es Anleihen mit Aufstockungsrecht des Schuldners. <strong>Produkte</strong><br />

dieser Art sind mit Put-Optionen für den Emittenten kombiniert. Das Aufstockungsrecht<br />

kann in diesem Fall als Put bezeichnet werden, da <strong>der</strong> Emittent „das Recht hat,<br />

dem Investor bzw. Gläubiger während <strong>der</strong> Laufzeit des Produkts weitere Tranchen<br />

mit vorab festgelegten Konditionen anzudienen.“ 4<br />

3 Vgl. Walter (2007)<br />

4 Quelle: Walter (2007), S.78


Der Erwerber eines solchen Produkts ersteht demnach zusätzlich zur Verzinsung<br />

einen Aufschlag. Der Aufschlag gleicht einer Optionsprämie. Sollte <strong>der</strong> Emittent sein<br />

Recht ausüben, steht <strong>der</strong> Investor in <strong>der</strong> Pflicht diese weiteren Teilbeträge abnehmen<br />

zu müssen, was <strong>der</strong> Position des Stillhalters einer Put-Option gleicht.<br />

Aus <strong>der</strong> Perspektive des Investors spricht für den Erwerb einer solchen Anleihe mit<br />

Aufstockungsrecht <strong>der</strong> Zinsaufschlag. Als Nachteil stellt sich allerdings <strong>der</strong> Zinsverlust<br />

heraus, welcher aus <strong>der</strong> Differenz zwischen <strong>der</strong> vertraglich geregelten Zinskondition<br />

(inkl. Aufschlag) und dem Marktzinssatz entstehen wird. Denn obwohl <strong>der</strong> Zins<br />

durch den Aufschlag über dem zu Vertragsabschluss vorherrschenden Marktzinssatz<br />

liegt, wird <strong>der</strong> Emittent sein Recht nicht ausüben, solange <strong>der</strong> Zins nicht soweit gestiegen<br />

ist, als dass dieser eine Gewinnmarge daraus zieht. 5<br />

Eine weitere Art von <strong>Strukturierte</strong>n <strong>Produkte</strong>n können Floating Rate Notes sein,<br />

welche <strong>im</strong> Folgenden anhand zweier <strong>Produkte</strong> dargestellt werden. Bestandteil bei<strong>der</strong><br />

Varianten ist eine Anleihe mit variabler Verzinsung (Floater), welche alle drei o<strong>der</strong><br />

sechs Monate an einen Referenzzinssatz (Bsp.: Euribor, Libor) angepasst wird. Die<br />

erste Variante ist eine Collared Floating Rate Note (Collar). Ausgestattet ist diese Art<br />

des Produkts mit einem Cap und einem Floor. (Weitere Möglichkeit: Capped Floating<br />

Rate Note = Floor nicht enthalten). Als Cap (zu deutsch: Deckel) wird eine Grenze<br />

nach oben bezeichnet. Steigt demnach <strong>der</strong> Marktzinssatz über den vereinbarten<br />

Cap, behält <strong>der</strong> Emittent die Differenz bei<strong>der</strong> ein. Sollte <strong>der</strong> Marktzinssatz unter den<br />

vereinbarten Floor (zu deutsch: Boden) fallen, so bekommt <strong>der</strong> Käufer eine Zinszahlung<br />

in Höhe des Floors. Solche <strong>Produkte</strong> werden von risikoaversen Investoren gekauft,<br />

da sie sich durch den Floor vor einem fallenden Marktzinssatz schützen und<br />

sind gegenüber dem Zinsertrag oberhalb des Caps indifferent. Die Motivation eines<br />

Emittenten ein solches Produkt zu begeben, gründet auf <strong>der</strong> Vermutung eines zukünftig<br />

ansteigenden Referenzzinssatzes. Bei einem über den Cap gestiegenen<br />

Marktzinssatz schöpft er die Differenz bei<strong>der</strong> als Gewinnmarge ab und kann somit<br />

gegebenenfalls einen Floor finanzieren. 6 Der <strong>der</strong>ivative Bestandteil des <strong>Produkte</strong>s<br />

äußert sich <strong>im</strong> Cap und <strong>im</strong> Floor, welche separat am Terminmarkt gehandelt werden<br />

können. Der Cap ist als Short-Position und <strong>der</strong> Floor als Long-Position des Produktkäufers<br />

einzuordnen.<br />

5 Vgl. Walter (2007), S.78<br />

6 Vgl. FAZ.NET (2007a)


Abbildung 1: Kupon einer Collared Floating Rate Note (Collar) 7<br />

Das zweite betrachtete Produkt auf variabel verzinsliche Anleihen sind die Reverse<br />

Floating Rate Notes. Bei diesen <strong>Produkte</strong>n wird neben dem Referenzzinssatz ein<br />

erhöhter Zinssatz festgesetzt. Die Zinszahlung ergibt sich aus <strong>der</strong> Differenz zwischen<br />

dem vereinbartem Zinssatz und dem Referenzzinssatz. Je niedriger <strong>der</strong> Referenzzinssatz,<br />

desto höher ist <strong>der</strong> Kupon für den Investor. Zusätzlich wahrt ein Floor bei<br />

0% den Käufer vor Zahlungen an den Emittenten. Aufgespaltet enthält dieses Produkt<br />

folgende Bestandteile. Der erhöhte vereinbarte Zinssatz lässt sich mit einer Anleihe<br />

mit fixer Zinszahlung darstellen. Die zweite Komponente ist ein Swap, in welchem<br />

<strong>der</strong> variable Referenzzinssatz gegen einen fixen Zinssatz getauscht wird. Aus<br />

beiden Bestandteilen ergibt sich die Zinszahlung <strong>der</strong> RFRN. Dritter Bestandteil ist <strong>der</strong><br />

Cap, auch Zinsoption 8 genannt, welcher die Zinszahlung aus dem Swap für den Anleger<br />

auf 10% beschränkt. Somit ist <strong>der</strong> Verlust für den Anleger auf 0% gedeckelt.<br />

Eine weitere Art <strong>Strukturierte</strong>r <strong>Produkte</strong> sind Constant Maturity-Strukturen. Die Beson<strong>der</strong>heit<br />

dieser <strong>Produkte</strong> basiert auf einer variablen Verzinsung, welche sich an<br />

einem Zinssatz langfristiger Anlagen (Bsp.: REX, 10-Jahres-Swapsatz 9 ) orientiert.<br />

Als Produkt dieser Art sei ein Kapitalmarktfloater angeführt. Definiert wird ein Kapitalmarktfloater<br />

als „Variante einer variabel verzinslichen Anleihe (Floating Rate Note),<br />

<strong>der</strong>en laufende Verzinsung jährlich an die Entwicklung eines langjährigen Renditeindices<br />

– in Deutschland REX-10 (Renditeindex für zehnjährige Bundesanleihen) –<br />

gekoppelt ist.“ 10 Dieses Produkt besteht demnach sowohl aus einer variabel verzins-<br />

7 Quelle: LRP (2007)<br />

8 Quelle: Hull (2006), S. 740<br />

9 Quelle: M.R. Finanzmarktberatung GmbH (2007)<br />

10 Quelle: Whiterton Jones Publishing Ltd. (2007)


lichen Anleihe, als auch aus einem CMS-Swap (Constant Maturity Swap) 11 . Be<strong>im</strong><br />

Swap werden die variablen Zinsen (Geldmarktzinsen), i. d. R. mit Ab- bzw. Aufschlag<br />

gegen den vom Kapitelmarktzins abhängigen Kupon getauscht. 12 Dadurch, dass <strong>der</strong><br />

vom Kapitalmarkt abhängige Zinssatz, wie <strong>der</strong> Geldmarktsatz, jährlich angeglichen<br />

wird, enthält <strong>der</strong> Swap also zwei variable Komponenten. Der Investor entscheidet<br />

sich für dieses Produkt, um von einer ansteigenden Zinsstrukturkurve für langfristige<br />

Anlagen partizipieren zu können, wobei meist die Zinsstrukturkurve <strong>im</strong> kurzfristigen<br />

Bereich flach verläuft und daher keine hohe Rendite abwirft. „Durch einen constant<br />

maturity swap kann eine hohe Geldmarktsatz - Volatilität gegen eine geringere Kapitalmarksatz<br />

- Volatilität ‚geswapt’ werden.“ 13 Der Emittent wird die Swapkomponente<br />

am Terminmarkt absichern.<br />

2.2.2. <strong>Produkte</strong> mit Kopplung an Aktienrisiken<br />

<strong>Strukturierte</strong> <strong>Produkte</strong> dieser Art können unterschieden werden in solche mit und ohne<br />

Gewährung einer Kapitalgarantie. Sie können an einzelne o<strong>der</strong> mehrere Aktien<br />

sowie Indizes gekoppelt sein.<br />

Wandel- und Optionsanleihen sind die klassische Form von <strong>Produkte</strong>n mit Kapitalgarantie<br />

14 . Variationen dieser sind möglich, ihre Betrachtung entfällt aber <strong>im</strong> Rahmen<br />

dieser Arbeit. Des Weiteren werden innovative Formen umrissen. Hierzu werden eine<br />

Grundstruktur und beispielhaft eine Variante dargestellt.<br />

Innovative <strong>Produkte</strong> mit Kapitalgarantie beinhalten eine Anleihekomponente und eine<br />

Option. Die Anleihekomponente gewährt die Kapitalgarantie zuzüglich einer Mindestverzinsung.<br />

Die Verzinsung wird unter dem Marktzins liegen, da sich in dem Produkt<br />

eine Option befindet. Als konkretes Beispiel wird <strong>im</strong> Folgenden eine Protected<br />

Bear/Bull Anleihe aufgeführt. Geht <strong>der</strong> Investor von einem steigenden Kurs eines<br />

Un<strong>der</strong>lyings aus, wird er einen Call wählen, woraus sich die Bezeichnung des <strong>Produkte</strong>s<br />

als Protected Bull-Anleihe ableitet. Beinhaltet das Produkt einen Put, so<br />

11 Vgl. Walter (2007), S. 87, sowie M.R. Finanzmarktberatung GmbH (2007)<br />

12 Vgl. trading-house.net AG (2007)<br />

13 Quelle: Hager (2007)<br />

14 Als klassische <strong>Produkte</strong> mit Kapitelgarantie werden Wandelanleihen und Optionsanleihen verstanden.<br />

Eine Wandelanleihe ist eine Anleihe mit integriertem Recht einer Wandlung dieser in Aktien<br />

des Emittenten. Wandelverhältnis und -preis sind zuvor festgelegt, wobei i. d. R. <strong>der</strong> Preis unterhalb<br />

des Aktienniveaus und <strong>der</strong> vereinbarte Zins unterhalb des Marktzinses liegt. Optionsanleihen bestehen<br />

aus einer Option und einer Anleihe. Auch bei diesem Produkt erhält <strong>der</strong> Investor die Möglichkeit<br />

Aktien des Emittenten zu beziehen, allerdings nicht durch Wandlung. Hierfür werden junge Aktien<br />

emittiert. Der Anleihebestandteil existiert unabhängig von diesem Vorgang weiter. Auch in diesem Fall<br />

sind Bezugspreis und -verhältnis vorher festgelegt, wobei auch <strong>der</strong> gezahlte Zins (aufgrund <strong>der</strong> <strong>im</strong>plizierten<br />

Option) unter dem Marktzins liegen wird. Vgl. dazu Walter (2007), S. 100 ff.


nennt es sich Protected Bear-Anleihe. In welcher Höhe <strong>der</strong> Investor an dem Gewinn<br />

aus <strong>der</strong> Option beteiligt wird, ist abhängig von <strong>der</strong> Partizipationsrate. Diese Rate<br />

bemisst <strong>der</strong> Emittent aus <strong>der</strong> Volatilität des Un<strong>der</strong>lyings und dem Zinsniveau. 15<br />

Variationen von <strong>Produkte</strong>n mit Kapitalgarantie existieren, um aus gegebenen Marktbedingungen<br />

die bestmöglichen Risiko-Rendite-Strukturen für den Anleger zu ermöglichen.<br />

Zu beachtende Marktbedingungen sind das zuvor angesprochene Zinsniveau<br />

und die Volatilität, welche sich auf die Partizipationsrate auswirken.<br />

Ein Beispiel hierzu ist ein Cap in <strong>der</strong> Partizipation als Variante <strong>der</strong> oben dargestellten<br />

Protected Bull/Bear-Anleihe. 16 Durch den Cap wird <strong>der</strong> Gewinn des Investors an <strong>der</strong><br />

Indexbeteiligung begrenzt. Der Cap ermöglicht dem Emittenten eine Optionsstrategie<br />

(Bull/Bear Spread 17 ) auszuführen, welche <strong>im</strong> Vergleich zum alleinigen Kauf eines<br />

Calls günstiger ist. Somit kann <strong>der</strong> Emittent mehr Bull/Bear Spreads kaufen. Dieses<br />

Vorgehen ermöglicht trotz <strong>der</strong> Beschränkung eine höhere Partizipationsrate für den<br />

Investor.<br />

<strong>Strukturierte</strong> <strong>Produkte</strong> ohne Kapitalgarantie werden <strong>im</strong> Rahmen dieser Arbeit beispielhaft<br />

in Form von Indexbezogenen <strong>Produkte</strong>n, Hebelzertifikaten und Aktienanleihen<br />

dargestellt.<br />

Indexbezogene <strong>Produkte</strong> bestehen aus einer Anleihe und einem Derivat. Durch die<br />

<strong>der</strong>ivative Komponente (z. B. Forward, Future) wird die Indexbeteiligung erreicht.<br />

Diese vollzieht sich „zu 100% […] <strong>der</strong> Entwicklung des Indexes […], abzüglich eventueller<br />

Kosten wie Verwaltungsvergütungen, Ausgabeaufschlägen o<strong>der</strong> Geld/Brief-<br />

Spannen.“ 18 Der Index kann als Kurs- o<strong>der</strong> Performance-Index gewählt werden.<br />

Auch bei diesem Produkt ist es möglich Long o<strong>der</strong> Short Positionen einzugehen, um<br />

<strong>der</strong> Strategie eines Investors Rechnung zu tragen.<br />

Hebelzertifikate sind ebenfalls <strong>der</strong> Gruppe <strong>Strukturierte</strong>r <strong>Produkte</strong> ohne Kapitalgarantie<br />

zuzuordnen. Diese Zuordnung wirft einige Unst<strong>im</strong>migkeiten auf, zumal WALTER<br />

Hebelprodukte auf Grund ihres Down And Out-Profils nicht den <strong>Strukturierte</strong>n <strong>Produkte</strong>n<br />

zuordnet, son<strong>der</strong>n den reinen Optionsprodukten. 19 Dennoch finden Hebelprodukte<br />

in dieser Gruppe Erwähnung, da „[sie] in <strong>der</strong> Wahrnehmung durch den Investor<br />

wie auch in <strong>der</strong> Darstellung durch die Emittenten oft analog mit <strong>Strukturierte</strong>n Pro-<br />

15 Vgl. Walter (2007), S. 109<br />

16 Vgl. Walter (2007), S. 111<br />

17 Vgl. Hull (2006), S. 280<br />

18 Quelle: Walter (2007), S. 127<br />

19 Vgl. Walter (2007), S. 136


dukten gesehen bzw. mit diesen verglichen werden.“ 20 Zudem werden Hebelprodukte<br />

an <strong>der</strong> Börse für <strong>Strukturierte</strong> <strong>Produkte</strong> (Scoach) gehandelt. Ein Hebelzertifikat ist<br />

eine Schuldverschreibung des Emittenten mit speziellen Rückzahlungsmodalitäten.<br />

Durch dieses Instrument gelingt es, einen Investor an <strong>der</strong> Wertentwicklung eines z.<br />

B. zugrunde liegenden Indexes partizipieren zu lassen. 21 Am Beispiel von Knock-out-<br />

<strong>Produkte</strong>n (KoP) mit einem Index als Un<strong>der</strong>lying soll <strong>im</strong> Folgenden ein kurzer Umriss<br />

dieser Produktart gegeben werden. Es gibt zwei Typen von KoP, einen Knock-out-<br />

Call und einen Knock-out-Put um entwe<strong>der</strong> von steigenden o<strong>der</strong> von sinkenden Kursen<br />

des Un<strong>der</strong>lyings partizipieren zu können. Betrachtet wird hier ein Knock-out-<br />

Call. Der Emittent legt Basispreis und Knock-out-Punkt fest, welche meist „deutlich<br />

unterhalb des aktuellen Marktniveaus liegen“ 22 . Zudem wird <strong>der</strong> Knock-out-Punkt<br />

meist über dem Basispreis liegen. Am Laufzeitende bekommt <strong>der</strong> Investor die Differenz<br />

zwischen den Kurs des Un<strong>der</strong>lyings und dem Basispreis ausgezahlt. Die überproportionale<br />

Beteiligung am Index lässt sich <strong>der</strong> Emittent durch die mögliche Unterschreitung<br />

des Knock-out-Punktes ausgleichen. Im Falle einer Unterschreitung des<br />

Knock-out-Punktes bekommt <strong>der</strong> Investor lediglich die Differenz zwischen diesem<br />

und dem Basispreis. Ist diese Differenz 0 o<strong>der</strong> negativ, so erhält <strong>der</strong> Investor keine<br />

Zahlung. 23 Möglich ist auch, dasd das Produkt bei Eintritt des Knock-out-Ereignisses<br />

wertlos verfällt. 24 Somit ist hier u. a. das erhöhte Risiko für den Investor eines solchen<br />

<strong>Produkte</strong>s ersichtlich.<br />

Aktienanleihen (Reverse Convertible) sind <strong>Produkte</strong>n ohne Kapitalgarantie zugehörig.<br />

Enthalten sind eine Anleihe und ein <strong>der</strong>ivativer Bestandteil in Form einer Put Option.<br />

Der Emittent befindet sich in <strong>der</strong> Long-Position, denn er hat das Recht, nach<br />

Ablauf <strong>der</strong> Laufzeit entwe<strong>der</strong> den Nominalbetrag o<strong>der</strong> Aktien an den Investor auszuzahlen.<br />

Welche Aktien es sein werden, <strong>der</strong>en Anzahl sowie <strong>der</strong> Basispreis werden zu<br />

Vertragsabschluss festgelegt. Der Emittent wird sich für die Lieferung <strong>der</strong> Aktien nur<br />

entscheiden, wenn <strong>der</strong> zum Fälligkeitsdatum bestehende Aktienkurs unter dem vereinbarten<br />

Basispreis liegt 25 . Die Kuponzahlung dieses <strong>Produkte</strong>s liegt über dem<br />

Marktniveau, welches aus dem normalen Kupon und <strong>der</strong> Optionsprämie für den In-<br />

20 Quelle: Walter (2007), S. 136<br />

21 Vgl. Schmidt (2006), S. 12 ff.<br />

22 Quelle: Walter (2007), S. 136<br />

23 Vgl. Walter (2007), S. 135<br />

24 Vgl. Scoach Europa AG (2007), S. 20<br />

25 Vgl. Casper (2005), S. 337


vestor als Stillhalter resultiert. Variationen solcher <strong>Produkte</strong> ohne Kapitalgarantien<br />

sind möglich, werden <strong>im</strong> Rahmen dieser Arbeit dennoch nicht behandelt.<br />

3. Strategische Bedeutung<br />

Der folgende Abschnitt gibt Aufschluss über die strategische Bedeutung <strong>Strukturierte</strong>r<br />

<strong>Produkte</strong> für Kreditinstitute als Emittenten. Betrachtet wird, wie <strong>Strukturierte</strong> <strong>Produkte</strong><br />

zur Zielerreichung beitragen.<br />

<strong>Strukturierte</strong> <strong>Produkte</strong> sind für den Kunden entworfen. Wie die <strong>Produkte</strong> vom Kunden<br />

angenommen werden, spiegelt sich in dem Vertrieb, Margen und dem Image des<br />

Emittenten wie<strong>der</strong>. Diese Größen sind demnach bedeutend für die Wettbewerbsposition<br />

und somit für den Erfolg <strong>der</strong> Strategie. Im Folgenden wird <strong>der</strong> Einfluß auf die genannten<br />

Größen aufgezeigt.<br />

3.1. Vertrieb<br />

Wie und welche <strong>der</strong> <strong>Strukturierte</strong>n <strong>Produkte</strong> vertrieben werden ist abhängig von mehreren<br />

Faktoren. Zum einen ist entscheidend ob sich das vertreibende Institut zu den<br />

Universalbanken o<strong>der</strong> den Spezialbanken zuordnen lässt. Universalbanken wie z. B.<br />

Kreditbanken, Sparkassen o<strong>der</strong> Kreditgenossenschaften werden durch ihr breites<br />

Angebotsspektrum keine Spezialprodukte o<strong>der</strong> sehr komplizierte <strong>Produkte</strong> anbieten,<br />

son<strong>der</strong>n sich eher auf wenige ausgesuchte <strong>Strukturierte</strong> <strong>Produkte</strong> beschränken.<br />

Spezialbanken, welche <strong>Strukturierte</strong> <strong>Produkte</strong> verkaufen, sind auf Grund ihrer Spezialisierung<br />

in <strong>der</strong> Lage viel komplexere <strong>Produkte</strong> und diese in einer <strong>im</strong>mensen Vielzahl<br />

anzubieten. Auch ist es bei Spezialbanken <strong>der</strong> Fall, dass sie nur wenige Filialen<br />

an ausgewählten Standorten besitzen und/o<strong>der</strong> meist nur über das Internet erreichbar<br />

sind, wobei hier ersichtlich wird, dass sich das erwünschte Klientel auf beson<strong>der</strong>s<br />

vermögende o<strong>der</strong> speziell interessierte Kunden beschränken lässt. Eine Sparkasse<br />

bspw., welche zu den Universalbanken zählt, agiert hingegen nach dem Regionalprinzip.<br />

Somit werden die erstellten Leistungen den potenziellen Käufern angeboten,<br />

die bereits Kunden sind o<strong>der</strong> den Menschen <strong>der</strong> Region, die die Sparkasse erreichen<br />

kann. Auf einem solch kleinen Markt gibt es wenige Kunden, die eine spezielle Nachfrage<br />

stellen. Somit ist die Bank durch ein breit gestreutes Angebot besser in <strong>der</strong> Lage<br />

diesen Markt zu bearbeiten.<br />

Ein weiterer Faktor, <strong>der</strong> sich auf den Vertrieb von <strong>Strukturierte</strong>n <strong>Produkte</strong>n auswirkt,<br />

ist <strong>der</strong>en Platzierung. Es gilt dem Kunden das <strong>Strukturierte</strong> Produkt als Bankabsatzleistung<br />

so zu präsentieren, „dass sie in dieser Form als selbstständige Leistung vom


Kunden wahrgenommen und nachgefragt wird.“ 26 Zum einen zielt das auf Produktwerbung<br />

ab, zum an<strong>der</strong>en auf aktive Ansprache des Kunden durch den Kundenberater<br />

um <strong>Produkte</strong> zu verkaufen. SCHMITZ und CASPARI beschreiben „die Empfehlung<br />

risikoopt<strong>im</strong>ierter <strong>Produkte</strong>“ als Vorgang, in dem „die Kundenbeziehung gefestigt und<br />

die Interventionsmöglichkeit durch den Wettbewerb ausgeschlossen“ 27 wird.<br />

Das Vertriebsvolumenziel kann als eine absolute und als eine relative Größe angegeben<br />

werden, welche ineinan<strong>der</strong> greifen. Der Marktanteil als relative Größe steht für<br />

das Durchsetzen am Markt gegenüber Wettbewerbern. Eine bessere Bilanzposition<br />

als absolute Größe steht für die Effizienz <strong>der</strong> <strong>Strukturierte</strong>n <strong>Produkte</strong> welche sich in<br />

höheren Erträgen und Margen abzeichnet. 28<br />

3.2. Margen<br />

Margen lassen sich durch Intransparenz <strong>der</strong> <strong>Strukturierte</strong>n <strong>Produkte</strong> erwirtschaften.<br />

Diese Undurchschaubarkeit entsteht zum einen durch eine Fehleinschätzung <strong>der</strong><br />

Kunden von Ertrag und Risiko, zum an<strong>der</strong>en mangels Vergleichsmöglichkeiten <strong>der</strong><br />

<strong>Produkte</strong>. Zunächst wird die Fehleinschätzung <strong>der</strong> Kunden erläutert. Ein zu hoch eingeschätzter<br />

Ertrag kann, ebenso wie ein unterbewertetes Risiko, zu vermehrter<br />

Nachfrage führen. Die ökonomische Theorie unterstellt dem Homo Oeconomicus<br />

Rationalität, so dass die „normale Marktreaktion“ bei steigenden Margen ein Rückgang<br />

<strong>der</strong> nachgefragten Menge an <strong>Strukturierte</strong>n <strong>Produkte</strong>n wäre. Das Resultat <strong>der</strong><br />

Intransparenz ist aber, dass kein o<strong>der</strong> ein verspäteter Nachfragerückgang zustande<br />

kommt, da den Kunden dieser Vorgang verborgen bleibt. Demzufolge ist die Erzielung<br />

von Margen so lange möglich, wie Intransparenz vorherrscht. Um diese These<br />

zu bekräftigen, muss <strong>der</strong> zweite einwirkende Faktor bedacht werden. Die Intransparenz<br />

stützt sich neben den Fehleinschätzungen <strong>der</strong> Kunden auf eine mangelnde<br />

Vergleichbarkeit <strong>der</strong> <strong>Produkte</strong>. Diese fehlende Vergleichbarkeit kann durch <strong>im</strong>mense<br />

Unterschiedlichkeit und/o<strong>der</strong> mangels Konkurrenz entstehen. Auf dem Markt für<br />

<strong>Strukturierte</strong> <strong>Produkte</strong> kann man mangelnden Wettbewerb ausschließen. Die dort<br />

herrschende Konkurrenz sorgt für einen Preiskampf und Transparenz, so dass Margen<br />

umso mehr sinken werden, je mehr die Konkurrenz zun<strong>im</strong>mt. Der Preiskampf mit<br />

an<strong>der</strong>en Anbietern vollzieht sich als Preisangleich, um keinen Nachteil zu erhalten.<br />

Die Preise <strong>der</strong> Marktteilnehmer werden sich solange angleichen, bis sie auf demsel-<br />

26 Quelle: Lukas et al. (2007), Teil 2 S. 5<br />

27 Vgl. Brechmann et al. (2002), S. 16<br />

28 Vgl. Walter (2007), S. 529 ff.


en Niveau liegen. Hier gilt es dann, Kunden auf an<strong>der</strong>e Art zu halten, z. B. über das<br />

Image (siehe nächster Abschnitt). Es wird also deutlich, dass eine mangelnde Vergleichbarkeit<br />

<strong>der</strong> <strong>Produkte</strong> hauptsächlich auf <strong>der</strong> Unterschiedlichkeit ihres Inhalts beruht.<br />

Löst <strong>der</strong> Wettbewerb durch ähnliche o<strong>der</strong> sogar gleiche <strong>Produkte</strong> Transparenz<br />

aus, so ist es den Kunden möglich zu vergleichen. Um den daraus resultierenden<br />

sinkenden Margen entgegenzuwirken, könnten die Emittenten laufend neue <strong>Produkte</strong><br />

emittieren. Somit können die Emittenten die Intransparenz <strong>der</strong> <strong>Produkte</strong> wahren. 29<br />

3.3. Image<br />

Das Image ist <strong>der</strong> Gesamteindruck eines Instituts, den sich Kunden auf Grund von<br />

Informationen und eigenen Wahrnehmungen bilden. Das Ziel eines Instituts kann<br />

demnach nur die positive Beeinflussung <strong>der</strong> Kundenmeinung durch gezielte Informationsverbreitung<br />

bzw. entsprechende Beziehungen zum Kunden sein 30 . Zu beachten<br />

ist, dass die Kundenmeinung nur beeinflussbar, nicht aber steuerbar <strong>im</strong> Sinne von<br />

garantierter Erreichung des gewünschten Zielerreichungsgrads ist. Um eine bestmögliche<br />

Beeinflussung erreichen zu können, sollte ein Institut „vom Markt her“ agieren,<br />

d. h. über Kundenwünsche informiert und nach diesen ausgerichtet sein. Folglich<br />

stellt sich für ein Institut die Frage, aus welchen Leistungen <strong>der</strong> Kunde einen Nutzen<br />

zieht. Dies könnten u. a. sein: „Bequemlichkeit, […], Individualität“ 31 , Unabhängigkeit<br />

vom Marktgeschehen, kompetente Beratung und mo<strong>der</strong>n bzw. „in“ sein durch<br />

Teilhaben an Innovationen. <strong>Strukturierte</strong> <strong>Produkte</strong> decken eine Vielzahl von Kundenwünschen<br />

ab. Sie haben einen mo<strong>der</strong>nen und innovativen Charakter 32 und ihre<br />

Vielschichtigkeit ermöglicht dem Kunden seine individuellen Strategien umzusetzen,<br />

wobei für jeden Marktzustand ein Produkt vorhanden sein sollte 33 . Bequemlichkeit<br />

und kompetente Beratung sind subjektive, vom Kunden wahrgenommene Begebenheiten,<br />

welche über den Umgang mit dem Kundenberater entstehen. Im besten Fall<br />

informiert <strong>der</strong> Berater seinen Kunden <strong>im</strong>mer über aktuelle <strong>Produkte</strong> und bietet ihm<br />

solche an, welche für seine Strategie in <strong>der</strong> jeweiligen Marktsituation am vorteilhaftesten<br />

sind. Dieses Vorgehen strebt nicht nur die bestmögliche Beratung des Kunden<br />

an, er wird zudem vor <strong>der</strong> Konkurrenz vereinnahmt. Der Kunde fühlt sich somit kom-<br />

29 Vgl. Walter (2007), S. 275 ff.<br />

30 Vgl. Lukas et al. (2007), Teil 2 S. 57<br />

31 Quelle: Lukas et al. (2007), Teil 2 S. 59<br />

32 Vgl. Brechmann et al. (2002), S. 16<br />

33 Vgl. ebenda


petent, unverzüglich und zufrieden stellend beraten, so dass das Image des Instituts<br />

positiv beeinflusst wird. Die genannten Aspekte zeigen somit auf, dass die Emission<br />

<strong>Strukturierte</strong>r <strong>Produkte</strong> zu einer Imageverbesserung beitragen kann.<br />

4. Risikosteuerung anhand <strong>der</strong> MaRisk<br />

Der Inhalt dieses Kapitels stellt die Risikosteuerung von <strong>Strukturierte</strong>n <strong>Produkte</strong>n dar.<br />

Zu Beginn werden grundlegende Risiken beschrieben, welche auf ein Institut einwirken.<br />

Anschließend werden die Vorgaben <strong>der</strong> Mindestanfor<strong>der</strong>ungen an das Risikomanagement<br />

(MaRisk) als Konkretisierung <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen des §25a KWG bzw.<br />

<strong>der</strong> Regelungen <strong>der</strong> Säule II <strong>der</strong> neuen Eigenkapitalvereinbarung (Basel II) aufgezeigt<br />

und ihre Auswirkungen auf den Umgang mit <strong>Strukturierte</strong>n <strong>Produkte</strong>n erläutert.<br />

4.1. Risikoarten<br />

Der Erfolg einer Bank ist abhängig von <strong>der</strong> Berücksichtigung potentieller Risiken,<br />

welche auf das Institut einwirken können. Risiko kann wie folgt definiert werden: „Die<br />

Möglichkeit eines Schadens o<strong>der</strong> Verlustes als Konsequenz eines best<strong>im</strong>mten Verhaltens<br />

o<strong>der</strong> Geschehens; dies bezieht sich auf Gefahrensituationen, in denen<br />

nachteilige Folgen eintreten können, aber nicht müssen.“ 34 Von <strong>der</strong> Kasseler Sparkasse<br />

wird Risiko allgemeiner definiert als „negative Abweichung des erzielten Ergebnisses<br />

vom erwarteten Ergebnis“ 35 . Umfassen<strong>der</strong> bedeutet demnach Risiko für<br />

die Gesamtbank einen Wertverlust zu erleiden, wodurch <strong>der</strong> Unternehmenswert sinken<br />

würde. 36 Auf eine Bank einwirkende, wesentliche Risikoarten sind das Adressrisiko,<br />

die operationellen Risiken, das Liquiditätsrisiko und das Marktpreisrisiko. Diese<br />

Risiken müssen erkannt, identifiziert und quantifiziert werden, um eine höchstmögliche<br />

Risikotragfähigkeit gewährleisten zu können. Der erste Schritt <strong>im</strong> Umgang mit<br />

Risiken ist demnach diese zu erkennen und zu identifizieren, denn „... good managers<br />

manage risks, poor managers manage problems.” 37 Die nachfolgende Grafik<br />

gibt eine systematische Übersicht über die Risikoarten.<br />

34 Quelle: RiskNet (2007a)<br />

35 Quelle: Lukas et al. (2007), Teil 3 S. 4<br />

36 Vgl. Gerdsmeier (1998), S. 258<br />

37 Quelle: RiskNet (2007b)


Abbildung 2: Risikoarten 38<br />

4.1.1. Marktpreisrisiken<br />

Marktpreisrisiken sind u. a. Zinsän<strong>der</strong>ungsrisiken, Währungs- o<strong>der</strong> Kursrisiken (vgl.<br />

Abbildung 2). „Das Marktpreisrisiko [...] beruht auf unerwarteten Verän<strong>der</strong>ungen von<br />

Marktpreisen und beinhaltet die Gefahr von Wertverlusten offener Positionen auf<br />

Grund eingetretener Preisän<strong>der</strong>ungen.“ 39 Beispielhaft wird <strong>im</strong> Folgenden das Zinsän<strong>der</strong>ungsrisiko<br />

dargestellt. Ein Institut hat in <strong>der</strong> Vergangenheit Geld zu einem variablen<br />

Zinssatz aufgenommen und Kredite an ihre Kunden zu einem fixen Zinssatz<br />

herausgegeben. In <strong>der</strong> Zukunft kommt es zu einem unerwarteten Anstieg des Zinsniveaus.<br />

Das Institut muss dementsprechend den angestiegenen Zins zahlen und bekommt<br />

von den Kunden den fixen Zins. Durch die Zinsän<strong>der</strong>ung zahlt das Institut<br />

mehr als es vom Kunden einn<strong>im</strong>mt, so dass <strong>der</strong> geplante Erfolgsbeitrag aus dem<br />

Zinsgeschäft nicht erwirtschaftet wird. Die unerwartete Zinsän<strong>der</strong>ung führt somit zu<br />

Wertverlusten.<br />

38 Vgl. Lukas et al. (2007), Teil 3 S. 11 ff., sowie S. 40<br />

39 Quelle: Theiler (2002), S. 18; siehe auch: Grübel (1994), S. 629 und Schlüter, Stratenwerth (1999),<br />

S. 470


4.1.2. Operationelle Risiken<br />

Diese Risiken definiert <strong>der</strong> Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht wie folgt: „Operationelles<br />

Risiko ist die Gefahr von Verlusten, die in Folge <strong>der</strong> Unangemessenheit o<strong>der</strong><br />

des Versagens von internen Verfahren, Menschen und Systemen o<strong>der</strong> in Folge externer<br />

Ereignisse eintreten. Diese Definition schließt Rechtsrisiken ein, beinhaltet<br />

aber nicht strategische Risiken o<strong>der</strong> Reputationsrisiken.“ 40 Mögliche Gefahren gehen<br />

z. B. von Mitarbeitern, Hackern o<strong>der</strong> Überfällen aus.<br />

4.1.3. Liquiditätsrisiken<br />

Liquiditätsrisiken lassen sich in kurzfristiges-, langfristiges- und Marktliquiditätsrisiko<br />

unterscheiden. Das kurzfristige Liquiditätsrisiko kann als „Risiko von Engpässen in<br />

<strong>der</strong> Zahlungsfähigkeit <strong>der</strong> Bank“ 41 verstanden werden. Es handelt sich demnach um<br />

die Gefahr, dass es einem Institut aus Gründen „fehlen<strong>der</strong> bzw. nicht liquidierbarer<br />

Aktiva“ 42 nicht möglich ist, den an sie gestellten For<strong>der</strong>ungen nachzukommen. Als<br />

Beispiel kann ein unerwarteter „run“ auf ein Institut angeführt werden, wie z. B. <strong>der</strong><br />

„run“ auf Northern Rock 43 , welches nicht die liquiden Mittel vorhält, um jede Kundenfor<strong>der</strong>ung<br />

komplett auszuzahlen. Das langfristige bzw. Refinanzierungsrisiko birgt die<br />

Gefahr, dass „bei Bedarf nicht ausreichende Liquidität am Kapitalmarkt [und/o<strong>der</strong><br />

über Kundengeschäfte] zu den erwarteten Preisen beschafft werden kann.“ 44 Gegenstand<br />

dieser Risikoform ist demnach ein Mangel an „Fremdkapitalien auf <strong>der</strong><br />

Passivseite“ 45 , welcher sich bei <strong>der</strong> Kapitalbeschaffung mit dem Marktpreisrisiko verknüpft.<br />

In einer solchen Situation besteht die Gefahr, am Markt schlechte Konditionen<br />

zu bekommen. Das Marktliquiditätsrisiko birgt die Gefahr, dass „Geschäfte o<strong>der</strong> Positionen<br />

[...] aufgrund nicht ausreichen<strong>der</strong> Markttiefe o<strong>der</strong> vorliegen<strong>der</strong> Marktstörungen<br />

nicht o<strong>der</strong> nur mit Verlusten aufgelöst bzw. glattgestellt werden“ können. 46 Als Beispiel<br />

hierfür können vom Institut gehaltene Papiere wie z. B. Asset Backed Securities<br />

(ABS) genannt werden, welche <strong>im</strong> Zuge <strong>der</strong> Subpr<strong>im</strong>e-Krise mangels Nachfrage<br />

40 Quelle: Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht (2004)<br />

41 Quelle: Ku<strong>der</strong>natsch (2002), S. 19<br />

42 Quelle: Lukas et al. (2007), Teil 6 S. 3<br />

43 Vgl. FAZ.NET (2007b)<br />

44 Quelle: Arbeitskreis „Revision des Kreditgeschäfts“ des Deutschen Instituts für Interne Revision<br />

e. V. (2002), S. 109<br />

45 Quelle: Lukas et al. (2007), Teil 6 S. 4<br />

46 Quelle: Arbeitskreis „Revision des Kreditgeschäfts“ des Deutschen Instituts für Interne Revision<br />

e. V. (2002), S. 109


nicht mehr zu verkaufen waren bzw. <strong>der</strong>en Realisation mit <strong>im</strong>mensen Wertverlusten<br />

verbunden war.<br />

4.1.4. Adressrisiken<br />

Unter den Adressrisiken, auch als Kreditausfall- o<strong>der</strong> Bonitätsrisiken bezeichnet, wird<br />

die Gefahr verstanden, durch Kunden- o<strong>der</strong> Eigengeschäfte Verluste zu realisieren.<br />

Diese Verluste entstehen durch eintretende Zahlungsunfähigkeit des Schuldners. Ein<br />

Beispiel für das Kundengeschäft kann ein vom Institut vergebener Kredit sein, dessen<br />

Zahlungsverpflichtungen <strong>der</strong> Kunde nicht mehr nachkommen kann. Im Bereich<br />

von Privatkunden sind mögliche Gründe <strong>der</strong> Tod o<strong>der</strong> die plötzliche Arbeitslosigkeit<br />

des Kunden. Bei Firmenkunden ist beispielsweise eine Insolvenz Grund für einen<br />

Ausfall.<br />

Im Eigengeschäft stellt sich das Adressrisiko wie folgt dar. Legt das Institut selbst<br />

Geld an, so ist es auch hier möglich, dass <strong>der</strong> Geschäftspartner seinen Zahlungsverpflichtungen<br />

entwe<strong>der</strong> gar nicht o<strong>der</strong> nicht termingerecht nachkommt. So könnte<br />

bspw. ein Institut Anleihen erwerben, wobei <strong>der</strong> Emittent während <strong>der</strong> Laufzeit Insolvenz<br />

anmeldet.<br />

4.2. Risikosteuerung mit MaRisk-Risikokategorien<br />

Ab dem 01.01.2007 bzw. spätestens zum 01.01.2008 müssen die Neuen Baseler<br />

Eigenkapitalverordnungen (Basel II) gem. den EU-Richtlinien 2006/48/EG und<br />

2006/49/EG 47<br />

von allen Finanzdienstleistungs- und Kreditinstituten <strong>der</strong> EU-<br />

Mitgliedsstaaten befolgt werden. Verfasser von Basel II ist <strong>der</strong> Baseler Ausschuss für<br />

Bankenaufsicht, welcher durch dieses Konsultationspapier die „Stärkung <strong>der</strong> Sicherheit<br />

und Solidität des Finanzsystems“ 48 anstrebt. Der Aufbau von Basel II glie<strong>der</strong>t<br />

sich in drei Säulen. Die erste Säule umfasst die „Mindestkapitalanfor<strong>der</strong>ungen“, Säule<br />

2 den „Bankenaufsichtlichen Überprüfungsprozess“ und Säule 3 die „Erweiterte<br />

Offenlegung“. Die MaRisk sind die Konkretisierung <strong>der</strong> zweiten Säule, weshalb die<br />

Säulen 1 und 3 <strong>im</strong> Rahmen dieser Arbeit keine weitere Beachtung finden.<br />

47 Quelle: Europäisches Parlament und Rat (2006a) und Europäisches Parlament und Rat (2006b)<br />

48 Quelle: Deutsche Bundesbank (2008)


Abbildung 3: Basel II und Umsetzung MaRisk 49<br />

Die Umsetzung von Basel II erfolgte u. a. <strong>im</strong> Kreditwesengesetz, wobei die zweite<br />

Säule auf Grundlage des §25a KWG in deutsches Recht umgesetzt wird. Zur Konkretisierung<br />

von §25a KWG wurden die MaRisk entwickelt. 50 Die endgültige Fassung<br />

<strong>der</strong> MaRisk wurde am 20.12.2005 durch die BaFin 51 veröffentlicht. Die MaRisk konkretisieren<br />

diese gesetzliche Weisung durch Vorgaben über Inhalt und Struktur von<br />

Risikomanagement, dessen Umgang und letztlich die Überprüfung durch die Aufsicht.<br />

Sie setzen sich zum einen aus den bisher geltenden<br />

Mindestanfor<strong>der</strong>ungen an das Handelsgeschäft <strong>der</strong> Kreditinstitute (MaH)<br />

Mindestanfor<strong>der</strong>ungen an das Kreditgeschäft <strong>der</strong> Kreditinstitute (MaK)<br />

Mindestanfor<strong>der</strong>ungen an die Interne Revision (MaIR) 52<br />

zusammen, welche weitestgehend integriert wurden. Zum an<strong>der</strong>en wurden Regelungen<br />

für das Zinsän<strong>der</strong>ungs- und Liquiditätsrisiko und die operationellen Risiken beigefügt.<br />

53 Eine weitere und gewichtige Bedeutung erhält auch das Risikomanagement,<br />

welches <strong>im</strong> §25a KWG explizit aufgeführt und als angemessen und wirksam 54<br />

gefor<strong>der</strong>t wird. Der Begriff des Risikomanagements umfasst nun also mehr als die<br />

bisherige Identifikation und Steuerung von Risiken, vielmehr wird <strong>der</strong> Begriff erweitert<br />

um die „Risikotragfähigkeit, insbeson<strong>der</strong>e die Festlegung angemessener Strategien<br />

sowie die Einrichtung angemessener interner Kontrollverfahren. [Diese] bestehen<br />

49 Quelle: Deutsche Bundesbank (2008); RiskNET (2007c)<br />

50 Vgl. Deutscher Sparkassen und Giroverband, S. 16<br />

51 Vgl. Schwarzhaupt (2006), S. 4<br />

52 Vgl. ebenda<br />

53 Vgl. Deutscher Sparkassen und Giroverband, S. 22<br />

54 Vgl. Bundesministerium <strong>der</strong> Justiz (2008)


aus dem internen Kontrollsystem und <strong>der</strong> Internen Revision.“ 55 Das interne Kontrollsystem<br />

hat zum einen Regelungen zur Aufbau- und Ablauforganisation, zum an<strong>der</strong>en<br />

Regelungen für Risikosteuerungs- und -controllingprozesse zum Inhalt. 56<br />

Die Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> MaRisk erfolgt in modularer Struktur. Der Allgemeine Teil (AT)<br />

enthält wesentliche „Anfor<strong>der</strong>ungen, die keinen unmittelbaren spezifischen Bezug auf<br />

best<strong>im</strong>mte Geschäftsfel<strong>der</strong> nehmen,“ 57 worunter die Risikosteuerungs- und<br />

-controllingprozesse (AT 4.3.2) zu finden sind. Der Beson<strong>der</strong>e Teil (BT) enthält beson<strong>der</strong>e<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an das interne Kontrollsystem (BT 1) bzgl. Aufbau- und Ablauforganisation<br />

<strong>im</strong> Kredit- und Handelsgeschäft (BTO), sowie spezifische Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die Risikosteuerungs- und -controllingprozesse (BTR). Zudem gibt es Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die Interne Revision <strong>im</strong> letzten Teil des BT (BT 2). Die folgende Grafik<br />

gibt den modularen Aufbau wie<strong>der</strong>. Beson<strong>der</strong>s hervorgehoben sind die Risikosteuerungs-<br />

und -controllingprozesse (AT 4.3.2) sowie die zugehörigen beson<strong>der</strong>en<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an diese <strong>im</strong> Modul BTR, welches die Risikokategorien <strong>der</strong> MaRisk<br />

darstellt. 58 Abbildung 4: Der modulare Aufbau <strong>der</strong> MaRisk 59<br />

55 Quelle: Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (2007a)<br />

56 Vgl. ebenda<br />

57 Quelle: Schwarzhaupt (2006), S. 4<br />

58 Vgl. Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (2007a)<br />

59 Quelle: Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (2007b)


Der Inhalt des Abschnitts zu Risikosteuerungs- und -controllingprozessen (AT 4.3.2)<br />

sind mehrere Anfor<strong>der</strong>ungen an ein Institut. Zum einen werden Prozesse zur Identifizierung,<br />

Beurteilung, Steuerung, Überwachung sowie Kommunikation <strong>der</strong> wesentlichen<br />

Risiken gefor<strong>der</strong>t. Diese Prozesse sollten in das System <strong>der</strong> <strong>Gesamtbanksteuerung</strong><br />

eingebunden werden. 60 Gewährleisten sollen diese Prozesse u. a. eine Früherkennung<br />

von Risiken sowie eine vollständige Erfassung und Darstellung dieser, als<br />

auch die Berücksichtigung von Wechselwirkungen. Zum an<strong>der</strong>en sollen regelmäßige<br />

Szenariobetrachtungen <strong>der</strong> Risiken durchgeführt werden. Der AT 4.3.2 schließt mit<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen einer Risikoberichterstattung an die Geschäftsleitung ab und verweist<br />

auf betreffende geregelte Einzelheiten <strong>im</strong> BTR 1-4. 61<br />

Inhalt des BTR sind beson<strong>der</strong>e Anfor<strong>der</strong>ungen an die Risikosteuerungs- und<br />

-controllingprozesse bzgl. <strong>der</strong> vier Risikokategorien, die da sind<br />

Adressausfallrisiken (BTR 1)<br />

Marktpreisrisiken (BTR 2)<br />

Liquiditätsrisiken (BTR 3)<br />

Operationelle Risiken (BTR 4)<br />

Adressausfallrisiken (BTR 1)<br />

Dieses Teilmodul beginnt mit <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ung, dass es einem Institut ggf. unter Risikotragfähigkeitsgesichtspunkten<br />

möglich sein muss, die Adressausfallrisiken begrenzen<br />

zu können. Eine weitere Anfor<strong>der</strong>ung betrifft die Kreditvergabe. Diese besagt,<br />

dass kein Kredit ohne L<strong>im</strong>it (Kreditnehmerl<strong>im</strong>it, Kreditnehmereinheitenl<strong>im</strong>it) vergeben<br />

werden darf. Tz. 3 schreibt mehrere Punkte zum Handelsgeschäft vor, u. a. dass diese<br />

nur getätigt werden dürfen, wenn für die Vertragspartner Kontrahentenl<strong>im</strong>ite eingeräumt<br />

wurden. Für Börsen- und Kassageschäfte gilt dieses Kontrahentenl<strong>im</strong>it<br />

nicht, wenn <strong>der</strong> Gegenwert angeschafft wurde o<strong>der</strong> wird bzw. bei denen entsprechende<br />

Deckung gegeben ist. 62 Die Tz. 4 schreibt bei Handelsgeschäften zusätzlich<br />

ein Emittentenl<strong>im</strong>it vor und geht diesbezüglich auf weitere Einzelheiten ein. Zudem<br />

wird ein Verzicht von <strong>der</strong> L<strong>im</strong>itierung <strong>der</strong> Adressausfallrisiken zugesagt, sollten Kurs-<br />

60 „sollte“ erweist sich hier als Empfehlung <strong>der</strong> BaFin, vgl. Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />

(2007c), S. 11<br />

61 Vgl. Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (2007a)<br />

62 Vgl. Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (2007c), S. 40


isiken <strong>der</strong> Emittenten bei L<strong>im</strong>itierung <strong>der</strong> Marktpreisrisiken schon geeignet Berücksichtigung<br />

erfahren haben. 63 Zudem werden liquide Kreditprodukte, die an Sekundärmärkten<br />

wie Wertpapiere gehandelt werden, explizit in den Erläuterungen zu den<br />

MaRisk genannt. Für diese Art <strong>Produkte</strong> sollen ebenfalls Kontrahenten- bzw. Emittentenl<strong>im</strong>ite<br />

festgelegt werden. 64 Tz. 5 beinhaltet die sofortige Anrechnung <strong>der</strong> Geschäfte<br />

auf die kreditnehmerbezogenen L<strong>im</strong>ite, die Überwachung <strong>der</strong> L<strong>im</strong>iteinhaltung<br />

und einen Maßnahmenbericht <strong>im</strong> Falle einer L<strong>im</strong>itüberschreitung. Übersteigen die<br />

L<strong>im</strong>ite eine zuvor festgelegte Höhe, so sind die zuständigen Geschäftsleiter täglich<br />

zu informieren. Laut Tz. 6 müssen geeignete Maßnahmen zur Steuerung und Überwachung<br />

<strong>der</strong> wesentlichen gesamtgeschäftsbezogenen Risiken bestehen. Tz. 7 stellt<br />

abschließend Anfor<strong>der</strong>ungen an die Risikoberichterstattung dar.<br />

Marktpreisrisiken (BTR 2)<br />

Dieser modulare Abschnitt ist in drei Einheiten geglie<strong>der</strong>t. BTR 2.1 stellt allgemeine<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen auf, BTR 2.2 hat ergänzend Marktpreisrisiken des Handelsbuches<br />

zum Inhalt und abschließend folgt BTR 2.3 mit Marktpreisrisiken des Anlagebuches<br />

(einschließlich Zinsän<strong>der</strong>ungsrisiken). BTR 2.1, Tz. 1 schreibt zur Begrenzung von<br />

Marktpreisrisiken die Einrichtung eines L<strong>im</strong>itsystems vor. Den Erläuterungen zu den<br />

MaRisk 65 ist zu entnehmen, dass folgende Risiken den Marktpreisrisiken zugehörig<br />

sind: Kurs-, Zinsän<strong>der</strong>ungs- und Währungsrisiken, sowie Marktpreisrisiken aus Warengeschäften<br />

inkl. Strom<strong>der</strong>ivate und CO²-Emissionszertifikate. 66 Resultieren aus<br />

Bonitätsverän<strong>der</strong>ungen Marktpreisrisiken, so sollen diese in „angemessener Weise“ 67<br />

Berücksichtigung in den Risikosteuerungs- und -controllingprozessen finden. Tz. 2<br />

stellt die Anfor<strong>der</strong>ung, dass keine Geschäfte die ein Marktpreisrisiko tragen ohne L<strong>im</strong>it<br />

abgeschlossen werden dürfen und Tz. 3 beinhaltet die Vorschrift einer regelmäßigen<br />

Überprüfung <strong>der</strong> Beurteilungsverfahren für Marktpreisrisiken. Die abschließenden<br />

Tz. 4-5 beinhalten Anfor<strong>der</strong>ungen bzgl. Ergebnisdarstellung und Berichterstattung.<br />

63 Vgl. Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (2007c), S. 40<br />

64 Vgl. ebenda<br />

65 Vgl. Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (2007c), S. 42<br />

66 Ausgeschlossen sind Marktpreisrisiken aus dem traditionellen Warengeschäft von gemischtwirtschaftl.<br />

Kreditgenossenschaften<br />

67 Quelle: Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (2007c), S. 42


BTR 2.2 enthält ergänzend zu BTR 2.1 Anfor<strong>der</strong>ungen an den Umgang mit Marktpreisrisiken<br />

des Handelsbuches. Enthalten ist in Tz. 1 die For<strong>der</strong>ung, dass eine sofortige<br />

Anrechnung von Geschäften mit Marktpreisrisiko auf die L<strong>im</strong>ite erfolgen muss<br />

und dieses direkt an die Verantwortlichen kommuniziert werden soll. Des Weiteren<br />

führt dieser Abschnitt Anfor<strong>der</strong>ungen für den Fall von L<strong>im</strong>itüberschreitungen auf und<br />

Tz. 2 gibt eine tägliche Bewertung <strong>der</strong> Risiken vor. Im Folgenden beinhaltet Tz. 3<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an ein täglich zu ermittelndes Handelsbuchergebnis und eine tägliche<br />

Zusammenfassung <strong>der</strong> Risikopositionen zu Gesamtrisikopositionen. Mit <strong>der</strong> täglichen<br />

Berichterstattung müssen dem Geschäftsleiter des Risikocontrollings aus Tz. 1 resultierende<br />

L<strong>im</strong>itauslastungen und aus Tz. 3 resultierende Ergebnisse und Gesamtrisikopositionen<br />

vorgelegt werden. Die abschließende Tz. 4 beinhaltet einen kontinuierlichen<br />

Vergleich <strong>der</strong> modellmäßig ermittelten und <strong>der</strong> tatsächlich eingetretenen Risikowerten.<br />

68<br />

BTR 2.3 enthält „erleichterte Regelungen“ 69 zu Marktpreisrisiken des Anlagebuches<br />

(einschließlich Zinsän<strong>der</strong>ungsrisiken). Eine Bewertung <strong>der</strong> Positionen mit Marktpreisrisiken<br />

soll mindestens quartalsweise stattfinden (Tz. 1) und zudem soll <strong>im</strong> selben<br />

Zeitrahmen ein Ergebnis des Anlagebuches ermittelt werden (Tz. 2). Des Weiteren<br />

sollen L<strong>im</strong>itüberschreitungen vermieden werden, die durch zwischenzeitliche Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Risikopositionen resultieren können (Tz. 3). Die Wahl <strong>der</strong> Zeitpunkte<br />

von Bewertung, Ergebnisermittlung und Kommunikation <strong>der</strong> Risiken <strong>im</strong> Anlagebuch<br />

sollen nach Tz. 4 in Abhängigkeit von Art, Umfang, Komplexität u. a. geschehen. Tz.<br />

5 gibt zur Beurteilung von Zinsän<strong>der</strong>ungsrisiken vor, dass die Verfahren dazu alle<br />

wesentlichen Ausprägungen erfassen müssen. Die Erläuterungen zu den MaRisk<br />

besagen bzgl. dieser Vorschrift, dass es den Instituten selbst obliegt wie sie die Zinsän<strong>der</strong>ungsrisiken<br />

berücksichtigen. Sie können entwe<strong>der</strong> eine getrennte Behandlung<br />

in Anlage-, und Handelsbuch o<strong>der</strong> integriert auf Gesamtbankebene durchführen. 70<br />

Die folgende Tz. 6 gibt zwei Wahlmöglichkeiten bei <strong>der</strong> Best<strong>im</strong>mung <strong>der</strong> Zinsän<strong>der</strong>ungsrisiken.<br />

Möglich ist bei Erfassung <strong>der</strong> Auswirkungen entwe<strong>der</strong> das Abstellen auf<br />

das Handelsergebnis o<strong>der</strong> auf Markt- bzw. Barwerte <strong>der</strong> Positionen. Des Weiteren<br />

soll eine Festlegung von geeigneten Maßnahmen geschehen, um Positionen mit unbest<strong>im</strong>mter<br />

Kapital- o<strong>der</strong> Zinsbindung zu berücksichtigen (Tz. 7). Die BTR 2.3<br />

68 Vgl. Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (2007a)<br />

69 Quelle: Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (2007c), S. 42<br />

70 Vgl. ebenda, S. 44


schließt mit <strong>der</strong> Vorschrift, dass für jede Währungsart, in welcher Zinsän<strong>der</strong>ungsrisiken<br />

eingegangen wurden, die Zinsän<strong>der</strong>ungsrisiken ermittelt werden müssen (Tz.<br />

8). 71<br />

Liquiditätsrisiken (BTR 3)<br />

Die Tz. 1 gibt vor, dass je<strong>der</strong>zeit alle Zahlungsverpflichtungen eines Instituts erfüllt<br />

werden können und dabei die Vermögens- und Kapitalstruktur ausreichend diversifiziert<br />

sein soll. Zudem besagt Tz. 2, dass eine zeitraumbezogene Liquiditätsübersicht<br />

erstellt werden muss, in <strong>der</strong> Mittelzu- und -abflüsse ersichtlich sind. Annahmen, auf<br />

denen diese Übersicht erstellt wird, sowie Szenariobetrachtungen sind beizufügen<br />

(Tz. 2). Dies betreffende mögliche Szenarien können den Erläuterungen zu den Ma-<br />

Risk entnommen werden 72 . Tz. 3 stellt die Anfor<strong>der</strong>ung an eine kontinuierliche Überprüfung<br />

<strong>der</strong> Deckungsmöglichkeit von auftretendem Liquiditätsbedarf, wobei <strong>im</strong> Wesentlichen<br />

<strong>der</strong> Liquiditätsgrad <strong>der</strong> Vermögenswerte zu beachten ist. Tz. 4 hat Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

bzgl. des Umgangs mit Liquiditätsengpässen zum Inhalt. Abschließend soll<br />

<strong>der</strong> Geschäftsleitung ein regelmäßiger Bericht über die Liquiditätssituation vorgelegt<br />

werden (Tz. 5). 73<br />

Operationelle Risiken (BTR 4)<br />

Die Tz. 1 for<strong>der</strong>t angemessene Maßnahmen für den Umgang mit operationellen Risiken.<br />

Des Weiteren sollen diese Risiken jährlich identifiziert und beurteilt werden (Tz.<br />

2) und <strong>im</strong> Schadensfall soll eine sofortige Analyse <strong>der</strong> Ursachen betrieben werden<br />

(Tz.3). Einzelheiten zur Berichterstattung und Maßnahmen <strong>im</strong> Umgang mit Risikoursachen<br />

werden in den Tz. 4 und 5 aufgestellt. 74<br />

4.3. Risikosteuerung bei <strong>Strukturierte</strong>n <strong>Produkte</strong>n<br />

Um die in den MaRisk gefor<strong>der</strong>te Risikotragfähigkeit gewährleisten zu können, sollen<br />

mit den Risikosteuerungs- und -controllingprozessen u. a. die Identifikation, Bewertung<br />

und Steuerung von Risiken betrieben werden. Emittiert ein Institut <strong>Strukturierte</strong><br />

<strong>Produkte</strong>, so werden diese zunächst in ihre Komponenten aufgespaltet, auf ihre Risiken<br />

untersucht und dann bewertet, woraufhin die Steuerung <strong>der</strong> identifizierten Risi-<br />

71 Vgl. Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (2007c), S. 45<br />

72 Vgl. Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (2007c), S. 45<br />

73 Vgl. Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (2007a)<br />

74 Vgl. ebenda


ken folgt bzw. möglich ist. Eine korrekte Risikosteuerung fußt auf einer „umfassenden<br />

Risikoanalyse sowie einer korrekten Quantifizierung <strong>der</strong> bestehenden Risiken“ 75 . In<br />

diesem Abschnitt soll somit ein ausgewähltes <strong>Strukturierte</strong>s Produkt, welches als Refinanzierungsinstrument<br />

emittiert wurde, auf beinhaltete Risiken überprüft werden.<br />

Ausgewählt wurde eine Aktienanleihe (Kapitel 2.2.2).<br />

Um eine Analyse beginnen zu können, muss das Produkt in seine Bestandteile zerlegt<br />

und dupliziert werden. Die Aktienanleihe kann als Kombination aus einer Put-<br />

Option und einer Kuponanleihe dargestellt werden.<br />

Risikokategorie 1: Adressausfallrisiken<br />

Bei einer Risikoanalyse <strong>der</strong> Aktienanleihe sind zwei Möglichkeiten in Betracht zu ziehen.<br />

Erstere ist, das <strong>Strukturierte</strong> Produkt nicht zu sichern. Das bedeutet, dass <strong>der</strong><br />

Anleihebestandteil des <strong>Strukturierte</strong>n Produkts in den Gesamtbank-Cashflow einfließt<br />

und nach Ende <strong>der</strong> Laufzeit aus diesem bedient wird. Die Aktienanleihe ist eine Position<br />

auf <strong>der</strong> Passiv-Seite, sie dient somit dem Zweck <strong>der</strong> Refinanzierung. Dadurch,<br />

dass keine Sicherung vorliegt, besteht für das Institut kein direktes Adressrisiko.<br />

Die zweite Möglichkeit ist, die Aktienanleihe zu sichern. Unter <strong>der</strong> Annahme, das Institut<br />

sichert den Anleihebestandteil <strong>der</strong> emittierten Aktienanleihe durch den Kauf einer<br />

Kuponanleihe, besteht ein Adressausfallrisiko. Der Emittent dieser Kuponanleihe<br />

könnte ausfallen. Die Kuponanleihe ist demnach eine Nettoposition, die in das Vermögen<br />

des Instituts angelegt wurde und kann dementsprechend nicht als Adressrisiko<br />

des <strong>Strukturierte</strong>n Produkts selbst gewertet werden, vielmehr verzeichnet sich<br />

dieses Sicherungsgeschäft als Position <strong>im</strong> gesamthausbezogenen Adressrisiko.<br />

Nicht direkt die Aktienanleihe, wohl aber das Gesamtadressrisiko des Instituts betreffend,<br />

schreibt die BTR 1 <strong>der</strong> MaRisk in diesem <strong>Kontext</strong> vor, dass „unter Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> Risikotragfähigkeit“ 76 durch geeignete Maßnahmen Adressausfallrisiken zu<br />

min<strong>im</strong>ieren sind. Geeignete Maßnahmen könnten in diesem Falle sein, Anleihen nur<br />

von erstklassigen und mehreren Emittenten zu beziehen. Somit würde kein Klumpenrisiko<br />

entstehen. Des Weiteren sollten diese Geschäfte auf zuvor festgelegte L<strong>im</strong>ite<br />

verrechnet werden. Die Risikobegrenzung soll dementsprechend nicht nur über die<br />

Anzahl an Handelspartnern erfolgen, son<strong>der</strong>n auch durch eine Begrenzung bei jedem<br />

einzelnen. Die Sicherung des zweiten Bestandteils <strong>der</strong> Aktienanleihe könnte wie<br />

75 Quelle: Wiedemeier (2001), S. 339<br />

76 Quelle: Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (2007a)


folgt aussehen. Das Institut kann durch die Investition in eine entsprechende Option<br />

die in <strong>der</strong> Aktienanleihe enthaltene Short Put-Option absichern. Es wird demnach<br />

ersichtlich, dass nicht das <strong>Strukturierte</strong> Produkt ein direktes Adressrisiko aufweist,<br />

son<strong>der</strong>n das Sicherungsgeschäft. Da dieses Geschäft eine Position <strong>im</strong> Vermögen<br />

des Instituts ist, zählt das beinhaltete Risiko zum gesamtbankbezogenen Adressrisiko.<br />

Hier ist allerdings noch nach Art des Erwerbs zu unterscheiden. Bezieht das Institut<br />

die Option OTC von einem direkten Handelspartner, so besteht auch hier die<br />

Möglichkeit, dass dieser ausfällt. Das Risiko besteht hier in dem Kreditäquivalenzbetrag,<br />

d. h. <strong>der</strong> rechnerische Wert, den <strong>der</strong> Vertragspartner verpflichtet ist zu zahlen.<br />

OTC-Geschäfte können durch Netting- und/o<strong>der</strong> Margin-Vereinbarungen individuell<br />

gestaltet werden, was die Risikoreduzierung ermöglicht. Allerdings kann das Institut<br />

die Option auch über die Eurex beziehen. Diese Geschäfte laufen <strong>im</strong>mer über das<br />

Clearinghaus, d. h. „die Eurex Clearing AG als Clearinghaus und Kontrahent bei<strong>der</strong><br />

Vertragspartner [stellt sich] zwischen Käufer und Verkäufer. Das ermöglicht den Vertragsparteien<br />

[...] die Gegenparteirisiken auf einen einzigen Vertragspartner zu konzentrieren.“<br />

77 Ein Adressrisiko besteht demnach nicht, da die Eurex als Vertragspartner<br />

nicht ausfallen kann. Bei Börsengeschäften entfällt <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> MaRisk zudem<br />

die Adressrisikol<strong>im</strong>itierung. 78<br />

Zu beachten ist, dass die aufgeführten Überlegungen eine Modellierung <strong>der</strong> Sicherung<br />

einer einzelnen Position sind. In <strong>der</strong> Praxis werden diese Risiken nicht einzelgeschäftsbezogen<br />

gesteuert, son<strong>der</strong>n alle Positionen zu einem Gesamtbank-<br />

Adressrisiko zusammengeführt.<br />

Risikokategorie 2: Marktpreisrisiken<br />

Im Folgenden ersichtlich, ob ein Institut mit einer emittierten Aktienanleihe Marktpreisrisiken<br />

eingeht. Wird die Aktienanleihe nicht gesichert, so geht sie in den Gesamtbank-Cashflow<br />

ein und wird zum Ende <strong>der</strong> Laufzeit aus diesem gedeckt. In diesem<br />

Fall besteht kein direktes Marktpreisrisiko für das <strong>Strukturierte</strong> Produkt. Indirekt<br />

besteht ein Marktpreisrisiko für den Gesamtbank-Cashflow aus dem das Produkt bei<br />

Fälligkeit bezahlt wird. Dieser sollte korrekt abgest<strong>im</strong>mt und geplant sein, um zur Fälligkeit<br />

zahlungsfähig zu sein. Die zweite Möglichkeit besteht darin, dass das Institut<br />

die Aktienanleihe durch den Kauf einer identisch ausgestatteten Anleihe sichert. Er-<br />

77 Quelle: Eurex Frankfurt AG (2008)<br />

78 Vgl. Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (2007c), S. 40


sichtlich ist somit, dass nicht das Produkt selbst ein Marktpreisrisiko beinhaltet, son<strong>der</strong>n<br />

das Sicherungsgeschäft. Um solche Risiken zu min<strong>im</strong>ieren bzw. auszuschalten,<br />

geben die MaRisk L<strong>im</strong>ite für Geschäfte mit Marktpreisrisiko vor sowie die sofortige<br />

Verrechnung solcher Geschäfte auf die L<strong>im</strong>ite. Die zweite Komponente <strong>der</strong> Aktienanleihe<br />

ist <strong>der</strong> Optionsbestandteil. In <strong>der</strong> Praxis würde ein großes Institut ein Gesamtbank-Optionsbuch<br />

aufstellen und diese Position dort mit einfließen lassen. Diese<br />

Analyse beschäftigt sich aber mit <strong>der</strong> einzelgeschäftbezogenen Sicherung, welche in<br />

kleinen und mittleren Instituten oft auch tatsächlich durchgeführt wird. In diesem Fall<br />

würde das Institut diese Option durch den Erwerb einer identischen Long-Position<br />

sichern. Durch diese Position <strong>im</strong> Vermögen des Instituts wäre somit das Marktpreisrisiko<br />

dieses Bestandteils <strong>der</strong> Aktienanleihe ausgeschaltet. Kernpunkt des Marktpreisrisikos<br />

einer Aktienanleihe liegt in einer möglichen Aktienkursverän<strong>der</strong>ung. Das<br />

<strong>Strukturierte</strong> Produkt ist so konstruiert, dass die Möglichkeit besteht, nicht den Nominalbetrag<br />

<strong>der</strong> Aktienanleihe auszubezahlen, son<strong>der</strong>n vorher vertraglich festgelegte<br />

Aktien anzudienen. Dies geschieht wenn <strong>der</strong> Kurs dieser Aktien in <strong>der</strong> Summe wertmäßig<br />

unter dem vereinbarten Basispreis <strong>der</strong> Aktienanleihe liegt. Das <strong>Strukturierte</strong><br />

Produkt dient demnach insgesamt <strong>der</strong> Min<strong>im</strong>ierung des Gesamtkursrisikos des Instituts.<br />

Mit <strong>der</strong> Short-Position, die sich in <strong>der</strong> Aktienanleihe befindet, sichert das Institut<br />

seine eigene Asset Allocation und nutzt diese vor allem zur Margenerwirtschaftung.<br />

Des Weiteren gilt es die Aktienanleihe dann auf ein potentielles Währungsrisiko zu<br />

prüfen, wenn Bestandteile <strong>der</strong> Aktienanleihe an<strong>der</strong>e Währungen aufweisen sollten.<br />

Risikokategorie 3: Liquiditätsrisiken<br />

<strong>Strukturierte</strong> <strong>Produkte</strong> werden u. a. auf Grund sinken<strong>der</strong> Bestände <strong>der</strong> Passiv-Seite,<br />

d. h. <strong>der</strong> Kundengeschäfte und somit <strong>der</strong> Margen aus diesen, emittiert. Dieses Instrument<br />

dient <strong>der</strong> Refinanzierung des Instituts und ist somit ein Bestandteil <strong>der</strong> angebotenen<br />

Leistungen, welcher wachsende Bedeutung aufweist. Emittiert ein Institut<br />

eine Aktienanleihe, so dient diese <strong>der</strong> Refinanzierung. Würde das Institut dieses Produkt<br />

durch den Kauf entsprechen<strong>der</strong> Positionen <strong>im</strong> eigenen Vermögen sichern, so<br />

würde die aufgenommene Liquidität schlicht durchgeleitet und wäre dem Institut nicht<br />

weiter von Nutzen. Das Liquiditätsrisiko <strong>der</strong> Aktienanleihe wäre gemin<strong>der</strong>t, aber <strong>der</strong><br />

Sinn des <strong>Produkte</strong>s, die Refinanzierung, wäre verfehlt worden. Betrachtet man die<br />

Emission <strong>Strukturierte</strong>r <strong>Produkte</strong> als Ganzes, so wird ersichtlich, dass ein Institut sein<br />

Refinanzierungsrisiko durch diese erheblich verringern kann. Mit <strong>der</strong> Emission wird


auf <strong>der</strong> Passiv-Seite Liquidität aufgenommen, somit Refinanzierung geschaffen und<br />

ein potentielles Liquiditätsrisiko gemin<strong>der</strong>t. Diese erworbenen Mittel kann ein Institut<br />

dann investieren. Diese Investitionen können fristenkongruent zum <strong>Strukturierte</strong>n<br />

Produkt getätigt werden o<strong>der</strong> auch nicht. Besteht eine Fristenkongruenz, könnte man<br />

annehmen, dass die Liquidität, die durch das Produkt entstanden ist, über die gesamte<br />

Laufzeit gebunden wäre und dem Institut <strong>im</strong> Endeffekt nicht den erwünschten<br />

Nutzen bringen würde. Allerdings kann ein Institut z. B. Bundesanleihen kaufen und<br />

diese in Repo geben. Somit wäre die kurzfristige Liquidität gestärkt. Die weitere Möglichkeit<br />

und gleichzeitig auch die Zweckverwirklichung wäre es, die entstandene Liquidität<br />

über Kredite an Kunden herauszugeben o<strong>der</strong> in kurzfristig liquidierbare Reserven<br />

anzulegen. Diese Reserven könnten bspw. je<strong>der</strong>zeit veräußerbare Floater<br />

sein. In jedem Falle würde eine solche Verfahrensweise die kurzfristige Liquiditätssituation<br />

stärken und den Empfehlungen <strong>der</strong> MaRisk zum Umgang mit dem Liquiditätsrisiko<br />

entsprechen. Diese gibt vor über ausreichende Diversifikation, wie z. B. die<br />

Investition in kurzfristige und schnell liquidierbare Aktiva, Engpässe in <strong>der</strong> Zahlungsfähigkeit<br />

des Instituts zu vermeiden. Des Weiteren kann durch eine solche Asset Allocation<br />

des Instituts das Marktliquiditätsrisiko gemin<strong>der</strong>t werden. Die Diversifikation<br />

wirkt risikomin<strong>der</strong>nd, da das Risiko auf verschiedene Märkte verteilt ist. Somit betrifft<br />

<strong>der</strong> Zusammenbruch eines Marktes nicht die gesamte Asset Allocation des Instituts.<br />

Zur Sicherung <strong>der</strong> Aktienanleihe könnte ein Optionsgeschäft eingegangen worden<br />

sein. Dieser Optionsbestandteil weist aufgrund <strong>der</strong> Market Maker und <strong>der</strong> bestehenden<br />

Handelsvorschriften ein geringes Liquiditätsrisiko auf, wenn die Option über die<br />

Eurex erworben wurde. Bei Bedarf <strong>der</strong> Liquidation ist es höchst unwahrscheinlich,<br />

dass die Market Maker keine ausreichende Liquidität stellen können. Dies entspricht<br />

<strong>der</strong> Regelung <strong>der</strong> MaRisk BTR 3, Tz. 3 die auf den Liquiditätsgrad <strong>der</strong> Vermögenswerte<br />

abstellt. An<strong>der</strong>s hingegen die Variante des OTC-Kaufs <strong>der</strong> Option. Es gestaltet<br />

sich schwieriger, ein Optionsgeschäft OTC zu angemessenen Preisen aufzulösen.<br />

Was dennoch für ein OTC-Geschäft spricht, ist die Tatsache, dass die Konditionen<br />

flexibler zu vereinbaren sind. Demgegenüber liegen z. B. die Fälligkeiten an <strong>der</strong> Eurex<br />

nur auf jedem dritten Freitag <strong>im</strong> Monat. Des Weiteren werden an <strong>der</strong> Eurex nur<br />

Plain Vanilla Options (Standard-Optionen) gehandelt, in den meisten <strong>Strukturierte</strong>n<br />

<strong>Produkte</strong>n sind diese aber nicht enthalten.


Risikokategorie 4: Operationelle Risiken<br />

Welche operationellen Risiken eine Aktienanleihe aufweist, wird <strong>im</strong> Folgenden ersichtlich.<br />

Diese Analyse wird allgemeiner gehalten, es werden nicht die Bestandteile<br />

<strong>im</strong> einzelnen geprüft, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Emissionsprozess <strong>Strukturierte</strong>r <strong>Produkte</strong>, somit<br />

auch <strong>der</strong> von Aktienanleihen. Emittiert ein Institut ein <strong>Strukturierte</strong>s Produkt, so sollte<br />

<strong>der</strong> gesamte Geschäftsprozess aufeinan<strong>der</strong> abgest<strong>im</strong>mt sein und fließend ineinan<strong>der</strong><br />

greifen. Die beste Möglichkeit dieser Anfor<strong>der</strong>ung gerecht zu werden, wäre die Bildung<br />

von Teams o<strong>der</strong> eigenen Abteilungen. 79 Diese könnten dann die Koordination<br />

über alle Fachbereiche sicherstellen. Das Erwerben von Kenntnissen und Erfahrungen,<br />

einhergehend mit fortlaufen<strong>der</strong> Festigung <strong>der</strong> Arbeitsabläufe, würde operationelle<br />

Risiken min<strong>der</strong>n können. In <strong>der</strong> Praxis ereignet sich dies jedoch nur bei großen<br />

Emittenten. Bei nicht spezialisierten, bzw. mittleren und kleinen Instituten gestaltet<br />

sich <strong>der</strong> Umgang mit <strong>Strukturierte</strong>n <strong>Produkte</strong>n auf an<strong>der</strong>e Art. Meist gibt es we<strong>der</strong><br />

fest zusammengestellte Teams, noch beson<strong>der</strong>e Abteilungen für <strong>Strukturierte</strong> <strong>Produkte</strong>.<br />

Der Risikomin<strong>der</strong>ung wäre dies aber zuträglich, da neben dem speziellen Produktwissen<br />

auch Marktkenntnisse, rechtliche sowie steuerliche Kenntnisse von großer<br />

Bedeutung sind. Des Weiteren erweist sich <strong>der</strong> Emissionsprozess als problematisch,<br />

da er in viele verschiedene Standardprozesse eines Instituts eingreift, wodurch<br />

viele Mitarbeiter konfrontiert und in Anspruch genommen werden. 80 Diese Mitarbeiter<br />

fühlen sich meist in ihrer eigenen Aufgabenstellung gestört und reagieren ablehnend,<br />

was dem Prozess nicht zuträglich ist. Doch nicht nur Mitarbeiter, sogar Verantwortliche<br />

bis hin zum Vorstand können durch unzureichendes Fachwissen den Emissionsprozess<br />

erschweren und somit verlangsamen. Ersichtlich wird hier, dass nicht nur <strong>der</strong><br />

reibungslose Ablauf, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> Faktor Mensch zum potenziellen operationellen<br />

Risiko wird. 81 Zur Erläuterung folgen nun ausgewählte Beispiele.<br />

Wie bei <strong>der</strong> Emission an<strong>der</strong>er <strong>Strukturierte</strong>r <strong>Produkte</strong> sollte ein Institut eine Aktienanleihe<br />

auf Rechtsrisiken prüfen. Ein fiktiver Fall wäre eine Klage eines Kunden, welcher<br />

die Vertragsbedingungen bzw. die unzureichende Aufklärung über Risiko/Ertragsstruktur<br />

<strong>der</strong> Aktienanleihe in Frage stellt. Des Weiteren könnten beispielhaft<br />

potenzielle Risiken bei den Mitarbeitern liegen. Durch einen Fehler bei <strong>der</strong> Dateneingabe<br />

ist eine falsche Berechnung <strong>der</strong> Aktienanleihe möglich. Ebenfalls kann<br />

79 Vgl. Walter (2007), S. 393 ff.<br />

80 Vgl. ebenda, S. 395<br />

81 Vgl. ebenda


eine falsche Berechnung aus einem Systemfehler resultieren, möglich wäre hier eine<br />

falsche Programmierung. Weitere operationelle Risiken können bei internen Verfahren<br />

auftreten. Die MaRisk stellen <strong>im</strong> BTR 4 die Anfor<strong>der</strong>ung auf angemessene Maßnahmen<br />

zum Umgang mit operationellen Risiken. Verantwortliche sollten dementsprechend<br />

für ein zuverlässiges Kontrollsystem sowie eine fehlerfreie Organisationsstruktur<br />

sorgen, um diese Risiken zu min<strong>im</strong>ieren. 82<br />

5. Fazit<br />

Zu Beginn dieser Arbeit wurden <strong>Strukturierte</strong> <strong>Produkte</strong> definiert. Dabei wurde festgestellt,<br />

dass sie grundsätzlich aus mehreren Komponenten bestehen. Wie ihre Zusammenstellung<br />

letztendlich ausfällt, ist vom Nutzen <strong>der</strong> Investoren und <strong>der</strong> Emittenten<br />

abhängig. Es besteht eine Vielzahl <strong>Strukturierte</strong>r <strong>Produkte</strong>, die in unterschiedliche<br />

Arten differenziert werden können. Zwei wesentliche Arten dieser <strong>Produkte</strong> sind<br />

solche mit Kopplung an Zinsen und Anleihemärkte sowie solche mit Kopplung an<br />

Aktienrisiken. Es wurde ersichtlich, dass <strong>Strukturierte</strong> <strong>Produkte</strong> sehr vielfältig und in<br />

ihrer Zusammenstellung oft komplex sind. Trotz dessen lohnt es sich nicht nur für<br />

große Emittenten <strong>Strukturierte</strong> <strong>Produkte</strong> zu begeben, son<strong>der</strong>n auch für mittlere und<br />

kleine Institute. <strong>Strukturierte</strong> <strong>Produkte</strong> werden von Kreditinstituten zur Erfüllung langfristiger<br />

Ziele emittiert und erringen dadurch strategische Bedeutung. So stärkt ihre<br />

Emission die Wettbewerbsposition durch ein diversifiziertes Angebot, welches aus<br />

<strong>der</strong> individuellen Zusammenstellbarkeit hervorgeht. Der mo<strong>der</strong>ne Charakter ist dem<br />

Image zuträglich und zudem gibt die Innovationsgeschwindigkeit eine Möglichkeit,<br />

den Kundenkontakt aufrecht zu erhalten und vor <strong>der</strong> Konkurrenz abzuschirmen. Des<br />

Weiteren wurde ersichtlich, dass sich Margen durch Intransparenz erwirtschaften<br />

lassen. Viele Maßnahmen, die <strong>der</strong> Zielerfüllung eines Instituts dienen, sind mit verschiedenartigen<br />

Risiken behaftet. Diese Risiken glie<strong>der</strong>n sich in die vier Arten:<br />

Marktpreisrisiken, operationelle Risiken, Liquiditätsrisiken und Adressrisiken. Zur<br />

Steuerung dieser Risiken gibt die BaFin rechtliche Regelungen vor, die Bestandteil<br />

<strong>der</strong> MaRisk sind. Durch diese werden Kreditinstitute dazu angehalten, die mit ihrer<br />

Tätigkeit verbundenen Risiken so zu begrenzen, dass diese je<strong>der</strong>zeit tragbar sind.<br />

Dazu gehört auch die Risikosteuerung von <strong>Strukturierte</strong>n <strong>Produkte</strong>n. Um hier eine<br />

Risikosteuerung zu ermöglichen, müssen die <strong>Produkte</strong> in ihre Bestandteile zerlegt<br />

und dupliziert werden. Es gibt zwei grundlegende Möglichkeiten mit einem Struktu-<br />

82 Vgl. Kreitmeier, Hartmann


ierten Produkt zu verfahren. Es ist möglich die <strong>Produkte</strong> nicht zu sichern, d. h. sie<br />

gehen in den Gesamtbank-Cashflow ein und werden dann daraus gedeckt. Der Gesamtbank-Cashflow<br />

unterliegt trotzdem Risiken und muss geson<strong>der</strong>t gesichert werden.<br />

Die zweite Möglichkeit ist, die Bestandteile <strong>der</strong> <strong>Produkte</strong> über entsprechende<br />

Geschäfte zu sichern, da sie jeweils unterschiedlichen Risiken ausgesetzt sind. Entsprechende<br />

Geschäfte könnten bei Anleihebestandteilen <strong>der</strong> Kauf identisch ausgestatteter<br />

Anleihen sein, die wie<strong>der</strong>um selbst Risiken unterliegen, die es zu berücksichtigen<br />

gilt. Somit wird deutlich, dass jede Komponente verschiedene Risiken aufweist<br />

und speziell abgesichert werden muss. In <strong>der</strong> Praxis werden gleiche Risikopositionen<br />

in ihrer Gesamtbankrisikoart zusammengefasst und diese wird dann abgesichert. Es<br />

zeigt sich, dass die Risikosteuerung schwierig ist, da viele Einzelheiten, Regelungen,<br />

etc. zu beachten sind und diese durch ihre Komplexität mit einem hohen Arbeitsaufwand<br />

verbunden ist. Dennoch kann es sich für Institute als lohnend herausstellen<br />

eine solche Risikosteuerung zu betreiben, denn <strong>der</strong> Wettbewerb n<strong>im</strong>mt <strong>im</strong>mer mehr<br />

zu, weshalb Institute stets nach neuen Möglichkeiten zur Kundengewinnung und Opt<strong>im</strong>ierung<br />

suchen sollten.<br />

Aufbauend auf dieser Arbeit wären nun die Komponentengruppen (z. B. Anleihen,<br />

Optionen, Swaps, usw.) aller <strong>Produkte</strong> auf ihre Risiken zu untersuchen. Somit könnte<br />

es möglich sein die gesamten Risiken <strong>der</strong> <strong>Strukturierte</strong>n <strong>Produkte</strong> leichter zu erkennen,<br />

woraufhin die Steuerung <strong>der</strong> vier Risikoarten effizienter durchzuführen sein sollte.


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Versicherung<br />

Ich versichere, dass ich die Arbeit selbstständig verfasst und keine an<strong>der</strong>en als die<br />

angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe.<br />

Kassel, 26.03.2008<br />

____________________<br />

(Annette Czypull)

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